vogel lexikographie1999

18
Nordrhein-WestfälischeAkademie der Wissenschaften Geisteswissenschaften Herausgegeben von der Nordrhein-WestfälischenAkademie der Wissenschaften Vorträge · G 360 CLAUS VOGEL Die Anfänge des westlichen Studiums der altindischen Lexikographie Westdeutscher Verlag

Upload: marcis-gasuns

Post on 12-Apr-2016

66 views

Category:

Documents


26 download

DESCRIPTION

Sanskrit

TRANSCRIPT

Page 1: Vogel Lexikographie1999

Nordrhein-WestfälischeAkademie der Wissenschaften

Geisteswissenschaften

Herausgegeben von der Nordrhein-WestfälischenAkademie der Wissenschaften

Vorträge · G 360

CLAUS VOGEL

Die Anfänge des westlichen Studiums der altindischen Lexikographie

Westdeutscher Verlag

Gasuns
Mr. Mārcis Gasūns ([email protected])
Page 2: Vogel Lexikographie1999

416. Sitzung am 13. Januar 1999 in Düsseldorf

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme

Vogel, Claus: Die Anfänge des westlichen Studiums der altindischen Lexikographie I Claus Vogel. - Opladen; Wiesbaden: Westdt. Ver!., 1999

(Vorträge I Nordrhein-WestfälischeAkademie der Wissenschaften: Geisteswissenschaften; G 360) ISBN 3-531-07360-5

Alle Rechte vorbehalten ©Westdeutscher Verlag GmbH, OpladeniWiesbaden, 1999

Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Beneismann Fachinformation GmbH.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbe­sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Gedruckt auf säurefreiem Papier. Herstellung: Westdeutscher Verlag Satz, Druck und buchbinderische Verarbeitung: B.o.s.s Druck und Medien, Kleve Printed in Germany ISSN 0944-8810 ISBN 3-531-07360-5

Inhalt

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2. Paulinus a Saneta Bartholomaeo (1748-1806) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3. Henry Thomas Colebrooke (1765-1837)........................ 18 4. Auguste Loiseleur Deslongchamps (1805-1840) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5. Schluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Anhang I: Umschrift und Lautwert der Buchstaben des Grantha-Alphabets nach Paulinus' zweiter Sanskritgrammatik 28

Anhang II: Abweichende Lesarten und zusätzliche Verszeilen in Paulinus' Ausgabe des Svargavarga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Anhang III: Aufbau des lateinisch-sanskritischen Glossars in Paulinus' zweiter Sanskritgrammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Gasuns
Text Box
http://groups.google.com/group/Nagari/ [email protected] skype: gasyoun ICQ 403205409
Page 3: Vogel Lexikographie1999

Bildernachweis

I. Vu\'a~e aus Indes oricntalcs, par le P. Paulin deS. BarthClemy, traduit de l'italien, I, Paris 1808, l 'rJHttispi/..

' T l'. ( ;,,kbrookc, Thc Life of H. T Colebrookc, London 1873. l. !\. I .oisckur Deslongchamps [Hrsg. u. Übers.], Amarakocha ou Vocabulaire d'Amarasinha, II,

l'.rris I S·l).

1. Einleitung

Die Anfänge des westlichen Studiums der altindischen Lexikographie rei­chen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück, als der deutsche Jesuit Hein­rich Roth (1620-1668) während seiner Missionstätigkeit im nordindischen Agra eine zeitgenössische Handschrift von Vel)1dattas Paiicatattvaprakasa mit Interlinear- und Marginalglossen versah, die er später zu einem Wörterbuch zusammenstellen wollte, wozu es jedoch nie gekommen ist1•

Einige Jahrzehnte nach ihm, und ohne seine Arbeiten zu kennen, schrieb der Österreichische Jesuit J ohann Ernst Hanxleden (1681-1732), der seit 1701 an der südwestindischen Malabarküste als Missionar wirkte, ein Malayalam- bzw. Sanskrit-portugiesisches Vokabular, das zwar ebenfalls unveröffentlicht blieb, aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem Österreichischen Unbeschuh­ten Karmeliter Paulinus a Sancto Bartholomaeo (17 48-1806) eifrig konsultiert wurde und so wenigstens mittelbar in die Forschungsgeschichte eingegangen ist. Eine wichtige Quelle dieses Vokabulars war offensichtlich Amarasi111has Namalinganusasana, von dem Hanxleden sich eigenhändig eine Abschrift angefertigt hatte, die Paulinus für seine Ausgabe des Amarako~a nutzte2

2. Paulinus a Saneta Bartholomaeo (1748-1806)

Paulinus a Sancto Bartholomaeo mit bürgerlichem Namen Philipp Wesz­din3 - stand an der Schwelle von der vorwissenschaftliehen zur wissenschaft­lichen Periode der Indologie. Er wurde am 25. April 1748 in Hof am Leitha-

1 VgL C. Vogel, "Die Vorarbeiten des Jesuitenmissionars Heinrich Roth (1620-1668) zu einem Sanskrit-lateinischen Wörterbuch", in: Vicitrakusumaiijali, Volume Presented to R. 0. Meise­zahl, Bonn 1986, S. U 1- I 4!,. Die I Iandschrift findet sich jetzt abgedruckt bei A. Camps und J.-C. Muller, Thc Sanskrit Crammar and Manuscripts of Father Heinrich Roth S. J. (1620-1668), Leiden 1988. Siehe unten, S. 16.

3 Die Schreibung des Naclmamcns schwankt in der Sekundärliteratur zwischen Vcsdin, Wesdin, Weszdin und Wcrdin; er s\·lbst sdm~ibt ihn im Linzcr Ordcnsprofeßbuch der Unbeschuhtcn Karmeliter cigcnhiindig als Wt~szdin.

Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Page 4: Vogel Lexikographie1999

(:laus

gcbiq>,e (Nicder()stcrreich) als :·iltestes von sechs Kindem-drei Jungen und drei M:-tdchen- der Eheleute Georg Weszdin (gest. 18. 10. 1794) und Helene Prekunitsch geboren. Seine Eltern waren arme Bauern austrokroatischer Abstammung. Er besuchte die deutschsprachige Ortsschule und studierte anschlicf~end bei den Jesuiten in Güns/Köszeg die Elementa, in Ödenburg/ Sopron Grammatik und die Humaniora sowie in Raab/Györ Logik und Meta­l)hysik. Er machte rasche Fortschritte - Deutsch, Kroatisch und Ungarisch waren ihm schon seit früher Jugend vertraut- und konnte bald seinen Lebens­unterhalt durch Nachhilfestunden und Schreibarbeiten bestreiten.

Mit zwanzig Jahren trat Paulinus 1768 in Linz dem Orden der Unbeschuh­tcn Karmeliter bei und legte nach Absolvierung des Noviziats am 21. August 1769 dasclbst vor dem Prior Ioannes Paulus a Saneta Anna die Profeß ab. Bald darauf wurde er in das Ordenshaus nach Prag geschickt, um dort Philosophie und Theologie zu studieren. In seinem vierten und letzten Studienjahr wandte er sich mit Brief vom 22. Juni 1773 an den Provinzial Leonardus a Saneta Theresia mit der Bitte, ihn für die Mission zu bestimmen, was prompt geschah. Er reiste über Linz, Salzburg, Innsbruck und Trient nach Rom, wo er am 24. Dezember 1773 eintraf und im Missionskollegium der Unbeschuhten Karmeliter Italienisch sowie die Anfangsgründe indischer Sprachen lernte. Nachdem er vor der Congregatio de propaganda fide die vorgeschriebene Prü­fung mit der Note "sehr gut" (optime) bestanden hatte und am 27. März 1774 zum apostolischen Missionar auf zehn Jahre ernannt worden war, legte er am II. Mai 1774 das Missionsgelübde ab und wurde vom Präfekten, Giuseppe Maria Kardinal Castelli, für die Malabarküste im Südwesten Indiens eingeteilt.

Über Genua, wo Paulinus am 24. Mai, und Lissabon, wo er am 30. Juli 1774 anlangte und einen dreizehnmonatigen Zwangsaufenthalt zubringen mußte, den er unter anderem zum Portugiesischlernen nutzte - später kamen noch Englisch-, Französisch- und Spanischkenntnisse hinzu-, ging es nach Guern­sey, Vannes und Lorient, von wo er am 18. Januar 1776 mit der "Aimable Nan­nette" in See stach. Nach einer Schiffsfahrt von sechs Monaten und sechs Tagen, während der er nicht nur als Bordkaplan tätig war, sondern auch eifrig "Malabarisch" (d. h. Malayalam) trieb\ landete er am 25. Juli 1776 in Pondi­cherry an der Koromandel- oder Südostküste Indiens, wo er sich ein Viertel­jahr umtat, bevor er am 23. Oktober 1776 mit der "Nossa Senhorade Luz"

+ Die Südindienmissionare des 18. Jahrhunderts unterschieden zwei Formen des .,Malabari­schen": ein von den Brahmanen gesprochenes und mit Granthabuchstabcn geschriebenes stark sauskritisiertes Hochmalayalam (von Paulinus "sermo Malabarico-Samscrdamicus" genannt) sowie ein von den anderen Kasten gesprochenes und mit Tamilbuchstaben geschriebenes stark tamilisiertes Niedermalayalam. Vgl. A. Frenz [Hrsg.], Hermann Gundcrt. Brücke zwischen Indien und Europa, Ulm 1993, S. 212.

'!

Paulinus a Sancto Bartholomaeo (1748-1806)

Page 5: Vogel Lexikographie1999

10 ( 'Lus

,1tt ( Ion und Kap Comorin vorbei nach Cochin weitersq~clte. Dort am

1 ,r, N 0 vember 1776 eingetroffen, wirkte er dreizehn Jahre lang als Missionar; n wurde 1779 Rektor des Lateinischen und Syrochaldäischen Seminars in Vcrapoli/Varapuzha (14,5 km nordöstlich von Cochin), dem er bis 1782 vor­sLtnd, dann Generalvikar des dortigen Bischofs und apostolischer Visitator. 1 )ie I ,andessprache wußte er so souverän zu handhaben, daß er mit zwei auf ",tochmalabarisch" abgefaßten metrischen Werken sogar in die Malayalam­literatur eingegangen ist: dem Deva~a<;lgul}am, einem sich gegen den Polytheis­nnts wendenden Streitgedicht über die sechs göttlichen Eigenschaften, und dem Tresiacaritam, einer Lebensbeschreibung der heiligen Theresia von J esus

( 1515-1582)5.

i\ m 12. März 1789 schiffte sich Paulinus in Cochin auf der französischen l'rq2,atte "Calypso" ein, um nach Europa zurückzukehren. Von Brest aus, wo er am 29. September 1789 eintraf, begab er sich sofort über Land nach Rom. 11 ier entfaltete er in der Folgezeit eine rege wissenschaftliche Tätigkeit, die sich /.wischen 1790 und 1805 in nicht weniger als zwanzig überwiegend indien­kundlichen Büchern niederschlug, und das, obwohl er während der Revolu­tionswirren 1798/1800 für eine Weile in Wien und später in Padua Zuflucht nehmen mußte. Er war seit 1792 Prälektor und seit 1799 Professor für Orien­talische Sprachen am Collegio San Pancrazio, seit 1800 Studienpräfekt am C:ollegio Urbano der Propagandakongregation und Konsultor der Indexkon­''rcvation ferner Syndikus der Orientalischen Missionen, Mitglied der Akade-n n ' micn von Velletri, Neapel und Padua sowie korrespondierendes Mitglied des Institut de France. Das mit der Titularbischofswürde ausgestattete aposto­lische Vikariat von Malabar6, das durch den Tod seines Ordensbruders Aloi­si us Maria a J esu (gest. 1802) freigeworden war, lehnte er ab. Sein einfluß­reicher Freund und Gönner war Stefano Kardinal Borgia (1731-1804 ), seit 1800 Präfekt der Propagandakongregation, der ihn noch aus der Zeit vor seiner Indienmission als Prüfling kannte und dessen Biographie sein letztes Buch bildet. Paulinus starb im Konvent Santa Maria della Scala zu Rom am 7. Februar 1806 nach sechstägiger Krankheit an einer Lungenentzündung und

wurde in der Gruft der Scala beigesetzrl.

