29. april 2018 tipps und anregungen für lehrpersonen

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Tipps und Anregungen für Lehrpersonen Wohl oder übel Natur-Museum Luzern, 18. November 2017 - 29. April 2018

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Allgemeine Infos zum Natur-Museum Luzern Kasernenplatz 6 CH-6003 Luzern Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag: 10 – 17 Uhr durchgehend Montag: geschlossen Schulklassen können das Museum nach vorheriger Vereinbarung von Montag-Freitag auch ausserhalb der Öffnungszeiten ab 8.30 Uhr besuchen (telefonische Anmeldung unter 041 228 54 11)! Achtung: Bitte melden Sie Ihre Schulklasse auch dann telefonisch an, wenn Sie einen Besuch während den offiziellen Öffnungszeiten planen. Wir versuchen so – im Interesse aller – „Überbelegungen“ von Ausstellungen zu verhindern. Danke für Ihr Verständnis! Auskunft Tonbandauskunft: 041 228 54 14

(Auskunft über Öffnungszeiten und aktuelle Ausstellungen) Kasse/Auskunft: 041 228 54 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.naturmuseum.ch Eintrittspreise Einzeln Gruppen Erwachsene CHF 8.- CHF 6.- AHV, Studenten CHF 7.- CHF 5.- Kinder (6-16 J.) CHF 3.- CHF 2.- Schulklassen des Kantons Luzern und Mitglieder des Museumsvereins besuchen das Museum gratis! Museumspädagogik (Lena Deflorin, Anna Poncet) ... für Ideen, Fragen, Anregungen, Kritik zum Thema Schule und Museum und zu aktuellen Sonderausstellungen! Telefon: 041 228 54 11 Telefon direkt: 041 228 54 02 E-Mail: [email protected]

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Infos zur Ausstellung 4

Inhalt und Aufbau der Ausstellung 4

Treppenhausausstellung «Gesundheit! - 7000 Jahre Heilkunst in Luzern» 5

Texte der Ausstellung 6

Eingangsbereich mit Feuer, Wald, Gärtchen 6

Holzhäuschen 6

Bibliothek 7

Apotheke 8

Kräuter heute, "Drogerie" 11

Ausstellungstexte zu den einzelnen Pflanzen 12

Rund um die Ausstellung – Ideen und Gesprächsanregungen 28

Ausstellungskiste «Wohl oder übel» 28

In der Ausstellung 28

Vor oder nach dem Ausstellungsbesuch 29

Kreuzworträtsel 30

Arbeitsblätter zum Raum " Kräuter heute" 37

Medienliste 40

Hinweise: Wir haben einige Inhalte aus den pädagogischen Unterlagen des Naturmuseums Chur

übernommen. Vielen Dank! Diese Unterlagen stehen auch auf www.naturmuseum.ch zum kostenlosen Downloaden als

pdf-Datei zur Verfügung ( Lehrpersonen Unterlagen für Lehrpersonen).

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Allgemeine Infos zur Ausstellung «Wohl oder übel - Für alles ist ein Kraut gewachsen» ist eine Ausstellung der Stiftung Wildnispark Sihlwald. Die Ausstellung zeigt verschiedene Aspekte von Heilpflanzen. Im Sihlwald und auch in Chur war sie im Sommer zu sehen und wurde ergänzt mit lebenden Pflanzen im Freien. Dieser Teil fällt bei uns jahreszeitbedingt leider weg.

Inhalt und Aufbau der Ausstellung Kräuter haben den Alltag unserer Vorfahren geprägt und begleiten uns bis heute durch den Tag. Auch in Form von Produkten, in denen wir sie nicht unbedingt vermuten würden: Im Duschgel oder in der Zahnpasta, im Frühstückstee oder in der Wurst, im Schnaps oder in der Duftlampe, als Gewürz, Heilmittel oder Droge, zum Räuchern, als Duftstoff oder Farbstoff – Kräuter sind allgegenwärtig, weil eben tatsächlich für alles ein Kraut gewachsen ist. Die Ausstellung ist als Rundgang durch verschiedene Räume aufgebaut. Als erstes trifft man an einem flackernden Feuer auf einen Schamanen, betritt dann über einen vorgelagerten Garten das Haus einer Kräuterfrau, gelangt in eine Bibliothek, von dort aus in eine Apotheke, dann in eine Art Drogerie und landet schlussendlich im Wald an einem Picknicktisch. Der Rundgang drückt einerseits eine Reise durch die Zeit aus, andererseits können die verschiedenen Räume auch als verschiedene Zugänge zu den Heilpflanzen aufgefasst werden. Auf Kinder, die im Lesen noch nicht so geübt sind, warten dabei verschiedene Hörstationen: es werden Geschichten erzählt, Details erklärt und ein Kind berichtet, mit welchen Kräutern die Mutter einen Tee braute, der gegen seinen heftigen Husten half. Am Feuer ist der sinnliche Zugang zur Pflanze thematisiert. Eine Pflanze kann man nicht nur angucken, sondern auch berühren, riechen und schmecken. Dieser Zugang wird hier sehr archaisch dargestellt, steht aber natürlich für die Annäherung an eine Pflanze auch heute jederzeit für alle offen. Das Feuer ist eine Art drehbares Geruchs-Buffet. Man setzt sich davor auf einen Hocker und kann sich durch neun verschiedene Kräuterdüfte hindurchraten. Welchen Duft kenne ich? Welcher spricht mich an? Die neun Pflanzen sind mit einem Farbcode gekennzeichnet, der sich durch die ganze Ausstellung zieht. Texte und Objekte zu den neun Pflanzen finden sich auch im Garten, im Häuschen, in der Apotheke und der Drogerie wieder. Im und ums Kräuterhaus steht die Volksmedizin und ihr Erfahrungswissen über Heilpflanzenanwendungen im Zentrum. In einem Gärtchen wachsen Kräuter, drinnen hängen sie getrocknet an der Wand oder warten kleingeschnitten in Gläsern auf ihren Einsatz. Volksmedizinische Anwendungen von Heilpflanzen sind allen bekannt, ein Klassiker ist z.B. der der Kamillentee. Die hexenhausartige Inszenierung nimmt speziell Bezug auf das Thema der kräuterkundigen Frauen des Mittelalters. Diese wurden dank ihres grossen Wissens geschätzt, gleichzeitig waren sie den Mitmenschen oftmals nicht ganz geheuer. In einem grossen Buch können historische Müsterchen über die Anwendung von 29 Heilpflanzen nachgelesen werden, darunter die neun bereits bekannten. In der Bibliothek geht es um das "Bücherwissen". In den Klöstern wurde das antike (Griechen, Römer) Pflanzenwissen aufbewahrt und angewendet, die Bücher darüber von Hand kopiert. Die Erfindung des Buchdrucks und die grossen Entdeckungsreisen im 15. / 16. Jahrhundert förderten die rasche Verbreitung und Vermehrung des Wissens über Heilpflanzen und weckten

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weiteren Wissensdurst. Die alten Kräuterbücher waren Bestseller, die wohl nur von der Bibel übertroffen wurden. Neben dem Buchdruck und seinen Folgen wird in der Bibliothek die Hexenverfolgung breiter thematisiert, wobei man hier anmerken muss, dass dies nur am Rand mit Heilkräutern zu tun hat. Den "Hexen" wurde nicht Kräuterwissen vorgeworfen, sondern Schadzauber und Umgang mit dem Teufel. Deshalb konnte es auch jeden treffen, nicht nur Kräuterkundige. In der Apotheke sind wir bei der heutigen Phytotherapie angelangt. Der Zugang zur Pflanze erfolgt über ihre Inhaltsstoffe und deren Wirkung im menschlichen Körper. Eine Übersicht über die Wirkstoffgruppen (ätherische Öle, Glykoside, Alkaloide, etc.) bietet eine Art Karteikartensammlung. An der Wand hängen Abbildungen der 29 Heilpflanzen, auf der Rückseite finden sich jeweils Infos zu Wirkstoffen und Wirkung. Die immer wieder vorkommenden 29 Arten sind fast alle typische, volksmedizinisch eingesetzte Heilpflanzen: sie sind verbreitet, haben häufig ein breites Anwendungsspektrum und sind nicht gefährlich. Starke Giftpflanzen sind keine darunter. Diese haben zwar eindeutig eine Wirkung auf den menschlichen Körper, gehören aber ihrer Giftigkeit wegen in die Hände von Spezialisten. Deshalb haben wir hier in der Apotheke (wo sonst?) fünf davon im Schubladenstock versteckt. Der letzte Raum heisst "Kräuter heute", ähnelt einer Drogerie mit ihren vielseitigen Produkten und zeigt auf, in welchen Produkten wir Heilpflanzen im Alltag begegnen. Da ist bei weitem nicht nur der medizinische Bereich, sondern auch derjenige der Körperpflege und vor allem auch die Küche. In einem "Produktehimmel" hängt eine Auswahl aus dem Kräutersortiment und ringsum an der Wand finden sich wiederum die 29 Pflanzen mit einem Text zu ihrer aktuellen Verwendung. Auf einem Rasenpodest (wo man sich gern drauflegen darf, um den Himmel zu studieren) wartet ein Puzzle darauf, dass die Besuchenden gesundheitliche Problemkomplexe den passenden Heilpflanzen zuordnen. Am Schluss steht man im Wald (im Sihlwald natürlich, die Tapete besteht aus Original-Sihlwaldaufnahmen). Bei einem heissen Kräutertee lässt es sich am Holztisch gut arbeiten oder fachsimpeln - oder man vertieft sich mit Hilfe der aufgelegten Heilpflanzenbücher weiter ins Thema.

Treppenhausausstellung «Gesundheit! - 7000 Jahre Heilkunst in Luzern» Im Treppenhaus ist gleichzeitig und dazu passend die Ausstellung «Gesundheit! - 7000 Jahre Heilkunst in Luzern» der Kantonsarchäologie Luzern zu sehen. Sie zeigt, was sich mit archäobotanischen Techniken, auf archäologischen Grabungen und aus historischen Texten herauslesen lässt über medizinische Praktiken und Konzepte unserer Vorfahren. Die Ausstellung enthält viele archäologische Objekte. Ein grosser Teil betrifft Heilpflanzen, aber es kommen auch Knochen mit Amputationsspuren, Salbenlöffelchen und Zahnbürsten vor. Die umfangreichen Texte konnten hier nicht auch noch aufgenommen werden. Sie können Sie separat herunterladen unter «Gesundheit! - 7000 Jahre Heilkunst in Luzern - Textheft Archäologie». Bei Führungen und Workshops können auf Wunsch beide Ausstellungen berücksichtigt werden. In diesen Unterlagen finden Sie ein Kreuzworträtsel zur Archäologieausstellung.

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Texte der Ausstellung

Eingangsbereich mit Feuer, Wald, Gärtchen Wohl oder Übel − Für alles ist ein Kraut gewachsen Seit Urzeiten verwenden Menschen Pflanzen. Sie dienen als Nahrung, Gewürz, Heilmittel, Räuchermaterial, Droge, Gift, Duft- oder Farbstoff. Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 wird das vorwiegend mündlich überlieferte Wissen über Pflanzen fortan schriftlich fest-gehalten. Kräuterbücher mit Anleitungen für Trünke, Tees, Pillen und Pasten entstehen. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich die heutige Schulmedizin. Sie erkundet und unter-sucht die Wirkstoffe der Pflanzen und ersetzt diese mehr und mehr durch künstlich hergestellte Stoffe und Medikamente. Trotzdem sind Heilpflanzen auch heute noch allgegenwärtig. Als Bestandteile von Kräutersalz, Tee, Salbe, Seife, Schnaps, Hustenbonbons, Aromaöl und vielem mehr. Für alles scheint ein Kraut gewachsen. Pflanzenmedizin – so alt wie die Menschheit Fast alle Kulturen sind überzeugt, dass Pflanzen geheimnisvolle Kräfte besitzen. Kräuter vertreiben nicht nur Krankheiten, sondern schützen auch vor Unheil, bringen Glück und erwecken die Liebe. Pflanzen und Kräuter zählen vermutlich zu den ersten Heilmitteln, die wir Menschen nutzten. Eine sehr lange Tradition hat das Räuchern. Im schamanischen Weltbild ist das Räuchern ein Mittel, um mit den göttlichen Mächten zu kommunizieren. Die duftenden Hölzer und Kräuter reinigen Körper, Geist und Seele. Kräuterbündel zum Räuchern bestehen aus getrockneten, kompakt zusammengebundenen Pflanzen. Oft sind neun verschiedene Kräuter darin enthalten. Die Zahl neun ist magisch und gilt als vollkommen. Pflanzenstandorte Um gut zu wachsen, braucht jede Pflanze ihren besonderen Lebensraum. Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebung betreffend Boden, Licht, Wasser, Klima und Höhenlage. Sechs Lebensräume gibt es hier zu entdecken:

• Garten • Äcker, Wege, Ödland • Trockenrasen, Mauern • Fettwiesen- und weiden • Gewässer, Gräben, Sümpfe • Wälder und Hecken

Holzhäuschen Pflanzenbrauchtum Die Volksmedizin basiert auf überlieferten Erfahrungen und Bräuchen. Das über Jahrtausende entwickelte Pflanzenbrauchtum ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag der Menschen im Mittelalter. Bräuche und Rituale widerspiegeln die damalige Weltsicht. Sie geben dem Menschen Halt, Orientierung, Kraft und leisten Hilfe bei der Bewältigung von Krisen. Viele der im Mittelalter gebräuchlichen Heilrituale sind Reste uralter Bräuche. Dazu gehören das Sammeln von Pflanzen, das Räuchern, das Tragen von Amuletten sowie

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Krankheitsbeschwörungen. Heilkunst und magische Rituale vermischen sich. Neben medizinischem Pflanzenwissen sind vor allem symbolisch-rituelle Handlungen wichtig für die Heilung. Kräuterwissen anno dazumal Mit dem Untergang des weströmischen Reichs gehen kulturelle Errungenschaften und viel schriftlich überliefertes Wissen verloren. Zur gleichen Zeit entstehen die ersten Benediktinerklöster. Mönche tragen antike Überlieferungen, arabische Erkenntnisse und germanisch-keltisches Heilwissen zusammen. Erste Klostergärten entstehen. Dies ist die Geburtsstunde der Klosterheilkunde. Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098−1179) verbindet in ihren natur- und heilkundlichen Abhandlungen überliefertes Wissen und Volksbräuche mit eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. Trotzdem verliert das Pflanzenbrauchtum an Bedeutung. Im Zuge der Christianisierung wird alles Heidnische bekämpft, dämonisiert oder verchristlicht. Die Kräuterfrau Eine kräuterkundige Frau hat es im Mittelalter oft schwer. Als Dorfhebamme und Heilerin hilft sie Mensch und Vieh mit alten Bräuchen und heidnischen Ritualen. Ihr Pflanzenwissen ist manchen unheimlich. Ihre Fähigkeiten werden geschätzt und gebraucht. Gleichzeitig sind sie den Menschen nicht geheuer. Die Kräuterfrau wohnt deshalb meist am Rande des Dorfs, nahe der Wildnis. Ihr Wohnort spiegelt sich im Namen Hagazussa (Weib im Hag). Denn Dörfer und Siedlungen sind oft von Hecken und Flechtwerk umgeben. Aus «Hagazusse» entsteht das Wort «Hexe». Anfangs ist das Wort Hexe positiv belegt. Hexen gelten als harmlos. Im Jahr 500 erlaubt ein Gesetz der salischen Franken den Hexen das Recht auf Ausübung der Heilkunst.

Bibliothek Buchdruck revolutioniert Kräuterwissen Mit der Erfindung des Buchdrucks ab 1450 wird es möglich, grosse Mengen an Büchern und Abbildungen herzustellen. Dank ihnen vervielfältigt sich das Wissen über Pflanzen rasant. Die gedruckten Kräuterbücher basieren auf antikem Wissen, auf Naturbeobachtungen und Erfahrungen aus der Volksmedizin. Vermehrt wird nun geforscht, geprüft und zusammengeführt. Eine Fülle mehrbändiger Werke entsteht. Autoren systematisieren und katalogisieren die Pflanzen nach Form, Farbe, Geruch, Geschichte, Heilwirkung oder natürlicher Verwandtschaft. In den folgenden Jahrhunderten werden Pflanzen immer genauer erforscht. Es kommt zu einer Trennung von rational begründeter Pflanzenheilkunde (Schulmedizin) und Volksmedizin. Anleitung zur Hexenverfolgung Anfangs behandelt die Kirche Hexerei noch als Aberglauben. Im Lauf des Mittelalters kommt es dann zur Hexenverfolgung. Treibende Kraft ist der Theologe Thomas von Aquin (1225−1274). Gemäss Thomas von Aquins Hexenlehre haben Hexen ihre Zauberkraft und ihr Kräuterwissen durch einen Pakt mit dem Teufel erlangt. Hexerei ist also Irrglauben und muss bestraft werden. Die Hetzjagd auf Hexen beginnt 1487 mit Heinrich Kramers frauenfeindlichem und sadistischem Werk «Hexenhammer» (Malleus maleficarum). Auf Heilen und Zaubern steht nun die Todesstrafe. Das Werk wird zur Folteranleitung für die weltlichen Richter. Zwischen 1450 und 1750 werden in ganz Europa etwa 60'000 Hexen hingerichtet. Über 80 Prozent der Opfer sind Frauen.

