zwei lieder im dritten buche der odyssee

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Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee Author(s): H. Anton Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 18. Jahrg. (1863), pp. 91-99 Published by: J.D. Sauerländers Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41249535 . Accessed: 19/05/2014 00:39 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Rheinisches Museum für Philologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.177 on Mon, 19 May 2014 00:39:38 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

Zwei Lieder im dritten Buche der OdysseeAuthor(s): H. AntonSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 18. Jahrg. (1863), pp. 91-99Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41249535 .

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Page 2: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

Zwei Lieder im dritten Buche der Odyffee.

Hennings sagt in seiner Abhandlung uber die Telemachie S. 175 von dem 3ten Liede derselben: ,,dieses hat einen so einfachen Gang der Erzahlung, dah von den Rhapsoden nur wenige Zusatze hinzugefugt werden konnten" und hat insofern Recht, als trotz der mannigfachen Gelegenheit, die sich im 3. Buch der Odyssee, welches die Reise des Telemach nach Pylos erzahlt und alles das, was wahrend seines Auf- enthaltes in Nestor's Hause gethan und gesprochen wurde, eben dieses Inhalts wegen dot, ausfuhrliche Nerichte von dem Schicksal der Hel- den, die Nestor erwahnt, so einzuflechten, als seien sie von ihm dem Sohne des Odysseus gegeben: die Reden der ganzen Anlage des Bu- ches nach sich so bestimmt um das Schicksal des Odysseus und Aga- memnon gruppiren, dah jede ausfuhrlichere Erzahlung des Schicksals eines der andern Helden vom angekundigten Zweck allzuweit ablag. Die Frage aber nach dem Verhaltnih der beiden Reden, die Nestor halt, zu einander, ob hier nicht etwa zwei Lieder, die zuerst jedes fur sich bestanden, an einander gefugt find, hat er nicht aufgeworfen. Gehen wir ihr nach und suchen wir sie zu beantworten.

Die erste Erzahlung, welche die Verso 103-200 umfaht, wird hervorgerufen durch die Frage des Telemach nach dem Schicksal seines Vaters. Telemach hat in Ithaka gehort, dah Troja durch die grie- chischen Helden zerstort ist, und dah Odysseus bei und nach der Zer- storung noch gelebt hat; hat auch von allen andern, die umgekommen sind, gehort, welches Todeslooo sie getrossm. (V. 85-87.) Nur von seinem Vater hat er nichts welter vernommen ; er macht die Reise, um Kunde von ihm zu erlangen, und bittet Nestor, ihm was er aus eig- ner Anschauung odcr durch Berichte Anderer wisse unverhohlen mitzu-

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Page 3: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

92 Zwei Lieber im britten Vuche ber Obyffee.

theilen. Der Greis antwortet in beinahe 100 Verfen unb erzdhlt zu- ndchst bis V. 164, wie Obysseus auf ber Heimfahrt Don Troja fchon bis nach Tenebos gekommen, bort aber nach einem stattgehabten Streite, ber nicht ndher beruhrt wirb, nad) Ilion umgekehrt fei, urn Agamem- non, ber mit Menelaus ber Opfer halber, welche Dor ber Abfahrt noch zur Befdnftigung bes gegen ihn Dielleicht wegen ber FreDelthat bes Ajas gerichteten Zornes ber Athene gebrad)t werben muhten, fich ge- stritten unb an Troja's Gestaben zuruckgeblieben war, nicht im Stich zu lassen. Er hingegen (V. 165 - 179) habe Dorgezogen, ebenfo Ty- beus' Sohn unb Menelaus, ber sich ihnen in Lesbos zugefellt, ben Weg nach ber Heimath fortzufetzen, urn bort anzukommen, ehe ber be- reits eingetretene Zorn ber Gotter sich duhere. (V. 166 Pki^n?, FTllt ̂pwtixoV) 3 <)^ xaxt! ^t,^5ro <)a/^tcoi'.) Von Obysseus konne er f omit aus eigener Anfchauung nichts welter erzdhlen ; Tybeus' Sohn (V. 170 - 185) fei glucklich nach Argos gekommen, er felbst nach Pylos. Was er fonst noch wisse (V. 186 - 200), habe er in feinem Palaste gehort; es fei nicht eigne Kunbe, er wolle es aber erzdhlen unb nichts Derhehlen. Die Myrmibonm unter Achilleus' Sohn, Philoctet unb Ibomeneus feien glucklich zuruckgekehrt, unb Don Agamemnons traurigem Loose hdtte er in Ithaka gewih fdion Kunbe erhalten.

