ueber den zustand der medicin und pharmacie in der türkei

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l'ereiriszeilurig 1 I i .sriries schoir bcrcssenrrr uiid rprrlcr- erwurbeircrr Eigeniliirsis (Rrnl- Coircerxionerr), dirrrlr eirie sc;irrii Lrirfrriigen a'rigenirrrcrie Eii/rrlriirli- guirg (l'nrr) uiid dirrrh dnr Iirchl, den Hundel niit :lledicniiieirtcra irii Einzrliicn nlleirr frcil~eii zu rlrirfcri, iri den Sfarirl gerekt wcrderr bann. Allmi, war roil ilirir gefodot rrirrl, iinclrcukomrireir ; zrrgleich ill rrhrr nor11 rrrl~d~dlr~~, ririsr rille riicrc rlrrn Apoflreiier gewrihi-icri I..orl!ide urrd I;e~iirisligunjeir rrurh drrrr ywieri I'nlkc? sclbrt rlir.ect rrrid rrrdirrcf mni grlirrlrii I'oribcile prcichen. - Ur. BI eurer. Aiif die viin lhnen in (;rinrinarhaft iiiiL nielircren Apothelren- lierilzern der dnrtigen Grgeiid an ii~irli gcrichtrte Vurblelliinp voni Stee Y. 31. eriiffne ich Ihnen zur Jlittliriluiig 1111 die iibrigeii Untcr- zeichner, daaa die Frage wcgrn des Sclbsldisprnrirens homiiopnthiaclier .\rziiaien bei der hevorsleliendrri Heforiii der 3ledirinal-(;earlzgehun~ \ DII allen Srilen, iianienllicli voiii Slnndpiincle den iiflentlichrn \\'ohlee, dcr \\'issriirrhnft, der Apolhrlcer, FO \vie der Iioiniropatliischen und allGopnthisrhen Aerzte erwopn wrrdeii soll. - Wenn Sic iibrigrlrs nurhiiials nrif den rill wiedcrholten Tndel der Gesetrpebung dri Jsb- rer 1EJ2 wsccn der concerrionirten Apollielren zuriii:lrkoiiiiiien, SO ist dieres iiiii so weiiigrr iiuthig gewvrsun, :ils Ihiieii niclit unbekniint seio \v i rtl , d a I rl i edel be, o Irgl ei E h 1-0 n r. i n i g e II A put he Ir e rgr h ii I I'r ir I e L ha ft I ii r iic kge w iiiisr h 1, in aleriel I nic lit iiie hr i ii lir:il't ist . ll erlin. ain 17. OrtohPr 154Y. Drr Jlinister der geistlichen. Unterrichts - und Jletlicinal- Anpelegenhriten. A n IIII hdtrnge L e !I II c r 1. rlrn Aprithclicr lirn. ti i 5r ck r LU Eidrbrii. ~ 4) lTeber den Ziistatid rler Mediciii iind Phalmacie in der Tiirliei. Vuii Ilr. S. Land cr c r, liuf- ii. Leil~-:\pothclrer u. I'rufeaxr in Itlicn. Ih iL.h iiu1 ineiiicr lrtzkn Krisc iinch Coiirlanliiiopcl, Smyrrin, Gallipnli Crl rpeiilieil fan d , nip iiclie 5 ii ic h t 1: iiiiil ercssnii t rl w iis nul' 11 ed ir in u nd 1'h:iriiiiicie Beziig lint. zii Ii~oliii~~l~trn~ so wngc irh, rlirr in liiirzr init- LII t hei 11 ' 11. 1 II 111 en Iln ii li lsliid I cii 11 cs t iirkisr li r n R eiclics, 11 us011 drrs leiloell in Cunstnntinoprl. d~i:yrira, 'i'liesswliinii~h, l'ru*tial Jnniiin iinil inilerii grnsseii Stiidtrn. lindvi; sicli srlrr ausgrzeichnrte Xerztr, tlrcils ~;rirrhen, Italiruer iind iiiicli Frnnzoirn, so wie auch I)cutselic, die ilii,e Stiiilieri iiii Aurlandr. pciiincht bailen, und sich theils nncli ihreiii Va~rriaiidc, llirilr IIUL.!~ 11r:ii Orienle, wri vur 12- 15 Jahrcn noch ein zrnsrur Y;inpel Rn grliililrtrn Acrzlrn existirip, Legrlirn, uiii ihre \VissviiscliiiI't aiisruii lien. .\I i t iillvr (;e IV i~ilicit Ir w n n ins II GI~KII, u line .ten and~rii Aerztcii iiur ilii ticriiigstcii zu nillie LII trclcn, rliirs die !leiitsrlirn Arrste, ru wic wiii,h rlii~jeniprri, ilie iii Uentschlnnd ihre :iierli~~iirisclicn Studirn ziiriichgvelegt haben , ini ganzen Oriente die _nrijsstr Arhtuiip iind drii Vnrziig vor nllrn andern geniessen. In den I'ro~~iiizcii iind niirh bei dciir tiirlciichrn \lililnir finrlrt ninn nirr hiichsl .ritcn stiidirte Aerrte, uiid die Praxis brfiiidrt sich in den liiinden bun Einpirilrern, die in I'riiheren Jahrrn theils Phnrmareuten, thaile L'liirurgrn gewvescn, urid eiiir grusae Jlengc war friiher Bediente __