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Plötzlich böse Hexe Die Zeit der Hexenverfolgung ist voller Unsicherheiten und Krisen: Missernten, Hunger, Kriege und Seuchen prägen den Alltag. Ein Sündenbock muss her: die Hexe. Die Kleine Eiszeit im 16. und 17. Jahr-hundert verändert das Klima. Die Winter sind hart, die Sommer regenreich. Die Ernte fällt mager aus. Nahrungsmittel werden teurer, Menschen hungern. Gleichzeitig tauchen in Europa weitere Schreckgespenste auf: Pestepidemien, Reformation, Gegenreformation und der Dreissigjährige Krieg (1618−1648) verschärfen die Not der Menschen. Angst und Verzweiflung prägen den Alltag. In der Bevölkerung herrscht ein Klima der Verdächtigung, Beschuldigung, Missgunst und des Neids. Die Hexenjagd macht vor niemandem Halt.

Apotheke Pflanzenchemie Die Schulmedizin versucht die Chemie der Pflanzen zu ergründen, um Arzneimittel herzustellen. Pflanzen gelten heutzutage nur dann als heilkräftig, wenn konkrete Wirkstoffe nachweisbar sind. Die heutige Pflanzenheilkunde untersucht Pflanzen auf therapeutisch wirksame Inhaltsstoffe. Nur Pflanzen mit genügend Wirkstoffkonzentration und prüfbarem Nutzen gelten als Heilpflanzen. Pflanzen mit geringen Wirkstoffmengen gelten nicht als Heilpflanzen. Doch sind Pflanzen sehr kompliziert aufgebaut. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe, die in Wechselwirkung zueinanderstehen. Tests zeigen, dass Heilpflanzen als «ganzes Naturprodukt» anders wirken als eine isolierte Substanz. Bislang gibt es keine wissenschaftliche Methode, um die Gesamtwirkung einer Heilpflanze zu messen. Wirkstoffkunde In der Pflanzenheilkunde bezeichnen Inhaltsstoffe diejenigen Substanzen aus der Pflanze, die spezifisch auf den Menschen wirken. Sie werden in verschiedene Gruppen unterteilt. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind: Ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Alkaloide, Glykoside, Polysaccharide, anorganische Stoffe, Hormone und Vitamine. Eine Heilpflanze besitzt meist mehrere wichtige Inhaltsstoffe neben einer Anzahl unbestimmter Stoffe. Oft macht erst ihr Zusammenwirken eine Heilpflanze effektiv und verträglich. Werden Inhaltsstoffe isoliert angewendet, kommt es öfters zu unerwünschten Nebenwirkungen. Zudem ist die Wirkung meist geringer als bei der Verwendung der gesamten Pflanze.

Ätherische Öle Ätherische Öle sind stark riechende, leicht flüchtige, fettliebende, ölartige Stoffe. Sie kommen in vielen Pflanzen vor. Ihre Heilwirkung ist sehr vielfältig. Pflanzenöle wirken desinfizierend, kräftigend, harntreibend, appetitanregend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, beruhigend, krampf- oder schleimlösend. Eine Überdosierung kann die Nieren und die Leber schädigen oder den Magen-Darm-Trakt reizen. Zudem können ätherische Öle die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Ätherische Öle werden mittels Wasserdampfdestillation gewonnen. Sie gehören zu der Gruppe von Naturstoffen, die am meisten gefälscht, gestreckt oder künstlich hergestellt werden. Bitterstoffe Bitterstoffe sind chemisch gesehen keine einheitliche Gruppe. Als Heilmittel zeichnen sie sich durch ihren bitteren Geschmack aus. Sie wirken appetitanregend und verdauungsfördernd. Bitterstoffe steigern die Magen- und Gallensaftproduktion, regen den

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Kreislauf an und kräftigen das Abwehrsystem. Ihre volle Wirkung entfalten Bitterstoffe, wenn sie zirka 30 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen werden. Gerbstoffe Viele Pflanzen enthalten Gerbstoffe. Diese haben die Eigenschaft, Eiweissstoffe zu binden und in unlösliche Stoffe zu über-führen. Gerbstoffe wirken zusammenziehend (gerbend), reizlindernd, schützend, wasserentziehend, trocknend, entzündungshemmend, desinfizierend, blut- und schmerzstillend. Sie helfen bei nässenden Hauterkrankungen, Mundschleimhautentzündung und Durchfall. Grössere Mengen reizen den Magen-Darm-Trakt und lösen Erbrechen aus. In heissem Wasser und Alkohol sind Gerbstoffe gut löslich. Bei Kontakt mit Sauerstoff in der Luft verändern sie sich. Polysaccharide Polysaccharide sind lange Ketten aus Zuckermolekülen, die mit Wasser quellen und einen reaktionsträgen Schleim bilden. Zu dieser Gruppe zählen Schleimstoffe, Stärkearten und Pektine. Schleimstoffe wirken schützend und einhüllend auf entzündete Schleimhäute und lindern dadurch Reize. Sie helfen bei Reizhusten und Verstopfung. Pektine binden sich mit Wasser und dicken es ein. So helfen sie gegen Durchfall. Alkaloide Alkaloide sind eine sehr schillernde Wirkstoffgruppe. In dieser Gruppe befinden sich die stärksten pflanzlichen Gifte. Alkaloide sind stickstoffhaltige, meist basische Verbindungen. Die Medizin verwendet Alkaloide meist nur exakt dosiert und in Reinform. Als isolierte Substanz sind sie ein wichtiges Arzneimittel. Alkaloide wirken direkt auf das Nervensystem. Viele Alkaloide rufen im menschlichen Organismus starke Wirkungen hervor. Seit Urzeiten verwendet der Mensch alkaloidhaltige Pflanzen deshalb als Rausch- und Genussmittel. Glykoside Glykoside sind organische Verbindungen, die aus einem Zuckeranteil und einem Nicht-Zuckeranteil bestehen. Sie wirken sehr breit, weshalb sie weiter unterteilt werden. Saponine wirken harntreibend, schleimlösend, entzündungshemmend und günstig auf den Darm. Phenolglykosiden wirken harndesinfizierend. Meist tauchen sie in pflanzlichen Abführmitteln auftauchen. Viele Pflanzen enthalten Flavonoide. Als Heilmittel eingesetzt wirken sie harntreibend, blutgefässabdichtend oder krampflösend. Senfölglykoside sind schwefel- und stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Äusserlich angewendet wirken sie hautreizend und durchblutungsfördernd. Anorganische Stoffe Diese Gruppe umfasst Heilpflanzen mit vorwiegend mineralischen Wirkstoffen. Einer der bedeutendsten Stoffe für die Pflanzenheilkunde ist die Kieselsäure. Daneben gibt es Mineralien wie Kalium, Natrium oder Spurenelemente. Hormone Vereinzelt besitzen Pflanzen Hormone oder hormonartige Stoffe. Deren chemische Struktur ähnelt stark den menschlichen Hormonen. Diese Wirkstoffe werden meist bei hormonellen Störungen wie Abänderung, Menstruationsbeschwerden und Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels angewendet. Vitamine Vitamine sind organische Verbindungen, die der Mensch nicht selbst herstellen kann, die aber lebenswichtig sind. Pflanzen sind die wichtigsten Vitaminlieferanten. Jedes Vitamin erfüllt eine bestimmte Aufgabe. Vitamine sind am Stoffwechsel beteiligt, stärken das Immunsystem oder helfen Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähne aufzubauen. Harze

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Harze sind fettliebende, nichtflüchtige Stoffe. Wenn sie in gelöster Form in ätherischen Ölen auftreten, heissen sie Balsame. Für die Medizin sind vor allem Myrrhe und Weihrauch wichtige Harze. Aus vielen Harzarten werden heute hauptsächlich Farben, Lacke und Klebstoffe hergestellt.

Fünf Giftpflanzen: Schönäugige Verführerin Tollkirsche Atropa belladonna Hexen und Göttinnen Vor den schwarzen Beeren der Tollkirsche wird zu Recht gewarnt: sie glänzen verlockend, schmecken nicht schlecht, sind aber sehr giftig. Die ganze Pflanze enthält stark giftige Alkaloide und wurde ihrer bewusstseinsverändernden Wirkung wegen in Hexensalben verwendet. Der wissenschaftliche Gattungsname geht auf die griechische Schicksalsgöttin Atropos zurück, welche die Lebensfäden der Menschen durchtrennte. So auch denjenigen des Okkultismus-Forschers Carl Kiesewetter, der 1895 an einem Selbstversuch mit Hexensalben starb. Rege im Gebrauch In der Renaissance träufelten sich die Frauen zur Schönheitsförderung Tollkirschensaft in die Augen. Er erweitert die Pupillen und lässt die Augen betörend gross und dunkel erscheinen. Bis heute benützen Augenärzte Atropin-Präparate, um ihren Patienten tief in die Augen schauen zu können. In homöopathischer Zubereitung gehört "Belladonna" als Mittel gegen verschiedene Entzündungszustände zur Standardausrüstung von Hausapotheken. Nadelbaum mit Eigenheiten Eibe Taxus bacchata Mit Vorsicht zu geniessen Ausgerechnet die auffälligen, grellroten, schleimigen "Beeren" sind essbar, für Amseln, Drosseln und auch für uns. Sonst ist an der düsteren Eibe alles giftig. Wobei es sich bei Gift immer um etwas Relatives handelt: während beispielsweise Pferde und Menschen nach Einnahme von Eibennadeln, -samen oder -holz umgehend dahinsterben, gehören die Triebe junger Eiben zu den Leibspeisen des Rehs. Schlangenbisse, Kropf und Krebs Uralte Eiben an alten Kultstätten zeugen davon, dass der Baum im keltisch-germanischen Kulturkreis als heilig galt. Es sind auch zahlreiche volksmedizinische Anwendungen der Eibe bekannt, die jedoch der Giftigkeit wegen nicht zur Nachahmung empfohlen werden. Heute hat die Eibe einen festen Platz in der schulmedizinischen Krebstherapie: aus dem Extrakt von Eibennadeln lässt sich eine Substanz gewinnen, die im Labor zum Wirkstoff Docetaxel bzw. zum Medikament Taxotere® weiter verarbeitet wird. Zeitlos, zart und zu kennen empfohlen Herbstzeitlose Colchicum autumnale Wen kümmert denn, was andre tun! Im Herbst, wenn das gemeine Pflanzenvolk Samen bildet, blüht auf den abgemähten Wiesen zartrosa die Zeitlose. Ihre tief unter der Erde versteckten Samenanlagen reifen über den Winter heran. Im März erscheint dann inmitten einer üppigen Blattrosette nicht etwa eine Blüte, sondern eine grüne Samenkapsel. Die ganze Pflanze enthält hochgiftige Alkaloide. Standardisierte Zeitlosen-Präparate werden äusserlich bei Gichtanfällen angewendet.

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Unheilvolle Doppelgängerin Obwohl die Herbstzeitlose eine Wiesenpflanze und der Bärlauch eine Waldpflanze ist, treffen sich die beiden nicht selten im Bereich des Waldrandes. Beim Bärlauchsammeln gilt es darum, sein Auge zu schulen und grün von grün zu unterscheiden: Tox Info Suisse vermeldete in den letzten 50 Jahren etwa 200 Vergiftungsfälle aufgrund der Verwechslung von Herbstzeitlose und Bärlauch. Fünf davon verliefen tödlich. Der vielleicht Giftigste Blauer Eisenhut Aconitum napellus Schön, aber oho! Der Eisenhut, der auf Alpweiden oder in Gärten wächst, gilt als giftigste einheimische Pflanze. Wer sie zu lange in der Hand hält, riskiert bereits Schwindelanfälle, denn die giftigen Alkaloide werden auch über die Haut aufgenommen. Darum war der Eisenhut auch Bestandteil von Hexensalben. Heute ist "Aconitum" vielen Leuten bekannt als häufig gebrauchtes, homöopathisches Mittel bei plötzlich auftretenden Grippesymptomen. Hinrichtung und Mord Im alten Griechenland gab es für Hinrichtungen zwei verschiedene Giftbecher. Die politischen Verbrecher wie Sokrates bekamen Schierling, die ganz schlimmen Raubmörder mussten jedoch Eisenhut trinken, denn da starb man unter schrecklichen Schmerzen. Die Römer verwendeten Eisenhut als Mordgift. Der berüchtigte Kaiser Nero entledigte sich damit verschiedener unbequemer Zeitgenossen, unter anderem seines Stiefvaters Claudius. Schlaf und Schlafes Bruder Schlafmohn Papaver somniferum Vielseitige Kulturpflanze Der Schlafmohn wird seit der Jungsteinzeit kultiviert. Einerseits enthalten seine Samen fast 50% hochwertiges Öl. Andererseits wirkt der getrocknete Milchsaft der Pflanze, das Opium, schmerzstillend, schlaffördernd, hustenstillend und aphrodisierend. Von den 20 im Opium gefundenen Alkaloiden ist Morphin sicher das wichtigste. Es gilt bis heute als bestes Schmerzmittel. Mord mit Suchtpotential Als weit verbreitetes Medikament zählt Morphium zu den beliebten Mordgiften in Krimis - und auch in Realität: Im Jahr 2000 wurde ein englischer Arzt wegen 15fachen Mordes an seinen älteren Patientinnen verurteilt, denen er jeweils unter einem Vorwand eine Überdosis Morphin oder Heroin gespritzt hatte. Heroin wird aus Morphin hergestellt, ursprünglich übrigens in der Hoffnung, einen ebenso wirksamen, jedoch nicht abhängig machenden Stoff zu finden…

Kräuter heute, "Drogerie" Kräuter heute Wohltuende Pflanzen sind aus dem heutigen Alltag kaum wegzudenken. Kräuterprodukte stehen in Küche, Bad, Schlafzimmer und im Büro. Zudem setzen immer mehr Konzerne auf das Kraut. Kräuter aromatisieren Gerichte, sorgen für schöne Haut, Wohlgeruch und angenehme Träume. Tees fördern Konzentration, Verdauung und Entspannung. Lebensmittelhersteller, die Kosmetikbranche, Pharmaindustrie und weitere Industriezweige verarbeiten Kräuter in ihren Produkten. Oft ohne gesicherte Hinweise auf die Wirksamkeit. Ob Kräutersalz, Tee, Salbe, Seife, Schnaps, Hustenbonbons, Kaugummi, Zahnpasta, Kosmetikartikel, Rasierwasser, Badezusatz, Parfüm, Aromaöl oder vieles mehr: Für alles ist ein Kraut gewachsen.

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Ausstellungstexte zu den einzelnen Pflanzen In der folgenden Tabelle sind sämtliche Texte zusammengefasst, die in den verschiedenen Ausstellungsräumen zu den einzelnen Pflanzen zu finden sind. Sie sind alphabetisch aufgeführt, wobei zuerst die neun kommen, die es am Feuer zu erriechen gibt.

Eingangsbereich mit Feuer und Garten

Lebensraum

Kräuterhaus (im Buch)

Geschichtliches zur Anwendung der Pflanze

Apotheke

Wirkstoff und Wirkung

Kräuter heute

Produkte im Alltag

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese europäische Pflanze wächst an Orten, wo es feucht und sonnig ist: an Hängen, an Bachufern, in Wiesen und in Wäldern.

Baldrian

Mittelalterliche Kräuterbücher erwähnen den Baldrian gegen unterschiedliche Beschwerden und Krankheiten. Er hilft bei Gelbsucht, Husten, Asthma, Blähungen, Kopfweh, alten Wunden, Augenleiden und gegen Würmer.

Hildegard von Bingen benutzt die Pflanze gegen Seitenstechen und Gicht. In der Volksmedizin zählt die Pflanze zu den bewährtesten Mitteln gegen Unruhe, Nervenschwäche, Magen-Darm-Beschwerden und Schlaflosigkeit.

Sehr beliebt ist der Baldrian als Augenheilmittel. Die Begründung dazu ist recht sonderbar: Katzen lieben Baldrian und haben gute Augen. Folglich kann der Baldrian Augenleiden kurieren.

Fast der ganze Nutzwert der Pflanze steckt im Wurzelstock. Wegen seinem starken Duft heisst die Pflanze im Volksmund auch Stinkwurz, Rattenwurzel, Katzen-, Vieh- oder Hexenkraut. Baldrian besitzt die Fähigkeit, böse Geister abzuwehren.

Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis)

Die Wirkung von Baldrian lässt sich nicht mit einzelnen Inhaltsstoffen erklären. Alle Stoffe zusammen besitzen jene zuverlässige, besänftigende und ausgleichende Kraft, die den Baldrian so wertvoll macht.

Baldrian wirkt ausgesprochen beruhigend auf das Gehirn und das vegetative Nervensystem, ohne dabei die Konzentrationsfähigkeit einzuschränken. Die Wurzel hilft besonders bei nervöser Erschöpfung und geistiger Anstrengung.

Bei mehrwöchiger Anwendung verbessert Baldrian die Schlafqualität und die Tagesbefindlichkeit. Zudem nützt er bei nervösem Herzleiden und als krampflösendes Mittel bei Störungen des Magen-Darm-Traktes.

Der eigenartige, kräftige Geruch des Baldrians übt eine starke Anziehungskraft auf Katzen aus. Auch Ratten lieben ihn. So sehr, dass mit Baldrian bestückte Fallen enorm erfolgreich sind.

Baldrian im Alltag

Nebst Tee ist Baldrian heute hauptsächlich in Form von Kapseln, Tinkturen, Tropfen, Frischpflanzenpresssäften und Dragees anzutreffen, selten auch als Badeöl.

Je nach Produkt betont die Werbung andere Eigenschaften des Baldrians. Mal fördert er die innere Ausgeglichenheit und beruhigt die Nerven. Oder er hilft beim Einschlafen und entspannt.

