Über einige chemische reaktionen der mikroorganismen und ihre bedeutung für chemische und...

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11oft ~)11.] 10. 10. Jahre auf diesem Gebiete und die in Frage kmnmenden Gesetze und Erfahrungswerte. Sie zeigten, dab es da- naeh miiglich ist, die Koronaverluste ftir jeden Fall zu berechnen. Die Beferenten gaben auch noch eine Gegentiberstellung der in dieser Weise berechneten Ver- luste mit den durch Versuche ermittelten Werten. Herr Dr. Monasch referierte tiber die neueren elek- trisehen Liehtquetlen, indem er die Entwieklung dieses Gebietes in den letzten Jahren behandelte. In der Dis- kussion hierfiber wurde die interessante Mitteilung ge- macht, dab seitens der A.E.G. und der Auer-Gesellseha.ft in kurzer Zeit hochkerzige Lampen auf den Markt ge- bracht werden, welche nur noch uugefiihr ~,t "Watt pro Kerze verbrauehen. Am zweiten Verhandlungstage wurden zuniLehst die Wahlen zum Vorstand und AussehuB erledigt. Die aus- seheidenden Vorstandsmitglieder yon Miller und Sieg wurden ftir weitere 2 Jahre wiedergew~.hlt und an Stetle der wetter ausseheidenden Herren Flcischhauer und Zap[ wurden die Herren Montan~ts and yon Siemens neu iu den Vorstand gew~thlt. In den AusschuB traten an Stelle der ausscheidenden Herren Dolivo-Dobrowolsky, Mon- tanus und ,S*i~ger die Herren Fleischhauer, Dr.-Ing. Voigt und Zapf. Hierauf wurde in die Behandlung des Haupt- tlmmas der Jahresversammlung: ,,Verteilung grof]er Leistungen auf ausgedehnte Gebiete" eingetreten. Den einleitenden Vortrag hierzu hielt Kerr Pro- fessor Dr. Klingenberg. Derselbe behandelte die Grunds~itze ftir Berechnung und Bau groSer Leitungs- netze undging dann dazu fiber, die Einrichtung der groBen Kraftanlagen sowie der Unterstationen zu be- handeln. Fiir die Ausffihrung der Freileitungen wer- den eingehende Unterlagen gegeben und die Konstruk- tiou der Maste erilrtert. Insbesondere wurde auch der Frage der Verwendung yon Erdungsseilen Aufmerksam- keit gesehenkt. Am SchIusse dieses Vortrages gab Herr Klingenberg das Resultat ausfiihrlicher l~echnungen tiber die wirtschaftliche Spannweite yon Leitungen wieder. Hieran schlol.l sich eine sehr interessaute, mehrstfindige Diskussion. Am Naehmittag fauden Besiehtiguugcn industrieller Werke und im Anschlut] hieran der historischen Aus- stellung der Jahrhundertfeier start. Am folgenden Tage nahmen viele der Teilnehmer der Jahresversammlung an einem Ausfluge zur Besichtigung der Talsperre Mauer start, um dann noch im AnsehluB daran den Kynast zu besuchen. Ober einige chemische Reaktionen der Mikroorganismen und ihre Bedeutung fiir chemische und biologische Probleme Auf dem 8. internationalen KongreB ffir angewandte Chemie im September 1912 hat Felix Ehrlich, der Direktor des landwirtschaftlich-technologischen Instituts der Universitii~ Breslau, fiber das vorliegende altgemein interessante Thema eine bemerkenswerte Mitteilung ge- macht, die vor kurzem auch in den Mitteilungen der landwirtscttaftlichen'Institute der K6nigh:ehen Universi- ldt Breslau im 5. Heft des 6. Bandes (Berlin, Verlag yon Paul Parey)erschienen ist. Man welt3 bereits seit 15ngerer Zeit, dab Mikroorganismen, wie Hefen, Schimmelpilze und Bakterien auf ether groBen Zaht anorganischer und organischer Stickstoffverbindungen bet Gegenwarb der sonst noch erforderlichen Niihrsalze eine normale Entwicklung zeigen. Bis vor wenigen Jahren aber berficksichtigte man die fitr den Lebens- prozei3 so wichtigen ehemisehen Vorg~nge bei der Stick- Ubcr einige chemische Reaktionen der Mikroorganismen usw. 981 stoffassimilation