8. sondertagung schweißen im schiffbau und ingenieurbau

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515 Stahlbau 76 (2007), Heft 7 Berichte 8. Sondertagung Schweißen im Schiffbau und Ingenieurbau Die traditionelle Tagung (25. und 26. April, Hamburg) der Germanischer Lloyd AG, des DVS-Landesverbandes Hamburg/Schleswig-Holstein und der GSI/SLV Nord fand auch im Jahr 2007 mit 110 Teilnehmern großes In- teresse der Fachleute. Am 25. April wurde die Hafencity – die größte Bau- stelle in Europa – unter besonderer Berücksichtigung des Stahlbaus fach- kundig präsentiert, und anschließend fand eine Besichtigung bei bestem Hamburger Wetter statt. Beim Begrü- ßungsabend auf dem Museumsschiff Rickmer Rickmers hatten die Teilneh- mer Gelegenheit zur Diskussion und zum Auf- und Ausbau von schweiß- technischen Netzwerken, die für die tägliche Arbeit von Nutzen sind, aber auch persönliche Kontakte ermögli- chen. Einige Teilnehmer durften unter Anleitung von Fernsehkoch Thies Möl- ler den leckeren Nachtisch für alle zu- bereiten. Die Tagung fand in der Elb- kuppel des Hotels Hafen Hamburg statt, eine erstklassige Tagungsstätte fürVorträge und Diskussionen. DerTa- gungsband kann beim Organisations- büro unter [email protected] bestellt werden. Themenblock 1 – Laserschweißen Dr. Gerlinde Winkel, SLV Mecklen- burg-Vorpommern, eröffnete die Vor- träge mit dem Thema Qualitäts- sichernde Maßnahmen beim Laser- strahl- und Laser-MSG-Hybridschwei- ßen von Profilen für maritime Anwen- dungen, das sie gemeinsam mit Gregor Meyer, Innostahl GmbH, bearbeitet. Mit den beschriebenen Strahl- schweißverfahren können heute Stahlprofile hergestellt werden, deren Verfügbarkeit als gezogene und ge- presste Produkte nicht immer gewähr- leistet werden kann. Es können auch größere Blechdicken verarbeitet wer- den, die ohne wesentliche Nachbear- beitung verwendet werden können. Dafür ist eine intensivere Naht- und Schweißvorbereitung erforderlich. Mit diesen Verfahren können verschiedene Werkstoffkombinationen auch mitein- ander verbunden werden. Der beson- dere Effekt liegt in der Möglichkeit, spezifizierte Profilgeometrien in re- produzierbarer Qualität bedarfsge- recht zu produzieren und mit akzepta- blen Lieferzeiten verfügbar zu halten. Jens Keil, Blohm und Voss, be- richtete über zehn Jahre Laserschwei- ßen im Schiffbau. Die Fertigungsstra- ße bei Blohm und Voss wurde 2001 nach entsprechenden Vorversuchen eingerichtet und anlässlich einer Ta- gung dieser Reihe von den Teilneh- mern besichtigt. Die Vorteile für die Fertigung insbesondere mit dünnen

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Page 1: 8. Sondertagung Schweißen im Schiffbau und Ingenieurbau

515Stahlbau 76 (2007), Heft 7

Berichte

8. Sondertagung Schweißen im Schiffbau und Ingenieurbau

Die traditionelle Tagung (25. und 26.April, Hamburg) der GermanischerLloyd AG, des DVS-LandesverbandesHamburg/Schleswig-Holstein und derGSI/SLV Nord fand auch im Jahr2007 mit 110 Teilnehmern großes In-teresse der Fachleute. Am 25. Aprilwurde die Hafencity – die größte Bau-stelle in Europa – unter besondererBerücksichtigung des Stahlbaus fach-kundig präsentiert, und anschließendfand eine Besichtigung bei bestemHamburger Wetter statt. Beim Begrü-ßungsabend auf dem MuseumsschiffRickmer Rickmers hatten die Teilneh-mer Gelegenheit zur Diskussion undzum Auf- und Ausbau von schweiß-technischen Netzwerken, die für dietägliche Arbeit von Nutzen sind, aberauch persönliche Kontakte ermögli-chen. Einige Teilnehmer durften unterAnleitung von Fernsehkoch Thies Möl-ler den leckeren Nachtisch für alle zu-

bereiten. Die Tagung fand in der Elb-kuppel des Hotels Hafen Hamburgstatt, eine erstklassige TagungsstättefürVorträge und Diskussionen. DerTa-gungsband kann beim Organisations-büro unter [email protected] werden.

