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Die Last der Bürokratie DER Mittelstand. 01 / 2016 | Februar / März 2016 | 4,90 Euro Das Unternehmermagazin One in, one out – Die Bürokratiebremse Matthias Machnig BVMW-Umfrage: Mittelstand will 2016 kräftig investieren

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Die Last der Bürokratie

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RMittelstand. 01 / 2016 | Februar / März 2016 | 4,90 Euro

Das Unternehmermagazin

One in, one out – Die Bürokratiebremse Matthias Machnig

BVMW-Umfrage: Mittelstand will 2016 kräftig investieren

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Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Dieses Bonmot wird dem dänischen Physik-Nobelpreis-

träger Niels Bohr zugeschrieben. Für 2016 trifft es nicht zu. Man muss kein Prophet sein, um die Zeichen der Zeit zu erkennen. Sie deuten auf ein Jahr der weltweiten ökonomischen Krisen hin.

Wer dennoch Gefallen an der Glaskugel findet, greife zum chinesischen Kalender. Dort beginnt Anfang Februar das Jahr des (Feuer)Affen. Er gilt unter Astrologen als der wildeste aller Affen – was für die kommenden Monate heftigste Tur-bulenzen erwarten lässt. Einen Vorgeschmack vermittelte der Zusammenbruch der Börsen in Shanghai und Shenzhen zum Jahresauftakt. Dabei wurden umgerechnet rund 2,5 Billionen Dollar vernichtet. Das entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung Italiens, Europas drittgröß-ter Volkswirtschaft.

Börsianer sehen den Absturz der chinesischen Börsen als Vorboten eines weitaus größeren Crashs. Im Reich der Mitte hat sich über die Jahre eine gigantische Kreditblase aufgebläht. Allmählich dämmert den Bewunderern des chi-nesischen Wirtschaftswunders, dass der Riese auf tönernen Füßen steht. Peking hat zwischen 2009 und 2014 Kredite in Höhe von 21 Billio-nen Dollar in die heimische Wirtschaft gepumpt. Mit anderen Worten: Chinas Boom war ein Auf-schwung auf Pump.

Es gibt gleichwohl keinen Grund für Europa, mit dem Finger auf Peking zu zeigen. Brüssels Bilanz besticht nur auf den ersten Blick. Zwar sind in der Europäischen Union in den letzten beiden Jahren 2,2 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden, zwei Drittel davon aber in nur zwei Ländern, Deutschland und Spanien. Anderer-seits liegen die Realinvestitionen in der Eurozo-

ne gegenwärtig noch immer rund 30 Prozent un-ter dem Niveau vor Beginn der Finanzkrise. Auch die Wirtschaftsleistung ist heute niedriger als im Jahr 2007.

Das einzige, was in Europa wirklich wächst, ist die Verschuldung. Allein in den EU-Krisenländern ste-hen Staats- und Bankenschulden von zwölf Billio-nen Euro im Feuer. An der EZB-Politik des lockeren Geldes ändert das Schuldendebakel nichts. Deren Bilanzsumme dürfte bald 3,6 Billionen Euro errei-chen und macht damit gut ein Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung in Euroland aus.

Bei der Schuldensause ist die EZB in (un)guter Gesellschaft. Nationale Notenbanken haben im Schutz des selbst unter Experten kaum bekann-ten Anfa-Abkommens ihre Notenpressen ange-worfen. Mit dem frisch gedruckten Geld, insge-samt über 575 Milliarden Euro, wurden in großem Umfang Papiere gekauft, heimlich und zusätzlich zu den offiziellen Ankaufprogrammen der EZB.

Was kümmert’s uns, könnte man denken. Falsch, denn Deutschland droht dadurch erhebliche Ge-fahr: Die Schein-Geschäfte der Schuldenländer werden unweigerlich platzen. Bis dahin können sie mit den Milliarden Verbindlichkeiten bei deutschen Banken begleichen. Diese legen das Geld bei der Bundesbank an, die wiederum Teil des EZB-System ist. So schließt sich der Teufelskreis. Und die Poli-tik? Sie hält es im Jahr des Affen mit den drei Affen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

2016 – Jahr der Krisen

Mario Ohoven

Mario Ohoven

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs(CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

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3Der Mittelstand. | 1 | 2016 EDITORIAL

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3 2016 – Jahr der Krisen

� POLITIK

6 Deutschland-News

8 One in, one out – Die Bürokratiebremse

10 Wie viel darf Bürokratie kosten?

12 BVMW-Umfrage: Mittelstand will 2016 kräftig investieren

14 „Weltwirtschaft am Wendepunkt“

18 „So viel Bürokratie wie nötig, so wenig wie möglich“

20 Die Last der Bürokratie

22 Mittelstandspräsident im Dialog

23 Bundeswehr unterstützt Flüchtlingshilfe

24 Europa-News

26 Mexiko für Mittelständler

27 Senegal – Hoffnungsträger in Westafrika

� KOLUMNE

28 Mit 63 Dominosteinen zum Mond

� ANGEZÄHLT

29 Bürokratie in Zahlen

� IBWF

30 Controlling als Bestandteil eines Risikomanagementsystems

32 Wozu Dokumentation?

33 Neuer Vorstand für das IBWF

� SERVICE

34 News

36 Im Labyrinth der Gesetze

38 Mehr Rechtsklarheit bei Leiharbeit

40 Quiz: Mindestlohn – kennen Sie die Fallstricke?

44 Vorsicht: Gefährliche Geschenke

45 Korruption rechtzeitig verhindern

46 Deutsche Unternehmen: sicher auch in Krisenregionen

Quiz: Mindestlohn – kennen Sie die Fallstricke?

40

Kletterkünste gefragt

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4 INHALT Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Im Labyrinth der Gesetze

36

Decke mit WohlfühlfaktorAnständiger Mittelstand

70

5548 Achtung: Neues Vergaberecht!

49 Kündigung bei Pflichtverletzung

50 Mehr Wettbewerb beim Kunststoffrecycling!

51 Innovationsoffensive für Mittelstand und Gründer

52 Print oder Online?

53 Virtuelle Betriebsbesichtigung

54 Wertsch(r)öpfung leicht gemacht

55 Anständiger Mittelstand

56 Buchtipps

58 Neuerungen für Leiharbeit in Sicht

59 Finanzkolumne „Nach Golde drängt, am Golde hängt ...“

60 BVMW-Veranstaltungskalender

� KULTUR

62 Visionär unserer Zeit

62 Mit den Waffen der Musik

64 „Ich schreibe mir den Horror aus dem Kopf“

66 Winterurlaub – mit und ohne Schnee

� BVMW

68 News

70 Decke mit Wohlfühlfaktor

72 Kletterkünste gefragt

74 Datensicherheit Made in Germany

75 Flexibel durch Fachkräfte auf Zeit

76 Abwasser per Vakuum

78 Erfolgreiche Bundestagung: Gemeinsam. Stark. Für die Zukunft.

80 Gelungene Stabübergabe

81 Bundeswirtschaftssenat – Inspirationen für 2016

82 Impulse für die Energiewirtschaft

82 Impressum

5Der Mittelstand. | 1 | 2016 INHALT

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Sachsen-Anhalt: Debatte der Fraktionsvorsitzenden

Bürokratieabbau, Digitalisierung und der Ausbau der Infrastruk-tur waren Themen beim Wahlcheck des BVMW in Magdeburg. Kurz vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt debattierten die

Fraktionsvorsitzenden der im Landtag ver-tretenen Parteien mit mehr als 60 Unter-nehmern über ihre Ziele in der kommenden Legislaturperiode. Patrick Meinhardt, Mit-glied der BVMW-Bundesgeschäftsleitung, leitete die Diskussion auf dem Podium. Einer der Schwerpunkte war dabei die In-tegration von Flüchtlingen, um den Fach-kräftebedarf der Wirtschaft nachhaltig lö-sen zu können. BVMW-Vizepräsident Willi Grothe plädierte dafür, den Ausbau der A

14 durch die Altmark und der A 143 im Süden des Bundeslandes voranzutreiben. Dies sei zur Verbesserung der Infrastruktur drin-gend notwendig.

Rheinland-Pfalz: Elefantenrunde beim BVMW

Der BVMW schaffte, was dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht gelang: eine echte „Elefantenrunde“ vor der Landtagswahl

in Rheinland-Pfalz. Zu Gast waren die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner, Eveline Lemke (Sprecherin der Grünen und Wirtschaftsministerin) und Dr. Volker Wis-sing (Landesvorsitzender und Spitzenkan-didat der FDP). Ministerpräsidentin Malu Dreyer ließ sich von Innenminister Roger Le-

wentz (SPD) vertreten. Horst Schneider (BVMW) moderierte die Diskussion über Wirtschaft 4.0, Infrastruktur und Digitalisierung.

Deutschland-NewsLandtagswahlen: Wer macht die mittelstandsfreundlichste Politik?Am 13. März 2016 wird gewählt – in Baden-Württemberg, Rhein-land-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Die Wahlen werden das Kon-junktur- und Unternehmerklima in Deutschland beeinflussen. Der BVMW setzt die Vertreter der Parteien vor Ort unter Druck, um praktische Lösungen für Mittelständler bei Themen wie Ent-bürokratisierung, Digitalisierung und die Flüchtlingsfrage zu fin-den. Mit den Wahlchecks formuliert der BVMW die Forderungen des Mittelstands und fühlt mit unbequemen Fragen den Parteien auf den Zahn. Hier geht es zu den Wahlchecks:

www.bvmw.de/politik/wahlen

Neue IHK-Prüfungsverordnung verschärft FachkräftemangelSeit Januar gibt es eine neue IHK-Prüfungsordnung für Bilanz buchhalter. Damit ändern sich zum Beispiel die Anzahl der Prüfungen und die Art der Aufgaben. Der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller, Mitglied der Mittel-standsallianz, fürchtet allerdings, dass die neue Regelung den Fachkräftemangel im Bereich der Bilanzbuchhalter verschärfen wird, da Prüfer zum Teil über ihre Fachgebiete hinaus Aufgaben bewerten müssen.

www.bvbc.de/bvbc-info/pressemeldungen/nachricht/meldung/ neue-ihk-pruefungs verordnungen-stellen-pruefer-undteilnehmer.html

BVMW-Wahlcheck-Veranstaltungen

Wulf Gallert, DIE LINKE; Katrin Budde, SPD, Patrick Meinhardt, BVMW; Prof. Dr. Claudia Dalbert, Bündnis 90/Die Grünen und André Schröder, CDU (v. li.).

Ralf Heidenreich, Allgemeine Zeitung Mainz; Julia Klöckner, CDU; Eveline Lemke, Bündnis 90/Die Grünen; Roger Lewentz; SPD; Dr. Volker Wissing, FDP.

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POLITIK Der Mittelstand. | 1 | 20166

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Edmund Stoiber beendet Ehrenamt als Anti-Bürokratie-Ratgeber

Der frühere bayerische Ministerprä-sident Edmund Stoiber (CSU) been-det seine ehrenamtliche Tätigkeit als Anti-Bürokratie-Ratgeber in Brüssel. Seit 2014 war Stoiber als Sonderbe-auftragter dafür zuständig, an der Ver-ringerung des Verwaltungsaufwandes mitzuwirken. Er sollte dabei helfen, Verwaltungslasten für kleine und mitt-lere Unternehmen abzubauen. Bereits in den Jahren vorher hatte Stoiber in Brüssel eine Gruppe zum Thema Bü-rokratieabbau geleitet. Laut EU-Kom-mission half er, Verwaltungskosten für Unternehmen um mehr als ein Viertel einzusparen. Zu seinen Errungenschaf-ten zählt unter anderem die Entschei-dung, dass Finanzämter von Unter-nehmen elektronische Belege bei der Umsatzsteuer akzeptieren.

Wettbewerbsfähigkeit sichern mit milliarden-hohem SteuerplusDer Bund hat im vergangenen Jahr ein Plus von 12 Milliarden Euro erwirtschaftet. Mit dem Überschuss will der Finanzminister nun Rück lagen bilden, um den Flüchtlingszustrom und die Integration der Flüchtlinge zu bewältigen. Der BVMW warnt davor, dabei die Wirtschaft aus dem Blick zu ver-lieren. Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit muss jetzt gesichert werden. Dazu muss der Mittelstand bei Abgaben und Steuern endlich entlastet werden, um das Wachstum zu stabilisieren und zu stärken.

Einigung über Europä-ischen Datenschutz

Nach vierjähriger Verhandlung haben sich der Europäische Rat, die Europä-ische Kommission und das Europäische Parlament auf einen finalen Entwurf zur Datenschutz-Grundverordnung geei-nigt. Die offizielle Zustimmung soll im März 2016 erfolgen. Dann beginnen die Mitgliedstaaten mit den nationalen Umsetzungs- und Rechtsbereinigungs-prozessen. Die Verordnung tritt dann offiziell 2018 in Kraft. Ziel ist es, das Datenschutzrecht in Europa umfassend zu modernisieren und zu harmonisieren und damit den europäischen Binnen-markt zu stärken. Informationen zur Datenschutz-Grundverordnung finden Sie unterwww.bvmw.de/politik/europa.html

Bürokratieabbau jetzt!43 Milliarden Euro kostet die Bürokra-tie die deutsche Wirtschaft jedes Jahr, das ergaben Schätzungen des Statis-tischen Bundesamtes. Die Ergebnisse einer aktuellen Unternehmerbefragung des Statistischen Bundesamtes bestäti-gen eine BVMW-Unternehmerumfrage zum gleichen Thema: Demnach werden insbesondere das Mindestlohngesetz, die komplexe Steuergesetzgebung und die Statistikpflichten als Belastung empfunden. Akuter Handlungsbedarf besteht zudem bei der Erleichterung von Unternehmensgründungen und bei Ausschreibungsverfahren. Der BVMW fordert die Bundesregierung dazu auf, ihrer Absichtserklärung zum Abbau von Bürokratie jetzt konkrete Taten folgen lassen. Denn weniger Bürokratiekosten bedeuten mehr Investitionen und damit mehr Arbeitsplätze.F

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Konjunktur 2016: Exporte und EZB dämpfen WachstumBVMW-Präsident Mario Ohoven hat mit 1,6 Prozent eine zu-rückhaltende Wachstumsprognose für das Jahr 2016 abge-geben. Bei aller Zuversicht ist angesichts volkswirtschaftlich bedeutender Entwicklungen in Asien und Europa durchaus Vor-sicht geboten. Das Auslandsgeschäft der Unternehmen leidet derzeit vielfach unter der schwachen Nachfrage der Schwel-lenländer, insbesondere der BRIC-Staaten. Zum Jahresbeginn hat der Absturz der Börse in China den DAX tiefrot eingefärbt. Die Wirtschaftssanktionen gegen unseren Handelspartner Russ-land wurden verlängert. Die Unternehmensinvestitionen in neue Maschinen und Anlagen sind hierzulande weiter rückläufig. Ein weiterer Belastungsfaktor ist die ultraexpansive Geldpolitik der Europä ischen Zen tralbank (EZB), die damit das Vertrauen in ihre ei-gene Unabhängigkeit untergräbt. Trotz dauerhaft niedrigem Zins-niveau horten die Deutschen rund drei Viertel von ihrem gesamten Geldvermögen in Höhe von 5,2 Billionen Euro niedrig- oder sogar

unverzinst auf Sparbüchern, Giro- und Tagesgeldkonten. Dieses Sparverhalten ist irrational, weil nach Abzug der Inflation die Ren-diten leicht in den negativen Bereich rutschen.

Der Mittelstand. | 1 | 2016 POLITIK 7

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One in, one out – Die Bürokratiebremse

Eine effiziente Verwaltung und ein moderner Rechtsrahmen sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Die Stichworte sind Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung. Dabei geht es nicht darum, Schutzstandards abzubauen. Sondern immer wieder zu prüfen, ob der Rechtsrahmen zeitgemäß ist, und welche Verfahren noch schneller erfolgen können. Für 2016 hat sich die Bundesregierung hier einiges vorgenommen.

Wir wollen den Aufbau neuer Bürokratie vermei-den. Dafür haben wir im vergangenen Jahr unsere Verfahren bei der Gesetzgebung zukunftsfest gemacht. Mit „one-in, one-out“, also der „Bürokra-tiebremse“, haben wir ein Versprechen abgege-ben: Neuen Belastungen für die Wirtschaft sollen Entlastungen an anderer Stelle gegenüberstehen. Um den Erfolg zu messen, benutzen wir die ein-gespielte Methodik des Erfüllungsauf wandes. Damit wird die Entwicklung transparent und nachvollziehbar. Spätestens im kommenden Som-mer werden wir bilanzieren, wie weit wir gekom-men sind und wo wir ggf. nachsteuern müssen.

Zugleich nehmen wir die Folgewirkungen europä-ischer Regelungen für Deutschland genauer ins Visier. Dafür haben wir das EU ex ante-Verfahren reformiert. Bei besonders wichtigen Gesetzes-vorhaben der Europäischen Kommission müssen die Ministerien künftig eigene Abschätzungen vornehmen und mit Zahlen unterlegen, wie stark Deutschland betroffen sein wird. Vor allem aber, und das freut mich besonders, haben wir unseren „KMU-Test“ gestärkt. Unser Ziel: Gesetzliche Fol-gekosten, insbesondere auch für kleine und mittel-ständische Unternehmen wirksam zu begrenzen. Dafür haben wir einen Leitfaden entwickelt, der von allen Ressorts bei der Gesetzgebung ab die-sem Jahr verbindlich angewendet werden muss. Die Idee ist einfach: Wenn ein Projekt besonders belastend für den Mittelstand ist, muss das im Gesetz so benannt werden. Und Regelungsalter-nativen müssen verpflichtend geprüft werden. Dazu gehören beispielsweise längere Umsetzungs-intervalle für kleine Unternehmen.

Dass wir unnötige Bürokratie vermeiden, ist aber nur eine Seite der Medaille. Genauso wichtig ist es, vorhandene Regelungen immer wieder zu überprüfen. Im Frühjahr wollen wir ein neues Arbeitsprogramm Bürokratieabbau auflegen. Als Teil davon wollen wir auch ein zweites Bürokratieentlastungsgesetz, um die Unter nehmen weiter zu entlasten. Nur ein Beispiel, das zuletzt wiederholt diskutiert wur-de: Der Schwellenwert für die Abschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter ist seit Jahr-zehnten unverändert. Hier besteht noch viel Potenzial für Verein fachungen.

Durch das erste Bürokratieentlastungsgesetz im letzten Jahr wurden jährliche Informations-pflichten der Wirtschaft im Umfang von gut 700 Millionen Euro eingespart. Unter anderem wur-den die Grenzwerte für die Buchführungs- und Aufzeichnungspflichten im Handelsgesetzbuch und der Abgabenordnung um jeweils 20 Prozent auf 600.000 Euro (Umsatz) bzw. 60.000 Euro (Gewinn) angehoben. Außerdem wurden die Ausnahmeregelungen für Existenzgründer in der Wirtschaftsstatistik ausgeweitet. Die wichtigsten Änderungen traten zum 1. Januar 2016 in Kraft. Unser Gesetz hat ganz wesentlich dazu beigetra-gen, dass der Bürokratiekostenindex im Sommer 2015 auf einen Tiefststand gefallen ist. Seitdem ist der Wert weitgehend stabil. Das Bundes-ministerium für Wirtschaft und Energie war hier der Treiber der Entwicklung. Denn neben dem Bürokratieentlastungsgesetz haben wir auch die Vergaberechtsmodernisierung mit einem eigenen Paket vorangebracht. F

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One in, one out – Die Bürokratiebremse

Schwerpunkt war hier, die elektronische Vergabe ab bestimmten Schwellenwerten verpflichtend zu machen. Beides zusammen, Bürokratieentlas-tungsgesetz und Vergaberechtsmodernisierung, reduzieren den Aufwand bei den Unternehmen im Gegenwert von gut 1,7 Milliarden Euro. Wir haben einmal ausgerechnet, dass so mindestens 30 Millionen Arbeitsstunden zusammenkommen, die die deutsche Wirtschaft künftig nicht mehr für Statistiken und Formalien aufwenden muss. Diese Zeit steht stattdessen für Arbeit an Investitionen, Innovationen und Wertschöpfung zur Verfügung.

Im letzten Jahr haben wir außerdem fast 6.000 Bürger und gut 1.500 Unternehmen be-fragt, wie zufrieden sie mit der Verwaltung in Deutschland sind. Gelobt wurde, dass Kor-ruption und Diskriminierung in der deutschen Verwaltung kaum vorkommen. Aber eben-so gibt es Handlungsbedarf: Formulare und

zugrunde liegende Gesetze sind oft nicht ver-ständlich, die Verbindlichkeit der Verwaltung kann verbessert werden. Wir brauchen eine bürger- und unternehmensfreundlichere Verwaltung, die noch stärker als bisher als Dienstleister agiert.

Abschließend: Wir müssen Bürokratieabbau und E-Government noch enger verzahnen. Das Bun-desministerium der Finanzen hat beispielsweise ein Gesetz zur Modernisierung des Besteue-rungswesens vorgelegt. Darin enthalten sind viele gute Ansatzpunkte, um durch Digitalisierung die

Verfahren in den Finanzämtern zu beschleunigen. Wenn das gelingt, muss perspektivisch auch das Thema der schnelleren Betriebs-prüfung und der Aufbewahrungs-fristen von Unterlagen wieder auf die Tagesordnung kommen, denn hier ruht großes Potenzial. Dass Bürokratieabbau und E-Govern-ment gut zusammengehen, zeigt das Bundeswirtschaftsministeri-um auch an anderen Beispielen: So wird es ab 2016 einen bundes-einheitlichen Standard für die Ge-werbeanzeige geben; außerdem arbeiten wir eng mit den Bundes-

ländern am einheitlichen Ansprechpartner der zweiten Generation.

Unser Ziel ist es, neue Bürokratie effektiv zu be-grenzen und zugleich bestehende Verfahren und Gesetze zeitgemäß zu gestalten. Daran wollen wir 2016 arbeiten, auch mit Ihnen zusammen. F

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ank Matthias Machnig

Staatssekretär Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

www.bmwi.de

„ Dass wir unnötige Bürokratie vermeiden, ist aber nur eine Seite der Medaille. Genauso wichtig ist es, vorhandene Regelungen immer wieder zu überprüfen.

9Der Mittelstand. | 1 | 2016 POLITIK

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Seit 2006 berät und kontrolliert der Nationale Normenkontrollrat die Bundesregierung. Ziel ist es, die ausufernden Kostenfolgen von Bürokratie zu bekämpfen.

Der Mittelstand. sprach mit dem Vorsitzenden Dr. Johannes Ludewig über den Erfüllungsaufwand, wie man Kostenfolgen mindert, und was der Nor-menkontrollrat (NKR) für den Mittelstand tut.

Der Mittelstand.: Gab es Gesetzesvorlagen, die im Hinblick auf die Kostenfolgen absurd waren?

Dr. Johannes Ludewig: Es ist nicht unser Job, Gesetze zu beurteilen. Wir sagen dem Gesetz-geber: Wenn du eine politische Idee so oder so umsetzt, hat das bestimmte Kostenfolgen. Was bewirkt dieses Gesetz für Wirtschaft, Bürger und Verwaltung? Der Mindestlohn mit Folgekosten von 9,5 Milliarden Euro war allerdings mit Blick auf seine Kostenfolgen spektakulär. Dabei muss man

unterscheiden zwischen Bürokratiekosten und den Gesamtfolgekosten, dem sogenannten Erfül-lungsaufwand. Wir beschäftigen uns mit Beidem und sorgen dafür, dass zur Befassung im Bundes-kabinett die richtigen Zahlen vorliegen.

Sie können nur auf Kosten hinweisen, haben aber kein Vetorecht?

Natürlich nicht, wir sind ja keine gewählten Volksvertreter. Unsere Stellungnahme begleitet das Gesetz ins Kabinett und dann ins Parlament. Wir achten als unabhängige Kommission auf Transparenz bei den Folgekosten. 2006 wurde darüber hinaus von der Bundesregierung das Ziel vorgegeben, die Bürokratiebelastungen für

die deutsche Wirtschaft um 25 Prozent zu reduzieren. Es wurden damals insgesamt 50 Milliarden Euro an Bürokratiebelas-tungen ermittelt. Die sich daraus erge-benden 12,5 Milliarden Euro an Entlastun-gen konnten bis 2011 zum Beispiel durch elek tronische Rechnungslegung und die Vereinfachung der Buchführungskosten erreicht werden.

„Wo zusätzliche Kosten für die Wirtschaft entstehen, muss innerhalb der Legislaturperiode derselbe Betrag eingespart werden.

Wie viel darf Bürokratie kosten?

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10 POLITIK Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Seit Juli 2015 gilt das „One in, one out“ – Verfahren …

Das ist wegweisend für die deutsche und euro-päische Rechtsetzung. Lediglich Großbritannien praktiziert ein ähnliches Verfahren. Wo zusätz-liche Kosten für die Wirtschaft entstehen, muss innerhalb der Legislaturperiode derselbe Betrag eingespart werden. Wir sehen an den Reaktionen der Ministerien, wie durch diese praktische Decke-lung der Folgekosten die Sensibilität für das Thema deutlich zugenommen hat.

Ist das nicht ein Nullsummenspiel? Die Briten erwägen mittlerweile eine „One in, two out“ – Regelung.

Das ist kein Nullsummenspiel, sondern eine harte Auflage. Der Erfüllungsaufwand ist in den letzten Jahren um über zehn Milliarden Euro gestiegen. Nun soll er überhaupt nicht mehr steigen, denn die Ministerien müssen ja eventuelle Zusatzkos-ten neuer Gesetzesinitiativen woanders wieder einsparen! Diese faktische Deckelung der Kosten erzeugt Druck im System: Jeder Minister muss sich bei einem Gesetzesvorschlag vorher sehr genau überlegen, welche Zusatzkosten er vor-schlagen kann.

Ihr Jahresbericht verzeichnet eine Nettoentlastung beim Erfüllungsaufwand von 912 Millionen Euro. Kommt diese Entlastung bei den Unternehmen spürbar an?

Sicher, aber wir wissen auch: Gute Nachrichten sind keine Nachrichten. Man beklagt sich üblicher-weise über Belastungen, Entlastungen werden kommentarlos mitgenommen. Wenn Sie etwa ge-genüber Finanzämtern und Kunden die elektroni-sche Rechnungslegung anwenden können, ist das eine Entlastung in Millionenhöhe. Begeisterungs-stürme gibt es keine, und die erwarte ich auch nicht. Aber im Gespräch mit den Wirtschaftsver-bänden in Berlin merke ich, dass die Einführung

von „One in, one out“ durchaus so verstanden wird, dass die Bundesregierung es ernst meint mit Büro-kratieabbau und Kostenbegrenzung.

Sie kritisieren, dass die Belange der KMU vom Gesetzgeber oft nicht „zielgenau“ erkannt werden. Das BMWi hat einen Leitfaden als Arbeitshilfe entwickelt …

… den sogenannten KMU Test. Dafür setzen wir uns schon lange ein. Seit dem 1. Januar ist er ver-bindlich in Kraft. Er besagt, dass jedes Gesetz auf

überproportionale Belastungen für kleine und mittlere Unterneh-men überprüft werden muss.

Wie können KMU denn konkret entlastet werden?

Statistische Datenanforderun-gen sind bei steigenden Daten-mengen für kleine Unternehmen in der Regel aufwändiger als für große. Auch bei der Vergabe

öffentlicher Aufträge belastet die begleitende Bürokratie mittelständische Unternehmen in besonderer Weise. Positiv zu bewerten ist dem-gegenüber die Neuregelung, dass neue Gesetze mit Kostenfolgen von über eine Million Euro nach drei bis fünf Jahren durch eine Ex-Post-Evaluie-rung überprüft werden müssen, zum Beispiel mit Blick auf die tatsächliche Kostenentwicklung und die Erreichung der mit dem Gesetz verbundenen Ziele. Wir rechnen 2016 mit den ersten Ex-Post- Evaluierungen.

Kritiker sagen, hier wird Bürokratie mit Büro kratie bekämpft.

Das ist absurd. Manche Leute beklagen mangelnde Kostentransparenz, aber wenn dann Transparenz geschaffen wird, beklagt man sich über den angeb-lichen Aufwand dafür. Gemessen am Gesamtvolu-men der Kostenfolgen ist der Aufwand tatsächlich sehr gering. Als es etwa um die Markttransparenz-stelle für Benzinpreise ging, beliefen sich die dafür notwendigen Kosten auf 90 Millionen Euro. Nach NKR-Hinweisen auf Möglichkeiten der Kostenein-sparung waren es am Ende nur noch 15 Millionen! Im NKR beschäftigen sich 15 Mitarbeiter, dazu 10 ehrenamtliche Ratsmitglieder, mit rund 350 Rege-lungsvorhaben und ihren Kostenfolgen pro Jahr. Das rechnet sich.

Das Interview führte Bernd Ratmeyer.

„ Jedes Gesetz muss auf überproportionale Belastungen für kleine und mittlere Unternehmen überprüft werden.

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Dr. Johannes LudewigVorsitzender Normenkontrollrat

www.normenkontrollrat.bund.de

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BVMW-Umfrage: Mittelstand will 2016 kräftig investierenDeutschlands Mittelständler gehen zuversichtlich ins neue Jahr. Die größten Sorgen macht der Fachkräftemangel. Das ergab eine repräsentative Umfrage des BVMW zum Jahreswechsel.

„Der Mittelstand bleibt auch 2016 Garant für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland. Die Unternehmer sind optimistisch, trotz einer weltwirtschaftlich schwierigen Lage.“ Das beton-te BVMW-Präsident Mario Ohoven bei der Vor-stellung einer repräsentativen Unternehmerum-frage bei der Bundespressekonferenz in Berlin. Er forderte die Regierung dazu auf, jetzt Investi-tionen durch Reformen zu fördern.

Ungeachtet der weltweiten Krisen gehen laut Umfrage rund 62 Prozent (2014 49 Pro-zent) der Unternehmer für 2016 von einem

anhaltenden Aufschwung in Deutschland aus. Dagegen sehen 38 Prozent (2014: 51) unser Land auf dem Weg in die Rezession.

„Allergrößte Sorgen“, so Ohoven, bereite nach wie vor der Fachkräftemangel. Wie ein Jahr zu-vor haben 87 Prozent der Mittelständler Schwie-rigkeiten, offene Positionen zu besetzen. Fast 35 Prozent (2014: 31) der Betriebe mussten mangels Mitarbeitern sogar schon Aufträge ablehnen. Dass Flüchtlinge zur Lösung des Fachkräfteproblems beitragen, halten fast 70 Prozent der Unternehmer für unwahrscheinlich bis ausgeschlossen.

Gefragter Gesprächspartner vor, während und nach der Pressekonferenz: Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

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Der BVMW-Umfrage zufolge schätzen 94 Pro-zent (2014: 91) der Klein- und Mittelbetriebe ihre momentane Geschäftslage als befriedigend oder besser ein, 63 Prozent (2014: 57) sogar als gut und besser. Gut 38 Prozent (2014: 37) erwarten noch höhere Umsätze in den kommenden zwölf Monaten. Vier von zehn Unternehmern planen in 2016 ebenso große Investitionen wie in diesem Jahr, rund 34 Prozent (2014: 29) wollen mehr in-vestieren als in den vergangenen zwölf Monaten. 

