zur optimierung der therapie des chronischen ulcus cruris ... · das ulcus cruris venosum ist ein...

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Aus der Klinik für Dermatologie und Allergologie des St. Josef-Hospital Bochum -Universitätsklinik- der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris – Evaluation eines Diagnostik- und Therapiekonzeptes Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Julia Gottfried aus Castrop-Rauxel 2010

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Page 1: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

Aus der Klinik für Dermatologie und Allergologie

des St. Josef-Hospital Bochum -Universitätsklinik-

der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer

Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris – Evaluation eines Diagnostik- und Therapiekonzeptes

Inaugural-Dissertation zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer

Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von Julia Gottfried aus Castrop-Rauxel

2010

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Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. M. Stücker Koreferent: Prof. h.c. PD Dr. med. S. El-Gammal Tag der mündlichen Prüfung: 03.05.2011

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2

Meinen Eltern

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3

Inhaltsverzeichnis

1

1.1

1.2

1.3

1.4

Einleitung Definition und Pathogenese

Komplikationen im Wundheilungsprozess

Therapie chronischer Wunden

Problemstellung und Zielsetzung

8

8

10

10

13

2

2.1

2.2

2.3

Material und Methodik Studiendesign und Patientenkollektiv

Diagnostik- und Therapieschema

Statistik

14

14

15

18

3 Auswertung 19

3.1 Zum Gesamtkollektiv 19

3.1.1 Patienten 19

3.1.2 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen 19

3.1.3 Anamnestische Daten 20

3.1.4 Periphere Behandlung 21

3.1.5 Therapieverlauf des Gesamtkollektives 25

3.1.6 Fortbestehender Therapiebedarf bei Studienende 28

3.2

3.2.1

3.2.2

3.2.3

3.2.4

3.2.5

Analyse der Subgruppen

Therapieverlauf der Patienten mit Abheilung der Ulzeration

Therapieverlauf der nicht-abgeheilten Patienten

Patienten mit Ulcera crurum venöser Genese

Patienten mit Ulcera crurum vaskulitischer oder diabetischer

Genese

Patienten mit Ulzerationen sonstiger Genese

34

34

36

38

41

43

4

4.1

4.2

Diskussion Therapierefraktäre Ulzerationen im untersuchten Kollektiv

Hohe Abheilungsrate

44

44

47

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4

4.3

4.4

4.5

4.6

4.7

Kompressionstherapie und Varizensanierung

Debridement

Infektionsmanagement

Exsudatmanagement

Zusammenfassung

49

50

51

52

53

5 Literaturverzeichnis

54

6 Tabellen im Anhang

62

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5

Abkürzungen Abb. Abbildung

ANA antinukleäre Antikörper

cANCA zytoplasmatisches Fluoreszenzmuster antineutrophiler

zytoplasmatischer Antikörper

CVI engl. chronic venous insufficiency; chronische venöse

Insuffizienz

dsDNA Doppelstrang- Desoxyribonukleinsäure

ENA Autoantikörper gegen extrahierbare nukleäre Antigene

Et al. Et alii, lateinisch für und andere

Etc. Et cetera, lateinisch für und weitere

i. v. intravenös

NYHA New York Heart Association

pAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit

s. siehe

s. a. siehe auch

u. und

v. Chr. Vor Christus

vgl. vergleiche

z.B. zum Beispiel

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6

Tabellen im Anhang Tab. A1 Patientenfragebogen 62

Tab. A2 Algorhythmus zu Therapiebeginn 64

Tab. A3 Befundzusammenfassung Ulcus cruris 69

Tab. A4 CVI- Score nach Porter 71

Tab. A5 Schematische Übersicht Therapiekonzept 72

Tab. A6 Übersicht supportive Therapie (fakultativ) 74

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Abbildungen

Abb. 1 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen im Gesamtkollektiv 20

Abb. 2 Ergebnisse der Vorbehandlung vor Beginn der Studie

im Gesamtkollektiv 21 Abb. 3 Methoden der Vorbehandlung im Gesamtkollektiv 23

Abb. 4 Systemische begleitende Vorbehandlung im

Gesamtkollektiv 24

Abb. 5 Organisatorische Durchführung der Vorbehandlung

im Gesamtkollektiv 25

Abb. 6 Quantifizierung der Morbidität des Gesamtkollektives durch

den CVI-Score nach Porter zu Beginn der Therapie in domo 26

Abb. 7 Systemische begleitende Therapie während

des Studienzeitraumes 27

Abb. 8 Behandlungsbedarf zu Studienende 28

Abb. 9 Darstellung des klinischen Therapieerfolges zu

Studienende 29

Abb. 10 Quantifizierung der Morbidität des Gesamtkollektives

durch CVI-Score nach Porter zu Studienende 30

Abb. 11 Klinischer CVI-Score nach Porter vor und nach

Studientherapie 31

Abb. 12 Ulkusgrößen vor und nach Studientherapie in cm² 32

Abb. 13 Organisatorische Durchführung der Therapie in

domo im Gesamtkollektiv 33

Abb. 14 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen bei

abgeheilten Patienten 35

Abb. 15 Ätiologie der Unterschenkelulzeration bei nicht

abgeheilten Patienten 38

Abb. 16 Behandlungsdauer der Ulzeration vor versus

während des Studienzeitraumes 46

Abb. 17 Behandlungsdauer vor und während der Studie

nach Subgruppen 48

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1 Einleitung Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen

Industriestaaten: mit einer Inzidenz von etwa 1% der erwachsenen

Einwohner Mitteleuropas leidet eine große Anzahl Patienten an einem Ulcus

cruris unterschiedlicher Genese (Mayer at al. 1994, Rabe et al. 2003).

Diese Erkrankung verursacht eine Vielzahl an Beschwerden und hohe

Kosten (Miller et al. 2000), nicht nur für die Krankenversicherer durch den

Heil- und Hilfsmittelbedarf, sondern auch gesamtwirtschaftlich aufgrund

krankheitsbedingter Fehltage der Betroffenen. Die Lebensqualität dieser

Patienten ist oft erheblich eingeschränkt (Smith et al. 2000).

1.1 Definition und Pathogenese Als Ulcus cruris bezeichnet man einen Substanzdefekt des Epithels in

pathologisch verändertem Gewebe am Unterschenkel als Komplikation einer

chronisch venösen Insuffizienz. Manifestationsform ist ein oft nässendes,

schmerzhaftes, chronisches Geschwür, das im Vergleich zu anderen offenen

Wunden eine langsame Abheilungstendenz zeigt. Ein Ulcus cruris gilt als

therapieresistent, wenn innerhalb von drei Monaten keine Heilungstendenz

erzielt bzw. es nicht innerhalb von 12 Monaten abgeheilt ist.

Häufigste Ursache des Ulcus cruris ist in 80% bis 90% die chronisch venöse

Insuffizienz (Miller et al. 2000, O`Brien et al. 2000, Philips et al. 1994). In der

Bundesrepublik Deutschland leiden ungefähr 1,5 Millionen Menschen an

einem Ulcus cruris als Folge einer chronischen Veneninsuffizienz (Schmeller

et al. 2000).

Unter der Bezeichnung chronische venöse Insuffizienz (CVI) werden die

unterschiedlichen Störungen des venösen Abflusses zusammengefasst.

Ursache hierfür sind meist insuffizient schließende Venenklappen, die in

Zusammenhang mit einem Verschluss des oberflächlichen oder tiefen

Beinvenensystems stehen können. Man unterscheidet primäre von

sekundären Insuffizienzen Bei den primären Insuffizienzen ist die Störung

eine anlagebedingte Varikose und betrifft vorwiegend die oberflächlichen

Stammvenen und ihre Seitenäste, wobei die tiefen Leitvenen nicht

pathologisch verändert sind.

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Als erworbene oder sekundäre Ursache einer CVI ist das postthrombotische

Syndrom als häufigster Grund zu nennen. Hier sind die tiefen Leitvenen

infolge einer Obliteration insuffizient. Bei unvollständiger Rekanalisation oder

Klappendestruktion kommt es über einen retrograden Blutfluss in den

Perforansvenen (Perforansinsuffizienz) zur Varizenbildung.

Alle Formen der venösen Insuffizienz führen zu einer dauerhaften Erhöhung

des hydrostatischen Venendrucks.

Die Wadenmuskulatur ist bei Ektasie der oberflächlichen Venen nicht mehr in

der Lage, das Venensystem zu entlasten.

Besonders oberhalb der Malleolengabel ergibt sich ein Druckmaximum, das

eine Prädilektionsstelle für die charakteristische Lokalisation am

Unterschenkel darstellt.

In der Folge kommt es aufgrund der hydrostatischen Stauung zu Malnutrition

und Drucknekrose im umliegenden Gewebe, welche eine Ulzeration

begünstigen und die Abheilung behindern.

Neben dem Ulcus cruris venosum gibt es multiple weitere Ursachen für

Ulzerationen, neben venösen, arteriellen und neuropathischen

Veränderungen treten auch Mischbilder auf.

In einem nicht selektiven Patientenkollektiv fanden sich in 77% der Fälle

venöse, in 4% arterielle, in 9,5% gemischt venös-arterielle und in 9,5%

andere Ursachen (Mayer et al. 1994), z.B. diabetische, traumatische oder

druckbedingte Wunden (O´Meara, 2008). In einem derartigen

Patientenkollektiv heilen 49% der Ulcera innerhalb von 3 Monaten und 73%

innerhalb eines Jahres ab. Bei rein venös bedingten Ulcera ist die Prognose

mit 66% Abheilung in 3 Monaten und 78% Abheilung in einem Jahr etwas

besser. In der Regel erfolgt die Therapie des unkomplizierten Ulcus cruris

ambulant. Lediglich Ulzerationen, die über Jahre und Jahrzehnte ambulant

nicht zur Abheilung gebracht werden konnten, führen zur stationären

Aufnahme.

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1.2 Komplikationen im Wundheilungsprozess Der Heilungsprozess chronischer Wunden kann mehrere Wochen oder

Monate andauern, eine Therapieresistenz besteht nach fehlender Abheilung

binnen 12 Monaten bzw. Progredienz unter Therapie.

Faktoren, die eine verzögerte Heilung begünstigen sind neben dem

Fortbestand der auslösenden Ursache wie CVI, periphere arterielle

Verschlußkrankheit (pAVK) etc. auch Wundinfektionen (Ovington 2003).

Neben den klassischen Entzündungszeichen akuter Wunden wie Schmerz,

Schwellung, Rötung, Überwärmung und Funktionsstörung, sowie eine

Bakterienbesiedelung mit mehr als 106 koloniebildender Keime pro mm²

Gewebe sollte bei chronischen Wunden außerdem auf folgende Zeichen

geachtet werden: zunehmende Schmerzen, Veränderung der

Exsudatmenge, Farbänderung des Granulationsgewebes, Fäulnisgeruch und

Tiefenzunahme der Wunde (Cutting and White 2005).

1.3 Therapie chronischer Wunden Zur Behandlung chronischer Wunden kommen unterschiedliche

Therapiekonzepte zum Einsatz.

Etabliert ist die Kompressionstherapie als wichtigste konservative Maßnahme

bei Ulzerationen venöser Genese, die sowohl als Einzelmaßnahme als auch

in Kombination mit anderen Anwendungen flächendeckend durchgeführt wird

(Cullum et al. 2001). Der positive Effekt beruht auf dem Ersatz der gestörten

Funktion der Wadenmuskelpumpe durch Anlage von elastischen Verbänden.

Hierbei wird durch externe Kompression der insuffizienten Venen der

Rückstrom begünstigt, was zu vermindertem venösen Pooling und

physiologischen Gewebedrücken führt.

Bei offenen Wunden kommen als weitere konservative Maßnahmen in der

ambulanten hausärztlichen Versorgung Salben, Fettgaze und Mullverbände

als Lokaltherapeutika zum Einsatz. Dieses Vorgehen wird im weiteren Text

unter dem Begriff trockene Wundbehandlung subsumiert.

Weiterhin werden verschiedene Zusätze auf Verbänden angewendet, die

eine Kontamination oder Infektion verhindern sollen, hierfür kommen z.B.

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Antibiotika oder Desinfizien zum Einsatz, die in der Regel kurzzeitigen

Kontakt mit der Wundfläche haben (Sharp 2001; Lewis et al. 2001).

Alternativ kann durch den Wundverband ein feuchtes Wundklima erzeugt

werden. Verschieden Auflagen und Schäume werden hierbei verwendet, die

Effekte auf Wundsekretion, bakterielle Besiedelung und Granulation haben

sollen. Es liegen zahlreiche Studien vor, die Vorteile der feuchten gegenüber

der trockenen Wundbehandlung bei der Therapie chronischer Wunden

belegen (Stücker et al. 1994, Hoffmann et al. 1998; Chaby et al. 2007).

Theoretischer Hintergrund der feuchten Wundbehandlung ist die Anpassung

der Wundauflage an die jeweilige Heilungsphase, die eine Wunde durchläuft.

Man unterscheidet drei Stadien bei physiologischen Heilungsprozessen.