Vgl. K. M. Georgc, "Der Beitrag deutscher Gelehrter zum Malayalam", in: i\. Frenz, a. a. 0., S. 264; K. Chaitanya, A History of Malayalam Litcraturc, Ncw [ )clhi l 971, S. 202.

6 Zum allgemeinen Sachverhalt siehe I-I. E. Feine, Kirchliche Rcchtsf';cschichte", Köln-Graz

1964, S. 371f. u. S. 524ff. 7 Biographie nach L. Wetz!, Der Österreichische Kanndir l'aulinus ~ S. lhnholornaeo, Wien

1936, mit einigen Zusätzen aus dessen Viaggio alle lndtc oncutalt, Roma 17%.

II

Paulinus war, wie S(h(lil vt \\ ,dllli, 11 ,uil~cl :.! lruc·lttharer Schriftsteller, der, aus Indien zurückgekchn, hts !lt ;;,·tticttt Tnde Jedes Jahr wenigstens ein Buch veriiffentlichte. Er hatte liir d,ts S,tiJ',Iuit 1.wci einheimische Gewährsm:inncr gehabt: die Brahmanen Krshtu Ulld 1\tiithctl J\shan in Angamali, von dcnctl ihm letzterer "sehr gewissenhaft und zugleich sehr gelehrt" erschienen war~. Außerdem hatten ihm offenbar auch "die sehr berühmten Magister und Dok toren der Universität Triciur [d. i. Trichur] in Malabar, die heute noch sehr blühend ist", geholfen9. Seine Opera taten sich insonderheit dadurch hervor, daß die Darstellung derselben Gegenstände, über die schon vorher die M issio nare und Reisenden zu berichten pflegten, in Europa erstmals auf ein bestimm­tes Literaturwerk, das Lexikon des Amarasir:pha, gegründet wurde. Darauf hielt er sich viel zugute, was er bei jedem Anlaß zu verstehen gab und zu har, sehen Ausfällen gegen seine Vorgänger zu benutzen wußte, wie folgende Kost~ probe veranschaulichen mag10: "Solange nicht aus dem Buch Vyagarna [ d. 1.

Vyakaral}a] und dem Amarasinha die sicheren Etymologien der \'Vörter her vorgeholt und zutage gefördert werden, werden die brahmanischen Bücher, Denkmäler, Sagen und Wissenschaften immer unzugänglich undurchdrin<•liclt und dunkel bleiben. Wir werden immer faseln, werden Hirngespinste :Lll t der wahren Dinge feilbieten, wie (sie) Halhed, Holwel(l), Dow, J\nquctil, D'Hancarville und viele Indienmissionare feilgeboten haben: in indischen Sprachen halbgebildete Vagabunden."

Die heftige Reaktion der zeitgenössischen Fachkollegen hat sclbstvcrst:ind­lich nicht lange auf sich warten lassen und vor dem Hintergrund der vielen unübersehbaren Mängel wesentlich dazu beigetragen, ihn unverdientermaßen

s Sidharubarn seu Gramrnatica Sarnscrdamica, Romae 1790, S. 48: "pientissimus simul ac doctis, sirnus"; vgl. S. 21und Examen historico~criticum codicum Indicorum bibliothecac Sacrac Con· gregationis dc propaganda fide, Romac 1792, S. 51f. An anderer Stelle wird ein gewisser Cian­gra [!] Aashan als "ein in der sarnscrdamischen Sprache sehr bewanderter Mann" bezeichnet (Systema Brahmanicum liturgicum, mythologicum, civile, Romac 1791, S. 194: "linguac Samscrdamicae peritissimus vir"). - Angamali war die nordöstlich von Cochin geleaenc und durch Tipu Sultan (1782-1798) zerstörte frühere Bischofsresidenz der Thomaschriste~.

9 Sidharubam, S. 15: "ccleberrimi magistri et doctores universitatis Triciur in Malabaria, quac hodiedum florentissima cst". Gemeint is} eines der drei Brahmanenkollegs (matha) in Trichur, deren Gründung auf drei Schüler des Sankara zurückgehen soll; vgl. Imperial Gazeneer of India, N.E., XXIV, 1909, S. 48. '

10 Musei Borgiani Vclitris codices manuscripti, Romae 1793, S. 156, Anm. 1: "Donec ex libro Vy<i­garna et Amarasinha certae vocum ctymologiae non depromantur et illustrentur, libri, monu­menta, fabulac, scientiae Brahmanicae Semper remauebunt imperviae, impenetrabiles, et obscu~ rac. Ariolabimur semper, commenta pro rebus veris venditabimus, ut venditavere Halhed, Hol­wcl, Dow, Anquetil, D'Hancarville, et multi rnissionarii Indici linguarum Indicarum circulato­res semidocti." Die genannten Personen waren Nathaniel Brassey Halhed (1751-1830), John Zcphaniah Holwell (1711-1798), Alexander Dow (1735/36[?]-1779), Abraham Hyacinthc Anquetil Dupcrron (1731-1805) und Pierre~Fran~ois Hugues dit d'Hancarville (1719-1805).

Page 6: Vogel Lexikographie1999

I' ( :l.1t1s Vogel

in eine J\uf\enseiterrolle abzudr:in~en, von der er nicht mehr loskam. So sagt J\ lexander Hamilton ( 1762-1824) in seiner anonymen Rezension des ersten Bandes des Via~gio alleIndie orientali 11 : "In seinem Kapitel über die Gesetze der Inder beginnt er mit einer historischen und kritischen Abhandlung über das J\lter der Veden, in bezug auf welches er wieder die Meinung von Sir William Jones bestreitet; und spricht darüber hinaus von diesem großen Mann sowie von Mr. Wilkins, Mr. Halhed und all den anderen gelehrten Mitgliedern der J\siatic Society in einem Ton der Schmähung, der so recht zum überheb­lichen Dogmatismus seines Ordens und zur kritteligen Hohlheit seiner Dis­position paßt, aber dem liberalen Geist der Wissenschaft und der würdevollen ( ;estnnung eines Gentleman gleichermaßen ungeziemend ist. Paolino mag uns vielleicht vorwerfen, ihn mit seinen eigenen Waffen anzugreifen; aber wir sind ;.uversicht!ich, daß unsere Sprache sich von der seinen ebenso unterscheidet wie die Stimme der Wahrheit vom Murmeln der Bosheit. Er hat es der Sanft­müti~keit seines Christentums für zuträglich gehalten, die Talente zu beleidi­''C11 die er beneidete; während wir zur Ehre der Literatur uns bemüht haben, h ,

den Genius zu verteidigen, den wir bewundern." Eine vorurteilsfreie Würdigung seines wissenschaftlichen CEuvres haben erst

in neuerer Zeit E. Windisch12, L. Rocher13 und M. Jauk-Pinhak 14 unter-

11 1\siatic Annual Register 1, 1799/1800, Account of Books, S. 238: "In his chapter on the laws of thc Indians, he commcnces with an historical and critical dissertation on the antiquity of thc Vcdas, respecting which he again controverts the opinion of Sir William Jones; and moreover talks ofthat great man, as well as of Mr. Wilkins, Mr. Halhed, and all the other lcarned mem­bers of thc Asiatic Socicty, in a strain of contumely suitable enough to the insolent dogmatism of his order, and the captious vanity of his disposition, but equally unbefitting the liberal spirit of science, and the dignified Sentiments of a gentleman. Paolino may perhaps accusc us of attacking him with his own weapons; but wc trust our language is as different from his, as the voice of truth is from the murmurs of malice. He has thought it becoming the meekness of his Christianity to insult those talcnts which he envied; whereas we have, for the honour of litera­ture, cndeavoured to defend that genius which we admire." Die vernichtenden Kritiken, die Barnilton gegen Paulinus gerichtet hat, finden sich zusammengestellt bei R. Rocher, Alexander Barnilton (1762-1824). A Chapter in the Early History of Sanskrit Philology, New I-laven 1968, S. 17-20 u. S. 26.

12 Geschichte der Sanskrit-Philologie und indischen Altertumskunde, I, Strallburg 1917, S. 20ff. 13 Paulinus a S. Bartholomaco, Dissertation on the Sanskrit Language, 1\msterdam 1977, S. IX ff. 14 "Some notes on the pioneer Indologist Filip Vesdin (Paulinus a Sancto lhrtholomaeo)", Indo-

logica Taurinensia 12, 1984, S. 129-137. Da Paulinus hier als Kro,ue vereinnahmt wird, sei der guten Ordnung halber noch einmal betont, daß er zwar aus einer ursr'rünglich kroatischen Familie stammte, aber gebürtiger Österreicher deutscher Zunge war. 1\uch sein des Lesensund Schreibens unkundiger Vater war nachweisbar deutschsprachig, und sei nc Mutter hieß laut Hofer Kirchenbucheintrag vom 23. November 1746 Hdcna Prckunitschin, nicht Prckunicsin oder Prckunicsova; da in demselben lateinischen Eintrag als Trauzcugvn l'hilippus Kopinics, Joannes Tulkovics, Paulus Ditske und Laurentius Skuwvics c:rsdwinvn, darf aus der einge-deutschten Schreibweise des Mädchennamens auf ihre lkutschsprachigkeit geschlossen werden. Paulinus selbst fühlte sich ohne Narion,tlismus als Deut-scher. So äußerte er etwa in einem Brief vom 24.

('l.f'J fUl ~ 11).()311-l ra; <n w ~ ..&.. g

. Rari Shri Gannabaclaye nama [I] . Vishnu ( cleo ) & beato Gannabacli ( deo ) adoratio •

r.st~ ..&.. rn Q-o rU'l 8

Amarasinha •

IVU.lrn~1 JWoMl..lii ~3 db @5'r:W @s~.!l" i:J ~3&

mJ rn 6H~.l3 6") db 3 5> ~ 3 5,) r:..J :::1 5> .3J 6b JW ~ E' 5> -su @·rG ~A-.J o

Swaravyam swargga mka tridiva tridasMiaya · Sural6g6 cly6divau clve striyau clibe · triviszdabam ( 2) . Swar.avgarn indeclinabile. Quasi firmamenturn per se subsistens Swargga. N<ka. Tridiva. TridasM.Iaya • Sural6ga.

