Sammeln von Jugendstilexlibris

Der um 1900 aufgekommene Jugendstil, der nicht nur in der bildenden Kunst zur Mode wurde, sondern auch die Formensprache in der Architektur oder bei Möbeln und Gebrauchsgegenständen beflügelte, führte auch in der Exlibrisgrafik zu einem ersten Höhepunkt. Ob in Großbritannien oder Frankreich, Spanien oder Tschechien oder in den deutschsprachigen Ländern, die in der Sammelbewegung führend waren, überall fanden sich Künstler, die ausdrucksstarke Buchzeichen in der neuen flächigen Linienkunst schufen. Eine ausführliche Darstellung zum Jugendstil-Exlibris findet sich in dem Buch Jugendstil-Exlibris von Helmut Franck (Prisma Verlag Gütersloh 1984). Bei der Fülle der Blätter zu diesem Thema empfiehlt sich auch hier für den Sammler eine Beschränkung auf bestimmte Aspekte. So könnte man sich auf die Blätter eines Künstlers konzentrieren, etwa die Schwarz-Weiß-Kunst des bedeutenden jüdischen Malers und Grafikers Ephraim Moses Lilien oder die farbenfrohen Holzschnitte des Schweizers Otto Krebs.

Ephraim M. Lilien, Eigenblatt, Klischee 1908 Otto Krebs für Tilla Durieux, Farbholzschnitt um 1910

Sie könnten länderspezifische Ausprägungen sammeln, etwa die Exlibris von britischen oder Wiener Künstlern.

Henry Ospovat für James & Maud Robertson, Klischee 1908 Ditha Moser für Editha Mautner von Markhof, Farbklischee 1907

Reizvoll ist auch das Sammeln bestimmter Stilformen, z.B. von Blättern mit Jugendstilrahmungen oder mit reduzierter symbolischer Bildsprache.

Matthieu Molitor für Lydia Brehmer, Zinkätzung, o.J. Raimund Geiger für Othmar Fritsch. Zweifarbige Lithografie 1915/1 6

Man kann bestimmte Motive sammeln, die häufig auf Jugendstilexlibris zum Ausdruck kommen, etwa Buchzeichen mit der Gestaltung von Frauenfiguren oder mit Darstellungen des Todes.

Jay Chambers für Amy Ivers Truesdell, Stichätzung 1900 John Jack Vriesländer für Carl Friedrich Schulz, Autotypie um 1900

Jugendstilexlibris haben ihre eigene Schönheit, spiegeln in immer neuen Variationen, was die Menschen um 1900 bewegte. Es lohnt, sich auf diese Bildwelten einzulassen und zu sehen, wie Künstler aus ganz Europa kunstgeschichtlich hier an einem Strang ziehen.

Einige bedeutende Künstler, die Jugendstilexlibris geschaffen haben:

Belgien: Fernand Khnopff, Louis Titz, Henry van de Velde

Deutschland: Mathilde Ade, Georg Broel, Julius Diez, Erich Erler-Samaden, Curt Hasenohr-Hoehoff, Hugo Hoeppener (Fidus), Erich Hübner, Ephraim Moses Lilien, Heinrich Vogeler, John Jack Vriesländer

Frankreich: Henry André, E.P. Brossement, Henri Chapront, Jules Colondre, Georges Demeufve

Großbritannien: Aubrey Beardsley, Robert Anning Bell. Kate Greenaway, Jessie M. King, Henry Ospovat, Joseph W. Simpson

Österreich/Ungarn: Karl Otto Czeschka, Joseph Hoffmann, Gustav Klimt, Maximilian Liebenwein, Koloman Moser, Emil Orlik, Kalman Rozsnyay, Josef Vachal

Schweiz: Otto Krebs, Alfred Peter, Alfred Soder

Spanien: Garcia Joaquim Renart, Alexandre de Riquer, Josep Triado i Mayol

Tschechien: Georg Jilovski, Alfons Mucha, Otakar Stáfl, Hugo Steiner-Prag

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Künstlern. Abbildungen von Jugendstil-Exlibris finden Sie im Internet, u.a. bei Pinterest.