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7.12 Pilothafte In-situ-Sanierung eines BTEX-Schadens mit dem TUBA- Verfahren beim Heiz- und ehemaligen Gaswerk Plauen Thermally enhanced in situ remediation of a BTEX contamination at a former gas works site Beteiligte Mitarbeiter: R. Schmidt, H.-P. Koschitzky, C. Betz, A. Färber Zeitrahmen: 1999 - 2000 Auftraggeber / Finanzierung: Auftraggeber: Züblin Umwelttechnik GmbH, Stuttgart Abstract: The unsatured zone below the tanking area of a former gas works was contaminated with BTEX. This contamination was remediated with the innovative thermally enhanced soil vapour extraction technology TUBA by injecting steam into the subsurface and vaporizing the contaminants. Problemstellung: Am Standort Plauen wurde von 1910 bis 1976 ein Gaswerk betrieben, auf dessen Gelände infolge von Betankungsverlusten während der gesamten Betriebszeit der Untergrund bis zum Grundwasserstauer mit BTEX-Aromaten verunreinigt wurde, so dass eine akute Gefährdung für den direkt angrenzenden Vorfluter bestand. Der extrem heterogene Untergrund besteht aus einer ca. 2,4 m mächtigen anthropogenen Auffüllung (Schotter und Grobkies mit schluffigen Anteilen), die von einer Schluffschicht mit sandigen und tonigen Einlagerungen mit einer Mächtigkeit von 2 m unterlagert wird. Darunter schließen sich kiesige Ablagerungen (Grundwasserleiter) an. Das Gelände war mit einer Asphaltschicht abgedeckt. Der Grundwasserstauer liegt bei einer Tiefe von ca. 6 m, der Grundwasserspiegel ca. 2,85 m unter GOK. Die Hauptkontami- nation mit maximalen BTEX- Konzentrationen von bis zu 2,9 g/kg liegt in Tiefenlagen von 2,4 bis 4,4 m in der Schluffschicht. Der schemati- sche geologische und techni- sche Aufbau ist in Abb. 1 dar- gestellt. Auf Grundlage des erkundeten kontaminierten Bodenvolumens und der mittleren BTEX-Bo- denkonzentrationen wurde die sich im Untergrund befindliche Schadstoffmasse auf ca. 130 kg geschätzt. Abb. 1: Vertikaler Schnitt durch das Sanierungsfeld und prinzi- pielle Anlagenkomponenten des TUBA-Verfahrens Sanierungsdurchführung: Um den stark kontaminierten Bereich wurden insgesamt acht Dampfin- jektionsbrunnen (I1bis I8) angeordnet, die in der stark belasteten Schluffschicht verfiltert sind und in die Dampf vom naheliegenden Heizkraftwerk injiziert wurde. Über zwei Extraktionsbrunnen (Ex1 und Ex2) wurde die Bodenluft und verdampfter Schadstoff abgesaugt, durch einen Kondensator und über Aktivkohle geleitet. Mit einem speziell entwickelten Flüssigphasenextraktionssystem konnte eventuell in den Extraktionsbrunnen anfallende heiße Schadstoffphase abgepumpt werden. Die Anlage war mit den erforderlichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet und konnte vollautomatisch betrieben werden. Über Temperaturlanzen wurden die Temperaturen im Boden an 96 Stellen tiefenorientiert gemessen. Messtechnisch erfaßt wurden außerdem alle für den Betrieb wichtigen Temperaturen, Drücke und Durchflüsse. Zur Bilanzierung der extrahierten Schadstoffmasse wurden in den ver- schiedenen Austragspfaden Gas- und wässrige Proben entnommen und analysiert.

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Page 1: 7.12 Pilothafte In-situ-Sanierung eines BTEX-Schadens … · 7.12 Pilothafte In-situ-Sanierung eines BTEX-Schadens mit dem TUBA-Verfahren beim Heiz- und ehemaligen Gaswerk Plauen

7.12 Pilothafte In-situ-Sanierung eines BTEX-Schadens mit dem TUBA-Verfahren beim Heiz- und ehemaligen Gaswerk PlauenThermally enhanced in situ remediation of a BTEX contamination at a formergas works site

Beteiligte Mitarbeiter: R. Schmidt, H.-P. Koschitzky, C. Betz, A. FärberZeitrahmen: 1999 - 2000Auftraggeber / Finanzierung: Auftraggeber: Züblin Umwelttechnik GmbH, Stuttgart

Abstract: The unsatured zone below the tanking area of a former gas works was contaminated withBTEX. This contamination was remediated with the innovative thermally enhanced soil vapourextraction technology TUBA by injecting steam into the subsurface and vaporizing the contaminants.

Problemstellung: Am Standort Plauen wurde von 1910 bis 1976 ein Gaswerk betrieben, auf dessenGelände infolge von Betankungsverlusten während der gesamten Betriebszeit der Untergrund bis zumGrundwasserstauer mit BTEX-Aromaten verunreinigt wurde, so dass eine akute Gefährdung für dendirekt angrenzenden Vorfluter bestand. Der extrem heterogene Untergrund besteht aus einer ca. 2,4 mmächtigen anthropogenen Auffüllung (Schotter und Grobkies mit schluffigen Anteilen), die von einerSchluffschicht mit sandigen und tonigen Einlagerungen mit einer Mächtigkeit von 2 m unterlagertwird. Darunter schließen sich kiesige Ablagerungen (Grundwasserleiter) an. Das Gelände war miteiner Asphaltschicht abgedeckt.