Die Bundesregierung müsse angesichts eines Investitionsstaus von 100 Milliarden Euro jetzt Investitionen fördern, mahnte Ohoven, sonst drohten ein Know-how-Verlust und weitere Standortnachteile. Zu den notwendigen Re-formen gehören ein Wagniskapitalgesetz für innovative Klein- und Mittelbetriebe, eine steu-erliche Forschungsförderung wie in 27 von 34 OECD-Ländern bereits vorhanden, und die Ab-schaffung der Erbschaftsteuer. Entscheidend seien Investitionen in die (digitale) Zukunft. In diesem Zusammenhang forderte der Mittel-standspräsident ein Sonderprogramm „Digitale Bildung“, finanziert durch einen Prozentpunkt der Mehrwertsteuer. Diese Forderung wird von neun von zehn Mittelständlern mitgetragen.

Überaus positiv wird die aktuelle Finanzie-rungssituation bewertet: Rund 90 Prozent der Mittelständler vergeben die Schulnoten befrie-digend, gut oder sehr gut. Laut Umfrage planen rund 39 Prozent (2014: 36), im kommenden Jahr zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Rund 53 Prozent (2014: 55) wollen die Mitarbeiter-zahl halten. „Damit fungiert der Mittelstand auch 2016 wieder verlässlich als Jobmotor in unserem Land. Wenn die Bundesregierung ihre Reform-Hausaufgaben macht, wird 2016 ein gutes Jahr für den Mittelstand und damit für Deutschland“, betonte Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

BVMW-Pressekonferenz: Journalisten erfahren aus erster Hand, was der Mittelstand 2016 erwartet. Eberhard Vogt, Mario Ohoven, Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Chefvolkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz (v. li.).

Welches Investitionsvolumen planen Sie für die kommenden 12 Monate im Vergleich zur Vorperiode?

Planen Sie, die Zahl Ihrer Beschäftigten in den kommenden 12 Monaten zu verändern?

Finden Sie für alle offenen Positionen geeignete Arbeitskräfte?

22 %

44 %

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50 %

53 %39 %

Steigend

Gleich

Kleiner

Steigern

Gleich

Abbauen

Ja, problemlos.

Manchmal ja, manchmal nein.

Nein, geeignete Arbeitskräfte sind knapp.

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Was kommt 2016 auf Deutschland zu? Eine profunde Einschätzung dazu gibt Mittelstandspräsident Mario Ohoven ab. Der gelernte Banker ist bekannt für seine präzisen Wirtschafts- und Kapitalmarktprognosen. So kündigte er 2000 den Absturz der Technologiewerte an. Ein Jahr später machte er auf Bilanzmanipulationen von US-Konzernen aufmerksam. Bereits im Mai 2007 warnte er vor einem GAU auf den globalen Finanzmärkten. Hier sein Ausblick.

Der Mittelstand.: Der Standort Deutschland ist keine Insel der Seligen, sondern Teil der Welt-wirtschaft. Worauf müssen wir uns in diesem Jahr einstellen?

Mario Ohoven: Auf heftige Turbulenzen auf den Weltmärkten. Die Weltwirtschaft steht 2016 an einem Wendepunkt. Seit der Finanzkrise 2008/2009 haben die Schwellenländer mit ihren hohen Wachstumsraten die Weltkonjunktur an-gekurbelt. Das ist vorbei. In Brasilien etwa ist die Bruttoindustrieproduktion im vergangenen Jahr um 33 Prozent gefallen. Es war ohnehin ein Auf-schwung auf Pump, die Schuldenlast kletterte in wenigen Jahren von 80 auf 120 Prozent der Wirt-schaftsleistung. Kurz gesagt: Der Weltwirtschaft droht nach der Subprime-Krise in den USA und der Euro-Krise die dritte Krisenwelle. Sie geht diesmal von Russland, Brasilien, der Türkei und anderen Hoffnungsmärkten aus. Ein Grund, war-um die Weltwirtschaft lahmt ist, dass sieben Jah-re nach Zusammenbruch von Lehman Brothers die Finanzstabilität noch immer nicht gewähr-leistet ist. In vielen Ländern hat der Finanzsektor große Schwächen, und in den Schwellenmärkten nehmen die Finanzrisiken zu. Das bedeutet, das weltweite Wachstum 2016 wird enttäuschend und ungleichmäßig ausfallen.

Welche Rolle spielt dabei der Wirtschaftsriese China?

Eine entscheidende, weil es den Abwärtstrend be-schleunigt. Auf China entfallen fast 40 Prozent des BIP der Schwellenländer. Das Land steckt tief im Schuldensumpf, die meisten staatlichen Unterneh-men werden mit Billigkrediten künstlich am Leben gehalten. Binnen sieben Jahren sind ihre Verbind-lichkeiten von 100 auf über 160 Prozent des BIPs gestiegen. Dazu kommt, dass mit nachlassendem Wachstum die Rohstoffnachfrage sinkt. China ver-braucht gegenwärtig 60 Prozent des weltweiten Eisenerzes. Gehen die Einfuhren zurück, bekom-men Rohstoffexporteure wie Australien und Brasi-lien das zu spüren. Ein Beispiel: die russischen Aus-fuhren nach China sind im Vorjahr um 32 Prozent zurückgegangen. Der chinesische Wirtschaftsab-schwung wird die Rohstoffmärkte unter Druck set-zen und dort erhebliche Währungsabwertungen auslösen. Dies könnte zu einer anhaltenden Phase niedriger Rohstoffpreise führen.

Wie wirkt sich die gigantische Schuldenblase auf die Schwellenländer aus?

Viele Kredite der Schwellenländer lauten auf Dol-lar. Die US-Notenbank Fed dürfte nach der Zins-

„Weltwirtschaft am Wendepunkt“

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wende in den nächsten Monaten auch die Geld-beschaffungskosten anheben. Dann werden viele Kapitalanleger ihr Geld aus den Schwellenländern abziehen und nach Amerika transferieren. Dieser Exodus lässt die Währungen der Schwellenlän-der in den Keller stürzen, gleichzeitig verteuert es ihren Dollar-Schuldendienst. Einige Währun-gen sind schon im freien Fall: Russland hat in gut einem Jahr um 56 Prozent abgewertet, Brasilien um 45 Prozent, die Türkei um ein Drittel. Wenn die Notenbanken dieser Länder dann ebenfalls an der Zinsschraube drehen, um Kapital im Land zu halten, sind schwere Rezessionen programmiert.

Die Eurozone verzeichnet Wachstumn …

Die exzessive Geldpolitik der EZB hat einen Schein-aufschwung angefacht. Von einem echten, dynami-schen Aufschwung ist die Eurozone weit entfernt. Und bei der Verschuldung steht sie den Schwellen-ländern in nichts nach. Betriebe und Bürger haben Schulden in Höhe von 180 Prozent des BIP aufge-häuft. In den USA sind es, den Staat eingerechnet, sogar 300 Prozent. Wenn die FED die Zinsen kräf-tig anhebt, trifft das die Wirtschaft hart. Steigende US-Zinssätze und ein stärkerer Dollar könnten auf Unternehmensseite zu Zahlungsausfällen führen und Banken, ja Staaten infizieren. Aber wir wissen, dass die Risiken dieser Umstellungen zu bewälti-gen sind, indem man die Nachfrage stützt, Finanz-stabilität bewahrt und Strukturen reformiert. Die Länder sollten in der Fiskalpolitik Strategien ver-folgen, die Spielraum für steuerpolitische Impulse lassen, um öffentliche Investitionen in hochwerti-ge Infrastruktur anzukurbeln.

Ich sehe allerdings nicht, wie die Länder der Euro-zone eines ihrer größten Probleme lösen wollen. Sie sitzen auf faulen Krediten von rund 900 Milli-arden Euro. Das ist eine tickende Zeitbombe.

Und was erwarten Sie in Deutschland?

Da sehe ich die Entwicklung mit gemischten Ge-fühlen. Auf den ersten Blick scheint in Deutsch-land alles zum Besten bestellt: Rekordbeschäf-tigung, boomender Export, Wachstum. Wer genauer hinschaut erkennt: Wir verdanken den Aufschwung in erster Linie dem niedrigen Ölpreis und der Kauflaune der Bundesbürger. Der Ein-zelhandel meldet Umsatzzuwächse wie zuletzt vor 15 Jahren, auf dem Höhepunkt der New-Eco-nomy-Euphorie. Nur: das wird nicht ewig so blei-ben. Dann kommt das böse Erwachen …

Gibt es Anzeichen für einen Stimmungs-umschwung in der deutschen Wirtschaft?

Ja, vier von zehn Mittelständlern sehen Deutsch-land auf dem Weg in die Rezession. Die Unterneh-

men wollen mehr investieren, sie können es oft-mals nicht. Daran ist die mittelstandsfeindliche Politik der Bundesregierung mit Schuld. Mindest-lohn, Rente mit 63, Revision der Agenda 2010, das hemmt Investitionen. Außerdem wird er Gegen-wind von der Weltwirtschaft zunehmend rauer. Unter der Schwäche der Schwellenländer leiden auch wir. Mit einem Anteil von 40 Prozent an den deutschen Ausfuhren sind die Emerging Markets für den deutschen Export wichtiger als die Länder der Eurozone.

Auch beim Thema Flüchtlinge ist die Stimmung gekippt …

Seit der Silvesternacht in Köln ist die Willkom-menseuphorie verflogen. Bemerkenswert finde ich, wie schnell manche Politiker umgeschwenkt sind. Die Herkunft von Straftätern, schnelle Ab-schiebung, usw. waren bisher Tabus. Und heute? Selbst der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gab-riel fordert die Haft im Heimatland für kriminelle Flüchtlinge. Plötzlich wird offen über die Kosten diskutiert. Die Menschen merken, die von der Bundesregierung genannte Zahl von 20 Milliar-den Euro kann nicht stimmen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft geht von jährlich bis zu 60 Milliarden aus, Prof. Raffelhüschen, übrigens Mit-glied unseres Wissenschaftlichen Beirats, schätzt die Kosten auf bis zu 900 Milliarden. Deutschland

Mario Ohoven warnt vor einer globalen Wirtschaftskrise.Fo

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ist mit dem Zustrom von Millionen Migranten überfordert. Deshalb Ja zum Asyl für Kriegs-flüchtlinge, Nein zur Massenzuwanderung von Wirtschaftsflüchtlingen.

Sie sprachen vom niedrigen Ölpreis als Wachstumstreiber in Deutschland. Für andere Länder ist es eine Katastrophe.

Richtig, weil die Welt von billigem Öl über-schwemmt wird. Seit 18 Monaten befindet sich der Ölpreis im freien Fall, von 110 Dollar pro Bar-rel sank er Anfang des Jahres auf circa 27 Dollar. Das sind rund 75 Prozent Wertverlust in andert-halb Jahren. Die Ölindustrie steckt deswegen in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten: Im vergan-genen Jahr verloren weltweit fast 300.000 Mit-arbeiter von Ölfirmen ihre Jobs. Bei Exxon brach der Gewinn um 58 Prozent ein, BP verzeichnete den schlimmsten Verlust seit zwei Jahrzehnten. Dieser Preissturz bringt die auf Ölexport fokus-sierten Länder in große Not, manchen droht der Staatsbankrott. So bettelte Nigeria gerade die Weltbank um einen Notkredit an. Davor hatte Venezuela den wirtschaftlichen Ausnahmezu-stand ausgerufen, Mexiko Massenentlassungen angeordnet. Auch in Ländern wie Bahrain, Oman oder Kolumbien spitzt sich die Lage zu. Wenn der Ölpreis nicht enorm steigt, hat selbst das reiche Saudi-Arabien größte Probleme mit seinem Haus-halt. Zu den am härtesten betroffenen Ländern gehört Russland, dessen Wirtschaft zusätzlich unter Sanktionen des Westens leidet. Dort sind

im vergangenen Jahr zwei Millionen Menschen unter das Existenzminimum gerutscht.

Was hat den dramatischen Ölpreissturz ausgelöst?

Wer nach den Ursachen sucht, findet sie in Texas. Hier fing 2008 alles an mit der neuen Technologie des Frackings, die die Öl- und Gasförderung revo-lutioniert hat. Plötzlich hatten die USA eines der größten Ölvorkommen der Welt und förderten so viel Öl wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Seit 2008 konnten die USA ihre Ölproduktion ver-doppeln, 2014 stiegen sie dann zum größten Öl-produzenten der Welt auf, vor Saudi-Arabien und Russland. Seit dem Preissturz haben über 30 Öl-produzenten Insolvenz angemeldet. Das ist aber erst der Anfang: bis Mitte 2017 könnten noch cir-ca 30 Prozent der Öl- und Gasförderer vom Markt verschwinden, wenn der Preis nicht bald wieder auf über 50 Dollar steigt. Eine große Ölexperten-firma hat errechnet, dass die nordamerikanischen Öl- und Gasproduzenten zusammen jede Woche zwei Milliarden Dollar Verlust machen.

Wo Schatten ist, gibt es immer auch Licht …

Das stimmt auch hier. Jetzt, wo der Ölpreis im Kel-ler ist, kann man so billig wie seit vielen Jahren nicht nach Öl suchen, denn auch die Preise für Geräte und Ausrüstung sind stark gefallen. Und natürlich sehen viele in der Wirtschaft, die große Mengen Energie verbrauchen, die Entwicklung mit einem lachenden Auge, die anderen mit einem weinenden Auge. F

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Unter Druck: Die Erdölindustrie steckt in einer tiefen Krise.

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„So viel Bürokratie wie nötig, so wenig wie möglich“Mit Bürokratiebremse und Bürokratieentlastungsgesetz will die Bundesregierung den unnötigen Aufwand für Unternehmen reduzieren und damit vor allem den Mittelstand entlasten. Vielen Kritikern ist das noch nicht genug – obwohl sie wissen, dass es ganz ohne Bürokratie auch nicht geht.

Wachstum ist der größte Wunsch deutscher Familienunternehmer fürs neue Jahr, noch vor Stabilität und Gewinnsteigerung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) unter den Führungskräften von rund 200 Famili-enunternehmen quer durch alle Branchen. Damit diese Wünsche Wirklichkeit werden, plädieren die Befragten für entsprechende Rahmenbedingun-gen: Für 84 Prozent hat dabei in erster Linie die Verbesserung der Ausbildung in Schule, Betrieb und Hochschule einen sehr großen oder eher gro-ßen Stellenwert – und der Abbau der Bürokratie.

Da trifft es sich gut, dass seit dem 1. Januar das „Gesetz zur Entlastung insbesondere der mit-telständischen Wirtschaft (Bürokratieentlas-

tungsgesetz)“ in Kraft ist. Es hebt vor allem die Umsatzschwellenwerte für gesetzliche Buchfüh-rungs- und Statistikpflichten an, was bei vielen kleineren Firmen für spürbare Entlastung sorgen dürfte. „Hierdurch wird sich der bürokratische Aufwand für die Wirtschaft jährlich um etwa eine halbe Milliarde Euro reduzieren“, sagt Professor Dr. Volker Wittberg vom Nationalen Zentrum für Bürokratiekostenabbau an der Bielefelder Fach-hochschule des Mittelstands. Zusätzlich würden zahlreiche statistische Meldepflichten für die Unternehmen reduziert.

„One in, one out“: Für jede neue Belastung eine EntlastungSchon zum 1. Juli 2015 hatte die Bundesregie-rung eine „Bürokratiebremse“ beschlossen, die F

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Betriebe vor lästigem Papierkram bewahren soll. Danach muss jedes deutsche Ministerium, das mit neuen Regelungen mehr bürokratischen Aufwand in den Firmen schafft, für bürokrati-sche Entlastung an anderen Stellen sorgen – „One in, one out“ heißt das Prinzip. „Das zeigt, dass bürokratische Pflichten und deren Überprüfung stets auf der Agenda des Gesetzgebers stehen“, so Volker Wittberg. Er ist davon überzeugt, dass Deutschland entgegen langläu-figer Meinung eine führende Nation bei der Reduzierung überflüssiger Bürokratie sei. „Dass die Unterneh-men dies mitunter anders sehen, ist ein zusätzlicher Anreiz – doch muss man auch echte von gefühlter Bürokratie unterscheiden.“

Klar ist, dass die „Bürokratiebremse“ vor allem auch die einzelnen Ministe-rien fordert, zum Beispiel das Familienministeri-um von Manuela Schwesig (SPD). Das will bis Ende 2016 ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit zwi-schen Männern und Frauen durchsetzen, wofür Unternehmen ab 500 Beschäftigten verpflichtet werden, ihre eigenen Lohnunterschiede zu prüfen und darüber zu berichten. Im Gegenzug müssen sich Schwesigs Beamte nun überlegen, durch wel-che Entlastungen sie den bürokratischen Mehr-aufwand für die betroffenen Firmen kompensie-ren wollen. Trotzdem geht vielen Unternehmen und Verbänden der Bürokratieabbau noch längst nicht weit genug. Denn das „One in, one out“- Prinzip gilt nur für jede neue Regelung, aber nicht für alte wie das Mindestlohn-Gesetz oder andere Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag.

650 unentgeltliche Meldepflichten für den StaatProfessor Volker Wittberg vom Nationalen Zen-trum für Bürokratiekostenabbau weiß um die Unzufriedenheit der gebeutelten Firmenlenker: „Bürokratieabbau steht immer auf der Wunsch-liste der kleinen und mittleren Unternehmen. Und tatsächlich gibt es mannigfaltige Inanspruchnah-men. Unser Forschungsinstitut hat allein mehr als 650 Pflichten ermittelt, für deren Durchführung der Staat Unternehmen unentgeltlich in Dienst nimmt. Allein mehr als 150 resultieren aus der Eigenschaft des Unternehmens als Arbeitgeber und umfassen beispielsweise Meldepflichten zu

den Sozialversicherungen.“ Im Einzelnen betrach-tet, seien die einzelnen Pflichten stets sinnvoll begründet. „Man muss nur aufpassen, dass man die Unternehmen nicht im Ganzen überfordert. Andere europäische Länder muten ihren Unter-nehmen aber im Durchschnitt nicht weniger zu.“

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der für das Bürokratieentlastungsgesetz verant-wortlich ist, kennt ebenfalls die Stimmung seiner Klientel. Durch Entlastung von unnötiger Büro-kratie könnten sich Unternehmen mehr um ihre Geschäfte, Innovationen, Arbeitsplätze und Aus-bildung kümmern. In den vergangenen Jahren sei-en deshalb die Bürokratiekosten der Wirtschaft bis heute bereits um ein Viertel gesenkt worden, um über zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Für die Berechnung der Bürokratiekosten wird die zeit- und kostenmäßige Belastung pro Fall erhoben und mit der Gesamt-Fallzahl multipliziert. „Das geschieht in Deutschland für jedes Bundesge-setz und kann auf der Website des Statistischen Bundesamtes Destatis nachgelesen werden“, sagt Professor Volker Wittberg. Der eigens dafür eingesetzte Nationale Normenkontrollrat über-wacht die korrekte Anwendung.

Einig ist man sich quer durch alle Lager, dass der bürokratische Aufwand nicht völlig abgebaut werden kann. „Einer der Gründe für die Prospe-rität des deutschen Mittelstands ist schließlich die wirkmächtige Politik und effiziente Verwal-tung in unserem Staat“, weiß Professor Witt-berg. Verlässlichkeit und Rechtssicherheit seien wesentliche Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen – „das ist der unbestrittene Vorteil der Bürokratie“. Aber wie überall gelte auch hier: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Almut Friederike KasparFachjournalistin

„ Unser Forschungsinstitut hat allein mehr als 650 Pflichten ermittelt, für deren Durchführung der Staat Unternehmen unentgeltlich in Dienst nimmt.

Volker Wittberg

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Die Last der BürokratieDer BVMW befragte Mitgliedsunternehmen nach konkreten bürokratischen Hürden aus dem unternehmerischen Alltag. Zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich dazu geäußert. Vorallem die mit dem Mindestlohn einhergehende Bürokratie wird als belastend empfunden.

Insgesamt belaufen sich die Bürokratiekosten für die Wirtschaft nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes auf 43 Milliarden Euro jährlich. Die mit Abstand meisten Informationspflichten stam-men aus dem Finanzministerium und summieren sich zu einer bürokratischen Belastung in Höhe von 17 Milliarden Euro auf. Die Belastungen aus

Informationspflichten, die dem Arbeitsmi-nisterium zuzurechnen sind, belau-

fen sich auf 1,1 Milliarden Euro. Die BVMW-eigene Umfra-

ge ergab dagegen eine

andere Wahrnehmung der bürokratischen Be-lastungen im Mittelstand. Über die Hälfte der Zusendungen betraf den seit Anfang des Jahres 2015 geltenden Mindestlohn. Hierbei standen insbesondere die Dokumentationspflichten und die Generalunternehmerhaftung im Fokus der Kritik.

Die nachfolgende Übersicht ist eine Kurzzusam-menfassung der Einsendungen (zum Teil anonym)

zu bürokratischen Hürden von A wie Aufzeich-nungspflicht bis Z wie Zulassungsverfahren.

„Durch den Mindest-

lohn entstehen umfangreiche Nachweispflichten, insbesondere um Haf-

tungen auszuschließen, sofern nachgeordnete Subunternehmen den Mindestlohn nicht einhalten.

Zudem befürchte ich eine deutliche Verkomplizierung der Vorschriften im Erbschaftsteuergesetz nach dem

Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17.12. Um die Abgrenzungskriterien „große Unternehmen“, „Bedürftigkeits-prüfung“, usw. einzuhalten, sind komplizierte Bestimmungen zu erwarten. Die Vielzahl an statistischen Meldungen an die

unterschiedlichsten Behörden finde ich sehr belastend.“

Jochen Kirsammer, Ebner Stolz GmbH & Co. KG, Partnerschaft mbB,

Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte

www.ebnerstolz.de

„Erfindungsreichtum

im Steuerwesen bläht die Steuer-verwaltung auf und erhöht die Abhängigkeit

von Steuerberatung, macht aber gleichzeitig eine wirklich qualifizierte Steuerberatung fast unmöglich.

Die Fallen, in die sich vor allem Mittelständler und Freiberuf-ler in existenzgefährdender Weise verstricken, nehmen zu.

Ähnlich ist es im Bereich Kapitalgesellschaften. Eine Vielfalt an Modellen führt nicht zu Erleichterungen, sondern erhöht auch

hier die Zahl von Fallen für Gründer wie für deren Gläubiger. Es ist außerdem ein Unding, dass ich ausländischen Investoren nicht erklä-

ren kann, warum man manchmal vier oder mehr Wochen auf die Eintragung einer banalen Firmengründung warten muss, und warum

sich als Alternative der Erwerb einer Vorratsgesellschaft bietet. Gerichtsbürokratie – eine Gefahr für die Rechtspflege. Wenn man telefonisch überhaupt jemanden im Gericht erwischt –

nach 15 Uhr ist Ende.  Das darf nicht sein. Hier muss die Kommunikation auf neue Füße gestellt werden.“

Prof. Dr. Christian Rumpf, Rumpf Consultingwww.rumpf-consult.de„

„Komplette Digitali­

sierung der Kommunikation mit Krankenkassen und Finanz-

ämtern. Pro Bundesland sollte es nur noch eine Allgemeine Krankenkasse geben.

Antragsprozesse bei Zuschüssen für die Weiterbildung sollten vereinfach werden. Ebenso Vereinfachung der Steuerlegung,

hier nach Schweizer Vorbild .“

Stephan Sigloch, Geschäftsführer KlickPiloten GmbH

www.klickpiloten.de„

Meine Buchhaltung besteht aus zwei Mitarbeitern. Diese müssen jährlich quasi nebenbei eine Fülle von Statistiken liefern: Ich bezweifle Nutzen und Sinnhaftigkeit.“

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Erfasste Bürokratiekosten für die Wirtschaft (in Mrd. Euro)

17.4 €

Finanz ministerium

11.0 €

Justiz ministerium

4.2 €

Bundes regierung

3.4 €

Gesund heits minis terium

1.1 €

Arbeits ministerium

Quelle: Statistisches Bundesamt

„Ich wünsche mir

engagierte und lösungs orientierte Angestellte in Behörden und Ämtern. Keine Verhinderer, vorausschauende

Bedenkenträger und Szenarioschreiber für die zwei Prozent Risiko, die jedes Tun und

Handeln mit sich bringt. Keine „satten“ Belehrenden, die mit der Ausnahme das Scheitern der Regel begründen wollen,

um es abzuschmettern.“

Elke Simon-Kuch, Geschäftsführerin SIMON-WERBUNG GmbH www.simon-werbung.de„

„Das größte Übel

ist die Steuergesetzgebung. Ohne die Hilfe von Profis kann

ein Normalsterblicher seine Steuer­erklärung gar nicht mehr ausfüllen.

Subventionen für Kohle­ und Atomkraft müssen abgeschafft werden. Firmen­

gründungen dauern viel zu lang.“

Dr. rer. nat. Hans W. Steisslinger, Terra Institute GmbH

www.terra-institute.eu„Ein großes Problem sind die Aufbewahrungsfristen.

Mein Vorschlag wäre: Aufbewahrungsfristen

verkürzen bis 4 Jahre nach Jahresabschlusserstellung.“

Wir haben sehr viele steuerliche Sonderfälle: Verkauf einer App via Apple, Google oder

Amazon umsatzsteuerpflichtig? Wie muss ich das buchen? Das sind Fragen, die erst nach

viel Aufwand geklärt werden können. Das Problem: Unser Amazon­Umsatz liegt bei drei Euro im Monat. Am Anfang waren

es auch bei Apple wenige hundert Euro. Hier schlage ich Freibeträge vor, denn gerade in

der Start­up­Phase weiß man ja gar nicht, ob eine neue Idee überhaupt klappt, und dennoch muss ich die gesamte Infrastruktur aufbauen.“

Zahlreiche Statistiken belasten KMU.

Statistik (Auswahl) gefordert von freiwillig / Pflicht

Anzeigeverfahren Schwerbehinderte Arbeitsamt Pflicht

Intrahandelsmeldung Statistisches Bundesamt Pflicht

Verdienststrukturerhebung Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Erhebung über die Erzeugung von Abfällen Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Erhebung nicht öffentliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Material- und Wareneingangserhebung Statistisches Bundesamt Pflicht

Kostenstrukturerhebung Statistisches Bundesamt Pflicht

Erhebung Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz

Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

jährliche Investitionserhebung Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Investition für Umweltschutz Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Erhebung über die Energieverwendung Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Intrastat-Meldungen bei innergemeinschaftlichen Lieferungen

Statistisches Bundesamt Pflicht

Monatliche Produktionserhebung / Monatsberichte für Betriebe

Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Pflicht

Erhebung über Energiekennzahlen ZVEI freiwillig

Konjunkturumfrage 2x jährlich IHK freiwillig

Ingenieurerhebung ZVEI freiwillig

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Mittelstandspräsident im Dialog

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BVMW beim IT-Sicherheitsforum des BMWiVizekanzler Sigmar Gabriel traf sich mit Unternehmen, Verbänden, Wissen-schaftlern und Vertretern der Bundesministerien zum IT-Sicherheitsforum, um konkrete Ansätze für mehr IT-Sicherheit in der deutschen Wirtschaft zu diskutieren. Im Fokus standen die Optimierung des Ordnungsrahmens und die Stärkung der IT-Sicherheitswirtschaft.  Mit dabei waren neben Mario Ohoven als Vertreter des Mittelstands u. a. Prof. Udo Helmbrecht von der Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit, Winfrid Holz von BITKOM, Klaus Vitt, Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnologie.

Digitaler Bildungspakt Auf Einladung von Microsoft diskutierten in Berlin nam-hafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Bildungswe-sen über die Chancen der Digitalisierung für Bildung in Deutschland. Mario Ohoven machte im Podium deut-lich, wie wichtig Digitalisierung für den Mittelstand ist, und welchen Beitrag Schule zur digitalen Bildung leisten kann. Gleichzeitig warb der Vorsitzende der Geschäfts-führung von Microsoft Deutschland, Alexander Stüger, für einen Digitalen Bildungspakt in Deutschland.

In zahlreichen Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand.

Winfried Holz, Mitglied des BITKOM-Präsidiums und Mario Ohoven.

Alexander Stüger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland und Mario Ohoven beim Microsoft Bildungsforum.

2.12. Jahresversammlung der Deutschen Bundesbank

8.12. TTIP-Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums

9.12. Investment-Forum des Golf Kooperationsrates

19.1. Gemeinschaftsausschuss der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft mit den

Bundesministern Sigmar Gabriel, Dr. Wolfgang Schäuble und Andrea Nahles im BMWi

und viele andere Termine mehr.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender

Auf dem SPD-BundesparteitagUnter Spitzengenossen: Auf dem Bundesparteitag der SPD trafen BVMW-Präsident Mario Ohoven und Pat-rick Meinhardt, BVMW-Geschäftsleiter Politik, u. a. die Staatssekretärinnen Brigitte Zypries und Iris Gleicke, den Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Tho-mas Oppermann und Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.

Mario Ohoven mit den Staatssekretärinnen Brigitte Zypries (links) und Iris Gleicke (rechts) auf dem SPD-Bundesparteitag.

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Bundeswehr unterstützt FlüchtlingshilfeDie Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden stellt eine Herkulesaufgabe für ganz Deutschland dar. Die Bundeswehr leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.

Bereits seit Anfang September 2015 unterstützt die Bundeswehr Bundesländer, Kreise und Ge-meinden durch technische Amtshilfe, die Bereit-stellung von Unterkünften, Personal und Mate-rial. Entsprechend dem Kabinettsbeschluss der Bundesregierung übernimmt die Bundeswehr die Verantwortung für die Unterbringung der ins Bundesgebiet kommenden Menschen. Das Kom-mando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin koordiniert die Einsätze der im gesamten Bundesgebiet stationierten Einheiten bei der Flüchtlingshilfe.

In Schleswig-Holstein ist das Lagezentrum des Landeskommandos in Kiel, rund um die Uhr mit mindestens drei Soldaten besetzt, federführend. Das Landeskommando untersteht dabei truppen-dienstlich dem Kommando Territoriale Aufgaben. Aufgabe des Landeskommandos ist es, alle Leis-tungen der Bundeswehr für die zivile Seite im Bundesland zu koordinieren und zur Verfügung zu stellen. Alle personellen und materiellen An-forderungen werden für das Land Schleswig-Hol-stein über das Führungsinstrument des Landes gestellt, das durch die „Besondere Aufbauorgani-sation“ stellvertretend für das Innenministerium wahrgenommen wird. Die Kommunen stellen ihre Anforderungen unmittelbar an das Lagezentrum des Landeskommandos. Alle Anforderungen be-dürfen vor der Ausführung der Billigung durch das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin.

