richard coudenhove-kalergi, mutterland europa (1900)

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    Coudenhove-Kalergi, ttichardNicolausMutterland Europa

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    Digitized by the Internet Archivein 2011 with funding from

    University of Toronto

    http://www.archive.org/details/mutterlandeuropaOOcoud

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    Richard Coudenhove-Kalergi

    Mutterland Europa

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    Richard Coudenhove-Kalergi

    Mutterland Europa

    Thomas -Verlag, Zrich

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    DlobOChi

    Copyright by Thomas-Verlag, ZrichPrinted in Switzerland by

    Buchdruckerei Berichthaus, Zrich

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    Die Politik ist unser Schicksal

    Dieses an Goethe gerichtete Napoleon-Wort ist das Leitmotiv unseres Zeitalters.

    Denn von der politischen Entwicklung hngtweitestgehend unser persnliches Schicksalab: ob wir in Frieden leben knnen oderunter Atombomben sterben mssen; ob wirund unsere Kinder frei bleiben werden odereiner modernen Sklaverei verfallen; ob wireiner Periode des Wohlstandes entgegengehenoder des Elends.

    Diese Erkenntnis fhrt zur Verpflichtung,Stellung zu nehmen zu den groen Fragen derPolitik. Wer dies nicht tut, macht sich mit-schuldig an allen politischen Katastrophen,die ihn und die Seinen treffen.Heute mu jeder von uns zur Schicksals-

    frage Stellung nehmen, ob Europa nach demZusammenbruch durch den Weltkrieg auf deralten Basis des vlkischen Nationalismus auf-

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    gebaut werden soll - oder als eine groe Eid-genossenschaft: als unser gemeinsames Mut-terland, die Mutter unserer Vaterlnder.

    Die Mehrzahl der Europer ist heute frden Zusammenschlu, in der berzeugung,da angesichts der russischen Gefahr keineandere Lsung brigbleibt; und da schlie-lich eine demokratische Fderation einemeuropischen Sowjetsystem vorzuziehen ist.Es handelt sich hier aber keineswegs um

    europische Patrioten, sondern um Nationa-listen, die erkennen, da die Politik des euro-pischen Zusammenschlusses den Interessenihrer Nationen entspricht. Fr die Deutschenhandelt es sich um den krzesten Weg, dieIsolierung zu beenden, in die sie durch dasDritte Reich und den Krieg geraten sind, undschnellstens zur moralischen, politischen undwirtschaftlichen Gleichberechtigung mit denSiegermchten zu gelangen. Fr die Franzo-sen handelt es sich um das sicherste Mittel,eine Achse Berlin-Moskau-Peking zu ver-

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    hindern und damit einen dritten Weltkrieg.Whrend fr die Italiener Paneuropa diestrkste Gewhr bedeutet gegen die Gefahreines Sowjet- Italien.

    Diese Argumente haben dazu gefhrt, inFrankreich und Deutschland nicht nur dieRegierungsparteien fr Paneuropa zu ge-winnen, sondern auch die nichtkommunisti-schen Oppositionsparteien.

    Diese Interessengemeinschaft zwischen na-tionaler und europischer Politik erklrt denSiegeszug des Europa-Gedankens in den letz-ten sechs Jahren: Europarat, Montanunion,Verteidigungsunion, Verfassungsarbeit.Whrend zwischen 1946 und 1950 die Par-

    lamente und die ffentliche Meinung zumZusammenschlu drngten und die Regie-rungen nur zgernd folgten - hat sich dieLage seit 1950 grndlich gendert. Seit Ro-bert Schuman die Parlamente mit dem Plander Montanunion berraschte, sind die Regie-rungen zu Pionieren des europischen Zu-sammenschlusses geworden, whrend es dieParlamente sind, die ihnen nur zgernd folgen.

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    Knftige Geschichtsschreiber werden dasTriumvirat: Konrad Adenauer - Aleide deGasperi - Robert Schuman als die eigentlichenBaumeister der europischen Fderation be-zeichnen, die ihre ganze Persnlichkeit, Auto-ritt und Karriere fr diesen Gedanken ein-gesetzt haben.