Coelum , & aer subtilis. Trina Iux. Trium regionum mansio. Solis mundus (3) •

--------------·------·

I.\

( 1) Litera Samscrdamica II ~ p, t , in principio dictionis du rum habet sonum ~ in medio & fine mollem • Qyare quamvis nomen Ga11nabadi in textu Samscr~ damico per literam p. , & t. , scribatur, nempe Gatmapati , tarnen leniter seu mo!Jiter est pronuntiandum , ä9 proinde mollibus litteris , per b. nempe & t• illud scribimus • Qpae animadversio etiam in aliis dictionibus est servanda •

(z) Hi duo versus constituunt unum Shl6ga, includens nomina Coeii; & haec dicitur lectio ligata ' quia versibus & litterarum ellisionibus ac 'mutatio­nibus coarctatur. Sequitur jam lectio soluta, quam Brahmanes australis .lndiae Tamulcutta appellam; • DiCitur autem Cutta seu lectio interpuncta , quia nomi­na in casu· recto ·exhibet, per puncta seu dicyclos inter se distinguit , cuique suum genus, ~ s\ibinde etiam declÜ:U.Itionem assignat • Cum itaque prima le­ctio seu ligata extremae sit difficu1iatis ob. ellisiones litterarum & mutationes nominum, ad hanc' Jectionem rite assequeqdam , Brahmanes utuntt:ir libro Ama­rasinha. notis & dicyclis interpuncto, qui quidem liber secundus paraphrasis est lectioms ligatae seu per Shl6ga scriptae • Est autem Shl6ga , ut. alibi dixi, versus vel sententia mere Samscrdamica, certis vinculis secund um Grammaticae. & Poeseos lege& coarctata. · · ,

(3) Solem· deum a Brahmanibus coli demonstravimus in Systemate Brahma~ nico pag· I· & seq·, ubi sacrificium Solis seu Triga descripsimus • Itaque Ama­rasinha Coelum SoJis mundum appellat, · tamquam seclern beatam praecipui Nu­mtms. llla vero gloria seu beatitndo, qua animae beatae fruuntur , postquam rite purgatae sunt, M6ksha, Mucti, Nirvanna, Shreya ,, vel Cayvaliam dici· tur , ac a Coelo , ut contentum a contin(;,ute ~ distinguitur •

A

Seite 1 in Paulinus' Ausgabe des Svargavarga, Romae 1798 (nach einem Exemplar im Besitz des Verfassers)

Page 7: Vogel Lexikographie1999

II ( :l.m' Vogel

IHlllltllCil. Vor allem Rochcr macht mit Recht darauf aufmerksam, daß Paulinus in einer Periode rasch fortschreitender Indienkenntnisse wirkte, daß er bei der 1\uhrbeitung seiner aus Malabar mitgebrachten Materialien ganz auf sich angewiesen war und in Rom keines der Hilfsmittel zur Verfügung hatte, die seinen Widersachern in Calcutta zu Gebote standen, und daß der ganze Streit i 11 nicht unerheblichem Maße auch ein solcher zwischen der südindischen und der bengalischen Schule des Brahmanismus war.

Das Namalingänusäsana des Amarasirpha, heutzutage allgemein Amarako~a (oder 1\marakosa) genannt15 , wurde von Paulinus durchweg als "Amarasinha" lwzeichnet. Dies hielt er jedoch lange Zeit nicht für den Namen des Autors, sondern für den Titel des Werkes, wie nachstehende Worterklärung zeigt 16, in der die Sinnangaben für amara übrigens eher zum Malayalam und Tamil als zum Sanskrit passen 17

: "Der Name Amarasinha sei der Name des Autors und nicht des Buches, glauben die Engländer von Calcutta in dem Werk Asiatick Researches (Bd. 1) S. 354, einer kleinen Abhandlung zur indischen Literatur. Doch da sie überhaupt keinen Beweis für die Behauptung beibringen, soll nie­mand sich zum Frevel anrechnen, von ihrer Meinung abzuweichen. Der hoch­würdige Vater Ernst Hanxleden schreibt folgendermaßen: ... Amarasinham,

T.tgcs Cafch oder Chocolade trinken, warum sollte es uns Deutschen, die wir von einem stär­keren und kälteren Temperament sind, nicht verlaubt scyn, in Italien ein Paar Gläser Wein in Ruhe und Freundschaft auszutrinken? ... tun uns die Italiäner sehr auslachen, da sie uns Deut­sche S:iuffcr nennen." Außerdem heißt es in dem auf deutsch abgefaßten Diarium seiner Indien­lahn unter dem 21. Januar 1776: "und ich, ob ich schon ein Deutscher bin, mui\te im Gebete ,Ludovicus Rex noster' sagen", sowie unter dem 8. Juli 1776: "So sind wir Deutsche dem (;csichtc nach mcistentheils weiß und roth, kräftig im Leibe, langsam im Denken." Vgl. \\7etzl, a .. 1. 0., S. 2, 42 u. 57.

'' Der i\marako~a selbst bevorzugt die Schreibung mit Zerebral (III 3.221). "' Sidharubam, S. 63: "Nomen Amarasinha auctoris et non libri nomen esse putant Calcuttenses

i\ngli in opcre Asiatick researches p. 354, disscrtatiuncula in litteraturam Indicam. Sed quia nullam omnino asserti probationem afferunt, nemo sibi religioni ducat, ab opinione eorum dis­ccdere. R. P. Ernestus Hanxleden ita scribit: ... Amarasinham, hum livro, vocabulario do Gran­dam. Amara bell um, et ducem cxercitus, vel etiam nauarchum, qui ad timonem sedet, significat, amaram vcro puppim navis. Amaren autem immortalem, genium, deum. Sinham est lco, unde compositum est Amarasinham. Inter has itaque significationes convenientior est illa, quae librum hunc tamquam fortem leoncm et duccm denotat, modo nempe allegorico, qui libris Brahmanicis communis est: sie ipsi dicunt Ciandrodeyam, cursus lunac, qui unius libri titulus est. Shiva mangalam, Shivae dei cultus felicitas, qui alter alterins libri titulus. Cinda man!, unio sivc gemma cogitationis vel rcflexionum, qui alter liber cst."

17 Das verwundert nicht, da Paulinus ausdrücklich auf J. E. I Ianxlcden Bezug nimmt, dessen unveröffentlichtes Malayalam-Portugiesisch-Wörterbuch (Vocabulariu m M alabarico-Samscr­damico-Lusitanum) ihm zur Verfügung stand. So notieren die einschLigigcn Lexika "combat, battlc" bzw. "war, fighting, strife" für Malayalam/Tamil dlnclr, "stcrn of a ship or boat, helm" und "control" für Malayalam amaram, "thc command of (l!lC thousand footmcn" und "the stern or hinder part of a vesscl" für Tamil amaram. VgL Malayala111 l.cxicon, [, Trivandrum 1965, S. 578b u. S. 579a; M. Winslow, Tamil-English Dictionary, Reprint, Wiesbaden 1977, S. 29 b.

ein Buch, ein VokahuLtr dc., ( ;t.u~tl.llll :\111.\Lt \i,·d~t 1\.riq!, und I Ieerführer oder auch Kapitiln, wer an dn I kt< lt::cl 'dllr 1

':, .ttlLtram hinge~en Schiffsheck Amaren aber Unsterblicher, ( ;clllll . .,, <roll. Sitdl.lln ist der Löwe, woraus Ama­rasinha zusammengesetzt ist. Untn diesen Bedeutungen ist deshalb die ent­sprechendere diejenige, welche dieses Buch gleichsam als tapferen Löwen und Führer bezeichnet, natürlich auf allegorische Weise, die den brahmanischen Büchern gemeinsam ist: So sagen sie selbst Ciandrodeyam, Mondlauf, was der Titel eines Buches ist. Shiva mangalam, Glück der Verehrung des Gottes Shiva, was ein anderer Titel eines anderen Buches (ist). Cinda manf, Perle oder Edel­stein des Denkens oder der Überlegungen, was ein weiteres Buch ist." Den Titel Amarako~a ließ er höchstens als regionale Variante gelten19

: "Amara mit kurzem Auslaut heißt durch Ol.Epfjmc; Unsterblicher, mit langem auslautenden a die Unsterblichen; amaram Schiffsheck; amara Krieg. Dies alles nach dem Wörterbuch von Vater Hanxleden. Also heifh Amaracosha unsterblicher oder göttlicher Schatz; Amarasinha unsterblicher Löwe; Amaracinha Zeichen, Attribute, Merkmale der Unsterblichen. Mit demselben Recht, mit dem die nördlichen Inder dieses samscrdamische20 Wörterbuch Amaracosha rufen, können die südlichen Inder es Amaracinha nennen. In unseren drei Kodizes wird Amarasinha geschrieben." Jetzt weiß man, daß Amarasirpha ein Eigen­name ist21 und - wörtlich übersetzt - "löwengleicher Unsterblicher" heißt, was soviel wie einen ausgezeichneten Gott meint.

Für seine semasiologischen Studien und insbesondere für seine Edition des Svargavarga, des vom Himmel handelnden ersten Abschnitts des Amarako~a, stützte sich Paulinus auf drei Textzeugen22 : (1) die von ihm selbst um 1778 besorgte Kopie eines alten Kodex im Hause des Francisco Texeira, eines ein-

18 L. Rocher (Paulinus a S. Bartholomaeo, Dissertation on the Sanskrit Language, Amsterdam 1977, S. 157) übersetzt "helmsman"; eine Bedeutung "Steuerruder" ist für timoltemo jedoch nicht belegt.

19 Amarasinha, Secrio prima de caelo, Romac 1798, S. XI f., Anm. 1: "Amara cum ultima brevi pcr m:i:pi]m\· significat immortalem, cum ultima a longa immortalcs; amaram puppim navis; amara bellum. Haec omnia ex dictionario P. Hanxleden. Ergo Amaracosha significat tbcsaurum immortalem seu divinum; Amarasinha immortalem leonem; Amaracinha immortalium signa, attributa, indicia. Eodcm jure, quo boreales Indi dictionarium hoc Samscrdamicum vocant Amaracosha, australes Indi illud nuncupare possunt Amaracinha. In tribus nostris codicibus scribitur Amarasinha."

20 Paulinus transkribierte indische Wörter in Anlehnung an die südliche Aussprache und die ita­lienische Schreibweise (Sidharubam, S. 11 ); das Sanskrit heißt bei ihm deshalb Samscrda bzw. im Nominativ Singular Neutrum Samscrdam, wozu er das lateinische Adjektiv Samscrdamicus bildete (a. a. 0., S. 13f.).

21 Dies hat schließlich auch Paulinus akzeptiert (Vvacarana seu Locupletissima Samscrdamicae linguae institutio, Romae 1804, S. XVI).

