wissenswert juni 2014 - magazin der leopold-franzens-universität innsbruck

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Steinzeitdiät Was bei Ötzi auf dem Speiseplan stand – ein Blick auf die Ernährung unserer Vorfahren. Seite 14 www.uibk.ac.at Beilage zur Tiroler Tageszeitung Juni 2014 – Österreichische Post AG, Info.Mail Entgelt bezahlt Magazin der Leopold-Franzen s-Universität Innsbruck Erster Weltkrieg Vom „Augusterlebnis“ in die Katastrophe: die ersten Kriegsmonate in Innsbruck. Seite 8 Junge Stimmen für das Klima Seite 10

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8/12/2019 wissenswert Juni 2014 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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Steinzeitdiät

Was bei Ötzi auf demSpeiseplan stand – einBlick auf die Ernährungunserer Vorfahren.

Seite 14

www.uibk.ac.atBeilage zur Tiroler Tageszeitung

Juni 2014 – Österreichische Post AG, Info.Mail Entgelt bezahlt

M a g a z i n d e r L e o p o l d - F r a n z e ns - U n i v e r s i t ä t I n n s b r u c k

Erster Weltkrieg

Vom „Augusterlebnis“in die Katastrophe: dieersten Kriegsmonate inInnsbruck.

Seite 8

Junge Stimmenfür das KlimaSeite 10

8/12/2019 wissenswert Juni 2014 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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Dienstag, 17. Juni 2014   3

wissenswert – Magaz in der Leopold-F ranzens-Univers i tät Innsbruck – 17. Juni 2014

Herausgeber und Medieninhaber : Unive rs i tät Innsbruck ; Hers te l le r : Inte rgraphik Ges .m.b.H. ; Sonderpubl ikat ionen, Le i tung: F rank Tschoner ; Redakt ione l le Koordinat ion:usanne E. Röck , Chr is ta Hofe r ; Redakt ion: Me lanie Bartos , Chr is ta Hofe r , S te fan Hohenwarte r , Danie la Pümpe l , Susanne E. Röck , Uwe S teger , Chr is t ina Vogt ; Covergestal -

ung: S tephanie Bre j la, Cathar ina Wal l i , Fotos T i te lse i te : Uni Innsbruck , El isabeth Bre i tenlechner , Sammlung Matthias Egger ; Fotos Se i te 3: Anton Amann, Ins t i tut für Meteo-

ologie und Geophys ik , Thinkstock / lov ro77.

Anschr i f t für al le : 6020 Innsbruck , Brunecker S t raße 3, Post fach 578, Te l . 53 54-0, Be i lagen-Fax 53 54-3797.

m p r e s s u m

e d i t o r i a l

Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk Rektor der Universität Innsbruck 

   F  o   t  o  :  w  w  w .  m  a  r   i  o  r  a   b  e  n  s   t  e   i  n  e  r .  c  o  m

Liebe Leserin, lieber Leser!

Vergangene Woche haben wir die Halbzeitbilanz un-

 seres Rektorats präsentiert und die kann sich durch-

aus sehen lassen: Die Universität Innsbruck konnte

ihre Spitzenposition national und international wei-

ter ausbauen, wie das durchwegs sehr gute Abschnei-

den in verschiedenen Rankings belegt. Sie zählt damit

 zu den 250 besten Unis der Welt. Das belegt auch ein

neues Analysewerkzeug der EU, das „U-Multirank“,

mit dem sich die beteiligten Universitäten anhand von

fünf Themenfeldern mit insgesamt 37 verschiedenen

Parametern vergleichen können. Die Universität Inns-

bruck ist hier im Vergleich zu anderen österreichischen

Hochschulen in zwei Themenfeldern (internationale

 Ausrichtung und Forschung) an der Spitze und in denanderen drei Feldern hoch wettbewerbsfähig.

Um jedoch diese Spitzenergebnisse und damit ver-

bunden die hohe Attraktivität unseres Standortes

weiterhin erhalten oder gar ausbauen zu können,

braucht es entsprechende finanzielle und strukturelle

Voraussetzungen. Aktuell verfügt die Uni Innsbruck

über gesunde Finanzen und verzeichnet speziell beim

Einwerben von Drittmitteln eine positive Entwick-

lung. Das liegt auch daran, dass wir hier in Tirol mit

unserer Landesregierung eine sehr gute Partnerin

haben und als Hochschulen immer besser zusammen-

arbeiten. Unser Sorgenkind bleibt die Bundesfinan-

 zierung, denn ab 2016 droht eine Unterfinanzierung

und damit mittelfristig der Verlust unserer derzeit sehr guten Position. Das möchten wir gerne vermei-

den und hoffen dazu auf breite Unterstützung aus

Gesellschaft und Politik.

J U N I 2 0 1 4

4 Mediz in der Zukunft

  Forscher sehen in der Ana lyse des Atems großes

  Potenzia l fü r d ie persona l is ie r te Mediz in .

6 Selbst best immen  Die Menschen werden immer ä l te r . Dies wir f t

  auch recht l iche F ragen auf .

8 Erster Weltkr ieg

  Am 28. Ju l i 1914 e rk lä r te Öste r re ich-Ungarn

  Se rb i en den K r i eg , ba ld da rau f käm pf te ha lb Eu ropa .

10 Kl imawandel und Kl imaschutz

  Im Rahmen e iner Schu l in i t ia t ive werden junge

  T i ro le r auf d iese Veränderungen vorbere i te t .

12 Genauere Prognosen

  Meteoro logen haben e in Too l entwicke l t , mit dem

  Vorhersagen präz ise r berechnet werden können.

14 Steinzei td iät

  Klaus Oeggl beschäf t ig t s ich aus a rchäobotan ischer

  S icht mit f rühze i t l i chen Ernährungsgewohn he iten .

16 Viel fa l t bewegt d ie Stadt

  Wie durch Migrat ion neue urbane Kompetenzen

  entstehen, e r forsche n Erz iehungswi ssenschaf t le r .

18 Dig i tale Welt

  Dig i ta le Hi l f smit te l p rägen immer s tä rker unsere  Arbe i t , Grenzen zum Pr ivat leben verschwimmen .

20 Gedächtnis der Univers i tät

  Prüfungsakten, wissenschaf t l iche Nach lässe und

  Senatss i t zun gsprotoko l le s ind Te i l des Uni-Arch i vs .

i n h a l t

12

4

18

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  Dienstag, 17. Juni 2014 4

Im Rahmen mehrerer kli-

nischer Studien in enger

Zusammenarbeit mit der

Medizinischen Uni Inns-

bruck, dem Landeskranken-

haus Natters und dem Lan-

deskrankenhaus Feldkirch

profitieren Patientinnen

und Patienten bereits heu-

te von den Möglichkeiten

der Atemgasanalyse.

Der große Vorteil der Atemgas-analyse ist, dass sie nicht invasivist. „Wir stechen niemanden“,

erklärt Univ.-Prof. Dr. Anton Amann, der Leiter des Instituts für Atemgasanalytik, das nach sehrerfolgreichen Aufbaujahren mit1. Februar 2014 von der Öster-reichischen Akademie der Wissen-schaften in die Universität Inns-bruck eingegliedert wurde. „Das

 Aufblasen eines Atembeutelsreicht, um eine Probe für unsere

 Analyse zu erhalten.“ Die so ge-wonnenen Proben können bis zueinem Jahr lang aufbewahrt undmittels eines Massenspektrome-

ters auf flüchtige Substanzen hinuntersucht werden. „Der mensch-liche Atem enthält zahlreicheflüchtige Substanzen, deren Ur-sprung noch nicht gänzlich be-kannt ist, es ist aber so, dass die-se auch auf krankhafte Prozesseim Körper hinweisen können“, so

 Anton Amann. Die Wissenschaft-ler untersuchten beispielsweise imRahmen des EU-Projektes BAMOD(koordiniert von Anton Amann ander Medizinischen Universität Inns-bruck und dem Landeskranken-haus Natters) Atemgas von Lun-

genkarzinompatienten. Dazuwurde der Atem gesunder undan Lungenkarzinom erkrankterPersonen getrennt nach ihremRauchverhalten (Raucher, Nicht-

Diesen Satz wird man laut Anton Amann in Arztpraxen der

Zukunft häufig hören. Der L eiter des Instituts für Atemgasanalytik der

Universität Innsbruck sieht in der Analyse des Atems großes Potenzial für

die personalis ierte Medizin der Zukunft.

Einmal ausatmen, bitte!

m Bereich der Grundlagenforschung untersuchen die Wissenschaftler auch den Atem in Kombination mit anderen

Faktoren. Fotos: Amann

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Dienstag, 17. Juni 2014   5

 Abgabe einer Atemprobe: Das Aufblasen eines Atembeutels genügt, um eine Probe für d ie Analyse zu erhalten.

«Der menschliche Atementhält zahlreiche flüchtigeSubstanzen, deren Ursprungnoch nicht gänzlich bekanntst, von denen einige auchauf krankhafte Prozesse imKörper hinweisen.»Anton Amann

Neues Institut an

der Uni Innsbruck

D as Institut für Atemgasana-lytik wurde 2006 als au-

ßeruniversitäre Forschungsein-

richtung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften(ÖAW) in Dornbirn gegründetund 2010 zum Institut umge-

wandelt. Nach sehr erfolgrei-chen Aufbaujahren wurde es am1. Februar 2014 in die Universi-tät Innsbruck eingegliedert. Pro-fessor Anton Amann leitet dasInstitut seit seiner Gründung.Gemeinsam mit ihm arbeiten

derzeit circa zehn Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter an der Um-setzung des großen Potenzialsder Atemgasanalyse.

raucher und Ex-Raucher) unter-sucht. „Die Tests zeigten, dassbestimmte flüchtige Substanzenbei den Patienten mit Lungen-karzinom unabhängig von ihrem

Rauchverhalten vorkamen“, be-schreibt Amann. „Dieses Ergeb-nis weist darauf hin, dass wir be-stimmten Krebsarten durch denAtem auf die Schliche kommenkönnen“, so Amann, der zugleichaber betont, dass von dieserGrundlagenforschung erst künf-tige Generationen am Kranken-bett profitieren werden.

Vielseitige Methode

Neben der Analyse der aus-geatmeten Substanzen arbeiten

die Wissenschaftler im Bereich derAtemgasanalyse aber auch mitHilfsstoffen. „Durch eine Art Prüf-stoff, der im Körper umgewandeltwird, ist es möglich, anhand derMetaboliten dieses Stoffs Infekti-onen zu diagnostizieren oder En-zymaktivitäten zu messen.“ EinBereich, in dem die Atemgasana-yse bereits zum Einsatz kommt, istdie Diagnose einer Infektion desMagens durch das Bakterium He-icobacter pylori. „Es ist bekannt,dass dieses Bakterium Magen-geschwüre auslöst bzw. zu Ma-

genkrebs führt. Um festzustellen,

ob es tatsächlich der Auslöser derBeschwerden ist, kann die Atem-gasanalyse mittlerweile die unan-genehme Magenspiegelung er-setzen“, beschreibt Amann. Dazuwird den Patienten eine geringeMenge an Harnstoff verabreicht,der mit dem nicht radioaktivenstabilen Isotop 13C markiert ist.„Beide Stoffe sind für den Men-schen absolut harmlos“, erklärtAmann. Harnstoff wird durch dasBakterium Helicobacter pylorim Körper zu Ammoniak undKohlendioxid zersetzt. „Da der

Harnstoff 13C-markiert war, istauch das umgewandelte CO2, dasvom Patienten ausgeatmet wird,13C-markiert – somit zeigt einAnstieg des abgeatmeten mar-

kierten CO2, dass das Bakterium für die Beschwerden verantwort-lich ist und eine entsprechende

Therapie nötig ist“, erläutert derChemiker.

