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AUSGABE 00 – SONNTAG, 18. DEZEMBER 2011 SONDERBEILAGE DER TIROLER TAGESZEITUNG ZEITSCHRIFT FÜR DAS ROTE KREUZ TIROL Engagement für die Zukunft Foto: Rotes Kreuz Tirol/Martin Hörmann Seite 2 14 Die Füh- rungs- spitze der Tiroler Ret- tungsdienst GmbH über die bisherige Bilanz und die Herausforderungen der Zukunft. Seite 4 Mit den demografischen Veränderungen müssen sich auch Organisatio- nen wie das Rote Kreuz auseinander- setzen. Seite 6 Gespräch Alterspyramide

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Zeichen 14 vom 18. Dezember 2011, Zeitschrift für das Rote Kreuz Tirol, Rettungsdienst, Freiwilligenarbeit, Weltweit, Aus- und Fortbildung, Zivildienst, Rotkreuz-Angebote, Blutspende

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AusgAbe 00 – sonntAg, 18. Dezember 2011 sonDerbeilAge Der tiroler tAgeszeitung

zeitschrift für DAs rote Kreuz tirol

Engagement für die

Zukunft

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Seite 2

14

Die Füh-rungs-spitze der Tiroler Ret-tungsdienst GmbH über die bisherige Bilanz und die Herausforderungen der Zukunft. Seite 4

Mit den demografischen Veränderungen müssen sich auch Organisatio-nen wie das Rote Kreuz auseinander-setzen. Seite 6

GesprächAlterspyramide

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 20112

Reinhard NeumayrPräsident Rotes Kreuz Tirol

Es tut richtig gut zu se-hen, wie hoch angese-

hen das Rote Kreuz unse-res kleinen Landes in der Welt ist. Verzeihen Sie mir diese stolze Aussage, aber ich meine hier nicht unser politisches Ansehen auf europäischer oder globaler Ebene. Diesen erfreulichen Eindruck durfte ich von der 31. Internationalen Konfe-renz aller Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaf-ten von 187 Staaten in Genf mitnehmen.

Zentrale Themen wurden diskutiert: Wie können

die Rechtsstrukturen für in-ternationale Katastrophen-einsätze gestärkt werden? Wie die Zugangsbarrieren zu Gesundheitsleistun-gen in (bewaffneten) Kon-fliktsituationen verringert werden? Themen, die es international zu lösen gilt und die uns glücklicher-weise nicht zu Betroffenen machen. Beim Thema der „Stärkung lokaler humani-tärer Maßnahmen“ sind wir in Tirol schon nicht mehr die Insel der Seligen.

Ich frage mich: Wie wür-de denn die weihnachtli-

che Herbergssuche heute aussehen? Ohne Geld in einer unbekannten Ge-gend? Oder gar mit einem Schlepper über die Grenze gebracht und damit illegal eingewandert? Zwar hoff-nungsvoll, aber eigentlich ohne Zukunft. – Außer wenn es Menschen gibt, die eine Perspektive er-möglichen. Ab und zu nur

kleine Schritte mit Hilfesu-chenden gehen, die aber wichtig in Richtung Sicher-heit und Leben führen.

Und unsere eigene Zu-kunft? Wir werden

immer älter und bleiben meist fit dabei. Wir nutzen Geräte, die es vor wenigen Jahren nicht gegeben hat, und verwenden sie in Be-reichen, die ja eigentlich den „Jungen“ vorbehalten bleiben müssten. Aber warum sollten wir denn die Vorteile der modernen Welt nicht auch nutzen? Sind diese nicht für uns gemacht? Die besten Jah-re unseres Lebens sind doch jetzt! Egal, wie alt wir gerade sind! Wir sollten all unser Wissen und Können, unsere ganze Erfahrung miteinbringen und sie mit allen modernen Entwick-lungen und Erfindungen einsetzen, um gemeinsam an unserer Zukunft zu arbeiten – mit dem Blick voraus, – und ab und zu mit einem Seitenblick! Denn nur dann, wenn wir ab und zu auf die Seite blicken, über den eigenen Tellerrand hinweg, können wir entdecken, dass es vielleicht jemanden gibt, der ein wenig Hilfe, ein bisschen Menschlichkeit braucht.

Ich wünsche Ihnen im Namen aller Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Tirol gesunde und besinnliche Weihnachten und eine gute Zukunft im neuen Jahr!

Foto: Rotes Kreuz

EDITORIAL

Gemeinsam an unserer Zukunft arbeiten

INHALTSverzeIcHNIS

Der Sozi-alstaat gilt als teuer, überverwaltet, miss-braucht, leistungsfeind-lich. Für robert Dempfer ist er trotzdem ein zukunftsmodell. Auch wenn es reformbedarf gibt. Seite 9

Schutz in allen Lebens-lagen: Technische Gerä-te bieten zu Hause oder bei der Arbeit jene Überwa-chung, die niemanden stört, aber im Notfall helfen kann. Seite 8

InterviewSicherheits-Tool

Im Rettungs-wesen tut sich was – mit dem Ziel einer einheitlich ho-

hen Versorgungsqualität im ganzen Land.

Es tut sich was! Mit die-sem einfachen Satz ist die Situation in Tirol treffend beschrieben. Betrachtet man die aktuelle Entwick-lung im Rettungsdienst, dann ist die moderne Not-fallrettung mit ihren unmit-telbaren Vorgängern nicht mehr vergleichbar. War vor wenigen Jahrzehnten noch das „Aufladen – Abfah-ren – so schnell wie mög-lich ins Krankenhaus und zum Arzt“ aktueller Stand der Rettungstechnik, so wurde diese Devise vom umgekehrten Weg sehr erfolgreich abgelöst: opti-male notfallmedizinische Versorgung und Sicherstel-lung der Lebensfunktionen direkt am Ort des Gesche-hens! Die Voraussetzun-gen dazu wurden – oft in sensationellen Pionierleis-tungen – geschaffen! Heu-te ist notfallmedizinische Versorgung in der Regel ein perfektes Zusammen-spiel von Notärzten und Sanitätern, bodengebun-den und aus der Luft –

und die Entwicklung geht weiter. Das Ziel: die Si-cherstellung einer landes-weiten, einheitlich hohen Versorgungsqualität! Ein dichtes Netz von Notarzt- und Rettungsstützpunkten auf der einen, moderne, zeitgemäße und perfekte Ausstattung auf der ande-ren Seite sind hier prak-tisch als „Hardware“ zu nennen.

Erfahrung der ExpertenMotivierte und gut aus-

gebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Einsatzkoordination über regionale Grenzen hinweg – das zählt, neben einer Reihe anderer Faktoren, praktisch zur „Software“ des Systems. Das richtige Einsatzmittel für den jewei-ligen Notfall bei gleichzeiti-ger Minimierung der War-tezeiten, so sieht das Ziel aus. Umgesetzt von Exper-ten mit jahrzehntelanger Erfahrung, „angeregt“ und gefordert von der Politik, unterstützt und öffentlich gefördert im Interesse von Bevölkerung und Gästen des Landes.