    *

    Das Trommelfeuer europischer Initiativen,das wir erlebt haben, ist die Folge dieserkontinentalen Regierungsaktion. Ohne siehtte der europische Zusammenschlu vieleJahre gebraucht. Aber die Raschheit dieserFortschritte birgt groe Gefahren fr die Zu-kunft. Europa einigt sich, ohne da das Grosder Europer fr diese Einigung reif ist.Europa einigt sich in Staatskanzleien undParlamenten, aber nicht in den Herzen derEuroper.

    Die nationale Einigung Deutschlands, mitder die Paneuropa-Bewegung oft verglichenwird, nahm einen andern Weg. Hier waren esdie Vlker, die vorangingen. Unter dem DruckNapoleons wurden sich Hannoveraner und

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    Westfalen, Rheinlnder, Preuen, Sachsen,Bayern und Wrttemberger pltzlich bewut,da sie in erster Linie Deutsche waren. DieseBewegung fhrte erst zum Zollverein, dannzum Reich. Regierungen und Potentatenfolgten nur zgernd dem Einigungswillen desVolkes. Die italienische Einigung geschah aufhnliche Weise: das Volk ging voran, dasHaus Savoyen folgte.Das Paradoxe an der Einigung Europas ist,

    da sie von keiner echten Volksbewegunggetragen wird. Die Vlker billigen, in ihrerMehrheit, die Einigungspolitik ihrer Regie-rungen, ohne sich fr sie zu begeistern. Essind Deutsche, Franzosen und Italiener, diemit Paneuropa sympathisieren - aber keineeuropischen Patrioten.

    Solange die Europa-Politik, wie dies augen-blicklich der Fall ist, allen beteiligten Natio-nen nur Vorteile bringt, gengt diese Ein-stellung fr den Aufbau der europischenFderation. Nur droht dieses Europa ohneEuroper bei der ersten weltpolitischen Krisezusammenzubrechen und sich in seine natio-

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    nalen Bestandteile aufzulsen: mit oder ohneBrgerkrieg.Denn frher oder spter mu der Augen-

    blick kommen, wo es notwendig sein wird,nationale Interessen auf dem europischenAltar zu opfern. Wenn zu jenem ZeitpunktEuropa aus Deutschen, Franzosen und Italie-nern besteht und nicht aus Europern deut-scher, franzsischer und italienischer Zunge,wird es ebenso auseinanderbrechen wie einstdie Vereinigten Staaten von Amerika, trotzihrer groartigen Verfassung, als die Sklaven-frage die Lebensinteressen des Sdens denendes Nordens entgegenstellte.

    Denn eine Armee braucht nicht nur Sol-daten und Waffen, sondern auch einen ge-gemeinsamen Patriotismus. Eine Europa-Armee, deren Soldaten nicht bereit sind, frihr gemeinsames Vaterland zu kmpfen undzu sterben, kann schne Statistiken ergeben,aber keine Militrmacht, die der Roten Armee

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    gewachsen ist. Sollte der Fall eintreten, dader europische Generalissimus die Armeemobilisiert, whrend eine der nationalen Re-gierungen einen Gegenbefehl erteilt, stehendie unglcklichen Soldaten dieser Nation vorder trostlosen Alternative, Vaterlandsverrterzu werden oder Meuterer. Da aber nur Euro-per in Uniform europische Patrioten sind,whrend ihre nichtuniformierten Landsleutein einer Atmosphre des nationalen Separa-tismus weiterleben, ist undenkbar.

    Die Zukunft des Europa-Bundes wird erstdann gesichert sein, wenn Europa nicht nurin Staatsvertrgen lebt, sondern auch in denHerzen und Kpfen seiner Brger. Wenn sichDeutsche, Franzosen und Italiener bewutwerden, da sie bei aller Liebe zu ihrenSprachennationen in erster Linie Europersind. Da Europa eine groe vielsprachigeNation ist, wie Indien: eine Kultur- undSchicksalsgemeinschaft, mit gemeinsamer Ge-schichte und Tradition, gemeinsamer Lebens-form, gemeinsamen Interessen und gemein-samen Idealen.