dieser kleinsten Lebewesen nieht. Es gelang F. Ehrlieh zum ersten Male im Jahre 19051) die tiefgreifenden chemischen Umwandlungen von Amino- s~uren dureh garende und assimilierende Here nachzu- weisen und dadurch den Mechanismus der FuselSlbildung aufzukliiren. Der exakte Beweis, da~ die nattirlich vor- kommenden Aminos~iuren aber wirklich yon g~render Here aus der LSsung aufgenommen und auf EiweiB ver- arbeitet werden, gelang ihm sparer mit Hilfe ether sehr geistvollen Garmethode zur asymmetrischen Spaltung der l~acemverbindungen yon Aminos~uren durch Hefe2). In fast allen F~llen konnte nach dieser Methode eine Akti- v%rung der vorgelegtel~ Stickstoffsubstanz erzielt werden, welche die tats~chtich erfolgte Assimila- tion der optisch-aktiven, in der Natur auftreten- den Komponente durch den Hefepilz mit Sicherheit a nzeigte. Die g~rende Here spaltet bet der Assimilatior~ das Molekfil der Aminos~uren, indem sie den freiwerden- den Stickstoff in Form yon Ammoniak ffir ihren Eiweil]- aufbau verwertet, den gr(iBten Tell des stickstofffreien Molektils aber in Form yon Alkoholen unverwertet in der vergorenen IAisung zurfickl~Bt. So entsteht aus dem Leucin inaktiver Isoamylalkohol, aus Isoleucin optisch- ~ktiver d-Amylalkohol, aus Valin Isobutylalkohol, mit anderen Worten, es bilden sich die IIauptbestandteile der FuseRile, der Hefeg~rung aus den in groBer I~enge in jedem EiweiB vorkommenden Aminos~uren. Auf Grund dieser Ergebnisse konnte Ehrlich damals eine Gi~rungs- gleichung ffir die FuselSlbildung entwickeln, die folgen- dem Schema entspricht: g. CHNHo. CO2H -~ H~O ~ R. CH~OH ~- CO 2 ~- NH 3. Nun unterliegen jedoch alle AminosSuren einem analogen Abbau durch gSrende Here, genau wie die Ursubstanzen des FuseliiIs, so dal~ man direkt yon ether alkoholischen G~runff der Aminos~uren sprechen kann, die normaIer- weise stets parallel neben der ~.Ikohotischen G:cirung des Zuckers verI~uft. So l~it~t sich mit Hilfe tier Hefe- g~irung bet Gegenwart yon Zucker das Tyrosol 3) (p-Oxyphenyl~tthylalkohol) und das TryptophoP) (~ 4ndolyl~tthyla lkohol) leicht darstellen. Offenbar hubert viete yon diesem Alkohol als solche oder in Form bestimmter Ester einen hervorragenden Anteil an dem Zustandekommen des Geschmaeks und Aromas der ge- gorenen Getr'~nke, besonders des Bieres und Weines. Sparer konnte Ehrlieh dann zeigen, dab andere Mikro- organismen, besonders die Schimmelpilze und die wilden hautbildenden Hefen, Aminosi~uren nicht nur bet Gegen- w~trt von Zucker angreifen, soudern auch bet Anwesen- heir anderer organischer Substanzen. AuBer Kohle- hydraten kSnnen diese Organismen n~mlich auch Ver- bindungen wie Glyeerin, MilehsSure, ~thylalkohol und andere Substanzen der Fettreihe als Kohlenstoff- und Energiemaferinl ffir ihren EiweiBaufbau verwerten, wo- bet aus den Aminosauren die gleichen Abbauprodukte wie bet Gegenwart yon Zucker entstehen. Die Beobach- tung, dab gew5hnticher Alkohol bet der Ern~hrunff die- ser Mikroorganismen einen vollwertigen Ersatz ffir Zueker bilden kann. macht es mSglich, besonders emp- findtiche oder sehr leicht ISsliche Stoffwechselprodukte aus Aminos~uren in reinerer Form zu isotieren, da bet Verwendnng yon Alkohol viele hitufig die Isolierung stilrende Nebenprodukte aus Zucker bet der Ver- arbeitung der Ni~hrlSsungen fortfallen. Es set noch er- w~hnt, dab bet der Einwirkung yon SchimmelpiIzen und t) Zeitschr. d. Vereins d. deutschen Zuckerind., 55, 539--567 (1905). 2) Biochem. Zeitschr. 1, 8--31 (I906), 8, 438--466 (t908). '~) Biochem. Zeitsehr. 18, 391--423 (t903). a) Ber. Chem. Ges. 44, 139--146 (1911).