Und die Entwicklung geht weiter! Beinahe ab-geschlossen ist die Um-stellung von regionaler auf überregionale Disposition

– ab kommendem Frühjahr gilt: eine Leitstelle für das ganze Land.

In wenigen Tagen – mit Jahresbeginn 2012 – star-tet der Test für die neuen „CarPC“. Computer im Einsatzfahrzeug, die im Einsatz die medizinische Versorgung und Betreu-ung des Patienten perfek-tionieren. Zusatznutzen: eine Reihe von – durchaus auch zeitaufwändigen – Routinetätigkeiten laufen auf Knopfdruck oder au-tomatisch im Hintergrund ab: Navigationsdaten zum Einsatzort, Zusatzinforma-tionen zum gemeldeten Notfall, Checklisten für alle möglichen Eventuali-täten, Datenübertragung von den medizinischen Geräten in den Einsatz-fahrzeugen (z. B. EKG), automatisierte Identifizie-rung der Patienten durch die eCard, . . .

„Wir sind da europa-weit sehr gut aufgestellt“, so die Rettungsdienst-Geschäftsführer Ivo Ha-bertitz und Andreas Karl. „Dieses gemeinsame Pro-jekt von Land, Leitstelle und Rettungsdienst ist in Europa einzigartig. Bis Mit-te 2012 werden alle im Dienst befindlichen Fahr-zeuge des Rettungs-, Kran-

Mutig in die neuen ZeitenHelfen

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Sonntag, 18. Dezember 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB 3

INHALTSverzeIcHNIS

18. Dezember 2011 – Sonderbeilage

Gründungsherausgeber: Komm.-rat Joseph S. Moser, April 1993 †; Herausgeber und Medieninhaber: Schlüsselverlag J. A. Moser GmbH; Sonderpublikationen, Leitung: Stefan Fuisz. Hersteller: Intergraphik Ges. m. b. H.

Redaktion: Fritz eller, christa Hofer; Mag. robert Dempfer, Wolf-gang egger, christa erlacher, Mag. Petra Griessner, Johannes Kuen, Peter Mader, Thomas Maier, Mag. Thomas Marecek, Dr. reinhard Neumayr, veronika Schneider, Dir. Thomas Wegmayr, vanessa Weingartner, Mag. Monika Wild.

Fotos Inhaltsverzeichnis: rotes Kreuz Innsbruck-Stadt/Wolfgang egger, ÖrK/Daniela Klemencic, Jakob Dall/Danish red cross.

Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Ing.-etzel-Straße 30, Postfach 578, Tel. 05 04 03, Beilagen-Fax 05 04 03-577.

Langanhaltende Dürre hat in Ostafrika zu einer der schwersten Hungerkatast-rophen geführt. Das rote Kreuz hilft. Seite 12

International 4 Rettungsdienst oder Krankentransport?

5 Zentrale Anbindung der Bezirke an die Leitstelle Tirol

6 Vertreter von 187 Staaten tagten in Genf

7 Vom politischen Flüchtling zum begeisterten Österreicher

9 Das Rote Kreuz ist jene Organisation, der die Österreicher am meisten Vertrauen entgegenbringen.

10 Der Rotkreuz-Tipp zum Herausnehmen

11 Youngblood: Kreative Köpfe retten Leben.

kentransport- und Notarzt-dienstes damit ausgestat-tet sein.“ Und der nächste Schritt? Automatische In-formation der Klinik, wo schon optimal vorbereitet auf den Notfall gewartet wird? Ausweitung auf an-dere Notfallsysteme?

Visionen, nicht nur im Notfall? „Man kann nie-

manden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt“, diesem Spruch des französischen Regisseurs François Truffaut (1932–1984) ist eigentlich nichts hinzuzufügen. „Außer man schaut sich von die-ser Person etwas ab und lernt von ihr“, ergänzt der Tiroler Rotkreuz-Präsident

Reinhard Neumayr und fragt weiter, „wie würde denn die weihnachtliche Herbergssuche heute aus-sehen?“

Vision von HumanitätEin unbekanntes, frem-

des Paar in einer feinen – ausgebuchten – Touristen-gegend? Hochsaison! Sie

hochschwanger und er? Zukunftsperspektive heu-te? Abschiebung? Illegali-tät? „Wo ist die Vision von der Humanität im eigenen Land?“, fragt Neumayr. „Gibt’s die eigentlich nur dann, wenn die Medien möglichst reißerisch von Not und Elend berichten und eben jetzt vor Weih-

nachten? Von wem haben wir Menschlichkeit ge-lernt?“

Menschlichkeit ist mo-dern. Menschlichkeit braucht jene, die sie um-setzen, und andere, die das ermöglichen. Moder-ne Zeiten ermöglichen auch Personen als Helfen-de tätig zu sein, die vor Jahrzehnten eigentlich die Empfänger gewesen wären – Stichwort: gesund und fit auch im „Ruhestand“. Gleichzeit sind es aber die modernen Umstände, die ganz plötzlich und überra-schend Menschen zu Hilfs-bedürftigen machen. Stich-wort: Wirtschaftskrise!

Richtiges SignalEin Signal in die richtige

Richtung ist die Spenden-absetzbarkeit! Im ersten Jahr seit der Einführung der steuerlichen Absetz-barkeit von Spenden wur-den – laut Finanzministeri-um – insgesamt 66 Millio-nen Euro geltend gemacht. Insgesamt haben rund zehn Prozent der 3,8 Milli-onen Steuerpflichtigen von der Möglichkeit, Spenden abzusetzen, Gebrauch ge-macht – auch für Mensch-lichkeit in Zukunft!

Mutig in die neuen Zeiten

Anfang Jänner starten die Tests für die CarPC – Computer im Einsatzfahrzeug, die das Helfen perfektionieren. Foto: Rotes Kreuz/Hörmann

[email protected]

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 20114

Mediale Aufschreie: „Der neue Rettungsdienst als Abzocker“, „Niemand sei zuständig“, etc. Ganz so schaut die Realität nicht aus. Die Regelung ist klar: Die Rettungsdiens-te sind an die vom Auf-traggeber (Land, Gemein-deverband und TGKK) vorgegebenen Tarife ge-bunden, einzig die So-

zialfahrten sind derzeit noch ungelöst. Land und Rettungsdienst arbeiten aber intensiv an einer Lösung für die Tarifge-staltung dieser Fahrten. Wichtig ist: Über 144 er-reichen Sie jederzeit – oft lebensrettende – Hilfe! 14 844 rufen Sie, wenn Rettungs- und „qualifi-zierter“ Krankentrans-

port nötig sind – dafür müssen Sie sich vorher auch um einen ärztlichen Transportauftrag küm-

mern. Zusätzlich fällt ein Selbstbehalt (doppelte Rezeptgebühr) pro Trans-port an, außer für jene, die auf Dauer von dieser befreit sind. Gibt es kei-ne ärztliche Transportan-weisung oder Sie kön-nen gehen oder sitzend transportiert werden, dann sind der „Rettungs-dienst Tirol“ und die Leit-

stelle Tirol nicht zustän-dig! Rufen Sie dafür – wie bisher – etwa das Rote Kreuz in Ihrer Nähe unter 0800 808 144 (in Osttirol unter 048 52/62 321).