In Schleswig-Holstein hat die Bundeswehr bis-lang Unterbringungsplätze für rund 2.000 Per-sonen in Kasernen, Standortübungsplätzen und anderen Liegenschaften geschaffen. Daneben stellt die Bundeswehr personelle Ressourcen zur Verfügung. Landesweit sind gegenwärtig etwa 90 Angehörige der Bundeswehr in Rufbereitschaft, unter anderem als „Schnelle Unterstützungs-kräfte“. Dieses Personal wird zurzeit durch Kräf-te der Einsatzflottille 1 aus Kiel gestellt und dem Bataillon Elektronische Kampfführung aus Stadum. Das Spektrum der Aktivitäten der Streit-kräfte im Lande reicht von der Bereitstellung von Bussen mit Fahrern für Transportfahrten und

Röntgengeräten für medizinische Untersuchun-gen bis zur Bereitstellung von Personal zur Re-gistrierung von Asylsuchenden, Sprachmittlern, Gabelstaplerfahrern und Materialverwaltern.

Die Flüchtlingshilfe ist keine originäre Aufgabe der Bundeswehr. Die Bundeswehr handelt da-her in allen Fällen subsidiär, das heißt, zunächst prüft die zivile Seite eigene Möglichkeiten zur Erfüllung des Bedarfs. Ist es nicht möglich, den Bedarf zu decken, kann die Bundeswehr um Hil-fe gebeten werden. Dies betrifft insbesondere Personal zur Sicherstellung der Durchhalte-fähigkeit sowie Groß- und Spezialgerät. Grund-sätzlich ist es so, dass die Unterstützung bei der Bewältigung von Katastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zum Kernauftrag aller Landeskommandos gehört.

Oberst Ralf Güttler, Kom-mandeur Landeskomman-do Schleswig-Holstein und Oberstleutnant d. R. Dr. Hans-Jürgen Völz (li.).

Verpflegung von Flüchtlingen in der Kantine der Wagrien-Kaserne im Kreis Ostholstein.

„ Das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin koordiniert die Einsätze der im gesamten Bundes gebiet stationierten Einheiten bei der Flüchtlingshilfe.

Dr. Hans-Jürgen VölzChefvolkswirt BVMW

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Europa-News

Zustimmung für WährungsunionDiskussionen um Krisen und Risiken hin oder her: Die Zustimmung im Euroraum zur Wirtschafts- und Währungsunion ist gestiegen. In einer Euro-Barometer-Umfrage im Auftrag der EU-Kommis-sion sagten 61 Prozent der Befragten, der Euro sei gut für ihr eigenes Land. Das ist die höchste Zustimmungsrate seit 2002. In Deutschland schätzen sogar 70 Prozent der Befragten den Euro als positiv ein. Noch mehr Zustimmung gibt es in Luxemburg (79 Prozent ) und Irland (75 Prozent). Den geringsten Enthusi-asmus zeigen die Italiener mit 49 Prozent. Einigermaßen über-raschend ist es, dass sogar in Krisenländern wie Griechenland, Spanien oder Portugal die Zustimmung zum Euro gestiegen ist.

http://ec.europa.eu/deutschland/press/ pr_releases/13757_de.htm

Austausch beginnt 2017Ab dem 1. Januar 2017 müssen die natio-nalen Finanzämter der EU regelmäßig Informationen über Steuervorbescheide mit grenzüberschreitender Wirkung (Tax Rulings) austauschen. Die EU-Finanz-minister haben eine entsprechende Richtlinienänderung beschlossen. Damit können Steuerpraktiken zum Vorteil von Großkonzernen aufgedeckt werden. Die Hoffnung ist, dass durch Transparenz und Gruppenzwang Formen der offensiven Steuerreduzierung eingeschränkt wer-den. Ob in der Folge Steuerlast und Steu-ereinnahmen gerechter verteilt werden, muss diese Maßnahme erst unter Beweis stellen.

www.consilium.europa.eu/de/ policies/tax-rulings/

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Energieaudit: hohe Bußgelder drohenDie EU-Energieeffizienz-Richtlinie schreibt es vor: Alle Firmen, die nach europä-ischer Definition kein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) sind, müssen seit Dezember vergangenen Jahres ein Energieaudit nachweisen. Das nationale Energiedienstleistungsgesetz wurde entsprechend geändert. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist für die Überwachung zuständig. Diese Vorschrift sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn das BAFA kann ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro verhängen. Freigestellt sind Betriebe, die bereits ein Energie- oder Umweltmanagementsystem installiert haben. Das Bun-deswirtschaftsministerium bietet einen Online-Schnelltest für die Einstufung als

KMU. Zudem veröffentlicht das BAFA eine Liste, mit der man Energieauditoren fin-

den kann. Sinn der Maßnahme ist es, mögliche Energiesparwege auf-

zuspüren und betriebs eigene Verbrauchsdaten systema-

tisch zu analysieren.

Schon plant Brüssel die nächste energiepolitische Korrektur. Die Energie-Eti-kettierung von Geräten soll

neu klassifiziert werden. Die erst 2010 eingeführten

Kategorien A+ bis A+++ wer-den entfallen.

www.bafa.dewww.zim-bmwi.de > KMU-Schnelltest

Steuerregeln

POLITIK Der Mittelstand. | 1 | 201624

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Mindestlohn ist BedingungÖffentliche Auftraggeber dürfen von Bietern verlangen, dass sie einen Mindestlohn zahlen. Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden und damit festgestellt, dass ein Tariftreuegesetz nicht gegen EU-Recht verstößt. Auch mit der EU-Richtlinie über die Entsendung von Arbeitnehmern sei der Mindestlohn vereinbar.Im Juli 2013 schloss die Stadt Landau ein Unternehmen vom Vergabeverfahren über Postdienstleistungen aus, weil es kei-nen Mindestlohn zahlte. Grundlage war das rheinland-pfälzi-sche Tariftreuegesetz. (Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 17.11.2015, AZ: C-115/14)

www.juraforum.de

Müssen deutsche Sparer haften?Gegen das Nein der Bundesregierung hat die EU-Kommis-sion einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, mit dem nationale Sicherungsfonds für Sparguthaben in ein europäisches System überführt werden. Dieses „European Deposit Insurance Sche-me“ (Edis) soll jedem europäischen Kunden bei einer Insolvenz seiner Bank Sparguthaben bis zu 100.000 Euro erstatten. Bis 2024 ist die volle Vergemeinschaftung bei Haftung und Kosten vorgesehen. Berlin lehnt die Pläne strikt ab, weil „hier der vierte vor dem zweiten Schritt gemacht wird“, wie Unions-Fraktions-vize Ralph Brinkhaus feststellte. Denn in der EU sei die Banken-union längst nicht überall etabliert. In 14 der 28 Staaten gibt es noch gar keine nationalen Einlagensicherungen, wie sie die EU-Richtlinie vorschreibt. In fünf Ländern fehlt die Abwick-lungsrichtlinie, der zufolge erst Aktionäre und Gläubiger einer insolventen Bank zur Kasse gebeten werden müssen. Sparkas-senpräsident Georg Fahrenschon kritisierte den Plan der Kom-mission. Eine EU-weite Einlagensicherung würde die Finanz-marktstabilität in Europa nicht erhöhen, sondern verringern.

www.finanztip.de/einlagensicherung

European Entrepreneurs tagen in BerlinDie Jahreshauptversammlung 2015 des Mittelstands-Euro-paverbandes „European Entrepreneurs CEA-PME“ in Berlin war geprägt von der Idee, wichtige Schritte für die Zukunft einzuleiten. Neben einem Themen-Forum über Herausfor-derungen und Chancen für den Mittelstand im Zuge der di-gitalen Revolution, wurden wichtige Entscheidungen für das Jahr 2016 auf den Weg gebracht, wie die Gründung neuer Allianzen oder neue Angebote für Mitglieder.Mit besonderer Genugtuung nahmen die europäischen Verbandsmitglieder aus sieben Ländern zur Kenntnis, dass nach dem im Sommer 2015 schon genehmigten ERASMUS+ Projekt zum Thema „Duale Ausbildung in Eu-ropa“ nun auch das neue Projekt MobiliseSME von der EU finanziert wird. Dieses Projekt wird den Mitgliedsun-ternehmen von European Entrepreneurs die Chance geben, ein von der Juncker-Kommission angedachtes, neues EU-Programm für mittelständische Unternehmen mitzu-gestalten. Es geht dabei um den europaweiten, grenzüber-schreitenden Austausch von Mitarbeitern kleiner und mittlerer Unternehmen.

Darüber hinaus wählte die Hauptversammlung als neue Mitglieder des Europaverband-Vorstandes Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart und Patrick Meinhardt (beide BVMW).

www.finanztip.de/einlagensicherung

Polen – Kampfansage an deutsche VerlageEU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach Klartext: Was sich in Polen abspielt, gleiche einem Staatsstreich. Jetzt will die neue Regierung auch den Zeitungsmarkt umstrukturieren und nach den Worten von Kulturminister Piotr Gliński „die Medien von den ausländischen Eigentümern zurückkaufen“. Eine Regierungssprecherin kritisierte die „Dominanz deutschen Kapitals in den Medien“ und kündigte eine „Repolonisierung“ an. Die Beteiligung ausländischer Verlage gesetzlich zu beschränken, wird kaum möglich sein, da sich das Land an EU-Recht halten muss. Daher versucht die Regierung, über eine neue Monopolgesetz-gebung die Eigentumsverhältnisse zu ändern.Betroffen sind u. a. die Bauer Media Group, die mit dreißig Printtiteln vertreten ist, und die Verlagsgruppe Passau mit über zwanzig regionalen Tageszeitungen. Im Visier haben die neuen Machthaber noch mehr die deutsch-schweizerische Ringier Axel Springer Media AG (RAS); sie gibt nicht nur das Boulevardblatt „Fakt“ heraus, sondern auch mit News Week Polska eines der einflussreichsten Nachrichtenmagazine.

www.reporter-ohne-Grenzen.de

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Die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung der European Entrepreneurs:Vordere Reihe (v. li.): Ullrich Hänchen, Mustafa Alperen Özdemir, Imre Maroczi, Kersti Kracht. Zweite Reihe (v. li.): Walter Grupp, Christine Müller, Mario Ohoven, Graf Jacques de Lalaing. Dahinter (v. li.): Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Dr. Armando Occhipinti, Alexander Bojanowsky, Stefan Moritz, Patrick Meinhardt, Raivo Almets.

Der Mittelstand. | 1 | 2016 POLITIK 25

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Mexiko für MittelständlerDeutschland ist der größte und wichtigste Handelspartner Mexikos in der EU. Gezielt baut das lateinamerikanische Land seine Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland aus.

Seit 2013 nimmt Mexiko als einziges lateinameri-kanisches Land am Programm „Fit for Partnership with Germany“ des Bundeswirtschaftsministeri-ums teil. Seitdem hat Mexiko insgesamt 106 Füh-rungskräfte zur Schulung nach Deutschland ent-sandt, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit deutschen Firmen zu stärken. Koordiniert wird der Austausch in Mexiko durch das Natio-nale Unternehmerinstitut Instituto Nacional del Emprendedor (INADEM), dessen Aufgabe die Unternehmensförderung ist. Das INADEM wird die Projekte der Absolventen des Programms ge-zielt unterstützen. Die Teilnahme am Programm „Fit for Partnership with Germany“ ist eine Maß-nahme von vielen, um die Geschäftsbeziehungen zwischen mexikanischen und deutschen Mittel-ständlern zu fördern. Darüber hinaus richten sich spezielle Förderprogramme des INADEM für be-stimmte Branchen, wie z. B. Elektronikindustrie, Automobilindustrie, Umwelt, Chemieindustrie, Energiewirtschaft und Spitzentechnologie, auch an deutsche Investoren und Unternehmen.

Seit 2013 hat das INADEM insgesamt mehr als 67.000 Projekte von mittelständischen Unterneh-mern unterstützt, von denen mehr als 900.000 Firmen profitiert haben. Dabei wurden mehr als 100.000 Arbeitsplätze geschaffen. Mehr als eine Million Stellen konnten gesichert werden. In 32 mexikanischen Bundesstaaten stärkt das INA-DEM mit Programmen, wie dem Nationalen Un-ternehmerfonds, dem Netz zur Unternehmerför-derung, dem Nationalen Garantiesystem und dem Portal für Technologielösungen, Geschäftsklima und Unternehmertum im Land. Die strukturellen Reformen zeigen vor allem im Energie-, Arbeits-, Bildungs-, Finanz- und Telekommunikationssek-tor erste Erfolge. Das bietet neue Möglichkeiten für nationale und internationale Investoren.

In diesem Jahr sind Modifizierungen am Gesetz zur Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit klei-ner und mittlerer Unternehmen geplant. Spezielle Projekte für Unternehmerinnen sollen vorange-trieben und ein Ombudsmann zum Schutz vor möglichem Amts-, Gesetzes- oder Regelmiss-brauch eingeführt werden. Außerdem unterstützt das INADEM mit Nachdruck Sonderwirtschafts-zonen im Süden und Südosten des Landes mit Steu-er- und Beschäftigungsvorteilen für Firmen, die sich dort ansiedeln. Ebenso wird es ein Duales Jahr Mexiko-Deutschland geben. Deutschland wird im Oktober dieses Jahres Ehrengast der Natio nalen Unternehmerwoche Mexikos sein. Im letzten Jahr schaffte diese Veranstaltung einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde, denn es nahmen mehr als 120.000 Unternehmer daran teil.

Das INADEM übernimmt in diesem Jahr die Präsidentschaft der Arbeitsgruppe KMU und Unternehmer der OECD und wird die Ergeb-nisse einer großen Befragung mexikanischer KMU veröffentlichen. Mexiko wird weiterhin im Mexico-United States Entrepreneurship and In-novation Council eng mit den USA zusammen-arbeiten und internationale Projekte vorantreiben.

In den letzten drei Jahren wurden mit rund 40 Wagniskapitalfonds KMU in frühen Entwick-lungsphasen unterstützt. Der Nationale Unter-nehmerfonds hat im vergangenen Jahr den ersten Platz im Index öffentlicher Förderprogramme des Bundes erzielt.

Zur Unterstützung des Marktzugangs deut-scher mittelständischer Unternehmen in Mexi-ko bereiten INADEM und der BVMW den Ab-schluss eines entsprechenden Abkommens vor, das in diesem Jahr unterzeichnet werden soll.

Enrique Jacob Rocha, Präsident des Nationalen

Unternehmerinstituts INADEM

INADEM: zentrale Schnittstelle für Unternehmens -

förderung in Mexikowww.inadem.gob.mx

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26 POLITIK Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Senegal – Hoffnungsträger in WestafrikaPolitische Stabilität, eine gute Infrastruktur und niedrige Produktionskosten machen den Senegal zu einem attraktiven Handelspartner in Westafrika.

Unter Staatspräsident Macky Sall hat sich der Senegal in den letzten Jahren große Anerkennung auf der politischen Bühne erworben. Der Senegal ist mit seinen 14 Millionen Einwohnern das einzige Land Westafrikas, in dem es bisher noch nie einen Staatsstreich gegeben hat. Neben der politischen Stabilität sind aber auch die Qualität der Ingenieur-sausbildung, die Qualität der Telekommunikations-infrastruktur und die niedrigen Produktions kosten Faktoren, die den Standort attraktiv machen. Indikator für diese positive Entwicklung war die 24. Internationale Messe FIDAK vom 5.-20. Dezember 2015 in Dakar. Der BVMW war auf dieser Messe durch den Leiter Außenwirtschaft, Rainer Ptok, sowie einige Unternehmen vertreten. Die nächste Messe soll in ihrer 25. Auflage mit Deutschland als Partnerland im kommenden Dezember stattfinden.

Aktuell plant Senegal eine große Investitions-konferenz für deutsche Unternehmen im Juni. Dort werden auch die Inhalte des Strategieplans der senegalesischen Regierung PSE (Plan Sénégal Emergent – das aufstrebende Senegal) vorge-stellt. Der Plan sieht bis 2035 eine grundlegende Umstrukturierung seiner Wirtschaft vor, u. a. in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Infrastruk-tur, Tourismus und Landwirtschaft. Erste Erfolge lassen sich bereits erkennen: Im „Doing Business Report“ der Weltbank konnte sich Senegal um zehn Plätze verbessern.

Interessenten an einer Teilnahme im Juni bzw. Dezember werden gebeten, sich mit der Außen-wirtschaftsabteilung des BVMW in Verbindung zu setzen. F

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Heute schreibe ich darüber, wie ich mit 63 Domi-nosteinen zum Mond reiste, und was das für jeden Menschen, der etwas Großes erreichen möch-te, bedeutet. Denn es gibt zwei verschiedene Dominoeffekte. Einer steht für eine unendliche Kette fallender Steine, deren Energie weiterge-geben wird und erst dort endet, wo der Mensch keine Lust mehr hatte, weitere Dominosteine aufzustellen. Der Weltrekord liegt bei knapp 4,9 Millionen Steinen.

Doch zum Mond kommt man damit nicht. Wer zum Mond will, braucht 63 Dominosteine. Allerdings sind diese 63 keine normalen Domino-steine, die 24 × 48 × 7 Millimeter messen. Davon brauchen wir nur einen. Und wir brauchen phy-sikalisches Wissen: Ein Dominostein kann einen anderen Dominostein umwerfen, der um die Hälfte größer ist als er selbst.

Hätten wir also einen Dominostein von zehn Zentimetern Länge, kann dieser einen von fünfzehn Zentimetern Länge stürzen. Und los geht’s zum Mond, der zu dieser Jahreszeit rund 358.000 Kilometer von unserem Planeten ent-fernt ist. Unser erster Stein misst bescheidene 4,8 Zentimeter, kann also einen Stein umwerfen, der 7,2 Zentimeter misst. Dieser einen Stein von 10,8 Zentimetern. Noch sechzig Steine bis zum Mond.

Mit dem 25. Stein erreiche ich die Höhe des Mainzer Doms (85,5 Meter), der 36. Stein ist höher als der Mount Everest (8.848 Meter).

Mit dem 63. Stein sind wir am Ziel und schießen sogar am Mond vorbei. Unser Dominostein misst 397.099.462.142,9 Zentimeter.

Ist das nicht unglaublich? Doch, es stimmt, ich habe es via Excel nachgerechnet. Erfolgreiche wissen, was sie alles erreichen können, wenn sie nur konsequent einen Plan verfolgen. Künstler wissen das, Sportler wissen das, Mittelständler wissen das.

Wie oft beginnen wir etwas Neues: eine neue Kundenbeziehung, ein neues Produkt, ein Mode-label. Vielleicht erwacht eine neue Freundschaft, gründe ich eine Bürgerinitiative oder ziehe in eine neue Stadt.

Wir fangen immer klein an, setzen den ersten Stein. Und dann dauert es eine ganze Weile, bis echte Erfolge sichtbar werden. Wie oft lassen wir schon ab, weil es scheinbar nicht funktioniert, weil das Umfeld unruhig wird, weil eine andere Option winkt.

Doch damit verschenken wir die Kraft des be-schriebenen Dominoeffekts. Denn irgendwann greift die Kraft der Exponentialfunktion, und die Effekte werden immer gigantischer. Der Prozess braucht gar nicht viel Energie: Die Energie, das Momentum zu erhalten, genügt. Und Mut.

Den Mut, an die eigene Wirkung zu glauben, den Erfolg zu wagen und auf die Domino-Mondfahrt warten zu können.

Mit 63 Dominosteinen zum Mond

Guido AugustinBVMW-Pressesprecher

RheinhessenSocial Media-Experte, PR-Berater und Autor

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Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

28 KOLUMNE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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nimmt die Unternehmensgründung in Deutsch-land durchschnittlich in Anspruch. Die meiste Zeit wird für die Anmeldung beim Finanzamt benötigt. Eine Gründung verursacht administrative Kosten in Höhe von durchschnittlich 376 Euro. Digitalisie-rungsvorreiter Estland ermöglicht dagegen heute die Firmenregistrierung online in nur 15 Minuten.

Quelle: Statista

Bürokratie in Zahlen

So hoch wird der Wert der unentgeltlich geleis-teten Arbeitsstunden zur Bewältigung bürokrati-scher Aufgaben vom Institut für Mittelstandsfor-schung geschätzt. Das sind im Durchschnitt 28,7 Stunden pro Monat und Unternehmen.

Quelle: Sage Software GmbH und IfM Bonn

Bei diesem Wert lag der Bü-rokratiekostenindex (BKI), welcher seit 2012 erhoben wird, im Juli 2015. Damit war er erstmals unter seinen

Ausgangswert von 100 gesunken.

Quelle: BMWi

514 M I L L I O N E N E U R Osollen durch das Bürokratieentlastungsgesetz in der Wirtschaft einge-spart werden. Das Gesetz ist am 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Zu den wichtigsten Änderungen gehört die Erhöhung der Grenzwerte für Buch-führungs- und Aufzeichnungspflichten von 500.000 Euro Umsatz auf 600.000 Euro.

Quelle: Haufe

5,4 Monatedauert in Deutschland die Bearbeitung eines Asylantrags ab Antragstellung im Durchschnitt. Bei einer Zahl von über ei-ner Million in Deutschland registrierten Flüchtlingen im Jahr 2015 erscheint eine schnelle Integration der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt wenig aussichtsreich. Daher soll dieses Jahr ein Turbo-Asylverfahren eingeführt werden, dass eine schnellere Aufnahme und Abschiebung von Flüchtlingen ermöglicht. In der Schweiz und in Norwegen arbeitet man bereits mit 48-Stunden-Verfahren.

Quelle: Welt Online

350.000 EURO

hat eine Bürokratie-Anfrage der FDP in Nordrhein-Westfalen

die deutschen Steuerzahler gekostet. Für die Beantwor-tung der insgesamt 287 Fragen fiel ein Aufwand von 5.871 Arbeitsstunden an. 629 Seiten lang war die Antwort der Landesregierung – doch oft hieß es lediglich „Der Landes-regierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor“.

Quelle: rp-online

1,52 MILLIARDEN EURO

der deutschen Unternehmer stört die Anzahl der Gesetze und Verordnungen. Am stärksten

wirkt sich das bei Personaleinstellungen aus. Insbesondere kleine Unternehmen fühlen sich durch Bürokratie und staatliche Verord-nungen daran gehindert, neues Personal ein-zustellen. Auch bei Bauvorhaben oder Inves-

titionen kritisieren die Unternehmen zu hohe Bürokratielasten.

Quelle: Sage Software GmbH

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2929Der Mittelstand. | 1 | 2016 ANGEZÄHLT

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Controlling als Bestandteil eines RisikomanagementsystemsDie Dokumentation Interner Kontrollsysteme ist verpflichtend für publizitätspflichtige Unternehmen. Prüfer müssen sie einfordern.

Ein Internes Kontrollsystem (IKS) ist die Summe der verzahnten Kontroll- und Prüfschritte bei Rechnungslegungsprozessen (RLP). Hauptziel ist die Recht- und Ordnungsmäßigkeit der Finanz-berichterstattung. Die Ordnungsmäßigkeit wird auch unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit beurteilt. Das lässt sich erreichen, indem man die Risiken und Schäden im Fall einer fehlenden oder ungenügenden Kontrolle gegen die Kosten für die Kontrolle abwägt. Ein IKS ist in das Risikomanage-mentsystem (RMS) eines Unternehmens inte griert. Kontroll- und Prüfroutinen folgen aus Pflichten der Rechtmäßigkeit und Risikovermeidung.

Ein IKS dient also der Absicherung der Abläufe und Ziele, und es soll die Interessenträger über seine Verlässlichkeit unterrichten. Schließlich geht es nicht darum, Prüferbedürfnisse zu befrie-digen, sondern die Bestandsfestigkeit und Trans-parenz des Unternehmens zu sichern. Drohende Gefahren können nur durch häufig kontrollierte, definierte und transparente Arbeitsschritte auf allen Stufen der Wertschöpfungskette im Rah-men einer Frühindikation erkannt werden. Hier-zu gehören das Kommunizieren von erkannten Risikotatbeständen und das Kontrollieren von Abhilfemaßnahmen.

Der RLP umfasst alle Aktivitäten, die Forderun-gen oder Verbindlichkeiten von der Entstehung bis zum Ausweis in der Bilanz und Ergebnisrech-nung wiedergeben. Er beginnt mit der dokumen-tierten Anbahnung vor Auftragserteilung und endet spätestens mit der Auflösung der für den ursprünglichen Tatbestand gebildeten Rückstel-lung. Der RLP weist Schnittstellen zu unterstüt-zenden und kontrollierenden Systemen oder Funktionen (Vertrieb, Controlling, Einkauf etc.) auf. Vor- und nachgelagerte Ereignisse können zur zeitlichen Erweiterung führen.

Rechtliche Grundlagen der Dokumentationspflichten Für Prüfungshandlungen im Rahmen der Jah-resabschlussprüfung bedarf es gegenüber dem Wirtschaftsprüfer des Nachweises, dass den Anforderungen aus § 264d HGB und § 314 (1) 2 HGB entsprochen wird. Diese gemäß § 289

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(5) HGB auf kapitalmarktorientierte Firmen zu-geschnittenen Regelungen strahlen durch das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unter-nehmensbereich und das GmbH-Gesetz auf die hier adressierten nicht kapitalmarktorientier-ten Unternehmen aus. Formulierungsbeispiel: „Entsprechend § 289 Abs. 5 HGB berichten wir freiwillig zum Rechnungslegungsprozess. Die Pla-nungs- und Controlling-Maßnahmen wurden ne-ben finanziellen Aspekten weiter über einen Ba-lanced-Scorecard-Prozess mit nichtfinanziellen Zielsetzungen differenziert und einem unterjäh-rigen Monitoring unterworfen. Für internatio nale Tochtergesellschaften wurden Audits oder ein Review der Abschlüsse durch einen Abschluss-prüfer durchgeführt. Bei kleinen Auslandsgesell-schaften wurden die übernommenen Abschluss-informationen in einem zentral vorgegebenen Berichtspaket gemeldet. Für wesentliche Posten und Angaben wurden Belege eingeholt. Eine ver-bindlich geltende Konzernbilanzierungsrichtlinie ist in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Die Konsolidierung erfolgt in Deutschland auf Basis einer anerkannten, vom Abschluss prüfer im Rahmen einer EDV-Systemprüfung geprüften Standardsoftware.“

Dokumentation Kontrollroutinen stellen die Korrektheit des RLP sicher, bei nicht kapitalmarktorientierten Unter-nehmen reicht eine Systembeschreibung mit den rechnungslegungsbezogenen Organisations- und Überwachungsstrukturen sowie den dazugehö-rigen Prozessen. Einer Effektivitätsanalyse oder einer Kommentierung bedarf es nicht. Folgende Anforderungen gelten dabei:

� Intersubjektivität – die Kontrollroutinen sind von einzelnen Personen und deren Berechtigungen unabhängig gestaltet und können von jeder berechtigten Person durchgeführt werden.

� Wiederholbarkeit – das IKS hat Wiederholcharakter und ist in der gleichen Methodik durchführbar.

� Prüfungsfähigkeit – Nachvollziehbarkeit der Schritte und Routinen durch die Prüfperson.

Für die Wirksamkeit des IKS müssen dokumen-tiert werden:

� definierte Abläufe – die erste Voraussetzung ist die Organisation des Geschäftsablaufs, also die Vorgabe eines Ablaufs, nach dem sich der Geschäftsprozess vollzieht (Workflow).

� geschlossene Prozessketten – die Arbeitsabläufe sind so eingerichtet, dass jede beteiligte Person nur dann tätig ist, wenn der vorgelagerte Schritt ausgeführt wurde.

� Ablaufkontrollen – Integration zur dauernden und lückenlosen Vornahme, mit Organigramm als Ablauf- und Aufbauorganisationsbeschreibung.

� Belege und Begleitpapiere – das Ablaufsystem entspricht den Verwaltungsvorschriften und wird durch Belege und Begleitpapiere gestützt. Damit ist der Weg bestimmter Vorgänge einschließlich einer Abzeichnung festgelegt.

� Funktionstrennung – in dispositive, ausführende und Überwachungsfunktionen durch klare Kompetenzzuordnungen.

Ein IKS sollte folgende Prüf- und Kontrollroutinen enthalten: Vier-Augen-Prinzip, Unterschriften-regelungen, Funktionstrennungen, Zugriffsbe-rechtigungskonzept, Soll-Ist-Vergleiche, Beispiel-rechnungen, Offene-Posten-Listen (Debitoren/Kreditoren), Interne Revision, QM-Audits, Bilan-zierungsrichtlinien, Beschreibung Ablauforganisa-tion, Beschreibung Aufbauorganisation, IT-Prozes-se und -Schnittstellen, Leistungsberechtigungen, Geschäfts-, Produktions- und Vertriebs prozess, Vergütungssystem.

Die Leitfragen richten sich auf Bilanzrichtlinien, Kontrolllücken, Manipulationsanfälligkeit, Kon-trollstelle, Handbuch Qualitätsmanagement, Workflow, DIN-ISO, Produktnachsorge.

„ Schließlich geht es nicht darum, Prüferbedürfnisse zu befriedigen, sondern die Bestandsfestigkeit und Transparenz des Unternehmens zu sichern.

Johannes R. JeepRechtsanwalt FA SteuerR; FA HdGesR, Partner bei FPSLeiter des Bundesarbeits-kreises Unternehmens-vorsorge/Rechtsnachfolge im Institut für Betriebs-beratung, Wirtschaftsför-derung und -forschung e. V.

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Dokumentation ist lästig. Aber alle wollen Transparenz und Compliance. Und die sind ohne Dokumentation nicht zu haben. Vor allem aber dient sie der Risikovorsorge.

Am Anfang steht das RisikoDie Verletzung gesetzlicher Normen ist mit ver-schiedenen Risiken verbunden. Wie bei jedem unternehmerischen Risiko ist es sinnvoll, die Ri-sikohöhe abzuschätzen. Wenn der Dokumenta-tionsaufwand höher ist als der potenzielle Schaden, ist es auf den ersten Blick kaufmännisch vielleicht sogar sinnvoll, darauf zu verzichten. Aber so man-che Schummelei hat sich im Nachhinein zu einer Haftungs- oder Image-Katastrophe entwickelt.

VW lässt grüßen … Bei der Komplexität der Compliance ist es nicht ver-wunderlich, dass manche Dokumentationsanforde-rungen übersehen oder falsch eingeschätzt werden. E-Mails, die als Geschäftsbriefe nicht geordnet auf-bewahrt werden, fehlende Verfahrensdokumen-tationen oder die Speicherung von elektronischen Dokumenten in veränderbaren Dateisystemen und Datenbanken sind typische Fehler, die aus Compli-ance-Sicht zu beanstanden sind.

Typische RisikopotenzialeWie hoch die Risiken sind, sollte ein Unternehmen im Rahmen seines Risiko-Managements klären. Die höchsten Risiken liegen zumeist in der Zulas-sung der Geschäftstätigkeit, das heißt, in regulato-

rischen Forderungen. Danach sind es vor allem Haftungsrisiken, wie zum Beispiel die Produkthaftung oder Umweltschäden, für die es gilt, die Ordnungsmäßigkeit der eigenen relevanten Abläufe mög-lichst lückenlos darzulegen. Image-schäden sind schwer einschätzbar, können aber ebenfalls existenzbe-drohend sein. Steuer-Risiken sind meist nicht existentiell, aufgrund der Regelmäßigkeit der Prüfungen und der Höhe möglicher Schäden für die meisten Firmen jedoch signifikant. Verträge und deren begleitende Dokumentation die-nen der Wahrung eigener An-sprüche, die je nach Inhalt des Vertrags in ihrem Risiko variie-ren. Häufig übersehen, in ihren Auswirkungen jedoch bedeut-sam, ist die Managerhaftung für Organisations verschulden.