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Page 1: Ueber den Zustand der Medicin und Pharmacie in der Türkei

l'ereiriszeilurig 1 I i

.sriries schoir bcrcssenrrr uiid rprrlcr- erwurbeircrr Eigeniliirsis ( R r n l - Coircerxionerr), dirrrlr eir ie sc; irr i i Lrirfrriigen a'rigenirrrcrie Eii/rrlriirli- guirg ( l ' n r r ) uiid dirrrh dnr I i rchl , d e n Hundel niit :lledicniiieirtcra irii Einzr l i icn nlleirr f r c i l ~ e i i zu rlrirfcri, i r i den Sfarirl g e r e k t wcrderr bann. Allmi, war roil i l i r i r g e f o d o t rrirrl, iinclrcukomrireir ; zrrgleich ill rrhrr nor11 r r r l ~ d ~ d l r ~ ~ , ririsr rille r i i c r c rlrrn Apoflreiier gewrihi-icri I..orl!ide urrd I ;e~ i i r is l igunje i r rrurh drrrr y w i e r i I'nlkc? sclbrt rlir.ect

rrrid rrrdirrcf m n i gr l i r r l r i i I'oribcile prc ichen . - Ur. BI e u r e r .

Ai i f die viin lhnen in (;rinrinarhaft i i i i L nielircren Apothelren- lierilzern der dnrtigen Grgeiid an ii~irli gcrichtrte Vurblelliinp voni Stee Y. 31. eriiffne ich Ihnen zur Jlittliriluiig 1111 die iibrigeii Untcr- zeichner, daaa die Frage wcgrn des Sclbsldisprnrirens homiiopnthiaclier .\rziiaien bei der hevorsleliendrri Heforiii der 3ledirinal-(;earlzgehun~ \ DII allen Srilen, iianienllicli voiii Slnndpiincle den iiflentlichrn \\'ohlee, dcr \\'issriirrhnft, der Apolhrlcer, F O \vie der Iioiniropatliischen und allGopnthisrhen Aerzte e r w o p n wrrdeii soll. - Wenn Sic iibrigrlrs nurhiiials nrif den r i l l wiedcrholten Tndel der Gesetrpebung d r i Jsb- rer 1EJ2 wsccn der concerrionirten Apollielren zuriii:lrkoiiiiiien, SO ist dieres iiiii so weiiigrr iiuthig gewvrsun, :ils Ihiieii niclit u n b e k n i i n t seio \v i rtl , d a I rl i edel be, o Irgl ei E h 1-0 n r. i n i g e I I A put he Ir e rgr h ii I I'r ir I e L ha f t I ii r iic kge w iiiisr h 1, in aleriel I nic lit iiie hr i ii lir:il't ist .