Sie können den Info-Folder dazu übrigens ger-ne anfordern: per Mail an [email protected] oder telefonisch unter 057 144 445.

Sitzend oder gehfähig? – Ja gerne, aber . . .

Aufregung über die Transport-dienst-Arten. Foto: RK Tirol

ReTTuNGSDIeNST ODeR KRANKeNTRANSpORT

Seit 25 Jahren wird das Friedenslicht aus der Geburtskirche Christi in Bethlehem nach Österreich ge-holt. War es ursprüng-lich eine Aktion, die nur einmalig für „Licht ins Dunkel“ vom ORF-Studio Oberösterreich geplant war, so ist das Licht aus Bethle-hem heute nicht mehr wegzudenken. Inzwi-schen ist das Symbol des Weihnachtsfrie-dens in ganz Europa

zum Brauchtum ge-worden. Seit 1994 beteiligt sich auch das Rote Kreuz bundesweit mit allen Dienststellen an dieser Aktion. Am Heiligen Abend ist das Friedenslicht wie-der in allen Rotkreuz-Dienststellen des Landes abholbereit! Im Bild empfängt Prä-sident Neumayr per-sönlich das Friedens- licht am Innsbrucker Hauptbahnhof.

Foto: ÖBB

Die Führungs-spitze der Ret-tungsdienst GmbH über die bisherige

Bilanz und die Herausfor-derungen der Zukunft.

Seit einem knappen hal-ben Jahr gibt es die „Rotes Kreuz Tirol gemeinnützige Rettungsdienst GmbH“. Wie schaut Ihre erste Bi-lanz aus?

Andreas Karl: Wir sind gut unterwegs. Die opera-tive Umsetzung läuft, die ersten Rettungsbezirke

sind zum Beispiel bereits an die Leitstelle Tirol an-gebunden. Das heißt, die Alarmierung erfolgt nun zentral. Bis April soll die-ser Programmpunkt abge-schlossen sein.

Was bedeutet diese An-bindung für die praktische Arbeit?

Ivo Habertitz: Sie hat wesentliche Auswirkun-gen für die Bezirksstellen, da sich die Alarmierungs-struktur für den Rettungs- und Krankentransport durch die Zentralisierung ändert. Für den Patienten bringt es einige Vorteile, da immer das nächstge-legene Einsatzfahrzeug alarmiert werden kann – eben unabhängig von den Bezirksgrenzen. In den Be-zirksstellen ergaben sich dadurch personelle Um-strukturierungen, die aber neue Leistungsbereiche gebracht haben.

Andreas Karl: In Kitzbü-hel steht dadurch zum Bei-spiel das Notarzteinsatz-fahrzeug 24 Stunden zur Verfügung, früher war es nur während der Nacht.

Gute KooperationWie funktioniert die Zu-

sammenarbeit mit den Partnerorganisationen im Tiroler Rettungsdienst?

Ivo Habertitz: Ohne Probleme. Alle Bereiche arbeiten zusammen – was durch die Umstellung auf die neuen Ambulance- Fahrzeuge auch nach außen hin sichtbar wird.

Andreas Karl: Eine Um-stellung, die in etwa drei Jahren abgeschlossen sein wird. Bis dahin hat auch das letzte „alte“ Ein-satzfahrzeug das Ende der Nutzungsdauer erreicht.

Ivo Habertitz: Der Vor-teil der neuen Fahrzeuge liegt auch in der einheit-lichen Ausstattung. Das heißt, jeder Freiwillige im Rettungsdienst kann in ganz Tirol immer unter denselben Bedingungen arbeiten.

Andreas Karl: Dazu kommt der wirtschaftliche Vorteil: Da jedes Fahrzeug überall einsetzbar ist, kann der Fuhrpark optimal ausgelastet werden.

Ivo Habertitz: Ab Jän-ner testen wir in einigen Fahrzeugen außerdem ein neues Computersystem, den CarPC. Dieser liefert nicht nur Navigationsdaten zum Einsatzort, sondern auch wichtige Informatio-nen für Notarzt und Sani-täter. Auch eine bessere Versorgung des Patienten ist durch die Übermittlung

Rettungsdienst Tirol: Die Umsetzung läuftNachgefragt

25 Jahre Weihnachten mit dem Friedenslicht

Eine erste Bilanz der „Rotes Kreuz Tirol – Rettungs-dienst GmbH“ für die Zeit zwischen 1. Juli und 8. Dezember 2011 zeigt 135.000 Fahrten. Dabei wur-de mit über 67.500 Krankentransporten, mit knapp 34.000 Rettungstranspor-ten und mit 5500 Einsätzen der Not-arzteinsatzfahrzeuge eine Steigerung von knapp fünf Prozent gegenüber 2010 er-reicht.

HINTERGRUND

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Sonntag, 18. Dezember 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB 5

Zentrale Anbindung der Notrufbereiche

Nicht nur das Rote Kreuz, auch alle Systempartner werden nun über die Leitstelle zentral dis-poniert. Foto: Hörmann/Rotes Kreuz

Seit Juli 2011 werden alle Notrufe der „144“ und Anforderungen für den qualifizierten Kran-kentransport „14844“ schrittweise aus allen Teilen Tirols über die Leitstelle Tirol dispo-niert. Dazu werden die einzelnen Notrufberei-che angebunden. Wur-den bis Ende Juni nur

die politischen Bezir-ke Innsbruck-Stadt und -Land und Kufstein zent-ral disponiert, so sind es bis heute auch alle an-deren Regionen, außer die Bezirke Schwaz und Osttirol. Diese folgen bis zum Frühjahr 2012.

Allein 2010 wurden in den genannten drei Be-zirken durch die Leitstel-

le Tirol 266.000 Telefo-nate entgegengenom-men und über 103.000 Krankentransporte und 55.000 bodengebunde-ne Notfalleinsätze bear-beitet. „Diese gemeinsa-me Koordination ist der wichtigste Meilenstein in der Koordination der Rettungsmittel über die Bezirksgrenzen hinweg“,

so Andreas Karl, MSc., Geschäftsführer „Ro-tes Kreuz Tirol gemein-nützige Rettungsdienst GmbH“. „Die Patienten profitieren davon. Noch schnellere Eintreffzeiten bei Notfällen und kürze-re Wartezeiten im Kran-kentransport sind schon jetzt deutlich bemerk-bar.“

LEITSTELLE TIROL

von medizinischen Daten möglich. Der Datentrans-fer erfolgt dabei natürlich hochverschlüsselt über speziell gesicherte Daten-leitungen. Mit diesem mul-tifunktionalen System sind

wir außerdem europaweit führend.

