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ALEXANDER BRENNER HOUSES Dies ist eine Leseprobe Alle Rechte vorbehalten. Kontaktieren Sie uns, falls Sie das PDF weiter verwenden möchten: [email protected]

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ALEXANDER BRENNERHOUSES

Dies ist eine LeseprobeAlle Rechte vorbehalten. Kontaktieren Sie uns, falls Sie das PDF weiter verwenden möchten: [email protected]

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with an essay by / mit einem Essay von

Gottfried Knapp

ALEXANDER BRENNERHOUSES

1990-2010

© 2011 Verlag Georg D. W. Callwey GmbH & Co. KG, Streitfeldstrasse 35, 81673 München | www.callwey.de | E-Mail: [email protected] | This work including all its parts is protected by copyright. Any use outside the narrow constraints of copyright law without consent of the publis-her is prohibited and punishable. This applies in particular to duplications, translations and microfilms as well as to storage and processing in electronic form. / Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun-gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. | Pictures by kind permission of the photogra-phers / Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotografen | Cover design / Schutzumschlaggestaltung: b-and, Stuttgart | Book design / Buchgestaltung, Satz: b-and, Stuttgart | Editorial office / Lektorat: Katrin Pollems-Braunfels, München | Translation into English / Übersetzung ins Englische: Michael Robinson, London, Bianca Murphy, Hamburg | Printing and binding / Druck und Bindung: Passavia Druckservice, Pas-sau | Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailled biographic data are available in the internet at http://dnb.ddb.de | Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. | Printed in Germany 2011 | ISBN 978-3-7667-1888-4

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contents

Introduction Gottfried Knapp

Reconciling aesthetics and functionalityGottfried KnappDie Versöhnung von Ästhetik und Funktionalität Gottfried Knapp

Con & Vent Houseprivate residences

Straussduplex residence

Heidehofprivate residence

Am Oberen Bergprivate residence

B-Waldwoodland residence

Dornhaldesmall residence tower

Auf der Albcountry residence

Bopprivate residence

K7 Houseprivate residence

Miki 1duplex residence

Miki 3duplex town house

Roboduplex residence

R6 Houseprivate residence

Wernhaldeprivate residence

Interview

List of work 1990 – 2000

List of work 2000 – 2010

Bibliography

Credits

Biographical note

b-and

Es dürfte derzeit kaum Architekten in Europa ge-ben, die sich ähnlich konsequent und ähnlich form-bewusst mit dem Bautypus Villa auseinandersetzen wie der Stuttgarter Architekt Alexander Brenner.

Innerhalb eines einzigen Jahrzehnts hat Brenner, der seit 1990 in Stuttgart ein eigenes Büro unter-hält, eine Serie von individuell auf die stadträum-liche Situation und die Bedürfnisse der Bewohner reagierenden Wohnbauten geschaffen, die in ihrer Formensprache, aber auch in ihrer innenarchitek-tonischen Sinnfälligkeit ohne Beispiel sein dürften.

Brenners Villen kann man als dreidimensionale Kunstwerke, als bis ins kleinste Detail durchmo-dellierte Wohnskulpturen deuten und erleben. Sie geben sich nach außen mit den grafisch effektvoll eingesetzten Horizontalen und Vertikalen ihrer Ar-chitekturglieder und Fensterbänder, mit den weit ausladenden, schattenspendenden Vordächern, mit den individuell in den Raum vorstoßenden, kubisch wirksamen weißen Wänden und den großflächigen Glasfassaden als plastisch-geometrische Skulptu-ren, die dem organisch durchgestalteten Garten- und Freiraum kraftvoll entgegentreten.

Ganz einzigartig aber ist die gestalterische Logik, mit der Brenner den Kubismus der Außenformen ins Innere hineinwirken lässt und auf die Einbau-ten in den Wohnräumen, den Küchen und den Bä-dern überträgt. In einer verblüffenden Selbstver-ständlichkeit sind nicht nur sämtliche Möbel in den Häusern, sondern auch alle sonstigen Gegenstände des Alltags in die stereometrische Ordnung des fein rhythmisierten Raumkontinuums eingepasst.

Wenn es also in der Geschichte der neueren Ar-chitektur, wie oft zitiert wird, jemals etwas wie ei-nen Stuttgarter Stil gegeben hat, dann hat dieser Stil in den Wohnbauten Brenners eine neue, funkti-onal höchst subtile Erfüllung erreicht.

