weitere beiträge zur physiologie der keratitis

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v. Graefes Archiv ffir Ophthalmologie, Bd. 159, S. 459--485 (1958) Aus der Cllnica Alem~na, C6rdoba (Argentinien) (Direktor: Prof. Dr. P. :BussE (~RAWITZ) Weitere Beitr~ige zur Physiologie der Keratitis* Von P. BUSSE ~RABTITZ Mit 7 Textabbildungen I. Thema Die vorliegende Arbeit berichtet fiber die MSg]ichkeiten des Ablaufs einer zentralen Hornhautentzfindnng bei Kaninchen, deren Hornhaut 6, 9, 12, 15, 18, 21 und 24 Std vorher mit dem Silbernitratstift ge~tzt wurde, wobei aul3erdem die Versuchsanordnungen noch vielseitig variiert wurden. Der Zweck dieser Versuche war 3fach: Es ist bekannt, dab die histopathologischen Befunde bei der experi- mente]len Hornhautentzfindung einen anl3erordentlich breiten Schwan- kungsbereieh aufweisen. Auch wenn die Versuche yon derse]ben Person mit peinlich gleicher Technik nnd an gleich groflen Kaninchen vorgenom- men werden, fa]len die Ergebnisse dennoch weitgehend verschieden aus, in manchen ]~11en findet man zwischen 12 und 2] Std eine starke perifokale Entzfindung, in anderen eine schwache, in wieder anderen fehlt sie nahezu ganz. Es sollte in den vor]iegenden Versuchen daher zun~chst erforscht werden, welches die Grfinde dieser ffir die Beurteilung stSrenden Unterschiede sind. Wean es sodann durch die Untersuchungen gelingt, eine Technik zu finden, die eine sichere Dosierung gestattet, so dal3 regelmii[3ig entweder eine starke Entzfindung hervorgerufen wird oder umgekehrt nur eine unterschwe]lige, bei der sic mit Sicherheit noch nicht eintritt, wi~re die Forschung instand gesetzt zu untersnchen, welche allgemeinen oder lokalen )/[al3nahmen die l~eaktionsf~higkeit des Organismus bzw. des Gewebes steigern oder vermindern. Eine solche MSglich~eit scheint um so erwi~nschter, als es bisher in der experimentellen Histopathologie an ob- ]e~tiven Kriterien liar die Beurteilung der St~rke einer Entzi~ndungsreaIction ge/ehlt hat. Schliei~lich lag der Anordnung dieser Experimente die Erwi~gung zugrunde, dal~ man den 1Y[echanismus eines Naturvorganges -- in vor- liegendem Fall den der Entzfindnng -- besser verstehen kann, werm man den Einflul3 seiner Teilfaktoren zu erkennen sucht. Es liel~ sich daher nich~ nmgehen, dal3 die Versuchsbedingungen systematisch und in sehr vielfacher Weise abgewandelt wurden. Aus den erst im letzten Tei] der Arbeit zusammengestellten Ergebnissen wird erkenntlich werden, * Vgl. Bd. 155, S. 238--254 (1954). Dort Schrifttum.

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v. Graefes Archiv ffir Ophthalmologie, Bd. 159, S. 459--485 (1958)

Aus der Cllnica Alem~na, C6rdoba (Argentinien) (Direktor: Prof. Dr. P. :BussE (~RAWITZ)

Weitere Beitr~ige zur Physiologie der Keratitis* Von

P. BUSSE ~RABTITZ Mit 7 Textabbildungen

I. Thema

Die vorliegende Arbeit berichtet fiber die MSg]ichkeiten des Ablaufs einer zentralen Hornhautentzfindnng bei Kaninchen, deren Hornhaut 6, 9, 12, 15, 18, 21 und 24 Std vorher mit dem Silbernitratstift ge~tzt wurde, wobei aul3erdem die Versuchsanordnungen noch vielseitig variiert wurden. Der Zweck dieser Versuche war 3fach:

Es ist bekannt, dab die histopathologischen Befunde bei der experi- mente]len Hornhautentzfindung einen anl3erordentlich breiten Schwan- kungsbereieh aufweisen. Auch wenn die Versuche yon derse]ben Person mit peinlich gleicher Technik nnd an gleich groflen Kaninchen vorgenom- men werden, fa]len die Ergebnisse dennoch weitgehend verschieden aus, in manchen ]~11en findet man zwischen 12 und 2] Std eine starke perifokale Entzfindung, in anderen eine schwache, in wieder anderen fehlt sie nahezu ganz. Es sollte in den vor]iegenden Versuchen daher zun~chst erforscht werden, welches die Grfinde dieser ffir die Beurteilung stSrenden Unterschiede sind.

Wean es sodann durch die Untersuchungen gelingt, eine Technik zu finden, die eine sichere Dosierung gestattet, so dal3 regelmii[3ig entweder eine starke Entzfindung hervorgerufen wird oder umgekehrt nur eine unterschwe]lige, bei der sic mit Sicherheit noch nicht eintritt, wi~re die Forschung instand gesetzt zu untersnchen, welche allgemeinen oder lokalen )/[al3nahmen die l~eaktionsf~higkeit des Organismus bzw. des Gewebes steigern oder vermindern. Eine solche MSglich~eit scheint um so erwi~nschter, als es bisher in der experimentellen Histopathologie an ob- ]e~tiven Kriterien liar die Beurteilung der St~rke einer Entzi~ndungsreaIction ge/ehlt hat.

Schliei~lich lag der Anordnung dieser Experimente die Erwi~gung zugrunde, dal~ man den 1Y[echanismus eines Naturvorganges - - in vor- liegendem Fall den der Entzfindnng - - besser verstehen kann, werm man den Einflul3 seiner Teilfaktoren zu erkennen sucht. Es liel~ sich daher nich~ nmgehen, dal3 die Versuchsbedingungen systematisch und in sehr vielfacher Weise abgewandelt wurden. Aus den erst im letzten Tei] der Arbeit zusammengestellten Ergebnissen wird erkenntlich werden,

* Vgl. Bd. 155, S. 238--254 (1954). Dort Schrifttum.

460 P. BVSSE GRAWITZ:

dal3 j ede e inze lne de r V e r s u c h s a b w a n d l u n g e n zur K l g r u n g des P r o b l e m s

nS t ig w a r u n d tats /~ehl ieh a u e h das ih r ige zu d iese r K1/irung bei-

g e t r a g e n ha t .

Fiir den Standardversuch wurde das Auge aus der Orbita luxiert, die Hornhaut im Zentrum 10 sec mit dem Silbernitratstift ge~zt, ~bgetupft und der Bulbus wieder in die Orbita zurfickversenkt. (Genaueres nnter ,,Teehnik".)

Die an dieser Technik vorgenommenen Modifikationen wurden, wenn nicht ausdl'ficklich anders erwihnt , als 18-Ntd-Experimente ausgefiihrt. Sie k6nnen in folgende Gruppen unterteilt werden:

1. Abiinderungen allgemeiner Art. Dauer der Experimente: 9, I2, 15, 18, 21, 24 Std (auch alle weiteren Ab~nderungen wurden, soweit sic wichtig erschienen, mit diesen versehiedenen Zeiten ausgeffihrt); groBe oder kleine Tiere; i tzen am luxierten Augapfel oder in situ; ~_tzdauer 1, 10 oder 60 sec; breiter oder zugespitzter Silbernitratstift; Abtupfen des Fleckes oder nicht; Auge often lassen oder sehliegen; Tier am Tageslieht lassen, bis Schwirzung des Fleckes eintritt oder es in der Dunkel- kammer hMten; Entleeren des Bulbus oder nieht; ,,Mobilisieren" der Lider (s.,,Tech- nik") oder nicht.

2. Form und Lage des Fleckes. Besonders groger Fleck. exzentrischer Fleck; dfinner zentraler Kreis; breiter Kreis im Zentrum oder zwischen Zentrum und Limbus, am Limbus oder an der Skler~; zwei konzentrisehe Kreise; zentraler Fleck und Kreis; J~tzen der ganzen Kornea auBer einer 1,5 mm breiten kreisf6rmigen Zone am Limbus; J~tzen der ganzen Cornea mit Ausnahme eines Kreises yon 3,5 mm Durchmesser im Zentrum; J~tzen der halben Cornea; ~tzen der ganzen Cornea.

3. Beein/lussung des Fleckes. Kante des L~pis hart abdriieken; I~and des Fleekes nachtr~glieh verletzen: dureh zugespitzten Lapis, mit einer Steeknadel, durch Lochstanze; Perforieren der Hornhautmit te mit einer breiten kalten oder gliihend gemachten Injektionsnadel; Epithe] fiber dem Fleck ubschaben; mit Brennglas in der Sonne zusitzliche Verschortung des Fleckes.

4. Mechanische Beein/lussung yon der Conjunctiva aus. Faden im Bindehaut- sack: bei offenen Lidern, bei geschlossenen Lidern, nach Entleerung des Bulbus; nach mobilisierten Lidern; nach entleertem Bulbus und mobilisierten Lidern; Watte bei verschlossenen Lidern, mit Standardversuch und mit entleertem Bulbus; Watte mit Penicillin-Streptomycin (,,Deerysticin" Squibb, 1,67 g gel6st in 1,5 cm 3 Aqua dest.); Einlegen yon Wutte mit ]ebenden Staphytokokken unter die Lider und LidschluB; idem yon Blur, yon Muskelgewebe ; yon Kupfermiinze ; Mle diese Versuche am gei tz ten unverletzten Bulbus; idem mit entleertem Bulbus.

5. Einmalige chemisehe oder ba]cterielle Reizung des Conjunctiva bei Beginn des Standardversuches. Eintriufe]ung yon zwei Tropfen einer 10-, 1-, 0,5-, 0,1%igen SilbernitratlSsung; idem yon Bouillon lebender Staphylokokken; 10%igem For- malin, CrotonS1, Queeksilber.

6. Drei- und sechsst~ndlich wiederholtes EintrSu/eln versehiedener Substanzen in den Conjunctivalsack. AdrenMin in 1~ Atropin, Privin (Ciba), Mintacol (Bayer), Formol 10%.

7. Alle 15 und 30 rain wiederholtes Eintriiu]eln verschiedener Substanzen in den Conjunetivalsaek. Physiologische KochsalzlSsung, Benicillin-Streptomycin, Adrenalin 1~ PantocainlSsung. (Bayer), Bantocain16sung plus Penicillin-Strep- tomycin, 10%iges Fromo].

8. Bloc~ierung der Entzi~ndung in situ durch Daneranaestheticum, im Zentrum der Cornea, am Limbns, oder am Stiel; Diuthermieverschorfung der Hornho~ut parallel zum Limbus, 2 mm yon diesem entfernt an der Sklera, am Stiel; Durch- trennung der Skler~ mit der Schere, teilweise oder vollstindig mit nachfo]gender

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 461

Reposition des abgetrennten Gewebes in die Augenh6hle und LidsehluB; Abbinden des Stiels, einfaches, mit ,,Mobilisierung" der Lider, unter naehfolgender Entleerung des Bulbus; Alkoholinjektion in den Stiel, Exstirpation und Reposition des ab- gebundenen Bulbus bei mobilisierten Lidern und ohne Mobilisierung ; mit ge/ttzter und nicht ge~tzter Hornhaut; yon Augen, deren Vorderteil 20 sec in 100 ~ hei13es 01 getaueht war (vgl. Gruppe 10, S. 464); yon Augen, in die lebende Staphylokokken injiziert waren; yon sublimat- und formolfixierten Augen; mit nachfolgender Instillation yon drei Tropfen einer 10%igen Silbernitratl6sung; Verbringen ge- /~tzter Kaninchenaugen in die Orbita yon Katzen, und umgekehrt; Implantation ge~tzter und nicht ge~tzter, normaler und zus~tzlieh gesch~digter Augen oder Sklera-Cornea subcutan oder interperitoneal in Kaninehen oder Hiihner (deren Wanderzellen besonders friih und besonders tier in Implantate eindi'ingen); Ex- plantation gei~tzter Augen und Cornea-Sklera in Blur, Lebertran, Sauerstoff, feuchte Luft; Ausftihrung des Standardversuches post mortem unter Verbringung des Kadavers in den Brutschrank.