Auch bei Haustieren und -pflanzen findet Baldrian Verwendung. So gibt es Kakteen-Düngermittel mit Baldrianextrakt oder Katzenspielzeug und Rattenfallen mit Baldriangeruch.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Lieblingsplätze dieser mittel- und südeuropäischen Pflanze sind ungenutzte Felder, Wiesen und helle Wälder mit steinigen, trockenen Böden.

Dost (Wilder Majoran)

Dioskurides, der berühmteste Pharmakologe des Altertums, erwähnt den Dost in seinem Werk "Materia Medica". In den Kräuterbüchern des Mittelalters erfreut sich die Pflanze grosser Wertschätzung.

In der Volksmedizin zählt der Dost zu den Universalheilmitteln. Er wirkt krampflösend, schmerzstillend, gallentreibend, magenstärkend und stimulierend. Er hilft bei Erkrankungen der

Gemeiner Dost (Origanum vulgare)

Dost ist auch bekannt unter dem Namen "wilder Majoran". Neben ätherischem Öl enthält die Pflanze Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe. Der Gehalt an ätherischem Öl hängt stark von Boden, Klima und Jahreszeit ab.

Die moderne Pflanzenheilkunde verwendet Dost nur selten. Empfehlenswert ist die Pflanze als Bestandteil einer Teemischung gegen Krämpfe im Magen-Darm-

Dost im Alltag

In der Küche ist Dost unter dem Namen Oregano bekannt. Als Würzmittel ist er seit etwa 300 Jahren im Gebrauch. Er ist das klassische Gewürz der Mittelmeer-Küche.

Auf einer Pizza darf Dost auf keinen Fall fehlen. Er passt aber auch zu Gemüseeintöpfen, Brot, Suppen, Aufläufen, Nudelspeisen, Pfannkuchen und Fleischgerichten. Hervorragend schmeckt

Atemwege und des Verdauungssystems.

Dost wirkt beruhigend und entkrampfend und stimuliert das Nervensystem. Er gilt als wichtiges Heilmittel für psychische Erregungszustände wie nervöse Unruhe, Kopfschmerzen, Migräne, Schlaflosigkeit oder Liebeskummer.

Im Mittelalter glauben die Menschen, Dost beschütze vor schwarzer Kunst. Er gilt seit alters her als wichtiges Abwehrmittel gegen böse Zauber durch Hexen, üble Geister und den Teufel.

Bereich.

Dost hilft zudem bei Verdauungsbeschwerden sowie Erkrankungen der oberen Atemwege. Der Inhaltsstoff Carvacrol wirkt entzündungshemmend.

In der Aromatherapie wirkt das ätherische Öl des Dosts aufgrund seines sehr hohen Gehalts an Phenolen effektiv gegen Bakterien.

er zu Tomatensalat und Käse.

Dost macht schwere Speisen und Gerichte leichter verdaulich. Zudem fördert er den Appetit und wirkt antimikrobiell, hemmt also das Wachstum von Pilzen und Bakterien.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Ursprünglich war diese Pflanze in West- und Zentralasien zuhause. Seit Jahrtausenden wird sie im Orinet angebaut. Aus dieser Pflanze wurde eine der ersten Jeans hergestellt.

Hanf

Hanf ist bereits in der Jungsteinzeit bekannt. Er ist weltweit eine der vielseitigsten Nutzpflanzen der Menschheit. Seine berauschenden Eigenschaften machen ihn zu einer kultisch wichtigen Pflanze.

Pollenanalysen aus dem alten Ägypten belegen den Einsatz von Hanf in der rituellen Totenverehrung und als Beruhigungsmittel. Bis heute verehren Hindus Hanf als Lieblingspflanze von Gott Shiva.

Bereits 6'000 v.Chr. verwenden die Chinesen den Hanf als hochwertigen Faserlieferanten. 1455 druckt Gutenberg die erste Bibel auf Hanfpapier. 1870 fertigt der Deutsche Levi Strauss die erste Jeans aus Hanf in den USA.

In Europa etabliert sich Hanf zuerst in Künstlerkreisen. Literaten, Musiker und Maler gründen 1844 den berühmten "Club der Haschischesser". Bekannte Mitglieder sind: Victor Hugo, Alexandre Dumas und Honoré de Balzac.

Hanf (Cannabis sativa)

Die Chemie von Hanf ist sehr komplex, aber recht gut untersucht. Der psychoaktive Hauptwirkstoff ist das Tetrahydrocannabinol (THC). Es zählt zu den Cannabinoiden und kommt nur in der Hanfpflanze vor.

Die Cannabinoide stillen Schmerz, regen den Appetit an, lindern Brechreiz, lösen Krämpfe, entspannen Muskeln und hellen die Stimmung auf. Mit diesen Wirkungen bietet der Hanf gute Einsatzmöglichkeiten für gewisse Erkrankungen.

Krebs-Chemotherapie, AIDS-Therapie, bei Quer-schnittlähmungen, Migräne, Menstruationsschmer-zen und Multiple Sklerose. Um Hanf als Medika-ment legal zu beziehen, braucht es eine spezielle Genehmigung des Bundesamts für Gesundheit.

Auch in der Homöopathie nimmt der Hanf unter den Heilpflanzen eine sehr wichtige Stellung ein. Bereits der Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) verschreibt seinen Patienten Hanfsaft in Urtinktur bei Erkrankungen der Harnwege und Atemorgane.

Hanf im Alltag

Hanf ist vielseitig einsetzbar. Ganz unterschiedliche Industriezweige nutzen Bestandteile des Hanfs für ihre Produkte.

Hanfpapier, -seile, -textilien, Naturdämmstoffe und naturfaserverstärkte Kunststoffe bestehen aus Hanffasern. Bevor die Baumwolle den Markt eroberte, waren Kleider aus Hanf üblich. Heute gelten diese als Nischenprodukt.

Oft ist das ätherische Hanföl Bestandteil von Nahrungsmitteln. Es aromatisiert Eistees, Hustenbonbons, Schokolade und Bier. Seit 1996 braut die Schweiz frei erhältliches Hanfbier.

Auch Kosmetikartikel, Parfüms, Seifen und Salben enthalten ätherisches Hanföl.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Pflanze wächst auf Kies, auf Wiesen, in Kornfeldern und an Wegrändern. Sie ist in fast ganz Europa, West- und Mittelasien zuhause. In

Kamille

In vielen Rezepturen der Klosterheilkunde gilt die Kamille als "Pflanzendoktor" schlechthin. Schon Dioskurides, der "Vater der Kräuterheil-kunde", schreibt der Kamille eine urin- und steinaustreibende Wirkung zu.

Sowohl im alten Ägypten, als auch im germanischen Volksglauben verehren die

Echte Kamille (Matricaria chamomilla)

Neben hohem Schleimstoffgehalt ist der wichtigste Wirkstoff der Echten Kamille das ätherische Öl. Es wirkt entzündungshemmend, krampflösend, wundheilungsfördernd, schmerzstillend und beruhigend.

In der modernen Pflanzenheilkunde gehört die Kamille

Kamille im Alltag

In Form von Ölen, Tinkturen, Puder, Salben, Dampfbädern, Kompressen oder Umschlä-gen sind Kamillenblüten als Hausmittel unschlagbar.

In der Kräuterkosmetik ist die Kamille ein Mittel zur Reinigung und Pflege entzündeter Gesichtshaut. Spülungen mit Kamillentee

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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Europa gehört sie zu den berühmtesten Heilpflanzen.

Menschen die Kamille. Auf Grund ihres gelben Blütenbodens widmen sie die Blume dem Sonnengott.

Die Griechen und die Römer verwenden die Pflanze als Mittel gegen Wechselfieber, Gelbsucht und Nierenleiden. Der persische Arzt Avicenna braucht das Kamillenöl zum Einreiben bei Neuralgien.

In der Volksmedizin gilt die Kamille als "Allheilmittel". Sie nützt bei innerer Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Magenkrämpfen, Magenübersäuerung, Gallenleiden, Blasenleiden, Menstruationsbeschwerden und vielem mehr.

zu den am intensivsten erforschten Heilpflanzen. Untersuchungen bestätigen die meisten volksmedizinischen Anwendungsbereiche für Haut, Atemwege und Verdauungstrakt.

Kamille hilft bei oberflächlichen Hautverletzungen. Sie nützt bei Entzündungen der Schleimhäute von Mundhöhle, Nase, Rachen und Bronchien. Zudem lindert sie Krämpfe und Entzündungen des Magen-Darm-Traktes.

Die Erfahrungsheilkunde verwendet die Kamille als "Frauenpflanze" gegen Menstruationsbeschwerden und Krankheiten des Wochenbetts. Ihr botanischer Name Matricaria leitet sich vom lateinischen mater, Mutter, ab.

dienen der Aufhellung blonder Haare.

Je nach Salbe macht die Kamille spröde Lippen wieder geschmeidig, beruhigt empfindliche oder gereizte Haut. Auch gegen Prellungen, Schürfungen, Sonnenbrand und Insektenstiche gibt es Kamillencremes.

Selbst in der Küche kommen Kamillenblüten zum Einsatz. Roh gegessen geben sie dem Salat eine besondere Geschmacksnote. Die Blüten eignen sich besonders gut für Honig, Süssspeisen und Sirup.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Pflanze stammt aus dem Mittelmeerraum und wächst auf trockenen, besonnten Hängen. Bei uns liebt sie es sonnig, warm und sie steht gern auf einem trockenen und leicht kalkhaltigen Boden.

Lavendel

Lavendel ist seit der Antike bekannt, fand aber kaum Beachtung. Erst im Mittelalter entdeckt Hildegard von Bingen den Nutzen der Pflanze für die Klostermedizin.

Im Mittelalter gilt der Lavendel allgemein als wärmend und trocknend. Hieraus leitet sich seine Verwendung bei Schmerzen und Blähungen im Magen- und Darmbereich sowie sein Einsatz gegen übermässige Monatsblutung ab.

Sein starkes Aroma eignet sich gut im Kampf gegen Läuse und Motten. Zudem wirkt sein Duft sehr beruhigend und zügelt unkeusche Gelüste.

Wegen seiner besonderen Wirkung erhält der Lavendel bald den Beinamen "Muttergottespflanze". Der Volksglaube weist ihm wegen seines schweren Dufts gar Dämonen abwehrende Wirkung zu.

Lavendel (Lavandula angustifolia syn. L. vera)

Im Lavendel stecken zwei nützliche Wirkstoffe: der Gerbstoff Lamiaceen und ätherisches Öl, das den typischen Lavendelduft erzeugt. Lavendel wird vor allem auf der Haut und als Duft verwendet.

Auf die Haut aufgetragen lindert Lavendel Juckreiz und Insektenstiche, dient der Narbenpflege und wirkt mit seinen keimtötenden Inhaltsstoffen gegen Fusspilz.

Lavendelöl steigert das Wohlbefinden. Es fördert die Durchblutung, wirkt krampflösend und lindert leichte Kopfschmerzen und Verspannungen. Der Duft entspannt, beruhigt gestresste Nerven und hilft bei Schlafproblemen.

Lavendel im Alltag

Lavendel steckt in zahlreichen Produkten. Oft ist er in Küche, Bad oder Schlafzimmer anzutreffen.

Im Badezimmer ist Lavendel sehr verbreitet. Er taucht in Schaum- und Ölbädern, Seifen, Kosmetika und Parfüms auf. Oft wird er als Massageöl verwendet.

Im Schlafzimmer hängt er als Lavendelkissen im Schrank. Mit seinem Duft verleiht er Kleidern und Bettwäsche einen angenehmen Geruch, vertreibt Motten und verbessert die Schlafqualität.

In der Küche dienen Lavendelblüten als Gewürz. Sie passen zu Fisch, Lamm, Wild, Geflügel und geben Suppen und Süssspeisen, eine spezielle Geschmacksnote, etwa Kuchen und Parfaits.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Pflanze kommt aus dem Mittelmeerraum und mag es warm. In der Schweiz braucht die Gewürzpflanze einen sehr sonnigen, trockenen und kalkreichen Ort zum

Rosmarin

Rosmarin ist seit der Antike bekannt, gilt aber erst im Mittelalter als Heilpflanze. Er ist ein Wundermittel und hilft gegen zahlreiche Leiden. Als Gewürz verfeinert er Speis und Trank.

Im Altertum hat sein Duft vor allem kultische Bedeutung. Als Zweiglein mitgeführt schützt er bei Geburt, Hochzeit und Tod vor bösen Geistern.

Erst im Mittelalter wird der Strauch als Heilpflanze

Rosmarin

(Rosmarinus officinalis)

Diverse Wirkstoffe machen den Rosmarin zu einer beliebten Heilpflanze. Das ätherische Öl belebt, Gerb- und vorallem Bitterstoffe regen Magen- und Gallensäfte an - und damit auch den Appetit.

In der Naturheilkunde wird der Rosmarin äusserlich zur Schmerzlinderung bei Muskel- und Gelenk-rheumatismus angewendet. Eingenommen nützt er bei

Rosmarin im Alltag

Heute steckt Rosmarin in Lebensmitteln, Parfüms, Seifen und Badezusätzen.

In der Lebensmittelbranche wird Rosmarin als Konservierungsmittel verwendet. Zudem verfeinert er als Gewürz den Geschmack von Fisch, Fleisch und Gemüse.

Parfüm- und Seifenindustrie verwenden das ätherische Öl des Rosmarins. Sie versprechen

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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Wachsen. eingesetzt. Isabelle, Königin von Ungarn, verwendet den Rosmarin erfolgreich gegen Gicht und als Verjüngungskur. In der Volksmedizin gilt er als schweiss-, harn- und windtreibend.

In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts taucht der Rosmarin als Zier- und Heilpflanze auf. Er hilft bei Magenverstimmung, Appetitlosigkeit, Blähungen, Asthma, Rheuma und Leberleiden. Im Wein beigefügt stärkt er die Potenz.

Verdauungsschwächen wie Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit.

Pfarrer Kneipp verschreibt Rosmarin regelmässig. Die Pflanze ist ein Tonikum. Sie hilft bei Erschöpfungszuständen und Altersschwäche. Das kampferartige Öl regt Nervensystem, Herz- und Kreislauf an und fördert die Durchblutung.

mit ihren Produkten einen belebenden Start in den Tag. Das wohl bekannteste Parfüm mit Rosmarin ist Kölnisch Wasser.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Pflanze war ursprünglich im Mittelmeerraum zuhause. Vor über 1000 Jahren brachten sie Benediktinermönche über die Alpen zu uns. Als heiliges Kraut wurde sie berühmt.

Salbei

Der Salbei ist eine uralte Heilpflanze und hat viele Anhänger. Von den Pharaonen im alten Ägypten über die griechischen Ärzte und römischen Gelehrten bis hin zu Mönchen und Nonnen schwärmen alle für das Kraut.

In der Antike gilt der Salbei als harntreibend, menstruationsfördernd und blutstillend. Später kommt seine Fähigkeit zur Wundreinigung hinzu. Bei Hildegard von Bingen ist der Salbei ein wichtiges Mittel gegen Koliken.

Im Volksglauben hat der Salbei magische Kräfte. Nicht nur Zaubermittel für die Liebe ist er, sondern er verhindert auch die Ansteckung mit der Pest und dient als Desinfizierungsmittel in Räumen, wo sich Schwerkranke aufhalten.

Der Salbei gehört zu den Marienpflanzen. Laut Legende findet die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten Schutz unter einem Salbeistrauch. Dies zeigen mittelalterliche und gotische Malereien.

Salbei (Salvia officinalis)

Der Salbei ist reich an ätherischem Öl, Gerb- und Bitterstoffen. Er regt alle Körperfunktionen an. Salbei desinfiziert, hemmt Schweiss und Entzündungen. Er wird in Form von Saft, Sud und Schnaps eingesetzt.

Äusserlich angewendet hilft er als Gurgelmittel bei Halsschmerzen, bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Innerlich angewendet nützt er bei Verdauungsstörungen, Blähungen, Durchfall und Entzündungen der Darmschleimhaut.

Frauen in der Menopause erhalten oft Präparate mit Salbeiextrakt. Als schweisshemmendes Mittel hilft er bei Nachtschweiss und verhindert bei Wallungen in den Wechseljahren übermässige Schweissbildung.

Salbei im Alltag

Salbei steckt in ganz unterschiedlichen Produkten. Am beliebtesten ist er in der Küche, wo er dank seinem herben Aroma einen festen Stammplatz hat.

Die Kosmetikindustrie nutzt Salbei als Duftstoff in Seifen, Lotionen und Parfüms. Und selbst die Süsswarenindustrie verwendet ihn gerne in ihren Bonbons.

In der Küche ist er ein Alleskönner. Als Gewürz verfeinert er den Geschmack von Speisen. In Bierteig getaucht und im Fett ausgebacken ist er ein leckerer Apéro-Snack. Und auch als feines Gewürz im Grappa ist er sehr beliebt.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Gewürzpflanze wächst an warmen, sonnigen Böschungen, an Mauern, Wegrändern und besonders gern auf Ameisenhaufen. Sie ist in fast ganz Europa zuhause.

Thymian

Thymian erweist den Menschen seit Jahrtausenden grosse Dienste − als Desinfektions-, Heil-, Schönheits- oder Würzmittel.

Im Mittelalter ist der Thymian eine geschätzte Heilpflanze. Kräuterbücher verweisen auf seine harntreibende, schmerzstillende, magenstärkende und schleimlösende Wirkung. Hildegard von Bingen rühmt den Thymian bei Keuchhusten.

