the crescent arises over the banyan treeby mitsuo nakamura

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The Crescent Arises over the Banyan Tree by Mitsuo Nakamura Review by: Werner Kraus Die Welt des Islams, New Series, Bd. 26, Nr. 1/4 (1986), pp. 223-225 Published by: BRILL Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1570797 . Accessed: 06/12/2014 09:55 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . BRILL is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Die Welt des Islams. http://www.jstor.org This content downloaded from 128.235.251.160 on Sat, 6 Dec 2014 09:55:49 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: The Crescent Arises over the Banyan Treeby Mitsuo Nakamura

The Crescent Arises over the Banyan Tree by Mitsuo NakamuraReview by: Werner KrausDie Welt des Islams, New Series, Bd. 26, Nr. 1/4 (1986), pp. 223-225Published by: BRILLStable URL: http://www.jstor.org/stable/1570797 .

Accessed: 06/12/2014 09:55

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Page 2: The Crescent Arises over the Banyan Treeby Mitsuo Nakamura

LITERATUR LITERATUR 223 223

Ideologie" nicht ausreichend unterschieden wird. Gerade weil der Verfasser zu recht von der Problematik ,,Einheit und Vielfalt der Islamischen Welt" so faszi- niert ist, bote sich an, hier sorgfaltiger zu differenzieren. Doch das rechte Gespur ist vorhanden, heift es doch im Schluiwort: ,,My conclusion, therefore is sceptical - not about the validity of Islam as a system of belief, nor about the sincerity with which many Muslims devote themselves to organizing society in accordance with their belief, but about the possibility of definitively identifying Islam with any so- cial blueprint more specific than motherhood and apple pie".

Die Schlufifolgerungen des Buches machen einem hoffentlich breiten Leserkreis

folgendes klar: 1. Islam ist nicht als ein iibergeordnetes Regelwerk zu verstehen, sondern als das, was Muslime sagen und tun. Ein jeder lebt zwischen Norm und ihrer Erfiillung, man tate den Muslimen Unrecht, wurde man sie nur an ihrer selbstgesetzten Norm messen. 2. Trotz der Einheit ganz grundlegender Elemente des Islams gibt es in der Praxis

,,many Islams" (S. 398). 3. Es gibt keinen Grund, die Ansicht, dafi die Beibehaltung eines status quo er- strebenswert erscheint und seine Veranderung als verdammungswurdig, als ty- pisch islamisch anzusehen. 4. Bei einer Betrachtung der islamischen Welt ist der nationale und regionale Kontext zu berucksichtigen. (Iran wird gut als Beispiel fur diese Problematik dar-

gestellt.) 5. Islam bietet kein in sich vollstandiges Weltsystem, obgleich dies viele ,,Islami- sten" behaupten. Und schliefilich: 6. Eine Einbindung eines wie auch immer gearteten ,,Islam an sich" in den Ost- West-Konflikt hat sich deutlich als Unfug erwiesen. Islam pro-westlich oder pro- ostlich ausschlachten zu wollen, steht dem Selbstverstandnis nicht nur der ,,Isla- misten" entgegen.

Zugegeben: Jemandem, der sich seit langerem mit der islamischen Welt be- schaftigt, bietet das Buch nicht viel Neues, obgleich es eine Reihe interessanter Einzelinformationen enthalt; ich denke an Informationen uber Mucammar al- QadhdhafT (S. 280 ff.), obgleich ich die Stilisierung Qadhdhafis zu einem ,,arabi- schen Ata Turk" nicht nachvollziehen kann.

Der Reiz des Buches liegt jedoch nicht in erster Linie in der Vermittlung von Informationen fiir Fachwissenschaftler, sondern in einer fur eine breite Leser- schaft gedachten Reflexion iiber die islamische Welt heute. Diese Reflexion hat sachlich ,,Hand und FuIf"; dafi die Muslime als Menschen gesehen werden, lafit iuber den einen oder anderen sachlichen Fehler hinwegsehen. Doch auch dem Fachwissenschaftler kann das Buch Anregung sein, iuber den Horizont der Spezia- listentatigkeit hinaus sich mit Grundfragen der Welt der Muslime heute einmal mehr konfrontieren zu lassen.

