untersuchung der chorioideaperfusion in abhängigkeit von...
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Untersuchung der Chorioideaperfusion
in Abhängigkeit von verschiedenen Fließbedingungen
- Etablierung eines Tiermodells
und Pilotmessungen
Von der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Medizin genehmigte Dissertation
vorgelegt von Christina Bueb
aus Dormagen
Berichter: Herr Universitätsprofessor Dr. med. Holger Schmid-Schönbein Herr Universitätsprofessor Dr. med. Martin Reim Tag der mündlichen Prüfung: 31. Oktober 2008 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar.
für
meine Eltern Susanne und
Dr.-Ing. Michael Bueb
Inhalt
1. Einleitung ...................................................................................................... 5
2. Material und Methoden des entwickelten Modells ................................... 11
2.1 Theoretische Begründung einer neuartigen Untersuchungsstrategie ..... 11
2.2 Versuchstiere .......................................................................................... 11
2.3 Anästhesie .............................................................................................. 12
2.4 Arbeitsplatz und Instrumentarium ........................................................... 15
2.5 Operationsschritte .................................................................................. 17
2.5.1 Präparation ...................................................................................... 17
2.5.2 Isovolämische Hämodilution ............................................................ 25
2.5.3 Kanülierung für die Perfusographie ................................................. 30
2.5.4 Präparationskontrolle....................................................................... 34
2.5.5 Überdosisgabe ................................................................................ 35
2.6 Videofluoreszenzangiographie ............................................................... 36
2.6.1 Versuchsanordnung ........................................................................ 36
2.6.2 Perfusionslösungen ......................................................................... 41
2.6.3 Versuchsablauf ................................................................................ 49
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren ...................... 53
3.1 Maßnahmen zur Gewebeprotektion ....................................................... 53
3.1.1 Retrograde Kanülierung .................................................................. 53
3.1.2 Hämodilution über die Femoralgefäße ............................................ 55
3.2 Kontralateraler Seitenvergleich ............................................................... 57
3.3 Einstellen des Perfusionsdruckes ........................................................... 59
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion ............................ 61
4.1 Einfluss des Perfusionsdruckes .............................................................. 64
4.2 Einfluss der Plasmaviskosität ................................................................. 71
4.3 Einfluss der Erythrozytenaggregation ..................................................... 76
5. Diskussion .................................................................................................. 81
5.1 Deutung der Ergebnisse ..................................................................... 81
5.1.1 Perfusionsinhomogenitäten ............................................................. 82
5.1.2 Variation des Perfusionsdrucks ....................................................... 83
5.1.3 Variation weiterer rheologischer Parameter ..................................... 84
5.2 Klinischer Bezug ................................................................................. 85
5.3 Problematik der Übertragbarkeit ......................................................... 87
6. Zusammenfassung ..................................................................................... 91
7. Anhang ......................................................................................................... 95
7.1 Hämatokritsenkung ................................................................................. 95
7.2 Höhe des Niveaugefäßes ....................................................................... 96
7.3 Druckmonitoring während der Hämodilution ........................................... 98
7.4 Angiographien ....................................................................................... 100
7.4.1 Hypertension .................................................................................. 100
7.4.2 Hypotension .................................................................................. 101
7.4.3 Erhöhte Plasmaviskosität ............................................................. 102
7.4.4 Erhöhte Aggregationsneigung ...................................................... 103
8. Literatur ..................................................................................................... 105
1. Einleitung 5
1. Einleitung
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist in Industrienationen die
häufigste Erblindungsursache bei erwachsenen Patienten1-3. In Deutschland
stellt sie einen gewichtigen Einzelfaktor dar, der zur Einschränkung der Seh-
funktion oder gar deren Verlust führt4. Weltweit ist die AMD dritthäufigste Ur-
sache für Blindheit5. Da in den letzten Jahren eine Zunahme der Inzidenz zu
vermerken ist, ergeben sich daraus nicht nur für die Betroffenen ausgeprägte
Einschränkungen in der Lebensqualität, sondern auch hohe medizinische und
nicht-medizinische Kosten6.
Man unterscheidet eine atrophische, trockene und eine exsudative, feuchte
Form der AMD, wobei die atrophische Variante, die auch den Beginn der Er-
krankung markiert, mit 80 – 85 % aller Fälle überwiegt7. Bei der feuchten
Form sind mit photodynamischer Therapie, Laserkoagulation und neuerdings
auch durch intravitreale Anti-VEGF8-10 Injektion vielfältige Therapieoptionen
gegeben. Bei der trockenen Variante hingegen stehen bisher keine befriedi-
genden Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Umso wichtiger ist die Erkenn-
tnis, dass hier die Rheophorese in ersten Studien Wirksamkeit in Form einer
Visusverbesserung als klinischem Parameter gezeigt hat11-15. Dieses Verfah-
ren wurde zunächst entwickelt, um Plasmabestandteile, wie beispielsweise
Antikörper bei Myasthenia gravis, Cholesterin bei hereditären Hypercholeste-
rinämien, Immunkomplexe bei systemischen Lupus erythematodes oder Anti-
körper bzw. Antikörperbestandteile beim Plasmozytom zu eliminieren16.
In der Ophthalmologie wurde die Rheophorese zunächst zur Behandlung der
Uveitis eingeführt. Lag nebenbefundlich eine altersabhängige Makuladegene-
ration vor, so konnte teilweise eine Verbesserung oder Verzögerung im
Krankheitsverlauf der AMD beobachtet werden17. Ab diesem Zeitpunkt wurde
die Indikation der Anwendung der Rheophorese auf die AMD ausgeweitet.
6 1. Einleitung
Aktuelle experimentelle rheologische Therapien der AMD entfernen mittels
Plasmafiltration ein genau definiertes Spektrum hochmolekularer Proteine
aus dem Blut des Patienten. Dazu gehören Fibrinogen, α2 -Makroglobulin,
LDL-Cholesterin, Fibronectin und der von-Willebrand-Faktor. Daraus resultiert
eine Abnahme der Plasmaviskosität, der Erythrozyten- und Thrombozyte-
naggregationsneigung und eine Erhöhung der Erythrozytenflexibilität, was
insgesamt eine verbesserte Mikrozirkulation zur Folge hat15.
Warum durch diese Verbesserung ein günstigerer Krankheitsverlauf bei
AMD-Patienten erreicht werden kann, lässt sich zunächst durch das hämody-
namische Modell von Friedmann18,19 erklären. Der Kern dieses Konzeptes
beinhaltet, dass eine Verschlechterung der choroidalen Mikrozirkulation, be-
dingt durch Arteriosklerose und eine verringerte Compliance des okulären
Gewebes, ein entscheidender Faktor für die Entstehung und die Progression
der altersabhängigen Makuladegeneration ist. Seine Untersuchungen haben
zu dem Verständnis beigetragen, dass bestimmte Phänomene, die zu Perfu-
sionseinschränkungen führen sowie mit daraus resultierendem konsekutivem
Gewebeuntergang verbunden sind und von anderen Stromgebieten bekannt
sind, auch auf die Perfusion der Aderhaut übertragbar sind. Betrachtet man
die Tatsache, dass AMD-Patienten zumeist fortgeschrittenen Alters sind, so-
wie in ohnehin schlecht perfundierten submakulären Bereichen athereoskle-
rotische Veränderungen zum Tragen kommen, so erlangt das Konzept der
randständigen Minderperfusion (oft mit „Syndrom der letzten Wiesen“ be-
zeichnet) Bedeutung bei der Pathogenese der AMD20. Diese Hypothese lässt
sich durch die Tatsache belegen, dass bei Patienten mit AMD der submaku-
läre Blutfluss der Chorioidea reduziert ist. Diese Rolle der Chorioidea in der
Pathogenese der AMD ist schon lange bekannt und wird auch durch aktuelle
Ergebnisse belegt21-29. Weiterhin sind Arteriosklerose, ein erhöhter systoli-
scher Blutdruck30, sowie Nikotinabusus31,32 Risikofaktoren für die Entstehung
und die Progression einer altersabhängigen Makuladegeneration. Zuletzt fin-
1. Einleitung 7
den sich in den Drusen und in der Bruch-Membran von AMD-Patienten Lipop-
roteine, deren Quelle das retinale Pigmentepithel (RPE) zu sein scheint33.
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen aber auch andere wichtige Aspekte,
die in ein Konzept der Pathogenese der AMD integriert werden müssen. Ein
solches Modell liefert Pulido34. Dabei wird zwischen Diffusionseinschränkun-
gen, vaskulären Problemen und lokalen Inflammations- und Immunreaktionen
unterschieden, welche zu einer Dysfunktion des retinalen Pigmentepithels
führen. Hauptaufgabe des RPE ist Phagozytose, Metabolisierung und Trans-
port von Zellmaterial der Photorezeptoren. Es ist gekennzeichnet durch star-
ke Stoffwechselaktivität und einen stabil hohen Sauerstoffbedarf35. Diffusi-
onsbarrieren könnten durch Anlagerungen von Makromolekülen wie bei-
spielsweise Vitronectin an die Bruch-Membran entstehen, wodurch der Stoff-
transport zwischen Chorioidea und retinalem Pigmentepithel eingeschränkt
wird36. Da die Makularegion inklusive der Fovea ein avaskulärer Bereich ist
und nur per diffusionem ernährt wird, kann eine solche Einschränkung hier
besonders schwerwiegende Folgen haben. Dass auch ein lokaler Entzün-
dungs- und Immunprozess an der AMD-Entstehung beteiligt zu sein scheint,
zeigt die Entdeckung eines Polymorphismus im Gen des Complement Faktor
H (CFH), der das Risiko, an AMD zu erkranken, nahezu verdreifacht37 und
der bei circa 40% aller AMD-Patienten nachgewiesen werden kann38. Der
Complement Faktor H ist ein wichtiges Regulatorprotein in der Kaskade des
Komplementsystems39. Durch seine Aktivität wird unter anderem eine patho-
logische Komplementaktivierung auf körpereigenen Strukturen verhindert.
Der Polymorphismus führt nicht zu einem vollständigen Funktionsverlust des
CFH, sondern beeinträchtigt dessen Bindung an Heparin und das C-reaktive
Protein (CRP). Erhöhte CRP-Blutspiegel werden auch mit der altersabhängi-
gen Makuladegeneration in Verbindung gebracht und sind als unabhängiger
Risikofaktor zu betrachten40,41. Darüber hinaus werden verschiedene Akute-
Phase Proteine, Immunglobuline, Komplementaktivatoren und -inhibitoren42,43
in den Drusen von AMD-Patienten erfasst. Der hämodynamische Ge-
8 1. Einleitung
sichtspunkt dieses Konzeptes ist ebenfalls angelehnt an das zuvor beschrie-
bene Modell von Friedmann. Einschränkungen der Chorioidealen Perfusion
können z.B. durch eine altersbedingte Einengung der Gefäßlumina bedingt
sein. Dadurch ist der Abtransport von Debris und anderen Stoffwechselend-
produkten eingeschränkt, was zu einer weiteren Anlagerung an die Bruch-
Membran führt, die Diffusionsbarrieren (s.o.) verschärft44 und auch die In-
flammationsreaktionen triggert. Es ist somit umfassend beschrieben, dass die
Hämodynamik in der Chorioidea eine essentielle Rolle bei der Pathogense
der AMD spielt.
Zur Untersuchung der Abhängigkeit der Perfusion von verschiedenen rheolo-
gischen Bedingungen gibt es das Modell des isoliert perfundierten Rattenme-
senteriums45,46. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um ein indirektes Mo-
dell bezogen auf die Chorioidea, da sich die Gefäßtopologie der Aderhaut
aufgrund seiner speziellen Morphologie deutlich von normalen Gefäßgebieten
wie den Mesenterialgefäßen unterscheidet und somit eine verlässliche Über-
tragbarkeit nicht gegeben ist. Im Unterschied zum normalerweise vorliegen-
den mehr baumartigen Aufbau eines Gefäßnetzwerkes durchzieht die Ader-
haut eher schwammartig das zu perfundierende Gebiet. Bis heute ist noch
kein Tiermodell etabliert worden, um die hämodynamischen Vorgänge in der
Aderhaut des Auges gezielt zu untersuchen. Daher wurde, nicht zuletzt zur
Untersuchung des Wirkungsmechanismus der rheologischen Therapie, das
im folgenden beschriebene Tiermodell für die Chorioidea des Auges entwi-
ckelt und anschließend auf seine Einsetzbarkeit geprüft.
Bei der Etablierung des Modells wurden mehrere Zielsetzungen verfolgt. Im
ersten Schritt sollte die im hämodynamischen Modell von Friedmann47,48 auf-
gestellt Hypothese, dass bei einer Verschlechterung der vaskulären Aus-
gangssituation und damit der Fließbedingungen eine Verbesserung der rheo-
logischen Eigenschaften des Blutes in der Lage ist, eine gestörte Perfusion
wieder zu normalisieren, belegt werden. Anschließend sollte in einem zweiten
1. Einleitung 9
Schritt untersucht werden, welcher der Parameter, die bei der rheologischen
Behandlung verändert werden, den entscheidenden Beitrag zur Verbesse-
rung der Perfusion liefert. Dazu musste das Modell so konzipiert werden,
dass gezielt und reproduzierbar einzelne rheologische Parameter variiert und
die Perfusion in deren Abhängigkeit untersucht werden konnten. Während
klinisch in verschiedenen Studien gezeigt wurde, dass die Therapie als Gan-
zes zu einer Visusverbesserung führt12,13,15,49,50, ist bis heute noch nicht
nachgewiesen worden, dass es tatsächlich die bei der Therapie auftretenden
rheologischen Veränderungen sind, die den therapeutischen Erfolg bewirken.
Eine genauere Kenntnis des Wirkungsmechanismus ist nicht nur zur Klärung
der Pathogenese erforderlich, sondern auch unverzichtbar, um die bisher
recht teure Therapie auf die für die Wirkung entscheidende Komponente ein-
zugrenzen und dadurch eine dringend erforderliche Reduktion der Behand-
lungskosten zu erreichen. Zentrale Frage ist hierbei, ob die Therapie mehr
über eine günstige Beeinflussung der Plasmaviskosität und/oder aber vor-
nehmlich durch eine Verminderung der Aggregationstendenz der Erythrozy-
ten wirkt. Weiterhin soll untersucht werden, wie sich eine Variation des Perfu-
sionsdruckes auf die Perfusion der Chorioidea auswirkt.
Die Darstellung der Perfusion der Aderhaut sollte an der unversehrten, nicht
durch Präparationsartefakte beeinflussten Aderhaut erfolgen. Im Anschluss
an das präparatorische Vorgehen sollte eine intravitalmikroskopische Unter-
suchung der Perfusion der Aderhaut als isoliertes Organ ermöglicht werden.
Zuletzt sollte das Modell so universell ausgelegt sein, dass sich nicht nur die
Chorioideazirkulation, sondern in zukünftigen Untersuchungen auch das
Stromgebiet der Retinagefäße untersuchen lässt.
Zur Realisierung dieses Modells wurde am Rattenauge über einen Mikroka-
theter eine selektive okuläre Perfusion mit Lösungen definierter rheologischer
Eigenschaften durchgeführt und mittels Fluoreszenzangiographie intravital-
mikroskopisch dargestellt. Die Analyse des Perfusionszustandes erfolgt an-
hand typischer Kenngrößen und Fluoreszenzmuster.
10 1. Einleitung
Die methodischen Schwierigkeiten, den Einfluss rheologischer Parameter auf
die Chorioideaperfusion (als dem für die Ernährung der Makula allein zustän-
digen Gefäßgebiet) gezielt und reproduzierbar mit den heute verfügbaren Me-
thoden zu untersuchen, sind ein Grund dafür, dass die Pathologie der AMD
so lange ungeklärt geblieben ist. Durch das beschriebene Modell ist es ge-
lungen, ohne Eichung der Fluoreszenzintensität objektive Messungen an der
Aderhaut durchzuführen, da das Augenmerk auf den Einstrom und die Dy-
namik der Fluoreszenz gerichtet ist. Die Experimente beruhen darauf, dass
ein Gefässbett mit einem Perfusat mit genau definierten rheologischen Ei-
genschaften angefüllt wurde. In Folge wurde die Dynamik beobachten, mit
der das ungefärbte Blut durch das mit einem Fluroreszensfarbstoff angerei-
cherte Blut verdrängt wird. Da sich solche Untersuchungen aus methodi-
schen und ethischen Gründen nicht am Menschen direkt durchführen lassen,
war hierzu die Etablierung eines verlässlichen Tiermodells unumgänglich. Nur
so konnte in der Folge die Frage beantwortet werden, wie sich Veränderun-
gen des Perfusiondruckes, der Ery-throzytenaggregationstendenz sowie der
Plasmaviskosität auf die mikrozirkulatorischen Verhältnisse der Chorioidea
auswirken.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 11
2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.1 Theoretische Begründung einer neuartigen Un-tersuchungsstrategie
Nachfolgend sind das etablierte Tiermodell sowie die entsprechenden Opera-
tionstechniken beschrieben. Das linksseitig Auge wurde für die Perfusions-
messungen präpariert, am rechtsseitigen Auge wurde die Hämodilution
durchgeführt. Selbstverständlich lässt sich die Technik in gleicher Weise auch
seitenvertauscht durchführen. Bei der Etablierung des Tiermodells wurden
bereits bestehende Teilschritte anderer Versuchsreihen modifiziert und auf
ihre Eignung geprüft. Ziel war es, die Mikrozirkulation der Chorioidea in vivo
und damit als zusammenhängendes Netzwerk darzustellen und nicht nur die
Perfusion eines einzelnen Mikrogefäßes.