Was sind die nächsten Punkte, die Sie in Angriff nehmen müssen?

Andreas Karl: Wichtig für 2012 im operativen

Bereich ist der Abschluss der bereits begonnenen Projekte. Also die flächen-deckende Einführung des CarPC, der Abschluss der Anbindung an die Leitstel-le und die Umsetzung des

zentralen Dienstplans. Max Langer: Zu klären

sind außerdem Fragen des Budgets. Gelöst ist derzeit ausschließlich der Rettungs- und Kranken-transportdienst. Alle ande-

ren Leistungen unserer-seits – etwa Sozialfahrten, Gesundheits- und Soziale Dienste, Sozialläden, Kri-senintervention – bieten wir derzeit als Mehrleis-tung an. Diese Dienste für die Gesellschaft finanzie-ren wir im Moment. Das ist auch der Grund, warum wir weiter auf Spenden so-wie Unterstützung durch die Gemeinden angewie-sen sind. Hier brauchen wir eine Lösung.

ZukunftswünscheWeihnachten steht be-

vor. Wie sehen Ihre Wün-sche für die Zukunft aus?

Max Langer: Ich wün-sche mir, dass die Bevöl-kerung das Rote Kreuz weiterhin so gut unter-stützt, und vom politi-schen Christkind wünsche ich mir, dass eine Lösung für die gesellschaftlich notwendigen Mehrleistun-gen gefunden wird.

Andreas Karl: Aus Sicht der Rettungsdienst GmbH wünschen wir uns, dass alle beteiligten Organisa-tionen den eingeschlage-nen Weg weitergehen . . .

Ivo Habertitz: . . . und dass alles noch weiter zu-sammenwächst.

Rettungsdienst Tirol: Die Umsetzung läuft

Aufsichtsratsvorsitzender Max Langer und die beiden Geschäftsführer der „Rotes Kreuz Tirol gemeinnützige Rettungsdienst GmbH“ Andreas Karl und Ivo Habertitz (von links). Foto: Rotes Kreuz Tirol/Weingartner

Das Interview führte Christa Hofer.

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 20116

Vertreter von 187 Staaten tagten in Genf

Delegierte aus 187 Staaten, darunter der Tiroler RK-Präsi-dent Reinhard Neumayr, tag-ten in Genf. Foto: IFRC

Ende November fand die große 31. Interna-tionale Konferenz aller Rotkreuz- und Rothalb-mondgesellschaften von derzeit 187 Staa-ten in Genf statt. Die-se Großveranstaltung mit über 2000 Teilneh-mern aus den fünf Erd-teilen gibt es nur alle vier Jahre. Die großen

Rahmenthemen, die ausführlich behandelt und beraten wurden, waren die Stärkung der Rechtsstrukturen für internationale Katast- ropheneinsätze, die Zu-gangsbarrieren zu Ge-sundheitsleistungen in (bewaffneten) Konflikt-situationen sowie die Stärkung lokaler huma-

nitärer Maßnahmen.Neben den großen

Plenarthemen gab es eine ganze Reihe von Workshops zu diversen Detailthemen (z. B. zur Jugendarbeit), durchge-führt und ausgerichtet in Kooperation meh-rerer Rotkreuzgesell-schaften. Einen relativ breiten Raum nahm

auch die Wahl der Mit-glieder der nächsten „Standing Commissi-on“ ein. Das ist jenes wichtige Gremium, das die Aufgaben der Internationalen Kon-ferenz zwischen den Sitzungen wahrnimmt und die 32. Konferenz 2015 vorzubereiten hat. Reinhard Neumayr

KoNfERENZ DER RoTKREuZ- uND RoThAlBMoNDGESEllSChAf TEN

I n großen Teilen der Bevölkerung wird das Rote Kreuz mit „Blut und Blaulicht“ gleichge-

setzt. Die umfangreichen Leistungen in den „Ge-sundheits- und Sozialen Diensten“ sind, da sie meist im Stillen geschehen, nicht sehr bekannt. Warum engagiert sich das Rote Kreuz überhaupt in diesen Bereichen? Diese Frage ist leicht zu be-antworten:

E iner der weltweit anerkannten Grundsätze des Roten Kreuzes, jener der Menschlichkeit, be-

sagt nämlich, dass das Rote Kreuz bemüht ist, menschliches Leid immer und überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Also nicht nur im Be-reich der Ersten Hilfe.

D ie Statistik Austria gibt zur Bevölkerungsent-wicklung in Österreich an, dass im Jahr 2045

der Anteil der über 60-Jährigen bereits 33,8 Pro-zent betragen wird. Hier bedarf es also großer Anstrengungen aller Hilfseinrichtungen, um diese Personengruppe bei Bedarf zu unterstützen und zu betreuen.

A uch auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung leistet das Rote Kreuz einen wertvollen Bei-

trag. Aus einem Bericht des Landes Tirol (Stand 2011) über Einkommen und Armut in Tirol geht her-vor, dass 47.958 Personen (7,1 Prozent) armuts-gefährdet sind, also ihre Ressourcen nicht aus-reichen, um den in unserer Gesellschaft üblichen Lebensstandard zu erreichen. Diese Menschen versucht das Rote Kreuz durch Lebensmittelaus-gaben, Kleiderläden und viele andere Aktionen zu unterstützen.

Im Zeichen der Menschlichkeit

MEINUNG

Von Peter Mader

Mit den demogra­fischen Verände­rungen müs­

sen sich auch Freiwilligen­organisationen wie das Rote Kreuz auseinander­setzen.

Die demografische Ent-wicklung, deren Tendenz seit Jahrzehnten bekannt ist, lautet: immer weniger Junge, immer mehr Alte. Den größten Zuwachs – 20,6 Prozent – gab es in den vergangenen zehn Jah-ren bei der Generation 65 plus; sie stellt schon fast

18 Prozent der Gesamtbe-völkerung. Bis zum Jahr 2030 werden westöster-reichische Regionen den stärksten Zuwachs älterer Menschen verzeichnen.

Diese demografischen Veränderungen sind von zentraler Bedeutung für die Tätigkeitsfelder von „NPOs“ (= Non-Profit-Or-ganisationen bzw. gemein-nützige Organisationen) wie dem Roten Kreuz. Ge-meinnützige Organisatio-nen sind nicht auf Gewinn ausgerichtet. Im Vorder-grund steht die Erfüllung der Aufgaben. Freiwillige sind in NPOs sowohl als

Funktionäre als auch bei der Erbringung verschiede-ner Dienstleistungen tätig.