ll e r l i n . ain 17. OrtohPr 154Y. Drr Jlinister der geistlichen. Unterrichts - und Jletlicinal-

Anpelegenhriten. A n IIII h d t r n g e L e !I II c r 1.

rlrn Aprithclicr l i r n . ti i 5r ck r LU Eidrbri i .

~

4) lTeber den Ziistatid rler Mediciii iind Phalmacie in der Tiirliei.

Vuii Ilr. S . L a n d c r c r , l iuf - i i . Leil~-:\pothclrer u. I ' rufeaxr i n I t l icn.

Ih iL.h iiu1 ineiiicr l r t z k n Krisc i inch Coiirlanliiiopcl, Smyrrin, Gallipnli Crl rpeiilieil fan d , n i p i ic l ie 5 ii ic h t 1: i i i i i l ercssnii t rl w i i s nul' 11 ed ir in u nd 1'h:iriiiiicie Beziig lint. z i i I i ~ o l i i i ~ ~ l ~ t r n ~ so wngc irh, rlirr in liiirzr init- LII t hei 11' 11. 1 II 111 en I l n ii li lsliid I ci i 11 cs t iirkisr li r n R eiclics, 11 us011 drrs leiloell in Cunstnntinoprl. d~i:yrira, 'i'liesswliinii~h, l'ru*tial Jnniiin i i n i l

inilerii grnsseii Stiidtrn. lindvi; sicli srlrr ausgrzeichnrte Xerztr, tlrcils ~ ; r i r rhen , Italiruer i ind iiiicli Frnnzoirn, so wie auch I)cutselic, die ilii,e Stiiilieri i i i i Aurlandr. pciiincht bailen, und sich theils nncli ihreiii Va~rriaiidc, l l ir i lr IIUL.!~ 11r:ii Orienle, w r i vur 12- 15 Jahrcn noch ein zrnsrur Y;inpel Rn grliililrtrn Acrzlrn existirip, Legrl irn, uiii ihre \VissviiscliiiI't aiisruii lien. .\I i t iillvr (;e IV i~ i l ic i t Ir w n n ins II G I ~ K I I , u line .ten a n d ~ r i i Aerztcii iiur i l i i ticriiigstcii zu nillie LII trclcn, rliirs die !leiitsrlirn Arrste, ru wic wiii,h rlii~jeniprri, ilie iii Uentschlnnd ihre :iierli~~iirisclicn Studirn ziiriichgvelegt haben , ini ganzen Oriente die _nrijsstr Arhtuiip iind drii Vnrziig vor n l l rn andern geniessen. I n den I 'ro~~iiizcii iind niirh bei dciir tiirlciichrn \lililnir finrlrt ninn nirr hiichsl .ritcn stiidirte Aerrte, uiid die Praxis brfiiidrt sich in den liiinden bun Einpirilrern, die i n I'riiheren Jahrrn theils Phnrmareuten, thaile L'liirurgrn gewvescn, urid eiiir grusae Jlengc war friiher Bediente

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Page 2: Ueber den Zustand der Medicin und Pharmacie in der Türkei