So einfach biefer Gang berErzdhlung auch fcheint, fo fdllt boch hauptfdchlich zweierlei auf, zundchst gewih ber Bericht bes lehten Theils' Nestor geht mit V. 186 zu bem uber, was er burch Anbere Don bem Schickfal ber Helben erfahren hat unb kunbigt bieh fo an, bah er her- Dorhebt: ovclc <7k xei'tico. Da erwartet man, er werbe etwas Wich- tiges Don Obysseus mittheilen, unb benkt sich Telemach dngstlich ge- fpannt, was er wohl Don feines Vaters Gef chick fur Nachricht erhalte: aber Nestor gebenkt gar nicht des Obysseus, fonbern berichtet in wenig Verfen nur Don Neoptolem, Philoctet, Ibomeneus unb erwdhnt Aga- memnons Loos als bekannt. Unb es ist boch anzunehmen, bah jene Dom zweiten Aufenthalt bes Obysseus in Troja's Gefilben wuhten, Dielleicht auch bie Zeit seiner Abfahrt kanntm, wcnngleich er lid. 9, 40 gleich Don Ilion aus einen anbern Weg eingefchlagen zu haben fcheint, als bie ubrigen. Dann fdllt es auf, bah Nestor hier Don Menelaus

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Page 4: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

Zwei Lieber im britten Vuche ber Obyffee. 93

nichts erwdhnt ; er ift mit ihm toon Lesbos aus (V. 168) gefahren, bie Schiffc sinb fammt benen bes Diomebes ohne alien Unfall bis ©eraeftus gekommen, aber fur bie Weiterfahrt (V. 180) berichtet er nur von Tybeus' Sohn unb sich felbft.

In ber 2ten Nebe (V. 254-328), bie gleichfalls burch eine Frage bes Telemach hervorgerufen wirb, ift es anbers; ba fdhrt er mit Menelaus von Troja aus bis Sunium (V. 276) unb gebenkt nicht bes Diomebes : ebenfo erzdhlt Menelaus lib. 4, 488. Auch fchei- bet Nestor hicr nicht, was er felbft erlebt unb was er von Anbern gehort; bie Form ber Rebe ift eine anberc; er erzdhlt aus seinem ©e- bdchtnih, gleichviel toon wem er es aufgenommen, toom Schicksal bes Agamemnon unb bes Menelaus, unb rdth bem Telemach, obwohl es nicht gut fei, lange toon Haufe entfernt zu fein, boch noch zu Menelaus zu gehcn unb ihn zu fragen: wie es ihm auch toon Athene (lib. 1, 284) gerathen war. Atle bie Nachrichtcn aber, welche er toon V. 286 an giebt, konnten nur von Menelaus, bessen Leuten ober von benen, bie es toon biesen gehort, gekommen fein : follte er ba nicht gefragt haben, ob Menelaus Kunbe toon Odysseus mitgebracht hdtte ? Selbft hat viel- leicht Nestor ben Menelaus noch nicht gesprochen, er erwdhnt ihn als vco? «X).o9^ angekommen (vgl. 1, 286. 05 ),«^ Fkt'r«ra5 ^^ez, '^/«tc5? /«X,eo/lrc,n'w^), unb toon anbern horte er eben nur, was bei ber fpdten Ruckkunst eines trojanischen Helden alle hauptfdchlich interessiren muhte, bas Schicksal unb bic Irrfahrten eben biefes Helden.

