altägyptische medizin
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Ägyptische Medizin
Helmut Satzinger
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Ägyptische Ärzte und ägyptische Medizin waren ���im Alten Orient hoch angesehen.������Fürsten und Könige erbaten sich vom Pharao ägyptische Ärzte.��� ���Ramses II. sandte dem Hethiterkönig Ärzte; viele Herrscher — darunter die Achämeniden-Könige Persiens — bedienten sich ägyptischer Ärzte.������
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Odyssee, IV. Buch, 220–30. Siehe so heilsam war die künstlich bereitete Würze,���Welche Helenen einst die Gemahlin Thons Polydamna���In Aigyptos geschenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde���Mancherlei Säfte hervor, zu guter und schädlicher ���
Mischung;���Dort ist jeder ein Arzt, und übertrifft an Erfahrung���Alle Menschen; denn wahrlich sie sind vom Geschlechte ���
Päeons.
[Παιήων, Παιάν: Arzt der Götter; ein Gott der Medizin. Mit dem ägyptischen Thoth gleichgesetzt]
Ebenso bei den Griechen:
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Über Ägypten: Die Heilkunst ist so verteilt, dass jeder Arzt nicht mehr als nur je eine Krankheit zu heilen versteht. Daher ist alles voll von Ärzten. Da gibt es besondere Ärzte für die Augen, für den Kopf, für die Zähne, für den Bauch und für die inneren Krankheiten.
Herodot, Neun Bücher der Geschichte. II. Buch, § 84. (Besuchte Ägypten ca. 440 v. Chr.)
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Charakteristisch für Hochkultur: Arbeitsteiligkeit und Spezialisierung. Ursprung im Schamanentum (“Medizinmann“). Auch in Ägypten: • enge Verbindung zw. Priester und Arzt; • enge Verbindung zw. Medizin und Magie. Verbindung des Arztberufes mit dem Priesterstand — "Hofarzt und Priester” und "Hofarzt und Oberpriester” aus dem Alten Reich, am Hofe Amenophis IV.: ein Oberarzt, der zugleich "erster Diener des Aton" war, also Hoherpriester des neuen Sonnengottes.
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Aus einer Grabinschrift— Scheintür Wien 8009 (Altes Reich): ... Iren-achti, sein schöner Name ist Ni-anch-Pepi. • Der Leibarzt des Palastes, Proktologe und Oberarzt des Palastes Iri. • Der Arzt am Palast, Magier der Selkis und Oberarzt Iri. • Der Hüter des Geheimnisses der Gottesworte Iri. • Der Augenarzt Iri.
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Aus einer Grabinschrift: “Ich bin Vorsteher der Priester der Sachmet, Vorsteher der Zauberer (ḥk3.w), Oberarzt des Königs, der täglich das Buch liest, der [jemanden behandelt] der krank ist, der seine Hand auf den Patienten legt, indem er ihn kennenlernt, geschickt im Untersuchen mit der Hand (?), der Priester der Sachmet N. N.“.
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Und der HERR sprach zu Mose und Aaron: Wenn Pharao zu euch sagen wird: Beweist eure Wunder, so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao, daß er zur Schlange werde. Da gingen Mose und Aaron hinein zu Pharao und taten, wie ihnen der HERR geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab vor Pharao und vor seinen Knechten, und er ward zur Schlange.
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Da forderte Pharao die Weisen und Zauberer; und die ägyptischen Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören: ein jeglicher warf seinen Stab von sich, da wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Also ward das Herz Pharaos verstockt, und er hörte sie nicht, wie denn der HERR geredet hatte. (Exodus 7:8-‐12)
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ÄGYPTISCHE MAGIE galt als besonders potent.������Zauber ist eine dynamische Kraft, die eng mit der Religion verbunden ist — kein Gegensatz zwischen Religion u. Magie.������Der „Vorlesepriester“ des Tempels — der die liturgischen Texte rezitiert — ist professioneller Magier ersten Ranges. ������Ägypten galt offenbar seit jeher als Land der Magie — afrikanische Komponente?���
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Ägyptische Medizin ist rational und methodisch:
Diagnose nach klar definierten Kriterien Behandlung „nach Lehrbuch“
Behandlung gleichzeitig durch Medikamente, Massagen etc., und durch magische Handlungen.
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Verletzungen durch Unfälle oder Kämpfe (wurden vom zwnw behandelt) waren von klarer Ursache, ebenso Skorpionstiche und Schlangenbisse (für deren Behandlung der xrp srqt, der Exorzist der Serqet oder Selkis, den entsprechenden Zauber und Heilmittel wusste). Krankheiten und deren Ursachen waren jedoch mysteriös. Die Ägypter erklärt sie als Werk der Götter, oder hervorgerufen durch böse Geister, und der Weg, den Körper von ihrem Einfluss zu befreien, war die Reinigung des Körpers. Einerseits Beschwörungen, Gebete zu den Göttern — vor allem Sachmet, Göttin der Heilung —, Flüche und Drohungen; andererseits die Einnahme von Medikamenten verschiedener Art.