2.2 Versuchstiere
Das Tiermodell wurde für Sprague-Dawley-Ratten (SPRD) mit Herkunft aus
Janvier (Frankreich) etabliert. Diese Albinoratten verfügen über kein Pigment-
epithel, wodurch die Aderhaut der Versuchstiere mit dem verwendeten Farb-
stoff Natriumfluorescein entsprechend gut darstellbar ist. Durch die Diffusion
des verwendeten Fluoreszensfarbstoffes in das umliegende Gewebe konnte
jedes Tier für nur ein einziges Experiment herangezogen werden. Es wurden
weibliche Tiere mit einem Gewicht von 270 - 300 g verwendet.
12 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.3 Anästhesie
Die zur Platzierung des Katheters durchgeführten Operationen machten eine
Vollnarkose des Versuchtieres erforderlich. Die Präanästhesie erfolgte durch
kurze Inhalation von Isofluran.
Abb. 2.1: Versuchstier im Betäubungskasten zur Durchführung der Präanästhesie
mit Isofluran (Isofluran/Forene, Abbott, Wiesbaden).
Vor dem Aufsetzen der Beatmungsmaske für die Inhalationsnarkose (schräg
angeschnittene Original-Perfusor-Spritze® 50 ml, Braun, Melsungen), welche
die Augen abdeckte, erfolgte eine Applikation eines Tropfens Mydriatikum
(Mydriaticum Stulln, Pharma Stulln, Stulln, Wirkstoff Tropicamid) in das linke
Auge. Das Mydriatikum diente dazu, den einsehbaren Bereich des Augen-
fundus durch Mydriasis zu maximieren, so dass die Aderhautgefäße bei der
Fluoreszenzangiographie bis weit in die Peripherie beurteilt werden konnten.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 13
Zum Verhindern eines Transparenzverlusts der Cornea durch Austrocknung
während der Operation wurde das linke Augenlid vollständig geschlossen und
in dieser Position mit Leukosilk® fixiert. Die Beatmungsmaske wurde so auf-
gesetzt, dass sie Maul und Nasenpartie des Versuchstiers vollständig ab-
deckte.
Für die Anästhesie wurde eine Inhalationsnarkose durch Halothan verwendet
(Halothane, H-169, Sigma, München und Verdampfer [Analgesia machine]
Fluotec 3, Cyprane, Keighley, Yorkshire, UK), da bei diesem Narkotikum im
Vergleich zu Chloralhydrat keine Nonresponder auftreten. Der Halothanver-
dampfer ermöglichte es, dem Versuchstier das der Atemluft beigemischte In-
halationsnarkotikum in einer genau eingestellten Konzentration zuzuführen.
Vorteile dieses offenen Narkosesystems lagen in der guten Steuerbarkeit des
Narkotikums sowie der einfachen apparativen Umsetzung. Der nachteilig ho-
he Narkotikaverbrauch fiel auf Grund der geringen Atemvolumina der Ver-
suchstiere kaum in Gewicht.
Initial wurde der Atemluft das Narkotikum in hoher Konzentration zugesetzt,
um das Exzitationsstadium rasch zu durchlaufen. Die Vitalfunktionen des
Versuchstieres wurden fortlaufend überwacht. Nach Erreichen des Toleranz-
stadiums wurde die Konzentration wieder zurückgesetzt. Die Tiefe der Anal-
gesierung des Versuchstieres wurde anhand der Reaktion auf Schmerzreize
geprüft.
Die Versuchsphase der Videoangiographie betraf ein kurz zuvor durch Über-
dosierung getötetes Versuchstier, so dass Anästhesie-Effekte eines schnell
abnehmenden Anästhetikums unberücksichtigt bleiben können.
14 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.2: Auf der Operationsunterlage gelagertes Versuchstier. Die Ratte ist an den
Halothanverdampfer angeschlossen. Der Arbeitsplatz für die beidseitige Carotisprä-
paration ist mit einem Stereooperationsmikroskop (Stemi SV8, 10 x 25, Zeiss, Jena)
ausgestattet. Zum Verhindern eines Transparenzverlusts der Cornea durch Aus-
trocknung während der Operation wurde das linke Augenlid vollständig geschlossen
und in dieser Position mit Leukosilk® fixiert. Die Beatmungsmaske deckte Maul- und
Nasenpartie des Versuchstiers vollständig ab.
Halothanverdampfer
Stereooperationsmikroskop
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 15
2.4 Arbeitsplatz und Instrumentarium
Als Operationsfläche diente eine Korkunterlage, auf welcher das Versuchstier
mittels kleiner, über die Extremitäten geführter Klebestreifen in Rückenlage
fixiert wurde. Das unter der Halsregion gelagerte Kissen diente der zusätzli-
chen Streckung des Operationsgebietes. Während der gesamten Operation
wurde die Körpertemperatur mittels einer Wärmelampe konstant gehalten.
Operationsbesteck
Das zur Präparation benötigte Instrumentarium ist in der Abbildung näher er-
läutert (s. Abb. 2.3). Die Präparation der Blutgefäße sowie die Kanülierung
wurden unter einem binokularen Stereooperationsmikroskop vorgenommen
(Stemi SV8, 10 x 25, Zeiss, Jena).
16 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.3: Operationsbesteck zur Durchführung der Carotispräparation und Kathete-
risierung.
1. NaCl-Lösung und 1-ml-Spritze (Befeuchtung des Präparationsfeldes)
2. Q–Tips (Reinigen des Präparationsfeldes von Blut und NaCl)
3. Miniaturoperationshaken (Spreizen des Operationsfeldes und Weghalten von
Nachbarstrukturen während der Präparation)
4. Mydriatikum
5. Chirurgisches Nahtmaterial (nicht resorbierbar, Länge ca. 15 –20 mm (Stärke
3-0 für Ligaturen)
6. Gewebeschere
7. Federschere für Gefäßanschnitte
8. Gebogene Präparationspinzetten (Splitterpinzetten)
9. Chirurgische Pinzette (Aesculap)
10. Arterienklemmen
11. Tape
1
5
8
10
9
4
6
7
3
11
2
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 17
2.5 Operationsschritte
2.5.1 Präparation Die Öffnung des Operationsfeldes erfolgte durch einen Medianschnitt vom
oberen Sternumende nach kranial bis kurz unter die Mandibula, unter Scho-
nung des darunter liegenden Fettgewebes und der Speicheldrüsen, mittels
einer spitzen Schere. Mit den Miniaturoperationshaken wurde das Operati-
onsfeld aufgespannt. Nach Durchtrennung der oberflächlichen Fett- und Fas-
zienschicht wurde die Glandula submaxillaris dexter dargestellt nach außen
geschoben (Abb.2.4).
Abb. 2.4: Medianschnitt zur Eröffnung der Halsregion der Ratte vom oberen Ster-
numende nach kranial bis kurz unter die Mandibula.
18 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.5: Oberflächliche Halseingeweide nach Durchtrennung der oberflächlichen
Fett- und Faszienschicht mit Sicht auf die großen und kleinen Speicheldrüsen.
Glandula submaxillaris
Glandula sublingularis
Glandula parotis
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 19
Nach Entfaltung des Operationsgebietes kam das Muskeldreieck, bestehend aus
dem M. sternohyoideus (medial), M. omohyoideus (lateral oben) und M. sternomas-
toideus (lateral unten), zur Darstellung. Entlang des lateralen Randes des M. ster-
nohyoideus erfolgte die Präparation in die Tiefe bis zum Erreichen des aus A. caro-
tis communis und N. vagus bestehenden Gefäß-Nervenstranges.
Die A. carotis communis wurde bis circa 10 mm proximal der Carotisgabel freipräpa-
riert, um ausreichend Raum für die Platzierung des Katheters zu erhalten. Anschlie-
ßend wurden die verbliebenen medialen Anteile des M. omohyoideus nach kranial
verfolgt bis zu Os hyoideum, dessen laterales Ende den Verlauf der A. carotis ex-
terna distal der Carotisgabel verdeckte und daher zu entfernen war. Dazu wurde der
äußere Anteil des Knochens mit einer scharfen Pinzette kräftig erfasst und mittels
einer spitzen Schere entfernt.
Nach Entfaltung des Operationsfeldes stellte sich die Anatomie entsprechend dem
nachfolgenden Operationsfoto (Abb. 2.6 / 2.7) bzw. der Zeichnung dar.
20 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.6: Graphische Darstellung der Halsmuskulatur mit dem oberflächlichen
Muskeldreieck, gebildet aus M. sternohyoideus (medial), M. omohyoideus (lateral
oben) und M. sternomastoideus (lateral unten). Entlang des lateralen Randes des
M. sternohyoideus () erfolgte die Präparation in die Tiefe bis zum Erreichen des
aus A. carotis communis und N. vagus bestehenden Gefäß-Nervenstranges.
M. sternohyoideus
M. sterno-
mastoideus
M. digastricus
A. carotis
communis
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 21
.Abb. 2.7: Vollständig präpariertes linksseitiges Gefäßsystem.
A. carotis interna
zum Auge
A. pterygopalatina
A. carotis externa
A. thyroidea superior
A. pharyngea
ascendens
A. carotis communis
A. occipitalis
22 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Deutlich ist die kaliberstarke A. carotis communis zu erkennen. Distal der Ca-
rotisgabel stellt sich die A. carotis externa dar. Deren erste Abzweigung, die
A. occipitalis (Verlauf in Richtung lateral), verdeckt die in die Tiefe ziehende
A. carotis interna. Kurz dahinter ist die nach medial abzweigende A. thyreoi-
dea superior zu erkennen. Kurz bevor die A. carotis externa am oberen Rand
des Operationsfeldes unter dem sehnigen Ansatz des M. digastricus ver-
schwindet, gibt sie noch die nach medial ziehende A. pharyngea ascendens
ab.
Im weiteren Operationsablauf war nun die A. carotis externa vor der Gefäß-
abzweigung der A. occipitalis zu unterbinden.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 23
Abb. 2.8: Vorgelegter Faden in der Carotisgabel unter der nach medial (oben) ver-
laufenden A. carotis externa vor Abgang der A. occipitalis (1.Abgang).
Nun erfolgte, bei gleichzeitiger Abdrängung des kräftigen M. digastricus, die
Präparation der, nach lateral zum Auge hin abzweigenden, A. pterygopalati-
na. Die A. carotis interna wurde jedoch erst kurz vor der Kanülierung der A.
carotis communis unterbunden, da mit diesem Operationsschritt die Hirnper-
fusion vollständig sistierte und lediglich noch über Anastomosen gesichert
wurde. Das vollständig präparierte Gefäßsystem mit entsprechenden Ligatu-
ren kommt in Abb. 2.9 zur Darstellung: Nach Durchführung dieser Operati-
onsschritte konnte die Katheterlegung in die A. carotis communis zu späte-
rem Zeitpunkt erfolgen.
24 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.9: OP-Feld. Als Striche dargestellt sind die zur Eingrenzung des Perfusions-
gebietes erforderlichen Ligaturen. Die in der fotographischen Darstellung abgebilde-
te Ligatur der A. carotis communis ist erst im späteren Operationsablauf zu setzen.
A. carotis interna
A. carotis communis
zum Auge
A. pterygopalatina
A. carotis externa
A. thyroidea superior
A. pharyngea
ascendens
A. occipitalis
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 25
2.5.2 Isovolämische Hämodilution Durchführung und Lösung für die Dilution
Oberstes Ziel des schrittweisen Austausches des tierischen Vollblutes gegen
eine Ersatzlösung war es, trotz der durch die Kanülierung der linksseitigen A.
carotis communis resultierenden Perfusionsunterbrechung die okuläre Mikro-
zirkulation zu erhalten und der Bildung von Mikrothromben und -embolien
vorzubeugen.
Der Volumenersatz wurde mit einer 3% Albumin-PBS-Lösung (pH 7,4)
durchgeführt, mit welcher Driessen8 bereits schon erfolgreich das Rattenme-
senterium infundierte (Albumin bovine serum, Fraction V, Sigma, München).
Das der Rinderfraktion zugeordnete Albumin (Sigma®, Fraction V,
www.sigmaldrich.com) wurde als Drei-Prozent-Volumen-Lösung gebraucht.
Der kolloidosmotische Druck der verwendeten Dilutionslösung entsprach dem
des Plasmas, wodurch es gelang, das Intravasalvolumen relativ konstant zu
halten. Die Kreislaufbelastung des Versuchstieres war entsprechend dem re-
lativ konstant gehaltenen Blutdruck nur gering.
Die Albuminlösung wurde heparinisiert (1000 I.E. Heparin/Na 25000 I.E.,
Braun, Melsungen pro ml Albuminlösung), um der Bildung von Mikrothrom-
ben vorzubeugen.
Beim schrittweisen isovolämischen Austausch des Vollblutes des Versuchs-
tieres gegen PBS-Puffer ohne Albuminzusatz (NaCl-/Ringerlösung) hingegen
wäre es zu einem erheblichen Volumenabstrom mit einem daraus resultie-
renden Blutdruckabfall (vergleiche Kap. 7.4 Druckmonitoring während der
Hämodilution) unter die für den Erhalt einer ausreichenden Mikrozirkulation
erforderlichen Grenze von 60 mm Hg (diastolisch) gekommen.
26 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Die Hämodilution wurde isovolämisch durchgeführt, d.h. in mehren Zyklen
wurden jeweils 2,5 ml der heparinisierten 3%-Albuminlösung infundiert und
anschließend die gleiche Menge Blut wieder entzogen. Dies entsprach, aus-
gehend von einem Blutvolumen von 6 ml/100 g Körpergewicht51 und einem
Tiergewicht von 270 – 300 g, jeweils genau 1/6 des Gesamtblutvolumens des
Versuchstieres. Die Austauschzyklen wurden insgesamt 6 Mal wiederholt, so
dass am Ende des Hämodilutionsvorganges das insgesamt ausgetauschte
Volumen dem gesamten Blutvolumen des Versuchstiers entsprach und da-
durch der Hämatokrit ausgehend vom Ausgangswert von 48 % auf 20 % ge-
senkt wurde (Berechnung s. Anhang). Da es nach jeder Volumenentnahme
zu einem Abfall des Blutdrucks des Versuchstieres kam, war es auch hinsich-
tlich der Kreislaufstabilität sinnvoll, bei jedem Dilutionszyklus mit der Volu-
mengabe zu beginnen.
Der Katheter wurde hierzu an eine Hahnbank angeschlossen, so dass ein
Volumenaustausch mit Hilfe von zwei 20 ml Spritzen durchgeführt werden
konnte.
Da der isovolämische Austausch des Blutes des Versuchstieres aufgrund der
hohen kardiopulmonalen Belastung des Versuchstieres die kritische Phase
der Operation darstellt, waren eine langsame Durchführung der Hämodilution
und eine ständige Überwachung der Vitalfunktion der Ratte mittels Druckmo-
nitoring unabdingbar.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 27
Abb. 2.10: Isovolämische Hämodilution. In sechs Zyklen wurden jeweils 2,7-3,0 ml
einer heparinisierten (1000 I.E. Heparin/Na 25000 I.E., Braun, Melsungen pro ml
Albuminlösung) 3%-Albuminlösung (Albumin bovine serum, Fraction V) appliziert
und anschließend die gleiche Menge Blut entzogen.
Abb. 2.11: Katheter für die rechtsseitige Hämodilution. Am Ende des Hämodilu-
tionsvorganges entsprach das insgesamt ausgetauschte Volumen dem Blutvolumen
des Versuchstiers wodurch der Hämatokrit ausgehend vom Ausgangswert von 48 %
auf 20 % gesenkt wurde.
Albuminlösung
Blut
Heparin
28 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Kanülierung für die Hämodilution
Zur Hämodilution wurde das Stromgebiet der rechtsseitigen A. carotis com-
munis in ähnlicher Weise wie die Gegenseite präpariert (s. Kap. 2.4, Linkssei-
tige Kanülierung). Die Präparation erfolgte über den für die Präparation der
Gegenseite angelegten Medianschnitt.
Die A. carotis communis dexter wurde bis circa 10 mm proximal der Carotis-
gabel freipräpariert, mit einem Faden unterhalb der Carotisgabel legiert und
das Fadenende mit einer Klemme unter Zug genommen. Ein zweiter Faden
wurde möglichst weit proximal der Punktionsstelle vorgelegt und so stark un-
ter einen nach kaudal gerichtetem Zug gesetzt, bis der Blutfluss in der A. ca-
rotis communis sistierte.
Zum Einführen des Katheters musste die A. carotis communis vorsichtig
eröffnet werden. Dazu wurde die nach ventral weisende Gefäßwand mög-
lichst nahe der Carotisgabel mittels einer Federschere quer zur Gefäßrich-
tung angeschnitten und das Gefäß mit einer gebogenen Mikropinzette leicht
nach oben geführt. Der proximal vorgelegte, unter Zug stehende Faden un-
terband dabei den Blutfluss und setze die A. carotis communis zugleich unter
leichte Spannung. In die dadurch entstandene, klaffende Öffnung wurde der
spitz angeschnittene Katheter (Polyethylene Tubing, 0,5 mm ID, 1,00 mm
OD, 800/110/160, Portex, Hythe, Kent, UK) in kaudaler Richtung eingeführt
und fixiert. Jetzt konnte der Blutstrom durch Lösung des in der Carotisgabel
liegenden Haltefadens freigegeben werde und der Katheter füllte sich au-
genblicklich mit Blut. Die Lage der Punktionsstelle sowie der Fixations- und
Ligaturfäden ist in Abb.2.12 dargestellt.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 29
Abb. 2.12: Lage des nach proximal in die rechtsseitigen A. carotis communis vor-
geschobenen Katheters (Polyethylene Tubing, 0,5 mm ID, 1,00 mm OD) zur Durch-
führung der Hämodilution) nach Fixierung. Der Blutdruck füllt den Katheter nach
sachgerechter Platzierung im Gefäßlumen.
proximal
proximall
A. carotis interna
A. carotis
communis
A. carotis externa
Katheter
nach proximal
30 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.5.3 Kanülierung für die Perfusographie Nach Durchführung der isovolämischen Hämodilution wurde die linksseitige
A. carotis communis kanüliert, um über den Katheter den Augenhintergrund
zu perfundieren. Durch die Ligatur der sich an der Carotisgabel nach medial
abzweigenden A. carotis externa sowie der A. carotis interna wurde das Per-
fusionsgebiet soweit eingegrenzt, dass das Auge nur über die zuleitende A.
pterygopalatina selektiv perfundiert wurde. Der Katheter (s. Abb. 2.13) be-
stand aus einem Polyethylenschlauch von 0,86 mm Innendurchmesser (Po-
lyethylene Tubing, 0,86 mm ID, 1,27 mm OD, 800/100/260, Portex, Hythe,
Kent, UK), in dessen Ende ein 5 cm langer Katheter mit einem Innendurch-
messer von 0,5 mm etwa 5 mm hineingeschoben wurde (Polyethylene Tu-
bing, 0,5 mm ID, 1,00 mm OD, 800/110/160). Die Zusammensetzung des Ka-
theters aus zwei Schläuchen unterschiedlichen Durchmessers war erforder-
lich, um den Katheterdurchmesser im Gefäßpunktionsabschnitt klein zu hal-
ten, wodurch die Kanülierung der dünnen A. carotis communis erleichtert
wurde. Der größere Innendurchmesser im zuführenden Teil des Katheters
diente dazu, den Druckabfall auf möglichst langer Strecke gering zu halten,
so dass der vom Druckbeutel vorgegeben Perfusionsdruck dem Druck am
Ende des Katheters entsprach.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 31
Der Katheter war am unteren Dreiwegehahn einer Hahnbank angeschlossen
(DISCOFIX-Hahnbank, Hahnbank für komplexe Infusionsprogramme, mehr-
farbig, Productos Patex S.A., Barcelona, Spanien), an dessen zweiten Aus-
gang der Perfusor über einen weiteren Dreiwegehahn angeschlossen war.