Vor dem Hintergrund möglicher persönlicher Haftung sind auch die internen Abläufe, Regeln und Kontrollen ein wichtiger Dokumentations-gegenstand. Outsourcing und Cloud-Services kommen zunehmend in Mode. Wenn dabei per-sonenbezogene Daten an Dritte weitergegeben werden, entstehen Risiken und verschiedene Dokumentationsanforderungen.

Compliance gewinnt an BedeutungMit der zunehmenden Transparenz der modernen Medien und des Internets spricht sich Fehlver-halten schneller und umfassender herum. Zudem werden Produkte und Dienstleistungen vergleich-barer und ähnlicher. Das Image als Wettbewerbs-faktor gewinnt an Gewicht. Fehlverhalten schadet dem Image. Voraussetzung für eine erfolgverspre-chende Entlastung sind die Glaubwürdigkeit für das Zustandekommen der Dokumentation und die Unveränderbarkeit – Fachleute sprechen von Authentizität und Integrität.

Ziel: Effizienz Ob es sich um rechtlich erforderliche Dokumen-tationen oder um abstimmungsrelevante han-delt: Die Effizienz steigt mit der Fähigkeit, die Dokumenta tion in die Prozesse zu integrieren.

Wozu Dokumentation?

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32 IBWF Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Folker ScholzUnternehmensberaterMitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

www.folkerscholz.de

Häufig reicht es schon, ein entsprechendes Doku-mentationssystem allen relevanten Mitarbeitern zugänglich zu machen. Offenheit und Transparenz fördern zudem die Kooperation und machen Do-kumentation wertvoller. Elektronische Systeme haben sich über Jahrzehnte bewährt. Zudem gibt es nur noch wenige Dokumente, wie zum Beispiel Urkunden, Wertpapiere und Bilanzen, die weiter-hin im physischen Original aufzubewahren sind. Das wachsende Cloud-Angebot erleichtert es, wirtschaftlich attraktive Lösungen zu finden.

Hin und wieder mal löschenModerne Suchmaschinen sind zwar extrem leistungsfähig geworden. Lange Ergebnislisten fördern jedoch nicht die Effizienz. Nicht mehr

benötigte Dokumente sollten regelmäßig ver-nichtet werden. Zudem müssen manche Doku-mente sogar gelöscht werden. Personenbezo-gene Daten dürfen beispielsweise nur solange aufbewahrt werden, wie sie einem unternehme-rischen Zweck dienen oder aufgrund anderer ge-setzlicher Notwendigkeiten aufzubewahren sind.

FazitEine gut organisierte Dokumentation ist in unse-rer arbeitsteiligen Wirtschaft unumgänglich ge-worden, nicht zuletzt, um den wachsenden Com-pliance-Risiken adäquat begegnen zu können. Integriert in die unternehmerischen Prozesse und unterstützt durch moderne IT-Systeme lassen sich Dokumentationsprozesse effektiv gestalten.

„ Häufig übersehen, in ihren Auswirkungen jedoch bedeutsam, ist die Managerhaftung für Organisationsverschulden.

Neuer Vorstand für das IBWFDie Mitglieder des IBWF e. V. haben in Berlin einen neuen Vorstand für die nächsten vier Jahre gewählt.

An der Spitze des IBWF steht zukünftig der Un-ternehmensberater Boje Dohrn als Präsident. Ihm zur Seite stehen Vizepräsident Ullrich Hänchen (Steuerberater) und die Vorstandsmitglieder Be-tina Lavender (Unternehmensberaterin), Brigitte Märtens (Steuerberaterin), Axel Deilmann (Un-ternehmensberater), Herbert Haberl (Unterneh-mensberater) und Martin Wagner (Rechtsanwalt).

Die Vorstandsmitglieder Gabriele Kaufmann und Karl-Heinz Thor, langjähriger Präsident, kandidier-ten nicht erneut und schieden aus dem Vorstand aus. Karl-Heinz Thor wurde auf Grund seines au-ßergewöhnlichen Einsatzes einstimmig zum Ehren-präsidenten berufen. Der neue Präsident Boje Dohrn kündigte eine Qualitätsoffensive zur Stärkung des IBWF-Exper-tenpools an. Die Qualitäts- und Beratungsricht-linien sowie das Aufnahmeverfahren für Unter-nehmensberater sichern seit vielen Jahren den Qualitätsstandard des IBWF. Die Stärkung der Zusammenarbeit mit dem BVMW ist und bleibt

ein wesentlicher Punkt auf der Agenda des neuen Vorstands. Wichtig ist, dass beide Verbände als Verbundpartner agieren und die langjährige Zu-sammenarbeit weiter ausbauen.

Das IBWF, Institut für Betriebsberatung, Wirt-schaftsförderung und -forschung e. V., vereint fachübergreifend circa 900 Mitglieder aus den Beratergruppen der Rechtsanwälte/Notare, Steu-erberater/Wirtschaftsprüfer und Unternehmens-berater unter seinem Dach und ist Partnerver-band des BVMW. Mit seinen Mitgliedern bietet das IBWF einen bundesweiten Expertenpool für mittelständische Unternehmen.

Neuer Vorstand des IBWF (v. li.): Herbert Haberl (Vorstand und Leiter der IBWF- Akademie), Axel Deilmann (Vorstand), Brigitte Märtens (Vorstand), Karl-Heinz Thor (Ehrenpräsident), Betina Lavender (Vorstand), Martin Wagner (Vorstand), Ullrich Hänchen (Vizepräsident) und Boje Dohrn (Präsident).

33Der Mittelstand. | 1 | 2016 IBWF

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News

Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.

Corporate Health Award 2016Der Corporate Health Award gehört zu den führenden Qualitätsinitiativen für Betriebliches Gesundheitsmanagement im deutschsprachigen Raum und zeich-net jährlich Unternehmen und Organisationen aus, die sich aktiv für die Gesund-heit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter einsetzen. Die Bewertung erfolgt anhand des kostenpflichtigen Corporate Health Audits, den die teilnehmenden Unternehmen absolvieren müssen, und der anschließend von einem Experten-beirat ausgewertet wird. Der Award wird in insgesamt elf Kategorien verliehen. Eine Voranmeldung für den Corporate Health Award 2016 ist bereits möglich, dafür müssen die Teilnehmer online einen Qualifizierungsbogen ausfüllen. Voranmeldung ist ab sofort möglich. www.corporate-health-award.de

Top Arbeitgeber 2017Seit 2002 bewertet TOP JOB mit wissenschaftlicher Unterstützung die Perso-nalarbeit deutscher Mittelständler und zeichnet sie mit einem Qualitätssiegel aus. Grundlage dafür stellt eine Befragung dar, bei der die Stärken und Schwächen der Unternehmen in der Personalarbeit analysiert werden. Die Durchführung erfolgt in vier Größenklassen und sechs Kategorien. Für die Teilnahme gibt es zwei Varian-ten: Unternehmen, die die Befragung im Frühjahr 2016 durchführen, erhalten die Ergebnisse sowie einen Benchmarkingbericht bereits Ende Juli 2016. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, die Befragung im September, Oktober oder No-vember 2016 durchzuführen – dann werden die Ergebnisse und der Benchmar-kingbericht Ende Januar 2017 fertiggestellt. Ende Februar werden schließlich alle Unternehmer, die es in die Riege der Top-Arbeitgeber geschafft haben, offiziell be-kanntgegeben und von Mentor Wolfgang Clement ausgezeichnet.Die Anmeldung ist ab sofort möglich. www.topjob.de

Bio-Gründer Wettbewerb 2016Der Bio-Gründer Wettbewerb des Kompetenzzentrums Bio-Security zeichnet jährlich junge Existenzgründer und Jungunternehmer aus der Agrar- und Ernäh-rungswirtschaft, Biotechnologie, Biochemie und verwandten Bereichen für ihre innovativen Ideen aus. Für die Teilnahme muss eine maximal sechsseitige Ideens-kizze vorgelegt werden. Es können aber auch F&E-Projekte eingereicht werden. Diese werden im Anschluss von einer Fachjury bewertet und bei der Preisver-leihung am 22. September 2016 ausgezeichnet. Die ersten drei Plätze erhalten Geldpreise in Höhe von 1.000 bis 4.000 Euro.Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2016. www.bio-gruender.de

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Mit SPOTS-App beim Autofahren Steuern sparen

Für den Dauerbren-ner Fahrzeugkos-ten gibt es nun eine Lösung, die kinder-leicht umgesetzt werden kann und streng den Vorga-ben des Fiskus ent-spricht: SPOTS ist ein elektronisches Fahrtenbuch, das lückenlose Fahrten-

dokumentation spielend einfach macht. Die Kombination aus Kfz-Hardware und einer Smartphone-App ermöglicht eine kilometergenaue Fahrtendoku-mentation. Mit einem kleinen Gerät, das Fahrer im Fußraum selbst einste-cken können, übernimmt das Auto die Schreibar beit fast vollkommen auto-matisch. Selbstständige, Freiberufler und Angestellte, die überwiegend ge-schäftlich fahren, werden so in Zukunft deutlich entlastet.

www.vimcar.com

Schutz vor Plagiaten Die stark zuneh-menden Aktivitäten von Raubkopierern gefährden in immer größerem Maß das Qualitäts- und Zu-

verlässigkeitsimage von Markenprodu-zenten. Das Sauerländer Unternehmen Susis A. Schröder & Söhne GmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, Originale zu schützen. Eine verdeckte Kennzeich-nung im Typenschild identifiziert das Originalprodukt und bewahrt Herstel-ler so vor Schadensersatzansprüchen.

Das Schild dient dem Zweck, bei Bedarf die Originalität der Herkunft eines Pro-duktes nachweisen zu können. Dazu wird eine einfache, sehr robuste und nicht unbemerkt auslesbare Identifi-kationskennung in einem unauffälligen Metallschild integriert. Die Auslesung kann einfach und ohne teure Hilfsmit-tel erfolgen. Dabei werden aber immer Spuren hinterlassen.www.susis-online.de/plagiatschutz/

UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 201634

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Bereit für die Digitale Transformation?Vom 14. – 18. März 2016 können die Besucher der CeBIT in Hannover erleben, wie digitale Lösungen Business zukunfts-fähig machen. Unternehmerinnen und Unternehmer sind zu dieser Messe für Fachbesucher herzlich eingeladen. Alle Mit-telständler erhalten ihr persönliches Fachbesucherticket für ihren Messebesuch bei einer Registrierung kostenlos unter:

www.cebit.de/aktion?okey2 Weitere Informationen zur CeBIT 2016 unter www.cebit.de

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BVMW für mehr Wertstoffrecycling

Deutschland ist als rohstoffarmes Land auf eine effiziente Produktion und Rückgewinnung von Wertstoffen angewiesen. Der BVMW fordert nun mit einem Positionspapier und einer Stel-lungnahme zum Arbeitsentwurf des Wertstoffgesetzes, dass die privatwirtschaftliche Organisation beibehalten und die Produkt-verantwortung gestärkt wird, um fairen Wettbewerb zu sichern.Alle Dokumente des BVMW zum Thema Energie unter:

www.bvmw.de/energie

Mittelstandsspezifische BeratungDie „Mittelstand.Beratung Diekmann & Collegen GmbH“ vollzog im Som-mer einen strategischen Wandel, um die dynamische Marktsituation im deutschen Mittelstand abzubilden. Schwerpunktmäßig konzentriert man sich auf zwei aktuelle Themen: Die Firmennachfolge und intelligente Lohnoptimierungskonzepte. Darüber hinaus arbeiten die Partner regel-mäßig daran, sich dem komplexen Fördermittelthema zu stellen. Häufig ist Zertifizierung ausschlaggebend, ob der Kunde auf den Fördertopf der öffentlichen Hand zugreifen kann. Unternehmenswert Mensch für KMU bis zu zehn Mitarbeiter ist seit Oktober im Programm, und damit perfekt für den Mittelstand.

www.mb-rr.de

Millioneninvestment für COMPEON Die Venture Capital Gesellschaften b-to-v und Tengelmann Ventures investieren 2,5 Millionen Euro in das Finanzportal COMPEON. Damit kann der Emdettener Finanzdienstleister seine führende Markt-position als B2B-Finanzmarktplatz ausbauen. Schon 2014 konnte mit Dieter von Holtzbrinck Ventu-res ein bekannter FinTech-Investor gewonnen werden, der auch in dieser Runde investiert. Die Mittel fließen in den Teamaufbau, die Erweiterung der IT-Funktionalitäten sowie in Marketingaktivitäten. COMPEON ist Deutschlands erstes produktübergreifendes Finanzportal für den Mittelstand und damit die größte deutsche B2B-Onlineplattform für Bank- und Leasingangebote. Inzwischen wurden bereits Anfragen mit einem Volumen von über 750 Millionen Euro generiert.Auf dem Portal können Unternehmen ihre Finanzierungsanfragen direkt platzieren.

www.compeon.deCompeon-Geschäftsführer Kai Böringschulte.

Werbeartikel clever findenKundengeschenke fördern Geschäfts-beziehungen. Doch welches Geschenk passt am besten? Die neuartige, wis-senschaftlich entwickelte Vermittler-plattform dayzzi empfiehlt kostenlos den richtigen Werbeartikel, der dem Unter-nehmen, den Zielgruppen und dem Pro-jekt des Kunden entspricht. Die besten Werbeartikelhändler offerieren dem Kun-den die gewünschten Artikel innerhalb von zwei Arbeitstagen. Die Offerten können auf einen Blick verglichen und die Bestellung mit einem Klick ausgelöst werden.

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BMBF erhöht und vereinfacht Forschungsförderung für KMUDas Bundesforschungsministerium baut seine finanzielle Unter-stützung für Forschung und Entwicklung in kleinen und mittle-ren Unternehmen (KMU) aus. Bis 2017 erhöht das Ministerium seine Ausgaben um rund 30 Prozent auf 320 Millionen Euro pro Jahr. Insbesondere Unternehmen, die bisher wenig aktiv wa-ren, soll der Zugang zu Forschungsmitteln erleichtert werden. Der Fokus liegt dabei auf Fachkräftesicherung, Digitalisierung, Gesundes Leben und Nachhaltiges Wirtschaften. Zusätzlich senkt das Ministerium die formalen Hürden bei der Beantragung und baut sein Beratungsangebot aus. Interessierten Unterneh-men steht ein kostenfreier Lotsendienst zur Verfügung. Weitere Informationen:

www.bmbf.de/de/kmu-innovativ-561.html

Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE 35

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Im Labyrinth der Gesetze

Als Arbeitgeber ist es nicht leicht, sich im Dschungel der arbeitsrechtlichen Gesetze zurechtzufinden. Noch keine Bundesregierung hat das im Einigungsvertrag gegebene Versprechen eingelöst, ein in sich geschlossenes Gesetzbuch für alle arbeitsrechtlichen Regelungen zu schaffen.

Bedauerlicherweise gelang es bislang aber auch keiner Bundesregierung, die vorhande-nen Gesetze einer notwendigen Modernisie-rung zu unterziehen – oder gar sie der gülti-gen Rechtsprechung des EuGH anzupassen. Ein Arbeitgeber möchte beispielsweise einem 36-jährigen Arbeitnehmer kündigen, der schon seit seiner Ausbildung, also seit zwan-zig Jahren, im Betrieb ist. Der Personalchef findet im BGB §  622 die Kündigungsfristen. Nach § 622 Abs. 2 BGB gilt bei einer Betriebs-zugehörigkeit von zwanzig Jahren eine Kündi-gungsfrist von sieben Monaten zum Ende des Kalendermonats. Im selben Abschnitt steht aber auch, dass die Zeiten, die vor der Voll-endung des 25. Lebensjahres liegen, nicht zu berücksichtigen sind. Damit sind nur elf Jah-re Betriebszugehörigkeit bei der Ermittlung der Kündigungsfrist heranzuziehen, also vier Monate zum Ende des Kalendermonats. Der Arbeitgeber kündigt nach dieser Berechnung, der Arbeitnehmer klagt und das Arbeitsge-richt kommt zum Ergebnis, dass der Arbeit-geber mit der falschen Kündigungsfrist ge-kündigt hat. Das kann im ungünstigsten Fall dazu führen, dass die Kündigung insgesamt unwirksam ist. Vielleicht hat der Arbeitgeber aber Glück, und seine Kündigung ist umzudeu-ten und beendet das Arbeitsverhältnis unter Beachtung der gesetzlich richtigen, nämlich siebenmonatigen Kündigungsfrist.

Wie kann das sein? Ganz einfach: Der Europä-ische Gerichtshof hat schon im Januar 2010 festgestellt, dass die Regelung, wonach Zeiten, die vor der Vollendung des 25. Lebensjahres des Arbeitnehmers liegen, nicht zu berück-sichtigen sind, unwirksam ist, da ein Verstoß

gegen das Verbot der Benachteiligung wegen des Alters vorliegt. Die entsprechende Passage im Gesetz wurde mit einem Bannstrahl belegt und darf deshalb von den Gerichten nicht mehr angewendet werden.

Spezialisierte Juristen kennen natürlich die Rechtsprechung des Europäischen Gerichts-hofs, vom normalen Gesetzesanwender dürfen wir dies nicht erwarten. Dennoch bleibt die Bundesregierung untätig und passt den Geset-zestext nicht der durch den EuGH vorgegebe-nen Rechtslage an.

Leider ist die Regelung zum Recht der Kündi-gungsfristen kein Einzelfall. Auch im Urlaubs-recht trägt der Gesetzgeber durch Untätigkeit seinen Teil zum juristischen Verwirrspiel bei. Die in §  7 Abs.  3 BUrlG enthaltene Klausel, wonach nicht genommener Urlaub am Jahres-ende, spätestens am 31. März des Folgejahres, ersatzlos untergeht, gilt nicht mehr uneinge-schränkt. In zwei Urteilen vom 20. Januar 2009 und 22. November 2011 stellt der EuGH fest, dass der Verfall des Urlaubs jedenfalls dann nicht in dieser Form erfolgen darf, wenn ein Arbeitnehmer wegen Krankheit seinen Urlaub nicht nehmen konnte.

Auch in die Regelungen zum Massenentlas-sungsverfahren (§§ 17 und 18 KSchG) hat der EuGH korrigierend eingegriffen, die Bundesre-gierung verzichtet jedoch darauf, die Korrektur auf nationaler Ebene nachzuzeichnen.

Erst wenn das Bundesverfassungsgericht spricht, ist die Bereitschaft der Parlamentarier, Gesetze anzupassen, deutlich höher.

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36 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Prof. Dr. Stefan NägeleFachanwalt für ArbeitsrechtNaegele Kanzlei für Arbeitsrecht PartG mbB, StuttgartVorsitzender der BVMW-Rechtskommission

www.naegele.eu

„ Auch im Urlaubsrecht trägt der Gesetzgeber durch Untätigkeit seinen Teil zum juristischen Verwirrspiel bei.

37Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Mehr Rechtsklarheit bei Leiharbeit

Rente mit 63, Mindestlohn, Tarifeinheit – Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles arbeitet Schritt für Schritt ihre Agenda ab. Das nächste Ziel: Die Bekämpfung des Missbrauchs von Leiharbeit und Werkverträgen. Nahles legte im November 2015 den entsprechenden Referentenentwurf ihres Ministeriums vor. Das Gesetz soll zum 1. Januar 2017 in Kraft treten.

Im Mittelpunkt des Entwurfs steht die Idee, „Leiharbeit auf ihre ursprüngliche Funktion zu-rückzuführen“: Auftragsspitzen und kurzfristiger Personalbedarf sollen gedeckt werden. Darum soll in Zukunft eine gesetzliche Höchstdauer von 18 Monaten gelten, tarifvertragliche Abwei-chungen bleiben möglich. Vor ihrer Abschaffung Ende 2003 lag die Grenze bei 24 Monaten. Die Wiedereinführung einer Definition der „vorüber-gehenden Überlassung“ schafft Rechtsklarheit und ist zu begrüßen, auch weil sie den Streit been-det, ob sich der Begriff „vorübergehend“ auf den Arbeitnehmer oder den Arbeitsplatz bezieht. Anzuknüpfen ist nach dem Entwurf allein an die Person des Leiharbeiters. Dieser kann erst nach einer Karenzzeit von sechs Monaten nochmals im selben Unternehmen eingesetzt werden. Der Arbeitsplatz als solcher wird nicht per se für Leih-arbeit „gesperrt“, sodass der flexible Personal-einsatz insgesamt kaum spürbar gehemmt wird.

Ein zweites wesentliches Anliegen ist die Unter-bindung von Vertragskonstruktionen, die zwar

als Werk- oder Dienstvertrag bezeichnet sind, tatsächlich aber als Arbeitsverträge durchge-führt werden. Bislang ist es möglich, vorsorg-lich eine Verleiherlaubnis zu beantragen, um bei Aufdeckung des Scheingeschäfts entsprechen-de Sanktionen, insbesondere Geldbußen, zu vermeiden. Künftig soll diese verdeckte Über-lassung von den Rechtsfolgen her der illegalen Überlassung gleichgestellt werden. Jede Umge-hung kann damit geahndet werden. Zivilrecht-lich soll automatisch ein Arbeitsverhältnis zum Entleiher entstehen, sofern der Leiharbeiter nicht widerspricht.

Der Schutz des Leiharbeiters steht auch bei der Einführung des Equal Pay nach neun Monaten im Fokus. Tarifvertraglich kann bei Gewährung stufenweise ansteigender Zuschläge eine Stre-ckung auf zwölf Monate vorgesehen werden. In Anbetracht der Tatsache, dass Leiharbeiter nur selten länger als neun Monate beschäftigt werden, dürfte aber auch diese Regelung eher symbolischer Natur sein. F

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38 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Deutlich über das Ziel hinaus geschossen ist der Entwurf im Hinblick auf das geplante ab-solute Beschäftigungsverbot im Streikfall. Die Vorschrift ist nur für Neueinstellungen gerecht fertigt, bei denen es um den gezielten Einsatz als Streikbrecher geht; im Übrigen ver-stößt sie gegen die (negative) Koalitionsfreiheit aus Art. 9 Abs. 3 GG.

Die einzig bedeutsame Änderung im Mitbestim-mungsrecht betrifft die konsequente Berücksich-tigung von Leiharbeitern bei der Ermittlung der Schwellenwerte im Einsatzbetrieb/-unterneh-men. Sonstige Anpassungen erschöpfen sich in der Kodifizierung geltenden Rechts.

Letzteres soll auch im Hinblick auf den neuen Para-graphen 611a BGB der Fall sein. Bei der vermeint-lichen Fixierung der ständigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zur Abgrenzung von Werk-, Dienst- und Arbeitsverträgen handelt es sich jedoch letztlich um eine nur bedingt besse-re Version des früheren Paragraphen 7 Abs. 4 SGB IV. Dieser wurde 2002 ersatzlos gestrichen,

weil er nicht den gewünschten Effekt der Rechtssicherheit nach sich zog. Nichts anderes ist von seinem Nachfolger zu erwarten. Die Praxis braucht eine klare Leitlinie; dies ist nur durch Ein-führung eines abschließenden, in Haupt- und Indizkriterien unter-teilten Katalogs zu erreichen.

Insgesamt besteht noch erheb-licher Nachbesserungsbedarf,

gerade was den neuen Paragraphen 611a BGB betrifft. Dort ist die Frage der konkreten Ausfor-mung aber im Ergebnis weniger eine juristische als eine politische. Es bedarf einer differenzier-ten Regelung, ein zu enges gesetzliches Korsett erstickt Unternehmergeist und Gründerkultur.

„ Künftig soll die verdeckte Überlassung von den Rechtsfolgen her der illegalen Überlassung gleichgestellt werden.

Stephanie ClaßmannMag. iur. Wissenschaftliche Mitarbei-terin Clifford Chance Deutschland LLP

www.cliffordchance.com

Thomas HeyRechtsanwalt, Partner, Fachanwalt für ArbeitsrechtClifford Chance Deutschland LLP

www.cliffordchance.com

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39Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Quiz: Mindestlohn – kennen Sie die Fallstricke?Seit einem Jahr gilt der Mindestlohn, mit ihm kamen zahlreiche neue bürokratische Hürden für Unternehmen. Wissen Sie, worauf Sie beim Mindestlohn achten müssen? Testen Sie Ihr Wissen in unserem Mindestlohn-Quiz. Dieses Wissen kann Ihnen Geldbußen von bis zu einer halben Million Euro ersparen.

Frage 1: Wie hoch ist der Mindestlohn laut Gesetz?

Frage 2: Gilt der Mindestlohn auch für Praktikanten

oder studentische Mitarbeiter?

Frage 4: Gelten die Dokumentationspflichten auch für Familienmitglieder im eigenen Betrieb?

A) 7,50 € Brutto

B) 8,50 € Brutto

C) 8,50 € Netto

A) Nein.

A) Nein.

B) Ja.

B) Ja.

C) Ja, außer für Pflicht- oder Berufsorientierungspraktika (z. B. nach oder während des Studiums)

C) Nein, für diese muss auch kein Mindestlohn gezahlt werden.

Frage 3: Müssen Sie als Unternehmer sicherstellen,

dass Ihre Lieferanten gemäß dem Mindestlohngesetz zahlen?

A) Nein, dabei bestehen für mich keine Pflichten.

B) Ja. Ich muss dafür garantieren, dass Zulieferunternehmen ebenfalls den Mindestlohn zahlen, sonst kann ich dafür haftbar gemacht werden.

C) Dazu wird im Gesetz keine Aussage getroffen.

Die richtigen Antworten auf die Fragen finden Sie auf Seite 45.

Bußgeldstrafen beim Mindestlohn

Achtung: Wer keinen Mindestlohn zahlt, handelt ordnungswidrig und kann mit einer Geldbuße von bis zu 500.000 Euro bestraft werden. Die Geldbuße wird wie folgt berechnet:

1. Basis des Bußgelds ist die Summe der festgestellten Mindestlohnunterschreitung.

2. Die festgestellte Summe wird zunächst verdoppelt.

3. Auf die Zwischensumme wird ein Zuschlag von 30 % erhoben.

4. Bei festgestelltem Vorsatz wird nochmals verdoppelt.

Bei Geldbußen von mehr als 2.500 Euro erfolgt zusätzlich ein Ausschluss von öffent-lichen Ausschreibungen. Verstöße gegen die Aufzeichnungspflichten werden mit einer Geldbuße bis zu 30.000 Euro geahndet.

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Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) akzeptiert die Zertifizierung durch das IBWF als Qualitätskriterium für Ihre Beratungsförderung.

Die IBWF-Netzwerkstrategie macht es auch spezialisierten Kanzleienund Beratungsunternehmen möglich, ein für Ihr Unternehmen und Ihre Aufgabe optimal zugeschnittenes und/oder umfassendes Beratungsangebot bieten zu können. Durch die über den jeweiligen Fachbereich hinausgehende Zusammenarbeit Ihrer Berater profi-tieren Sie – so gewünscht – stets vom aktuellsten Fachwissen in allen beteiligten Disziplinen.

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Ja, ich möchte das Servicepaket BVMW UnternehmerCard nutzen. Ich ermächtige die SelectPartner GmbH als Dienstleister des BVMW, wider-rufl ich die Schutzgebühr für die BVMW UnternehmerCard in Höhe von 22,– Euro/Jahr zzgl. 19 % MwSt. (4,18 Euro) von dem untenstehenden Konto abzubuchen. Um die Kosten für Sie möglichst gering zu halten, ist die Teilnahme nur per Lastschrift möglich.

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TOTAL Sie erhalten über die BVMW TOTAL Tankkarte 3,0 Cent Nachlass brutto/Liter Diesel, 1,5 Cent Nachlass brutto/Liter Super sowie 25% Rabatt auf Autowäschen. Deutschlandweit können Sie an über 1.000 TOTAL Tankstellen bargeldlos bezahlen. Rechnungslegung ist halbmonatlich. Die Servicepauschale für die Kartennutzung und Abrechnung beträgt nur 0,50 Euro netto Monat/pro Karte.

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Autokauf Nutzen Sie die BVMW Großabnehmerrabatte:Senden Sie uns einfach ein Rückfax mit der von Ihnen gewünschten Automarke/Typ oder (wenn vorhanden) direkt der Konfi guration Ihres Wunschfahrzeuges.

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Das ist Mandanten nicht leicht zu erklären. Aber diese alltäglichen realen Fälle zeigen, dass Einla-dungen und Geschenke an Geschäftspartner mitt-lerweile selbst auf niedrigem Niveau strafrechtlich riskant sind. Immer noch gehen viele Unterneh-men allzu sorglos mit dem Thema Korruption um. Oft existieren nicht einmal einfache klare Richt-linien innerhalb eines Betriebes.

Das Strafgesetzbuch stellt Zuwendungen im ge-schäftlichen Verkehr unter Strafe, wenn hierdurch eine zukünftige Bevorzugung im Wettbewerb er-reicht werden soll. Gegenüber Amtsträgern ist es laut Rechtsprechung sogar schon strafbar, wenn eine Zuwendung lediglich der Klimapflege oder der Förderung des allgemeinen Wohlwollens die-nen soll, also auch wenn keinerlei konkrete (unred-liche) Gegenleistung im Raum steht. Das Gesetz soll Amtsträgern gegenüber bereits den bloßen Anschein von Käuflichkeit ausschließen.

Auch wenn sich im Detail oft schwierige Abgren-zungsfragen stellen, stuft die konkrete Straf-verfolgungspraxis Zuwendungen zumindest an Amtsträger schon ab einem Wert von 20 bis 40 Euro als potenziell strafbar ein. Selbst einmalige Einladungen oder verhältnismäßig geringwertige Geschenke ziehen regelmäßig eine Strafverfol-gung nach sich. Im geschäftlichen Verkehr liegen die Toleranzschwellen etwas höher. Dabei spielen die Begleitumstände wie etwa die Nähe zu einem Geschäftsabschluss, die Heimlichkeit einer Zu-wendung oder die soziale Stellung des Empfängers eine größere Rolle als gegenüber Amtsträgern. Vielen ist auch nicht bewusst, dass Amtsträger im Rechtssinne nicht nur klassische Beamte sind,

sondern zum Beispiel auch Angestellte privat-rechtlich organisierter Einrichtungen wie Stadt-werke oder Verkehrsbetriebe.