Die Volksmedizin verwendet Thymian besonders

Thymian (Thymus vulgaris)

Thymian wird in der Pflanzenheilkunde innerlich und äusserlich angewendet. Wichtige Inhaltsstoffe sind Gerb- und Bitterstoffe. Der Hauptwirkstoff ist das ätherische Öl mit den beiden Phenolen Thymol und Carvacrol.

Thymol steckt in vielen Medikamenten und wirkt desinfizierend, krampflösend und appetitanregend. Carvacrol desinfiziert ebenfalls und wird häufig in der Parfümindustrie benutzt.

Thymian im Alltag

Thymian ist ein kräftig duftendes Kraut, das sein Aroma auch in getrocknetem Zustand nicht verliert. Die Pflanze findet heute sowohl im Badezimmer als auch in der Küche Verwendung.

Thymian hat die Mittelmeerküche fest im Griff. Von Fisch, Wild, Lamm, in Öl eingelegtes Gemüse über Eintöpfe, Terrinen und Ratatouille bis hin zu Likören, Honig und Desserts reicht seine kulinarische Verwendung.

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bei Erkrankungen der Atemwege wie Husten, Asthma und Lungenentzündung. Er hilft auch als Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden, bei Krämpfen, Blähungen und bei Würmern.

Thymian ist eine Frauenpflanze und auch unter dem Namen "unsere Frau Bettstroh", "Marienbett-stroh" oder "Liebfrauenbettstroh" bekannt. Denn laut Legende hat sich Maria auf der Flucht nach Ägypten auf Thymian ausgeruht.

Thymian ist eine wichtige Arzneipflanze gegen Erkältungskrankheiten wie Husten, Heiserkeit, Bronchitis, Schnupfen, Grippe, Keuchhusten und Asthma. Er desinfiziert, tötet Keime, löst Schleim, entkrampft und erwärmt.

Thymian findet als Tee, Tinktur, Öl, Badezusatz oder Umschlag Verwendung. Ob zum Gurgeln, Spülen, Inhalieren, Trinken oder Baden, jeder dieser Einsatzbereiche hat seine eigene Wirkung.

Im Badezimmer steckt Thymian in Seifen, Salben, Parfüms, Deodorants und Zahnpasten. Beliebt ist er auch als Badeöl. Er vermag Geist, Gemüt und Sinne aufzurichten und bietet zugleich guten Schutz vor Erkältungen.

(als Geruch am Feuer)

Text im Garten:

Diese Pflanze kommt in Südeuropa, Asien und Nordafrika vor. Sie liebt warme, sonnige Kiesplätze, Wegränder und trockene Plätze.

Wermut

Gütig und grausam, dies sind die beiden Seiten des Wermuts. Der Wermut hat viele positive medizinische Eigenschaften, ist aber in hohen Dosen giftig. Er gilt auch als Teufelszeug.

Ob antike Ärzte, Araber oder Kelten, sie alle preisen den Wermut als Allheilmittel. Er hilft als Magen- und Verdauungsmittel und wirkt als Teeaufguss bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Magenübersäuerung und Sodbrennen.

1588 warnt der deutsche Arzt Tabernaemontanus in seinem Kräuterbuch von den negativen Eigenschaften des Wermuts. Sein ätherisches Öl führe bei hoher Dosis zu schweren Halluzinationen und schädige das Nervensystem.

Im Laufe der Zeit variiert der Name für Wermut. Absinth ist der verrufenste, Wolfszauber der geheimnisvollste, Grabkraut der makaberste, Wurmtod der radikalste, Magenkraut der treffendste und Gottvergiss der traurigste.

Echter Wermut (Artemisia absinthium)

Zu den Hauptwirkstoffen des Wermuts gehören das ätherische Öl Thujon, der Bitterstoff Absinthin sowie die Vitamine C und B6. Die Bitterstoffe sind das Markenzeichen des Wermuts.

Was nicht bitter ist, nützt nichts. Dies gilt auch für den Wermut. Wermut zählt zur Gruppe der aromatischen Bitterstoffpflanzen. Als Hauptwirkung regt diese Pflanzengruppe die Verdauungssekrete an.

Wermut leistet besonders gute Dienste bei Völlegefühl, Beschwerden von Magen, Leber und Galle. Er stärkt den Magen, regt den Appetit an, wirkt verdauungsfördernd und wurmtreibend.

Die Redewendung "einen Wermutstropfen haben" bezieht sich auf den bitteren Geschmack und findet Verwendung, wenn etwas die Freude trübt, eine gute Sache unter einem Mangel leidet oder einen unangenehmen Beigeschmack hat.

Wermut im Alltag

Wermut taucht in der Hausapotheke, Küche und Bar auf. Die Pflanze steckt in vielen alkoholischen Getränken. Auch James Bond trinkt gerne Wermut-Cocktails.

Als Hausmittel wirkt Wermut in Form von Salbe, Öl und Tee. In der Küche dient er in kleinen Mengen als aromatische Beigabe. Kenner kochen ihn mit fettem Fleisch, Wild und Eintopf. Wein verleiht er eine besondere Würze.

1737 entsteht im Val-de-Travers (NE) das Rezept für Absinth, einen Alkohol mit Wermut. Eine Volksinitiative verbietet das Getränk 1910. Seit 2005 ist Absinth wieder legal.

Wermut ist auch ein mit Gewürzen und Kräutern aromatisierter Wein, der als Aperitif gefragt ist. Bekannte Produkte sind Martini, Noilly Prat oder Cinzano. James Bonds Cocktail besteht aus Vodka, Gin und Wermut.

Der Beinwell ist an dauerfeuchten Standorten in fast allen Gebieten Europas zu finden. Wer dieses Heilkraut sucht, sollte besonders an Entwässerungsgräben, Bachufern, auf sumpfigen Wiesen und nährstoffreiche Böden suchen.

Beinwell

Seit der Antike schätzen die Menschen Beinwell als "Königin der Heilpflanzen". Mittelalterliche Kräuterbücher beschreiben ihn als Heilpflanze für Wunden und Knochenbrüche. In der Volksmedizin gilt er als Wundpflanze.

Beinwell ist ein klassischer Wundheiler bei Brüchen, Schrunden, Hautrissen, Schwellungen der Gelenke und Verstauchungen. Im Mittelalter wird er

Beinwell (Symphytum officinale)

Beinwell enthält hauptsächlich Schleimstoffe. Zudem besitzt die Pflanze Gerbstoffe, ätherisches Öl und Allantoin. Erst das Zusammenspiel der unterschiedlichen Wirkstoffe macht den Beinwell so wirksam.

Neuste Untersuchungen belegen die Heilkräfte des Beinwells. Er aktiviert und intensiviert die Knochen-

Beinwell im Alltag

Im Alltag taucht der Beinwell hauptsächlich in kosmetischen Produkten auf. Diese beinhalten den Spezialwirkstoff Allantoin.

Allantoin beschleunigt den Zellaufbau, die Zellbildung oder die Zellregeneration und beruhigt die Haut. Auch unterstützt der Wirkstoff die Heilung von schwer heilenden

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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auch für Umschläge und Kompressen bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt.

Die Volksmedizin verwendet Beinwell als bewährtes Mittel gegen Gicht, Knochenhautentzündungen, Blutergüsse und Arthrosen. In einzelnen Fällen wird er auch gegen Lungen- und Magenleiden, Durchfall und Rheuma eingesetzt.

Sein Fachname lautet symphytum. Dies ist griechisch und bedeutet "Zusammenwachsen". Laut dem englischen Arzt Nicholas Culpeper hat der Beinwell solch eine Kraft, dass zerteilte Fleischstücke, mit Beinwell gekocht, wieder zusammenwachsen.

bildung nach einem Bruch. Er wirkt reizlindernd bei akuten Entzündungen im Bewegungsapparat und ist sehr hilfreich bei der Pflege von Nervenentzündungen.

Beinwell hilft bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen und Quetschungen. Der Inhaltsstoff Allantoin fördert die Neubildung von Gewebe, beschleunigt die Zellregeneration und regt die lokale Durchblutung an.

Nach neusten Erkenntnissen enthalten alle Pflanzenteile des Beinwells das toxisch wirkende Pyrrolizidinalkaloid. Beinwell sollte deshalb nur äusserlich und auf unverletzten Hautflächen angewendet werden.

Wunden.

Die Kosmetikindustrie setzt Allantoin in Hautcremes, Duschgels, Sonnenschutzmitteln, Rasierwassern, Zahnpasta und in Mitteln gegen übermässige Schweissabsonderung und Hautirritationen ein.

Blutwurz

Den frühen Griechen und den Römern ist die Blutwurz wahrscheinlich unbekannt. Im Mittelalter gilt sie als wunderkräftiges Heilmittel bei Schmerzen und Blutungen aller Art. Sie ist auch unter dem Apothekernamen Tormentill bekannt.

Der alte Namen Tormentill leitet sich vom lateinischen tormina (Leibschmerzen, Kolik) ab und deutet auf den Gebrauch der Pflanze hin. Ihren deutschen Namen Blutwurz hat sie wegen ihrer roten Wurzeln.

Entsprechend der Signaturenlehre, nach der jede Pflanze einen Hinweis auf ihre entsprechende Heilverwendung gibt, ist die Blutwurz ein Mittel gegen Blutungen jeder Art. Sie hilft bei Nasen- und Lungen-bluten sowie bei Gebärmutter- und Wundblutungen.

In der Volksmedizin ist die Blutwurz zudem ein beliebtes Hausmittel gegen Durchfall und Entzündungen im Mund- und Rachenbereich.

Blutwurz (Potentilla erecta syn. P. tormentilla)

Wirksame Inhaltsstoffe sind neben dem hohen Anteil an Gerbstoffen der rote Farbstoff Tormentol, Glykoside und Saponine. Der rote Saft der Pflanze wirkt im Laborversuch hemmend auf das Wachstum von Bakterien und Viren.

Die Blutwurz wirkt zusammenziehend, austrocknend und hemmt Entzündungen. Sie eignet sich gut bei Durchfallerkrankungen und Entzündungen im Mund- und Rachenbereich.

Tormentillwurzelpulver wirkt blutstillend bei kleinen, oberflächlichen Schnitt- und Schürfwunden. Blutwurz hilft auch bei nässenden Wunden und Ekzemen, bei Hautentzündungen und bei kleinen Verbrennungen ersten und zweiten Grades.

Blutwurz besteht bis zu 20 Prozent aus Gerbstoffen. Wegen des hohen Gerbstoffgehalts der Wurzeln verträgt sich die Pflanze nicht mit Substanzen wie Eisen, Kupfer, Wismut oder Jod.

Blutwurz im Alltag

Früher dient Blutwurz als Farbstoff. Heute steckt die Pflanze hauptsächlich in Kräuterschnäpsen.

Im Mittelalter gewinnen die Menschen aus dem Saft der Blutwurz rote Tinte und Färbemittel. Die damit eingefärbte Wolle wird zu Kleidungsstücken und Uniformen verarbeitet.

In einigen Regionen, wie zum Beispiel im Bayerischen Wald, wird aus Blutwurz ein Likör oder Schnaps hergestellt, der nach dem Essen als verdauungsförderndes Mittel gereicht wird.

Weltweit ist die Brennnessel in den gemässigten Zonen anzutreffen. Sie wächst an Waldrändern, Zäunen, Wegen und Strassen. Ein

Brennnessel

Sowohl in der Antike, als auch im Mittelalter lobpreisen die Menschen die Brennnessel. Sie besitzt viele nützliche Eigenschaften, wirkt stärkend, blutreinigend und harntreibend und

Brennnessel (Urtica dioica)

Die Inhaltstoffe dieser in der Heilkunde sehr geschätzten Pflanze sind Flavonoide und Mineralstoffe wie Kieselsäure, Kalzium und Kalium.

Brennnessel im Alltag

Oft belächelt, aber vielfältig einsetzbar, so ist die Brennnessel heute. Sie findet Verwendung in der Küche, im Badezimmer, im Handwerk, im Gartenbau oder in der

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starker Brennnesselwuchs gilt allgemein als Zeiger für einen stickstoffreichen Boden.

gilt als Retterin in Notzeiten.

Die Pflanze ist vielseitig einsetzbar und hilft je nach Quelle bei Rheuma, Gicht, Geschwüren, Furunkeln, Drüsenschwellungen, Lungenentzündungen und Hautausschlägen. Ja sogar zur Steigerung der Liebeskraft kann sie verwendet werden.

In der volksmedizinischen Heilkunde gilt die Brennnessel als blutverbessernd und blutreinigend, ferner als schleimlösend und wassertreibend. Im Volksglauben ist sie eine Zauber- und Abwehrpflanze und schützt Stall und Haus vor Hexen und Teufel.

In Notzeiten sind Brennnesselgerichte eine gute Alternative. Die Pflanze ist nahrhaft, eiweisshaltig und wächst im Überfluss auf Brachflächen und Wegen. Aus ihren Stängelfasern, den Nesseln, entsteht das „Leinen der armen Leute“.

Zudem stecken in den Brennhaaren Histamin und Serotonin.

Die Brennnessel wirkt nachweislich harntreibend und fördert die Gallensekretion und die Ausscheidung von Giftstoffen. Neue Untersuchungen bestätigen auch eine gewisse blutbildende Wirkung.

Brennnesseln werden in Durchspülungstherapien bei bakteriellen, entzündlichen und krampfartigen Erkrankungen der ableitenden Harnwege angewendet. Die Wurzel wird zudem erfolgreich zur Behandlung von gutartigen Prostatavergrösserungen eingesetzt.

Der Saft junger Brennnesseln eignet sich als Frühjahrskur. Er regt den Stoffwechsel an, was Linderung bei Gicht, Rheuma und Hautkrankheiten verspricht. Zudem vertreibt er die Wintermüdigkeit und hilft bei Erschöpfungszuständen.

Tierzucht.

Aus den jungen, zarten Brennnesseltrieben wird ein gesundes, spinatähnliches Gemüse zubereitet. Brennnesselsud ist ein altbewährtes Hausmittel gegen Schuppen und Haarausfall. Viele Seifen und Deodorants beinhalten Brennnessel.

Vor der Einführung der Baumwolle entstanden Seile, Schnüre, Fischernetze und Stoffe aus langen, festen Brennesselfasern. Für ein Hemd benötigt es 40 Kilogramm solcher Stängel. Heute erlebt diese Naturfaser ein Revival.

Im Gartenbau hilft die Pflanze gegen Blattläuse und dient als Düngerveredler. Unter Obstbäume gepflanzt vermehrt sie den Ertrag. Als vitaminreiche Futterbeigabe stärkt sie das Vieh.

Frauenmantel

Aus der Antike existieren keine Texte, die den Frauenmantel erwähnen. Für die Germanen indes spielt die Pflanze bei Fruchtbarkeitsriten eine grosse Rolle. Die ersten schriftlichen Belege stammen aus dem frühen Mittelalter.

Der Frauenmantel gilt als Kult- bzw. Zauberpflanze und ist ein Symbol für Schutzsuchende. Bei den Germanen ist er Freya gewidmet, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. Im Zuge der Christianisierung wird Freya von der Jungfrau Maria abgelöst.

In der Volksmedizin wird der Frauenmantel zur Behandlung von Wunden, Blutungen, Geschwüren, Bauch- und Kopfschmerzen verwendet. Als hoch geschätztes Frauenkraut hilft er bei Menstruations-störungen, Ausfluss und Brustdrüsenentzündungen.

Die Nachkommen des Frauenmantels entstehen ohne Befruchtung oder Austausch von Erbanlagen. Im Mittelalter glauben die Menschen deshalb, der Frauenmantel könne verlorene Schönheit und Jungfräulichkeit zurückbringen.

Gemeiner Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

Im Frauenmantel stecken Gerbstoffe, Bitterstoffe, und Flavonoide. Ihr Zusammenspiel ist bisher kaum erforscht. Der Pflanze droht darum die Gefahr, in der modernen Pflanzenheilkunde als Heilmittel von der Bildfläche zu verschwinden.

Die dem Frauenmantel zugeschriebene, breite frauenheilkundliche Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Zahlreiche Erfahrungsberichte sprechen aber von seiner positiven Wirkung.

Als Bestandteil eines "Frauentees" ist der Frauenmantel sicherlich empfehlenswert. Er hilft bei Menstruationsbeschwerden, als Geburtsvorbereitung, für die Milchbildung und in den Wechseljahren.

Frauenmantel im Alltag

Im Alltag kommt der Frauenmantel vor allem in der Frauenheilkunde und in der Kosmetik zum Einsatz.

In der Heilkunde wird der Frauenmantel bei allerlei Frauenbeschwerden verwendet, bei starker oder schmerzhafter Menstruation, Weissfluss, bei der Geburtsvorbereitung oder in den Wechseljahren.

Die Kräuterkosmetik nutzt einen Sud aus Frauenmantel als Gesichtswasser bei grossporiger Haut und Sommersprossen. Er wirkt straffend und belebend. Zudem beseitigt er Hautunreinheiten und ist ideal bei fettiger Haut.

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Die Heidelbeeren stammen aus Mittel- und Nordeuropa. Sie wachsen auf sauren, nährstoffarmen Böden in Nadel- und Laubwäldern. Sie gedeihen aber auch auf Mooren, Felshängen, Magerwiesen und in Heidelandschaften.

Heidelbeere

Als eine in Mittel-und Nordeuropa wachsende Pflanze ist die Heidelbeere in der Antike nicht bekannt. Hildegard von Bingen erwähnt sie erstmals als Heilpflanze.