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Page 1: Über einige chemische Reaktionen der Mikroorganismen und ihre Bedeutung für chemische und biologische Probleme

11oft ~)11. ] 10. 10.

Jahre auf diesem Gebiete und die in Frage kmnmenden Gesetze und Erfahrungswerte. Sie zeigten, dab es da- naeh miiglich ist, die Koronaverluste ftir jeden Fall zu berechnen. Die Beferenten gaben auch noch eine Gegentiberstellung der in dieser Weise berechneten Ver- luste mit den durch Versuche ermittelten Werten.

Herr Dr. Monasch referierte tiber die neueren elek- trisehen Liehtquetlen, indem er die Entwieklung dieses Gebietes in den letzten Jahren behandelte. In der Dis- kussion hierfiber wurde die interessante Mitteilung ge- macht, dab seitens der A.E.G. und der Auer-Gesellseha.ft in kurzer Zeit hochkerzige Lampen auf den Markt ge- bracht werden, welche nur noch uugefiihr ~,t "Watt pro Kerze verbrauehen.

Am zweiten Verhandlungstage wurden zuniLehst die Wahlen zum Vorstand und AussehuB erledigt. Die aus- seheidenden Vorstandsmitglieder yon Miller und Sieg wurden ftir weitere 2 Jahre wiedergew~.hlt und an Stetle der wetter ausseheidenden Herren Flcischhauer und Zap[ wurden die Herren Montan~ts and yon Siemens neu iu den Vorstand gew~thlt. In den AusschuB t ra ten an Stelle der ausscheidenden Herren Dolivo-Dobrowolsky, Mon- tanus und ,S*i~ger die Herren Fleischhauer, Dr.-Ing. Voigt und Zapf.

Hierauf wurde in die Behandlung des Haupt- tlmmas der Jahresversammlung: ,,Verteilung grof]er Leistungen auf ausgedehnte Gebiete" eingetreten. Den einleitenden Vortrag hierzu hielt Kerr Pro- fessor Dr. Klingenberg. Derselbe behandelte die Grunds~itze ftir Berechnung und Bau groSer Leitungs- netze u n d g i n g dann dazu fiber, die Einrichtung der groBen Kraftanlagen sowie der Unterstat ionen zu be- handeln. Fiir die Ausffihrung der Freileitungen wer- den eingehende Unterlagen gegeben und die Konstruk- tiou der Maste erilrtert. Insbesondere wurde auch der Frage der Verwendung yon Erdungsseilen Aufmerksam- keit gesehenkt. Am SchIusse dieses Vortrages gab Herr Klingenberg das Resultat ausfiihrlicher l~echnungen tiber die wirtschaftliche Spannweite yon Leitungen wieder. Hieran schlol.l sich eine sehr interessaute, mehrstfindige Diskussion.