Nach Auftreten eines Gewebedefektes beginnt unmittelbar die Exsudations-

oder Reinigungsphase. Im Rahmen einer lokalen Entzündungsreaktion

kommt es zur ausgeprägten Sekretbildung zur Wundreinigung und

Beseitigung von Gewebstrümmern.

Anschließend kommt es in der Granulations- oder Proliferationsphase zur

Bildung von Ersatzgewebe durch Einwanderung von Fibroblasten mit

Kollagenauffüllung und Kapillareinsprossung. Die Sekretion nimmt hier

bereits deutlich ab.

Im letzten Schritt, der Epithelialisierungs- oder Regenerationsphase, wächst

Epithelgewebe von den Wundrändern her in das Wundgebiet ein und bildet

durch Kontraktion ein Narbengewebe.

Einzelne klinische Studien weisen auf Vorteile bestimmter Wundauflagen bei

besonderen Voraussetzungen des Wundmilieus und stadiengerechter

Anwendung, z.B. Alginatschäume zum Debridement nekrotischer Areale

oder silberhaltige Auflagen bei superinfizierten Wunden hin.

Silberhaltige Auflagen werden zunehmend als antiseptisches Agens zur

Behandlung infizierter Wunden (Dowsett 2004) angewendet. Historische

Belege über die Kenntnis dieser Wirkung gibt es bereits aus Dokumenten

über die Heiler des römischen Reiches um 1000 v. Chr. (Russell 1994). Die

antimikrobielle Wirkung von silbernitrathaltigen Zubereitungen ist mittlerweile

wissenschaftlich belegt (Klasen 2000), ebenso deren Effizienz bei akuten,

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chronischen oder Brandwunden (White 2001) durch Freisetzung von Silber-

Ionen, die bakterielle Zellwände destruieren (Lansdown 2002). Weiterhin

binden die Ionen an bakterielle Enzyme, die dadurch in ihrer Funktion gestört

werden und an DNA-Bestandteile, so dass der Replikationszyklus behindert

wird. Durch diesen multifaktoriellen Effekt vermutet man eine weniger

ausgeprägte Resistenzbildung als bei Antibiotikaapplikation (Thompson

1973).

Die hierfür verwendeten Wundauflagen haben pro Einsatz höhere

Materialkosten als Materialien der trockenen Wundbehandlung.

Untersuchungen, die sich auf die Belegung einer langfristigen

Kosteneffizienz konzentrieren, sind zum Zeitpunkt unserer Studie noch

ausstehend.

Neben der konservativen Therapie und der reinen Wundversorgung kommen

verschiedene operative Maßnahmen zu kausalen Bekämpfung des Ulkus

zum Einsatz. Hierunter fallen die Ausschaltung insuffizienter epifaszialer

Venenabschnitte und transfaszialer Verbindungen bei primärer Varikose,

Varikose bei postthrombotischem Syndrom und Rezidivvarikose. Die

operative Sanierung epifaszialer Refluxstrecken führt bei Ulcus cruris

venosum in Kombination mit einer Kompressionstherapie zu einer

Beschleunigung der Abheilung (Bello et al., 1999; Adam et al., 2004; Tisi et

al. 2006).

Außerdem besteht die Möglichkeit einer Rekonstruktion von Venenklappen

im tiefen Venensystem. Im Wundgebiet können lokale operative Verfahren

wie eine Shave-Therapie und andere (Ulkus-Exzisision, Ulkus-Debridement)

durchgeführt werden. Seltener wählt man eine Fasziotomie oder

Fasziektomie.

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1.4 Problemstellung und Zielsetzung Studien zu einer täglichen klinischen Situation, bei denen ein kliniktypisches

Patientengut mit Unterschenkelulzerationen konsequent nach neuen

Erkenntnissen zur stadiengerechten feuchten Wundbehandlung mit einem

untersucht wird, stehen bislang aus.

In der vorliegenden retrospektiven Arbeit soll daher die Effektivität einer

standardisierten, optimierten feuchten Wundbehandlung (s. 2. Material und

Methodik) mit der Effektivität einer zuvor außerhalb der Klinikambulanz in der

Anamnese der Patienten erfolglos durchgeführten Wundbehandlung

verglichen werden.

An die Wundverhältnisse angepasst soll ein optimiertes stadiengerechtes

Management ein Abheilen auch bisher therapieresistenter Ulzerationen

erreichen.

Das geprüfte Therapiekonzept besteht aus 3 Säulen:

1) Diagnose und Ausschaltung der Ursachen des Ulcus cruris

2) Optimierung der Kompressionstherapie bei Ulcera crurum venosa

(Vierlagen-Dauerverbände oder Ulkus-Kompressionsstrümpfe statt

Kompressionswechselverbände)

3) Standardisierte lokale Wundtherapie mit Debridement,

Exsudatmanagement und Keimreduktion

Als zu untersuchender Endpunkt wurde in der vorliegenden Arbeit die

Effizienz der Abheilung gewählt. Fragestellung war, ob chronische und

therapieresistente Ulzerationen unter Anwendung des oben genanten

Therapiekonzeptes verkleinert oder zur Abheilung gebracht werden können.

Weiterhin sollte untersucht werden, ob sich Unterschiede im Ansprechen bei

verschiedenen Patientengruppen auf unser Therapieregime belegen lassen

bezüglich der Ätiologie oder der Komorbiditäten des jeweiligen Kollektives.

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2 Material und Methodik 2.1 Studiendesign und Patientenkollektiv In die retrospektive, nicht randomisierte Analyse wurden alle Patienten

eingeschlossen, die sich in der Zeit vom 15.08.2001 bis 31.12.2002 zur

Therapie eines Ulcus cruris in der Gefäßambulanz der Klinik für

Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum vorstellten .

Die Gefäßambulanz ist eine Fachambulanz, die ausschließlich auf

Überweisung von Hautärzten, Gefäßchirurgen und Phlebologen tätig werden

darf.

Die Therapieergebnisse wurden bis zum 31.06.2003 (also max. 22 Monate)

registriert. Es folgte eine summarische, nicht individualisierte Auswertung der

Daten.

In dem genannten Zeitraum wurden 162 Patienten zumindest einmal mit

Wundauflagen (Hydrokolloidschaum, z.B. Allevyn®; silberhaltiges Alginat,

z.B. Silvercel®; Alginat, z.B. Algosteril®, siehe Tab. A3) wegen eines Ulcus

cruris versorgt.

Davon mussten 23 aufgrund der unten genannten Kriterien aus der Studie

ausgeschlossen werden.

Ausschlußkriterien waren

• eine ambulante Behandlungsdauer von weniger als 3 Wochen, da

diese Patienten in der Regel die Ambulanz nur für eine ausführliche

Diagnostik aufsuchten

• Patienten, die lediglich zur Nachbetreuung eines stationären

Aufenthaltes erschienen

• Patienten, die eine prästationäre Diagnostik erhielten, falls die Anzahl

der Besuche drei Termine nicht überschritt

Die Patienten wurden nach Einwilligung zur Befragung im Rahmen ihrer

Termine in der Ambulanz standardisiert mittels eines Fragebogens (Anlage

Tab. A1) im Hinblick auf die bisher erfolgte Vorbehandlung der zu

therapierenden Ulzerationen befragt. Dieser Bogen umfasst unter anderem

Angaben zum Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens eines Ulkus, zur Dauer

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der aktuellen Ulkusperiode, zur bereits erfolgten Behandlung vor der

Vorstellung in unserer Ambulanz (Verbände, Salben, Wundauflagen,

Venenoperationen, Spalthauttransplantationen, Medikamente) sowie zum

Ergebnis dieser Vorbehandlung.

Einigen Patienten waren einzelne Informationen nicht mehr genau im

Gedächtnis. Bei unsicheren Patientenangaben werden (auch bei Verdacht

auf Unzuverlässigkeit) die Informationen als „keine Angabe“ gesondert

aufgeführt und fließen nicht in die Auswertung mit ein.

Die Befunde von Diagnostik, Therapieverlauf und das Therapieergebnis in

unserer Ambulanz wurden in elektronischen Patientenakten kontinuierlich

erhoben. Anhand des CVI Schwere-Scores (klinischer Score, s.a. Anhang

10.2.) (Porter, Moneta 1995) wurde das Therapieergebnis quantifiziert.

Im Folgenden soll der in dieser Arbeit angewendete Diagnostik- und

Therapiealgorhythmus im Detail erläutert werden, welcher mittlerweile

weitgehend Eingang in die aktuelle Leitlinie der deutschen Gesellschaft für

Phlebologie gefunden hat (http://www.phlebology.de/deutsche-gesellschaft-

fur-phlebologie/diagnostik-und-therapie-des-ulcus-cruris-venosum.html).

2.2 Diagnostik- und Therapieschema

Bei Erstkontakt in unserer Ambulanz wurde zunächst eine gründliche

Anamnese erstellt zu durchgemachter Thrombose, Varikosis,

Thrombophlebitis, Voroperationen, Gehstrecke, kardiovaskulären

Risikofaktoren, z.B. Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, arterieller Hypertonie,

Hypercholesterinämie und Herzinsuffizienz. Weitere Fragen betrafen die

chronische Wunde im Besonderen: Bestandsdauer des Ulcus cruris, Dauer

und Art der Vorbehandlung, Schmerzhaftigkeit, etc. (Tab A1).

Anschließend erfolgte die klinische Untersuchung mit Gefäßstatus. Hierbei

wurde besonders geachtet auf sichtbare Varizen und die Sprunggelenk-

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beweglichkeit bzw. das Vorhandensein eines arthrogenen

Stauungssyndroms.

Bei Inspektion der Wunde beurteilte man die Ulkusinvasion (Dermis,

Subcutis, Faszie, Muskel, Sehne, Knochen, Gelenke) und Ulkusgröße

(Flächenberechnung aus maximaler Länge und Breite nach Kantor u.

Margolis 1998). Es erfolgte ein Wundabstrich zur Bestimmung der

bakteriologischen Besiedlung. Zusammenfassend wurde der CVI-Score nach

Porter erstellt.

Hierbei können drei pathologische Merkmale der Ulkuserkrankung

quantifiziert werden:

In Bezug auf den Krankheitswert der Ulzeration betrachtet man den

Invaliditäts-Score, für die Einordnung der betroffenen Venensysteme den

anatomischen Score und für die Bewertung des Therapieerfolges den

klinischen CVI-Score.

Zur Evaluation des Therapieerfolges werden in dieser Arbeit die

Veränderungen des klinische CVI-Score (Tab. A4) betrachtet.

Es wurde weiterhin dokumentiert, ob in der Ulkusumgebung

Hautveränderungen wie Dermatosklerose auftraten, Berührungssensibilität,

Störungen der Spitz-Stumpf-Diskriminierung oder Unterschenkelödeme

bestanden.

In Abhängigkeit von den Befunden wurde über weitere fakultative Diagnostik

entschieden; bei Muskelpumpeninsuffizienz wurden beispielsweise

Doppleruntersuchung zur Bestimmung des Knöchel-Arm-Druck-Index,

Knöchelarteriendruck, Doppler und Duplexsonographie der Venen

durchgeführt. Bei erschwerter duplexsonographischer Beurteilbarkeit der

Venen empfahlen wir eine Phlebographie.

Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit ab kompliziertem Stadium II b

erfolgte eine digitale Subtraktionsangiographie oder Kernspintomographie.

Bei klinisch nachweisbarer Vaskulitis führten wir neben einer

Kapillarmikroskopie auch Labordiagnostik durch: Bestimmung von

Rheumafaktor, ANA, ENA, dsDNA, pANCA und cANCA, Hepatitis-Serologie

(Hepatitis B und C).

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Die Therapie orientierte sich an vier Fragen, wovon sich eine auf die

Ursachen der chronischen Wunde, drei auf den Zustand der Wunde selbst

beziehen:

1) Kann die kausale Therapie optimiert werden (z.B. Ausschaltung durch

Varizen durch Operation oder Sklerosierung, Verbesserung der

arteriellen Durchblutung, Optimierung der Kompressionstherapie)?

2) Sind Wundbeläge vorhanden, die ein Debridement erfordern?

3) Gibt es Zeichen eines Wundinfektes oder einen kritischen Kolonisation

mit Bakterien (Wundbeläge, Wundgeruch, verstärkte Exsudation,

Rötung und Schwellung des Ulkusrandes), die eine Keimreduktion

erfordern?

4) Hat die Wunde die optimale Feuchtigkeit (einerseits nicht zu trocken,

andererseits kein übermäßiges Exsudat, welches zur Mazeration und

Irritation des Wundrandes führt) bzw. ist das Exsudatmanagement

optimal?

Ad 1 und 2:

In Zusammenarbeit mit der chirurgischen Abteilung wurden notwendige

chirurgische Eingriffe durchgeführt (s. a. Tab A5).

Ad 3 und 4:

Für ein optimales Exsudatmanagement wurden verschiedene Wundauflagen

von einem Hersteller (Smith & Nephew) zur Verfügung gestellt.

Je nach Heilungsphase sind verschieden Anforderungen der Wunde an das

Verbandmaterial zu unterscheiden.