In Kräuterbüchern taucht die Heidelbeere kaum auf. Neben Hildegard von Bingen erwähnt Bock eine Rezeptur für einen Sirup aus den Beeren. Dieser hilft bei der Behandlung von Lungenschwindsucht und Husten.

In der Volksmedizin ist die Heidelbeere ein sehr geschätztes Heilmittel. Die Blätter und getrockneten Beeren wirken bei Durchfall, Ruhr und Blasenleiden. Langsam gekaute Beeren helfen zudem bei Problemen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)

Die Heidelbeere weist einen hohen Gerbstoffgehalt auf, ein Wirkstoff, der bei Entzündungen und Durchfall hilft. Ausserdem besitzt die Pflanze den blauen Farbstoff Myrtillin, Vitamin C, Flavonoide und Glykoside.

Die Heidelbeere wirkt gegen eine Vielzahl von Beschwerden wie Durchfall, Halsschmerzen und Entzündungen des Mund- und Rachenraums. Fertigarzneimittel mit Heidelbeeren-Extrakt helfen bei der Behandlung von Erkrankungen der Blutkapillaren.

Die getrockneten Beeren eignen sich aufgrund ihres Gerbstoffgehaltes besonders gut zur Behandlung von Durchfall. Die Gerbstoffe sind so gebunden, dass sie erst im Darm frei werden und den Magen nicht belasten.

Die Wirkung des Gerbstoffes wird durch den blauen Farbstoff Myrtillin verstärkt. Dieser kann in Bakterien eindringen und so ihr Wachstum hemmen.

Heidelbeere im Alltag

Die an Vitamin C reiche Heidelbeere kann sowohl roh, als auch eingemacht genossen werden. Sie steckt in vielen Lebensmitteln. Auch die Kosmetikindustrie hat die blaue Beere für sich entdeckt.

Die Lebensmittelindustrie panscht schlechte Weine mit den Beeren. Aus Zucker, Heidelbeere und Franzbranntwein entsteht ein Getränk, das in Farbe und Alkoholgehalt Ähnlichkeiten mit Bordeaux- oder Burgunderweinen besitzt.

In der Küche lassen sich die Beeren zu Kompott, Marmelade, Eis, Pfannkuchen, Süssspeisen, Schnaps und Likör verarbeiten oder beim Kuchenbacken verwenden. Frische Heidelbeeren verfeinern Milchreis, Joghurt und Quark.

In Kosmetikprodukten verleiht Heidelbeere den Parfümgels eine besondere Note. Naturseifen werden mit der blauen Beere aromatisiert und gefärbt. In früheren Zeiten diente die Heidelbeere auch zum Färben von Stoffen.

Der Holunder wächst fast im gesamten europäischen Raum. Er bevorzugt stickstoffreichen Boden und wächst deshalb gerne in der Nähe von menschlichen Siedlungen z.B. an Scheunen, Schuppen, Zäunen, Hecken und Wegrändern.

Holunder

Der Holunder ist eine wichtige Küchenpflanze und bringt über die Jahreszeit verteilt viel Gutes und Gesundes. Im Sommer hängen die Blüten am Strauch und im Herbst sind die Beeren reif.

Es gibt eine Vielfalt an Holunder-Rezepten: von Most, Wein, Tee, Sirup bis zur Konfitüre, zu Suppe und Holunderküchlein. Aus Beeren entstehen Saft und Gelee und Blütendolden aromatisieren erfrischende Getränke, Liköre und Bowlen.

Der schwarze Holunder ist auch eine Färberpflanze. Die Beeren färben den Stoff purpurrot, die Blätter ergeben Farbtöne zwischen oliv- und gelbgrün

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Der Holunder hat viele Wirkstoffe. Die Blüten besitzen ätherisches Öl, Glykoside, Flavonoide und Gerbstoffe. Die dunkel glänzenden Beeren sind reich an organischen Säuren, Vitaminen und Mineralstoffen wie Kalium und Eisen.

Holunderblüten dienen als Schwitztee. Nach dem Teegenuss reicht ein mittlerer Wärmereiz um zu Schwitzen. Untersuchungen zeigen, dass gewisse Inhaltsstoffe des Holunders die Wärmeregulations-zentren im Gehirn beeinflussen.

Dank seiner harntreibenden Wirkung ist der Holunder auch oft Bestandteil von Kräutertee-mischungen gegen Stoffwechselleiden, Rheuma, Gicht und Hautkrankheiten.

Holunder im Alltag

Der Holunder ist eine wichtige Küchenpflanze und bringt über die Jahreszeit verteilt viel Gutes und Gesundes. Im Sommer hängen die Blüten am Strauch und im Herbst sind die Beeren reif.

Es gibt eine Vielfalt an Holunder-Rezepten: von Most, Wein, Tee, Sirup bis zur Konfitüre, zu Suppe und Holunderküchlein. Aus Beeren entstehen Saft und Gelee und Blütendolden aromatisieren erfrischende Getränke, Liköre und Bowlen.

Der schwarze Holunder ist auch eine Färberpflanze. Die Beeren färben den Stoff purpurrot, die Blätter ergeben Farbtöne zwischen oliv- und gelbgrün.

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Der Huflattich ist eine der ersten Pflanzen, die im Frühling blüht. Er wächst europaweit an steinigen, lehmigen und tonhaltigen Wegrändern, Böschungen sowie in Steinbrüchen. Er toleriert unterschiedliche Standort-bedingungen, ist widerstandsfähig und äusserst anpassungsfähig.

Huflattich

Der Huflattich gilt seit Tausenden von Jahren als Heilmittel bei Erkrankungen der Atemwege. Antike Ärzte empfehlen die Pflanze als Rauchware bzw. Kräutertabak. Im Mittelalter findet sie eher in Form von Hustensirup Zuspruch.

Schon Hippokrates gebraucht Huflattich bei Husten. Dioskurides empfiehlt den Rauch der angezündeten Blätter bei trockenem Husten und, um die Atmung zu erleichtern. Plinius kennt ein Rezept gegen chronischen Husten.

Hildegard von Bingen, Paracelsus, Bock und andere mittelalterliche Kräuterbuchautoren verwenden Huflattich als Mittel gegen Erkrankungen der Lunge. Pfarrer Kneipp schreibt, dass der Huflattich Engbrüstigkeit und Husten unterbindet.

Aus Huflattichblättern und Zucker wird Hustensirup gekocht. Die Volksmedizin nutzt diesen bei Erkrankungen der Atemorgane wie Husten, Heiserkeit, Bronchitis, Verschleimung sowie als Stärkungsmittel für kränkliche Kinder.

Huflattich (Tussilago farfara)

Wichtige Inhaltsstoffe des Huflattichs sind Gerb- und Schleimstoffe. In kleiner Menge besitzt die Pflanze auch Bitterstoffe, Flavonoide, ätherisches Öl und je nach Pflanzenteil eine variierende Menge der giftigen Pyrrolizidinalkaloide.

Der wissenschaftliche Name Tussilago, der aus den zwei lateinischen Wörtern tussis (Husten) und agere (vertreiben) besteht, deutet auf das wichtigste Anwendungsgebiet des Huflattichs als Hustenmittel hin.

Huflattich ist vielseitig anwendbar. Ein Aufguss der Blüten lindert Husten und andere Leiden der Atemorgane wie Reizhusten, Asthma und Bronchitis. Die zerquetschten Blätter helfen bei Verstauchungen und zur Heilung von Wunden.

Huflattich sollte nicht in grossen Mengen oder über längere Zeit verwendet werden. Pyrrolizidinalkaloide können Leberschäden oder gar Krebs auslösen. Einzelne Länder verbieten daher den Verkauf von Huflattich als Heilmittel − nicht so die Schweiz.

Huflattich im Alltag

Huflattich dient einerseits als Nahrungsmittel, andererseits auch als Pflegeprodukt. Die Kosmetikindustrie verwendet ihn gegen unreine Haut und fettende Haare.

Die jungen, zarten Blätter des Huflattichs sind wie Wildspinat. Sie passen zu Suppen und Aufläufen und schmecken besonders gut mit Kartoffeln. Die Blüten eignen sich zum Garnieren von Salaten und Süssspeisen.

In der Kosmetikindustrie ist der Huflattich sehr beliebt. Mit seiner reinigenden und antiseptischen Wirkung eignet er sich besonders gut bei unreiner, entzündeter und fettiger Haut.

Auch für leicht fettendes, schuppiges Haar ist Huflattich sehr nützlich. Aufgrund seines Schwefelgehalts und seiner Gerb- und Schleimstoffe pflegt er die Kopfhaut und bekämpft Schuppen.

Johanniskraut

In der Mythologie und im Brauchtum ist das Johanniskraut seit Urzeiten eine sehr bedeutende Pflanze. Viele Legenden ranken sich um dieses Kraut, das um die Sommersonnenwende blüht und Licht speichern kann.

Griechen, Römer und Germanen verehren das Johanniskraut. Um 795 n. Chr. wird im 'Lorscher Arzneibuch’, dem ältesten erhaltenen Buch der Klostermedizin, das Johanniskraut gegen Melancholie empfohlen. Bald darauf geht dieses Wissen verloren.

Im Spätmittelalter kehrt dieses Wissen zurück. Das Johanniskraut bringe wärmende Sonnenstrahlen in depressive Gemüter. Es gilt als aufhellend und lindert trübsinnige Gedanken und nervöse Unruhen.

Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Im Johanniskraut stecken Hypericin, Flavonoide, ätherisches Öl und Gerbstoffe. Trotz Studien ist nicht bekannt, wie die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts zustande kommt. Wahrscheinlich liegt ein Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffe vor.

Forscher vermuten, dass Hypercin die Empfindlichkeit auf Licht erhöht. So verbessert sich die Lichtnutzung im Organismus. Licht hilft gegen Depressionen. Da gleichzeitig die Produktion des Schlafhormons Mela-tonin angeregt wird, verbessert sich die Schlafqualität.

Johanniskrautöl wirkt antidepressiv, beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend und wundheilend. Es hilft bei Magen- und Zahnfleischentzündungen, Hautverletzungen, leichten bis mittelschweren

Johanniskraut im Alltag

In der Küche hat das Johanniskraut nichts zu melden. Die Kosmetik verwendet es selten. Im Alltag ist es als stimmungsaufhellendes Präparat erhältlich.

Die Kosmetikindustrie verwendet Johanniskraut-Extrakt in Salben. Diese pflegen unreine und spröde Haut. Sie helfen auch bei Verbrennungen, bei der Narbenpflege und bei Wundliegen.

Meistens ist Johanniskraut in Form von Tee, Kapseln, Dragees, Tropfen und Saft erhältlich. Dabei ist der Johanniskraut-Extrakt entweder allein oder in Kombination mit anderen Substanzen enthalten.

Einige dieser Präparate aus der Drogerie oder

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Es hilft bei Verletzungen von Körper und Seele.

Der Name der Pflanze leitet sich von Johannes dem Täufer ab. Der rote Saft der Blüten steht für das Blut des geköpften Märtyrers. Im Spätmittelalter nutzen Exorzisten das Kraut − nun 'Fuga daemonum' genannt − als Trank, um Dämonen in die Flucht zu schlagen.

Depressionen und Spannungskopfschmerzen.

Johanniskraut-Präparate wirken meist erst nach vier Wochen. Sie können mit anderen Medikamenten zu unerwünschten Wechselwirkungen führen. Hormonale Verhütungsmittel wie die Pille werden geschwächt, es kann zur ungewollten Schwangerschaft kommen.

dem Supermarkt enthalten oftmals zu wenig oder überhaupt kein echtes Johanniskraut, sondern andere Arten der Pflanzengattung Johannis-kräuter, deren Wirkung meist nicht untersucht ist.

Königskerze

Die Königskerze hat viele Anhänger. Ob Ärzte aus der Antike, Klosterbewohnerinnen oder Anhänger der Volksmedizin, sie alle verwenden die Königskerze als Heilmittel. Daneben dient sie auch als Amulett oder Wetterorakel.

Dioskurides benutzt die Wurzeln und Blätter zur Behandlung von Wunden, Geschwüren, Durchfällen, Magenkrämpfen, Augenentzündungen und Schwellungen. Hildegard von Bingen empfiehlt die Königskerze als Heilmittel gegen die Schwermütigkeit.

In der Volksmedizin gelten die Blüten als gutes Mittel gegen Erkrankungen der Atemwege. Äusserlich helfen Umschläge bei Wunden, Ausschlägen und Hämorrhoiden.

Die Königskerze besitzt magische Kräfte. Als Amulett getragen schützt die Wurzel vor Krankheiten. Die bäuerliche Bevölkerung benutzt die Pflanze als Wetterorakel. Die Blütenanordnung verrät die Ankunft des ersten Frühschnees.

Grossblütige Königskerze (Verbascum densiflorum syn. V. thapsiforme)

Die Königskerze besitzt Schleimstoffe wie Saponine. Sie ist nützlich bei Erkrankungen der Atemwege. Sie wirkt schleimlösend und reiz-lindernd. Sie hilft sowohl bei trockenem Husten und Heiserkeit, als auch bei chronischer Bronchitis.

Heutzutage wird die Königskerze kaum alleine verwendet. Die Königskerzenblüten finden vor allem in Hustenteemischungen Verwendung. Dort mildern sie den Hustenreiz und wirken auswurffördernd. Zugleich geben die gelben Blüten dem Tee eine schöne Farbe.

Königskerze im Alltag

Im Alltag ist die Königskerze meist nur in Teemischungen anzutreffen, selten auch als alkoholisches Getränk.

Viele Kräuter- und Hustenteemischungen beinhalten Königskerzenblüten. Einerseits wegen ihrer Wirkstoffe, andererseits wegen der schönen Farbe, welche die Blüten dem Tee verleihen.

Die Brennerei Streit in Metterich produziert einen Königskerzen-Schnaps nach altem Familienrezept. Auch gibt es einen Kräuterwein mit Königskerze nach der Rezeptur von Hildegard von Bingen.

Kümmel

Kümmel ist eine uralte Pflanze. Bereits die Pfahlbauern, aber auch die alten Ägypter, schätzen ihn als Heilpflanze. Entlang der sagenumworbenen Seidenstrasse ist er ein heiss begehrtes Gewürz, das viele Feinschmecker kennt.

Archäologische Ausgrabungen bei Pfahlbauten zeigen, dass Kümmel jahrtausendelang bekannt ist. Die alten Griechen und die Römer nutzen eine Kümmelart aus Kleinasien, da der hiesige Kümmel

Kümmel

(Carum carvi)

Neben Gerb- und Bitterstoffen ist der Kümmel reich am ätherischen Öl Carvon. Untersuchungen zeigen, dass das ätherische Öl eine krampflösende und verdauungsfördernde Wirkung hat.

Kümmel regt die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen an und hilft bei Völlegefühl, Blähungen, leichten, krampfartigen Magen-Darm-Störungen sowie bei

Kümmel im Alltag

In der Küche gehört der Kümmel zu den "Urkräutern", deren sich die Menschen seit jeher bedienen. Doch auch in der Parfüm-, Seifen- und Branntweinherstellung findet er Verwendung.

Seit Jahrhunderten dient Kümmel als Gewürz für Brot, Kartoffeln, Kohl oder Bohnen. Dies nicht nur wegen seines würzigen Geschmacks, sondern vor allem auch wegen

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in ihren Ländern nicht in der freien Natur wächst.

Kümmel gilt in der mittelalterlichen Heilkunde wie auch in der Volksmedizin als magenstärkend, erwärmend, blähungswidrig und harntreibend. Er würzt Wurst, Suppen, Saucen und Käse. Blähende Speisen macht er bekömmlich.

Wer beim Kochen mit Kümmel zu sparsam umgeht, gilt als geizig. Noch heute zeugt das Wort "Kümmelspalter" davon. Es umschreibt kleinliche, knausrige und pedantische Menschen.

nervösen Herz-Magen-Beschwerden.

Kümmel wirkt appetitfördernd, magenstärkend und anregend auf die Magensaftsekrete. Kümmelöl ist antibakteriell und fungizid.

Als Bestandteil von Magen- und Gallentees hilft er bei Blähungen und Verkrampfungen. Oft tritt er in Kombination mit Fenchel, Anis oder Koriander auf. Der Kümmel hat aber die stärkste krampflösende Wirkung.

der verdauungsfördernden Wirkung.

Die Kümmelsamen verleihen diversen Spirituosen einen charakteristischen Geschmack, so dem skandinavischen Aquavit, dem norddeutschen Köm oder dem Wiener Kaiser-Kümmel.

Seine Keime und Mikroben hemmende Eigenschaft findet Verwendung in Zahnpasta, Mundspülung und Gurgelwasser. Das Kauen einiger Kümmelfrüchte nach dem Essen soll schlechten Mundgeruch verhindern.

Die Mistel ist im gesamten europäischen Raum mit Ausnahme des hohen Nordens heimisch. Sie wächst kugelförmig als Halbschmarotzer auf verschiedenen Baumarten wie Linden, Pappeln und Apfelbäumen.

Mistel

Ob Mythologie oder Brauchtum, seit dem Altertum ranken sich viele Geschichten um die Mistel. Sie gilt nicht nur als Wunderpflanze gegen Krankheiten, sondern wird auch als etwas Heiliges verehrt, als Zeichen immerwährenden Lebens.

Druiden und gallische Priester nutzen die Mistel als Heilmittel und zu kultischen Handlungen. Die Germanen sehen die Pflanze als ein Geschenk des Himmels. Gleichzeitig wird sie in der Sagenwelt dem Sommergott Baldur zum Verhängnis.