Im Falle einer unzulässigen Zuwendung sind zunächst die unmittelbar eingebundenen Per-sonen strafrechtlich verantwortlich. Doch damit nicht genug: Gleichermaßen ist die Un-ternehmensleitung verpflichtet, Korruption im eigenen Unternehmen zu verhindern, indem sie ihre Mitarbeiter durch klare Compliance-Richt-linien und -Schulungen anleitet. Versäumt sie dies, drohen – selbst wenn sie keine konkrete Kenntnis von unzulässigen Geschenken oder Einladungen hatte – Sanktionen auf der Grund-lage des Organisations- und Überwachungs-verschuldens. Dies können empfindlich hohe Bußgelder sein unter der Maßgabe, dass da-mit der wirtschaftliche Vorteil aus der Straftat abgeschöpft werden soll.

Marzipan und Wein zu Weihnachten, eine Einladung zu einem Konzert am Rande einer Messe, eine Firmenpräsentation mit Dinner und Stadtführung – ehe man sich versieht, hat man sich strafbar gemacht.

Vorsicht: Gefährliche Geschenke

Dr. Till SoykaLL.M. (Harvard), Hamburg

Rechtsanwalt

www.kanzlei-lvs.de

„ Selbst einmalige Einladungen oder verhältnismäßig geringwertige Geschenke ziehen regelmäßig eine Strafverfolgung nach sich.

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44 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Korruption rechtzeitig verhindernWie kann sich der Mittelstand nachhaltig vor den Risiken schützen und welche griffigen Strukturen zur Korruptionsprävention sollte er etablieren?

Diesen Fragen gingen die Teilnehmer in Work-shops „Herausforderung Korruptionsprävention in KMU meistern“ nach, die der BVMW in Zu-sammenarbeit mit der Technischen Universität Kaiserslautern bundesweit durchgeführt hat. Im Rahmen des Projekts „Risikomanagement der Korruption aus der Perspektive von Unterneh-men, Kommunen, Polizei (RiKo)“, das vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom VDI Technologiezentrum als Projektträ-ger betreut wird, unterstützen die Projektpartner speziell kleine und mittlere Unternehmen dabei, sich dieses schwierigen Themas anzunehmen.

Die inhaltliche Ausgestaltung der Praxiswork-shops „Herausforderung Korruptionsprävention in KMU meistern“ übernahmen Expertinnen der TU Kaiserslautern unter Federführung von Pro-fessor Dr. Tanja Rabl. Auf Basis aktueller Geset-zesgrundlagen und mit Hilfe von Fallbeispielen wurden wertvolle Hinweise für die Erstellung ei-nes individuellen Risikoprofils für Unternehmen sowie die Implementierung von Korruptions-präventionsmaßnahmen vermittelt. Durch mediale Skandale wie bei Siemens oder der FIFA hat das öffentliche Interesse an Wirtschafts-kriminalität in den vergangenen Jahren zugenom-men. Derartige Fälle zeigen, wie durch korruptes Handeln einzelner Akteure hohe materielle und immaterielle Schäden in Unternehmen, Organisa-tionen und öffentlichen Verwaltungen entstehen. Auch die gesellschaftlichen Vertrauensverluste und Imageschäden wiegen schwer. Das Ziel des Verbundforschungsprojekts RiKo ist daher, ein Handlungskonzept zur Korruptionsbekämpfung zu entwickeln, das Unternehmen, Kommunen und die Justiz einbezieht und die Sicherheits-erwartungen der Bevölkerung berücksichtigt.

Der BVMW begleitet dieses Projekt als Praxis-partner für die Unternehmensseite, um Mittel-ständler bei der Schaffung von eigenen Struktu-ren zur Korruptionsprävention zu unterstützen. Gemeinsam mit den BVMW-Funktionsträgern wurden in mehreren Bundesländern Work-shops durchgeführt und damit zahlreiche Unternehmen erreicht. Auf Grundlage der Forschungs ergebnisse werden in 2017 In-formationsmaterialien speziell für kleine und mittlere Unternehmen erarbeitet und großen Publikumsveranstaltungen vorgestellt.

Workshop in Osnabrück (v. li.): Anna Werner (TU Kaiserslautern), Maren Albrecht (TU Kaiserslautern), Prof. Dr. Tanja Rabl (TU Kaiserslautern), Christian Göwecke (BVMW Osnabrück).

„ Durch mediale Skandale wie bei Siemens oder der FIFA hat das öffentliche Interesse an Wirtschafts kriminalität in den vergangenen Jahren zugenommen.

Catharina MüllerBVMW

Auflösung Mindestlohn-Quiz:Frage 1 b), Frage 2 c)*, Frage 3 b)**, Frage 4 a)***

*Der BVMW hat erwirkt, dass mit der ersten Mindestlohnverordnung vom Au-gust 2015 Pflichtpraktikanten vom Mindestlohn ausgenommen werden. Damit haben junge Menschen weiterhin die Möglichkeit auf dem Arbeitsmarkt Erfahrungen zu sammeln und werden nicht durch das Mindest-lohngesetz ausgeschlossen.

**Im MiLoG wurde erfasst, dass man für Zuliefer- oder Subunternehmer den Mindestlohn garantieren muss, andernfalls kann man haftbar gemacht wer-den. Der BVMW bietet eine Mustererklärung zur Subunternehmerhaftung an, durch die Auftragnehmer versichern, dass Sie gemäß MiLoG zahlen.

***Familienangehörige (Ehegatten, Kinder, Eltern, eingetragene Lebenspart-ner) werden seit August 2015 von der Dokumentationspflicht ausgeschlossen.

45Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Der Mittelstand.: Terror und Kriege herrschen in weiten Teilen der Welt. Wie können wir der terroristischen Gefahr am besten begegnen?

Frank Schäfer: Bei dem Phänomen, das landläu-fig als „internationaler Terrorismus“ bezeichnet wird, handelt es sich um ein komplexes Thema. Terrorismus ist in seiner Ursprungsform keine militärische Strategie, sondern vielmehr eine per-fide Kommunikationsstrategie. Ein Druckmittel, das Unsicherheit und Schrecken verbreiten soll. Terroristen wollen nicht im militärischen Sin-ne Raum gewinnen. Sie wollen in die Köpfe der Menschen eindringen und so bestimmte Pro-zesse innerhalb einer Gesellschaft erzwingen. Einige Stimmen fordern ein verstärktes militäri-sches Vorgehen gegen die Terroristen. Mit mili-tärischen Mitteln alleine wird sich das Problem des internationalen Terrorismus jedoch nicht nachhaltig lösen lassen. Vielmehr muss dem Fanatismus und Terror der Nährboden entzogen werden. Drei der Hauptthemen, derer die inter-

nationale Politik sich annehmen muss, sind der Zerfall staatlicher Ordnung im Mittleren Osten und in Afrika, der „homegrown-terrorism“ sowie der innerislamische Konflikt.

Braucht Deutschland eine neue Sicherheitsarchitektur?

Der deutsche Staat muss fähig bleiben, seine Bürger zu schützen. Auf eine sich wandelnde Bedrohungslage muss staatlicherseits ange-messen reagiert werden. Also zeitnah, aber nachhaltig und wirksam und mit Augenmaß. Für die innere Sicherheit Deutschlands wün-sche ich mir, dass zuständige staatliche Stellen mit zivilen Experten der Sicherheitswirtschaft und z. B. den Betreibern kritischer Infrastruk-tur in einen noch engeren, konstruktiven Dialog eintreten. Es bedarf einer gemeinsa-men Kraftanstrengung zur Erhöhung unserer Wider standsfähigkeit gegen den Terror und seine zerstörerische Kraft.

GEOS Germany GmbH ist eine hochspezialisierte Unternehmensberatung und ein weltweit aufgestellter Dienstleister im Risiko- und Krisenmanagement. Der Mittelstand. sprach mit dem international tätigen Sicherheits- und Krisenberater Frank Schäfer über die Sicherheit von Unternehmen in Krisenregionen.

Deutsche Unternehmen: sicher auch in Krisenregionen

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46 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Wie sollen die Menschen hierzulande reagieren, raten Sie zu besonderer Vorsicht?

Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung darf nicht vor Angst erstarren. Dies gilt für die gro-ße Politik, wie auch für jeden Einzelnen von uns im täglichen Leben. Wenn Familien keine Weihnachts-märkte mehr besuchen, wir unseren Urlaub lieber zu Hause verbringen, oder Unternehmer davor zu-rückschrecken, neue Märkte im Ausland zu erschlie-ßen, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht.

Was bedeutet die weltweite Entwicklung für deutsche Unternehmen?

Nach innen übernimmt der Unternehmer die Verantwortung und Pflicht zur Fürsorge für seine Mitarbeiter. Dies gilt auch und gerade, wenn er diese zu Geschäftsreisen oder dauerhaft in Länder mit erhöhtem Risiko entsendet.

Nach außen, also bezogen auf eine – wenn Sie so wollen – „gesellschaftliche Mitverantwortung“, sind insbesondere die Betreiber kritischer Infra-struktur betroffen. Denn ein Angriff auf deren Anlagen und Systeme kann verheerende Folgen für große Teile der Bevölkerung nach sich ziehen. Und ich meine hier nicht nur Kernkraftwerke.

Deutsche Mittelständler sind auch in Krisenlän-dern aktiv. Worauf müssen sie besonders achten?

Zwei grundsätzliche Phänomene mit Sicherheits-relevanz können wir beobachten:Einerseits werden die Auswirkungen internatio-naler Krisen und Konflikte nach Europa getragen und erreichen nun auch zunehmend Deutschland.Andererseits sind die größten Marktchancen für deutsche Unternehmen oftmals gerade in den Ländern zu finden, in denen die politische Stabi-lität und die Sicherheitslage auf Grund sozialer, ethnischer und religiöser Konflikte teilweise deutlich schlechter ist als in unseren Breiten. Die überwiegende Zahl der Fälle, in denen ein Mitarbeiter im Ausland in ernste Schwierigkei-

ten geraten kann, hat aber mit Terroranschlägen nichts zu tun. Es sind oftmals kriminelle Delikte, wie Überfälle mit Diebstahl von Papieren und Geld, die ohne sofortige professionelle Hilfe in manchen Regionen leicht zum gravierenden Si-cherheitsproblem ausufern können. Andererseits kann auch die Verschlechterung der politischen Lage in einem Land zur gefährlichen Falle für Aus-länder werden.

Würden sie derzeit deutschen Unternehmen raten, sich geschäftlich in Krisenregionen zu engagieren?

Als Berater kann ich einem Unternehmer nicht ständig sagen „geht da nicht hin, das könnte ge-fährlich werden“. In den meisten Fällen ist die Frage nicht „ob“, sondern „wie“. Es geht darum, die Lage beherrschbar zu machen. GEOS versteht sich hier als Business-Enabler. Dazu braucht es weder einen „schwarzen Gürtel“ noch ein Maschinengewehr.

Wie berät GEOS Unternehmer vor Einsätzen in Gefahrengebieten, und was geschieht zur Sicherheit vor Ort?

In der Prävention ist es unser Ziel, das Unterneh-men und seine Mitarbeiter mit sicherheitsrele-vanten Informationen zu versorgen und optimal

vorzubereiten. Die Bera-tung der Unternehmens-leitung hinsichtlich des Travel Security Manage-ments und der Krisenma-nagementorganisation gehört ebenso dazu wie z. B. Verhaltenstrainings. Sollte trotz guter Vorbe-reitung der „Fall X“ ein-treten, so ist das Gebot der Stunde, einen guten Plan zu haben. Es gilt, durch schnelles und pro-fessionelles Eingreifen

vor Ort, die konkrete Gefahrensituation aufzulö-sen. Dafür brauchen Unternehmen einen erfahre-nen Partner, der immer erreichbar ist, mit besten Kontakten und einem weltweiten Netzwerk.

Worauf beruht die Expertise von GEOS?

GEOS agiert weltweit, und hat – im Verbund mit der GEOS Gruppe – beste Referenzen am Markt. Das Unternehmen stellt dementsprechende An-forderungen an fachliche und persönliche Profile seiner Mitarbeiter. Die interdisziplinären Teams verfügen über eine fundierte Ausbildung und jahrelange Erfahrung aus Spezialverwendungen in Polizeibehörden, beim Militär oder in der Privatwirtschaft.

„ Die überwiegende Zahl der Fälle, in denen ein Mitarbeiter im Ausland in ernste Schwierig-keiten geraten kann, hat mit Terror anschlägen nichts zu tun.

Frank Schäfer

Das Interview führte Eberhard Vogt.

Frank SchäferSenior ConsultantGEOS Germany GmbH

www.geos-germany.comwww.groupegeos.com

Emergency-Hotline: 01805 432 222

47Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Es handelt sich um insgesamt drei Richtlinien: die Richtlinie über die öffentliche Auftragsver-gabe (Richtlinie 2014/24/EU), die Richtlinie über die Vergabe von Aufträgen im Sektorenbereich (Richtlinie 2014/25/EU) und die Richtlinie über die Vergabe von Konzessionen (Richtlinie 2014/23/EU). Diese betreffen alle Bereiche der öffentlichen Auftragsvergabe – von Bauaufträgen über Liefer- und Dienstleistungsaufträge bis hin zu Dienstleis-tungskonzessionen, für deren Vergabe erstmals ein förmliches Vergaberegime gilt.

Stand des GesetzgebungsverfahrensDem vom Bundestag am 17. Dezember 2015 verabschiedeten Gesetz zur Modernisierung

des Vergaberechts (VergRModG) hat der Bun-desrat zugestimmt. Flankiert wird das Gesetz durch mehrere Rechtsverordnungen. Diese liegen aktuell als Referentenentwurf für eine Verordnung zur Modernisierung des Vergabe-rechts vor.

InhalteDas VergRModG strukturiert den Vierten Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän-kungen (GWB) grundlegend neu. Er wird anstatt wie bisher 34 künftig 89 Paragraphen enthalten. Ziele sind unter anderem eine Modernisierung des Vergaberechts, Erleichterungen für KMU, eine stärkere Verankerung vergabefremder (das heißt sozialer, umweltbezogener und inno-vativer) Aspekte, eine Flexibilisierung bei der Beschaffung bestimmter Leistungen und eine künftig verpflichtende Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel (E-Vergabe). Das Gesetz regelt hierzu auch die Grundsätze der Vergabe, Verfahrensarten, Eignungsanforderungen sowie nunmehr auch Ausschlusstatbestände und eine Selbstreinigung.

Der Verordnungsentwurf sieht insgesamt vier materielle Verordnungen vor: die die klassische Auftragsvergabe regelnde Vergabeverordnung (VgV), die Sektorenverordnung (SektVO), die ganz neue Konzessionsvergabeverordnung (KonzVgV) und die Vergabeverordnung Vertei-digung und Sicherheit (VSVgV). Sie enthalten jeweils Regelungen zu Verfahrensablauf und Angebotswertung.

Bewertung aus Sicht des Mittelstandes Aus Sicht des Mittelstandes sind die Neurege-lungen nur bedingt zu begrüßen. Verkürzte Teil-nahme- und Angebotsfristen sowie zusätzliche Zertifikate etwa für QM- und Umweltmanage-mentsysteme dürften den Mittelstand eher be-lasten. Die Umstellung auf die E-Vergabe wird erst nach einer Übergangszeit die gewünschten Erfolge bringen. In anderen Bereichen, wie zu Vertragsänderungen und der Eignungsleihe er-folgen jedoch überfällige Klarstellungen.

Achtung: Neues Vergaberecht!Am 18. April 2016 läuft die Frist zur Umsetzung der neuen EU-Vergaberichtlinien ab. Es deutet alles darauf hin, dass die Umsetzung in Deutschland fristgerecht erfolgt. Mittelständische Unternehmen sind dann, wie alle Unternehmen und die öffentlichen Auftraggeber selbst, mit einem ganz neuen Vergaberecht konfrontiert.

Dr. Oliver EschRechtsanwalt/Partner

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48 POLITIK Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses aus ver-haltensbedingten Gründen stützt sich in der Regel auf konkrete Pflichtverletzungen des Mitarbeiters. Bereits ein auf konkrete Tatsachen gegründeter Verdacht einer schwerwiegenden Pflichtverlet-zung kann die außerordentliche fristlose Kündigung rechtfertigen. Voraussetzung ist, dass dem Arbeit-geber aufgrund dieses Verdachts die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht zuzumuten ist. Hier-bei besteht jedoch die Gefahr, dass ein Unschuldiger seinen Arbeitsplatz verliert, sodass vom Arbeitge-ber verlangt wird, alles ihm Mögliche zur Aufklä-rung des Verdachts zu unternehmen. Dazu gehört insbesondere, dem Mitarbeiter die Möglichkeit zur Stellungnahme zu den Vorwürfen zu geben.

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat nun entschie-den (Urteil vom 12.02.2015 – 6 AZR 845/13), dass eine solche Verdachtskündigung auch gegenüber einem Auszubildenden möglich ist. Die Zulässig-keit einer solchen Verdachtskündigung hängt nicht davon ab, ob der Auszubildende in einem beson-deren Vertrauensverhältnis steht. Dies könnte bei-spielsweise der Zugang zu Bargeldbeständen oder Betriebsgeheimnissen sein. Allerdings ist dieser Umstand im Rahmen der Interessenabwägung, ob eine Weiterbeschäftigung tatsächlich unzumutbar ist, zu berücksichtigen.

Besonderes Augenmerk ist auf die Anhörung des Auszubildenden zu legen. Es ist nicht erforderlich, dem Auszubildenden bereits im Vorfeld eines Anhörungsgesprächs den Sachverhalt mitzuteilen. Im Rahmen des Gesprächs sind jedoch die Unerfahrenheit und das jugend-liche Alter des Auszubildenden zu berücksichtigen. Ist der Auszubildende mit der Situation erkennbar überfordert, ist der Arbeitgeber verpflichtet, das Gespräch zu unterbrechen und einen neuen An-hörungstermin anzuberaumen. Das gilt zumindest

dann, wenn der Auszubildende zur Aufklärung des Sachverhaltes beitragen möchte. Ferner muss der Arbeitgeber die Anhörung unterbrechen, wenn der Auszubildende mit einer Vertrauensperson

oder einem Rechtsanwalt sprechen möchte. Der Ar-beitgeber ist jedoch nicht verpflichtet, den Auszubil-denden auf die Möglich-keit der Konsultation eines Rechtsanwalts hinzuwei-sen.

Die fristlose Kündigung ist nur innerhalb von zwei Wo-chen nach Bekanntwerden aller kündigungsrelevanten

Umstände zulässig. Die Anhörung hemmt zwar den Lauf dieser Frist. Der zweite Anhörungstermin soll-te jedoch innerhalb weniger Tage nach dem ersten Anhörungstermin stattfinden. Anderenfalls wird dem Arbeitgeber vorgeworfen, nicht mit der not-wendigen Effizienz und Schnelligkeit die Aufklärung zu betreiben.

Kann ein Arbeitgeber seinem Mitarbeiter eine schwerwiegende Pflichtverletzung nicht nachweisen, so kann er das Arbeitsverhältnis aufgrund eines berechtigten Verdachts kündigen. Dies gilt auch gegenüber Auszubildenden.

Kündigung bei Pflichtverletzung

Tobias GrambowRechtsanwalt und Fachan-walt für ArbeitsrechtBuse Heberer Fromm Rechtsanwälte Steuerbera-ter PartG mbB www.buse.de

„ Besonderes Augenmerk ist auf die Anhörung des Auszubildenden zu legen.

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m49Der Mittelstand. | 1 | 2016 POLITIK

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Mehr Wettbewerb beim Kunststoffrecycling!Der bvse gegrüßt, dass der Arbeitsentwurf für ein Wertstoffgesetz auf dem Tisch liegt. Jetzt sollte aus dem Entwurf noch in dieser Legislaturperiode ein Gesetz werden.

Der Arbeitsentwurf für ein Wertstoffgesetz weist den richtigen Weg. Wir wollen, bei aller Kritik in wichtigen Details, dass aus dem Entwurf noch in dieser Legislaturperiode ein Gesetz wird. Dass der Bundesrat in seinem jüngsten Votum die Wert-stofferfassung der Privatwirtschaft entziehen und kommunale Monopole schaffen will, ist ein Irrweg.

Der bvse ist mit 840 Unternehmen der mitglieder-stärkste Branchenverband in Deutschland und Eu-ropa. Wir vertreten zumeist mittelständische Un-ternehmen, die in den Regionen engagiert sind. Bei uns sind die klassischen Entsorgungsunternehmen genauso zu Hause wie die Spezialisten, die sich bei-spielsweise mit Altpapier, Schrott, Glas und natür-lich auch dem Kunststoffrecycling beschäftigen.

Nur wenn das Recycling gestärkt wird, gibt es eine neue und glaubwürdige Legitimation für das Sys-tem der Produktverantwortung und damit für die Konsequenzen, die sich für Bürgerinnen und Bür-ger sowie Unternehmen daraus ergeben. Darum geht es beim Wertstoffgesetz: Mehr Recycling als bisher. Mehr Sekundärrohstoffe gewinnen für die Industrie. Dafür setzt sich der Verbraucher mit der Abfalltrennung dann auch gerne ein.

Wir benötigen daher neue Rahmenbedin-gungen, die Verbesserungen für Vollzug, Transparenz und einen fairen Wettbewerb gewährleisten. Um es deutlich zu sagen: Wir wollen keine Monopole oder Oligopo-le. Weder im Bereich der Sammlung, der Sortierung oder dem Recycling. Wir sind deshalb erfreut, dass der Arbeitsentwurf bei der Sammlung ein wettbewerblich organi-siertes System vorsieht, und unserer grund-sätzlichen Forderung nach einer neutralen zentralen Stelle Rechnung getragen wurde.

Und noch etwas ist dem bvse wichtig. Ein neues Wertstoffgesetz darf nicht versehentlich dazu führen, dass die gewerb-

lichen Sammlungen ausgehebelt oder geschwächt werden. Bei einer Kommunalisierung wäre das der Fall. Das wäre nicht nur für die mittelstän-dischen Branchenunternehmen existenzbedro-hend, es würde auch dem Recyclingziel wider-sprechen. Sortenreine gewerbliche Sammlungen sind nämlich optimal für die Rohstoffgewinnung und sollten deshalb sogar gefördert werden.

Nach unserer Ansicht muss vielmehr das Kunst-stoffrecycling im Mittelpunkt eines Wert-stoffgesetzes stehen. Für andere Stoffströme, insbesondere Stahl- und Metallschrotte, beste-hen funktionierende Sammel- und Recycling-strukturen. Nach wie vor werden jedoch noch mehr Kunststoffabfälle verbrannt als hochwertig recycelt, obwohl die deutsche Kunststoffrecy-clingindustrie führend in der Welt ist.

Das muss sich mit dem Wertstoffgesetz ändern. Deswegen begrüßen wir ausdrücklich, dass der Gesetzgeber die Quoten für das Kunst-stoffrecycling deutlich erhöhen will, auch wenn man über die Höhe der Quoten und eventuell über Übergangszeiträume noch einmal disku-tieren sollte.

Eric RehbockHauptgeschäftsführer

Bundesverband Sekundärrohstoffe

und Entsorgung e. V.

www.bvse.de

Mitglied der Mittelstandsallianz

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50 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Innovationsoffensive für Mittelstand und GründerInnovation ist der Rohstoff der Zukunft. Um aber innovative Projekte voranzutreiben und den technologischen Fortschritt aktiv mitzugestalten, benötigen Unternehmen die entsprechenden finanziellen Mittel. Die BVMW-Roadshow liefert das Know-how.

Der deutsche Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und im internationalen Vergleich einzigartig. Laut dem Bundesminis-terium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ge-hören mehr als 99 Prozent aller insgesamt rund 3,7 Millio nen Unternehmen in Deutschland dem „German Mittelstand“ an. Der Mittelstand gilt als Motor der deutschen Wirtschaft, und gerade die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind die Pioniere des technologischen Fortschritts. Stetige Weiterentwicklung und Umsetzung neuer Ideen sind ihr Lebenselixier, damit sie am Markt bestehen und dem zunehmenden Wettbewerbs-druck durch die Globalisierung standhalten kön-nen. Da viele KMU zwar das Know-how, oft aber nicht die finanziellen Mittel haben, um ihre Inno-vationsprojekte zu realisieren, ist die Förderung des Innovationsprozesses im Mittelstand beson-ders wichtig.

Es gibt eine Vielzahl an Förderprogrammen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, die die Entwick-lung neuer Produkte, Dienstleistungen und Ver-fahren im Mittelstand unterstützen. Das BMWi bietet zum Beispiel Fördermaßnahmen an, wie die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF), koordiniert von der Arbeitsgemeinschaft indus-trieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF) e. V., und das Zentrale Innova-tionsprogramm Mittelstand (ZIM), das die AiF Projekt GmbH als beliehener Projektträger be-treut.

Gerade die Vielzahl an Fördermöglichkeiten stellt aber auch eine Barriere für viele KMU dar, da ih-nen oftmals die Orientierung fehlt. Die Schwierig-keit besteht nicht nur darin, sich einen Überblick über die verschiedenen Förderprogramme zu verschaffen, sondern auch darin herauszufinden, welche Förderprogramme individuell zu dem jeweiligen Unternehmen und Innovationsvorha-ben passen. Auch der häufig komplexe Antrag-

stellungsprozess und die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern bedeuten für die meisten KMU eine Herausforderung.

Mit der gemeinsamen Kampagne „Roadshow 2016 – Innovationsoffensive Mittelstand und Gründer“ haben sich die AiF Forschung · Technik · Kommunikation GmbH (AiF F·T·K GmbH), eine 100-prozentige Tochter des AiF e. V., der Bundes-verband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und die Friedrich-Naumann-Stiftung zum Ziel gesetzt, KMU und Gründer dabei zu unterstüt-zen, ihr Innovationspotenzial zu erkennen und die richtigen Förderinstrumente zur Entfaltung ihrer Innovationskraft wahrzunehmen. Im Rahmen der bundesweiten Roadshow-Veranstaltungen soll darüber hinaus der Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nachhaltig gefördert werden. Damit deutsche Mittelständler auch in Zukunft Weltmarktführer bleiben.

Michael KrauseGeschäftsführer AiF F·T·K GmbH

www.aif-ftk-gmbh.de

„ Durch unsere Roadshow wollen wir kleinen und mittelständischen Unternehmen Impulse für die Verwirklichung ihrer Innovationsprojekte geben.

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m51Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Die Vorhersagen vor einigen Jahren, mit den Onlinemedien würde das Ende der Printwerbung eingeläutet, haben sich nicht bestätigt – im Ge-genteil. Die Macht der gedruckten, haptischen Botschaften wurde unterschätzt. Noch immer greifen wir gerne zu Buch, Zeitung, Broschüre und Werbeblättern. Die großen Handelsketten haben deshalb Zahl und Umfänge von Werbeblättern und Anzeigen im Wesentlichen konstant gehalten.

Aktuelle Studien zu Werbeausgaben zeigen, dass mobile Kampagnen zwar die höchsten Zuwachsra-ten haben, in Print aber wesentlich mehr investiert wird, da die Werbewirkung hier aufgrund des hoch-wertigen redaktionellen Umfeldes als intensiver eingeschätzt wird. Eine Crossmedia-Studie der Ge-sellschaft für Konsumforschung in den Niederlan-den bescheinigt Print sogar den höchsten Nutzen.

Griffig und glaubwürdigFür werbende Unternehmen und Marketing-strategen stellt sich stets die Frage, welche Kanäle sie nutzen sollen. Print ist nicht billig, aber grund-sätzlich für alle Werbenden geeignet, denn die Vorteile liegen buchstäblich auf der Hand: Print bietet ein haptisches Erlebnis. Einen Haushaltsver-teiler kann man durch Form, Format und Stanzung unverwechselbar machen. Zudem schätzen Ver-braucher Printmedien als zuverlässige Informa-

tionsquelle mit höherer Glaubwür-digkeit. Im Web dagegen

blinken an allen Ecken und Enden Banner, Anzeigen und ande-

re Werbebotschaften – virtuelle Störenfrie-de, oft behaftet mit der

Aura des Unseriösen.

Die Nutzer müssen aufpassen, dass sie nicht verse-hentlich kostenpflichtige Angebote anklicken.

Besonders geeignet ist Printwerbung, wenn man die „Best Ager“ und Besserverdienenden erreichen will, die überdurchschnittlich häufig Magazine und Zeitungen nutzen. Gleiches gilt für Personen, die beruflich erfolgreich sind, über Geld verfügen und dieses gerne für qualitativ hochwertige Printpro-dukte ausgeben. Auch Senioren, die das Internet nicht oder kaum nutzen, spricht man am besten mit gedruckten Botschaften an.

Regionale PrintwerbungKleine und mittlere Unternehmen setzen in der Regel auf regionale Printwerbung, um die Kunden-frequenz im Geschäft zu erhöhen. Ein namhafter Hörgerätehersteller setzt seit Jahren auf Haus-haltsverteiler, Anzeigen in regionalen Zeitungen sowie Passantenstopper, Schaufensterdekos und Promotion-Aktionen im Umfeld von Hörgerätefach-geschäften. Wichtiges Element ist ein Gutschein mit zeitlicher Begrenzung, der zu einem Gratis-Hör-test beim lokalen Hörgeräteakustiker einlädt. Ein regionaler Energieversorger bietet Informations-veranstaltungen zum Thema Solarenergie an. Er erzielt sehr gute Teilnehmerzahlen, indem er bei der Werbung auf einen Mix aus Plakaten und Anzeigen sowie Haushaltsverteilungen setzt, die auf Besitzer von Einfamilienhäusern begrenzt werden.

Auch wenn vielfach behauptet wird, dass Webmar-keting die Zukunft bestimmt, wird kaum ein Unter-nehmen auf Print verzichten können. Print kann Teil einer integrierten Kampagne sein, die gerade dadurch, dass sie in mehreren Medien gespielt wird, die erwünschte Aufmerksamkeit beim Verbraucher weckt. Man denke an den QR-Code auf der Ver-packung, der auf die eigene Facebookseite führt, wo Videos aufgerufen werden können, oder an die Möglichkeit, Printprodukte wie Kataloge im Web zu bestellen. Wichtig ist, dass sich Unternehmen über das Nutzungsverhalten ihrer Zielgruppe im Klaren sind. Bei crossmedialer Werbung empfiehlt sich die Einschaltung externer Spezialisten, die aus der viel-fältigen Palette der Medien die effektivsten für die jeweilige Kampagne auswählen. Schließlich soll der Werbeetat bestmöglich eingesetzt werden.

Die Digitalisierung hat das Marketing revolutioniert, Onlinekanäle bieten auch kleinen Betrieben völlig neue Möglichkeiten. Dennoch ist die klassische Printwerbung weiterhin unverzichtbar – der fortschreitenden Digitalisierung zum Trotz.

Print oder Online?

Jörg SanderGeschäftsführer

der Agentur Kundendienst 03 GmbH

www.agentur-

kundendienst.de

„ Auch wenn vielfach behauptet wird, dass Webmarketing die Zukunft bestimmt, wird kaum ein Unternehmen auf Print verzichten können.

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Gründe für Betriebsbesichtigungen gibt es viele: zur Vermittlung von Lerninhal-ten, um Geschäftspartnern die Betriebs-stätte näher zu bringen oder Kunden die Produktion zu zeigen. Bislang gab es hier-für nur die Möglichkeit, den Betrieb vor Ort anzusehen. Dank der Virtual Reality (VR) Technologie können Besichtigungen jedoch auch virtuell stattfinden.