In der Exsudationsphase ist ein feuchtes Milieu physiologisch, das Exsudat

enthält für die Heilung notwendige Botenstoffe, reinigt das Areal

Gewebstrümmern und löst Nekrosen. Eine Wundauflage sollte vor

Infektionen von außen schützen und möglicherweise überschüssiges oder

pathologisches Exsudat aufnehmen, das die Wundheilung in

Zusammensetzung und Menge z.B. durch Mazeration der Ränder die

Abheilung behindern könnte. Wir unterschieden drei Schweregrade einer

Exsudation und unterteilten in eine keimbesiedelte oder unbesiedelte

Gruppe.

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Auch in der Granulations- und Epithelialisierungsphase soll der ausgewählte

Verband für ein ausgewogenes feuchtes Wundklima sorgen, das

neugebildetes Gewebe vor Keiminvasion und Traumen schützen sowie einer

Austrocknung vorbeugen.

Die Handelsnamen der jeweils verwandten Verbandmaterialien sind unter

Tab. A5 aufgeführt.

Die Patienten wurden mindestens einmal wöchentlich zu Wundkontrolle und

Verbandwechsel einbestellt.

Supportive Maßnahmen je nach Ätiologie der Ulzeration (venös, arteriell,

gemischt) wurden entsprechend Tab. A6 durchgeführt.

2.3 Statistik Ziel der Studie war der Nachweis einer Abheilung oder Größenreduktion

unter angewandter Therapie, bzw. eine Verringerung des Punktwertes des

CVI-Score als Parameter für das Therapieansprechen. Die Primärdaten

wurden mit SPSS und Microsoft Excel® verwaltet.

Zunächst erfolgte eine deskriptive Auswertung mit Bestimmung von

Mittelwert, Median, Range und Standardabweichung (Microsoft Excel 2000,

Microsoft Corp., Redmond, USA).

Unterschiede zwischen den Gruppen vor und nach Therapie wurden mit Hilfe

des Student`schen T-Testes für unabhängige, normalverteilte Stichproben

berechnet.

Untersucht wurden die Behandlungsdauer in Wochen, CVI-Score in

Punkten, Ulkusgröße in Quadratzentimeter.

Weiterhin erfolgte die Untersuchung auf Korrelationen dieser Variablen mit

Risikofaktoren, darunter Übergewicht, Nikotinabusus, Vorerkrankungen

durch univariate Varianzanalysen.

Die Ergebnisse der Behandlungs-Kontrollgruppen-Vergleiche (der

Mittelwerte) wurden bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit p<0,05 als signifikant

angenommen, bei p<0,01 als sehr signifikant und bei p<0,001 als höchst

signifikant.

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3 Auswertung 3.1 Auswertung zum Gesamtkollektiv

3.1.1 Patienten

Das untersuchte Patientenkollektiv umfasste 139 Patienten (weiblich 86,

männlich 53). Die durchschnittliche Körpergröße betrug 170 ± 0,08 cm, das

mittlere Körpergewicht 86,41 ± 24,28 kg.

Bei 44 (31,7%) der Patienten bestand die Ulzeration bereits über einen

Zeitraum von 1 bis 5 Jahren, 76 (54,7%) gaben eine Dauer von weniger als

3 Monaten an, 18 (12,9 %) hatten länger als 5 Jahre Beschwerden. Ein

erstmaliges Auftreten des Ulcus cruris gaben 62 (44,6%) der Patienten an,

bei der Mehrheit mit 77 (55,4%) Personen handelte es sich um Rezidive, bei

insgesamt 58 (41,8%) sogar um mehrfache Rezidive.

3.1.2 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen (s.a. Abb.1)

Bei 139 untersuchten Patienten ergaben sich anteilig folgende Ursachen der

Ulcera: 99 (71%) Ulcera waren auf eine chronisch venöse Insuffizienz

zurückzuführen, 13 (9,4%) auf eine gemischt venös- arterielle Ursache, 5

(3,6%) auf eine rein arterielle Pathologie. 14 (10,1%) Läsionen waren

vaskulitischer, und je eine (0,7%) traumatischer und kardialer Genese. Eine

diabetische Polyneuropathie lag dem Ulcus cruris bei 4 (2,9%) zugrunde und

Lymphödeme bei 2 (1,4%) der Patienten.

Im Weiteren wurden wegen der Größe der Subgruppen nach Wertigkeit

Patienten mit Ulzerationen venöser, gemischt-venöser, arterieller und

„anderer“ Genese betrachtet.

Page 21: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

20

Abb.1 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen im Gesamtkollektiv

Mit 71% machten venöse Unterschenkelulzerationen den größten Anteil aus, eine

vaskulitische Genese lag in 10% vor, gemischt venös-arteriell in 9%. Weitere

Ursachen wie Lymphödeme oder Traumata waren selten.

3.1.3 Anamnestische Daten

Die Untersuchung der Risikofaktoren des Gefäßsystems und allgemeiner

Vorerkrankungen ergab folgende Daten:

Eine chronische venöse Insuffizienz konnte bei 124 (89,2%) Patienten

diagnostiziert werden, 121 (87%) litten an einer Varikosis, 57 (41%) hatten

bereits eine Thrombose erlitten, davon 11 (7,9%) rezidivierend, und bei 5

(3,6%) hatte es eine Thrombophlebitis in der Vorgeschichte gegeben.

Bei 71 (51,1%) Patienten war ein arterieller Hypertonus bekannt, Diabetes

mellitus bei 30 (21,6%), eine periphere arterielle Verschlusskrankheit bei 26

(18,7%) und eine Herzinsuffizienz nach NYHA in verschiedenen

Schweregraden bei 28 (20,1%).

24 (17,3%) Patienten waren wegen einer Kollagenose behandelt worden

oder nahmen Basistherapeutika zur Schubprophylaxe ein.

Page 22: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

21

3.1.4 Periphere Behandlung der Ulcera crurum vor Aufsuchen unserer

Ambulanz

Die mit Hilfe eines Fragebogens erhobenen Daten zum Ergebnis der

ambulanten Vorbehandlung (Tab A1) von 139 Patienten ergaben, dass bei

80 (57%) eine Verschlechterung des ursprünglichen Ulkuszustandes, bei 22

(16%) Patienten keine messbare Veränderung der Wunde eingetreten war.

Eine Verbesserung der Wundverhältnisse gaben lediglich 5 (4%) Patienten

an. Von 18 (13%) Patienten konnten keine verlässlichen Angaben gewonnen

werden (4 Patienten waren mittlerweile verstorben, 3 Patienten wollten nicht

befragt werden, 11 Patienten konnten sich nicht an die Vorbehandlung

erinnern oder machten widersprüchliche Angaben).

Lediglich 14 (10%) Patienten suchten unsere Ambulanz direkt bei

Erstdiagnose auf und hatten über die Selbstmedikation hinaus zuvor keine

Behandlung (Abb.2) erhalten.

Abb.2 Ergebnisse der Vorbehandlung vor Beginn der Studie

Bei 64% der Patienten war im Rahmen der peripheren Vorbehandlung eine

Verschlechterung des Befundes eingetreten, 18% konnten weder Verbesserung

noch Verschlechterung beobachten, und in 4 % war eine Verbesserung eingetreten,

jedoch keine Abheilung erzielt worden.

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22

Bei den vorbehandelten Patienten wurden durchschnittlich 159 ± 335

Wochen peripher (außerhalb unserer Ambulanz) Therapieversuche

unternommen, bevor diese die Gefäßambulanz aufsuchten.

Die durchschnittliche Größe der Ulzeration mit der sich die Patienten

peripher erstmalig in Behandlung begaben, betrug 15,7 ± 50,4 cm². Bei

Vorstellung in unserer Ambulanz wird eine Wundfläche von 53,8 ± 90,6 cm²

dokumentiert.

Zu Behandlungsdauer und Ulkusgröße machten je 14 von 125 (9,6%)

Patienten keine validen Angaben.

Die Vorbehandlung war zu 82% nach der Methode der trockenen

Wundbehandlung mit nicht genauer definierten Salbenverbänden und

Mullkompressen erfolgt, in der Mehrheit der Fälle in der Hausarztpraxis.

2% der Patienten gaben an, mit Hydrokolloidverbänden nach „feuchter“

Methode behandelt worden zu sein und 5% erinnern sich an einen Wechsel

von anfänglicher Behandlung mit Salbenverbänden zu neuartigen

Wundauflagen mit Polyurethanschäumen (erwähnt werden Mepilex®,

Allewyn® und Epigard®). Hierzu äußerten sich 11% der Patienten nicht

(Abb.4).

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23

Abb. 3 Methode der Vorbehandlung im Gesamtkollektiv

Bevor die Patienten sich in unserer Therapie begaben, wurden die Ulzerationen zu

82% nach der Methode der trockenen Wundbehandlung therapiert, 2% bereits mit

feuchter Wundbehandlung, bei 3% hatte man die Methode von trocken auf feucht

gewechselt.

Zusätzlich zur lokalen Wundtherapie waren in 62% der Fälle

Kompressionsverbände der Unterschenkel angelegt worden.

22% der Patienten waren systemisch mit Antibiotika-Gaben sowie 1%

zeitweilig mit Kortikosteroiden behandelt worden. 6% erhielten sowohl

Antibiotika als auch Glukokortikoide (Abb. 4).

Page 25: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

24

Abb. 4 Systemische begleitende Vorbehandlung im Gesamtkollektiv

Neben der topischen Wundversorgung wurden bei 22% der Patienten auch

Antibiotika verabreicht und in 14% Kortikosteroide angewendet.

Neben einer ambulanten Behandlung wurden 27% der Patienten zeitweise

stationär therapiert (Abb.5).

Page 26: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

25

Abb.5 Organisatorische Durchführung der Vorbehandlung im Gesamtkollektiv

Während der Vorbehandlung kam es zu Komplikationen wie

Wundinfektionen in 57,4% der Fälle und Entwicklung von Unverträglichkeiten

auf Verbandmaterialien, die in 9,3% der Fälle zu einem Wechsel des

Heilmittels führten.

3.1.5 Therapieverlauf des Gesamtkollektives in unserer Ambulanz

Zu Beginn der Therapie in domo bestanden bei 139 Patienten ein oder

mehrere Ulzera von durchschnittlich 53,8 ± 90,6 cm² Wundfläche. Der

klinische CVI-Score (Tab. A4) zur Messung verschiedener Faktoren des

Wundgeschehens, zum Beispiel Dauer der Ulzerationsperiode, Größe der

Wunde, Schmerzen, umgebende Rötung, Atrophien und Sklerosierungen,

sowie Ödeme der Unterschenkel, betrug im Mittel 8,46 ± 2,4 Punkte (Abb.6).

Der Wert des klinischen CVI Scores nach der Therapie ist gegenüber dem

Vorwert hochsignifikant (p<0,01; T= 7,604) erniedrigt.

Ebenso hochsignifikant konnten der anatomische CVI-Score und der

Invaliditäts-Score reduziert werden.

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26

Abb.6 Quantifizierung der Morbidität des Gesamtkollektives durch den CVI-

Score nach Porter zu Beginn der Therapie in domo

Während der im Schnitt 33,5 ± 29,3 Wochen dauernden Behandlungsphase

wurden alle Patienten lokal mit modernen Wundauflagen mit „feuchter“

Wundbehandlung therapiert, bei 122 (87,8%) war die Kompression Teil der

Therapie. Keine Kompressionsbehandlung erhielten Patienten mit

Ulzerationen arterieller oder vaskulitischer Genese, bei gemischten Ulzera

wurde im Einzelfall in Abhängigkeit vom Knöchel-Arm-Index entschieden. 54

(39%) Patienten benötigten zeitweise zusätzlich systemisch Antibiotika im

Rahmen eines Wundinfektes, 10 (7%) Patienten erhielten

Glucokortikosteroide (bei vaskulitischer Beteiligung in der Ulkusgenese) und

8 (6%) eine Kombination aus beiden Medikamenten (Abb.7, vgl. Abb.4).

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27

Abb.7 Systemische begleitende Therapie während des

Studienzeitraumes

Zusätzlich zum Wundverband benötigten 39% der im Rahmen der Studie

therapierten Patienten ein Antibiotikum, 7% ein orales Kortikosteroid und 6%

sowohl Antibiotika, als auch Steroide.

Im Rahmen der Behandlung in domo waren bei 39 (28%) der Patienten

operative Eingriffe an den Gefäßen oder an den Ulzerationen selbst nötig

(z.B. Spalthautdeckungen). Da diese Eingriffe Teil des beobachteten

Behandlungsplanes sind, werden eventuell anfallende stationäre

Behandlungszeiten zur Behandlungsdauer gerechnet. Einzelne Patienten

konnten auch mehrfach und bei verschiedenen Eingriffen betroffen gewesen

sein. So erhielten 27 (19,4%) Patienten eine Venenoperation, 8 (5,8%) eine

Operation der arteriellen Gefäße und bei 20 (14,4%) wurden

Spalthauttransplantationen nach Shave- Exzision (Schmeller et al. 2000)

durchgeführt.

