schwerer korrosionsschutz mit weniger overspray

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NASSLACKIEREN Schwerer Korrosionsschutz mit weniger Overspray Spritzbild beim Airless·Verfal1ren: Ungleicllmti6ige Scl1iclltdicken mit Ober· besclJicl1tungen an kritisclJen Stellen und Umeroescnicmunqen an den Kallten. Vor allem im Bereich des schwe- ren Korrosionsschutzes bringt eine neuentwickelte elektrostatische Lackiertechnik gegenuber der konventionellen Applikation im Airless-Verfahren gravierende Vorteile. ur die Lackierung im Bereich des schweren Korrosionsschutzes, also fur die Applikation hochviskoser, abrassiver Medien hat sich seit Jahren das Airlessverfahren durchgesetzt. Bei dieser Auftragstechnik sind hohe Drucko zwischen 300 und 500 bar erforderlich und es entstehen groBe Farbtrbpfchen mit groBer kinetischer Energie. Das Verfahren erfordert zum Teil Verdunnungszugaben und es hat einen relativ schlecht en Auftragswir- kungsgrad - er liegt zwischen 40 und 50 %. Die Ruckprallwirkung erhoht zusatzlich den Oversprayanteil. In der Praxis gehen mit der Airless- applikation oft ungleichmaBige Schicht- dicken (Toleranz bis 300 %) einher und es kommt zur Uberbeschichtung an kritischen Stellen beziehungsweise Unterbeschichtung an Kanten und Ecken. Des weiteren sind fur das Air- lessverfahren eine relativ hohe Gefahr der Lauferbildung, groBe Druck- schwankungen bei groflcrcn Schlauch- Iangen, Anstrichfilme mit Apfelsinen- struktur sowie hoher Duson und Pum- penverschleiB charakteristisch. Als Alternative zum Airlessverfah- ren wurde daher fur die Crobflachen- beschichtung mit Losungsmittel- und Wasserlacken eine neue Technik ent- wickelt, die bereits unter anderem im Bereich Werften, Croflbehalter-, Kes- selwagen-, Windkraftturm-, Container- und Stahlbau, Rohrleitungs- sowie Krahn- und GroBfahrzeugbau zum Einsatz kommt. Bei der Entwicklung der neuen Applikationstechnik wur- den folgende Ziele verfolgt: Reduzierung der Umweltbelastung (Farbnebel und Losungsmittel- emission) Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Reduzierung des Farbverbrauches Verbesserung der Anstrichqualitat Reduzierung der Nacharbeiten Senkung des Aufwandes fur Ein- hausungen und Abdeckungen. Die von der Berliner Firma BLO entwickelte Technik ist eine Kombina- tion aus Luftunterstutztem Airlessverfahren temperiertem Spritzen Elektrostatik und Rezirkulation. Eine neue Steuerungselektronik ermbglicht den Einsatz der Farben ohne Einstellung des Leitwertes. Die Anlagen stehen in verschiedenen Croficn und Leistungsstufen mit Schlauchlangen bis zirka 90 Meter zur VerfUgung. Fur das Arbeiten aus GroB- behaltern oder fur lange Fbrderwege konnen auch Kombinationen mit For derpumpen oder Mitteldruck-2K-An- lagen realisiert werden. Das Ansaugsystem und die Materi- alschlauchc sind aus hochflexiblem, Antihaft-Kunststoff, wodurch eine gute Reinigungsfahigkeit bei 2K-Lacken erreicht wird. Die Schlauche sind mit einem Edelstahlgewebemantel verse- hen, und damit optimal Exgeschutzt. Der Farbdurchlauferhitzer ist mit vier Statikmischern ausgerustet, so dass neben der Erwarmung eine gute Vermischung von 2K-Lacken gewahr- leistet ist. Das neue System bietet folgende Vorteile: Weicher Spritzstrahl mit reduzierter Vorwartsenergie (geringer Ruck- prall) Mikrofeine Zerstaubung (Trbpf- chcngroflc etwa 10 % im Vergleich zu Airless) Absolut homogenes Spritzbild und gleichmaBigere Schichtdicken durch die sich gegenseitig abstoBenden elektrostatisch aufge- ladenen Farbtrbpfchen Weich auslaufender Spritzstrahl, das heiBt keine Randstreifenbil- dung GroBer AusstoBmengen-Regel- bereich Spritzstrahlbreitenverstellung Mit Iuftrnanr.elumhulltem Farb- spritzstrahl Kleinere Materialdrucke (60-120 bar), dadurch geringerer Duson und PumpenverschleiB, gezielteres und gefUhlvolleres Spritzen mbglich I /, JOT 4 12001