Das Potenzial ÄltererDie gemeinnützigen

Organisationen rechnen damit, dass es zukünftig ein großes Potenzial an älteren Menschen gibt, die sich in der nachbe-ruflichen Lebensphase freiwillig engagieren kön-nen und möchten. Ältere Menschen bringen einer-seits viel Erfahrung und Kompetenzen mit, ande-rerseits bietet freiwilliges Engagement auch eine sinnstiftende Tätigkeit. Darüber hinaus müssen NPOs zukünftig auch mehr ältere Menschen motivie-ren und in den verschie-denen Tätigkeitsbereichen einsetzen, um die an die Organisationen gestellten Aufgaben erfüllen zu kön-nen. Ob sich jedoch ältere Menschen als Freiwillige engagieren, hängt von vie-len Faktoren ab. Dazu ge-hören die im Lebenslauf gemachten Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit: Wer in seiner Jugend freiwillig tätig war, tut es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Alter wieder.

Weitere wichtige Fak-toren sind Bildung, finan-

Alterspyramide: Herausforderung und ChanceLeben

Die Steirerin Mag. Mo-nika Wild, MAS, MSc, lebt in Wien und ist seit 1993 im Roten Kreuz tätig. Sie leitet den Be-reich der Gesundheits- und Sozialen Dienste. Die ausgebildete Ge-sundheits- und Kran-kenpflegerin und Erzie-hungswissenschafterin ist Mitglied des Obers-ten Sanitätsrates und stellvertretende Obfrau der Österreichischen Gesellschaft für Care und Casemanagement.

Sie zählt zu den Exper-tinnen für Gesundheits-förderung und ist euro-paweit als Referentin in diesem Bereich tätig. Zentrale Aussage: „De-mografie wird alle Ge-sellschaftsbereiche in der Zukunft treffen!“

ZuR PERSON

Monika Wild. Foto: ÖRK

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Sonntag, 18. Dezember 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB 7

Begeisterter Österreicher

Gabi Daser, Familie Dondop und Elfriede Strigl. F: Rotes Kreuz Tirol/Daser

Sampa flüchtete 2003 wegen politischer Ver-folgung durch das chi-nesische Regime aus Tibet und musste seine Frau und die zwei Kin-der zurücklassen. In Ös-terreich stellte er einen Asylantrag, dem nach fünf Jahren stattgege-ben wurde. Seit 2008 ist Sampa anerkannter

Flüchtling und konnte durch die Unterstützung unseres Rotkreuz-Integ-rationsbuddies Elfriede Strigl einen Arbeitsplatz und eine Wohnung fin-den. Im Rahmen des Familienverfahrens des Roten Kreuzes fand 2009 die Familienzu-sammenführung statt. Die ganze Familie wird

in der Rotkreuz-Lernhilfe durch Gabi Daser und ihr Team unterstützt. Die schwierige Prüfung zur österreichischen Staatsbürgerschaft wur-de toll gemeistert und seit 14. November ist Sampa, wie er sagt, „ein begeisterter Öster-reicher“!

Veronika Schneider

RoTKREUz-BUDDIES

zielle Absicherung, Ge­sundheit und soziale Inte­gration. Aktuelle Daten für Österreich zeigen, dass die meisten der nicht freiwillig tätigen Älteren schlicht­weg niemals gefragt wur­den, ob sie freiwillig tätig

sein wollen. NPOs wer­den zukünftig gezielt älte­re Menschen ansprechen und die entsprechenden Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement zur Verfügung stellen müs­sen. Benötigt werden auch

Modelle, die den Übergang von der Erwerbsarbeit in die nachberufliche Phase weniger abrupt gestalten, dabei kann Freiwilligen­arbeit eine Rolle spielen.

In der Gruppe der älte­ren Menschen wächst am

stärksten jene der Hochalt­rigen. Bei der Generation 85+ steigt die Wahrschein­lichkeit, Betreuung und Pflege zu benötigen, sehr stark. Ein weiteres Prob­lem in diesem Zusammen­hang ist die Vereinsamung

vieler älterer Menschen. Zahlreiche Untersuchun­gen zeigen, dass künftig der Bedarf an Dienstleis­tungen im Betreuungs­ und Pflegesektor wie mobile Pflege, Tageseinrichtun­gen, Pflegeheime, etc. stark steigen wird. Dies bedeutet, wir brauchen zu­künftig mehr ausgebildetes Betreuungs­ und Pflegeper­sonal für diese Arbeits­bereiche. Darüber hinaus braucht es aber auch psy­chosoziale Unterstützung – für die älteren Menschen selbst, aber auch für deren Angehörige. Dies sind Be­reiche, in denen Freiwillige verstärkt eingebunden wer­den können.

ArbeitsplätzeNPOs im Sozial­ und

Gesundheitssektor sind in Österreich sehr große Ar­beitgeber. In dieser Rolle geht es darum, die Arbeits­plätze so zu gestalten, dass ein gesundes Arbei­ten so lange wie möglich durchführbar sein wird. Betriebliche Gesundheits­förderung für Mitarbei ter/ ­innen im Rettungs­ und Krankentransport oder in der Pflege und Betreuung wird immer wichtiger.

Alterspyramide: Herausforderung und Chance

Der Bedarf an Unterstützung älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger wird weiter steigen. Allerdings wird auch die Gruppe jener über 65-Jährigen wachsen, die sich freiwillig engagieren können. Foto: ÖRK/Anna Stöcher

[email protected]

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 20118

Dass das Rote Kreuz retten kann, beweist es tagtäglich. Nicht ganz so

bekannt ist, dass auch der Schutz von Personen und materiellen Werten zu unseren Spezialgebie-ten gehört.

Sicherheit gehört zu den bedeutendsten Wün-schen der meisten Men-schen. Sogar in den Men-schenrechten wird dieser Schutz garantiert, doch jeder ist täglich Gefahren ausgesetzt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet das Rote Kreuz an und mit einem System, das Men-schen mit Handicaps hel-fen soll, schnelle Hilfe zu bekommen, wenn etwas passiert ist.

Wichtige SensorenDas System ist er-

wachsen geworden und kann heute weit mehr als weithin bekannt. Techni-sche Zusatztools bieten

zu Hause oder auch an der Arbeitsstätte die Art von Überwachung, die niemanden stört, dafür aber jedem helfen kann. Rauch- oder Wärmesen-soren zum Beispiel kön-nen im Brandfall nicht

nur warnen, sondern auch gleichzeitig den Not-ruf erledigen, um wertvol-le Minuten für die eigene Rettung zu gewinnen.

Gassensoren warnen vor einer heimtückischen Gefahr, vor der oft nicht einmal die Sinne eines wachen Menschen schüt-zen können.

Oft sind es aber auch materielle Werte, die ge-schützt werden müssen.