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28

3.1.6 Fortbestehender Therapiebedarf bei Studienende

Von 139 Patienten, die bereits seit längerem durch den betreuenden

Hausarzt, aber auch Fachärzte wie Dermatologen, Gefäßchirurgen oder

Phlebologen vorbehandelt worden waren, konnten 88 (63%) zur

vollständigen Abheilung gebracht werden. Bei 31 (22%) Patienten wird die

Therapie fortgesetzt (zum genauen Therapieverlauf s.u.), 15 (11%) haben

sich nach einer Befundbesserung für eine Fortsetzung des Therapieschemas

durch einen Arzt in näherer Umgebung ihres Wohnortes entschieden und 5

(4%) der Patienten sind im Verlauf der Therapie im Rahmen anderer

Begleiterkrankungen verstorben (Abb.8).

Abb. 8 Behandlungsbedarf zu Studienende

Subtrahiert man den Anteil der Patienten, der aus persönlichen Gründen

vorzeitig aus der Studie ausgeschieden oder verstorben ist und somit nicht

austherapiert werden konnte vom Gesamtkollektiv, ergibt sich ein Anteil von

73,9% (88 von 119 Patienten), die zur Abheilung gebracht wurden von.

Bei 96% der Patienten (133 von 139) ist mindestens eine objektiv messbare

Verbesserung durch die durchgeführte Therapie zu verzeichnen, so dass

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29

auch die noch nicht vollständig abgeheilten Patienten offensichtlich in hohem

Maße profitiert haben (Abb. 9).

Abb. 9 Darstellung des klinischen Therapieerfolges zu Studienende

Bei 63% der Patienten konnte eine Abheilung erreicht werden, weitere 33%

verzeichneten eine Verbesserung des klinischen Bildes, bei 1% dokumentierten wir

eine Verschlechterung.

Die Punktzahl des klinischen CVI- Scores konnte durchschnittlich um 4,66

Punkte von 8,46 ± 2,4 auf 3,8 ± 3 Punkte gesenkt werden (Abb.10, vgl.

Abb.6). Das entspricht einer quantitativen Besserung des Befundes um

durchschnittlich 55,3%. Eine graphische Darstellung der Punktzahlen vor und

nach Therapie bei dem Gesamtkollektiv, der Gruppe der Abgeheilten und der

Nicht- Abgeheilten findet sich in Abb.11.

Page 31: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

30

Abb. 10 Quantifizierung der Morbidität des Gesamtkollektives durch CVI-Score

nach Porter zu Studienende

Die überwiegend niedrigen Punktzahlen zeigen eine geringe klinische

Beeinträchtigung der Patienten (vergleiche Abbildung 6 mit der entsprechenden

Darstellung vor Therapiebeginn).

Neben den 88 abgeheilten Patienten können anhand der Verringerung der

Punktzahlen des CVI-Wertes Verbesserungen des Befundes bei 46 (33%)

der verbleibenden Patienten festgestellt werden, bei 4 (3%) Patienten hat

sich bisher keine messbare Verbesserung eingestellt und 1 (1%) Patient

muss zum Beobachtungszeitpunkt eine Verschlechterung des klinischen

Gesamtbildes hinnehmen (s.a. Abb.11).

Page 32: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

31

Abb.11 Klinischer CVI-Score nach Porter vor und nach Studientherapie

Die Punktzahlen der vorbehandelten Patienten sind zu Beginn unserer

Studie (gepunktet) wesentlich höher als zum Abschluss des

Beobachtungszeitraumes (uni), in allen Subgruppen kommt es zu

einer wesentlichen Besserung.

Betrachtet man den Therapieerfolg hinsichtlich der Verringerung der

Wundfläche, so ergibt sich bei der Patientengruppe mit nicht vollständig

abgeheilten Ulzerationen eine Minderung der Ulkusgröße von

durchschnittlich 94,35 ± 116,03 cm² zu Beginn der Therapie in domo auf

durchschnittlich 44,7 ± 89,98 cm² am Ende des Beobachtungszeitraumes bei

den 31 noch in Behandlung befindlichen Patienten.

Die Ulkusgröße ist gegenüber dem Vorwert hochsignifikant (p<0,01; T=

6,046) erniedrigt.

4 (3%) Patienten hatten eine Vergrößerung der Wundfläche im Vergleich

zum Anfangsbefund zu Beginn der Therapie in domo. Das entspricht bei 25

von 31 Patienten (80,6%) einer Verbesserung, also einer Verringerung der

Ulkusgröße, bei 2 (6,5%) Patienten ist noch keine messbare Verkleinerung

aufgetreten und bei 4 Patienten (13%) haben sich die Wundflächen in ihrer

Ausdehnung vergrößert.

Die Verkleinerung der Wundfläche ist jedoch nicht der einzige positive Effekt,

den die Therapie aufweisen kann, in den CVI-Score fließen verschiedene

Page 33: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

32

weitere Faktoren ein (s.a. Tab. A4). Deshalb stehen die hier beschriebenen 4

Fälle mit einer erhöhten Ausdehnung der Wundfläche nicht im Widerspruch

zu dem nur einen oben genannten Fall, der eine Verschlechterung des

Gesamtbefundes im Sinne des Klinischen CVI- Scores aufweist.

Abb. 12 Ulkusgrößen vor und nach Studientherapie in cm²

Es kommt unter unserer Therapie zu einer deutlichen Reduktion der Ulkusgröße von

durchschnittlich 53 auf 11,6 cm². Auch Patienten ohne vollständige Abheilung zum

Schluss der Beobachtung erreichen eine deutliche Größenreduktion.

Unter der Therapie in domo traten bei 55 (39,6%) der Patienten einfache

Wundinfektionen auf. Während der Vorbehandlung waren in mindestens

57,4% der Fälle Wundinfektionen aufgetreten. Weitere 10 (13,9%)

entwickelten im Verlauf der Therapie ein Erysipel. 63 (45%) wurden

daraufhin über einen kurzen Zeitraum mit Antibiotika behandelt.

Eine Unverträglichkeit der verwandten Wundauflagen, die auf Wunsch des

Patienten zu einem Wechsel des Materials führte, wurde lediglich bei 3

(2,2%) Patienten beobachtet (während der Vorbehandlung war dies in 9,3%

der Fälle zu beobachten), ebenso wie eine Thrombophlebitis.

Page 34: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

33

4 (2,9%) der Patienten verhielten sich nicht kooperativ und handelten wider

ärztliche Empfehlungen indem sie ihr Verbandmaterial eigenmächtig

entfernten oder stark verschmutzten.

Bei 65 (46,8%) der Fälle traten keine der genannten Komplikationen auf.

Bei einigen Patienten waren kurzzeitige stationäre Aufenthalte zur operativen

Sanierung des Venensystems oder zu ausgiebigem Debridement notwendig

(Abb.13). Die stationäre Betreuung wurde von uns in interdisziplinärer

Zusammenarbeit mit Gefäßchirurgen unseres Hauses für die operativen

Maßnahmen und stadiengerechter Wundtherapie nach unserem Regime

durchgeführt.

Abb.13 Organisatorische Durchführung der Therapie in domo

Bei 28% war im Rahmen der Behandlung ein stationärer Aufenthalt

notwendig.

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34

3.2 Analyse der Subgruppen

3.2.1 Therapieverlauf der Patienten mit Abheilung der Ulzeration

Patienten, bei denen eine Abheilung erzielt werden konnte (88 Personen,

63%), hatten eine Behandlungsdauer von 24,6 ± 21,7 Wochen, während das

Gesamtkollektiv durchschnittlich 33,6 ± 29,3 Wochen behandelt wurde.

Subtrahiert man den Anteil der Patienten, der aus persönlichen Gründen

vorzeitig aus der Studie ausgeschieden ist und somit nicht austherapiert

werden konnte, vom Gesamtkollektiv, ergibt sich ein Anteil an Patienten, die

zur Abheilung gebracht wurden von 73,9% (88 von 119 Patienten).

Vor Aufsuchen unserer Ambulanz betrug die durchschnittliche

Behandlungsdauer 106,9 ± 248,7 Wochen, wobei 10 von 88 Patienten keine

Vorbehandlung erhielten und 8 weitere keine Angaben machten. Im

Vergleich dazu betrug die mittlere Behandlungszeit des Gesamtkollektives

159 ± 335 Wochen.

Die Wundfläche zu Beginn der Therapie maß im Durchschnitt 37,49 ± 72,45

cm² bei den zur Abheilung gebrachten Patienten, beim Gesamtkollektiv

wurde eine Wundfläche von durchschnittlich 53,8 ± 90,6 cm² gemessen.

Die Ulzerationen der Patienten in dieser Gruppe, bei denen die komplette

Abheilung erzielt wurde, waren kürzer und wegen kleinerer Läsionen

vortherapiert worden als das Gesamtkollektiv. In der Multivarianzanalyse ist

die Abhängigkeit der Ulkusgröße von der Heilungswahrscheinlichkeit zwar

knapp nicht signifikant (p=0,111), jedoch ist der nicht überraschende Trend

festzuhalten, dass ein weniger gravierender Ausgangsbefund auch schneller

abheilt.

Die Verteilung der Ursachen der Ulzerationen nach Pathogenese bei den

abgeheilten Patienten unterscheidet sich von der des Gesamtkollektives

(Abb.14, vgl. mit Abb.1 bzw. Abb.15) dadurch, dass der prozentuale Anteil

von Patienten mit Ulzerationen venöser (mit 76% gegenüber 71%) oder

diabetischer (von 3% auf 5%) Genese höher ist, während der Anteil

arterieller (1% gegen 4%) sowie gemischt venös-arterieller (von 7% auf 9%)

Ulzera im Patientenkollektiv mit abgeheilten Wunden niedriger ist. Ebenso ist

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35

der Anteil der Patienten mit vaskulitischen Ulzera bei den abgeheilten

Patienten etwas niedriger (9% gegenüber 10%).

Abb. 14 Ätiologie der Unterschenkelulzerationen bei abgeheilten Patienten

In der Gruppe der Patienten, deren Abheilung erreicht werden konnte, ist die

Genese zu 76% eine chronische venöse Insuffizienz.

Aufgrund zu geringer Unterschiede in der Multivarianzanalyse, ob eine

Abheilungswahrscheinlichkeit in Korrelation zur Ätiologie besteht, wird zwar

kein Signifikanzniveau erreicht, rein deskriptiv lässt sich jedoch der Trend

feststellen, dass rein venös induzierte Ulzera schneller abheilen.

Eine weitere wichtige Beobachtung war   der hoch signifikante

Zusammenhang von Ulkusalter und Ulkusgrößenrückgang (p<0,01)im

Verlauf der Therapie, was darauf hindeutet, dass eine zügige optimale

Therapie für eine Heilung entscheidend ist.

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36

Eine Wundinfektion als Komplikation wurde in dieser Gruppe bei 29,5% der

Patienten beobachtet, gegenüber 39,6% im Gesamtkollektiv.

3.2.2 Therapieverlauf der nicht-abgeheilten Patienten

Am Stichtag zum Studienende müssen 51 von 139 (36,7%) Ulzerationen als

noch nicht abgeheilt bewertet werden. Dies hat verschiedene Gründe:

1. 15 der 51 (29,4%) Patienten sind vor Abschluss der Therapie aus der

Studie ausgeschieden, weil sie es vorzogen, woanders, meist in

Wohnortnähe, weiterbehandelt zu werden. Eine Therapie- bzw.

Abheilungskontrolle ist bei diesen Patienten nicht möglich.

2. 5 (9,8%) Patienten sind während der Therapie verstorben, allerdings

nicht ursächlich wegen des Ulkusleidens oder dessen Therapie

3. 31 (60,8%) Patienten befinden sich weiterhin in Therapie, sie konnten

bis zum Stichtag nicht zur Abheilung gebracht werden. Dies entspricht

22,3% des Gesamtkollektives.

Das Ergebnis der Patienten Ad1 und 2 wird bis zu ihrer letzten

Dokumentation betrachtet und fließt in die folgenden Daten mit ein.

Die Punktzahl des CVI-Scores konnte von durchschnittlich 10 ± 2,4 Punkten

auf 7 ± 2 gesenkt werden. Einzeln betrachtet ergeben sich in 46 Fällen

(90,2%) Verbesserungen des klinischen CVI-Scores, in 4 (7,8%) Fällen keine

Veränderung und bei 1 (2%) Fall eine Erhöhung des CVI-Score, was eine

Verschlechterung des klinischen Gesamtbildes bedeutet.

Betrachtet man den Therapieerfolg hinsichtlich Verringerung der Wundfläche,

so ergibt sich eine Minderung der Ulkusgröße von durchschnittlich 94,35 ±

116,03 cm² zu Beginn der Therapie in domo auf durchschnittlich 44,7 ± 89,98

cm² am Ende des Beobachtungszeitraumes bei den 31 noch in Behandlung

befindlichen Patienten.

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die initiale Wundfläche dieser noch nicht

abgeheilten Patienten mit 94,35 ± 116,03 cm² signifikant größer war als die

der bereits zur Abheilung gebrachten Patienten mit 37,49 ± 72,45 cm².

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Bei 4 Patienten trat eine Vergrößerung der Wundfläche im Vergleich zum

Anfangsbefund zu Beginn der Therapie in domo auf.

