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Achtung, Paratuberkulose! Wie Landwirte erfolgreich vorbeugen

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Page 1: Achtung, Paratuberkulose! - mpr-bayern.de · »Der Aufwand ist gering … Vorreiter im Paratuberkulose-Management: Christian Schröfele, 46, Landwirt aus Birkland (Kreis Weilheim-Schongau)

Achtung, Paratuberkulose! Wie Landwirte erfolgreich vorbeugen

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Unheilbar. Aber vermeidbar.

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Paratuberkulose auf einen Blick.Die Chance: Wie Sie erfolgreich vorbeugen können.

• MeldepflichtigeInfekti-

onskrankheit bei Wieder-

käuern.

• Merkmal:heftigewässrige

Durchfälle.

• WirddurchBakterien

übertragen.

• Gelangtzu95Prozent

durchZukaufinfizierter

Tiere in die Herde.

• Wirdinnerhalbder

Herdezu85Prozentdurch

Aufnahme erregerhaltiger

Muttermilchverbreitet.

InfizierteTierezeigenlangekeineAnzeichenderKrankheit.

MeiststeckensichJungtiereimerstenLebensmonatan.Die

ErkrankungbrichtjedocherstbeiüberzweijährigenTieren

aus.

Dasbedeutet:BevordieSymptomeauftreten,könnendie

Tiere unbemerkt viele weitere Herdenmitglieder anstecken.

Deshalbistessoschwierig,dieKrankheitdauerhaftzube-

kämpfen.

Kälber und Lämmer im ersten Lebensjahr sind besonders

anfällig. Wenn Sie Ihre Jungtiere konsequent vor Anste-

ckung schützen, haben Sie den ersten Schritt zum lang-

fristigen Erfolg getan.

DieParatuberkuloselässtsichdauerhaftbekämpfen,wenn

SiealseinzelnerLandwirtundmöglichstalleBetriebebun-

desweit aktiv werden mit:

• besonderenHygiene-Maßnahmen

• engmaschigerKontrolledesBestands

Wissenschaft, Landesbehörden und das Bundesministerium

fürErnährungundLandwirtschafthabenhierzuLeitlinien

entwickelt.DiewichtigstenMaßnahmenunddieeinzelnen

SchrittebiszumBetriebsstatus„unverdächtig“stellenwir

IhnenaufdenfolgendenSeitenvor.

• Unheilbar.

• Verläuftimmertödlich.

• Betrifftmindestens10bis

15ProzentderMilchvieh-

herden in Deutschland.

• VerursachtimBetrieb

erheblichefinanzielle

Verluste.

• EineBeteiligungdes

ErregersanMorbusCrohn,

einer Darmerkrankung

desMenschen,wird

diskutiert.

Das besondere Problem.

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»Der Aufwand ist gering …

Vorreiter im Paratuberkulose-Management:

Christian Schröfele, 46, Landwirt aus Birkland

(Kreis Weilheim-Schongau).ChristianSchröfelezüchtetFleckviehundhältrund30Milchkühe.

Seit2007nimmteramParatuberkulose-Managementteil.MitErfolg.

InzwischenhatseinBetriebdenhöchstenStatusIV(vgl.Seite10)erreicht:

Er gilt als Paratuberkulose-unverdächtig.

Herr Schröfele, das Paratu-

berkulose-Management

bedeutet einige Umstellun-

gen für einen Betrieb.

Warum haben Sie sich dafür

entschieden?

Ichhabe2007denBetrieb

von meinen Eltern übernom-

men und bin noch im selben

JahrinsProgrammeingestie-

gen. Paratuberkulose führt

zuschwerenEinbußen.Ich

wollte einen Beitrag leisten,

aucheinVorbildsein.Wir

besprechenalleAngelegen-

heiten gemeinsam am

Familientisch.Dasswiram

Programm teilnehmen, war

für uns alle klar.

Worauf müssen Sie achten?