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    Wir brauchen aber nicht nach Indien zublicken, um zu erkennen, da Nationen keineSprachgemeinschaften sind, sondern Kultur-und Schicksalsgemeinschaften. Denn im Her-zen Europas lehrt uns das leuchtende Beispielder Schweiz, da Europer deutscher, fran-zsischer und italienischer Zunge in Friedenund Freiheit als eine einige Nation zusammen-leben knnen: verbunden durch eine gemein-same Lebensform und Verfassung, gemein-same Ideale und Interessen.Wenn es gelingt, diese Grundidee derSchweiz bis an die Grenzen des Ozeans zu

    tragen und der Sowjetunion, ist Europa ge-einigt. Die Idee Paneuropa ist nichts als eineErweiterung des Schweizer Ideals.Denn die Schweiz ist nicht nur Vorbild,

    sondern zugleich Gegenbild des zerrissenenEuropa. Ihr Frieden in Wohlstand und Frei-heit ist das Ergebnis einer weisen Politik, deres gelungen ist, Europer verschiedener Zungezu einer mehrsprachigen Nation zusammen-zufassen im Rahmen eines Bundesstaates.Was die Schweiz vollbracht hat, kann fr das

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    brige Europa keine Utopie sein, sonderneine Aufgabe und ein Vorbild.

    Deutsche sind geneigt, in Nationen Sprach-gemeinschaften zu sehen, Franzosen Staats-gemeinschaften. In Wahrheit sind Nationenweder das eine noch das andere, sondern: be-wute Kultur- und Schicksalsgemeinschaften.Darum ist Europa eine groe Nation, ge-

    gliedert in Staaten und Sprachgruppen, aberverbunden durch eine gemeinsame Kulturund ein gemeinsames Schicksal.

    In den letzten zweitausend Jahren warEuropa lnger geeinigt als zersplittert: erstdurch das Rmische Reich, dann durch dieRmische Kirche.

    Die Hauptquelle des vlkischen Nationa-lismus, der Europa in periodische Kriege ge-strzt hat, liegt in einem verflschten Ge-schichtsunterricht, der das Trennende betontstatt des Einenden; der die Gegenstze zwi-schen den Europern unterstreicht und ver-herrlicht, ihre Kriege und Erbfeindschaften,ihre Siege und Eroberungen. Statt von der

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    unbestreitbaren Tatsache auszugehen, daalles, was Europa gro gemacht hat, ber-nationalen Charakter trug: seine Genies,seine Religion, seine Kunst, seine Wissen-schaft, seine Technik. Da alle entscheiden-den Entwicklungen seiner Geschichte ber-national waren: vom Rmerreich zumTriumph des Christentums; von der Vlker-wanderung zur Gotik; von der Cluniazensi-schen Reform zu den Kreuzzgen ; Rittertumund Mnchstum, Kirche und Scholastik;Renaissance und Humanismus, Reformationund Gegenreformation; Absolutismus undAufklrung; Liberalismus und Sozialismus;Faschismus und Kommunismus.

    Statt aus diesen Tatsachen die logischenKonsequenzen zu ziehen, sucht ein nationali-stischer Geschichtsunterricht die Kinder glau-ben zu machen, da die vlkischen NationenTrger der Kultur waren und sind; und dain diesem Kampf der Kulturen die eigeneNation an der Spitze stand und steht. Da

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    diese Lehren den Nationen schmeicheln, wer-den sie gerne geglaubt. Sie werden zur poli-tischen Weltanschauung der Halbgebildetenaller Staaten, die von den groen Kultur-zusammenhngen keine Ahnung haben unddarum nur zu leicht Opfer eines geflschtenGeschichtsunterrichtes werden.Es ist Zeit, diese Halbbildung durch wahre

    Bildung zu ersetzen: den Schlern von Kind-heit auf zu erklren, da es in Europa keineisolierten Nationalkulturen gibt, sondern nureine einzige, groartige, europische Kultur,an deren Aufbau alle Vlker unseres Erdteilesteilgenommen haben.

