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Der Ophthalmologe ISSN 0941-293X OphthalmologeDOI 10.1007/s00347-018-0664-6
Konjunktivales Melanom
AG SOP · Unter-AG KonjunktivalesMelanom
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Originalien
Ophthalmologehttps://doi.org/10.1007/s00347-018-0664-6
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil vonSpringer Nature 2018
Jan-Peter Glossmann1 · Nicole Skoetz1 · Barbara Starbatty1 · Martina Bischoff2 ·Serge Leyvraz3 · Henrike Westekemper4 · AG SOP · Unter-AG KonjunktivalesMelanom · LudwigM. Heindl1,51 Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn, UniversitätsklinikumKöln, Köln, Deutschland2 Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland3Medizinische Onkologie und Charité Comprehensive Cancer Center, Universitätsmedizin Berlin, Berlin,Deutschland
4Universitätsaugenklinik undWestdeutsches Tumorzentrum Essen, UniversitätsklinikumEssen, Essen,Deutschland
5 Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
Konjunktivales MelanomStandardisiertes Vorgehen in Diagnostik,Therapie und Nachsorge
Standardisiertes Vorgehen in dermodernen ophthalmologischen On-kologie ist unerlässlich, selbst wenn– wie dies häufig für seltene onko-logische Erkrankungen der Fall ist –dafür bisher keine evidenzbasierteLeitlinie vorliegt. Die Arbeitsge-meinschaft Standard OperatingProcedures (AG SOP) im Netzwerkder Onkologischen Spitzenzen-tren der Deutschen Krebshilfe hatmithilfe einer Arbeitsgruppe erst-malig für das maligne Melanomder Bindehaut eine zentrenüber-greifend harmonisierte SOP zumdiagnostischen und therapeutischenVorgehen und zur Nachsorge erstelltund veröffentlicht.
Hintergrund
Das maligne Melanom der Bindehautstellt nach dem Karzinom den zweithäu-figsten malignen Primärtumor der Au-genoberfläche dar [1–3]. Die Inzidenzbeträgt in Mitteleuropa 0,1 Fälle pro100.000 Einwohner und Jahr [3, 4]. DieMelanominzidenz nimmt in den letzten3 Jahrzenten in weißen Bevölkerungenweltweit zu [3, 4].
Das Bindehautmelanom entwickeltsich in 74% der Fälle aus einer pri-mär erworbenen Melanose („primaryacquired melanosis“, PAM) mit Atypien,in 19% de novo und in 7% aus einem
vorbestehenden konjunktivalen Nävus[5–7].
Der Tumor setzt sich aus unterschied-lich pigmentierten atypischenMelanozy-ten zusammen,die die Substantia propriader Bindehaut infiltrieren [1, 5, 7, 8]. Derklinische Befund ist sehr variabel. Häu-fig imponiert eine bräunlich bis rötlichpigmentierte Bindehautprominenz [1, 5,7, 8]. Typisch sind zum Tumor ziehendestärkere Gefäße, die den Tumor versor-gen („feeder vessels“; [1, 5, 7, 8]). Die Lo-kalisation umfasst den Limbus corneae,die Conjunctiva bulbi, die Conjunctivafornicis, die Conjunctiva tarsi, die Ca-runcula und die Plica semilunaris [1, 5,7, 8].
Trotz chirurgischer Tumorresektionund adjuvanter Chemo-/Radiotherapieist die Prognose des Bindehautmelanomsungünstig [9, 10]. In der größten aktuel-lenStudie vonShields et al. an343Patien-ten betrug die 5-Jahres-Lokalrezidivratebei T1-Tumoren 44%, bei T2-Tumoren78% und bei T3-Tumoren 76% [9, 10].Die 5-Jahres-Rate der lymphogenen Me-tastasierung in die regionalen Lymph-knoten wurde bei T1-Melanomen mit17% angegeben, bei T2-Melanomen mit52%undbei T3-Melanomenmit 49% [9,10]. Die 5-Jahres-Fernmetastasierungs-rate belief sich bei T1-Tumoren auf 11%,bei T2-Tumoren auf 35%und bei T3-Tu-moren auf 42% [9, 10]. Die melanom-spezifische5-Jahres-Mortalitätbetrugbei
T1-Melanomen 5%, bei T2-Melanomen20%undbeiT3-Melanomen23%[9, 10].