Das Wichtigste sind die

Hygiene und die Trennung

vonKälbernundälteren

Tieren. Nur so kann man eine

AnsteckungüberdenKot

erkrankter Tiere vermeiden.

Wirseparierennichtnurdie

Kälber,sondernhaltendie

Arbeitsabläufe getrennt –

auchpersonell.Meine

Lebensgefährtin und ich

melkendieKühe;meine

Mutterkümmertsichumdie

Kälber.BeimMelkenverwen-

den wir Einmal-Handschuhe.

Händewaschen vor und

nach jedem Stallbesuch ist

selbstverständlich.Im

Hauptberufarbeiteichbeim

Milchprüfring,ichkomme

jeden Tag viel herum und

da ist konsequente Hygiene

selbstverständlich. Auch

bevor ich in meinen eigenen

Stall gehe, wechsele ich die

Kleidung.

Wie wird der Status Ihrer

Herde geprüft?

Der Tiergesundheitsdienst

untersuchteinmalproJahr

dasBlutder30ältestenTiere.

NachrundzweiWochen

liegt das Ergebnis vor. Bei

Tieren mit fraglichem

Ergebniswirdzusätzlicheine

Kotprobeuntersucht.Istdie

Blutuntersuchung bei allen

Tierennegativ,wirdderKot

ausgewählter Tiere getestet.

Dasdauertziemlichlange.Bei

unserer ersten Untersuchung

warenzweiMilchkühe

verdächtig. Wir haben sie

vorsichtshalber sofort aus der

Herde entfernt. Seitdem sind

alle Ergebnisse negativ.

Bedeutet das Paratuberkulo-

se-Management für Sie mehr

Arbeit?

Der Aufwand ist eher

gering. Wir sind ein Hochleis-

tungsbetrieb, um die Tiere

und die Hygiene haben wir

uns schon immer intensiv

gekümmert. Auch die

Dokumentation ist kein

Problem.Ichtragenurvor

der Untersuchung den

NamenderKüheundihr

Alter in eine Liste ein.

… und er lohnt sich.«

Was wünschen Sie sich für

das Paratuberkulose-Ma-

nagement?

Zum einen, dass es für den

Landwirtbezahlbarbleibt.

WirzahlenfürunsereHerde

rund100EuroproJahr,das

istinOrdnung.Undzum

anderen, dass noch mehr

über das Thema informiert

wird.DieplanmäßigeVor-

beugungistmeineVersiche-

rung für eine gesunde und

leistungsfähige Herde.

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Sicheristsicher:MaßnahmeninderMilchkuhhaltung.

Wie können Sie der Übertragung von Paratuberkulose

vorbeugen? Hier finden Sie eine Übersicht und erste

Beispiele.IndividuelleBeratungbietetderTGDBayerne.V.

WeitereInfoquellenfindenSieaufSeite11.

Allgemein.

1. RäUMLICHE TREnnUng:

• vonJungtieren(jüngerals1Jahr)undälterenTieren;Bildungvon

GruppengleichaltrigerTiere(nachAufzuchtalter/-phase)

• vonSaugkälbernundallenanderenTieren

• vonRindernundSchafen/Ziegen

• vonFütterungsbereichenundBesuchergängen

2. FUTTERMITTEL:

• FuttervorrätevorVerschmutzungdurchHaustiere,Vögeloder

Wildschützen.

• NurSilagevomeigenenHofoderauseinemBetriebmitdemselben

Statusverfüttern(vgl.Seite10).

3. HygIEnE IM ARBEITSALLTAg:

• AmEin-undAusgangsbereichzueinzelnenGruppen

Umkleide-/Waschmöglichkeitenschaffen.

• ZwischenBetreuungundFütterungderverschiedenenTiergruppen

unbedingtStiefelundKleiderwechselnundHändewaschen.

• TierärzteundandereBetriebsfremdemüssenhofeigeneKleidungtragen.

4. BESTAnd BEoBACHTEn:

• HaltenDurchfällebeiTierenlängerals5Tagean,rufenSiedenTierarzt.