Die kontinuierliche Perfusion wurde, sobald die A. carotis communis sinistra
legiert war, über diesen Perfusor (Perfusor Secura, Braun, Melsungen) mit
einer Flussrate von 6 ml/h gestartet.
Abb. 2.13: Hahnbank mit Katheter für linksseitige Kanülierung der A. carotis com-
munis. Die Perfusorspritze ist mit heparinisierten, 3%-igen Albuminlösung befüllt.
32 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Die Kanülierung erfolgt hierbei analog der rechten Seite. Die A. carotis wurde
kaudal, knapp bevor dieses Gefäß unter der Muskulatur verschwindet, ligiert.
Der Gefäßanschnitt der unter Spannung stehenden A. carotis communis
wurde dicht oberhalb dieser Ligatur vorgenommen. Die kaudale Lokalisation
des Gefäßanschnittes ermöglichte es optimal, den geraden Gefäßverlauf der
A. carotis communis zu nutzen und den Katheter in kranialer Richtung zum
perfundierten Gebiet hin einzuführen. Die Lage der Punktionsstelle, Fixations-
und Ligaturfäden, sowie der Weg der Perfusionslösung, sind in Abb. 2.14
und 2.15 dargestellt.
Abb. 2.14: Linksseitige A. carotis communis nach kaudalseitiger (links im Bild) Liga-
tur. Zustand vor Kanülierung im unteren Drittel des Gefäßes. Das Gefäß zeigte
durch Zug an den beiden Fäden keine Pulsationen des Blutstroms mehr.
Arteria carotis communis
Lokalisation des Gefäßanschnittes
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 33
Abb. 2.15: Perfusionskatheter anterograd. Durch die linksseitigen Ligaturen wurde
das Perfusionsgebiet soweit eingegrenzt, so dass das Auge nur über die zuleitende
A. pterygopalatina selektiv perfundiert wurde.
A. pterygopalatina
A. carotis interna
A. carotis communis
A. carotis externa
Katheter zur
Zuführung des
Perfusats
zum Auge
1 cm
A. carotis externa
zu Gesicht,
Rachen, Schild-
drüse u.a.
A. carotis commu-
nis aus Aorta
A. pterygo-
palatina zum
Auge
A. carotis interna
zum Gehirn
34 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.5.4 Präparationskontrolle Um bei Vergleich der einzelnen Videoangiographien eine Kontrollgröße zu
schaffen, wurde vor Durchführung der Angiographie über den liegenden Ka-
theter die Durchgängigkeit des zu perfundierenden Gefäßgebietes überprüft.
Der mittels eines Niveaugefässes (∆H = 2 m) aufgebaute Referenzdruck lag
bei 110 mm Hg. Durch Positionierung dieses Gefäßes auf einer Waage war
es möglich, durch die Gewichtsabnahme die Flussrate zu ermitteln. Anhand
des Volumenstroms der heparinisierten, 3%-igen Albuminlösung über 30 s
Dauer war es möglich, etwaige Fehlerpräparationen herauszufiltern, die Ka-
theterlage zu überprüfen und abweichende Sequenzen der Videoangiogra-
phie zu erklären.
Das in zwei Meter Höhe aufgestellte Niveaugefäß mit 15 ml der Albuminlö-
sung wurde über einen Zuleitungsschlauch an die Hahnbank angeschlossen.
Die mittlere Flussrate lag bei den durchgeführten Waageexperimenten bei
etwa 1 ml/min.
Letztendlich konnte davon ausgegangen werden, dass bei Waageflüssen im
gleichen Toleranzbereich Unterschiede in den Ergebnissen der Videofluores-
zenzangiographie nur durch die bewusste Variation der Parameter Druck,
Viskosität oder Aggregationsneigung zustande kamen. Der Toleranzbereich
bei Experimenten ohne Papaverin lag bei 0,4 – 0,8 ml / 30 s, bei Experimen-
ten mit Papaverin 0,9 – 1,5 ml / 30 s.
Die Überlegung, die Präparationskontrolle mit einer Erythrozyten enthalten-
den Suspension durchzuführen, um der geschaffenen Kontrollgröße eine
stärkere Aussagekraft zu geben, wurde verworfen. Bis zur definitiven Durch-
führung der Videoangiographie wäre es in den beschickten Gefäßen zu Sta-
senbildung gekommen.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 35
2.5.5 Überdosisgabe Parallel zur okulären Perfusion mit der Albuminlösung erfolgte für 10 Minuten
eine überdosierte Halothangabe bis zum Aussetzen jeglicher Vitalfunktionen
der Ratte. Bis zum Erreichen des Vergiftungsstadiums (Viertes Narkosesta-
dium nach Guedel) wurde die Halothananästhesie auf 4 Vol-% erhöht.
Sobald der Exitus letalis eingetreten war, wurde das Versuchstier auf den Ar-
beitsplatz übergeführt, auf welchem die Angiographie durchgeführt wurde.
36 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.6 Videofluoreszenzangiographie
2.6.1 Versuchsanordnung Die im direkten Anschluss an die Operation durchzuführende Perfusion erfor-
derte eine exakte Vorbereitung aller benötigten Apparaturen sowie der zu
perfundierenden Substanzlösung.
Zur mikroskopischen Angiographie wurde ein im Eigenbau modifiziertes In-
travitalmikroskop verwendet. Die für unsere Messungen relevanten Teile be-
inhalteten ein Auflichtmikroskop (Leitz, Wetzlar), einen Filterblock für Nat-
riumfluoreszein-Fluoreszenzmikroskopie, eine Hg-Dampflampe zur Fluores-
zenzanregung (Leitz, Wetzlar), eine Videokamera (CV-235, jAi, Copenhagen,
Dänemark) und einen handelsüblichen DV-Rekorder zur Zwischenspeiche-
rung des gewonnenen Bildmaterials.
Die vorhandene Horizontalpositionierung in zwei Richtungen des vorhande-
nen Aufbaus wurde um eine Höhenverstellung und eine drehbare Lagerung
des Auges in zwei Richtungen mit dem Pupillenzentrum als Drehpunkt aus
Fischertechnik-Bauelementen (Fischertechnik-Werke, Waldachtal) ergänzt.
Dadurch ließ sich der durch die erweiterte Pupille betrachtete Fundusaus-
schnitt so wählen, dass sich die Papille im Zentrum des Gesichtsfeldes be-
fand.
Es wurde eine 10-fache Vergrößerung durch Objektiv und Okular gewählt
(Reichert, Austria), so dass der gesamte, von der Pupille freigegebene Fun-
dusausschnitt bildfüllend dargestellt und ein möglichst großes Areal betrach-
tet werden konnte. Bei stärkerer Vergrößerung wurde zwar eine höhere De-
tailtreue erreicht, die Repräsentativität war jedoch gering, da nur ein relativ
kleiner Ausschnitt des gesamten Fundus zur Darstellung kam. Eine Orientie-
rung über die Anordnung des Arbeitsplatzes vermitteln die Abbildungen 2.16 und 2.17.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 37
Abb. 2.16: Messanordnung der Videoangiographie (graphische Darstellung). Durch
Höhenverstellbarkeit, Horizontalpositionierung entlang der x- und der y-Achse sowie
durch Verdrehung des Auges mit dem Pupillenzentrum als Drehpunkt war eine op-
timale Positionierung der Papille möglich.
Kamera
Versuchstier
Mikroskop
Hg-Dampflampe
Rotation (Dreh-
punkt≈Pupillen-
zentrum)
Höhenverstellung
Horizontal-
positionierung
Perfusions-
lösung mit
Fluoreszenz-
farbstoff
Druckbeutel mit Ma-
nometer
38 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.17: Versuchsaufbaus der Videofluoreszenzangiographie:
1. Waage (Sartorius); 2. Bildschirm (Sony Trinitron) zur Verfolgung der ablaufenden
Videoangiographie; 3. Stoppuhr; 4. DV–Rekorder (Sony DHR 1000 VC, Digital Vi-
deo Cassette Recorder); 5. Druckbeutel (Combiflac isot. NaCl-Lösung, Braun, Mel-
sungen) mit einer Manschette für Druckmonitoring (Biotest-Medizintechnik, Alzenau)
und einem Manometer (Erkameter, ERKA Kallmeyer Medizintechnik, Bad Toelz), 6. Hg – Dampflampe (Leitz, Wetzlar); 7. Intravitalmikroskop; 8. Eigenbau zur Scharf-
stellung der Papille (Fischertechnik-Werke, Waldachtal).
1 2
3
4
5
6
8
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 39
Nach Entfernung des Pflasters vom rechten Augenlid wurden zur dauerhaften
Exposition der Cornea etwa 3 mm der Oberlidkante und etwa 2 mm der Un-
terlidkante mit der Schere abgetrennt. Anschließend wurden zur Bildung ei-
nes Flüssigkeitsfilms zwischen der Cornea und einem aufgelegten Deckglas
einige Tropfen NaCl-Lösung auf die Cornea gegeben.
Die Ratte wurde auf dem Angiographietisch auf die rechte Körperhälfte gela-
gert, so dass nach Fokussierung die Papille zentral durch die Pupille sichtbar
war. Zur Orientierung konnten hierbei die, von der Papille ausgehenden,
sternförmig in die Peripherie verlaufenden Retinagefäße herangezogen wer-
den, die durch die in den Gefäßen liegenden Erythrozyten rot zur Darstellung
kamen.
Abb. 2.18: Strahlengang. Die Papille ist durch die vorgelagerte Cornea und die Lin-
se zentral zu fokussieren. Die von ihr ausgehenden, sternförmig in die Peripherie
verlaufenden Retinagefäße wurden zur Orientierung genutzt.
Perfusionslösung
Betrachtungsperspektive
40 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Abb. 2.19: Auf dem Angiographietisch positioniertes Versuchstier. Der Strahlen-
gang ist auf das Auge gerichtet, welches mit einem Deckglas abgedeckt ist.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 41
2.6.2 Perfusionslösungen 2.6.2.1 Basiserythrozytensuspension
Ausgangspunkt für die Herstellung aller Erythrozytensuspensionen waren
zwei Monovetten mit jeweils 10 ml heparinisierten, humanen Vollblut von
Blutspendern des Blutspendedienstes des Universitätsklinikum Aachen. Das
heparinisierte Blut wurde mit 45 ml D-PBS (Gibco™, -CaC2, - MgCl2,
www.Invitrogen.com) auf 50 ml aufgefüllt und durch 10 minütige Zentrifugati-
on bei 4000 U/min gewaschen. Der so entstandene Überstand wurde mit Hil-
fe einer Wasserstrahlpumpe abgesaugt. Man erhielt 5 ml einer Basiserythro-
zytensuspension, deren Hämatokritgehalt 70 % betrug. Diese konnte nun
entsprechend der gewünschten rheologischen Eigenschaften modifiziert wer-
den.
Um das Perfusionsverhalten angiographisch darstellen zu können, wurden
die so erhaltene Erythrozytensuspensionen mit einer 10%igen Natriumfluo-
reszeinlösung (Fluorescein Alcon 10 %, 5ml Injektionslösung zur intravenö-
sen Anwendung, Alcon Pharma GmbH, Freiburg) im Verhältnis von 1:100
versetzt. Da bei den verwendeten Versuchstieren (albinotische Ratten) das
die Aderhautfluoreszenz größtenteils absorbierende retinale Pigment fehlt, ist
der Fluoreszenzfarbstoff Natriumfluoreszein in unserm Fall gut zur Darstel-
lung der Aderhaut geeignet. Natriumfluoreszein hat eine hohe Fluoreszenzef-
fizienz und diffundiert auf Grund seiner variablen Proteinbindung relativ
schnell aus der Choriokapillaris. Die gleichmäßig diffuse Hintergrundfluores-
zenz limitiert die detailgenaue Darstellung des Augenhintergrundes.
Im vorliegenden Tierexperiment wurde bei der Auswertung der aufgezeichne-
ten Sequenzen jedoch primär die Einstromphase betrachtet, während der es
zu keiner nennenswerten Diffusion des Farbstoffes aus den Retinagefäßen
kam. Durch die höhere Fluoreszenzeffektivität dieses Farbstoffes, im Ver-
gleich zu Indocyaningrün, erhielt man im vorliegenden Tierexperiment detail-
42 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
genauere Bilder und einzelne Strukturen konnten mit wesentlich geringeren
Farbstoffmengen gut dargestellt werden.
Bei der Durchführung von Fluoreszenzangiographien am menschlichen Auge
wird derzeit, wenn es auf die Darstellung der hinter dem Pigmentepithel lie-
genden Aderhaut ankommt, zusätzlich Indocyaningrün eingesetzt. Dieser
Farbstoff ist zu einem Anteil von 95 % an Plasmaproteine gebunden und dif-
fundiert daher, bei geringer Fluoreszenzeffektivität (5–10% im Vergleich zu
Natriumfluoreszein), nur zu einem vernachlässigbar geringen Anteil durch die
Aderhaut. Indocyaningrün durchdringt wesentlich besser als Natriumfluores-
zein das Pigmentepithel.
2.6.2.2 Perfusionslösung mit physiologischen Eigenschaften
Um auf der Basis dieses Hämatokrits eine physiologische rheologische Situa-
tion zu schaffen, von welchem ausgehend die verschiedenen Parameter wie
Vollblutviskosität, Plasmaviskosität und Erythrozytenaggregation definiert
unabhängig voneinander eingestellt werden sollten, wurde die Basiserythro-
zytensuspension mit 70%igem Hämatokrit durch Zugabe von Thomadex® 40
(NaCl 10 %, Dextrane 40 10 %, Delta Pharma GmbH, Pfullingen) im Verhält-
nis 1:4 mit NaCl 0,9 % verdünnt. Basierend auf den Erkenntnissen von Li-
powsky et al. (Fließwiderstand), die von Driessen weiterentwickelt worden
waren, gelingt es dadurch, die Auswirkungen des Hämatokrits auf die retina-
len Fließeigenschaften zu beobachten. In ausführlichen Akut-Versuchen mit
den sehr viel besser zugänglichen, isolierten Mesenterien der Ratte war fest-
gestellt worden, dass die verwendete Perfusionslösung hämodynamisch gut
vertragen wurde. Insbesondere konnte auch gezeigt werden, dass sich die
rheologischen Eigenschaften der verwendeten Kunstlösung und die Charak-
teristika des Blutes des Versuchtieres gleichen.
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 43
3 ml dieser verdünnten Thomadex 40-Lösung wurden zur Basiserythrozyten-
suspension gegeben. Die dadurch entstandene Perfusionslösung hatte eine
physiologische Ausgangskonzentration der korpuskulären Anteile des Blutes
von 44 % und eine Plasmaviskosität von 1,3 mPas, gemessen im Kapillarvis-
kosmeter MA 2 (Coulter Harkness Kapillarviskosmeter, Coulter Elektronics
Ltd., Luton Befordshire, UK) bei 22°C.
Abb. 2.20: Komponenten zur Erstellung der Humanerythrozytensuspension mit de-
finierten rheologischen Eigenschaften.
44 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.6.2.3 Perfusionslösung mit pathologischen Eigenschaften
Perfusionslösung mit erhöhter Viskosität
Zur Simulation einer bereits von Driessen untersuchten, pathologisch erhöh-
ten Plasmaviskosität wurde zunächst eine Ausgangslösung, bestehend aus
25 ml D-PBS Puffer, 3,35 g Dextran FP 60 pyrogen-free (research grade, M
55000 – 65000, Serva, Boehringer Ingelheim Bioproducts Partnerchip. Hei-
delberg) und 2,5 ml Aqua bidest, hergestellt. Diese Ausgangslösung hatte
eine Viskosität von 9 mPas.
Damit konnte man zusammen mit der Basiserythrozytensuspension eine
Endviskosität von 4,19 mPas erzeugen, indem man 5 ml der Basiserythrozy-
tensuspension mit 3 ml der Ausgangslösung vermischte.