At present, there are few architects in Europe who address the villa building type as consistently and in such a form-conscious way as Stuttgart-based ar-chitect Alexander Brenner.

Brenner has run his own practice in Stuttgart since 1990, and within just one decade he created a series of residential buildings responding individu-ally to the urban situation and the owners’ needs; every one of them is unprecedented regarding its design vocabulary as well as its interior coherence.

Brenner’s villas can be regarded and experienced as three-dimensional works of art, as sculptures to live in, which are thoroughly designed down to the smallest detail. Towards the exterior, the graphi-cal effect resulting from the horizontal and vertical emphases of the structural elements and window bands, the cantilevered roofs giving shade, the cu-bically effective white walls individually protruding into the space, and the extensive glass façades let the buildings appear like geometrical sculptures, which powerfully contrast the organically designed garden and outdoor space.

However, what is truly unique is the design logic Brenner deploys to let the cubism of the external forms influence the interior, applying it to all fix-tures in the living rooms, kitchens and bathrooms. With an amazing naturalness, all pieces of furniture are integrated into this stereometrical order of the finely tuned spatial continuum, and so are all ob-jects of everyday life.

So if there has ever been the much-cited Stuttgart style in the history of recent architecture, then this style has reached a new and functionally highly so-phisticated implementation with Brenner’s houses.

IntrOdUctIOnGottfried Knapp

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Rechteckige, kistenartige Räume gelten seit Jahrtausenden als die zweckmäßigsten Be-hausungen für aufrecht gehende Menschen. In ihren Ecken lassen sich die Dinge, die der Mensch zum Leben braucht, am leichtesten und unauffälligsten unterbringen und aus dem Weg räumen. Doch mit jedem Gegen-stand, den der Mensch in eine Ecke packt oder an eine aufrechte Wand lehnt, vermin-dert sich die Aufenthaltsqualität in dem be-nutzten Gehäuse, mit jeder Vorrichtung, die ihm den angesammelten Besitz zu verstauen hilft, verliert der Raum etwas von seiner Ein-heitlichkeit, seiner Schönheit und Bequem-lichkeit. Seit Menschen in solchen rechtecki-gen Gehäusen, also zwischen vier Wänden hausen, gibt es darum Überlegungen, wie das Chaos der vielen zusammengetragenen, aber nicht zusammenpassenden nützlichen Dinge halbwegs anständig versteckt, weggepackt und sinnvoll bewältigt werden kann.

An den Problemen, die sich im Inneren des Wohnkastens entwickeln, ist der Benutzer sel-ber schuld. Die Probleme, die der nackte Kas-ten nach außen bereitet, sind aber in der Form begründet. Der allseitig geschlossene Wohn-würfel, der den Menschen so ideal umfängt und so gut nach außen abschirmt, wirkt eben dieser schirmenden Geschlossenheit wegen auf die Umgebung abweisend. Er bietet dem Menschen, der vor dem Gehäuse sitzt, weder vor Tieren noch vor Regen, Sonne und Wind, noch vor den Blicken der Nachbarn Schutz. Immer schon haben darum die Erbauer und Benutzer dieser Häuser nach Architekturele-menten gesucht, die helfen, diese Mängel zu beheben. Das überstehende Dach, das auch den Öffnungen in den Wänden, den Fenstern und Türen so etwas wie einen Schirm bietet, ist wohl die gängigste Form, die dafür entwi-ckelt worden ist. Vordächer oder umlaufende Überstände findet man in fast allen Kulturen dieser Erde.

Mit dem Aufkommen der Moderne sind die Kategorien der Wohnlichkeit, die jahrhun-dertelang die architektonischen Formen im Wohnungsbau mitbestimmt hatten, mehr und

As human beings have an upright posture, rectangular, box-like rooms have been consid-ered the ideal form of accommodation for mil-lennia. Necessary items can easily be stored in the corners, where they are out of the way and inconspicuous. Every item stowed in a corner or leant against a vertical wall, how-ever, reduces the interior quality in a lived-in shell. Every contraption that helps us to store the accumulated possessions reduces the uniformity, beauty and comfort of a room. Ever since human beings have lived “within the four walls” of such rectangular shelters, people have wondered how to conceal, pack away and intelligently regain control over all these accumulated but disparate useful items in a halfway acceptable manner.