Gerade für Unternehmen mit mehreren Standor-ten schafft eine virtuelle Betriebsbesichtigung eine budgetschonende Alternative, den eigenen Betrieb optimal darzustellen. Technisch komplexe Vorgän-ge lassen sich mit dieser Technologie hervorragend visualisieren und erklären. Durch den Einsatz einer Virtual Reality Brille wird der Eindruck vermittelt, man befinde sich tatsächlich in der Betriebsstätte. Man taucht dank eines 360-Grad-Rundumblicks in eine Welt ein, die real scheint. Es entsteht das Gefühl der tatsächlichen Präsenz.

Auf Messen eindrucksvoll präsentierenDas koreanische Unternehmen Doosan setzt Virtual Reality bereits sehr erfolgreich ein. Ge-meinsam mit present4D ermöglicht Doosan seinen Kunden mittlerweile Einblicke in zehn Kraftwerke weltweit. Zahlreiche Informationen und Videos lassen sich direkt in den 360-Grad-Panoramen ab-rufen. Mit den VR-Brillen geht das sehr intuitiv. Und die Kunden tauchen – auch auf hektischen Mes-sen – ganz in Ruhe in die Produktwelt ab. „Unsere Virtual Reality Präsentation war ein voller Erfolg.

Wir waren auf der ganzen Messe bekannt. In Zu-kunft werden wir unsere VR-Präsentation mit der Virtual Reality Suite weiter ausbauen“, berichtet Diana Baganz von der Doosan Lentjes GmbH aus Ratingen.

Mitarbeiter optimal schulenNeue Mitarbeiter, Auszubildende, aber auch Fremdmitarbeiter können dank VR Einblicke in das Unternehmen oder die Produktion erhalten, ohne im Betrieb zu sein. Dadurch lassen sich Prozesse schon vorab erläutern oder erlernen. So nutzt ein großer Ölkonzern die Technologie, um seine Mitar-beiter vor dem Einsatz auf einer Ölplattform auf die Gegebenheiten am Einsatzort vorzubereiten.

Employer Branding & Personal RecruitingOft fehlt Mitarbeitern eines Unternehmens der Bezug zur Produktionsstätte oder dem Forschungs-bereich. Mit einer virtuellen Betriebsbesichtigung können diese Mitarbeiter die Komplexität und Qua-lität von Produktion und Forschung des eigenen Unternehmens erleben und sich dafür begeistern. Beim Personal Recruiting können potenzielle Mitar-beiter mit einer virtuellen Betriebsbesichtigung von der ganzheitlichen Innovationskraft des Unterneh-mens überzeugt werden.

Ob beim Messeauftritt, für Schulungszwecke oder zur Mitarbeiterrekrutierung – mit Virtual Reality ist man mittendrin statt nur dabei. Komplexe Technik lässt sich sogar anschaulicher darstellen als bei einer klassischen Betriebsbesichtigung

Virtuelle Betriebsbesichtigung

Thomas TrzaskaInhaber present4D www.present4D.de

„ Technisch komplexe Vorgänge lassen sich mit dieser Technologie hervor-ragend visualisieren und erklären.

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Vertriebsleiter Schütz hat alle Hände voll zu tun. Für die vielversprechende Innovation will das Messe-Konzept erstellt werden, der neue Außendienstler erwartet seine Einarbeitung, einem wichtigen Kunden ist das Angebot noch heute versprochen. Dazu benötigt er alle Res-sourcen. Verärgert stellt er jedoch fest, dass ihn allein heute drei Aufgaben aus der Verwaltung erreichen. Die Rückmeldung zu Erfolgspoten-zialen der neu gestalteten Entwicklungsgesprä-che, die Energiesparerhebungsbögen und die Abfrage zum Raumbedarf können ihm leicht ei-nen ganzen Arbeitstag rauben. Der Fragebogen zur Bepflanzung des Parkplatzes bringt das Fass zum Überlaufen.

Das Parkinsonsche Gesetz beschreibt Motiva-tion und Verhaltensmuster von Administranten, denen es gelingt, andere mit Aufgaben zu be-schäftigen, die allein der eigenen Positionierung dienen. Vornehmlich finden wir derartige Phä-nomene in Firmenzentralen bei Stabsstellen und gut gemeinten Unterstützungsprozessen. Man-che Führungskraft fragt sich, wann sie neben bürokratischen Auswüchsen wie Lagerhal-tungsentwicklungsperspektiven oder Mitar-beiterzielfindungsfeedbacks das operative Geschäft steuern soll.

Zu Recht bemerkt Reinhard Sprenger in seinem Buch „Radikal führen“, dass der zentrale Vorteil der Institu-tion „Unternehmen“ gegenüber Marktprozessen, nämlich die Er-sparnis von Abstimmungs- und Koordinationsaufwand, durch ge-nau diese Aktivitäten wieder ein-gebüßt wird. Das Ergebnis: Wert-sch(r)öp fung!

Spätestens bei diesem Gedanken stellt sich der Unternehmenslenker die Frage: „Wie unterbin-de ich Bürokratie?“ Auch der kooperative, an Effizienz orientierte Leistungsträger sucht nach sozialverträglichen Abwehrstrategien.

Zunächst prüft er, ob er überhaupt der richtige Ansprechpartner ist. Schon bei dezentem Zwei-fel reagiert er deutlich: „Zurück an Absender!“ Ebenso verfährt er, wenn die Aufforderung unklar gestellt oder fehlerhaft formuliert ist: „Mit der Bitte um Ergänzung und Korrektur!“ Schon viele vermeintlich dringende und als wich-tig gekennzeichnete Aufgaben haben sich allein dadurch erledigt.

Beim Nutzen der Aufgabe setzen der Unterneh-menslenker und seine Führungskräfte an. Wenn Aufwand und Ertrag von Sonderaufgaben ne-bulös bleiben, werden Administranten zu einer kurzen Präsentation in die Führungsrunde ge-beten. Bewährt hat sich, den Wert in Euro aus-weisen zu lassen: „Was kostet und was bringt uns diese Maßnahme?“ Schon manch ambitio-nierter Stab hat sich nach kurzem Widerstand von seinem selbstverliebten Projekt verabschie-det. Zum Wohle aller, um gemeinsam Werte zu schöpfen.

Unternehmer klagen häufig über zu viel Bürokratie. Nicht selten stammen die administrativen Auswüchse jedoch aus dem eigenen Haus. Ein Kosten-Nutzen-Abgleich kann helfen, interne Stauverursacher zu identifizieren.

Wertsch(r)öpfung leicht gemacht

Frank G. DormeyerPartner Intelligenz

System Transfer

www.IST-Hannover.de

„Manche Führungskraft fragt sich, wann sie neben bürokratischen Auswüchsen das operative Geschäft steuern soll.

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Der Mittelstand.: Sie plädieren für einen modernen Führungsstil mit dem Leitbild des selbstständigen, unternehmerischen Mitarbeiters. Das klingt nach Mittelstand …

Dr. Reinhard K. Sprenger: Richtig, denn hierar-chische Strukturen in einem Großunternehmen stehen dem diametral entgegen. Konzerne wol-len den ganzen Menschen, am liebsten rund um die Uhr. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Beruf und Privatleben. Diese Totalinklusion führt einerseits zu Kontrolle und Überwachung, auf der anderen Seite zu einer falschen Form der Fürsorge. Die Mitarbeiter werden bevormundet, geradezu therapeutisiert. Das ist nicht nur un-moralisch, sondern auch unökonomisch.

Inwiefern?

Unternehmen brauchen im Wettbewerb der Zukunft kreative Mitarbeiter, keine Ausfüh-rungsroboter. Größe an sich hat sich als anth-ropologische Sackgasse erwiesen. Das zeigt sich besonders deutlich in Konzernen. Das Kon-trollbedürfnis des Managements erzeugt Er-niedrigungsbürokratie und unterdrückt den un-ternehmerischen Geist der Mitarbeiter. Erfolg heute beruht auf kleinen, flexiblen Einheiten und dezentralen Strukturen.

Sind mittelständische Unternehmen die anständigeren Unternehmen?

Mittelständler wissen um den Wert ihrer Mit-arbeiter und verhalten sich entsprechend. Ich beobachte allerdings mit Sorge, dass man-che Unternehmer Konzernstrukturen kopieren. Sie geben Ziele vor, starten Feedbackrunden und Leistungsbeurteilungen, inszenieren Mitar-beiterbefragungen – den ganzen Management- Firlefanz der letzten Jahre. Damit binden Sie Energie innen, die sie beim Kunden draußen kei-nen Meter weiter bringt. Damit begeben sie sich ihres wichtigsten Wettbewerbsvorteils.

Was empfehlen Sie Unternehmern?

Die Grundregel eines anständigen Unterneh-mens lautet „Sei menschlich, nimm Abstand!“.

Enthaltung als Haltung. Und das gilt nicht nur für den betrieblichen Alltag. Das Erleben am Ar-beitsplatz prägt unsere Gesellschaft insgesamt. Berlin und Brüssel halten gerade nicht Abstand zum Bürger. Sie missverstehen ihren Regie-rungsauftrag als Erziehungsauftrag. Am Ende steht eine Horrorvision: Was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten.

Mehr Freiheiten für Mitarbeiter. Macht das Mittelständler zu attraktiven Arbeitgebern?

Noch vor kurzem zog es die Mehrzahl der Spit-zenabsolventen in die Konzerne. Inzwischen ma-chen sie sich lieber selbstständig. Jetzt ist es an den mittelständischen Unternehmern, ihr Profil zu schärfen, um High Potentials zu gewinnen. Moral und Ökonomie können so im Mittelstand zur Deckung gebracht werden.

In seinem neuen Buch „Das anständige Unternehmen“ ermutigt Managementexperte und Bestsellerautor Dr. Reinhard K. Sprenger den Mittelstand, selbstbewusst den eigenen Weg zu gehen und ethisch wie ökonomisch seine Vorteile zur Geltung zu bringen.

Anständiger Mittelstand

Reinhard K. Sprenger, geboren 1953 in Essen, hat in Bochum Geschich-te, Philosophie, Psychologie, Betriebswirtschaft und Sport studiert. Als Deutschlands profiliertester Managementberater und einer der wichtigsten Vordenker der Wirtschaft berät er u. a. Dax-100-Unterneh-men. Seine Bücher wurden allesamt zu Bestsellern, sind in viele Sprachen übersetzt und haben eine gewaltige Wirkung entfaltet, indem sie die Wirklichkeit in den Unternehmen in fast 25 Jahren von Grund auf und dauerhaft verändert haben.

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Das anständige UnternehmenWas richtige Führung ausmacht – und was sie weglässt

Reinhard K. Sprenger

DVA Verlag384

26,99 €

55Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin

[email protected] • Tel. 030-533206-26 Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Mittelstand – Motor und Zukunft der deutschen Wirtschaft Erfolgskonzepte für Management, Finanzierung und Organisation

Georg Fahrenschon

Springer Gabler 593 Seiten

49,99 €

BuchtippsMein LebenDas Vermächtnis eines legendären Journalisten und Senators des BVMW

Mit Nebensächlichkeiten gab er sich nie ab: immer an den Brennpunkten des globalen Geschehens, immer im direk-ten Dialog mit den Akteuren der Zeit-geschichte, so bleibt Peter Scholl-Latour der Nachwelt in Erinnerung. An seiner Autobiographie „Mein Leben“ hat er bis kurz vor seinem Tode im August 2014 gearbeitet, wie man aus dem Nachwort erfährt.

Das lesenswerte Werk ist das Ver-mächtnis eines hoch gebildeten Drauf-gängers. Wie kein Zweiter verstand es der leidenschaftliche Reporter, seinen Lesern und Zuschauern die Konflikte und Kriege seit den 1950-er Jahren erklärend nahezubringen. Aber nicht vom heimischen Schreibtisch aus, son-dern stets in vorderster Front stehe-nd. So nahm er als Fallschirmjäger am Indochinakrieg teil, der den Anfang vom Ende der Kolonialmacht Frank-reich bedeutete. Scharf analysier-end, schnörkellos in Sprache und Stil, fesselnd in der Darstellung, das macht den Reiz seiner Monographien aus.

Als einer der ersten rückte der promo-vierte Politikwissenschaftler und Arabist die muslimische Welt in den Fokus. Und warnte frühzeitig vor dem Islamismus und dessen Folgen, auch darin Visionär. Bis ins hohe Alter brillierte Scholl- Latour in politischen Talkshows. Im Unterschied zu den Salonstrategen und Sonntagsrednern konnte er immer aus eigenem Erleben berichten. Denn Peter Scholl-Latour kannte die Poten-taten und Warlords in den Krisenherden dieser Welt persönlich. Und nicht nur die: mit vielen Spitzenpolitikern in Ost und West verband ihn eine teilweise jahrzehntelange Freundschaft.

Peter Scholl-Latour Mein LebenDas Vermächtnis eines legendären Journalisten

C. Bertelsmann448 Seiten 24,99 €

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

2025So arbeiten wir in der Zukunft

Lothar Abicht

Goldegg274 Seiten

24,90 €

Europa 5.0Ein Geschäftsmodell für unseren Kontinent

Luc Frieden, Nicolaus Heinen, Stephan Leithner

Campus264 Seiten

29,95 €

56 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Total vergurkt!Die dümmsten EU-Verordnungen

Norbert Golluch

Campus Verlag/ Bastei Lübbe256 Seiten

7,99 €

Radikal andersDie DNA erfolgreicher Familienunternehmen

Markus Weishaupt

Campus Verlag251 Seiten

42,00 €

Das demokratische UnternehmenNeue Arbeits- und Führungskulturen im Zeitalter digitaler Wirtschaft

In Wirtschaft und Gesellschaft zeichnet sich eine grundlegende Veränderung ab: Das Thema „Demokratisches Unternehmen“ liegt in der Luft. Denn der Ruf nach Beteiligung und Einflussnahme wird insgesamt immer wichtiger. Zugleich erleben wir geradezu eine Explo sion an neuen Möglichkeiten der Beteiligung durch die Digita-lisierung. Dieses Buch greift die aktuellen Herausforderungen auf und stellt neuartige Konzepte für das Unternehmen der Zukunft vor. Hochrangige internationale Experten aus Wirtschaft, Wissen-schaft, Gesellschaft und Politik zeigen, welche Vorteile, Chancen und auch Risiken in der Demokratisierung der Arbeitswelt liegen. Die Autoren verdeutlichen, wie alle – auch Mittelständler und Kon-zerne – vom Trend zur Demokratisierung profitieren. „Das demo-kratische Unternehmen“ von Thomas Sattelberger wurde mit dem Preis „Managementbuch des Jahres 2015“ ausgezeichnet.

Thomas SattelbergerIsabell WelpeAndreas Boes

Das demokratische Unternehmen Neue Arbeits- und Führungskulturen im Zeit-alter digitaler Wirtschaft

Haufe Verlag 312 Seiten

59,00 €

Wenn Du siegen willst, lass andere gewinnenNeuromarketing aus der Praxis für die Praxis

Karsten Brocke

BR Verlag 221 Seiten

49,70 €

BürokratieDie Utopie der Regeln

David Graeber gilt als einer der bedeutendsten und umstrittensten Anthropologen unserer Zeit. In seinem neuen Buch befasst er sich mit der Frage, ob Bürokratie wirklich notwendig ist. Denn fast jeder hasst Bürokraten. Wir können es nicht fassen, dass wir einen Großteil unserer Lebenszeit damit verbringen müssen, Formulare auszufüllen. Doch zugleich nährt der Glaube an die Bürokratie die Hoffnung auf Effizienz, Transparenz und Gerechtigkeit. Gerade im digitalen Zeit-alter wächst die Sehnsucht nach Ordnung und im gleichen Maße nimmt die Macht der Bürokratien über jeden Einzelnen von uns zu. Dabei machen sie unsere Gesellschaften keineswegs transparent und effizient. David Graeber geht diesem Widerspruch nach und er-forscht die Ursprünge unserer Sehnsucht nach Regularien.

David Graeber

Bürokratie Die Utopie der Regeln

Klett-Cotta336 Seiten

24,90 €

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Was die zu erwartenden Bürokratiekosten an-geht, ist der Gesetzgeber immerhin optimistisch. Laut dem seit November 2015 vorliegenden Referenten entwurf sollen durch die Gesetzes-novelle sogar Bürokratiekosten eingespart wer-den. Ob das so ist, wird sich in der Praxis zeigen müssen. Das Gesetz enthält für die Unternehmen eher einige Herausforderungen: Schon aus dem aktuellen Koalitionsvertrag geht hervor, dass die Leiharbeit auf ihre Kernfunktion und damit auf die Abdeckung von Auftragsspitzen der Entlei-herbetriebe zurückgeführt werden soll. Um dies zu erreichen, sieht der Referentenentwurf für die Änderung des AÜG vor, dass zukünftig eine Höchstüberlassungsdauer für den Einsatz eines

Leiharbeitnehmers von 18 Monaten gelten soll. Nach diesen 18 Monaten muss der Einsatz been-det werden. Der im Entleiherbetrieb bestehende Arbeitsplatz darf aber nach derzeitigem Stand durchaus wieder mit einem Leiharbeitnehmer be-setzt werden. Die Betrachtung der Überlassungs-höchstdauer ist damit arbeitnehmerbezogen aus-gestaltet worden. Hier war lange mit Spannung erwartet worden, ob nicht eine arbeitsplatzbezo-gene Begrenzung eingeführt würde. Dann wäre die Beschäftigung von Leiharbeitnehmern auf sogenannten Dauerarbeitsplätzen im Entleiher-betrieb nicht mehr möglich.

Im Hinblick auf die Bestimmung der Überlassungs-höchstdauer sollen Zeiten zusammengerechnet werden, die nicht länger als sechs Monate un-terbrochen sind. Insofern bringt das kommende Gesetz durchaus weiteren Verwaltungsaufwand

mit sich. Die Einhaltung der betreffenden Fristen müssen die Entleiher- oder Verleiherbetriebe über-prüfen. Für Unternehmen mit einer langen Saison, die Leiharbeiter zur Abdeckung der Saisonspitzen einsetzen, können hieraus durchaus Schwierig-keiten resultieren. Allerdings sieht der Referente-nentwurf vor, dass die Überlassungshöchstdauer durch einen Tarifvertrag verlängert werden kann. Die Regelungen müssen aber zwingend einge-halten werden. Bei Überschreiten der zulässigen Dauer würde ein Arbeitsverhältnis zwischen dem Entleiher und dem Arbeitnehmer entstehen.

Neuerungen sind auch hinsichtlich der Frage zu erwarten, welche Arbeitsbedingungen für einen Leiharbeitnehmer gelten. In Zukunft sollen Ab-weichungen von den Arbeitsbedingungen der Stammbelegschaft im Entleiherbetrieb nur noch für die ersten neun Monate zulässig sein. Nach Ablauf dieser neun Monate sollen Leiharbeiter zu den gleichen Arbeitsbedingungen wie die Stamm-belegschaft beschäftigt werden.

Schließlich dürfen Leiharbeitnehmer künftig nicht mehr eingesetzt werden, um Streikende aus der Stammbelegschaft zu ersetzen. Außerdem sollen in Zukunft Leiharbeitnehmer dort mitge-zählt werden müssen, wo es um die Größe der Belegschaft bei Fragen der Unternehmens- und betrieblichen Mitbestimmung geht.

Die ursprünglich zum 1. Januar 2017 geplante Ver-abschiedung des Gesetzes ist jedoch zwischen-zeitlich vorerst auf Eis gelegt worden. Es bleibt damit abzuwarten, wann und in welcher Form die Neuregelungen in Kraft treten werden.

Auch 2016 sind erhebliche Änderungen des Arbeitsrechts zu erwarten. Nachdem uns das letzte Jahr den allgemeinen Mindestlohn beschert hat, geht es nun an eine Überarbeitung der Regelungen zur Leiharbeit im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).

Die BVMW-IBWF- Rechtshotline erreichen Sie:Mo bis Fr 10.00 – 17.00 UhrTel.: 030. 533206-963 Fax: 030. [email protected]

Neuerungen für Leiharbeit in Sicht

Dr. Benjamin WeilerRechtsanwalt

Mitglied im IBWF

Dr. Jens KaspersFachanwalt für Arbeitsrecht

Zirngibl Langwieser

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„ Künftig dürfen Leiharbeitnehmer nicht mehr eingesetzt werden, um Streikende aus der Stamm-belegschaft zu ersetzen.

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Hans-Peter Holbachist Herausgeber des im 44. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

China kauft Gold, Indien kauft Gold, sogar das Goldförderland Russland kauft zusätzlich Gold. Aber der Goldpreis ist gefallen. Wie passt das zusammen? Wer sind die Verkäufer, die den Preis drücken? Wir wissen es nicht genau. Es geht mehr Geld aus Gold als Geld in Gold: Deshalb fallen die Preise. Man kann es auch so sehen: Wir befinden uns in einer Rezession, und in diesen Zeiten werden Geldwerte mehr wert als Sach-werte wie Gold und andere Edelmetalle. Aber auch Aktien und Immobilien gewinnen an Wert, weil bei beiden Assetklassen die Nachfrage grö-ßer ist als das Angebot. Bei dieser Diskrepanz sprechen manche schon von einer Aktienblase und einer Immobilienblase. Kann sein, muss aber nicht. Denn die Sachwerte Aktien und Immo-bilien nehmen möglicherweise eine zukünftige Inflationierung bereits vorweg. Ob und wann hier eine Blase platzt, wenn eine solche über-haupt schon vorhanden sein sollte, ist seriös nicht vorauszusagen.

Wenn man von einer Blase spricht, dann müsste man bei den Edelmetallen von einer „Unblase“ sprechen. Fundamental werden sich die Edel-metallpreise wieder erhöhen. Denn die Gold-minengesellschaften, die das Edelmetall mühsam aus immer größeren Tiefen der Erde gewinnen, können bei diesen für sie niedrigen Preisen nicht mehr profitabel arbeiten. Das wird dazu führen, dass Minen geschlossen werden, möglicherwei-se werden manche Schürfgesellschaften nicht mehr überleben, auf jeden Fall wird das Angebot

an „neuem“ Edelmetall geringer werden – und selbst bei gleichbleibender Nachfrage würde die Angebotsverknappung zu tendenziell steigen-den Preisen führen.

Aber wir wissen nicht, wie sich die großen Gold-besitzer, also die Nationalbanken, verhalten werden. Werden diese Gold effektiv oder durch Kontrakte auf dem Papier verkaufen? Oder sich gegen alle Vernunft vom „barbarischen Metall“ gar verabschieden? Es ist gegen den gesunden Menschenverstand, wenn Nationalbanken ihr Gold verkaufen, einen seit Jahrtausenden wert-haltigen Sachwert. Denn was bekommen sie bei einem Verkauf: Nichts anderes als Papiergeld, und das könnten sie ja selbst herstellen …

Im Internet und speziellen Informationsbriefen kursieren seit Jahren Verschwörungstheorien, die den Goldpreis auf 5.000 oder gar 20.000 Dollar steigen sehen. Kann sein, dass sich der Goldpreis bald verdoppelt. Es müssen nur ei-nige Anleihen notleidend werden. Dann wer-den auch andere Anleihen – sicherheitshalber – verkauft. Oder es setzt sich die Erkenntnis durch, dass wir beim Bund-Future mit fast 163 Punkten eine erkennbare Blase haben. Würde auch nur ein kleiner Prozentsatz des Anleihe-kapitals in Gold umgeschichtet, würde sich der Goldpreis bei diesen engen Märkten tatsächlich verdoppeln. Aber dazu braucht es keine Ver-schwörungstheorien, sondern nur gesunden Menschenverstand …

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ „Nach Golde drängt, am Golde hängt ...“

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

Kultur/GESTALTENDonnerstag, 11. Februar 2016, 18.00 UhrBagno Konzertgalerie SteinfurtHollich 156, 48565 Steinfurt-Burgsteinfurt

Rhetorikseminar mit René BorbonusDonnerstag/Freitag, 18./19. Februar 2016, 09.00 UhrBarmer GEK MönchengladbachHohenzollernstr. 179 41063 Mönchengladbach

Fokus MarketingMittwoch, 24. Februar 2016, 18.00 UhrCreditreform Herford und Minden Dorff KGKrellstraße 68, 32584 Löhne

Empfang in der Estnischen Botschaft mit Unternehmern aus dem Nordwesten Montag, 15. Februar 2016, 10.30 Uhr Botschaft von Estland in BerlinHildebrandstr. 5, 10785 Berlin

Mittelstandsforum 2016 und Werksbesichtigung CEWEDonnerstag/Freitag, 25./26. Februar 201609.00 Uhr bis 18.30 Uhr/ 08.00 Uhr bis 15.00 UhrHaus am Meer Auf dem hohen Ufer 25, 26160 Bad Zwischenahn

Wenn der Betriebsprüfer 2 x klingeltDonnerstag, 18. Februar 2016, 08.00 Uhr Advena Hotel HohenzollernTheodor Heuss Platz, 49074 Osnabrück

Besichtigung JadeWeserport Donnerstag, 03. März 2016, 17.00 Uhr JadeWeserPortPazifik 1, 26388 Wilhelmshaven

BVMW Unternehmerkraft – Der Fritz EffektDonnerstag, 10. März 2016, 18.00 UhrSIEVERS SNC, OsnabrückRheiner Landstraße 195 B, 49078 Osnabrück

BVMW-JahresauftaktMittelstand im Jahr der LandtagswahlMontag, 22. Februar, 14.30 UhrRathaus Stuttgart, Großer SitzungssaalMarktplatz 1, 70173 Stuttgart

BVMW UnternehmertagDonnerstag , 03. März, 09.00 UhrMesse/DonauhalleBöfinger Straße, 89073 Ulm

Sales und Marketing AutomationDienstag, 10. Mai, 09.00 UhrHochschule der Wirtschaft für ManagementNeckarauer Straße 200, 68163 Mannheim

Netzwerk Personal: TalenteMontag, 22. Februar 2016, 18.00 Crown TechnologiesAdlerstraße 48-56, 25462 Rellingen

Forum FührungDonnerstag, 14. April 2016, 15.00 UhrDAK-GesundheitNagelsweg 27-31, 20097 Hamburg

Führung „leicht“ gemacht! Klingt gut!Dienstag, 16. Februar 2016, 19.00 Uhr ALLTON oHG Klangmöbel-GalerieWildunger Straße 7, 34596 Bad Zwesten

Groß-Gerauer Pecha Kucha NachtDonnerstag, 25. Februar 2016, 18.00 UhrKreissparkasse Groß-Gerau, FirmenkundencenterDarmstädter Straße 22 64521 Groß-Gerau

BVMW. Business goes Ireland 2016 – Matchmaking mit Ihren neuen irischen Geschäftspartnern26. bis 29. Mai 2016Dublin, IrlandInfos und Anmeldung: www.main-taunus.bvmw.de

Die Anziehungskraft einer ArbeitgebermarkeDonnerstag, 25. Februar 2016, 18.30 UhrHotel BirkeMartenshofweg 2-8, 24109 Kiel

Netzwerken im BVMW MittelrheinMontag, 15. Februar 2016, 18.30 Uhr Im Dormont‘sGemüsegasse 5, 56068 Koblenz

Unternehmer-FrühstückDienstag, 15. März 2016, 07.45 Uhr Barcelonaallee55129 Mainz

Fit für den Onlinehandel der Zukunft?Donnerstag, 03. März 2016, 18.00 UhrBVMW Niederlassung Saar-Pfalz Konrad-Zuse-Straße 1, 66459 Kirkel

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Zahlreiche weitere Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden.

Fachgruppe BauDonnerstag, 25. Februar 2016, 18.30 Uhr gmp Architekten von Gerkan, Marg und PartnerHardenbergstraße 4, 10623 Berlin

MBB im DialogDienstag, 15. März 2016, 17.30 Uhr LASERLINE Druckzentrum Berlin GmbH & Co. KGScheringstraße 1, 13355 Berlin

Die Griechenlandrettung und die Überlebenschancen des EuroMittwoch, 24. Februar 2016, 17.00 UhrFirmengelände Sanitär-HeinzeZwickauer Str. 54, 04103 Leipzig

BVMW Wirtschaftstag in ZwenkauDonnerstag, 10. März, 09.00 UhrStadthalle ZwenkauHeinrich-Mann-Weg 16, 04442 Zwenkau

Business English Dienstag, 16. Februar 2016, 18.00 Uhr Hotel Wilder Mann GmbH Fischerzunft-StubeLöherstrasse 51, 63739 Aschaffenburg

Marketingpotenzial im MittelstandDienstag, 16. Februar 2016, 17.30 UhrAgentur Kundendienst GmbHRollnerstraße 110 b, 90408 Nürnberg

BVMW Jahres|AUFTAKT 2016 / AUGSBURGMittwoch, 24. Februar 2016, 18.15 Uhr Eichleitner Straße 11 86199 Augsburg-Göggingen

Haftungsrisiken für ManagerDonnerstag, 25. Februar 2016, 08.30 UhrSonntag & PartnerRiesstraße 16, 80992 München

Betriebliches GesundheitsmanagementDienstag, 23. Februar 2016, 19.00 Uhr Hotel Restaurant ZwergschlößchenUntermhäuser Straße 67/69, 07548 Gera

BVMW-Businessclub: Ein Jahr Mindestlohngesetz Donnerstag, 03. März 2016, 15.00 UhrSilbitz Guss GmbHDr.-Maruschky-Str. 2, 07613 Silbitz

Sekretärinnentag für den MittelstandFreitag, 18. März 2016, 09.00 Uhr PentaHotel GeraGutenbergstraße 2A, 07548 Gera

Energiewandel in Frankreich – Chancen für Unternehmen in der RegionDienstag, 22. März 2016, 14.00 UhrTechnikmuseum MagdeburgDodendorfer Straße 65, 39112 Magdeburg

Politik und Wirtschaft im heutigen Russland – mit Matthias Platzeck (SPD)Montag, 18. April 2016, 09.00 UhrARK ConsultingKlausenerstraße 39, 39112 Magdeburg

Der BVMW.Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand.

Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh-merischen Mittelstands. National und internatio nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW• repräsentiert mit seiner

Mittelstandsallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mit arbeiter beschäftigen

• ist mit rund 300 Geschäfts stellen bundesweit vertreten

• hat mit den Repräsen-tanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmer-kontakte jährlich

• bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr

• ist führendes Mitglied in der europäischen Dach-vereinigung nationaler Mittelstands verbände.

BVMW-MV JahresempfangDonnerstag, 17. März 2016, 17.30 Uhr Radisson Blu Hotel RostockLange Str. 40, 18055 Rostock

61Der Mittelstand. | 1 | 2016 UNTERNEHMERSERVICE

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Aufbrausend und dabei doch immer sein Ziel vor Augen – ein Mensch mit Ecken und Kanten. Steve Jobs nimmt den Zuschauer mit ins Epizentrum der digitalen Revolution und beschreibt den Kampf, eine als unmöglich abgetane Vision Wirklichkeit werden zu lassen: ein Computer für jedermann. In ständigen kreativen Auseinandersetzungen, die den Zusammenhalt und das gemeinsame Ziel der drei Freunde immer wieder in Frage stellen, er-schaffen Steve Jobs, Steve Wozniak und Ron Way-ne Apple und damit die Computer, die die Welt für immer verändern werden.

