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p www.medical-network.at MEDICAL NETWORK 2018 ÄRZTE SPECIAL 127 Die Tagung begann mit einem Referat von Prof. Dr. Oliver Ehrt aus Mün- chen, der in sehr systema- tischer Art und Weise die verschiedenen Nystagmus- formen darstellte. Dabei wurde unter- schieden zwischen früh- kindlichen und erwor- benen Nystagmusformen, erstere treten in den ersten vier Lebensmo- naten ohne Oszillopsien auf. Im Gegensatz dazu treten erworbene Nystagmusformen nach dem 4. Lebens- jahr in jedem Alter mit Oszillopsien auf und können disoziiert oder disjugiert sein und neurologische Zusatzbefunde bieten, bei denen eine weitere neurologische Abklä- rung wichtig ist. OÄ Diana Putz aus Innsbruck sprach über Kopfschmerzen bei Kindern. Dabei wurden primäre von sekundären Kopf- schmerzraten unterschieden. Die Mehrheit der Kopfschmer- zen im Kindesal- ter sind gutartig und selbst limi- tierend, beson- ders bei den pri- mären Formen. Eine Bildgebung sollte nur bei Warnsignalen durchgeführt werden. Die Anamnese ist außerordentlich wichtig, alle Studien konnten zeigen, dass Placebos im Kindesalter Ansprech- raten bis zu 50 Prozent haben. Dr. Teresa Rauch- egger von der Universitäts- Augenklinik Inns- bruck berichtete über neueste Ent- wicklungen in der Glaukomdia- gnostik und -The- rapie. Hier wur- de insbesondere bezüglich der zunehmenden Wichtigkeit der OCT-Angiographie Stellung genom- men, denn einige Studien zeigen, dass diese Untersuchungsmethode vergleichbare Werte in der Früherkennung des Glaukoms mit Dickenmessungen der Nervenfaser- schicht als auch bei Gesichtsfelddefekten aufweist. Auch wurde über Papillenrandblutun- gen berichtet und dass in Bezug zur Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Nikolaos Bechrakis fasste für Medical Network die Vorträge des von ihm organi- sierten 35. Innsbrucker Ophthalmo- logischen Wochenendes zusammen, in denen das vorige Jahr aus augen- ärztlicher Sicht rekapituliert wurde. 35. Innsbrucker Ophthalmologisches Wochenende FORTSETZUNG > OPHTHALMOLOGISCHES UPDATE 2017 www.medical-network.at/news/2018/februar/03_02_iow.html FOTOS: DR. ERICH FEICHTINGER / MEDICAL NETWORK 35. Innsbrucker Ophthalmologisches Wochenende OPHTHALMOLOGISCHES UPDATE 2018

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Page 1: 35. Innsbrucker Ophthalmologisches Wochenende · einem Referat von Prof. Dr. Oliver Ehrt aus Mün-chen, der in sehr systema-tischer Art und Weise die verschiedenen Nystagmus-formen

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Die Tagung begann mit einem Referat von Prof. Dr. Oliver Ehrt aus Mün-chen, der in sehr systema-tischer Art und Weise die verschiedenen Nystagmus-formen darstellte. Dabei wurde unter-schieden zwischen früh-kindlichen und erwor-benen Nystagmusformen,

erstere treten in den ersten vier Lebensmo-naten ohne Oszillopsien auf. Im Gegensatz dazu treten erworbene Nystagmusformen nach dem 4. Lebens-jahr in jedem Alter mit Oszillopsien auf und können disoziiert oder disjugiert sein und neurologische Zusatzbefunde bieten, bei denen eine weitere neurologische Abklä-rung wichtig ist.

OÄ Diana Putz aus Innsbruck sprach über Kopfschmerzen bei Kindern. Dabei wurden primäre von sekundären Kopf-

schmerzraten unterschieden. Die Mehrheit der Kopfschmer-zen im Kindesal-ter sind gutartig und selbst limi-tierend, beson-ders bei den pri-mären Formen. Eine Bildgebung

sollte nur bei Warnsignalen durchgeführt werden. Die Anamnese ist außerordentlich wichtig, alle Studien konnten zeigen, dass Placebos im Kindesalter Ansprech-raten bis zu 50 Prozent haben.