118 Vereins:eilutig

von wissenschafilichen Aerzten und hahen sich nuti in Heltins (der tiirlciscbe Arzl j riietarnorpliosirt Wenir auch die nieisten unter den- selben niehr schaden a ls niitzen, so finden sich doch auch einige, die im Laufe von Jahren sich manche praktische Kennloisse siigtxe giiel haben u n d der leidenden Menschheit nicht unbedeutenden Nutzcn lei- sten. Diese Hehins aind zu gleictrer Zeit auch die Apotheker, die hei Uebernslime und Annalinie des Kranlccn auch die Verabreichung der Arzneien besorgen, nachdrni jedoch ein scliriftlicher Contract niit deni Kranken und den Verwandten vorausgegangen und ahgeschlossen wnr- den ist. Je nach der Kranliheit werden 1, 2-10,000 Piaster (3 Pia- s ter = 10 Zwanziger j contrahirt und nacli der Ueherrinliunft die Halfte oder dorh niir ein Ilriltel der Sunime uorausbezahlt; sodann Irei dern Eintritt d r r Keconvalescenz das zweile Drittheil und a m Ende de r liur die nnch I‘ehlende Summe ausbezahli. Stirbt jedoch der Kranlce, so erhalt der Arzt ausser der .4nticipation Nichts mehr. Aussrr die- ser Sumtne erhalten die Heliins auch vnn Personen liiiliereii Ranges, Paschas, reichen Aphagen etc. noch hedeutende Geschenlte, die in Atrn-Ilengsten, i n l’f’eifenrijtiren wit l tostbarer i Bernsleinspitzetl, von denen of1 eine 6 --1O,OOO Piaster Iroslet, i n 1)iumantringen u n d Lost- I ~ ~ r e n I’elzwerlten etc. bestehen. Auch tlie den A r z t tiegleitenden I’ers on en, C h ir ii rgen o d er A p 0th e li e r, er h a1 t e n sod ii n n It I e i n e r c , je do ch iiiclit unbedt:utende Gesclienlie, Balisizi genannt. Hat es n u n eineni solchrn Helting gegliicbt, eine bedeutende Kur bei einrni atiselinlichen Blanne getiiavht zn haben, so ist cc nun schon t’iir die Zuliunft ge- sichert itod die ganre Welt neiiiit ihn sodann Ilchitn Padischn (Leib- arzt, ersler Arzt etc.). Eioe andere Classe von Aerzlen siud die Chiriirgen nnd niit denselben die Barhiere, die in Erninagelung von Aerzten aovh die Stelle der Ileliins vertrelen ; nian hcisst s ie in, l i i r - liischen Gerrahs, Berber. I~ieselben befinden sich in iliren Ilagazinen und erwsrten hier die Kriinlien, die dann aiicli sogleich tlie Arzneien erhalten ; a n e h ltleine chirurgisclie Operationen wcrden sogieich ver- richlet, was inan auch thut, utii die Voriibergelienden Iiereinzt~lni:lten, rind die Itlcinste Operution wird sorlann v o n den Freunden der Gcrrahs I I ti d and e rii R 1)s i c h t I i c h ge d u ngen e ii DI ii r Ii t i c h reierii zn e i i i er LV u t i d er- It u r u n d l e be n sgef‘ii 11 rl ivh en 0 p era i i n n it n sgc 1) I i es en II II d a usges c li rieen . In diesen R1ag;izinen finden sich i n allen Sclaat,lttcli i ohne Signaturrn die Haupt- Rledicaniente, Schwefcl, Antbra, Sassnparilla, Siibliiinit, J n - lappa, Tai l . e r n e / . , getroclcnete Erdniisse, Schl:ingen, theils in der l i t t e des Locales nufgeliingl, tlieils i n grosscn Cylindern in cler X$he der Fenster placirt. Aus dtesen Slagazinen lti innen die Kranlten auch Blutegel und lilystierspritzen , theils ZII K a u f , theils Ieihrveise er- hnlten.