Wassersensoren können helfen, Schäden zu mini-mieren.

Nie hilflos seinUnd noch etwas: Wer

kennt nicht das beklem-mende Gefühl, ganz al-leine zu sein. Auch da bietet das System des Roten Kreuzes Hilfe an. Inaktivitätssensoren alar-mieren genau dann, wenn gar nichts mehr passiert, obwohl sich eigentlich et-was regen müsste. Geeig-net vor allem für Firmen, deren Mitarbeiter sich über längere Zeiträume alleine am Firmengelän-de aufhalten müssen.

Wir überwachen aber nicht Menschen, sondern wir wachen über diese. Schön, wenn eine Organi-sation dies von sich be-haupten kann. Für mehr Informationen, aber auch für individuelle Lösungen – reden Sie mit uns. Wir helfen Ihnen gerne!

Keine Überwachung, sondern Schutz in allen Lebenslagen

wolfgang.egger@ roteskreuz-innsbruck.at

Helfen

«Technische Geräte bie-ten zu Hause oder bei der Arbeit jene Überwa-chung, die niemanden stört, aber im Notfall helfen kann.»

Wolfgang Egger

Vor allem Unternehmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über längere Zeiträume alleine am Firmengelände unterwegs sind, nutzen die Schutzsysteme. Foto: Rotes Kreuz Innsbruck-Stadt/Wolfgang Egger

Nur Science Fiction? Neue computerunterstützte Systeme und ihr Nutzen nicht nur für ÄltereErinnern Sie sich noch an Steven Spielbergs Science-Fiction-Klassi-ker „Minority Report“ (2002), als Tom Cruise in der Hauptrolle vor allem durch die blitz-schnelle Bedienung holografischer Compu-termenüs durch Wisch-gesten beeindruckte? Heute, knapp zehn

Jahre später, ist die-se Form der Interakti-on mit elektronischen Medien für Millionen Menschen zur Norma-lität geworden. Und es sind bei weitem nicht nur die „Jungen“, die diesem Trend folgen. Wenn nun zwischen 2010 und 2030 die geburtenstarken Jahr-

gänge in Pension ge-hen, betrifft dies ei-ne Generation älterer Menschen, die mit dem Umgang mit com-puterunterstütz ten Systemen vertraut ist. Die Möglichkeiten, die sich daraus ableiten, sind vielfältig. „Smart Home“ oder „Ambient Assisted Living“ sind

Schlagworte für intelli-gentes Wohnen und die Vernetzung elektroni-scher Systeme. Einige davon werden künftig insbesondere für ältere Menschen von großem Interesse sein und de-ren Wunsch, möglichst lange selbstständig zu Hause wohnen zu kön-nen, unterstützen. Für

uns als Organisation ergeben sich daraus neue Herausforderun-gen. Egal ob Hausnot-ruf, 24-Stunden-Betreu-ung, Besuchsdienst, Pflege und Betreuung, Nachbarschaftshi l -fe, betreutes Wohnen oder Rettungsdienst, die Technik verändert diese Bereiche immer

F IT SEIN FüR DIE TECHNIKEN DER zUKUNF T

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Sonntag, 18. Dezember 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB 9

Der Sozial­staat gilt als teuer, überverwaltet, missbraucht,

leistungsfeindlich. Für Robert Dempfer ist er trotzdem ein Zukunfts­ modell.

Wozu braucht das Rote Kreuz Gesellschaftspolitik?

Robert Dempfer: Die Frage können Sie selbst beantworten: Sollen wir in 20 Jahren Suppenkü-chen für verarmte Pensi-onisten aufsperren? Oder verhindern, dass das ge-setzliche Pensionssystem unfinanzierbar wird, um künftige Altersarmut zu verhindern?

Das Rote Kreuz soll sich von der Soforthilfe verab-schieden?

Dempfer: Die bleibt un-sere Kerntätigkeit. Aber sie muss ergänzt werden:

um die aktive Gestaltung der gesellschaftlichen Ver-hältnisse, die sich nicht mit Schadensbegrenzung im Nachhinein zufrieden gibt.

Welche Aufgaben sehen Sie?

Dempfer: Seit 15 Jah-ren wird gegen den Sozial-staat Stimmung gemacht. Deshalb muss man zu-nächst die Vorzüge dieser Idee bekannter machen. Die meisten wissen gar nicht, wie der Sozialstaat funktioniert und welche gewaltigen Vorteile er hat.

Reformbedarf sehen Sie aber schon?

Dempfer: Absolut. Ich rede vom Grundprinzip der solidarischen Absicherung der Daseinsrisiken Krank-heit, Unfall, Arbeitslosig-keit, Altersarmut, Pflegebe-darf. Das ist ein Zukunfts-, kein Auslaufmodell.

Eine Maßnahme lautet:

länger arbeiten. Macht sich das Rote Kreuz mit dieser Forderung nicht unbeliebt?

Dempfer: Das Motto der Gesellschaftspolitik lautet: „Wir sagen nicht, was ankommt. Sondern worauf es ankommt“. Das faktische Pensionantritts-alter – 58,5 Jahre – muss näher an das gesetzliche heran. Die Lebenserwar-tung steigt. Wir werden nicht kürzer in Pension sein, auch wenn wir länger arbeiten.

Welche Neuerungen kommen noch?

Dempfer: Ich glaube, dass wir künftig bei der Bildung mehr tun müssen. Die gute Ausbildung jun-ger Menschen ist die bes-te Präventionsmaßnahme überhaupt und der Garant für die Finanzierbarkeit des Sozialstaats.

Es gibt aber immer we-niger Kinder . . .

Dempfer: . . . umso bes-ser müssen wir sie aus-bilden. Es kommt nicht

darauf an, wie viele Men-schen ich habe. Sondern wie produktiv sie sind. Besser gebildete Men-schen sind leistungsfähi-ger, gesünder, weniger oft pflegebedürftig, arbeiten länger und integrieren sich leichter.

Mag. Robert Dempfer leitet seit 2007 die Abtei-lung für Gesellschaftspoli-tik im Generalsekretariat des ÖRK.

Robert Dempfer (rechts) im Gespräch mit Fritz Eller. Foto: ÖRK/Daniela Klemencic

Sagen, worauf es ankommtNachgefragt

Das Interview führte Fritz Eller.

Was ist zu tun, damit die soziale Sicherung finanzierbar bleibt? Das zeigt der Rotkreuz- future.monitor (im In-ternet unter www.future-monitor.at). Die Formel für die Zukunft lautet:

Mehr (= Frauen, Älte-re, Zuwanderer) besser qualifizierte Erwerbstäti-ge (= Bildungsoffensive für alle) arbeiten länger (= Angleichung des fak-tischen an das gesetzli-che Pensionsalter).