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Page 1: Schwerer Korrosionsschutz mit weniger Overspray

NASSLACKIEREN

Schwerer Korrosionsschutzmit weniger Overspray

Spritzbild beim Airless·Verfal1ren: Ungleicllmti6ige Scl1iclltdicken mit Ober·

besclJicl1tungen an kritisclJen Stellen und Umeroescnicmunqen an den Kallten.

Vor allem im Bereich des schwe­

ren Korrosionsschutzes bringt eine

neuentwickelte elektrostatische

Lackiertechnik gegenuber der

konventionellen Applikation im

Airless-Verfahren gravierende

Vorteile.

ur die Lackierung im Bereich des

schweren Korrosionsschutzes, also

fur die Applikation hochviskoser,

abrassiver Medien hat sich seit Jahren

das Airlessverfahren durchgesetzt. Bei

dieser Auftragstechnik sind hohe

Drucko zwischen 300 und 500 bar

erforderlich und es entstehen groBe

Farbtrbpfchen mit groBer kinetischer

Energie. Das Verfahren erfordert zum

Teil Verdunnungszugaben und es hat

einen relativ schlechten Auftragswir­

kungsgrad - er liegt zwischen 40 und

50 %. Die Ruckprallwirkung erhoht

zusatzlich den Oversprayanteil.

In der Praxis gehen mit der Airless­

applikation oft ungleichmaBige Schicht­

dicken (Toleranz bis 300 %) einher und

es kommt zur Uberbeschichtung an

kritischen Stellen beziehungsweise

Unterbeschichtung an Kanten und

Ecken. Des weiteren sind fur das Air­

lessverfahren eine relativ hohe Gefahr

der Lauferbildung, groBe Druck­

schwankungen bei groflcrcn Schlauch­

Iangen, Anstrichfilme mit Apfelsinen­

struktur sowie hoher Duson und Pum­

penverschleiB charakteristisch.

Als Alternative zum Airlessverfah­

ren wurde daher fur die Crobflachen­

beschichtung mit Losungsmittel- und

Wasserlacken eine neue Technik ent­

wickelt, die bereits unter anderem im

Bereich Werften, Croflbehalter-, Kes­

selwagen-, Windkraftturm-, Container­

und Stahlbau, Rohrleitungs- sowie

Krahn- und GroBfahrzeugbau zum

Einsatz kommt. Bei der Entwicklung

der neuen Applikationstechnik wur­

den folgende Ziele verfolgt:

• Reduzierung der Umweltbelastung(Farbnebel und Losungsmittel­

emission)

• Verbesserung des Arbeits- undGesundheitsschutzes

• Reduzierung des Farbverbrauches

• Verbesserung der Anstrichqualitat

• Reduzierung der Nacharbeiten

• Senkung des Aufwandes fur Ein­hausungen und Abdeckungen.

Die von der Berliner Firma BLO

entwickelte Technik ist eine Kombina­

tion aus

• Luftunterstutztem Airlessverfahren

• temperiertem Spritzen

• Elektrostatik und

• Rezirkulation.Eine neue Steuerungselektronik

ermbglicht den Einsatz der Farben

ohne Einstellung des Leitwertes.

Die Anlagen stehen in verschiedenen

Croficn und Leistungsstufen mit

Schlauchlangen bis zirka 90 Meter zur

VerfUgung. Fur das Arbeiten aus GroB­

behaltern oder fur lange Fbrderwege

konnen auch Kombinationen mit Forderpumpen oder Mitteldruck-2K-An­

lagen realisiert werden.