Am Naehmittag fauden Besiehtiguugcn industrieller Werke und im Anschlut] hieran der historischen Aus- stellung der Jahrhundertfeier start. Am folgenden Tage nahmen viele der Teilnehmer der Jahresversammlung an einem Ausfluge zur Besichtigung der Talsperre Mauer start, um dann noch im AnsehluB daran den Kynast zu besuchen.

Ober einige chemische Reaktionen der Mikroorganismen und ihre Bedeutung fiir chemische und biologische Probleme

Auf dem 8. internationalen KongreB ffir angewandte Chemie im September 1912 hat Felix Ehrlich, der Direktor des landwirtschaftlich-technologischen Inst i tuts der Universitii~ Breslau, fiber das vorliegende altgemein interessante Thema eine bemerkenswerte Mitteilung ge- macht, die vor kurzem auch in den Mitteilungen der landwirtscttaftlichen'Institute der K6nigh:ehen Universi- ldt Breslau im 5. Heft des 6. Bandes (Berlin, Verlag yon Paul P a r e y ) e r s c h i e n e n ist. Man welt3 bereits seit 15ngerer Zeit, dab Mikroorganismen, wie Hefen, Schimmelpilze und Bakterien auf ether groBen Zaht anorganischer und organischer Stickstoffverbindungen bet Gegenwarb der sonst noch erforderlichen Niihrsalze eine normale Entwicklung zeigen. Bis vor wenigen Jahren aber berficksichtigte man die fitr den Lebens- prozei3 so wichtigen ehemisehen Vorg~nge bei der Stick-

Ubcr e inige chemische Reakt ionen der Mikroorganismen usw. 981

stoffassimilation dieser kleinsten Lebewesen nieht. Es gelang F. Ehrlieh zum ersten Male im Jahre 19051) die tiefgreifenden chemischen Umwandlungen von Amino- s~uren dureh garende und assimilierende Here nachzu- weisen und dadurch den Mechanismus der FuselSlbildung aufzukliiren. Der exakte Beweis, da~ die nattirlich vor- kommenden Aminos~iuren aber wirklich yon g~render Here aus der LSsung aufgenommen und auf EiweiB ver- arbeitet werden, gelang ihm sparer mi t Hilfe ether sehr geistvollen Garmethode zur asymmetrischen Spaltung der l~acemverbindungen yon Aminos~uren durch Hefe2). In fast allen F~llen konnte nach dieser Methode eine Akti- v%rung der vorgelegtel~ Stickstoffsubstanz erzielt werden, welche die tats~chtich erfolgte Assimila- tion der optisch-aktiven, in der Natur auftreten- den Komponente durch den Hefepilz mit Sicherheit a nzeigte. Die g~rende Here spaltet bet der Assimilatior~ das Molekfil der Aminos~uren, indem sie den freiwerden- den Stickstoff in Form yon Ammoniak ffir ihren Eiweil]- aufbau verwertet, den gr(iBten Tell des stickstofffreien Molektils aber in Form yon Alkoholen unverwertet in der vergorenen IAisung zurfickl~Bt. So entsteht aus dem Leucin inaktiver Isoamylalkohol, aus Isoleucin optisch- ~ktiver d-Amylalkohol, aus Valin Isobutylalkohol, mit anderen Worten, es bilden sich die IIauptbestandteile der FuseRile, der Hefeg~rung aus den in groBer I~enge in jedem EiweiB vorkommenden Aminos~uren. Auf Grund dieser Ergebnisse konnte Ehrlich damals eine Gi~rungs- gleichung ffir die FuselSlbildung entwickeln, die folgen-

d e m Schema entspricht:

g . CHNHo. CO2H -~ H~O ~ R. CH~OH ~- CO 2 ~- NH 3.