Das entsprach bei 25 von 31 Patienten (80,6%) einer Verbesserung, also

einer Verringerung der Ulkusgröße, bei 2 (6,5%) Patienten war noch keine

messbare Verkleinerung aufgetreten und bei 4 Patienten (13%) haben sich

die Wundflächen in ihrer Ausdehnung vergrößert.

In diese Betrachtung fließen andere positive Heilungstendenzen wie

fortschreitende Wundreinigung, Granulation und Epithelialisierung der

Wunde nicht ein, wie sie bei den Patienten trotz unverändert großer oder

größerer Wundfläche vorliegen durchaus vorliegen können.

Die Vorbehandlung der Patienten ohne komplette Abheilung dauerte mit 270

± 477 Wochen im Schnitt mehr als doppelt so lang wie die Vorbehandlung

der Patienten mit abgeheilten Ulzera. Im Schnitt waren die Patienten bisher

seit 49 ± 34 Wochen in domo in Behandlung.

Hinsichtlich der Ätiologie der nicht-abgeheilten Ulzerationen fällt auf, dass

der Anteil Ulzera arterieller Genese gegenüber dem beim Gesamtkollektiv

um das zweieinhalbfache erhöht ist (10% gegenüber 4%; Abb.16 und Abb.1).

In der Gruppe der abgeheilten Ulzerationen haben arterielle Ulzera nur einen

Anteil von 1%.

Die anderen Ursachen für Ulzerationen unterscheiden sich in ihrer Verteilung

nicht wesentlich von der im Gesamtkollektiv (Abb.15, vgl. Abb. 1, 14)

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Abb.15 Ätiologie der Unterschenkelulzeration bei nicht abgeheilten Patienten

In dieser Subgruppe gab es mehr Patienten mit Ulzerationen arterieller Genese

(10%) und vaskulitischer, lymphatischer oder gemischter Genese als in der Gruppe

der Patienten mit einer Abheilung.

In der Gruppe der nicht abgeheilten Ulzerationen lag eine Infektionsrate der

Wunden von 58,8% vor. Lediglich bei 13,7% waren keine Komplikationen

aufgetreten.

Damit war der Anteil an superinfizierten Wunden in dieser Gruppe nahezu

doppelt so hoch wie in der Gruppe der Abgeheilten mit nur 29,5%

Wundinfektionen.

3.2.3 Patienten mit Ulcera crurum venöser Genese

Auf eine chronisch-venöse Insuffizienz waren 99 (71%) von 139 der

Ulzerationen zurückzuführen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der

Therapie in und vor der Studie dieser Patientengruppe aufgeführt.

Die erhobenen Daten zum Ergebnis der ambulanten Vorbehandlung von

diesen 99 Patienten ergaben, dass bei 58 (58,6%) eine Verschlechterung

des ursprünglichen Ulkuszustandes und bei 19 (19,2%) Patienten keine

messbare Veränderung der Wunde eintrat. Eine Verbesserung der

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39

Wundverhältnisse gaben lediglich 4 (4%) Patienten an. Von 7 (7,1%)

Patienten konnten keine verlässlichen Angaben gewonnen werden. 11

(11,1%) Patienten wurden ohne Vorbehandlung in die Gefäßambulanz

zugewiesen.

Bei den vorbehandelten Patienten wurden durchschnittlich 184,5 ± 373

Wochen peripher Therapieversuche unternommen, bevor diese die

Gefäßambulanz aufsuchten.

Die durchschnittliche Größe der Ulzeration mit der sich die Patienten

peripher erstmalig in Behandlung begaben, betrug 16,88 ± 52,82 cm². Bei

Vorstellung in unserer Ambulanz wird eine Wundfläche von 49,82 ± 88,6 cm²

dokumentiert.

Die Vorbehandlung von 92 Patienten erfolgte zu 81,5% (75 Patienten) nach

der Methode der „trockenen“ Wundbehandlung mit nicht genauer definierten

Salbenverbänden und Mullkompressen.

3,3% (3 Patienten) der Patienten wurden mit Hydrokolloidverbänden nach

„feuchter“ Methode behandelt und 6,5% (6 Patienten) gaben einen Wechsel

von anfänglicher Behandlung mit Salbenverbänden zu neuartigen

Wundauflagen mit Polyurethanschäumen.

Zur Vorbehandlung äußerten sich 8,7% (8) der Patienten nicht, insgesamt

sind 84 von 92 Patienten (91,3%) mit einem Ulcus cruris venöser Genese

peripher vorbehandelt worden.

Zusätzlich zur lokalen Vorbehandlung wurden 21,2% der Patienten mit

Antibiotika-Gaben sowie 1,1% zeitweilig mit Kortikosteroiden systemisch

therapiert. 6,5% erhielten sowohl Antibiotika als auch Glukokortikoide.

Neben einer ambulanten Behandlung nahmen 28,3% der Patienten

stationäre Aufenthalte im Rahmen ihrer Ulkuserkrankung in Anspruch.

Während der Vorbehandlung kam es zu Komplikationen wie

Wundinfektionen in 76,5% der Fälle (im Gesamtkollektiv waren es nur

57,4%) und Entwicklung von Unverträglichkeiten auf Verbandmaterialien in

12,3% der Fälle (im Gesamtkollektiv waren es 9,26%).

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40

Die Behandlung in domo hatte bei Patienten mit venösen Ulzerationen eine

Infektionsrate von nur 37,4% in diesem Kollektiv und lediglich ein Patient

(1%) beklagte eine Unverträglichkeit der Wundauflage.

Ein Grund für die hohe periphere Komplikationsrate mag die massiv

verlängerte Therapiedauer sein, denn diese Patienten wurden peripher im

Durchschnitt 184 Wochen vorbehandelt (in domo nur 31,3 Wochen), das

Gesamtkollektiv wurde 159 Wochen vorbehandelt und in domo 33,5 Wochen

therapiert.

Zu Beginn der Therapie in domo bei Studienanfang bestanden bei 99

Patienten ein oder mehrere Ulcera von durchschnittlich 49,82 ± 88,63 cm²

Wundfläche. Der Klinische CVI-Score zur Messung verschiedener Faktoren

des Wundgeschehens betrug im Mittel 8,56 ± 2,5 Punkte.

Während der im Schnitt 31,3 ± 27,1 Wochen dauernden Behandlungsphase

wurden alle Patienten lokal mit modernen Wundauflagen mit „feuchter“

Wundbehandlung therapiert, bei 95 (96%) war die Kompression Teil der

Therapie.

4 Patienten erhielten nicht über den gesamten Zeitraum

Kompressionsverbände wegen einer vermuteten vaskulitischen Komponente

in der Ulkusgenese.

41 (41,4%) Patienten benötigten zeitweise zusätzlich systemisch Antibiotika

im Rahmen eines Wundinfektes, 4 (4,1%) Patienten erhielten

Glucokortikosteroide und 1 (1,1%) eine Kombination aus beiden

Medikamenten (bei oben genannter vaskulitischer Beteiligung an der

Ulkusgenese).

Im Rahmen der Behandlung in domo waren bei 25 (25,3%) der Patienten

operative Eingriffe an den Gefäßen oder an den Ulzera selbst nötig. So

erhielten 25 (25,3%) Patienten eine Venenoperation, 3 (3,03%) eine

Operation der arteriellen Gefäße und bei 13 (14,1%) wurden einmalige

Spalthauttransplantationen nach Shave-Exzision (Schmeller et al. 2000)

durchgeführt, bei einem Patienten mehrfach.

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41

Von 99 Patienten konnten 67 (67,7%) zur vollständigen Abheilung gebracht

werden. Bei 22 (22,2%) Patienten wird die Therapie fortgesetzt, 11 (11,1%)

haben sich nach einer Befundbesserung für eine Fortsetzung des

Therapieschemas durch einen Arzt in näherer Umgebung ihres Wohnortes

entschieden.

Der klinische CVI-Score konnte unter der Therapie in domo von initial 8,56 ±

2,5 Punkten auf 3,52 ± 3,04 Punkte um 58,88% gemindert werden.

3.2.4 Patienten mit Ulcera crurum vaskulitischer oder diabetischer Genese

Diese beiden Patientengruppen machten im Studienkollektiv 18 von 139

(12,9%) der Ulzerationen aus.

Die erhobenen Daten zum Ergebnis von 12 ambulant Vorbehandelten

ergaben, dass bei 9 (75%) eine Verschlechterung des ursprünglichen

Ulkuszustandes, bei 2 (16,67%) Patienten keine messbare Veränderung der

Wunde eintrat. Eine Verbesserung der Wundverhältnisse gab lediglich ein

(8,3%) Patient an.

Von 4 der 18 (22,22%) Patienten konnten keine verlässlichen Angaben

gewonnen werden. 2 (11,11%) Patienten wurden ohne Vorbehandlung direkt

zugewiesen.

Bei den vorbehandelten Patienten wurden durchschnittlich 96,9 ± 67,18

Wochen peripher Therapieversuche unternommen, bevor diese die

Gefäßambulanz aufsuchten. Die durchschnittliche Größe der Ulzeration mit

der sich die Patienten peripher erstmalig in Behandlung begaben, betrug

49,56 ± 67,75 cm². Bei Vorstellung in unserer Ambulanz wurde eine

Wundfläche von 93,62 ± 124,75 cm² dokumentiert.

Die Vorbehandlung von Patienten erfolgte zu 91,67% (11 von 12 Patienten)

als „trockene“ Wundbehandlung. 8,33% (1) der Patienten waren mit

Hydrokolloidverbänden nach „feuchter“ Methode behandelt worden.

Zusätzlich zur lokalen Vorbehandlung werden 41,67% der 12 Patienten mit

Antibiotika-Gaben sowie 8,33% (ein Patient) zeitweilig mit Kortikosteroiden

systemisch therapiert.

Page 43: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

42

Neben einer ambulanten Behandlung waren 25% der Patienten (3 der 12

vorbehandelten Patienten) stationär behandelt worden im Rahmen ihrer

Ulkuserkrankung.

Während der Vorbehandlung kam es zu Komplikationen wie

Wundinfektionen in 66,7% der Fälle und Entwicklung von Kontaktallergien

auf Verbandmaterialien in 16,7% der Fälle.

Zu Beginn der Therapie in domo bei Studienanfang bestanden bei 18

Patienten ein oder mehrere Ulzera von durchschnittlich 93,62 ± 124,75 cm²

Wundfläche. Der Klinische CVI-Score betrug im Mittel 8,28 ± 2,42 Punkte.

Während der im Schnitt 39,67 ± 33 Wochen dauernden Behandlungsphase

wurden alle Patienten lokal mit modernen Wundauflagen therapiert, bei 13

(72,2%) war Kompression Teil der Therapie.

Im Rahmen der Behandlung in domo waren bei 7 (38,89%) der Patienten

operative Eingriffe oder andere stationäre Maßnahmen nötig. So erhielt 1

(5,56%) Patient eine Venenoperation, bei 5 (27,78%) wurden einmalige

Spalthauttransplantationen nach Shave-Exzision (Schmeller et al. 2000)

durchgeführt.

Von 18 Patienten konnten 12 (66,7%) zur vollständigen Abheilung gebracht

werden. Bei 2 (5,6%) Patienten wird die Therapie fortgesetzt (zum genauen

Therapieverlauf s.u.), 2 (5,56%) haben sich nach einer Befundbesserung für

eine Fortsetzung des Therapieschemas durch einen Arzt in näherer

Umgebung ihres Wohnortes entschieden, 2 weitere sind im Verlaufe der

Therapie an anderen Organerkrankungen verstorben.

Der klinische CVI-Score konnte von durchschnittlich 8,28 ± 2,42 Punkten auf

4,39 ± 3,41 gesenkt werden, dies entspricht einer Verminderung von 46,98%.

Page 44: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

43

3.2.5 Patienten mit Ulzerationen sonstiger Genese

Die übrigen Patienten in einzelnen Gruppen bezüglich der Ätiologie des

Ulkusleidens zu betrachten, hat wenig Aussagekraft, weil die Fallzahl zu

gering ist, um sie mit den größeren oben genannten Gruppen zu vergleichen.

Die Daten fließen daher nur im Gesamtkollektiv und unter Kapitel 1-3 in die

Auswertung mit ein.

Page 45: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

44

4 Diskussion

Das Ulcus cruris weist eine sehr heterogene Ätiologie auf. Neben

objektivierbaren Faktoren wie einer chronische venöse Insuffizienz oder einer

peripheren arteriellen Verschlusskrankheit haben patientenbezogene

subjektive Faktoren wie die Compliance oder individuell unterschiedlich

empfundene Schmerzhaftigkeit einen Einfluss auf den Heilungsverlauf der

chronischen Wunden. Selbst bei gleich ausgeprägter Venenfunktionsstörung

kann es zu von Patient zu Patient sehr unterschiedlichen Hautkomplikationen

kommen, was am ehesten durch Unterschiede in der kutanen

Mikrozirkulation bedingt ist (Stücker et al. 1995). Umso schwieriger ist es,

aussagekräftige Studien zur Wundtherapie des Ulcus cruris durchzuführen.

Dementsprechend liegen außer Untersuchungen an Wundheilungsmodellen

kaum klinische Studien zum Zeitpunkt unserer Erhebung vor.

