stadt hanau

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die rund 300 Millionen Euro kos- ten sollen, soll die Hanauer Innen- stadt ein neues Gesicht haben. Fünf Plätze sollen neu gestaltet, zahlreiche Gebäude neu gebaut werden. Die gesamte Fläche um- fasst 45 Hektar. Das Konzept um- fasst die Bereiche Wohnen, Ver- kehr, Einkaufen, Gastronomie, Freizeit und Kultur. Verantwort- lich für den Innenstadtumbau ist der Investor HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsge- sellschaft) aus Lübeck. HBB hatte sich in dem europaweiten Verga- beverfahren durchgesetzt. Der In- vestor arbeitet dabei eng mit der Stadt zusammen. Die Fäden im Rathaus laufen bei Stadtentwick- ler Martin Bieberle zusammen. Die HA-Redakteure Britta Hoff- mann-Mumme und Daniel Frei- muth haben sich mit ihm zusam- mengesetzt und über die einzel- nen Projekte gesprochen. Deut- lich wird dabei: Auch jenseits des WeDi-Gebietes tut sich in der In- nenstadt einiges, zum Beispiel am Westbahnhof oder rund um den Kurt-Blaum-Platz. Eugen-Kaiser-Straße Nußallee Herrnstr. Sandeldamm Mühlstraße Leipziger Straße Willy-Brandt-Straße Friedrich-Ebert-Anlage Salzstraße Lamboystraße Krämerstraße Römerstraße Langstraße Am Frankfurter Tor Rosenstr. Hospitalstr. Hirschstr. Heumarkt Röderstr. Oderstraße Nürnberger Straße Gärtnerstraße Leimenstraße Hanauer Vorstadt Eberhardstraße W W r . S S Hammerstraße Fahrstr. H.-Bott- Bangertstr. Sternstraße Marktplatz Post- carré Gloria Palais Kino Haus der Bäcker Wallonisch- Niederl. Kirche Schloss- platz Freiheits- platz ZOB Lothringer-Str. Fischer- Am Steinheimer Tor Lindenstr. Straße Steinheimer V. d. Kanaltor Nordstraße Hahnenstr. Str. Marktstr. Altstädter Markt Kino (alt) Kurt- Blaum- Platz C&A (alt) Schützenstraße Lautenschlägerstr. Altstraße Hanau baut um – dieser von der Stadt gewählte Leitspruch wird in diesen Tagen mit Leben ge- füllt. Nach jahrelanger Planungs- phase, die im Juni 2008 begonnen hatte, kommt der „Wettbewerbli- che Dialog“ (WeDi) jetzt auch im öffentlichen Leben an. Sinnbild- lich dafür steht der Freiheits- platz, der sich seit kurzem einge- zäunt und baumlos präsentiert. Die Genehmigung des Bebauungs- plans für den Freiheitsplatz durch die Stadtverordnetenversamm- lung Ende Januar war das Signal für den Aufbruch zum Umbruch, wenngleich mit dem neuen Kino schon der erste Baustein aus dem WeDi-Paket realisiert worden ist. Am Ende der Umbaumaßnahmen, POSTCARRÉ Mini-ZOB schließt Entwicklung ab Mit dem Ende 2010 eröffneten Postcarré ist Bieberle vollauf zufrieden. „Das funktioniert gut.“ Das neue Restaurant habe zu einer weiteren Belebung beige- tragen, das mögliche Synergieeffekte in Richtung Kino aufzeige. Das von der Baugesellschaft sanierte Hochhaus tra- ge ebenfalls bestens zum neuen Gesicht des Quartiers bei. Abgeschlossen wird die Entwicklung durch die Errichtung eines Mini-ZOB. Dieser neue, kleine Busbahnhof soll an der Stelle der heuti- gen Abbiegespur von der Philippsruher Allee in Richtung Innenstadtring ge- baut werden. Hinter der Unterführung soll zudem ein Kreisel entstehen, der die Autofahrer künftig entlang der heu- tigen Videothek auf den Innenstadt- ring leitet. Seite 24 HH STADT HANAU Samstag, 11. Februar 2012 df Samstag, 11. Februar 2012 STADT HANAU Seite 25 HH df Fotos: Paul ZOB ALTES CENTRAL-KINO Kein Sorgenkind Wenn es einen Standort gibt, der den Stadtentwicklern nun wirklich keine schlaflosen Nächte bereitet, ist es das ehemalige Central-Kino. Das Areal samt Gebäude sei „auf dem Markt“; der Eigentümer wolle es verkaufen. Bieber- le wisse, dass schon verschiedene, zum Teil namhafte Unternehmen Interesse daran bekundet hätten. Aller Wahr- scheinlichkeit nach würde hier bei ei- ner Neubebauung im Erdgeschoss Ein- zelhandel oder Gastronomie entstehen, darüber Büros oder Wohnraum. Durch die Bebauung des Freiheitsplatzes wer- de der ehemalige Kino-Standort dann eine 1A-Lage, daher sieht man's gelas- sen: „Die Stadt macht sich keine Gedan- ken, dass hier keine Entwicklung statt- findet.“ FREIHEITSPLATZ Hier wird zuerst gebaggert Den Anfang macht der Freiheitsplatz: Die Bäume sind weg, die Sitzbänke, Fahrradständer und Pavillons auch – als nächstes wird das ehemalige Karstadt- Barthel-Gebäude entkernt und abgeris- sen, was wahrscheinlich bis ins späte Frühjahr dauern wird. Ebenfalls in die- ser Zeit beginnen die Aushubarbeiten für die gigantische Baugrube, aus der bis 2014 das Einkaufszentrum „Forum Hanau“ mit rund 22 500 Quadratmetern Handelsfläche entstehen soll. Es beher- bergt in insgesamt fünf Baukörpern mit unterschiedlichen architektonischen Akzenten aber nicht nur Einzelhandel, sondern auch verschiedene Kulturein- richtungen, wie etwa die Stadtbiblio- thek, das Stadtarchiv oder die Wetter- auische Gesellschaft. Frühzeitig in die- ser Bauphase sind auch die liebevoll „die Leute mit den Zahnbürsten“ ge- nanntenArchäologen mit von der Partie, die historische Funde sichern und be- gutachten werden. Was die Vermietung der Flächen im Einkaufszentrum an- geht, so ist Martin Bieberle guter Dinge: „Wir sind im engen Austausch mit HBB. Die Verhandlungssituation ist sehr gut: 90 Prozent der Flächen sind bereits ver- marktet.