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  • Gastbeitrag Dr. Uwe Alkemper und Timon Lutze, LATUS consulting GmbH

    41Portel.de - Dschungelfhrer 2015

    TK-Produktion: Von der Manufaktur zur Fabrik

    von Dr. Uwe Alkemper und Timon Lutze

    Fast alle neuen Dienstleistungen im privaten sowie im geschftlichen Bereich beruhen heute ganz mageblich auf sicherer und zuverlssiger Datenbertragung, die berall, jederzeit und mit hoher Datenrate verfgbar sein muss. Immer neue Apps fhren zu einer dramatischen Vernderung des Kommunikationsverhaltens, der sich weder Individualnutzer noch Unternehmen entziehen knnen.Preis, Verfgbarkeit, Durchsatz und Quality-of-Service sind die Parameter, an denen TK-Dienste und deren Anbieter heute gemessen werden. TK-Dienste werden von Endanwendern als Commodity wie z.B. Strom- und Wasserversorgung wahrgenommen. Dies fhrt zu einem bislang nicht dagewesenen Preis- und Leistungsdruck.Wer sich in diesem Marktumfeld langfristig behaupten will, ist gezwungen, eine sehr effiziente Produktion aufzubauen. Nur mit weiterer Standardisierung und Automatisierung in allen Kernprozessen knnen Umstze nachhaltig in positive Betriebsergebnisse berfhrt werden. Wer diesen Weg nicht rechtzeitig und konsequent beschreitet, wird als Anbieter von Standard-TK-Diensten auf absehbare Zeit am Markt nicht mehr konkurrenzf-hig agieren knnen, bzw. den Qualittsansprchen nicht mehr gengen.

    Was macht die TK-Fabrik aus?Der Begriff Fabrik beschreibt bildlich die Anforderungen am besten, die an eine effiziente TK-Produktion gestellt werden. Er verkrpert neben den Vernderungen der Produktionsprozesse auch den kulturellen Unternehmens-wandel, der mit der konsequenten Industrialisierung in der Telekommunikation verbunden ist. Ein groer Teil der notwendigen Vernderungen kann unter dem Stichwort Industrie 4.0 in Deutschland subsummiert werden.

    Die TK-Fabrik zeichnet sich durch die folgenden wesentlichen Merkmale aus: - Standardisierte und modular aufgebaute Produkte und Dienstleistungen - Standardisierte und automatisierte Bestell-, Produktions- und Lieferprozesse (Order to Cash) - Standardisierung und Automatisierung von Schnittstellen mit Zulieferern und Vertriebspartnern (Horizontale Vernetzung) - Aufbau einer untersttzenden Enterprise IT (BSS/OSS), die sich an den Produktionsprozessen orientiert (Vertikale Vernetzung) - Konsequente Vermeidung jeglicher Medienbrche in den Ablufen

    Hierbei ist zu beachten, dass die prozessualen Umsetzungen in der Regel nur gelingen, wenn auch die Un-ternehmenskultur und Organisationsstruktur auf die neuen Erfordernisse ausgerichtet werden.

    Schlsselfaktoren einer konsequenten Fabrik-StrategieEine konsequent umgesetzte Fabrik-Strategie hat so tiefgreifende Auswirkungen auf TK-Unternehmen, dass es eta-blierten Anbietern oft schwer fllt, diesen Weg mit aller Konsequenz zu gehen.So erfordert eine nachhaltige Umsetzung fast immer die Bereinigung und tiefere Modularisierung des Produktport-folios sowie eine Reduzierung der Flexibilitt bei individuellen Kunden- und Partnerlsungen. Bestehende Produkte