Die wichtigsten prognostischen Fak-toren umfassen nichtbulbäre Tumorlo-kalisation, vertikale Tumordicke, Rezi-divanamnese, inkomplette Exzision, no-duläres Wachstum und De-novo-Entste-hung [9, 10].
SOP und Netzwerk-SOP
Standard Operating Procedures (SOP)sind hochaktuelle und konkretisierteBehandlungsanleitungen, wobei mancheSOP zusätzlich noch Lücken im Systemder vorhandenen Leitlinien füllen. Sol-che SOP werden an allen 14 von derDeutschenKrebshilfe gefördertenOnko-logischen Spitzenzentren inDeutschlandvorgehalten. Die Vergabe des Titels „On-kologisches Spitzenzentrum“ erfolgt ineinem kompetitiven Vergabeverfahrender Deutschen Krebshilfe mit Begut-achtung durch ein internationales Ex-pertengremium und muss regelmäßigdurch Wiederbegutachtung erneuertwerden. Natürlich impliziert dieser Titelausdrücklich nicht, dass andere onko-logische Kliniken in Deutschland oderauch ophthalmoonkologische Abteilun-gen keineswegs „nicht spitze“ seien.Üblicherweise werden SOP als klinischeBehandlungspfade in einem Zentrumkrankheitsspezifisch für die Diagnostik,Therapie und Nachsorge einer onko-
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ICD-Liste OL
DKH
• Abfrage durch die KOSOP an die Zentren über die Mitglieder der AG SOP (cc an CCC-Direktoren)• KOSOP erstellt vorläufige Liste und koordiniert Telko• Autorenteam stimmt Rollen inkl. Federführung ab• Info über Zusammensetzung der Gruppe an AG SOP, alleAutoren und CCC-Direktoren
Besprechung des Prozesses und der nächsten Schritte
Erste Abstimmung über Mail
Freigabe durch federführende Autoren
Mit Deadline
Ggf. erneuter Versand an alle zur Prüfung
Artikel in Fachzeitschrift
Information an Kooperationspartner und interessierte Parteien
4 W
oche
n4–
8 W
oche
n4
Mon
ate
Diskussion von relevanten Punkten der Autoren im Rahmenvon Webkonferenzen
AGSOP
Versorgungslücke
Motivation einzelner Fachärzte
Thema mit erhöhtem Bedarf an Anpassung anErkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft
Festlegung des Themas, Konsenentscheidung derAG SOP
Festlegung einer Fachexpertengruppe
Finale erste Fassung der SOP
Versand an alle CCC zur Prüfung und Freigabe
Einsammeln aller aktuellen SOP zu demfestgelegten Thema durch KOSOP
Einsammeln eines 1. Entwurfs der Netzwerk-SOPdurch KOSOP mit Experten
Veröffentlichung der Netzwerk-SOP auf derHomepage der Spitzenzentren
Prüfung eingegangener Kommentare, Diskussionmit den Autoren, Überarbeitung, Freigabe durch
federführende Autoren
Handbuch zurErstellung vonSOP
Template derAG SOP
Rollendefinition
Abb. 18 ErstellungeinerNetzwerk-SOP.KOSOPKoordinationsstellederAGSOP,DKHDeutscheKrebshilfe,CCCOnkologischesSpitzenzentrum,gefördert durchdieDeutscheKrebshilfe,OL LeitlinienprogrammOnkologie, LL Leitlinie, ICD-Liste Listeder inden CCC vorhandenen SOP, nach International Classification of Diseases (ICD) sortiert, Telko Telefonkonferenz
logischen Erkrankung entwickelt. Umrelevanten klinischenNeuerungenRech-nung zu tragen, werden sie bei Bedarfaktualisiert, in der Regel erfolgt eineÜberarbeitung aber nach 1–2 Jahren.Sofern zu einer spezifischen Erkrankungeine evidenzbasierte Leitlinie des on-kologischen Leitlinienprogramms (OL)vorliegt, dient diese als Grundlage derSOP, ergänzt um aktuell publizierte Stu-dien und Forschungsergebnisse.