Perfusionslösung mit erhöhter Erythrozytenaggregationstendenz
Am Mesenterium narkotisierter Ratten wurden die Fließeigenschaften bei
Veränderung der Aggregationstendenz der roten Blutkörperchen bereits von
Driessen untersucht52. Um eine erhöhte Erythrozytenaggregationsneigung zu
bewirken, wurde das in D-PBS Puffer gelöste, hochmolekulare Polysaccharid
Ficoll (approx. Mol Wt. 400000, Type 400,Sigma-Aldrich Chemie GmbH,
Steinheim) verwendet. Es wurden 3 ml einer vierprozentigen Ficollösung zu 5
ml der Basiserythrozytensuspension gegeben. Um vergleichbare und repro-
duzierbare Werte zu erzeugen53, wurde zur Messung der Erythrozytenaggre-
gation ein Myrenne-Aggregometer (MA2, myrenne®, [email protected])
verwendet. Der Aggregationsindex der Perfusionslösung, gemessen mit dem
Aggregometer (low shear, 10 s), betrug 56 (Norm: < 20).
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 45
Perfusionslösung mit Papaverin
Ausgehend von engen Gefäßen konnte bei den Versuchen, die mit dem Va-
sorelaxans Papaverin (Papaverine hydrochloride, Sigma, Sigma-Aldrich
Chemie GmbH, Steinheim) durchgeführt wurden, die Gefäßweite erhöht wer-
den. Das Vasorelaxans befand sich hierbei in einer Konzentration von 0,1
mmol/l in allen verwendeten Lösungen.
46 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Einzelsubstanzen Zusammensetzung
Albumin
Bovine serum Albumin, Fraction V Powder, Sigma, München
Heparin
Heparin,Braun, Melsungen
Thomadex 40 Dextrane 40, 10 % Lösung mit NaCl 0,9%, Mo-lekulargewicht 40.000, Delta Pharma GmbH, Pfullingen
Dextran 60 Molekulargewicht 60.000, Serva, Boehringer Ingelheim Bioproducts
Fluorescein Fluorescein Alcon 10 %, Injektionslösung zur intravenösen Anwendung, Alcon Pharma GmbH, Freiburg
D-PBS Puffer Phosphate buffered saline nach Dulbecco: KCl 200 mg/l, KH2PO4 200 mg/l, NaCl 8000 mg/l, Na2HPO4-7H2O 2160 mg/l, pH 7,4; ohne CaCl2 + MgCl2 Gibco
Ficoll Polysucrose, Type 400, Molkulargewicht 400.000, Sigma-Aldrich Chemie GmbH
Ausgangsprodukte Zusammensetzung
Albuminlösung, heparinsiert 3g Albumin in 100ml D-PBS Puffer, 1000 I.E. Heparin/ml, pH 7,4
Basiserythrozytensuspension Aus 5 ml heparinisiertem humanen Vollblut, in D-PBS Puffer, aufgenommen; Hämatokrit 70 %, pH 7,4
Basiserythrozytensuspension, gefärbt
4ml Basiserythrozytensuspension +40µl Fluorescein, pH 7,4
Ausgangslösung zur Erzeugung erhöhter Plasmaviskosität
25 ml D-PBS Puffer pH 7,4 + 3,35 g Dextran 60 +2,5 ml Aqua bidest. Plasmaviskosität 9 mPas
Ficolllösung 4% 4g Ficoll in 100 ml D-PBS Puffer
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 47
Perfusionslösungen Zusammensetzung
Perfusionslösungen mit physiologischen rheologischen Eigenschaften
3 ml Thomadex 40 + 12ml NaCl 0,9 % + 5 ml Basiserythrozytensuspension, Hämatokrit 44 %, Viskosität 1,3 mPas, Aggregationsindex < 20
Perfusionslösung mit erhöhter Erythrozyten-Aggregationsneigung
3 ml Ficolllösung + 5ml Basiserythrozytensuspension. Aggrega-tionsindex 56, Plasmaviskosität 1,3 mPas, Hämatokrit 44 %
Perfusionslösung mit erhöhter Plasmaviskosität
5 ml Ausgangslösung zur Erzeugung erhöhter Plasmaviskosität + 3 ml Basiserythrozytenlösung, pH 7,4. Plas-maviskosität 4,8 mPas, Aggregationsindex < 20, Hämatokrit 44 %
Abb. 2.21: Komponenten zur Erstellung der Humanerythrozytensuspension mit de-
finierten rheologischen Eigenschaften. Angeben sind die Einzelsubstanzen sowie
die gebrauchsfertigen Lösungen.
48 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
2.6.2.4 Einstellung des Perfusionsdrucks
Zur genauen Einstellung des Perfusionsdrucks wurde der Katheter über ei-
nen Standard-Infusionsschlauch an einen Druckbeutel angeschlossen (Com-
biflac isot. NaCl-Lösung, Braun, Melsungen), welcher sich in einer Manschet-
te für Druckmonitoring befand (Biotest-Medizintechnik, Alzenau). Um eine
exakte Ablesbarkeit des Manschettendrucks zu ermöglichen, wurde dessen
Druckanzeige durch die eines Blutdruckmessgeräts (Erkameter, ERKA Kall-
meyer Medizintechnik, Bad Tölz) ersetzt.
Da der Druckbeutel und der Großteil des Infusionsschlauchs ausschließlich
dem Druckaufbau dienten, genügte es, zur Volumeneinsparung der Perfusi-
onslösung das Zuleitungssystem nur vom Katheter bis in die Tropfkammer
des Infusionsschlauchs zu befüllen.
Über das befüllte Perfusionssystem war es möglich, die Perfusionslösung mit
einem genau definierten, reproduzierbar vorgegebenen Druck einströmen zu
lassen, um anschließend die intravitalmikroskopischen Perfusionsverläufe zu
beobachten und aufzeichnen (s. hierzu Kap. 3.1.2 Einstellung des Perfusi-
onsdruckes).
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 49
2.6.3 Versuchsablauf Die Perfusionsmikroskopie fand am unverletzten Auge mit vollständig intakter
Anatomie der Aderhaut des Versuchstiers statt. Vor der eigentlichen Durch-
führung der Angiographie wurde, um die Albumin-Spüllösung im Gefäßsys-
tem des Auges zu verdrängen, ein Bolus ungefärbter Erythrozytensuspension
von ansonsten gleicher Zusammensetzung wie die eigentliche Messlösung in
das zu untersuchende Auge appliziert. Dadurch wurden einheitliche rheologi-
sche Vorbedingungen für die sich anschließenden Angiographien sicherge-
stellt, bei denen das Anströmverhalten der fluoreszenzmarkierten Erythrozy-
tensuspensionen unter dem durch den Druckbeutel vorgegebenen Druck
aufgezeichnet wurde.
Nach Durchführung der Präparationskontrolle (s. oben Kap. 2.4.3 Präparati-
onskontrolle) wurde der Strahlengang der Hg-Dampflampe auf die zentral im
Fundusausschnitt lokalisierte Papille gerichtet und unter Gabe eines Bolus
gefärbter Erythrozytensuspension (circa 0,1-0,3 ml) die Papille intravitalmik-
roskopisch fokussiert. Nach Aufsetzen der Videokamera ließ man nun die
Perfusionslösung mit dem gewünschten, vom Druckbeutel vorgegebenen
Perfusionsdrucks einströmen.
Die mit dem Rekorder aufgezeichnete Bildsequenz hatte eine Dauer von 4
min, da nach diesem Zeitraum keine Änderungen des Angiographieverlaufes
mehr zu erwarten waren. Die Auswertung der einzelnen Videofluoreszenzan-
giographien erfolgte nach Digitalisierung der Aufzeichnungen durch das Insti-
tut für Hochfrequenztechnik. Danach konnten die Angiographien hinsichtlich
auftretender Perfusionsmuster untersucht werden. Weiterhin wurden die Ver-
suche jeder Gruppe hinsichtlich der quantitativen Chorioideaperfusion aus-
gewertet. Dazu wurde von jedem einzelnen ein Bild bei einer mittleren Hellig-
keit von 100 Helligkeitsstufen erzeugt (0 = min., 255 = max. Helligkeit). Aus-
gehend von diesen Bildern wurde dann die relative Aderhautdurchblutung in
Prozent ermittelt.
50 2. Material und Methoden des entwickelten Modells
Übersicht des Versuchsablaufs
Abb. 2.22: Schematische Übersicht des kompletten Versuchsablaufs und der an-
schließenden Auswertung
Fluoreszenzangiographische Darstellung zur Beurteilung von Perfusionsmustern und der prozentualen Chorioideaperfusion
Perfusionslösung mit Fluoreszenzfarbstoff, Perfusion des Auges über Mikrokatheter
Versuchstier
Perfusion und Angiographie des Rattenauges
Einstellung eines konstanten Perfusionsdruckes.
Erythrozytensuspension mit definierten rheologischen Eigenschaften.
Druckbeutel zur Einstellung des Perfusionsdrucks
Mikroskop- und Aufzeich-nungseinheit für die Fluores-zenzangiographie
2. Material und Methoden des entwickelten Modells 51
Abb. 2.23: Schema-
tische Übersicht des
kompletten Ver-
suchsablaufs.
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren 53
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterver-folgter Verfahren
3.1 Maßnahmen zur Gewebeprotektion
3.1.1 Retrograde Kanülierung Oberstes Ziel des schrittweisen Austausches des tierischen Vollblutes gegen
eine Ersatzlösung war es, trotz der durch die Kanülierung der linksseitigen A.
carotis communis resultierenden Perfusionsunterbrechung die okuläre Mikro-
zirkulation zu erhalten und der Bildung von nicht leicht reversiblen Stasen
bzw. Mikrothromben im Untersuchungsbereich vorzubeugen.
Vorteilhaft bei der retrograden Kanülierung war die Tatsache, dass es nicht
zu einem Perfusionsstop während der Katheterisierung kam. In Anlehnung an
die von Takasato et al. (lit., 1984) beschriebene Technik wurde hierbei der
Katheter nicht direkt in die A. carotis interna eingebracht, sondern stattdessen
die A. carotis externa anpunktiert, um einen Katheter retrograd in Richtung
der A. carotis interna einzuführen.
Da die A. carotis communis erst mit Beginn der Perfusion unterbunden wur-
de, ist ein ungestörter Blutfluss via A. carotis interna während der Präparation
und der Kanülierung möglich. Dadurch konnte eine hypoxische Schädigung
bzw. Mikrozirkulationsstörungen durch Mikrothromben und -embolien vermie-
den werden.
Die Präparation der A. carotis externa musste im Vergleich zur oben be-
schriebenen Präparationstechnik (s. Kap. 2.4.1 Präparation) aufwendig weit
nach distal freigelegt werden, um ausreichend Platz für die Kanülierung zu
schaffen. Durch die kurze zur Kanülierung zur Verfügung stehende Gefäß-
strecke der A. carotis externa ergab sich wegen der mangelnden Möglichkeit
der Fixierung des Katheters die Problematik der Leckage, so dass nur ein
verhältnismäßig geringer Teil der Perfusionslösung das Stromgebiet der A.
54 3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren
pterygopalatina erreichte. Lediglich unter Bedingungen hohen Drucks war die
Kapazität des Lecks erschöpft und es kam zu einer Anflutung der Chorioidea.
Der Versuch, die Leckage durch festere Fixierfäden zu vermeiden, brachte
keine Verbesserung, da durch die Widerstandserhöhung die Durchflusszeit
des Katheters auf 22% reduziert wurde.
Da die A. carotis externa ein im Vergleich zur A. carotis communis sehr dünn-
lumiges Gefäß ist, war der Druckabfall entlang des entsprechend kleinlumi-
gen Katheter entsprechend groß.
Da durch die Durchführung der Hämodilution eine Schädigung der Mikrozir-
kulation weitestgehend vermieden werden konnte und der reproduzierbar
eingestellte Perfusionsdruck in diesem Versuch eine wichtige Messgröße
darstellt, etablierte sich letztlich die Technik der anterograden Perfusion.
Abb. 3.1: Lage des Perfusionskatheter in der A. carotis externa bei der retrograden
Perfusion. Der Katheter ist in der A. carotis externa lokalisiert, die Gefäßabgänge
sind mit Ausnahme der A. pterygopalatina zur Eingrenzung des Perfusionsgebietes
legiert.
A. carotis interna
A. carotis communis
zum Auge
A. pterygopalatina
A. carotis externa
Katheter zur
Zuführung des
Perfusats
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren 55
3.1.2 Hämodilution über die Femoralgefäße Um die Zeitdauer der Kreislaufbelastung für das Versuchstier während der
Hämodilution zu verkürzen, wurde das Volumen über einen Katheter in der V.
femoralis perfundiert und simultan mit gleicher Flussrate aus der A. femoralis
entzogen. Die Leistengefäße boten sich für dieses Vorgehen auf Grund der
günstigen oberflächlichen und benachbarten Lokalisation an.
Die Kanülierung erfolgte dabei entsprechend der vorangehend beschriebe-
nen Technik. Über einen in der linken Leistenbeuge gesetzten, quer zur
Beinachse verlaufenden Schnitt erfolgte die Darstellung der Femoralgefäße
und deren Anschlingung mit jeweils drei unter das Gefäß gelegten Seidenfä-
den. Dann wurden die beiden proximalen Fäden unter Zug genommen bis
zum sichtbaren Sistieren des Blutflusses und die Gefäße durch Zuknotung
des distalen Fadens legiert. Nach Eröffnung der Gefäßlumina mittels der Mik-
ro-Federschere konnten die Katheter (Polyethylene-tubing; 0,50 mm ID; 1,00
mm OD = PE 50) eingeführt und fixiert werden.
Da sich bei dieser Vorgehensweise hinsichtlich der kardialen Belastung und
Kreislaufstabilität des Versuchstieres kein Vorteil ergab, der präparatorische
Aufwand jedoch erhöht war, etablierte sich die oben beschriebene, weniger
invasive Hämodilution über die rechtsseitige A. carotis communis (s. Kap.
2.4.2 Isovolämische Hämodilution).
56 3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren
Abb. 3.2: Femoralis-Katheterisierung. Der in der A. femoralis lokalisiert Katheter
dient der Volumenentnahme. Über einen weiteren Katheter (im Bild nicht darges-
tellt) wurde Volumen simultan über die Vene perfundiert.
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren 57
3.2 Kontralateraler Seitenvergleich
Um interindividuelle Unterschiede auszuschließen, wurde ein Seitenvergleich
des linken und rechten Stromgebietes des Auges etabliert, wobei diese über
zwei Katheter unabhängig voneinander perfundiert wurden. Ein Auge wurde
hierbei mit der Bezugslösung perfundiert, kontralateral waren die zu untersu-
chenden Einflussparameter zu verändern.
Bei Perfusion einer Seite kam es simultan zu einer Farbstoffanflutung der
Chorioidea des anderen Auges, so dass die Aussagekraft durch zahlreiche
Anastomosen, unter anderem im Nasen- und Rachenbereich, nicht erhöht
werden konnte.
58 3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren
Abb. 3.3: Darstellung des links- und rechtsseitigen Stromgebietes. Ein Seitenver-
gleich ist durch Anastomosen, unter anderem im Nasen- und Rachenbereich, nicht
möglich. Bei Perfusion einer Seite kam es simultan zu einer Farbstoffanflutung der
Chorioidea des anderen Auges, so dass die Aussagekraft durch zahlreiche Anas-
tomosen, unter anderem im Nasen- und Rachenbereich, nicht erhöht werden konn-
te.
A. carotis communis
A. thyreoidea superior
A. occipitalis A. pterygopalatina
zum Auge zum Auge
A. pterygopalatina
Anastomosen im Nasen- und Rachenbereichbereich
A. carotis externa
A. carotis interna
A. carotis interna
3. Ergebnisse der Prüfung nicht weiterverfolgter Verfahren 59
3.3 Einstellen des Perfusionsdruckes
Mit dem zuleitenden Standardinfusionsschlauch (Länge 1,80m) und einem
mit der Humanerythrozytensuspension befüllten Niveaugefäß, welches in
entsprechender Höhe positioniert wurde (s. Anhang, Kap. 7.3 Höhe des Ni-
veaugefäßes), war es nicht möglich, die Suspension mit einem reproduzier-
bar gewähltem Druck einströmen zu lassen, um nachfolgend vergleichbare
intravitalmikroskopische Perfusionsverläufe aufzeichnen zu können.
Weiterhin konnte wegen des langen Zuleitungsweges und der dabei auftre-
tenden Sedimentation der Erythrozyten nicht davon ausgegangen werden,
dass die vorgegebenen Parameter der Lösung hinsichtlich Hämatokritgehalt
und Viskosität (nach Phasentrennung) in der berechneten Zusammensetzung
im Einströmungsgebiet noch vorlagen.
Die Sedimentationsgeschwindigkeit (vs) im Zuleitungsschlauch ergibt sich aus
dem folgenden Zusammenhang:
wobei:
rT = Radius der sedimentierenden Teilchen
ρT = Dichte der sedimentierenden Teilchen
ρF = Dichte der Flüssigkeit
η = dynamische Viskosität der Flüssigkeit
g = Erdbeschleunigung
Weiterhin war bedingt durch den langen Zuleitungsschlauch eine Volumen-
verdopplung der mit Natriumfluoreszein versetzten Perfusionslösung notwen-
dig, deren sachgerechte Durchmischung vor der Durchführung der okulären
Perfusion schwierig zu realisieren war.
( )η
ρρ9
2 2FTT
sgrv −
=
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 61
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Die aufgezeichneten Angiographiesequenzen wurden unter Variation rheolo-
gisch relevanter Bluteigenschaften der Perfusionslösung wie Plasmaviskosi-
tät und Aggregationsneigung sowie in Abhängigkeit von der Gefäßweite beur-
teilt. Weiterhin war es über das zuleitende Perfusionssystem möglich, die
Humanerythrozytensuspensionslösung mit genau definiertem, reproduzierbar
vorgegebenem Druck einströmen zu lassen.