  • mssen konsolidiert und Kundenvertrge angepasst werden. In der bergangsphase wird man sogar in Kauf nehmen mssen, dass Kunden vereinzelt abwandern. Individuelle Kundenlsungen werden weitgehend durch ein besser modularisiertes Portfolio ersetzt, das es gestattet den Groteil der Kundenanforderungen mit einem ber-schaubaren Set an Vorprodukten zu liefern. All diese Faktoren stellen eine Herausforderung fr Unternehmen dar, da sie scheinbar auf den ersten Blick die wertvoll etablierte Kundenorientierung belasten.Gleichermaen stellt dies neue Anforderungen an den Vertrieb: die Lsungsberatung muss an den modularen Bauteilen ausgerichtet sein und nicht am theoretisch Machbaren. Flankiert wird dieses Vorgehen durch professionelle Self service und Self care Portale fr Endkunden, die, insbesondere in den unteren Preissegmenten, im Wesentlichen die Vertriebs- und Supportanfragen abdecken. Die Kommunikation mit Partnern erfolgt ber Partner-portale und alle Auftrge werden vollstndig automatisiert verarbeitet. Der Vertrieb gewinnt so Zeit, sich nachhaltig auf lsungsorientierte und margentrchtige Kundensegmente zu fokussieren.Die schwierigste und kostenintensivste Herausforderung liegt jedoch darin, die IT- Architektur des TK-Unternehmens auf die Anforderungen einer modernen IT-Fabrik auszurichten. Die gewachsene Applikationslandschaft muss in der Regel harmonisiert und modularisiert werden. Standardisierte und klar definierte Schnittstellen zwischen Anwen-dungen und IT-Domnen sind unverzichtbar. Mit einer noch hufig vorherrschenden never touch a running system - Mentalitt ist eine solche Vernderung definitiv nicht realisierbar.Ein zentraler Erfolgsfaktor ist unserer Erfahrung nach die Konfiguration, Kommunikation und Einhaltung der Zielpro-zesse in den Business (BSS) und Operational Support Systemen (OSS). Jede Prozessabweichung erhht die Fehlerra-te sowie den Supportaufwand und fhrt zu arbeitsintensiven Medienbrchen. In der IT Fabrik ist dies gleichbedeutend mit Qualittsverlust und Margenerosion. Immer hufiger werden heute Work arounds um bestehende IT Systeme gebaut, die nicht selten mehr Rcksicht auf die Inkonsistenz der Altsysteme nehmen als auf die Erfordernisse der Prozessoptimierung und Produktions-automatisierung. Mittelfristig ist jedoch ein radikaler Schnitt in der Regel der einzige Weg zu besseren Ergebnissen sowohl betriebswirtschaftlich als auch qualitativ, welches sich wiederum positiv beim Kunden auswirkt.

    Konsequenzen fr das TK-UnternehmenDie Umstellung eines gewachsenen Unternehmens auf die Prinzipien einer IT-Fabrik ist ein aufwndiger und lang-wieriger Prozess. Nicht zuletzt mssen viele herkmmliche Arbeitsablufe gendert werden. Dies geht einher mit der Vernderung von Gewohnheiten. Entsprechende Change Prozesse sind schmerzhaft und mssen intensiv begleitet werden. Hufig sind auch hohe Investitionen in neue IT-Systeme und deren Einfhrung im laufenden Betrieb eine groe Hrde.Dennoch: Eine Differenzierung jenseits von Preis und Qualitt kann nur von wenigen Anbietern erfolgreich etabliert werden. Dies macht die hier beschriebenen Vern-derungen zunehmend berlebenswichtig. Unterneh-men, die den Fabrikansatz als sogenannte Exzel-lenzstrategie konsequent verfolgen, erarbeiten sich damit einen strategischen Vorteil im Markt. Bei der zunehmenden Konsolidierung im TK-Markt werden die Unternehmen mit einer exzellenten Produktion, sprich mit einer hohen Effizienz und geringer Fehler-rate, die Gewinner sein.

    Hierbei ist zu beachten, dass die prozessualen Umsetzungen in der Regel nur gelingen, wenn auch die Unternehmenskultur und Organisationsstruktur auf die neuen Erfordernisse ausgerichtet werden.

    Abb.1. Zentrale Elemente einer integrierten TK-Fabrik (Quelle: LATUS 2015)

    Schlsselfaktoren einer konsequenten Fabrik-Strategie Eine konsequent umgesetzte Fabrik-Strategie hat so tiefgreifende Auswirkungen auf TK-Unternehmen, dass es etablierten Anbietern oft schwer fllt, diesen Weg mit aller Konsequenz zu gehen. So erfordert eine nachhaltige Umsetzung fast immer die Bereinigung und tiefere Modularisierung des Produktportfolios sowie eine Reduzierung der Flexibilitt bei individuellen Kunden- und Partnerlsungen. Bestehende Produkte mssen konsolidiert und Kundenvertrge angepasst werden. In der bergangsphase wird man sogar in Kauf nehmen mssen, dass Kunden vereinzelt abwandern. Individuelle Kundenlsungen werden weitgehend durch ein besser modularisiertes Portfolio ersetzt, das es gestattet den Groteil der Kundenanforderungen mit einem berschaubaren Set an Vorprodukten zu liefern. All diese Faktoren stellen eine Herausforderung fr Unternehmen dar, da sie scheinbar auf den ersten Blick die wertvoll etablierte Kundenorientierung belasten. Gleichermaen stellt dies neue Anforderungen an den Vertrieb: die Lsungsberatung muss an den modularen Bauteilen ausgerichtet sein und nicht am theoretisch Machbaren. Flankiert wird dieses Vorgehen durch professionelle Self service und Self care Portale fr Endkunden, die, insbesondere in den unteren Preissegmenten, im Wesentlichen die Vertriebs- und Supportanfragen abdecken. Die Kommunikation mit Partnern erfolgt ber Partnerportale und alle Auftrge werden vollstndig automatisiert verarbeitet. Der Vertrieb gewinnt so Zeit, sich nachhaltig auf lsungs-orientierte und margentrchtige Kundensegmente zu fokussieren. Die schwierigste und kostenintensivste Herausforderung liegt jedoch darin, die IT- Architektur des TK-Unternehmens auf die Anforderungen einer modernen IT-Fabrik auszurichten. Die gewachsene Applikationslandschaft muss in der Regel harmonisiert und modularisiert werden. Standardisierte und klar definierte Schnittstellen zwischen Anwendungen und IT-Domnen sind unverzichtbar. Mit einer noch hufig vorherrschenden never touch a running system - Mentalitt ist eine solche Vernderung definitiv nicht realisierbar.

    Abb. 1: Zentrale Elemente einer integrierten TK-Fabrik (Quelle: LATUS 2015)

    Ein zentraler Erfolgsfaktor ist unserer Erfahrung nach die Konfiguration, Kommu-nikation und Einhaltung der Zielprozesse in den Business (BSS) und Operational Support Systemen (OSS). Jede Prozessabweichung erhht die Fehlerrate sowie den Supportaufwand und fhrt zu arbeitsintensiven Medienbrchen. In der IT Fabrik ist dies gleichbedeutend mit Qualittsverlust und Margenerosion.Immer hufiger werden heute Work arounds um bestehende IT Systeme gebaut, die nicht selten mehr Rcksicht auf die Inkonsistenz der Altsysteme nehmen als auf die Erfordernisse der Prozessoptimierung und Produktionsautomatisierung.Mittelfristig ist jedoch ein radikaler Schnitt in der Regel der einzige Weg zu besseren Ergebnissen sowohl betriebswirtschaftlich als auch qualitativ, welches sich wiederum positiv beim Kunden auswirkt.

    Abb.2: Einfluss der Produktionsstrategie auf die Margenentwicklung bei zunehmendem Preisdruck (Quelle: LATUS 2015)

    Konsequenzen fr das TK-Unte