-"'-----------Weniger Lackverluste

beim Farbwechsel40 und mehr Farbwechsel pro Tag sind bei dem Automobil-ZuliefererSchefenacker in Esslingen der Normalfall. Ein neues Dosiersystem sorgtnun dafur, dass dabei auch Lack eingespart wird. Denn 78 Prozentdes Lackmaterials, das sich in der Stichleitung befindet, kann mit demneuen System zuriickqefiihrt werden.

Durch die bei weiten Teilen derindustriellen Nasslackierer stei­

gende Farbtonanzahl wird der Einsatzvon automatischer Farbwechseltech­

nik immer mehr zwingend notwendig.

Speziell in der Automobil -und deren

Zulieferindustrie mit haufigcn Farb­

wechseln sind daher Konzepte zur

Verringerung der Farbverluste ge­

fordert. Bei der Schefenacker Vision

Systeme GmbH in Esslingen, emem

Werk des weltweit ftlhrenden

Herstellers von AuBenspiegel und

Soundsystemen, werden bis zu 40000

AuBenspiegei und Anbauteile pro Taglackiert. Dabei werden tiber 100 unter­

schiedliche Farbtone zur Beschichtung

der Spiegel eingesetzt, fur Kunden wie

DaimlerChrysler, Opel, Volkswagen,

die PSA-Group und Audi. Die Vielzahlder Kunden und Produkten in Kom­

bination mit dem Zwang zur optimalen

Lagerhaltung fuhrt dazu, dass pro

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Medienwechsler mit Vor- 3 Za hnradpumpe 7 Zerstduber

/Rucklauf von 4 Bypassventil fur schnel len 8 Ventilblock hinter ZerstduberMedienversorgung Spulvorgang 9 Medienventil fUr 2. Komponente

2 Vordruckregler zur Einstellung 5 l6semittelventi l am Zerstduber 10 Medienventil HauptpfadPumpenvordruck

6 luftventi l am Zerstdube r 11 Drucksensor Pumpenausgang

Mit diesem System sind Farbwechsel innerhalb von 50 Sekunden moglich

JOT 112004

--------Arbeitstag 40 und mehr Farbwechsel

in der Basislackkabine durchgefiihrt

werden mtissen.

Die neue Lackieranlage wurde im

jahr 2001 in Betrieb genommen. Die

Applikation der Wasserlacke erfolgt in

der Basislackkabine durch zwei frei

programmierbare 3-Achsen-Seitenma­

schinen, bestiickt mit je einer luft­

zerstauhenden Automatikpistole. Die

Automatikpistole ist auf einem Farb­

wechsel und Sptilblock installiert, der

neben einer Dumpleitung, Sptilmittel­

und Luftventile enthalt. Als Dosier­

technik kommt eine durch einen

Servomotor angetriebene 6,0 ccm

Zahnradpumpe mit Bypassventil zum

Einsatz, die im Dosierschrank der

Seitenmaschine eingebaut ist. Mit

diesem Aufbau werden in der Praxis

Farbwechselzeiten von zirka 50 Sekun­

den realisiert.

Die Reiter GmbH + Co KG

Oberflachentechnik, Winnenden, als

Lieferant der kompletten Applika­

tionstechnik und Farbversorgungsan­

lagen wurde aufgefordert, ein Konzept

zur Reduzierung der Farbverluste bei

Farbwechsel vorzuschlagen. Dabei

musste die Uisung folgenden

Anforderungen der Schefenacker Visi­

on System AG entsprechen:

• kein Produktionsverlust durchlangere Farbwechselzeiten

• Umrtistung und InbetriebnahmeauBerhalb der laufenden Produktion

• keine hoheren Wartungskosten

• keine zusatzlichen Verbrauchs­kosten

• Amortisation innerhalb vonmaximal neun Monaten.

Die III der Automobilindustrie

bekannten Molchsysteme oder andere,

mit aufwandiger Sensor- und Steue­

rungstechnik ausgestatteten Losungen

kamen zur Erfiillung dieser Forderun­

gen nicht in Frage.

In umgekehrter Drehrichtung

zuruck

Anfang Oktober 2003 wurde daher

das von Reiter zum Patent angemeldete

.Redos Dosiersystem" in die Anlage

eingebaut. Dabei nutzen die Ingenieure

JOT 112004

Spruhsystem auf Seitenmoschine

die Moglichkeit, mittels einer speziell

dafiir ausgelegten Zahnradpumpe das

Lackmaterial, das sich in der Stichlei­

tung zwischen Sprtihsystem und Zahn­

radpumpe befindet, durch Umkehr

der Drehrichtung tiber die Farbventile

in das Ringleitungssystem zurtickzu­

drticken. Zur Verbesserung des Wir­

kungsgrades wird die Materialsaule mit

Druckluft oder Losernittel aus der

vorhandenen Leitung beaufschlagt.

Die Umstellung des Systems dauer­

te nur ein Wochenende. Der Produkti­

onsanlauf konnte danach ohne Ein­

schrankung planmafiig durchgefiihrt

werden. Der neu eingerichtete Farb­

wechselzyklus ermoglicht die Ruck­

fiihrung von 78 Prozent des im Bereich

zwischen Zahnradpumpe und Sprtih­

system befindlichen Materials. Uber

die exakte Steuerung der Zahnrad­

pumpe wird dabei sichergestellt, dass

keine Luftblasen in die Ringleitung

eindringen.

Weitergehende Tests haben gezeigt,

dass Rtickfiihrungsquoten von bis zu 90

Prozent des Schlauchvolumens moglich

sind. Der Sptilmittelverbrauch fiir den

Farbwechsel konnte ebenfalls deutlich

reduziert werden, da die Leitung nach

dem Rtickfiihren weitgehend sauber ist

und der Spiilvorgang erheblich ver­

ktirzt werden konnte.

Auch die Wartungskosten sind nach

drei Monaten stOrungsfreiem Betrieb

des neuen Dosiersystems nicht hoher

als vor der Umstellung. Das neue

System crrnoglicht somit ohne zusatzli­

che Verbrauchskosten die weitgehende

Reduzierung der Lackverluste beim

Farbwechsel und fuhrt je nach Anwen­

dungsfall zu Amortisationszeiten von

wenigen Monaten.

[e nach Ausgangslage kann dabei

durch die gleichzeitige U mstellung auf

einen speziell von Reiter entwickelten

Farbschlauch mit einem Innendurch­

messer von 4,8 mm gegentiber den her­

kommlichen Schlauchen mit 6,0 mm

das Volumen im Farbschlauch generell

um 34 Prozent reduziert werden.

Die Ziele der Schefenacker AG, die

mit der Einfiihrung des Redos-Systems

verbunden wurden, sind damit zu 100

Prozent erreicht worden. 1m Ubrigen

eignet sich das System neben der

Umrtistung vorhandener Automatikan­

lagen auch zum Einsatz in Handlackier­

stationen in der Automobilindustrie

oder bei deren Zulieferern. •

DerAutor:Dipl.-Wirtsch.-Ing. Frank Reiter,

Geschaftsfuhrer der ReiterGmbH + Co. KGOberflachentechnik,

Winnenden, Tel. 07195/185-44,e-mail: freiter@reiter-oft.de