Das Ansaugsystem und die Materi­

alschlauchc sind aus hochflexiblem,

Antihaft-Kunststoff, wodurch eine gute

Reinigungsfahigkeit bei 2K-Lacken

erreicht wird. Die Schlauche sind mit

einem Edelstahlgewebemantel verse­

hen, und damit optimal Exgeschutzt.

Der Farbdurchlauferhitzer ist mit

vier Statikmischern ausgerustet, so

dass neben der Erwarmung eine gute

Vermischung von 2K-Lacken gewahr­

leistet ist.

Das neue System bietet folgende

Vorteile:

• Weicher Spritzstrahl mit reduzierter

Vorwartsenergie (geringer Ruck­

prall)

• Mikrofeine Zerstaubung (Trbpf­chcngroflc etwa 10 % im Vergleich

zu Airless)

• Absolut homogenes Spritzbild undgleichmaBigere Schichtdicken

durch die sich gegenseitig

abstoBenden elektrostatisch aufge­

ladenen Farbtrbpfchen

• Weich auslaufender Spritzstrahl,das heiBt keine Randstreifenbil­

dung

• GroBer AusstoBmengen-Regel­bereich

• Spritzstrahlbreitenverstellung

• Mit Iuftrnanr.elumhulltem Farb­spritzstrahl

• Kleinere Materialdrucke (60-120

bar), dadurch geringerer Duson

und PumpenverschleiB, gezielteres

und gefUhlvolleres Spritzen mbglich

I/,

JOT 4 12001

Page 2: Schwerer Korrosionsschutz mit weniger Overspray

NASSLACKIEREN

\\\\\\~\""Spritzbild beim luflunterstotzten Airless·Verfahren: Durch den weich auslaufenden Farbspritzstrahl erfolgt keine Randstrei·

fenbildung.

Der SprOhstrahl

kann an der

Pistole durch

einfaches Ore­

hen slllfenios

von Flach- auf

Rundstrahl

umgestellr

werden.

zeit mit sehr gutem Ergebnis ver­

spritzt.

Der Overspray lieB sich urn mehr als

90 % reduzieren, die Lbsemittelemissi­

on urn 50 bis 60 %. SchiffsauBenbe­

schichtungen in Hallen und im Freien

- tiber Land und Wasser - werden

ohne AbdeckmaBnahmen durchge­

fuhrt.

Belastungen der Lackierer durch

Farbnebel konnten auf ein Minimum

reduziert werden. Selbst beim Spritzen

von kleinsten Raumon bleibt der

Applikateur weitgehend sauber. Der

geringe Spritzdruck von etwa 100 bar

minimiert die Verletzungsgefahr fur

das Bedienpersonal.

Eindeutig sind auch die Vorteile im

Hinblick auf die Ftlmqualttat.

• Erreicht wird ein sehr guter Verlauf

(strukturfreie Oberflachen) mit ho­

herem Glanz und besserer Gesamt­

optik. Die Anstrichoberflache weist

dadurch in der Folge geringere Ver­

schmutzungsneigung sowie eine

bessere Reinigungsfahigkeit auf.

• Schichdicken-Kontrollen zeigen

gleichmaBigere Schichtstarkcn mit

einer Toleranz von 20 %.

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..:::=J;

zur Anwendung gekommen. Eine Aus­

wertung der Erfahrungen fuhrte zu fol­

genden Ergebnissen:

Die Anlagen eignen sich fur alle

branchentiblichen Losungsmittel- und

Wasserlacke sowie fur lK- und 2K­

Lacke. Auch Eisenglimmer und Alu­

pigmentierte Materialien lassen sich

problemlos verarbeiten. Irn Schiffsbau

wurden High-Solid-Materialien mit

90 % Festkbrperanteil und 0,5 h Topf-

Kantenfluch t bei der konventionel·

len Airless·Beschichlung

Erfahrungen nach zwei Jahren

in der Praxis

Die Elektrostatik begOnstigt eine

Beschichlung an den Kanten

• Konstante Farbtemperatur, unab­

hangig von der Umgebungstempe­

ratur

• Keine Verdtinnungszugabe erfor­derlich, dadurch keine Kanten­

flucht, besserer Verlauf und Glanz,

bessere Deckfahigkeit, hohere

Schichtdicken, dichtere Filme

und somit besserer Korrosions­

schutz

• Schnellere Losungsrnittelver­dunstung beim Spritzen

• Hohcrer Auftragswirkungsgrad,dadurch Farbeinsparungen von

durchschnittlich 30 %

• Reduzierung der Laufergefahr,dadurch weniger Nacharbeit

• Humanere Arbeitsbedingungen(kein Farbruckprall}, durch gerin­

gere Farbnebel und Losungsmtt­

teldampfe

• Bevorzugte Kantenbeschichtung

Insgesamt 34 solcher Elektrosta­

tikanlagen sind in den letzten zwei jah

ren in verschiedenen AusfUhrungen

JOT 4 12001

Page 3: Schwerer Korrosionsschutz mit weniger Overspray

NASSLACKIEREN

KOSTEN/EINSPARUNGEN

Amortisationsberechnung fOr die neue Elektrostatik gegenOber Airless

- zu verarbeilende Farbmenge: 300 I/ Tag (Ourchschniltswerl)

- Ourchschniltspreis / liter Farbe : 8 ,00 OM/I

BLO Eleklrostatik Airless

Farbve rbrauch (in GroBversuchen errnit telt) reduzi erl um Farbve rlusl (in prakl ischen GroBversuchen ermi ltell) ca . 50 %

• Flachstrahlverfahren : 20 % . 50 %

• Rundslrahlverfahren: 50 % . 80 %

300 I/Tag x 8 OM/I = 2400 OM /Tag

Einsparung: 30 % = 720 OM / Tag

Anlagenpreis: 35000 OM

Amortisatio n: 35 000 OM : 720 OM /Tag =48 Tage

Arnor tisationszeit: 2 Monale

300 I/Tag x 8 OM/t = 2 400 OM / Tag

Verlust: 50 % = 1 200 OMlTag

Verlusl bei qeschatzten 100 EinsalZlagen/Jahr: 120000 OM/a

Bei der Koslenau fslellung sind fo lgende Einsparungen beziehungsw eise Koslen nichl berOcksichtigl:

• Zelt- und Ma leria l fur N ach- und Wiederholungsarbeilen. bedingl durch Air less-Sprttzverfahren

• Abdeck- und Einhausungsarbeilen

• Reinigungsarbeiten

• Filler in Absauganlagen

• Dusen und Anl agenleile

• Verdonnung

Oer tatsiichliche Kostenvortei l der neuen Elektrosta tlk lst daher wesentlich h6her a ls oben angegeben.

Schematische Darstellung des luftmantelumh(lI/ten Farbspritzstrahls

• Es entstehen keine stumpfen

Tctlflachon durch Farbnebel.

• Durch dichtere und geschlossenere

Filme sowie einen besseren Kan-

tenschutz ist ein guter Korrosions­

schutz gegeben.

• Keine Gefahr von Lauferbildung an

kritischen Stellen

• Der Materialverbrauch konnte bei

gleicher Flachenleistung wie Air­

less urn 30 % reduziert werden

• Darubor hinaus minimieren sich

Aufwendungen fur Reinigungs-,

Abdeck- sowie Nach- und Ausbes­

serungsarbeiten.

Der Verband der Ntcdorlandtschon

Schiffsbaulndustrie (VNSI) hat in

einem dreiwbchigen GroBversuch

unter Praxisbedingungen die Verfah­

ren Airless, Airmix und BLO-Elek­

trostatik verglichen und dokumentiert.

Bei diesem Vergleich wurden die zuvor

genannten Erfahrungen tiber die BLO­

Elektrostatik bezuglich U mweltschutz,

Oualitat, Wirtschaftlichkeit und Ar­

beitsschutz bestatigt.

Der Autor: Hans-JOrgen Bohnstedt,

BLO OHG, Berlin, Tel.: 030/54398111,e-mail: [email protected]

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