Von den ersten Anfängen, der Entwicklung des le-gendären, alles revolutionierenden Macintosh bis hin zum Neuanfang mit dem iMac im Jahr 1998 – STEVE JOBS erzählt die Geschichte von einem der größten Visionäre unserer Zeit.

Ausgezeichnet mit zwei Golden Globes überzeugt der Film vor allem mit seinem Drehbuch sowie den Schauspielkünsten von Michael Fassbender und Schauspielkollegin Kate Winslet.

Nachdem bei Musik-Mogul Lucious Lyon (Terrence Howard) eine tödliche Krankheit festgestellt wird, muss er entscheiden, welcher der drei Söhne seine legendäre Plattenfirma „Empire Entertainment“ übernehmen soll. Die Spielregeln ändern sich, als seine ehemalige Geschäftspartnerin und Exfrau Cookie (Taraji P. Henson) wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird und

sie Anspruch erhebt. Der gefährliche Konkurrenz-kampf um Macht und Ruhm beginnt, nicht nur zwischen Lucious und Cookie.

Aus der Feder von Lee Daniels überzeugt Empire mit grandiosen Darstellern wie dem Oscar©-nomi-nierten Hauptdarsteller Terrence Howard sowie einem außergewöhnlichen, musikalischen Setting. Hinzu kommen zahlreiche musikalische Gaststars wie Mary J. Blige, Snoop Dogg, Courtney Love oder auch Top-Model Naomi Campbell.

Hit-Produzent Timbaland steuert zudem den be-eindruckenden Soundtrack bei, der mit Künstlern wie u. a. Jennifer Hudson und Estelle hochkarätige Künstler auf einem Album vereint. Als Beste Fern-sehserie überzeugte „Empire“ nicht nur R’n’B- und Hip Hop Fans, sondern auch die Jury des Television Critics Association Awards 2015.

Visionär unserer Zeit Steve Jobs, ein Mann, den jeder kennt. Unter der Regie von Danny Boyle wurde sein Leben bereits zum zweiten Mal nach seinem Tod verfilmt. Der neue Film basiert auf der Biografie von Walter Isaacson und läuft derzeit in den deutschen Kinos. Ein Film über innere und äußere Konflikte und den Weg zum Erfolg.

Mit den Waffen der Musik Musik, Familie und Business. Der US-Serienrekord „Empire“ verbindet knallhartes Musikbusiness mit einem spannenden Familiendrama im Hip Hop Milieu.

Steve Jobs

FSK ab 6USA 2015

Drama

Regie: Danny BoyleBuch: Aaron Sorkin

ProduktionMark Gordon, Guymon

Casady, Scott RudinChristian Colson

Ab 24. März 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Empire

FSK ab 12Hip-Hop-Musikdrama

USA, 2015

Regie Lee Daniels, Danny Strong,

Brian Grazer, Francie Calfo, Ilene Chaiken

ProduktionImagine Television, Lee Daniels Entertainment,

Danny Strong Productions, Little Chicken Inc., 20th Century Fox F

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Visionär Steve Jobs (Michael Fassbender ) im Rampenlicht.

Lucious Lyon (Terrence Howard) sorgt sich um die Zukunft seiner Plattenfirma.

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62 KULTUR Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Mit mehr als acht Millionen verkauften Büchern weltweit ist Sebastian Fitzek der erfolgreichste deutsche Thriller-autor. Die Romane des 44-jährigen wurden in 24 Sprachen übersetzt. Vor kurzem erschien sein aktueller Bestseller „Das Joshua-Profil“.

Der Mittelstand.: Sehen Sie sich als Bestsellerautor in gewisser Weise auch als Unternehmer?

Sebastian Fitzek: Theoretisch schon. Als Autor ist man ja kei-ne One-Man-Show, wie meine ausführlichen Danksagungen in den Büchern belegen. Und von meinem Erfolg ist nicht nur meine eigene Familie, sondern auch die meiner Helfer und Mitarbeiter betroffen; in den Verlagen, bei meiner Agentur, meinem Management, etc.

Müssen Sie also strategisch handeln, um Ihren Erfolg langfristig zu sichern?

Das ist schwierig, denn künstlerischen Erfolg kann man nur sehr bedingt planen. Es gibt keine Bestseller-Formel, und meiner Meinung nach führt der Ansatz, für einen „Markt“ zu schreiben (den es so gar nicht gibt) ins Verderben. Ein Buch ist ein Erkenntnisprozess. Schon weil man manchmal Jahre lang recherchiert, plant und überlegt, kann man sich nie sicher sein, den Nerv seiner Leser zu treffen.

Die Hauptfigur Ihres aktuellen Romans gerät unter Ver-dacht, weil ihre Daten sie als potenziellen Verbrecher aus-weisen. Existieren solche Ermittlungsprogramme wirklich?

Ja. Verbrechensvorhersage, das Predictive Policing, verbrei-tet sich in hoher Geschwindigkeit. Die Londoner Metropo-litan Police hat offenbar mit einer Software einen Testlauf durchgeführt. Dieser Algorithmus macht sich die Perspektive des potenziellen Täters zu eigen und schätzt ab, zu welcher Zeit und an welchen Orten eine Straftat zu begehen am we-nigsten riskant wäre – und kehrt sie um. Ein Polizeisprecher bezeichnete das Experiment als Erfolg. Im Berliner Innenaus-schuss des Abgeordnetenhauses wurde über die Einführung einer Precops-Software beraten. Und in Bayern sind damit angeblich bereits erste polizeiliche Erfolge erzielt worden.

Es fällt auf, dass Sie in Ihren Thrillern regelmäßig kontro vers diskutierte Themen aufgreifen, vor allem Gewalt gegen Kinder. Betrachten Sie sich gar nicht als reinen Unterhalter?

Sebastian Fitzek über seine Erfolgsstrategie, elektronische Überwachung, seine unternehmerischen Prinzipien und seinen Thriller „Das Joshua-Profil“.

„Ich schreibe mir den Horror aus dem Kopf“

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Sebastian Fitzek, geboren 1971 in Berlin, ist ursprünglich pro-movierter Jurist. Er arbeitete als Moderator, Redakteur und Berater für verschiedene Radiosender, bevor er 2006 mit sei-nem Debüt Die Therapie den Durchbruch als Autor schaffte. Mittlerweile hat Fitzek zehn weitere Romane veröffentlicht, die allesamt Spitzenpositionen in den Buchcharts erreichten und teilweise verfilmt wurden.

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„ Arbeite nur mit wenigen zusammen, aber die müssen auf ihrem Gebiet die besten sein.

Sebastian Fitzek

Doch. Ich bin gerne ein Geschichtenerzähler. Aber ich verar-beite eben auch buchstäblich meine Sorgen und Ängste. Mit jedem Buch versuche ich mir den Horror aus meinem Kopf zu schreiben. Die Themen Gewalt gegen Kinder und Pädophilie bewegen mich, und sie sind relevant: Jährlich werden allein in Deutschland etwa 200.000 Kinder misshandelt. Es wäre geradezu absurd, diese Massendelikte im Medium Buch zu ignorieren und stattdessen über den Mord an einer Millionärs-witwe in einer Grunewalder Villa zu schreiben, der statistisch gesehen kaum vorkommt.

Wie wichtig für Ihren Erfolg sind Ihre engsten Mitarbeiter – und wie haben Sie diese gefunden?

Ohne meine engsten Mitstreiter wäre ich verloren. Von den Vertragsverhandlungen über die Organisation der Lesereisen, der Pressearbeit bis hin zum Lektorat – meine Unterstützer halten mir die Arbeit vom Hals, damit ich mich voll und ganz auf das kreative Schaffen konzentrieren kann. Mit vielen von ihnen, wie mit meiner Managerin Manuela Raschke (die allein deshalb für mich unersetzlich ist, weil sie meine gesamte Buchhaltung und alle Termine im Griff hat), oder mit meiner Presseagentin Sabrina Rabow und meinem Tourmanager Christian Meyer verbinden mich jahrelange freundschaftliche Beziehungen. Zwei Prinzipien haben mir immer sehr geholfen: Arbeite nur mit wenigen zusammen, aber die müssen auf ihrem Gebiet die besten sein. Und schließe niemals Verträge mit Firmen, immer nur mit Menschen.

Das Interview führte Günter Keil.

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Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicher-heitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er ein entsetzliches Verbrechen begehen.

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Winterwandern auf der Via EngiadinaSeit mehr als hundert Jahren ist die Schweiz ein Eldorado für Wintersportler. Als die Eidgenossen ihren Franken aber vom Euro entkoppelten, und damit die Preise stiegen, sorgte das für schlechte Laune bei den Urlaubern. Hotels, Skischulen und Liftbetreiber spürten die rückläufigen Übernach-tungszahlen empfindlich. Mit Investitionen von 400 Millionen Euro in die alpine Infrastruktur, wie den Bau von Bergbahnanlagen in höheren Regionen, wollen die Schweizer ihre Wintertou-risten zurückholen. Gleichzeitig wurde an der Preisschraube gedreht. Urlauber bekommen jetzt mehr für ihr Geld, so Jörg Peter Krebs, Direktor des Schweizer Tourismusbüros in Deutschland.

Vor allem in Graubünden finden nicht nur Skifah-rer und Snowboarder eine Fülle von Angeboten, auch immer mehr Wanderer und Schneeschuh-läufer entdecken die winterliche Vielfalt dieser Region. Als Geheimtipp gilt eine Winterwan-derung auf der Via Engiadina, ohne Gepäck in vier Etappen auf einem herrlichen Panorama-weg durch naturbelassene Landschaften und in typische Bergdörfer. Dieses Paket mit vier Über-nachtungen entlang der Wanderroute inklusive Gepäckbeförderung, Bergbahn und Bahntickets gibt es schon ab 400 Euro pro Person.

www.graubuenden.ch/viaengiadinawww.myswitzerland.com

Val di Sole – weiße Träume zu fairen PreisenAls ausgesprochen schneesichere Region gilt das Val di Sole, im äußersten Westen des italienischen Trentino gelegen. Wintersportler finden hier aus-gezeichnete Möglichkeiten in den höchsten Ber-gen der Dolomiten (bis 3.400 Meter). Dank meist starker Niederschläge gehen hier die weißen Träu-me in Erfüllung. Bleiben die Schneeflocken den-noch einmal aus, sorgen moderne Beschneiungs-anlagen für optimale Verhältnisse. 150 Kilometer

Pisten, 60 Lift- und Aufstiegsanlagen, drei Snow-board-Parks und über 300 Skilehrer garantieren in der Skiregion „Dolomiti di Brenta“ beste Bedin-gungen. Am Presena-Gletscher wurde kürzlich eine neue Kabinenseilbahn in Betrieb genommen. Sie befördert Skifahrer bis auf 3.000 Meter, wo es Pisten für jeden Anspruch gibt. Und noch ein Pluspunkt zählt: Der Trubel, wie man ihn aus Kitzbühel oder St. Moritz kennt, hält sich hier in Grenzen. Beschauliche Orte wie Ma-rilleva oder Tonale heben sich wohltuend von den bekannten promidichten Gemeinden ab. Für den Urlauber ein entscheidender Vorteil, der mehr auf Entspannung setzt und vor allem günstige-re Preise zu schätzen weiß. Mit einem einzigen Skipass und dem praktischen Skibus-Netz kann er hier jeden Tag in ein anderes Skizentrum gelangen. Außerdem ist das Val di Sole ohne Staus und läs-tiges Parkplatzsuchen zu erreichen. Alle zwei Stunden fährt ein Eurocity von München nach Trento, einmal Umsteigen in die Trento-Malé- Marilleva-Bahn bis zur Endstation auf 900 m Höhe. Und weiter per Bus oder Skilift direkt hinein ins sportliche Vergnügen.

www.valdisole.netwww.flyskishuttle.com

Winterurlaub – mit und ohne Schnee Der Dezember 2015 verlief ungewöhnlich mild, auch im Januar blieb es überdurchschnittlich warm. Für die vielen Freunde des klassischen Wintersports könnte es in Zukunft eng werden, wenn sie nicht auf teure Gletscherlagen ausweichen wollen. Hier vier spannende Alternativen für einen gelungenen Winterurlaub.

Skispaß für Jung und Alt vor dem Dolomitenpanorama.

66 KULTUR Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Sylt für NaturliebhaberFür alle, die im Winter ganz ohne Schnee aus-kommen können, ist Sylt eine spannende Alter-native. Gerade in dieser Jahreszeit strahlt die nordfriesische Insel eine einmalige Ruhe aus. Im belebenden Reizklima kann man hier tief durchatmen, Kraft tanken und die Seele baumeln lassen. Sylt im Winter schätzen Naturliebhaber und Wanderer, die dem Rummel der Hauptsai-son entgehen wollen. Besonders in der frischen salzhaltigen Luft fällt es leicht, sich einen ge-sundheitsfördernden Energieschub zu holen.

Ein immer wieder beeindruckendes Schauspiel ist die windgepeitschte Nordsee für Spaziergän-ger auf der Seeseite der Insel. Meterhohe Wel-len brechen sich hier am Strand, Naturgewalten toben sich aus. Nach der Wanderung wärmen Grog und Glühwein oder die Sauna im Hotel. Gäste, die gerne zwischen den Dünen wandern, erwartet in erster Linie viel Erholung, Entschleu-nigung und jede Menge frische Luft.

www.sylt.dewww.insel-sylt.de

Indoor-SkiDraußen warm und trotzdem Skizirkus? Wie das geht, zeigt Deutschlands zuverlässigster Gletscher, der am Rand der Stadt Neuss liegt. Während der Schnee in vielen Skigebieten ausbleibt, herrscht in der riesigen Skihalle am Niederrhein ganzjäh-rig Hochbetrieb. Ein Großteil der jährlich gut 1,2 Millionen Besucher kommt in den Weihnachtsfe-rien, die meisten stammen aus Nordrhein-Westfa-len und den Niederlanden. Gleich neben der Halle gelegen bietet ein Vier-Sterne-Hotel besonders Familien passende Pakete für einen Kurzurlaub an: Hotel „Fire & Ice“, Doppelzimmer bei einem Online-Buchungsportal ab 99 Euro. Wer tagsüber den richtigen Schwung geübt hat, kann hier abends in einem gepflegten Wellnessbereich entspannen.Die erste Indoor-Skiregion Deutschlands bietet alles, was sich Pistenfreunde wünschen: sanfte Hänge für Kinder und Anfänger, aber auch stei-lere Strecken mit bis zu 28 Prozent Gefälle für Könner, dazwischen kleine Schanzentische für Fun & Action. Zwei Schlepplifte und ein Vierer-Sessel-lift bringen die Skifahrer zur Bergstation der über 300 Meter langen Hauptpiste. Eine Skischule des Deutschen Skilehrerverbandes bürgt für hohe Un-terrichtsqualität. Die Tageskarte für Erwachsene gibt es ab 39 Euro, für Kinder ab 30 Euro.

www.skihallen-deutschland.de/neusswww.allrounder.de

www.hotelfireandice.de

Pulverschnee auch bei warmen Außentemperaturen in der Skihalle Neuss.

Wattwandern auf der Insel Sylt.

Rotger KindermannJournalist

67Der Mittelstand. | 1 | 2016 KULTUR

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Für ihre herausragende Bachelorarbeit ist Sandra Wagner, Absolventin an der Hochschule Aalen (Baden-Württemberg) im Studiengang Augenoptik und Hör-akustik, mit dem Hochschulpreis der Binder Optik GmbH ausgezeichnet worden. Überreicht wurde der mit 1.500 Euro dotierte Preis von BVMW-Bundeswirt-schaftssenator Dr. Helmut Baur, geschäftsführender Gesellschafter der Binder Optik GmbH. Der Preis wurde in 20 Jahren jetzt zum zehnten Mal verliehen.Während ihres Praxissemesters hat Sandra Wagner am international renom-mierten Brien Holden Vision Institute in Sydney (Australien) geforscht. Für ihre Arbeit mit dem Titel „Power Profiles of Single Vision and Multifocal Soft Contact Lenses“ untersuchte die Preisträgerin Einstärken- und Mehrstärken-Kontaktlin-sen verschiedener Hersteller und stellte dabei teilweise starke Abweichungen von den Sollwerten fest.

News

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, Gerald Grusser, wurde mit der goldenen Ehren-nadel des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft aus-gezeichnet. Landesgeschäftsführer Günther Richter lobte sein Engagement für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen, insbesondere bei der Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften sowie der Unterstützung von Existenzgründungen.

Goldene Ehrennadel des BVMW für IHK-Hauptgeschäftsführer

Hochschulpreis der Binder Optik GmbH

BVMW-Bundeswirtschaftssenator Honorar- Generalkonsul Dr. Helmut Baur, Preisträgerin Sandra Wagner, betreuende Professorin Dr. Ulrike Paffrath (v. li.).

IHK-Präsident Dieter Bauhaus (BVMW-Wirtschaftssenator), IHK- Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser, IHK-Ehrenpräsident Niels Lund Chrestensen und BVMW Landesgeschäftsführer Günther Richter (v.li.).

Sie zeigten, wie Verkaufserfolg auch unter schwierigen Marktbedingungen möglich ist: Die westfälischen Vertriebsprofis von „KOBER aktiviert“ erhielten für ihre Vertriebs-konzeption den „Europäischen Preis für Beratung, Coaching 2015/2016“. Anhand eines konkreten Beratungsfalles setzte KOBER unter dem Titel: „Vertrieb für Marktführer“ Theorie in Praxis um und überzeugte die Wettbewerbs-Jury mit hohen Abschlussraten, hohen Neukundenumsätzen und stringenten Vertriebsstrategien. Die Firma setzt in ih-ren Coachings und Seminaren auf neurowissenschaftlich fundierte Trainingsmethoden und macht den Außendienst fit für den Verkauf. Der Award gilt als härtester Branchen-wettbewerb und wird in Fachkreisen auch als „Oscar der Weiterbildung“ bezeichnet.

www.koberaktiviert.de

„Oscar der Weiterbildung“ verliehen

Unternehmer gehen auf SendungDer BVMW-Landesverband Hessen hat in der Wirtschaftsregion Rhein-Main eine Medienpartnerschaft mit dem Radiosender Antenne Frankfurt für 2016 geschlossen. Insbesondere sollen aktuelle Themen der regionalen Unternehmen aufgegriffen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Unter anderem stehen im Rahmen eines exklusiven Businesstalks Unternehmerinnen und Unternehmer zwei bis drei mal pro Monat als Interviewpartner Rede und Antwort. Für den Spätsommer ist eine große Gemeinschaftsveranstaltung mit namhaften Referenten geplant.

www.antenne-frankfurt.de

99.000 Freunde Eine Unternehmerkooperation der Firmen RBG Regional Business Group AG und Conzima GmbH hat zum Jahresanfang 2016 das Projekt „99.000 Freunde“ ins Leben gerufen. Auf der Webseite www.kihte.org können sich mittelständische Un-ternehmen bundesweit registrieren. Ziel ist es, 99.000 Unternehmen zu finden, die sich um einen Menschen kümmern, der durch Flucht oder Vertreibung aus einer der Krisen-regionen nach Deutschland gekom-men ist. Die Unternehmen sollten in der Lage sein, die Männer und Frau-en bei der Grundversorgung (Essen, Kleidung, Wohnraum) sowie bei organisatorischen Herausforderun-gen wie Behördengängen, Sprachun-terricht und Wertevermittlung zu unterstützen.

Weitere Infos unter www.kihte.org

BVMW Der Mittelstand. | 1 | 201668

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Die Europäische Gesellschaft der Agrar-techniker hat Heinrich Müller, Gründer der Müller-Elektronik GmbH & Co. KG mit Sitz im ostwestfälischen Salzkotten, im Rahmen der Internationalen Tagung LAND.TECHNIK-AgEng in Hannover den Award of Merit – Innovation into Practice verliehen. Mit dem Preis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten geehrt, die einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung der Landtechnik geleistet und wegwei-sende Innovationen mit internationaler Bedeutung hervorgebracht haben. Den Grundstein des Unternehmens leg-te Heinrich Müller im Jahr 1977 mit der Entwicklung eines Hektarzählers auf Basis eines Taschenrechners. Heute ist Müller-Elektronik führender Anbieter im Bereich der Agrarelektronik. 

www.mueller-elektronik.de

Hinter der Abkürzung Q3SQ verbirgt sich ein neuer Qualitätsstandard für Soziale und nachhaltige Qualifizierung: Quality Standard for Social and Sustainable Quali-fication. Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH hat als erster hessischer Bildungsdienstleister das Siegel des Qua-lifizierungsförderwerks Chemie GmbH erhalten. Ziel des neuen Gütesiegels ist es, Qualitätsmanagement mit Sozial- und Umweltstandards für die Aus- und Wei-terbildung in der chemischen Industrie zu verbinden. Das Gütesiegel orientiert sich an international anerkannten Prinzipien und Initiativen, wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der Agenda 21 für eine nachhaltige Entwicklung und des Glo-bal Compact der Vereinten Nationen, der Responsible Care Initiative der Chemischen Industrie sowie dem Berichtsstandard der Global Reporting Initiative.

www.provadis.de

Heinrich Müller erhält Award of Merit

Provadis erhält Gütesiegel für nachhaltige Qualifizierung

Heinrich Müller (li.) erhält die Auszeichnung von Emmanuel Hugo, Präsident Europäische Gesellschaft der Agrartechniker.

Verkehrsprojekt Deutsche EinheitMit der Parallelfahrt zweier Son-derzüge und Veranstaltungen in Halle (Saale), Erfurt und Leipzig wurde die 123 Kilometer lange Eisenbahn-Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle eröffnet. An der Er-öffnungsfeier in Leipzig nahmen unter anderem Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Bundesver-kehrsminister Alexander Dobrindt, die Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Vorstandsmit-glieder der Deutschen Bahn AG sowie Dr. Karen Römpler vom BVMW teil. Die neue Eisenbahnstrecke Erfurt–Leipzig/Halle ist Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Ein-heit Nr. 8. Für rund zehn Milliarden Euro werden etwa 500 Kilometer Bahnstrecken zwischen Berlin, Halle/Leipzig, Erfurt und Nürnberg ausgebaut. Die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle ist die innovativste Strecke im Netz der Deutschen Bahn.

Ralf Erkens, Bezirksleiter Rhein-Main der IG BCE, und Helmut Krodel, Geschäftsführer des Qualifizierungsförderwerks Chemie GmbH, überreichen das Q3SQ-Gütesiegel an Provadis-Geschäftsführer Dr. Udo Lemke.

Dr. Karen Römpler (Mitte), BVMW-Senatsbeauf-tragte des Landeswirtschaftssenats Thüringen, konnte bei der Sonderfahrt mit dabei sein.

Seit Anfang des Jahres darf sich der Ober-hausener Optiker Andreas Schwanke zu den Top 100 seiner Zunft in Deutschland zählen. In einer Feierstunde im Düssel-dorfer Interconti nahm der Gründer und Geschäftsführer von SCHWANKE Optik + Akustik die Auszeichnung aus den Hän-den von Senta Berger entgegen, die dem Galaabend in der Rheinmetropole eine Prise Glamour verlieh. Das Essener Insti-tut für innovative Marktforschung hatte die Optiker und Akustiker einer strengen Prüfung unterzogen. Das seit 1995 beste-hende Unternehmen konnte mit Ange-botstiefe und individueller Betreuungs-leistung überzeugen.

www.optik-schwanke.de

Auszeichnung für SCHWANKE Optik + Akustik

Mit mehr als 50 Unternehmen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte hat die Marketing-Strategieberatung zoneEINZ aus Feldberg im vergangenen Jahr gesprochen, um in der Region eindeutige Tendenzen der wirtschaftlichen Entwicklung auszuloten. Auf der Grundlage der vielen Gespräche wurde der „Wirtschaftsindex 2015 – Mecklen-burgische Seenplatte“ fertiggestellt. Inzwischen wurde das 20-seitige Dossier bei den Vorständen von Verbänden, Kammern, Kommunen und Unternehmen eingereicht und dort durchweg positiv aufgenommen. Der Wirtschaftsindex präsentiert neben seinen Schwerpunktthemen Verbands- und Netzwerkarbeit, Mitarbeitergewinnung und Infra-struktur nicht nur Meinungsforschung, sondern auch frische und ungewöhnlich praxis-orientierte Lösungsansätze. „Wir freuen uns, dass es diese Ergebnisse gibt und wir freuen uns noch mehr darauf, sie in einem Jahr, in zwei Jahren und in allen weiteren Jahren bei den nächsten Ausga-ben des Wirtschaftsindex als Vergleichswerte anführen zu können“, so Wolf Arnold (BVMW Mecklenburg-Vorpommern), der den Wirtschaftsindex im Neustrelitzer Landeszentrum für Erneuerbare Energien präsentierte.Wirtschaftsindex Download unter: www.zone-einz.de/wirtschaftsindex2015.pdf 

Wirtschaftsindex für die Mecklenburgische Seenplatte

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Decke mit WohlfühlfaktorIn jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal zeigt Deckenspezialist OWA, wie mit seinen Deckensegeln eine perfekte Raumakustik gewährleistet werden kann.

Ansprechender SchutzSeit mehr als 50 Jahren ent-wickelt, produziert und ver-treibt OWA Deckensysteme aus Mineralwolle. Gefertigt werden komplette Deckensysteme, die auf anspruchsvolle Nutzungs-anforderungen verschiedener Räume abgestimmt sind. Zu diesen Anforderungen zählen insbesondere Raumakustik, an-sprechendes Design und Brand-schutz sowie Hygiene, Feuchte-beständigkeit und Luftreinheit.

Punktgenaue HörsamkeitMit dem von OWA neu entwickelten Deckensegel lassen sich Räume gezielt zu einer perfekten Akustik anpassen. Als Vorrichtung zur raum-akustischen Verbesserung oder zur wirkungsvollen Erstausstattung eines Raums stellen die Deckensegel eine preislich interessante Alternative zur klassischen Form der Schalldämpfung dar.

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UnternehmensprofilGeschäftsführer: Mathias Schaper (Sprecher) und Jürgen Theobald sowie Stellv. GF Maximilian von FunckSitz: Amorbach (Bayern)Gründung: 1948Mitarbeiter: ca. 475Branche: Trockenbau

www.owa.deMaximilian von Funck (Stellvertretender Geschäftsführer), mit den Geschäftsführern Mathias Schaper und Jürgen Theobald (v. li.).

Kommunikativ und stilvollDie Deckensegel von OWA bestehen entweder aus Glas-wolle oder aus einer weißen Mineralplatte. So tragen sie auch zur Verschönerung des Raumbildes bei und verbessern die kommunikative Situation durch eine klare Differenzierung des Raumschalles. Das Geheimnis liegt im Konzept: unter-schiedliche Formen und Formate erlauben clevere Kombi-nationsmöglichkeiten.

Vorläufer aus Bayern1948 als Holzfaserplattenwerk gegründet, be-gann OWA 1961 als erster Hersteller in Europa mit der Produktion von Mineralplatten. Auf dem 200.000 m² großen Gelände im bayerischen Odenwald, wo sich zugleich Hauptsitz und -pro-duktion befinden, werden heute täglich über 110.000 m² Deckenplatten produziert.

Der Mittelstand. | 1 | 2016 BVMW 71

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Kletterkünste gefragtIndustriekletterer müssen nicht nur in schwindelerregenden Höhen agieren, sondern auch handwerklich sehr geschickt sein. Ein Job für starke Nerven. Die Quasary GmbH mit Sitz in Berlin hat sich auf diese besondere Dienstleistung spezialisiert.

Arbeiten in einer Höhe, wo bei den meisten Men-schen Atemnot, Schwindel und Übelkeit aufkom-men würden – für Robert Strecker ist das kein Problem. Mit Höhenangst hatte der 2,14-Meter große Unternehmer noch nie zu kämpfen. Als er durch Freunde auf den Beruf des Industrie-kletterers stieß, wollte er es auch mal ausprobie-ren und fand schließlich in diesem Gewerbe seine Berufung. Drei Jahre ist es her, seit er gemeinsam mit seinem Partner Daniel Schrader das Unter-nehmen gründete, zunächst als einfache GbR mit Sitz in Köpenick. Später, im Jahr 2014, wurde das Unternehmen zu einer GmbH und bezog Quartier in Berlin-Lichtenberg.

QUASARY ist zwar ein junges Unternehmen, es ist jedoch in seiner kurzen Geschichte bereits stark gewachsen und konnte sich sogar interna-tional einen Namen machen. Zu Beginn bestand das Team aus fünf Mitarbeitern, heute sind es be-reits neun Festangestellte. Hinzu kommt ein gro-ßes Netzwerk von freischaffenden Kletterern, zu denen Dachdecker, Schweißer, Elektriker und viele mehr gehören. „Das ist unsere Besonder-heit“, erklärt Strecker, „wir sind sehr flexibel, da wir uns auf viele verschiedene handwerkliche Tätigkeiten spezialisieren.“ Am häufigsten be-treiben sie Glas- und Fassadenreinigung, Wer-bemontage, aber auch Arbeiten an Mästen, in Schächten oder Kanälen. Doch neben solchen Standard-Einsätzen bekommt das Unternehmen auch hochgradig spezielle Aufträge, bei denen so manch einer verzweifeln würde. Aber nicht Strecker und Schrader.

Eine besondere Herausforderung war es, die Glasdecke und das Edelstahlgebilde im Inneren der DZ-Bank am Pariser Platz in Berlin zu reini-gen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellte: „Woran viele Architekten bei der Konstruktion eines Gebäudes nicht denken, ist die Frage, wie sich dieses später einmal pflegen lässt“, erklärt Strecker. Die DZ-Bank wurde nach einem Entwurf des Star-Architekten Frank Gehry erbaut, der für seine höchst ausgefallene und dekonstruktivis-tische Architektur bekannt ist. „Doch so ge-nial die Konstruktion auch sein mag, ohne

Der Auftrag in der DZ-Bank war eine besondere Herausforderung für die Kletterer.

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Sicherungspunkte an der Decke ist es praktisch unmöglich, dorthin zu klettern“, so Strecker. Für die Arbeiten an der DZ-Bank kam ein spezieller Kletterstuhl zum Einsatz, der nicht zur Standard-ausrüstung gehört.

Zur Standardausrüstung zählen unter anderem Trag- und Sicherungsseil, Komplettgurt, Helm, Abseil- und Sicherungsgerät bis hin zu Falldämp-fer und Handsteigklemme. Insgesamt belaufen sich die Kosten für eine Komplettausrüstung auf rund 2500 Euro. Dabei kann die Ausrüstung bei einem einzigen Einsatz beschädigt und somit für weitere Einsätze unbrauchbar werden, wie etwa bei starker Sonneneinstrahlung, extremer Hitze, oder bei Kontakt mit chemischen Stoffen.