“ Um einen Massenumzug der Geschäfte aus der restlichen Innenstadt an den Freiheitsplatz zu verhindern, wurde mit HBB vertraglich eine 60:40-Regelung vereinbart, das heißt, der Investor ist verpflichtet, mindestens 60 Prozent neue Mieter zu akquirieren. Bieberle: „Und diese Quote wird in je- dem Fall erfüllt.“ MARKTPLATZ Entscheidungen stehen bevor Die Neugestaltung des Marktplatzes will die Stadt entgegen der ursprünglichen Planungen in Eigenregie durchführen. Dass es dabei zum großen Wurf kommt, ist angesichts der Kassenlage nahezu aus- geschlossen. Insbesondere die Umgestal- tungen rund um das Rathaus, wie der Lü- ckenschluss oder eine gastronomische Nutzung des Neustädter Rathauses, sind in den Hintergrund getreten, denn mit den Planungen für die Marktplatz-Neuge- staltung hängen die Verantwortlichen oh- nehin schon weit hinter dem Zeitplan. Laut Bieberle stehen in den nächsten Ta- gen und Wochen aber Entscheidungen an: Am Montag ist das Thema auf der Tages- ordnung des Magistrats, am 27. Februar in der Stadtverordnetensitzung. Dabei geht es um die geplanten Maßnahmen auf der Ost- und der Westseite. Gegenüber des Kaufhofs soll ein zweigeschossiges Ge- bäude errichtet werden, in das neben dem Kiosk und dem Blumenladen eine neue Gastronomie einziehen soll. Laut Bieberle laufen diesbezüglich die Gespräche mit Betreibern. Er geht davon aus, dass noch in diesem Jahr entschieden wird, wer das neue Restaurant mit geplanten 400 Qua- dratmetern Fläche betreiben wird. Inte- griert werden in den Neubau auch die Zu- gänge zur Tiefgarage. Auf der gegenüber- liegenden Marktplatz-Seite bleiben Café und Zeitschriftenladen erhalten, sollen aber mit einer Dachkonstruktion, die mit dem gegenüberliegenden Neubau korres- pondiert, aufgehübscht werden. Die Eck- Pavillons sollen auf beiden Seiten abge- rissen, die Tiefgaragen-Zugänge auch auf der Westseite neu angeordnet und weitge- hend mit Glas gestaltet werden. Die Tief- garage soll zudem umfassend saniert wer- den, wodurch sich die Zahl der Stellplätze möglicherweise geringfügig reduzieren wird. Stimmen die Gremien den Plänen zu, soll Anfang 2013 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die geschätzten Kos- ten liegen bei rund zehn Millionen Euro. Eine Arbeitsgruppe soll sich zudem wei- ter mit dem Umbau des Rathauses befas- sen. Bieberle macht keinen Hehl daraus, dass er gerne eine gastronomische Kom- ponente auf der nördlichen Marktplatz- Seite sähe. „Das wäre vor allem in punkto Außengastronomie wünschenswert.“ Wann eine Entscheidung in Sachen Rat- haus-Umbau fällt, ist derzeit offen. KINOPOLIS Wegebeziehungen schaffen Wenn Martin Bieberle vom neuen Kino spricht, freut er sich erstmal wie ein Schneekönig: 40 000 Besucher wurden im Kinopolis seit seiner Eröffnung im De- zember gezählt. Was allerdings noch nicht so läuft, ist die Anbindung an die Innenstadt – die Besucher gehen in der Regel nicht nochmal schnell auf ein Bier in die City. Hier sei erhöhter Handlungs- bedarf, gibt der Stadtentwickler zu: „Die Wegebeziehungen stehen unmittelbar an. Wir sind hier richtig hart in der Ver- pflichtung. Es sollen jetzt erstmal Schil- der aufgestellt werden, die zumindest schon mal den Weg in Richtung Innen- stadt weisen, später kommt auch Be- leuchtung dazu. Es muss hell und klar sein.“ Trotz aller Anstrengungen bittet Bieberle um Verständnis: „Da gebe ich uns so einen Wachstumspfad in der Be- ziehung Kino-Innenstadt von etwa einem Jahr.“ Kritiker merken an dieser Stelle gerne an, hätte man den ursprünglichen Kino-Standort an der Nordstraße umge- setzt, hätte man diese Probleme jetzt nicht. Bieberle: „Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich bin aber sicher, die Leute gewöhnen sich daran.“ FRANZÖSISCHE ALLEE Lösungen für alle Blocks gesucht Fest steht, dass die Autos rund um die Wallonisch-Niederländische Kirche ver- schwinden werden. Fest steht auch, dass hier ab 2015 ein grüner Ort zum Verwei- len entstehen wird, den ein Bodenrelief des Künstlers Claus Bury zieren soll. Was die Liegenschaften der Baugesellschaft angeht, so gibt es hier unterschiedliche Perspektiven: Die Entwicklung des West- carrés, in dem aktuell noch sechs Miet- parteien ausharren, stellt eine Pflicht- aufgabe für den Investor HBB dar. Hier sei man über HBB in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Wohnungs- bauentwickler, so dass wahrscheinlich 2013/2014 der Hochbau beginnen könne, sagt Bieberle. Beim Süd- und Ostcarré ar- beitet die Baugesellschaft nach Aussage von Geschäftsführer Jens Gottwald an ei- ner Lösung. Auch der angrenzende Wohnblock in der Hahnenstraße, der der Nassauischen Heimstätte gehört, ist Teil der Planungen: „Über die Perspektiven der Bebauung sind wir mit der Nas- sauischen Heimstätte in Verhandlung“, so Bieberle. Alle Baumaßnahmen stell- ten dann eine „enorme Aufwertung der südlichen Innenstadt dar“. HAUS DER BÄCKERINNUNG GLORIA PALAIS SCHLOSSPLATZ Hotel und Grimm-Zentrum sollen kommen Die zentrale Frage bei der Entwicklung am Schlossplatz lautet: Kann sich die hochverschuldete Stadt das geplante Brüder-Grimm-Kulturzentrum leisten? Dieses soll nach den bisherigen Plänen in der heutigen Bücherei errichtet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo heute Wohnhäuser der Baugesellschaft stehen, soll ein Hotel gebaut werden. Ob diese Planungen so umgesetzt werden, steht in den Sternen. Bieberle betont gleichwohl, dass die Stadt derzeit „nur an der Umsetzung dieser Pläne und nicht an einem Ausstiegsszenario“ arbeite. In die- sem Jahr würden grundlegende Ent- scheidungen getroffen, wie der Schloss- platz künftig aussehen wird. Momentan ist man im Rathaus vor allem in Sachen Brüder-Grimm-Kulturzentrum aktiv – und denkt hier offenbar in alle Richtun- gen. Die bisher vorgelegten Planungen für das Konzept des Zentrums sind offen- bar nicht das letzte Wort, denn Bieberle sagt: „Wir reden mit möglichen Betrei- bern derzeit auch über mögliche Konzep- te.