9. Physikalische Beeinflussung des Corneagewebes durch schwache und starke Ultraviolettbestrahlung, Erhitzen auf 100 ~ durch Eintauehen des luxierten Auges (Vorderteil) in ein Olbad; ven6se Kongestion durch Aufh~ngen des Versuehstieres an den ttinterpfoten. (Uber Versuehe mit R6ntgenstrahlen wird E~NST Gi)NTttER BUSSE GtCAWITZ beriehten.)

10. Chemisehe Beein]lussung des Corneagewebes dureh Eintauchen des luxierten Auges fiir j eweils 5 see und 2 rain, in: 1%iges Sublimat, 10 %iges Formol, 96 %igen Alkohol, l%ige Pikrins~ure, 30%ige Koehsalzl6sung; zweimaliges kurzes Ein- tauehen in Co]lodium elasticum.

11. Zusditzliche In/elction der Cornea dureh Injektion yon 0,10 om 3 einer Bouillon ]ebender Staphylokokken in die Hornhautmitte vor der ~tzung.

12. Einbringen des Bulbus in situ in Messingzylinder. Hochstehende und h~n- gende Zy]inder, leer, gefiillt mit Sauerstoff, physiologiseher KochsMzlSsung, mensehliehem Serum, frischem ungeronnenen Kaninchenblut, Blut mit Deserysti- ein, Blur mit 01 iibersehichtet, 5%igem Wasserstoffsuperoxyd, Lebertran, OlivenS1, RicinusS1, Paraffinum liquidum, Queeksilber. - - Ein Teil dieser Versnche, besonders aber die mit Quecksilber, wnrden aueh mit vorher entleertem Bulbus, am intakten Bulbus naeh Staphylokokkeninjektion in die Hornhautmitte (s. oben), nach In- jektion yon 0,12 em a Bouillon lebender Staphylokokken in den Bulbus, naeh 60 see langer Atzung, nach Verletzung der Cornea durch Loehstanze, und unter Kombi- nation dieser entziindungsverst/~rkenden Mal~nahmen durehgeftihrt und bis 24 Std ausgedehnt; dieselben Versuehe, naehdem der Bulbus 9 Std in der Orbita belassen war, weitere 6 Std im Zylinder (urn der Keratitis eine ,,Anlaufzeit" zu geben).

13. Verbringen des i~ber die geschlossenen Lider luxierten Augap~els in Medien in Luft: dauernd, vor der Standardentziindung, w~hrend der Standardentziindung je 5 rain jede hMbe Stunde, nach der Standardentziindung; in Vaseline: Standard- versuch mit vorher entleertem Bulbus, am intakten Bulbus, idem naeh Staphylokok- keninjektion in die t tornhautmitte (s. oben), nach Injektion yon 0,12 em a Bouillon lebender Staphylokokken in den Bulbus, nach 60 sec langer ~tzung, nach Ver- letzung der Cornea dutch Loehstanze oder Nadelspitze, und unter Kombination dieser entziindungsverst/~rkenden Magnahmen durchgefiihrt und bis 24 Std aus- gedehnt; dieselben Versnche naeh 9 Std Verweildauer des Bulbus in der Orbita: 6 Std in Vaseline; in Vaseline mit Bouillon lebender Staphylokokken vermischt als zusi~tzlieher ~nBerer Reiz auf die Cornea; in Vaseline mit Penicillin-Streptomycin gemischt; in CibasolsMbe (urn gelegentlich beobaehtete Infektionen zu vermeiden) ; Augapfel bedeckt mit feuchter Watte (physiologisches Koehsalz), Watte mit Leber- tran, Oliven61, Paraffin.

462 P. B,zssE GRAW~TZ:

14. Verbringen des iiber die Lider luxierten Augap#ls in Tiere. In die Ra t tenbauch- h6hle: bei enger Vern~hung der Bauchwand, bei lockerer Vern~hung der Bauch- wand, naeh Staphylokokkeninfektion in die Bauchh6hle: gleichzeitig, 24 Std vor dem Versuch; Standardversuch; idem mi t vorher entleertem Bulbus; am in tak ten Bulbus naeh Staphylokokkeninfekt ion in die t t o rnhau tmi t t e ; naeh In jekt ion yon 0,12 cm 8 Bouillon lebender Staphylokokken in den Bulbus; nach 60 sec 1anger ~ t z u n g ; nach Verletzung der Cornea durch Lochstanze oder Nadelspitze; und unter Kombina t ion dieser entzi indungsverst~rkenden l~r durchgefiihrt und bis 24 Std ausgedehnt; dieselben Versuche nach 9 Std Verweildauer des Bulbus in der Orbi ta: 6 Std in der Ra t t e ; ein Teil dieser Versuche im Huhn, in Fr6schen und Kr6 ten ; in to ten Tieren.

15. Physikalische Beein]lussung des Auges bei geschlossenen Lidern durch W~rme : dauernd oder w~hrend der le tzten 6 Std des 15 Std w~hrenden Standardversuches; Eisbeutel ; dauernd oder w~hrend der le tzten 6 Std des 15 Std w~hrenden Standard- versuches.

16. Balcterielle, ehemische und chirurgische Beein/lussung der Keratitis yon den Lidern aus. Subcutane In jek t ion yon 0,5 cm a Bouillon lebender Staphylokokken in beide Lider: Lider geschlossen oder Lider often; 0,5 ems Alkohol in beide Lider; 0,5 cm 3 CrotonS1 in beide Lider; Kauter isat ion und Exst i rpat ion der Lidkonjunkt iven; zur Kontrolle (urn die In te rven t ion vasomotorischer l~eflexe zu priifen) analoge Staphylokokkeninjekt ionen in die Kopfhaut oberhalb der Orbita.

17. Beein/lussung der Keratitis au] dem Wege i~ber das Bulbusinnere. Zu Beginn des Versuches: :[njektion yon 0,12 cm a einer Bouillon lebender Staphylokokken; yon 0,12 cm 3 CrotonS1; yon 0,12 cm a 1%igem Subl imat ; yon 0,12 cm 3 Alkohol; yon 0,12 cm 3 Quecksilber.

18. Beein/lussung der Keratitis via Stiel (vgl. auch Gruppe 8, S. 460). Zu Beginn des Versuches: In jekt ion yon 0,5 cm a Bouillon lebender Staphylokokken in den Stiel; voriibergehendes Abklemmen des Stiels mit der Kocherpinzette, 10sec; 5 rain.

19. Beein/lussung der Keratitis dutch Entzi~ndungsvorggnffe des anderen Auges. Panophtha lmie des anderen Auges, hervorgerufen durch Injekt ion yon 0,12 cm 3 Bouillon lebender Staphylokokken zu Beginn des Versuches oder 24 Std vorher; Exs t i rpa t ion des ~nderen Auges; Vornahme sonstiger in dieser Arbei t erw~hnter Versuche, besonders der Gruppen 12--14, S. 461, dabei Standardversuche am anderen Auge.

20. Beein/lussung der Keratitis dutch VerSnderun.q de~ Zustandes des Organismus. An medikamentSs oder di~tetisch vorbehandel ten Tieren werden Standardversuche yon genau bek~nnten Ergebnissen ausgefiihrt. Dabei ergibt sich entweder eine st~rkere Entzi indungsberei tsehaft , n~mlich wenn yon den Versuchstieren ein hSherer Prozentsatz als normal eine starke zentrale Kerat i t is zeigt; oder es ergibt sich - - analog - - eine normale oder eine herabgesetzte Entzi indungsberei tschaft . Derartige Versuche wurden orientierend vorgenommen: an allergischen Tieren, an Tieren mit Sepsis; an Tieren, die w~hrend der Versuche in besonders kal ter Umgebung gehalten wurden; oder durch Luminal narkotis ier t waren oder Novocain intramuscular erhal ten ha t t en ; n~ch 3 T~ge Hungern, Milchdi~t, Frisehgemiise, Trockenfutter , Brot und Wasser; nach einer und zwei Blut t ransfusionen; n~ch mehffachen In jekt ionen yon Cortison und einmaligen yon Vitamin B1, B12 und C, Chlorcalcium, Chlornatr ium und destilliertem Wasser.

Die Zahl der fiir diese Arbei t ausgefiihrten Versuchsvariat ionen iiberschreitet 230, ohne Beriieksichtigung der in den meisten Gruppen angewandten verschie- denen Zeitdauer der Entziindungsversuche. Jedes Exper iment wurde mindestens 2mal, bei wichtigen Fragen erheblich 5fter ~usgefiihrt. Nut so ist es mbglich, die

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 463

grolten Schwankungen der Entzfindungsintensitiit auszugleichen. Trotz der groi~en Zahl - - fiber 1600 - - der durchgeftihrten Versuehe ermSglicht die Anordnung des Stoffes die Fortfiihrung yon Experimenten einer bellebigen Untergruppe des hier verSffentlichten Experimentenkomplexes.

II. Technik Als Versuchstiere dienten vorwiegend junge Kaninchen yon etwa 1 kg Gewicht. Als zweckmiiBigste Form zur Ausffihrung des Standardversuches hat sich

folgendes Vorgehen bew~hrt: Am i~ui~eren Lidwinkel wird eine geschlossene Kocher- klemme in die Orbita eingeffihrt, durch leichte Hebelbewegung der Augapfel heraus- luxiert und yon den Fingern des Operateurs festgehalten. Ein Silbernitratstift yon 3,7 mm I)urchmesser, dessen Oberfl~che vor dem ersten Versuch auf Schmirgel- papier eben gerieben und dessen kreisf6rmiger Rand dabei etwas abgestumpft wurde, wird an einem hSlzernen Halter genau in der Hornhautmitte fest angedrfickt und unbeweglich w~ihrend 10 sec in dieser Lage belassen. Rasches senkrechtes Ab- nehmen, Abtul0fen des Fleckes mit Watte, Rfickbringen des Bulbus in die Augen- hShle. Nach 18 Std wird das Tier dureh Luftinjektion in die Ohrvene oder durch Genickschlag getStet. Heransnehmen der Cornea mit einem Skleraring, Fixieren in Formol, Einbetten in Paraffin, Anfertigung yon Sagittalsehnitten, die durch die Hornhautmitte gehen, F~irbung mit H~Lmatoxilin-Eosin.

Fiir die meisten Experimente ergeben sieh die Variationen dieser Technik aus dem Programm oder bei Besprechung der Versuchsergebnisse. Hier sei folgen- des hinzugefiigt (die eingeklammerten r6mischen Ziffern beziehen sieh ~uf die Nummern der obigen Versuchsgruppen, in denen die Technik zuerst vorkommt): Der Sehlul3 der Lider (Gruppe 1, S. 460) erfolgt mit 2--3 Michelschen Klammern. - - Das Entleeren des Bulbus (Gruppe 1, S. 460) gesehieht durch senkrechtes Ein- steehen des Bistouris in die Sklera am luxierten Auge und nachfolgendes Aus- drficken des AugeninhMtes. - - Die ,,Mobilisation" der Lider (Gruppe 1, S. 460), die gestattet, das am Stiel abgebundene oder in den Stiel injizierte Auge bedeckt zu hMten, erfolgt durch VerlAngerung der Lidspalte nach aul~en mit einem Scheren, schnitt, Trennung der Conjunctiva parallel dem Lidrand und Abpraparieren der Haut yore Unterhautbindegewebe. - - Ein l~aden wird als Fremdk5rloer in der Conjunetiva belassen (Gruppe 4, S. 460), indem er um die Basis des luxierten Auges geschlungen und so locker verknotet wird, dal3 er einerseits keine Kompression bewirkt, andererseits nicht fiber den Bulbus abrutschen kalm. - - Die lebendon Stalohylokokken (Grulope 4, S. 460) wurden als frische konzentrierte Bouillonkultur verwandt.