Lebensrettende Funktion

Eine nicht nur angenehme,sondern möglicherweise lebens-rettende Funktion kann die Atem-gasanalyse im Bereich der Che-motherapie einnehmen. An derUni-Klinik für Innere Medizin derMedizinischen Uni Innsbruck leitetUniv.-Prof. Dr. Wolfgang Eistererin Zusammenarbeit mit Anton

 Amann eine Studie zum Einsatz

des Chemotherapeutikums 5-Flu-oruracil. „Dieses Medikament istein Standardtherapeutikum, dassich im Einsatz gegen zahlreicheKarzinome gut bewährt hat“, er-

klärt Amann. Es gibt allerdingsMenschen, die das Medikamentnicht verstoffwechseln können,

was bei diesen zu lebensbedroh-lichen Nebenwirkungen führt.Mit einem ungefährlichen undmit 13C markierten Hilfsstoff kannmittels Atemgasanalyse individu-ell überprüft werden, ob die Ver-stoffwechslung des Medikamentsbeim Patienten funktioniert. „Wirdnach Gabe des Prüfstoffs ein im

 Vergleich zur Baseline erhöhter Anteil von markiertem CO2  aus-geatmet, kann man davon ausge-hen, dass die Verstoffwechslung

 funktioniert. Ist dies nicht der Fall,

muss auf ein alternatives Chemo-therapeutikum ausgewichen wer-den“, erklärt Anton Amann.

Eine weitere Studie, die vonOA Dr. Michael Hubalek an der

Universitätsklinik für Gynäkolo-gie der Medizinischen Univer-sität Innsbruck gemeinsam mit

dem Institut für Atemgasanalytikdurchgeführt wird, betrifft dasChemotherapeutikum Tamo-xifen, das hauptsächlich in derTherapie gegen Brustkrebs zumEinsatz kommt: Tamoxifen istein so genanntes pro-drug – al-so ein Medikament, das erst imKörper in einen aktiven Wirkstoffumgewandelt wird. Für dieseUmwandlung im menschlichenKörper ist das Cytochrom 2D6(CYP2D6) verantwortlich, dessen

 Aktivität bei Menschen sehr un-

terschiedlich ausfallen kann. Umdie CYP2D6-Aktivität zu messen,kommt im Rahmen der Studie ein13C-markierter Hilfsstoff zum Ein-satz. „Dieser Hilfsstoff wird durchCYP2D6 unter anderem in CO2 

umgewandelt – hier gibt wiederder Anstieg des markierten CO2 

im Atemgas Auskunft über die Ak-tivität des CYP2D6, was entschei-dend für die richtige Dosierungdes Medikaments Tamoxifen seinkann“, beschreibt Amann. Dieseund vergleichbare Tests sind laut

 Amann für viele Medikamente

denkbar: „Viele Psychopharma-ka werden beispielsweise vonCYP2D6 aktiviert – hier eröffnetsich ein breites Einsatzgebiet.“

  [email protected] 

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  Dienstag, 17. Juni 2014 6

nahmen professionelle ambulantesoziale Dienste – etwa Hauskran-kenpflege – in Anspruch.

Zahlreiche Gesetze

Die Bevölkerungsentwicklungspiegelt sich gleichzeitig in ei-ner Vielzahl an rechtlichen Re-gelungen wider. Egal, ob Pflege-geldgesetze, Heimgesetze, Pati-entenverfügungsgesetz oder dieRegelungen die Sachwalterschaftbetreffend – besonders in denletzten beiden Jahrzehnten hat

es zahlreiche Änderungen in die-sem Bereich gegeben. „All dieseBestimmungen haben zu einemverbesserten Rechtsschutz, gleich-zeitig aber auch zu einem starken

 Anstieg der rechtlichen Vertretung

von Personen geführt, insbeson-dere bei den Sachwalterschaften,die sowohl ältere, demente alsauch behinderte Menschen betref-fen“, schildert Ganner die aktuelle

Selbstbestimmt leben zukönnen – ein Anliegen, das

nicht nur für Behinderte

von größter Bedeutung ist,

sondern auch Menschen in

hohem Alter betrifft.

Das Thema gewinnt dabei zu-nehmend an Brisanz, steigt dochdie Zahl der älteren und hochbe-tagten Menschen. Dies zeigt diedemographische Entwicklung seitEnde des Zweiten Weltkriegs ganz

klar. Wie Michael Ganner, Profes-sor für Bürgerliches Recht undGrundlagen der Rechtswissen-schaft am Institut für Zivilrecht,erklärt, hat sich der Anteil derüber 85-Jährigen im letzten Jahr-hundert etwa verzehnfacht. „LautBevölkerungsprognosen wird der

 Anteil der über 65-Jährigen von17,6 Prozent im Jahr 2010 auf24,3 Prozent im Jahr 2030 undauf 28,1 Prozent im Jahr 2050steigen“, nennt der Rechtswis-senschaftler weitere Zahlen. Dieswirft zahlreiche Probleme auf,

etwa was die Betreuung und Pfle-ge betrifft. Schon 2010 wurden et-wa 72.600 Menschen österreich-weit in Pflege- und Behinderten-heimen betreut. Weitere 80.000

Höhere Lebenserwartung, Rückgang

bei den G eburtenzahlen: Die Zahl

älterer Menschen nimmt weiter zu.

Die demographische Entwicklung

wirft auch zahlreiche rechtliche Fra-

gen auf. Probleme, mit denen sich

Univ.-Prof. Michae l Ganner vom

Institut für Zivilrecht befasst.

Würde undRechte imhohen Alter

mmer mehr Menschen brauchen im Alter Unterstützung.

«Die Bevölkerungsentwick-lung spiegelt sich auch inzahlreichen rechtlichenRegelungen wider.»Michael Ganner

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Situation. Grundsätzlich bewertetGanner die Rechtslage als „weitge-hend nicht so schlecht“. Allerdingsgebe es bei der Umsetzung durch-aus Verbesserungsbedarf. Immer

wieder würden finanzielle Belangebestimmen, wie gut oder auchschlecht die Gesetze in die Praxisumgesetzt werden können.

Größte Herausforderung

 Als größte sozialpolitischeHerausforderung sieht Gannerdie Finanzierung der Pflegebe-dürftigkeit alter Menschen. „BeiKrankheit ist das finanzielle Risikogrundsätzlich durch die Kranken-versicherung abgedeckt. Geht esum Pflegebedürftigkeit, so trägt

das finanzielle Risiko die betroffenePerson weitgehend selbst“, erläu-tert Ganner. „Die Kosten müssenaus dem eigenen Einkommenund Vermögen sowie durch das

Pflegegeld bestritten werden“,erklärt der Rechtswissenschaftler.Dies kann bedeuten, dass die Be-troffenen außer einem geringen„Schonvermögen“ und einem„Taschengeld“ ihr gesamtes Habund Gut aufwenden müssen undzusätzlich zu Empfängern von So-zialhilfe bzw. Mindestsicherungwerden. „Für viele bedeutet dies– zusätzlich zur gesundheitlichenund finanziellen Krise – auch den

 Verlust des gesellschaftlichenStatus“, betont Ganner, der vor-

schlägt, die strikte Trennung

zwischen Pflegebedürftigkeit undKrankheitsfall aufzuheben und er-stere in das Krankenversicherungs-

system einzubinden. Ganner ortetim bisherigen System noch einweiteres Ungleichgewicht: „Werbesser über die Rechtslage infor-miert ist, kann zum Beispiel ver-mögensschonend agieren, alsogleichsam sein Geld ,retten‘. We-

niger Informierte haben hier ei-nen Nachteil.“ Ein weiteres Prob-lem sieht Ganner in der Kompe-tenzaufteilung. Teilweise seien dieBundesländer, teilweise der Bund

 f ü rGese t zge -

bung und Vollzie-hung zuständig. Dies

bedeutet in der Praxis Unter-

schiede bei den Versorgungs-standards und der Finanzierungje nach Bundesland. Zumindestbeim Pflegegeld habe es mit demPflegegeldreformgesetz 2012 einebundesweite Vereinheitlichunggegeben.

Ein weiteres Rechtsfeld, dasnicht nur ältere, sondern auch be-hinderte Menschen angehe, be-treffe die Sachwalterschaft. Auchhier sei das Gesetz relativ gut, un-terstreicht Ganner. Mängel, dienoch vorhanden sind, würdendemnächst korrigiert werden. So

soll künftig der automatische Ent-zug der Geschäftsfähigkeit fallen,da dieser unter anderem nicht derUN-Behindertenrechtskonventionentspreche. Auch der Vertre-

tungsumfang von Angehörigensoll erweitert werden.

 Aufgrund der demogra-phischen Entwicklung werde dieZahl der Personen, die Unterstüt-

zung durch einen Sachwalter be-nötigen, steigen. Dies bedeute,dass die entsprechende Infra-struktur und ausreichendes Per-sonal – etwa bei Gerichten undSachwaltervereinen – benötigtwerden. Dass dies Kosten verursa-chen werde, sei klar. Hier sei wie-derum der Staat gefordert.

Technische Hilfsmittel

Noch ein Bereich beeinflusstlaut Ganner Rechte und Würdeälterer und behinderter Men-

schen: So genannte Ambient-As-sisted-Living-Systeme, darunter fallen Pflegeroboter oder Notfall-systeme, werfen neue Fragen auf.„Diese Technologien sind Hilfs-

mittel, die pflege-bedürftige

o d e rb e h i n -

derte Per-sonen un-

terstützen kön-nen. Allerdings ist

mit diesen gleichzeitigoft auch ein Eingriff in die

Grundrechte verbunden“, er-läutert der Jurist und nennt einBeispiel: „Bereits durch die Ver-wendung eines ,Notrufknopfes‘wird in die Privatsphäre der Per-son, eventuell in ihre Bewegungs-

 freiheit und auf jeden Fall in dasRecht auf Datenschutz eingegrif- fen.“ Betreffe dies eine Person,die einsichts- und urteilsfähig istund ihre Zustimmung gegebenhabe, sei dies rechtlich unprob-lematisch. Seien diese Vorausset-zungen jedoch nicht gegeben,so müssten die betroffenen Per-sonen vor unkontrollierten Ein-griffen in ihre Privatsphäre – z. B.durch das Erfordernis der Zu-stimmung durch einen Vertre-ter – geschützt werden. Weiterswerfen diese Systeme haftungs-

rechtliche Fragen auf, die danneintreten, wenn etwa ein Gerätnicht funktioniert und die Personzu Schaden kommt.

[email protected]

«Aufgrund der demogra-phischen Entwicklung wirddie Zahl der Personen, dieeinen Sachwalter benötigen,steigen.» Michael Ganner

   F   o   t   o   s   :   T    h   i   n    k   s   t   o   c    k   /   C   o   m   s   t   o   c    k ,

    d   e    l   t   a

_   a   r   t

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  Dienstag, 17. Juni 2014 8

Aus dem kurzen Sommer-krieg sollten vier Jahre

werden: Die Kriegsbegeis-

terung im Sommer 1914

war allerdings gar nicht so

flächendeckend, wie häu-

fig immer noch berichtet

wird.

Ein kurzer Sommerkrieg solltees werden, zu Weihnachten spä-testens seien die Soldaten wiederzurück: Diese Eindrücke vom Aus-

bruch des Ersten Weltkriegs sindauch heute noch allgegenwärtig.Dazu gehört auch die vermeint-liche und mit entsprechendenzeitgenössischen Fotos illustriertegroße Freude in der Bevölkerungüber den Krieg. „Dieses ‚August-erlebnis‘, die große Freude, hältsich sehr zäh und wird etwa auchdurch Schulbücher und in Medi-en immer wieder erneuert undweitergetragen. In Wahrheit wardie Stimmung in der Bevölke-rung schon zu Kriegsausbruch

nicht uneingeschränkt freudig“,sagt die Historikerin Prof. GundaBarth-Scalmani, die die Stim-mung im Sommer 1914 von derErmordung des k.u.k. Thronfol-gers Franz Ferdinand in Sarajevobis in die ersten Kriegsmonateinsbesondere im Raum Innsbruckanhand von Zeitungsquellen undTagebucheinträgen untersucht.