Aufgrund der hohen Behandlungskosten, die eine chronisch verlaufende

Ulkuserkrankung verursacht, sowie einer hohen Morbidität der Patienten mit

konsekutiver Arbeitsunfähigkeit, ist die Therapie nicht nur aus medizinischen

Gründen, sondern auch aus volkswirtschaftlichen Erwägungen

anspruchsvoll.

4.1 Therapierefraktäre Ulzerationen im untersuchten Kollektiv

In der vorliegenden Arbeit wurde ein anderer Ansatz zur Überprüfung der

Effektivität und Praktikabilität der Therapie des Ulcus cruris gewählt. Nach

einem exakt festgelegten Schema wurde in einem definierten Zeitraum ein

Patientengut mit besonderem Verlauf, nämlich vorwiegend als

therapieresistent eingestufter Erkrankung behandelt.

Die Schwere des Falles war dadurch definiert, dass bereits mindestens eine

Vorbehandlung durch einen Spezialisten (Phlebologe, Gefäßchirurg oder

Dermatologe) stattgefunden hatte.

Als Kontrollgruppe diente die Behandlungsphase vor Beginn der Behandlung

im spezialisierten Zentrum. Die Zeit der Vorbehandlung war mit 159 ± 335

Page 46: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

45

Wochen sehr viel länger als in anderen Studienkollektiven, wo

Vorbehandlungszeiten von 12 Wochen (Gelfland et al. 2002) bis 29,7

Wochen (Kantor u. Margolis 2000) angegeben werden (Abb.3).

Bei der ermittelten Dauer der Vorbehandlung könnte der Eindruck entstehen,

dass die ambulante Versorgung außergewöhnlich schlecht gewesen sei, und

einem Standard entspräche, der in Deutschland nicht vorstellbar sei.

Allerdings betreuten wir ein ausgesprochen selektiertes Patientengut, das

eben nur in unsere Klinikambulanz überwiesen wurde, weil die Erkrankung

nicht, wie vermutlich bei der Mehrzahl der Patienten, in gutartiger Weise

verlaufen war. Gerade unter dieser Betrachtungsweise ist der Erfolg unseres

Therapiekonzeptes beachtlich, denn die als refraktär geltenden Patienten

sind einer erheblichen klinischen Besserung oder Abheilung zugeführt

worden.

Möglicherweise sind die Angaben der Patienten zum

Vorbehandlungszeitraum als zu lang angegeben. Diese Angaben wurden

durch uns nicht aus Unterlagen der niedergelassenen Kollegen verifiziert.

Weiterhin haben wir nicht explizit erfragt, wie viele Arztwechsel während der

Behandlung erfolgt waren und ob der Patient sich empfehlungsgemäß

verhalten hatte.

In der Primärversorgung waren fast in jedem Fall zunächst Therapieversuche

vom betreuenden Hausarzt unternommen worden, diese arbeiten nach einer

Untersuchung von Sayad (2004) oft zunächst erst symptomatisch ohne

weitergehende Diagnostik, bevor die Überweisung zu einem Facharzt erfolgt.

Page 47: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

46

Abb. 16 Behandlungsdauer der Ulzeration vor versus während des

Studienzeitraumes

Die bereits verstrichene Behandlungsdauer bei den refraktären Ulzerationen vor

Beginn der Studientherapie liegt im Mittel um den Faktor 4,67 höher, als der von uns

betrachtete Zeitraum.

Zwar ist bei vielen Patienten die Wundheilung noch nicht abgeschlossen,

dennoch konnten in der wesentlich kürzeren Therapiezeit deutlich Erfolge

gemessen werden (s. Kapitel 3.1.5 und 3.2.1).

Die Ulkusfläche war mit 53,8 ± 90,6 cm² zu Beginn der Therapie wesentlich

größer als in anderen Kollektiven (z.B. 15,27 cm² bei Kantor u. Margolis

2000), bei denen Heilungsverläufe mit neuartigen Wundauflagen untersucht

wurden. Die Bestandsdauer und die Fläche des Ulkus zu

Behandlungsbeginn sind die wichtigen prognostischen Faktoren in Bezug auf

die Wahrscheinlichkeit, dass das venöse Unterschenkelgeschwür innerhalb

von 24 Wochen abgeheilt ist: je länger die Bestandsdauer und je größer die

Ulkusfläche, desto unwahrscheinlicher ist eine Abheilung des venösen

Unterschenkelgeschwürs nach 24 Wochen Behandlung (Gelfland et al.

2002).

Page 48: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

47

Im Rahmen unserer Untersuchung konnten wir ebenfalls eine Korrelation

zwischen

raschem Therapiebeginn und der Abheilungsdauer feststellen. bzw. Es gibt

einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Ulkusalter und

Größenrückgang (p< 0,01), während andere Risikofaktoren wie hoher BMI

und Varikosis nicht zu einem signifikant ungünstigeren Heilungsverlauf

beitrugen (p je >0,05).

Es stellt sich die Frage, inwieweit sich durch einen früheren Beginn der

Therapie in einem spezialisierten Zentrum die Erkrankungsdauer hätte

verkürzen lassen. Analog konnte gezeigt werden, dass die Behandlung hier

kostengünstiger und effektiver erfolgen kann als durch nicht spezialisierte

Einrichtungen (Modell et al. 1998).

4.2 Hohe Abheilungsrate Durch das verwendete Therapieschema konnten bei 133 von 139 (95,7 %)

der Patienten konnten die chronische Wunde geheilt (63,3 %) oder

verkleinert werden (29,5 %). Dabei war die Zeit bis zur Abheilung unter dem

eigenen Therapieregime mit 24,6 ± 21,7 Wochen wesentlich kürzer als die

Zeit der Vorbehandlung mit 106,9 ± 248,7 Wochen.

Abb.17 Behandlungsdauer vor und während der Studie nach Subgruppen

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48

Patienten, deren Ulzeration sich während unserer Therapie nicht zur Abheilung

bringen lassen sind bereits bei Vorstellung in unserer Klinik von extrem langer

Bestandsdauer. Weniger lang bestehende Läsionen lassen sich in deutlich kürzerer

Zeit mit dem passenden Konzept zur Abheilung bringen.

In einem großen Kollektiv mit 56488 venösen Unterschenkelgeschwüren bei

29189 Patienten waren nach 24 Wochen bei 65,6% die primären

Ulzerationen und 55,3% der Patienten alle Wunden abgeheilt (Gelfand et al.

2002). Alle Patienten in diesem Kollektiv wurden durch eine

Gesundheitsmanagementfirma (Curative Health Services, USA) betreut.

Diese Ulzerationen waren mit einer medianen Wundgröße von 0,84 cm²

wesentlich kleiner und bestanden mit einem Median von 3 Monaten

wesentlich kürzer als bei dem Kollektiv in der vorliegenden Studie. Auch die

34,4% der 56488 Wunden, die nicht innerhalb von 24 Wochen abheilten,

waren mit im Median 6,42 cm² zu Therapiebeginn noch wesentlich kleiner

und mit einer Bestanddauer von 5 Monaten deutlich jünger als in dem

vorgestellten Kollektiv.

In ähnlicher Weise sind auch in anderen Studien die Ulkusflächen generell

kleiner und die Bestandsdauer kürzer als in der vorliegenden (als besonders

groß gilt die Fläche von 16,2 ± 28,9 cm² bei Morell et al. 1998).

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ulcus cruris venosum mit einer Fläche von

über 10 cm² und einer Bestandsdauer über 12 Monaten nach 24 Wochen

nicht abgeheilt ist, lag in einer Studie mit einer Fallzahl von 20000 Patienten

mit Unterschenkelulzerationen in der USA bei 78 % (Margolis et al. 2004).

Diese Vergleichsdaten verdeutlichen den Erfolg des in dieser Arbeit

verwendeten Therapieschemas.

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49

4.3 Kompressionstherapie und Varizensanierung

Wodurch ist der Erfolg des beschriebenen Therapieregimes zu erklären?

An erster Stelle ist sicher die Diagnostik und Ausschaltung der

Ulkusursachen zu nennen, die in ihrer Konsequenz nicht unbedingt

selbstverständlich ist (vgl. Gelfland et al. 2002). Basistherapie bei Ulcera

crurum bei chronischer Veneninsuffzienz ist die Kompressionstherapie

(Cullum et al. 2001), die bislang im Wesentlichen durch phlebologische

Kompressionsverbände durchgeführt wurde. Sowohl durch eine konsequente

Ausschaltung der refluxführenden Varizen als auch durch den Ersatz von

täglich neu anzulegenden Kompressionswechselverbänden durch

Kompressionsdauerverbände oder Kompressionsstrümpfe lässt sich die

Effektivität der Kompressionstherapie steigern.

So heilen Ulcera crurum venosa signifikant schneller ab, wenn zusätzlich zu

Kompressionsverbänden, die einmal pro Woche gewechselt werden, eine

Sklerosierung größerer Venen in der Ulkusumgebung durchgeführt wird

(Queral et al. 1990).

Nach Abheilung des Ulcus cruris venosum ist die Rezidivrate signifikant

erniedrigt, wenn refluxführende Gefäße chirurgisch saniert werden (McDaniel

et al. 2002, DePalma 1996).

Ist eine vollständige Sanierung der refluxführenden Gefäße nicht möglich,

können über mehrere Tage bis zu einer Woche zu belassene adhäsive

Dauerverbände, in der Regel als four-layer bandaging die Heilungsdauer

gegenüber Kompressionswechselverbänden die Abheilung signifikant

beschleunigen (Morell et al. 1998, Ukat et al. 2003).

Nicht nur in Bezug auf die Abheilung, sondern auch in Bezug auf die Kosten

sind die nur 1 bis 2 mal wöchentlich zu wechselnden Mehrlagenverbände

günstiger als die Kompressionswechselverbände (Morell et al. 1998). Da der

Verband den gesamten Unterschenkel dauerhaft bis zu einer Woche

umschließt, ist es für den Patienten nicht möglich, die nicht ulzerierten

Page 51: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

50

Hautareale zu waschen. Dies tolerieren viele Patienten nur über einen

begrenzten Zeitraum, so dass in der vorliegenden Studie nach einer

Entstauung durch die beschriebenen mehrlagigen Dauerverbände den

Patienten ein spezieller Ulkus-Kompressionsstrumpf angemessen wurde, der

durch den Patienten täglich gewechselt werden konnte. Diese

Kompressionsstrümpfe bzw. zirkulären Fertigverbände gewährleisteten einen

konstanteren Anpressdruck als phlebologische Wechselverbände und

wurden aufgrund des höheren Tragekomforts besser von den Patienten

akzeptiert (Häfner et al. 2001, Jünger u. Sippel 2003).

4.4 Debridement

Das scharfe (chirurgische) Debridement gehörte zur Basis der Therapie von

Wunden unterschiedlicher Ätiologie. Der genaue Wirkmechanismus war nicht

durch kontrollierte Studien untersucht, allerdings ist die Effektivität zumindest

für diabetische Fußulzerationen belegt (Steed et al. 1996). Offenbar wirkte

das Debridement über die Minimierung der Wundrandunterminierung, die

Förderung eines adhärenten Wundrandes und der epithelialen Zellmigration

und eine Reduktion der bakteriellen Keimlast (Steed et al. 1996). Das scharfe

Debridement war dem autolytischen und enzymatischen Debridement vor

allem aus mikrobiologischer Sicht überlegen (Bowler et al. 2001).

4.5 Infektionsmanagement

Bei postoperativen Wunden führen Wundinfekte zu einer verlängerten

Heilungsdauer (Johnson u. Yu 1991), bei Patienten mit peripherer arterieller

Verschlusskrankheit gehen Infekte der betroffenen Extremität mit einer

erhöhten Amputationsrate einher (Kummer et al. 2003). Bei der verzögerten

Wundheilung scheint insbesondere die Menge der Bakterien in der Wunde

eine Rolle zu spielen („microbial load“, „bioburden“). 1964 beschrieben

Bendy et al., dass Dekubitalulzerationen ab einer Menge von 106 CFU/ml in

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51

der Wundflüssigkeit verlangsamt abheilen (Bendy et al. 1964). Ähnliche

Beobachtungen, die auf der quantitativen Bestimmung der Bakterien in

Gewebeproben basieren konnten für das Überleben von Hauttransplantaten,

für Druckulzerationen und für chirurgische Wunden bestätigt werden (Brown

et al. 2001, Kingsley 2003, Bowler et al. 2001).

Eine wichtige Säule des vorgestellten Therapieregimes ist die konsequente

Beachtung von kritischer Kolonisation und Wundinfektion der

Unterschenkelulzerationen. Als klinische Zeichen einer Wundinfektion gelten

Wundgeruch, stärkere Wundbeläge, Rötung und Überwärmung des

Ulkusrandes, vermehrte Wundexsudation und Schmerzhaftigkeit (Bowler

2001). Bei diesen Veränderungen wurde lokal antiseptisch mit silberhaltigen

Wundauflagen, bei Rötung und Überwärmung eines Streifens in der

Wundumgebung über einen mehr als 2 cm breiten Streifen um die Ulzeration

auch systemisch antibiotisch behandelt. Der Wert einer lokal antiseptischen

Behandlung wird durch Studienergebnisse unterstrichen, nach denen auch

Antiseptika wie Jod, die im Modellversuch die Wundheilungsprozesse

hemmen können, im klinischen Einsatz die Abheilung von Wunden signifikant

beschleunigen (Fumal et al. 2002).