In bciben Reben wirb auch bes traurigen Looses gebacht, bas ben Agamemnon betroffm: ein Vergleich mit bem Schicksal bes Obys- feus, ber ofter wieberkehrt, unb von bem Nitzsch bic Sagenpoesie ber ©riechen, S. 113, zu erweisen fucht, bah er sich burch bas ganze ©e- bicht hinburchziehe. In ber erften fagt Nestor V. 193:

'/^r^k/l^? <5i xa/ ttt'ro/ «xo,5kre ̂o^tv eovrec,

1) 2)ic betben folgenbeu $erfe (109. 200): xal av (fCXog - fiaka

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Page 5: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

94 Zwei Lieber im britten Buche ber Obyssee.

unb setzt somit voraus, bag bie traurige Kunbe sich weit bis nach Ithaka verbreitet hat. Unb er hat sich nicht getduscht, benn Telemach, ber schon in ber Rebe, in welcher er ben Nestor urn Auskunft bittet, mit ben Morten V. 87

gesagt, bag er bas grause Verberben aller ber Helben lenne ?), antwortet V. 201

oilivl'sit xXi^o^ kl'(>/' sett/ c<7<70/<c^0ls7t ?r,)^Lt7^al)

unb giebt mithin, bie Voraussehung bes Nestor bejahenb, zu, bag er Nachricht erhalten von bem Tobe bes Agamemnon, von Aegisth unb von ber Rache bes Orestes. In ben folgenben Versen wunscht er, bie Gotter mochten ihm eben solche Kraft geben, wie bem Orest, bamit er bie Freier strafen konne wegen ihres Uebermuths. Ist es nun wohl benkbar, bag er, ber ersahren, cl,5 r' ?/XH' '^/«^k/ti<tt)^ co'5 r' ̂ i- )/ll7^tt^ k^l^ottro /,)^^o^ ttXk^o^ unb wie ielN/05 e/il^tl'^k^co^ «7l6rttik^) die ndhern Umstdnbe nicht kenne? ober wenn er nach ihnen geforscht - was er gewig bei jeber Kunbe, die er bavon erhielt, that, benn es liegt ja in bes Menschen Natur, bag er strebt, solch' bebeu- tenbes Ereignig so genau als moglich kennen zu lernen - , nicht Nach- richt erhalten habe? Gewig nicht. Auch Athene seht bie Thatsachen als bekannt voraus, wenn sie es V. 233 fur wunschenswerther halt, nach viel erlittenem Unheil ben Tag ber Ruckkchr mit all seiner Lieb-

yuQ a1 oqoco y.aXov re fjiiyav ts - VtXxifiog Hog9, Vvct rig as y.ul o'pi- yovojv sv efrirj fiub (djoit toon $lrtfh>pljauc$ als au3 «. oOl. 302 cut* nommen Dcrniorfen. Sflaxxd Aristoph. Byz. fragm. p. 28. $enmng8 Ucber bie 2:clcmarf)ic ©. 176. Slmets Slnljang ju seiner SluSgaOe ber Ob^ffec. 2. fLufL @. 194.

2) And) pjetmog fingt ben grctern Don ber traurigen $lMttf)x ber §e(ben: 6 d* Id/wtoy vogtov ueifisv - XvyQov, ov ix Tgofyg inersilaro IIcdlt(gkd)jrri'lt 326.327). 9iad) ^cfjoi'd (i^ahhmg ijabnt nur Obt){* feus nub Agamemnon kvyqbv vogtov, jeber in anbevm ©time; ttad) ben SRacfyridjten, wcldje ̂rotettd bem iU^enclaitd gtebt, nesetlt fid) thncit Slj[a« $it, lib. 4, 496-498. 3)c«l)alb erfitirt tuohl s)i't>M in fcineu atnmerfungen juv Obt)ffee mit SBejug auf lib. 3, 135 unb lib. 5/108 ben NoGtog k%cti<»v fttr ein Sieb ,,t)on ber Sbfalpt aUer Kchaer."