Für seltene Erkrankungen, für diebisher keine evidenzbasierten Leitlinienvorliegen, erstellen Fachexperten ausden Onkologischen Spitzenzentren in-terdisziplinär und zentrenübergreifendNetzwerk-SOP. Da SOP in der Regeldeutlich schneller auf Innovationen inDiagnostik und Therapie reagieren kön-nen als nationale Leitlinien, bieten SOP– auch für Nutzer außerhalb von On-kologischen Spitzenzentren – eine gute
Möglichkeit, sich über die aktuellstenmedizinischen Behandlungsstandardssowie innovative Verfahren zu informie-ren.
Arbeitsgruppe SOP
Die „Arbeitsgruppe Standard OperatingProcedures (AG SOP)“ ist Teil des Netz-werksderOnkologischenSpitzenzentrenin Deutschland, das auf Initiative derDeutschen Krebshilfe gegründet wurde.Die AG hat sich die Aufgabe gestellt,die SOP-Aktivitäten in den Spitzenzen-tren zu analysieren, die Inhalte bzw.den Aufbau von zentrenspezifischenSOP zu standardisieren sowie natio-nal harmonisierte Netzwerk-SOP v. a.auch für seltenere Krebserkrankungenzu erarbeiten und frei zugänglich zu ver-öffentlichen. Sie steht im Austausch mitdem Leitlinienprogramm Onkologie der
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftli-chen Medizinischen Fachgesellschaftene.V. (AWMF), der Deutschen Krebs-gesellschaft (DKG) und der DeutschenKrebshilfe.
Methodik
In . Abb. 1 ist der in der AG SOPkonsentierte Ablauf zur Erstellung vonNetzwerk-SOPdargestellt.NachdemBe-schluss der AG SOP im November 2016,eine Netzwerk-SOP zum Thema Binde-hautmelanom zu erstellen, erfolgte eineAbfrage zur Mitarbeit an alle Onkologi-schen Spitzenzentren. Die Kommunika-tion in die Zentren hinein obliegt denTeilnehmern der AG SOP, die zeitglei-che Information an die Direktoren derSpitzenzentren soll gewährleisten, dassdie entsprechenden Experten involviertwerden. In einer ersten Webkonferenz
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wurde denAutoren zunächst das Ziel desProjekts sowie der Prozess der Erstellungerläutert. Anschließend wurde durch dieAutoren die Federführung festgelegtund die nächsten Schritte besprochen.Auf der Grundlage bereits bestehenderSOP in den Zentren, die im Vorfeldgesammelt wurden, erstellte die wissen-schaftliche Koordinatorin einen erstenArbeitsentwurf in enger Abstimmungmit den Federführenden. Im RahmenvonweiterenWebkonferenzenwurdemitallen Autoren inhaltlich der Entwurf derNetzwerk-SOP abgestimmt, fertiggestelltund zur letzten Prüfung an alle Zentrenverschickt, mit einer Rückmeldefrist von4 Wochen. Die finale Freigabe erfolgtedurch die Federführenden.
Ergebnisse
Diagnostik des konjunktivalenMelanoms
Bei Verdacht auf ein konjunktivales Me-lanom sollte die weitere Abklärung ineinem spezialisierten Zentrum erfolgen.Diewichtigsten initialen Schritte sind dieAnamnese, die klinische Untersuchungund bildgebende Verfahren. Zur Unter-suchung gehören die Spaltlampenbiomi-kroskopie zur Inspektion der komplettenKonjunktiva mit Überprüfung der Ver-schieblichkeit, EktropionierenvonOber-und Unterlid, das Ausmessen und dieFotodokumentation des Befundes inklu-sive Vergleich mit Vorbefunden (sofernvorhanden). Neben der standardisiertenEchographie zähltdieUltraschall-Biomi-kroskopie (UBM) zum initialen bildge-benden Standard (. Abb. 2).
Diagnosesicherung
Die Entscheidung für das weitere Vor-gehen sollte in einem interdisziplinärenTumorboard beschlossen werden. EineBiopsie erfolgt inderRegel exzisional, so-fern Tumorlokalisation und -größe dieszulassen. Bei einer primär erworbenenMelanose sollte die Dokumentation an-hand eines Bindehautmappings erfolgen.Neben der histopathologischen Aufar-beitung gehört die Mutationsanalyse desPrimärtumors zum heutigen Standard.Initial sollte die Bestimmung von BRAF
Zusammenfassung · Abstract
Ophthalmologe https://doi.org/10.1007/s00347-018-0664-6© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
J.-P. Glossmann · N. Skoetz · B. Starbatty · M. Bischoff · S. Leyvraz · H. Westekemper · AG SOP ·Unter-AG Konjunktivales Melanom · L. M. Heindl
Konjunktivales Melanom. Standardisiertes Vorgehen inDiagnostik, Therapie und Nachsorge
ZusammenfassungHintergrund. Für seltene onkologischeErkrankungen wie dem malignenMelanomder Bindehaut fehlen meist evidenzbasiertenationale Leitlinien. Als Alternative bietensich in diesen Fällen Standard OperatingProcedures (SOP) an.Fragestellung. Ziel des Projekts war dieErstellung einer konsentierten SOP zurDiagnostik, Therapie und Nachsorgedes konjunktivalen Melanoms zwischen14 onkologischen Zentren, die von derDeutschen Krebshilfe gefördert werden.Methoden. Die SOP-Erstellung erfolgte imRahmen eines definierten Prozesses, bei dem
Zeitrahmen, Informationsfluss und Rollenfestgelegt waren.Ergebnisse und Schlussfolgerung. Erstmalswurde eine zwischen den von der DeutschenKrebshilfe zertifizierten „deutschen onkolo-gischen Spitzenzentren“ konsentierte SOPfür die Diagnostik, Therapie und Nachsorgedes malignen Melanoms der Bindehautfestgelegt.
SchlüsselwörterBindehaut · Tumoren · Versorgungsstandard ·Versorgungsqualität · Anschlussversorgung
Conjunctival melanoma. Standard operating procedures indiagnosis, treatment and follow-up care
AbstractBackground. In cases of rare cancer entities,such as malignant melanoma of theconjunctiva, there are often no evidence-based national guidelines available. Standardoperating procedures (SOP) are an alternativein these cases.Objective. The aim of this project was todevelop a consensus SOP for diagnosis,treatment, and follow-up care of conjunctivalmelanomas between the 14 Centers ofExcellence in Germany supported by GermanCancer Aid.
Methods. The SOP was prepared according toa defined process including timelines, flow ofinformation, and roles.Results and conclusion. This is the firstconsensus SOP of the Centers of Excellence inGermany (certified by the German Cancer Aid)regarding diagnosis, treatment, and follow-upfor malignantmelanomas of the conjunctiva.
KeywordsConjunctiva · Neoplasms · Standard of care ·Quality of care · Aftercare
und c-KIT erfolgen. Bei BRAF-negati-ven Tumoren folgt die Bestimmung vonNRAS. Sollten die Schnittränder nichttumorfrei sein, erfolgt in der Regel eineNachresektion, ggf. mit lamellärer Ke-ratektomie/Sklerektomie.Wenn eine Be-strahlunggeplant ist, sollte allerdings kei-ne lamelläre Keratektomie erfolgen. Beiintraokulärem/orbitalem Wachstum er-folgt die Exenteratio oder Bestrahlung.Eine Enukleation ist nur bei besonde-ren Indikationen angezeigt, da bei derEnukleation im Gegensatz zur Exente-ration die Bindehaut erhalten wird unddamit die Tumorkontrolle in der Folgeerschwert ist (. Abb. 3).
Operative Rekonstruktion
Nach der operativen Entfernung des Tu-mors in Minimal-Touch-Technik kom-men verschiedene Rekonstruktionsver-fahren infrage. Neben der Verschiebe-plastik und der autologen Konjunkti-vatransplantation vom kontralateralenAuge stehen auch dieMundschleimhaut-plastik und die Amnionmembrantrans-plantation zur Verfügung (. Abb. 4).
Staging und Stadieneinteilung
Zum Staging gehören die Palpation undSonographie der Lymphknoten sub-mandibulär, präaurikulär, zervikal und
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Tab. 1 Stadieneinteilung gemäßAJCC 8. Fassung [11]
Klinisch: Primärtumor Histopathologisch: Primärtumor
Tx Primärtumor kann nicht beurteiltwerden
Tx Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 Kein Hinweis auf einen Primärtu-mor
T0 Kein Hinweis auf einen Primärtumor
– Tis Melanom auf das konjunktivale Epithelbegrenzta
T1 –MalignesMelanom der bulbären Konjunktiva
T1a <1 Quadrantb pT1a Melanom der bulbären Konjunktiva; Invasionder Substantia propria mit Dicke ≤2mm
T1b ≥1 bis <2 Quadranten pT1b Melanom der bulbären Konjunktiva; Invasionder Substantia propria mit Dicke >2mm
T1c ≥2 bis <3 Quadranten –
T1d ≥3 Quadranten –
T2 –MalignesMelanom der nichtbulbären Konjunktiva oder Beteiligung der Karunkel
T2a Ohne Karunkelbeteiligung,≤1 Quadrant der nichtbulbärenKonjunktiva
pT2a Melanom der nichtbulbären Konjunktiva;Invasion der Substantia propria mit Dicke≤2mm
T2b Ohne Karunkelbeteiligung,>1 Quadrant der nichtbulbärenKonjunktiva
pT2b Melanom der nichtbulbären Konjunktiva;Invasion der Substantia propria mit Dicke>2mm
T2c Mit Karunkelbeteilgung und≤1 Quadrant der nichtbulbärenKonjunktiva
–
T2d Mit Karunkelbeteiligungund>1 Quadrant der nichtbulbärenKonjunktiva
–
T3/4 – MalignesMelanomder Konjunktiva jeglicher Größemit lokaler Invasion
T3a Bulbus pT3a Bulbus
T3b Augenlid pT3b Augenlid
T3c Orbita pT3c Orbita
T3d Tränen-Nasen-Gang, Tränensack,paranasale Nebenhöhlen
pT3d Tränen-Nasen-Gang, Tränensack, paranasaleNebenhöhlen
T4 Tumor jeglicher Größe mit Zen-tralnervensystembeteiligung
pT4 Melanommit Invasion in das Zentralnerven-system
Klinisch: regionale Lymphknoten Klinisch: Fernmetastasen
Nx Regionale Lymphknoten könnennicht beurteilt werden
–
N0 Keine regionalen Lymphknoten-metastasierung
M0 Keine Fernmetastasierung
N1 Regionale Lymphknotenmetasta-sierung
M1 Fernmetastasierung
AJCC American Joint Commitee on CancerapT(is) Melanoma in situ (schließt den Begriff primär erworbene Melanose bzw. konjunctivalemelanozytäre intraepithelale Neoplasie ein)mit Atypien, diemehr als 75%der normalen epithelialenDicke einnehmen, mit zytologischen Merkmalen epitheloider Zellen, einschließlich abundantenZytoplasmas, vesikulärer Nuclei oder prominenter Nucleoli, oder das Vorhandensein intraepithelialerNester von atypischen ZellenbQuadranten werden definiert nach Uhrzeiten, ausgehend vom Limbus (z. B. 6, 9, 12 und 3 Uhr). Dieshalbiert die Karunkel
parotidal. Die dermatologische Untersu-chung erfolgt zum Ausschluss kutanerTumoren und die HNO-ärztliche Un-tersuchung zum Ausschluss einer Na-sopharynxbeteiligung. Im Rahmen derLaboruntersuchung sollten ergänzendS100 als Tumormarker für das mali-gne Melanom und Laktatdehydrogenasebestimmt werden. Die radiologischeBildgebung mit Computertomographie(CT) oder Magnetresonanztomographie(MRT) von Hals/Thorax/Abdomen undMRT des Schädels dient dem Ausschlussvon Metastasen (. Abb. 5). Bei der Sta-dieneinteilung gilt die 8. Fassung desAmerican Joint Commitee on Cancer(. Tab. 1; [11]).
Adjuvante Therapie
Es besteht Konsensus, dass eine alleini-ge chirurgische Tumorexzision ohne ad-juvante Therapie obsolet ist. Allerdingsgibt es bei der adjuvanten Therapie kei-nen Goldstandard, vielmehr gibt es ver-schiedene Verfahren, die zentrenspezi-fisch zum Einsatz kommen können. DieKryotherapie kann sowohl intraoperativ– sofern imbehandelndenZentrumstan-dardisiert – als auch postoperativ zumEinsatz kommen. Auch bei der Bestrah-lung hängt die Applikationsform von derInfrastruktur des Zentrums ab. Nebender Brachytherapie mit Applikator kom-menteletherapeutischeVerfahrenwiedieProtonentherapie zum Einsatz. Die to-pische Chemotherapie mit Mitomycin-C-Augentropfen (0,02%) kann intraope-rativ erfolgen. Postoperativ – dann al-lerdings erst nach Epithelschluss – kön-nen entweder Mitomycin-C-Augentrop-fen (0,02–0,04%) oder die topische Im-muntherapie mit Interferon-α-2b einge-setzt werden (. Abb. 6).
Therapie von Metastasen
Im Fall einer metastasierten Erkran-kung soll ein onkologisches Zentrumeinbezogen werden, in dem ein Tumor-boardbeschluss mit interdisziplinärerTherapieempfehlung und der eingehen-den Beratung des Patienten Grundlagefür das weitere Vorgehen ist. Sofernmöglich, sollte die Teilnahme an einerklinischen Studie in Erwägung gezogen
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Abb. 28 Diagnostik des konjunktivalenMelanoms
Abb. 38 Diagnosesicherung
werden. Wenn keine Mutationsana-lyse des Primärtumors durchgeführtwurde, erfolgt zum jetzigen Zeitpunktdie Biopsie einer Metastase mit an-schließender Mutationsanalyse, oder dieMutationsanalyse erfolgt nun anhanddes archivierten FFPE-Tumormaterials(FFPE: „formalin fixed paraffin embed-ded“) des Primärtumors. Abhängig vomMutationsstatus kommen BRAF-/MEK-Inhibitoren oder eine Immuntherapiemit Checkpointinhibitoren zum Einsatz[11–13]. Bestrahlung und die chirurgi-sche Therapie bleiben weitere Optionen(. Abb. 7).
Nachsorge
Indenersten5 Jahrenerfolgt eine engma-schige augenärztliche Nachsorge quar-talsweise, ergänzt durch eine HNO-ärzt-liche Kontrolle (. Abb. 8). Die Bildge-bung (CT oder MRT von Hals/Thorax/Abdomen und MRT des Schädels) undS100-Bestimmung werden bei initialenTumoren ≥pT2 [11] im Vergleich zu Tu-moreneinschließlichpT1 [11] indeners-ten 3 Jahren intensivierter durchgeführt(. Abb. 9 und 10).
Ausblick
Mit der vorliegenden SOP wurde imNetzwerk Onkologischer Spitzenzentrenin Deutschland erstmalig für das mali-gne Melanom der Bindehaut eine SOPerstellt. Methodisch handelt es sich umeine in einem mehrschrittigen und mul-tizentrischen Konsensusprozess erstellteVerfahrensanweisung. Dies ist eine guteund notwendige Basis auf dem Wegzur Entwicklung einer deutschen Leitli-nie zur Behandlung des konjunktivalenMelanoms.
Diese SOP versteht sich als Empfeh-lung und nicht als „Bevormundung“ fürÄrzte in der Behandlung des konjunkti-valen Melanoms. Sie kann und will aus-drücklich nicht dem behandelnden Arztdie Verantwortung nehmen, für den ein-zelnen Patienten in all seinen Sondersi-tuationen und Wünschen eine individu-elle Therapieempfehlung auszusprechenund eine individuelle Betreuung anzu-bieten.
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Abb. 49 OperativeRekonstruktion
Abb. 59 Staging
Fazit für die Praxis
4 Das Bindehautmelanom stellt eineErkrankung dar, die einer interdis-ziplinären Versorgung an einemophthalmoonkologischen Zentrumbedarf.
4 Die standardisierte Diagnostik, The-rapie und Nachsorge sollte im Rah-men interdisziplinärer Tumorboardsorganisiert sein.
4 Therapeutisch sollte eine vollständi-ge Tumorexzision in Minimal-Touch-Technik immer mit einer adjuvan-ten Therapie in Form von Kryo-,Radio-, topischer Chemo- und/oderImmuntherapie kombiniert werden.
4 Die Behandlung des metastasiertenBindehautmelanoms stellt weiterhineine Herausforderung dar. NebenBestrahlung und Chirurgie kommen,abhängig vom Mutationsstatus,BRAF-/MEK-Inhibitoren oder eineImmuntherapie mit Checkpointinhi-bitoren zum Einsatz.
4 Alle Patienten sollten in ein standar-disiertes, interdisziplinäres Nachsor-geprogramm eingebunden werdenmit vierteljährlichen Kontrollun-tersuchungen innerhalb der ersten5 Jahre.
4 Die SOP ist im Internet abruf-bar (http://www.ccc-netzwerk.de/netzwerk-sops/onkologische-netzwerk-sops.html).
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Abb. 78 Therapie vonMetastasen
Abb. 88 Follow-up allgemein
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Abb. 98 Follow-up für pT1-Tumoren
Abb. 108 Follow-up für ≥pT2-Tumoren
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. L. M. HeindlZentrum für Augenheilkunde,Universität zu KölnKerpener Straße 62,50924 Köln, [email protected]
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft (AG) Stan-dard Operating Procedures (SOP). Verena Materna(Charité Comprehensive Cancer Center Berlin, Uni-
versitätsmedizin Berlin); Esther Troost (UniversitäresCancer Center Dresden, UniversitätsklinikumDres-den); Karina Noak (Universitäres Cancer CenterDresden, UniversitätsklinikumDresden); Micha-el Benito Rabenort (Universitäres Tumor ZentrumDüsseldorf, UniversitätsklinikumDüsseldorf ); Ste-fan Palm (Westdeutsches Tumorzentrum Essen,UniversitätsklinikumEssen); Timm Kemink (Univer-sitäres Cancer Center Frankfurt, Universitätsklini-kum Frankfurt); Kristina Degener (ComprehensiveCancer Center Freiburg, UniversitätsklinikumFrei-burg); Carola Reimer (Universitäres Cancer CenterHamburg, UniversitätsklinikumHamburg); PhilippeSchafhausen (Universitäres Cancer Center Hamburg,
UniversitätsklinikumHamburg); Mareike Dietrich(Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Hei-delberg, UniversitätsklinikumHeidelberg); KatrinHale (Nationales Centrum für TumorerkrankungenHeidelberg, UniversitätsklinikumHeidelberg); Chri-stof Scheid (Centrum für Integrierte Onkologie KölnBonn, UniversitätsklinikumKöln); Victoria Schneider(Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn, Uni-versitätsklinikumKöln); Elke Tafel (ComprehensiveCancer Center Mainz, UniversitätsklinikumMainz);Ina Pretzell (Comprehensive Cancer Center Mainz,UniversitätsklinikumMainz); Julia Dorn (Comprehen-sive Cancer Center München, UniversitätsklinikumMünchen); Stefan Böck (Comprehensive Cancer Cen-
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ter München, UniversitätsklinikumMünchen); Ga-briele Kraus-Pfeiffer (Comprehensive Cancer CenterMünchen, UniversitätsklinikumMünchen); AndreaSeckinger (Comprehensive Cancer Center TübingenStuttgart, UniversitätsklinikumTübingen); RebekkaSommer (Comprehensive Cancer Center Ulm, Uni-versitätsklinikumUlm); Ute Schauer (ComprehensiveCancer Center Mainfranken, UniversitätsklinikumWürzburg); Axel Krein (Comprehensive Cancer CenterMainfranken, UniversitätsklinikumWürzburg)