Nun unterliegen jedoch alle AminosSuren einem analogen Abbau durch gSrende Here, genau wie die Ursubstanzen des FuseliiIs, so dal~ man direkt yon ether alkoholischen G~runff der Aminos~uren sprechen kann, die normaIer- weise stets parallel neben der ~.Ikohotischen G:cirung des Zuckers verI~uft. So l~it~t sich mi t Hilfe tier Hefe- g~irung bet Gegenwart yon Zucker das Tyrosol 3) (p-Oxyphenyl~tthylalkohol) und das TryptophoP) (~ 4ndolyl~tthyla lkohol) leicht darstellen. Offenbar hubert viete yon diesem Alkohol als solche oder in Form bestimmter Ester einen hervorragenden Anteil an dem Zustandekommen des Geschmaeks und Aromas der ge- gorenen Getr'~nke, besonders des Bieres und Weines.

Sparer konnte Ehrlieh dann zeigen, dab andere Mikro- organismen, besonders die Schimmelpilze und die wilden hautbildenden Hefen, Aminosi~uren nicht nur bet Gegen- w~trt von Zucker angreifen, soudern auch bet Anwesen- heir anderer organischer Substanzen. AuBer Kohle- hydraten kSnnen diese Organismen n~mlich auch Ver- bindungen wie Glyeerin, MilehsSure, ~thylalkohol und andere Substanzen der Fet t re ihe als Kohlenstoff- und Energiemaferinl ffir ihren EiweiBaufbau verwerten, wo- bet aus den Aminosauren die gleichen Abbauprodukte wie bet Gegenwart yon Zucker entstehen. Die Beobach- tung, dab gew5hnticher Alkohol bet der Ern~hrunff die- ser Mikroorganismen einen vollwertigen Ersatz ffir Zueker bilden kann. macht es mSglich, besonders emp- findtiche oder sehr leicht ISsliche Stoffwechselprodukte aus Aminos~uren in reinerer Form zu isotieren, da bet Verwendnng yon Alkohol viele hitufig die Isolierung stilrende Nebenprodukte aus Zucker bet der Ver- arbeitung der Ni~hrlSsungen fortfallen. Es set noch er- w~hnt, dab bet der Einwirkung yon SchimmelpiIzen und

t) Zeitschr. d. Vereins d. deutschen Zuckerind., 55, 539--567 (1905).

2) Biochem. Zeitschr. 1, 8--31 (I906), 8, 438--466 (t908).

'~) Biochem. Zeitsehr. 18, 391--423 (t903). a) Ber. Chem. Ges. 44, 139--146 (1911).

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i~hnliehen Orgaaismen aus Aminosituren andere Produkte wie bei der HefegS, rung entstehen, indem diese Reaktion zur Bildung yon Oxys~turen nach der allgemeinen Gleiehung ftihrt:

R. CHNg~. CO~H q- g~O = I~. OHOH CO~H q- NH3.

Man kann sogar dieses Verhalten der Sehimmelpilze zur pr~parativert Darstellung der betreffenden Oxys~,turen, z. B. der Oxyphenytmilehs~ture, Phenyhnilehsi~ure und Indolmilchs~ture, benutzen, die aueh bei Anwendung yon racemischem Ausgangsmaterial stets optiseh aktiv er- halten werden.

Als Ehrlich nun sprtter die Umwandlung von pri- ndtren Aminmt dureh t[efmt und Sehimmelpilze unter- suehte, land er, daft diese Verbindungea yon wilden l[efen und yon vielen Sehimmelpilzen fast quantitativ, weniger teicht dagegea yea Kulturhefen analog der AminosSure in Alkohol (ibergeffihrt wurden, und zwar naeh der Gleiehung

R . CH~NH~ + tt20 ~ 1~. CH~OH q- NH 3.

Abgesehen. yon den KuItarhefen, konnte bier ebenso s ta t t Zueker Glycerin, Rthylalkohol als KohlenstoffnShr- material dienen.