5. MASSnAHMEn doKUMEnTIEREn:

• v.a.dieGruppenzugehörigkeit

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• NachdemBeweidendurchdürfenKälber

dieWeidenichtnutzen.

• GülleoderMistausBeständenmitunbekanntemStatusdarfnichtauf

FlächenfürdieFuttergewinnungausgebrachtwerden.

• AbkalbeboxenvomübrigenBestandtrennen;möglichst

mitSichtkontaktzurHerde.NichtfürQuarantäne,

KälberoderJungviehzwischennutzen.

• Mutterkuhwaschenundingereinigte,desinfizierte

Abkalbeboxeinstellen.

• NeugeboreneKälbersofortvonderMuttertrennen

undeinzelnaufstallen.

• MöglichstauseigenerNachzucht.

• ZukaufnurausBetriebenmitbekanntemParatuberkulose-Status(vgl.Seite10).

EntscheidendistimmerderStatusderHerdeunddeszugekauftenTiers.Ermuss

gleichhochoderhöherseinalsderIhresBetriebs.

• Transport:JungtiereuntereinemJahrgetrenntinfrischgereinigtenFahrzeugen

undBoxentransportieren.KontaktmitTierenvonunbekanntemStatusvermeiden.

• AlleTiereimBestandmüssenregelmäßigklinischbeobachtetwerden.

• BeiallenDurchfällen,dielängeralsfünfTageandauern,denTierarztrufen.

VorallembeiTierenab18MonatenUntersuchungaufParatuberkulose-Erreger.

• WirdderParatuberkulose-Erregernachgewiesen,solltedasTiersofortvonderHerde

getrennt werden. Nicht tragende Tiere werden geschlachtet, tragende Tiere müssen einem

speziellenHygienemanagementbeiderKalbungunterzogenwerden.

• NachkommenpositivgetesteterTieremüssenklinischaufmerksambeobachtetwerden.

• NursaubereTränkebecken,Trögeusw.verwenden.

• GepoolteÜberschussmilchnurvonnegativgetesteten

Kühenvertränkenodermindestenspasteurisieren.

BesserMilchaustauscherverwenden.

• MutterkuhhaltunginfestenGruppen,möglichst

ohne Wechsel.

• KälbersolltenimmernurdasKolostrum(Erstmilch)der

eigenenMuttererhalten.DasKolostrummusssauberund

hygienischeinwandfreigewonnenwerden.BeiNutzung

einerKolostrumbankdarfnurgetestetesKolostrumvon

Kühenverwendetwerden,dieseitmindestenszweiJahren

überwacht wurden.

Abkalben. Remontierung(ErgänzungdesBestands).

KlinischeMaßnahmen.

WaszeigendieaktuellenTestverfahren?

Aufzucht.

Weide, Wiese und Acker.

?

nicht aussagekräftig

Das Tier muss sofort geschlachtet werden.

Der Bestand ist Paratuberkulose- unverdächtig, wenn ermindestens5Jahrelangserolo-gisch und klinisch oder bakteriologisch untersucht worden ist(undweiter untersuchtwird).

einzelnes Tier gesamter Bestand

Antikörper-

nachweis

Erreger-

nachweis

Antikörper-

nachweis

Erreger-

nachweis

Ergebnis

positiv

mussfallbezogen

beurteilt werden

Ergebnis

negativ

?

? ?

Wanderschafe

Rinder/Kühe (über18Monate)

2 Jahre

1 Jahr

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InvierStufenzumStatus„unverdächtig“.

Hier finden Sie weitereInfos.