Als Zielgröße wurde die Perfusion der Chorioidea herangezogen. Hierbei
wurde, unter Einbeziehung der Anflutungszeiten bis zum Erscheinen des
Fluoreszenzfarbstoffes in den Retinagefäßen sowie der Aderhaut, die Homo-
genität der Chorioidea vergleichend bewertet. Charakteristische Läppchens-
trukturen und eine weitgehend homogene Fluoreszenz der Chorioidea waren
hierbei entscheidendes Merkmal suffizienter Perfusion, während pathogene-
tisch bedeutsame Perfusionsinhomogenitäten auf eine unzureichende Durch-
blutung des Augenhintergrundes hinwiesen. Sowohl für die genannte Ver-
gleichs-Strategie als auch für die Zielgröße gab es keine Vorbilder in der Lite-
ratur. So erfolgte die Beurteilung pathogenetisch bedeutsamer Inhomogenitä-
ten anhand des etablierten Modells subjektiv, die Methoden und Kriterien er-
lauben jedoch die quantitative und objektive Beurteilung, die in späteren Ar-
beiten nachgeliefert werden können.
Eine bei einem Perfusionsdruck von 200 mm Hg und einem 44%igen Häma-
tokritgehalt durchgeführte Referenzangiographie ist nachfolgend (Abb. 4.1)
exemplarisch dargestellt. Die angiographische Auswertung zeigt die typi-
schen, physiologischen Perfusionszustände der Aderhaut und die in charak-
teristischer Weise sternförmig vorgelagerten, in die Peripherie ausstrahlen-
den Netzhautgefäße. Beim Anfluten der Chorioidea mit der fluoreszenzmar-
kierten Erythrozytensuspension zeigen sich auch im Tiermodell die typischen
62 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Phasen, die aus den angiographischen Fundusdarstellungen des Menschen
bekannt sind.
Der Farbstoff erscheint nach erfolgter Bolusgabe als Erstes in der Zentralar-
terie. Nach zwei Sekunden beginnt die homogene, lobuläre Verteilung des
Fluoreszenzfarbstoffes im Bereich der Aderhautgefäßstruktur. Einige Sekun-
den später folgt die Füllung der Netzhautgefäße. Im Verlauf wird nach circa
sechs Sekunden als charakteristisches Kennzeichen suffizienter Perfusion
die homogene Läppchenstruktur im Untersuchungsbereich der Chorioidea
sichtbar. Nach etwa 10 Sekunden ist die Perfusion der Chorioidea mit zu die-
sem Zeitpunkt erreichter maximaler Intensität ausgeprägt.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 63
Abb. 4.1: Beispiel einer Fluoreszeinangiographie des Fundus einer Albinoratte, mit
der Perfusionslösung mit physiologischen rheologischen Eigenschaften: Hämatokrit
44 %, Plasmaviskosität 1,3 mPas, Aggregationsindex <20 (vgl. Tab. 2.21, S. 45 f.).
Referenzversuch zur Erzielung einer sicher suffizienten Perfusion unter hypertensi-
ven (200 mm Hg). Die zugehörige Angiographiesequenz beginnt mit dem Leerbild
zum Zeitpunkt des Versuchsbeginns (Abb. a), gefolgt von der frühen Anflu-
tungsphase mit erster Darstellung des Fluoreszenzfarbstoffes. Bereits nach zwei
Sekunden ist die Füllung der Zentralarterie zu beobachten (Abb. b). Im weiteren
Verlauf zeigt sich eine deutliche und homogene Läppchenstruktur im gesamten
Stromgebiet als Zeichen physiologischer und suffizienter Perfusion bei t=5 s (Abb. c) und intensiv ausgeprägt bei t=14 s (Abb. d). Eine flächige Überblendung mit
schon zu diesem Zeitpunkt erreichter maximaler Intensität ist nach einer Minute er-
reicht. Insgesamt ist eine über das gesamte Untersuchungsgebiet homogen verteilte
Läppchenstruktur sichtbar, fast keine unfluoreszierten Bereiche sind erkennbar.
a
c
b
d
64 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
4.1 Einfluss des Perfusionsdruckes
Die durchgeführten Pilotmessungen zur Untersuchung des Einfluss des Per-
fusionsdruckes auf die Chorioideaperfusion wurden bei physiologischen Hä-
matokritgehalt (44%) durchgeführt. Dabei wurde die Chorioideaperfusions-
messung bei einem vom Druckbeutel vorgegebenen Perfusionsdruck von
200, 100 und 90 mm Hg sowie mit einem Druck von 110 mm Hg (entspricht
dem physiologischen Mitteldruck) durchgeführt. Die Plasmaviskosität lag mit
1,2 mPas im physiologischen Bereich. Die Ergebnisse sind am Ende des Ka-
pitels zusammengestellt (Abb. 4.3).
Hypertension (200 mm Hg)
Zunächst wurde unter hypertensiven Perfusionsbedingungen bei einem Per-
fusionsdruck von 200 mm Hg gearbeitet. Dieser deutlich über normalen hu-
manen Bedingungen liegende Druckbereich wurde bewusst gewählt, um eine
suffiziente Durchblutung sicher zu erreichen. Im gesamten perfundierten
Stromgebiet der Chorioidea dominieren als Kennzeichen suffizienter Perfusi-
on größtenteils charakteristische, homogen verteilte Inselstrukturen (circa
95% Homogenität bezogen auf die Grundfläche der Chorioidea). Die hier ge-
wonnenen visuellen Eindrücke kommen guten physiologischen Bedingungen
gleich. Die Erscheinungszeit der Fluoreszenz in der Chorioidea fällt entspre-
chend des hoch gewählten Drucks kurz aus. Bereits nach zwei Sekunden ist
die Füllung der Zentralarterie zu beobachten. Es beginnt die homogene, lobu-
läre Verteilung des Fluoreszenzfarbstoffes im Bereich der Chorioidea, die in
ihrer Intensität auch im Verlauf (t=7s) nur noch geringfügig zunimmt, was
Kennzeichen einer bereits ausreichenden Durchblutung ist. Eine flächige
Überblendung mit schon zu diesem Zeitpunkt erreichter maximaler Intensität
ist nach einer Minute erreicht. Insgesamt ist eine über das gesamte Untersu-
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 65
chungsgebiet homogen verteilte Läppchenstruktur sichtbar, fast keine unfluo-
reszierten Bereiche sind erkennbar, so dass hier von suffizienter Perfusion
gesprochen werden kann.
Normotension (110 mm Hg)
Von diesem hypertensiven Druckniveau ausgehend wurde der Druck nach-
folgend auf 110 mm Hg abgesenkt. Dieser Druckbereich wurde bewusst ge-
wählt, um die Durchblutung des Augenhintergrundes bei Vorliegen regulärer,
humaner Bedingungen mit den Ergebnissen bei 200 mm Hg zu vergleichen.
Die angiographische Betrachtung der Perfusion bei einem Druck von 110 mm
Hg zeigte eine, auf das gesamte aufgezeichnete Stromgebiet bezogene, ho-
mogene Chorioideale Perfusion sowie die typische Läppchenstruktur der
Aderhaut (circa 94% Perfusionshomogenität bezogen auf die Grundfläche der
Chorioidea). Wie bei der erheblich stärkeren arterio-venösen Druckdifferenz
war auch unter normotensiven Bedingungen eine gleichmäßig gute Vertei-
lung der Fluoreszenz im Messbereich der Aderhaut zu sehen.
Nach etwa zwei Sekunden ist die Zentralarterie hell emittierend mit Fluores-
zenzfarbstoff gefüllt und es sind bereits weitere Gefäße des Augenhinter-
grundes angeflutet. Nach insgesamt 5 Sekunden ist die Darstellung der zent-
ralen Gefäßsystems voll ausgeprägt. Die von zentral ausgehende Füllung der
Netzhautgefäße mit dem Fluoreszenzfarbstoff beginnt schlagartig und schrei-
tet nach peripher fort. Nach 7 Sekunden sind auch in den zuvor noch nicht
angefluteten Bereichen überwiegend die typischen lobulären Läppchenstruk-
turen der Aderhaut als charakteristisches Merkmal suffizienter Perfusion er-
kennbar. Offensichtlich ist selbst bei stark erhöhtem Perfusionsdruck die
Durchblutung im Aderhautstromgebiet nicht wesentlich zu steigern. Die kapil-
lare Blutzirkulation war bei 110 mm Hg suffizient und derjenigen bei hohen
Druckverhältnissen äquivalent.
66 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Übergangsbereich (100 mm Hg)
Im nächsten Schritt wurde der Perfusionsdruck weiter unter den physiologi-
schen Mitteldruck, zunächst auf 100 mm Hg, gesenkt. In diesem Druckbe-
reich liegen Bedingungen vor, die mit einer physiologischen Durchblutung
des Augenhintergrundes nicht mehr uneingeschränkt korrelieren.
Es zeigten sich lediglich regional kleinere Bereich mit homogener Perfusion,
jedoch war der Untersuchungsbereich der Chorioidealen Mikrozirkulation
dominiert von deutlichen Heterogenitäten (circa 65% Perfusionshomogenität
bezogen auf die Grundfläche der Chorioidea). Dieses Ergebnis zeigt, im Un-
terschied zum Versuch mit hoher arteriovenöser Druckdifferenz, eine un-
gleichmäßige und zum Teil nur regionale Verteilung des Fluoreszenzfarbstof-
fes im Messbereich der Aderhaut.
Nach zwei Sekunden ist das Lumen der Zentralarterie in der retinalen Ein-
trittspforte hell emittierend mit Fluoreszenz gefüllt. Die radiär verlaufenden
Gefäße sind nur schwach, die Hintergrundgefäße nur zum Teil diffus angeflu-
tet. Nach fünf Sekunden ist die Darstellung des zentralen Gefäßes deutlicher
ausgeprägt und erste homogene Läppchenstrukturen sind im Stromgebiet der
Aderhaut erkennbar.
In diesem Übergangsbereich fällt die okuläre Perfusion im Mittel deutlich ab.
Offensichtlich ist unter diesen Fließbedingungen ein Übergangsbereich der
Perfusion erreicht, der nicht mehr uneingeschränkt mit physiologischen Ver-
hältnissen vergleichbar ist. Die okuläre Hämodynamik nimmt gegenüber der
suffizienten Durchblutung der Chorioidea bei höherem Druck ab.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 67
Hypotension (90 mm Hg)
Bei weiterem Absenken des Perfusionsdrucks auf 90 mm Hg ist das gesamte
Stromgebiet nicht mehr homogen perfundiert und die typische Läppchens-
truktur der Chorioidea ist nur noch vereinzelt sichtbar. In diesem Druckbe-
reich ist die Perfusion im Mittel deutlich unterhalb ausreichender Fließbedin-
gungen. Die stark inhomogene Verteilung der Fluoreszenz (circa 20 % Perfu-
sionshomogenität bezogen auf die Grundfläche der Chorioidea) sowie die
geringe Anflutung der Aderhaut (s. Abb. 4.2) grenzt diesen Bereich deutlich
von dem vorher beschriebenen engen Übergangsbereich ab.
In den zeitlich unterteilten Einzelbildreihen der aufgezeichneten Angiographie
ist eine Unterversorgung des Chorioidealen Stromgebietes zu sehen. Nach
zwei Sekunden erscheint der Fluoreszenzfarbstoff in der Zentralarterie, die
radiär verlaufenden Retinagefäße sind nur schwach gefüllt. Hintergrundgefä-
ße sind nicht erkennbar, lediglich eine diffuse fluoreszierende Streuung. Auch
im Verlauf kommt es zu keiner Zunahme der Fluoreszenz, Inselstrukturen
sind im Stromgebiet der Chorioidea nur minimal ausgeprägt.
Diese Ergebnisse zeigen einen Bereich, in dem die Perfusion nicht mehr suf-
fizient ist. Offensichtlich ist bei diesen Fließbedingungen keine physiologische
Perfusion mehr zu erreichen, so dass in der Auswertung der quantitativen
Homogenitätsanalyse von einer Hypoperfusion zu sprechen ist.
68 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Abb. 4.2: Fluoreszeinangiographie mit der fluoreszeinmarkierten Perfusionslösung
mit physiologischen rheologischen Eigenschaften: Hämatokritgehalt (44%), Plasma-
viskosität 1,3 mPas, Aggregationsindex < 20. Bei Absenkung des Perfusionsdrucks
auf 90 mm Hg ist die Durchblutung erheblich eingeschränkt. Es ergibt sich sehr
deutlich die Reduktion auf eine nur noch rudimentäre Restperfusion. Die in Abb. a–d dargestellte Angiographiesequenz zeigt das Anflutverhalten zu den Zeitpunkten t
= 0 s nach Beginn der Infusion der fluoreszeinhaltigen Perfusionslösung (a). Nach
circa zwei Sekunden erscheint wenig Farbstoff in den radiären Ästen der Zentralar-
terie. Gefäßstrukturen der Aderhaut sind im Hintergrund nicht erkennbar (b). Im Ver-
lauf (t = 5 s) erscheint ein wenig Fluoreszein im Fundus. Inselstrukturen, die der
Chorioidea zugeordnet werden können, sind nur minimal ausgeprägt (c). Nach 6
Sekunden ist die Läppchenstruktur der Chorioidea immer noch nicht sichtbar. Die
Füllung der Netz- und Aderhaut bleibt ein schwaches Hintergrundleuchten. Auch die
retinalen Venen bleiben ohne Fluoreszein und damit dunkel (d).
a
c
b
d
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 69
Zusammenstellung der Ergebnisse - Variation des Perfusionsdruck
Zunächst wurde der Perfusionsdruck mit 200 mm Hg deutlich über normalen
Durchblutungsbedingungen gewählt, um eine suffiziente Perfusion sicher an-
giographisch darstellen zu können. Anschließend wurde die arteriovenöse
Druckdifferenz auf physiologische Druckverhältnisse abgesenkt. Beim Ver-
gleich der Perfusionsmuster für die verschiedenen Druckbereiche zeigte sich,
dass sich der Bereich physiologischer Perfusion mit deutliche erkennbarer
Läppchenstruktur und Homogenität im gesamten Stromgebiet von 200 bis
110 mm Hg erstreckt.
Bei weiterer Druckabsenkung folgt bei 100 mm Hg ein schmaler Übergangs-
bereich mit deutlicher Heterogenisierung der Perfusion. Die Läppchenstruktur
wird zunehmend unregelmäßig.
Bei weiterer Senkung des Perfusionsdruckes stellt sich ab 90 mm Hg schließ-
lich ein Bereich mit ausgeprägten Hypoperfusion der Chorioidea mit kaum
noch vorliegender Restperfusion ein. Die kennzeichnenden Strukturen der
Aderhaut sind nur noch ganz vereinzelt sichtbar.
70 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Cho
roid
eape
rfus
ion
[%]
Perfusionsdruck [mm Hg]
HypoperfusionSuffiziente PerfusionÜbergangs-
bereich
110 mm Hg200 mm Hg 90 mm Hg 0 mm Hg
Perfusionsbereiche
Abb. 4.3: Übersicht über die Chorioideaperfusion am Fundus von Albinoratten bei
experimentellen Fluoreszeinangiographien in Abhängigkeit vom Perfusionsdruck.
Abszisse: Perfusionsdruck in mmHg. Ordinate: Aderhautfüllung (Chorioideaperfusi-
on) in Prozent der maximalen Fluoreszenz am Ende der Angiographie: Die grauen
Säulen stellen die Mittelwerte aus den prozentualen Anteilen der perfundierten
Areale der Aderhaut der verschiedenen Versuchsreihen dar. Die Angiographien er-
folgten mit der fluoreszeinmarkierten Perfusionslösung mit physiologisch rheologi-
schen Eigenschaften: Hämatokrit 44 %, Plasmaviskosität 1,3 mPas, Aggregations-
index < 20 (vgl. Tab. 2.21, S. 45 f.). Die Bereiche der verschiedenen Perfusionsdru-
cke wurden farblich markiert: Im Bereich der suffizienten Perfusion von 200 – 110
mm Hg. lag der Mittelwert im Bereich von 95 %. Im anschließenden relativ schma-
len Übergangsbereich fiel er auf etwa 65 % ab. Der Hypoperfusionsbereich bei 90
mm Hg lag mit einem Absinken dieses Anteils unter 20 %.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 71
4.2 Einfluss der Plasmaviskosität
Neben dem Blutdruck wurden der Einfluss einer erhöhten Viskosität und Ery-
throzytenaggregationstendenz auf die okuläre Perfusion unter Variation des
Gefäßdurchmessers (Zugabe von Papavarin) vergleichend untersucht. Es
war davon auszugehen, dass sich diese rheologischen Parameter unter
Normotension erst bemerkbar machen, sobald diese Größen drastisch ver-
ändert würden. Folglich gewinnen diese erst an Einfluss auf die okuläre Per-
fusion, wenn ohnehin schon schlechte vaskuläre Ausgangsbedingungen vor-
liegen (vergleiche Friedmann, Hämodynamisches Modell54). Um den Einfluss
dieser Parameter auf die Perfusion der Chorioidea zu untersuchen, musste
zunächst in Vorversuchen der Perfusionsdruck soweit reduziert werden, dass
die Durchblutung des Rattenauges gerade noch möglich war. Dadurch sollte
die kritische vaskuläre Situation im pathosphysiologischen Modell der Entste-
hung der trockenen Form der AMD simuliert werden. Daher wurde sowohl
unter Verwendung von Papaverin als auch ohne dessen Zusatz der Perfusi-
onsdruck ausgehend von einem Wert von 100 mm Hg kontinuierlich gesenkt.
Videofluoreszenzangiographisch konnte detektiert werden, ob eine Durchblu-
tung des Auges noch möglich war. Es ergab sich für die Gruppe ohne Papa-
verin ein Druck von 80 mm Hg, für die Papaveringruppe von 40 mm Hg. Bei
diesen Drücken wurden alle weiteren beschriebenen Ergebnisse ermittelt. Zur
Bewertung der Videoangiographien wurde der Vergleich mit physiologischen
Bedingungen herangezogen, bei deren Vorliegen die Chorioidea bei weiten
und engen Gefäßen, eine schnelle homogene Anflutung zeigte. Als charakte-
ristisches Kennzeichen suffizienter Perfusion wurde hier eine deutliche Insel-
struktur im Untersuchungsgebiet der Aderhaut angesehen, der prozentuale
Anteil der homogen perfundierten Chorioidea war nahezu gleich. Das Intensi-
tätsmaximum mit vollständiger Überstrahlung wurde jeweils nach ca. 40 Se-
kunden erreicht. Die Ergebnisse sind nachfolgend zusammengestellt.