Bei allen Versuchen der Gruppe 8, S. 460, muI3 peinlieh darauf geachtet werden, dab die Cornea (aul3er durch den Silbernitratstift) nicht berfihrt wird. - - Zur Blocl~ierung der Entziindung (Gruppe 8, S. 460) wurde als Daueranaestheticum ,Duranes t in" (Andromaco) oder ,,Efocaine" (Fougera) verwandt. Die Injektion mul3 yon 4 Punkten aus in Abst~nden yon 5 min und sehr langsam geschehen. AnschlieBend warden die Lider mobillsier~ nnd geschlossen. - - Die Diathermie- verschorfung erfolgt mit einer Nadel, alle Schichten des betreffenden Gewebes mfissen in der ganzen Circumferenz coaguliert werden. - - Die Durchtrennung der Sklera (Gruppe 8, S. 460) erfolgt an ihrem grSl3ten Umfang im Ansehlul] an die zentrale ~tzung mit Silbernitrat; die Lider warden bei diesen Versuchen (nach ]3lutstillung dm'ch Tupfen) geschlossen. - - Um das Auge am Stiel abzubinden (Grulope 8, S. 460), wird dieser zuniiehst durchstochen, dann unterbunden, die Silbernitrat~tzung vorgenommen, anschlieflend die Lider mobilisiert und geschlos- sen. - - Die Exstirpation des Bulbus wird so ausgeffihrt, dab zwei Koeherklemmen fibereinander an den Stiel gelegt werden, l~ach Atzung der Hornhaut wird der

464 P. BIJSSE GI~AWtTZ:

Stiel zwisehen beiden Kocherklemmen dureht rennt ; 2 min sparer kann die hintere Klemme abgenommen werden, ohne dall eine Blutung erfolgt. Bei dieser Technik kann man das Auge reponieren, ohne es zum Kollaps zu bringen und ohne die Lider mobilisieren zu miissen. Entschliell t man sich aber zur Unterb indung unterhalb der Klemme, mug Mobilisierung erfolgen; in beiden Fgllen werden die Lider ver- schlossen. - - Eine etwaige zusgtzliche Sch~digung eines exstirpierten Auges wird (in Parallelen zu Versuehsgruppen 9 und 10, S. 461) entweder so vorgenommen, dall das noch an der Kocherklemme befindliche Auge mit der vorderen Hi~lfte 20 sec in 100 ~ heiges ~1 oder 2 rain in 1%ige Sub]im~tlfsung geha]ten und dann abgeslotilt wird; oder die ganzen Augen werden ffir 24 Std in 10%iges Formol oder 1% Subl imat gelegt und nach gr~mdiichem W~issern in eine frisch enucleierte Augenh5hle verbraeht . - - Die subcutanen Implanta t ionen werden am Hals vor- genommen, um das Zerquetschen des Bulbus zu vermeiden. - - Die Explanta t ionen erfolgten steril in weithalsige 10 em 3 fassende Flasehen, die bis zum Rand geftillt und verschlossen 10 S td in den Bru tsehrank gestellf~ wurden.

Ffir die Ul t raviole t tbes t rahlung (Gruppe 9, S. 461) wird das Auge vortiber- gehend fiber die Lider luxier~ und mit der Hanauer H6hensonne aus 100 bzw. 10 em Entfernung 1 rain bestrahlt . - - Zum Zweck der Hitzeanwendung auf die Cornea (Gruppe 9, S. 461) wird das Auge ebenfalls provisoriseh fiber die Lider luxiert und mit folgender Technik yon Hau t und Augenh6hle isoliert: I n die Mitte eines Nylon- tuehes macht man eine 0f fnung yon der Gr6lle des Augenstieles und verl~ngert sic naeh einer Seite. In diesen Schlitz wird ein Reillversehlul3 genght. So ist es m6glieh, nachdem einm~l das Nylontuch nn te r den Bulbus verbraeht ist, dureh Schliegen des R, eillversehlusses yon augen lgichtung Stiel eine v61lige Isolierung des Bulbus yon t t a u t und Augenh6hle zu erreiehen. Inzwischen wird ein bis zum t~and mi t ()l geffilltes Gefiill auf 100 ~ erhitzt , yon der F lamme genommen, der Bulbus, ohne das Nylon zu berfihren, ffir 20 see in das 01 getaucht. Nun wird der l~eillversehlug und der HMtefaden der Lider gel6st, das Auge abgespiilt und wieder in die Orbita versenkt. - - Auch ftir die Versuche der Gruppe 10, S. 461, finder das Nylontuch sinngemgll Anwendung ; n a c h dem Unte r tauchen in die chemischen Lfsungen werden die Augen sofort in Wasser getaucht und dann noch unter der Wasserleitung abgespfilt; mi t Ausnahme der Versuche mit Kollodium, bei denen das luxierte Auge mi t dem Finger in seiner Stellung gehalten und 2mal kurz unter- getaueht wird, ohne dM~ die Lider mit dem Kollodium in Berfihrung kommen. (Andernfalls ]6st sich die Kol lodiumhaut vom Bulbus ab.) Das Auge wird in die Orbita zuriickgebraeht, ehe nach dem zweiten Anftauchen das Kollodium voll- stgndig ers tar r t ist. Die Lider werden mi t Xl~mmern versehlossen.

Fiir die Versuche der Gruppe 12, S. 461, l inden Messingzylinder Verwendung, deren innerer Durehmesser 20 mm betrggt und die als Full einen 2 ram breiten, naeh aullen vors tehenden flachen Ring haben. Die Augenlider werden unter Erweiterung der Lidspalte naeh beiden Seiten ausgiebig mobilisiert. Der Messing- zylinder wird mi t dem Full naeh un ten in die Augenhfhle eingeffihrt, der Aug- apfel Iiegt dann etwa zur H~lfte in dem Zylinder. Dureh eine zirkul~re N a h t mi t 6 Einst ichen werden die Lider so gerafft, dall sie dem Zylinder lest anliegen. Eine etwa noch offenstehende Verlgngerung der LidspMte wird separat vern&ht. Nun wird in den Zylinder das gewghlte Medium eingebracht und der Zylilider dureh eine Hal tevorr iehtung in senkreehter Lage fixiert. Das Tier ist in Seitenlage so angebunden, dall es sich n icht bewegen kann. - - Bei Verwendung Niger Medien wurde in einem Tell der Versuehe Wer t darauf gelegt, dall die Tr~nenfliissigkeit in K o n t a k t mi t der Hornhau t kam und blieb. In einem anderen Tell wurde vor Einffihrung des Zy]inders das Auge dureh Raf fnah t in eine erh6hte Lage gebracht, um zu vermeiden, dab s ta r t des Ols Wundsekrete die Cornea bedeeken. D~ diese Bedingung abet n ieht stets mi t Sieherheit erfiillt werden konnte, wurden die

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 465

Versuche noeh einmal mit h~ngenden, durch Korken verschlossene Zylinder aus- geffihrt, so dab das 01 in jedem Fall in Kontakt mit der Hornhautoberfl/iche blieb. - - D i e h~ngenden Zylinder werden auch verwandt, um bei Versuchen mit gasfSrmigen Medien ein AbflieBen der Sekrete zu gew/~hrleisten; bei aufreeht stehenden Zylindern war die I-Iornhaut mit reiehlich Zellen enthaltendem Sekret bedeekt. In beiden F/~llen wurden die Zylinder in aufrechter Stellung eingen/~ht, und bei Benutzung 51iger Medien in dieser Lage mit einem Korken so verschlossen, dab sich keine Luft im Zylinder befand. - - Bei den Versuehen mit Sauerstoff wtirde das Gas durch Hindurchperlen durch Wasser mit einem ausreichenden ~'euchtigkeitsgehalt versehen und durch eine Nadel, die durch einen den Zylinder verschlieSenden Korken geht, der I tornhaut zugeleitet. Das AbstrSmen erfolgt yon selbst durch die 1N~hte.

Bei den Versuchen der Gruppe 13, S. 461, wird das Auge luxiert und die Lider werden mit einer losen Naht versehlossen, die den Stiel nicht komprimieren daft. Die gew~hlten halbfesten Medien werden in ein kleines, bis fiber den Rand ge- fiilltes Plastikgefi~l~ gebracht, fiber das Auge gestiilpt und das Gef~ft dureh Heft- pflasterstreifen in dieser Lage festgehalten. Das Tier bleibt w/~hrend der Versuehs- dauer angebunden.

Zur Verbringung des luxierten Auges in Rat ten (Gruppe 14, S. 462) wird dem mit Urethan narkotisierten Tier ein 2,5 cm langer Laparotomieschnitt gemaeht und ein einziger Faden oben yon auSen links nach rechts, und anschlieBend unten yon aui~en rechts nach links geffihrt. Beide Wundri~nder werden mit ehirurgisehen Pinzetten naeh aul]en gebogen und in dieser Lage das Lid tiber alas luxierte Auge gestiilpt. Dutch Umgreifen des Rattenleibes yon oben kann man nun durch die Bauehdeeken sehr deutlich den Augapfel in der BauchhShle ffihlen. Je tz t werden die Enden des Fadens zusammengezogen und damit die BauchhShle verschlossen. Wenn die beiden die Wunde iiberquerenden Faden zu nahe aneinanderliegen oder zu straff gespannt sind, t r i t t eine Kongestion des Auges ein. Es stellte sich als zweckm~ltig heraus, die Fi~den in einem Abstand yon etwa 1 em voneinander zu legen und den SehluI~ tier Bauchwunde nieht allzusehr zu forcieren. Um das Auge vor Zerrungen zu schtitzen wird nun noch die Bauchhaut der Rat te mit der Gesiehtshaut des Kaninchens an mindestens 6 Stellen verni~ht. - - Bei Hfihnern erfolgte die Implantation unter der Haut des I-Ialses, bei FrOschen und KrOten in die BauehhShle.

Die W~rmeapplikationen (Gruppe 15, S. 462) erfolgten mit einer Gltihbirne, die mit Watte umwiekelt eine gleichmi~$ige, nicht zu starke Erw~rmung hervorruft. Als Eisbeutel (Gruppe 15, S. 462) werden mit Eisstiieken gefiillte Gummihandsehuhe verwandt, die alle 3 Std erneuert werden mfissen.

Die Beurteilung der Entziindungsbereitschaft erfolgt auf Grund einer an je 15 (beim Standardversueh 18 Std 30) Tieren ermittelten Tabelle. Sie gib~ an, in welcher Prozentzahl bei den versehiedenen Techniken eine starke perifokale Ent- zfindung entsteht (bei Silbernitratinstillation: totaler Abbau Zentrum Hinter- wand).

Starke perifokale Entztindung erfolgt in: 0% bei Standardversuch 12 Std, LidschluB 0 % bei Standardversuch 9 Std, Staphylokokken intrabulbi~r, ohne LischluB

20% bei Standardversuch 9 Std, idem, aber 60 sec Lapisanwendung 20% bei Standardversueh 18 Std, LidsehluG 27 % bei Standardversuch 12 Std, ohne Lidschlu$ 30% bei Standardversueh 15 Std, ohne Lidsehlul3 33% bei Standardversuch 12 Std, Staphylokokken intrabulbgr, ohne LidschluB 40% bei Standardversuch 15 Std, 10%ige Sflbernitratinstfllation Graefes Arch. Bd. 159 32

466 P. B~ss~ G~Aw~z:

50% bei Standardversuch 18 Std, ohne Lidschlul~ 57% bei Standardversuch 21 Std, Lidschlul~ 77 % bei Standardversuch 24 Std, Lidschlul~ 80% bei Standardversuch 15 Std, Staphylokokken intrabulb~r, LidschluI3 93% bei Standardversuch 21 Std, ohne Lidschlul~ 100% bei Standardversuch 15 Std, Staphy]okokkenintrabulb~r, ohne Lidschlul~ Bei der Priifung aller oben erwi~hnten Einfl~isse wird yon dem Standard-

versuch 18 Std (ohne Lidschlul~) ausgegangen. F~llt er positiv aus, ist eine Herab- setzung der Entzfindungsbereitschaft durch den entsprechenden Einflul~ unwahr- schein]ich; bei negativem Ergebnis ist eine ErhShung der Entziindungsbereit- schaft unwahrscheinlich. Wenn man eine Verminderung erwartet, kann man auf dem anderen Auge den Standardversuch 21 Std mit Lidschlul], bei erwarteter Verstgrkung dasselbe mit 12 Std durchfi~hren, usw. Selbstverst~ndlich sind zur Gewinnung sicherer Resultate stets mehrere Versuche einer Gruppe erforderlich.

D:e Allergisierung der Kaninchen erfolgte in der Weise, daI~ 10 cm 3 mensch- liches Serum in den rechten Oberschenkel gespritzt wurden und 21 Tage spi~ter, bei Beginn des Keratitisversuches, 5 em 3 menschliches Serum in den linken. - - Die Septic~Lmie wird durch eine g]eichzeitig mit dem Keratitisversuch erfolgte intravenSse Injektion yon 0,50 cm 3 Staphylokokkenbouillon in die Ohrvene oder dureh 3 Tage vorher t~glieh wiederholte Injektionen hervorgerufen. - - Zur Blut- transfusion entnimmt man dem Spendertier durch Herzpunktion 20 cm 3 Blut in CitratlSsung und injiziert sie dem Versuehskaninchen in die Ohrvene. Zwei Stunden sparer beginnen die Keratitisexperimente. Die Vitamine werden intra- muskul~r zu Beginn der Versuche injiziert.

I I I . Al lgemeines fiber die Beiunde

U m die Beschre ibungen zu vere infaehen und Wiede rho lungen zu vermeiden , sei folgendes vorausgesch ick t :

Als Ausd ruck schwgchster zentraler Reaktion f indel i s ick die vorher ruhenden H o r n h a u t k S r p e r (A-Formen) der per i foka len Zone ve rb re i t e r t , evel i tuel l m i t H y p e r c h r o m a t o s e (B-Formen) . Als n~chster Grad der U m w a n d l u n g f inde t m a n l eukoey to ide Zel len (C-l%rmen) oder ihneli gleich zu aek t ende abor t ive Formen , e twa zaklre iche klei l ie zusammen- ]iegelide Kerne , die den E i n d r u c k voli , ,Ke rn t r i immern" machen, meis t ohne P ro top la sma , m a n e h m a l in basophi le r Umgebung . Diese be iden Stufen der l='eaktion werden a l s , , s eh r sehwache En tz f indung" bezeichnet . F inde l i s ieh daneben isol ier t gelegene leukocyt~re Zellen (D-Formen) , so haben wi t es m i t e iner , ,schwachen Ei i tz f i l idung" zu tun. I s t aber auch ,,Abbau der Grundsubstanz" zu beobaehten , d . h . , ,Stellen, an denen die ko l lagenen l%sern n ich t zu e rkennen s ind und s t a t t ihrer v e r m e h r t K e r n e nnd granul ie r tes P ro top l a sma beobach te t werden" (CItlAI~I, mi indl iche Defini t ion) , oder haben wir ,,Totalen Abbau" vor uns, d. h. Stellen, an denen d ie besehr iebene Vergnderung den Umfang yon mindes tens sechs l eukocy t~ren Zellen erreicht , so wi rd solcher Befund als , , s tarke En tz i i l i dung" bezeiehnet . I n d iesem Fa l l k a n n aueh der Atzbez i rk analoge Vergnderul igen zeigeli. Daft sick der to ta le A b b a u an Or t und Stelle ausbi]det , geht aul3er dureh m~nehe Versuehsanord- nnngen aueh aus den Anfangss tad ien dieser Gewebeumwandlung hervor~ die m a n bei Ausff ihrung zahlre ieher Versuche in al len Abs tu fungen zu

Weitere BeitrS~ge zur Physiologie der Ker~titis 467

sehen bekommt (Abb. ] und 2). Ehe man d~s Fehlen einer st~rken Ent- ziindung ~nnimmt, empfiehlt es sich, mehrere Schnitte d~raufhin zu durchmustern. : : = ::::: ....... : ....... =:: ............. . . . . . . .

:ii!'~i~!2i! ~'~, i ~ :iiii~!!,i~i!i? ~ !~'=i:'~i!=/~:~!'iiii!~iiii"i:~/i Abb. 1. Beginn der perifokalen Ker~ti t is als Gewebsumw~ndlung. Ausgebildete

leukocyt~re ZaIleR fehIen im erste~ S tad ium (18 Std)

Abb, 2. E t w a s weiter for~g'esohrittene Peris Gewebsumwat td lung vo~ e inem andern 18 Std-Versuch. Der V o r g ~ g umf~Bb ~etzt ein grbl~eres Gebiet, es ist ~ber immer noch

niehl zur Bi ldung Yon Entz~ndungsze l len g e k o m m e n

32*

468 P. Bvss~. G~Aw~z:

Am Limbus gilt als ,,sehr schwaehe Entziindung" das Vorhandensein yon B- nnd sp~rlichen C-Formen. Zeigen letztere eine starke Hyper- chromatose mit sehr verl~ngerten Kernen (beginnender ,,Abbgu der Grnndsnbstanz") und sind au~erdem auch (leukocyt/~re) D-Formen vor- handen, so haben wir eine ,,sehwaehe Entziindung" vor uns, nnd eine ,,starke Entzfindnng", wenn grSl]ere Absehnitte der Grundsubstanz dureh Zellen, Kerne und Pro~oplasma substituiert sind (,,Totaler Ab- bau"). Der zu]etzt beschriebene Zustand bedeutet (am Limbus) eine ausgesproehene Verst~rkung des Entzfindungsprozesses.

Normalerweise betrifft der Entziindungsvorgang mlr eine schmale Zone der Vorderwand, die sich keilf~rmig gegen das Epithel hin verjtingt und dann meist nur auf die subepithe]iale Schieht besehrgnkt ist, wo sie bald ihr Ende findet. Es gibt aber aueh F/ille, in denen am Limbns nur C-Formen, etwas yon ihm entfernt aber einige D-l%rmen liegen. Auch wenn bei Standardversuchen eine sehr starke perifokale Entziindung besteht, finder sich innerhalb der ersten 12 Std niemals, nach 18 Std in fiber 90 % der Fglle zwisehen ihr und der Entziindungsregktion am Limbus eine gusgedehnte ,,Zwischenzone", in der leukocyts Elemente regel- mgSig vermil~t werden. Wird die Entziindnngsreaktion aber verstgrkt, z .B. dutch gleichzeitige Einffihrung einer Kupfermiinze in den Con- junctivalsack, so erfghrt die subepitheliale Entztindungszone yore Lira- bus aus zunehmend eine Verlgngerung znm Zentrnm hin, die Zwisehen- zone wird dementsprechend verkfirzt nnd verschwindet sehlief~lich. Die gradweise Abstnfung dieses Prozesses kann man bei systemutischer Variation yon Schgdigungen, etwa durch Instillation zunehmend kon- zentrierteren SilbernitrgtlSsungen unsehwer naehweisen. Eine ,,/ehlende Zwischenzone" bedeutet also unter allen Umstanden eine Versts des Entzfindungsprozesses.

Bei Anwendung mancher Variationen kann beobachtet werden, da{~ sieh der Entziindungsproze[~ yon der Vorderfls der Corned entfernt. So entsteht ein charakteristisches Entziindungsbi]d, der ,,Keil nach hinten" (Abb. 3). Diese Erscheinung ist z. B. regelmgl~ig in den ersten Stunden nach einmaliger Eintr/~ufelung yon 2 Tropfen einer 10%igen SilbernitrgtlSsung zu beobgehten. Hgufig ist dieses Phgnomen mit einer aufterordentlieh starken Entziindnng am Limbus verbm~den. In man- chen F/~llen finder man es nur angedeutet, indem die am weitesten zentralwiirts gelegenen ]enkocyt~ren Entzfindungszellen aussch]iel~lieh in einiger Entfernung yore Epithel liegen, oder indem man, yore Limbus kommend, hinter der letzten subepithe]ialen D-Form in den hinteren Schichten der Hornhaut welter zentralwgrts noeh einige solehe Ent- zfindungszellen findet, l~immt diese Form der Entztindung st~rkere Grade ~n, so schreitet sie mebr und mehr zentralwgrts fort und erstreckt sich sehliel~lich ,,ohne Zwischenzone" fiber die ganze Hornhaut. Die Entzfindungsreaktion - - einzelne D-Formen bis zu totulem Abbau

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 469

isg im Zentrum dann nicht perifokal subepithelial, sondern hinten, d .h . vor der Descemetsehen Hembran g e l e g e n . - Ohne s t a t tgehab te zen- tra]e Atzung, also nach einfacher Instillation einer 10%igen Silbernitrat- 15sung in den Conjunctivalsack, linden sich im Hornhautzentrum nur wenige Entzfindnngszellen an der Hinterwand. H a t aber eine solehe zusgtzlich stattgefunden, so kann sich eine starke perifokale Entziindung ausschlieBlieh im Bereieh der hinteren Cornea linden, w//hrend der vordere nur abortive Gebilde oder - - bei starken Noxen - - Entfgrbung der Kernelemente aufweist.

A b b . 3. K e r a t i t i s f o r m des , ,Ke i l s n a c h h i n t e n " . D ie v e t o L i m b u s a u s e i n s e t z e n d e En~- z i i n d u n g b e t r i f f t n i c h t - - w i e n o r m a l - - d ie v o r d e r e n , s u b e p i t h e l i a l e n t I o r n h a u t a b s c h n i t t e ( N e l l n a e h r o m e ) , sie , , f l i e h t " y o n d e r O b e r f l g c h e z u n e h m e n d n a c h h i n t e n : 18 S t d n a c h E i n t r g u f e l u n g e i n e r 10 % i g e n S i l b e r n i t r a t l 6 s u n g . T r o t z d e m alas E p i t h e l v e r l o r e n g i n g , e r f o l g t e k e i n A b b a u uJad k e i n e E i J a w a n d e r n n g in d e n v o r d e r e n z e n t r a l e n H o r n h a u t b e z i r k e n

,,l~ehlende Zwisehenzone" und ,,Keil naeh hinten" werden auch lorotokolliert, wenn sie nu t an einer Seite der Cornea ausgebildet sind.

Das Epithel der Cornea zeigt in den meisten l~/illen yon starker, be- senders bei starker peri]olca er Entziindung das in der Pathologie als , ,Pseudophagocytose" bekannte Phgnomen, ngmlich die Substitution einzelner oder zahlreicher Epithelze]len dureh leukocytoide Gebilde und ]'Jberg~ngsformen zwisehen beiden. Fast regelmgBig finder sieh ,,Epi~hel- abbau" bei starker zentraler Entzfindung in der 1oerifokaIen Zone, vor- wiegend in den tiefen Schichten. Hanehmal sieht man auf lange Strecken fast ausschlieBlich die unterste Epithelschieht zu D-t~ormen abgebaut. Es sei bier schon vorausgeschickt, dab dieser anatomische Befund auch gelegentlich unter AbschluB des Corneaepithe]s durch Queeksilber, unter Vaseline und naeh Verbringen des Bulbus in die RattenbauchhShle beobaehtet wurde, dab es sich also hier best immt nicht um eine Zell- einwanderung yon auBen handeln kann. Ebensowenig kann dieses Phgnomen durch Einwanderung vom Hesenehym erklgrt werden, da dieses in einigen Versuehen trotz entziindetem Epithel keine leukocytgren Zellen enthglt. Bei manehen Versuehen, z .B. naeh Eintauehen der

470 P. BvssE GRAWITZ:

Cornea in heiBes 01, geht das Epithel regelm/iBig ganz verloren; nach Instillation 10%iger SilbernitratlSsung wird es mit Chlorsilber impr/ig- niert und stSgt sich immer zwischen der 9. und 15. Std ab; bei anderen Versnehen kann das Fehlen des Epithels inkonstant sein u n d e s ist oft nicht zu entscheiden, ob es sich schon w/~hrend der Dauer des Versuches oder erst beim Einbetten, Schneiden oder F/~rben abl5ste.

Ein im Wesen grunds/~tzlich anderes Geschehen, das aber morpho- logisch verwirrend/ihnliche Ver/~nderungen des Hornhautbindegewebes und -epithels vernrsacht, t r i t t Bin, wenn die Trdnen/liissigkeit dnrch den Kontakt mit der entziindeten Conjunctiva phlogistische Eigenscha/ten angenommen hat nnd in das Corneo0gewebe eindringt. Diese Bilder kann man nnr richtig interpretieren, wenn man zeitlich gestaffelte , ,Implantationen" yon Geweben und FremdkSrpern in den Conjunctival- sack gemacht hat. ~ a n erkennt dabei dreierlei: 1. das Bindegewebe, etwa der Cornea, erf/~hrt - - am Rande beginnend - - schrittweise Um- formung der I-iornhautkSrper erst in B- nnd C-, dann in (leukocyt/~re) D-Formen, w/~hrend die Grundsubstanzen den oben als ,,Abbau" be- sehriebenen Prozel3 erleiden; 2. die Epithelzellen erfahren eine leuko- cyt/~re Umwandlung; 3. die vom Conjunctivalepithel gebildeten Wander- zellen legen sieh an die Implantate an und dringen in etwa vorhandene Spalten und Hohlr/iume ein. - - Die beiden znerst genannten Effekte wurden, wie ich in meiner ersten Arbeit ausgefiihrt babe, einem - - chemisch sehr labilen, durch Luft sofort zerstSrten - - stofflichen Fak- torenkomplex (,,Abbaufaktor") zngeschrieben. Zelleinwanderung in die Cornea kann dagegen nur erfolgen, wenn das Epithel verletzt ist oder fehlt. Da es an losgetrennten implantierten Augen friihzeitig abgeweicht wird (Gruppe 8, S. 475), dringen bei solchen Versuchen Wanderzellen frfiher Bin, als wenn luxierte Angen, deren Ern/~hrung erhalten ist, in andere Tiere implantiert werden (Grnppe 14, S. 480).

Alle 3 Effekte treten bei Keratitisversuehen immer dann auf, wenn das Gewebe mechanisch verletzt wnrde, also schon im Gefolge jeder Injektion in die Cornea. An der Entzfindung der normal ern/~hrten, nicht verletzten I-Iornhaut beteiligen sich die Wanderzellen der Tr/~nen- flfissigkeit niemals, dagegen spielt der Abbaufaktor der Tr/~nenfliissig- keit h5chstwahrscheinlich eine l%olle beim Zustandekommen des peri- fokalen totalen Abbaus, mSglicherweise aber such bei der Ausbildung der Entziindung am Limbus, wie die Befunde Grnppe 8, S. 475, vermuten lassen.

IV. Be~unde und Ergebnisse (Die eingeklammer~en Ziffern beziehen sich auf die Zahl

der ausgeffihrten Versuche)

1. Ab5nderungen allgemeiner Art. Nach 9 Std land sich niemals peri- fokal (15) Totaler Abbau, nach 12 Std (15) in 27%, nach 15 Std (15) in

Weitere Beitrgge zur Physiologie der Ker~titis 471

30%, nach 18 Std (30) in 50%, nach 21 Std (15) und 24 Std (15) in 93% der Experimente. (Der nach 21 und 24 Std jeweils negativ ausgefallene Verstlch ergab sich an dem gleichen Kaninchen =,,individue]ler" Faktor.) Es sei erw/ihnt, da~ nach weiteren 7 Tagen die perifokale Entziindung durch Rfickumwandlung (,,Aufbau") v5llig verschwindet. - - In den 15 Versuchen, die nach 18 Std keinen perifokalen totalen Abbau zeigten, lagen 14real ( z 93%) abortive D- nnd C-Formen, nur lma] ausschliel3- ]ich B-Formen in der perifokalen Zone vor. (Als solche gilt ein Gesichts- feld im Umkreis des Atzbezirkes.) - - Unter den 25 Versuehen, die nach 12, 15 und 18 Std perifokalen totalen Abbau zeigten, war bei 21 ( z 92 % ) die breite Zwischenzone bis n~he zum Limbus ]rei yon leukocyt~ren Zellen. Am Limbus selbst war in diesen 25 F~llen starker perifokaler Entzfindung nur 7real ( ~ 28 % ) eine starke, 9mal dagegen eine sehwache und9 real eine sehr schwache I%eaktion vorhanden. Umgekehrt war bei den 35 Versuchen, die nach 12, 15 und 18 Std eine sehwache perifokale Reaktion aufwiesen, trotzdem in 8 F/~llen ( ~ 23%) am Limbus eine starke Entzfindung zu bemerken. Dies zeigt, dal~ die perifokale Reaktion einerseits und die am Limbus andererseits weitgehend unabhi~ngig voneinander verlaufen (vgl. auch Gruppe 17, S. 481). - - Nach 21 und 24 Std war die Entziindung am Limbus regelm/~l~ig sehr geringgradig, D-Formen waren, wenn iiberhaupt, nur in wenigen Exem- plaren vorhanden. Daneben konnten E-Formen (in Rtickbildung be- griffene D-Formen mit ungekSrntem basophilen Protoplasma) beobach- tet werden. In den Zwischenzonen fanden sich in fiber der H~]fte der F/~lle D-Formen, oft vereinze]t, in gro[~en Abst~nden liegend.

Experimente mit besonders grol3en (6) und besonders k]einen (6) Tieren ergaben mit dem Standardversueh yon 12 Std praktisch keinen Unterschied (50% und 40% zentraler totaler Abbau). Je kleiner abet die Augen sind, desto schmaler wird schon zu frfihen Zeitpunkten die (D-Formen-freie) Zwischenzone, die bei sehr kleinen Tieren yon der 12. Std an regelm~13ig fehlt.

Wird das Auge zur -~tzung nicht luxiert (4), t r i t t trotz des Kontaktes der Tr~nenfliissigkeit mit dem Silbernitratstift keine ErhShung der Entzfindungsquote auf (25%).

Nach Jxtzung yon nur 1 sec Dauer (9) t r i t t niemals, nach Verl~ngerung auf 60 sec (12) h/~ufiger (67%) starke perifokale Entziindung auf.

Verwendung eines zugespitzten Lapis (4) hat keinen deutlichen Einflul] (50%); Unterlassen des Abtupfens (6) ebensowenig (50%), doch vergr613ert sich dann manchmal der Fleck an der 0berfl/~che, was eine Verkfirzung der Zwischenzone zur Yolge hat.

Lidschlul~ mit Michelschen Klammern bedingt eine deutliche Ver- minderung der starken zentralen Entziindung: bei einer Versuchsdauer yon 12 Std /15) yon 27 auf 0% ; bei 15 Std (10) yon 30 auf 10% ; bei

472 P. Bvss~ GaAwiTz:

18 Std (15) yon 50 auf 27% ; bei 21 Std (15) von 93 auf 57%, und bei 24 Std (15) yon 93 auf 77%.

Sehw~rzen des Fleekes am Sonnenlieht (3) gibt die gleiehen l~esultate Ms wenn die Tiere w~hrend des Versuches in der Dunkelkammer blei- ben (6).

Entleerung des Bulbus (8) hat eine ErhShnng der starken Entzfindung auf 63 % und regelm~l~iges Versehwinden der Zwisehenzone zur t~olge.

1Y[obilisieren des Lides (9) vermindert die Entziindung (0% starke; vgl. Gruppe 4, S. 473).

Bei der Durehffihrung obiger Versuehe zeigte es sich, dal~ ffir das Auftreten starker perifokaler Entziindungsreaktionen individuelle Fak- toren eine grol]e l%lle spielen; denn wenn man z. B. bei mehreren Kaninehen an einem Auge Versuehe yon 15, am anderen yon 18 Std Dauer maeht, ist auffallend h~ufig bei den naeh 15 Std positiven Tieren (starke zentra]e Entzfindung) aueh das andere Auge positiv. Die Er- forschung der Faktoren, die eine starke Entzfindung ermSglichen, scheint yon grol~er klinischer Bedeutung (vgl. Gruppe 20, S. 482).

2. Form und Lage des Flec/ces. Jede Verkfirzang der Distanz zwischen Atzstelle nnd Limbus vergrSl3ert die tt~ufigkeit der perifokalen starken Entzfindung: daher t r i t t diese an grol~en Atzflecken (4) regelmi~l~ig auf; bei exzentrischen Flecken (4) an der limbusnahen Seite; bei K~eisen (2) an ihrer Aul~enseite, im Innern der Kreise liegen nur C-l%rmen; bei konzentrischen Kreisen (4) findet sich die starke Entzfindung an der Aul~enseite des ~ul~eren. Wenn der dem Limbus benachbarte Tell der Hornhaut ringfSrmig nm" oberfl~ch]ich ge~tzt wird (8), erfolgt in 25% der Fi~lle auch im Zentrum, an der Innenseite eines Kreises oder an der Au~enseite eines yon einem J~tzring nmgebenen Fleckes starke Ent- zfindung. Betrifft dieJ~tzung dagegen alle Schichten der Hornhaut (4), so ist der zentrale Abschnitt ern~hrungsm~l~ig blockiert, in seiner ReaktionsmSglichkeit beschr~nkt und starke Entzfindung bleibt in der groi~en 1V~ehrzahl der F~lle aus. - - Selbstverst~nd]ich verschwindet bei exzentrischen Flecken usw. die zellfreie Zwischenzone an der limbus- nahen Seite.

Auger yon der Limbusn~he hiingt die St~rke der Entzfindung yon dem Umfang des ge~tzten Bezirkes ab, sie ist also nach Atzung der halben Cornea besonders gro{~. Bei Atzung der ganzen Cornea (2) findet sieh intensive Entzfindung der Sk]era, das gesch~digte Hornhautgewebe selbst ist reaktionslos.

3. Beein/lussung des Flec]~es. Verletzungen der Hornhaut am l~and des Fleckes mit Stecknadel (2) oder Loehstanze (3) haben regelmal~ig starke zentrale Entzfindung zur Folge. Ist der verletzte Teil aber durch J~tznng geschi~digt, also bei Abschaben des Epithels fiber dem Fleck (5), Perforation des Fleckes mit kalter (6) oder glfihend gemachter (6)

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 473

Injektionsnadel, Verletzung durch zugespitzten Lapis (3) oder scharfen Rad des (breiten) Lapis (2), t r i t t totaler Abbau nur in 63 % der Fglle ein; bei zus~tzlicher Verschorfung des Atzfleckes mittels Brennglas (2) in 50%.

4. Mechanische Beein/lussung yon der Con]unctiva aus. ~al~t man alle Versuche mit FremdkSrpern nnd verschlossenen Lidern (19) zusammen, so war in 50% der F~lle eine starke zentrale Entz fndung eingetreten, iiberwiegend unter Verschwinden der Zwischenzone ; auch in 3 der 8 nega- riven F~lle war die entziindungszellfreie Zone verschwnnden. Beigabe yon lebenden Staphylokokken (2) oder yon Decrysticin (2) zur Watte war ohne merklichen Einflu~, ebenso das Offenlassen der Lider (2) und die Entleerung des Bulbus (6). Dagegen verminderte die MobiIisation der Lider (6) die starken l~eaktionen auf 17%. Keine starken Ent- ziindungen wurden nach Einbringen yon Blur (2) und Muskelgewebe (2) erhalten. Diese Beobaehtungen decken sieh mit den Ergebnissen, bei Implantationen, bei denen ebenfalls die Gewebereaktionen in Implan- ta ten nach Beigabe yon Blur auffallend gering waren. Vielleich~ sind die schwachen Reaktionen bei mobilisierten Lidern ebenfalls durch den damit verbundenen Blutaustr i t t zu erkls (Ieh deute diese Befunde dureh Beeintrachtigung des chemisch sehr labilen Abbaufaktors in der entziindeten Tr~nenfliissigkeit, bzw. in den Implantationswunden dureh Blut.) Die Erscheinung des ,Keils nach hinten" t ra t bei dieser Ver- suchsgruppe nur in 12%" der Fglle und in unregelmgfiiger Form auf.

5. Einmalige chemische oder balcterielle Reizung der Conjunctiva bei Beginn des Standardversuehes. Nach Eintrgufelung einer 0,1%igen SilbernitratlSsung war in keinem der beiden Experimente, naeh 0,5 %iger LSsung bei 3 Versuchen einmal perifokal totaler Abbau eingetreten, und zwar an der Vorderseite der Hornhaut, wie beim Standardversuch. Nach Verwendung yon 1%iger L8sung t ra t in 2 yon 4 Experimenten totaler Abbau im Zentrum ein: einmal den ~tzbezirk umsaumend, in der Vorderh~lfte der Hornhaut, abet nicht mehr die Ober]liiche er- reichend (Abb. 4); das zweite Mal yon dem gleieh zu beschreibenden Typ, im hinteren Absehnitt der Cornea, aber weiter vorn als bei Ver- wendung der 10%igen LSsung und ohne einen Keil naeh hinten zu bilden. Die Art der Entziindung, die nach Instillation yon 10%igem Silbernitrat in der zentral geatzten Hornhaut erfolgt, ist sehr verschieden yon der Standardkeratit is : niemals tritt peri]o/caler Abbau im eigentlichen Sinne des Wortes ein, die vorderen Hornhautabschnit te des Zentrums zeigen keine Entziindungsreaktion. Die Keratit is sehreitet als ,,Keil nach hinten" veto Limbus her gegen das Zentrum fort; wenn die Spitze des Keils den ge~itzten Sektor erreieht, ]iegen an der Hinterwand der Cornea zunachst C-, dann aueh D-Formen, noch sp~iter erkennt man dort aufierdem Abbau der Grundsubstanz und totalen Abbau. Sehlief~lich

474 P. BUSSE CTRAWITZ:

stol~en beide Keilspitzen im Zentrum zusammen, ganz gleieh iibrigens, ob eine zentrale Atzung s ta t t fand oder nieht. ,,Zentraler totaler Abbau" bedeutet also in diesen Fiillen, dab sich die totalen Abbaubezirke vom Limbus - - ohne freie Zwischenzone! - - dem Zentrum gen/ihert haben, sie befinden sieh aber an der Hinterwand der gornhant , fern yon der Atzstelle. Dies war naeh 18 Std (5) in 40%, naeh 15 Std (15) in 40%,

_&bb. 4. Zentrale J~Xeratitis 18 Std naeh Jktzung mi t dem Silberni trats t i f t und_ zusf~tzlicher E in t rhufe lung einer 1%igen Silbernitrat]6sung. ~u bei Verwendung schwdcherer Konzent ra t ioner t das iibliche Bild einer s t a rken perifokalen En tz i indung der subepithelialen, vorderen t t o r n h a u t a b s e h n i t t e erfolgt, und ~xaeh A n w e n d u n g st(grkerer en tweder f iberhaupt keine zentra le Reak t ion s t a t t h a t (s. Abb. 3) oder abe t n u t die ~llerhinlersten Corneabezirke En tz i indung zeigen, ha t sich him' eine , ,Zwi t t e r fo rm" der t~erati t is gebfldet, bei der die miUleren H o r n h a n t a b s e l m i t t e to ta l abg 'ebaut wurden, die vorde r s t en und h in te rs ten lrIorn-

hautbez i rke abe t frei yon Entz i indun~ sind

naeh 12 Std (5) in 20%, naeh 9 Std (4) in 0% der Versuehe der Fall. LidschluB war ohne erkennbaren EinfluB auf diese Ergebnisse. Nach Eintr~ufeln yon Croton61 (2) waren die Befunde gleich denen bei 10 % igem Silbernitrat, Instillation yon Staphylokokkenbouillon (3) zeigte keine yon den Standardversuehen abweiehenden Ergebnisse. - - N a c h Queck- silberinstillation (5) wurde niemals perifokale starke Entz/indung be- obachtet (Deutung: Zerst6rung yon Abbaufaktoren in der Tri~nen- fiiissigkeit).

6. 3- und 6stiindlich wiederholtes Eintriiu/eln verschiedener Substanzen. Keine bemerkenswerten Befunde.

7. Alle 15 und 30 rain wiederholtes Eintriiu/eln verschiedener Sub- stanzen. Nur bei physiologischer KoehsalzlSsung (4) starke perifokale

Weitere Beitrgge zur Physiologie der Keratitis 475

Entziindung in 50%; bei allen anderen Substanzen regelmi~Biges Ans- b]eiben einer so]ehen. Bei Pantoeain (4) stets Keil nach hinten, bei Formol (5) vStlige Reaktionslosigkeit.

8. Bloc/cieren der Entzi~ndung in situ. Injektion yon Novoeain ins Hornhautzentrum erSffnet der entzfindeten Tr~nenfliissigkeit den Weg in das Corneagewebe und bewirkt totalen Abbau schon naeh 6 Std, sei es, dag zus~tzliche Atzung stattfand oder nicht. - - Im Gegensatz dazu maehen die wasserunlSsliehen Daueranaesthetiea den Zuflug yon en~ziindlieher Triinenfliissigkeit unm6glieh und bloekieren gleiehzeitig die loka]en Gewebsnerven, so dab Gewebeabbau nieht zustande kommt. Das Hornhautgewebe auBerhalb der Anaesthesiequaddel zeigt etwas Entziindung. - - W i r d der Limbus d~reh zahlreiche Quaddeln eines Daueranaestheticums infiltriert, bleibt st~rkere Keratitis aus. - - Blockie- rung des Augenstiels mit Daueranaestheticum (7) bewirkte einmal ein vS]liges, 3mal ein teilweises Ausbleiben der Entzfindung, 2real war eine schwaehe, lmal eine starke perifokale Entziindung eingetreten.

Nach Abbinden des Stiels (5) waren die Befunde nicht einheitlieh, weft offenbar nieht immer eine vollstgndige Bloekierung der Nervenver- sorgung und Erniihrung der Cornea erreieht wird. War nut eine Drosse- lung erfolgt, so waren lediglieh spiirliche D-Formen (und ihre Vorstufen) oder abortive bizarre Kernformen am Limbus zu sehen; bei vSlliger Blockierung entsprachen die Befunde denen an exstirpierten und repo- nierten Augen (s. unten). War gleiehmaf~ig der Bulbus entleert worden (3), so war bei Drosselung die Entziindungsform des ,,Keils naeh hinten" angedeutet.

Analoge Befunde ergaben sich naeh Diathermieversehorfung; auch diese verbfirgt nicht immer eine Bloekierung der Ern~thrung der Cornea. Wenn sie jedoch gelingt, gleichen die Befunde denen an reponierten Augen und Skleren. - - Aus denselben Grfinden sind die Ergebnisse bei teilweise durchschnittener Sklera uneinheitlieh.

Die Versuchsbedingungen fiber den exstirpierten und dann reponier- ten Augen bzw. Skleren schaffen dagegen eindeutige Verhi~ltnisse. Sie garantieren eine vollst~ndige Blockierung der Cornea yon Nerven und Gefal~en und setzen das Gewebe aussehIiel~lich den humorglen und cellu- l~ren Faktoren der entziindeten Fliissigkeiten aus. Der Einfluf~ der humoralen fiberwiegt dabei nahezu vollst~ndig. Die Deutung der histo- logischen Bilder ist schwierig und nur auf Grund einer grol~en Zahl yon Versuehen und Variationen korrekt durchzuffihren. Daffir gew~hren sie aber fundamental wichtige Einblicke in den Entziindungsmechanismus.

Wurden aJs Versuchszeiten 12--18 Std gewg~hlt (17), so sind in 41% der Fglle die histologischen Bilder denen der Standardentzfindung so weitgehend ghnlich, da{~ sie auch yon dem Gefibten teilweise nicht davon unterschieden werden kSnnen. Die typische subepitheliale Bindegewebs-

476 P. BussE G~AW~TZ:

realction am Limbus (Abb. 5) mit B-, C- und D-Formen, eventuell mit Abbau der Grundsubstanz, die zentralwi~rts abklingt, ist sogar in 89% der Versuehe zu finden. Nicht ganz so hfiufig, aber doch in der Mehrzahl der F~lle wird der typische Abbau der Epithelzellen in B-, C- und D- Formen bei vorwiegender BeteiIigung der untersten Epithelsehicht ge- funden. Typischer peri/olcaler totaler Abbau (,,ZentrMe Kerati t is")

Abb . 5. L i m b u s r e a k t i o n a n e i n e m e x s t i r p i e r t e n , m i t S J l b e r n i t r a t g e ~ t z t e n u n d 18 St(I m die O r b i t a r e l ) on i e r t en t ~ a n i n c h e n a u g e s

mit Abklingen der Entziindung in der Umgebung (Abb. 6) war in 41% der Fglle erfolgt; z. T. in den 41% typiseh keratitismgl3igen Formen als aueh bei der zweiten Gruppe etwas atypisehe I~eaktionen, die 35 % der Ergebnisse umfal3t, und die sieh yon der ersten Gruppe nut dadureh unterseheidet, dag mehr oder wenig ausgedehnter Abbau des vorderen Hornhautbindegewebes aueh in anderen Bezirken - - auger am Limbus und am Atzfoeus - - vorkommt. (Auf Verletzung oder vorzeitige Ab- sehwemmung des Epithels an diesen Stellen zuriiekzuftihren.) Da der perifokMe TotMe Abbau bei gesehlossenen Lidern bei der Standard- keratitis (naeh 18 Std) in 0 - -20% der F~lle auftritt , so zeigt die bei reponierten Augen beobaehtete Hgufigkeit seines Erseheinens den hohen Grad der Entzfindungseigensehaften der Tr~Lnenfliissigkeit an. Der Fremdk6rperreiz des losgetrennten Gewebes wirkt starker auf die Con- junetiva als der Entziindungsreiz einer Standardkeratitis. Nut in 24% der Fglle war das I-Iornhautgewebe reaktionslos geblieben, in einem Fall, weil Infektion erfolgt war.

Weitere Beitr~ge zur 1)hysio]ogie der Keratitis 477

Diese Gleichheit der Befunde ist, wie gesagt, nur zwischen 12 und 18 Std zu beobachten, l~ach 6 Std sind reponierte ge/itzte Augen auch am Limbus reaktionslos, und nur sp~rliche D-Formen sind in der ~ul~eren Epithe]schicht (neben deren Vorstufen) zu erkennen. :Nach 9 Std kSnnen die Itornh/iute - - ebenfalls im Gegensatz zur Standardkeratit is - - bereits totalen Abbau im Zentrum zeigen.

A b b . 6. P e r i f o k a l e t t o r n h a u t r e a k t i o l l a m g le i ehen Versuch . Sie i s t wede r m i t s e h w a c h e n noch m i t s t a r k e n V e r g r S B e r u n g e n y o n e iner i n s i t u e n t s t e h e n d e n z e n t r a l e n K e r a t i t i s zu

u n t e r s c h e i d e n

Niemals bildet sich an reponierten Augen ein ,,Keil nach hinten" aus, auch nicht, wenn bei Beginn des Versuches 10%iges Silbernitrat in die Orbita instilliert wurde (2). Lgl]t man die Lider unverschlos- sen (3), so kSnnen Abschnitte der Hornhant reaktionslos bleiben, im fibrigen sind die Befunde g]eichartig, aber im ganzen schw~cher als bei verschlossenen Lidern. - - Wurde das Auge vor der Reposition in Sta- phylokokkenbouillon getaucht (2), sind die l~eaktionen besonders heftig. Staphylokokkeninjek~ion in das exetirpierte Auge (2) war ohne er- kennbaren Einflu•.

In Sublimat (2) und Formol (2) fixierte und dann in die Orbita re- ponierte Augen zeigen manchmal am Limbus Abbau des Bindegewebes bis zu D-Formen, perifokal bis zu C-Formen; im Epithel wurde niemals Abbau gefunden, l~eponierte Augen, die vorher 20 sec in 1000 heii]es 01 getaucht waren (3), zeigten Epithelverlust und intensiven totalen Abbau des gesamten vorderen Hornhautabschnittes, Befunde, die also

478 P. BvssE GRAW~TZ:

ebenfalls v511ig versehieden yon denen sind, die nach gleicher Seh~di- gung an Augen beobachtet werden, die im Zusammenhang mit dem Organismus geblieben sind (vgl. Gruppe 19, S. 482).

Zentral geittzte Augen und gornh~iute mit Skleraring zeigen nach subeutaner und intraperitonea]er homologer Implantation gleiehe Bilder wie die losgetrennten und in die Orbita reponierten; doch sind die Re- aktionen viel]eicht etwas schwgcher.

Nach Implantationen in Hiihner (5) sind die HornhautkSrper, vor allem die in dem vorderen Absehnitt zu basophilen diekwandigen Blasen vergrSl3ert (abortive B-Formen). In 3 Versuehen yon 18 Std waren niemals, in drei 24stiindigen lma] Wanderzellen in die Hornhaut ein- gedrungen. Sie lagen neben den ver~nderten Hornhautzellen als (leuko- cytgre) D-Formen vom Hiihnertypus, ohne daft Vorstu/en (C-Formen und normale B-Formen) vorhanden waren. Ebenso bemerkenswert ist es, dal3 bei diesen tteteroimplantationen zwar Wanderzellen des Wirts- tieres in Epithellticken und unter dem Epithel gefunden werden, daft abet die Vorstu]en der Epithelumwandlung (B- und C-Formen) regel- mgflig vermiflt werden. Analoge Befunde ergaben sieh bei Implantationen in Katzen {3).

Geatzte exstirpierte Kaninehenaugen, die 18 Std in AugenhSh]en yon Katzen imp]antiert wurden, zeigten Umwandlung der HornhautkSrper in abortive B-Formen (Abb. 7), in einem yon 3 F~il]en waren Wander- ze]len in die perifokale Zone eingewandert.

Nach Explantation ge~tzter Augen in Blur, Lebertran, feuchte Luft und Sauerstoff ist nut am Limbus Abbau der I-[ornhautkSrper bis zu B-Formen zu beobachten. Genau das gleiche ist der Fall an Augen, die nach dem Tode des Tieres gegtzt und mit dem Kadaver im Brut- schrank belassen wurden. Dies zeigt, dal~ die Befunde an reponierten und imp]antierten Augen nicht durch cellulgre oder humorale Faktoren, die aus dem Augenbu]bus stammen, zu erkl~tren sind.

9. Physilcalische Beein/lussung des Corneagewebes. Nach Ultraviolett- bestrah]ung (9) erhg, lt man Standardreaktionen ohne deutliche Ver- st~trkung, doch war die zellfreie Zwisehenzone etwas hgufiger verschwun- den als sonst. Die in heil~es 01 getauchten Hornh~ute wiesen Epithel- ver]ust und z. T. Abbau der Hornhantk6rper bis zu abortiven C-Formen auf. (Dal] hitzegeschiidigtes Hornhautgewebe in dieser Form reagieren kann, beweisen Explantationen gekochter Corneastiieke). Die dureh Aufh~ingen der Tiere (6) bewirkte Kongestion der Augen rief eine deut- liche Verminderung der Entziindung hervor.

10. Chemische Beein/lussung des Corneagewebes. Dureh kurzes Ein- tauehen in 1%iges Sublimat zeitigte keine yon den Standardreaktionen abweichende Ergebnisse, l~Lngeres setzte die Entziindung herab. - - Formol bewirkte rege]m~iI3ig starke Verminderung oder Ausb]eiben der

Weitere Beitr~ge zur Physiologic der Ker~tilAs 479

zentralen Reaktion, ebenso Alkohol (7), bei dem such mehrmals die Entztindungsform des ,,Keils nach hinten" auftrst . - - Pikrinss rief besonders starken Epithelabbau hervor, 30%ige KoehsalzlSsung war ohne deutlichen Effekt. Naeh Eintauchen in Kollodium elsstieum war regelm~Big die Zwischenzone verschwunden.

11. Zusgtzliehe In/elction der Cornea bewirkte starke zentrale Keratitis schon n~ch 6 Std, als Folge der Hornhautverletzung, die such ohne Atzung und Infektion zu so frfihzeitigem Abbau ffihrt.

Abb. 7. Per i fokule g o r n h a u t r e a k t i o n eines exs t i rp ie r ten , z en t r a l m i t S i lbe rn i t r a t s t i f t ge- ~itzten t~uninchenuuges , das 18 S t d in die Orb i t a einer Katze i m p l a n t i e r t wurde . Die he te ro- logen W u n d s ~ f t e b e w i r k t e n ledigl ich eine a typ i s ehe A n s c h w e l l u n g der t I o r n h a u t k S r p e r ,

ke inen zell igen A b b a u

12. Einbringen des Bulbus in situ in Messingzylinder. So zahlreich die Versuche und so mannigfaltig die Varianten auch waren, niemals erfolgte zentrale Keratitis und fast regelm~gig bildete sieh der ,,Keil naeh hinten" aus. Von theoretischer Wichtigkeit ist abel" die Beobach- tung, dab 2real unter Quecksilber Epithelabbau zu D-Formen erfolgte; zu seinem Zustandekommen ist also die Trgnenfliissigkeit nicht unbedingt erforderlieh. Andererseits ist die entziindete Tr~nenfliissigkeit ebenso wie Blut oder Serum nnter den unphysiologisehen Verh~i]tnissen im Messingzylinder niemMs in der Lage, das Entstehen einer zentralen Keratitis zu bewirken. Dies beweist, dag die Zellen der entzfindeten Trgnenfliissigkeit nicht in der Lage sind, Entziindungsbilder hervor- zurufen. Der wirksame - - chemiseh augerordentlieh labile - - Abbau-

480 P. BVSSE GaxwITz:

faktor der entzfindeten Tr~nenflfissigkeit wird bei dieser Versuchs- anordnung zerstSrt.

13. Verbringen des i~ber die geschlossenen Lider luxierten Augap/els in Medien. Zweimal erfolgte unter Vaseline - - nach 21 und 24 Std - - zentraler Abbau, aber nur wenn die Atzung auf ] min verl~ngert und lebende Staphylokokken in den Bulbus injiziert wurden, also ent- ziindungsverst~rkende Methoden angewandt wurden. Beide Ma]e war die Zwisehenzone versehwunden, starker Epithelabbau und Invasion yon Blur in den Limbus erfolgt. Alle anderenVersuche verliefen in dieser Beziehung negativ. In der fiberwiegenden Zahl der F~lle hat te sich der ,Kei l naeh hinten" ausgebildet.

Wenn zentral ge~tzte luxierte Augen der Luft ausgesetzt bleiben (9), entwickelt sieh am Limbus ein kurzer ,Kei] naeh hinten", in der peri- fokalen Zone liegen A- und abortive B-Formen. Eine zentrale Keratitis bleibt ebenfalls aus, wenn das Auge halbstfindlich ffir 5 min der Luft exponiert wird. Der Abbaufaktor wird, wie aus zah]reiehen Versuehen hervorgeh% dutch Luft sofort zerstSrt. Desha]b ist es interessant, dab die einmal ausgebildete Keratit is keine l~fickbildung dureh Luftexposition erf~hrt: Wurde nach 18stfindigem Standardversuch das Auge an die Luft luxiert, so erfolgte innerhalb yon 3 Std keine Rfickbfldung einer etwa vorhandenen zentralen Keratitis, d .h . Standardversuehe zeigten wie fiblieh in etwa der H~lfte der F~tlle aueh dann noeh eine starke zentrale Entziindung, wenn die Augen 18 Std naeh erfolgter J~tzung bis zu 3 Std fiber die Lider luxiert wurden.

14. Verbringen des i~ber die Lider Iuxierten Auges in Tiere. Vierma] in fiber 50 Versuehen t ra t zentrale Keratit is unter Bildung typiseher Entzfindungszellen vom Kaninchentypus naeh Implanta t ion in Rat ten auf: naeh 18 Std bei loekerer Vern~hung der Bauchwunde; idem nach Infektion der RattenbauchhShle mit Staphylokokken am Vortag; idem nach Staphylokokkeninjektion in den Bulbus; und einmal nach 24 Std nach Verl~ngerung der Atzung auf 60 see. In keinem dieser Experimente waren Entzfindungszellen in der Zone zwisehen Limbus und Zentrum vorhanden. In der grol~en Mehrzahl der F~lle war der ,Kei l nach hinten" ausgepr~gt oder angedeutet vorhanden. Wenn vor dem Versuch eine Verletzung des Corneagewebes erfolgt war, fanden sich stets Wander- zellen des Wirtstieres in der Kaninchenhornhau~; war diese intalct ge- wesen, so/anden sich solehe Wanderzellen niemals. - - Wurde das luxierte Auge subcutan in ttfihner verlagert, so waren die Ergebnisse denen in I~atten beobachteten analog. ~qaeh Verlagerung in FrSsche, KrSten und tote Tiere erfolgte h~ufig Infektion der Cornea, sonst bildete sich fast rege]m~l~ig ein ,,Keil nach hinten" aus.

15. Physilcalische Beein]lussung der Cornea bei gesehlossenen Lidern. Jede W~rme- und jede EisbeutelappKkation verhinderte das Zustande-

Weitere Beitr~ge zur l~hysiologie der Ker~titis 481

kommen einer starken zentralen Keratitis. Fast ausnahmslos land sich am Limbus die Entzfindungsform des ,,Keils nach hinten". Auch durch Verstgrkung des Entzfindungsreizes dutch Injektion lebender Staphylo- kokken in den Bulbus und durch Instillation yon 10%iger Silbernitrat- 15sung konnte keine zentrale Entzfindung erzielt werden.

16. Baktsrielle, chemische und chirurgischs Beein/lussung der Keratitis von den Lidern aus. Staphylokokkeninjektion in die Lider ruff, besonders wenn die Lider geschlossen bleiben, sine leichte Verstgrkung der Kera- titis hervor. Injektion yon Alkohol is~ in dieser Bcziehung indifferent, ffihrt aber manchmal zur Bildung eines ,,Keils nach hinten", CrotonS1 (3) bewirkte Ausbleiben der zentralen Keratitis und meist ebenfalls ,,Keil nach hinten". Kauterisation (3) und Exstirpation (3) der Lidkonjunk- riven hat gleiche Wirkungen. Staphylokokkeninjektion in die Kopf- haut oberhalb der Orbita blieb ohne erkennbaren EinfluS.

17. Beein/lussung der Keratitis au/ dem Wege itber das Bulbusinnere. Injektion lebender Staphylokokken in den Bulbus hat immer eine erheb- liche Verstgr]cung der zentralen Keratitis zur Folge. Kombiniert mit einer Verlgngerung der J~tzung auf 60 rain ist es die einzige Versuchsanord- nung, die schon nach 9 Std (15) starke zentrale Keratit is hervorrief (20 % ), wghrend nach Standardgtzung (15) ebensoh~ufig nut beginnender Abbau der Grnndsubstanz ein~r~t. Nach 12 Std (15) war to~aler Abbau im Zentrum in 33% der Versuche eingetreten, nach 15 Std (15) und 18 St4 (15) immer. Wurden bei dem 15 Std-Versuch die Lider ge- schlossen (15), so erfolgte die starke zentrale l~eaktion nut in 80% der Fglle. Dabei war in fast allen Versuchen die Entzfindung am Limbus auffallend gering, was sin weiterer Beitrag zu der unter ,,1" gemachten FeststeUung ist, dab die zentrale Reaktion und jene am Limbus unab- hgngig voneinander verlaufen.

Wurde die Staphylokokkeninjektion in den Bulbus mit Instillation yon 2 Tropfen 10%iger Silbernitratl6sung (Abschnitt 5, S. 473) kombi- niert, so war auch nach 18 Std (7) niemals typischer totaler Abbau im Zentrum erfolgt; der ,,Keil nach hinten" harts in 57 os (start 40 %) der Versuche in dem hinteren Abschnit$ der Hornhautmit te zu totalem Abbau geffihrt, es war also nur sine geringe Verstgrkung der Entziindung erreich~ worden. Fast immer war bei Eintretcn starker zentraler Kerati- tis die Zwischenzone verschwunden; in den Versuchen bis 15 Std land sich der ,Kei l nach hinten" angedeutet oder ausgeprggt. - - Nach In- jektion yon Quecksilber (5) in den Bulbus war immer totaler Abbau im Zentrum effolgt. Nach Injektion yon CrotonS1 (2) und Sublimat (2) niemals, yon Alkohol manchmal.

18. Beein/lussung der Keratitis via Stiel. Injektion yon lebenden Staphylokokken war ohne deutlichen Einflul], Alkohol hat te unter- schiedlichc, der Gruppe 8, S. 475, entsprechende Ergebnisse. Abklemmen

Graefes Arch. Bd. I59 33

482 P. BUSSE GRAWITZ:

des Stieles hatte eine Verst~rkung der Entziindung zur Folge; bis zu welchem Grade im Einze]fall der unter Gruppe 8, S. 475, be- sproehene !V[echanismus beteiligt war, konnte nieht entsehieden werden.

19. Beein/lussung der Keratitis dutch Entzi~ndungsvorg~nge des anderen Auges. I m Vergleieh zu dem Standardversuch waren keine deutl ichen Unterschiede zu erkennen, wenn in einigen Versuchen das zweite Auge unberf ihr t blieb, in anderen Exper imen ten versehiedenart ige leiehte oder schwere Insu l te erlitt, oder exstirpiert wurde.

20. Beein]lussung der Keratitis dutch Vergnderung des Zustandes des Organismus. Diese Versuche, die noch fortgeffihrt werden, h~ben bisher un te r anderem ergeben, dab eine deutl iehe Verminderung der En t - zf indungsreakt ionen im allergischen Sehockzustand u n d bei Aufentha] t in der K~lte erfolgt.

An 2 Beispielen sei die Anwendung der Methode erl~utert.

Allergieversuche 1. Tier. Stirbt 4 Std naeh Vornahme des Augenversuches, offenbar an den

Folgen der Seruminjektion. 2. Tier. In der Erwartung einer verst~rkten Reaktion werden beide Augen ge~tzt,

das rechte often gelassen, das ]inke versehlossen, das Tier naeh 18 Std getStet; in 50% bzw. 20% der Versuche w~re ohne den allergischen Zustand eine starke peri- fokale Entzfindung zu erwarten gewesen. Ergebnis: beide Augen negativ.

3. Tier. Wiederholung des Versuehes; Ergebnis: beide Augen negativ. 4. Tier. Reehtes Auge 18 Std often (normal = 50%), ]inkes zus~tzlieh Staphylo-

kokken in den Bulbus, 15 Std often (~ 100% positive starke zentrale Keratitis zu erwarten), Ergebnis: beide Augen negativ.

5. Tier. Reehtes Auge 24 Std often (= 93 % ), linkes zus~tzlich Staphylokokken in den Bulbus, 15 Std often; Tier stirbt 10 Std naeh Beginn des reehten Augen- versuches, offenbar an den Folgen der Seruminjektion.

6. Tier. Wie voriges; Ergebnis: rechtes Auge positiv, ]inkes Auge negativ. 7. Tier. Gleicher Versueh; beide Augen negativ. 8. Tier. Gleieher Versuch; beide Augen positiv. ES sind also 3 yon 4 Versuchen, die ohne den a]lergischen Zustand in 100%

positiv h~tten ausfallen miissen, negativ verlaufen; ebenso 2 yon 3 Versuchen, die in 93% der F~lle positives Ergebnis h~tten zeitigen mfissen.

Kiilteversuche Einmal war yon 7 Versuchen, die 100%ig positiv ausfallen sollten, ein

negatives Ergebnis zu verzeichnen~ ebenso 6real unter 7 Versuchen, die sonst 50% positive Resultate geben. Danaeh seheint, wenn Nachprfifungen an gr5Berem Tiergut die Ergebnisse nieht ver~ndern, der Aufenthalt der Versuehstiere in der KMte (etwa 5 o fiber 0) die ~esultate in negativem Sinne zu beeinflussen, was bei der Ausffihrung der Experimente zu statistischen Zwecken immer berficksichtigt werden muB.

An Tieren mi t Sepsis sehien die En tz i i ndung am ersten Tag ver- s tarkt , sparer abgeschw~eht.

Vi taminzufuhr u n d Cortison, In j ek t ionen yon Kochsalz, Chlor- calcium u n d dest i l l iertem Wasser, ebenso yon Lumina l u n d Novoeain und die versehiedenen erprobten Di~ten zeigten bei den bisher dureh- gefi ihrten or ient ierenden Versuchen ke inen deut l iehen Einflul]. Nur

Weitere Beitr~ge zur Physiologie der Keratitis 483

Milehdi/~t und Transfusionen schienen eine Versti~rkung der Entzfindun- gen zur Folge zu haben.

V. [~bersicht und theoretische Auswertung

Die wesentlichen neuen Gesichtspunkte, die sich aus vorstehenden Versuchen ergeben, sind fb!gende:

1. Die peri~okMe zentra]e ]~eratitis nach Silberni~rat~zung der Cornea ist ein wel]enf5rmig verlaufender ProzeB, der sich - - durch noch zu erforschende individuel]e Faktoren beeinflui~t - - schon nach 12, 15 und 18 Std ausbilden kann, nach 21 und 24 Std praktisch immer existiert und der in den fo]genden 7 Tagen regelm/~Big wieder eine vollst~ndige Rfickbildung erfi~hrt.

2. Lidschlu9 hat eine deutliche Abschw/~chung der zentrMen Ent- zfindungsreaktion zur Folge. Dies dfirfte sich durch die Ruhigstellung des gesch~digten Organs erkl~ren.

3. Die perifokale starke Entzfindung ist ein ProzeB, ffir dessen Zu- standekommen die Integrit/~t der entzfindlichen Tri~nenflfissigkeit yon wesentlicher Be4eutung ist. Sie bleibt immer aus, wenn eine starke Silbernitratl6sung in das Auge instilliert wurde; wenn die Conjunctiva der Lider kau~erisiert oder exstirpiert wurde ; wenn in die Orbita Messing- zylinder eingesetzt wurden, die Blur, Serum, ()le oder Quecksilber ent- hMten. Der wichtige Umstand, dM] diese Reaktion auch dann regel- m~/3ig ausbleibt, wenn sich die Trg~nenfli~ssiglceit in einem Mes~ingzylinder be/indet, der in die Orbita eingesetzt wird, beweist, dM~ die leukocyt/~ren Zellen der Tr/~nenflfissigkeit nicht imstande sind, Entzfindungsbilder hervorzurufen. Denn bei dieser Versuchsanordnung sind die Zellen der entz/indeten Tr/~nenflfissigkeit intakt, zerstSrt ist dagegen der in ihr enthaltene Abbaufaktor.

4. Bei der Keratitis verl/iuft die zentrale Entzfindung weitgehend nnabhi~ngig yon der am Limbus. Das zeigte sich besonders deutlieh bei 15 Experimenten unter zus/~tzlicher Staphylokokkeninjektion in den Bulbus und LidsehluB, bei denen sich in 80 % der Versuche eine starke Reaktion im Zentrum und in 93 % eine ungewShnlich schwache Ent- ztindung am Limbus ergab.

5. Der Umstand, dab die starke perifokale Entziindung auch auf- treten kann, wenn das fiber die Lider ]uxierte und fixierte Auge unter Vaselinebedeckung verbleibt, oder in dieser Lage in heterologe Tiere implantiert wird, zeigt, dab die Anwesenheit der Tr/~nenflfissigkeit keine conditio sine qua non ffir das Zustandekommen dieser Reaktion dar- stellt. In diesen F~tllen ist die Keratitis das Ergebnis der(Jberern/~hrung des alarmierten Gewebes vom Randschlingennetz her. Dieser in meiner vorigen Arbeit besprochene Mechanismus erkl~rt es auch, warum bei groBen Atzflecken h/~ufiger und bei exzentrischer Atzung immer totaler

Graefes Arch. Bd. 159 33a

484 P. Bvss~ G~Aw~wz:

Abbau in der perifokalen Zone eintritt. Die Entstehung der perifokMen starken Entziindung kann man verfo]gen und als Gewebereaktion er- kennen, wenn man bei beginnenden Prozessen in Seriensehnitten die Grenze der Verinderung iibersehreitet. Dort sieht man dann nur B- und C-Formen als Ausdrnck einer beginnenden Gewebeentzfindung.

6. Wenn eine Noxe auf die Vorderseite der t tornhaut einwirkt (oder, bei geringerem AusmaB, wenn eine starke Entziindung im Innern des Augenbulbus statthat) bildet sieh das anatomische Entzfindungsbild eines zur Hinterwand der Cornea sich verjfingenden Keiles (,,Keil naeh hinten") aus. In solchen F/~llen bleibt eine perifokale Entzfindung regelmiBig aus. Wenn z. B. gleiehzeitig mit der zentrMen )[tzung der Hornhaut 2 Tropfen einer 10%igen SilbernitratlSsung in das Auge in- stilliert werden, t r i t t keine zentrale Keratitis auf, obgleieh die Zahl der Pyoeyten in der Tr/inenfliissigkeit bei dieser Versuehsanordnung stark erh6ht ist.

7. Die ]eukoeyt/ire Durehsetzung des entziindeten Corneaepithels (f/~]schlieh ,,Pseudophagoeytose" genannt) ist dureh Umwandlung der Epithelien zu erkl~ren, denn sic kann aueh unter Vaseline- und Queek- silberabsehlug und bei Implantation der luxierten Augen in heterologen Tiere auftreten.

8. Die Ansbildung einer starken perifokalen Ei~tziindung erfolgt in sehr sehwankenden Zeitrgumen, was offenbar dutch individuelle l%k- toren bedingt ist. Diese Untersehiede k6nnen - - dureh Vergleieh mit den hier mitgeteilten I%eaktionsfrequenzen bei Normaltieren - - nunmehr zahlenmgBig ansgedriiekt werden. Dadureh ist eine 1Y[Sgliehkeit gegeben, die Entziindungsbereitsehaft eines Organismus gewissermagen zu messen und somit ~ueh den Einflug der versehiedenen iuBeren Bedingungen, denen er unterzogen wird, exakt zu vermerken. Es ergab sigh bei diesem Vorgehen unter anderem, dab der allergisehe Sehoek und der Aufenthalt des Tieres in der Ki l te eine Verminderung der Entziindung zur l%lge hat.

9. Au6erordentlieh bedeutungsvoll scheint der Befund, dab exstir- pierte, zentrM geitzte und in die AugenhShle reponierte Augen zwischen 12 und 18 Std histologisehe Bilder zeigen kSnnen, die einer Keratitis an einem mit dem Organismus in Zusammenhang gebliebenen Auge vSllig gleiehen. Dieser Effekt ist den chemisehen Faktoren (,,Abbau- faktor") zuzusehreiben, deren Auftreten bei Entziindungen der Conjune- tiva, der ser6sen H~ute und des subeutanen Bindegewebes ieh naeh- gewiesen habe.

10. Da sieh aueh die fiir die Keratitis typisehe Entztindung am Lim- bus in 89 % bei reponierten und bei homolog implantierten Augen finder, bei explantierten und post mortem geg~zten und im Kadaver belassenen Augen aber fehlt, so seheint bewiesen, dab diese Limbuskeratitis eben- fMls durch Diffusion yon AbbaufM~tor aus der Orbita zustande kommen

Weitere Beitr/~ge zur Physiologie der Keratitis 485

kann. Andererseits zeigt aber die perivasculi~r beginnende Sklerareaktion, die (wie ich in meiner vorigen Arbeit zeigen konnte) der Entzfindung des Limbus vorangeht, daft diese Diffusion humoraler Faktoren aus der entzfindeten Tr~nenflfissigkeit nur eine Begleitkomponente bei der Keratitis des Limbus darstellt.

l l . Da exstirpierte Augen, die heterolog in die Orbita yon Katzen oder subcutan in Hfihner imp]antiert werden, nur Umbfldung der Horn- hautkSrper zu abortiven B-Formen zeigen; da aber die sowohl im Epithel wie im Bindegewebe bei der Keratitis stets zu beobachtenden Vor- stufen (C-Formen) und leukocyt~ren Zellen vom Kaninchentyp fehlen, auch in den F/~llen, in denen Einwanderung yon Wanderzellen des Wirts- tieres erfolgt, ergibt sich, dab der Abbaufaktor einer ffemden Tier- species den des arteigenen nieht zu ersetzen vermag.

12. Die Beobachtung, dab sich auch bei reponierten Augen besonders stark das perifokMe Gewebe (Bindegewebe und Epithel) entztindet, kann durch meine in frfiheren Arbeiten ausgesprochene Annahme erkl/~rt werden, dab jede Verletzung einen ,,Alarmzustand" des (betroffenen und perifokMen) Gewebes bewirkt, der unter anderem zur Folge hat, dab das alarmierte Gewebe begierig den Abbaufaktor an sieh reiBt, der yon ihm oder seiner Umgebung gebildet wird. Der Umstand, da[~ sieh auch bei reponierten Augen eine typische Entzfindung am Limbus ausbildet, ]~Bt an die MSglichkeit denken, dab das Corneagewebe in diesem Bezirk weniger bradytrop ist.

Zusammen~assung

An mehr als 1600 Tierversuchen und mit fiber 230 Versuchsmodi- fikationen wird die zentrale durch HSllensteini~tzung hervorgerufene Keratitis yon 6--24 Std Dauer untersucht.

Die zentrale perifokMe Reaktion ist nach 24 Std auf ihrem HShe- punkt und versehwindet in den folgenden 7 Tagen.

Von den zahh'eichen Befunden und den daraus sich ergebenden Gesetzm/~Bigkeiten, die im einzelnen besprochen werden, sei vor allem erw~hnt, dal] exstirpierte ge/~tzte und in die Orbita reponierte Augen vSllig identische histologische Bilder zeigen kSnnen wie eine in situ entstandene Keratitis.

Prof. Dr. P. BvssE GRAWlTZ, Calle Esquifi 247 C6rdoba (Argentinien)