Über die entstehung der plastiden aus dem zellkern

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89 mit Br. sa~ebrosum verglichen wird. Ich habe diese Pflanze nicht vorliegen und wei5 nicht, ob sie vielleicht mit unserer identiseh ist, oder ob sie eine analoge Form yon B. salebrosum (also var. poly- gamum) ist. Wenn sie sich tatsiichlich nur durch die ]nfloreszenz yon l~r. salebrosum unterscheiden sollte, so ware sie als Spezies unmOglich aufrecht zu erhalten, nach den Erfahrungen bei anderen autScischen Arten dieser Gattung, die hier mitgeteilt sind. Uber die Entstehung der Plastiden aus dem Zellkern. (Aus tier k. k. zoologischen Station in Triest.) (Mit 3 Textfiguren.) (Vorl~ufige Mitteilung.) Von Dr. Josef Schiller (Triest). Dem energischen Studium der Zoologen auf dem Gebiete der Zellforschung und den dadurch erzielten, Erfolgen ist auf botani- scher Seite nur yon Wenigen Aufmerksamkeit geschenkt worden. Die Frage nach der physiologischen Bedeutung des Zellkernes steht dort im Vordergrunde des Interesses. Darauf wurde ich dutch die umfangreiche Literatur an dem hiesigen Institute sowie ins- besondere durch meinen Verkehr mit Herrn Dr. Theodor H oroff aus Sofia aufmerksam und dadurch, unter Bentitzung der gewonnenen neuen Gesichtspunkte, zu einer neuen Fragestellung in betreff vieler Zelibestandteile veranlaSt. Es interessierte mich zuniichst die im Gesprach mit Herrn Dr. Moroff oft diskutierte Frage nach der Entstehung und der Bedeutung der Chromatophoren (Plastiden). Meine diesbeztiglichen eingehendsten Untersuchungen bezogea sich zunachst auf Triticum und Phaseo~es. Ich stellte lest, da[i in den ruhenden Embryonen genannter Pflanzen Plastiden nieht vorhanden sind. Dieser Nachweis wurde an Handsehnitten und besonders an Mikrotomschnitten durchgefi~hrt unter Anwendung der speziell zum Nachweis der Plastiden angegebenen Methoden, sowie der stiirksten VergrSl~erungen. Die Fixierung ftir die Mikrotomschnitte geschah nach den ZimmermannschenMethoden, ferner mitFlemming- scher LOsung sowie mit Formol-Alkohol-Eisessig. Fiir die Fiirbung wurde S~iure-Fuchsin (nach Zimmermann), Eisenhaematoxylin sowie Safranin-Gentiana-Orange verwendet. In den ruhenden Embryonen sind die Zellen dicht mit Plasma geftillt. Der Kern ist gro5 und mit einem riesigen Nucleolus ver- sehen. Sobald dann das Leben erwacht, wird das Plasma locker, es bilden sich grofie Vakuolen und gleichzeitig bemerkt man Ver- anderungen im Kerne, die insbesondere dutch Auflockerung und Zerteilung des Nucleolus in zwei oder mehrere Stt~cke sich kennt-

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mit Br. sa~ebrosum verglichen wird. Ich habe diese Pflanze nicht vorliegen und wei5 nicht, ob sie vielleicht mit unserer identiseh ist, oder ob sie eine analoge Form yon B. salebrosum (also var. poly- gamum) ist. Wenn sie sich tatsiichlich nur durch die ]nfloreszenz yon l~r. salebrosum unterscheiden sollte, so ware sie als Spezies unmOglich aufrecht zu erhalten, nach den Erfahrungen bei anderen autScischen Arten dieser Gattung, die hier mitgeteilt sind.

Uber die Entstehung der Plastiden aus dem Zellkern. (Aus tier k. k. zoologischen Station in Triest.)

(Mit 3 Textfiguren.)

(Vorl~ufige Mitteilung.)

Von Dr. Josef Schiller (Triest).

Dem energischen Studium der Zoologen auf dem Gebiete der Zellforschung und den dadurch erzielten, Erfolgen ist auf botani- scher Seite nur yon Wenigen Aufmerksamkeit geschenkt worden. Die Frage nach der physiologischen Bedeutung des Zellkernes steht dort im Vordergrunde des Interesses. Darauf wurde ich dutch die umfangreiche Literatur an dem hiesigen Institute sowie ins- besondere durch meinen Verkehr mit Herrn Dr. Theodor H o r o f f aus Sofia aufmerksam und dadurch, unter Bentitzung der gewonnenen neuen Gesichtspunkte, zu einer neuen Fragestellung in betreff vieler Zelibestandteile veranlaSt. Es interessierte mich zuniichst die im Gesprach mit Herrn Dr. M o r o f f oft diskutierte Frage nach der Entstehung und der Bedeutung der Chromatophoren (Plastiden).

