vom 33. kongress der deutschen gesellschaft für chirurgie, 1904

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Berichte fiber Versammlungen, Kongresse u. s.w. 463 Berichte Uber Versammlungen, Kongresse, aus Instituten und Krankenanstalten. 1) Aus den Sitzungsberichten der mediz.-naturwiss. Sekt. des Esdelyi Muzeum Egylet, Kolozsv6r 1903. -- 2) Vom 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft fiir Chirurgie 1904. 1) Veszpermi, D6zsS, Sarkom des kleinen Netzes, kombi- niert mit Carcinom desMagens. Aus den Sitzungsberichten der mediz.-naturwiss. Sekt. des Esdelyi Muzeum Egylet~ Kolozsvgr 19~)3. In der Leiche einer 70-jahrigen Frau land sich ein, wahrscheinlich im Omentum minus entstandenes, mlt der kleinen Kurvatur, des h[a- gens verwachsenes, beinahe kopfgrosses Sarkom vor. An der sonst grauweissen, undeutlich faserigen Schnittflache sieht man frische Blu- tungen, rostbraune Blutresiduen und Erweichungscysten. Etwas vor dem Pylorus sass ausserdem ein etwa handtellergrosses, verflachtes, in der Mitre exulceriertes Carcinom. Das Sarkom erzeugte Metastasen in der Milz, in den Lungen und Nieren, ja sogar in der Magenschleim- haut. Dagegen waren Metastasen des Carcinoms nicht zu finden. Das Sarkom des Netzes ist ziemlich zellenreich, die Zellen spindelfSrmig, in nach verschiedener Richtung verlaus Ziigen geordnet, hier und da hyperchromatisch mit wenig Mitosen. An einigen Stellen ist die Geschwulst weniger zellenreich, mehr einem Fibrome ~hnlich. Die ~]agen- geschwulst ist ein typisches Adenocarcinom, die an tubul~se Drttsen erinnernden G~nge sind durch 2--3-reihige Zylinderzellen ausgekleidet. Die Geschwulst dringt in die Submucosa ein; hier finden sich such solide Krebszellennester vor mit vielen Mitosen. Das Stroma stark infiltriert mit vielen Plasmazel]en. B uday (Kolozsvs 2) ffordan, UeberSpt~trezidivedes Carcinoms. Vom33. Kon- gress der Deutschen Gesellschaft for Chirurgie, 1904. Die Foststellung von Spi~trezidiven ist nicht nur fiir die Frage der operativen Heilbarkeit der Carcinome, sondern auch ftir die i~tio- ]ogische Aus der Erkrankung von Wichtigkeit. Der Schliissel ftir das Verst~ndnis des spi~ten Auftretens von Rezidiven liegt in der Entwickelungszeit der Garcinome: os gibt rasch wachsende und ]angsam sich ausbreitende Tumoren; da die Rezidive sich aus zurtick- gelassenen Krebszellen entwickoln, so ist die Proliferationsenergie des Prim~trtumors ftir die Entstehungszeit der Rezidivtumoren entsche[dend. Die meisten sogenannten ,,Dauerhoilungen" nach Exstirpation sind nur ,,li~nger dauornde tIeilungen", die Frist von 3 oder 5 Jahren ist Zeitschr. f. Krebsforschung. Bd. I. 31

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Page 1: Vom 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 1904

Berichte fiber Versammlungen, Kongresse u. s.w. 463

Berichte Uber Versammlungen, Kongresse, aus Instituten und Krankenanstalten.

1) Aus den Sitzungsberichten der mediz.-naturwiss. Sekt. des Esdelyi Muzeum Egylet, Kolozsv6r 1903. - - 2) Vom 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft fiir Chirurgie 1904.

1) Veszpermi, D6zsS, S a r k o m d e s k l e i n e n N e t z e s , k o m b i - n i e r t m i t C a r c i n o m d e s M a g e n s . Aus den Sitzungsberichten der mediz.-naturwiss. Sekt. des Esdelyi Muzeum Egylet~ Kolozsvgr 19~)3.