72 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Erhöhte Plasmaviskosität
Weite Gefäße
Betrachtet man das Perfusionsmuster, welches unter Verwendung einer Hu-
manerythrozytensuspension mit erhöhter Plasmaviskosität (4,8 m Pas) und
unter Verwendung von Papaverin zur Darstellung kommt, so lassen sich
kaum Einschränkungen der Chorioideadurchblutung im Vergleich zu unve-
ränderten Parametern erkennen (circa 70% Perfusionshomogenität bezogen
auf die Grundfläche der Chorioidea). Die Perfusion setzt, analog zu der unter
physiologische Bedingungen durchgeführten Videoangiographie, beginnend
mit der Füllung der Retinagefäße in der Papillenregion bereits nach circa fünf
Sekunden ein. Nur wenige Sekunden später ist die Chorioidea vollständig
und weitestgehend homogen perfundiert. Vergleichbar zu den Referenzver-
suchen lässt sich eine vollständige Überstrahlung des Augenhintergrundes
bereits nach circa 45 Sekunden detektieren.
Enge Gefäße
Bei erhöhter Plasmaviskosität und bei Vorliegen enger Gefäße zeigte sich
eine deutliche Perfusionsminderungen. Nach erfolgter Bolusgabe fluoreszie-
ren die Retinagefäße nur minimal, ein Fluss findet zu diesem Zeitpunkt noch
nicht statt. Erst nach circa vier Minuten kommt es zu einer langsamen Zu-
nahme der Intensität im Bereich der Papille. Die Füllung der Retinagefäße
erfolgt zögerlich nach fünf Minuten. In den Retinagefäßen kommt es zu Bil-
dung von Aggregaten, die unter dem Mikroskop zu beobachten sind. Bis zu-
letzt ist eine teilweise inkomplette und inhomogene Anflutung der Chorioidea
zu erkennen (circa 18% Homogenität bezogen auf die Fläche der Chorioi-
dea), die in der nachfolgenden Abbildung (s. Abb. 4.4) zur Darstellung
kommt.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 73
Abb. 4.4: Fluoreszeinangiographie des Fundus einer Albinoratte, mit der Perfusi-
onslösung mit erhöhter Plasmaviskosität: Hämatokrit 44 %, Plasmaviskosität 4,8
mPas, Aggregationsindex <20, aber ohne Zusatz von Papaverin (vgl. Tab. 2.21, S.
45 f.), Perfusionsdruck 80 mmHg. Bei normal engen Blutgefäßen erschien im Fun-
dusbild das Fluoreszein sehr dünn und erheblich verzögert. Abb. a: 8 Sekunden
nach Beginn der Infusion mit fluoreszeinhaltiger Perfusionslösung zeigt sich keine
Perfusion der Chorioidea. Nur die Papille und einige Retinagefäße sind schwach mit
Fluoreszein dargestellt. Abb. b: Nach zwei Minuten erscheint eine unregelmäßige
Fluoreszeinfüllung im oberen Fundus von 11 bis 1 Uhr. Die Retinagefäße sind frag-
mentiert und zeigen Aggregate. Nach zwei Minuten ist weiterhin keine Chorioideale
Perfusion erkennbar. In den Retinagefäßen zeigen sich Aggregate. Abb. c: Nach 4
min hat die Fluoreszeinfärbung an Intensität im Bereich der Papille und in den radiä-
ren retinalen Gefäßen zugenommen. Es sind weiterhin keine Zeichen für eine Per-
fusion der Chorioidea zu sehen. Abb. d: Auch im weiteren Verlaufb leibt nur eine
verschwommene Hintergrundfärbung übrig.
c
a b
d
74 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
Zusammenstellung der Ergebnisse – Variation der Plasmaviskosität
Betrachtet man die Ergebnisse einer Erythrozytensuspension mit erhöhter
Plasmaviskosität, so zeigt sich bei engen Gefäßlumina ein deutlicher Perfusi-
onsabfall. Die relative Aderhautdurchblutung bzw. der prozentuale Anteil der
Chorioidealen Mikrozirkulation der homogenen Inselstrukturen als charakte-
ristisches Merkmal suffizienter Perfusion, ist bei engem Gefäßdurchmesser
signifikant geringer. Bei weiten Gefäßen (Zugabe von Papaverin) verringert
sich die Chorioideaperfusion mit zunehmender Plasmaviskosität vergleich-
sweise weniger stark.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 75
Abb. 4.5: : Prozentuale Chorioideaperfusion in Abhängigkeit von der Plasmavisko-
sität bei normal engen und mit Papaverin maximal erweiterten Blutgefäßen. Auf der
x-Achse ist die Plasmaviskosität (m Pas) aufgetragen. Ordinate: Aderhautfüllung
(Chorioideaperfusion) in Prozent der maximalen Fluoreszenz am Ende der Angiog-
raphie. Perfusion mit der Perfusionslösung mit erhöhter Plasmaviskosität: Hämatok-
rit 44 %, Plasmaviskosität 4,8 mPas, Aggregationsindex <20 (vgl. Tab. 2.21, S. 45
f.). Der Zusatz von Papaverin betrug 0,1 mmol/l. Der Perfusionsdruck wurde auf 80
mmHg ausgewählt, wenn dem Perfusionsmedium kein Papaverin zugesetzt wurde,
mit Papaverin wurden 40 mmHg eingestellt. n = 4. Betrachtet man die Ergebnisse
einer Perfusion mit Erythrozytensuspension mit erhöhter Plasmaviskosität, so zeigt
sich bei engen Gefäßlumina (durchgezogene Linie) eine wesentlich geringere Fül-
lung mit Fluoreszein, oder gar ihr nahezu vollständiger Ausfall wie in Abb. 4.4.. Der
prozentuale Anteil der chorioidealen Mikrozirkulation, der homogene Läppchens-
trukturen als charakteristisches Merkmal suffizienter Perfusion aufweist, ist bei en-
gem Gefäßdurchmesser signifikant geringer. Bei weiten Gefäßen (gestrichelte Linie)
nach Zugabe von Papaverin verringerte sich die Chorioideaperfusion mit zuneh-
mender Plasmaviskosität nur geringfügig.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
0 1 2 3 4 5 6
Cho
roid
eape
rfus
ion
[%]
Plasmaviskosität [mPas]
weite Gefäßeenge Gefäße
mit Papaverin
76 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
4.3 Einfluss der Erythrozytenaggregation
Erhöhte Aggregationsneigung
Weite Gefäße
Bei Einsatz einer Perfusionslösung mit erhöhter Erythrozytenaggregations-
neigung zeigte sich bei weiten Gefäßen (mit Papaverin) ein schnelles Einset-
zen der Aderhautdurchblutung nach durchschnittlich 2 – 4 Sekunden. Gleich-
zeitig füllten sich auch die Retinagefäße. Bereits zwei Sekunden später ist die
Chorioidea homogen perfundiert mit deutlicher Läppchenstruktur als charak-
teristisches Merkmal suffizienter Perfusion (circa 71% Perfusionshomogenität
bezogen auf die Grundfläche der Chorioidea). Eine Überstrahlung des Fun-
dus war nach etwa 50 Sekunden festzustellen.
Enge Gefäße
Bei Vorliegen enger Gefäße zeigten sich hingegen deutliche Heterogenitäten
im Perfusionsverhalten der Aderhaut (circa 36% Perfusionshomogenität be-
zogen auf die Grundfläche der Chorioidea). Nach Freigabe der Perfusionslö-
sung war zunächst kein Fluss zu beobachten und die Retinagefäße fluores-
zierten durch die Bolusgabe nur minimal. Erst nach circa einer Minuten setzte
die Perfusion verzögert ein, die Ausbildung von Inselstrukturen waren nur
teilweise und unvollständig zu erkennen (s. Abb. 4.6).
Teilweise kam es offenbar in den Retinagefäßen zur Ausbildung von Aggre-
gaten. Diese kurzfristigen, reversiblen Stasenbildungen lassen die Perfusion
kurzfristig sistieren. Anschließend kam es mit Verzögerung zu einer langsa-
men Zunahme der Intensität, die das Wiedereinsetzen des Flusses darstellt.
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 77
Abb. 4.6: Fluoreszeinangiographie des Fundus einer Albinoratte, mit der Perfusi-
onslösung mit erhöhter Erythrozytenaggregation: Hämatokrit 44 %, Plasmaviskosität
1,3 mPas, Aggregationsindex 56, aber ohne Zusatz von Papaverin (vgl. Tab. 2.21,
S. 45 f.), Perfusionsdruck 80 mmHg. Bei normal engen Blutgefäßen erschien auch
hier im Fundusbild das Fluoreszein sehr dünn und erheblich verzögert. Abb. a: t =
4 s nach Freigabe der fluoreszeinhaltigen Perfusionslösung ist noch keine Füllung
des Fundus mit Fluoreszein zu beobachten (Abb. b). Einige retinale Arteriolen er-
scheinen minimal fluoreszierend. Nach 15 s kommt es zu einer Zunahme der Inten-
sität im Bereich der Papille. Von 1 bis 6 Uhr sind die Felder zwischen den retinalen
Arteriolen gefüllt, aber nur in der näheren Umgebung der Papille. In den übrigen
Feldern des Fundus und weiter peripher besteht nur eine geringe Fluoreszeinabla-
gerung, die von ganz dunklen Feldern bei 6, 8, 9, und 11 Uhr unterbrochen wird.
Die retinalen Arteriolen sind unregelmäßig, z.T. fragmentiert gefüllt. (Abb. c). Nach
01:30 min leuchtet der ganze Fundus. Von 6 bis 8 Uhr besteht von der Papille aus-
gehend eine inhomogene Überstrahlung, vermutlich handelt es sich um ein großes
a
c
b
d
78 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
präretinales Extravasat. Weiter peripher kann man eine Fluoreszeinfüllung sehen,
bei der es sich auch um Aderhaut handeln kann. Die sichtbaren retinalen Arteriolen
sind noch immer fragmentiert gefüllt.
Zusammenstellung der Ergebnisse – Variation der Aggregationsnei-gung
Betrachtet man die Einzelbildsequenzen der beiden Videoangiographien im
Vergleich, so zeigt sich auch bei erhöhter Erythrozytenaggregationsneigung
bei engem Gefäßdurchmesser eine deutlich verminderte Perfusion. Der pro-
zentuale Anteil der Chorioidealen Mikrozirkulation, der homogene Inselstruk-
turen als charakteristisches Merkmal suffizienter Perfusion aufweist, ist bei
engem Gefäßdurchmesser deutlich geringer. Der Abfall der Aderhautdurch-
blutung ist, verglichen mit den Ergebnissen unter erhöhter Plasmaviskosität,
jedoch etwas geringer. Augenscheinlich machen sich eine Erhöhung der
Erythrozytenaggregationneigung und der Plasmaviskosität (s.o.) erst be-
merkbar, wenn bereits schlechte vaskuläre Ausgangsbedingungen, im Tier-
experiment dargestellt durch den engen Gefäßdurchmesser, vorliegen (vgl.
Friedmann, hämodynamisches Modell).
4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion 79
Abb. 4.7: Prozentuale Chorioideaperfusion in Abhängigkeit von der Erythrozyte-
naggregation bei normal engen und mit Papaverin maximal erweiterten Gefäßen.
Auf der x-Achse ist der Aggregationsindex aufgetragen. Ordinate: Aderhautfüllung
(Chorioideaperfusion) in Prozent der maximalen Fluoreszenz am Ende der Angiog-
raphie. Perfusion mit der Perfusionslösung mit erhöhter Erythrozytenaggregations-
neigung: Hämatokrit 44 %, Plasmaviskosität 1,3 mPas, Aggregationsindex 56 (vgl.
Tab. 2.21, S. 45 f.). Der Zusatz von Papaverin betrug 0,1 mmol/l. Der Perfusions-
druck wurde auf 80 mmHg ausgewählt, wenn dem Perfusionsmedium kein Papave-
rin zugesetzt wurde, mit Papaverin wurden 40 mmHg eingestellt (n = 2). Betrachtet
man die Ergebnisse einer Perfusion mit der Perfusionslösung mit erhöhter Erythro-
zytenaggregationsneigung, so zeigt sich bei engen Gefäßlumina eine stark verzö-
gerte und wesentlich geringere Füllung mit Fluoreszein (durchgezogene Linie). Der
prozentuale Anteil der chorioidealen Mikrozirkulation, der homogene Läppchens-
trukturen als charakteristisches Merkmal suffizienter Perfusion aufweist, ist bei en-
gem Gefäßdurchmesser deutlich kleiner. Bei weiten Gefäßen nach Zugabe von Pa-
paverin (gestrichelte Linie) verringerte sich die Chorioideaperfusion bei erhöhter
Erythrozytenaggregation überhaupt nicht. Augenscheinlich macht sich eine Erhö-
hung der Erythrozytenaggregationneigung erst bemerkbar, wenn bereits schlechte
vaskuläre Ausgangsbedingungen vorliegen, wie im hier durchgeführten Tierexperi-
0
10
20
30
40
50
60
70
80
0 10 20 30 40 50 60
Cho
roid
eape
rfus
ion
[%]
Aggregationsindex
weite Gefäße
enge Gefäße
mit Papaverin
80 4. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion
ment durch normal enge Blutgefäße und einen deutlich herabgesetzten Perfusions-
druck.
5. Diskussion 81
5. Diskussion
5.1 Deutung der Ergebnisse Die durchgeführten Untersuchungen, für die es in der Literatur keine Vorbil-
der gab, zeigten eine deutliche Verschlechterung der Perfusion bei reduzier-
tem Perfusionsdruck, erhöhter Plasmaviskosität und erhöhter Erythrozyte-
naggregationsneigung insbesondere bei Vorliegen einer pathologischen vas-
kulären Ausgangssituation. Die Auswirkungen der erhöhten Plasmaviskosität
und die gesteigerter Erythrozytenaggregation (als in vitro objektivierbare
rheologische Parameter) unterschieden sich dahingehend, dass es bei einer
Viskositätserhöhung zu einer ganzheitlichen Verlangsamung der Strömung
kam, während bei gesteigerter Aggregationsneigung die Auswirkungen ver-
stärkt lokal begrenzt waren.
Um die von Friedmann in seinem hämodynamischen Modell zur Pathogenese
der AMD aufgestellten Postulate in das etablierte Tiermodell mit einzubezie-
hen55,56, wurden in dieser Arbeit die Fließbedingungen verschlechtert, um den
Einfluss rheologisch relevanter Parameter auf die Chorioideaperfusion als
Netzwerk zu untersuchen.
Bei einem Perfusionsdruck von 100 mm Hg zeigte sich in einem Übergangs-
bereich eine deutliche Abnahme und Heterogenisierung der Perfusion. Ab
einem Perfusionsdruck von 90 mm Hg traten eine ausgeprägte Hypoperfusi-
on der Chorioidea bzw. Perfusionsmerkmale einer gestörten Zirkulation der
Aderhaut auf.
Die Untersuchungen weisen darauf hin, dass in einem kritischen Schwellbe-
reich bereits kleine Veränderungen rheologischer Parameter genügen, um
die Perfusion entweder zu verschlechtern oder auch deutlich zu verbessern.
Diese Ergebnisse stützen die Vorstellung, dass durch rheologisch wirksame
Komponenten gerade unter pathologischen Ausgangssituationen (wie sie ge-
häuft im Alter vorliegen) die Perfusion entscheidend verbessert werden kann.
82 5. Diskussion
Weiterhin konnte mit diesem Modell ein Beitrag zur Beantwortung der Streit-
frage geliefert werden, in wieweit die Rheologie in der Pathogenese der AMD
eine Rolle spielt.
5.1.1 Perfusionsinhomogenitäten Die Auswertung der einzelnen Perfusionsangiographien erfolgte, wie bereits
in der Literatur für andere Stromgebiete beschrieben, mittels Homogenitäts-
analysen des zu untersuchenden Stromgebietes. Hierdurch konnte eine deut-
lich genauere Aussage über den Perfusionsablauf (zeitlich) und -zustand ge-
macht werden, als wenn lediglich die Gesamtperfusion summarisch betrach-
tet und hierbei das Anströmverhalten des applizierten Fluoreszenzfarbstoffs
analysiert worden wäre. In der Tat war erkennbar, dass sich mangelperfun-
dierte Areale im untersuchten Stromgebiet ausgebilden können, obwohl die
Gesamtperfusion noch ausreichend erscheint. So ist aus tierexperimentellen
Studien seit langem bekannt, dass bei einer globalen Verminderung der
Durchblutung in ischämischen Strombahnen auch eine deutliche Heterogeni-
tät der Perfusionsraten festgestellt werden kann57,58. Es konnte gezeigt wer-
den, dass sich, auch wenn die Gesamtperfusion summarisch noch ausreicht,
bereits mangelperfundierte Abschnitte ausgebildet haben können59-61. Die
Gründe hierfür könnten funktionelle Kurzschlussbildungen, die nicht zwang-
släufig anatomisch vorgebildet sind, sowie mikrovaskuläre Okklusionen sein.