22 Sidharubam, S. 13; Amarasinha, S. VI.

Gasuns
Line
Page 8: Vogel Lexikographie1999

II> ( :Ltus Vogel

heimischen Gelehrten, der als Dolmetscher für die Compagnie fran~;aise in Mahc üitig war; (2) ein altes und brüchiges Palmblattmanuskript, das eine sogenannte Tamilkuttu- oder metrisch ungebundene Fassung - unter Auf­lösung aller Komposita und Vernachlässigung aller Wohllautsregeln - sowie ci ne Malayalamparaphrase bot23; und (3) eine von J ohann Ernst Hanxleden ll<K h Kodizes der Universität Trichur erstellte Abschrift, die seine Hauptquelle hildete. Außerdem konsultierte er zwei Handschriften der Bibliotheque royale in Paris24•

I )ie Ausgabe ist nach Wortgruppen in 29 kürzere oder längere Absätze u ntcrgliedert, die jeweils so eingerichtet sind, daß auf den Sanskrittext in c; ranthaschrift eine Transkription und eine Interpretation folgen. Der Sans­krittext ist im großen und ganzen korrekt, zeigt aber gelegentliche Unsicher­heiten bei der Vokalquantität. Er weist neben den üblichen Merkmalen indi­scher Manuskripte (Anusvara statt Klassennasal und umgekehrt, Doppelkon­sonant nach r, fehlender Avagraha) die weitere - typisch südindische -Eigentümlichkeit auf, auslautenden Zischlaut vor anlautendem Zischlaut bei­zubehalten oder anzugleichen, also z. B. vibudhas sura~ (2b) bzw. srzghanas sasta (9c) ZU schreiben. Doch wird ein solcher Zischlaut ebenso wie ein ent­sprechender Visarga oft aus Nachlässigkeit einfach weggelassen. Die Tran­skription25 ist an den Regeln der italienischen Aussprache orientiert und in mancherlei Hinsicht noch unvollkommen. So bleibt der Visarga stets unbe­zeichnet, sind Zerebrale und Dentale nur ungenügend voneinander unter­schieden und werden - ein damals heftig kritisiertes Vorgehen26 - inlautende Tenues nach südindischer Sprechweise durch Mediae wiedergegeben. Außer­dem ist die Wartabtrennung oft willkürlich, sinnwidrig oder schlicht falsch,

D Musei Borgiani Velitris codices manuscripti, Romae 1793, S. 60. Die Bestände des Museo Bor­giano in Velletri gehören jetzt zur Biblioteea Vaticana. Vgl. P. Orsatti, Il Fondo Borgia della Biblioteca Vaticana e gli studi orientali a Roma tra sctte e ottocento Citta del Vaticano 1996 wo auf den Seiten 173 bis 182 die insgesamt 74 bzw. 71 noch nachweisbaren Handschrifte~ und Drucke der indischen Abteilung der Sammlung Borgia besprochen werden, darunter das "Dictionarium Malabaricum Lusitanum" von]. E. Hanxleden (Nr. 10), ein "Lexicon linguae Sanscritae" in einer angeblich 1765 von Francisco Theoxeira [!]erstellten Abschrift (Nr. 19)­vielleicht das erste obengenannte Manuskript- sowie ein "Vocabularium Brahmanicum dieturn Amarasimha" (Nr. 64).

24 Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae regiae, I, Parisiis 1739, S. 434-448: Nr. 42 und Nr. 244. Die Identifizierung dieser beiden Manuskripte in A. Cabatons Catalogue sommaire des manuscrits sanscrits et palis (de Ia Bibliothcque nationale), I, Paris 1907, ist- wenn über­haupt- nur vor Ort möglich; in Frage kommen in erster Linie die dem 18. Jahrhundert zuge­ordneten Granthahandschriften Nr. 631, 637 und 642, in zweiter Linie die vielleicht zu Unrecht dem 19. Jahrhundert zugerechnete Granthahandschrift Nr. 613.

25 Siehe Anhang I. 26 V gl. A. Barniltons ebenfalls anonyme Rezension des zweiten Bandes von Paulim!S' Viaggio alle

Indie orientali im Asiatic Annual Register 2, 1800/01, Account of Books, S. 42.

[li(' 1/

was aber wenigstens /.ll111 'l',·d .ttd d.t·. knntu ,lc•. Sl't/.l'l'S gehen dürl'te. Die Interpretation liefert im wt·scnllw!J,·tt ct\llt<.i<>~~~st,·tTillle Übertragungen der einzelnen Synonyme: S'Vilr "gkiclt• .. tnt d.t~ durch sich fortbestehende Him­

melszelt" (quasi firmamentum pcr st' su bsistctls, I a), tridi·va "dreifaches Licht" (trina lux, lb), tridasalaya "l laus der drei Ccgcnden" (trium regionum man­sio, lb), suraloka "Welt der Sonne" (solis mundus, lc), trivi~?apa "dreifache Gesamtheit" (trina universitas, ld) usw. Diese höchst fragwürdigen Über­tragungen, zu denen in den Fußnoten noch zahlreiche wort-, mythen- und religionsvergleichende Überlegungen angestellt werden, gründen sich offenbar auf die ebengenannte Malayalamparaphrase, da sie fehlen, wenn das Palm­blattmanuskript unleserlich ist (S. 49); sie passen aber häufig nicht zu den Kommentaren, auch nicht zu den südindischen von Lingayasürin und Mallinatha27• Ein abschließendes Urteil über sie ist deshalb erst nach Einblick

in die ausgeschriebene Quelle selbst möglich. Zwei Faktoren waren es, die dazu führten, daß die Editio princeps des Pau­

linus bei ihrem Erscheinen so gut wie keine Beachtung fand: zum einen die Granthalettern, die er für den Sanskritdruck wählte und die den europäischen Indologen fremd waren; zum andern das Lateinische, das er zum Medium seiner Darstellung machte urid das weder die indischen Indologen noch die Pandits kannten. So kommt es, daß eine Reihe abweichender Lesarten und zusätzlicher Verszeilen seiner Ausgabe bis heute unberücksichtigt blieben28

.

Was für die Ausgabe des Svargavarga gilt, trifft in gleichem Maße auch für die Auszüge aus dem übrigen Amarako~a zu, die Paulinus im Anschluß an seine zweite Sanskritgrammatik mitteilte29 : Sie wurden völlig ignoriert. Das fiel allerdings um so leichter, als schon wenige Jahre später Henry Thomas Cole­brookes Devanägar!text mit englischer Marginalversion auf den Markt kam (Serampore 1808), der dem damaligen Stand des Faches weit eher konvenierte.

27 Lingayasurin deutet die obigen Wörter ganz konventionell: svar als svaryate "wird zu tönen/wärmen veranlaßt", tridivaals trtzyas casau divas ca "der dritte und dieser als Himmel" (d. h. der dritte Himmel), tridasalaya als tridasanam alaya~ "der Wohnort der dreimal zehn (Götter)", suraloka als surii.IJii.n:z loka~ "die Welt der Götter" und trivi~tapa als trtzyan:z ca tad vi~tapan:z ca "die dritte und diese als Welt" (d. h. die dritte Welt). Mallinatha äußert sich nicht eigens dazu und signalisiert damit seine Zustimmung. Vgl. A. A. Ramanathan [Hrsg.], Amara­kosa with the unpublished South Indian commentaries Amarapadavivni of Lingayasurin and Amarapadaparijata of Mallinatha, I, Madras 1971, S. 6f.

28 Siehe Anhang II. 29 Siehe Anhang III.

Gasuns
Line
Page 9: Vogel Lexikographie1999

IH ( :Lws Vof',cl

3. flcmy Thonuzs Colcbrooke (1765-1837)

Zu den Engländern von Calcutta, neben den frühen Missionaren und Reisenden die hauptsächliche Zielscheibe für die literarischen Giftpfeile des Paulinus, zählte vor allem das Dreigestirn der Gründungsväter der Indologie: Charles Wilkins (1750-1833), Sir William Jones (1746-1794) und Henry Thomas Colebrooke (1765-1837), die im Rahmen der am 15. Januar 1784 kon­stituierten Asiatick Society mit ihrem Schaffen die neue Disziplin ins Leben riefen.

Henry Thomas Colebrooke wurde am 15. Juni 1765 in London geboren. Ohne daß er jemals eine Schule und eine Universität besuchte oder gar einen akademischen Grad erwarb, wurde ihm im Elternhaus durch Privatlehrer eine sorgfältige Ausbildung nicht nur in den Elementarfächern, sondern auch in den klassischen Sprachen sowie im Französischen und Deutschen zuteil; außerdem machte er sich schon damals mit den Grundlagen der Mathematik vertraut. Sein Vater, Sir George Colebrooke (1729-1809), hatte von 1769 bis 1773 den Posten des Vorsitzenden des Direktoriums der East India Company bekleidet, was ihn nun dazu bewog, den gerade Siebzehnjährigen 1782 für eine Laufbahn im Civil Service of Bengal zu bestimmen. Anfangs als Verwaltungs­beamter und später als Friedensrichter war er in Tirhut, Purnea, Nator und Mirzapur beschäftigt. Aus dieser Tätigkeit gingen seine ersten beiden Publika­tionen hervor: die als Privatdruck 1795 erschienenen "Remarks on the Present State of the Busbandry and Commerce of Bengal", die den freien Handel zwi­schen Großbritannien und Indien empfahlen und damit bei den Direktoren der East India Company solchen Anstoß erregten, daß sie in England nicht veröffentlicht werden durften; sowie der in vier Foliobänden 1797-98 heraus­gebrachte "Digest of Hindu Law on Contracts and Successions", eine engli­sche Übersetzung der Lehren des Dharmasästra über Vertrags- und Erbrecht, die unter der Leitung von Sir William Jones durch einheimische Gelehrte zusammengestellt worden waren. (Das hierfür notwendige Sanskrit hatte er bei Jones' Tod 1794 eben erst erlernt.) Von Mirzapur aus wurde er im Jahre 1798 als Gesandter des Generalgouverneurs Lord Mornington (1798-1805)­ab 1799 besser unter dem Titel Marquess Wellesley bekannt - nach N agpur geschickt, um den Raja Raghojee zu einem Bündnis zu gewinnen. Im Jahre 1801 wurde er zum Richter am neuen Appellationsgericht in Calcutta, eben­falls im Jahre 1801 zum Professor des Indischen Rechts und der Sanskrit­sprache am neuen CollegeofFort William und im Jahre 1807 zum Mitglied des Rates des Generalgouverneurs Lord Minto (1807-1813) berufen. Nach dem frühen Tode seiner Frau Elizabeth geb. Wilkinson, mit der er nur vier Jahre verheiratet gewesen war30, kehrte er Ende 1814 in die Heimat zurück, wo er

I'!

Henry Thomas Colebrooke (1765-1837)

30 Einer der vier Söhne aus dieser kurzen Ehe, John Colebrooke (1812-1827), verbrachte zusam­men mit einem Sprößling des ceylonesischen Oberrichters Sir Alexander Johnston über zwei Jahre- von 1824 bis 1826- als Gast im herrschaftlichen Hause August Wilhelm von Schlegels in der Bonner Sandkaule 529 (wo sich heute ein häßlicher Neubau der Stadtwerke befindet) und erhielt dort Privatunterricht bei dem Dozenten der Klassischen Philologie Nikolaus Bach. Während des Mittagessens mußten die jungen Leute mit dem Meister französisch parlieren und während des Abendessens, das Schlegel wegen figürlicher Probleme ausfallen ließ, mit dessen SchülerChristianLassen deutsch sprechen. Vgl. W. Kirfel, Briefwechsel A. W. von Schlegel­Christian Lassen, Bonn 1914, S. 114, 155 u. 169; R. Schirmer, August Wilhelm Schlegel und seine Zeit, Bonn 1986, S. 149.

Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Page 10: Vogel Lexikographie1999

20 ( :l.tus Vogel

11icht blol~ seine imlolo~ischen Studien fortsetzte, sondern sich verstärkt auch naturwissenschaftlichen Problemen- bis hin zu chemischen Experimenten im ei~enen Laboratorium - zuwandte. Er starb nach vieljähriger Blindheit und lan~wi1hrcndem Siechtum am 10. März 1837 in London31 •

Während der eher schwärmerische Sir William Jones durch den Enthusias­mus, mit dem er die Perlen der schöngeistigen indischen Literatur ans Licht zo~, vornehmlich anregend wirkte, lenkte der äußerst nüchterne Henry Thomas Colebrooke, der dessen Werk fortführte, sein Forschungsinteresse mehr auf das fachwissenschaftliche Schrifttum. Er schrieb nicht bloß weitere Arbeiten zum indischen Recht, sondern auch grundlegende Aufsätze zur indi­schen Philosophie, Religion, Grammatik, Astronomie und Arithmetik. Er war es auch, der im Jahre 1805 in seinem bahnbrechenden "Essay on the Vedas or Sacred Writings of the Hindus" erstmals zuverlässige und detaillierte Angaben über die alten heiligen Bücher der Inder machte und der im gleichen Jahre in seiner vorbildlichen "Grammar of the Sanscr'it Language" die bis dahin unberücksichtigten Leistungen der einheimischen Grammatiker von vornher­ein mit einbezog. Er war ferner Editor mehrerer Sanskritlexika32 und anderer elementarer Texte wie Pat;tinis Sprachlehre AHadhyayi, Narayat;tas Fabel­s.unmlung Hitopade§a und Bharavis Kunstepos Kiratarjuniya. Er gab außer­dem eine Anzahl von Inschriften heraus und trug endlich eine ungemein reich­haltige Kollektion von indischen Handschriften zusammen, die ihn an die I 0 000 Pfund Sterling kostete; diese schenkte er 1819 der East India Company, von wo sie an die India Office Library kam, zu deren kostbarsten Gütern sie noch heute rechnet33 •

Colebrookes Arbeiten zur altindischen Lexikographie und insbesondere zum Amarako~a müssen vor dem Hintergrund eines Sanskrit-englischen Wörterbuchs betrachtet werden, dessen Kompilation bald nach der im Jahre 1800 erfolgten Einrichtung des CollegeofFort William in Angriff genommen worden war (und das als das früheste seiner Art unter der Federführung von Horace Hayman Wilson [1784-1860] schließlich im Jahre 1819 in Calcutta erschien). Er hatte richtig bemerkt, daß der Amarako~a- oder Amera C6sha, wie er den Titel phonetisch umschrieb- nach einhelligem Urteil der Fachleute

31 Biographie nach T. E. Colebrooke, The Life of H. T. Colebrooke, London 1873. 32 In zwei Sammelbänden, von denen der eine neben Amarasirrhas Namalinganusäsana noch

Puru~ottamadevas Trika!fc:iasqa und Haraval! sowie Medinikaras Nänarthasabdako~a, der andere Hemacandras Abhidhanacintama!fi und Anekarthasarrgraha enthält. Beidc Bände wur­den in Colebrookes Auftrag von indischen Pandits besorgt, von Vidyakaramisra mit Indizes versehen und von Baburama im Vikramaditya-Jahre 1864 [A.D. 1807/08] in Calcutta gedruckt.

33 Vgl. M. Winternitz, Geschichte der indischen Litteratur, I, Leipzig 1908, S. llf.; E. Windisch, Geschichte der Sanskrit-Philologie und indischen Altertumskunde, I, Straßburg 1917, S. 26ff.

/I

} [nooK t,

m tm m m tm

<JJT~ 'Sfl+f~u ~~ aJ"'liir ~~~ 1 m §m m nm

4. ~"5~: lfi~~ rft&tmr ~ti<il1t<l: m •mn 1 f

~ct\t ~amfi\ (~fa' ctt) ~crnt (~) I -({. m IDJ tm m ;.m

Sets or di vini~ tles. z. 5. ~rf~~ fij:V 'aBCIB 1jim=lr+t~D.fc:t~: I t~· t"3;tt.­

m m m §~.-

m I! f m • n m m.

~y:~hr~·& 6. fu~ftr.s~ ~ ~~~r ~ ~.w:r: 1 m. m. m. m. m

m m m m tm m-

Giant:_orTi- 7. ~~ ~~tt{ ""Trl~ ~·I tans. ) ~ ~·~ "''' "'\ -~ ~«:S\ll~ ~l-''""'l•

t ~ft. m •m m :tm

~'l!i'.Ilt f~tUU: Vtl~CIT: ~t;;tt: I - ..... ..... m m m §m m

AJi B t" "' "' ~ ,d';,=~:' •· 8. l:t~: ~rtfit '5~'[ 'Ul\@{~ 'ft'l{trt<=r: I m l!m m m m

m m '9m m

9· "il~f~t ~'11~~ .Sl:tldR" f#li<~: I • '-~tr,. 1 ::'lia>c. or ncut. 2 Each cousists of a speeified number (see their names in

other dictionaries.) Adityas lZ. Vistotdevas 10. ·rasus 8. Twhitas s6. Abh6s­

waras (;~. Anilas 49. Mauar6jicas 220. Sud'hyas 1:?. Iludras 1 L '3 pl.

f~iJ, i.e.f&~~!· 4 Of1·arious classes & denominatiom, ao. T'idyad"haras,S·c,

5 A Jemon, siu;. ::i:,r~=r(; pl. aJ'Bn;. :;; ....

Seite 2 in Colebrookes Ausgabe des Amarako~a, Scramporc 1808 (nach dem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek, München)

Gasuns
Line
Page 11: Vogel Lexikographie1999

den besten Zugang zum üblichen Sinn der Sanskritwörter gewährte, weshalb man ihn als Basis für jenes Diktionär sowohl im Original wie in Übersetzung benötigte. Für die über mehr als fünf Jahre sich hinziehende Konstitution und l nterpretation des Textes benutzte Colebrooke eine Fülle an Quellenmaterial (regelmäßig mindestens fünf Manuskripte des Grundwerkes und zehn Manu­skripte der wichtigsten Kommentare), das im Vorwort zu der von William Carey in Serampore 1808 im Quartformat gedruckten Ausgabe34 vollständig verzeichnet ist. Daraus verdient die für ihn angefertigte Abschrift eines durch­korrigierten alten Kodex in Tirhut!ya-Lettern eigens erwähnt zu werden, die er selbst mit einem von Sir William Jones sorgfältig revidierten Manuskript in Devanagari-Buchstaben verglichen hatte, das seinerseits dessen englische Ver­sion enthielt35•

Die Edition ist so angelegt, daß die englischen Äquivalente als Marginalien links neben den Sanskritwörtern stehen, deren Geschlecht durch darüber­geschriebene Buchstaben etikettiert ist, während Anmerkungen zum Sachver­halt, Auffassungsunterschiede zwischen den Kommentatoren und Eigentüm­lichkeiten der Orthographie in den Fußnoten angeführt sind. Weil sie auch ein vorbufiges Hilfsmittel für angehende westliche Indologen sein sollte, bis das griif~cre zweisprachige Lexikon vorlag, ließ Colebrooke sich einige drucktech­nische Tricks einfallen und stattete sie mit einer Reihe schülerfreundlicher Extras aus, die heute eher ungewöhnlich anmuten. So bricht er beispielsweise Verszeilen ab, wenn Artikel innerhalb derselben enden; er schließt Sinn- und Cenusangaben sowie exegetische Zusätze und metrische Lückenbüßer in runde Klammern ein; er macht Sandhiformen durch Unterpunktung kenntlich und löst sie, wo nötig, am rechten Rand auf; und er trennt Wortzusammen­setzungen durch Abstände zwischen den Gliedern. Trotz des Einbaus solcher Eselsbrücken liefert Colebrooke immer einen lautlich unverfälschten Text, der allein durch den erweiterten Gebrauch des Virama von der Schriftnorm abweicht.

Colebrooke gehörte seit 1795 der Asiatick Society in Calcutta (von 1807 bis 1814 als Präsident), seit 1820 - ihrem Gründungsjahr - der Astronomical

34 Zweite Auflage Serampore 1825, dritte durchgesehene Auflage Calcutta 1891, deren photo­mechanischer Nachdruck Dclhi 1989 (alle im Oktavformat). Das Verhältnis dieser Ausgabe zu der in Anm. 32 genannten ist noch nicht geklärt.

35 V gl.]. Eggeling, Catalogue of the Sanskrit Manuscripts in the Library of the India Office, II, London 1889, Nr. 947 u. 948. Auf dem Umschlag des Manuskripts Nr. 948 ist irrtümlich ver­merkt, daß "the whole was fairly copied out by Sir Charles Wilkins, with the addition of notes and renderings". Diese Notiz kann erst nach 1833 geschrieben sein, dem Jahr, in welchem Wilkins- seit 1801 Bibliothekar des East India House Griental Repository- geadelt wurde; siehe W Poster, The East India House. Its History and Associations, London 1924, S. 149.

llic 2\

Society in London (von lli23 bt;; ltt'·l winlcru111 .tls Pr:1sident)31' und seit 1823- ebenfalls ihrem Gründuni;sj.d11 der /\si;ltic Society in London an. Auf Anregung des Würzburger und sp:itcrcn Münchner Orientalisten Othmar Frank (1770-1840), dessen Sanskritstudicn in London 1814 er selbstlos ge­fördert hatte37, wurde er 1816 außerdem zum auswärtigen Mitglied der Philo­logisch-philosophischen Classe der Königlichen Akademie der Wissenschaf­ten in München gewählt38 • Er war bei seinem Tode ferner Mitglied der König­lichen Gesellschaften in London und Edinburgh, der Literarischen Gesell­schaft in Bombay, der Geologischen, Linnäischen und Zoologischen Gesell­schaften in London sowie der Königlichen Akademie in Paris und der Kaiser­lichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.

4. Auguste Loiseleur Deslongchamps (1805-1840)

Die Aktivitäten der im Dienste der East India Company stehenden Indien­kundler fanden in England und auf dem europäischen Kontinent ein überaus positives Echo, das schon bald die Aufnahme eines ordnungsgemäßen akade­mischen Unterrichts nach sich zog: im Jahre 1806 am East India College in Hertford durch Alexander Barnilton (1762-1824), im Jahre 1814 am College de France durch Antoine Leonard de Chezy (1773-1832) und im Jahre 1818 an der Königlich Preußischen Rhein-Universität in Bonn durch August Wilhelm von Schlegel (1767-1845). Chezy- entgegen landläufiger Meinung im Sanskrit nicht ein Schüler des während der Jahre 1803 bis 1806 in Paris weilenden Hamilton, sondern Autodidakt39 - war auch der Lehrer eines vielversprechen-

36 V gl. Rcport of the Council of the Socicty to thc Eighteenth Annual General Meeting, February 9, 1838, in: Memoirs of the Royal Astronomical Society 10, 1838, S. 394.

37 Eine Frucht dieser Studien, seine "Grammatica Sanscrita"' (Wirccburgi 1823), erregte das hef­tige Mißfallen Christian Lassens: "Die Grammatik von Frank findet hier [d. h. in London] nicht sonderliches Lob; ich habe mir die freilich unnütze Mühe gegeben, das ganze Buch durch­zulesen; es ist kein Werk dienlicher, Leute verrückt zu machen; das Buch zu studieren und doch beim getrosten Muthc zu bleiben, wäre der Beweis eines sehr starken Gehirns." (Briefwechsel A. W. von Schlegel- Christian Lassen, hrsg. von W. Kirfel, Bonn 1914, S. 58.) Negativ geriet auch das Urteil August Wilhelm von Schlegels: "La grammairede M. Frank est defiguree par des caractcres Devanagari mallithographies, ecritc dans un latin scolastique, et surchargee d'une met[h]aphysiquc confusc; elle ne rachete ces inconvenien<t>s par aucun avantage reel." (Refle­xions sur !'emde des langues asiatiques, Bonn-Paris 1832, S. 31.)