Die Häufigkeit bakterieller Wundinfektionen bei venös bedingten

Unterschenkelulzerationen wird unterschiedlich angegeben. Sie liegt in nicht

vorselektionierten Kollektiven unter 5 % (Hutchinson u. Lawrence 1991),

kann aber in Spezialzentren deutlich ansteigen, zum Beispiel 20,9 % in der

Chirurgischen Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg (Schmidt et al.

2000) oder auf 21,2% (venös bedingte Ulzerationen) in unserer

Wundambulanz. Unabhängig von der Ätiologie waren in der vorliegenden

Studie Wundinfekte in den nicht abgeheilten Unterschenkelulzerationen mit

58,8% wesentlich häufiger. Dabei waren Wundinfekte vor allem bei den

Ulzerationen nachweisbar, die nicht nur rein venös bedingt waren.

Page 53: Zur Optimierung der Therapie des chronischen Ulcus cruris ... · Das Ulcus cruris venosum ist ein häufiges Krankheitsbild in den westlichen ... verschiedene operative Maßnahmen

52

4.6 Exsudatmanagement

Feuchte Wundbehandlung ist ein Schlagwort, welches oft mit moderner

Wundtherapie gleichgesetzt wird. Dabei wird oft übersehen, dass das

Wundexsudat durchaus auch Probleme mit sich bringt (Bishop et al. 2003).

Klinisch sichtbar wird ein Zuviel an Wundexsudat zunächst in einer

Mazeration. Mit zunehmender Exsudatmenge und Einwirkdauer des

Exsudates traten Rötung und Schmerzen der Wundränder hinzu. Ein

wesentlicher Faktor innerhalb des Wundexsudates ist offenbar die

übermäßige Aktivität von Proteasen. Werden diese gehemmt, kommt es zu

einer signifikanten Beschleunigung der Wundheilung (Vin et al. 2002).

Anzustreben ist daher ein feuchtes Wundmilieu, das nicht zu trocken, aber

auch nicht zu nass sein sollte.

Auch eine kritische bakterielle Kolonisation oder ein Wundinfekt gehen oft mit

einer vermehrten Wundexsudation einher. Dementsprechend wurden in der

vorliegenden Studie mit einem hohen Anteil keimbelasteter Wunden nur

Verbände verwendet, die größere Mengen Exsudat aufnehmen können.

Daher konnten Hydrokolloid-Verbände aufgrund der eingeschränkten

Fähigkeit zur Exsudataufnahme nicht eingesetzt werden.

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53

4.7 Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde der Therapieerfolg einer stadiengerechten

Wundtherapie unter Berücksichtigung der Krankheitsätiologie untersucht.

Die Daten von 139 Patienten wurden im Rahmen einer retrospektiven nicht

randomisierten Studie in der Gefäßambulanz des St. Josef-Hospitales in

Bochum über einen Zeitraum von 22 Monaten erhoben.

Die Patienten stellten sich mit zum Teil als therapierefraktär geltenden

Unterschenkelulzerationen vor. Diese wiesen bei Therapiebeginn eine

Bestandsdauer von wenigen Wochen bis mehreren Jahren und eine

durchschnittliche Wundfläche von circa 53 cm² auf.

Informationen zur Anamnese und Vortherapie wurden mit einem

standardisierten Fragebogen erhoben (Tab A1).

Das angewandte Therapiekonzept zur Behandlung der chronischen Wunden

sah nach Klärung der Genese eine kausale Therapie der Ursache in

Kombination mit der symptomatischen Behandlung des Lokalbefundes vor.

Zur lokalen Wundtherapie wurde nach dem Konzept der „feuchten

Wundbehandlung“ mit verschiedenen neuartigen Wundauflagen gearbeitet.

Als Parameter für das therapeutische Ansprechen wurde der klinische CVI

(Chronic Venous Insufficiency) -Score nach Porter und die Flächenreduktion

in cm² angewendet.

Mit dem vorgestellten Diagnostik- und Therapieschema konnte ein Kollektiv

ungewöhnlich therapieresistenter Unterschenkelulzerationen zur Abheilung

oder relevanten klinischen Besserung gebracht werden (Abb.15).

Im Mittel reduzierte sich der Punktwert des CVI-Score von 8,5 auf 3,8 (von

18 möglichen) Punkte, die durchschnittliche Fläche nahm von 53 cm² auf

11,6 cm² ab.

Die untersuchten Diagnostik- und Therapiealgorhythmen haben mittlerweile

weitgehend Eingang in die aktuelle Leitlinie der deutschen Gesellschaft für

Phlebologie gefunden.

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54

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6 Tabellen im Anhang Tab. A1 Patientenfragebogen

Anamnese zur Vorbehandlung des Ulcus cruris Liebe/r Patient/in, bei der Durchsicht Ihrer Krankengeschichte ist aufgefallen,

dass einige Informationen zu Ihrem Krankheitsbild nicht dokumentiert

wurden. Um eine korrekte Auswertung des Behandlungserfolges durchführen

zu können, benötigen wir diese Daten. Deshalb bitten wir Sie, an der

Qualitätssicherung medizinischer Therapien mitzuwirken und folgende

Fragen (soweit Sie dies noch in Erinnerung haben) zu beantworten.

Vielen Dank

Name:

Größe:

Gewicht:

Ulcusanamnese (Rezidiv, 1.Ulcus wann, Dauer der jetzigen Ulcusperiode)

Wie stark waren die Einschränkungen des täglichen Lebens?

a) keine Einschränkung

b) normales Leben mit Kompression möglich

c) fähig zu 8 h Arbeit mit Kompression

d) arbeitsunfähig auch mit Kompression

Ist das von uns in der angiologischen Ambulanz des St. Josefs-Hospitals

behandelte Ulcus zuvor schon woanders behandelt worden? Falls ja:

Wie lange? _ Wochen _ Monate

Wie groß war das Ulcus zu Beginn dieser Vorbehandlung?

Welches Verbandmaterial/ Salben ist verwandt worden?

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Haben Sie Medikamente zusätzlich eingenommen? Wenn ja, welche?

Wurde die Therapie ambulant durchgeführt? _ ja _ nein

Ist eine Venenoperation im Rahmen der Therapie durchgeführt worden?

_ ja _ nein

Ist eine Spalthauttransplantation bei diesem Ulcus vorgenommen worden?

_ ja _ nein

Das Ergebnis der Vorbehandlung insgesamt war

a) eine Verbesserung

b) eine Verschlechterung

c) keine Veränderung

Hat sich das Ulcus im Rahmen der Vorbehandlung mit Keimen infiziert?

_ ja _ nein

Haben Sie eine Allergie entwickelt gegen Salben oder Verbandmaterial?

_ ja _ nein

Wie groß war das Ulcus zu Beginn der Behandlung in unserer Ambulanz?

_ x _ cm

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Tab. A2 Algorhythmus zu Therapiebeginn 1. Allgemeine Anamnese Thrombosen � nein � vor ____ Jahren (Venensegment____ Varikosis seit � nein �______Jahren Varikophlebitis vor � nein �______Jahren Kontaktsensibilisierungen gegen � nein �____________________________ Gehstrecke � nicht eingeschränkt � ______ m Diabetes mellitus � nein � nicht insulinpflichtig �

insulinpfli. Ulcus schmerzhaft � nein � ja Ovulationshemmer � nein � ja Nikotin � nein � ja Alkohol � nein � ja Arterielle Hypertonie � nein � ja Hypercholesterinämie � nein � ja

2. Klinische Untersuchung 2.1.Klinischer Schweregrad der CVI nach Widmer:

� keine CVI klinisch � Grad 1 (Knöchelödeme)

� Grad 2(Hautkomplikationen) � Grad 3 (Ulcus cruris) 2.2.Klinischer Schweregrad der pAVK nach Fontaine:

� Grad 0-1 (Gehstrecke uneingeschränkt) � Grad 2 a (Gehstrecke >200 m)

� Grad 2 b (Gehstrecke < 200m) � Grad 3 (Ruheschmerz) � Grad 4 (akrale Nekrose/Ulzeration) 2.3.Puls

A. dorsalis pedis � tastbar � nicht tastbar A.tibialis posterior � tastbar � nicht tastbar A.poplitea � tastbar � nicht tastbar A.femoralis � tastbar � nicht tastbar periphere Polyneuropathie � vorhanden � nicht vorhanden Amputation � nein � ja____________

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2.4.Klinische Untersuchung Ulcus Ulkusfläche � Nekroseplatte � schmierig � sauber Ulkusrand-Farbe � lividrot � hautfarben Ulkusrand-Morphe � flach � aufgeworfen � unterminiert Ulkusgröße in den beiden größten senkrecht aufeinander stehenden Durchmessern:

__________cm x __________cm

Ulkustiefe � Epidermis, Dermis � Subcutis � Faszie, Muskel � Sehne, Knochen, Gelenke periulzeröse Umgebung � normal

� Hyperpigmentierung � ekzematös � Dermatosklerose � Atrophie blanche � Livedo racemosa � petechiale Einblutungen

Palpation Venen � Stammvarikosis V.saphena magna � Stammvarikosis V. saphena parva � insuffiziente Perforantes___________________ 3. Nicht-invasive Gefäßdiagnostik: 3.1.Gelenkbeweglichkeit des oberen Sprunggelenkes (Neutral-Null-Methode) Rechts: Winkel: ____-_____-_____

Diagnose: keine* eingeschränkte Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk

Links: Winkel: ____-_____-_____ Diagnose: keine* eingeschränkte Beweglichkeit im oberen

Sprunggelenk

3.2.Direktionaler Ultraschalldoppler der Beinvenen Rechts: � intrafasziale Veneninsuffizienz

� extrafasziale Veneninsuffizienz � transfasziale Veneninsuffizienz � Stammvarikosis der V. saphena magna:

� Grad 1 nach Hach (Leiste) � Grad 2 nach Hach (über Knie)

� Grad 3 nach Hach (unter Knie) � Grad 4 nach Hach (Knöchel)

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Stammvarikosis der V. saphena parva: � Grad 1 nach Hach (Kniekehle)

� Grad 2 nach Hach (Wadenmitte) � Grad 3 nach Hach (Knöchel) Links entsprechend wie rechts 3.3.Muskelpumpenfunktion: digitale Photopletysmographie Rechts: Venöse Auffüllzeit ohne Tourniquet ____ sec

Venöse Auffüllzeit mit Tourniquet ____ sec Diagnose: falsch* nicht* besserbare Muskelpumpeninsuffizienz

Grad ______ Links: Venöse Auffüllzeit ohne Tourniquet ____ sec

Venöse Auffüllzeit mit Tourniquet ____ sec Diagnose: falsch* nicht* besserbare Muskelpumpeninsuffizienz

Grad ______ 3.4.Arterien

Arterieller Verschlussdruck Rechts: Systemdruck _______ mmHg

Knöchelarteriendruck rechts _______ mmHg Knöchelarteriendruck links _______ mmHg Knöchel-Arm-Index rechts _______ Knöchel-Arm-Index links _______

Links: entsprechend wie rechts 3.5.Akraler arterieller Verschlussdruck (akrale Photopletysmographie) Großzehe rechts ________ mmHg Großzehe links ________ mmHg 3.6.Laufbandergometrie Gehstrecke: __________ m 4. Orientierende neurologische Diagnostik Berührungssensibilität peripher eingeschränkt � nein � ja Unterscheidung spitz-stumpf eingeschränkt � nein � ja 5. Bakteriologie des Ulkus Abstrich auf pathogene Wundkeime: � MRSA � Pseudomonas � sonstige_______________________

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6. Epikutantestung (Standard, Externa-Grundlagen, Arzneimittel, Gummi) Typ IV Sensibilisierung � nein

�ja____________________________________ 7. Herzdiagnostik � EKG � Röntgenthorax Herzinsuffizienz nach NYHA: � Grad 1 (Beschwerdefreiheit)

� Grad 2 (Beschwerden bei starker Belastung) � Grad 3 (Beschwerden bei leichter Belastung)

� Grad 4 (Beschwerden in Ruhe)

8. Standardlabordiagnostik � Routineprofil � Hämoglobin � normal � ________g/l � Hämatokrit � normal � ________% � BSG � normal � ____/____mm � CRP � normal � ________mg/l � Cholesterin � normal � ________mg/dl � Triglyzeride � normal � ________mg/dl � Zirkulierende Immunkomplexe � normal � ________ � Blutzucker-Tagesprofil � normal � ________ � HbA1c � normal � ________% 9. Fakultative Diagnostik je nach Vorbefunden bzw. Untersuchungsbefunden 9.1.bei chronischer Veneninsuffizienz

� Diagnostik bei V.a. oder Z.n. Phlebothrombose (Rekanalisation?, Venenverschluss?)