FOrMEL Für DIE ZUKUNF t

Nur Science Fiction? Neue computerunterstützte Systeme und ihr Nutzen nicht nur für Ältere

Der Computer ist für Ältere Teil des Alltags geworden. Foto: Shutterstock

Höchstes VertrauenDas Rote Kreuz ist je-ne Organisation, der die Österreicher am meis-ten Vertrauen entgegen-bringen. Das zeigt eine aktuelle Studie, bei der mehr als 1000 Marken unter die Lupe genom-men wurden. „Das Ro-te Kreuz ist nur so gut, weil die freiwilligen Mit-arbeiter so hervorragend

sind“, lobte Österreichs Rotkreuz-Präsident Fredy Mayer die Mitarbeiter: „Diese in den vergan-genen Monaten gewon-nene Wertschätzung muss sich nun auch im geplanten Freiwilligenge-setz niederschlagen. Im aktuellen Entwurf gibt es noch viel Verbesse-rungspotenzial.“

MaRKENStuDIE

weiter. unsere Dienst-leistungen müssen dem auch in der Zu-kunft gerecht werden, zudem können wir durch unser vernetztes tätigkeitsfeld den Men-schen helfen, bereits in der Planung die richtige auswahl an anwendun-gen zu treffen.

Thomas Wegmayr

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 201110

TIPP ZUM HERAUSSCHNEIDEN

Drive & Help die neue Gratis-AppDas neue mobile Sicherheitstool für unterwegs – ein Gemeinschaftspro-jekt des Roten Kreuzes und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) – bietet viele nützliche Features: Bremswegrechner, Unfallcoach, Not-licht, Notfallnummern, Sperrscreen mit dem persönlichen Notfallkontakt des Smartphone-Besitzers und ein Spiel zum Training von Erste-Hilfe-

M a ß n a h -men.

Erstmals bieten KfV und ÖRK mit der „Drive & Help“-App ein um-fassendes m o b i l e s

Angebot zu den Themen Unfall, Erste Hilfe und Sicherheit – sowohl für androidfähige Geräte als auch für iPhone und iPod touch. Die „Drive & Help“-App ist seit dem 14. Dezem-ber 2011 online und steht sowohl über den App-Store von Apple als auch im Android Market zum kosten-freien Download bereit.

Wie bekommen Sie die App auf Ihr Smartphone? Der einfachste Weg: Senden Sie ein SMS mit dem Kenn-wort HELP an +43 664/66 01 202 und der Downloadlink zur Apple und Android App folgt umgehend per SMS auf Ihr Handy. (SMS sowie Da-tengebühren werden je nach Mobil-funkvertrag verrechnet.)

Volles Engage-ment für das Rote Kreuz seit 1974: Gerhard Payer

über den Wandel der Rotkreuz-Arbeit.

1973 machte ich den Busführerschein. Dazu be-nötigte ich einen 16-Stun-den-Erste-Hilfe-Kurs. Da-bei wurde ich vom Roten Kreuz angeworben. Nach vier Ausbildungsstunden wurde ich, trotz eigener Bedenken, vom damali-gen Bezirkssekretär als Rettungs- und Kranken-transportfahrer für den Nachtdienst eingeteilt. Mit den Worten: „Herr Pay-er, Sie können doch Auto fahren?“, trat ich meinen ersten Dienst an. Eine

Rettungssanitäterausbil-dung gab es damals noch nicht. Jeder weiß, was heute für einen angehen-den Rettungssanitäter und Sanitätseinsatzfah-rer für Voraussetzungen gefordert sind – und das ist gut so. Aufgrund mei-

nes Berufes als Kraftfah-rer war es mir ein großes Anliegen, für die techni-sche Sicherheit der Fahr-zeuge und die Ausbildung für Sanitätseinsatzfahrer unter den damaligen Vor-aussetzungen zu sorgen. Als Bezirkskatastrophen-referent war ich 18 Jahre im Bezirksausschuss und hatte somit auch die Mög-lichkeit, in der Ausbildung der Sanitätseinsatzfahrer meine Anliegen und Vor-stellungen einzubringen.

Der jahrelange Dienst am Heiligen Abend war für mich immer etwas Besonderes. Das funktio-niert nur, wenn die ganze Familie mit viel Verständ-nis dahintersteht. Im Lau-fe der Zeit, als die Kinder größer wurden, konnte ich meine Frau Elisabeth und auch meine Söhne Roland und Günther als Sanitäter gewinnen. Und somit machen alle meine Lieben Dienst am Heili-gen Abend.

Meine Vision für die Zu-kunft? Tradition, wenn es Sinn macht, sowie Offen-heit, Ehrlichkeit und De-mut aller Funktionäre im Roten Kreuz – für in Not geratene Mitmenschen.

Gerhard Payer (66) ist seit 1974 für das Rote Kreuz Osttirol tätig.

Elisabeth und Gerhard Payer. Foto: Payer

Rettungsdienst damals und heute

Helfen

[email protected]

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Sonntag, 18. Dezember 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB 11

„Das Gewinnspiel des Roten Kreuzes Tirol ist ein Dankeschön an al-le Blutspenderinnen und Blutspender, denn mit ihrer Spende retten sie das Leben kranker und verletzter Men-schen“, erklärt Prim. Harald Schennach, Lei-ter der Blutbank. Vor-weihnachtliche Hektik,

eine Verkühlung oder Fernreisen sorgen da-für, dass im Dezember und Jänner traditionell

weniger Menschen Blut spenden. „Blut kann man nicht künstlich herstellen, es braucht Menschen mit Herz, die anderen helfen. Mit tollen Preisen wol-len wir alle motivieren, ihren Nächsten durch eine Blutspende zu helfen“, so Schennach weiter.

Wer in der Zeit vom 1. Dezember 2011 bis 31. Jänner 2012 beim Roten Kreuz Blut spen-det, nimmt automa-tisch am Gewinnspiel teil. Zu gewinnen gibt es drei Yakult-Gesund-heitswochenenden, drei Karten für das mörderische Erlebnis „Dinner & Crime®“

sowie drei FRIDAY VIP DAY Tickets für den A1 Beach Volleyball Grand Slam am Wörthersee für jeweils zwei Perso-nen. Infos zum Blut-spenden und alle Blut-spendetermine erfährt man auf www.blut.at oder unter der kosten-losen Service-Nummer 0800 190 190.

Blutspender retten Leben und können gleichzeitig gewinnen

Blutspender können gewin- nen. Foto: ÖRK/Jürgen Hammerschmid

WINTERGEWINNSPIEL

Ideen sind gefragt bei der „young-blood Kreativ-Challenge“

des Roten Kreuzes. Einsendungen sind bis 29. Februar möglich.

Das Rote Kreuz hat die Initiative „youngblood: kreative Köpfe gesucht“ gestartet. Bereits zum zweiten Mal findet die Kampagne statt, die zur künstlerischen Auseinan-dersetzung mit dem The-ma Blutspenden aufruft.