“ Gezeigt habe sich, dass derzeit nie- mand bereit sei, das Zentrum zu bauen und gleichzeitig zu betreiben, deshalb stünde die Suche nach einem Betreiber nun im Vordergrund, HBB sei dabei nur Begleiter. Bieberles Ziel ist es, noch vor der Sommerpause mit verschiedenen Modellen in die öffentliche Diskussion zu gehen. Noch in diesem Jahr sollen die Stadtverordneten dann endgültig darü- ber entscheiden, ob das Brüder-Grimm- Kulturzentrum Realität wird – etwa ein Jahr später als ursprünglich geplant. Bieberle betont: „Diese Entscheidung liegt ausschließlich bei der Stadt.“ Und sie wird vermutlich nicht einfach: Rund 150 000 Besucher müsste das Zentrum im Jahr anlocken, um wirtschaftlich dar- stellbar zu sein. Am Standort soll nicht mehr gerüttelt werden. Potenzielle Inte- ressenten hätten die Wahl bestätigt, so der Stadtentwickler. „Wir reden nur über diesen Standort. Wenn es an anderer Stel- le errichtet werden soll, ist das Projekt auf absehbare Zeit nicht umsetzbar.“ Für Bieberle wäre das Brüder-Grimm-Kul- turzentrum „die Abrundung des Stadt- umbaus“, als möglichen Eröffnungster- min nennt er 2015 oder 2016. Dass sich am Schlossplatz unabhängig von der Kultur- zentrum-Frage etwas tut, steht für Bie- berle fest: „HBB will und wird das geplan- te Hotel realisieren – auch ohne das Brü- der-Grimm-Kulturzentrum.“ Interesse sei da, man stehe mit mehreren poten- ziellen Betreibern in Kontakt. Mit einer Entscheidung sei ebenfalls in diesem Jahr zu rechnen. Geplant ist ein Hotel mit rund 200 Betten auf der Südostseite des Schlossplatzes. Plänen, das Hotel in der heutigen Bücherei zu errichten, wie sie zuletzt von Albrecht Krebs vorgelegt wurden (der HA berichtete), erteilt Bie- berle eine Absage – zumindest vorläufig. „Wir würden hier nur neu denken, wenn das Brüder-Grimm-Kulturzentrum von den Stadtverordneten abgelehnt wird.“ ALTSTÄDTER MARKT ALTES C&A-GEBÄUDE Neuer Mieter noch in diesem Jahr? Nach dem Umzug von C&A in die Ham- merstraße ist der alte Standort des Tex- tilunternehmens in der Rosenstraße derzeit verwaist. Laut Bieberle steht die Stadt in engem Kontakt mit dem Be- sitzer der Immobilie. „Meine Prognose lautet, dass wir für dieses Gebäude noch in diesem Jahr neue Mieter fin- den“, so der Stadtentwickler, der noch- mals betont, dass die Gerüchte, dort entstehe eine Moschee, jeglicher Grundlage entbehrten. Bieberle geht davon aus, dass zumindest im Erdge- schoss wieder Einzelhandel angesie- delt werden kann. Einen Einfluss auf die Mieterstruktur habe die Stadt gleichwohl nicht. „Nach heutigem Stand“ geht der Stadtentwickler davon aus, dass das Gebäude für die neue Nut- zung saniert, aber nicht abgerissen werde. NORDSTRASSE Nur ein wenig Kosmetik Eigentlich hätte das Quartier zwischen Nordstraße und Marienkirche so etwas wie der neue Anziehungspunkt im städ- tischen Nachtleben werden können. In den Ursprungsplänen von HBB sollte auf dem Areal, auf dem heute Wohn- häuser der Baugesellschaft stehen, ei- gentlich das neue Kino errichtet wer- den. In dessen Sog war die Ansiedlung von Gastronomie und die Schaffung des „Rappenplatzes“ vorgesehen. Mit dem neuen Kino-Standort sind diese Pla- nungen hinfällig geworden. Übrigblei- ben werden vermutlich nur einige kos- metische Veränderungen. Die Häuser der Baugesellschaft sollen laut deren Geschäftsführer Jens Gottwald voraus- sichtlich noch in diesem Jahr aufgewer- tet werden. Der Parkplatz vor der Mari- enkirche soll einem Platz mit Aufent- haltsqualität weichen. KURT-BLAUM-PLATZ Heraeus wächst, das City Center nicht Die Pläne eines portugiesischen Inves- tors zur Erweiterung des City Centers sind vom Tisch. „Über eine Erweiterung würden wir nur reden, wenn es neue Ide- en gäbe, die bislang noch nicht in der Stadt zu finden sind“, so Bieberle. Gleich- wohl weiß er darum, dass die Zukunft des Centers mit den Ankermietern stehe und falle. Deshalb hoffe er darauf, dass Sa- turn, Karstadt Sports und Rewe langfris- tig dort ansässig blieben. Er glaubt jeden- falls daran, dass das City Center bald neuen Zulauf bekommen werde, wenn die Flächen rund um den Kurt-Blaum- Platz entwickelt würden. Erster Schritt hierbei sei die Erweiterung von Heraeus in Richtung Leipziger Straße. Mit Hoch- druck wird auch daran gearbeitet, eine Lösung für das alte Degussa-Gebäude zu finden. Alles noch offen Was mit dem Areal passiert, auf dem sich das Haus der Bäckerinnung be- fand, ist aktuell unklar, hat aber auch keine Priorität auf dem städtischen Baufahrplan: „Der Platz liegt da. Wenn ein ernsthafter