Johannes Reissner, Ebenhausen

Mitsuo Nakamura: The Crescent Arises Over the Banyan Tree. Gadja Mada University Press, Yogyakarta 1983. XI + 223 Seiten

Der Titel bezieht sich auf den andauernden Prozess der Islamisierung Javas. Der Banyan-Baum, mit seinen siiulenhaften Luftwurzeln, ist das geradezu magi-

Ideologie" nicht ausreichend unterschieden wird. Gerade weil der Verfasser zu recht von der Problematik ,,Einheit und Vielfalt der Islamischen Welt" so faszi- niert ist, bote sich an, hier sorgfaltiger zu differenzieren. Doch das rechte Gespur ist vorhanden, heift es doch im Schluiwort: ,,My conclusion, therefore is sceptical - not about the validity of Islam as a system of belief, nor about the sincerity with which many Muslims devote themselves to organizing society in accordance with their belief, but about the possibility of definitively identifying Islam with any so- cial blueprint more specific than motherhood and apple pie".

Die Schlufifolgerungen des Buches machen einem hoffentlich breiten Leserkreis

folgendes klar: 1. Islam ist nicht als ein iibergeordnetes Regelwerk zu verstehen, sondern als das, was Muslime sagen und tun. Ein jeder lebt zwischen Norm und ihrer Erfiillung, man tate den Muslimen Unrecht, wurde man sie nur an ihrer selbstgesetzten Norm messen. 2. Trotz der Einheit ganz grundlegender Elemente des Islams gibt es in der Praxis

,,many Islams" (S. 398). 3. Es gibt keinen Grund, die Ansicht, dafi die Beibehaltung eines status quo er- strebenswert erscheint und seine Veranderung als verdammungswurdig, als ty- pisch islamisch anzusehen. 4. Bei einer Betrachtung der islamischen Welt ist der nationale und regionale Kontext zu berucksichtigen. (Iran wird gut als Beispiel fur diese Problematik dar-

gestellt.) 5. Islam bietet kein in sich vollstandiges Weltsystem, obgleich dies viele ,,Islami- sten" behaupten. Und schliefilich: 6. Eine Einbindung eines wie auch immer gearteten ,,Islam an sich" in den Ost- West-Konflikt hat sich deutlich als Unfug erwiesen. Islam pro-westlich oder pro- ostlich ausschlachten zu wollen, steht dem Selbstverstandnis nicht nur der ,,Isla- misten" entgegen.

Zugegeben: Jemandem, der sich seit langerem mit der islamischen Welt be- schaftigt, bietet das Buch nicht viel Neues, obgleich es eine Reihe interessanter Einzelinformationen enthalt; ich denke an Informationen uber Mucammar al- QadhdhafT (S. 280 ff.), obgleich ich die Stilisierung Qadhdhafis zu einem ,,arabi- schen Ata Turk" nicht nachvollziehen kann.

Der Reiz des Buches liegt jedoch nicht in erster Linie in der Vermittlung von Informationen fiir Fachwissenschaftler, sondern in einer fur eine breite Leser- schaft gedachten Reflexion iiber die islamische Welt heute. Diese Reflexion hat sachlich ,,Hand und FuIf"; dafi die Muslime als Menschen gesehen werden, lafit iuber den einen oder anderen sachlichen Fehler hinwegsehen. Doch auch dem Fachwissenschaftler kann das Buch Anregung sein, iuber den Horizont der Spezia- listentatigkeit hinaus sich mit Grundfragen der Welt der Muslime heute einmal mehr konfrontieren zu lassen.