Bei der Untersuehung terti~rer Amine, wie des tIordenins (p-Oxyphenylfi.thyldinwthylamin) p-Ott . C~H~ .CHoCH2.N(CHs) ~ and des Betains (Trimethylamidoessig- s~ture) (CHa)._,N. CH_oCO0 ergab sieh, da6 aueh in diesem Fail ein Ersatz der Andnogruppe dureh die I[ydroxyt- gruppe stattfindet, und dag bei der Assimilation yon 1-Iordenin fast quantitativ Tyrosol, bei derjenigen yon Betaitt deutlieh naehweisbare Glycols';ture naeh den fol- genden Oleiehungea auf t r i t t :

OHC6H4HC~CH2N(CHa). 2 -~- H~O --~ OH (36H4CH ~ . CII, CH3) ~ N. CtI~. COO @ tt20 = CH~OH. COOK @ N(CHs) a.

Aueh ringfSrmige Stiekverbindungen und Alkaloide, wie Coniin, Chinin, Coeain, Brnein and Nieotin, reagierten 5hntieh mit Mikroorganismen, und wenn es auch noeh niehg gehmgen ist, aus diesen L6sungen, welehe einen vorzfiglichen N'~hrbodea far Itefea und Pilze darzustellen scheinen, best immte Spaltungsprodukte ztt isoliereu, so erscheinen doeh spgtere grfolge keineswegs aus- gesehlossen. Der Angriff der Alkaloide dureh die Mikro- organismen erfotgt fibrigens je naeh den Bindungsver- hitltnissen des Stiekstoffs sehr versehiedenartig; so bildet beispielsweise das Nicotin, das einen leicht auf- spaltbaren Pyrrol id inr ing ettth~tlt, eine wesentlieh gfin- stigere Stiekstoffnahrung ffir die Pilze als Alkaloide mit tester g'effigter Stiekstoffgruppe, wie Chinin, CoeMn usw.

Mit Rech~ maeht Ehrlieh vet allem darauf aufmerk- sam, da6 man die versehiedener~ ehcmisehen Rcal~tionen der Milcroorganismen i.a Z,akwnft meh, r als bisher zur Erforschung organisek ehemiseher Proble,me herat~ziehea solle. Die Einrichtungen ffir solehe Experimente Mad in jede~ff chemischen Laboratorimn vorhanden oder teiehf zu besehaffen, und die Bereitung der N~thrl6sung wie die t/einzueht der ~'~ikroorganismen stelleu einfaehe, leieht erlernbare Operationen dar. Vor allem aber kann man vorteilhaft mit sehr geringen lV[engen Substanz experi- mentierea und die relativ niedrigen Temperaturen, bei denen die Einwirkung der Mikroorganisme~t erfolgf, verbfirgen aufterdem eine sehr weitgehende Sehonung der zu verarbeitenden Substanz und der daraus erhaltenen Produkte. Aueh sei erw~hnt, daft man mit der Zeit eine Nystematil~ der Mikroorganisme~. ttu, f chemisch-pt~ysio- ~ogi~cher Grundlage wird schaffen k6nne~, wobei man als Ausgangspunkt nicht allein das verschiedene biolo- g ische Verhalten gegeniiber den Kohlenhydraten zu nehmen brauch% sondern vor allem die fiir die Plasma- bihlung so wichtigen Eiweiftstoffe, ihr~ Spattprodukte,

May: Der Sinn der P f l anzenmetamorphose bei Goethe. r Die Natur- • [wissensehaften

die Aminos:4uren und die daraus entstehenden, je nach der Gattung des 0rganismus verschieden gebauten Stoff- wechselendprodukte berfieksichtigen wird.

H . G .

Der Sinn der P f l a n z e n m e t a m o r p h o s e bei Goethe.

I"o~ Prof. Dr. Wal ther ,May, KarIsruhe.