Im Mittelalter ist die Mistel eine geschätzte Heilpflanze. Hildegard von Bingen, Paracelsus und Bock erwähnen sie in ihren Schriften. In der Volks-medizin wird sie bei Verdauungsstörungen, Blutungen, Lungenleiden, Gicht und Bluthochdruck verabreicht.

Alte Namen für die Mistel lauten Druidenfuss, Hexen- oder Donnerbesen. Sie geben Hinweise auf ihre magischen Eigenschaften. Noch heute gibt es Mistel-Bräuche, die Fruchtbarkeit, Gesundheit und Wohlergehen stärken sollen.

Weissbeerige Mistel (Viscum album)

Der Spezialwirkstoff der Mistel ist das Viscotoxin, das in der anthroposophischen Medizin zur Krebsbehandlung eingesetzt wird. Daneben enthält die Mistel noch Saponine, Flavonoide, Lektine und Harze.

Gesichert ist, dass Mistelextrakte das Abwehrsystem anregen. Bei vielen anderen Eigenschaften der Mistel gibt es Tendenzen, aber keine klaren Beweise. Misteltee senkt hohen Blutdruck und hilft auch bei Herzschwäche und Arteriosklerose.

Die Mistel steigert Verdauungs- und Stoffwechsel-tätigkeit und stimuliert die Abwehrkräfte. Mit dieser Wirkung kann sie als Begleiter einer Krebstherapie die Lebensqualität und das Allgemeinbefinden von Tumorkranken verbessern.

Laut Rudolf Steiner sind sowohl die Mistel, als auch bösartige Tumore „Fehlbildungen, die zur falschen Zeit am falschen Ort“ wachsen. Deshalb hat er die Mistel zur Tumorbehandlung eingeführt. Heute ist sie das Aushängeschild der Anthroposophischen Medizin.

Mistel im Alltag

Im Alltag dient die Mistel vor allem als Dekoration. Zudem gibt es in der Weihnachts-zeit den Brauch, jemanden unter dem Mistelzweig zu küssen.

In Advents- und Weihnachtskränzen wird die Mistel gerne als Dekorationselement verwendet. Als Glücksbringer unter dem Türrahmen läutet der Mistelzweig das neue Jahr ein.

Die Pflanze gilt als Symbol für Gesundheit, Fruchtbarkeit, Mut und Glück. Pärchen, die sich unter einem Mistelzweig küssen, erhoffen sich, ein Leben lang zusammen zu bleiben.

Ursprünglich stammt die Nachtkerze aus Nordamerika. Heute wächst sie auch in Europa und Asien. Sie bevorzugt

Nachtkerze

Die Nachtkerze wandert 1614 aus Nordamerika nach Europa ein. Als Zierpflanze findet sie rasch weite Verbreitung. Später wird sie bewusst in Bauern- und Küchengärten als Gemüse

Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)

Erst seit bekannt ist, dass in der Nachtkerze wertvolle Gamma-Linolensäure steckt, wird die Pflanze als vielseitiges Heilmittel verwendet. Daneben enthält sie

Nachtkerze im Alltag

Ob Kosmetik, Küche oder Krankenbett, die Nachtkerze ist ein Multitalent. Sie pflegt die Haut, ist sehr schmackhaft und schenkt den

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Ruderalplätze wie Wegränder, Steinbrüche, Kies- und Sandgruben. Die Nachtkerze ist zweijährig und blüht in der Dunkelheit.

angepflanzt. Ihre medizinischen Eigenschaften sind nicht bekannt.

Als reine Zierpflanze findet die eingewanderte Kulturpflanze weite Verbreitung. Bereits 1623 ist ihr Anbau in der Nähe von Paris belegt. Ab 1660 wird sie in deutschen Städten kultiviert.

Im 18. Jahrhundert wird bekannt, dass die Wurzeln und Blätter der Nachtkerze essbar sind. In vielen Gärten wird sie nun als Gemüse angepflanzt, und sie verbreitet sich rasch. Als Gartenflüchtling verwildert diese Pflanze sehr schnell.

Im Volksmund wird die Nachtkerze „Schinkenwurz“ genannt, weil sich ihre Wurzeln beim Garen rötlich verfärben.

Gerbstoff, Flavonoide und Schleimstoffe.

Aus den Samen wird das Nachtkerzenöl gewonnen. Es beinhaltet sehr viel Gamma-Linolensäure. Diese ungesättigte Fettsäure hilft vielen Organen, wichtige Gewebshormone (Prostaglandine) zu bilden. Diese wirken entzündungshemmend und immunstimulierend.

Die Nachtkerze wirkt krampflösend und blutreinigend. Das Öl ist gut für die Blutgefässe. Es wird zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt und lindert Juckreiz. Mit seiner entzündungshemmenden Wirkung hilft es auch bei Rheuma und Arthritis.

Die Nachtkerze wirkt erst nach einer Einnahmezeit von drei Monaten. Ob als Präparat oder Nahrungsmittel-ergänzung, Nachtkerzenöl ist sehr teuer. Alternativ empfiehlt sich Borretschöl oder das Öl der schwarzen Johannisbeersamen.

Kranken Kraft.

Das Öl der Nachtkerze steckt in vielen Kosmetikartikeln, speziell in Hautcremes. Es wirkt beruhigend auf reizempfindliche Haut und hilft bei trockenen, schuppigen und juckenden Stellen.

Ob Pfahlwurzeln, Blätter, Blüten oder Samen, alles ist essbar. Die Wurzeln werden wie Pastinaken oder Schwarzwurzeln in Brühe gekocht oder als Salat serviert. Die Blütenblätter verschönern jedes Gericht. Aus den Blättern entsteht Tee.

Als Gemüse gegessen, verleiht die Wurzel Stärke und gibt Kranken neue Kraft bei ihrer Genesung. Ein altes Sprichwort besagt, dass ein Pfund der Nachtkerzenwurzel so viel Kraft gebe wie ein Zentner Ochsenfleisch.

Die Pestwurz ist in Mittel- und Nordeuropa heimisch. Sie wächst am liebsten an Bächen, Uferböschungen und in Gräben oder an anderen feuchten Stellen, gelegentlich auch auf überschwemmten, nährstoffreichen Wiesen.

Pestwurz

Seit Tausenden von Jahren nutzen die Menschen die Pestwurz. Die ältesten Belege stammen aus der Bronzezeit. Archäologen vermuten, dass die Blätter der Pestwurz als Toilettenpapier dienen. In Bayern heisst die Pflanze heute noch Arschwurz.

Griechen und Römer setzen die Pestwurz gegen bösartige Geschwüre und schlecht heilende Wunden ein.

Im Mittelalter gilt sie als gutes Mittel gegen die Pest, daher stammt vermutlich auch ihr Name. Zudem wird die Pestwurz schon frühzeitig gegen Husten angewendet. Trotzdem findet sie in den meisten Kräuterbücher kaum Erwähnung.

Die Volksmedizin setzt sie bei Husten, Heiserkeit, Asthma, Harnleiden, Gicht und Fallsucht ein. Die Blätter helfen bei Wundbehandlungen, Geschwüren, Verstauchungen und Gichtknoten.

Weisse Pestwurz (Petasites albus)

Die Pestwurz besitzt den Spezialwirkstoff Petasin. Daneben enthält die Pflanze Flavonoide, Schleim- und Gerbstoffe sowie wenig ätherisches Öl. Alle Teile der Pflanze weisen zudem in stark wechselnder Dosis das giftige Pyrrolizidinalkaloid auf.

Pharmakologische Untersuchungen bestätigen eine krampflösende und schmerzstillende Wirkung der Pestwurz bei Magenbeschwerden, Koliken von Magen und Darm, Gallenabflussstörungen und Menstruationsschmerzen.

Neuere Studien zeigen, dass die kurmässige Anwendung der Pestwurz bei Migränepatienten die Anzahl der Anfälle um etwa die Hälfte senken kann. Zudem hilft die Pflanze mit ihrer anti-allergischen Wirkung gegen Allergien, Heuschnupfen und Asthma.

Obwohl die Pestwurz gegen moderne Plagen wie Migräne und Heuschnupfen ausgesprochen wirksam ist, wird sie bislang noch nicht sehr häufig eingesetzt.

Weisse Pestwurz im Alltag

Im Alltag ist die Pestwurz nur als ein Bestandteil von medizinischen Produkten anzutreffen, meist in Form von Filmtabletten.

In der Schweiz wird Pestwurz nicht rein verkauft, sondern in einer Mischung mit Baldrian, Melisse und Passionsblume.

Dank moderner Pestwurz-Züchtungen ist die Pflanze frei vom giftigen Pyrrolizidinalkaloid. Zubereitungen aus solchen Pflanzen sind bedenkenlos über längere Zeiträume anwendbar.

Die genaue Herkunft der Ringelblume ist unbekannt.

Ringelblume

Im Mittelalter ist die Ringelblume eine

Acker-Ringelblume (Calendula officinalis)

Ringelblume im Alltag

Die Ringelblume ist vielseitig einsetzbar.

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Vermutlich stammt sie ursprünglich aus dem Orient und dem Mittelmeerraum. Heute wird sie weit verbreitet kultiviert und kommt verwildert in ganz Europa vor.

geschätzte Heilpflanze und wird von verschiedenen Ärzten wärmstens empfohlen. In alten Büchern taucht sie häufig auf, gerät aber in Vergessenheit.

Eine der ersten schriftlichen Überlieferungen über die Verwendung der Ringelblume stammt aus der Feder von Hildegard von Bingen. Sie empfiehlt die Pflanze gegen Verdauungsstörungen und Ekzeme.

Der italienische Arzt Mattioli setzt die Ringelblume gegen Krebsleiden ein, während Tabernaemontanus sie bei unregelmässigen Monatszyklen verschreibt. Der persische Gelehrte Avicenna verwendet den Geruch der Pflanze gegen Ungeziefer.

Im Volksglauben spielt die Ringelblume als Liebesmittel und Liebesorakel eine wichtige Rolle. Im bäuerlichen Brauchtum dient sie als Wetteranzeiger: Sind die Blüten morgens nicht geöffnet, gibt es noch am gleichen Tag Regen.

Den Ruf als wertvolle Heilpflanze verdankt die Ringelblume dem Flavonoid Carotinoid. Dieses steckt in den hellgelben bis rotbraunen Blüten. Die Pflanze enthält Saponine, ätherisches Öl und Spuren von Salicylsäure.

Die Ringelblume hemmt Entzündungen, heilt Wunden, wirkt hautpflegend und narbenbildend. Die Pflanze regt die Zellneubildung an. Dies bewirkt, dass Wunden sich rasch auffüllen, zuwachsen und sich eine neue Hautschicht bilden kann.

Der wichtigste Anwendungsbereich der Ringelblume ist die Haut in all ihren Facetten: Akne, Ekzeme, Furunkel, offene Beine, Krampfadern, Geschwüre, Frostbeulen, Wundliegen, Quetsch-, Riss-, und Brandwunden.

Ringelblume wirkt ähnlich wie Arnika, ist aber hautfreundlicher und verträglicher. Trotzdem ist Vorsicht geboten, da die Pflanze gerne Allergien auslöst.

Ihre hautpflegende Wirkung steckt in vielen Schönheitsprodukten. Die Blüten enthalten Farbstoffe, die zum Färben von Nahrungsmitteln dienen.

Die Industrie hat sich die Vorzüge der Ringelblume zunutze gemacht und eine Fülle von pflegenden und hautschonenden Produkten mit Ringelblumen-Extrakt entwickelt, unter anderem Lippenstift, Salbe, Handseife und Geschirrspülmittel.

Seit dem Mittelalter dient die Ringelblume als Färberpflanze. Sie verleiht Pudding, Gebäck, Kuchen, Nudeln und Teemischungen einen satten, warmen Gelbton. Mit Ringelblume wird auch betrogen und teurer Safran damit gestreckt.

Ferner werden die Blütenblätter, insbesondere die rotbraunen Blüten, die ausreichend Farbstoffe enthalten, zum Schminken und Haarfärben verwendet.

Schafgarbe

Die Schafgarbe ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt und seit der Altsteinzeit bekannt. Sie wirkt blutstillend, krampflösend und ist gut für Magen und Galle. Ihre Wirkung wird in zahlreichen Namen zum Ausdruck gebracht.

Bei Grabungen im Iran finden Archäologen in steinzeitlichen Gräbern Samenkörner der Schafgarbe. In antiken Schriften wird sie ihres Aussehens und der blutstillenden Wirkung wegen als tausendblättriges "Soldatenkraut" bezeichnet.

Laut Sage heilt der griechische Held und Krieger Achilles mit der Schafgarbe den verletzten König Telephos. Der lateinische Name Achillea millefolium erinnert daran. Ihre blutstillende Wirkung zeigt sich in vielen Namen, wie Beilhieb-, Schnitt- oder Wundkraut.

Die Schafgarbe trägt auch den Namen Frauenkraut. Sie hilft bei Störungen der Regelblutung, bei Unterleibskrämpfen und bei Ausfluss. Einer der

Schafgarbe (Achillea millefolium)

Neben ätherischem Öl, Gerb- und Bitterstoffen enthält die Schafgarbe Chamazulen. Keiner der Inhaltsstoffe ist besonders stark vertreten. Die Wirkung basiert vermutlich auf Synergieeffekten, genauere Forschungen hierzu fehlen.

Die Schafgarbe besitzt entzündungshemmende, krampflösende und stoffwechselanregende Eigenschaften. Bei verschiedenen Krankheiten wird sie deshalb gerne als Unterstützungsmittel verwendet.

Die krampflösende Wirkung der Schafgarbe eignet sich bei Menstruationskrämpfen, Magen-Darm-Gallen-Störungen und zur Unterstützung bei chronischen Lebererkrankungen mit Druck- und Völlegefühl.

Die entzündungshemmende Eigenschaft hilft bei Hautproblemen und Wundheilung. In seltenen Fällen können nach dem Hautkontakt mit der Blüte Rötungen auftreten.

Schafgarbe im Alltag

Die Schafgarbe kommt in vielen Bereichen zum Einsatz. Kosmetikindustrie, kreative Köche oder Tierärzte, sie alle verwenden Inhaltsstoffe oder Teile dieser Pflanze.

Für kosmetische Zwecke ist die Pflanze sehr nützlich. Eine Gesichtsmaske aus zerstampften Blättern, in Schafgarbentee getränkte Kompressen oder Schafgarbendampfbäder helfen bei entzündeter, gereizter, fettiger und unreiner Haut.

Die jungen, zarten, aromatischen und leicht bitter schmeckenden Blättchen verfeinern Rühreier, Salat, Gemüse und Kräuterquark. Klassisch gehört die Schafgarbe in die "Gründonnerstagsuppe", deren Genuss Kraft und Gesundheit verspricht.

Die Bitterstoffe wirken bei Mensch und Tier anregend. Sie reizen die Geschmacksrezeptoren und regen somit

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schönsten Namen lautet in Anlehnung an die fein gefiederten Blätter "Augenbraue der Venus".

Speichel- und Magensaftbildung an. Schafgarbe eignet sich deshalb gut bei Appetitmangel und Schwächezuständen.

Schlüsselblume

In den antiken Schriften ist die Schlüsselblume nicht erwähnt, da sie in Südeuropa gar nicht vorkommt. Diverse Kräuterbuchautoren indes verwenden die mitteleuropäische Pflanze gegen allerlei Beschwerden.

Die Schlüsselblume hat den Ruf, ein besonderer "Schlüssel" zur Gesundheit zu sein. Sie löst Husten und Verschleimung, entspannt vor dem Schlafen-gehen und hilft bei Migräne.

Als Primelwein nützt sie bei Rheuma und stärkt Nerven und Glieder. Die Schlüsselblume wirkt abführend, auswurffördernd, fiebersenkend, harntreibend, krampflösend und beruhigend.

Im Volksglauben und Brauchtum gilt sie als Schutzmittel und fördert Fruchtbarkeit. Nixen und Elfen in der nordischen Mythologie lieben und schützen sie. Denn ihr magischer „Schlüssel“ öffnet geheime Türen und zeigt verborgene Schätze an.

Frühlings-Schlüsselblume (Primula veris)

Schlüsselblumenblüten enthalten geringe Mengen von Saponinen, Flavonoide und Spuren von ätherischem Öl. Die Wurzeln weisen einen viermal höheren Gehalt an Saponinen auf und wirken auswurffördernd und schleimlösend.

Moderne Untersuchungen bestätigen die Wirkung der Schlüsselblume bei Erkrankungen der Atemwege. Die Saponine verflüssigen zähen Schleim, wirken reizlindernd und eignen sich zur Behandlung von festsitzendem Husten.

Besonders günstig ist die Pflanze für ältere Menschen, die an einer chronischen Bronchitis leiden, da sie durch ihre leicht harntreibende Wirkung auch eine herz- und kreislaufentlastende Wirkung hat.

Im Gegensatz zur modernen Phytotherapie schätzen die Kräuterpfarrer Kneipp und Künzle die Pflanze nicht nur bei Erkältungen, sondern attestieren ihr eine ausgezeichnete Wirkung bei Schlaflosigkeit, nervösen Spannungen, Arthritis und Kopfschmerzen.

Schlüsselblume im Alltag

Ob süss oder salzig, Schlüsselblumen sind kulinarisch vielfältig einsetzbar. Hierzu bitte nur kultivierte oder eigens gezüchtete Pflanzen verwenden. Denn in einzelnen Kantonen steht die Schlüsselblume unter Naturschutz.

Die jungen, zarten Blätter machen den Salat schmackhaft und passen gut zu Kräutersuppen. Die gelben Blüten verschönern jede Speise. Zu Gelee verkocht schmecken sie auf dem Frühstücksbrot.