Eine andere Art yon Aerzten sind die sogenannlen Koiribojaniten, Charlatans erster Classe. Selhe linden sich g a n z hesonders in dell

Provinzen dt-s turltischen Reiches, in Kleinasien, Epirus, filacednuien und Thessalien, und sind sogenannte larlctschreier, die eine Menge yon Arzncien gegen die verschiedenslen lirankheiten auf den Razars den Leuten zuni Kauf anbieten u n d davon erprobte \Yirltung a u f alle mijgliche A r t und Weise anzupreisen suchen. Bis zur Stunde existirl in lteiueni Theile der l‘iirltei eine Regel oder ein Geseiz; i n Fnlge dessen es fremden Aerzten untersagt wRre, sich irgendwo niederzu- lassen, ohno die Erlanbniss der Rcgierung vorher nachgesucht zu haben Jeder kann den Arzt machen, wn es i h m nur imnier ange- nehm ist.

Page 3: Ueber den Zustand der Medicin und Pharmacie in der Türkei

Yereins zea’tung. 118

Was nun die Pharinarie in der liirlcei anbelangt, so ist selbe noch auf einer ziemlich tiefen Stufe, und nur i n den HauptstPdteii des Reiches, besonders in Constantinopel und Smyrna, befinden sich unter einer Riengc vou ausgezeichnet schlechten Ayotheken auch einige, die den italienischen n n d fransosischen an die Seite gestellt werden kiln- tien, und die Inhaher dersolben sind auch fbeils Franzoseii, griisstentlieils jedoch Italierier und Griechen, und die de r lelzteren behnden sic11 in einem vie1 bessern Zustande, als die der Italiener. Die sclileclitesten unter allen, die kauin den Mamen der Pharniacie verdienen, sind dic der Armenier, J u d e n und Tiirlten selbst. In dein rigentliclien Con- stantinopel oder dein alten Byzonz fioden sicli Hunderte von solclien ltleinen Apothelten, die liauin so gross sind, dass sich sechs l’ersonrc darin bewegen Itonnrii, n o d ihr ganzer Arzneivorrath besteht i n 50 bis 60 Arten, die sich theils in Schachteln, theils in ungleirh grossen (ilasern, tlieils in ltleiiien Schubladen ohire Anfschrift oder i u i t l e i r h t angeklebtea Zettrln befiriden, so dnss nl!e Tage die unverzeihlichslcn Verwechselurigeu vorl~oiunien nnd auch nieht zu verrneiden sind. 11) andern u n d ebeii so schlechtcii findet sich eine Unzahl von G1;iserr; ilnd Biichsen, in denen jedoch nichts elithalten ist, orler ein un t l d c r - selbe Artiltel findct sich untrr verschiedenen R’anien in fiinf und i n t ~ l i -

reren (;liserri. So z. I3 fand irlr Tarturics vitriolat. i n Stani l iu l ( d . i . Byzanz) i n der Aimthelie eines Juden iius Salonich i n s;cIiei! Gefiissen uud niit verschiedenen jedoch synonymen R’onirn, untl a u l die Frage, ob diese sieben Gegcnstfindc nicht ditiselleti seien, iiiiisrlr l c h hGren, dnss jcdes Aliit (d. i. Sale) aItsonileIe Heillcriift bcsitze, und a u c h aiil‘ verscliiedene IVeise in Frankistan (d. i. in1 Frat;l(rill:irldc.j bereitet wcrrlt:, Diese Art Apothelten sind in Constaniiiiopc.1 gcgrii 1200. Gegen 300 Apothe l ten verdieuen den Kainen Apotlicltcri, d a sie den europiiischcn nielrr oder weiiigcr iihrilirh sind. 1 ) i t . x l t ~ l ~ . i * * ~ ; finden sicli i n Galala, i n Slavodrouia und i n i Allgenieinen i n den l h t x : -