Interessent kommt, sind wir offen für Verhandlungen“, so Martin Bieberle. Die Stadt könne sich eine kinoaffine Nutzung, also zum Bei- spiel Gastronomie oder Disko, hier gut vorstellen. Vom Tisch sind die Überle- gungen, dort ein Ärztezentrum zu er- richten. Halb so groß Der Freiheitsplatz wird autofrei, aber auch Busse haben hier in Zukunft nur noch den halben Platz: Auf der „Finanz- amt-Seite“ entsteht zwar auch wieder der Zentrale Omnisbusbahnhof (ZOB), jedoch werden Ein- und Ausfahrt in Richtung Kreisel Nordstraße erfolgen, Übergangs- und Standzeiten optimiert, Linienführungen überarbeitet. Die nicht von den Bussen genutzte Hälfte wird komplett umgestaltet und soll als Platz mit Bäumen, Sitzmöglichkeiten und Wasserachsen zum Verweilen ein- laden. Diese Baumaßnahme ist für 2013/2014 vorgesehen. Bedarf besteht Auch rund um den Kanaltorplatz gibt es eine rasante Entwicklung: Neben dem Bau des Postcarrés, der Sanierung der Hauptpost und des Hochhauses der Baugesellschaft steht auch für das Areal des ehemaligen Gloria-Kinos ei- ne bauliche Veränderung an. Die Eigen- tümerfamilie Wissler plant unter ande- rem ein Ärzte- und Dienstleistungszen- trum sowie ein Parkhaus. Hier sei die Nachfrage gut und überhaupt „alles in gutem Fluss“, so Martin Bieberle. Die Stadt habe ihre Hausaufgaben ge- macht, den Aufstellungsbeschluss für das Bauvorhaben und die veränderte Straßenführung auf den Weg gebracht. Das Bauvorhaben sei unabhängig von der nordmainischen S-Bahn zu sehen. „Der Parkplatzbedarf besteht an dieser Stelle auch ohne die S-Bahn-Entwick- lung.“ Ob es, wie ursprünglich von den Eigentümern geplant, bereits 2012 ei- nen Spatenstich gebe, könne er zum jet- zigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Klares Nein zur „Partymeile“ Für den Bereich rund um den Altstädter Markt steht schon seit längerem die Idee einer „goldschmiedehausaffinen Nut- zung“ im Raum, ist aber, so Martin Bie- berle, „noch nicht ausgereift“. Absolven- ten der Zeichenakademie beispielsweise könnten Läden für ihre Arbeiten nutzen und so in der Altstadt einen Gegenpol zum Angebot des modernen Einkaufs- zentrums auf dem Freiheitsplatz setzen – eine Entwicklung, die Bieberle in diesem Bereich durch den Mix der Geschäfte schon jetzt peu à peu voranschreiten sieht. Hier ist auch die Baugesellschaft mit im Boot: Die Sanierung der Liegen- schaften in der Altstadt sei so gut wie ab- geschlossen. Man gehe davon aus, dass Ende 2012 alles fertig sei, so Geschäfts- führer Jens Gottwald, eine mögliche Nut- zung durch Kunsthandwerker werde von der Baugesellschaft befürwortet und ste- he als Projekt mittelfristig auf ihrer Agenda. Was die Stadt definitiv nicht will in ihrer Altstadt, ist der Ausbau zu einer „Partymeile“: „Wir kommen hier jetzt an unsere Grenzen in Sachen Kneipen.“ Gleichwohl favorisiere die Stadt in dem ehemals von der Hanauer Tafel genutz- ten Laden neben dem Goldschmiedehaus ein Café. „Wir wollen hier ein kleines Signal setzen. Aktuell suchen wir einen Interessenten.“ Was den Altstädter Markt selbst angeht, so wird dieser im Rahmen der allgemeinen Altstadtgestal- tung ab 2015 aufgehübscht und in seiner Aufenthaltsqualität aufgewertet. Die parkenden Autos sollen aus der Altstadt komplett verschwinden. Im Zuge des Innenstadtumbaus sollen auch die Straßen der Innenstadt ein neu- es Gesicht erhalten. Den Auftakt zu den umfangreichen Arbeiten, deren Kosten die Stadt mit insgesamt rund 22 Millio- nen Euro veranschlagt, bildet die Umge- staltung der Hammerstraße, die im Mai diesen Jahres beginnen und schon vor der Adventszeit abgeschlossen sein soll. Die Hammerstraße soll neben neuen Sitz- möglichkeiten, neuen Lampen, neuen Bäumen und neuen Fahrradständern auch einen neuen Straßenbelag erhalten, der jenem ähnelt, der auf dem Vorplatz des neuen Kinos zum Einsatz gekommen ist. Nächste Verschönerungsmaßnahme ist die Nürnberger Straße, die 2012/2013 INNENSTADTSTRASSEN Umgestaltung beginnt in Hammerstraße in Angriff genommen werden soll. 2013/2014 sollen Langstraße, Fahrstraße und Am Freiheitsplatz folgen. Weitere Maßnahmen in anderen Innenstadtstra- ßen sollen bis 2018 folgen. Bieberle betont, dass die Hammerstraße Referenz für alle Fußgängerzonen-Bereiche werden soll, aber nicht in allen Straßen der Belag er- neuert wird. In der Rosenstraße werde die- ser beispielsweise vorerst nicht ausge- tauscht. In Teilen der Rosen- und der Salz- straße werden ebenfalls in diesem oder An- fang des nächsten Jahres die Bagger anrol- len, dort müssen neue Leitungen verlegt werden, weshalb die Verschönerungsmaß- nahmen in diesen Bereichen laut Martin Bieberle vorgezogen werden. FAHRSTRASSE Busse bleiben Man habe geprüft, diskutiert und noch- mal geprüft, aber: „Status heute ist, dass die Busse auch weiterhin durch die Nürnberger Straße und die Fahr- straße fahren müssen.“ Die Gründe da- für seien vielfältig, ein gewichtiges Ar- gument sei die Anbindung des Markt- platzes, der bei einer Linienführung oh- ne diese beiden Straßen automatisch ausgeklammert wäre. Gleichwohl sei man aktuell bei der Entwicklung des neuen Nahverkehrsplanes, daraus könnte sich auch der Bedarf an neuen Linien ergeben und damit vielleicht auch ein neuer Denkansatz.