� Kompressionssonographie der tiefen Unterschenkelvenen � Direktionale Dopplersonographie � Phlebographie � Evtl. Dimer-Test (frische Phlebothrombose) � Evtl. Thrombophilie-Screening (Antithrombin III, Fibrinogen, Protein C-Aktivität, Protein S-Aktivität, Faktor XII-Aktivität, Plasminogen-Aktivität, APC Ratio)

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9.2. bei pAVK

� Digitale Subtraktionsangiographie � bei kritischer Ischämie periulzerös tcpO2 bei 37°C � Carotis-Doppler � Ggf. Herzecho 9.3.bei Polyneuropathie

� Vitamin B12 � Folsäure � Röntgen Fuß (Malum perforans) � Knochenszintigraphie (Malum perforans) 9.4 bei Vaskulitis

� Anamnese: M. Crohn, Colitis ulcerosa � Kryoglobuline � Kälteagglutinine � Rheumafaktor � ANA, AMA, ASMA � ENA � SSA, SSB, dsDNA � pANCA und cANCA � Cardiolipin-Antikörper � TPHA, VDRL � Lymphozytendifferenzierung � Immunelektrophorese im Serum und Urin � T3, T4, TSH � Schilddrüsenantikörper (MAK, TAK) � IgG, IgM, IgA � Hepatitis-Serologie (Hepatitis C) � Fokussuche: Bakterielle Grunderkrankung (Herzecho) � Kapillarmikroskopie

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Tab. A3 Befundzusammenfassung Ulcus cruris

Parameter Gradeinteilung Erklärung Alter des Ulkus Grad I

Grad II Grad III Grad IV

< 8 Wo >8 Wo Rezidivulkus < 1 Jahr

Ulkus Invasion Grad I Grad II Grad III Grad IV

Epidermal/dermal Subkutis Subkutis mit sichtbarer Faszie Subkutis mit sichtbarer Sehne

Schmerzhaftigkeit Grad 0 Grad I Grad II Grad III

Keine Schmerzen zeitweise, nicht therapiebedürftig zeitweise, therapiebedürftig heftiger Dauerschmerz

Ulkusgröße (größte senkrecht aufeinanderstehende Achsen)

Grad I Grad II Grad III Grad IV

<5 x 5 cm 5 x 5 bis 10 x 10cm > 10 x 10 cm, nicht zirkumferent Zirkumferenz

Klassifikation der Sklerose

Grad 0 Grad 1 Grad II Grad III

keine Dermatosklerose Dermatosklerose Dermatoliposklerose Dermatolipofasziosklerose.

Sprunggelenkstatus Grad 0 Grad I Grad II Grad III

Keine Einschränkung der Beweglichkeit leichte Einschränkung der Beweglichkeit starke Einschränkung der Beweglichkeit Einsteifung des OSG

Gehstrecke Grad 0-1 Grad 2 a Grad 2 b Grad 3 Grad 4

Gehstrecke uneingeschränkt Gehstrecke > 200 m Gehstrecke < 200 m Ruheschmerz akrale Nekrosen/Ulzerationen

Kardial (Herzinsuffizienz-Einteilung nach NYHA)

Grad I Grad II Grad III Grad IV

0 Beschw.b norm Bel.(n.B) leichte Beschw.b.n. B. erhebl. Leistungsmind. b. n.B Ruhedyspnoe

Muskelpumpeninsuffizienz (PPG)

Grad 0 Grad I Grad II Grad III

>25 20-25 10-19 0-9

Doppler Knöchel-Arm-Druck- Index (KADI)

Grad I Grad II Grad III Grad IV

KADI >1,0 KADI 1,0-0,8 KADI 0,8-0,5 KADI <0,5

Bakteriologie Grad I

pathogene Keime ohne klinische Relevanz

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Grad II Grad III Grad IV

pathogene Keime mit lokalen Entzündungszeichen MRSA Pathogene Keime mit systemischen Symptomen

Venöser Dopplerstatus Grad I Grad II Grad III

extrafasziale Klappeninsuffizienz intrafasziale Klappeninsuffizienz extra- und intrafasziale Klappeninsuffizienz

Laborparameter BSG beschleunigt zirkulierende Immunkomplexe Rheumafaktor Blutzuckertagesprofil pathologisch HbA1c erhöht

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Tab. A4 CVI- Score nach Porter

Anatomischer Score

Je ein Punkt pro betroffenes Areal: oberflächliches, tiefes, perforantes

Venensystem.

0 bis 3 Punkte möglich

Klinischer Score

Schmerz 0 fehlend, 1 mäßig, 2 stark

Ödem 0 fehlend, 1 mäßig, 2 stark

Venöse Claudicatio 0 fehlend, 1 mäßig, 2 stark

Pigmentierung 0 fehlend, 1 lokalisiert, 2 ausgedehnt

Lipodermatosklerose 0 fehlend, 1 lokalisiert, 2 ausgedehnt

Ulkusgröße 0 fehlend, 1 <2cm, >2cm durchmessend

Bestandsdauer 0 fehlend, 1 <8 Wochen, 2> 8 Wochen

Ulkusrezidiv 0 fehlend, 1 abgeheilt, 2 mehrfach Rezidive

Ulkuszahl 0 fehlend, 1 eines, 2 mehrere

Addition der erreichten Punkte jedes Items für jedes Bein getrennt.

0 bis 18 Punkte möglich

Grad der Einschränkung (invalidity score)

0 asymptomatisch

1 symptomatisch, fähig zu gewohntem Leben mit Kompression

2 fähig zu 8 Stunden Arbeit mit Kompression

3 arbeitsunfähig auch mit Kompression

0 bis 3 Punkte möglich

Wir betrachteten besonders den klinischen Score für unsere Auswertungen.

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Tab A5 Schematische Übersicht Therapiekonzept

Schema zur Ulkusbehandlung Wundreinigung Standard Wundreinigung mit Octenisept®- oder

Prontosan®-Lösung Autolytisch Nu-Gel, Varihesive Hydrogel® (falls keimarm)

Prontosan D Gel® oder Lavasept® (falls keimbesiedelt

Enzymatisch Iruxol N® Salbe (Nur in Ausnahmen)

Chirurgisch Wunddebridement kleinflächig ohne EMLA® Wunddebridement kleinflächig mit Wunddebridement großflächig Biochirurgisch Fliegenmaden (initial stationär) Exsudationsmanagment Starke Exsudation Algisite®, Comfeel Alginat ®(falls keimarm) Actisorb® unter Algisite® (falls keimbesiedelt) Mittlere Exsudation Allevyn®, Allevyn Adhesive ®(falls keimarm) Actisorb® unter Allevyn® (falls keimbesiedelt) Wenig Exsudation Algoplaque®, Varihesive® (falls keimarm)

Contreet H®(falls keimbesiedelt) Granulation fördern Epigard® oder Schwämme (vor konvent.

Spalthauttransplantation) Feuchte Wundbehandlung allgemein Vakuumverbände (initial stationär) Epithelialisation fördern Starke Exsudation Algisite®, Comfeel Alginat®(falls keimarm) mittlere Exsudation Allevyn®, Mepilex®, Allevyn Adhesive® (falls

keimarm) wenig Exsudation Algoplaque®, Varihesive® Trockene Verbände/Behandlung der Umgebung Standard Oleotüll® (Ausnahme) 5.1.1. Periläsionale Therapie Ekzem Triamgalen® Salbe Starke Exsudation Zinkpaste Krusten Olivenöl/Holzspatel 4.8 Kompressionstherapie

Knöchelarteriendruck >60-80 mmHg)

Durch Pflegekraft/Arzthelferin Pütterwickel Durch Patient selbst Tubulcus® oder Venotrain ulcertec® Wenn VW nur 1-2 mal pro Woche und Kompression möglich, v.a. in der Phase der Ödemreduktion

Profore® 4 Lagen

Therapieresistentes Phleb-/Lymphödem

Intermittierende apparative Kompressionstherapie

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Ulcus nach Abheilen zur Prophylaxe

Kompressionsstrümpfe Pelotte/ Komprex Platten an Bisgard Kulissee

Operative Lokaltherapie Gute Granulation, kurze Anamnese, keine Vorop., kleiner Defekt

Reverdin®-Plastik

Gute Granulation, kurze Anamnese, keine Vorop., großer Defekt

Spalthauttransplantation

Schlechte Granulation, längere Anamnese, Vorop., Lipodermatosklerose

Shaving und Deckung nach Schmeller

Legende Medizinprodukte: Algisite® Calciumalginat Algoplaque® Standard-Hydrokolloid

Allevyn® Polyurethanschaum

Allevyn Adhesive® klebender Polyurethanschaum

Comfeel Alginat® Alginat

Contreet H® Hydrokolloid

EMLA® Lidocain-haltiges Pflaster o. Creme

Epigard® zweischichtiger synthetischer Hautersatz

Iruxol N® Kollagenasehaltige Salbe

Lavasept® lokales Antiseptikum

Mepilex® Silikonbeschichteter Schaumverband

Octenisept® -Lösung wässriges Wundantiseptikum

Oleotüll® Baumwollgittertüll mit Kohlenwasserstoffgel Profore® Mehrlagenkompressionssystem

Prontosan®-Lösung Wundspüllösung Reverdin®-Plastik autologe Hauttransplantation zur Deckung

gut granulierender Hautdefekte

Triamgalen® Salbe Wirkstoff Triamcinolon, antientzündlich

Tubulcus® Fertigkompressionsverband

Varihesive® Hydrokolloidverband

Veno Train ulcertec® Kompressionsstrumpf-System

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Tab. A6 Übersicht supportive Therapie (fakultativ)

1 eines venösen Ulcus cruris

Konservativ

• Kompressionstherapie

• Pentoxifillin (kombiniert i.v. in aufsteigenden Dosen beginnend bei

100 mg bis maximal 600 mg i.v. und oral 2x600mg)

• Venensport

Operativ

• Crossektomie u. partielle Saphenektomie und anschließende

Sklerotherapie

• Shavetherapie (Indikation: therapieresistentes Ulcus in

dermatoliposklerose)

• Spalthauttransplantation (Indikation: ambulant therapieresistentes

Ulcus, ggf. in Kombination mit shaving)

Sklerosierungstherapie

• Sklerosierung von Restvarizen

• periulzeröse Sklerosierungstherapie (falls operative Sanierung

nicht möglich, z.B.

postthrombotisches Syndrom)

2 eines Ulcus cruris arteriosum

Konservativ

• i.v. Prostavasin 2x40µg

• ggf. Gefäßsport

Invasiv

• Radiologisch interventionell (kurzstreckiger Verschluß)

Operativ

• Gefäßchirurgisch rekonstruktiv (langstreckiger Verschluß)

• Amputation

• Erst nach PTA oder Gefäßchirurgie Spalthauttransplantation

3 eines Ulcus cruris bei diabetischer Polyneuropathie

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Konservativ:

• Guttaplast (Entfernung des Hyperkeratosedeckels zentral)

• Thioctacid i.v. (300-600 mg)

• Druckentlastung (Entlastungsschuh, Polsterung)

• Evtl. Venensportgruppe

Operativ

• Abtragen des Hornmaterials ohne Anästhesie

4 eines vaskulitischen Ulcus cruris • Ausschaltung der Vaskulitis-Ursachen

• Kompressionstherapie

• Glukokortikosteroide

• Ggf. Imurek oder Endoxan-Stoßtherapie

• Plasmapherese/ Immunadsorption

• IVIG

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7 Danksagung

Mein Dank gilt in erster Linie meinem Doktorvater Markus Stücker, der viel

Geduld und Nachsicht aufbrachte.

Weiterhin möchte ich der Kollegin Cornelia Moll herzlich danken, weil sie mir

bei der Ordnung der Datenmengen den Blick fürs Wesentliche geschärft hat.

Auch Jan-Paul Flacke soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: für die

geduldigen Ausführungen zur Relevanz statistischer Aussagen.

Ohne die Unterstützung meiner Familie und Freunde hätte ich wohl trotzdem

nicht den Mut aufgebracht, mich um einen Doktortitel zu bemühen, daher

ihnen einen besonderen Dank für die Anregungen und konstruktive Kritik.

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8 Lebenslauf

Julia Gottfried

Geburtsdatum/ -ort 12. 11. 1979 in Castrop-Rauxel Familienstand ledig Konfession evangelisch

Schullaufbahn

1986-1999 Grundschule und Gymnasium in Castrop-Rauxel Abiturnote: 1,3

Studium

10/1999-10/2005 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum Abschluss mit Gesamtnote 1,9

Praktisches Jahr

Ab 10/2004 1. Tertial: Chirurgie, KKH Bochum 2. Tertial: Innere Medizin, KKH Bochum 3. Tertial: Pädiatrie, St.Josef-Hospital Bochum

Berufstätigkeit

Assistenzärztin der Medizinischen Klinik des Knappschaftskrankenhauses Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität

12/2005-12/2006 Hämatologie/Onkologie

01/2007-09/2007 Kardiologie 10/2007-05/2009 Seit 06/09

Medizinisch-neurologische Intensivstation Gastroenterologie

Fortbildung

03/2008 04/2009

Fachkunde Rettungsdienst Echokardiographie-Kursus

Nebentätigkeit Externe Notärztin seit 08/08 Dozentin für Innere Medizin Krankenpflegeschule KKH-Bochum