Gocthes Lehre yon der Metamorphose der Pflanzea hat in den neueren Arbeiten fiber die naturforsehende Tiitigkeit des Dichters eine sehr versehiedene Beurteihmg erfahren. Withrend HaT~sc.M) in Goethes Hypothese eine wissensehMtliehe Leistung ersten Ranges sieht, die ihrer Zeit weft vorauseilte, b~zeicbnet Kohtbrugge)) sic ~ds wertlos f':ir Mle, die kei~Ie SpinoziMen mind, Ms wertlos deshMb, well sic gar nichts erklSre. Diese Verschieden- heft der Beurteilung h:,Lngt mit der verscbiedenen Auf- fassung des Sinnes der Goethischen ]ktetamorphosenlehre zusamnmn. So Mar un4 eindeutig bei oberft~chliehcr Be- traehtung (lie Lehre zu sein schein% dab alle Seifenteile der Pflanze metamorphosierte B15tter sind, so sehwer erweist es sieh bei tieferem Eindringeu in den Gegen- stand, eine be, t immte Antwort ~uf die Frage zu geben, was Goclhc unter der Met-tmorphose des Bluttes verstamt. Nicht weniger als seehs verschiedene Deutungen sind m;~glieh.

ZunSehst kSnnen wir die Metamorphose rein begriff- licit auffassen. Wir kSnnen sagen: Mle Seitenteile der Pftanze lasseu sich wegen gewisser Ahnlichkeiten in der- selben Weise tinter den Begriff ,,]31att" bringen wie Eidmn, Buchen, Linden usw. tmter den Begriff ,,Baum". Bei der Entwiekiung einer einjiihrigen Pflanze sehen wit das Blatt zuerst als Keimblatt, dana ~ls Stengel- blatt, dann als KelchblMt, Kronenblatt, Staubblatt und Fruchtblatt. Das Blatt als Begriff wandelt sieh ¥or un- serem geistigen Auge. es finder eine begriffliehe Meta- morphose ill unserer Yorstellung, nieht die wirktiche Um- wandlung eines Pflanzenteiles in einen anderen start. Von Metamorphose kand nut im bildlichen Sinne ge- sproehen werden.

Wir kSnnen abet einen Sehrit t welter gehen und an- nehmen, dab dem Begriff , ,Blatt" etwas Wirkliehes im Urgrund der I)inge, in der ,Gott-Natur" - - um einen Goethischea Au~druek zu verwenden - - entspricht, eine ,,Idee" in der Platonsehen Bedeutung des Wortes. ])iese Idee t r i t t in den verschiedensten Gestalten in die Er- seheinung, batd als I<eimblatt, bald als Stengelblatt. ba hl ats Ketch-, Kronen-, Staub- un4 Fruehtblatt. Itier ist es eine ldee der Natur, die sich metamorphosiert, die Um- wandlung vollzieht sieh nicht nur subjektiv in unserem Geiste, sondern objektiv in der Pflanze: aber doeh haben w i r e s auch hier Meht mit der materiellen Umwandlung eines siehtbaren Organs. sondern mit einer rein ideellen Metamorphose zu tun. die sich gewissermagen im Geiste der ,,Gott-Natur" abspielt. Diese Auffassung kSnnen wit die platonisehe nmmen und mit der rein bcgriffliehen mi- ter der Bezeiehnung ,,idealistisehe Metamorphosenlehren" zusammenfassen.

Ihnen stehen die ,,reatistisehen Me'tamorphosenlehren" gegenfiber. Bei diesen handelt es sich um die materielle Umbildung eines sichtbaren Organs, die mit dem leib- lichen Auge verfolgt werden kann, g i e r w'~tre nun zu- n~ehst die Auffassung mSglieh, daft ein fert iyes Organ sieh in ein anderes, z. B. ein fertiges Blumenblatt, sieh in ein Staubgefgl~ verwandelt. ~[an kann abet aueh anneh- men, dab alle Seitenteile der Pflanze aus einer gleich- artigen mikroskopisehen A:rda#e hervorgeben, die im wei- teren Verlaufe der Ausbildung versehiedene Formen an-