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Page 1: Stadt Hanau

die rund 300 Millionen Euro kos-ten sollen, soll die Hanauer Innen-stadt ein neues Gesicht haben. Fünf Plätze sollen neu gestaltet, zahlreiche Gebäude neu gebaut werden. Die gesamte Fläche um-fasst 45 Hektar. Das Konzept um-fasst die Bereiche Wohnen, Ver-kehr, Einkaufen, Gastronomie, Freizeit und Kultur. Verantwort-

lich für den Innenstadtumbau ist der Investor HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsge-sellschaft) aus Lübeck. HBB hatte sich in dem europaweiten Verga-beverfahren durchgesetzt. Der In-vestor arbeitet dabei eng mit der Stadt zusammen. Die Fäden im Rathaus laufen bei Stadtentwick-ler Martin Bieberle zusammen.

Die HA-Redakteure Britta Hoff-mann-Mumme und Daniel Frei-muth haben sich mit ihm zusam-mengesetzt und über die einzel-nen Projekte gesprochen. Deut-lich wird dabei: Auch jenseits des WeDi-Gebietes tut sich in der In-nenstadt einiges, zum Beispiel am Westbahnhof oder rund um den Kurt-Blaum-Platz.

Eugen-Kaiser-Straße

Nußallee

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Kurt-Blaum-Platz

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Schützenstraße

Lautenschlägerstr.Altstraße

Hanau baut um – dieser von der Stadt gewählte Leitspruch wird in diesen Tagen mit Leben ge-füllt. Nach jahrelanger Planungs-phase, die im Juni 2008 begonnen hatte, kommt der „Wettbewerbli-che Dialog“ (WeDi) jetzt auch im öffentlichen Leben an. Sinnbild-lich dafür steht der Freiheits-platz, der sich seit kurzem einge-

zäunt und baumlos präsentiert. Die Genehmigung des Bebauungs-plans für den Freiheitsplatz durch die Stadtverordnetenversamm-lung Ende Januar war das Signal für den Aufbruch zum Umbruch, wenngleich mit dem neuen Kino schon der erste Baustein aus dem WeDi-Paket realisiert worden ist. Am Ende der Umbaumaßnahmen,

POSTCARRÉ

Mini-ZOB schließt Entwicklung ab Mit dem Ende 2010 eröffneten Postcarré ist Bieberle vollauf zufrieden. „Das funktioniert gut.“ Das neue Restaurant habe zu einer weiteren Belebung beige-tragen, das mögliche Synergieeffekte in Richtung Kino aufzeige. Das von der Baugesellschaft sanierte Hochhaus tra-ge ebenfalls bestens zum neuen Gesicht des Quartiers bei. Abgeschlossen wird die Entwicklung durch die Errichtung eines Mini-ZOB. Dieser neue, kleine Busbahnhof soll an der Stelle der heuti-gen Abbiegespur von der Philippsruher Allee in Richtung Innenstadtring ge-baut werden. Hinter der Unterführung soll zudem ein Kreisel entstehen, der die Autofahrer künftig entlang der heu-tigen Videothek auf den Innenstadt-ring leitet.

Seite 24 HH S T A D T H A N A U Samstag, 11. Februar 2012df Samstag, 11. Februar 2012 S T A D T H A N A U Seite 25HHdf

Fotos: Paul

ZOB

ALTES CENTRAL-KINO

Kein Sorgenkind Wenn es einen Standort gibt, der den Stadtentwicklern nun wirklich keine schlaflosen Nächte bereitet, ist es das ehemalige Central-Kino. Das Areal samt Gebäude sei „auf dem Markt“; der Eigentümer wolle es verkaufen. Bieber-le wisse, dass schon verschiedene, zum Teil namhafte Unternehmen Interesse daran bekundet hätten. Aller Wahr-scheinlichkeit nach würde hier bei ei-ner Neubebauung im Erdgeschoss Ein-zelhandel oder Gastronomie entstehen, darüber Büros oder Wohnraum. Durch die Bebauung des Freiheitsplatzes wer-de der ehemalige Kino-Standort dann eine 1A-Lage, daher sieht man's gelas-sen: „Die Stadt macht sich keine Gedan-ken, dass hier keine Entwicklung statt-findet.“

FREIHEITSPLATZ

Hier wird zuerst gebaggert Den Anfang macht der Freiheitsplatz: Die Bäume sind weg, die Sitzbänke, Fahrradständer und Pavillons auch – als nächstes wird das ehemalige Karstadt-Barthel-Gebäude entkernt und abgeris-sen, was wahrscheinlich bis ins späte Frühjahr dauern wird. Ebenfalls in die-ser Zeit beginnen die Aushubarbeiten für die gigantische Baugrube, aus der bis 2014 das Einkaufszentrum „Forum Hanau“ mit rund 22 500 Quadratmetern Handelsfläche entstehen soll. Es beher-bergt in insgesamt fünf Baukörpern mit unterschiedlichen architektonischen Akzenten aber nicht nur Einzelhandel, sondern auch verschiedene Kulturein-richtungen, wie etwa die Stadtbiblio-thek, das Stadtarchiv oder die Wetter -auische Gesellschaft. Frühzeitig in die-

ser Bauphase sind auch die liebevoll „die Leute mit den Zahnbürsten“ ge-nanntenArchäologen mit von der Partie, die historische Funde sichern und be-gutachten werden. Was die Vermietung der Flächen im Einkaufszentrum an-geht, so ist Martin Bieberle guter Dinge: „Wir sind im engen Austausch mit HBB. Die Verhandlungssituation ist sehr gut: 90 Prozent der Flächen sind bereits ver-marktet.“ Um einen Massenumzug der Geschäfte aus der restlichen Innenstadt an den Freiheitsplatz zu verhindern, wurde mit HBB vertraglich eine 60:40-Regelung vereinbart, das heißt, der Investor ist verpflichtet, mindestens 60 Prozent neue Mieter zu akquirieren. Bieberle: „Und diese Quote wird in je-dem Fall erfüllt.“

