verleihung der ehrenmitgliedschaft der deutschen gesellschaft für epileptologie an prof. dr. med....

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Z Epileptol 2014 · 27:215–216 DOI 10.1007/s10309-014-0394-y © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 J. Zentner Neurochirurgische Klinik, Universitätsklinikum Freiburg Verleihung der Ehrenmitgliedschaft   der Deutschen Gesellschaft   für Epileptologie an   Prof. Dr. med. Johannes Schramm Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor wenigen Tagen erhielt Herr Schramm auf der diesjährigen Tagung der Deut- schen Gesellschaft für Neurochirurgie in Dresden die Otfrid-Foerster-Medail- le, eine der höchsten Auszeichnungen der Fachgesellschaft. Er erhielt diese Medail- le in Anerkennung seiner Leistungen für die Neurochirurgie. Dies ist schon eine besondere Auszeichnung. Es ist weiter etwas ganz besonderes, wenn ein Chirurg Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Epileptolo- gie wird. Ich freue mich, dass mit dieser Ehrung auch die Verdienste von Herrn Schramm für die Epileptologie gewürdigt werden. Und weil ich diese Verdienste be- sonders zu schätzen weiß, habe ich mich gerne zu dieser Laudatio bereit erklärt. Denn genau das ist es, was ich mit Lau- datio meine: in aller Bescheidenheit jenes Lob, jene Anerkennung und jenen Res- pekt zu formulieren, den uns das Werk von Herrn Schramm abverlangt. Daher brau- che ich auch nicht nach Worten zu suchen, sondern es genügt, das Werk sprechen zu lassen. Ich möchte es also mit dem Dichter halten: Das Werk soll den Meister loben. Und das tut es auch. Und so möchte ich versuchen, Werk und Wirken von Herrn Schramm für die Epileptologie in Respekt und Anerkennung mit einfachen Worten und in aller Kürze darzustellen. Bevor er 1989 nach Bonn kam, hat- te sich Herr Schramm intensiv mit elek- trophysiologischen Techniken und insbe- sondere mit der Anwendung evozierter Potenziale im Rahmen des intraoperati- ven Monitorings beschäftigt, und er hat auf diesem Gebiet bahnbrechende Arbei- ten geleistet. So war ihm die Epileptologie, also ein Fach, das zumindest teilweise auf der Elektrophysiologie basiert, sicherlich nicht ganz fremd. Von entscheidender Be- deutung aber ist, dass er in der Epileptolo- gie und Epilepsiechirurgie ganz besonde- re Chancen für einen Neurochirurgen in Klinik und Forschung gesehen hat. Und hier kommt eine der wesentlichen Eigen- schaften von Herrn Schramm zum Aus- druck: seine Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, Chancen und Perspektiven zu er- kennen, die notwendigen Rahmenbedin- gungen zu schaffen und die entsprechen- den Möglichkeiten konsequent zu ver- wirklichen. Und genau das hat er getan. Hierbei kam ihm sicherlich zugute, dass mit Herrn Elger ein ebenso visionä- Prof. Dr. med. Johannes Schramm 215 Zeitschrift für Epileptologie 3 · 2014| Laudatio

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Z Epileptol 2014 · 27:215–216DOI 10.1007/s10309-014-0394-y© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

J. ZentnerNeurochirurgische Klinik, Universitätsklinikum Freiburg

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft  der Deutschen Gesellschaft  für Epileptologie an  Prof. Dr. med. Johannes Schramm

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor wenigen Tagen erhielt Herr Schramm auf der diesjährigen Tagung der Deut-schen Gesellschaft für Neurochirurgie in Dresden die Otfrid-Foerster-Medail-le, eine der höchsten Auszeichnungen der Fachgesellschaft. Er erhielt diese Medail-le in Anerkennung seiner Leistungen für die Neurochirurgie. Dies ist schon eine besondere Auszeichnung.

Es ist weiter etwas ganz besonderes, wenn ein Chirurg Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Epileptolo-gie wird. Ich freue mich, dass mit dieser Ehrung auch die Verdienste von Herrn Schramm für die Epileptologie gewürdigt werden. Und weil ich diese Verdienste be-sonders zu schätzen weiß, habe ich mich gerne zu dieser Laudatio bereit erklärt.

Denn genau das ist es, was ich mit Lau-datio meine: in aller Bescheidenheit jenes Lob, jene Anerkennung und jenen Res-pekt zu formulieren, den uns das Werk von Herrn Schramm abverlangt. Daher brau-che ich auch nicht nach Worten zu suchen, sondern es genügt, das Werk sprechen zu lassen. Ich möchte es also mit dem Dichter halten: Das Werk soll den Meister loben. Und das tut es auch. Und so möchte ich versuchen, Werk und Wirken von Herrn Schramm für die Epileptologie in Respekt und Anerkennung mit einfachen Worten und in aller Kürze darzustellen.