Mitglieder der Unter-Arbeitsgemeinschaft (AG)Konjunktivales Melanom. FriedegundMeier (Der-matologie, UniversitätsklinikumDresden, Universi-täres Cancer Center Dresden); Falk Sommer (Augen-heilkunde, UniversitätsklinikumDresden, Universitär-es Cancer Center Dresden); Stefan Kreis (Augenheil-kunde, UniversitätsklinikumEssen, WestdeutschesTumorzentrum Essen); Heike Richly (Innere Klinik –Tumorforschung, UniversitätsklinikumEssen, West-deutsches Tumorzentrum Essen); Sebastian Bauer(Innere Klinik – Tumorforschung, Universitätsklini-kum Essen, Westdeutsches Tumorzentrum Essen);Klaus Griewank (Dermatologie, UniversitätsklinikumEssen, Westdeutsches Tumorzentrum Essen); IgorHrgovic (Dermatologie Uniklinikum Frankfurt, Uni-versitäres Cancer Center Frankfurt); Markus Meissner(Dermatologie Uniklinikum Frankfurt, UniversitäresCancer Center Frankfurt); Robert Wolff (Neurochir-urgie Uniklinikum Frankfurt, Universitäres CancerCenter Frankfurt); Claudia Auw-Hädrich (Augenheil-kunde/Histologisches Labor, UniversitätsklinikumFreiburg, Comprehensive Cancer Center Freiburg);Thomas Reinhard (Augenheilkunde, Universitäts-klinikum Freiburg, Comprehensive Cancer CenterFreiburg); Dagmar von Bubnoff (Dermatologie, Uni-versitätsklinikum Freiburg, Comprehensive CancerCenter Freiburg); Bettina Fuisting (Augenheilkunde,UniversitätsklinikumHamburg, Universitäres Can-cer Center Hamburg); Janina Staub (Dermatologie,UniversitätsklinikumHamburg, Universitäres CancerCenter Hamburg); Jessica C. Hassel (DermatologieUniklinikumHeidelberg, Nationales Centrum fürTumorerkrankungen Heidelberg); Karolina Jablonska(Radioonkologie, UniversitätsklinikumKöln, Centrumfür Integrierte Onkologie Köln Bonn); Simone Mar-nitz-Schulze (Radioonkologie, UniversitätsklinikumKöln, Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn);Max Schlaak (Dermatologie, UniversitätsklinikumKöln, Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn);Panagiotis Laspas (Augenheilkunde, Universitätskli-nikumMainz, Comprehensive Cancer Center Mainz);Carmen Loquai (Dermatologie, UniversitätsklinikumMainz, Comprehensive Cancer Center Mainz); JakobSiedlecki (Augenheilkunde, UniversitätsklinikumMünchen, Comprehensive Cancer Center München);Daniela Süsskind (Augenheilkunde, Universitäts-klinikum Tübingen, Comprehensive Cancer CenterTübingen Stuttgart); Frank Paulsen (Radioonkolo-gie, UniversitätsklinikumTübingen, ComprehensiveCancer Center Tübingen Stuttgart); Thomas Eigent-ler (Dermatologie, UniversitätsklinikumTübingen,Comprehensive Cancer Center Tübingen Stuttgart);Nikolai Treiber (Dermatologie, UniversitätsklinikumUlm, Comprehensive Cancer Center Ulm); ThomasAch (Augenheilkunde, UniversitätsklinikumWürz-burg, Comprehensive Cancer Center Mainfranken);Anja Gesierich (Dermatologie, UniversitätsklinikumWürzburg, Comprehensive Cancer Center Mainfran-ken); Daniel Kampik (Augenheilkunde, Universitäts-klinikumWürzburg, Comprehensive Cancer CenterMainfranken)
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. J.-P. Glossmann, N. Skoetz,B. Starbatty,M. Bischoff, S. Leyvraz, H.Westekemper,L.M. Heindlwie auch sämtlicheMitglieder der AGSOPundderUnter-AGKonjunktivalesMelanomgeben an,dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitragbeinhaltet keine vondenAutorendurchgeführten Studien anMenschenoder Tieren.
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