MARKTPLATZ

Entscheidungen stehen bevor Die Neugestaltung des Marktplatzes will die Stadt entgegen der ursprünglichen Planungen in Eigenregie durchführen. Dass es dabei zum großen Wurf kommt, ist angesichts der Kassenlage nahezu aus-geschlossen. Insbesondere die Umgestal-tungen rund um das Rathaus, wie der Lü-ckenschluss oder eine gastronomische Nutzung des Neustädter Rathauses, sind in den Hintergrund getreten, denn mit den Planungen für die Marktplatz-Neuge-staltung hängen die Verantwortlichen oh-nehin schon weit hinter dem Zeitplan. Laut Bieberle stehen in den nächsten Ta-gen und Wochen aber Entscheidungen an: Am Montag ist das Thema auf der Tages-ordnung des Magistrats, am 27. Februar in der Stadtverordnetensitzung. Dabei geht es um die geplanten Maßnahmen auf der Ost- und der Westseite. Gegenüber des Kaufhofs soll ein zweigeschossiges Ge-bäude errichtet werden, in das neben dem Kiosk und dem Blumenladen eine neue Gastronomie einziehen soll. Laut Bieberle laufen diesbezüglich die Gespräche mit Betreibern. Er geht davon aus, dass noch in diesem Jahr entschieden wird, wer das neue Restaurant mit geplanten 400 Qua-

dratmetern Fläche betreiben wird. Inte-griert werden in den Neubau auch die Zu-gänge zur Tiefgarage. Auf der gegenüber-liegenden Marktplatz-Seite bleiben Café und Zeitschriftenladen erhalten, sollen aber mit einer Dachkonstruktion, die mit dem gegenüberliegenden Neubau korres-pondiert, aufgehübscht werden. Die Eck-Pavillons sollen auf beiden Seiten abge-rissen, die Tiefgaragen-Zugänge auch auf der Westseite neu angeordnet und weitge-hend mit Glas gestaltet werden. Die Tief-garage soll zudem umfassend saniert wer-den, wodurch sich die Zahl der Stellplätze möglicherweise geringfügig reduzieren wird. Stimmen die Gremien den Plänen zu, soll Anfang 2013 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die geschätzten Kos-ten liegen bei rund zehn Millionen Euro. Eine Arbeitsgruppe soll sich zudem wei-ter mit dem Umbau des Rathauses befas-sen. Bieberle macht keinen Hehl daraus, dass er gerne eine gastronomische Kom-ponente auf der nördlichen Marktplatz-Seite sähe. „Das wäre vor allem in punkto Außengastronomie wünschenswert.“ Wann eine Entscheidung in Sachen Rat-haus-Umbau fällt, ist derzeit offen.

KINOPOLIS

Wegebeziehungen schaffen Wenn Martin Bieberle vom neuen Kino spricht, freut er sich erstmal wie ein Schneekönig: 40 000 Besucher wurden im Kinopolis seit seiner Eröffnung im De-zember gezählt. Was allerdings noch nicht so läuft, ist die Anbindung an die Innenstadt – die Besucher gehen in der Regel nicht nochmal schnell auf ein Bier in die City. Hier sei erhöhter Handlungs-bedarf, gibt der Stadtentwickler zu: „Die Wegebeziehungen stehen unmittelbar an. Wir sind hier richtig hart in der Ver-pflichtung. Es sollen jetzt erstmal Schil-der aufgestellt werden, die zumindest

schon mal den Weg in Richtung Innen-stadt weisen, später kommt auch Be-leuchtung dazu. Es muss hell und klar sein.“ Trotz aller Anstrengungen bittet Bieberle um Verständnis: „Da gebe ich uns so einen Wachstumspfad in der Be-ziehung Kino-Innenstadt von etwa einem Jahr.“ Kritiker merken an dieser Stelle gerne an, hätte man den ursprünglichen Kino-Standort an der Nordstraße umge-setzt, hätte man diese Probleme jetzt nicht. Bieberle: „Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich bin aber sicher, die Leute gewöhnen sich daran.“

FRANZÖSISCHE ALLEE

Lösungen für alle Blocks gesucht Fest steht, dass die Autos rund um die Wallonisch-Niederländische Kirche ver-schwinden werden. Fest steht auch, dass hier ab 2015 ein grüner Ort zum Verwei-len entstehen wird, den ein Bodenrelief des Künstlers Claus Bury zieren soll. Was die Liegenschaften der Baugesellschaft angeht, so gibt es hier unterschiedliche Perspektiven: Die Entwicklung des West-carrés, in dem aktuell noch sechs Miet-parteien ausharren, stellt eine Pflicht-aufgabe für den Investor HBB dar. Hier sei man über HBB in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Wohnungs-

bauentwickler, so dass wahrscheinlich 2013/2014 der Hochbau beginnen könne, sagt Bieberle. Beim Süd- und Ostcarré ar-beitet die Baugesellschaft nach Aussage von Geschäftsführer Jens Gottwald an ei-ner Lösung. Auch der angrenzende Wohnblock in der Hahnenstraße, der der Nassauischen Heimstätte gehört, ist Teil der Planungen: „Über die Perspektiven der Bebauung sind wir mit der Nas-sauischen Heimstätte in Verhandlung“, so Bieberle. Alle Baumaßnahmen stell-ten dann eine „enorme Aufwertung der südlichen Innenstadt dar“.