Sommerbeginn

Zwischen dem Attentat vonSarajevo und der KriegserklärungÖsterreich-Ungarns an Serbien

liegt genau ein Monat (siehe Info-kasten). Der Thronfolger starbam 28. Juni 1914 – und die Re-aktion in der Bevölkerung darauffiel zuerst eher gleichgültig aus:

Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, bald

darauf bekämpf t sich halb Europa. D ie Historikerin Gunda

Barth-Scalmani erforscht die ersten Kriegsmonate in Innsbruck.

Vom „Augusterlebnis“in die Katastrophe

Zeitgenössische Postkarte: „Abschied des Reservisten“. Foto: Sammlung Matthias Egger

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Dienstag, 17. Juni 2014   9

Menschenmassen in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße am 26. Juli

1914. Foto: Sammlung Matthias Egger

Der Wegin den Krieg28. Juni 1914: Attentat vonSarajevo5./6. Juli: „Blankoscheck“ desdeutschen Kaiserreichs anÖsterreich-Ungarn23. Juli: österreich-ungarischesUltimatum an Serbien24. Juli: Der russische Kronratbeschließt die UnterstützungSerbiens.25. Juli: serbische Antwort aufösterreichisches Ultimatum mitVorbehalten, Anordnung zurMobilmachung; Abbruch derdiplomatischen BeziehungenÖsterreich-Ungarns zu Serbien.

26. Juli: österreich-ungarischeTeilmobilmachung gegenSerbien28. Juli: Kriegserklärung Öster-reich-Ungarns an Serbien31. Juli: österreichische Gene-ralmobilmachung

D er Kriegserklärung Öster-reich-Ungarns folgten, den

damaligen Bündnissystemenentsprechend, in den letztenJuli- und ersten Augusttagengegenseitige Kriegserklärun-gen nahezu aller europäischen

Großmächte. Der folgendeKrieg sollte bis zu seinem Ende1918 rund 17 Millionen Men-schenleben fordern.

„Franz Ferdinand war in der Be-völkerung nicht sehr beliebt, ergalt als Slawen-Freund, was ihmbesonders in Ungarn Gegner be-scherte“, erklärt die Historikerin.

Aber auch im deutschsprachigenTeil Österreich-Ungarns war ernicht sehr angesehen, hätte dochdie ihm unterstellte zukünftigeGleichstellung der Slawen das fra-gile Gleichgewicht der Nationali-täten im Vielvölkerstaat in Gefahrgebracht: „Was heute oft – an-gesichts der späteren Grausam-keiten des Nationalsozialismus –vergessen wird: Weite Teile derdeutschsprachigen Bevölkerungder österreichischen Reichshälftewaren schon lange vor dem Ers-

ten Weltkrieg großdeutsch, vieledeutschnational eingestellt. Sieühlten sich den Slawen kultu-rell überlegen und lehnten de-ren Gleichstellungsbestrebungenvehement ab.“ So notierte etwaErwin Simbriger (1884–1915),

ein Innsbrucker Jurist, dessen Ta-gebuch Gunda Barth-Scalmaniuntersucht hat, anlässlich desDoppelmordes: „So entsetzlich,unvernünftig und verurteilens-

wert die schwarze Tat auch war,das Gefühl wurde ich nicht los,daß wenn ich jemandem den Un-tergang gönnen konnte, es jenesPaar war, das die tschechisch-klerikale Zukunft der Monarchiesymbolisierte.“

Der 28. Juni 1914 war einSonntag, der darauffolgendeMontag, der St.-Peter-und-Paul-Tag, ein katholischer Feiertag,an dem alle Ämter und Schulengeschlossen waren. Spontane Re-aktionen auf das Attentat sind in

den Zeitungen außer der eigent-lichen Nachricht keine greifbar.Der Zeitpunkt der offiziellen Lei-chenfeier in Wien wurde für jedenTiroler hörbar: „In Innsbruck läu-teten am 4. Juli nachmittags alleKirchenglocken gleichzeitig einehalbe Stunde lang – das musssehr eindrücklich gewesen sein.Ob das in mehreren Kronländernso war, wissen wir noch nicht“,sagt Gunda Barth-Scalmani. Amselben Tag gab es außerdemTrauerfeiern der jüdischen undder evangelischen Gemeinde in

Innsbruck, am Samstag auch inder Hofkirche. „Nach diesem of-fiziösen Gedenken geschah dannerst einmal nichts – es war Schul-schluss und Sommerbeginn, weres sich leisten konnte, fuhr in dieSommerfrische. In den Zeitungs-berichten dominierten Annon-cen zur Zimmervermietung, Mel-dungen zu Bergunfällen und Ähn-liches. Es gab zwar allgemeineBetroffenheit über das Attentat,aber es gab keine unmittelbarepolitische Auswirkung.“

Anspannung Mitte JuliErst Mitte Juli ändert der po-

litische Teil der Zeitungen dieTonlage: „Deutschland versicher-te Österreich-Ungarn Mitte Juliunbedingten Beistand, den sogenannten ‚Blankoscheck‘. Dasstand natürlich nicht in den Zei-tungen, aber der Ton gegenüberSerbien wird ab da und spätes-tens mit dem Ultimatum Öster-reich-Ungarns an Serbien aggres-siver.“ Neben Forderungen nach

 Auflösung terroristischer Organi-

sationen und Unterbindung vonkritischer Berichterstattung überÖsterreich-Ungarn in den Medi-en enthielt das Ultimatum vom23. Juli Punkte, die die territoriale

Integrität Serbiens verletzt hätten:„Organe der k.u.k. Regierung“sollten an den Ermittlungen inSerbien mitwirken und dort auch

selbst polizeiliche Aufgaben wahr-nehmen dürfen – zwei für Serbiennicht annehmbare Forderungen.Nach seiner Ablehnung des Ul-timatums und vor der offiziellenReaktion Österreich-Ungarns mitder Ausrufung der Mobilisierungreagierten die „Innsbrucker Nach-richten“, indirekter Vorläufer derTiroler Tageszeitung, sehr modernauf das Informationsbedürfnis derBevölkerung: Am Redaktions-standort in der Erlerstraße wur-den auf eine eigens aufgespannte

Leinwand laufend aktuelle Ent-wicklungen projiziert – eine Artfrüher Live-Ticker, dazu gab eszwölf Gratis-Extra-Ausgaben: FürZeitungsmacher wie für das städ-tische Publikum war dieses letzteJuli-Wochenende ein bis dato un-bekannter Medien-Hype.

Nach negativer Antwort Serbi-ens auf das Ultimatum folgte dieKriegserklärung Österreich-Un-garns an Serbien am 28. Juli. Dieseither immer wieder kolportierteBegeisterung der Bevölkerungwar allerdings ein Phänomen der

Städte, der jüngeren Männer undder – wie man heute sagen würde– gehobenen Mittelschicht. AuchSimbriger wurde davon erfasstund schrieb ins Tagebuch: „Und

wie der Prinz Eugen Marsch ein-setzte, da wußte ich: -- das warder Krieg! Und ein neues unge-kanntes Gefühl stieg in mir auf

von etwas Großem Gewaltigen.“ Am Land sah die Situation an-ders aus, vor allem, weil die Män-ner für die Landarbeit gebrauchtwurden: „Aus Pfarrchroniken undpersönlichen Dokumenten vomLand ist uns ein ganz anderesBild überliefert: etwa erwachseneMänner, die weinten, weil sie andie Front mussten. Aus Loyalitätzum Kaiserhaus zog aber auch dieLandbevölkerung in den Krieg.“Die ersten Kriegstage 1914 wa-ren von organisatorischem Chaos

begleitet: „Die StadtbevölkerungInnsbrucks wurde aufgerufen,Männer, die wegen der Mobilisie-rung eintrafen, kurzzeitig bei sichaufzunehmen und zu verköstigen,da der Platz in den Kasernen nichtausreichte. Es kam zu Hamster-käufen und massiven Geldbehe-bungen bei den Banken.“ Die all-gemeine Kriegshysterie sollte sichschon ab September nach denersten 324.000 Gefallenen und130.000 Gefangenen an der Ost-front im „Hinterland“ komplettdrehen. Die Zensur wurde schär-

fer und die von oben gesteuertegeistige und wirtschaftliche Mo-bilisierung zum Krieg eindring-licher.  [email protected] 

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  Dienstag, 17. Juni 2014 10

Vom Weltklimarat bis zur

EU herrscht Einigkeit: Junge

Menschen müssen Teil der

Diskussion zu Klimawandel

und Energiewende wer-

den. Experten des Instituts

für Geographie, von alpS –

Zentrum für Klimawandel-

anpassung, von Energie Ti-

rol und der TIWAG arbeiten

mit mehr als 2000 Schülern

in Tirol an einer Stärkungdes Klimabewusstseins.

Spätestens seit dem fünftenSachstandsbericht des Weltklima-rates 2013 gilt als bestätigt, dassmenschliches Verhalten direktenEinfluss auf die Entwicklung desKlimas auf unserem Planeten hat.„Junge Menschen von heute sindnicht nur die Entscheidungsträ-ger von morgen, sondern wer-den mit den Auswirkungen desKlimawandels in den nächsten

Jahrzehnten unmittelbar konfron-tiert sein“, verdeutlicht Maximili-an Riede vom Institut für Geogra-phie der Uni Innsbruck und alpSdie Brisanz der Thematik. Der Ge-ograph arbeitet im Rahmen derForschungs-Bildungs-Kooperation„Die Energiewende – Schulini-tiative Tirol“ bereits seit einigenJahren in verschiedenen Projekteneng mit Tiroler Jugendlichen zu-sammen. Wesentlich ist dabei eineBegegnung auf Augenhöhe: „Wirmöchten die Schüler nicht nur in-

 formieren, sondern sie in die Aus-

einandersetzung mit Themen wieKlimaschutz, Klimawandelanpas-sung, erneuerbare Energien oderEnergieeffizienz involvieren“, sagtRiede. „Junge Menschen können

Der Klimawandel verändert unsere Umwelt und macht die

Notwendigkeit einer Energiewende immer offensichtlicher. Im

Rahmen einer großen Schulinitiative werden junge Tirolerinnen

und Tiroler auf diese Veränderungen vorbereitet.

Klimaschutz beginntim Klassenzimmer

Der alpine Raum wandelt sich: Die Schaffung eines Klimabewusstseins ist wesentlich für den Schutz und Erhalt

unserer unmittelbaren Umgebung. Foto: Universität Innsbruck

8/12/2019 wissenswert Juni 2014 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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Dienstag, 17. Juni 2014   11

Schüler und Experten an einem Tisch. Foto: alpS

Z wischen dem 2. und 4. April2014 fand in Innsbruck der 15.

Österreichische Klimatag statt. Beidieser vom Climate Change Cen-tre Austria (CCCA) gemeinsam mitder Uni Innsbruck, der alpS GmbH,der Österreichischen Akademieder Wissenschaften und dem LandTirol organisierten Tagung erhiel-

ten Interessierte einen Überblicküber aktuelle Themen aus der Kli-maforschung. Unter dem Motto„School meets Science“ wurdenSchüler der 7a des InnsbruckerReithmann Gymnasiums zum Di-alog mit Klimaforschern aus ganzÖsterreich eingeladen. Die Schü-lerinnen Lisa Pichler und JulianeStötter berichten:

W ieso werden Klimagipfelveranstaltet, bei denen

nichts rauskommt? – Das war nureine der vielen Fragen, die uns

Schüler der 7a des ReithmannGymnasiums unter den Fingernä-geln brannte, als wir am Klimatagteilnahmen. Nachdem wir in den

letzten Jahren das Thema Klima,Klimawandel und Klimaschutzin unseren Geographiestundenbesprochen hatten, konnten wirnun endlich gezielte Fragen stel-len. Wir arbeiteten im Vorfeld vie-le Fragen aus und bekamen danndie Gelegenheit, in einem nettenRahmen mit Experten zu disku-

tieren und Meinungen auszu-tauschen. Allerdings war unsere Aufgabe nicht nur die Diskussionzwischen Schülern und Experten,sondern vor allem die Bewertungvon Postern. Hierbei ging es füruns um ein schönes, übersichtli-ches Layout und die Verständlich-keit der Inhalte. Das Ziel unsererTeilnahme war wohl unsere Mit-gestaltung bzw. die der Jugendan einem Thema, das die Erwach-senen von morgen betreffen wird:das Klima auf unserem Planeten.