38 Vgl. F. Baethgen [Hrsg.], Geist und Gestalt. Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayeri­schen Akademie der Wissenschaften vornehmlich im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens, I, München 1959, S. 101, Anm.; U. Thürauf u. M. Stoermer, Gesamtverzeichnis der Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1759-1984, München 1984, S. 43.

39 Vgl. R. Rocher, Alexander Hamilton (1762-1824). A Chaptcr in the Early History of Sanskrit Philology, New Haven 1968, S. 59ff.

Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Gasuns
Line
Page 12: Vogel Lexikographie1999

~' I ( :l.uts Vngd

den, aber fri'dJVcrstorhl'lll'tt l'vbt1nes, dessen Name mit den Anfängen der alt­indischen Lexikographie iill /\bendbnd auf das engste verbunden ist: Auguste­Louis-Armand Loisclcur Dcslongchamps.

Ccboren am 14. August 1805 in Paris als Sohn eines angesehenen Arztes, besuchte er nach Privatstunden bei der Mutter ab 1812 das Internat eines Onkels in Belleville (Savoyen) und ab 1821 das College Charlemagne in Paris, wo er 1823 das Baccalaureat es lettres und 1825 das Baccalaureat es sciences ablegte. Nachdem er sich schon vorher während der Wiedergenesung von einer schweren Krankheit bei S. de Sacy Grundkenntnisse im Persischen und sp:iter auch im Arabischen angeeignet hatte, nahm er nunmehr mit ganzer Kraft bei A. L. de Chezy das Studium des Sanskrit auf, in dem er rasche Fort­schritte machte und bald ohne den Lehrer selbständig weiterarbeiten konnte. Sein wissenschaftliches Interesse galt zunächst einer Neuedition der unter H. T. Colebrookes Leitung (Serampore 1804) bereits herausgegebenen Fabel­sammlung Hitopadesa und deren erstmaliger französischer Übersetzung, die er freilich unvollendet liegen ließ, als ihm die ähnlichen Pläne A. W von Schlegels und Ch. Lassens zu Ohren kamen40 . Statt dessen widmete er sich als niichstes einer Neuedition des von G. C. Haughton (London 1825) bereits ver­iiffentlichten, aber inzwischen vergriffenen Rechtsbuches Manavadhar­masastra, gleichfalls mit französischer Übersetzung, das er in zwei Bänden 1830-33 in Paris publizieren konnte. Ende 1832 wurde er bei der Hand­schriftenabteilung der Bibliotheque royale angestellt, wo er fortan für die arabischen, persischen, türkischen und indischen Kodizes zuständig war. Der tiigliche Umgang mit orientalischen Manuskripten führte auch zu seinem letz­ten philologischen Unternehmen: einer Neuedition und französischen Über­setzung des Amarako~a (Paris 1839-45), deren Hauptteil er noch druckfrisch in den Händen halten durfte, während der Indexteil, von L. Dubeux und A. Langlois kompiliert, erst fünf Jahre nach seinem Tode vorgelegt werden konnte. Deslongchamps starb am 10. Januar 1840 in Paris nach kurzer Krank­heit und wurde zwei Tage später auf dem Friedhof Pere-Lachaise beigesetzt41 •

Es mag von heutiger Warte aus eigentümlich - vielleicht sogar phantasielos oder unoriginell - anmuten, daß zu einer Zeit, als die meisten Schätze der Sanskritliteratur noch nicht gehoben waren, Neuausgaben überhaupt veran-

48 Seine von S. de Sacy angeregten Porschungcn zur Pabelliteratur fanden hernach ihren Nieder­schlag in dem umfangreichen "Essai sur lcs fahles indiennes et sur leur introduction en Europc" sowie in den Einführungen und Anmerkungen zu seiner Neuausgabe der Tausendundeine­N acht-Übertragungvon Antoine Galbnd und weiterer Märchentexte (beidcs Paris 1838). V gl. Windisch, a. a. 0., S. 141f.

41 Ein Nachruf von L. Dubeux findet sich zu Anfang des zweiten Bandes der Amarako~a-Aus­gabe.

Auguste Loisclcur Deslongchamps (1805-1840)

staltet wurden. Doch muß man bedenken, daß die damals in Indien erschei­nenden Texte durchweg Standardwerke betrafen und vor allem für die Zwecke der East India Company - als Lehrmittel an ihren Colleges in Calcutta und Hertford- bestimmt waren; nur in kleiner Auflage gedruckt, waren sie schwer zu beschaffen und schnell verkauft. Darum boten Neuausgaben den Gelehrten eine willkommene Gelegenheit, einerseits nicht mehr erhältliche Texte wieder verfügbar zu machen und andererseits deren Qualität durch Berücksichtigung zusätzlicher Materialien zu erhöhen. So darf auch die von Deslongchamps besorgte Neuausgabe des Amarako~a - von ihm Amarakocha geschrieben gewichtige Verbesserungen gegenüber ihrer Vorgängerin für sich bean­spruchen: die Kollation zweier Handschriften der Bibliotheque royale und einer weiteren Ausgabe (Calcutta 1813) sowie die Revision der Pflanzen- und Tiernamen, ZU welcher der Editor als Bachelier es sciences vorzüglich befähigt war. Ansonsten sah er bloß geringe Veranlassung, die mustergültige Erstaus-

Page 13: Vogel Lexikographie1999

=

1,, lw11 \ii;d""',., ,J,., .dti11dischcn Lexikographie 27

gabe suhsL111t ivll zu vn:indcrn; er lolgtc ihr weitgehend in bezugauf Wortlaut und Bedeutungsansiitze, übernahm aber nicht das unruhige Layout und unpraktische Format. Jede Seite ist so gestaltet, daß sich im oberen Teil der Text in der Schlegelsehen Devanägar1-Type42, darunter die französische Ver­sion mit eingestreuten Anmerkungen und darunter der kritische Apparat befindet. Von den drucktechnischen Kunstgriffen sind nur die abgesetzten Verszeilen und eingeklammerten Beifügungen sowie im Zusammenhang damit die großzügigere Verwendung des Viräma geblieben, während auf ergänzende Geschlechtsbezeichnungen zwischen den Linien bewußt verzichtet wird.

5. Schluß

Als der St. Petersburger Akademiker Otto Böhtlingk (1815-1904) gemein­sam mit dem Tübinger Ordinarius Rudolph Roth (1821-1895) in den Jahren 1855 bis 1875 sein siebenbändiges "Sanskrit-Wörterbuch" herausbrachte- die Grundlage aller späteren Sanskritlexika und immer noch das einzige mit Beleg­stellen, wenn man von dem Großprojekt eines "Encyclopaedic Dictionary of Sanskrit on Historical Principles" (Poona 1976ff.) absieht, das bislang nicht über den ersten von insgesamt 46 Buchstaben hinaus gediehen ist -, stand ihm mit Colebrookes beispielhafter Ausgabe des N:imalingänusäsana und Deslongchamps' überarbeiteter Fassung derselben ein hochrangiges Quellen­werk zur Verfügung, das er stets bedenkenlos zitieren konnte43 . Daranhat sich bis heute nichts Wesentliches geändert, und beide Editionen haben auch nichts an Aktualität verloren44• Die Amarako~a-Forschung selbst ist aber seit jenen Tagen nicht etwa stagniert, sondern hat sich lediglich auf die sehr umfangreiche Scholienliteratur verlagert, zu welcher der "New Catalogus Catalogorum" an die 80 Titel auflistet45

, womit sich Amarasiljlha als der meistkommentierte indische Autor erweist.

42 Vgl. W. Kirfel, Kleine Schriften, Wiesbaden 1976, S. 377ff. 43 Unter dem Sigel AK.; siehe Bd. 1, S. VIII. 44 Sie wurden noch 1989 in Delhi von Nag Publishers (nach der 3. Auflage von 1891) bzw. 1988

in Osnabrück vom Biblio Verlag nachgedruckt. 4S Vol. F, Madras 1968, S. 324ff.

Page 14: Vogel Lexikographie1999

Anhang I

Umschrift und Lautwert der Buchstaben des Grantha-Alphabets nach Paulinus' zweiter Sanskritgrammatik

Paulinus hat zwei Sanskritgrammatiken geschrieben: die eine unter dem Titel "Sidharubam seu Grammatica Samscrdamica" (Romae 1790), die andere unter dem Titel "Vyacarana seu Locupletissima Samscrdamicae linguae insti­tutio" (Romae 1804). Die folgende Übersicht versucht, die im letztgenannten Werk auf den Seiten 1 bis 11 mitgeteilten Einzelheiten zu Umschrift und Lautwert der Buchstaben des Grantha-Alphabets, sofern sie zur Wiedergabe von Sanskritwörtern verwendet werden, tabellarisch zu erfassen. Dabei wird zur leichteren Orientierung als Grundlage die heutige Ordnung und Umschrift der Buchstaben des Devanagari-Alphabets gewählt. Wo Paulinus' Schreibweise aus besagtem Kapitel nicht eindeutig hervorgeht, wird nach Möglichkeit auf andere Stellen des gleichen Werkes zurückgegriffen und die fragliche Angabe in Klammern gesetzt (Belege jeweils am Tabellenende); um jedoch die Einheitlichkeit des so gewonnenen Bildes nicht zu gefährden, wurde zur Schließung noch verbleibender Lücken auf die Konsultation frühe­rer Werke des Autors bewußt verzichtet. Der Aussprachebezeichnung liegt, wie unschwer erkennbar, zumeist die italienische Orthographie zugrunde; Abweichungen davon finden besondere Erwähnung.

Vokale (einschließlich Diphthonge)

Umschrift Lautwert l.a l.a a 2. a 2. a aa 3. i 3. i 4.1 4. l 11

5. u 5.u u 6.u 6.u uu 7.J; 7. ri, (r)

0 0

1ru, ru, n

8. f 8. (ru) iruu, ru, rl 9. l 9. ilu, lu, li

10.1 10. iluu, lu, 11 11. e 11. e e

1\ nh,tll~', I

12. ai 12. ai

13.0 13.0

14. au 14. au

7: samrdha [- samJ;ddha], S. 306.19. 8: kartrun [- kartfn], S. 31.23.

al, cl 0 au

Konsonanten

Umschrift Lautwert

1. ka 1. ka, ca ka im Anlaut; ca, ga im Inlaut

2.kha 2.kha kha

3. ga 3. ga ga

4. gha 4. gha ggha

5.na 5. (na) nga

6. ca 6. (tscha) cia, dt. tscha

7. cha 37. (tscha) ciha, dt. tscha

8. ja 7. (dja) gia, dt. dja

9. jha 8. ggiha, dt. tja

10.na 9. (na) gna, port. nha

11. ~a 10. dda, (da) dta

12. ~ha 11. ddha, ( dha) tda, gleichsam Doppel-t

13. <;la 12. (da) tiefes da

14.<;lha 13. (dha) tiefes dha

15.1fa 14. nna, (na) nna, gleichsam Doppel-n

2()

16. ta 15. ta ta im Anlaut, da im In- und Auslaut

17. tha 16. tha lat. tha

18. da 17. da da

19.dha 18.dha dha

20.na 19. na mildes na

21. pa 20.pa pa im Anlaut, ba im Inlaut

22. pha 35. (pha) ppha, kräftiges pph

23. ba 21. ba ba

24. bha 22. bha bha

25. ma 23.ma ma

26.ya 24. ja, ya lat. ja

27. ra 25. ra ra, weiches r

28. la 26.la 1a 29.va 27. va, wa va

30. sa 28. (sha) scia, dt. scha

Page 15: Vogel Lexikographie1999

\Q 1\rdun;', I

,\ l. 0a 29. sza .12. sa 30. sa JJ. ha 38. ha .·H.lqa 32. ksha .15. rv 15. m, n J(J. l.r 16. h 17. !a 31. Ia

5: angam [- anga], S. 182.28. 6: artscha [- arca], S. 163.34. 7: tschidra [- chidra], S. 227.8. 8: yadjami'm [- yajamana], S. 164.5.