Meine diesbeztiglichen eingehendsten Untersuchungen bezogea sich zunachst auf Triticum und Phaseo~es. Ich stellte lest, da[i in den ruhenden Embryonen genannter Pflanzen Plastiden nieht vorhanden sind. Dieser Nachweis wurde an Handsehnitten und besonders an Mikrotomschnitten durchgefi~hrt unter Anwendung der speziell zum Nachweis der Plastiden angegebenen Methoden, sowie der stiirksten VergrSl~erungen. Die Fixierung ftir die Mikrotomschnitte geschah nach den ZimmermannschenMethoden, ferner m i t F l e m m i n g - scher LOsung sowie mit Formol-Alkohol-Eisessig. Fiir die Fiirbung wurde S~iure-Fuchsin (nach Z i m m e r m a n n ) , Eisenhaematoxylin sowie Safranin-Gentiana-Orange verwendet.

In den ruhenden Embryonen sind die Zellen dicht mit Plasma geftillt. Der Kern ist gro5 und mit einem riesigen Nucleolus ver- sehen. Sobald dann das Leben erwacht, wird das Plasma locker, es bilden sich grofie Vakuolen und gleichzeitig bemerkt man Ver- anderungen im Kerne, die insbesondere dutch Auflockerung und Zerteilung des Nucleolus in zwei oder mehrere Stt~cke sich kennt-

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lich macht (Fig. 1). Diese Nucleoli nehmen meistens an GrSge langsam zu und gleichzeitig wird das Kernplasma lockerer, wo-

Fig.1. Vergr. ca. 1600. Fig. 2. Vergr. ca. 1600.

Fig. 3. Vergr. ca. 1600.

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dureh der Kern an GrSf~e gewinnt. Auf diese Weise hat der Kern, resp. die Zelle, die fiir die Teilung nStige Beschaffenheit erl,~ngt. Nun wandern bei Triticum ein oder mehrere Nucleoli aus dem Kerne aus (Fig. 2). Nicht selten maeht es den Eindruek, als wtirden die Nucleoli explosionsartig aus dem Kerne hinaus- geschleudert (Fig. 3). (Die Figuren beziehen sich auf Zellen aus Weizenkeimlingen.) Im Plasma angelangt, zerfallen sie in eine unbestimmte Anzahl yon winzigen KOrnehen, die zuniiehst mit Eisenhaematoxylin noch starkes FarbvermOgen besitzen. Sie werden (ohne Zweifel dutch den Plasmastrom) in der Zelle verteilt. Im Wandbelage erscheinen sie in grSi~ter Menge. Bei einer unterdessen eintretenden Zellteilung teilen sie sieh noch nicht und es fiillt jeder ttiilfte eine gewisse Menge zu. Wohl abet bemerkt man, daft diese KSrnehen ihre Struktur veritndern. Das urspriinglieh dichte Gefiige lockert sich auf; dadureh, sowie durch Waehstum werden die K5rnchen grSi~er, bis sie ihre volle Grstie erreieht huben. Wiihrend dieser Vorgiinge nimmt ihre Tingierbarkeit mit Eisen- haematoxylin bestiindig ab, was mit ihrer chemiseh-physikalischen Veriinderung offenbar im Zusammenhange steht.

Ieh neige der Ansicht zu, da5 auch die pfianzliche Zelle, wie dies ffir die tierische geschieht, als zweikernig aufzufassen ist in dem Sinne, da5 die Chromatophoren einem Makronueleus, resp. einem Dotterkerne entspreehen, eine Ansieht, die neuestens yon Th. M o r o f f a) geaui~ert wurde.

In einer ausfiihrliehen Arbeit werde ieh diese letzte Ansieht, sowie das oben Mitgeteilte ausftihrlich zu begrtinden suehen.

Uber Ctenid ium d i s t i n g u e n d u m mihi. Yon Julius G~owacki ()[arburg a. d. Drau).

Bei einer Durchmusterung meiner Sammlung fand ieh, dal~ das yon mir Osterr. botau. Zeitschr. 1909, S. 52, aus Bosnien be- schriebene Ctenidium distinguendum mihi yon mir schon frtiher in Dalmatien (Berg Kom auf der Insel Curzola) im Jahre lS96 und auf dem Triester Karste (Gestiitswald bei Lipiea) im Jahre 1889 gesammelt, jedoch damals noch nicht als neue Ar~ erkannt~ sondern als eine Form des vielgestaltigen Ctenidi~m molluscum angesehen wurde.

An den in Lipica gesammelten Exemplaren fanden sieh Frfichte, die ebenfalls brauchbare Merkmale zur Unterscheidung yon dem polymorphen Ct. moliuscum ergaben, weshalb ich im nachstehenden eine Ergiinzung meiner a. a. O. vorgelegten Be- schreibung geben mSchte.

~) ~oroff Th., Oogenetische Studien. I. Copepoden. Archiv fiir Zell- forschung, Bd. II, Heft 3, Seite 432--493. (Noch nicht erschienen.)