L ieblingssport in Gefahr?„Werden wir in 30 Jahren

am Patscherkofel noch Ski fah-ren können?“ Als Wintersportfans

machen uns die warmen undschneearmen Winter, die immerwieder vorkommen, zu schaffen:Müssen wir in Zukunft auf un-sere „zwei Brettln“ verzichten?Glücklicherweise konnten uns dieExperten beruhigen: Wir werdenauch in unserer Pension noch Skifahren gehen können. Fraglich sei

nur, in welcher Höhenlage undob überall. Aus unserer Warte istein Besuch auf der Uni ziemlichspannend, immerhin sind wir inder Schule jetzt „die Großen“ undauf der Uni nicht einmal die aller-kleinsten Studenten. Somit warenunsere Erwartungen gemischt,aber da die Diskussion zwischenSchülern und Klimaforschern sehroffen, freundlich und ungezwun-gen war, fühlten wir uns sehrwohl und wir konnten viele neueErfahrungen sammeln.

F ragen über Fragen. Zusam-mengefasst genossen wir be-

sonders den Face-to-Face-Kontaktmit Wissenschaftlern. Eine Stunde

Diskussion mit den Klimaexper-ten und unseren vielen, vielenFragen war viel zu kurz und wirhätten noch viel länger mit ihnendiskutieren können. Besonders in-teressant waren auch Einblicke inderen persönliche Lebensweisen,denn: Kann man einen „Klima-schutzprediger“ ernst nehmen,

wenn er sich selbst nicht an sei-ne eigenen Predigten hält? ZumGlück bestätigten uns unsere Dis-kussionspartner, dass sie nicht nurreden, sondern auch handeln.

F ür uns Schüler ist ein Projektdieser Art in Zusammenar-

beit mit der Uni sehr abwechs-lungsreich und wir würden unswünschen, wieder einmal in einsolches Projekt eingebunden zuwerden. Und, was natürlich amwichtigsten ist: Wir sind einmalmehr auf dieses so wichtige The-

ma aufmerksam geworden undwerden auch weiterhin – mit un-seren Möglichkeiten – unser Kli-ma schützen!

Reithmann goes Uni: Dialog mit Klimaforschern

selbst aktiv werden und erhalteneine Plattform, um ihren Anliegenund Fragen Gehör zu verschaf-en.“

Vielseitiges ProgrammDie Bandbreite des Angebotes

der Wissenschaftler und Exper-ten der Uni Innsbruck, von alpSund der TIWAG reicht dabei vonzweistündigen Workshops bis hinzu einer mehrmonatigen inten-siven Zusammenarbeit mit jun-gen Menschen im Alter zwischensechs und 16 Jahren. Dabei kön-nen sie beispielsweise an einem„Energierundgang“ durch dasSchulgebäude teilnehmen oderwerden selbst zu jungen For-

schern: In einem erst kürzlich ander Uni Innsbruck vorgestelltenProjekt erhielten 70 Schüler vondrei Tiroler Gymnasien die Aufga-be, eigene Forschungsfragen zuormulieren, die im Zusammen-

hang mit dem Thema Energie-wende und Klimawandel stehen.Dabei reichte das Spektrum vonUmfragen zur Wahl des Verkehrs-mittels bei der täglichen Anreisezur Schule bis hin zur Idee, dieEnergie, die in Fitnessstudios an

den Sportgeräten erzeugt wird, für die Erzeugung von Strom zunutzen. „Die Themen werdenvon uns nicht vorgegeben, wirbegleiten die Schüler und versu-

chen ihnen die entsprechendenwissenschaftlichen Werkzeuge andie Hand zu geben.“

Hoffnungsträger Teenager

Das individuelle Konsum- undNutzerverhalten ist ein wesent-licher Faktor, der Einfluss auf dieEntwicklung des Klimas nimmt.Dass mit der Sensibilisierung fürdiese persönliche Verantwortungbereits so früh wie möglich be-gonnen werden sollte, darüberherrscht unter Klimaforschern

mittlerweile Konsens: „Kinder undJugendliche befinden sich noch ineinem Entwicklungsstadium undhaben viele Gewohnheiten oder

 Werte noch nicht gefestigt“, er-klärt Riede. „Genau hier müssenwir ansetzen, damit ein verantwor-tungsvoller Umgang mit unserenRessourcen für nachfolgende Ge-nerationen zur Selbstverständ-lichkeit wird und zumindest eineweitere Verschlechterung der kli-matischen Situation abgewendet

werden kann.“ Inwieweit die ver-schiedenen Ansätze erfolgreichsind, wird nach Abschluss der je-weiligen Projekte wissenschaftlichevaluiert und fließt in die weitere

 Arbeit und die Lehrerausbildungwieder mit ein. „Wir haben mitden Tiroler Schülern noch vieles

vor“, ergänzt der Geograph.„Denn die Verbindung von For-schung und Bildung ist letztlichder Schlüssel zu einem genera-tionenübergreifenden Bewusst-sein für die Wichtigkeit des Kli-maschutzes.“

  [email protected] 

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  Dienstag, 17. Juni 2014 12

Wie wird das Wetter? Die-

se Frage beschäftigt die

meisten Menschen aus ver-

schiedenen Gründen sehr

häufig.

 Was sich am Himmel abspielt,hat Auswirkungen auf den Verlaufunseres Alltags. Es ist also nichtverwunderlich, dass wir alle unsdafür interessieren. Sei es der ge-wünschte Sonnenschein für einenschönen Tag am Badesee oder

der heiß ersehnte erste Schnee:Das Wetter ist uns selten egal undspielt in unserem Leben eine be-deutende Rolle. Kein Wunder al-so, dass die Meteorologen erpichtdarauf sind, uns Wetterprognosenund Klimaprojektionen mit grö-ßerer Genauigkeit vorhersagen zukönnen. Das betrifft nicht nur dieimmer präziseren Vorhersagen,sondern auch die Möglichkeit,Prognosen in immer kleinerenRastern zu erstellen. Das kannim Einzelfall durchaus bedeutend

sein, etwa wenn man die opti-male Position für ein Windrad er-mitteln möchte oder eine genauePrognose für das Wetter an einemBadesee getroffen werden soll.Diese punktuellen Vorhersagenkönnen mit Hilfe des „Downsca-lings“, des Verkleinerns des Pro-gnoserasters, möglich werden.

Prognosemodelle

„Die gängigen Wetterprogno-semodelle rechnen mit einer Auf-lösung von wenigen Kilometern,in Deutschland zum Beispiel mit

einem Raster von 2,8 Kilometern.Für Klimamodelle werden größe-re Raster von einhundert Kilome-tern angewandt“, erklärt MathiasRotach vom Institut für Meteoro-

Die Meteorologen der Universität Innsbruck haben ein Tool entwickelt,

mit dem Wettervorhersagen künftig auch in kleineren Regionen präziser

berechnet werden können. Außerdem geben sie uns einen kleinen Ausblick

auf das Wett er in dies em Sommer.

Auf der Suche nachgenauen Prognosen

Die Wartung der Messstationen ist oft eine wahre Kletterpartie. Fotos: Uni Innsbruck, Institut für Meteorologie und Geophysik

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Dienstag, 17. Juni 2014   13

ogie und Geophysik der Univer-sität Innsbruck. Mit seinem Teammöchte er nun durch „Down-scaling“ vor allem die regionalenPrognosen präzisieren. Dazu müs-

sen die Forscher aber erst einmalverstehen, wie genau die Aus-tauschprozesse in einem Tal wiedem Inntal eigentlich funktionie-ren oder, wie der Forscher lako-nisch sagt: „Wie kommt das Was-ser in die Wolke?“ Mit ihrem Pro-ekt wollen die Meteorologen nunden Austauschprozessen zwischenBoden und unterster Atmosphä-renschicht genau auf den Grundgehen, um die Prozesse im Gebir-ge besser zu verstehen, denn „ir-gendwie muss das Wasser ja vom

Boden wegkommen“.Unkalkulierbare Berge

 Was eigentlich gut erforschtscheint, wird plötzlich zur Sisy-phusarbeit, denn der unbekannteFaktor liegt in der speziellen To-pografie eines Landstrichs. „Alsdie Wettervorhersagen noch inden Kinderschuhen steckten, hatman nach einem möglichst fla-chen Gebiet gesucht, um die da-maligen Theorien zu verifizieren“,berichtet Rotach. Damals fandman dieses Stück Land in Kansas,

doch die dortigen Bedingungensind mit denen in Tirol überhauptnicht vergleichbar. Um dieses

Manko zu beseitigen, haben sichdie Innsbrucker Forscher die Inns-

bruck Box, kurz i-Box, ausgedacht.Sie besteht aus realen Messstati-onen und einem Computerpro-gramm, der virtuellen Box, undwertet die Daten verschiedenermeteorologischer Messstationenaus, die im Umkreis von Innsbruckrund um die Uhr Wettervorkomm-nisse aufzeichnen. ZusätzlicheDaten liefern sechs Turbulenz-messstationen. Diese Messdatenkombiniert die i-Box mit der sogenannten numerischen Model-ierung, einem Simulationsverfah-ren, mit dem Wetterprognosen

erstellt werden. So erzielen dieWissenschaftler eine größere Ge-nauigkeit ihrer Prognosen. „Mitdieser Methode sind wir schonetzt auf einer horizontalen Auf-

lösung von 50 Metern“, erklärtRotach. Im nächsten Schritt müs-sen die Ergebnisse dieses Modellsmit den tatsächlichen Messungenverglichen werden. Wer nun aber

hofft, sich durch die i-Box künftigauf besonders präzise Wettervor-hersagen verlassen zu können,wird enttäuscht sein. „Diese Ar-beit betrifft nicht in erster Linie dieTrefferquote für die kurzfristige

 Wettervorhersage“, stellt Rotachklar. Vielmehr sollen Klimapro-gnosen und Punktprojektionenpräzisiert werden. Am Ende desProjekts soll eine Parameterisie-rung stehen, die das Zusammen-spiel von Wärme, Wasserdampfund CO2 beschreiben kann. „Die-

se können wir dann von einemgroßen Klimazentrum überprüfenlassen“, erklärt der Forscher dasweitere Vorgehen.

Ausgerechnet Innsbruck 

 Warum haben die Wissenschaft-ler sich nun ausgerechnet den Be-reich rund um Innsbruck für ihreMessungen ausgesucht? Ganzeinfach, zum einen betreibt dasInstitut hier ohnehin etliche Wet-termessstationen und kann auf ei-nen guten Grundstock an Datenzurückgreifen. Auch die Lage ist

nicht allzu kompliziert. Durch dieeinfache Ost-West-Ausrichtung,die auf beiden Seiten ungefährgleich hohen Berge und die bei-den halbwegs gleich besonntenHänge ist die Region gut geeig-net. Moderne Technik ermöglichtden Forschern auch so manchenTrick: „Im Computer kann ich dasTal mit einem Knopfdruck um 90Grad drehen und schauen, wasdiese Veränderung ausmacht“,berichtet Rotach. Und nicht zu-letzt hat die Uni eine lange Tradi-

tion in der Modellierung solcherProzesse. Die klassischen Kon-

zepte der Prognosemodelle sindzum beträchtlichen Teil an derUniversität Innsbruck entstanden.

Und wie wird der Sommer inTirol? Das könne man nicht so ein-

 fach beantworten, aber in diesemJahr gebe es ein ganz erstaunlichesund seltenes Phänomen. Dazumuss man wissen, wie langfristigePrognosen ermittelt werden: DerZustand der Atmosphäre wird mitleicht veränderten Bedingungen50 Mal berechnet. Diese kleinen

 Veränderungen reichen aus, umin diesem komplexen Systemunterschiedliche Ergebnisse zuerhalten. Am Ende stehen dann

 Wahrscheinlichkeiten, die meistsehr eng beieinanderliegen, zumBeispiel 31 Prozent für einen war-men Sommer, 37 Prozent für ei-nen durchschnittlichen Sommerund 32 Prozent für einen kaltenSommer. Für eine klare Aussageliegen diese Werte viel zu engbeisammen. In diesem Jahr istdie Wahrscheinlichkeit für einenwarmen Sommer aber unge-

wöhnlich hoch und das heißt:Die Chancen auf einen wärmerenSommer als sonst stehen in die-sem Jahr gut!