10: vidjnata [- vijnata ], S. 306.20. 11: dancam [- tanka], S. 214.14.

sza sa dt. ha kcia nasaliertes n

sozusagen starkes l

12: nllacandha [- n1lakamha], S. 252.26. IJ: tarnratschuda [- tamracu~a], S. 175.30. 14: gudharn [- gu~ha], S. 305.15. 15: dharanl [- dharar.ü], S. 164.21. 22: giatiphalam [- jatiphala], S. 204.30. JO: sparshanarn [- sparsana], S. 163.37.

Anhang II

Abweichende Lesarten und zusätzliche Verszeilen in Paulinus' Ausgabe des Svargavarga

Die nachstehende Liste verzeichnet unter Ausschluß der Lese-, Schreib- und Druckfehler- durch Vergleichung von Granthatext, Transkription und Inter­pretation - alle Stellen, an denen Paulinus' Erstausgabe des Svargavarga (Romae 1798) von den wichtigsten späteren Editionen des Amarako~a und sei­ner Kommentare abweicht. Eine Vereinheitlichung der Rechtschreibung ist dabei nicht erfolgt; Anusvara statt Klassennasal, Klassennasal statt Anusvara und Doppelkonsonant nach r bleiben erhalten. Für die Nennung einer Variante wird allerdings auf die Standardorthographie zurückgegriffen; wenn also zum Beispiel Paulinus in Vers 1 d trivi~taparr; hat und die Ausgaben (neben tripi~tapam) teils trivi~taparr; und teils trivi~tapam drucken; so wird dieser Fall nicht berücksichtigt. Herangezogen wurden die Editionen von H. T. Colebrooke (Calcutta 31891) [Col.], A. Loiseleur Deslongchamps (Paris 1839-45) [Lois.], H. D. Sharma und N. G. Sardesai (Poona 1941) mit K~1rasvamins Amarako~odghatana [K~1r.], T. Garyapati Sastr1 (Trivandrum 1914-17) mit Sarvanandas T1kasarvasva [Sarv.], A. A. Ramanathan (Madras 1971-83) mit Lingayasurins Amarapadavivrti [Ling.] und Mallinathas Ama­rapadaparijata [Mall.], K. K. Dutta (Calcutta 1966-78) mit Rayamukutas Pa­dacandrika [Ray.], Sivadatta und N. R. Acharya (Bombay 61944) mit Bhanuj1d1k~itas Vyakhyasudha [Bhan.] sowie C. S. Thatte und V. Jhalak1kara (Bombay 61907) mit Mahesvaras Amarako~aviveka [Mah.]. Die Verszählung, die bei Paulinus fehlt, ist diejenige von Colebrooke und Loiseleur Deslong­champs.

1 d striyau [ed. strzyau]: ebenso Co!., Lois., Sarv., Ray.; striyarr; K~1r., Ling., Bhan., Mah. (mit v.l.).

1 d triviHaparr;: ebenso Col. (mit v.l.), Lois. (mit v.l.), K~1r. (mit v.l.), Sarv., Ling., Bhan. (mit v.l.), Mah.; tripi~tapam Ray. (mit v.l.).

4 d devata: ebenso Col., Lois., Mah.; devataf; K~1r., Sarv., Ling., Ray., Bhan.

5 a aditya 0: ebenso K~1r., Sarv., Ling., Bhan.; aditya Col., Lois., Ray., Mah.

5 c maharajika 0: ebenso Ray. (als v.l.), Bhan. (als v.l.); die anderen nur

maharajika 0•

Page 16: Vogel Lexikographie1999

6 a ·vidy,tdharilpsaro": ebenso K~lr., Lir1g., Mah. (mit v.l.); vidyadharo 'psam" Col., Lois., Sarv., Ray., Bhan.

7 a daityct: alle anderen daitya 0•

7 a daiteya 0: ebenso Col., K~ir., Sarv., Ling., Ray., Bhan., Mah.; daiteya

I .ois. 7 d danJch: arhata~ k?apa7JO nagna<s> srama7JO jlvako malz[~}, sechs Wör­

ter für einen buddhistischen oder jinistischen Bettelmönch; zu malin vgl. maladharin bei Halayudha, Abhidhanaratnamala II 190 c.

l I d svayan:zbhus: ebenso K~ir., Sarv., Ling., Ray., Bhan., Mah.; svayambhus Col., Lois. (mit v.l.).

12 b viriiica<~>: alle anderen viriiici~ (bis auf Sarv. mit v.l.). 12 d visvasrg: ebenso Co!., Lois., Sarv., Mall. (mit v.l.); visvasrcJ K~ir., Ling.,

Ray. (mit v.l.), Bhan., Mah. 2 l a san:zbararir: ebenso Col. (mit v.l.), Lois. (mit v.l.), K~ir., Ling., Mah.

(mit v.l.); sambararir Sarv., Ray., Bhan. (alle mit v.l.). 22 a rsyao: ebenso Ling., Mah. (als v.l.); r?yao K~ir., Mah.; visva° Col. (mit

v.l.), Lois. (mit v.l.), K~ir. (als v.l.), Sarv., Mall., Ray. (mit v.l.), Bhan. (mit v.l.), Mah. (als v.l.).

22 b danach: aravindam asokaii ca cutaii ca navamalika[~] <I> nzlotpalaii [ ed. nzlolpalaii] ca paiicaite paiicabarJasya sayak<a>~, ein Merkvers zu den fünf Pfeilen des Liebesgottes; ebenso Ling. und Mah. (beide mit v.l. 0 mallika), fehlt bei den anderen.

23 a indira lokamata [ed. loka 0] ma: ebenso Col., Lois., K~!r.-Text, Ling.,

Mah.; fehlt bei K~ir.-Komm., Sarv., Mall., Ray., Bhan. 23 b rama marrzgaladevata: k?"irabdhitanaya ramcl Co!., Lois., Ling.­

Komm., Mah. (als v.l.); k?"irodatanaya rama K~!r.-Text, Lir1g.-Text, Mah. (mit v.l.); fehlt bei K~lr.-Komm., Sarv., Mall., Räy., Bhän.

23 b danach: bharggavz lokajananz k?zrasagara- [ ed. "säkcrrcz- I kttnyäkä, drei weitere Namen der Lak~mi; ebenso K~lr.-Text, Lirig., Mah.-Text; fehlt bei Col., Lois., K~ir.-Komm., Sarv., Mall., Räy., Blün., Mah.-Komm.

23 d sudarsanan:z: ebenso K~ir. (mit v.l.), Sarv., Litig. (mit v.l.), Mall. (mit v.l.), Mah. (mit v.l.); sudarsana~ Col., Lois., Räy. (mit v.l.), Bhän. (mit v.l.).

26 a sarvva: ebenso K~ir., Sarv., Ling., Ray. (mit v.l.), BhAn. (rnit v.l.), Mah. (mit v.l.); sarva Col. (mit v.l.), Lois. (mit v.l.).

29 c <'>ntakaripu~: alle anderen 'ndhakaripul;; zu als Name Sivas vgl. yamajit bei Hemacandra, Abhidhänacint:'rm;u_1i II l09H.,

Scholion 75, und yamäntaka bei Mathurda, p. 6.28. 30 d <'>jagavan für <'>jagavan:z: ebenso Col., Lois., Mall., Ray.,

Bhan., Mah. (bis auf Mall. alle mit v.l.); 'jakcrvttr!J v.l.). 31 b danach: brähmz m<ä>hesvarz caiva ktturnitri t?llhcl <I>

1\nhan).; II \\

v<a>rah<'i> ca tathendratJ"i camu7JcJa[s} sapta matara~, ein Merkvers zu

den sieben göttlichen Müttern; ebenso Ling.-Komm. und Mall.- Komm.

(beide mit v.l. cttiva mahendrz in c), Mah.-Komm.; fehlt bei Col., Lois.,

K~ir., Sarv., Ray., Bhan. 31 d danach: atJima mahima caiva laghima garima [ ed. girima] tath<i <I>

zsitvaii ca vasitvaii ca prapti~ prakasyam eva ca, ein Merkvers zu de11 acht übernatürlichen Kräften Sivas; ähnlich Ling.-Komm., MalL­Komm., Mah.-Komm.; die Schreibung prakasya statt des üblichen prakamya auch in vier Handschriften eines anderen Merkverses bei

Sarv. 32 a karttyayinz: alle anderen katyayanz; die Schreibung kartyayanz in einer

Handschrift des Sarv.-Komm. 32 b 0 "isvarz: ebenso Col., Lois., K~ir., Ling., Mall., Mah. (alle mit v.l.); "isvttrd

Sarv., Ray., Bhan. (alle mit v. 1.). 32 d sarvvätJz: ebenso K~ir., Sarv., Ling., Ray., Bhan., Mah.; sarvctt;lt Col.,

Lois. 33 c vinayako: ebenso Col., Lois., K~ir., Sarv., Ling., Bhan., Mah.; vinay,dc.t~"

Ray. 36 d vicjauja~: ebenso K~ir.-Komm. (mit v.l. bicjauja~), Sarv. (mit v.l.

vicjoja~); vicjoja~ Col., Lois., Ray. (alle mit v.l. vicjauja~); bicJ.czujaJ; K~ir.-Text, Ling., Bhan. (mit v.l. vicjoja1}, Mah.

37 a sunaszra~: ebenso Ling., Mall. (mit v.l.), Mah. (mit v.l.); sunaszra~ Col., Lois., K~ir., Sarv., Ray., Bhan. (alle mit v.l.).

38 a sutrama: ebenso K~ir., Sarv. (mit v.l.), Ling., Ray. (mit v.l.), Bhan. (mit v.l.), Mah. (mit v.l.); sutramit Col. und Lois. (beide mit v.l.).

38 d vvalaratis für valarati~: ebenso Col., Sarv.; balarati~ Lois., K~ir., Ling., Ray., Bhan., Mah.

39 b svaratJ: ebenso K~ir., Sarv., Ling., Ray., Bhan., Mah.; svaran Col., Lois. 41 c prasado vaijayanta<s> syaj: alle anderen syat prasado vaijayanto. 44 b danach: V!?atJvasu dhanady aindran tadrg va yasya sa tri?U [ ed. ta

tra?u], "vr?atJvasu (heißt) Indras Schatz usw. oder, in drei (Genera), wer derartiges [d. i. Reichtum] hat"; fehlt bei allen anderen. Die Bedeutung "Indras Schatz" ist unsicher; sie wird zwar nach Sabdakalpadruma IV 488 a durch Jatadhara gestützt, nicht aber durch Puru~ottamadevas Trikaq<;lase~a 63 d erhärtet, wo statt dessen als Erklärung "Indras Hain" (vanam aindram) begegnet. Auf die Möglichkeit einer Verwechslung von dhana und vana hat in diesem Zusammenhang schon das Große Petersburger Wörterbuch (VI 1338) aufmerksam gemacht.