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Ein Kasten mit chirurgischen Instrumenten wird dem Gott dargebracht. Tempel von Kom Ombo.
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Zentralbegriff „Unversehrtheit“ — stark geprägt vom Horus-Auge und vom Osiris-Mythos
Gesundheit bedeutete für die Ägypter Ganzheit, Vollständigkeit und Unversehrtheit. Heilung war für sie die Suche nach Ganzheit, nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele, die Gedanken, die Stimmung, das Umfeld.
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Seth tötet Osiris. Er zerstückelt seinen Leichnam. Isis und Anubis fügen ihn wieder zusammen und beleben ihn.
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(Plutarch, c. 46 – 120 n. Chr. Über Isis und Osiris) (Seth) erkannte den Leichnam, zerriss ihn in vierzehn Stücke und streute sie umher. Als Isis das vernahm, fuhr sie in einem Papyrusboote durch die Sümpfe und suchte die Stücke wieder zusammen (...). Aus diesem Grunde spricht man auch von vielen Gräbern des Osiris in Aegypten, da Isis für jedes einzelne Glied dort, wo sie es fand, ein Grab errichtete.... Isis suchte und fand die Leichenteile des Osiris. Daraufhin setzte sie Osiris mit Hilfe von Anubis wieder zusammen, um ihn wiederzubeleben. Nachdem Anubis die Organe in die Kanopen verstaut hatte, benutzte Isis ihre Magie und versuchte, mit Flügeln dem Toten das Leben einzuhauchen. Sie verwandelte sich zum Milan und konnte so Horus empfangen.
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Isis als Mutter: Beschützerin Magierin
Posthume Zeugung
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Osiris blieb in der Duat (Unterwelt) und wurde durch das Totengericht zum
Herrscher über das Totenreich erklärt
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Isis zieht Horus im Verbor- genen im Schilfdickicht von Chemmis (Ach-bit) auf.
Isis lactans Gottesmutter mit dem
göttlichen Kind
„Alleinerzieherin“:
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Budapest, Szépművészeti Múzeum
Horus auf den Krokodilen schützt vor Schlangen & Skorpionen
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Pap. Wien 3925 mit dem Haupttext der Horus-Stelen
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Wien 2059
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Heilstatuen
Statue Tyszkiewics Louvre-Museum
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Ägyptisches Museum Kairo
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Der Gott Bes
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„Zaubermesser“: Schutz für Mutter und Kind
(Mittleres Reich)
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Hypo- cephalus oder Kopf- scheibe
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Hypo- cephalus oder Kopf- scheibe
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Zeugung Pharaos durch Gott Amun und die Königin
Gott Chnum bildet das Königskind auf der Töpferscheibe
Aus dem Geburtshaus des Dendera-Tempels.
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Wichtigste Quelle der Erkenntnis: die erhaltenen medizinischen Papyri. Pap. med. Kahun: 17 Diagnosen über Frauenkrankheiten, 17 Geburtsprognosen u.ä. 12. Dynastie, um 1850 v. Chr. geschrieben. 32 x 100 cm. Pap. Edwin Smith: Buch über Wundbehandlung, mit 48 Diagnosen, auf der Rückseite weitere Texte medizinischen Inhalts. Um 1550 v. Chr. geschrieben. 32 x 4,70 cm
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Edwin Smith-Papyrus
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1862 von Edwin Smith erworben. Der Papyrus ist mit 4,7 m Länge der zweitlängste medizinische Papyrus aus dem Alten Ägypten. Es handelt sich um eine mittelägyptische Abschrift, die ungefähr in die Zeit 1550 v. Chr. zu datieren ist. Das Original stammt vermutlich aus dem Alten Reich. Die Vorderseite umfasst siebzehn Kolumnen und listet 48 chirurgische Fälle (Wundenbuch) auf, die systematisch vom Kopf über die Schultern bis zum Oberkörper reichen. Beim 48. Fall bricht der Text ab, theoretisch hätten noch andere Körperpartien wie das Leibesinnere oder die Organe folgen müssen.
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Das Wundenbuch ist gemäß einem klassischen Lehrtextes aufgebaut. Jeder Fall enthält jeweils eine Überschrift, Anweisungen für die Untersuchung, eine Diagnose, eine Prognose und eine mögliche Therapie. Einige Fälle sind auch komplizierter aufgebaut und enthalten mehrere Untersuchungen und Diagnosen. Zahlreiche Glossen am Ende eines jeden Falls dienten dazu, die veralteten Wörter und Ausdrücke näher zu erläutern und den damaligen Lesern verständlich zu machen.