HAUS DER BÄCKERINNUNG

GLORIA PALAIS

SCHLOSSPLATZ

Hotel und Grimm-Zentrum sollen kommen Die zentrale Frage bei der Entwicklung am Schlossplatz lautet: Kann sich die hochverschuldete Stadt das geplante Brüder-Grimm-Kulturzentrum leisten? Dieses soll nach den bisherigen Plänen in der heutigen Bücherei errichtet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo heute Wohnhäuser der Baugesellschaft stehen, soll ein Hotel gebaut werden. Ob diese Planungen so umgesetzt werden, steht in den Sternen. Bieberle betont gleichwohl, dass die Stadt derzeit „nur an der Umsetzung dieser Pläne und nicht an einem Ausstiegsszenario“ arbeite. In die-sem Jahr würden grundlegende Ent-scheidungen getroffen, wie der Schloss-platz künftig aussehen wird. Momentan ist man im Rathaus vor allem in Sachen Brüder-Grimm-Kulturzentrum aktiv – und denkt hier offenbar in alle Richtun-gen. Die bisher vorgelegten Planungen für das Konzept des Zentrums sind offen-bar nicht das letzte Wort, denn Bieberle sagt: „Wir reden mit möglichen Betrei-bern derzeit auch über mögliche Konzep-te.“ Gezeigt habe sich, dass derzeit nie-mand bereit sei, das Zentrum zu bauen und gleichzeitig zu betreiben, deshalb stünde die Suche nach einem Betreiber nun im Vordergrund, HBB sei dabei nur Begleiter. Bieberles Ziel ist es, noch vor der Sommerpause mit verschiedenen Modellen in die öffentliche Diskussion zu gehen. Noch in diesem Jahr sollen die Stadtverordneten dann endgültig darü-ber entscheiden, ob das Brüder-Grimm-

Kulturzentrum Realität wird – etwa ein Jahr später als ursprünglich geplant. Bieberle betont: „Diese Entscheidung liegt ausschließlich bei der Stadt.“ Und sie wird vermutlich nicht einfach: Rund 150 000 Besucher müsste das Zentrum im Jahr anlocken, um wirtschaftlich dar-stellbar zu sein. Am Standort soll nicht mehr gerüttelt werden. Potenzielle Inte-ressenten hätten die Wahl bestätigt, so der Stadtentwickler. „Wir reden nur über diesen Standort. Wenn es an anderer Stel-le errichtet werden soll, ist das Projekt auf absehbare Zeit nicht umsetzbar.“ Für Bieberle wäre das Brüder-Grimm-Kul-turzentrum „die Abrundung des Stadt-umbaus“, als möglichen Eröffnungster-min nennt er 2015 oder 2016. Dass sich am Schlossplatz unabhängig von der Kultur-zentrum-Frage etwas tut, steht für Bie-berle fest: „HBB will und wird das geplan-te Hotel realisieren – auch ohne das Brü-der-Grimm-Kulturzentrum.“ Interesse sei da, man stehe mit mehreren poten-ziellen Betreibern in Kontakt. Mit einer Entscheidung sei ebenfalls in diesem Jahr zu rechnen. Geplant ist ein Hotel mit rund 200 Betten auf der Südostseite des Schlossplatzes. Plänen, das Hotel in der heutigen Bücherei zu errichten, wie sie zuletzt von Albrecht Krebs vorgelegt wurden (der HA berichtete), erteilt Bie-berle eine Absage – zumindest vorläufig. „Wir würden hier nur neu denken, wenn das Brüder-Grimm-Kulturzentrum von den Stadtverordneten abgelehnt wird.“

ALTSTÄDTER MARKT

ALTES C&A-GEBÄUDE

Neuer Mieter noch in diesem Jahr? Nach dem Umzug von C&A in die Ham-merstraße ist der alte Standort des Tex-tilunternehmens in der Rosenstraße derzeit verwaist. Laut Bieberle steht die Stadt in engem Kontakt mit dem Be-sitzer der Immobilie. „Meine Prognose lautet, dass wir für dieses Gebäude noch in diesem Jahr neue Mieter fin-den“, so der Stadtentwickler, der noch-mals betont, dass die Gerüchte, dort entstehe eine Moschee, jeglicher Grundlage entbehrten. Bieberle geht davon aus, dass zumindest im Erdge-schoss wieder Einzelhandel angesie-delt werden kann. Einen Einfluss auf die Mieterstruktur habe die Stadt gleichwohl nicht. „Nach heutigem Stand“ geht der Stadtentwickler davon aus, dass das Gebäude für die neue Nut-zung saniert, aber nicht abgerissen werde.

NORDSTRASSE

Nur ein wenig Kosmetik Eigentlich hätte das Quartier zwischen Nordstraße und Marienkirche so etwas wie der neue Anziehungspunkt im städ-tischen Nachtleben werden können. In den Ursprungsplänen von HBB sollte auf dem Areal, auf dem heute Wohn-häuser der Baugesellschaft stehen, ei-gentlich das neue Kino errichtet wer-den. In dessen Sog war die Ansiedlung von Gastronomie und die Schaffung des „Rappenplatzes“ vorgesehen. Mit dem neuen Kino-Standort sind diese Pla-nungen hinfällig geworden. Übrigblei-ben werden vermutlich nur einige kos-metische Veränderungen. Die Häuser der Baugesellschaft sollen laut deren Geschäftsführer Jens Gottwald voraus-sichtlich noch in diesem Jahr aufgewer-tet werden. Der Parkplatz vor der Mari-enkirche soll einem Platz mit Aufent-haltsqualität weichen.

KURT-BLAUM-PLATZ

Heraeus wächst, das City Center nicht Die Pläne eines portugiesischen Inves-tors zur Erweiterung des City Centers sind vom Tisch. „Über eine Erweiterung würden wir nur reden, wenn es neue Ide-en gäbe, die bislang noch nicht in der Stadt zu finden sind“, so Bieberle. Gleich-wohl weiß er darum, dass die Zukunft des Centers mit den Ankermietern stehe und falle. Deshalb hoffe er darauf, dass Sa-turn, Karstadt Sports und Rewe langfris-

tig dort ansässig blieben. Er glaubt jeden-falls daran, dass das City Center bald neuen Zulauf bekommen werde, wenn die Flächen rund um den Kurt-Blaum-Platz entwickelt würden. Erster Schritt hierbei sei die Erweiterung von Heraeus in Richtung Leipziger Straße. Mit Hoch-druck wird auch daran gearbeitet, eine Lösung für das alte Degussa-Gebäude zu finden.

Alles noch offen Was mit dem Areal passiert, auf dem sich das Haus der Bäckerinnung be-fand, ist aktuell unklar, hat aber auch keine Priorität auf dem städtischen Baufahrplan: „Der Platz liegt da. Wenn ein ernsthafter Interessent kommt, sind wir offen für Verhandlungen“, so Martin Bieberle. Die Stadt könne sich eine kinoaffine Nutzung, also zum Bei-spiel Gastronomie oder Disko, hier gut vorstellen. Vom Tisch sind die Überle-gungen, dort ein Ärztezentrum zu er-richten.