Schlüsselblumen sind häufig Bestandteil von Husten- und Erkältungstees. Auch in Bonbons und Kräuterzucker sind sie anzutreffen. Ihr Geruch ist mild süsslich, die Wurzeln riechen etwas nach Anis.

In gewissen Regionen der Schweiz und von Österreich werden die Blüten kochendem Wasser beigegeben und dienen so als Färbemittel für Ostereier.

Das Schöllkraut ist im gesamten europäischen Raum beheimatet. Es ist besonders häufig an altem Gemäuer, Schuttplätzen, Wegrändern, Zäunen und unter Hecken zu finden. Die Pflanze bevorzugt stickstoffreiche Böden.

Schöllkraut

Schon von alters her ist das Schöllkraut eine beliebte Heilpflanze für Leber und Galle. Bereits in antiken Werken wird sie erwähnt. Auch in den mittelalterlichen Kräuterbüchern ist das Kraut gut bekannt und hoch angesehen.

Dioskurides und Plinius verwenden Schöllkrautwurzeln mit Anis und Wein gegen Gelbsucht. Hildegard braucht das Kraut zur "Reinigung von Speichel und Schleim". Paracelsus nutzt es gerne bei Gelbsucht und Bock verwendet es bei Lebererkrankungen und Augenleiden.

Besonders auffällig am Schöllkraut ist der gelbe,

Schöllkraut (Chelidonium majus)

Im Schöllkraut stecken zirka 20 verschiedene Alkaloide, darunter Chelidonin. Je nach Standort der Pflanze unterliegt der Alkaloid-Gehalt starken Schwankungen. Weitere Inhaltsstoffe sind Saponine, Farbstoff und ätherisches Öl.

Die verschiedenen Alkaloide haben unterschiedliche Wirkungen. Deshalb ist der Nutzen der Pflanze nicht so leicht zu erfassen. In erster Linie wirkt das Schöllkraut gallentreibend, krampflösend, schmerzlindernd, beruhigend und keimtötend.

Das Schöllkraut wird erfolgreich bei Leber- und

Schöllkraut im Alltag

Im Alltag gibt es das Schöllkraut entweder als Bestandteil von medizinischen Fertigprä-paraten zu kaufen, oder es ist in speziellen Teemischungen anzutreffen.

Medizinische Fertigpräparate mit Schöllkraut-Extrakt finden meistens Verwendung bei krampf-artigen Beschwerden von Magen, Darm und Galle.

Das Schöllkraut wird Teemischungen für Leber und Galle beigemischt. Oft sind noch andere Kräuter mit ähnlicher Wirkung dabei, etwa

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ätzende Milchsaft, der bei einer Verletzung der Pflanze austritt. In der Volksmedizin wird dieser zum Vertreiben von Warzen, Hühneraugen und Schwielen verwendet.

Im Volksglauben ranken sich viele Bräuche um die Kraft des Schöllkrauts. Laut diesen wirkt das Kraut nur beim Vollzug einer geheimen Handlung. Im Aargau stammt das Kraut hierzu vom Kirchhof, im Tirol soll es bei abnehmendem Mond gepflückt werden.

Gallenleiden eingesetzt. Es hilft bei Gelbsucht, Leberschwellung, Gallenblasenentzündung, Rheuma und Gicht. Das Alkaloid Chelidonin wirkt entkrampfend und hilft bei Menstruations- und Magenkrämpfen.

Das Schöllkraut ist mit der "Opiumpflanze" Schlaf-mohn verwandt und besitzt stark wirkende, giftige Alkaloide. Die Dosis entscheidet über die Heilkraft. Eine Überdosierung kann Schmerzen im Magen-Darm-Bereich und blutigen Durchfall auslösen.

Löwenzahn, Schafgarbe oder Pfefferminze.

Im getrockneten Zustand verliert sich die Giftigkeit des Schöllkrauts. Mit seinem gelben Farbstoff lassen sich Wolle, Stoff, Leder, Haar und Wände färben.

Der Spitzwegerich hat sich ausgehend von Europa über die ganze Welt verbreitet. Er bevorzugt Wiesen, Weiden, Wegränder, Schuttplätze, Ödland und Gräben. Er spriesst auch aus der kleinsten Ritze.

Spitzwegerich

Der Wegerich ist ein uraltes Heilmittel. Beliebte Arten sind der Breit- und der Spitzwegerich. Heute wissen wir, dass der Spitzwegerich die stärkere Wirkung besitzt. In der Volksmedizin gilt der Wegerich als Wundheilmittel.

Bereits in der Jungsteinzeit ist die Wirkung des Wegerichs bekannt. Erste schriftliche Überlieferungen stammen aus der assyrischen Medizin. In der Antike ist der Wegerich eine hochgeschätzte Heilpflanze, die als Wundheilmittel verwendet wird.

Laut Volksmedizin hilft der Brei aus frischen Blättern, aber auch der Pflanzensaft, gegen Abschürfungen, leichte Verbrennungen, kleine offene Wunden, Geschwüre, Entzündungen, Insektenstiche, Quetschungen, Furunkel und Hämorrhoiden.

Der Tee aus Spitzwegerich gilt als gutes Mittel bei Husten, Asthma, Bronchitis oder Lungentuberkulose. Nicht nur bei Erkrankungen der Atemorgane hilfreich, fördert er auch die Verdauung und regt den Stoffwechsel an.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

In der Kräutermedizin hat der Spitzwegerich seinen festen Platz. An Wirkstoffen besitzt er Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin. Seine Anwendungsgebiete sind die Atemwege und die Haut.

Die Schleimstoffe wirken einhüllend, die Gerbstoffe und das Aucubin antibakteriell. Als Gesamtpaket wirkt der Spitzwegerich reizmildernd und hustenlösend. Er hilft bei Katarrh der Luftwege und Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Ferner kann Spitzwegerich äusserlich bei kleinen offenen Wunden oder entzündlichen Veränderungen der Haut verwendet werden. Er hilft bei Bienen- und Wespenstichen, Neurodermitis oder Verbrennungen mit Brennnesseln.

Die Homöopathie kennt viele Anwendungsgebiete von Spitzwegerich. Weit bekannt ist die wohltuende Wirkung eines aus Wegerichblättern hergestellten Augenwassers für ermüdete Augen.

Spitzwegerich im Alltag

Spitzwegerich steckt in raffinierten Gerichten und in so manchem Hustenbonbon. Die Samen des Breitwegerichs dienen als Vogelfutter.

In der Küche sind dem Spitzwegerich kaum Grenzen gesetzt. Im Frühjahr eignen sich die jungen, zarten Blätter ideal für Wildgemüse und Salat. Mit seinem leicht herben Aroma macht er Suppen, Kräuterquark und Saucen schmackhaft.

In vielen Hustenbonbons ist der Spitzwegerich ein fester Bestandteil. Manchmal nur mit Honig versetzt, oft aber als Zutat einer ganzen Kräutermischung.

Die reifen Fruchtähren des Breitwegerichs sind ein beliebtes Vogelfutter.

Waldmeister

Der Waldmeister gilt lange Zeit nur als Genussmittel, nicht als Heilpflanze. Sein Siegeszug als herzstärkendes und schweisstreibendes Mittel beginnt erst im 18. Jahrhundert.

In den antiken Schriften ist der Waldmeister nicht

Waldmeister

(Galium odoratum)

Der Waldmeister ist ein Gewürzkraut, das in der Pflanzenheilkunde selten angewendet wird. Sein wichtigster Wirkstoff ist das Cumarin, das beim Trocknen entsteht. Daneben besitzt die Pflanze noch Bitter- und Gerbstoffe.

Waldmeister im Alltag

Als süssduftende Büschel, wohlriechende Kräuterkissen und in der fröhlich stimmenden Maibowle − so kennen wir heute den Waldmeister.

Getreu dem Motto "Schüttle den perlenden Wein auf das Waldmeisterlein" wird im Mai

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erwähnt. Auch die mittelalterlichen Kräuterbuch-autoren wissen nur wenig zu berichten. Im Hoch-Mittelalter ist er vor allem als Maitrunk recht beliebt.

Später verwendet die Volksmedizin den Waldmeister bei Leberleiden, Nierensteinen, Schlaflosigkeit und Schwermut. Laut Aussagen des polnischen Königs Stanislas Leszczynski verdankt er nur diesem Kraut seine grosse Kraft und ausgezeichnete Gesundheit.

Waldmeister gehört zu den Kräutern von "Maria Bettstroh". Als Bettunterlage in Matratzen aus Stroh hilft er der Wöchnerin und ihrem Baby. Mit seinen beruhigenden und entkrampfenden Eigenschaften fördert er das Wohlbefinden von Mutter und Kind.

Der typische Waldmeisterduft entsteht durch das Cumarin. Cumarin beschwingt und hilft in geringer Dosierung bei Kopfschmerzen und Migräne.In höherer Dosierung kann Waldmeister aber auch Kopfschmerzen verursachen.

Sebastian Kneipp empfiehlt warmen Waldmeistertee bei krampfartigen Unterleibsschmerzen. Die Erfahrungsmedizin verwendet Waldmeister bei nervösen Befindlichkeitsstörungen und Unruhe.

gerne eine Bowle mit diesem Kraut zubereitet. Das Cumarin beschwingt, kann aber in hoher Dosierung Kopfschmerzen und Benommenheit auslösen.

Lebensmittelkonzerne verwenden zunehmend Waldmeister in ihren Produkten. Unter anderem gibt es Tee, Schnaps, Eis, Bonbons und Götterspeise mit Waldmeistergeschmack.

Dank seinem angenehmen Duft dienen zwischen Kleider gelegte Waldmeister-Büschel als Motten- und Insektenschutz. In Kräuterkissen eingenäht fördert der Waldmeister den Schlaf und Träume.

Die Malve wächst an Weg-, Feld- und Wiesenrändern, an Böschungen, auf Schuttplätzen sowie an sonnigen Hängen und Mauern. Sie gedeiht besonders gut auf trockenen, kalkhaltigen und mit Stickstoff angereicherten Böden.

Wilde Malve

Die Malve ist eine wichtige Heil- und Kultpflanze der Jungsteinzeit. In der Antike dient sie als Gemüse, später als Arzneipflanze. Die Volksmedizin setzt sie für allerlei Erkrankungen der Atemwege und bei Hautausschlägen ein.

Ab dem 8. Jahrhundert vor Christus wird die Malve als Gemüse und Heilpflanze geachtet. Die jungen Sprosse dienen als Nahrung. Die Blätter schmecken wie Spinat. Und auch die Früchte und Blüten sind köstlich und essbar.

Der Grieche Dioskurides lobt die Wirkung der Malve auf die Gedärme. Zudem wirke sie geburtsfördernd. Der römische Gelehrte Plinius ist der Meinung, ein Arzneitrank aus Malvensaft vertreibe Unwohlsein. Frische Blätter lindern Wespen- und Skorpionstiche.

In der Volksmedizin ist die Malve ein Mittel gegen Halsentzündungen, Bronchialkatarrh und Heiserkeit. Zudem hilft sie bei Hautausschlägen, Furunkeln und Insektenstichen. Im 16. Jahrhundert heisst die Malve in Italien Omnimorbia − Heilmittel für alle Krankheiten.

Wilde Malve (Malve silvestris)

Die Malve besitzt ätherisches Öl, Gerbstoffe und reichlich Schleimstoffe. Durch ihren hohen Gehalt an Schleimstoffen wirkt die wilde Malve reizmildernd und erweichend.

Heutzutage findet die Malve als Schleimdroge Verwendung wegen ihrer reizlindernden, entzündungshemmenden und leicht abführenden Wirkung. Sie hilft bei Reizungen der Atemwege, bei Halsentzündungen und Hustenreiz.

Sie ist oft Bestandteil von Hustenteemischungen und eignet sich zum Gurgeln bei Mund- und Rachenraum-entzündungen. Sie wirkt wohltuend bei Schleimhaut- sowie bei Magen-Darm-Entzündungen.

Ausserdem helfen Bäder und Umschläge mit Malve bei der Behandlung von Wunden und nässenden Ekzemen sowie zum Aufweichen von Furunkeln.

Malve im Alltag

Die Malve dient auch heute noch als wertvolle Gemüsebeilage in der Küche. Während sie in der modernen Medizin an Bedeutung verliert, erobert sie sich in der Kosmetikindustrie einen festen Platz.

Kreative Köche servieren Malven als Gemüse. Die jungen Blätter und Triebe sind als Salat verwendbar, die Blüten geben Teemischungen eine schöne Farbe. Ihre in Essig eingelegten Früchte heissen "deutsche Kapern".

Die Malve ist oft Bestandteil von Bronchial- und Hustenteemischungen. Sie ist schleimstoffhaltig und entfaltet ihre wohltuende Wirkung bei Husten und Halsentzündungen.

Die Kosmetikbranche verwendet die Malve in Färbe- und Pflegeprodukten. Der Farbstoff Malvin färbt Haare und Badezusätze.Zudem eignet sich die Pflanze für sensible und trockene Haut. Sie ist oft Bestandteil von Pflegelinien.

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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Rund um die Ausstellung – Ideen und Gesprächsanregungen Ausstellungskiste «Wohl oder übel» Die Ausstellungskiste kann beim Ausstellungsbesuch am Empfang verlangt werden. Sie ist nur für die Arbeit in der Ausstellung gedacht, das Material kann nicht ins Schulzimmer ausgeliehen werden. Bitte sorgfältig behandeln und melden, wenn was kaputt geht oder fehlt, merci.

• Foto-Suchkärtchen • 16 Schnüffel-Säckchen mit: Zitronenmelisse, Pfefferminze, Lavendel, Rosmarin, Dost

(Wildem Majoran), Kamille, Johanniskraut, Thymian • Johannisöl (noch mit den eingelegten Blüten darin) • Zwiebel und Tuch • geschnittene Löwenzahnwurzeln • Fenchel- und Kümmelsamen zum Probieren (bitte melden, wenn sie ausgehen) • Laminierte Fotos von Zitronenmelisse, Pfefferminze, Lavendel, Rosmarin, Dost (Wildem

Majoran), Kamille, Johanniskraut, Thymian, Löwenzahn, Kümmel, Fenchel, Baldrian, Salbei, Wermut und Hanf

In der Ausstellung Einstieg mit Foto-Suchkärtchen oder Fragekärtchen Wie immer empfehlen wir zum Einstieg unsere Foto-Suchkärtchen. Jedes Kind kriegt ein Kärtchen mit einem Ausschnitt aus der Ausstellung, den es dann suchen muss. Wer seinen Ausschnitt gefunden hat, bringt das Kärtchen zurück und kriegt ein neues. Nachdem die Klasse so einen ersten Überblick über die Ausstellung gewonnen hat, kann man anschliessend in Ruhe weiterarbeiten. Kräuter erschnüffeln In einer Runde die Kräutersäckchen zum Schnüffeln herumgeben (die Geruchsdöschen beim Feuer sind festgemacht und eignen sich daher nicht fürs Rumgeben in der Klasse). Man darf ruhig ein wenig drücken, damit das Kraut im Säckchen intensiver zu duften beginnt. Wer erkennt einen Duft? Woher? Das Johanniskraut hat übrigens praktisch keinen Geruch. Im Gegensatz zu den anderen Schnüffelsack-Pflanzen enthält es kaum ätherische Öle. Die Säckchen sind mit Nummern bezeichnet, eine Lösung liegt bei. Von jedem Kraut hat es zwei Säckchen, sie können daher auch als Memory verwendet werden. Die Stoffsäckchen befinden sich in kleinen Plastiksäckchen, damit sich die Gerüche in der Kiste nicht allzu sehr mischen. Fürs Schnüffeln dürfen sie da aber selbstverständlich rausgenommen werden! Hausmittel-Diskussion In der Hütte der Kräuterfrau mit den vielen getrockneten Pflanzen bietet sich eine Diskussion zu Hausmitteln an. Vor der Zeit der Apotheken, Spitäler und Ärzte half man sich selber mit Pflanzen aus Küche, Garten, Wald und Wiese (oder suchte dann eben in schlimmeren Fällen eine heilkundige Person wie zum Beispiel die Kräuterfrau auf). Hausmittel werden traditionell in vielen Familien angewendet. Was einem als Kind geholfen hat, wendet man auch gern bei den eigenen Kindern an. Was tun die Eltern der Kinder, wenn das Kind Husten hat? Halsweh? Ohrenweh? Bauchweh? Schürfungen?