Daher ist die Homogenitätsanlyse einer Betrachtung der Gesamtperfusion vor
allem bei nur leicht eingeschränkter Perfusion überlegen, da sich mangelper-
fundierte Areale bereits nachweisen lassen, wenn sie mit Untersuchungsme-
thoden, die lediglich die Gesamtperfusion erfassen, noch nicht diagnostizier-
bar sind. Neben den beschriebenen tierexperimentellen Perfusionsuntersu-
chungen wurde die quantitative Homogenitätsanalyse auch erfolgreich kli-
nisch-diagnostisch eingesetzt für die Gefäßgebiete des Beins62-64, der Pla-
zenta65,66 und der Haut bei Verbrennungen67-69. Mit dem Verfahren der soge-
nannten Perfusographie wird die Perfusion des zu analysierenden Stromge-
5. Diskussion 83
bietes pixelweise anhand der Anströmkinetik des applizierten Fluoreszenz-
farbstoffs quantitativ und untersucherunabhängig analysiert, wobei zunächst
für jeden Pixel und dann für das gesamte zu analysierende Stromgebiet eine
typische, die jeweilige Perfusion beschreibende Kenngröße berechnet wird.
Eine farbkodierte topographische Darstellung bietet dem Untersucher die
Möglichkeit, den jeweiligen Perfusionszustand direkt und ortsaufgelöst zu be-
urteilen. Dieses Verfahren könnte als Weiterentwicklung der konventionellen
Angiographie auch auf das Auge übertragen werden. Erste erfolgverspre-
chende Versuche, aus angiographischem Bildmaterial grundlegende kreis-
laufdiagnostische Größen zu extrahieren, wurden bereits in der Aachener
Augenklinik unternommen70,71.
5.1.2 Variation des Perfusionsdrucks Betrachtet man die in vivo Untersuchungen (Kap. 4.1; Einfluss des Perfusi-
onsdrucks), bei denen der Perfusionsdruck variiert wurde, so zeigt sich ein
erheblicher Unterschied der prozentualen Chorioideaperfusion zwischen ei-
nem pathologisch gesenktem Perfusionsdruck (circa 20% Perfusionshomo-
genität) und einem physiologischen, beim Menschen vorkommendem Druck-
niveau (circa 94% Perfusionshomogenität). Das homogene Perfusionsmuster
der Chorioidea bleibt bei Absenkung des Perfusionsdruckes zunächst relativ
lange bestehen, bis in einem Übergangsbereich plötzlich eine starke Zunah-
me von heterogenen Durchblutungsverhältnissen auftritt. So zeigte sich, dass
bei gesenktem Perfusionsdruck teilweise Sektoren gar nicht mehr angeflutet
sind. Dies kommt in einem stark heterogenen angiographischen Bild zum
Ausdruck. Fasst man die Ergebnisse zusammen, so geht der Bereich mit suf-
fizienter Perfusion über einen relativ schmalen Übergangsbereich in einen
Bereich klarer Hypoperfusion über (Kap. 4.1; Zusammenstellung der Ergeb-
nisse). Die Ursache ist darin zu sehen, dass bei laminarer Blutdurchströmung
der Gefäße der Volumenstrom proportional zum Vordruck ist (Hagen-
Poiseuille). Weiterhin ist die perfusionsdruckabhängige Gefäßweite zu be-
84 5. Diskussion
rücksichtigen. Gerade in diesem Bereich verspricht ein rheologisch wirksamer
Therapieansatz erfolgreich zu sein, da durch eine nur geringe Verbesserung
der Rheologie deutliche Verbesserungen der Chorioideaperfusion zu erwar-
ten sind.
5.1.3 Variation weiterer rheologischer Parameter Bei Variation weiterer rheologisch relevanter Parameter zeigten sich bei Vor-
liegen verengter Gefäßlumina große Unterschiede zwischen der prozentualen
Chorioideaperfusion unter physiologischen, rheologischen Bedingungen (cir-
ca 72% Homogenität bezogen auf die Grundfläche der Chorioidea) und Be-
dingungen mit erhöhter Plasmaviskosität (circa 18% Perfusionshomogenität)
oder verstärkter Erythrozytenaggregationsneigung (circa 36 % Perfusions-
homogenität). Der Anteil der jeweils homogen perfundierten Chorioidea ist im Vergleich zu
physiologischen, rheologischen Bedingungen signifikant geringer (Kap. 4.2).
Diese Ergebnisse zeigen den Einfluss der rheologischen Parameter auf das
mikrovaskuläre System der Aderhaut im Bereich grenzwertigen Perfusion,
hervorgerufen z.B. durch die Drucksenkung bei engen Gefäßquerschnitten.
Bei erhöhter Plasmaviskosität tritt eine Heterogenität der Chorioideaperfusion
ein mit teilweise nur schlecht perfundierten Sektoren. Auch aus anderen tier-
experimentellen Studien ist die Inhomogenität der Perfusion bei global insuffi-
zienter Durchblutung bekannt57,58.
Eine verstärkte Erythrozytenggregationsneigung führt ebenfalls zu einer Ver-
minderung der prozentualen Aderhautperfusion. Diese wirkt sich im Vergleich
zur erhöhten Plasmaviskosität jedoch weniger gravierend aus. Die Perfusi-
onsmuster zeigen einen sehr inhomogenen Fluss, der immer wieder durch
statische Situationen unterbrochen wird. Dieser Befund verdeutlicht den Ein-
fluss der Erythrozytenaggregationsneigung auf die Mikrozirkulation der Cho-
rioidea.
5. Diskussion 85
Ob die Verbesserung der Mikrozirkulation durch Rheophoresebehandlung
eher über Senkung der Plasmaviskosität oder über Verminderung der Eryth-
rozytenaggregationsneigung zustande kommt, ist nicht geklärt. Die Tendenz
weist allerdings eher in Richtung einer stärkeren Wirkung der Plasmaviskosi-
tät.
Bei Einsatz von Papaverin zur Einstellung eines erweiterten Gefäßquerschnit-
tes (Kap. 4.2; Einfluss rheologisch relevanter Parameter) zeigte sich auch bei
erhöhter Plasmaviskosität (circa 70% Perfusionshomogenität) und bei ver-
stärkter Erythrozytenaggregationsneigung (circa 71% Perfusionshomogenität)
eine wesentliche Verbesserung der Aderhautperfusion. Die Ursache ist darin
zu sehen, dass bei laminarer Blutdurchströmung der Gefäße der Volumen-
strom potenziell mit dem Gefäßdurchmesser zunimmt. Bei einer auch nur ge-
ringen Erweiterung des Gefäßdurchmessers durch Papaverin wird ein deut-
lich höherer Durchstrom in den Gefäßen erzeugt.
So gilt für laminaren Strömungen in Gefäßen (Hagen-Poiseuille): v ~ d4.
Dies kann durch Betrachtung der Perfusionsmuster belegt werden. Die Cho-
rioideagefäße wurden in allen Versuchen sehr schnell (2–6s) angeflutet und
es kam zur zügigen Überstrahlung des Fundus.
5.2 Klinischer Bezug Aus den Untersuchungsergebnissen lässt sich folgern, dass pathologische
vaskuläre Situationen wie erhöhte Erythrozytenaggregationsneigung und er-
höhte Plasmaviskosität besonders in Kombination mit anderen Faktoren, in-
sbesondere bei engen Gefäßdurchmessen oder bei hypotensiven Perfusi-
onsbedingungen zu einer reduzierten Perfusion führen. Damit wird die Vor-
stellung, dass die rheologische Therapie gerade bei Vorliegen einer patholo-
gischen vaskulären Ausgangssituation die Fließfähigkeit stark verbessern
kann, untermauert.
Hiermit wird also ein experimenteller Beleg der in klinischen Studien nachge-
wiesenen Wirksamkeit der Rheophoresebehandlung12,13,72,73 geliefert. So
•
86 5. Diskussion
scheint es plausibel zu sein, dass durch das Entfernen von aggregationsför-
dernden und viskositätssteigernden Proteinen wie beispielsweise α2-
Makroglobulin und Fibrinogen eine verbesserte Chorioideaperfusion in den
verengten Gefäßen erzielt wird. Dadurch könnte die Clearance von Lipopro-
teinen und anderen Sekretionsprodukten des RPE gesteigert werden, was
letztendlich zu einer Erholung der retinalen Funktion führt.
In einem nächsten Schritt sollte weiterhin untersucht werden, ob die Therapie
auch wirklich die entscheidenden rheologischen Komponenten wie Plasma-
viskosität und Erythrozytenaggregation mit einschließt und welche der thera-
peutisch veränderten Parameter letztlich den entscheidenden Beitrag zum
Therapieerfolg leistet. Die Grundidee der Rheophorese (Verhinderung einer
Homogenitätsstörung) kann hierbei durch einfache in vitro–Daten bzw. sin-
nesphysiologische Daten in Teilen mitbestätigt und/oder verworfen werden.
Es spricht jedoch vieles dafür, dass das Therapieziel auch mit alternativen
Verfahren wie der Hämodilution erreichbar ist, die erheblich weniger Kosten
verursachen. Diesem gleichsam metawissenschaftlichen Ziel müssen innova-
tive biometrische Verfahren gewidmet werden, die gleichfalls schon im An-
satz verfügbar sind. Deren Darstellung würde über den Rahmen dieses For-
schungsvorhabens hinausgehen, soll jedoch im Sinne eines Ausblicks nicht
unerwähnt bleiben. Vor dem Hintergrund dieser künftig einsetzbaren innova-
tiven biometrischen Strategien wird die Absicht verständlich, apheretische
Therapien zu Beginn klinischer Symptomatik durch eine Dilutionstherapie zu
optimieren.
Weiterhin werden bei der rheologischen Behandlung mehrere Fließeigen-
schaften des Blutes (wie Plasmaviskosität, Perfusionsdruck oder Erythrozy-
tenaggregation) gleichzeitig verändert. Inwieweit sich die einzelnen rheologi-
schen Parameter durch Interaktionen beeinflussen und ob sie sich gegensei-
tig durch additive oder gar synergistische Wirkung verstärken, ist hierbei noch
weiterführend zu untersuchen. Diese Problematik ist wegen ihrer in alternden
Populationen zunehmenden Inzidenz und wegen der starken Einschränkung
5. Diskussion 87
der Lebensqualität durch AMD von hoher klinischer Relevanz. Das Ziel, die
Therapie auf die wesentlichen Komponenten zu konzentrieren, wäre weiter-
hin auf Grund der hohen Kosten von nur palliativ wirksamen Verfahren von
erheblicher sozialmedizinischer und ökonomischer Bedeutung.
5.3 Problematik der Übertragbarkeit Die Ergebnisse haben auch positive Relevanz bezüglich der immunologi-
schen und inflammatorischen pathogenetischen Aspekte der AMD. So kann
in den pathologisch verengten Gefäßen der Aderhaut die gestörte Perfusion
als Promoter für Entzündungs- und Immunprozesse dienen74. Gerade hier
haben die Versuche den Einfluss der rheologischen Parameter Plasmavisko-
sität und Erythrozytenaggregationsneigung auf die Mikrozirkulation gezeigt.
Es könnte also durch die Rheophorese zu einer Durchblutungssteigerung in
der Chorioidea und damit zu einer Verbesserung der Inflammationssituation
kommen. Ähnliche Wirkung wird durch die monatliche intravitreale Injektion
des Antikörpers Ranibizumab (Lucentis) oder alternativ des preisgünstigeren
„off-label“ Antikörper Bevacizumab (Avastin) erreicht. Durch die Injektion des
Krebsmedikamentes kann das Fortschreiten der Neovaskularisierung bei der
altersabhängigen Makuladegeneration verzögert und vielfach auch sogar die
Sehstärke verbessert werden75. Die Rheophorese würde hierbei eine kosten-
günstigere Therapieoption darstellen als die Antikörpertherapie, die einen von
vielen Ärzten als prohibitiv empfundenen Preis von 1.950 US-Dollar pro Injek-
tion verursacht.
Für die diabetische Retinopathie könnte unter Berücksichtigung dieser Er-
gebnisse mit der Rheophorese ebenfalls eine Therapieoption gegeben sein,
was durch klinische Erfolge auch bestätigt ist76,77. Die diabetische Retinopa-
thie zeigt eine der AMD ähnliche Situation hinsichtlich der Chorioideaperfusi-
on. Hier ist ebenso eine verminderte Durchblutung der Aderhaut beobachtet
worden78. Diese Perfusionseinschränkungen sind nicht nur bei Patienten mit
88 5. Diskussion
einer manifesten diabetischen Retinopathie bestätigt, sondern auch bei Dia-
betikern ohne bisherige Beteiligung des Auges zu erkennen79,80. Bei der Un-
tersuchung der Chorioidea von Ratten mit medikamentös induziertem Diabe-
tes mellitus konnten Gefäßveränderungen, die mit einer Verminderung des
Querschnittes vereinbar sind, diagnostiziert werden81. Es ergeben sich also
Vorraussetzungen, die im Rahmen dieser Pilotversuche gut geeignet für das
Ansprechen einer Rheophoresetherapie zu sein scheinen. Um die Wirksam-
keit weiter klinisch überprüfen zu können, ist es also durchaus sinnvoll, ran-
domisierte Studien zu etablieren.
Dass pathologisch verengte Gefäße eine besondere Vulnerabilität gegenüber
verschlechterten Fließeigenschaften des Blutes haben, lässt sich auch auf
weitere Organsysteme übertragen. So konnte in einem Pilotprojekt gezeigt
werden, dass die Rheophoresetherapie einen günstigen Einfluss auf den
Krankheitsverlauf peripherer, arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)82 und auf
das diabetische Fußsyndrom83 hat. Weiterhin hatte die Fibrinogen/LDL-
Apharese und die Rheophorese in klinischen Studien einen positiven Effekt
auf den idiopathischen Hörsturz84,85. Auch hier wird der Einfluss verbesserter
Fließeigenschaften des Blutes auf verengte Gefäße in diesem Fall hervorge-
rufen durch endotheliale Dysfunktion deutlich.
Es konnte in den Pilotmessungen ebenfalls veranschaulicht werden, dass bei
weiten Gefäßquerschnitten schlechte rheologische Bedingungen keinen we-
sentlichen Einfluss auf die Perfusion der Chorioidea haben. Dieser Befund
stützt Überlegungen, wonach vasodilatierende Pharmaka in der Behandlung
der nicht-exsudativen Form der AMD therapeutischen Nutzen zeigen sollten.
Mit Sildenafil86 und Niacin87 konnte aber kein Effekt auf die Aderhautzirkulati-
on erzielt werden. Eine Ursache der mangelnden Wirksamkeit könnte der
nicht-hierarchische Aufbau des Gefäßsystems der Aderhaut sein. Wie bereits
1983 von Hunold beschrieben, handelt es sich vielmehr um ein schwammar-
tiges Maschenwerk aus Kapillaren88, vergleichbar mit der hepatischen Mikro-
zirkulation oder der Plazentazottendurchblutung. In diesen besonderen Sys-
5. Diskussion 89
temen kann die Wirkung von gefäßerweiternden Substanzen verändert sein
und dadurch die verbesserte Chorioideaperfusion ausbleiben.
Bei allen Schlussfolgerungen ist zu beachten, dass Ergebnisse, die durch ein
Modell des Rattenauges gewonnen worden sind, auf humane Pathologien
übertragen wurden. Bei den erzielten Erkenntnissen spielt die Chorioidea ei-
ne große Rolle. Vergleichend anatomisch zeigen sich zwar Unterschiede zwi-
schen der menschlichen Aderhaut und der RattenChorioidea, aber es ist
durchaus möglich, die im Tiermodell gewonnenen Resultate auf humane pa-
thologische Konzepte zu übertragen89. So konnte mittlerweile mit Hilfe mo-
derner quantitativer Video-Fluoreszenz-Angiographien gezeigt werden, dass
bei Rheophoresepatienten im Therapieverlauf Perfusions- und Visusverbes-
serung hochsignifikant miteinander korrelieren. Durch den Effekt der Rheo-
phorese kann die Gesamtperfusion der Chorioidea teilweise drastisch gestei-
gert werden, wodurch auch die submakuläre Region bei vielen Patienten
wieder verstärkt perfundiert wird. Dabei gilt das gesagte sowohl für „Non-
Responder“, die zwar den Gesamtbenefit, allerdings nicht in der Region der
Makula, aufweisen und dementsprechend keinen therapeutischen Gewinn
aufweisen, als auch für „Responder“, die sowohl eine entscheidende Perfusi-
ons- als auch Visusverbesserung erfahren90.
6. Zusammenfassung 91
6. Zusammenfassung
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist die am häufigsten zur
Blindheit führende Erkrankung in der westlichen Welt im Sinne des Gesetzes.
Therapieoptionen, vor allem der nicht-exsudativen, trockenen Form der AMD,
sind nur sehr begrenzt gegeben. Eine Vielzahl aktueller Studien deuten auf
eine eingeschränkte Chorioideadurchblutung, hervorgerufen vor allem durch
arteriosklerotische Gefäßveränderungen, als Ursache der AMD hin. Im Rah-
men klinischer Studien konnte die Wirksamkeit der Rheophorese im Sinne
einer Visusverbesserung gezeigt werden. Durch den Effekt der Rheophorese
kann eine Abnahme der Plasmaviskosität und der Erythrozytenaggregations-
neigung erreicht werden, was zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften
des Blutes und dadurch zu einer besseren Blutversorgung der Gefäßhäute
des Auges führt.
Ziel dieser Arbeit war es, ein Tiermodell zur Untersuchung der hämodynami-
schen und mikrozirkulatorischen Eigenschaften der Chorioidea und der Netz-
hautgefäße an einem der Standard-Labortiere zu etablieren. Die Entwicklung
dieses Modells war erforderlich, um die Pathogenese und die therapeuti-
schen Möglichkeiten der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zu
verstehen. Hierzu wurde am anatomisch intakten Rattenauge die selektive
okuläre Perfusion über einen Mikrokatheter mit Erythrozytensuspensionen
definierter rheologischer Eigenschaften durchgeführt und mittels Fluores-
zenzangiographie intravitalmikroskopisch die Perfusionsabläufe dargestellt.
Die quantitative Bewertung der Chorioidealen Mikrozirkulation für verschie-
dene Durchblutungssituation bei verschiedenen Fließbedingungen (Perfusi-
onsdruck und rheologische Parameter) erfolgte durch Ermittlung des prozen-
tualen Anteils der homogen perfundierten Chorioidea. Zusätzlich konnte
durch Zudosierung von Papaverin der Einfluß einer Gefäßerweiterung ermit-
telt werden.