len der Stadt , wo sich Eiirop,ier befinden. Auch dicse A ~ J O ~ I I ~ I ( P I ! Iiaben ih re MBrigel und s;llil nii t den Resultaten des Char1:itiiiiisnins geziert. Sehr wenig Officiiirn hatien tiin Local, das den Kainen l ~ h o - ratori ti in o i I er Coc 10 r iuni v crdieii en It iiii nte, elieoso weriig liuileri sich Vorrathsliaiumvrn oiler licller, t1;ilier Alles i n tlem Locale der A p o - thelie vereiiit sich fiiidt’t. D a s Beste uiid Airzuciiipfelileu~stt, II<,I dc iL 15 r!tisc h en A 11 o the lit‘ n i R I , d ass s i ch :I I I e Arzne i e n in c; I a 5 s c hIR 11 ken lwlindcn, wodurch cclbe von dein fiirchterlichsten S t a u h , der i n ;illc~l St ld ten des gaiizen 0ric:nts \vilhrend der Sominernionste existirt, g e - schiitat hlcilien. ilusserdeni jedoch fintien sich in der .4!)oiIieLt~ i i i i l

tler lliibe der Stellageri, auf dem Rcceptirtische, grosse l+Insi.hcir mil den versrhiedenst gefarhten liliissiglteiten, Gefiisse r n i t Sc,lil;tiiprn iind andern Reptilien, i n der N;ille der ?ipotlielce Oelpresseri, liefovten. Woulf’eche Flasclien nn t l antlere Apparate zur Scl iau ausgestcll l . In der Riilie iler Fenster Onden sivli p o s s e Glascyliiirler ni i t 111~1utl11i

Vi!riol, srliiingcschnittene Sassaparille, Smilax China, Krystiillt: von Weiristeiiisiinre, u n d Seignetlesalz, Gcfissc u n d Stellagen, nul‘ d e u m sirh Foiitiiiirllliiigel~~hen in liosc~nliranzforin, liatlieter u n d Sonden,

Iilgstienpritzen u . s. w. brfintfeo. Alle chrmischen I’riiparaie werden at is Europn’s Grosssliidten

(Frankistan) bezogen, u e d inan beschrinkt sich aiif die Bereituiig d c ~ gewohnlichsten Pflaster und Salben.

Da his i u r Stunde i n der Turlcei weder eine Pharmaltopiic nocli eine .irziieitase existirt, so lranii jeder Apothclier seine Arzneien

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120 Vereinszeitung.

hereiten und verkaufen, wie es deiiisclben put diinlit uiid j c nachdcni er dem drtte, der ihni die Recepe zusendet, mehr odcr weiiiger Pro- rentc betahlen niuss, die zwischen 20 bis 50 vrriirun. In einer sehr iinnnqenchmen Lape belindet sich dem tufolge dcrjeiiige Apothcker, der keincn Art1 fiir seine Apotheke hat und der nun geswuugen ist, sich hloss aiif den flandrcrkauf zu beschriinken odrr nuf d i e l h p e n - ration son Recepten, im Fall sich der liriinke verirrt oder rboit.htliclr LU einein ihin bcfreuncleten Apolhelier sielr wmdet. Aiii iiull'dlendsleii und EU gleicher Zeit sm traurigsten irt es in Smyrun, tvu eler Apo- theker in F o l p der daselbst bestehenden Mizsbriiuche von Seiten der Aerzte nur die durcb den drr Ayotheke nngehfirendcn Art t gegebenen Rereptc dispensiren dart; im enlgrgengesetzten Fallo selrt sich der- selbe den grassten Unannehiiilichkeiten aus.

Wns nun das pharrnareutische Personal Rnhelonnt, so strht dirses ruf einer eehr nietlern Stub wissFnic.Lrfil;c.lier A*isbilcliiiip, indein von Srite drr Kegiercing keiner vc. .pii *.!it:kt i d t . tliircli I)ipluiite sidi iiber ieinachte Studien ausruweisen, ilithcr (1s honinit, dam gewiihnlich die fritlieren Beditnte der Aertte k h iiii Luufe der Jallrcb sii Apathekern urngestalten, und unler nllen in Constiintinopel und Singrnn sich fin- deiiden Aputhekern rind knnm 10 bid 12, die aiif irpend cincr h i - verritiit wissenechnftliche Studien gcnmrht haben. Vor iiiehreren .Iahren wnrde in Constantinopel cine niedicinirt*lie Schiile errichtet, dns GJata- Serail, in der jiinge Tiirken iiiiter der Leitung sehr nuagereiehneter Aerzle, die alle theils in Frnnkreich, Italicn untl Ueutschirnd ihre wissenschafllichen Studica peinachi b b e n , unlerrichtet wercleii ; jedoeh his zur Stunde ist nielits Hlhnienswerfhes aus dicsein viele Millionen gekostet habenden Institute hervorgegrnpen.

Ein grosser Unfug, der den Apsthekern den grassten Frhrden hringt. is1 der diircb die Kaiifleii~e, die alle niiiglichrn Arznciinitlel niclit blors in grossen, sciiidern iiuc.h in den kleinsteii I)osrii und uni Syottpreise verknufen, so dnss cler peineine Tiirke untl Aririciiier in lrnbedriitenden Rillen sicah nicnials an clcn Arrl, soiidcrn ininier an cliese Unzugrrns-l)rophisten wendet nnd ron ihnen clio Senna, Cassia, Taiiiarinde etc. rich kiiiift, die, iin Fall es der I'rlient verlriip, dem- rrlben aiich gleich rbgekocht wcrden. Crier tlcu flauphnittrln, die sicah nnch ruf den Brriira bcfintlcn, rrwiihnc ich : tlie wrsc*hiedencn Cowerven w s Rssen, Crdcrn. Orrngeliliithen, iiiit clrn litidisten tie- wiirren, Caryophgll, Zingiher, .4irlbra iind llnschiis rcrrrtzl. die d: 4 . W rnf- suns J. i. Electuiivia reu Conserrire Hshcrniitia bei t1t.s 'liirkcii a10 Univcrsaliiiittt~l im liobeii Hiil i~ siclien, S p ~ p . Alketvttes, Potin le Roy, Syrup. ntttbipliy2itic., Sassalwrilfce, Sassafrus, iYuces Pi.strlirne, Nrcrs Pini Cttnlmr, Suces Corg!. Are l la r . exmt-t., Soin, S i~r l lae , Opium u r d verrcliictlene Tinrtiiren nus deinsrlhen, hie uitd dr finden sich rurh schlechte Ilrnf-Prtiparntr, Chachich init Butler nncl Oel be- reitet, die jedoch niehr d s dmstisrhc \via narliotirche Slittel wirken. We in tler grnren Tiirkci in den Apothcken iiblirhcn Gewiclile be- ctehcn in Okas nnd I)rniiitnn, iintl zuin Abriipen yon Troyfen wtrden Weirenk6rner verwendrt *). V'elche L'ngleirhheit darrus enisicht, ist leicht zu erreben, iiidcni einige srhr pewinnsiichtige liaufleuie iibsirht- lich die ni6gliehat kleinstcn Weisenkfrncr zuni Wiigeii 8116SuChCn. Da die Apotheker nirht sngchalten sind, ilire Arzneic.ii nach irgend einem

") Dus tiirkisthe Gewicht bestelit in Olta = 2& oder 106 Urommen. - -. . - -I_-

Page 5: Ueber den Zustand der Medicin und Pharmacie in der Türkei

I'ereirtszeituiiy. 431

von tler Regierung bestininiten I)ispensatoriuni zu bereiten. so werden selbe von jedeni auf einr Weise bereitet, wie es tlenisellien gut diinkt, dnher ein und dieselbe Arznei, nus verschiedenen Apntheken geholt, auch in ihreo Eigenachoften verschieden erhallen wird.