Bevor er 1989 nach Bonn kam, hat-te sich Herr Schramm intensiv mit elek-trophysiologischen Techniken und insbe-sondere mit der Anwendung evozierter Potenziale im Rahmen des intraoperati-

ven Monitorings beschäftigt, und er hat auf diesem Gebiet bahnbrechende Arbei-ten geleistet. So war ihm die Epileptologie, also ein Fach, das zumindest teilweise auf der Elektrophysiologie basiert, sicherlich nicht ganz fremd. Von entscheidender Be-deutung aber ist, dass er in der Epileptolo-gie und Epilepsiechirurgie ganz besonde-re Chancen für einen Neurochirurgen in Klinik und Forschung gesehen hat. Und hier kommt eine der wesentlichen Eigen-schaften von Herrn Schramm zum Aus-druck: seine Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, Chancen und Perspektiven zu er-kennen, die notwendigen Rahmenbedin-gungen zu schaffen und die entsprechen-den Möglichkeiten konsequent zu ver-wirklichen. Und genau das hat er getan.

Hierbei kam ihm sicherlich zugute, dass mit Herrn Elger ein ebenso visionä-

Prof. Dr. med. Johannes Schramm

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rer Geist auf den Lehrstuhl für Epilepto-logie nach Bonn berufen wurde. Nach-dem dann noch Herr Wiestler die Neuro-pathologie in Bonn übernommen hatte, bestanden geradezu ideale Voraussetzun-gen, einmalige Entwicklungen in Gang zu setzen. Denn die Epileptologie stellt – wie es Herr Elger immer wieder formu-liert hat – ein besonders attraktives Mo-dell dar, Krankheiten zu studieren; sie ist ein „window to the brain“.

Herr Schramm hatte in weiser Voraus-sicht die Chancen, die sich hier für den Neurochirurgen bieten, sofort erkannt. Denn dieses Fenster in das Gehirn zu öff-nen, ist – man kann dies ganz wörtlich nehmen – nicht ohne den Neurochirur-gen möglich. So implantiert der Neuro-chirurg Elektroden, die einen direkten Zu-gang zur Hirnrinde ermöglichen; Elektro-den, über die man Einblicke in die Netz-werkaktivitäten des Gehirns gewinnen kann, über die man Feldpotenziale ablei-ten, analysieren und verstärken kann, um sie dann etwa zum Ansteuern von Prothe-sen nutzbar zu machen. Im Rahmen ope-rativer Eingriffe fällt morphologisch in-taktes und pathologisch verändertes Ge-webe an, das verschiedenen grundlagen-wissenschaftlichen Arbeitsgruppen zur Verfügung gestellt werden kann. Gewe-be also, das Einblicke in Regulationsme-chanismen auf zellulärer und molekularer Ebene unter physiologischen und patho-logischen Bedingungen ermöglicht.

Herr Schramm hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Fenster zum Ge-hirn für zahlreiche klinische und grundla-genwissenschaftliche Arbeitsgruppen of-fen steht, ebenso, dass damit Erkenntnisse aus der Forschung für die Patienten nutz-bar gemacht werden können. Und dies ist ja das eigentliche Prinzip der translatio-nalen Forschung, ein Forschungskonzept, für das Epileptologie und Epilepsiechirur-gie geradezu prädestiniert sind.

Weiterhin hat Herr Schramm maß-geblich zur Weiterentwicklung von Ope-rationstechniken beigetragen. Ich erin-nere insbesondere an die transsylvische Hemisphärotomie, eine Technik, die vie-le Vorteile bringt und die schon heute als der künftige Goldstandard zur funktio-nellen Ausschaltung einer Hemisphäre gelten kann.

Die Bedeutung der Epileptologie für die Forschung in der Neurochirurgie kommt bereits darin zum Ausdruck, dass etwa die Hälfte der aus der Bonner Neuro-chirurgie stammenden Publikationen im Zusammenhang mit der Epilepsiechir-urgie steht. Diese Forschungsaktivitäten wurden durch Beteiligung an Gruppen-förderinstrumenten der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG), etwa Son-derforschungsbereichen, unterstützt. Es soll in diesem Zusammenhang nicht un-erwähnt bleiben, dass Herr Schramm praktisch während seiner gesamten Tä-tigkeit über 23 Jahre hinweg als Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik in Bonn von der DFG gefördert wur-de. Und schließlich ist bemerkenswert, dass Herr Schramm bis zum heutigen Ta-ge persönlich publikatorisch tätig geblie-ben ist. Er hat sich weder während seiner Amtszeit noch jetzt im Ruhestand von sei-nem wissenschaftlichen Engagement ab-halten lassen.

Herr Schramm hat also von chirurgi-scher Seite aus alles getan und wesentlich dazu beigetragen, dass das epilepsiechir-urgische Programm in Bonn so gut gelin-gen konnte und heute international an der Spitze steht. Er hat von chirurgischer Sei-te dazu beigetragen, dass dieses Window to the brain für viele klinische und wis-senschaftliche Arbeitsgruppen offen ist. Und somit ist es richtig und konsequent, wenn die Deutsche Gesellschaft für Epi-leptologie ihm heute die Ehrenmitglied-schaft verleiht. Ich freue mich sehr, lieber Johannes, über diese Anerkennung Dei-nes Werks und Wirkens für die Epilepto-logie und möchte Dir hierzu herzlich gra-tulieren.

Prof. Dr. Josef Zentner

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. J. ZentnerNeurochirurgische Klinik, Universitätsklinikum FreiburgBreisacher Str. 64 79106 [email protected]

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