    Diese europische Kultur wurzelt im grie-chischen Freiheitsgedanken, in der christ-lichen Brderlichkeit und in der Ritterlich-keit. Der Zusammenklang dieser drei Idealehat unsere europische Kultur geschaffen. Die-se Kultur wird erhalten bleiben, solange sie sichdieses dreifachen Ursprungs bewut bleibt.Heute ist die europische Kultur schwerer

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    bedroht als zu irgendeiner Zeit seit den TagenDsehingis-Khans.

    Diese Bedrohung hat in den letzten Jahrendas Tempo der europischen Einigungsbewe-gung beschleunigt. Sogar die NationalistenEuropas sind sich pltzlich bewut geworden,da die Europer angesichts dieser Todesge-fahr mehr denn je eine Schicksalsgemein-schaft bilden - gezwungen, sich zusammen-zuschlieen oder unterzugehen. Unter dieserSowjetdrohung hat der europische Eini-gungsgedanke in den letzten sechs Jahrengrere Fortschritte gemacht als in den vor-hergehenden sechs Jahrhunderten.

    *

    Dieser Siegeszug des Europa- Gedankensist seit dem Tode Stalins ins Stocken geraten.Viele Europer sind naiv genug, ein Nachlas-sen des Sowjetdruckes mit einem Nachlassender bolschewistischen Gefahr zu verwechseln.Sie glauben, da sie sich wieder den Luxusnationaler Streitigkeiten leisten drfen. So istheute das europische Einigungswerk vonneuem bedroht durch die Kurzsichtigkeit von

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    Politikern, die sich von Tagesereignissenstrker beeindrucken lassen als von den Leh-ren der Geschichte.Denn der Tod Stalins hat nichts gendert

    am russischen Ziel der Weltrevolution. Frei-lich braucht Moskau eine mehr oder wenigerlange Atempause, um die durch den Fhrer-wechsel entstandene Krise zu berwinden.Aber whrend dieser Monate oder Jahre wirdes seine Bemhungen verdoppeln, Europaohne Krieg zu erobern - genau so wie esChina ohne Krieg erobert hat. Zu diesemZweck wird es alles aufbieten, um den euro-pischen Zusammenschlu zu verhindernoder hinauszuschieben. Um dieses Ziel zuerreichen, untersttzt es heute berall dienationalistischen Bewegungen, soweit es inihnen Totengrber der europischen Einheitund Freiheit wittert.

    Die sogenannte Friedensoffensive ist darumeher ein Grund zur Beschleunigung des euro-pischen Zusammenschlusses statt zu dessenVerzgerung. Europa sollte den Augenblickder Schwche Moskaus dazu bentzen, seinen

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    Wenn erst diese entscheidende Streitfrage,die den Westen von Ruland trennt, einegerechte Lsung gefunden hat, ist der Wegoffen fr ein friedliches Nebeneinanderlebender Sowjet-Union mit dem Abendland -trotz der tiefen kulturellen Gegenstze^ , diesie trennen. Solange Ruland kommunistischbleibt und der Westen demokratisch, ist einsolcher Modus vivendi die einzige Alternativezu einem dritten Weltkrieg.Wir mssen aus der Geschichte lernen: als

    die Christenheit aufgespalten war in Refor-mation und Gegenreformation, hielten vieleEuroper eine Koexistenz von Katholikenund Protestanten fr utopisch; sie waren derberzeugung, da ein Religionsfriede nurgesichert werden knnte durch Bekehrung,Ausrottung oder Vertreibung des Gegners.Erst nach hundertfnfzig Jahren blutigsterKmpfe wurden sich beide Parteien darberklar, da sie schlielich nebeneinander lebenknnten und mten.

    Hoffen wir, da Europer und Bolsche-wiken diesmal schneller lernen werden, trotz

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    des greren Gegensatzes, der sie trennt, fried-lich nebeneinander zu leben Denn der Erd-ball wird tglich kleiner und die Notwendig-keit eines friedlichen Zusammenlebens tglichgrer.