Dieses ist in l i the der Zusland der Yharinacie uiid Neilicin in Ben llauytslldten des ttrkischcn Kniserthumu. und je mehr man in das lnnere yon lileinnrirn pelit, derto crhiirnilirher scheint anc'h dieser Zustnnd, indeln die Ausiibiing der Jledii*in sich in der Hand unwir- sender, iuit Abergleuben und Gewinnsueht nusgerfisteter Empiriker belndet, Jeren Tendenz nur darauf nbzielt, Geld rii gewinnen und sich das unbedeutendste lleilinittel init 2 - 300 Piaster bezrklen zu lessen, indeni sie den leichtglfiiibigen lirunken vnrgeben, solchee nus Perlen, Gold und rndern Edelsteinen bereitet zu heben, die sit? ouch in Gegen- wart der Unislehenden in die darnus zu bereitende geffirbte oder sauro Fltissigltcit hineinwurfen, um selhe in Wasser oder einen Geist UIIIZU- wandeln, der sodann die gewiinschte ilcilkraft besiizt. Ein rnir sehr befreundeter und glaubenrwerther Manit, der sich iin Innern von Hlein- asien viele Jahre niifgelialtcn hatle, erziihlte niir, sellist mit eigenen Atrgen gesohen zn haben, dnss ein solcher llekini, auch tionibnjanitis (von lioinbns uiid Janinu, dcun so nennt nian tliese Iarktachreier in Mscedonicn und Tliessnlieo, indeni diese Eispiriker sicli besonders in Jnniiia bildetcn untl eine Art yon 'I'urhun HUS einer Jlenpc von Hin- g e ~ , die duri*h das 1-'m\vickeln einrs irelir laneen und diinnen Shwctls pebildet wurden, uuf dera Knyfe uls liopfbedeckung hatten) in Gepen- wart von Iltindrrtrn von Tiii ken rind Arrbern eine Arznei rfir einen I'nscha gcpen Cbrysi ((1. i. Ic'lerns) Lercilete, indeni er 30 Ducaten und eine 3lrnre \on Perlen und anderes ~iolilperchnieide in eine roih- pefiirbte Yliissigkeit rvnrf, UIII celbe dnrin anfzultsen, die sich jedoch nach kurzer Zoit iluraur verfliichtigte, und so bildete civh sodann dar- aus cine snure und Ititler schmeckeude Arrnei Jiir den l'uscha, die derselbe uiit 5000 Piaster bezahlen iuussie.

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E1ttdecliuttg zcildeic Rq3eii.y. Geschis*btlichc und botrnirclie Wahrseheinlichkeit rpricht clnllir,

duss uiisere Getrcide- Arten nus West - untl Mittel - Asien staminen. Leider iat es schwierig, diese IlypotLese durch Thatsnchrn zu srh;ir- ten. Jlau miism zu dein Ende wildc Aehren un solclien Stellen nachweisen, wobin sic vnrrussichllich nicbt diirch J1enschcnh;indu nder irgend einen Znfall veryflanzb worilen sein k6nncm. Ucr Boir- niker 31 i ch u II s Jer Aeltcre fand den I h k e l ( ' I; . i / icun Spoltn) auf eineni Brrpe vier Tagereiscn ntirdlich yon IlrtnnJun. 01 i Y it! r , der init einer linntvantt am rcclrten Cfer des Enplirat von Cnoh anch Latukie reiste, erziihlt, dass er dn in inancbrn Srhluchtrn Weiren, Gerste und Dinkel yrfunden hebe. L o i r e l e u r I ) e r l o n g c l i ~ n i p s ~nscbt in seinein Buche iiber die Cerenlicn fulgentle Bcrnerkuugen fiber diezen Gegenstrnd : 2I)as Vaterlaiiil der Gelreide-Arten iiinp ur- spriinglich aehr ausgedelint gewesen dein ; dn sich aber die Cullur bald drrscllien berniichtipte, so hat es ininier schwer gehaltcn, die wildcir von den angebauten Aehren zu unterscheidcn. Ja, die wilden