47 d urvvasz0: ebenso Col., Lois., K~ir., Sarv., Ray., Bhan., Mah.; urvafio

Ling. (mit v.l. in einer Handschrift).

Page 17: Vogel Lexikographie1999

.H

48 a

48 b 49 a 50 c

50 c

52 b

52 d 53 b

i\nhang II

huhus: ebenso die anderen bis auf Col., der !Jtdnt.~ liest. tridivaukasaf?: ebenso Co!.; tridivaukasam die anderen. krpzqayoni<r>: ebenso Sarv.; krpztayonir die anderen. rohitasvo: ebenso Col., Lois., K~1r., Sarv.-Text, Ling.-Text, Ray., Mah. (mit v.l.); lohitasvo Sarv.-Komm., Ling.-Komm. (mit v.l. in zwei Hand­schriften), Bhan. (mit v.l.). vayusakhas für vayusakhaf?: ebenso K~1r., Ling., Bhan. (mit v.l.), Mah.; vayusakha Col., Lois., Sarv. (mit v.l.), Ray. (mit v.l.). baqavanalaf?: ebenso Sarv., Ling., Ray.; vaqavanalaf? Col., K~1r., Bhan., Mah.; bacfabanalaf? Mall.; vaqavanalaf? Lois. hetis für hetif?: ebenso die anderen bis auf Sarv., der heti0 liest. santapas für san:ttapaf?: ebenso die anderen bis auf Ray., der santapa 0

liest. 53 b sajjvara<s>: die anderen sar(ljvaraf? bis auf Ray., der 0 Sar(ljvarau liest. 55 b <'>srkpa: alle anderen 'srapa. 55 d karburaf? kzkasatmajaf?: ebenso Mall. (als v.l.); karburo nika~atmajaf?

Co!., Lois., K~1r., Sarv., Ling., Mah.; karvuro ni 0 Ray., Bhan. 58 a 0 marutamaru;o [ed. -maru;oJ: ebenso die anderen bis auf Ray., der

0 marunmaruta 0 liest. 59 ab pralJO <'>panas samanas codanavyanau ca vayavaf?: ebenso Col., Lois.,

K~ir., Ling., Ray., Bhan., Mah.; praiJ.apanasamanodanavyanaf? paiica vayavaf? Sarv.; pralJO 'pana 0 usw. wie zuletzt Ray. (als v.l. in einer Handschrift).

59 b danach: hrdi pralJO gude <'>panas samano nabhisan:tsthitaf? <I> udanaf? kal!thadesastho vyanas sarvvasarzragaf?, ein Merkvers zum Sitz der fünf Hauche; ebenso die Komm. des K~1r., Sarv., Ling. (b: v.l. nabhi­malJcfale; c: v. I. kalJthadese syad), Ray., Bhan. ( c: v.l. ka1Jthade5e syad), Mah. (b: v.l. nabhimalJcfale; c: v.l. kalJthadese syad); fehlt bei Col. und Lois.

61 a satatan<a>rata 0: ebenso Sarv., Ling., Ray., Bhan.; satate 'narata° Col.,

Lois., K~1r., Mah. 63 b satvagami für sattvagami: ebenso Lois., K~1r., Sarv., Ling., Mall., Ray.,

Bhan., Mah. (bis auf K~1r., Ling., Mall. alle mit v.l.); bhedyagami Co!. (mit v.l.).

65 a 0 ai/ibi/a 0 [ ed. 0 aifibi/i 0

]: 0 aiqabicja 0 Ling.-Komm.; 0 aiqavicja° Co!.,

Lois., Ray., Bhan., Mah. (bis auf Bhan. alle als v.l.); 0 ailabila° Col. (als v.l.), Ling.-Komm.; 0 ailavila° Col., Lois., K~1r., Ling.-Text, Ray., Bhan. (als v.l.), Mah.; oailivilao Sarv.

67 b san:tkhapadmadayo [ed. 0patmadayo]: ebenso Sarv., Ray.-Text; pad­masankhadayo Col., Lois., K~ir., Ling., Ray.-Komm., Bhan., Mah.

67 b

Anhang II 35

danach: mahapadmas ca padmas ca [ed. mahapatmas ca patmas ca] san:tkho makarakacchapau <I> mukundakundan<z>las ca carccas ca nidhayo nava, ein Merkvers zu den neun Schätzen Kuberas; ebenso die Komm. des K~ir., Sarv., Ling., Mall., Ray., Bhan., Mah. mit folgenden Varianten: a padmo 'striyan:t mahapadmaf? Sarv., Mall., Ray., Bhan., d kharvas K~ir., Mall., Ray., Bhan., Mah., carcas Ling.; fehlt bei Col. und Lois.; von Sarv. und Mall. fälschlich der Haravali, von Ray. und Bhan. (ebenso wie von Hemacandra zu Abhidhanacintamaqi Il 1 07) dem Sabdarqava (fr. 22 Birwe) zugeordnet.

Page 18: Vogel Lexikographie1999

Anhang III

Aufbau des lateinisch-sanskritischen Glossars in Paulinus' zweiter Sanskritgrammatik

Die zweite Sanskritgrammatik des Paulinus, unter dem Titel "Vyacarana seu Locupletissima Samscrdamicae linguae institutio" (Romae 1804) erschienen, bietet auf den Seiten 154 bis 221 ein als "Nomenclator Latino-Samscrdamicus" bezeichnetes lateinisch-sanskritisches Glossar, das vorwiegend dem Amara­ko1a verpflichtet ist und in die nachstehenden Abschnitte zerfällt. Recht­schreibung und Zeichensetzung wurden gegenüber der Vorlage leicht ver­ändert.

1. De Deo ejusque attributis, de caelitibus et beatis (S. 154). 2. De diis falsis, de ethnicis et eorum sacrificiis (S. 158). 3. De caelo, firmamento, astris, elementis, et temporibus (S. 164). 4. De terra habitata ejusque partibus, regnis, urbibus, aedificiis (S. 171 ). 5. De igne etaqua (S. 173). 6. De animalibus et bestiis (S. 174). 7. De homine ejusque variis attributis (S. 177). 8. De corpore humano ejusque partibus (S. 182). 9. De statu regio (S. 185 ).

I 0. De pace et bello (S. 189). 11. De statu sacerdotali, monastico, et scientifico (S. 192). 12. De agricultura, botanica, et medicina (S. 201 ). I 3. De supellectili domestica (S. 209). 13a. Signa hieroglyphica, quae Indi in fronte vel pectore depicta gerunt

(S. 216). 14. De anima ejusque potentiis, affectibus, sensibus internis et externis

(S. 216). Im Anschluß daran begegnen ohne Zählung Auszüge aus dem Sal11-

kin;avarga (S. 222), Nanarthavarga (S. 299) und Vise~yanighnavarga (S. 302) des Amarako~a: erstere als sanskritisch-lateinische Glossare, letzterer geordnet nach den Eigenschaften von Objekten (S. 302) und Personen (S. 306); des wei­teren eine Auswahl von Verben (S. 307), eine Sanskritübertragung des Vater­unsers (S. 315), eine Liste von Kardinal- und Ordinalzahlen (S. 326) sowie ein Zusatz über indische Bibliographie und Paläographie (S. 327).

Veröffentlichungen

der Nordrhem- Westfalzsehen Akademte der \Vissenschaften

Neuerscheinungen 1987 bis 1999

Vorträge G

Heft Sr.

282 Walter JVfettmann, j\;fiinster

283 Hans-}oachim Klimkcit, Brmn

284 2. Akademie-Forum

\Ylolfgang Kluxen, Bonn

Rudolf Schulten, Aachcnlfzilich

285 Hermann Uibbc, /.iirich

286 Andreas Hillgrubn~ Kiiln

287 Otto Pöggeler, Boclmm

288 Bernhard Großfcld, Jfitr/1/n

289 Reinhold iV!erkcl!Jitch, [\"nln

290 Werner Resch, Bann

291 Heinz Gollwitzcr, Miin1/i'l

292 Bernhard Kötting, Münster

293 5. Akademie-Forum

Volker Neuhaus, Kiiln

Klaus Wolfgang Nicrm!llo, f\,•ln

llans Schadeu•aldt, Dit\,ddr"f

29-1- Paullvfikat, Düsscldorf

295 Georg Kauffmann, Miilhtn

296 H erbert Wiedemarm, l\oln

297 Rain er Lengeler, Bonn

298 Hemz Hiirten, Eichsli'itl

299 Dietrich Gerhardt, lf,unhurg

300 Bemhard Großfcld, Jfiinstct

301 Otto Pöggeler, Boclmm

302 Friedrich Ohly, Jl;fiinslct

303 Harald \Veinrich, lvf iin( h('f/

304 Albrecht Dihle, Heide/berg

305 Rudiger Schott, !14iin.l·ta

306 Hans Rothe, Bann

307 Arthur Th. !Jatto, 1 .ondon

308 Rudolf J!forsey, .\f}('Yf~

309 ]oachim Bumkc, 1\i:iln

310 Werner Sundcrmann,

311 Bruno Schüller, Miiniitr'Y

312 Kar! Dietrich Bntchet;

313 Klaus Stern, Kiiln

GEISTESWISSENSCHAFTEN

Die volkssprachliche apologetische Literatur auf der Iberischen Halbinsel im

Mittelalter

Die Begegnung von Christentum, Gnosis und Buddhismus an der Seidenstraße

Technik und Ethik

Ethik für die technische Welt: Probleme und Perspektiven

Maßstäbe aus der Natur für technisches Handeln

Die \Visscnschaft und ihre kulturellen Folgen. Über die Zukunft des

common sense

Alliintc Pläne für eine "Neutralisierung" Deutschlands 1945-1955

[)rL'liL~ische Kulturpolitik im Spiegel von Hegels Ästhetik

Fir1igc Crundfr.tgen des Internationalen Unternehmensrechts

Nilui.1 in der rtimischen Kaiserzeit

I )je J·:rnstchung der deutschen Schriftsprache

ifltct'fl,\ti{IILik d(_'s Schwertes. Transnationale Beziehungen im Zeitalter der

., \',\tcrl.trHli~chcn" Streitkräfte

( lic Unwrtung dn \Vicdcn·erheirarung (der zweiten Ehe) in der Antike und

Ul der h tilll'rt Kin hc

fnhrtd', und fndw.tric in Kunst und Literatur

Te, hnik und Flcktronik in ihrer Bedeutung für die Musik des

f.thtiHtlld!'! [\

t' Ihn die Urs,tchen der Bilderflut in der modernen

I\L1i l'J:i7

ttr~<.l ( ;c~cllsclul'tcrklagen in der Aktiengesellschaft

dnn~< her ()bersetzung: Stefan George und Paul Celan

llbcr R,1hmenbedingungen der Weimarer Repu-

d.trgcstc\lt an den Übertragungen V. A. 7u-

.un Beispiel Heideggers

urtd die Gegenwirkungen der Gnade

rvliglnll.\l'thno!og:ische Quellen, dargestellt am

i'f4<lidouuueu dn HttL,t in Nnrdgh.tm

Iien Einheit- Retrospektive und Perspektive