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Page 6: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

Zmei Lieber im brttten Buche ber Obyffee. 95

lichkeit zu fehen 3), als mie Agamemnon zu kommen unb c^car^ zu fterben burch bie Lift bes Aegifth unb, fetzt fte hinzu, ber eignen Gat- tin. Muh es ba nicht munberbar erfcheinen, menn Telemach gleich barauf V. 243 nach ben Norten: ^^ <)' c^Xw 67105 «XXo ̂cr«X- X?)l7«5 x«i e^kd^«e frdgt, mie Agamemnon gestorben, mo Menelaus gemefen, melch' Tobesloos ihm Aegisth, ber boch viel fchmdcher geme- fen, bereitet, unb ob Menelaos noch auf ber Heimreife begriffen ? Fra- gen, beren Inhalt mit Ausnahme ber einen: no 5 WklH«05 6//^ von bessen Geschick in ber erften Rebe Nestor's nichts mitgetheilt murbe, in bem Vorhergehenben als bekannt vorausgefetzt ift4). Denn menn mir auch mit Arisiarch annehmen, bah von ber Rebe ber Athene bie Verse 232-238 undcht mdren, meil fie Ueberflufftges enthielten unb unpassenb ftd) anfugten («^krc)^r«t c7r//ot i?ir«- 05 ̂p Ts^coro^ rkl7t7«^k5 w^ 0l)3? ttX0X0l)Att)5 T0^5 Tr^oxkl^k^o/^ LTle^k/^k^re^

Fk?« ̂k«5 xrX. 80I10I. Buttin. vgl. Ameis Anhang S. 194. Vek- ker entfernt nur V. 236-238, Ameis halt in ber 2. Aufl. fte alle fur dcht) - : an ber Urfprunglichkeit ber hierher bezuglichen Verse aus bem Gesprdch bes Nestor unb Telemach hat Niemanb gezmeifelt. Unb menn Nihfch (Anmerk. S. 184) fagt: ,,Telemach meih freilich, bah Ae- gisth ben Agamemnon gemorbet, er fragt aber, mie, b. h. unter mel- chen Umstdnben, burch melche Lift es ihm gelang, hauptfdchlich aber, mie er es vor Menelaus magen burfte," fo mdre man berechtigt zu ermarten, bah Telemach menigftens mit ein Paar Worten an Nestor's V. 193 ausgefprochene Anficht anknupfte unb nicht, mie er es thut, fte vollstdnbig ignorirenb, fagte, er molle e^o^ «XXo ̂cr«>.^c7«t xtti c^6^^«l. Auch ift ber Grunb, ben Nitzsch meiter anfuhrt: ,,Die erste Frage ift nur einleitenb unb mirb burch bie zmeite unb britte erst verbeutlicht. Telemach mochte allerbings gern ben ganzen Hergang ber Ermorbung miffen; ba er aber felbst burch feine letzte Aeuherung bas

3) (Ss Itecjt tm 2Iu8brucf: voarifiov %ukq tdt'a&cu bie SBorftettung be8 gtucfltd)en SBtebcrjeheiis unb goitlcbens, jo bag e§ mehv bebeutct a(3 ^^6#> unb hter aud) im ®egenfat3 fteljt ju tl&wv anoXiad-ai.

4) SBegen bev uncmgemeffenljett auer btefer gragcn moilte SButtmamt lefen: tig €&av* Jkyapfyvwv, nov Mevtlaog er'v; ftelje Nitjfd), 5lnm. @. 183.

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96 Zmei Lieber im britten Vuche ber Obyssee.

megen Menelaus hervorhebt, so antmortet Nestor hauptsdchlich barauf unb beutet nur baneben bie Mitschulb ber Klytdmnestra an (272.310), melche bas Gelingen bes /etb7« e^/n^ (IV. 663. XI. 272. XII. 373) an Ort unb Stelle erkldrt. Das Ndhere sollte ber Meergreis erzdh- len(IV. 512- 537)" nicht stichhaltig, benn bas Verhdltnih ber 4 Fra- gen, melche Telemach thut, ist so, bah bie beiben ersten: mie starb Agamemnon? mo mar Menelaus? burch bie beiben folgenben ndher bestimmt merben : melches Tobesloos ersann ihm ber listige Aegisth, ber boch einen viel stdrkeren tobtete? unb mar Menelaus nicht im achdi- schen Argos, irrte er noch bei anbern Menschen umher, so bah jener baraus vertrauenb unb muthig gemorben ihn tobtete?