92 6. Zusammenfassung
Am Tiermodell zeigten sich unter Variation physiologischer Kenngrößen wie
Plasmaviskosität (Zugabe von hochmolekularen Dextranen), Aggregations-
tendenz der Erythrozyten (Zusatz von Ficoll) sowie unter Absenkung des
Druckes unterhalb des Bereiches, in welchen die Perfusion der Chorioidea
noch physiologisch war, Perfusionsmerkmale einer gestörten Zirkulation der
Aderhaut.
Derartig signifikante Perfusionsminderungen traten bei erhöhter Plasmavis-
kosität und bei verstärkter Aggregationsneigung der Erythrozyten insbeson-
dere beim Vorliegen enger Gefäße (entsprechend schlechter vaskulären
Ausgangsbedingungen) auf. Die Auswirkungen der erhöhten Plasmaviskosi-
tät schienen hierbei tendenziell stärker zu sein als der Einfluss der gesteiger-
ten Aggregationsneigung. Ebenfalls kam es zur drastischen Abnahme der
Chorioidealen Perfusion bei Absenkung des Perfusionsdruckes auf 100 mm
Hg. In einem Übergangsbereich zwischen 110 und 90 mm Hg trat eine deutli-
che Heterogenisierung der Perfusion und unterhalb eines Perfusionsdrucks
von 90 mm Hg eine ausgeprägte Hypoperfusion der Chorioidea ein. Diese
Ergebnisse stützen die Vorstellung, dass durch die rheologische Komponente
der Rheophorese gerade unter pathologischen Ausgangssituationen (wie sie
gehäuft im Alter vorliegen) die Fließfähigkeit und in Folge die Perfusion ent-
scheidend verbessert werden kann. Mittels des etablierten Modells konnte ein
Zusammenhang zwischen verschlechterten rheologischer Bedingungen, en-
ger Gefäßlumina und unzureichenden Perfusionsverhältnissen ermittelt wer-
den. Da diese Problematik bei Patienten mit nicht-exsudativer AMD vorliegt,
kann hier die Rheophorese als sinnvolle Behandlung betrachtet werden. So
kann durch den Effekt der Rheophorese die Gesamtperfusion der Chorioidea
teilweise drastisch gesteigert werden. Dabei gilt das Gesagte sowohl für
„Non-Responder“, die zwar den Gesamtbenefit, allerdings nicht in der Region
der Makula, aufweisen und dementsprechend keinen therapeutischen Ge-
winn aufweisen, als auch für „Responder“, die sowohl eine entscheidende
Perfusions- als auch Visusverbesserung erfahren.
6. Zusammenfassung 93
Auch unter Berücksichtigung aktueller pathogenetischer Konzepte zur AMD,
die vor allem inflammatorische und immunologische Gesichtspunkte in den
Mittelpunkt stellen, haben die Ergebnisse Relevanz. So kann eine gestörte
Perfusion in pathologisch verengten Gefäßen als Promoter für Entzündungs-
reaktionen dienen.
Weiterhin ist der Einfluss der Rheologie bei Gefäßverengungen auch bei an-
deren Erkrankungen wie z.B. der diabetischen Retinopathie von Bedeutung.
Hier sind ebenfalls Perfusionsverminderungen zu beobachten, so dass mit
Hilfe der Rheophorese auch hier eine Therapieoption gegeben sein könnte.
Zuletzt sind erste Erkenntnisse eines erfolgversprechenden rheologischen
Therapieansatzes bei Diabetes Typ 2 Patienten veröffentlicht worden91,92,
welche bereits in Studien durch eine Visusverbesserung Behandlungserfolge
zeigten76.
7. Anhang 95
7. Anhang
7.1 Hämatokritsenkung
Schrittweise wurden in sechs Zyklen jeweils 2,5 ml der heparinisierten 3%-
Albuminlösung infundiert und anschließend die gleiche Menge Blut entzogen,
so dass ausgehend von einem Blutvolumen von 6 ml/100 g Körpergewicht51
und einem Tiergewicht von 270 – 300 g am Ende des Hämodilutionsvorgangs
das insgesamt ausgetauschte Volumen dem gesamten Blutvolumen des Ver-
suchstiers entsprach und dadurch der Hämatokritgehalt auf 20 % gesenkt
wurde.
Abb. 7.1: Darstellung der isovolämische Hämodilution bei Albinoratten. y-Achse:
Hämatokrit, x-Achse: Dilutionszyklen mit schrittweisem Austausch - jeweils 2,5 ml -
des gesamten Blutvolumens gegen heparinisierten 3%-Albuminlösung. Am Ende
des Hämodilutionsvorganges entsprach das insgesamt ausgetauschte Volumen
dem Blutvolumen des Versuchstiers wodurch der Hämatokrit ausgehend vom Aus-
gangswert von 48 % auf 20 % gesenkt wurde.
0.00
0.10
0.20
0.30
0.40
0.50
0.60
Start 1 2 3 4 5 6
Häm
atok
ritan
teil
Zyklen
96 7. Anhang
7.2 Höhe des Niveaugefäßes
Das aus einem zuleitenden Standardinfusionsschlauch (Länge 1,80m,
Durchmesser: 60 mm) und einem mit der Humanerythrozytensuspension be-
füllten Niveaugefäß bestehende System musste in entsprechender Höhe po-
sitioniert werden, um die Perfusionslösung mit reproduzierbar gewähltem,
hydrostatischen Druck einströmen zu lassen. Aus diesem Grunde wurde die
rechnerische Umwandlung des Perfusionsdruckes in cm Wassersäule not-
wendig. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich die Dichte von Blut
und Wasser unterscheidet, wurde die Umwandlung in cm Blutsäule notwen-
dig.
Perfusionsdruck 1 mm Hg = 1,33322 m bar = 0,133322 kPa
= 1,3560 cm Wassersäule; da
ρBlut = 1,055 g/cm3 ergibt sich hieraus ≅ 1,2853 cm Blutsäule.
7. Anhang 97
mm Hg kPa Wassersäule
[cm] Blutsäule
[cm]
10 1,3 13,6 12,9 20 2,7 27,1 25,7 30 4,0 40,7 38,6 40 5,3 54,2 51,4 50 6,7 67,8 64,3 60 8,0 81,4 77,1 70 9,3 94,9 90,0 80 10,7 108,5 102,8 90 12,0 122,0 115,7 100 13,3 135,6 128,5 110 14,7 149,2 141,4 120 16,0 162,7 154,2 130 17,3 176,3 167,1 140 18,7 189,8 179,9 150 20,0 203,4 192,8 160 21,3 217,0 205,6
Abb. 7.2: Umrechnung der Drücke. Das aus einem zuleitenden Standardinfusions-
schlauch und einem mit der Humanerythrozytensuspension befüllten Niveaugefäß
bestehende System musste in entsprechender Höhe positioniert werden, um die
Perfusionslösung mit reproduzierbar gewähltem, hydrostatischen Druck einströmen
zu lassen. Aus diesem Grunde wurde die rechnerische Umwandlung des Perfusi-
onsdruckes in cm Wassersäule notwendig.
98 7. Anhang
7.3 Druckmonitoring während der Hämodilution
Nachfolgend ist anhand zweier Beispiele das Druckmonitoring bei der Durch-
führung der Hämodilution dargestellt. Die angegebenen Werte beziehen sich
auf den diastolischen Blutdruck des Versuchstieres.
Der Volumenersatz wurde mit einer 3% Albumin-PBS-Lösung (pH 7,4)
durchgeführt. Der kolloidosmotische Druck der verwendeten Dilutionslösung
entsprach dem des Plasmas, wodurch es gelang, das Intravasalvolumen rela-
tiv konstant zu halten. Die Kreislaufbelastung des Versuchstieres war ent-
sprechend dem relativ konstant gehaltenen Blutdruck nur gering.
Beim schrittweisen isovolämischen Austausch des Vollblutes des Versuchs-
tieres gegen PBS-Puffer ohne Albuminzusatz (NaCl-/Ringerlösung) hingegen
wäre es zu einem erheblichen Volumenabstrom mit einem daraus resultie-
renden Blutdruckabfall unter die für den Erhalt einer ausreichenden Mikrozir-
kulation erforderlichen Grenze von 60 mm Hg (diastolisch) gekommen.
7. Anhang 99
Abb. 7.3: Beim schrittweisen isovolämischen Austausch des Vollblutes des Ver-
suchstieres gegen NaCl-/Ringerlösung oder PBS-Puffer ohne Albuminzusatz kam
es durch den Volumenabstrom nach dem dritten Hämodilutionszyklus zu einem ra-
piden Blutdruckabfall auf 30 mm Hg. So musste bei Werten unter 60 mm Hg davon
ausgegangen werden, dass eine Schädigung der Mikrozirkulation möglich war. Un-
ter Verwendung der 3%igen Albuminlösung war es möglich, unter kreislaufstabilen
Bedingungen alle 6 Hämodilutionszyklen vollständig durchzuführen. Der kolloidos-
motische Druck der verwendeten Dilutionslösung entsprach dem des Plasmas, wo-
durch es gelang, das Intravasalvolumen relativ konstant zu halten.
Dilutionszyklus a 2,7 - 3 ml
RR bei Dilution mit NaCl-/Ringer-Lösung
RR bei Dilution mit Albumin-Lösung (3 %)
Hämatokrit (%)
Start 48
1 60 95 41
2 38 105 35
3 29 bis Abbruch 63 30
4 66 26
5 60 22
6 62 bis 74 19
100 7. Anhang
7.4 Angiographien
7.4.1 Hypertension
Abb. 7.4: Angiographiesequenz über den ganzen zeitlichen Ablauf des Referenz-
versuchs zur Erzielung einer sicher suffizienten Perfusion unter hypertensiven (200
mm Hg) Perfusionsbedingungen (physiologischen Hämatokritgehalt (44%), Viskosi-
tät 1,3 mPa s, Aggregationsindex < 20). Die zugehörige Angiographiesequenz be-
ginnt mit dem Leerbild zum Zeitpunkt des Versuchsbeginns (s. Kap. 4., Abb. 4.1;
Pilotmessungen – Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Perfusion).
7. Anhang 101
7.4.2 Hypotension
Abb. 7.5: Angiographiesequenz über den ganzen zeitlichen Ablauf bei dem Expe-
riment im Hypoperfusionsbereich (physiologischen Hämatokritgehalt (44%), Viskosi-
tät 1,3 mPa s, Aggregationsindex < 20). Bei Absenkung des Perfusionsdrucks auf
90 mm Hg ist die Durchblutung erheblich eingeschränkt. Es zeigt sich sehr deutlich
die Reduktion auf eine nur noch rudimentäre Restperfusion (siehe Kap. 4.1, Abb.
4.2; Einfluss des Perfusionsdruckes)
102 7. Anhang
7.4.3 Erhöhte Plasmaviskosität
Abb. 7.6: Ganzer zeitlicher Ablauf einer Fluoreszeinangiographie bei engem Ge-
fäßdurchmesser und mit der fluoreszeinmarkierten Perfusionslösung miterhöhter
Plasmaviskosität auf 4,8 m Pas (physiologischen Hämatokritgehalt (44%), Aggrega-
tionsindex < 20, Perfusionsdruck 80 mm Hg) bei engem Gefäßdurchmesser (s. Kap.
4.2, Abb. 4.4; Einfluss der Plasmaviskosität).
7. Anhang 103
7.4.4 Erhöhte Aggregationsneigung
Abb. 7.7: Ganzer zeitlicher Ablauf einer Fluoreszeinangiographie mit der fluores-
zeinmarkierten Perfusionslösung bei engem Gefäßdurchmesser sowie erhöhter
Aggregationsneigung (Aggregationsindex 56) der Erythrozyten (physiologischen
Hämatokritgehalt (44%), Viskosität 1,3 mPa s, Perfusionsdruck: 80 mm Hg). Nach
Freigabe der Perfusionslösung ist noch kein Fluss zu beobachten (s. Kap. 4.3, Abb.
4.6; Einfluss der Erythrozytenaggregationsneigung).
8. Literatur 105
8. Literatur
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112
Danksagung
Herrn Professor Dr. med. Holger Schmid-Schönbein danke ich, auch im
Namen der Kollegen meiner Arbeitsgruppe, für seine Betreuung als Doktorva-
ter. Insbesondere seine Anregungen haben dazu beigetragen, dass ein
komplexe wissenschaftliche Fragestellung stark vereinfach dargestellt wer-
den konnte. Durch seine beständige Anerkennung und große wissenschaftli-
che Erfahrung legte er den Grundstein zu einer erfolgreichen Arbeit.
Herrn Dr. med. Thomas Kirschkamp, der mich für das Thema dieser Arbeit
begeisterte, danke ich für seine intensive und kollegiale Betreuung. Jederzeit
erreichbar konnte er in schwierigen Phasen des Projektes die Richtung vor-
geben und stand stets hilfsbereit zur Verfügung.
Herrn Professor Dr. med. Martin Reim danke ich für die Übernahme des
Korreferats und seine stets fördernde wissenschaftliche Beratung und Beglei-
tung.
Herrn Dr. rer. nat. Cees Haest, Mitarbeiter unserer Forschungsgruppe, dan-
ke ich für seine konstruktiven und pragmatischen, wissenschaftlichen Rat-
schläge.
Frau Degenhardt danke ich für ihre Hilfe bei praktisch, experimentellen Fra-
gen.
Meinem Bruder Stephan Bueb und meinem Verlobten Thomas Freuden-berg danke ich für ihre bereitwillige Unterstützung bei computertechnischen
Fragen und bei der Formatierung dieser Arbeit.
Schließlich möchte ich allen danken, die durch ihre Unterstützung zum Gelin-
gen dieser Arbeit beitrugen.
113
Erklärung zur Datenaufbewahrung
Hiermit erkläre ich, dass die dieser Dissertation zu Grunde liegenden Origi-
naldaten bei mir, Christina Bueb, Mitterweg 21, 83233 Bernau a. Chiemsee,
hinterlegt sind.
114
Lebenslauf
Christina Bueb
geboren am 10.02.1981
in Dormagen
ledig
Ärztliche Tätigkeit / Weiterbildung
Seit 06/2008 Assistenzärztin in der Abteilung Chirurgie der TRIAMED
Kreisklinik Prien am Chiemsee
Chefarzt: Prof. Dr. med. Josef Stadler
06/2007 – 05/2008 Assistenzärztin in den Abteilungen für Gelenkersatz-
chirurgie und Neurochirurgie der ENDO-Klinik Hamburg
Ärztlicher Direktor: Dr. med. Thorsten Gehrke
09/2007 Fortbildung Osteoporose, ENDO-Klinik Hamburg
10/2007 Strahlenschutz Grund- und Spezialkurs Computertomog-
raphie und Interventionsradiologie, Ärztekammer Ham-
burg;
angestrebt: Fachkunde Strahlenschutz
115
Studium
18.12.2006 Approbation als Ärztin
10/2004 - 05/2007 Dissertation am Institut für Physiologie,
Universitätsklinikum Aachen,
Prof. Dr. med. H. Schmid-Schönbein:
Untersuchung der Chorioideaperfusion in Abhängigkeit
von verschiedenen Fließbedingungen - Etablierung eines
Tiermodells und Pilotmessungen
20.11.2006 Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
10/2005 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
08/2003 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
09/2002 Ärztliche Vorprüfung
10/2000 – 2006 Studium der Medizin an der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen
Praktische Erfahrung (Praktisches Jahr)
10/2005 Beginn des Praktischen Jahres
1. Tertial: Klinik für Innere Medizin im
Knappschaftskrankenhaus Bardenberg, Würselen
Leiter: Prof. Dr. med. rer. nat. Norbert Busch
116
2. Tertial: Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und
Gesichtschirurgie am Universitätsspital Zürich, Schweiz
Leiter: Prof. Dr. med. P. Ott
3. Tertial: Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie/
Klinik für Unfallchirurgie im Knappschaftskrankenhaus
Bardenberg, Würselen
Leiter: Priv.-Doz. Dr. med. Ingo M. Krüger / Dr. med.
Hartmut Engelbrecht
Praktische Erfahrung (Famulatur)
02/2005 – 03/2005 Famulatur in der Abteilung für Unfall- und Wiederherstel-
lungschirurgie in der Berufsgenossenschaftlichen Unfall-
klinik Murnau
Leiter: Dr. med. M. Militz
02/2004 - 04/2004 Famulatur in der Abteilung für Allgemeine Chirurgie im
Krankenhaus Schlanders, Italien
Leiter: Dr. Alberto Gottardi
08/2004 - 09/2004 Praxisfamulatur in der Gemeinschaftspraxis für
Allgemeinmedizin und Innere Medizin in Aachen
Dr. med. R. Kluge, Karl-W. Brandt, Angelika Sailer
02/2003 - 03/2003 Famulatur in der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik
am Universitätsklinikum Großhadern, München
Direktor: Prof. Dr. med. Jörg-Christian Tonn
117
Schulausbildung
09/1991 – 05/2002 Allgemeine Hochschulreife
Norbert-Gymnasium Knechtsteden, Dormagen
07/1997 - 01/1998 halbjähriger Schüleraustausch:
Yankton High School, South Dacota, USA
09/1987 - 07/1991 Städt. kath. Grundschule, Tannenbusch-Schule,
Dormagen
Weitere Tätigkeiten
03/2003 - 05/2007 Zur Finanzierung des Studiums Tätigkeit als Indoor Cyc-
ling Instruktor mit Leitung von Kursgruppen im Fitness-
studio (Team World of Fitness), sowie beim Hochschul-
sport der RWTH Aachen
Sportliche Aktivitäten/Interessen
Freizeitsport Badminton, Tennis, Alpinski
Wettkampfsport Triathlon, Marathon
Kunst
Weitere Kenntnisse
Fremdsprachen Englisch, fließend in Wort und Schrift
EDV Word, Excel, PowerPoint