[email protected]

Die meteorologische Messstation auf dem Dach des Instituts für Mete-orologie und Geophysik steht hoch über Innsbruck.

M athias Rotach habili-tierte sich im Jahr 2001im Fach „Grenzschichtmete-orologie“ an der ETH Zürich.2010 wurde er als Professorfür Dynamische Meteorologiean die Universität Innsbruckberufen. Er verfolgt einen An-satz des Zusammenspiels vonexperimenteller und theoreti-scher Arbeit, kombiniert mitnumerischer Modellierung.Er hat in Projekten atmosphä-rische Turbulenz und Aus-tauschprozesse über Oberflä-

chen untersucht, die mit demjeweils vorhandenen Wissennoch nicht behandelbar wa-ren.

ZUR PERSON

MATHIAS ROTACH

«Wie kommt das Wassern die Wolke? Irgendwiemuss es ja vom Bodenwegkommen.»Mathias Rotach

Das ProjektInnsbruck Box

D as Projekt Innsbruck Box,kurz i-Box, ging im Jahr

2011 an den Start und läuftnoch bis Anfang 2017. DasTeam rund um Projektleiter Ma-thias Rotach am Institut für Me-teorologie und Geophysik wird

unterstützt von den Start UpGrants, dem österreichischen

 Wissenschaftsfonds (FWF) undMeteo Swiss.

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  Dienstag, 17. Juni 2014 14

Klaus Oeggl beschäftigtsich aus archäobotanischer

Sicht intensiv mit frühzeit-

ichen Ernährungsgewohn-

heiten und erklärt, was da-

mals auf dem Speiseplan

stand.

Ötzi – die Gletschermumie ausder Kupfersteinzeit – ernährte sichsehr ausgewogen. „Die Analysen

Das Thema Ernährung ist ein m edialer Dauerbrenner. Pünktlich zur

Badesaison er scheinen jährlich neue Wunderdiäten und Geheimtipps –

auch die Paläodiät kommt dabei immer wieder zur Sprache.

Steinzeitdiät – war

früher alles besser?

War die Ernährung in der Steinzeit trotz einfachster Mittel – im Bild ein Mahlstein – gesünder? Foto: Elisabeth Breitenlechner

des Speisebreis, den wir beimMann aus dem Eis in sehr gut er-haltener Form analysieren konn-ten, ergaben, dass er sich omni-vor ernährte“, erklärt Univ.-Prof.Dr. Klaus Oeggl vom Institut fürBotanik der Universität Innsbruck.„Das heißt, dass er sich sowohlvon Getreide und Gemüse alsauch von Fleisch ernährt hat.“ Die

 Analyse des Speisebreis – unteranderem auch die Analyse des da-rin vorkommenden Blütenstaubs

– ermöglichte es den Wissen-schaftlern, den Weg der letzten55 bis 33 Stunden des Eismannszu rekonstruieren. „Die urzeitlicheErnährungsweise rückte durcheinen wissenschaftlichen Disputin den Fokus meines Interesses“,erklärt Oeggl. Denn obwohl die

 Wissenschaftler aus InnsbruckFleisch in Ötzis Speisebrei nach-weisen konnten, publizierte der

 Wissenschaftler Stephen Macko(Universität Virginia) als Ergebnis

seiner stabilen Isotopenmessungam Haar des Eismannes, dass Ötzi Veganer war. „Diesem Ergeb-nis haben wir massiv widerspro-chen“, so Oeggl, wobei wiederentgegengehalten wurde, dassÖtzi erst in den letzten Tagengezwungenermaßen seine Diätänderte. „Da das Ernährungsver-halten in ursprünglichen Ethnienkonservativ ist, suchten wir eineMöglichkeit, um dies auch für diePrähistorie zu beweisen. In den

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Dienstag, 17. Juni 2014   15

In den Fäzes-Proben der Bergleute sind noch ganze Getreide-Ährchen sichtbar. Foto: Institut für Botanik

«Die steinzeitliche Kost

war um ein Vielfaches

ballaststoffreicher als

heute.»

Klaus Oeggl

Vortrag über dieSteinzeitdiät

M ehr Informationen zur Er-nährung in der Steinzeit

gibt es beim Vortrag: „Steinzeit-diät – war die Ernährung früherbesser?“ von Klaus Oeggl am

18. Juni um 17 Uhr im Hör-saal A des Instituts für Botanik,Sternwartestraße 3. Der Eintrittist frei!

bronze- und eisenzeitlichen Berg-baugebieten (2200 bis 800 bzw.800 bis 15 v. Chr.) haben wir aus-reichendes, sehr gut erhaltenesMaterial zur Verfügung, um so-

wohl stabile Isotopenmessungenan Knochen als auch Speisebrei-Analysen der Besiedler durchzu-ühren.“ Mithilfe dieser Untersu-chungen konnten die InnsbruckerWissenschaftler die Aussagen vonMacko klar widerlegen.

Mischkost auf breiter Basis

„Im Zuge dieser Untersu-chungen haben wir auch einensehr guten Eindruck davon be-kommen, wie sich diese prähisto-rischen Siedler ernährt haben“,

beschreibt Oeggl. Im Konkretenuntersuchte der Botaniker Fäzes– in den Bergwerken erhalten ge-bliebener Kot der Bergleute. Fürdie Analysen müssen die Proben,die sich im getrockneten Zustandsehr gut halten, rehydriert wer-den. „Tritt bei der Rehydrierungeine Schwarzfärbung ein, so kön-nen wir davon ausgehen, dassdie Probe von einem Menschenstammt, da diese Schwarzfär-bung im Tierreich nur bei Tapi-ren – einer in Mitteleuropa nichtheimischen Art – vorkommt“, er-

äutert Klaus Oeggl. In der Folgewird die Probe gefiltert und dieGroßreste mithilfe weiterer Me-

thoden analysiert. Die Untersu-chungen der Fäzes aus den Berg-

werken ergaben, dass damals ei-ne ungeheuer ballaststoffreicheErnährung auf einer sehr breitenBasis üblich war. „Sowohl Fleisch,Kohlenhydrate als auch Hülsen-rüchte und Ölpflanzen – als Lie-erant ungesättigter Fettsäuren– standen damals auf dem Spei-seplan“, berichtet Oeggl. Er-gänzt werden die Kenntnisse ur-geschichtlicher Diät durch Fundevon Kochtöpfen, in denen nochSpeisereste enthalten waren. „Inder Kombination erlauben unsdiese Funde eine Rekonstruktion

der üblichen Speisen bis in dieAntike, aus der wir erste schrift-iche Überlieferungen haben“, er-klärt Oeggl.

„Bei einer der ersten Fäzes aus

der Bronzezeit, die ich analysierthabe, konnte ich erst nicht glau-ben, dass diese Probe von einemMenschen stammt. Da diese gan-ze Getreide-Ährchen enthielt,wäre es für mich viel nahelie-gender gewesen, dass die Probe

von einem Wiederkäuer stammt“,berichtet der Botaniker. Die Er-gebnisse aus dieser Probe sindallerdings kein Einzelfall: Die fol-genden Analysen bestätigtendurch weitere Ährchen- undSpelzenreste-Funde im Speise-brei, dass für Suppen oder Breieganze Getreide-Ährchen verarbei-tet wurden. „Dass diese Kost umein Vielfaches ballaststoffreicherwar als die heutige, liegt auf derHand“, so der Wissenschaftler,der aber auch betont, dass ein

derartiger Getreidekonsum unsnicht sehr angenehm wäre. Wei-tere Bestandteile der Nahrung der

Bergleute waren Fleisch, Karotten,Spinat und Leindotter – eine Öl-pflanze, die damals alternativ zumLein verwendet wurde. Pollena-nalysen zeigten auch ein deutlicherhöhtes Vorkommen von insek-tenbestäubten Pflanzen, darun-

ter von der Mädesüß-Pflanze, dieaufgrund ihres Salizylsäuregehaltsals Stabilisator dem Met zugesetztwurde. „Auch Honig wurde ne-ben dem Met von den Bergarbei-tern in den Minen konsumiert“,so Oeggl.

Die Kartoffel, heute eines derbeliebtesten Nahrungsmittel inMitteleuropa, spielte damals nochkeine Rolle. „Die Kartoffel hielterst im 19. Jahrhundert Einzug indie europäische Küche – sie kamzwar schon im 16. Jahrhundert

nach Europa, war aber aufgrundihres hohen Solanin-Gehalts nurschwer bekömmlich“, beschreibtder Botaniker. Erst nachdem neueKartoffelsorten, die nun an dasmitteleuropäische Klima ange-passt waren, gezüchtet waren, be-gann der Siegeszug der Kartoffel.„Dazu war aber einiges an Über-zeugungsarbeit notwendig: Die

 Adeligen veranstalteten im 19.Jahrhundert Kartoffel-Schauessen,um diese den Bauern als Feld-frucht schmackhaft zu machen“,erklärt Klaus Oeggl.

Gesundes Maß

Die Frage, ob die Steinzeitdiätwirklich gesünder war als heu-tige Ernährungsgewohnheiten,

ist für Klaus Oeggl nicht so leichtzu beantworten. „Wir müsseneine Gleichheit herstellen – einProblem der damaligen Zeit war,dass die Vorräte jahreszeitlich be-dingt ausgegangen sind, was ei-ne einseitige Ernährung nach sich

zog“, beschreibt der Botaniker.„Die Menschen haben gegessen,was verfügbar war. Das bestäti-gen auch unsere Analysen.“ Zei-gen die Proben aus dem Neolithi-kum noch einen sehr hohen An-teil an Sammelfrüchten, der sichauch bis in die Bronzezeit zieht,so ergeben die Untersuchungender folgenden Jahre immer hö-here Anteile an landwirtschaft-lich erzeugten Produkten, die dieSammelfrüchte mehr und mehrverdrängten. „Heute verfügen wir

über ein Nahrungsangebot, dases in einer derartigen Breite nochnie gegeben hat – frisches Obstund Gemüse steht uns ganzjährigzur Verfügung“, erläutert der Wis-senschaftler. In diesem Übermaßsieht er aber auch eines der größ-ten Probleme der heutigen Ernäh-rung. „Mit dem Wissen über dieErnährungsgewohnheiten unserer

 Vorfahren und dem vorhandenen Angebot sind wir heute in derLage, eine ausgewogene Ernäh-rung zu wählen“, so der Botani-ker. „Früher war nicht alles bes-

ser – wir müssen lernen, mit demÜberfluss umzugehen, und dabeihilft uns das Wissen aus der Vor-zeit enorm.“

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  Dienstag, 17. Juni 2014 16

Wie durch Migration und

Vielfalt neue urbane Kom-

petenzen entstehen, ist For-

schungsgegenstand des Er-ziehungswissenschaftlers.

n wissenschaftlichen Pro-

ekten analysiert Erol Yildiz

Städte und Orte sind im ständigen Wandel und werden zu Zentren für

unterschiedliche Traditionen, Kulturen und Erfahrungen. Welchen Beitrag

Migration für Urbanität und Bildung leistet, untersucht Professor Erol

Yildiz am I nstitut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck.

Vielfalt bewegtdie Stadt

Die unterschiedlichsten Restaurants beleben die Stadtteile und betonen die Vielseitigkeit einer Gesellschaft. Im Bild das Restaurant Mevlana in der Keup-

straße in Köln. Fotos: Paula Altmann; www.fotofurgler.at; Thinkstock/Hongqi Zh ang

die Einflüsse von Migration

auf das Stadtbild und neue

Bildungskonzepte.

