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Werner B. Schneider (Hrsg.) Wege in der Physikdidaktik Band 3 Verlag Palm & Enke, Erlangen 1993 ARBEITSKREIS BAYERISCHER PHYSIKDIDAKTIKER ISBN 3 - 7896 - 0513 - 1 BEIITRAG AUS DER REIHE: Anmerkung: Die Bände 1 bis 5 sind (Ausnahme Band 5) im Buchhandel vergriffen. Die einzelnen Beiträge stehen jedoch auf der Homepage http://www .solstice.de zum freien Herunterladen zur Verfügung. Das Copyright liegt bei den Autoren und Herausgebern. Zum privaten Gebrauch dürfen die Beiträge unter Angabe der Quelle genutzt werden. Auf der Homepage www.solstice.de werden noch weitere Materialien zur Verfügung gestellt. Rückblick und Perspektive

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Werner B. Schneider (Hrsg.)

Wege in derPhysikdidaktik

Band 3

Verlag Palm & Enke, Erlangen 1993

ARBEITSKREIS BAYERISCHER PHYSIKDIDAKTIKER

ISBN 3 - 7896 - 0513 - 1

BEIITRAG AUS DER REIHE:

Anmerkung:Die Bände 1 bis 5 sind (Ausnahme Band 5) im Buchhandel vergriffen.

Die einzelnen Beiträge stehen jedoch auf der Homepage

http://www.solstice.de

zum freien Herunterladen zur Verfügung.Das Copyright liegt bei den Autoren und Herausgebern.

Zum privaten Gebrauch dürfen die Beiträge unter Angabe der Quellegenutzt werden. Auf der Homepage

www.solstice.dewerden noch weitere Materialien zur Verfügung gestellt.

Rückblick und Perspektive

Hans Günther Klemm

Wissenschaftsgeschichte im regionalen Unifeld einer Schule.Zum Beispiel: Der humanistische Mathematiker und Ingenieur

Georg Hartmann (1489 -1564)aus Eggolsheim bei Forchheim (Oberfranken)

l. Vorbemerkungen zur Physikgeschichte in Schule und Unterricht

Der Physikunterricht an den Schulen hat es noch nie versäumt, von Fall zu Fall

den Bl ick der Schülerinnen und Schüler zumindest auf die hellsten Sterne am

Himmel der Wissenschaf tsgeschichte zu lenken.

Von sich aus geben bestimmte Geräte, Versuchsanordnungen, Gesetze und Ein-

heitszeichen Anlaß, mit Namen, Daten und Fakten aus der Geschichte der Natur-

wissenschaften bekannt zu machen. Nicht selten verbreiten Lehrkräfte - und die

von ihnen verfaßten bzw. benutzten Lehrbücher - aus Freude am historischen De-

tail oder aus persönlichem Interesse an der forschungsgeschichtl ichen Ent-

wicklung Kenntnisse und Erkenntnisse sozusagen als freiwi l l iges additum, das

die Minimalforderungen der Physiklehrpläne nicht nur oberflächlich punktuen

erfüllt, sondern erweitert und vertieft. In diesem Sinne läßt nun auch die

Linienführung des neuen Lehrplans für das Fach Physik an den bayerischen

Gymnasien beim Klammerausdruck "(G)" wicht ige Schnittstellen mit dem Fach

Geschichte erkennen / 1 / .

Die Schülerinnen und Schüler eines mathematisch-naturwissenschaftl ichen Gym-

nasiunis dürften wohl nach grober Schätzung unter günstigen Umständen in sechs

Schuljahren im Fach Physik immerhin rund 150 Persönlichkeiten aus der Wissen-

schaftsgeschichte begegnen, vielleicht mehr als der Hälfte davon - etwa bei

Orientierung am bewährten Lehrwerk von Anton Hammer et a 1 . - sogar mit Porträt

und daran anschließenden Informationen, die über die übliche Fußnotenkürze

hinausgehen. Wer von ihnen bloß erwähnt wird, wer öfter vorkommt, wer in einem

größeren Sinnzusammenhang auftaucht, wer mit Bild, wer mit originären Arbeits-

mitteln, Versuchsaufbauten und handschriftlichen Aufzeichnungen lebendig her-

vortritt, das hängt im Fortgang des mehrjährigen Unterrichts wie des mehr-

bändigen Lehrwerks von diversen Gegebenheiten ab, beim Unterricht selbst wohl

am häufigsten von der zur Verfügung stehenden Zeit und von den örtlichen

Realisierungs- bzw. Präsentationsmöglichkeiten, beim Lehrwerk vor allem von

den didaktischen Prinzipien des Autorenteams sowie der redaktionellen Kon-

zeption und finanziellen Kalkulation des Verlags.