Der Grundwasserstauer liegtbei einer Tiefe von ca. 6 m, derGrundwasserspiegel ca. 2,85 munter GOK. Die Hauptkontami-nation mit maximalen BTEX-Konzentrationen von bis zu 2,9g/kg liegt in Tiefenlagen von2 , 4 b i s 4 , 4 m i n d e rSchluffschicht. Der schemati-sche geologische und techni-sche Aufbau ist in Abb. 1 dar-gestellt. Auf Grundlage des erkundetenkontaminierten Bodenvolumensund der mittleren BTEX-Bo-denkonzentrationen wurde diesich im Untergrund befindlicheSchadstoffmasse auf ca. 130 kggeschätzt.

Abb. 1: Vertikaler Schnitt durch das Sanierungsfeld und prinzi-pielle Anlagenkomponenten des TUBA-Verfahrens

Sanierungsdurchführung: Um den stark kontaminierten Bereich wurden insgesamt acht Dampfin-jektionsbrunnen (I1bis I8) angeordnet, die in der stark belasteten Schluffschicht verfiltert sind und indie Dampf vom naheliegenden Heizkraftwerk injiziert wurde. Über zwei Extraktionsbrunnen (Ex1 undEx2) wurde die Bodenluft und verdampfter Schadstoff abgesaugt, durch einen Kondensator und überAktivkohle geleitet. Mit einem speziell entwickelten Flüssigphasenextraktionssystem konnte eventuellin den Extraktionsbrunnen anfallende heiße Schadstoffphase abgepumpt werden. Die Anlage war mitden erforderlichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet und konnte vollautomatisch betriebenwerden. Über Temperaturlanzen wurden die Temperaturen im Boden an 96 Stellen tiefenorientiertgemessen. Messtechnisch erfaßt wurden außerdem alle für den Betrieb wichtigen Temperaturen,Drücke und Durchflüsse. Zur Bilanzierung der extrahierten Schadstoffmasse wurden in den ver-schiedenen Austragspfaden Gas- und wässrige Proben entnommen und analysiert.

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Universität Stuttgart - Institut für Wasserbau - Lehrstuhl für Hydraulik und Grundwasser - Prof. Dr. h.c. H. Kobus PhD

Ergebnisse: Während der zeitlich vorgeschalteten „kalten“ Bodenluftabsaugung (BLA) wurden inder abgesaugten Bodenluft geringe BTEX Konzentrationen zwischen 0,07 mg/m3 und 50 mg/m3

gemessen (Abb. 2). Vor Inbetriebnahme der Dampfinjektion wurden durch den 31 Tage dauernden“kalten” Bodenluftabsaugung nur ca. 250 g BTEX ausgetragen.

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BTEX GesamtmasseBTEX Masse flüssigBTEX Konzentration

9 19 290

Zeit [Tage Dampfinjektion]

26.1

0.98

26.1

1.98

22.1

2.98

26.0

1.99

Kalte Bodenluftab-saugung (Phase I)

Dampfinjektion(Phase II)

Bodenluftabsaugung ausEx1 und Ex2 (Phase III)

Bodenluftabsaugungaus Inj.-pegeln (Phase III)

Abb. 2: BTEX-Konzentrationen und Massenaustrag während der verschiedenen Betriebsphasen

Der Wärmeeintrag führte hingegen zu einerraschen und starken Erhöhung der BTEXKonzentrationen von anfangs 10 mg/m3 aufden Spitzenwert von 1950 mg/m3 in der ab-gesaugten Bodenluft. Aus den Bodenluftkon-zentrationen und dem abgesaugten Volumen-strom konnte der zeitliche Massenaustragberechnet werden (Abb. 2).Die Kosten der thermisch unterstützten Bo-denluftabsaugung durch Dampfinjektion(TUBA) beliefen sich auf insgesamt 264.000DM. Die spezifischen Kosten pro Tonne ge-reinigten Bodens sind mit 242 DM in diesemFall im Vergleich zur kalten Bodenluftabsau-gung deutlich geringer (Abb. 3). Abb. 3: Kostenvergleich Dampfinjektion - “kalte“ BLA

Veröffentlichungen: Bretschneider, T., Färber, A., Koschitzky, H.P., Schmidt, R., 2000: „Innovative Technologien zur In-situ-Sanierung:

Thermisch unterstützte Bodenluftabsaugung durch Dampfinjektion“,Fachkongreß Energie und Umwelt 2000, 29. -30. März 2000, Freiberg, BRD.

Schmidt, R., Koschitzky, H.-P., 1999: „Pilothafte Sanierung eines BTEX-Schadens an einem ehemaligen Gaswerksstandortmit der thermisch unterstützten Bodenluftabsaugung (TUBA) durch Dampfinjektion“, Wiss. Bericht WB 99/5 (HG262), Institut für Wasserbau, Universität Stuttgart.

Schmidt, R., Koschitzky, H.-P., 2000: Pilot-scale study of steam enhanced soil vapour extraction at a BTEX site. Lecturegroup Environmental Technology, Achema 2000, Frankfurt am Main, 22.-27.05.2000.

Koschitzky, H.-P.; Schmidt, R.; Theurer, T.; Winkler, A.; Färber, A.: In-situ remediation of the unsaturated zone by steaminjection: results of pilot studies, International congress Implementation of In-Situ Remediation Techniques, Utrecht,October 9-10, 2000, p. 111-114

Winkler, A., Koschitzky, H.-P., Weiske, A., Gropper, H., 2001: Statusbericht "Thermische In-situ-Sanierungs-technolo-gien", Arbeitskreis „Innovative Erkundungs-, Sanierungs- und Überwachungsmethoden“, Schriftenreihe desaltlastenforums Baden-Württemberg e.V., Heft 4, Schweizerbart‘sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart