>> 愛媛大学 - ehime university sprechakt/handlungsausdrucke ... · tremung.dann...

18
IYOKAN - Institutional Repository : the EHIME area http://iyokan.lib.ehime-u.ac.jp/dspace/ >> 愛媛大学 - Ehime University This document is downloaded at: 2017-10-15 14:56:30 Title Sprechakt/handlungsausdrucke (SAX) und Schriftentwicklung I Author(s) REINELT, Rudolf Citation 愛媛大学法文学部論集. 人文学科編. vol.9, no., p.269-285 Issue Date 2000-09-25 URL http://iyokan.lib.ehime-u.ac.jp/dspace/handle/iyokan/3177 Rights Note

Upload: others

Post on 16-Oct-2019

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

IYOKAN - Institutional Repository : the EHIME area http://iyokan.lib.ehime-u.ac.jp/dspace/

>> 愛媛大学 - Ehime University

This document is downloaded at: 2017-10-15 14:56:30

Title Sprechakt/handlungsausdrucke (SAX) und SchriftentwicklungI

Author(s) REINELT, Rudolf

Citation 愛媛大学法文学部論集. 人文学科編. vol.9, no., p.269-285

Issue Date 2000-09-25

URL http://iyokan.lib.ehime-u.ac.jp/dspace/handle/iyokan/3177

Rights

Note

Sprechakt/hand1ungsausdrucke(SAX)

          und Schriftentwick1ung I

Rudo1f Reine1t

1.1≡:imleit皿mg

1.1.G6gensta11d

   In diesem Beitrag geht es um eine recht heterogene Gruppe von Verben,

d1e unter verschledenen Bezelchnungen flrmlert Sprechaktverben,sprech-

handlungsbezeichnende Verben,助eecんαcC m7ろ∫,m7あα励。em励,m7ろ∫ψ

mψo〃mg,usw,ja nach theoretischer Ausrichtung.Dabei ist nach Mey”A

speech act(is)created when speaker/writer S makes an utterance U to

hearer/reader H in context C“(In Mey1998allen Artikeln Ober功eecんαc応

a1s Arbeitsdefinition vorangestellt).Wir fuhren da拙r unten(Tei13)die

Bezeichnung Sprechakt/hand1ungsausdrucke(助eecゐλcmomノ助m∫∫ク。m∫:

SAX)ein.

1.2.Theoretischer Himtergrmnd

   Heute haben aufgrund der weltweiten Globalisierung von Institutionen

一269一

RudoIf Reine1t

aIIe Ku工turen und Sprachen,die diese Institutionen haben,die dafur

notwendigen Ausdrucke,inc1.der dafur notwendigen SAX ubernommen

Oder ausgebiIdet.

   Dies war aber sicher nicht immer so g1oba1der Fa1I,schon allein wegen

der unterschied工ichen Auspr査gung von Institutionen,soweit es sie廿ber-

haupt in der Form,wie wir sie heute kemen,gab.

   Mit einiger Berechtigung(s,u.Tei14.1.)kam man n首m1ich annehmen,

dass die EntwickIung einer gr柵eren Anzah1,d.h.jenseits von den BASIC

SAV,mit der Erfindung und Verbreitung von Schrift zu tun hat.Auch

wenn wir diese These hier nicht in a1Ien Einzelheiten nachweisen kOnnen,so

versuchen wir doch Beispie1e und Erk1互rungsans査tze冊r die ersten Stufen

zu geben.Genauere Untersuchungen mussen naturhch von den jewei1igen

Fach1inguisten durchgef舳rt werden.

   Andererseits kam man auch annehmen,dass zumindestens in einigen

Bereichen der Schriftentwick1ung die Notwendigkeit von bestimmten Zei-

chen揃r sprachIiche T査tigkeiten,die sich aus der Entwick1ung von SAX

ergab,eine wichtige Rone spie1te.So kam man in den mit IU SAGEN,

i.e.GONben gebildeten Zeichen,den Radika1a1s augemeinen,i.e.nicht

nach Funktionen unterschiedenen,schrifthchen IFID(〃。cm痂舳リガκε

をmaたακmg ae〃。e)ansehen.

   Wir mOchten,vorerst ohne k1ein1iche Unterunterscheidungen,die

Gruppe von SAX wie in Tei13definiert daraufhin untersuchen,we1chen

Einf1uss ihre Ausbi1dung auf die Entwicklmg der Schrift hatte,und umge-

kehrt,welche Auswirkungen die Entwick1ung von Schrift auf die Ausbi1-

dung von so1chen Wbrtern hatte.

   Dazu mussen wir die Entstehmgszentren von Schrift und dort mむg-

lichst die fruhen Phasen betrachten. 互n nur4Gegenden unserer Erde

wurden (wohl)unabh査ngig voneinander Schriften entwicke1t=China,

270

Sprechakt/handlungsausdr廿。ke(SAX)und Schriftentwick1ung I

Mesopotamien,Agypten und Mitte1amerika(zu Maya s.u.).W盆hrend es

bereits eine Vie工zah1an Theorien zur Entstehung und Entw{ck1ung von

Schrift(en)und einze1nen Unterbereichen gibt(Coulmas1989.1996),so ist

doch noch weitgehend unklar,warum sich we1che Bereiche von Schrift wie

(weit)entwickelt haben.Zum Beispie1hat sich meines Wissens noch

niemand ubergreifend m王t der Erfassung des sprach工ichen Hande工ns se1bst in

Schrift befasst.Wir betreten hier a1so Neuland,md dementsprechend

sind a11e hier gemachten Aussagen mit Vorsicht zu genieBen.

1.3.Stene皿wert

Der Ste11enwert der Arbeit ist also=

  Ein Beitrag zur Entwick1ung(eines wichtigen Tei/s)der Sprache.

  Eine Grund1age zur AufsteIIung von Thesen fur die Sprechakttheorie und

Schriftentwick1ung aus historischer Perspektive.

   Wir kdmen hier noch nicht auf die Frage ei㎎ehen,was es bedeutet,

ein bestimmtes SAX in einer Sprache zu,,haben“.Auch sind Aussagen

uber,,H貧u士igkeit“in diesem Untersuchungsbereich immer re1ativ zu den

uberhaupt gefundenen Materialien.Sicher aber wurden die Sprechaktver-

ben,die wir im fo1genden betrachten,nicht umsonst oder zuf萱11ig gebi1det,

zuma1es am Anfang nur wenige gab,und ihre Handhabung a11es andere als

einfach ist,insbesondere wegen der mit ihnen verbmdenen soziaIen ImpIi-

kationen,

   Vie1e SAX bendtigen in ihrem handlungspraktischen Aufbau eine

Trennung von der Aktua1it葛t des Aeusser1ユngsaktes.Dabei geht es z.B.

um eine Tremung des Ortes,der Zeit oder gar der Person.Ein F1uch ist

nur sinnvo工1,wenn er in der Zukunft an eine nicht wohIgesonnene Person

gerichtet ist.Entsprechendes gilt fur Widmu㎎en.Leider erfaBt der Aus-

druck力.左von Sear1e nicht ganz den Punkt,aber Ahn1ichkeiten sind vorhan一

2?1一一

RudoIf ReineIt

den.Die schriftliche Fassung von Sprache ermbglicht nun gerade diese

Tremung.Dann kむnnte man uberspitzt formuheren,dass einige SAX erst

mit der Erfindung der Schrift und deren Verwendmg fur SAX simvo1I

geworden sind,obwohl es sie sicher vorher schon gab,z.B.Drohungen und

Absprachen.

2.ZieIe umd mδgIiche Methoden

Das Zie1dieser Arbeit ist,ansatzweise zu zeigen,

   dass es gegenseitige Beeinf1ussung von Schriftentwicklung und Entwick-

1ung von SPrechaktausdrucken gegeben hat,und

_wie diese Entwicklung verlaufen ist.

   Im Extrem kむnnte man sagen,dass die Schriftentwicklung(uberhaupt

erst)zur Herausbi1dung von SAX a1s monolexematischen Ausdrucken f廿hrt,

w宜hrend vorher2(oder mehr)Ausdr並。ke verwendet wurden1Dieser sog.

SPLIT ermbglicht im fo1genden z.B.die Erk1貫rung,wie es zur Bildung von

einem der produktivsten RadikaIe der Schriftentwick工ung uberhaupt kam.

    Cmm gmmao∫α伽kam die EntwickIung etwa so charakterisiert wer-

den:

   Nach einem verg1eichbaren Start in a11en Schriftsystemen mit nur

einigen wenigen SAX entwickeIte sich die Lage in den verschiedenen

Sprachen bzw.Schriften unterschied1ich.Die Entwick1ung war zwar

nicht einheitlich,aber eine Systematik1身sst sich doch erkennen=

   (Aus hier nicht zu k1査renden Gr廿nden erfo1gte die)Ausbi1dung einer

notwendigerweise rein sprachHch handhabbaren Institution,z.B.die

(potentie11verifizierbare)Weissagung(diese ist noch a1s Liste mdg1ich).

   Es war wichtig,dass diese Institution fruh entstand und direkte hand-

1ungspraktische Relevanz(aIso nicht erst in einigen Jahren oder nur indirekt

■272

Sprechakt/hand]ungsausdrOcke(SAX)und Schriftentwick]ung I

wie bei Erz査hlungen)in Abh査ngigkeit von den md fuer die Beteihgten hatte

(dies ist nicht mehr nur a工s Liste mbg1ich,S査tzewerdennotwendig).Diese

Institution war zumindest Garant des Bestandes,wem sie nicht gar fur die

Weiterentwick1ung von Schrift und SAX fdrder1ich wirkte.Durch deren

Existenz wiederum wurden weitere Formen ausgebi/det.

一A1sForschungsprob1emb1eibtdamzuerk1萬ren,woundwarumjewels

bei den SAX der Umschwung vom vorschriftlichen Gebrauch(wem es ihn

denn gegeben hat)zum fixierten,schrift1ichen,Gebrauch in der jeweiligen

Institution stattgefunden hat.Dabei gab es mehrere Entwick工ungen,die

verschiedene Str葛nge darste11en:Es wurden verschiedene(auch erfolgユ。se,

vgl.F1む。he in Sumer)Wege gega㎎en,md wir kδnnennurversuchen,die

Ans盆tze zu beleuchten.

一AmEndegibtesvie1eSAX,abersiesindnichtnotwendigerweisein

gescbriebener Form,sondern mr dort wo sich rein sprach1iche In-

stitutionen,die diese erfordern,ausgebi1det haben. Bei den Tutsi und

Hutus im Ruanda der sp飢en1990er Jahre war das nicht der FaI11Unan-

zweifelbare Anschu1digungen,Rechtfertigungen usw,gibt es nicht,trotz

der Massaker,w旨hrend die Stasi mit ihren extensiven Aufzeichnungen an

diese uber sich ergehen1assen muB.

    Bevor wir in die Untersuchmg einsteigen,mussen wir im voraus einige

methodische Anmerkungen machen=

一AuspraktischenBeschr萱nkungenderMateria1situation,dieauchvie1

uber den Nischencharakter und Besitztumsanspruche und Abschottungsver-

suche in der Forschungssituation aussagen,waren nur einige wenige Texte

ver抽gbar,und trotz wiederholter Bestenmgen wurden davon wiederum

nur einige zur Ver地gung geste刀t.

一Vor1貫ufigeAussagensindaberm091ich,dadiezurVer揃gmgstehenden

273

Rudolf Reine}t

Referenzwerke schon abgesch1ossen sind und damit,wem sie benutzbar

sind,in vorausgew盆hlter md komprimierter Form repr身sentative Daten

darbieten.

   Dass dabei deren Richtigkeit,vieneicht unberechtigterweise,voraus-

gesetzt ist,ist unumgehbar:Es gibt noch keine verg1eichenden Arbeiten,

und sie sind der einzige Korpus.Erg互nzungen aus der Literatur werden

herangezogen,soweit dies mbg1ich ist,md uns diese im Origina1zur

Verfugung stand.

_Das Materia1zu Lexika ist normalerweise aus Hmderten von Texten

entnommen.Insofern kam eine minimaIe Ver1慧Blichkeit vorausgesetzt

werden.In der n昼。hsten Zukunft wird a11erdings eine,erst jetzt mbghche,

Erfassung und Untersuchung mit dem Computer nδtig.Sie kam unbe-

grenzt Texte erfassen und unvergleich1ich schne11er und genauer ana工ysier-

en.

一〇riginaIe steHen ein groBes ProbIem dar,weiI sie nur旨uBerst se1ten zur

Ver揃gung gesteIIt werden.

   Fur die Erfassung von SAX musste man eigent1ich die minimalen Listen

zu vergIeichbaren Zeitpunkten vergIeichen:BASIC SAV.Am bes亡en

w言re es naturユich,wem man historische Entwick1ungen mitberucksichtigen

kδnnte1

    Wa㎜und wo taucht das Wort/Zeichen zum ersten Ma1auf?

    Leider gibt es so1che Listen nicht. Die einzige uns bekannte,i.e.

verfugbare Untersuchung im einzeIsprach1ichen Bereich ist Attinger(1993)

fur Sumer.

   Eine idea工e Situation w葛re gegeben,wenn fOr aIIe Schriftzeichen in der

jeweihgen Sprache und Schrift ane Lesungen,Zusammensetzungen md ane

Bedeutungen,und diese mbghchst in historischer ReihenfoIge vom ersten

Vorkommen bis....verzeichnet w査ren.Leider ist die Wirk1ichkeit etwas

274

Sprechakt/handIungsausdrucke(SAX)und SchriftentwickIl」ng I

weniger einfach.Am schwierigsten scheint die Bearbeitung fur Maya,wo

sogar Gユyphs,deren Lesungen und Bedeutungen getrennt pub]iziert werden,

so dass ein riesiger Aufwand fur minimale Ergebnisse notwendig ist.

  Die e1ementarsten SAX bezeichnen T貧tigkeiten,die durch Sprechen

rea1isiert werden:SPRECHEN,FRAGEN,ANTWORTEN,usw.Dem-

entsprechend dijrften auch dje anderen SAX zuerst f高r die Reaユisierしmg

durch Sprechen gebildet worden sein,d.h.揃r den direkten力。e一#o一力。e

-Kontakt,wo die AuBerungen se1bst physika1isch nur Sekundenbruchtei1e

zur Verfugmg stehen,den zu uberwinden sie aber geschaffenwurden.Man

七ber1ege dies einma1fOr FORDERN,das in a11en drei Bereichen vorkommt.

So komp1exe SAX wie亙〃∫c肋〃な舳gem oder刀伽虎finden sich in keinem

der Korpora und durften ubera11abge1eitete,wei1sp旨te Bi1dungen sein,

  Es kam desha1b gut sein,dass am Anfang wirkhch nicht mehr a1s die

BASIC SAV nOtig waren,wei1die地r genauere Unterscheidungen notwen-

dige physikalische Pr査senz oder zumindest Verfugbarkeit des gesagt

Ge宜uBerten eben nicht gegeben war.Auf ProbIeme,die sich durch die

Fixierung in der Schrift ergeben,woI1en wir hier nicht eingehen,tei1weise

geh6ren sie auch in den Bereich der PhiIosophie.

_A11e Aussagen,die im fo1genden gemacht werden,sind natur1ich nur

relativ gu1tig.Man kam ke{ne abso1uten Aussagen machen,weil schon

morgen jemand den Gegenbeweis finden kbnnte.Ausserdem waren sprach/i-

che Rege1ungen nicht so streng wie heute(vg1.z.B.die Scbreibungen im

Sumer Beispiel in4.2),und ein gewisser Spie1raum ist sowieso ein wesent-

liches Merkmal der Sprache uberhaupt.Es ist deshalb schon von vomher-

ein prob1ematisch,mit unseren einigermassen festen Definitionen an Gegen-

standsbereiche heranzugehen,die nicht so klar abgegrenzt waren und

eigent1ich nur kむnst1ich zu trennen oder zu subk1assifizieren sind.

275『

Rudo1f Reine〕t

3.Definition:Sprecllakt/hand1ungsausdr並。ke(SAX)

   Bisher wurden Sprechaktverben(oeγろ∫oゾ砂eα肋mg,sprechaktbezeich-

nende,sprechhandlungsbezeichnende Verben,usw.,je nach theoretischer

Richtung,in der Grammatik weitgehend mit oeγろα伽em”erfasst)und

-ausdrucke meist synchronisch in handlungstheoretischer und k1assifikato-

rischer Hinsicht untersucht.

   Sie sind in verschiedenen Sprachen recht unterschiedlich ausgepr宜gt

(mehr oder weniger performative Verben,vie王e oder wenige Verben des

Sagens)und nicht auf europ査ische Sprachen(Heeschen1980)beschr富nkt,

sowohI was ihre Anzah1,Formenvie王fa1t,Vertei1ung,sowie ihre Verwen-

du㎎wie auch ihre Wichtigkeit㎞System der jewei1igen Sprache se1bst

betrifft(Nishijima2000).

Verschueren(1998)unterscheidet zwei Typen:

1) ”Speech act verbs can be defined narrow1y or broad1y.Under the

  broad definition the term covers an verbs which can be used for the

  description(and sometimes the performance)of types or aspects of

  linguistic action or verba1behavior;hence the term‘1inguistic action

  verb’(LAV)wou1d be more appropriate...

   The fie1d of LAVs inc1udes items as diverse as to so1i1oquize,to talk,

  to write,to sentence,to apo1ogize,to prophesy,to predict,to assert,to

  swear,to plead,to comand,to acquiesce,to negotiate,to denigrate,to

  whisper,and even to ventriioquize.“

2) ”Under a narrower definition,speech act verbs(SAVs)are verbs which

  can be used for the description(and sometimes the performance)of

  ,speech acts‘in the sense of orthodox speech act theory as formu1ated by

  John Searle(see Speech Act Theory-An Overview).In other words,

  SAVs typicaIly focus on an,inocutionary force‘associated with a single

276

Sprechakt/hand1ungsausdrむ。ke{SAX〕und Schriftentwick1ung I

  utterance of sentence1ength.From the above1ist,on1y to sentence,to

  apo1ogize,to predict,to assert,to swear,to plead,to command,and

  possibly to ban wou1d fit the narrower definition comfortably一‘‘

Reine1t1996verwendet eine身hnliche Unterscheidung:

   ”speech act verbs,in a wider sense,denote actions usua11y performed

by speaking(オ。 ’en,’o ae∫cγ必e)or,in a narrower sense,verbs which

constitute actions by their virtue of being uttered under the appriopriate

conditions(such as’o mαmeα∫彦meよXλmmm)“(Reinelt BKK1996:924)一

Einige SAX scheinen fundamenta1zu sein in einer jewei1igen Sprache-

Verschueren(1985)nennt7Eigenschaften von so1chen”basic1inguistic

action verbs“:

1.mono1exemic(d.h.nicht ersch1ieBbar aus seinen Tei1en)

2. kann nicht durch anderes definiert werden(十)

3. PsychoIogica1Iy sa1ient

4. dient haupts首。h1.zur Bez.von sprach1.HandeIn

5. Anwendung nicht eng beschr互nkt

6. unmarkiert

   Im Fa11e des Chinesischen heisst dies z.B.,dass a1ユe Bildungen mit

MUND,und derer gab es schon vie王e,und mit SAGEN nicht berucksichtigt

werden kdnnen.

   Nicht in a11en Sprachen ist die Unterscheidung Verbgegenuber anderen

syntaktischen Kategorien k1ar ausgepr萱gt.Als BeispieI aus dem Bereich der

hier gemeinten SAV diene das fo1gende=

ROWANG   i.e.Thai=Wか舳mg,(z.B.auf einem Schild)oder gesagt,ist eine

Wかmm惚,9anz egal ob man das mit1肋舳me∫古e,oder1ω沙舳mem&e,

o.首.ubersetzen win,da dieser Ausdruck auch zug1eich Verb ist.

   Es ist desha1b woh1sinnnvo11er,von Sprechakt/hand1ungsausdrOcken,

277…

Rudo!f Reinelt

d.h.∫枇ecゐαc彬mリe幼m∬ゴm∫(SAX)(nicht:deren Bezeichnungen l)zu

sprechen.

   In meinem Beitrag behande/e ich SAX aus diachronischer Perspektive.

Dabei kann es naturlich Verschiebungen in den Bedeutungen geben.Diese

herauszufinden kann eine Forschungsaufgabe fiir die Zukunft sein.

4.Schriftentwick11mgsgegenden

   Von den vier Schriftentstehungsgebieten sind uns aus drei Gebieten

reich工ich UnterIagen ver揃gbar,wenn sie uns denn zur Verfugung gestent

werden.In dieser Arbeit kむnnen nur drei Gebiete,China,Sumer und

Agypten betrachtet werden,weiI uns nur aus diesen Gebieten Materia1

vor1ag-Desha1b ste11t schon aus technischen Gr伽den Maya,die einzige

andere Gegend mit SchriftentwickIung,die Kontro11gruppe dar.

   AI1erdings stehen uns auch aus den erw旨hnten Gebieten nur sehr be-

schr加kt Materialien zur Verfugung,so dass eine eigentliche Hypothesen-

bi1du㎎gar nicht mむg1ich ist.Wir kbmen sch1ie舳。h nur Tendenzen

angeben,wie sie sich uns darbieten,und hoffen,dass sie durch die sp言tere

Forschung bewiesen oder wider1egt,d.h.durch bessere ersetzt werden.

4,1.China

   Die身1testenAufzeichnungen,diewir ausChinahaben,sindWeissagun-

gen auf Rinderknochen und auf Schi1dkrbtenpanzem(Keightley1985).

Dabei wurde,ganz kurz gesagt,eine Behauptung(und/oder deren Nega-

tion)aufgeschrieben,der Panzer gebrannt,und aus dem Verユauf von Bruch-

spuren vom KOnig eine Weissagu㎎auf das Zutreffen der Behauptu㎎

vorausgesagt.Manchma1wurde auch das Gesamtergebnis berichtet.Das

folgende Beispiel zeigt die wesent1ichsten E1emente und die fruhe Entwick一

278

Sprechakt/handlungsausdrOcke(SAX)und Schriftentwicklung I

lung von SAX im Chinesischen.

Ching Hua2(PeriodI〕

linke Seite in

Umschrift

一籔

bu2.

鰯姜

VOrauSSagen

・灘   一

    。Sagen

Textanfang

berichten(d)

 Sagen

  Der Text auf der linken Seite lautet,(Keightley1985:43(in Klammem

lfd.Nr-des Zeichens,angefangen von rechts oben,Spalte1,1)):

(Vorwort)Crack-making on kuei-ssu(day30)(1,3),Chueh divined(1,5):

(Behauptung)In the next ten days there will be no disaster(1,8):

(Vorhersage)The king,reading the cracks,said(1,11)=

一279一

RudoIf Reinelt

There win be harm,there wi11perhaps be the coming of aIarming news(2,

5)

(Verifizier㎜g)When it came to he fifth day,ting yu(day34)(2,10),there

rea1Iy was the coming of a王arming news from the west(3,2).

Chih Kuo,reporting said(3,6):

”The Tu-Fang are besieging in our eastern borders(3,13)and have harmed

two settlements“(4,3)

The Kung Fang a1so raided the fieIds of our western borders(4,8).

   Die in diesem Abschnitt vorkommenden SAX zeigen a11e Erscheinungen

bis zur Entstehung des Radika1s GEN=

1)Am Anfang gibt BU2(1,2)nur die Situationsdefintion als Vorher-

  sagesituation und1oka1isiert das fo1gende darin.

2)Das fむnfte Zeichen bezeichnet die Behauptmg(performatives Verb fur

  die Aufste11ung einer BehauPtung?)und wer die gemacht hat(1,4).Es ist

  aIso ein SAX.

   In sp互terer zeit hat BU2die Funktion und die Bedeutung der Ausse-

  rung von1,5ubernommen,und wird bis heute noch so verwendet.

  Heute wird1,5(zur Entwick1ung s.Keight1ey1985:216,d{e Ab1eitung

  ist nicht unumstritten!)auch noch fむr Voraussagen verwendet,aber

  h萱ufiger im Sinne von∫mあm,d,h.ein Wechse1von SAX in einen andem

  Zusammenhang scheint stattgefunden zu haben.

   In diesem Fa11 gibt ein Zeichen den Ort der sprach1ichen Hand1ung an

  und das zweite den Ausdruck se1bst(wobei in diesem Fa11noch die

  Ikonizit査t durch die Schrift hinzukommt).

   Ganz富hnIich strukturiert,wem auch etwas anders ge1agert,ist es beim

  Bericht von Chih Kuo:

3) (3,5)war zu dieser Zeit wohI ein Zeichen fur die Ind{zierung,dass ein

一280一

Sprechakt/handIungsausdrOcke(SAX〕und Schriftentwick=ung I

  Bericht erfoIgte,d.h.dem nachfo1genden Sprechakt wird so eine Ste11ung

  zugeschrieben.Heute bedeutet dieses Zeichen einfach SAGEN,im

 Japanischen aber oft noch BERICHTEN(was heissen kann,dass es zur

  むbernahmezeit haupts倉。hhch diese Bedeutung hatte).

4) (3,6)sch1ieBhch bezeichnet den rhetischen Akt(der lokution葛re Akt bei

 AlIan1998),d.h.einfach das SAGEN in einer Situation.

   Dieses Zeichen war das norma1e zu dieser Zeit(etwa1800v Chr.),und

  IU die markierte Form.Dama1s gab es erst sehr wenige Zusammenset-

  zungen mit IU(bei Shima(1967/1971)ganze3).Erst sp査ter,wahrschein-

  1ich mit der Ausbi1dung von IU a1s身uBerst produktivem Radika1,1ieB

 seine Bedeutung nach.Heute ist es zwar nicht ausgestorben,wird aber

  nur noch sehr se1ten verwendet,sowoh王im Japanischen wie auch im

  Chinesischen.

   In beiden F首nen hat das spezifischere Wort/Zeichen die Funktion des

  a11gemeineren mitubernommen(das heisst,es war nicht mehr nδtig,den

 rhetischen AKT auszudrticken).

   Nach Toudou(Kanjigogenjiten Zeichen-Etymo1ogie-Lexikon Gakutou-

sha1978.1965/1979)kam man fo1gende Tabe11e fur die Entstehung von

Basic-SAV-Schreibungen im Chinesischen erste11en(9).Die nachfo1gende

Liste von BASIC SAV wurde vom Japanischen ausgehend erstellt.Eigent-

1ich musste man vom(A王t一)Chinesischen ausgehen,aber das ist eine Auf-

gabe f廿r Sinologen.Die Schriftzeichen se1bst waren sowieso frei verfug-

bar,so dass dies die Ungleichheit vie1Ie三。ht aufwiegt.

   D{e fo1gende Liste enth創t die Zeichen a11er BASIC SAV,und zus査tz工ich

diejenigen einfachen,die noch mit einem anerdings zusammengesetzten

Zeichen gebi1det sind=

一281

Rudolf Reinelt

ぺ一ジ数  甲  金  古  纂  槽 該当文字

 1700-12001400     ab8oo              v.

Chr.

702 00219 00646?0317 00466 00

○ ○乞bitten(um)

○ ○求fordern

 日Sagen⊂)   ○   ト  vorhersagen

○ ○貞vorhersagen

652?○ ○ ○ ○ ○叛754 0 0 0 0 0中sagen(Hbf1ichkeit)

475 0 0   0 0令befeh1en589   0         0  0 (言 sagen)

732  0  0     0  0 (文 Satz/Wort u.a.)

222   0  0     0  0 (告 berichten)

bekanntmachen,mittei1en

191 00  00(呪い?Fluch)?     ○   ○   ○   ○   ○  (叱 schimpfen)

?     ○  ○  ○  ○  ○ (招く ein1aden)

155      0     0  0 (否 nein sagen)

ablehnen

   O   O O祈beten129   0   0 0戒warnen540    0 0 0断verbieten,abIehnen

243          0  0   0 挑む herausfordern

?          収fordern292      0 0辱(be1eidigen)

一282

Sprechakt/handIungsausdrOcke(SAX〕und Schriftentwick1ung 1

868708659弁sprechen,argumentieren

6317ユ8 ?

624739?

○   ○  員乏 heruntermachen

○ ○慰trδSten○  ○

○ ○決entscheiden          (口 Mund)

○  ○ (舌 Zmge)

○  ○ (問 Frage)

          (答 Antwort)

   A1s erstes f洲t auf,dass nicht a11e g1eichzeitig auftauchen(was natur一

工ich auch mit der Art der bisher gefundenen Texte zusammenh宜ngen kann).

Vielmehr scheint es eine Entwick1mg gegeben zu haben:

   In den Orake工_Schriften nur9(bis uOO),zur Zeit des Large_Sea工(ab

800v.Chr.)bereits28SAX,Dies besagt,dass am Anfang wirk1ich nur die

notwendigsten verschrift1icht wurden,w宜hrend sp身ter umgekehrt die

Notwendigkeit zur Verschriftlichung von immer mehr Sprech/Sprachhand一

工mgen aufkam.

   AuBer GEN-SAGEN(das selbst von MUND gebi1det ist(ausser bei

Shirakawa1985))ist keines extensiv a1s Radikal benutzt worden(obwoh1es

schon einige wen{ge Bi1dungen gibt).

   Da dieses das Spezifiscbere war,und diese Spezifjk somit jn das

Schriftbi1d mi{eingebracht werden konnte,war es anscheinend besser

geeignet a1s 日ETSU-SAGEN,mit anderen Schriftelmenten Verbindm-

gen einzugehen,und so f廿r SAX_Bildungen bemtzt zu werden.

Fazit=

1.Am Anfang gab es nur eine sehr beschr盆nkte Zah1von monolexemi一

                            一283」

Rudolf Reinelt

  schen SAX.

2.Der SPLIT:W査hTend am Anfa㎎normalerweise1o㎞t{on盆rer Akt/

  rhetischer Akt durch ein Ze{chen und die T乞tigkeit dabei durch ein

  anderes”ausgedruckt“wurde,wurdenbald beide zusammen durch das

  Zeichen fur die T航igkeit bezeichnet,was tei1weise zum Aussterben oder

  zuruckgehen der SAGEN_Zeichen ge拙hrt hat.

3.Die nicht-monolexematischen SAX wurden in der fruhen Zeit meist mit

  KUCHI Mund gebi1det.(IU gab es dama1s noch sehr wenig,s.u.).

4. Durch die AusbiIdung einer rein sprachlichen Institution,der Vorher-

  sage,und dadurch,dass man die Notwendigkeit der Aufzeichnmg gese-

  hen hatte,(vie11eicht als Pr耐ung,weiユdie Vorhersagen zu sch1echt

  warenη.Auguren gab es sicher in anen GeseHschaften von sehr frむh an,

  aber nur se1ten wurde,woh1aus guten Grunden,aufgezeichnet,was sie

  vorausgesagt haben),entstand eine Situation,die immer wieder die

  Notwendigkeit von Verschriftlichung,und nicht nur von Messungen,

  garantiとrte.

5.Sch1ieBlich muBte man wohユfruh zwischen amα∫δIm∫∫eγn und dem

  inha1t1ichen Aspekt unterscheiden,und zwar auch in nicht direkt handIun-

  gspraktischen,sondern in reinen Sprachhandlungsituationen. Desha1b

  muss es schon fr舳ein Zeichen fdr inha1tIich e伽α∫5αgem:IU gegenuber

  nur伽∬em ETSU gegeben haben.

   Von der hOheren Spezifik des ersteren wurde aber nur langsam Ge-

  brauch gemacht(nur3Verbindungen mit IU bei Shima(JINヵαgem und

  SO∫αgem undVarianten)fur dieZeitderWeisさag㎜gen,(als esschon-zig

  Bi1dungen mit anderen Radika1en gab!),schon etwas mehr(46)uber

  a11erdings die ganze Zeit der Bronzegegenst互nde.

6. SAGEN ist der”Nachzugler“unter den Radika1en.Die Entwick1ung

  und extensive Nutzung von SAGEN zur Zeichenbi1dung erfo1gte dann in

一284

Sprechakt/handlungsausdrOcke(SAX)und Schriftentwick1mg I

  einem kurzen Zeitraum,In der Han-Zeit waren dam schon Hunderte

  von mit dem GEN-Radika1gebi1deten Zeichen im Gebrauch.Die

  genauere Entwicklung herauszuarbeiten,ist eine weitere Forschungsauf-

  gabe.

7. Schユiess1ich kbmen wir so die fo1gende Besonderheit erk1首ren:Im

  ganzen chinesischen Schreibsystem hat sich kein Radika1aus einem

  anderen entwickelt(auBer vie11eicht富hn1ich ZUNGE,anerdings mit nur

  wenigen Bi王dungen).

8. Seither hat sich prinzipie11nicht vie1ge宣ndert,obwoh1es natur1ich

  immer Neubi1dmgen und Verschwinden gegeben hat.

g.Heute werden mit SAGEN gebi1dete Zeichen besonders,aber nicht

  aussch/ieB1ich,fur die Schreibung von,a1Ierdings nicht a11en,SAX ver-

  wendet.

285一