The problems that develop inside such an inhabited box are the user’s own fault – but the problems caused by the naked box to-wards the exterior lie in its actual form. The residential cube with four solid sides, which does such a good job of enclosing and shel-tering people, looks unapproachable from the outside precisely because of its enclosing, excluding character. It provides no protection from animals, rain, sun, wind or the gaze of neighbours for anyone sitting in front of the building. As a consequence, builders and us-ers of this kind of houses have always looked for architectural elements to rectify this de-ficiency. Projecting roofs, which also provide shelter for openings in the walls, the windows and doors, are the most common solution. Canopies and all-round cantilevers can be seen in almost every culture on earth.

The emergence of modern architecture brought with it an increasing neglect of the homely qualities that had determined the architectural form of residential construc-tion for centuries. Time-honoured and valued qualities such as practicality and even homely comfort were considered outdated, backward and even counterproductive – and this applied to the building of villas in particular. People tried to replace the archaic, primal concept of a home as a shelter from our environment,

dIE VErSÖHnUnG VOn ÄStHEtIk Und FUnktIOnalItÄt

Gottfried Knapp

mehr vernachlässigt worden. Besonders beim Villenbau galten bewährte und geschätzte Kategorien wie Praktikabilität oder gar hei-melige Gemütlichkeit als überholt, rückstän-dig, ja kontraproduktiv. Und die archaische Urvorstellung, dass ein Wohngebäude Schutz vor der Nachbarschaft und vor Wind und Wet-ter bieten müsse, versuchte man durch den Mythos einer neuen Offenheit hin zu einem Lebensraum im Freien zu ersetzen.

Die für die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts prägenden Villen der Groß-meister Frank Lloyd Wright, Le Corbusier oder Ludwig Mies van der Rohe sind alle ku-bisch skulptural empfunden; sie ergehen sich in frei flutenden, meist nur auf einer Seite geschlossenen, lediglich mit eingestellten Wandscheiben untergliederten Räumen, die sich auf breiter Front hinaus ins Freie öff-nen. Diese Ur-Villen der Moderne boten ihren Benutzern variabel bespielbare Raumfolgen, in denen sich mit stilistisch passenden Mö-beln effektvoll moderne Ensembles – ideale Schaubilder für Design-Magazine – inszenie-ren ließen. Doch zum Leben auf Dauer und un-ter den Bedingungen des Alltags waren diese idealisierten Prototypen der neuen Wohnform kaum geeignet. Nur mit massiven Nachrüs-tungen und Zusatzeinbauten, die den offenen Wohnskulpturen viel von ihrer Eleganz nah-men und meist eine Seite des Hauses endgül-tig zur Rückseite degradierten, waren diese Prototypen des neuen Stils für die vielfältigen Bedürfnisse eines Mehrpersonenhaushalts zu adaptieren.

Der Stuttgarter Architekt Alexander Bren-ner sieht sich, wenn er Wohnhäuser und Vil-len entwirft, stilistisch durchaus in der Tra-dition der frühen klassischen Moderne. Er und die Mitarbeiter seines Büros sowie die Bewohner seiner Häuser, die beim Entwerfen ihre Zustimmung geben, wollen auf den stilis-tischen Anspruch einer entschiedenen, aber neu interpretierten Moderne, auf die plasti-sche Kraft und die grafische Stringenz indi-viduell geschichteter und gefügter Baukörper nicht verzichten. Sie wollen aber auch auf die

Erfahrungen des neueren Wohnungsbaus und die funktionalen und organisatorischen Errun- genschaften der heutigen Haustechnik nicht verzichten. Sie träumen von einem Bauwerk, das den neuen, gewandelten Wohnbedürfnis-sen auf denkbar hohem Niveau gerecht wird, sich stilistisch mit historischen Vorbildern messen kann, doch die formalen Freiheiten der frühen Moderne fest in den Dienst nimmt und die Formen ganz aus den Gegebenheiten des Ortes entwickelt.