Das Wort „Migration“ stammtaus dem Lateinischen und bedeu-tet Bewegung, (Aus-)Wanderungund Umzug. „Man bewegt sich

von A nach B – das gab es immerund wenn man Migration auchhistorisch betrachtet, dann siehtman, dass die Bewegung von

Menschen immer der Normalfallwar und nicht die Ausnahme“, er-läutert Erol Yildiz seine Grundan-nahme. „Ich verwende gerne dieBegriffe ‚sesshafte Mobilität‘ oder

‚mobile Sesshaftigkeit‘, denn siebeschreiben unsere gesellschaft-liche Situation am treffendsten“,so Yildiz. Der Wissenschaftler ist

davon überzeugt, dass Zuwan-derung wesentlich zur Urbanisie-rung beiträgt: „Wenn Menschenvon außen kommen, bringen sieneues Wissen mit, von dem an-

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Dienstag, 17. Juni 2014   17

Schülerinnen und Schüler bringen, unabhängig von Migration, unter-schiedliches kulturelles und soziales Wissen in den Unterricht mit.

Univ.-Prof. Dr. Erol Yildiz

ist in Samsun an der tür-kischen Schwarzmeerküstegeboren und aufgewachsen,bevor er 1982 nach Köln zog,um dort Pädagogik, Soziolo-gie und Philosophie zu studie-ren. Im Jahr 2005 habilitierteer sich in Soziologie. Erol Yil-diz war Gastprofessor in Ham-burg und Luxemburg, bevorer nach Österreich kam. Be-sonders interessiert er sich fürInterkulturelle Bildung, Migra-tion und Diversität sowie fürStadt und Urbanität. Blick-

winkel zu weiten und offenzu sein für Neues, ist für Yildizbesonders wichtig. „Es geht jaalles um Bewegung.“

ZUR PERSON

EROL YILDIZ

«Urbanisierung lebt vonder Vielfalt und die kommtinteressanterweise oft vonaußerhalb.»Erol Yildiz

dere und der Stadtteil, in den sieziehen, profitieren können.“

Schulen bilden Vielfalt

„Urbanisierung lebt von der

Vielfalt und die kommt interes-santerweise oft von außerhalb“,macht Yildiz bewusst. Die Schu-e sei als Ort besonders prädes-tiniert für einen Dialog und einMiteinander von Kulturen. DerBildungswissenschaftler weist da-rauf hin, dass an kaum einemanderen Ort so viele unterschied-ich kulturell geprägte und vonvielfältigem, gesellschaftlichemund sozialem Wissen beeinflussteKinder aufeinandertreffen. „Dieshat noch gar nichts mit Migrati-

on zu tun. Jedes Kind bringt seineigenes Wissen in den Unterrichtmit, das sich dann mit jenem derMitschülerinnen und Mitschülervermischt“, so Yildiz. Der Wissen-schaftler sieht dies als eine großeChance für das Bildungs- undSchulwesen: „Ich nenne das ger-ne so, dass wir auf eine diversi-tätsbewusste Bildung hinarbeitenmüssen.“ Die Schule sei dem-nach, unabhängig von Migration,täglich mit Diversität konfrontiertund müsse darauf reagieren.

Bildung heißt für Yildiz nicht

nur schulisches Wissen zu erar-beiten, sondern er ist der Ansicht,dass Bildung auch an anderen Or-ten und im Austausch zwischenMenschen stattfinden kann. „Ichmeine damit informelle Bildung“,so der Wissenschaftler. Damit istene Bildung gemeint, die abseitsdes Klassenzimmers stattfindet.Lernen in den verschiedensten Le-benszusammenhängen prägt dieBildung der Kinder und Jugend-ichen ebenso wie das Wissen,

das sie in der Schule erwerben.Diese nichtformale Bildung trägtlaut Yildiz einen wesentlichenTeil zur Entwicklung kulturelleroder urbaner Kompetenzen von

Schülerinnen und Schülern bei.Eine Aufgabe des Bildungswesenssei es, auch diese Ressourcen fürdie Gestaltung von Bildung zunützen. Ein Beispiel aus seinenGesprächen mit Lehrenden ist

 Yildiz besonders im Gedächtnisgeblieben: „Ein Hauptschuldi-rektor erzählte mir, dass einmaleine chinesische Schülerin ohneDeutschkenntnisse an seine Schu-le wechselte. Zum Glück gab esin der Klasse bereits ein anderesMädchen chinesischer Herkunft,das ihr sprachlich zur Seite stand.Mit ihrer Hilfe konnte sich dieNeue schnell in den Schulalltageinleben. Dieser Schuldirektor sahgrundsätzlich die Vorzüge von Di-versität in seiner Schule.“

Jeder kommt von außen

Der Professor für Bildungswis-senschaften betont, dass Men-schen immer schon auf Wander-schaft waren – und dies aus denunterschiedlichsten Gründen.„Forscht man selbst in seinem ei-genen Stammbaum nach, dannlassen sich ganz sicher bei jedemund jeder Vorfahren finden, dievon woanders hergekommensind“, so Yildiz. Kultur sei ein dy-

namischer Prozess, im Grundealso immer „transkulturell“. Mi-gration sei nur ein Element un-ter vielen, das zu diesem Prozessbeiträgt. Das hat Yildiz selbst in

seiner Studienzeit auch im Köl-ner Alltag beobachtet: „Als ich zuBeginn der 80er-Jahre nach Kölnkam, war es in der Gastronomie,außer in Biergärten, nicht üblich,draußen zu sitzen. Italiener ha-ben beispielsweise angefangen,die Stühle ihrer Cafés auf die Stra-ße zu stellen, so wie man es ausdem mediterranen Kulturraumkennt. Spaziert man heute durchKöln, dann kommt man kaum aneinem Café vorbei, in dem dieGäste nicht im Freien Platz neh-

men können. Heute würde mandort sagen, das sei ‚kölsch‘.“Impulse kommen von au-

ßen und werden in die täglicheLebenswelt übernommen. Die Wahrnehmung der Einheimi-schen ändert sich und schon baldwerden solche Neuerungen alsalltäglich und normal angesehen.„Insofern ist Transkultur immerauch ein Bestandteil der Alltags-kultur“, so Yildiz. Einhergehendmit seiner Annahme, dass jeder„von außen“ kommt, weist er da-rauf hin, dass die Begriffe „Stadt“

und „Migration“ nicht voneinan-der getrennt werden können,denn nur durch die Bewegungvon Menschen konnten Städteüberhaupt erst wachsen. „Wienhatte um 1800 etwa 200.000Einwohner, Anfang des 20. Jahr-hunderts wuchs die Zahl auf überzwei Millionen – die Hälfte davonwaren Zuwanderer. Sie alle sindzu Wienern geworden“, konkreti-siert der Forscher.

Ein Schnitzel vom Inder

Erol Yildiz plädiert für einen un-verkrampften Blick auf Urbanitätund Migration. „Ein wissenschaft-licher Auftrag, den wir auch anuns selbst richten, ist jener, dasswir versuchen, Darstellungen ausden Medien zu entdramatisie-ren.“ Ein pragmatischer Umgangmit Migration und Diversität im Alltag sei unumgänglich. Yildizbeschreibt eine Situation, die erin Klagenfurt beobachtet hat. „Inder Stadt gibt es ein Wiener Kaf- feehaus, das von außen zwar einbisschen kitschig ausschaut, in

dem aber traditionelle Gerichteserviert werden. Ich war neugie-rig auf das Lokal, in dem viele äl-tere Kärntnerinnen und Kärntnersaßen. Das Interessante an die-

sem ‚Wiener Kaffeehaus‘ ist, dassder Besitzer aus Indien stammt“,erzählt der Wissenschaftler. Die-se Konstellation eines Inders, dersich entscheidet, in Klagenfurt

ein Wiener Kaffeehaus zu füh-ren, fand er interessant. In einemGespräch beschrieb der Besitzerseine pragmatische Sicht der Si-tuation: „Er erzählte mir, dass dervorherige Betreiber des Cafés denBetrieb aufgegeben hat, was erbesonders schade gefunden ha-be. Daraufhin entschloss er sichkurzerhand, das Lokal selbst zuübernehmen“, berichtet Yildiz.„Jetzt brät ein Inder das WienerSchnitzel – vielleicht mit ein paarindischen Gewürzen drauf. Die

Kärntnerinnen und Kärntner ha-ben sich schon daran gewöhnt.“ Wäre dieser Mann nicht, dannwürde das Café möglicherwei-se leer stehen. Für den Wissen-schaftler ist es wichtig, den Men-schen einen pragmatischen Um-gang mit Migration im Alltag zuvermitteln und zu betonen, dassBewegung schon immer dazuge-hörte: „Man kann auch sagen,das ist das Leben.“

  [email protected] 

8/12/2019 wissenswert Juni 2014 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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  Dienstag, 17. Juni 2014 18

Der Innsbrucker Wirt-

schaftsinformatiker Ulrich

Remus untersucht, wie

neue Unternehmenssoft-

ware in Firmen erfolgreich

eingeführt werden kannund welche Auswirkungen

die Digitalisierung auf die

Arbeitswelt hat.

Digitale Hilfsmittel prägen immer stärker unsere Arbeit, Grenzen

zum Privatleben verschwimmen zugleich immer öfter. Mit den

Auswirkungen beschäftigt s ich Ulrich Remus wissenschaftl ich.

Arbeit in derdigitalen Welt

Smartphones und Mobilität ganz allgemein prägen unseren Arbeitsalltag immer stärker. Foto: Thinkstock/lovro77

Ständige Erreichbarkeit, größe-re Flexibilität, verschwimmendeGrenzen zwischen Beruf und Pri-vatleben: Die Informationstech-nologie prägt auch zunehmendunser Arbeitsleben. Damit und

mit dem Einsatz von IT-Systemenund deren Auswirkungen auf dieGesellschaft allgemein beschäf-tigt sich Prof. Ulrich Remus vomInstitut für Wirtschaftsinformatik,

Produktionswirtschaft und Logis-tik. „Ich habe direkt nach demStudium drei Jahre in der Unter-nehmensberatung gearbeitet, daging es auch um die Koordinati-on von IT-Projekten und die Effizi-

enzsteigerung durch den Einsatzvon IT. Dieser Bereich interessiertmich nach wie vor“, sagt er. Invielen Unternehmen kommen sogenannte ERP-Systeme („Enter-

prise Resource Planning“) zumEinsatz: Software-Pakete, die vonder Buchhaltung über Lager- undPersonalmanagement bis hin zurZusammenarbeit einzelner Ar-beitsgruppen im Betrieb Soft-

warelösungen für praktisch alleBereiche eines Unternehmensbieten können. „Was unsere Un-tersuchungen gezeigt haben:

 Wenn ein ERP-System neu einge-

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Dienstag, 17. Juni 2014   19

Moderne technische Hilfsmittel sind aus verschiedenen Berufen gar nicht

mehr wegzudenken. Fotos: Thinkstock/LuminaStock; Isabella Saber

U lrich Remus studierte Wirtschaftsinformatik in

Bamberg. Nach dem Studi-um arbeitete er für knapp dreiJahre als Unternehmensbera-ter, vor allem in Projekten imBereich Prozessmanagementund Datawarehousing. 1998nahm er eine Assistentenstellean der Universität Regensburgan. Dort promovierte er 2002zur Integration von Prozess-und Wissensmanagementund wechselte dann an dieUniversität Erlangen-Nürn-berg, an der er später auchdie Habilitation zum Thema

IT-Management abschloss.Nach einem einjährigen For-schungsaufenthalt an der Vic-toria University of Wellingtonbekam er 2006 einen Ruf aufeine Assistenzprofessur an derUniversity of Canterbury inNeuseeland. Seit Herbst 2012ist Ulrich Remus Professor für

 Wirtschaftsinformatik an derUniversität Innsbruck.