Wie verhdlt stch aber Nestor's Antwort zu biesen Fragen? Er antmortet von V. 254 - 328, ohne auch nur ein Wort ber Vermun- berung zu sageu, bah Telemach noch nichts gehort, unb erzdhlt mohl, mie Negisth mit Hulse ber ̂oiptt Hfc3^ (V. 269) bie Klytdmnestra gemonnen^), mie Menelaus umhergeirrt, aber auf bie Frage V. 249: nco5 k9n?' '^isr^e/l)^5) unb ̂ « <)' «i'rf,7 ̂i^c/nr' 0)>.k^o^ ^e-

^tli^o^ ckoXv/ll^rt^; k/lt/ xr«^k TroXXov cl^t/co, sagt er trotz seiner Aussage V. 254, bah er Alles genau erzdhlen molle, von Aegisth mchts meiter als V. 303: rc)</o« <)6 r«5r' ^i^tt/^l)^ e^e^l«ro oixo^/

5) Ueber bie Frage, od Klytamnestra am Morb bes Agamemnon fich mirksam betheiligt, mie Friebreid) Die Ncalien in ber Iliabe unb Obys- see S. 544, anzunehmen scheint, menn cr sagt: ,,fie hatte selbst an ber oben ermahnten Ermorbung bes Agamemnon Thcil genommen," erhalten mir in der Obyssee keinen Aufschluh. Der Dichter erzcihlt and) nichts vom Mutter- morbe, nimmt V. 310 wohl auf ben Too ber Mutter, nicht aber, mie Hen- nings S. 178 meint, auf ihrc Ermorbung Bezug. Er fagt V. 194: ^?/e- <7/>o5 ^eH<7«ro A^aoz, c>Ak^)c>^ (ebenso <s. 529), nub 3, 234: vn' ̂ ?//t?Hoto <soAtz, x«e ^' «^0,o (vgl. 4, 91.92), bann bah O rest ben Aegisth getodtet auher im ^. Buche uoch «.3O- 40. 299. Auch A. 410. 430.439 lassen mehr hervortreten, bah Klytamnestra bie List mit ersonnen; ai. 200 xo^<?,o? x^k/- ^«<f« Trollev steigert bie Sache, brmeist abcr nid)t tha'tlid)e Hulje; nur ai. 97 (ubcr biesen Theil ber Obyssee vgl. nach Spohn do oxtr. parts Od^gg., nod) Nitzsch Sageupoesie S. 129), mo'rtlich aufgefaht, miirbe ihre Hulfe voranssetzeu, ^l/WHov v/ro ̂c^lre se«5 o^«^^5 «/o^o,o. Dah Mene- laus lid. 4. V. 94. 95. 96 meiut, die Iunglmge muhten das Alles >d)on von ihren Piitern geho'rt haben, ist mit Redjt fur unpassenb unb allen Zusam- menhang ber Sage storenb erkannt morben. Better entfernt bie Verse aus bem Texte; Friedliinber ̂nal. Uom. p. 460 begrunbet Belter's Urtheil nach Ameis Anhang S. 202. Hennings vermirft fie gleichfalls S. 183.