Die praktischen und ästhetischen Erfah-rungen mehrerer Generationen der Moderne werden im Architekturbüro Brenner zusam-mengefasst und auf jedes einzelne Objekt angewandt. So können Bauten entstehen, die ein hohes Maß an gestalterischer Individuali-tät und figuraler Eleganz mit einem Maximum an praktischer Benutzbarkeit verbinden. Ja, in einigen Fällen gehen die architektonisch-ästhetischen Qualitäten und die organisato-risch-logistischen Finessen so direkt ausein-ander hervor, dass gestalterische Schönheit aufs Schönste praktikabel nutzbar wird und pure Funktionalität sich in sinnlich erlebbare

rEcOncIlInG aEStHEtIcS and FUnctIOnalItY

Gottfried Knapp

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Schönheit verwandelt. In diesen ganzheitlich entwickelten und bis in die letzten Details durchgestalteten Wohnhäusern wird also ein in der Vergangenheit oft beschworenes, doch selten erreichtes Wunschbild der Moderne auf überraschend natürliche Weise Wirklichkeit.

An zwei in ihren Dimensionen recht unter-schiedlichen Wohnhäusern Brenners wollen wir die Prinzipien dieses Entwerfens von au-ßen nach innen und wieder zurück ins Freie, in den Stadtraum hinein, demonstrieren, um dann an weiteren Bauten die Variabilität und Elastizität dieser Methode vorzuführen.

Das kleine Haus

Der Flurname Dornhalde, der für einen schwer zu bewirtschaftenden, klingenartig verengten Steilhang steht, gibt schon eine un-gefähre Ahnung von den situativen Schwierig-keiten, die das extrem steile und schmale, auf drei Seiten engstens umbaute, also buchstäb-lich eingeklemmte Restgrundstück an einer Kurve der Dornhalde den Planern bot. Der zur Straße hinunter trapezförmig bis auf nur 8 Meter Breite sich verengende Hangstreifen, der einen Höhenunterschied von ebenfalls recht ungemütlichen 8 Metern überwindet, hatte seiner fabelhaften Aussichtslage we-gen zuvor schon mehrfach Interessenten an-gelockt, doch seines hinderlichen Zuschnitts und seines schwierigen Baugrunds wegen alle Kaufwilligen und ihre Architekten zum Rück-zug gezwungen. Wer auf diesem verschnitte-nen Handtuch bauen wollte, musste bis an die Ränder des Grundstücks vor-, also den Nach-barn naherücken und dann zwangsläufig steil in die Höhe gehen. Auf benutzbare Flächen im Freien, also auf etwas wie einen Garten, musste weitgehend verzichtet werden.

Als sich eine Bauherrschaft fand, die we-gen beruflicher Belastung ohnehin kaum zum Gärtnern gekommen wäre und darum auf größere Grünräume verzichten wollte, konnte Brenner sein Experiment mit dem verwilder-ten Geländezwickel am Steilhang zwischen

designs as closely following the early classi-cal Modern tradition. He – as well as the team and the occupants of his buildings, who ex-press their agreement during the design proc-ess – does not want to forego either a stylistic demand of a definite but reinterpreted Mod-ernism nor the sculptural power and compel-ling graphic qualities of buildings that are in-dividually layered and structured. Nor do they want to forego the experience of more recent housing construction and the functional and organizational achievement of up-to-date do-mestic engineering. They dream of creating a building, which meets the new changing resi-dential needs at a very high level, is able to measure up with iconic predecessors, whilst simultaneously taking reference from the for-mal freedoms of the early Modernist style and developing the forms from the conditions of the direct surrounding.

In each individual project, Brenner’s ar-chitectural office combines the practical and aesthetic experience of several generations of Modernist architects. This allows the ar-chitectural firm to create buildings that com-bine highly individual designs and figural el-egance with maximum practical usability. In some cases, architectural, aesthetic qualities and organizational, logistical finesse go hand in hand so well that beautiful designs become perfectly useable, and pure functionality is transformed into sensually tangible beauty. These homes, conceived as a single entity and carefully designed down to the last de-tails, turn a frequently espoused but rarely achieved Modernist ideal into reality in a re-markably natural way.

Using the example of two buildings by Bren-ner with very different dimensions, this essay illustrates Brenner’s design principles, start-ing with the exterior and moving into the in-terior, before finally returning to the outdoor, urban space. The variability and flexibility of this method will then be demonstrated using other buildings.