    Die groen Erfolge Paneuropas seit demKriegsende haben die gefhrliche Illusion ge-weckt, da der Zusammenschlu Europas un-aufhaltsam sei und darum keiner weiterenAnstrengung mehr bedrfe.Diese These beruht auf einem fundamenta-len Irrtum. Solange Moskau offene Aggres-sionspolitik trieb, schien Paneuropa die einzigeMglichkeit, dieser Gefahr zu begegnen.Heute bieten sich jedoch der neuen Mos-

    kauer Auenpolitik eine Reihe von Alterna-tiven. Wenn Paneuropa scheitert, knnteFrankreich wieder seine Sicherheit in seinertraditionellen Bndnispolitik mit Rulandsuchen, whrend Deutschland verlockt wre,zur Rapallo-Politik zurckzugreifen, die 1939ihren letzten Triumph gefeiert hat. Wir dr-

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    fen auch nicht den Plan Prsident Rooseveltsvergessen, auf Kosten Europas Ruland mitAmerika zu vershnen. Und schlielich gibtes heute wieder eine starke Bewegung, dieden Zusammenschlu Europas verhindernwill durch die Schaffung eines AtlantischenBundes, bestehend aus den Vereinigten Staa-ten von Amerika und den europischen Na-tionalstaaten. Die Verwirklichung dieses Pro-grammes wrde die Staaten Europas inVasallen der bermchtigen amerikanischenZentralsonne verwandeln. Die Geschichtelehrt, da Vasallen frher oder spter ver-suchen, sich von der Vorherrschaft zu be-freien ; da darum die Vlker Europas auf dieDauer nicht zugleich Amerikas Satelliten undFreunde sein knnten. Diese Freundschaftkann nur gesichert werden durch ein Bndnisund herzliches Vertrauensverhltnis zwischenzwei gleichberechtigten Partnern: den Verei-nigten Staaten von Amerika und den Verei-nigten Staaten von Europa.Auf dieser Freundschaft zwischen Europa

    und Amerika ruht nicht nur die Zukunft23

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    unserer Zivilisation, sondern auch die Er-haltung des Friedens. Denn nur wenn Europaund Amerika unverbrchlich zusammenste-hen, bilden sie auf absehbare Zeit die strksteMacht der Welt, die uneinnehmbare Zitadellemenschlicher Freiheit.Und wie immer auch die Sowjets sich

    knftig zu Europa stellen, wre es ein ver-hngnisvoller Fehler, sich auf bolschewistischeUnterschriften und Vertrge verlassen zuwollen. Der einzige sichere Garant des Frie-dens liegt in der bermacht der friedfertigenStaaten ber ihre potentiellen Gegner: in dermilitrischen und moralischen berlegenheitdes Abendlandes ber die Pioniere einer kom-munistischen Weltrevolution.Darum bilden europische und atlantische

    Politik keine Gegenstze, sondern Ergnzun-gen, seitdem sich beide in den Dienst derFreiheit gestellt haben und der Sicherung desWeltfriedens.

    Um die Einigung Europas zu erreichen,mssen wir fr sie kmpfen. Wir mssen be-

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    reit sein, fr sie Opfer zu bringen: persnlicheund nationale.Wir haben keinen Grund, pessimistisch zu

    sein. Die Paneuropa-Bewegung hat, in derkurzen Spanne von dreiig Jahren, den jahr-hundertealten Traum eines einigen Europaaus einer scheinbaren Utopie in eine Forde-rung der Tagespolitik verwandelt. Nun han-delt es sich darum, einen Schritt weiter zugehen: diese Forderung in eine Tatsache um-zuschaffen.

    Hier liegt die groe Aufgabe unseres Jahr-hunderts - hier das groe Abenteuer unsererGeneration An dieser gigantischen Aufgabegemessen, mu das Interesse an der nationalenKirchturmpolitik verblassen. Denn keinesder groen Probleme unserer Zeit lt sichauf rein vlkischer Grundlage lsen: wederdas Problem der Sicherheit, noch des Friedens,noch der Freiheit, noch des Wohlstandes. DieLsung all dieser Probleme hat die EinigungEuropas zur Voraussetzung.

    Wichtiger als alle Detailfragen nach derknftigen Europa-Verfassung oder nach der

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    Organisation der Europa-Armee ist die Ziel-setzung.