Themenblock 1 – Laserschweißen

Dr. Gerlinde Winkel, SLV Mecklen-burg-Vorpommern, eröffnete die Vor-träge mit dem Thema Qualitäts-sichernde Maßnahmen beim Laser-strahl- und Laser-MSG-Hybridschwei-ßen von Profilen für maritime Anwen-dungen, das sie gemeinsam mit GregorMeyer, Innostahl GmbH, bearbeitet.Mit den beschriebenen Strahl-schweißverfahren können heuteStahlprofile hergestellt werden, derenVerfügbarkeit als gezogene und ge-presste Produkte nicht immer gewähr-

leistet werden kann. Es können auchgrößere Blechdicken verarbeitet wer-den, die ohne wesentliche Nachbear-beitung verwendet werden können.Dafür ist eine intensivere Naht- undSchweißvorbereitung erforderlich. Mitdiesen Verfahren können verschiedeneWerkstoffkombinationen auch mitein-ander verbunden werden. Der beson-dere Effekt liegt in der Möglichkeit,spezifizierte Profilgeometrien in re-produzierbarer Qualität bedarfsge-recht zu produzieren und mit akzepta-blen Lieferzeiten verfügbar zu halten.

Jens Keil, Blohm und Voss, be-richtete über zehn Jahre Laserschwei-ßen im Schiffbau. Die Fertigungsstra-ße bei Blohm und Voss wurde 2001nach entsprechenden Vorversucheneingerichtet und anlässlich einer Ta-gung dieser Reihe von den Teilneh-mern besichtigt. Die Vorteile für dieFertigung insbesondere mit dünnen

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Blechen liegen in den hohen Bearbei-tungsgeschwindigkeiten, dem geringenVerzug und den präzisen Trenn- undFügeergebnissen. Dieses Verfahren istinsbesondere für eine Werft interessant,die sich für Hightech-Schiffe speziali-siert hat, dazu zählen Mega-Yachten,Fregatten und Korvetten. Die ur-sprünglich angenommenen Anforde-rungen an die Werkstoffe für diesesSchweißverfahren haben sich nichtbestätigt, so dass der Anwendungsbe-reich ausgedehnt werden kann.

Themenblock 2 – Fertigungsüber-wachung und Bewertung

Lars Eggert, ThyssenKrupp Marine Sy-stems, Emden, berichtete über die Er-fahrungen bei der Fertigung von Dünn-blech-Stumpfnähten. Bei dieser Ferti-gung treten insbesondere Nahteinfallund Kantenversatz auf. Die in den Fer-tigungsstandards festgelegten Abwei-chungen können in der Praxis insbe-sondere bei Blechdicken zwischen 4 bis6 mm nicht immer eingehalten werden.Sind die engen Grenzen überschritten,ist ein rechnerischer Nachweis in Hin-blick auf Zulässigkeit und Auswirkun-gen zu führen. Die vom Vortragendenbeschriebenen Festigkeitsberechnun-gen konnten die Effekte darstellen unddie Möglichkeiten einer Bewertung auf-zeigen. Die Maximaltoleranz des Nah-teinfalls nach VSM-Standard führt zueinem weitaus höheren Spannungsni-veau als die des Kantenversatzes. Ne-ben einer geeigneten Arbeitsvorberei-tung ist es natürlich auch wichtig, auchdie Schweißer in Bezug auf das Heftenund Schweißen von Dünnblechnähtenbesser zu schulen.

Uwe Cohrs, Blohm und Voss Ins-pection Service GmbH, berichteteüber die Untersuchungen an Schweiß-nähten bei der Durchstrahlung mitverschiedenen Strahlquellen. Dabeispielte der Vergleich der verschiede-nen Möglichkeiten bei der mobilenSchweißnahtuntersuchung eine we-sentliche Rolle, da im Schiffbau nichtimmer unter optimalen Bedingungengeschweißt und geprüft werden kann.Anhand der Ausführungen konntedeutlich gemacht werden, dass die Aus-wertbarkeit und Fehlererkennbarkeitvon Durchstrahlungsaufnahmen we-sentlich von der Art der Stromquellenund den Aufnahmeparametern ab-hängt. In Zukunft wird die digitaleRadiografie inklusive der Bildverar-

beitung an Bedeutung gewinnen.Markus von Busch, Germani-

scher Lloyd AG, sprach über Aspekteder Untervergabe von Leistungen anSubkontraktoren. Die Unterschiede ei-nes Werkvertrages und eines Dienst-vertrages wurden erläutert und dieAuswirkungen im Haftungsfall darge-stellt. Dieses Thema spielt bei derGlobalisierung natürlich eine immergrößere Rolle und muss von denÜberwachungsorganisationen, vor al-lem aber von den Bestellern beachtetwerden. Eine Zusammenarbeit beiderist notwendig, die Verantwortung mussvorher klar sein. Ein zertifiziertes QM-System gibt keine Garantie für dieProduktqualität, diese ist zumindeststichprobenweise zu überwachen.