Halb so groß Der Freiheitsplatz wird autofrei, aber auch Busse haben hier in Zukunft nur noch den halben Platz: Auf der „Finanz-amt-Seite“ entsteht zwar auch wieder der Zentrale Omnisbusbahnhof (ZOB), jedoch werden Ein- und Ausfahrt in Richtung Kreisel Nordstraße erfolgen, Übergangs- und Standzeiten optimiert, Linienführungen überarbeitet. Die nicht von den Bussen genutzte Hälfte wird komplett umgestaltet und soll als Platz mit Bäumen, Sitzmöglichkeiten und Wasserachsen zum Verweilen ein-laden. Diese Baumaßnahme ist für 2013/2014 vorgesehen.

Bedarf besteht Auch rund um den Kanaltorplatz gibt es eine rasante Entwicklung: Neben dem Bau des Postcarrés, der Sanierung der Hauptpost und des Hochhauses der Baugesellschaft steht auch für das Areal des ehemaligen Gloria-Kinos ei-ne bauliche Veränderung an. Die Eigen-tümerfamilie Wissler plant unter ande-rem ein Ärzte- und Dienstleistungszen-trum sowie ein Parkhaus. Hier sei die Nachfrage gut und überhaupt „alles in gutem Fluss“, so Martin Bieberle. Die Stadt habe ihre Hausaufgaben ge-macht, den Aufstellungsbeschluss für das Bauvorhaben und die veränderte Straßenführung auf den Weg gebracht. Das Bauvorhaben sei unabhängig von der nordmainischen S-Bahn zu sehen. „Der Parkplatzbedarf besteht an dieser Stelle auch ohne die S-Bahn-Entwick-lung.“ Ob es, wie ursprünglich von den Eigentümern geplant, bereits 2012 ei-nen Spatenstich gebe, könne er zum jet-zigen Zeitpunkt nicht beurteilen.

Klares Nein zur „Partymeile“ Für den Bereich rund um den Altstädter Markt steht schon seit längerem die Idee einer „goldschmiedehausaffinen Nut-zung“ im Raum, ist aber, so Martin Bie-berle, „noch nicht ausgereift“. Absolven-ten der Zeichenakademie beispielsweise könnten Läden für ihre Arbeiten nutzen und so in der Altstadt einen Gegenpol zum Angebot des modernen Einkaufs-zentrums auf dem Freiheitsplatz setzen – eine Entwicklung, die Bieberle in diesem Bereich durch den Mix der Geschäfte schon jetzt peu à peu voranschreiten sieht. Hier ist auch die Baugesellschaft mit im Boot: Die Sanierung der Liegen-schaften in der Altstadt sei so gut wie ab-geschlossen. Man gehe davon aus, dass Ende 2012 alles fertig sei, so Geschäfts-führer Jens Gottwald, eine mögliche Nut-

zung durch Kunsthandwerker werde von der Baugesellschaft befürwortet und ste-he als Projekt mittelfristig auf ihrer Agenda. Was die Stadt definitiv nicht will in ihrer Altstadt, ist der Ausbau zu einer „Partymeile“: „Wir kommen hier jetzt an unsere Grenzen in Sachen Kneipen.“ Gleichwohl favorisiere die Stadt in dem ehemals von der Hanauer Tafel genutz-ten Laden neben dem Goldschmiedehaus ein Café. „Wir wollen hier ein kleines Signal setzen. Aktuell suchen wir einen Interessenten.“ Was den Altstädter Markt selbst angeht, so wird dieser im Rahmen der allgemeinen Altstadtgestal-tung ab 2015 aufgehübscht und in seiner Aufenthaltsqualität aufgewertet. Die parkenden Autos sollen aus der Altstadt komplett verschwinden.

Im Zuge des Innenstadtumbaus sollen auch die Straßen der Innenstadt ein neu-es Gesicht erhalten. Den Auftakt zu den umfangreichen Arbeiten, deren Kosten die Stadt mit insgesamt rund 22 Millio-nen Euro veranschlagt, bildet die Umge-staltung der Hammerstraße, die im Mai diesen Jahres beginnen und schon vor der Adventszeit abgeschlossen sein soll. Die Hammerstraße soll neben neuen Sitz-möglichkeiten, neuen Lampen, neuen Bäumen und neuen Fahrradständern auch einen neuen Straßenbelag erhalten, der jenem ähnelt, der auf dem Vorplatz des neuen Kinos zum Einsatz gekommen ist. Nächste Verschönerungsmaßnahme ist die Nürnberger Straße, die 2012/2013

INNENSTADTSTRASSEN

Umgestaltung beginnt in Hammerstraße in Angriff genommen werden soll. 2013/2014 sollen Langstraße, Fahrstraße und Am Freiheitsplatz folgen. Weitere Maßnahmen in anderen Innenstadtstra-ßen sollen bis 2018 folgen. Bieberle betont, dass die Hammerstraße Referenz für alle Fußgängerzonen-Bereiche werden soll, aber nicht in allen Straßen der Belag er-neuert wird. In der Rosenstraße werde die-ser beispielsweise vorerst nicht ausge-tauscht. In Teilen der Rosen- und der Salz-straße werden ebenfalls in diesem oder An-fang des nächsten Jahres die Bagger anrol-len, dort müssen neue Leitungen verlegt werden, weshalb die Verschönerungsmaß-nahmen in diesen Bereichen laut Martin Bieberle vorgezogen werden.

FAHRSTRASSE

Busse bleiben Man habe geprüft, diskutiert und noch-mal geprüft, aber: „Status heute ist, dass die Busse auch weiterhin durch die Nürnberger Straße und die Fahr-straße fahren müssen.“ Die Gründe da-für seien vielfältig, ein gewichtiges Ar-gument sei die Anbindung des Markt-platzes, der bei einer Linienführung oh-ne diese beiden Straßen automatisch ausgeklammert wäre. Gleichwohl sei man aktuell bei der Entwicklung des neuen Nahverkehrsplanes, daraus könnte sich auch der Bedarf an neuen Linien ergeben und damit vielleicht auch ein neuer Denkansatz.