Über die Gefahren, die mit diesem Beruf zusam-menhängen, sind sich Strecker und Schrader sehr bewusst. Wie der Fachverband FISAT veröffent-lichte, verunglückten im Sommer des Jahres 2013 zwei Kletterer, die bei Wartungsarbeiten an ei-nem Antennenmast (120 m) und einem Schorn-stein (170 m) in den Tod stürzten.

Daher steht eine Vorbereitung für solche Ge-fahrensituationen bei der Ausbildung im Mittel-punkt. Auch die Rettung einer hilflosen Person im Seil, das heißt, einer Person, die sich in einem orthostatischen Schock beziehungsweise einem Hängetrauma befindet, ist essenziell bei der Ar-beit als Industriekletterer. Kommt es zu solch einer Situation, muss die betroffene Person innerhalb von zwanzig Minuten gerettet werden, ansonsten kann es tödlich für sie enden. „Das kommt aber so gut wie nie vor, das sind wirklich nur Einzelfälle“, beruhigt Strecker. Bei QUA-SARY ist ein solcher Fall zum Glück noch nie vor-gekommen. Trotzdem, ganz ohne Gefahren sind die Arbeiten nicht. Am gefährlichsten sind die Arbeiten an Silos, beispielsweise an Kraftwerks- und Lebensmittelkesseln, Müllverbrennungsan-lagen oder Brennkammern. „Man kommt nur von oben hinein und muss im Dunkeln mit schwers-tem Gerät die Schlacke abschlagen. Dabei kann es passieren, dass ein Schlackebrett, welches bis zu zwei Meter breit sein kann, abbricht und den Arbeiter erschlägt“, erklärt Strecker. Daher ist höchste Vorsicht geboten. Zudem kann es zur Entwicklung von gefährlichen Gasen kommen, darum muss der Kontakt mit dem sich oben be-findenden Kletterer dauerhaft sichergestellt sein. Generell gilt stets die Regel: Nie alleine klettern, mindestens zu zweit.

Strecker selbst klettert mittlerweile nur noch sel-ten, doch ist er bei fast jedem größeren Einsatz

vor Ort und observiert die Arbeiten, kontrolliert, dokumentiert und fotografiert. Der Kontakt zu den Kletterern ist ihm sehr wichtig. Dieses Jahr soll das Team erweitert werden, auf fünfzehn bis zwanzig feste Kletterer. Es ist zu erwarten, dass das junge Unternehmen in den nächsten Jahren weiterhin wachsen wird. Das haben sich die bei-den Inhaber jedenfalls fest vorgenommen.

Berlin ist Sitz des Unternehmens und zugleich Haupteinsatzort. Dabei ist die Konkurrenz nicht klein, ganz im Gegenteil: „In Berlin ist die wahnsin-nig groß, man merkt es vor allem an den Preisen“, so Strecker. Doch nicht nur in Berlin, sondern auch deutschlandweit und sogar weltweit ist das Unternehmen tätig: Es kamen schon Aufträge aus Griechenland, Kroatien, der Schweiz, England, Russland und sogar Katar.

Ziel von QUASARY ist es, das Geschäft in Europa weiter auszubauen. „Aber zunächst wollen wir den Berliner Markt ausschöpfen“, erklärt Stre-cker. Die beiden, Strecker und Schrader, träumen davon, den Berliner Fernsehturm beklettern zu dürfen, oder von Einsätzen am Eiffelturm und am Skywalk im Grand Canyon.

Das Quasary-Team (in der DZ-Bank, Berlin): Mit seinen 2,14 Metern überragt Firmengründer Robert Strecker (Mitte) seine Kollegen um einiges.

QUASARY GmbHInhaber: Robert Strecker & Daniel SchraderGründungsjahr: 2013Größe: 9 MitarbeiterSitz: Berlin-LichtenbergBranche: Industrieklettererwww.quasary.de Helena Moser

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Datensicherheit Made in GermanyDer Fortschritt der Kommunikationstechnologie bewegt sich mit Überschallgeschwindigkeit über die digitale Autobahn. Daten sind der Rohstoff der Gegenwart. Damit dieser sicher genutzt werden kann, braucht es höchste Sicherheitsstandards.

Vor dreißig Jahren brachte Andreas Lüning, Mit-gründer der G DATA Software AG, seinen Viren-killer AntiVirus an den Start. Vier Jahre bevor

das Internet in seine Be-ta-Phase eintrat, lieferte der angehende Informati-ker Lüning zusammen mit zwei Kommilitonen den Beweis, dass Pioniergeist und Technikbegeisterung nicht nur im Silicon Valley zu Hause sind, sondern, geschickt kombiniert, ihren Siegeszug überall antreten können. Die Bo-chumer schrieben mit der Gründung von G DATA eine für den IT-Bereich

archetypische Gründerstory und entwickelten aus einer Studentenfirma in der Garage der Eltern ei-nen Global Player in Sachen IT-Sicherheit.

„Als G DATA an den Start ging, war der Online-dienst BTX noch das Non-Plus-Ultra. Die Deutsche Bundespost setzte damals den Standard. Blickt man zurück, war das die digitale Steinzeit“, erinnert sich G Data-Vorstand Walter Schumann. Als der PC seinen weltweiten Siegeszug antrat, haben die G Data-Gründer schnell reagiert und den wach-senden Bedarf an Sicherheitslösungen erkannt. Der Durchbruch kam mit der globalen Vernetzung der Rechner. Es begann das Zeitalter atemberau-bender Beschleunigung technologischer Entwick-lungen. Heute können Unternehmen und Haushal-te angesichts immer kürzerer Innovationszyklen

schlicht nicht mithalten. Vor allem die Datensicher-heit bleibt dann auf der Strecke. Nutzerbezogene Softwarelösungen wie Virenschutzprogramme bewegen sich im Strom der Veränderung und be-feuern die allgemeine Entwicklung der Informa-tionstechnologie. Sie bieten schnell implementier-bare Problemlösungen.

Der digitale UrknallUnd was hat sich alles in dieser Zeit verändert: Es ist eine bemerkenswerte Koinzidenz der Ereignisse, dass während der Zeit des Falls des Eisernen Vor-hangs, die Freiheit des Datenflusses das Leben der Menschen durcheinanderwirbelte: Shopping in der Virtualität, News in Echtzeit oder Entertainment on Demand, innerhalb von nur einer Generation formte der technologische Wandel immer neue ge-sellschaftliche Handlungsmuster. Immer mit dabei: G DATA, die heute mit einem Team von mehr als 470 Mitarbeitern an neuen Sicherheitslösungen ar-beitet und User in mehr als neunzig Ländern bei der Sicherung ihrer Daten und Hardware unterstützt.

Bundeswirtschaftsministerium und BVMW ver-suchten indes, die bislang eher passiven Mittel-ständler und die zögerliche Politik wachzurütteln und auf die Chancen von Digitalisierung und Big Data hinzuweisen. Neben dem Ausbau der Breit-band-Infrastruktur zur schnellen Datenleitung wird angesichts millionenfacher Schadsoftware und wachsender Gefahr von Cyberattacken vor allem der Datensicherheit eine enorme Bedeutung zukommen. G DATA wird seinen Teil dazu beitra-gen, die immer noch offene Sicherheitsflanke des Mittelstands zu schließen.

„ Heute können Unternehmen und Haushalte angesichts immer kürzerer Innovationszyklen schlicht nicht mithalten.

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G Data-Campus in Bochum.

Thomas KolbeBVMW-Pressesprecher

Nordrhein-Westfalen

74 BVMW Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Flexibel durch Fachkräfte auf ZeitDie Gess Group vermittelt Mittelständlern und Konzernen bundesweit Fachkräfte auf Zeit. Flache Hierarchien, kurze, schnelle Entscheidungswege sowie ein wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern und Kunden, damit konnte die Gess Group sich ein Vierteljahrhundert erfolgreich im Auf und Ab der Personaldienstleistungsbranche behaupten.

Das Unternehmen wurde 1991 von Iris und Wolf-gang Gess in Düsseldorf als Personalberatung gegründet, rasch entstand ein dichtes Nieder-lassungsnetz von Nord nach Süd und von West nach Ost. „Wir haben immer wieder unser Dienst-leistungsportfolio an die Bedürfnisse des sich wandelnden Arbeitsmarktes angepasst“, er-klärt Iris Gess. Für die Belange des Mittelstands setzte sie sich besonders als Vorstandsmitglied des BVMW von 2007 bis 2013 ein.

2010 verkaufte das Ehepaar die Gess & Partner GmbH an einen Investor, die Capiton AG, die seit-dem weiter expandiert. Seit 2011 verstärken die Best Job Gruppe sowie die Graeber & Partner GmbH die Gess Group, die heute mit 19 Niederlas-sungen bundesweit vertreten ist. Seit 2014 führt das Geschäftsführerduo Christian H. Schneider und Christian Schmalen die Group und baut den Marktanteil stetig weiter aus. Den Erfolg des Unter-nehmens führen sie unter anderem auf die Vernet-zung der Niederlassungen sowohl in strategischen Fragen als auch im operativen Geschäft zurück.

Ein Konzept, das nach Peter Beurlen, Geschäfts-führer der Graeber & Partner Fachpersonal GmbH in Münster, aufgeht: „Durch die Zugehörigkeit zur Gess Group konnten wir im Bereich Engineering durchstarten. Wir profitieren von dem dichten Niederlassungsnetzwerk und der internen Bewer-berdatenbank.“ Ebenfalls perfekt in die Gruppe passt die BJC Best Job IT Services GmbH mit Sitz in Hamburg. „Auch der IT-Sektor verlangt eine große Flexibilität, vom Projektmanagement über die Ver-mittlung von Freiberuflern, der Personalvermitt-lung bis zur Arbeitnehmerüberlassung“, erklärt Geschäftsführer Michael Meins.

Für seine Kunden aktiviert der Dienstleister alle Kanäle. „Wir checken unsere interne Datenbank, schalten Anzeigen und nutzen Internetbörsen sowie alle relevanten Social Media-Plattformen. So können wir unseren Kunden bereits innerhalb weniger Stunden nach Auftragseingang eine ers-te Rückmeldung geben“, so Christian Schneider. Für die Unternehmen bringt Zeitarbeit eine wichtige Flexibilität bei Auftrags spitzen und für die Mitarbeiter der Gess Group ist sie ein

Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Und das wissen sie zu schätzen. Im FOCUS Magazin schaffte es die Gess Group 2016 unter die Top 10 der „Besten Arbeitgeber Deutschlands“. Das Ranking basiert auf ei-ner unabhängigen Befragung über ein On-line Access Panel auf Xing sowie auf der Plattform kununu.com. F

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Über die Gess & Partner GmbH:Gründung: 1991 durch Iris und Wolfgang GessPortfolio: Arbeitnehmerüberlassung, Personalvermittlung, On-Site- und InterimsmanagementMitarbeiter: ca. 1.850 MitarbeiterJahresumsatz: 62 Millionen Eurowww.gess-group.de

Die Geschäftsführer der Gess Group: Christian H. Schneider (li.) und Christian Schmalen.

Dr. Susann Tuchel

www.textpublik.de

75Der Mittelstand. | 1 | 2016 BVMW

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Abwasser per VakuumVier Jahre Zeit zum Einarbeiten, dann rückte Antje Adler den Chefsessel für sich zurecht. Jetzt leitet die 32-jährige die Geschicke der Vakuum Anlagenbau GmbH (VAb) im Dörfchen Plodda im südlichen Sachsen-Anhalt – eine beispielhafte Unternehmensnachfolge.

Die junge Frau ist gut gelaunt. Den Stress der ersten Wochen als Ge-schäftsführerin spürt der Gesprächs-partner nicht. Zwar sei das nicht ihr Berufswunsch gewesen, räumt sie ein. Doch mit der Gründung der eigenen Familie kam auch die Entscheidung für die Sesshaftigkeit. Und Vater Frank Mathias suchte gerade einen Nachfolger für das eigene Unternehmen. „Da habe ich allen Mut zusammengenommen und mich der Aufgabe gestellt.“ Das nötige Rüstzeug hatte Antje Adler rechtzeitig mit einem Maschinenbaustudium er-worben und in anderen Betrieben Erfah-rungen gesammelt.

1995 schlug die Geburtsstunde von VAb. Die Gründung war eine typische Nach-wendegeschichte im Osten Deutsch-lands. Frank Mathias, ein ehemaliger Ab-teilungsleiter im Kraftwerk Bitterfeld, das Betriebe im Chemiedreieck versorg-te, suchte eine neue Herausforderung. Vakuumanlagen speziell für die Abwas-serentsorgung reizten ihn, forderten seine technischen Erfahrungen. Über-all dort, wo Lösungen mit klassischen Pumpwerken bei einer Kanalisation zu aufwändig sind, kommen Vakuumanla-gen zum Einsatz, weil sie wenig störan-fällig sind und wenig Wartung brauchen. Durch einen glücklichen Zufall entdeck-te der Firmengründer ein passgenaues Patent in den USA und kaufte die Lizenz für Deutschland. Seitdem plante und baute die VAb bisher gut 130 Vakuum-entwässerungssysteme in Deutschland, in der Schweiz, in Frankreich und Irland, und modernisierte noch einmal mehr als 60 weitere Anlagen. Knapp ein Drit-tel der Anlagen werden von Plodda aus überwacht. Mit Freude berichtet Antje Adler von einem Auftrag auf der Nord-seeinsel Fehmarn, wo allein zehn Anla-gen ihre Pumpendienste leisten.

Moderne Vakuumtechnik aus Sachsen-Anhalt in der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Einsatz.

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In der sachsen-anhaltinischen Firma will man sich aber nicht auf den bisherigen Lorbeeren ausruhen. Forschung und Entwicklung gehören ebenso wie innovative Anwendungen zum Alltag. Die Geschäftsführerin berichtet von einer Lö-sung zur Abwasserentsorgung in einem Neubau mit 19 Tierställen der Tierärztlichen Hochschu-le Hannover, der demnächst in Betrieb geht. „Wir haben uns an diese Aufgabe mit ihren hohen Sicherheitsanforderungen gewagt“, sagt sie. Intelligente Lösungen dieser Art für Innen-räume will man nun verstärkt anbieten, um das neu gewonnene Ingenieurswissen dafür zu nutzen. Parallel dazu arbeiten die Spezialisten an der Entwicklung eines autarken Toilettensystems, das bei Großveranstaltungen zum Einsatz kom-men soll. Damit können in Zukunft Abwässer an Ort und Stelle in einzelne Bestandteile getrennt und dadurch effektiver und ökologischer als bis-her üblich entsorgt werden. Antje Adler zeigt sich optimistisch, dass es gelingen wird, dafür neue Partner ins Boot zu holen. „Wenn wir erfolgreich sind, könnte das ein zweites Standbein für uns als Mittelständler werden“, so ihre Einschätzung. Der Chefsessel sei eben kein Ruheplatz und Ver-antwortung für die 18 Mitarbeiter gehöre dazu. Dass ihr dabei der Vater beratend zur Seite steht, hält die 32-jährige für einen Glücksfall.

Klaus-Peter VoigtBVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Auf der Insel Fehmarn verbirgt sich das Herzstück eines Vakuumentwässe-rungssystems in einem farbenfrohen Betoncontainer.

Antje Adler übernahm 2015 die Verantwortung für das vom Vater gegründete Unternehmen.

VAb Vakuum- Anlagenbau GmbHwww.vab-vakuum.com

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Erfolgreiche BVMW- Bundestagung: Gemeinsam. Stark. Für die Zukunft.Rund 300 Verbandsrepräsentanten aus dem In- und Ausland kamen bei der ersten BVMW-Bundesta-gung des Jahres in Düsseldorf zusammen. Spitzenpolitiker und Top-Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft gaben dem Verband und seinen Mitgliedern exklusive Informationen und neue Impulse.

Fulminanter Auftakt mit Mario Ohoven.

In seinem fulminanten Eröffnungsvortrag analy-sierte Mario Ohoven die globale wirtschaftliche Lage und die ernsten Herausforderungen, die sich daraus für den deutschen Mittelstand ergeben. „2016 wird ein weltwirtschaftlich schwieriges Jahr“, so der Mittelstandspräsident. Das drän-gendste Problem neben den zu erwartenden Ver-werfungen auf den internationalen Märkten sei die anhaltende Massenmigration von Flüchtlingen nach Deutschland. Hier müsse die Bundesregie-rung schon angesichts der Kosten von mindestens 15.000 Euro pro Flüchtling und Jahr endlich han-deln und den Zustrom wirkungsvoll eindämmen.

Ebenso klare Worte in der Flüchtlingsfrage fand Wolfgang Bosbach (CDU), MdB. Der langjährige Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses forderte insbesondere die Flüchtlinge aus mus-limischen Ländern auf, sich an unsere Rechts- und Werteordnung zu halten: „Wer glaubt, in Deutschland nach der Scharia leben zu müssen, der hat sich das falsche Land ausgesucht.“

Vorsichtige Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung übte Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute und Vorsitzender des Wissenschaftli-chen Beirats des BVMW. Die Entscheidung der

Kanzlerin zur (unbegrenzten) Aufnahme von Flüchtlingen sei „nicht vom Ende her gedacht“ gewesen. Der Topökonom warnte zugleich, Deutschland sei bei allen wichtigen Ranglisten in den letzten Jahren zurückgefallen.

Eine Standortbestimmung der Eurozone aus Sicht der Bundesbank nahm deren Vorstands-mitglied Carl-Ludwig Thiele vor. Mit dem Mark Twain-Zitat „Ab heute gebe ich nur noch so viel Geld aus, wie ich einnehme – auch wenn ich mir dafür Geld leihen muss“ kritisierte er die natio-nale Schuldenpolitik vieler EU-Mitgliedsländer.

Mit einem substanzvollen Vortrag zum „Wissen als Währung der Zukunft“ führte sich der frü-here sächsische Kultusminister Prof. Dr. Roland Wöller, MdL, als neuer Bundesgeschäftsfüh-rer des BVMW ein. Seine Erfahrung: Bildung in Deutschland funktioniere häufig noch immer nach dem Motto „Nur die Besten aufs Gym-nasium – und meine Kinder“ …

Einen Blick in die Arbeitswelt von morgen wagte Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Abicht. Der Zukunftsfor-scher wies darauf hin, dass bis zum Jahr 2035 bis zu 47 Prozent aller Arbeitsplätze automatisier-bar seien. Umso mehr sei Digitalkompetenz in den Unternehmen gefragt.

Den Unternehmern exklusive Informationen und unmittelbaren Nutzen zu bieten, darum ging es auch bei den Workshops und Impulsvorträgen für die Verbandsrepräsentanten. So machte sie Starcoach Karsten Brocke fit für die Gespräche mit Mittelständlern vor Ort.

In seiner inspirierenden Abschlussrede forderte Mario Ohoven dazu auf, 2016 zum Jahr des digitalen Durchbruchs für den Mittelstand zu machen. Deutschland müsse sich bei der Digi-talisierung weltweit mit an die Spitze setzen. Hierzu gebe der BVMW wertvolle Impulse an Unternehmer und Politiker.

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Finanzfachmann: Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

In Workshops von- und miteinander lernen, Nutzen für die Unternehmer vermitteln.

Visionär: Zukunftsforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Abicht.

BVMW-Vizepräsident Dr. Hans-Michael Pott und Prof. Dr. Elisabeth Pott, Vorstandsvorsit zende der Deutschen Aids-Stiftung.

Stimmgewaltiger Stargast: Sopranistin Ludmila Larusso.

Umjubelt: Wolfgang Bosbach, MdB, kritisierte die Flüchtlings-politik der Kanzlerin.

Neuer Bundesgeschäftsführer für den BVMW: Prof. Dr. Roland Wöller, Minister a. D.

Prof. Dr. Dr. h. c. Bert Rürup, Präsident Handelsblatt Research Institute, Vorsitzender Wissen-schaftlicher Beirat des BVMW.

Gemeinsam lernen – Verbandsbeauftragte Isabell Zerres inmitten ihrer Kollegen.Dynamischer Coach: Karsten Brocke, Experte für Wahl- und Kaufentscheidungen.

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Gelungene Stabübergabe

Der Mittelstand.: Was reizt Sie als erfahrener Landespolitiker und langjähriger Staatsminis-ter in Sachsen an der neuen Aufgabe im BVMW?

Prof. Dr. Roland Wöller: Der Mittelstand ist Herzkammer der deutschen Wirtschaft und Triebfeder für Forschung und Innovation in un-serem Land. Über 60 Prozent aller Arbeitsplätze stellen die mittelständischen Unternehmen. Die-se beeindruckenden Zahlen kommen nicht von ungefähr. Kern des Erfolges ist die von langfris-tigem Denken geprägte Unternehmenskultur. Der BVMW repräsentiert diese wie kein anderer Verband. Dem Mittelstand die Stimme zu geben, die er braucht, halte ich für eine höchst spannen-de Aufgabe, daher freue ich mich, ab sofort Teil des erfolgreichen BVMW-Teams zu sein.

In Ihrer Zeit als Kultusminister schnitt Sachsen regelmäßig als bestes Bundesland bei Bildungs-vergleichen ab. Welche Rolle spielt die Bildungs-politik für Sie aus unternehmerischer Sicht?

Bildung ist der wichtigste Rohstoff, den wir in Deutschland haben. Eine gute Bildungspolitik ist somit die mit Abstand lohnendste staatliche Investition. Wissen ist die Währung der Zukunft. Man denke nur an den Fachkräftemangel vieler

Branchen oder aktuell an die Flüchtlingskrise, bei der die enorme bildungspolitische Integrati-on noch vor uns liegt.

Für Unternehmen spielt auch die Weiterbildung der Mitarbeiter eine immer wichtigere Rolle. Um in Zeiten der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir uns alle, vom Azubi bis zum Geschäftsführer, kontinuierlich weiterbil-den. Das Stichwort Lebenslanges Lernen muss auch mit Leben gefüllt werden.

Welche politischen Schwerpunkte wünschen Sie sich von der Bundesregierung in den nächs-ten Jahren?

Der Verband hat sich seit seiner Gründung vor 40 Jahren als die Stimme des Mittelstands etabliert. Auf die bisherigen Erfolge, etwa bei der Vermei-dung überbordender Bürokratie – Stichwort: Ele-na – darf der Verband zu Recht stolz sein.

Aktuell befinden wir uns aber an einem Schei-deweg. Anstatt sich im Klein-Klein von Regu-lierungsvorhaben zu verirren, müssen wir den Weg zu den großen Linien zurückfinden. Mit der Digitalisierung und dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom stehen uns massive Verände-rungen bevor. Für Unternehmen sind die sich verändernden Rahmenbedingungen große He-rausforderungen, aber auch große Chancen. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden letzt-lich das unternehmerische Geschick und die von der Politik vorgegebenen Rahmenbedingungen. Es ist unsere Aufgabe, die Interessen des Mittel-stands, sei es bei TTIP oder der Erbschaftsteuer, gegenüber der Politik erfolgreich zu vertreten. Auf diese Aufgabe freue ich mich.

Minister a. D. Prof. Dr. Roland Wöller ist neuer BVMW-Bundesgeschäftsführer und tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Minister a. D., an, der in den baden-württembergischen Wahlkampf zieht.

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Seit 1999 gehört Prof. Dr. Roland Wöller dem Sächsischen Landtag an. Das Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre schloss er mit der Promotion ab, 2006 berief ihn die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden zum Professor für Volkswirtschaftslehre und Umweltökonomie. Nach der Berufung im Jahr 2007 zum Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft war er von 2008 bis 2012 Sächsischer Staatsminister für Kultus und Sport.

80 BVMW Der Mittelstand. | 1 | 2016

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Bundeswirtschaftssenat –Inspirationen für 2016Einen Besuch in der Königlichen Porzellanmanufaktur, einen Empfang in der französischen Botschaft und Vorträge von Top-Referenten konnten die Bundeswirtschaftssenatoren zum Jahresausklang in Berlin genießen – ein Programm der Sonderklasse für die Vorzeigeunternehmer.

Rund 60 hochkarätige Unternehmerinnen und Un-ternehmer waren auf Einladung des BVMW nach Berlin angereist. Zum Auftakt des Tagesprogramms waren die Teilnehmer zu Gast bei der weltbekann-ten Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM). Unter der Führung von Geschäftsführer Jörg Woltmann konnten die Gäste den handwerklichen Produktionsprozess hautnah miterleben. Einst im persönlichen Besitz von Friedrich dem Großen, fertigt KPM noch heute stilistisch einzigartiges Porzellan von höchster Qualität und nach überlie-fertem Verfahren. Bevor ein Stück das kobaltblaue Zepter erhält, durchläuft es zahlreiche Arbeits-schritte und strenge Qualitätskontrollen. So wird jedes Exemplar zum Meisterwerk. Seit 250 Jahren wird am historischen Standort in Berlin-Tiergarten das über Generationen gewachsene Handwerk gepflegt. Es war ein höchst außergewöhnliches Erlebnis, den Künstlern bei der Herstellung des Porzellans über die Schulter schauen zu können.

Im Anschluss daran hatten die Senatoren und Senatorinnen die große Ehre, vom französischen Botschafter, S. E.. Philippe Étienne, persönlich in seiner Botschaft empfangen zu werden. Im Mit-telpunkt des Gesprächs standen die deutsch- französischen Wirtschaftsbeziehungen.

Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag des Präsidenten der Hebräischen Universität Jerusalem, Prof. Dr. Menachem Ben-Sasson. Der Historiker und Politiker, der von 2006 bis 2009 in der Knesset saß, referierte über die Zukunft der globalen Innovationspolitik. For-scher der Hebräischen Universität von Jerusalem haben bis heute über 20 Nobelpreise erhalten.

Am Abend fand mit einem exklusiven Empfang im Hotel The Ritz-Carlton die traditionelle Advents-gala statt. Der Dirigent und Managementcoach Christian Gansch, vierfacher Grammy-Preis-träger, zeigte in seinem inspirierenden Vortrag auf, was Unternehmen von Orchestern lernen können. Vom Solo zur Sinfonie – wie aus Vielfalt Einheit entsteht, aufeinander hören, miteinander

handeln: Sowohl in Orchestern als auch Unter-nehmen hängt der Erfolg von der entscheidenden Frage ab, wie sich aus individueller Kompetenz und Vielfalt unternehmerische Einheit und Iden-tität entwickeln lassen.

Zum Abschluss des festlichen Abends wurde den Spitzenunternehmern Oliver Kastalio, Thomas Borst und Rainer Bilgeri die Senatorenwürde ver-liehen.

Zu Gast in der KPM, einer der ältesten und bekanntesten Porzellan-Manufakturen der Welt.

Empfang in der Französischen Botschaft in Berlin durch den Botschafter S. E. Philippe Étienne (re.).

Meister des Taktstocks: Dirigent und Management-coach Christian Gansch.

Prof. Dr. Menachem Ben-Sas-son, Präsident der Hebräi-schen Universität Jerusalem.

Die Senatoren dokumentieren durch ihre Mitgliedschaft im Bundes-wirtschaftssenat ihr Bewusstsein und ihr aktives Engagement für eine nachhaltige, ökosoziale und verantwortliche Unternehmensführung. Sie stehen für die unternehmerische Verantwortung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

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Impressum

Der Mittelstand.Unternehmermagazin des BVMW

HerausgeberBVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V.Präsident Mario OhovenMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 Berlinwww.bvmw.de

Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Alfred Jung und Sven Tilch bei.

Titelbild: Gloszilla – Colourbox.com

RedaktionTel.: 030 / 53 32 06-16Fax: 030 / 53 32 [email protected]

Judith BlaskRotger H. Kindermann (Korrespondent)Helena MoserChiara Ohoven (Art Director)Friederike PfannEberhard Vogt (Chefredakteur)

Verlagmattheis. werbeagentur gmbhKastanienallee 410435 BerlinTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagenmattheis. werbeagentur gmbhTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

RechnungsstelleBVMW Servicegesellschaft mbHMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 BerlinTel.: 030 / 53 32 06-26Fax: 030 / 53 32 [email protected]

DruckereiMöller Druck und Verlag GmbHZeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manu-skripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter-nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 4/2015

Impulse für die EnergiewirtschaftIm Gespräch mit dem Energiebeauftragten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß, bekennt sich die BVMW-Energiekommission zur Nachhaltigkeit und stellt die Weichen für die Zukunft.

Der bewusste und nachhaltige Umgang mit Na-tur und Rohstoffen ist kein neuer Ansatz. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts prägte Hans Carl von Carlowitz den Begriff der Nachhaltig-keit. Er war königlich-polnischer und kurfürst-lich-sächsischer Kammer- und Bergrat sowie Oberberghauptmann des Erzgebirges und kriti-sierte angesichts knapper Holzbestände den auf kurzfristigen Gewinn angelegten Raubbau an den Forstbeständen. Holz war zu dieser Zeit die Hauptquelle für Energie und essentiell für den im Erzgebirge betriebenen Erzabbau.

Damals wie heute ist die Verfügbarkeit von Ener-gie einer der wesentlichen Faktoren für eine funktionierende Wirtschaft und Wohlstand. Aus diesem Grund wurde vor fast fünf Jahren die Energiekommission des BVMW gegründet. Seit-her diskutieren die Mitglieder des Gremiums die wichtigen energiepolitischen Fragen unserer Zeit und geben wichtige mittelständische Impulse für die politischen Debatten auf Bundesebene. Zu-letzt diskutierten die Unternehmer mit dem Ener-giebeauftragten der CDU/CSU-Bundestagsfrak-tion, Thomas Bareiß, über die Digitalisierung der Energiewirtschaft. Dabei wiesen sie insbesonde-re auf die Bedeutung der richtigen Rahmenbe-dingungen für den Mittelstand hin. Der deutsche

Mittelstand ist hoch innovativ. Um sein Potenzial auch in der Digitalisierung der Energiewirtschaft entfalten zu können, braucht es offene Stan-dards, damit neue Ideen ihren Weg in den Markt finden können. Die Einbindung der Erneuerbaren Energien in das Energiesystem und die dringend notwendige Sektorenkopplung von Strom, Wär-me und Mobilität kann nur mit einer modernen Informations- und Kommunikationstechnologie gelingen.

In der Digitalisierung liegt großes Potenzial für den effizienten und nachhaltigen Umbau der Energiewirtschaft. Seit ihrer Gründung verfolgt die Energiekommission des BVMW das Ziel nach-haltiger Energiepolitik. Neben der Energieversor-gung möchte sich die Kommission künftig stärker Themen rund um die Verfügbarkeit und Nutzung von Ressourcen widmen. Die Positionierung zum geplanten Wertstoffgesetz der Bundesregierung war hier nur der Auftakt. Künftig nennt sich die Kommission daher „Kommission für Energie und nachhaltiges Wirtschaften“. Damit unterstreicht die Kommission ein wesentliches Prinzip mittel-ständischer inhabergeführter Unternehmen: den Fokus auf nachhaltige Entwicklung legen, statt auf kurzfristige Gewinne – so wie es von Carlowitz be-reits im frühen 18. Jahrhundert gefordert hat.

Thomas Bareiß, der Energiebeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (2. v. li.) im Gespräch mit Mitgliedern der Energiekommission: Reinhard Schneider, Patrick Meinhardt, Philipp Behm (v. li.).

Philipp BehmBVMW

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