Themenblock 3 – Spezielle Schweißtechniken

Wolfgang Kleinkröger, SiempelkampGmbH, berichtete über die neuen inder Entwicklung befindlichen inter-nationalen Standards auf dem Gebietdes Schweißens von Gusseisen. Ob-wohl diese Verfahren schon lange imEinsatz sind und auch die Normungbereits große Fortschritte gemachthat, wird die vollständige Standardi-sierung noch einige Zeit benötigen.Das hängt auch damit zusammen,dass es im Allgemeinen spezielle Bau-teile und Verfahren betrifft, die schwerzu normen sind. Mit dem Unterwas-serschweißen verhält es sich ähnlich.Walter Henz von der SLV Hannoverberichtete über die schweißtechnischeAusbildung in der Unterwassertech-nik. Die Ausbildung der Taucher – dieprimäre Qualifikation – zum Schwei-ßer muss den besonderen Bedingun-gen angepasst werden. Im Einsatz un-ter Wasser ohne Sicht und bei Strö-mung herrschen Verhältnisse, die kaumim Becken simuliert werden können.Daher sind in jedem Einzelfall undim Vorfeld die sich aus dem relevan-ten Regelwerk ergebenden Qualitäts-anforderungen zu prüfen. Nur wenndie tatsächlich erreichten bzw. übli-cherweise erreichbaren Eigenschaf-ten einer unter Wasser geschweißtenNaht mit diesen Anforderungen über-einstimmen, kann eine Reparatur alsdauerhaft angesehen werden. In Ab-hängigkeit vom Regelwerk kann eineReparatur unter Wasser trotz vorlie-gender Qualifikation eines Unterwas-serschweißers ein Notbehelf bleiben.

Olaf Drews, MAN&Diesel AG,berichtete über Schadensbewertungund Instandsetzung von Kolbenstan-gen. Bei Erreichen von Verschleiß-grenzen hochwertiger Motorenkom-ponenten können diese durch er-probte Schweiß-, Spritz-, undGalvanotechniken aufgearbeitet wer-den. Ein interessantes Beispiel wurdeintensiv behandelt von der Beurtei-lung, den Reparaturmöglichkeitenund den durch- geführten Maßnah-men. Die über 25 Jahre alten Kolben-stangen konnten repariert werdenund werden sicherlich noch lange dieBeanspruchungen ertragen.

Themenblock 4 – Entwicklungstenden-zen im Stahlbau ? Bestand und Neubau

Im letzten Themenblock berichteteFalk Lüddecke von der BAM überSchweißen von Altstahl. Dabei musszunächst der Stahl untersucht wer-den, den es zu verbinden gilt. In um-fangreichen Versuchen an Probenwurden die verschiedenen Stähle derJahre 1860 bis 1940 untersucht undbewertet. Für den Puddelstahl konntedanach keine prinzipielle Schweiß-eignung festgestellt werden, dagegenweist der Flussstahl eine Schweißeig-nung auf. Eine genaue Beurteilung je-des Bauteils bleibt unerlässlich.

Traditionell wird am Schluss überein interessantes Bauwerk berichtet.Stephan Rau von der Plauen StahlTechnologie GmbH berichtete sehranschaulich über die Neue MesseHamburg — Herausforderungen durchHallen aus Stahl und Holz. Die Pro-bleme für die Fertigung, den Trans-port und die Montage wurden disku-tiert und die entsprechenden Lösun-gen begründet. Der Vortrag war einsehr guter Abschluss der Tagung.

Schlusswort

Prof. Dr. Richard Stroetmann undTill Braun dankten zum Schlussnoch einmal allen Vortragenden fürihre Bemühungen und den Tagungs-teilnehmern für ihr Interesse und diezahlreichen Diskussionsbeiträge. Siebaten die Teilnehmer um Einreichungvon Vortragsvorschlägen nach Vorlie-gen des call for papers zur Tagung am16./17. April 2008 in Hamburg.

Daniel Engel, GL, und Bernhard Richter, DVS, Hamburg