Dr. Teresa Rauch-egger von der Universitäts-Augen klinik Inns-bruck berichtete über neueste Ent-wicklungen in der Glaukomdia-gnostik und -The-rapie. Hier wur-de insbesondere bezüglich der zunehmenden Wichtigkeit der OCT-Angiographie Stellung genom-men, denn einige Studien zeigen, dass diese Untersuchungsmethode vergleichbare Werte in der Früherkennung des Glaukoms mit Dickenmessungen der Nervenfaser-schicht als auch bei Gesichtsfelddefekten aufweist. Auch wurde über Papillenrandblutun-gen berichtet und dass in Bezug zur

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Nikolaos Bechrakis fasste für Medical Network die Vorträge des von ihm organi-

sierten 35. Innsbrucker Ophthalmo-logischen Wochenendes zusammen,

in denen das vorige Jahr aus augen-ärztlicher Sicht rekapituliert wurde.

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Kataraktopera-tionen berich-tet. Auch erste Ergebnisse der roboter-geführten Kataraktchirurgie und die Wertigkeit von intrakameraler Mydraneapplikation zur Erweiterung der Pupille und

Vermeidung von Schmerzen bei Patienten, die in Tropfanästhesie operiert werden, so-wie der Nutzen des Zepto in der Durch-führung einer kontrollierten Kapsulorhexis in schwierigen intraoperativen Situationen wurden referiert.

Prof. Dr. Claus Cursiefen aus Köln gab eine Über-sicht über Ent-wicklungen im Bereich der Horn-haut. Hier wurde diskutiert, dass bei Fuchs'scher Endo-theldystrophie tendenziell frü-

her operiert wird, um einer intrastromalen Narbenbildung vorzubeugen, die dann nur durch eine penetrierende Kerato-plastik versorgt werden kann. Nach lamel-

lären Verfahren (DMEK) sollte eine intensive topische Steroidtherapie früh postoperativ durchgeführt werden, denn diese verhin-dert effektiv das Entstehen eines zystoiden Makulaödems (stündliche Steroidtherapie für eine Woche). Zur Behandlung des Pte-rygiums gibt es Hinweise, dass eine Sicca-Therapie sowie das Tragen einer Brille und Sonnenkappe zur Vermeidung einer UV- Exposition vor Rezidiven schützen. Bei neurotrophen Keratitiden haben die Be-handlung mit neurotropen Wachstumsfakto-ren als Tropftherapie und auch Eigenserum-Augentropfen sowie das Aufsetzen von Am-nionmembranen positive Ergebnisse gezeigt.

Dr. Christoph Palme aus Innsbruck betonte die Wichtigkeit der Becher-zellen bei der Behand-lung des trockenen Au-ges und dass konservie-rungsmittelfreie Tränen-ersatzmittel Vorteile auf-weisen. In schwierigen Fällen können sklerale Kontaktlinsen aufge-setzt werden, die für einen Flüssigkeitsfilm zwischen Kontaktlinse und Hornhaut sorgen, aber auch die Reduktion der Entzündungs-mediatoren durch Ciclosporin- Augentropfen gewinnt zunehmend an Bedeutung.

chirurgischen Therapie keine Unter-schiede in retrospektiven Untersuchungen bei Xen und Trabekulektomien konstatiert wurden.

Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Mayer aus München gab eine Übersicht über die aktuellen refraktiv-chirurgi-schen Methoden, wobei insbesonde-re im Vergleich der Smile- zur Fem-to-Lasik-Methode

schlussgefolgert wurde, dass erstere Me-thode weniger trockenes Auge produziert, dass die refraktiven Ergebnisse vergleich-bar mit der Femto-Lasik sind und dass theoretisch eine höhere biomechanische Stabilität vorliegt, allerdings keine Hypero-piekorrekturen möglich sind, kein aktives Eye-Tracking vorhanden ist und dass die optische Rehabilitation länger benötigt als bei der PRK.

Dr. Andreas Dimmer aus Innsbruck gab eine Übersicht über aktuelle Entwicklun-gen in der Kataraktchirurgie. Hier wurde über die Effektivität von Diquafosol 3 % zur Stabilisierung des Tränenfilmes nach

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Univ.-Prof. Dr. Martina Kralinger und Priv.-Doz. Dr. Claus Zehetner aus Inns-

bruck gaben ein Update zur Therapie der exsudativen altersabhängigen Makulade-generation, wobei derzeit keine neue Stu-dienerkenntnisse vorliegen. Sie betonten, dass die OCT-Angiographie mittels geeig-neter Schichtführung die Notwendigkeit von invasiven Fluoreszenzangiographien reduziert.