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Anatomische Verteilung der Fälle im Wundenbuch.
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P. Ebers: wichtigste Quelle. Vollständig, ohne Beschädigung. Vs. 100 Kolumnen, Rs. 8 Kolumnen. Sammelwerk: sehr zahlreiche Diagnosen und Rezepte. Am Ende: über das Herz, über das Gefäßsystem; Diagnosen über Geschwülste. Um 1550 v. Chr. geschrieben. 30 cm x 20 m.
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Papyrus Hearst: Sammelwerk. Anfang verloren, 16 Kolumnen und Schluss erhalten. Um 1550 v. Chr. 3,50 m lang. Pap. med. Berlin: Sammelhandschrift mit Rezepten, Diagnosen, Sprüchen usw. Um 1300 v. Chr. geschrieben. 20 x 520 cm (urspr. länger).
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Pap. Chester Beatty VI: Rezepte für Erkrankungen des Afters. Rs. magische Besprechungen und sonstige Rezepte. Um 1300 v. Chr. geschrieben. 21 x 135 cm (urspr. länger). P. med. London: Wenige Rezepte, viele Zaubersprüche. Um 1350 v. Chr. geschrieben. 17 x 210 cm. Pap. Carlsberg VIII: Fragmente; Augenkrankheiten, Geburtsprognosen. Um 1200 v. Chr. geschrieben.
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Für die Prognose wurde eine von drei Floskeln verwendet, die die Krankheit klassifizierten und die weitere Behandlung bestimmten: •„Eine Krankheit, die ich behandeln werde.“ •„Eine Krankheit, mit der ich kämpfen werde.“ •„Eine Krankheit, die nicht behandelt wird.“
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Zaubersprüche
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Medizinische Betreuung durch ausgebildete Fachärzte war zumindest für die Oberschicht eine Selbstverständlichkeit. Die ärmeren Schichten hatte wohl ihre eigenen Heiler, „Kräuterdokter“ und Bader. Aus einem Liebeslied des Neuen Reiches:
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Sieben Tage bis gestern habe ich meine ,Schwester‘ nicht ��� gesehen, so dass Krankheit mich befällt. All mein Leib ist schwer, mein Körper hat mich im Stich gelassen. Wenn die Ärzte zu mir kommen, weist mein Herz ihre Arzneien zurück. Die Magier-Priester wissen keinen Ausweg. Meine Krankheit ist nicht zu bestimmen.
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Nur eine Meldung „Sie ist hier!“ würde mich beleben, nur ihr Name ließe mich aufstehen! Nur wenn ihre Botschaften hin- und hergingen, würde das mein Herz wieder leben machen! Meine ,Schwester‘ tut mir besser als alle Rezepte, sie ist mir wichtiger als die gesamte Medizin. Wenn sie von draußen herein kommt, das ist mein
Amulett, ihr Anblick lässt mich genesen!
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Ausblick Aus unvoreingenommener heutiger Sicht ist man geneigt anzunehmen, dass vieles von den alten ägyptischen Arzneien und medizinischen Praktiken unwirksam, wenn nicht gar schädlich war: z.B. wird sich Kot, in der Medizin verwendet, nur in den seltensten Fällen als gesund erweisen, und wenn als Wundverband angewendet kann er sehr wohl zu Tetanus-Vergiftung führen, allerdings wurde Dung in Europa bis ins Mittelalter verwendet. Man könnte annehmen, dass die Abhängigkeit von Magie und Religion die Entwicklung rationaler Ansichten über die Ursachen von Krankheiten und deren Heilung verzögert hat. Auf der anderen Seite hat sicherlich die starke Überzeugung des Patienten vom göttlichen Ursprung der Krankheit wie der Kur auch eine große Rolle in ihrer Wirksamkeit gespielt. Offensichtlich hat man großes Gewicht auf die Selbstheilung des Organismus gelegt und sie möglichst kräftig unterstützt; wobei Magie und Glaube durchaus förderlich waren.
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Im römischen Imperium spielten griechische Ärzte eine große Rolle; ihre Kunst war vermutlich weitgehend von der ägyptischen Medizin beeinflusst. Einerseits über sie, andererseits über die arabisch-islamische Kultur ist schließlich vieles ins europäische Mittelalter gelangt. Eine Anzahl von Wörtern für Drogen u. Ähnliches ist so vom Alten Ägypten auf uns gekommen. Z.B.
Natron, Nitrat Gummi (arabicum) Stibium Chemie