The small house

The field name “Dornhalde” – which de-scribes an unmanageable escarpment, nar-row like a knife blade – gives a reasonable impression of the difficulties the site – an extremely steep and narrow residual plot at a bend of the Dornhalde, literally squeezed between encroaching developments on three sides – presented to a planner. This trapezoi-dal strip of slope, narrowing to 8 metres as it approaches the road and with an inconvenient height difference of 8 metres, had attracted some interest due to its wonderful view, but its problematic shape and difficult building ground had forced all those interested in buy-ing it as well as their architects to give up. Anyone wishing to build on this badly-shaped handkerchief-sized plot would have to build right up to the edges of the plot – impinging closely on the neighbours – and would also have to build steeply upwards. This would mean dispensing with useable outdoor space – there would be no garden to speak of.

When a potential buyer with professional commitments, which left no time for gar-dening and thus reduced the need for green space, was found Brenner was able to start experimenting with this little cut-off corner of land, located on the escarpment between ba-

from wind and weather, with a myth of a new living space that would be open to the out-doors.

Villas by the grand masters Frank Lloyd Wright, Le Corbusier and Ludwig Mies van der Rohe, which are icons of 20th-century architectural history, all have the air of cubic sculptures. They have free-flowing rooms, mostly only one exterior wall is solid, and the interiors, which are divided by inserted wall panels, generously open up towards the exte-rior with broad fronts. These archetypal mod-ern villas offered their users flexible sequence of rooms, within which furniture in the right styles could be used to effectively stage im-pressive modern ensembles – a design mag-azine ideal. And yet these idealised lifestyle prototypes were hardly suitable for residen-tial purposes in the long run and for everyday needs. Adapting these new style prototypes to the many and varied needs of a house with several occupants involved extensive retro-fitting and additional built-in units. These in turn severely reduced the elegance of these open inhabitable sculptures, and usually in-volved degrading one side of the building into being a rear wall.

Stuttgart-based architect Alexander Bren-ner considers the style of his home and villa

den monströs aufgesockelten banalen Vor-stadthäusern beginnen. Er ließ den gesamten Baugrund bis auf das Niveau der Straße her-unter ausheben und schob in den befestigten Schacht einen viergeschossigen schmalen Baukörper hinein, der sich mit dem Rücken in den Abhang schmiegt, auf allen Stockwer-ken aber in Südwestrichtung zum Tal hin öff-net und dem Passanten unten auf der Straße ein Maximum an plastischer Differenzierung bietet. Die skulpturalen Elemente der Fassa-de – die horizontalen weißen Terrassen- und Balkonbrüstungen und die seitlich vertikal durchlaufenden Glasstreifen und Mauerstü-cke – schieben sich höchst lebendig in- und übereinander und verfolgen dabei den schö-nen Zweck, die Bewohner auf den Terrassen oder im Inneren des Hauses vor Blicken aus dem Straßenraum und der Nachbarschaft zu schützen.

Verblüffend für denjenigen, der die be-engten Verhältnisse auf dem Gelände kennt, sind schon der geräumige Vorplatz vor dem Haus und die großzügig breite Eingangs-wand, die den Besucher empfangen. Wo die Nachbarhäuser zur Straße hin gähnende Ga-rageneinfahrten und klobige Tore zeigen, ist bei Brenner das Sockelgeschoss in ganzer Breite quasi mit einem abstrakten Kunst-werk verhüllt, einer horizontal gebänderten, fein rhythmisierten Wand aus aluminium-bedampften Holzwerkstoffplatten, hinter der nicht nur das breite Tor der Doppelgarage, sondern auch der seitlich angebrachte Raum für die Mülltonnen verborgen ist.

Die unsäglichen Dinge, die anderswo Häu-ser höchsten gestalterischen Anspruchs auf den schmuddligen Boden der Tatsachen her- unterholen, sind hier also auf ästhetisch ansprechende Weise aus der Ansicht des Hauses weggeblendet. Ja, das geometrische Muster der Zugangswand muss an keiner Stelle durch störende Türklinken, Schlüs-sellöcher oder Lichtschalter unterbrochen werden, da das verkleidete Garagentor na-türlich mit Fernbedienung gehoben wird und der Mülltonnenraum durch einen einfachen

Griff in eine der Wandfugen zu öffnen ist. Die nüchternen Funktionen werden so ein genu-iner Teil der Ästhetik, die diversen Apparatu-ren, die ein Haus zum Funktionieren braucht, gehen im grafisch gestalteten Baukörper auf. Oder in umgekehrter Richtung betrachtet: Das bildhaft gestaltete Bauwerk wird ohne großen Aufwand, lediglich durch intelligen-te Bündelung der Installationen, den diver-sen funktionalen Bedürfnissen gerecht; die rhythmisierte Architekturplastik nimmt all das in sich auf, was die skulpturalen Formen stören könnte.