    Hier gilt das alte Motto der Kavalleristen:Erst Direktion - dann Formation Jedervon uns mu sich klar bewut sein, worum esgeht. Wir haben von unseren Vorfahren einegroartige Kultur ererbt und einen herrlichenKontinent. Dieses Erbe ist durch zwei Welt-kriege teils vertan, teils bedroht. Vor unssteht die gewaltige Aufgabe, unser Europa,das so tief gesunken ist, wieder zu dem zuerheben, was es durch die Jahrhunderte war:zur Leuchte der Welt.

    Diesen Kampf kann nur die Generationdes zwanzigsten Jahrhunderts fhren, dieGeneration, die der Entwicklung des Flug-zeuges gefolgt und dadurch gewohnt ist, inKontinenten zu denken.

    In ihrer Hand liegt unsere Zukunft, unsereHoffnung, unsere Rettung

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    Dreiig Jahre Paneuropa- Bewegung1923-1953

    Die Paneuropa-Bewegung wurde 1923 vonGraf Richard Coudenhove-Kalergi gegrndet,der seither ihr Prsident ist.

    Die programmatische Schrift der Bewe-gung war das Buch Paneuropa von R.Coudenhove-Kalergi Paneuropa-Verlag,Wien, 1923).

    Das Generalsekretariat der Bewegung warvon 1923-1938 in Wien, von 1938-1940 inBern, von 1940-1946 in Neuyork, von 1946-1951 in Gstaad. Seit 1952 ist es in Lausanne.

    Die Kongresse der Paneuropa-Union fandenstatt: 1926 Wien; 1930 Berlin; 1932 Basel;1935 Wien; 1943 Newyork; der EuropischenParlamentarier-Union: 1947 Gstaad; 1948Interlaken; 1949 Venedig; 1950 Konstanz.Whrend ihrer ersten Phase 1923-1932)

    hat die Paneuropa-Bewegung die Europische27

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    Frage aufgerollt. Diese Phase gipfelte in derEuropischen Initiative Aristide BriandsGenf 1929-1931).Whrend ihrer zweiten Phase 1933-1939)

    arbeitete die Bewegung an einem europ-ischen Defensivbndnis gegen den Imperialis-mus des Dritten Reiches und an der Vor-bereitung einer deutsch-europischen Ver-shnung nach dem Sturz des Nationalsozia-lismus. Ihr Bestreben, den Zweiten Weltkriegzu verhindern, war erfolglos.

    Die dritte Phase der Bewegung 1940-1947)galt der Gewinnung Amerikas fr das Pro-gramm einer europischen Nachkriegs-Fde-ration: bis sich die Idee dort durchgesetzthatte.

    Die vierte Phase der Bewegung 1947-1952)suchte durch Mobilisierung der Parlamenta-rier die Regierungen zu einer Politik deseuropischen Fderalismus zu bestimmen.Ihr Instrument war die Europische Par-lamentarier-Union Prsident: Georges Bohy,Generalsekretr: R. Coudenhove-Kalergi),die eine entscheidende Rolle spielte bei der

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    Grndung des Europarates und der Montan-union.

    Die fnfte Phase ab 1952) ist die Kampagnefr einen europischen Patriotismus. Dieprogrammatische Schrift dieser Bewegungist Die Europische Nation von R. Couden-hove-Kalergi Deutsche Verlagsanstalt, Stutt-gart, 1953).

    Die Geschichte der Paneuropa-Bewegungfindet sich dargestellt in der AutobiographieR. Coudenhove-Kalergis: Aus meinem Le-ben Atlantis-Verlag Zrich/Freiburg i.Br.,1950).

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    Im gleichen Verlag erschienen:

    Graf R. Goudenhove-KalergiDer Gentleman Fr. 4.35 / DM 4.20Die europische Mission der Frau

    Fr. 4.95 / DM 4.75

    Nationalrat Dr. Karl WickAbendbriefe. Kulturpolitische Essays

    Fr. 6.80 / DM 6.55Dr. James SchwarzenbachDie Stunde des Brgertums

    Fr. 4.95 / DM 4.75Thomas -Verlag, Zrich

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