Johannes Reissner, Ebenhausen

Mitsuo Nakamura: The Crescent Arises Over the Banyan Tree. Gadja Mada University Press, Yogyakarta 1983. XI + 223 Seiten

Der Titel bezieht sich auf den andauernden Prozess der Islamisierung Javas. Der Banyan-Baum, mit seinen siiulenhaften Luftwurzeln, ist das geradezu magi-

Die Welt des Islams XXVI (1986) Die Welt des Islams XXVI (1986)

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Page 3: The Crescent Arises over the Banyan Treeby Mitsuo Nakamura

224 LITERATUR

sche Zentrum vieler javanischer D6rfer und daneben das Symbol der javanisch- synkretistischen Kulturtradition. Der Aufgang des Halbmondes - des Islams - uiber dem Banyan soll auf den gegenwartigen Kulturwandel hindeuten - den Wandel von der partikularistischen, javanischen hin zu einer universalen, islami- schen Tradition.

Nakamura beschreibt und analysiert in dieser aufierordentlich interessanten und wichtigen Arbeit (es ist seine 1976 abgeschlossene Dissertation) die Entwick-

lung der ,,modernistischen" Organisation Muhammadiyah in Kotagede, einer Kleinstadt in der Nahe von Yogyakarta/Zantraljava, in der Zeit zwischen 1900 und 1972. Er meistert diese Aufgabe, indem er sich eines historischen wie auch eines anthropologischen Ansatzes bedient. Diese beiden Methoden, sowie die Be- schrankung auf eine Lokalitit - Kotagede -, erweisen sich als aufierst fruchtbar.

Der islamische Modernismus in Indonesien (kaum muda) wurde bisher als Bruch in einer langandauernden Kontinuitat beschrieben. Er wurde als etwas ra- dikal Neues gesehen, das tief in das javanisch-islamische Bewufitsein eindrang und dort eine schier unaufl6sbare Dichotomie zwischen traditionellem und modernem Islam bewirkte.

Die Ursachen dieser Entwicklung werden gew6hnlich aufierhalb Indonesiens gesucht (in der Erneuerungsbewegung Muhammad CAbduhs und al-Afghanis) und eigentlich sogar aufierhalb des Islams (als Reaktion auf die offensichtliche technische und politische Uberlegenheit der westlichen Kolonialmiichte).

Als Griinder und Trager der Muhammadiyah in Java betrachtete man bislang eine handeltreibende Mittelschicht, die man kulturell zu den santris (Muslime, die einer orthodoxen Form des Islams verpflichtet sind) zahlen kann und die den An- hangern der synkretistischen Religion Javas (abangan) traditionell ablehnend

gegenuberstehen. Nakamura stellt, gemessen an den obigen Vorgaben, in Kotagede einige Wi-

derspriiche fest.

1) Die Muhammadiyah war in Kotagede in ihren Bemihungen, den javanischen Islam von heterodoxen lokalen Einfluissen zu reinigen, sehr erfolgreich, obgleich dort der abangan Islam stark verwurzelt war. (In der Stadt befindet sich ein k6nigli- cher Friedhof, der fur den synkretistischen Ahnenkult der beiden zentraljavani- schen Sultanate von grofier Bedeutung war). 2) In Kotagede existierten seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine ganze Reihe von sog. ,,merchand kings", reichen javanischen Handlern, die ih- ren Reichtum der hollandischen ,,liberalen" Politik verdankten und die deshalb der Kolonialmacht kaum kritisch gegeniiberstanden. Aus einem Teil der Familien dieser abangan Handler stammten die lokalen Fuhrer der Muhammadiyah. Woge- gen ein anderer Teil der ,,merchand kings", die Wong Kalang, ihre synkretistische Tradition auf besonders strikte Weise weiterpflegten. Das lafit zumindest Zweifel an der Geertzschen These von der historischen und funktionalen Verbindung zwi- schen Islam und Handel aufkommen. 3) Seit der Zeit der Unabhangigkeit hat sich die soziale Zusammensetzung der Mitgliedschaft der Muhammadiyah verschoben. Heute sind es hauptsichlich An- gehorige der unteren Mittelklasse und sogar der Unterschicht, die dieser Organi- sation angeh6ren.

In vier Kapiteln (chapter II-V) stellt Nakamura die historische und ideologische Entwicklung dar, wobei er sich fur die fruihe Periode auf ausgezeichnete Studien hollandischer Verwaltungsbeamter stutzen kann. Ein weiteres Kapitel (Chapter I) leitet ein und erklart Begriffe, wahrend ein Schlufikapitel die islamische Ideologie der Muhammadiyah analytisch darstellt.