Die Bewohner betreten das Haus durch einen Gang, der sich seitlich rechts von der Eingangswand auftut und, durch zwei Ober-lichter angenehm mit Tageslicht erfüllt, pa-rallel zur Garage in die Tiefe des Hangs auf die Haustür zuführt. Selbst in diesem nüch-ternen, dem engen Grundstück geschuldeten Zubringergang verbünden sich Nützlichkeit und Schönheit noch auf originelle Weise. Die seitliche Außenwand ist um so weit nach au-ßen versetzt, dass in der Nische eine Bank als plastisches Element auf die Glasschei-be neben der Haustür zuläuft und drinnen in der Diele als Sitzbank und Abstellvorrichtung weitergeführt wird.

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cOn & VEnt HOUSEPRIVATE RESIDENCES, KIRCHHEIM 2009

Auf einem Grundstück von ca. 1.800 Quadrat-metern sollten für zwei Schwestern und de-ren Familien zwei Einfamilienhäuser erstellt werden.

Da sich das Grundstück an einer befahre-nen Straße befindet und die umgebende Be-bauung sehr heterogen ist, wurde das Pro-jekt als eine Art „klösterlicher Anlage“ mit einer umlaufenden Mauer versehen. Ledig-lich nach Norden hin öffnet sich das Ensem-ble zu freien landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Neben der Abgeschlossenheit gegenüber dem öffentlichen Raum wird durch die Aus-richtung der einzelnen Gebäude zueinander eine größtmögliche Privatheit erreicht. Die-sem Zweck dient auch die in der Mitte des Grundstücks verlaufende lange Wandschei-be. Als Treffpunkt für die beiden Familien wurde an der Straßenseite zwischen beiden Grundstücken ein kleiner hofartiger Platz geschaffen.

Beide Häuser haben einen offenen Grund-riss im Erdgeschoss, bei dem ein abgesenk-ter Wohnbereich die jeweilige Raumsituation stärkt und betont. Einläufige Treppen er-schließen die Obergeschosse, in denen stra-ßenabgewandt die Schlafräume angeordnet sind.

0 5m

Two single-family houses for two sisters and their families were to be constructed on a plot approximately 1, 800 square metres in size.

As this plot is located on a busy road and the surrounding buildings are very heteroge-neous, the project was conceived as a kind of “cloister complex” with a surrounding wall. The ensemble only opens up onto open ex-panses of agricultural land located to the north.

In addition to being secluded from the public space, the orientation of the individual buildings was purposely chosen to ensure maximum privacy. The long wall plate run-ning through the centre of the plot serves the same purpose. A small courtyard-like square was created between the two plots on the side facing the street to serve as a meet-ing point for the two families.

Both houses have an open-plan ground floor, where lowered living areas reinforce and emphasise the respective spatial situ-ations. The upper storeys are accessed via a single flight of stairs, and the bedrooms are located on the side facing away from the street.

ORTSSTRASSE

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Entrance HallTerrace Living Dining Kitchen Camera della ConfusioneStoreroomWC Utility room PoolWater basinCourtyardGarageHallwayLibraryChildren`s roomChildren`s bathroomStudyDressing roomBedroomBathroom Loggia

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EingangHalle Terrasse Wohnen Essen KochenCamera della ConfusioneLager WCHauswirtschaftPoolWasserbeckenHofGarageFlurBibliothekKindBad KinderArbeitenAnkleide Schlafen BadLoggia

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CONVENT

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B-WaldWOODLAND RESIDENCE, STUTTGART 2006

Von der Straße aus sieht man zwei anthrazit-farbene, im Sonnenlicht glitzernde Körper. Zwischen diesen öffnet sich das Tor zu einer eigenen Welt. Von hier oben blickt man auf das Wohnhaus herunter, einen aus hellen Kuben und dunklen Scheiben gefügten Kör-per. Das mit roten Ziegelsteinen gepflasterte Dach bindet die einzelnen Bauteile zusam-men.