Prof. Dr. Arnd Heiligenhaus aus Münster präsen-tierte eine Syste-matik zu den nicht-infektiösen Uveiti-den. Hierauf wurde entsprechend der aktualisierten Leitli-nie, die letztes Jahr im „Ophthalmolo-gen“ publiziert worden ist, eingegangen. Zur Therapie haben Kortikosteroide einen zentralen Stellenwert, ergänzend sind Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Tacro-limus, Azathioprin u.a. zum Teil zugelas-sen und empfohlen. Des Weiteren werden sogenannte Biologika wie Adalimumab für die nicht-infektiöse intermediäre posteriore und die Pan-Uveitis empfohlen und sind diesbezüglich zugelassen.

Prof. Dr. Siegfried Priglinger aus München gab einen umfassenden Überblick über den Stand der Dinge bei Gefäßverschlüs-sen, wobei beim Zentralarterienverschluss nach wie vor keine effektive Therapie vor-handen ist und bei ve-nösen Gefäßverschlüs-sen die Hauptbehand-lung durch Anti-VEGF-Inhibitoren erfolgt, mit oder ohne Kombination von Steroiden. Durch su-prachoroidale Injektion von Triamcinolon konnte die Anzahl von Anti-VE-GF-Injektionen reduziert werden. Nach wie vor besteht kein zusätz-licher Nutzen von Laserkoagulationen bei peripheren Ischämien, wobei im Neovas-kularisationsstadium immer noch eine In-dikation für eine Laserkoagulation besteht.

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Über die langsame Progression einer Netzhautablösung bei Aktivität vor der geplanten Operation informierte Univ.-Prof. Dr. Nikolaos Bechrakis, Inns-

bruck. Ebenso bestehen Risikofaktoren zur Entstehung einer rhegmatogenen Netzhaut-ablösung nach Kataraktoperation sowie zu einer hinteren Kapselruptur mit Glaskörper-verlust. Diese betreffen vor allem Männer jüngeren Alters mit einer höheren Achsen-länge. Auch konnte gezeigt werden, dass nach Wiederanlage der Netzhaut diese meist eine gewisse Dislokation aufweist, die je-doch klinisch nicht relevant ist und keine Diplopie erzeugt. Zum Themenkreis des okulären Traumas wurde berichtet, dass mit relativ hoher Präzision das Entstehen einer Netzhaut-ablösung nach Trauma mit bekannten Risiko-faktoren abgeschätzt werden kann – und dass schwerwiegende okuläre Verletzungen durch Golfspielen am Zunehmen sind.

Prof. Dr. Heinrich Heimann aus Liverpool stellte Erkenntnisse aus der Ophthalmo-Onkologie vor. Naevi der Aderhaut haben eine Prävalenz von ca. fünf Prozent. Das Risiko der einmaligen Entartung liegt bei 1:8.000, ohne Vorhandensein von Risi-kofaktoren. Es wurde umfassend auf die Pathologie von Iriszysten und auf verschie-denen Möglichkeiten der Therapie einge-

gangen. Bezüg-lich Irismelanome kann festgestellt werden, dass diese genetisch zwischen Ader-haut- und Haut-melanomen lie-gen, sie betreffen ca. vier Prozent aller intraokularen

Melanome. Die biomikroskopische Unter-suchung an der Spaltlampe in hoher Ver-größerung ist außerordentlich wichtig zur Detektion von einzelnen pigmentierten Läsionen, sodass eine akkurate Bestrah-lungsplanung erstellt werden kann.

Prof. Dr. Anja Eckstein von der Universitäts-Augenklinik Essen zeigte aktuelle Ent-wicklungen zur Behandlung der endokrinen Orbi-topathie, bei der insbesondere in modera-ten und schweren Verläufen eine chirur-gische Dekompression des Kompartment-Syndroms erläutert wurde. Die Kombination der Steroid-Therapie mit einer Strahlen-therapie zeigt nach wie vor bessere Ergeb-nisse, auch die zusätzliche Therapie mit Biologika (Teprotumumab) führt zu eine Besserung der Diplopie und der Proptosis in schweren Verläufen. Auch gibt es neuere evidenzbasierte Empfehlungen bei der idio-pathischen orbitalen Entzündung mittels antiiflammatorischer Therapie. Bei schwe-ren Basalzellkarzinomen kann die orale Therapie mit Vismodegib, einem Hedgehog-Inhibitor ein Ansprechen von 60 Prozent erzielen, allerdings ist die Therapie über sechs Monate mit 60.000 Euro sehr teuer.

IOW 2019: 2. Februar 2019

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