Egal ob ein „blutleeres“ Vampire-Plakat oder ein „blutrünstiges“ Video oder ein „pulsierender“ Rap zum Blutspenden – alle Ideen sind gefragt. Einzige Vorgabe für die Beiträge: Sie sollen ihr Publikum daran erinnern, dass eine Blutspende den lebensret-

tenden Unterschied ma-chen kann. „Jede Minute bekommt ein Patient in Österreich eine lebensret-tende Blutkonserve – das sind 500.000 im Jahr. Mit der ‚youngblood Kre-ativ-Challenge‘ wollen wir unter jungen Leuten das Bewusstsein für die Wich-tigkeit des Blutspendens wecken“, betont Reinhard Neumayr, Präsident des Roten Kreuzes Tirol.

Prämierung Ende AprilMehr als 300 Einrei-

chungen in den Katego-rien Foto, Video und Text konnte die letztjährige youngblood-Kampagne ver-zeichnen. Einsendungen sind bis 29. Februar 2012 möglich, die kreativsten Einreichungen werden von einer Fachjury bei der „youngblood-Night“ Ende April 2012 prämiert.

Attraktive PreiseMitmachen lohnt sich:

Auf die Gewinner warten Preise wie zum Beispiel iPhones, iPads, Digi-Cams sowie Tickets für das Mu-sikfestival Frequency. Ein-reichungen und Infos un-ter www.young-blood.at

[email protected]

Jugend

«Mit der youngblood Kreativ-Challenge wollen wir bei jungen Leuten das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Blutspendens wecken.»

Reinhard Neumayr

Kreative Köpfe retten Leben

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 348-AB Sonntag, 18. Dezember 201112

Kaum ein Jahr nach den Überschwemmun-gen in Pakistan stan-den 2011 erneut Teile des Landes unter Was-ser. Rund eineinhalb Millionen Häuser und mehr als 9000 Schu-len wurden beschädigt . Seit Beginn der Überflu-tungen im Spätsommer zieht sich das Wasser nur langsam zurück. Mi-chael Opriesnig, Marke-tingleiter des ÖRK und Vorstand der Stiftung „Nachbar in Not“, reis-te im November in das Katastrophengebiet .

„Wochen nach den Monsunregenfällen ste-hen noch weite Flächen unter Wasser “, berich-tet er. Kleiner Lichtblick: „Überall dort, wo nach der Katastrophe 2010

bereits feste Ziegelbau-ten errichtet wurden, können die Menschen bald wieder zurück.“

Wie schon im Vorjahr leistet das ÖRK auch jetzt Katastrophen hilfe

und entsandte drei Trinkwasserexperten. Gemeinsam mit Kolle-gen des Pakistanischen Roten Halbmondes be-treiben sie eine Trink-wasseranlage, mit der täglich bis zu 40.000 Menschen versorgt wer-den können. Engagiert sind neben den Ös-terreichern auch noch das Spanische und das Deutsche Rote Kreuz. Der Innsbrucker Micha-el Wolf koordiniert die Aktivitäten dieser Rot-kreuzgesellschaften.

Thomas Marecek

Trinkwasserexperten aus Österreich versorgen die Flutopfer

Spendenübergabe an das Rote Kreuz. Foto: ÖRK

PAKISTAN: LAND uNTER

Knapp 240.000 Eu-ro haben Mitglieder der Rotary Clubs für die Flutopfer gespen-det. Die ehemalige Governorin des Ro-tary Distrikt 1910, Barbara Kamler-Wild, und der ehemalige Governor des Dist- rikts 1920, Klaus Schredelseker, über-gaben einen Scheck an Rotkreuz-Präsi-dent Fredy Mayer und Generalsekretär Wolfgang Kopetzky. Dank der Spende erhielten mehr als 15.000 Menschen Notunterkünfte.

ROTARy CLuB

Die Rotkreuz-Hilfe für die Menschen in Afrika läuft seit Monaten

auf Hochtouren.

Langanhaltende Dürre hat in vielen Ländern Ostafri­kas zu einer der schwers­ten Hungerkatastrophen der vergangenen Jahrzehn­te geführt. Hunderttausen­de Menschen sind auf der Flucht. Insgesamt 12 Milli­onen Menschen in Soma­lia, Äthiopien und Kenia sind nach wie vor von der Hungerkatastrophe betrof­fen. Besonders Kinder lei­den stark an der Unterer­nährung.

Nahrung und MedizinDie Hilfe des Roten

Kreuzes läuft seit Mona­ten auf Hochtouren: Le­bensmittel wie Getreide, Bohnen und Spezialnah­rung für Kinder, Trinkwas­ser, Hygienesets, Moskito­netze, Saatgut und Was­

serkanister werden verteilt und medizinische Hilfe wird durch mobile Teams geleistet. Dank der Unter­stützung von Schülerinnen und Schülern konnte das Österreichische Jugend­rotkreuz (ÖJRK) sofort helfen: Mit 150.000 Euro wurde die Hilfe für Famili­en in Ostafrika unterstützt.

Dieses Geld kommt aus dem Katastrophenfonds. Von der Spende für jede Weihnachts­ oder Glück­wunschkarte sowie dem Leistungsbeitrag geht ein Teil in den Hilfsfonds. „Ich bin sehr stolz auf die Un­terstützung der Kinder und Jugendlichen: Ihre Spende ermöglicht es uns, schnell

zu helfen“, so Karl Zarhu­ber, Generalsekretär des Österreichischen Jugend­rotkreuzes. Jetzt, wo der Regen kommt, sind die Moskitonetze sehr wichtig. „Malaria und Dengue­Fie­ber sind schwere Krank­heiten, die besonders kleinen Kindern zusetzen. Durch die Netze sind sie

bestmöglich geschützt“, so Zarhuber.

Plattform für HilfeKinder und Jugendliche

haben ein sehr starkes Bedürfnis zu helfen. Pas­siert eine Katastrophe, ist dies unmittelbar Thema in der Schule. Das Jugend­rotkreuz bietet eine ver­lässliche Plattform zur Hilfe: Wer Spendenaufru­fen des Jugendrotkreuzes folgt – selbst die Initiative ergreift und beispielsweise eine Spendenaktion wie et­wa ein Buffet beim Eltern­sprechtag oder einen Floh­markt organisiert oder die Glückwunsch­ oder Weih­nachtskartenaktion unter­stützt –, hilft Kindern in Not auf der ganzen Welt. Die ÖJRK­Wandzeitung „Wir helfen“, die immer zu Jahresende an die Schulen geschickt wird, zeigt den Schülerinnen und Schü­lern, wie mit ihrer Spende konkret geholfen wurde.

Petra Griessner

Ostafrika leidet unter der langanhaltenden Dürre. Foto: Jakob Dall/Danish Red Cross

Hilfe für das Horn AfrikasWeltweit