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Page 4: The Crescent Arises over the Banyan Treeby Mitsuo Nakamura

LITERATUR 225

Sehr anregend fand ich Chapter IV, in dem der Autor anhand der Biographien der beiden Grinder der Reformbewegung in Kotagede, Masjhudi und Amir, den Wandel religi6ser Inhalte historisch nachvollzieht. Daraus geht hervor, dafi so- wohl Kyai Haji Masjhudi als auch Kyai Haji Amir keine westliche, sondern eine ausgesprochen traditionelle Ausbildung genossen haben. Haji Masjhudi, der Sohn eines der reichsten Handler von Kotagede, studierte in traditionellen pesantren (Re- ligionsschulen) in Ostjava und unter Kyai Mahfudz in Mekka. Kyai Mahfudz war ein bedeutender javanischer traditioneller Gelehrter, der sicher nicht den Moder- nisten zuzurechnen ist. Dies zeigt sich auch am Ergebnis der Studien von Haji Masjhudi. ,,(He) became learned in fiqh (Islamic jurisprudence), tafsir (commen- tary to the Qur'an), tasawwuf (mysticism and ushuluddin (theology)" (S. 75). Kyai Haji Amirs Ausbildung verlief vor einem ahnlichen Hintergrund. Er studier- te u.a. in dem beriihmten pesantren Tebuireng in Ostjava, wo er ein Schiler des bekannten und hochverehrten Kyai Haji Hasjim Asj'ari, dem Grinder der ,,tra- ditionellen und konservativen" Organisation Nahdlatul Ulama war. Hasjim Asj'ari schickte ihn nach Mekka, wo er ebenfalls unter Kyai Haji Mahfudz studierte und sich dort besondere Auszeichnung beim Studium der, von al-Bukhari zusammen- gestellten, Hadith-Sammlung erwarb.

Die soziale und religi6se Herkunft der meisten Reformer aus Sumatra ist uibri- gens vergleichbar. Auch sie stammten aus Familien, die durch ihre Zusammenar- beit mit der Kolonialmacht (hier bei der Produktion und dem Transport von Kaffee) sehr reich geworden waren, und auch ihre religi6se Ausbildung verlief in durchaus traditionellen Bahnen. Viele waren Sohne von Naqshbandiyya Scheichen.1

Es stellt sich also die Frage, ob der Wandel im indonesischen Islam, der durch den islamischen Modernismus so offensichtlich zu Tage getreten ist, wirklich als grofier Einschnitt gesehen werden mugi, oder ob man ihn nicht auch aus der Per- spektive einer lebendigen, sich laufend entwickelnden Tradition sehen kann. Denn es sind nicht nur Modernisten, die ihre kulturellen und gesellschaftlichen Systeme neu uberdenken. Auch jene indonesischen Muslime, die weiterhin die Welt durch ihr traditionelles Uberzeugungssystem betrachteten, haben iiber die letzten Jahrzehnte einen enormen Wandel durchgemacht. Und Nakamura, der in seiner Dissertation noch ziemlich von der Vorstellung der friihen amerikanischen Sozialwissenschaft, dafi der traditionelle indonesische Islam sich in einer hoff- nungslosen Sackgasse befande, beeinflufit war, weist in der hier vorliegenden ge- druckten Version selbst auf diese Tatsache hin. ,,... it should at least be admitted that traditionalists have made remarkable adaptations to modern conditions over the past half a century" (S. 57, Anm. 11).

,,The Crescent Arises Over the Banyan Tree" ist (auch wenn das nicht immer explizit ausgedriickt wird) eine gute Illustration der Durchgangigkeit der indonesi- schen islamischen Kulturtradition, die selten statisch, sondern meist durch eine zahe Dynamik gepragt war.

Werner Kraus, Passau

Kraus, Werner: Zwischen Reform und Rebellion. Steiner Verlag, Wiesba- den, 1984, S. 177.

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