ZUR PERSON

ULRICH REMUS

ührt wird und viele bisher nichtoder nur in Teilen digital durch-geführte Prozesse plötzlich digi-talisiert werden, ist die Unterneh-menskultur für den Erfolg dieser

Umstellung mitentscheidend“,erklärt Ulrich Remus. „Und zwaranders, als man zunächst ver-muten würde: Nicht das Systemwird der Firmenkultur angepasst,sondern die Firmenkultur ändertsich mit Einführung eines ERP-Systems, weil diese Systeme Ar-beitsprozesse neu strukturieren.Durch die Digitalisierung werdenaußerdem viele Prozesse transpa-renter, weil mehr Personen nach-vollziehen können, was anderemachen. Allein diese Transparenz

ändert die Arbeitsprozesse unddas Klima im Unternehmen.“

Grade der Vernetzung

In einem aktuellen For-schungsprojekt untersucht Ul-rich Remus mit seinem Team dieAuswirkungen einer ständigenErreichbarkeit auf die Arbeits-und Privatwelt. „Inzwischensind Handys und Smartphonesso selbstverständlich geworden,dass viele ohne ihr Smartphoneetwas vermissen. Viele Menschenbrauchen dieses Gefühl des Ver-

bunden-Seins“, erklärt der Wirt-schaftsinformatiker. Insgesamtmachen die Forscher dabei dreiVerbindungs-Typen fest: ein-mal jene Menschen, die ständig

erreichbar sind, teilweise un-ter Informationsüberlastung, zuhäufigen Kontakten und Unter-brechungen leiden, also „hyper-connected“ sind; jene, die das

nicht sind, aber auch bewusstnicht wollen und oft nicht ein-mal ein Handy besitzen („hypo-connected“); und letztlich eineGruppe, die zwischen diesenbeiden Polen je nach Situationwechseln und mit beidem gutumgehen kann.

 Welcher Gruppe man zuge-hört, hat auch Auswirkungen da-rauf, mit welchen Personen dieZusammenarbeit klappt: „Geradebei digitaler Kommunikation wer-den Erwartungen informell im-

mer neu verhandelt – wie schnellbekommen Sie Antwort auf dieMail eines Kollegen? Wann kön-nen Sie anrufen? Diese Dingesind gerade in Teams sehr wich-tig.“ Menschen aus der „Hyper-connected“-Gruppe sind zumBeispiel selbst dauernd erreich-bar und erwarten das auch vonihren Teampartnern – wird eineE-Mail erst nach ein paar Tagenbeantwortet, sorgt das für Irrita-tionen. „Wir haben auch festge-stellt, dass sich Menschen ungernzwangsverbinden lassen – Zu-

sammenarbeit mit Menschen, dieandere Connectivity-Präferenzenhaben, funktioniert nicht sonder-lich gut und sorgt letztlich auch

 für Einbußen in der Produktivität

eines Teams“, erläutert Ulrich Re-mus. Bei seinen Untersuchungenmacht er außerdem einen wei-teren Typ aus, der eine Mischungaus „hyper-connected“ und dem

Zwischentyp darstellt: „Es gibtauch Menschen, die zwar dau-ernd online und erreichbar sind,aber gelernt haben, Input zuordnen. Diese Menschen wollendauernd erreichbar sein und be-kommen auch alle Infos zu jederZeit, ignorieren aber Anrufe undE-Mails zum Beispiel am Wo-chenende gezielt, obwohl sie siegrundsätzlich wahrnehmen.“

Junge Entwicklung

 Auswirkungen der Digitali-

sierung, vor allem durch Smart-phones, auf das Verhältnis zwi-schen Beruf und Privatlebenkönnen erst seit wenigen Jahrenumfassend untersucht werden –insbesondere deshalb, weil gera-de Smartphones erst seit knapp

 fünf Jahren weit genug verbreitetsind. „Im Umgang mit Smart-phones im Berufsleben entwi-ckeln sich erst langsam Regelnund Normen, da ist vieles nochrelativ neu“, sagt Ulrich Remus.„In Unternehmen lässt sich eingrobes Muster beobachten: Zu-

nächst überwiegen die posi-tiven Effekte aufgrund der grö-ßeren Mobilität, Flexibilität undder besseren Erreichbarkeit. Diedamit verbundene intensivereNutzung verstärkt aber auch dieErwartungen an die Kommuni-kationspartner in Richtung einerständigen Erreichbarkeit. Allmäh-lich werden Anforderungen, dau-ernd ansprechbar zu sein, ver-bindliche Regeln, und die darausresultierenden Verhaltensmusterwerden internalisiert. Letztlich

wird die ständige Nutzung so-gar schöngeredet: ‚Ich bin so einTyp Mensch, der immer erreich-bar sein muss, das ist einfach so.‘

 Wichtig ist, sich dessen bewusstzu sein und mögliche Absprung-punkte aus diesem potenziellenTeufelskreis nicht zu verpassen,mit dem Ziel, dem dann entge-genzusteuern.“

Selbstmanagement

Diskussionen zur Flexibilisie-rung der Arbeitszeiten sieht Re-mus dabei grundsätzlich nicht

negativ: „Nicht jeder ist zu den fixierten Arbeitszeiten voll ein-satzfähig und am kreativsten. Esgibt aber die Gefahr, dass Mitar-beiter dann erst recht mehr ar-

beiten und die Grenzen zwischen

Freizeit und Arbeit noch mehrverschwimmen. Wenn es keine fixen Arbeitszeiten mehr gibt,rückt das Selbstmanagement ver-stärkt in den Vordergrund – mitConnectivity umzugehen wirddann zu einer wichtigen sozialenFähigkeit, man muss lernen, abund zu abzuschalten, Informati-onen zu filtern, zu entschleuni-gen und sein eigenes Connectivi-ty-Verhalten kritisch zu überden-ken, damit es nicht zu typischenBumerang-Effekten kommt: Weram Wochenende eine E-Mail an

einen Kollegen versendet, mussmittlerweile damit rechnen, auchumgehend eine Antwort-E-Mailzu bekommen.“  [email protected] 

8/12/2019 wissenswert Juni 2014 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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  Dienstag, 17. Juni 2014 20

Mehrere hundert Laufmeter studentische Prüfungsakten, alle

Senatssitzungsprotokolle seit 1792 und zahlreiche wissenschaftliche

Nachlässe von bedeutenden Gelehrten – das ist nur ein Teil des

Bestandes, der im Archiv der Universität Innsbruck zu finden ist.

Universitäres

Gedächtnis

Das Goldene Buch der Universität Innsbruck beinhaltet Einträge aller Professoren der Uni Innsbruck bis 1945. Fotos: Universität Innsbruck

wissenswert sprach mit

Peter Goller vom Univer-

sitätsarchiv und liefert ei-

nen Einblick in das Ge-

dächtnis der Universität

nnsbruck.

Die Vorgeschichte der Univer-sität Innsbruck reicht zurück bisins Jahr 1562, als in Innsbruck einJesuitengymnasium errichtet wur-de. Darauf aufbauend gründeteKaiser Leopold I. am 15. Oktober1669 eine Universität und sicher-te ihre Finanzierung, indem er

eine Sondersteuer auf das HallerSalz, den „Haller Salzaufschlag“,verfügte. Acht Jahre später, 1677,

 folgte die Errichtungsurkunde, dievier Fakultäten vorsah. Die Ge-schichte der folgenden eineinhalbJahrhunderte war wechselvoll. DieUniversität wurde zweimal aufge-

löst und wieder eröffnet. Ab 1826erfolgte die endgültige Wiederer-richtung der Philosophischen undder Juridischen Fakultät durchKaiser Franz I. und schrittweisedie der anderen Fakultäten. Wei-tere Ausbauschritte der Universi-tät brachten die Jahre 1969, als

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Dienstag, 17. Juni 2014   21

 Aus den Fotoalben des Archivs. Der Anglistikprofessor Karl Brunner war ers-ter Rektor der Universität Innsbruck nach der Befreiung Österreichs 1945.

WEITERE INFORMATIONEN

www.uibk.ac.at/universitaetsarchiv/

Das Archiv der

Universität

D as Universitätsarchiv ist imUniversitätshauptgebäude

am Innrain 52 zu finden undMontag bis Freitag von 8.30 bis12 Uhr geöffnet. Für von aus-

wärts anreisende Benutzer kön-nen die Öffnungszeiten nachvorheriger Vereinbarung auchverlängert werden.

der Unterricht an der Fakultätür Bauingenieurwesen und Ar-chitektur begann, und 1976, alsdie Sozial- und Wirtschaftswis-senschaftliche Fakultät aus den

Rechts- und Staatswissenschaftenhervorging. Nachvollziehbar wirddiese Geschichte auch mithilfedes Bestandes des im späten 19.ahrhundert eingerichteten Uni-versitätsarchivs. 8200 Archivkar-tons historischer Akten seit derUniversitätsgründung 1669 bisn das Jahr 2005 lagern dort. „Alsältestes Schriftgut wird ein 1671angefertigtes philosophischesMatrikelbuch verwahrt. Das istein Verzeichnis aller Studentender philosophischen Fakultät, die

die Studierenden damals auf diehöheren Studien wie Theologie,us und Medizin vorbereitete. Abder Mitte des 18. Jahrhundertssind alle Studenten – seit 1897auch Studentinnen – in den Ma-trikelbüchern vollständig doku-mentiert“, erklärt der ArchivarPeter Goller. „Eine geschlosseneÜberlieferung der Akten setzt al-erdings erst um 1800 ein.“ DerBestand des Universitätsarchivsumfasst beispielsweise geschlos-sen alle Sitzungsprotokolle desAkademischen Senats seit 1792.

Ein weiterer Schatz des Univer-sitätsarchivs ist „Das GoldeneBuch“ der Universität Inns-bruck, angelegt im Jahr 1775. Bis1945 haben sich alle neu ernann-ten Professoren eigenhändig indieses Buch eingetragen. So fin-den sich dort auch Einträge derNobelpreisträger Fritz Pregl undVictor Franz Hess.

Wissenschaftsgeschichte

Neben den Lehrenden sindauch die Studierenden der Uni-

versität Innsbruck im Universi-tätsarchiv erfasst. Zwischen 1848und 1967 haben die Studieren-

den für jedes Semester ein In-skriptionsblatt – das so genannte„Nationalie“ – ausgefüllt. „Diesergeschlossen überlieferte umfang-reiche Bestand ist vor allem für

die Sozialgeschichte der Studie-renden von großem Interesse“,beschreibt Goller. 1967 wurdedann österreichweit einheitlichdie Matrikelnummer eingeführt.Seither wird für jede Studentinund jeden Studenten ein so ge-nannter „Evidenzakt“ geführt.Schätzungsweise ca. 250.000 die-ser grünen Evidenzakten lagern inden Kellerdepots des Archivs. Einefür die österreichische Universi-täts- und Wissenschaftsgeschich-te bedeutsame Sammlung stellt

der Bestand an Berufungsakten,Habilitationsakten und Disserta-tionsgutachten im Universitätsar-chiv dar. „Dieser Bestand beginntmit der Thun-Hohenstein’schenUniversitätsreform nach 1848 –damit umfasst er ein österreich-weites, teils internationales intel-lektuelles Netzwerk von gut 150Jahren“, so Peter Goller.