Nähert man sich dem Haus über die ge-schwungene Zufahrt, wird der Gegensatz zwischen den massiven Kuben und den leich-ten, auskragenden Scheiben präsent.

Der Eingangsbereich wird von einer solchen weit auskragenden, gewinkelten Scheibe überspannt. Diese ist, wie auch die Carports am Grundstückszugang, mit ei-ner dunklen, im Sonnen- wie im Mondlicht funkelnden Siliciumschicht umhüllt. Diese Oberflächenart wurde über aufwendige Ver-suche vom Architekten zu einem vielseitigen Beschichtungssystem entwickelt.

Durch den Eingang gelangt man in ein zen-trales, glasgedecktes Atrium. Von hier fällt das Sonnenlicht bis tief in das Gartenge-schoss, welches sich zum gegenüberliegen-den Wald hin orientiert. Von der zentralen Halle aus geht es, geleitet durch eine rohe, hölzerne Wandscheibe, weiter in einen lich-ten Wohnraum mit Küchen- und Essbereich. Zwischen Ess- und Wohnbereich befindet sich ein drehbarer Kamin, dessen markante Fortsetzung durch das Dach hindurch diesen wichtigen Bereich nach außen akzentuiert.

Raumweite und raumhohe Verglasungen zur Südseite und zur Aussichtsseite verlei-hen dem Wohnbereich eine die Hausgrenzen weit überschreitende Tiefe.

Two anthracite-coloured building volumes glittering in the sunlight can be seen from the road. The gate in between them opens to a private world. From up here, one looks down to the residence, a building composed of light-coloured cubes and dark rectangu-lar slabs. The roof, which is paved with red bricks, braces the single buiding units.

Approaching the house via the curved ac-cess road reveals the contrast between the solid cubes and the lightly-weight, cantilev-ered sections.

The entrance area is roofed over by such an extremely projecting angled slab. Like the carports at the entrance to the site, this slab is covered with a silicon layer, which spar-kles in sun and moonlight. This surfacing fin-ish was refined as a versatile coating system by the architect in a painstaking development process.

The entrance leads to a central atrium with a glass roof, which allows sunlight right down to garden level, which is oriented towards a wood opposite the house. From the central hall, a rough wooden wall section leads to a bright living space with a kitchen and dining area. A turnable fireplace is positioned be-tween the eating and living areas. The fire-place’s distinctive extension penetrating the roof clearly emphasises this important area towards the outside.

Full-length and full-width glazing on the south side and on the front with the view gives the living area a depth that extends be-yond the boundaries of the house.

Section

EntranceHallDiningKitchenWCLiving Bedroom Dressing roomBathroom Study Utility room Terrace Balcony Children`s roomPlayroomGuest roomCellarStoreroomBuilding services SaunaStock

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EingangHalle Essen KochenWC WohnenSchlafen Ankleide Bad Arbeiten Hauswirtschaft Terrasse Balkon KindSpielenGastKellerAbstellraum HaustechnikSaunaLager

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Ästhetik und Funktionalität bestimmen die Architektursprache der Bauten des

Stuttgarter Architekten Alexander Brenner, der sich beispiellos konsequent mit

dem Bautypus Villa auseinandersetzt.

In den vergangenen Jahren hat er eine Serie von Wohnhäusern geschaffen, die in

ihrer Formensprache und Konzeption auf die stadt- und landschaftsräumliche Si-

tuation Bezug nehmen und auf höchstem Niveau den individuellen Bedürfnissen

der Bewohner gerecht werden.

Der bereits mehrfach prämierte Architekt veröffentlicht mit diesem Werk erst-

mals eine eigene Zusammenstellung realisierter Häuser und Villen, die anhand

traumhaft schöner Innen- und Außenaufnahmen vorgestellt werden.

Aesthetic and functionality characterise the architectural language of the build–

ings by Stuttgart-based architect Alexander Brenner, who deals with the villa as a

building type in an unparalleled consistent way.

In recent years, he created a series of private houses, which with their design vo-

cabulary and concept make reference to the urban and landscape context and ca-

ter for the individual needs of the residents, to the highest possible standard.

With this volume, the multi-award-winning architect first publishes his own com-

position of realised houses and villas, which are illustrated with beautiful interior

and exterior photographs.

www.callwey.de