In der Kiste hat es zwei klassische Hausmittel. Die Zwiebel und das Tuch dienen zum Demonstrieren des Zwiebelwickels bei Halsweh oder Ohrenweh. Das Glas mit Johannisöl enthält noch die Blüten, die man sonst normalerweise absiebt. Johannisöl wirkt wundheilend bei kleinen Verletzungen, Verbrennungen und Schürfungen. Es ist sehr einfach und effektvoll herzustellen und eignet sich daher super für eine gemeinsame Aktion mit Kindern: Die Blüten des im Hochsommer blühenden Johanniskrauts abzupfen und in ein Glas geben, dann mit Olivenöl auffüllen und das Glas an ein sonniges Plätzchen stellen. Nach zwei bis drei Wochen färbt sich das Olivenöl durch die Wirkstoffe des Johanniskrauts blutrot. Mein Kraut Jedes Kind sucht sich eine Heilpflanze aus, die es besonders anspricht. In der Ausstellung (und vielleicht auch in den Büchern) suchen die SuS Objekte und Infos zu den betreffenden Pflanzen. Damit gestalten sie eine Collagen-Seite, es darf geschrieben, gezeichnet, verziert, … werden. Fragen als Anregungen: Warum gefällt mir diese Pflanze? Was ist das Besondere an ihr? Bei welchen Beschwerden kommt sie zum Einsatz? Äusserlich oder innerlich? Was hat man sich früher zu dieser Pflanze erzählt? Wo finde ich sie (draussen)? Rollenspiele: Apothekerlen oder Kräuterfrauelen Die liebevoll gestalteten Ausstellungsräume bieten sich als Theaterkulisse an. In Gruppen denken sich die SuS ein gesundheitliches Problem aus, informieren sich über passende Heilpflanzen und inszenieren eine Beratungs-Szene, entweder bei der Kräuterfrau oder beim Apotheker. Es stehen verschiedene Requisiten zur Verfügung: im Haus der Kräuterfrau hat's neben ihrem Bett ein Kleiderschrank, aus dem man sich bedienen darf. Die Gläser mit den getrockneten Kräutern auf dem Regal darf man alle öffnen (aber lieber nicht mischen). In der Apotheke hängt ein Apothekermantel, auf dem Schubladenstock stehen Mörser und Flaschen, im Schubladenstock leere Produkte-Schachteln, in der untersten Schublade liegen ein paar Nachschlagewerke. Alles darf gebraucht werden! Vor oder nach dem Ausstellungsbesuch Heilpflanzen und Wildkräuter im Freien erleben Die Sonderausstellung bietet einen Überblick über die Geschichte der Heilpflanzen, deren Inhaltsstoffe und Nutzung. Sie ersetzt aber nicht ein Naturerlebnis! Natürlich ist der Winter nicht gerade die geeignetste Jahreszeit, um die Vielfalt der wildwachsenden Heilpflanzen zu erleben, aber manches ist auch jetzt möglich. Die zarten Blätter aus dem Innern der Löwenzahn-Rosette lassen sich auch im Winter ernten und einem Salat beigeben. Auch Gundelrebe zum Würzen findet man das ganze Jahr, und der Bärlauch ist schon bald in den Startlöchern! Wer sich auskennt, kann auch die klassischen Wurzeln graben, z.B. Löwenzahn, Engelwurz oder Beinwell. Dankbar sind die Nadelbäume: Selbstgemachtes aus Fichtennadeln und -harz Die Nadelbäume bieten auch im Winter einiges: man kann mit den Kindern Fichtennadeln und Harz sammeln und daraus Badesalz oder eine Salbe herstellen. Oder auch einfach einen Tee brauen. Aber Achtung: in der Zentralschweiz wachsen auch viele Eiben! Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie den Unterschied zwischen Fichte (=Rottanne) und Eibe kennen, denn letztere ist nicht nur schonungsbedürftig, sondern auch sehr giftig. Eine Verwechslung mit der Weisstanne wäre dagegen kein Problem.

Tipps und Anregungen für Lehrpersonen, Ausstellung "Wohl oder übel ", Natur-Museum Luzern

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Badesalz: Auf einem Spaziergang Fichtenästchen sammeln. Äste abreissen darf man nicht, aber man guckt einfach, wo der letzte Holzschlag war. Oder man wartet auf einen Sturm. Oder man zählt auf die Eichhörnchen: manchmal ist im Winter der Boden unter gewissen Fichten übersät mit ganz vielen kleinen Ästchen. Da hat ein Eichhörnchen sich an den Knospen gütlich getan und dabei alle Endtriebe abgerupft. Unter solchen Bäumen ist das Sammeln ideal! Die Ästchen daheim kleinschneiden und etwa 1:1 mit grobem Meersalz mischen, das ganze eventuell etwas zerstampfen. Das Salz gibt man beim nächsten Bad in die Wanne - man wird sich fühlen wie eine Waldfee oder ein Waldtroll! Fichtenduft hilft bei Husten, nicht nur beim Baden, sondern auch schon beim Waldspaziergang und bei der Herstellung des Badesalzes. Harzsalbe: Auf einem Spaziergang sucht man verletzte Fichten und sammelt Harz (hier besteht keine Verwechslungsgefahr mit Eiben, diese harzen nicht). Vorsichtig sammeln, die Bäume bilden das Harz für den Wundverschluss, also darauf achten, dass die Wunde nicht wieder aufgerissen wird. Man sammelt zum Beispiel dort, wo das Harz am Stamm runtergelaufen ist. Das Harz gibt man in kleine Stückchen zerbrochen mit der gleichen Menge Öl, zum Beispiel Olivenöl, in eine leere Konservenbüchse (Harz hinterlässt Rückstände) und erwärmt das Gemisch im Wasserbad, bis das Harz geschmolzen ist. Jetzt kann man alle Dreckpartikel raus sieben. Pro 100 ml Harz-Öl-Gemisch gibt man nun etwa 20 g Bienenwachs dazu und löst diesen auch langsam auf. Die Masse giesst man noch warm in kleine Döschen und lässt sie dort erkalten und fest werden. Fichtenharzsalbe ist vielseitig. Sie wirkt bei kleineren Verletzungen (Kratzer, Schürfungen) wundheilend, sie ist eine gute Zugsalbe bei Splittern in der Haut und sie kann bei Muskelschmerzen und Erkältungen eingerieben werden. Zuerst auf kleiner Fläche ausprobieren, es kann sein, dass die Haut allergisch reagiert.

Kräuter auf dem Fensterbrett ziehen Pflanzen ziehen aus kleinen Sämchen ist immer wieder ein Erlebnis, erst recht, wenn man sie dann noch aufs Butterbrot legen kann. Es muss auch nicht immer Kresse sein (kann aber, natürlich)! Zwiebeln gehen zum Beispiel auch gut, auch Rucola, Senf und Schnittlauch. Oder Sie versuchen es mal mit dem Ziehen von Sprossen, da ist die Auswahl riesig. Auch Petersilie kann man im Winter selber ziehen: man gräbt eine Petersilienwurzel (als Gemüse auf dem Markt und manchmal auch in den Grossverteilern erhältlich) ein, lässt sie auf dem Fensterbrett austreiben und erntet das frische Grün. Dasselbe geht auch mit Zwiebeln oder Knoblauch. Exkursionen mit Kräuterexperten Wer sich die Leitung einer Exkursion nicht selber zutraut, ist in Luzern mit der Erlebnisschule gut bedient. Hier finden Sie ExpertInnen zu allen möglichen Themen: www.erlebnisschule.ch

Kreuzworträtsel Die folgenden Kreuzworträtsel sind zum Lösen in den Ausstellungen gedacht. Für "Wohl oder übel" gibt es ein einfacheres und ein schwierigeres Rätsel. Das dritte ist ein schwieriges Rätsel zum Lösen in der Archäologieausstellung "Gesundheit!" im Treppenhaus.

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Ein kleineres Kräuterrätsel

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1 Diese Pflanze fördert unsere Abwehrkräfte. Vögel fressen gern ihre weissen Beeren.

2 Womit feuert die Kräuterfrau wohl ihren Ofen an? Mit trockenen ….

3 Welche weissblühende Heilpflanze trägt ein Tier im Namen?

4 Auf dem Regal über dem Bett der Kräuterfrau liegt ein Sträusschen …. .

5 Eine der Heilpflanzen kennen wir vor allem ihrer leckeren, blauen Beeren wegen.

6 Der Spitzwegerich heisst so, weil sein …. lang, schmal und spitz geformt ist.

7 Wie viele Pflanzendüfte gibt es am Feuer zu riechen?

8 Im Gärtchen erfährst du, woher der Rosmarin ursprünglich stammt.

9 Diese Pflanze ist ein kleiner Baum. Im runden Raum erkennst du sie am holzigen Stängel.

10 Die auffällig grosse, orange Blüte im runden Raum gehört zur ….

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Ein grösseres Kräuterrätsel

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1. Eine der am vielseitigsten einsetzbaren Pflanzen: Heilpflanze, Wildgemüse, Faserpflanze, Dünger, natürliches Insektizid, …

2. Die gelben Blüten der imposanten Königskerze finden sich vor allem in Teemischungen gegen … 3. Der Vorname der berühmten Benediktinerin, die im 12. Jahrhundert viel zum

Heilpflanzenwissen beigetragen hat. 4. Die grösste, im Kräuterhaus zum Trocknen aufgehängte Pflanze. Verwendet werden die Samen. 5. Welches Haustier liebt den Geruch von getrockneten Baldrianwurzeln? 6. Auf welchen Ausdruck geht das Wort "Hexe" zurück? 7. Welche bittere Heilpflanze steckt unter anderem in Martini und Cinzano? 8. Wie heisst der psychoaktive Wirkstoff der Hanfpflanze? 9. Stoffe dieser Wirkstoffgruppe wirken appetitanregend und verdauungsfördernd. 10. Wegen ihrer schmalen, fein geteilten Blättchen und der Verwendung als Frauenheilpflanze hiess

die Pflanze im Mittelalter auch "Augenbraue der Venus". 11. Welche wichtige Erfindung um 1450 begünstigte die rasche Ausbreitung von

Heilpflanzenwissen? 12. Ein Sträusschen dieser beruhigenden Heilpflanze liegt auf dem Regal über dem Bett der

Kräuterfrau. 13. In diese Wirkstoffgruppe gehören die stärksten Pflanzengifte. 14. Produkte aus Ringelblumen sind oft mit ihrem wissenschaftlichen Namen angeschrieben. 15. Im Schrank des Apothekers stehen zwei Sorten Hustensirup. Bei Husten mit Verschleimung wird

Spitzwegerich angewendet, bei Reizhusten …. . 16. Brennnesseln wachsen am liebsten auf Böden, die …. sind. 17. Welcher Teil der Pflanze befindet sich im Glas mit der Aufschrift "Hanf"?

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Ein Rätsel zur Archäologie-Ausstellung "Gesundheit!"

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1. Die Holzapfel-Überreste aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurden auf der Seematte bei ……. gefunden.

2. Aus dieser Frucht wurde in Luzern schon im 14. Jahrhundert Schnaps gebrannt. 3. Wo wurden die kleinen, römischen Löffelchen zum Auftragen von Salben gefunden? 4. Mithilfe dieser winzigen Pflanzenteile, die sich in Ablagerungen erhalten, kann die Vegetation

vergangener Zeiten rekonstruiert werden. 5. Im Mittelalter wurde auf einmal viel mehr …. angebaut, weil der Bedarf an Fasern für Seile,

Textilien und Papier stieg. 6. Welche Pflanze ist in Luzern seit Beginn der Jungsteinzeit (5500 v. Chr.) nachgewiesen? 7. Wessen Wunde könnte mit einer Spitzwegerich-Salbe versorgt worden sein? 8. Die einzige Pflanze der Ausstellung, die aus Amerika stammt und sich bei uns ab dem 17.

Jahrhundert als Genusspflanze etablierte. 9. Aus der Rinde dieses Baumes wurde in der Steinzeit ein schwarzer Klebstoff hergestellt. 10. Diese Pflanze setzte man in Pestzeiten zum Ausräuchern von Räumen ein. 11. Ein Krokus, der früher als Allheilmittel galt. Wir kennen ihn heute vor allem als Gewürz. 12. Wie nennt man eine Operation, bei der die Schädeldecke geöffnet wird? 13. Die Römer kultivierten die Walnuss, brachten sie über die Alpen und verwendeten sie vielseitig.

In Öl oder Wein zerrieben förderte ihre Schale z. B. den …..

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Lösung kleineres Kräuterrätsel

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1 M I S T E L

2 T A N N Z A P F E N

3 S C H A F G A R B E

4 L A V E N D E L

5 H E I D E L B E E R E

B

6 B L A T T

7 N E U N

8 M I T T E L M E E R R A U M

9 H O L U N D E R

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Lösung grösseres Kräuterrätsel

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1 B R E N N N E S S E L

2 H U S T E N

3 H I L D E G A R D

4 F E N C H E L

5 K A T Z E

6 H A G A Z U S S E 17

7 W E R M U T S

8 T E T R A H Y D R O C A N N A B I N O L

9 B I T T E R S T O F F E M

10 S C H A F G A R B E

11 B U C H D R U C K N

12 L A V E N D E L

13 A L K A L O I D E

14 C A L E N D U L A

15 T H Y M I A N

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Lösung Archäologie-Rätsel

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1 H I T Z K I R C H

2 K I R S C H E A

3 S U R S E E A

4 P O L L E N R

5 H A N F W

6 M O H N U

7 A E N E A S C

8 T A B A K H

9 B I R K E S

10 W A C H O L D E R

11 S A F R A N

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Arbeitsblätter zum Raum " Kräuter heute" Die folgenden Arbeitsblätter haben wir den didaktischen Unterlagen des Bündner Naturmuseums entnommen. Vielen Dank!

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Wer bin ich?

Suche im Raum ‚Kräuter heute‘ die abgebildete Pflanze. Wie heisst sie? Schreibe ihren Namen unter das Bild.

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Kräuterportraits

Suche die vier Kräuter im Raum ‚Kräuter heute‘. Wie heissen sie und wozu werden sie verwendet?

Name: Name:

Verwendung: Verwendung:

Name: Name:

Verwendung: Verwendung:

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Medienliste Zur Ausstellung «Wohl oder übel - Für alles ist ein Kraut gewachsen» gibt es keine Ausstellungsbroschüre. Einige Bücher zum Thema Heilpflanzen

Hensel, Wolfgang. 2017 (3. Auflage): Welche Heilpflanze ist das? Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 978-3-440-15186-0 Ein Einsteigerbuch für Nicht-so-Pflanzenkundige. Die 350 Heilpflanzen sind im Stil von "Was blüht denn da?" nach Blütenfarbe geordnet. Pro Pflanze eine Seite, allgemeine Infos zu Heilpflanzen eher spärlich.

Dal Cero, Maja. 2009: Unsere Heilpflanzen. Hep Verlag, Bern. ISBN: 978-3-7225-0091-1 Hier sind die Pflanzen nach Lebensraum aufgeführt. Die Infos zu den 150 gängigen Heilpflanzen sind etwas reichhaltiger als im Kosmos-Führer. Eine recht umfangreiche Einführung gibt einen guten Überblick über Geschichte, Wirkstoffe und aktuelle Anwendungsformen unserer Heilpflanzen.

Schneider, Christine, Rudi Beiser & Maurice Gliem. 2016: Wild- und Heilkräuter, Beeren und Pilze finden. Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN: 978-3-8001-1291-3 Ein gutes, gluschtiges Einsteigerbuch für alle, die anfangen wollen, Pflanzen für den Eigengebrauch zu sammeln. Mit knappen Pflanzenporträts und vielen Rezepten.

Bücher für Kinder

Geisselbrecht-Taferner, Leonore. 2016 (5. Auflage): Die Kräuter-Detektive. Ökotopia Verlag, Münster. ISBN: 978-3-86702-079-4 Experimente, Rezepte, Bastelideen, Gartentipps, Geschichten und Lieder zu vielen gängigen Heilpflanzen. Reichhaltig! Die Arten sind nach Lebensraum aufgeführt.

Rieger, Andrea und Gisela Dürr. 2015 (3. Auflage): Camomilla Eibisch, die kleine Kräuterhexe. G & G Verlagsgesellschaft mbH, Wien. ISBN: 978-3-7074-1089-1 Heilpflanzenrezepte, verpackt in eine Geschichte. Bilderbuch.

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Das Lehrpersonen-@bo Liebe Lehrerin, lieber Lehrer Möchten Sie in Zukunft stets und ganz automatisch auf dem Laufenden sein, was die Aktivitäten im Natur-Museum Luzern betrifft? Wir schicken Ihnen die Informationen (Infos über neue Sonderausstellungen, Themen und Daten der Veranstaltungen für Lehrpersonen, Sonderangebote für Schulklassen), die wir ca. drei- bis viermal jährlich an alle Schulhäuser des Kantons Luzern versenden, auch gerne direkt zu Ihnen nach Hause. Per E-Mail. Schnell, kostenlos, praktisch .... und erst noch recht ökologisch! Sind Sie an diesem Service interessiert? Senden Sie einfach ein E-Mail mit Ihrer Mail-Adresse und dem Vermerk «Mail-Service für Lehrpersonen» an [email protected] und schon sind Sie dabei. Natürlich können Sie ihre Adresse auch jederzeit wieder von dieser Verteilerliste streichen lassen .... das versteht sich von selbst! Eine E-Mail genügt!

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«Wohl oder übel» für Lehrpersonen

Für Lehrpersonen findet an folgenden Abenden eine Einführungsveranstaltung zur Sonderausstellung «Wohl oder übel» statt: • Montag, 20. November 2017 • Donnerstag, 23. November 2017 • Mittwoch, 10. Januar 2018 • Dienstag, 23. Januar 2018 Die Veranstaltungen dauern von 17.30-19.00 Uhr und sind kostenlos. Bitte melden Sie sich bis drei Tage vor der Veranstaltung telefonisch (041 228 54 11) während unseren Öffnungszeiten oder rund um die Uhr per E-Mail ([email protected]) an!

Angebote für Schulklassen

Führungen und Workshops «Wohl oder übel - Für alles ist ein Kraut gewachsen»

Für Schulklassen (von Kindergarten bis Gymnasium) werden in der Sonderausstellung stufenangepasste Führungen und Workshops angeboten. Die Workshops beinhalten einen praktischen Teil mit Kräuterverarbeitung.

Termine auf Anfrage, Kosten CHF 75.- (Führung, 1h ) / CHF 100.- (Workshop, 2h).

Anmeldung unter 041 228 54 11 oder [email protected]

ap, Dezember 2017

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