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3wei Lieber im britten Buche ber Obyffee. 97

Don Orestes basselbe, wie in seiner erften Rebe V. 197 (Dgl. «. 305. Rebe ber Athene), fugt nur hinzu, bag Orestes im 6ten Iahre nach bem Tobe feines Vaters Don Athen gekommen fei unb ein Leichenmahl Der- anstaltet habe (Dgl. 4, 546) gerabe zu ber 3eit, als Menelaus bei ihm angekommen, in ben beiben Verfen 309.310, bie fchon nach ben Scholien: A r^l rco? cx^slciccov ovx ̂li«v ob ihrer Aechtheit an- gezweifelt ftnb (Dgl. Nitzsch Anm. S. 204). 3«letzt rath Nestor bem Telemach noch, zu Menelaus zu gehen unb ihn zu fragen ; bort erhdlt er bann zugleich lid. 4, 521 Auffchlug uber bie ndhern Umftdnbe Don ber List bes Aegisth unb V. 555 Don bem Aufenthalte feines Vaters. Es erhellt mithin, bag bie Antwort Nestors ein unbefriebigenbes Resul- tat giebt; fte beantwortet nur bie eine Frage: Tiov Hlk^Xoeo^ c^, benn exreevsv «,'ro^ wirb man boch fchwerlich fur eine Antwort auf: r/?« ck' «,'rs/7 ^e^c7«r' oXe^o^ ̂ i^toHox ckttXv^t^r^; gelten laf- fen. - Was noch ben Uebergang betrifft Don ber einen Rede zur an- bern, fo finben wir in feinem zweiten Theile V. 229 - 252 in 23 Verfen zwolf fchon Don Aristarch fur undcht gehaltene, V. 232-238. 241. 242. 244 - 246. Neuerbings halt Ameis fte alle fur dcht (Obyffee, 2. Aufl. Anhang S. 195); Hennings S. 177 wenigstens V. 241. 242. 244-246. Ueber V. 232-238 haben wir, foweit fte fkr unfern 3weck wichtig ftnb, fchon gefprochen; V. 241-242 ent- halten eine Gemuths - Aeugerung bes Telemach. Nur« V. 244-246 bienen bem 3ufammenhang ; fte zeigen bie Art unb Weife, wie Tele- mach bie Fragen, bie er zu thun gebenkt, begrunbet. Da ist es boch aussallenb, bag er, ber bereits weig nach V. 194, bag Nestor bas Loos Agamemnon's kennt, hier nach Grunben fucht, warum er es wis- fen konne : ^c/ro^ enee nc^/oe^e cktx«5 ^cke ̂p^ovev «XXcov r^/5

«^«^«ro5 i?F«XXcr«l k^o^««cf^«t, unb ben Nestor aufforbert, bie Wahrheit zu fagen, civ ck' «X^^ec ev/c7?ie5. Hennings sinbet S. 177 bies als aus ber truben Stimmung bes Telemach ertldrlich: er bringt aber bie Grunbe, bie Telemach anfuhrt bafur, bag Nestor bas Loos Agamemnon's kenne, in Beziehung zu bem Glauben Tele- mach's, bag wenn irgenb einer Don bem Schickfal seines Vaters Kunbe

Mus. f. PHUol. N. S. XVIIl. 7

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Page 9: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

98 3wei Lieber im britten Buche ber Obyffee.

habe, bles nur Nestor wegen feiner ,,Erfahrung unb Kenntnig ber Dinge" fein konne. In ben 3ufamntenhang passen fte nicht.