-43 -

Fragen sollte man sich freilich ebenso immer wieder, ob für den wissenschafts-geschichtlichen Aspekt, der im neuen bayerischen Physiklehrplan der Gymnasien

besonders in seiner geistesgeschichtlichen, philosophischen und wirkungsge-schichtlichen Ausprägung ( a l s "Kulturgut" /2/ ) bedeutsam ist, nicht auch nochaußerhalb des Pflichtunterrichts bzw. der Unterrichtsprojekte ein geeigneterPlatz gefunden werden kann, etwa in den sogenannten Pluskursen, im Programm

der interdisziplinären Studientage, in der Liste von Facharbeitsthemen, in der

regelmäßigen oder gelegentlichen Organisation von exemplarischen Ausstellungenin den Gängen der Fach- und der Klassenzimmertrakte des Schulgebäudes oder an-

läßlich eines "Tages der offenen Tür". Zu denken ist an Museumsbesuche, sodannan Teilnahme oder sogar aktive fachliche Beteiligung an einschlägigen Namens-verleihungen, Geburtstags- und Gedenkfeiern bei Schulen, Kommunen und Firmen.Daß solche Anlässe und Möglichkeiten der Beschäftigung mit Wissenschaftsge-schichte sich zugleich in einem Artikel der Schülerzeitung und/oder des Jah-resberichts niederschlagen könnten und dadurch ein Multiplikations- und Auf-

forderungseffekt zu erzielen wäre, schließt nicht aus, daß umgekehrt diesetraditionellen Publikationsorgane der Schule selbst wissenschaftsgeschichtli-che Themen aufgreifen, etwa in Form eines Jahresberichts-Anhangs, von Beihef-ten bzw. selbständigen Broschüren, ausgelöst und motiviert durch eine in derSchule oder ihrem Umfeld sich bietende, vielleicht sogar recht aktuelle Gele-genheit mit mehr oder weniger öffentlichem Aufforderungs-Charakter.

Hat schon eine intensivere Beschäftigung mit den international bekannten "gro-ßen Naturwissenschaftlern" in Schule und Unterricht erst zahlreiche äußereHindernisse zu überwinden, wenn sie sich im schulischen Leben und Bewußtseinetablieren möchte, um wieviel mehr gilt das für die Bemühung um die in ihrenWerken noch nicht ganz erfaßten oder in ihrer zeitgenössischen Bedeutung langevergessenen kleineren Akteure im Spiel der Geschichte der Naturwissenschaften!Und doch: Die Fokussierung auf eine weniger berühmte Persönlichkeit geschiehthier - unserer Erfahrung nach - niemals ohne die Verheißung eines besonderenErtrags.Handelt es sich um eine Persönlichkeit aus der Region, ergibt sich bei der ge-schichtlichen Spurensuche durch die heimatbezogene Neugier nicht nur eine ver-stärkte Motivation, sondern auch ein gewisser "Heimvorteil" durch den schnel-leren, direkteren und damit besseren Zugang zu den Quellen. Ist es eine noch

nicht oft ins Licht gerückte Persönlichkeit, bietet sich sogar die Chance, bei

ihr etwas bisher nicht oder wenig Beachtetes zu entdecken und öffentlich be-

-44 -

kannt zu machen. Selbstverständlich wird man darüber hinaus versuchen, die re-gional ermittelten kleinen Funde nach Möglichkeit in den größeren Zusammenhang

der Geistes- und Kulturgeschichte zu steilen, um sich nicht im unwesentlichen

Kleinkram zu verlieren. Dabei bietet insbesondere das Gymnasium mit dem hohen

geistigen Potential seiner differenziert und gut ausgebildeten Lehrer- undSchülerschaft eine fruchtbare fächerübergreifende Arbeitsweise an.

Im folgenden soll am Beispiel des humanistischen Mathematikers und IngenieursGeorg Hartmann ( A b b . 1 ) aus Eggolsheim im Landkreis Forchheim gezeigt werden,wie sich aus gegebenen Anlässen an einem mathematisch-naturwissenschaftlichen

A b b . l a : Mathematicus Georg Hartmann mit Globus (Anonymer Kupferstich, 1 6 . J h . )(Stadtgeschichtl. Museen, Graphische Sammlung Nürnberg)

A b b . l b : Wiedergabe einer Schaumünze mit Porträt Georg Hartmanns(L.Neufarer, 1533 / G . A . W i l l , Nürnbergische Münzbelustigungen, 1767)

Gymnasium eine regionalgeschichtliche Spurensuche entwickelte, aus welchenschulischen Fachschaften sich Mitwirkung anbot, in welche Kenntnisbereiche die

Bemühungen vorstießen, welche Darbietungs- und Vermittlungsmöglichkelten wahr-genommen werden konnten. - Mit Nachdruck sei vorausgeschickt, daß sich im vor-liegenden Beispiel "Physikdidaktik" von der Schule ausgehend zunächst mehr

nach draußen, nämlich in die nicht-schulische Öffentlichkeit verlagert hat, umsich schließlich von dort in vielfacher Meise an die Schule zurückzuwenden.

-45 -

2. Der humanistische Mathematiker und Ingenieur Georg Hartmannaus Eggolshelm 1m Blickfeld eines math.-naturwiss. GymnasiumsForschungsgesch1cht11che Aktivitäten, Ihre Anlasse und Folgen

Die regionalgeschichtliche Spurensuche wurde im vorliegenden Fall in Gang ge-

setzt durch die äußere Notwendigkeit, für das 1982 errichtete mathematisch-

naturwissenschaftliche "Gymnasium Forchheim II" einen beziehungsreichen Namen

zu finden. Die Durchsicht heimatkundlicher Zeitschriften sowie der einschlägi-

gen Bio- und Bibliographien, die Beratung durch regionalgeschichtlich bewan-

derte Fach- und Sachkenner, schließlich auch die Hinweise aus der Bevölkerung

brachten im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaften immer wieder drei

Persönlichkeiten mit Bezug zum jetzigen Landkreis Forchheim ins Gespräch: Aus

dem 1 5 . / 1 6 . Jahrhundert Johann Schöner (Kirchehrenbach) und Georg Hartmann

(Eggolsheim), aus dem 19. /20. Jahrhundert Walter Schottky (Pretzfeld). Neben

diese Namen, unter denen Johann Schöner schon für das Gymnasium in Karlstadt

vergeben war, traten weitere aus anderen Bereichen, Namen vorbildlicher Per-

sönlichkeiten aus dem politischen, kirchlichen und kulturellen Leben des Land-

kreises Forchheim, abgesehen von a 1 1 den viel zu hehren Gestalten der deut-

schen und europäischen Geistesgeschichte, die immer wieder gern als Namenspa-

trone für neue Schulen vorgeschlagen werden. Die Festlegung auf eine herausra-

gende landschaftliche Gegebenheit, die geschichtsträchtige, sagen- und legen-

denumwobene Ehrenbürg, auch Walberia genannt, brachte das Nominierungskarus-

s e 1 1 mit Schuljahresbeginn 1983/84 zum Stillstand. Ein seit Urzeiten verehrter

und beliebter Berg hatte gerufen.

Nicht entschwunden aber sind aus dem geistigen Blickfeld des Ehrenbürg-

Gymnasiums Forchheim in den darauffolgenden Jahren die nun einmal beschworenen

Gestalten Johann Schöner, Georg Hartmann und Walter Schottky.

Zu letzterem, dem bahnbrechenden Theoretiker und Praktiker der Elektronik und

Halbleiterphysik, der von 1944 bis zu seinem Tode im Jahre 1976 in Pretzfeld

im heutigen Landkreis Forchheim wohnte und forschte, veröffentlichte OStR Ul-

rich Günther (M/Ph, Ehrenbürg-Gymnasium Forchhelm), angeregt auch durch Vorar-

beiten des heimatkundlich hochverdienten Pretzfelder Volksschulrektors Josef

Seitz, 1987 die erste umfangreichere Darstellung über Leben und Werk des "Bei-

nahe-Nobe1-Preisträgers"/3/. - Im Abstand von nur einem Schuljahr setzte eben-

falls im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ein zweiter regionai-

wie forschungsgeschichtlich ertragreicher Ermittlungs- und Entdeckungsprozeß

ein. Die Recherchen des Verfassers zu Johann Schöner (1477-1547) und Georg

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Hartmann (1489-1564) fanden ihren Niederschlag zunächst recht summarisch imJahresbericht des Ehrenbürg-Gymnasiums Forchheim 1987/88, und zwar, Anregungendes Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und

Kunst aufgreifend, in einem eigenen "Regionalgeschichtlichen T e i l " .

Bereits die oberflächliche Beschäftigung mit den beiden Mathematicis aus derZeit des Humanismus ließ erkennen, daß es sich lohnen könnte, der einzelnen

Persönlichkeit gesondert und intensiver nachzugehen. Glücklicherweise kam voneiner Landkreisgemeinde ein starker Anstoß, die unverbindlich angefangenen Er-

mittlungen ernsthaft und systematisch fortzusetzen. Die aufstrebende Marktge-

meinde Eggolsheim plante nämlich gerade für 1989 ihre 1200-Jahr-Feier undwollte in diesem Rahmen zugleich den 500. Geburtstag ihres bedeutenden

Sohnes Georg Hartmann würdig begehen. Auf Grund seiner mit dem kommunalen Vor-

haben parallel verlaufenden regionalgeschichtlichen Bemühungen war nun das Eh-renbürg-Gymnasium Forchhelm offiziell gefragt, und in mehreren Sitzungen des

Festausschusses wurden der Verfasser und sein Kollege, StD Karl Heinrich Dörf-ler ( M / P h ) , um eine konzeptionelle und fachliche Mitwirkung gebeten, dieschließlich unter zusätzlicher Einbeziehung von Wissenschaftlern des Corpus-Christi-College und des Saint-Catherine's-CoUege in Oxford in folgende Aktio-nen einmündete: Kranzniederlegung mit Ansprachen am Hartmann-Grab auf demSankt-Johannis-Friedhof in Nürnberg unter Beteiligung der Eggolsheimer Bürger-

schaft (Bustransfer!); Anbringung einer neuen Gedenktafel am Hartmann-Haus inEggolsheim, nachdem die alte Tafel im verputzten Mauerwerk nicht mehr geortetwerden konnte; Organisation und feierliche Eröffnung einer Hartmann-Ausstel-1ung mit instruktiven Schautafeln und zumeist äußerst wertvollen, da einmali-gen Objekten; aufwendiger Druck eines eigenen Katalogs zur Hartmann-Ausstel-

lung, eines ansprechenden großen Hartmann-Posters und einer Festschrift miteinem illustrierten Hartmann-Aufsatz; Festabend mit Hartmann-Referat und wei-

tere Veranstaltung mit ehrender Anerkennung der schulischen Verdienste um

Georg Hartmann.Einen vorläufigen Abschluß erhielt die regionalgeschichtliche Spurensuche miteiner Gesamtdarstellung innerhalb der neben den Jahresberichten einherlaufen-den Publikationsreihe, in der bereits Ulrich Günthers Schottky-Monographie er-

schienen war /4/.Zu der reich bebilderten und mit vielen weiterführenden Anmerkungen und Lite-raturangaben versehenen Einführung in Georg Hartmanns Leben und Werk durch den

Verfasser selbst trugen vor allem drei Kolleginnen und ein Kollege vom Ehren-

- 4 7 -

bürg-Gymnasium Forchhelm bei: StD Karl Heinrich Dörfler (M/Ph) mit einer sehr

exakten Transkription des wichtigsten Briefes Georg Hartmanns über diedamaligen Magnetismus-Versuche; StR Maria Hohenadel ( K / L ) und ein Leistungs-kurs Latein mit der Übersetzung eines Briefes Philipp Melanchthons an GeorgHartmann über die hohe Bedeutung der "Mathematik" und ihrer Forschungsergeb-nisse sowie mit Hilfestellung bei weiteren lateinischen Texten; StR SabineRichter ( K u ) mit einem Brass-Rubbing des neunzeiligen lateinischen Epi-taphiums und seines Bildprogramms auf dem liegenden Hartmann-Grabstein; StRJutta Wiedmann-Schmidt (M/Ph) mit der Rekonstruktion einer Hartmannschen Him-

melskugel aus neun von ursprünglich zwölf Segmenten, wie sie in der Bayeri-

schen Staatsbibliothek München in gutem Zustand aufbewahrt werden.

Man hatte einen einzigen regionalgeschichtlichen Faden aufgehoben und hieltbald ein ganzes Netz globaler Zusammenhänge in Händen. Eine breit angelegte

Korrespondenz mit Museen und Sammlungen, Archiven und Bibliotheken ließ Hart-

mann-Instrumente, Hartmann-Abhandlungen in Handschrift, Hartmann-Drucke undHartmann-Originalbriefe sowie einen Kupferstich und drei Medaillen mit Bild-nis (siehe Abb. 1 ) entdecken, fündig wurde man nicht nur in Augsburg, Bamberg,Berlin, Dresden, Hannover, Nürnberg und Weimar, nicht nur in Budapest, Ecouen,Florenz, Leiden, London, Lüttich, Oxford, Paris, Utrecht und Wien, sondernauch in Ann Arbor (Michigan, USA), Cambridge (Massachusetts, USA), Chicago(ITlinois, USA) , New Haven (Connecticut, USA), Rockford (ITIinois, USA) undWashington D . C . ( U S A ) .

Durch Mikrofilme und Readerprinter-Kopien von fünfzehn Hartmann-Briefen anHerzog Albrecht in Preußen und fünf herzogliche Antwortschreiben im Exzerpteröffnete sich für die Jahre 1542 bis 1544 ausschnittweise ein guter Einblick

in die physikalische Forschungs- und technische Entwicklungsarbeit sowie indie nicht minder eifrig betriebene journalistische Korrespondententätigkeit

dieses von Pfründen lebenden alten Mathematikers und Ingenieurs von euro-päischem Rang.

Ein anerkennendes Echo fanden der Katalog der vorerst einzigartigen Eggolshei-

mer Hartmann-Ausstellung und die schulische Hartmann-Broschüre, beide mit

einem vorläufigen Bestandsverzeichnis der in öffentlichem Besitz befindlichenHartmann-Instrumente versehen, zuletzt im zweibändigen Handbuch zur umfassen-

den 1492-Ausstellung, FOCUS BEHAIM GLOBUS ( 0 2 . 1 2 . 1 9 9 2 bis 27.02.1993) imGermanischen Nationalmuseum Nürnberg /5/.

-48 -

3. Die schulischen Bemühungen um Georg Hartmann in der RevisionZur Ermittlung und Vermittlung der wichtigsten Ergebnisse

Ohne Zweifei wurden durch die geschilderten Aktivitäten, bei denen eine Schule

und mehrere ihrer Lehrkräfte fächerübergreifend mitarbeiteten, vor allem in

der Region selbst weitere Kreise der Bevölkerung einschließlich zahlreicher

Schulklassen mit einer wissenschaftsgeschichtlich bedeutenden Persönlichkeit

bekannt gemacht, von der sie vorher nichts oder wenig wußten. Die Ausstellung

und die Veranstaltungen waren gut besucht; die lokalen Redaktionen von Zei-

tungen und Radiosendern nahmen mehrmals Notiz davon; die Publikationen der Ge-

meinde und der Schule fanden Eingang in hunderte von privaten Haushalten wie

in die Bestände und Kataloge relativ vieler Bibliotheken.

Was, ganz allgemein gesehen, durch die regionalgeschichtlichen Bemühungen um

den humanistischen Mathematiker und Ingenieur Georg Hartmann aus Eggolsheim

bekräftigt worden sein dürfte, könnte zumindest die grundlegende Erkenntnis

sein, daß Naturwissenschaft und Technik eine Geschichte besitzen, die - ge-

rade auch von weniger auffälligen oder heute fast vergessenen Akteuren bewegt

und getragen - nach und nach in unsere Gegenwart hineinführt, daß Naturwis-

senschaftler und Techniker innerhalb dieser Geschichte nicht nur in einer be-

stimmten Zeit, sondern auch an einem bestimmten Ort, vielleicht sogar ganz in

unserer Nähe gewirkt haben, und daß sie stets im Zusammenhang mit den viel-

fältigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen

Gegebenheiten und Beziehungen der jeweiligen Epoche zu betrachten sind /6/.

Im einzelnen lassen sich sodann in der Rückschau mindestens fünf regional-

wie forschungsgeschichtlich relevante Ergebnisbereiche überblicken, die im

folgenden kurz umrissen werden sollen.

3 , 1 Georg Hartmann (* 1489) stammt aus Eggolsheim, zwischen Forchhelm und Bam-

berg gelegen; nach dem Grundstudium an der Artistenfakultät in Köln ( a b Ok-

tober 1506) und der damals üblichen Studienreise durch Italien findet er als

Priester in Nürnberg (be i St.Walpurga, St.Moritz, St.Sobald) den notwendigen

Lebensunterhalt, macht sich zugleich aber auch einen Namen als "Mathematiker",

das heißt a) als Konstrukteur, der selbst gezeichnete, selbst in Holz ge-

schnittene bzw. in Metall gestochene und daraufhin selbst gedruckte Abbildun-

gen, Vorlagen und Bauanleitungen, aber ebenso durch ihn persönlich bzw. ein-

schlägige Handwerksbetriebe vollendet ausgeführte fertige Exemplare von astro-

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nomischen und anderen Geräten und Instrumenten (Sonnenuhren, Globen, Astro-labien, Quadranten, Armi11arsphären, Visierstäben u . a . ) nicht selten sogar in

Serie produziert, b) als "Experimentalphysiker", der interessierten Personen

bemerkenswerte natürliche Erscheinungen des Himmels und der Erden sowie selbst

entwickelte oder weiterentwickelte Geräte und Instrumente vorführt bzw. ihmzugeschickte Geräte und Instrumente begutachtet oder nachbaut, c) als viel-seitiger Gelehrter, der Handschriften und Bücher sammelt, ausleiht, exzer-

piert, kommentiert, auswertet bzw. herausgibt und mit Freunden, Kollegen undwirklichen oder möglichen Mäzenen bzw. Auftraggebern kontinuierlich im Gedan-kenaustausch steht, wozu sich damals gerade Nürnberg als Wirkungsort vor-züglich eignet.

Im Ansatz am besten zu vermitteln sind die Charakteristika der Persönlichkeit

Georg Hartmanns sehr plastisch bei einem "Lokaltermin" im Nürnberger Sankt-

Johannis-Friedhof (Grab N r . 6 6 6 : Im Bildprogramm des Epitaphiums oben dar-

gestellt ein Kelch mit Hostie, unten ein Globus, d . h . Sakrament und Instru-ment; im Text wird Hartmann bezeichnet als "Ekelsamenis", " q u i multis annis

Norimbergae honeste laudabi'1 iterque versatus est et praedaris ac luculentisoperibus Astronomicis compluribus eiaboratis atque e d i t i s " , d . h . alsEggolsheimer, der viele Jahre lang in Nürnberg höchstes Ansehen genoß, da er

sich mit der Herstellung und Verbreitung zahlreicher vortrefflicher und glän-zender astronomischer Arbeiten beschäftigte. - In unmittelbarer Nähe ist derFreund Albrecht Dürer, etwas weiter entfernt sind der Patrizier und PatronWillibald Pirekheimer sowie der Kollege Johann Schöner bestattet.).

3.2 Nicht nur wie Albrecht Dürer (Underweysung der messung mit dem zirckel undrichtscheyt, 1525) und Johann Schöner (Horarii cylindri canones, 1515 u . ö . ) ,sondern wie viele andere Zeitgenossen begeisterte sich auch Georg Hartmann anSonnenuhren. Seit seinen Studienjahren beschäftigte er sich bis ins hohe Altermit dem Entwurf, der Ausstattung und der Ausführung dieser Zeitmesser an öf-fentlichen und privaten Gebäuden, weit mehr noch aber mit solchen von trans-portabler Art. Einerseits brachte er diese in einer simplen, aber funktions-tüchtigen und auf diverse Polhöhen abgestimmten Konstruktion in relativ großerAnzahl als eigenes Druckerzeugnis in Form von Ausschneidebögen auf den Marktoder bot praktische Muster zur problemlosen Verwendung als Schablone für ge-

werbsmäßige Produzenten ( z . B . "Compastmacher") an, andererseits gestaltete er

sie unter Heranziehung von Spezialisten und Verarbeitung wertvoller Materia-

-50-

lien zu technisch, künstlerisch, religiös oder moralphilosophisch ansprechen-

den Prestige-Objekten, entwickelte dabei immer neue Varianten und klügelte

äußerst raffinierte Modelle aus. - Gut ein Dutzend davon werden heute in

öffentlichen Sammlungen und Museen aufbewahrt /7/; das ist weit weniger alseine einzige Jahres - Produktion Georg Hartmanns.Ein direkter Zugang in die Welt der Taschensonnen-uhren eröffnet sich mit der Benutzung der Kopie

eines Hartmennschen Stiches für eine Klappsonnen-

uhr, z . B . Rariora 434, Blatt 41, Bayer. Staats-

bibliothek München ( A b b . 2: Entwurf für 50 Grad

nördl. Breite): Aufkleben auf dünnen Karton; ent-

lang den äußeren Begrenzungslinien ausschneiden;

in der Mitte des Hochformats auf vorgezeichneter

Linie unter einem Winkel von 90 Grad abbiegen, so

daß eine senkrechte und eine waagrechts Fläche mit

je einem Zifferblatt entstehen; auf jeder der

beiden Flächen ein Löchlein anbringen, und zwar in

der Mitte der Sehne VI-VI (senkrecht) und 6-6

(waagrecht), um unter einem Winkel von 5o Grad zur

waagrechten Fläche eine Schnur (Polfaden) als

Schattenwerfer durchziehen zu können, die auf der

Rückseite der beiden Klappen durch Knoten

arretiert wird; in den von Hartmann vorgegebenen

Kreis im waagrechten Zifferblatt ist zur Ein-stellung der Mittagslinie ein kleiner (Spielzeug-)Kompaß einzupassen. - Bedienung: Waagrechte Pla-

zierung; Nord-Ausrichtung mit Hilfe der Kompaß-

nadel; Ablesen der wahren Ortszeit an der Schat-

A b b . 2 : SonnenuhrendruckGeorg Hartmann, 1542

(VerkL um 50 Z)

tenbildung auf den Zifferblättern. Im Blick auf die Mitteleuropäische Zeit

heute Berücksichtigung des Längengrads des Standorts ( i n Deutschland west-

lich vom 15. Längengrad pro Längengrad Differenz + 4 Minuten, östlich - 4

Min u t e n ) , außerdem im Sommer Beachtung der Zeitumstellung von 1 Stunde. Zur

modernen Präzisierung Zeitgleichungskorrektur (nach Tabelle) /8/.

Praktisches Beispiel: Am Vormittag des 1 . Januars 1993 ist auf der Hartmann-

schen Klappsonnenuhr in Erlangen ( 1 1 . Längengrad) abzulesen 10.10 Uhr; hinzu-

zuzählen sind 1 6 Minuten (Längengrad-Differenz) und 3 Minuten (Zeltgleichungs-

korrektur); es ist somit 10.29 Uhr.

-51 -

- 5 2 .

3.3 Wie die meisten Mathematici seiner Zeit fertigte Georg Hartmann auch Glo-ben an ( v g 1 . Abb. 1 a ) , von denen sich zwar keine ausgeführten Exemplare, wohlaber - zumindest für Himmelskugeln - mehrere gedruckte Segmente gut erhalten

haben. Aus den neun von ursprünglich zwölf Druck-Streifen (Rariora 434, Blät-ter 16 bis 24, Bayer. Staatsbibliothek München, siehe A b b . 3 ) läßt sich unterErgänzung der drei fehlenden Stücke ein (genau datierter und mit Herstelleran-gabe versehener) Hartmannscher Himmelsglobus rekonstruieren, ebenso kann mitden in ihrer Anzahl immerhin vollständigen, aber undatierten und anonymen Seg-

menten einer Erdkugel (Rare Books and Manuscripts Division, New York PublicLibrary) verfahren werden, die nicht nur Nord- und Südamerika, sondern bereits

die Route Magellans abbildet /9/.

3.4 Zu den Spezialgebieten Georg Hartmanns gehörte vor allem der Entwurf unddie serielle Fertigung von Astrolabien ( v g 1 . Abb. 4 ) , bei denen sich die Auf-gabe stellte, den dreidimensionalen Himmelsraum, wie er von ihm auf den Globenerfaßt wurde, auf eine runde Horizontalebene zu projizieren und mit auswech-selbaren Scheiben für diverse Breitengrade durch Drehen einer beschrifteten,

mit kleinen Zeigern versehenen Positionsschablone die Bewegung und Konfigura-tion der Sterne wiederzugeben. Die Aufhänge- und die Visiervorrichtung ermög-

lichten nicht nur die zur Benutzung des Gerätes erforderlichen Höhenmessungenam Himmel, sondern solche auch auf Erden (Berg e , T ü r m e ) ; die ideenreiche Aus-stattung mit Skalen, Kurven, Diagrammen, Zahlen, Buchstaben, Namen und Be-griffen erfüllte noch viele andere notwendige und zusätzliche Funktionen.

Die Astrolabien sind in ihrer Herkunft, Entwicklung und Verbreitung, in ihrerwissenschaftlichen, technischen und ästhetischen Aussage ganz besonders signi-fikante kultur- und geistesgeschichtliche Zeugnisse, die von den Sammlernwertvoller Objekte schon immer, von den Fachwissenschaftlern erst heute wieder

als ein Faszinosum erfahren werden /10/. Eine Vermittlung ist auch hier übereinfache Drucke bzw. mehr schematische Figuren und im kritischen Vergleich mitden astronomischen Drehscheiben unserer Zeit möglich, worauf dann erst die Be-gegnung mit den - aus konservatorischen Gründen freilich nur selten "begreif-baren" - Geräten selbst, ihrer detaillierten Darstellung und Beschreibung in

der Fachliteratur einschließlich der Auktionskataloge folgen mag /ll/.

3 .5 Bereits in die Physikgeschichte eingegangen, wenn auch dort trotzdem meistübergangen, ist Georg Hartmann mit der frühesten schriftlichen Dokumentation

der von ihm - gewiß nicht als erstem, da aus praktischen Gründen wohl schon

-53 -

länger mit Mißvergnügen - beobachteten magnetischen Inklination, der deutlich

erkennbaren Neigung einer völlig gleichgewichtig ausbalancierten magnetischen

Nadel gegen die Horizontale. Er machte die entscheidende Mitteilung darüber im

Brief vom 4. März 1544 an Herzog Albrecht in Preußen, dem er auf dessen Wunsch

seit 1542 regelmäßig als Nürnberger Korrespondent in ziemlich gut leserlicher

Handschrift "neuere zeittungen" nach Königsberg schickt, wobei er nicht nur

Geräte und Drucke aus eigener Produktion bzw. dafür verantwortlicher Regietä-

tigkeit überbringen läßt, sondern auch Auskünfte über seine erfolgreiche son-

stige Arbeit gibt. Als ein bekannter und anerkannter "Mathematicus" darf Georg

Hartmann 1542 und 1543 mehrmals vor dem Römischen König und späteren Kaiser

Ferdinand die von ihm selbst konstruierten Gerätschaften vorführen, astronomi-

sche Themen disputieren und ausgewählte andere wissenschaftliche Gebiete wie

das der Perspektive oder des Magnetismus traktieren.

Der forschungsgeschichtlich wichtige Brief /12/ beschreibt - unter dem Vorbe-

halt des experimentierenden Praktikers, daß "solche Dinge . . . mit der Handar-

beit" leichter zu vermitteln seien als " m i t der Schrift" - eingehend die vier

Versuche, die er unter Verwendung eines starken Magneten 1543 in Nürnberg der

königlichen Majestät vorgeführt hat. Leicht nachzuvollziehen ist vor allem das

fundamentale zweite Experiment, mit dem er zu dem damals bereits allgemein be-

kannten, aber von ihm durch den wesentlichen Hinweis auf eine Orts- und Zeit-

abhängigkeit ergänzten Tatsachenwissen, daß die Magnetnadel von der geographi-

schen Nord-Süd-Richtung abweicht ( D e k l i n a t i o n ) , eine weitere Erkenntnis hin-

zufügt, daß nämlich ein Magnet "sich nicht allein wendet von der Mitternachtund lenket sich gegen den Aufgang", "sondern er zieht auch unter sich"

( I n k l i n a t i o n ) . Mit den zielsicheren Worten, "dies ist also (folgendermaßen) zu

beweisen", setzt er die einfache, logisch aufgebaute physikalische Demonstra-

tion in Gang: Die noch nicht magnetisierte Nadel, ein eisernes "Zünglein von

Fingerslänge", kann "waagrecht oder wasserwaagrecht", ohne daß sie " s i c h zur

Erde n e i g t " , auf einem spitzen Gegenstand balanciert werden; nach Bestreichen

mit dem Magnetstein bleibt die nunmehr magnetisierte Nadel, das " Z ü n g e l e " ,

" nicht mehr waagrecht stehn, sondern fällt unter s i c h " . Das Messen des Nei-

gungswinkels ("etwa um 9 Grad mehr oder m i n d e r " ) vervollständigt jedenfalls im

Prinzip diesen methodisch gut angelegten Versuch, auch wenn der Versuchsaufbau

noch nicht das volle Ausschwingen der Magnetnadel gewährleistete. Es ehrt den

Experimentalphysiker Georg Hartmann, wenn er abschließend bekennt: Die "Ursa-

che, warum das geschieht, habe ich Königlicher Majestät nicht wissen anzu-

zeigen". Heute wissen wir einiges mehr darüber.

-54 -

Es könnte jemanden reizen, auf Grund der historischen Versuchsbeschreibungen

auch die drei anderen Magnetismus-Experimente nachzuvollziehen. Im ersten Ver-

such beobachtet Georg Hartmann Anziehung und Abstoßung, Magnetisierung und

Polbildung. Der dritte führt die Ermittlung von Nordpol und Südpol an einem

Magnetstein vor, der - in einer kleinen Schüssel (heute empfiehlt sich eine

als Lebensmittelverpackung verwendete leichte Plastikschale) deponiert - auf

dem Wasser schwimmt und sich mit einer bestimmten Seite, unter Umständen sogar

in heftiger Drehung, immer wieder nach Norden hin ausrichtet. Der vierte Ver-

such allerdings bleibt - auch für Georg Hartmann - " s e l t s a m " , wobei sich hier

in den unkontrollierbaren Versuchsablauf die Lektüre des berühmten Peregrinus-

Briefes ( 1 2 6 9 ) mit seiner Darstellung eines den Himmelsbewegungen gleichge-

schalteten magnetischen Perpetuum Mobiles einmischt, wovon der begeisterungs-

fähige, aber stets auf dem Boden beobachtbarer Tatsachen verharrende Nürnber-

ger "Mathematicus" bereits selbst "nicht viel wollte h a l t e n " .

In der forschungsgeschichtlichen Präsentation der noch wenig bekannten Persön-

lichkeit Georg Hartmanns wird man schon das Augenmerk darauf zu lenken haben,

wie der Priester und Pfründner "geadelt" durch die "Mathematik" auf hoher und

höchster gesellschaftlicher Ebene mit Gelehrten, Gesandten und Fürsten, ja so-

gar mit dem König, konferierte und korrespondierte. In bunter Mischung über

die Ereignisse und Vorgänge im Geistes- und Wirtschaftsraum Europa bestens in-

formiert, hielt er sich selbst aus der politischen und religiösen Diskussion

seiner Zeit heraus und konnte dadurch für jedermann zu einem unverfänglichen

Gesprächspartner werden. Seine Themen waren die "perspectiff" (1542: verbes-serte Ausgabe der "Perspectiva communis" John P e c k h a m s / 1 3 . J h . ) und die "astro-

n o m i a " , "horologien, quadranten und astrolabien" sowie im besonderen die

"krafft und tugent des magneten", nämlich die erstaunlichen "gehaymnuß des

magneten", von denen er im Blick auf die Vorführung bei König Ferdinand stolz

behauptet: " d i e ich alle durch mich selbst gesucht und gefunden hab, lustig

und artlich zu wissen und zu s e h e n " . Einen vielsagenden Briefzettel niit einem

Satz Regiomontans über die notwendige Berücksichtigung der Erdbewegung ( u m die

Sonne ? ! ) hielt er allerdings - wie der Altdorfer Professor Johannes Prätorius

berichtet - zwar in Ehren, doch als Geheimsache zeitlebens unter Verschluß.

Daß der Nürnberger Priester als "Mathematicus" mit einem bald weit verbreite-

ten Visier-, Bombardier- und Kaliberstab ( " a u f f die grossen püchsen, wie swer

sie kugeln schißen") den Geschoß- und Sprengstoffeinsatz der Kanoniere erfolg-

reich optimierte, rundet am Ende sein Lebensbild recht realistisch ab.

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Literatur

/l/ Lehrplan für das bayer. Gymnasium, i n : KWMB1 I , So.-Nr. 3/1990, S.168f.(Fachprofil P h y s i k ) , S.277/307/340/368/407ff./452f. (Rahmenplan Physik

für 8. mit 13. J g s t . ) u . e b d . . S o . - N r . 9 / 1 9 9 1 , S.1257ff. (Fachlehrplan)/2/ E b d . , S o . - N r . 9 / 1 9 9 1 , S . 1 2 6 0 ; v g l . R . R eger: Physik als Kulturgut - Bil-

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/6/ A.Hermann: Artikel "Physikgeschichte", i n : Ders. ( H r g . ) : Lexikon Ge-

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fentlichen Sammlungen u . Museen; Abbildungs-Hinweise)

/8/ P.Gouk: The Ivory Sundials of Nuremberg, 1500 - 1700, Cambridge 1988;• v g l . z . B . auch R.Adzema/M.Jones: The Great Sundial Cutout Book, New York1978 (dt . ( J s . im Verlag Hugendubel, Reihe Homo Ludens, München 1990)

/9/ A.E.Nordenskiöld: Facsimile-Atlas ( d t . ü s . ) , Stockholm 1889, Tafel X L ;v g l . H . G . K l e m m : Der fränkische Mathematicus Johann Schöner (1477 - 1547)und seine Kirchehrenbacher Briefe an den Nürnberger Patrizier WillibaldPirckheimer, Beiträge Ehrenbürg-Gymnasium, Heft 10, Erlangen 1 9 9 2 , S . I O f .

/10/ Begeisternde Darstellung der neuen Foschungssituation s. D . A . K i n g : Focus

Behaim Globus, a . a . O . , Bd.I/S.101ff. u . Bd.II/S.593ff./11/ H . G . K l e m m : Georg Hartmann e t c . , a . a . O . , S.78ff. (Auflistung der betr. öf-

fentlichen Sammlungen u. Museen; AbbiIdungs-Hinweise)/12/ K. H . D ö r f l e r : Der Magnetismusbrief, Georg Hartmann an Herzog Albrecht in

Preußen/Nürnberg, 4. März 1544, Ein Transkriptions-Versuch, i n :H . G . K l e m m : Georg Hartmann e t c . , a . a . O . , S. 97ff. - Der Verf. dankt

Herrn Prof.Dr.R.Roßner (Inst. f. Geologie u. Mineralogie der Universität

Erlangen-Nürnberg) herzlich für leihweise Überlassung zweier Magnetite.

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