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• Verordnung über meldepflichtige

Tierkrankheiten vom 11. Februar 2011

(BgBl. IS. 3517)

www1.bgbl.de

• Leitlinien für den Umgang mit der

Paratuberkulose in Wiederkäuer-

beständen (Paratuberkuloseleitlinien)

Bundesanzeigervom10.02.2005,

S.2165

www.tgd-bayern.de

• Ratgeber Paratuberkulose(PDF)

Checkliste Paratuberkulose(PDF)

Bundesministerium für Ernährung

und Landwirtschaft

www.bmel.de(imSuchfenster

„RatgeberParatuberkulose“eingeben)

JenachStandIhrerMaßnahmenwirdfürIhrenBetriebeinStatusdefiniert:

STATUS IBasis-Maßnahmen

STATUS IIFortgeschrittene

Überwachung

STATUS IIIBekämpfung

und Sanierung

STATUS IVParatuberkulose-

unverdächtig

• SieführendauerhaftdieempfohlenenHygiene-Maßnahmen

durch(vgl.Seite6bis9).

• DerTGDBayerne.V.überprüftIhrenBetriebregelmäßig.

• SiekaufennurTiere von Betrieben mit bekannt unverdächtigem

Herdenstatuszu.

Wie STATUS I.Zusätzlich:

• 1 x jährlich werden alle Tiere ab 2 Jahren serologisch untersucht

(alternativ:validePCR).

Wie STATUS II.Zusätzlich:

• Alleserologisch positiven Tiere, deren nachkommen und

Vorfahren werden 3 x im Abstand von 6 Monaten untersucht

(Kot:bakteriologischodervalidePCR).nachkommen unter

2 Jahrenwerdenabgesondertundab2Jahrenuntersucht.

• Allebakteriell positiven Tiere(auchdieinvaliderPCR

positivgetesteten)sindsofortzuschlachten.

• Siekaufen nur TiereausBetriebenmit(mindestens)

Status IIIzu.1

IhrBestandgiltalsunverdächtig,wenn:

• ermindestens 5 Jahre lang mit negativem Ergebnis untersucht

wurde(serologischbzw.bakteriologischsowieklinisch).

• SiedieseTests regelmäßig weiter durchführen lassen.

• Sienur Tiere aus Betrieben mit Status IVzukaufen.1

1Das betroffene Tier muss in die Untersuchungen eingeschlossen sein. DerStatusmussvoneineranerkanntenStelle(z.B.demTGDBayerne.V.)bestätigtsein.

• Paratuberkulose beim Rind – Morbus

Crohn beim Menschen: ein ursächlicher

Zusammenhang? (PDF)

BayerischesLandesamtfürGesundheit

und Lebensmittelsicherheit

www.lgl.bayern.de(imSuchfenster

„Paratuberkulose“eingeben)

• nationales Referenzlabor für

Paratuberkulose

Friedrich-Loeffler-Institut,Bundesfor-

schungsinstitut für Tiergesundheit

(InfozuForschungsberichten,

Methodenusw.)

www.fli.bund.de(imSuchfenster

„Paratuberkulose“eingeben)

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EinegemeinsamePublikationvon:VerbandderBayerischenPrivatenMilch-

wirtschafte.V.,TiergesundheitsdienstBayerne.V.,MilchprüfringBayerne.V.

Herausgeber:

VerbandderBayerischenPrivatenMilchwirtschafte.V.

Kaiser-Ludwig-Platz2

80336München

Telefon:+4989530750-50

Telefax:+4989530750-55

E-Mail:[email protected]

Internet:www.vbpm.de

VertretungsberechtigteGeschäftsführerin:SusanneNüssel

Registergericht:AmtsgerichtMünchen

Registernummer:VR4256

Steuer-Nr.143/236/80559

FürdenInhaltVerantwortliche:

SusanneNüssel(Anschriftsieheoben)

Bildnachweis:

fotolia.de,shutterstock.com,MPRBayerne.V.

EinherzlichesDankeschöndenHerrenDr.ChristianBaumgartner,

MPRBayerne.V.,Prof.Dr.Dr.ErwinMärtlbauer,Ludwig-Maximilians-

UniversitätMünchen–LehrstuhlfürHygieneundTechnologiederMilch

undDr.AndreasRandt,TGDBayerne.V.,fürdiefachlicheUnterstützung.

VBPMGefördert durch