Aus allen biefen ©runben nehme ich an, bag V. 243 - 328 urfprunglich einem anbern Liebe angehorten, biefes Lieb aber felbft wieber in theils bur* Interpolations, theils bur* Auslassungen ver- stummelter ©estalt auf uns gekommen ift. Nehmen wir es aber weg, fo bleibt uns ubrig, ben 3ufantmenhang zwifchen bem, was ihm folgt, unb bem, was ihm vorhergeht, nachzuweifen. Athene beginnt V. 331: w /c^ov, ̂roe r«5r« x«ra ̂ tok^«v x«rcXk'§«^ unb knupft fo- mit ganz allgemein, nur beiftimmenb, an eine Nebe bes Nestor an, mit Worten, bie fte eben na* jeber Rebe jebes beliebigen Alten spre- chen konnte; fte ermahnt bann gleich zur Neenbigung bes Opfermahles. Verfuchen wir ihre Worte an eine anbere Stelle anzureihen. Telemach fagt V. 204, nachbem er ben Orestes glucklich gepriefen, bag er ft* gleiche Kraft wunfche, bie ©otter es ihm aber verfagt hdtten. Nestor antwortet V. 218, bag, wenn ihn Athene fo lieben mockte, wie fte feinen Vater vor Troja geliebt hdtte, mancher ber Freier bie Hochzeit vergessen wurbe. Telemach erwibert V. 226, er glaube es nicht, bag ihm folch' ©luck zu Theil wurbe, felbft wenn bie ©otter es wollten. Athene verweist ihm feinen 3weifel in zwei Verfen, allerbings etwas kurz, wenn bie folgenben undcht ftnb. Telemach geht uber bie Mah- nung bes dltern Freunbes weg unb fchliegt V. 240 bas Gefprdch ab mit ber Formel: ,,lag uns baruber nicht fprechen, es ift zu traurig," bruckt in ben Verfen 241. 242, bie Aristarch fur undcht halt, feinen Unglauben an Obysseus' Ruckkehr aus unb geht gleich uber zu ber Frage nach bem Loos bes Agamemnon. Mir fcheint ftch statt biefes matten Ausgangs ein besserer 3ufammenhang zu bieten, wenn wir auf bie Rebe bes Nestor, bie mit V. 224 enbigt, folgen laffen bie Rebe ber Athene V. 329, in ber fte V. 331 in ben Worten r«vr« x«r« /uvltztt? x«rbX5g«c als Freunb bes Obysseus unb vdterlicher Freunb des Telemach mit vollem Herzen ben Witnfchen Nestor's, bag Pallas Athene ben Telemach, wie fruher ben Obysseus fchktzen mochte, beistimmt und ber Unterhaltung einen angemessenern Schlug giebt, als an der Vtelle, wo der Vers jeht steht. Dag Telemach no* einmal antworte, ist nicht nbthig. Nestor's Nebe V. 210 lniwst an bie Telemach's an

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Page 10: Zwei Lieder im dritten Buche der Odyssee

Zwei Lieber im britten Buche ber Obyssee. 99

unb verlduft ohne ©chwierigkeit, wenn wir V. 214. 215, auf bie als fragenbe keine Antwort erfolgt, mit Vekker, Hennings unb Kirchhoff (bie homerische Obyssee unb ihre Entstehung 1859, ©. 152) als aus n. 95. 96 entlehnt unb V. 212. 213. mit Hennings S. 176 als Nachahmung toon 7i.93.94. fassen: wobei wir nicht vergessen, bah fur unsere Frage hinsichtlich bes Zusammenhangs biefe toier Verse nichts entscheiben. Will man noch V. 329 entbehren, fo kann man V. 330 statt rowl <)6 x«/ /tkrcktTic bie anbere Form: ^o? F' «^re Ti^vticktTrk substi- tuiren. Cs laht sich bemnach V. 225 - 242 als Binbeglieb ber bei- ben Lieber erkennen. Im 4ten Vuch ist bas 2te Lieb ber ©age nach gekannt, wenn man bie geringsugige Notiz V. 488 '^/«t0/, 01)5 ?/cc7ra)(l x«/ e/co XtTio^kv ^o/^^ev eoirk^ unb bie Erwdhnung ber That bes Orestes V. 546 als zu lid. 3 V. 276 unb ben zweisel- haften V. 309. 310 in Vezug gesetzt annehmen will. Der Inhalt ber nach ben Excerptcn aus Proclos Chrestomathie toon Kirchhoff Philolog. Bb. 15 ©.18 citirten Nosten setzt beibe Neben voraus. Es scheint mithin bie Erzdhlung in boppelter Form unb Fassung vorhanben ge- wefen unb beibe bei ber Redaction mit ben nothigen Umbilbungen unb Auslassungen eingelothet zu sein, wie Nitzsch ,,©agenpoesie" S. 141 hinsichtlich anberer kleinerer Stellen in ber Ilias unb Obyssee nach- zuweisen sucht.

Erfurt, Mdrz 1862.

H. Anton.

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