In der Leiche einer 70-jahrigen Frau land sich ein, wahrscheinlich im Omentum minus entstandenes, mlt der kleinen Kurvatur, des h[a- gens verwachsenes, beinahe kopfgrosses Sarkom vor. An der sonst grauweissen, undeutlich faserigen Schnittflache sieht man frische Blu- tungen, rostbraune Blutresiduen und Erweichungscysten. Etwas vor dem Pylorus sass ausserdem ein etwa handtellergrosses, verflachtes, in der Mitre exulceriertes Carcinom. Das Sarkom erzeugte Metastasen in der Milz, in den Lungen und Nieren, ja sogar in der Magenschleim- haut. Dagegen waren Metastasen des Carcinoms nicht zu finden. Das Sarkom des Netzes ist ziemlich zellenreich, die Zellen spindelfSrmig, in nach verschiedener Richtung verlaus Ziigen geordnet, hier und da hyperchromatisch mit wenig Mitosen. An einigen Stellen ist die Geschwulst weniger zellenreich, mehr einem Fibrome ~hnlich. Die ~]agen- geschwulst ist ein typisches Adenocarcinom, die an tubul~se Drttsen erinnernden G~nge sind durch 2--3-reihige Zylinderzellen ausgekleidet. Die Geschwulst dringt in die Submucosa ein; hier finden sich such solide Krebszellennester vor mit vielen Mitosen. Das Stroma stark infiltriert mit vielen Plasmazel]en. B u d a y (Kolozsvs

2) ffordan, U e b e r S p t ~ t r e z i d i v e d e s C a r c i n o m s . Vom33. Kon- gress der Deutschen Gesellschaft for Chirurgie, 1904.

Die Foststellung von Spi~trezidiven ist nicht nur fiir die Frage der operativen Heilbarkeit der Carcinome, sondern auch ftir die i~tio- ]ogische Aus der Erkrankung von Wichtigkeit. Der Schliissel ftir das Verst~ndnis des spi~ten Auftretens von Rezidiven liegt in der E n t w i c k e l u n g s z e i t der Garcinome: os gibt rasch wachsende und ]angsam sich ausbreitende Tumoren; da die Rezidive sich aus zurtick- gelassenen Krebszellen entwickoln, so ist die Proliferationsenergie des Prim~trtumors ftir die Entstehungszeit der Rezidivtumoren entsche[dend. Die meisten sogenannten ,,Dauerhoilungen" nach Exstirpation sind nur ,,li~nger dauornde tIeilungen", die Frist von 3 oder 5 Jahren ist

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viel zu kurz, da Rezidive noch nach 10 und 20 Jahren vorkommer~ k6nnen, wie die s Beobaehtungen beweisen:

1. F a l l . Lokales C a r c i n o m r e z i d i v der Zung% 19 J a h r e n a c h d e r E x s t i r p a t i o n .

Bei 40-j~hrigem Mann wurde 1885 in der chirurgischen Klinik in Heidelberg ein 5-marksttickgrosses Epitheliom des rechten Zungenrandes mittelst Thermokauters nach Ligatur der Arteria lingualis exzidiert. H e i h n g bis zum Friihjahr 1903; Yon da ab Entwickelung eines pilau- mengrossen Carcinoms an der Stelle der Narbe. M~rz 1904 Entfernung mittelst Thermokauters. Die exzidierten submaxillaren Dr~isen nicht carcinomat6s. I-Ieilung.

2. F a l l . Carcinoma mammae, bereits ~iber 15 J a h r e s i c h h i n z i e h e n d .

1889 Amputatio mammae mit Ausr~umung der AchselhShle bei aps Carcinom; Heil~mg; 1892 lokales Rezidiv; Exzision: Heilung; 1896~ 18997 1901 je ein kleines lokales l~ezidiv, jeweils dutch Exstirpation geheilt; 1902 Entwickelung eines infra- und supraclavi- cularen Knotens, die Juli 1903 mittelst tempor~irer Clavicularresektlc, n entfernt wurden. Seitdem ist Patientin geheilt und erfreut sich gute;~ Allgemeinbefindens.

Es handelt sich in dem beschriebenen Falle, der aller Wahr - scheinlichkeit nach noch ~tber Jahre sich hinziehen wird, um ein Car- cinom mit ungewShnlich langsamem Verlaufe; um eine milde Form mlt geringer Proliferationsenergie.

Beide Fi~lle hi~tten l~ngst als ,,Dauerheilungen" in die Statistiken iibergehen kSnnen. Eine Revision der ]etzteren wtirde wahrschein]ieh eine Reihe yon Sp~ttrezidiven zutage f6rdern. Eigenbericht.