Nachlassverwaltung

Neben Universitätsakten hatdas Archiv in den letzten Jahrenauch zahlreiche wissenschaftliche

Nachlässe bestehend aus Arbeits-unterlagen und Korrespondenzenvon bedeutenden Gelehrten derInnsbrucker Universität gesam-melt, so etwa unter anderem je-nen des Physiknobelpreisträgers

 Victor Franz Hess, des Mineralo-gen Bruno Sander, der Mathe-matiker Wolfgang Gröbner undLeopold Vietoris, des BotanikersHelmut Gams, des Mikrobiolo-gen Meinhard Moser, des Zoo-logen Heinz Janetschek, der Phi-losophin Franziska Mayer-Hille-

brand oder den des HistorikersFranz Huter (1899–1997). „Prof.Huter hat nicht nur das Univer-sitätsarchiv im eigentlichen Sinn1950 gegründet, er hat auch ge-meinsam mit seinem NachfolgerProf. Gerhard Oberkofler die mo-derne Innsbrucker Universitäts-geschichtsschreibung ins Lebengerufen“, weiß Goller. Der Nach-lass des Mathematikers Wolf-gang Gröbner wurde bereits vonzahlreichen europäischen undamerikanischen Wissenschaftshis-torikern ausgewertet. „Gröbner

war Mathematikprofessor an derUniversität Innsbruck von 1947bis 1970. Er war Theoretiker deralgebraischen Geometrie, der,Lie-Reihen‘, und maßgeblich

an der Weltraumforschung des20. Jahrhunderts beteiligt“, er-klärt Goller, der betont, dass derNachlass-Bestand laufend erwei-tert wird: „Immer wieder wid-

men Innsbrucker Wissenschaftlerihre Arbeitsunterlagen dem Uni-versitätsarchiv, so etwa der eme-ritierte theoretische Physiker Fer-dinand Cap oder der Staatsrecht-ler Hans R. Klecatsky, ehemaligerBundesminister für Justiz in Ös-terreich. Zahlreiche Forscher undForscherinnen werten als Archiv-benutzer diese geschichtlichenBestände etwa für Diplomarbei-ten oder Dissertationen aus.“

Das Universitätsarchiv – dortarbeiten auch Eva Strasser undMarion Grünbacher – ist aber

vor allem ein Verwaltungsarchiv,das die rechtlich unmittelbarrelevanten Akten der verschie-denen Dienststellen der Uni wiezum Beispiel die der Leitungsor-

gane, Personalabteilung, Studien-abteilung, Prüfungsämter oder derFakultätenservicestelle übernimmtund für laufende Amtsgeschäfteaktuell hält. „Dazu müssen die

übernommenen Akten von unsmühevoll ,enteist‘ werden – dasheißt, sie werden von allen Klam-mern und Heftungen befreit undin einheitliches Archiv-Karton-For-mat umgelegt, geordnet und ka-talogisiert und laufend an die be-rechtigten Dienststellen im Hausentlehnt“, beschreibt Peter Goller.

 Aus diesem Grund sind auch mehrals 90 Prozent der im Universitäts-archiv verwahrten Akten und Pro-tokollbücher jünger als 40 bis 50Jahre und unterliegen somit nochder Amtsverschwiegenheit und

damit der „Archivsperre“.  [email protected] 

 Auch der Nobelpreisträger Fritz Pregl hat sich in das Goldene Buch eingetra-gen. Fotos: Universität Innsbruck

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  Dienstag, 17. Juni 2014 22

Bettina Tschugg aus Volders

wurde Anfang Mai im Rahmender zwölften „Galanacht derLehrlinge“ von Landesrat Jo-hannes Tratter als Lehrling desahres 2013 ausgezeichnet. Le-serinnen und Leser der TirolerLandeszeitung sowie eine Fach-ury hatten die angehende Che-mielabortechnikerin, die ihreAusbildung an der Universitätnnsbruck absolviert, unter denzwölf „Lehrlingen des Monats“zur Siegerin gekürt.

Lehrling desJahres 2013

LR Johannes Tratter gratulierte Bet-

ina Tschugg und ihren Ausbildern

ennifer Müller und Peter Bauer zur

Auszeichnung „Lehrling des Jahres

2013“. Foto: Land Tirol/Wucherer

 Am 6. Juni verlieh die Uni-versität Innsbruck dem österrei-chisch-amerikanischen Chemikerund Schriftsteller Carl Djerassi einEhrendoktorat der Naturwissen-schaften für seine hervorragendenwissenschaftlichen Leistungen.

Mit der erstmaligen Syntheseeines oralen Verhütungsmittelshatte Carl Djerassi in den 1950er-ahren den Weg zur Entwicklungder Pille geebnet.

 Wesentliche Vorarbeiten da-zu leistete der Mediziner LudwigHaberlandt, den Djerassi auchals „Großvater der Pille“ bezeich-net hat, in den 1920er-Jahren ander Universität Innsbruck. „DieWurzeln für die Entwicklung derPille reichen bis nach Innsbruckzurück. Deshalb freut es uns un-gemein, dass wir Carl Djerassi

ür seine herausragenden wissen-schaftlichen Leistungen mit einemEhrendoktorat würdigen dürfen“,sagte Rektor Tilmann Märk beider Verleihung.

Ehrendoktoratfür Carl Djerassi

Fast wie im richtigen Lebengeht es im „Moot Court“ zu.Teams aus ganz Österreichtreten heute, 17. Juni, beimBundesfinale des „Franzvon Zeiller“-Moot Court ausZivilrecht an der UniversitätInnsbruck gegeneinander

an, um sich in dem zivil-rechtlichen Prozessspiel zumessen.

Das Bundesfinale des „Franz vonZeiller“-Moot Court findet zumersten Mal in Innsbruck statt,nachdem eine Endrunde der Vor-gängerveranstaltung 2008 hierstattgefunden hatte. Es treten Stu-dierendenteams der fünf rechts-wissenschaftlichen Fakultäten aus

 Wien, Linz, Graz, Salzburg undInnsbruck gegeneinander an. Ineinem zivilrechtlichen Prozessspiel

im Rahmen einer Gerichtssimula-tion messen sie sich fachlich undrhetorisch. Die Teams aus jeweilsdrei Studierenden werden von

 Anwälten aus ihrem Bundeslandbetreut. Diese geben den Stu-

denten Einblick in die Praxis undbieten Hilfestellungen bei den zubearbeitenden Fällen. Unter Lei-

tung von Univ.-Prof. Dr. AndreasSchwartze, LL.M. (Institut fürZivilrecht) und in Zusammenar-beit mit Univ.-Ass. Mag. RainerSilbernagl (Institut für RömischesRecht und Rechtsgeschichte) und

Mag. Thomas Krieglsteiner (Bürodes Dekans) richtet die Rechtswis-senschaftliche Fakultät Innsbruck

das heurige Bundesfinale aus. Im Vordergrund steht für die Organi-satoren, den Studierenden einenEinblick in die Zusammenhängezwischen Theorie und beruflicherPraxis zu ermöglichen.

Bundesfinale des Moot

Court in Innsbruck

In fiktiven Verhandlungen lernen Studierende die komplexen Abläufe vor Ge-

richt hautnah kennen. Foto: Uni Innsbruck

Ehrenzeichen der RepublikRektor Tilmann Märk feierte am 29. April im Beisein zahlreicher Gäste aus

Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in der Universitätsaula seinen 70. Ge-burtstag. Dabei überreichte ihm Sektionschef Elmar Pichl in Vertretung desWissenschaftsministers das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste umdie Republik Österreich. Foto: Universität Innsbruck

Im Rahmen einer akade-mischen Feier wurde ErwinHochmair, emeritierter Professorder Universität Innsbruck undMitbegründer des Unterneh-mens MED-EL, am 23. Mai das„Ehrenkreuz für Wissenschaftund Kunst I. Klasse“ verliehen.Dies ist eine der höchsten Aus-zeichnungen für in Wissenschaftoder Kunst tätige Personen, diedie Republik Österreich zu verge-ben hat. In Vertretung des Bun-despräsidenten verlieh Landes-hauptmann Günther Platter das

Ehrenzeichen an Erwin Hoch-mair und verwies dabei auf des-sen herausragende wissenschaft-liche Leistung, die Entwicklungder Cochlea-Implantate.

Ehrenkreuz anErwin Hochmairverliehen

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17. Juni, 18 Uhr Was ein Literaturwissenschaft-

er von seinen Gegenständenernen kann Abschiedsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Sigurd Paul Scheichlvom Institut für Germanistik.Aula, Universitätshauptgebäude,1. Stock, Innrain 52

19. Juni, 19 UhrBreaking the CurveVortrag von Mario Carpo, Profes-sor für Architekturgeschichte ander Bartlett School of Architec-ture, UCL London.Ort: HSB2, Technik-Campus,Technikerstraße 13b

20. Juni, 18.30 Uhr „Learning in/through Reli-gion“ in der Gegenwart desAnderen – Unfall und Ernstfallöffentlicher Bildung Abschiedsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Matthias Scharer (Insti-tut für Praktische Theologie) imRahmen des Kongresses „AndersGemeinsam – Gemeinsam An-ders?“ Ort: Kaiser-Leopold-Saal,Katholisch-Theologische Fakul-

tät, Karl-Rahner-Platz 3

21. Juni, 12.30-17 UhrEuropäische Mehrstimmig-keiten – Polyphonieseuropéennes Der Frankreich-Schwerpunkt derUni Innsbruck lädt in Koope-

ration mit Univ.-Prof. ThomasNussbaumer zu Vorträgen und

Musikeinlagen zur europäischenTradition des mehrstimmigenGesanges ein. Die Veranstaltungbereitet auf die vom Franzö-sischen Kulturinstitut organisierteabendliche „Fête de la Musique“des französischen Kulturinstitutesin der Innsbrucker Innenstadtvor.Ort: Claudiasaal, Claudiana,Herzog-Friedrich-Straße 3

23. Juni, 17 UhrAufreger ELGAExperten diskutieren die recht-lichen und technischen Aspekteder elektronischen Gesund-heitsakte. Die Veranstaltung ausdem Bereich „Medizinrecht“der Universität Innsbruck wirdgemeinsam mit der TILAK, derMedizinischen Universität Inns-bruck und Alumni-I-Med orga-nisiert. Weitere Informationen:http://www.uibk.ac.at/fakul-taeten/rechtswissenschaftliche/aktuelles/Ort: Aula, Universitätshauptge-bäude, 1. Stock, Innrain 52

27. Juni, 10 Uhr Dies Academicus Im Rahmen des akademischenFestaktes an der Uni Innsbruckwerden Persönlichkeiten aus

 Wissenschaft, Politik und Wirt-schaft für ihre Verdienste um die

Universität geehrt und erfolg-reiche Studierende mit dem

„Best Student Paper Award“ausgezeichnet.Ort: Aula, Universitätshauptge-bäude, 1. Stock, Innrain 52

10. Juli, 10 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür am Ins-titut für Quantenoptik undQuanteninformation (IQOQI) Das IQOQI ist 10: Zum rundenGeburtstag lädt das Quanten-physik-Institut alle Interessiertenein, einen Blick auf den Proto-typen eines Quantencompu-ters oder den kältesten Ort imganzen Universum zu werfen.Physik-Nobelpreisträger WilliamD. Phillips spricht am Abendüber die Faszination der Quan-tenphysik (19 Uhr im Centrumfür Chemie und Biomedizin,Innrain 82). Ort: IQOQI, ICT-Gebäude, Technikerstraße 21a

18. Juli, 11 UhrAuszeichnungen und Orden.Die Sicht der Ökonomie Festvortrag von Prof. Dr. BrunoFrey (Zeppelin Universität Fried-

richshafen/CREMA – Center forResearch in Economics, Manage-ment and the Arts, Switzerland)anlässlich des 60. Geburtstagesder Dekanin der Fakultät für

 Volkswirtschaft und Statistik,Univ.-Prof. Dr. Hannelore Weck-Hannemann.

Ort: Kaiser-Leopold-Saal,Katholisch-Theologische Fakul-

tät, Karl-Rahner-Platz 3

4. Oktober, 18 bis 1 Uhr„Lange Nacht der Museen“ imArchäologischen Universitäts-museumIm Museum wird in der Kom-bination aus Abgüssen, Kopienund Originalen ein nahezugeschlossener Überblick über dieEntwicklung der griechischenund römischen Kunst geboten.Neben Themenführungen zurantiken Mythologie sowie Kunstund Kulturgeschichte können bei

 Workshops antike Statuetten undMünzen abgegossen werden.Ort: Archäologisches Universi-tätsmuseum, Universitätshaupt-gebäude, Innrain 52

Jeden Mittwoch, 16.30 bis18.30 UhrHistorische Sternwarte Inns-bruckDie kürzlich neu eröffnete Histo-rische Sternwarte Innsbruck istjeden Mittwoch zwischen 16.30und 18.30 Uhr für Besucher

geöffnet. Weitere Informationen:www.uibk.ac.at/historische-sternwarte. Ort: Sternwartestra-ße 13, Innsbruck

 Weitere Informationen gibt es imOnline-Veranstaltungskalenderunter www.uibk.ac.at/events 

veransta l tungst ipps