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Reparatur/Überholung des Tachos Mit der Zeit begann die Anzeige des Tachos zu „schwingen“. Auch produzierte er seltsame Geräusche, die ihren Höhepunkt auf der Rückfahrt eines Hamburg-Ausflugs hatten. Da wir noch ca. 6 Stunden Fahrt vor uns hatten und der Tacho die Lautstärke eines Mixers, in dem man gerade eine Coladose schreddert annahm, löste ich kurzerhand die Tachowelle und fuhr nur noch mit Navi (dieses konnte mir die Momentangeschwindigkeit anzeigen). Im ersten Schritt erneuerte ich die Tachowelle → keine Besserung. Das hiess für mich, der Tacho muss erneuert werden (Probleme der Beschaffung ! Ersatzteil-Lage !) oder ich muss versuchen das Problem auf andere Weise zu lösen ! Also, Tacho ausbauen und die „Lärmquelle“ lokalisieren. Freunde erwähnten ähnliche Probleme bei Bekannten : „Da sind Gleitlager drin, die trocken gelaufen sind. Ein bisschen Öl sollte schon helfen !“ Wie baue ich also den Tacho aus ? Im Werkstatt-Handbuch wurde ich fündig. Hier steht, man müsse das Kühlwasser ablassen, da der Temperaturfühler aus dem Thermostatgehäuse herausgeschraubt werden muss (sonst Kühlwasserverlust !). Das Kapillarrohr, das vom Temperaturfühler bis zum Instrumenten- und Schaltergehäuse reicht ist jedoch so im Motorraum verlegt, dass es ausreicht eine Schelle zu lösen, um genug Spielraum zu erhalten. Mit diesem Kapillarrohr muss man sehr vorsichtig umgehen. Wenn dieses Rohr geknickt/zerstört wird, hat man ganz andere Probleme (wie gesagt „Ersatzteil-Lage“ !) So konnte ich Platz für die folgenden Schritte schaffen. 1. Batterie abklemmen um Kurzschlüsse zu vermeiden. 2. Tachowelle vom Tacho lösen (das ist etwas „Fummelei“). 3. Lösen der vier Befestigungsschrauben des Instrumenten- und Schaltergehäuses aus der Armaturentafel (siehe Abbildung 1). 4. Um etwas mehr Spielraum zu erhalten, habe ich die beiden Muttern der Lenksäule gelöst. Die Lenksäule kann damit zwar nur einige Millimeter abgesenkt werden, aber das ist völlig ausreichend. 5. Herausziehen des Instrumenten- und Schaltergehäuses. Zur Vermeidung von Kratzern und anderen Beschädigungen am Gehäuse am Besten ein Tuch auf die Verkleidung der Lenksäule legen. Der Tacho kann so „kopfüber“ auf der Lenksäule abgelegt werden. Die Kabel sollten lang genug sein ! Ich musste nur ein einziges Kabel am rechten Schalterblock (Wischer und Lüfter) und die beiden Kabel der Tankanzeige abziehen. 6. Auf der Gehäuserückseite die beiden Schrauben der

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Page 1: Reparatur/Überholung des Tachos Mit der Zeit begann die Anzeige des Tachos zu schwingen. Auch produzierte er seltsame Geräusche, die ihren Höhepunkt auf

Reparatur/Überholung des Tachos

Mit der Zeit begann die Anzeige des Tachos zu „schwingen“. Auch produzierte er seltsame Geräusche, die ihren Höhepunkt auf der Rückfahrt eines Hamburg-Ausflugs hatten.Da wir noch ca. 6 Stunden Fahrt vor uns hatten und der Tacho die Lautstärke eines Mixers, in dem man gerade eine Coladose schreddert annahm, löste ich kurzerhand die Tachowelle und fuhr nur noch mit Navi (dieses konnte mir die Momentangeschwindigkeit anzeigen).

Im ersten Schritt erneuerte ich die Tachowelle → keine Besserung.

Das hiess für mich, der Tacho muss erneuert werden (Probleme der Beschaffung ! Ersatzteil-Lage !) oder ich muss versuchen das Problem auf andere Weise zu lösen !Also, Tacho ausbauen und die „Lärmquelle“ lokalisieren.Freunde erwähnten ähnliche Probleme bei Bekannten :„Da sind Gleitlager drin, die trocken gelaufen sind. Ein bisschen Öl sollte schon helfen !“

Wie baue ich also den Tacho aus ?

Im Werkstatt-Handbuch wurde ich fündig.Hier steht, man müsse das Kühlwasser ablassen, da der Temperaturfühler aus dem Thermostatgehäuse herausgeschraubt werden muss (sonst Kühlwasserverlust !). Das Kapillarrohr, das vom Temperaturfühler bis zum Instrumenten- und Schaltergehäuse reicht ist jedoch so im Motorraum verlegt, dass es ausreicht eine Schelle zu lösen, um genug Spielraum zu erhalten.Mit diesem Kapillarrohr muss man sehr vorsichtig umgehen. Wenn dieses Rohr geknickt/zerstört wird, hat man ganz andere Probleme (wie gesagt „Ersatzteil-Lage“ !)

So konnte ich Platz für die folgenden Schritte schaffen.

1. Batterie abklemmen um Kurzschlüsse zu vermeiden.2. Tachowelle vom Tacho lösen (das ist etwas „Fummelei“).3. Lösen der vier Befestigungsschrauben des Instrumenten- und Schaltergehäuses aus

der Armaturentafel (siehe Abbildung 1).4. Um etwas mehr Spielraum zu erhalten, habe ich die beiden Muttern der Lenksäule

gelöst. Die Lenksäule kann damit zwar nur einige Millimeter abgesenkt werden, aber das ist völlig ausreichend.

5. Herausziehen des Instrumenten- und Schaltergehäuses. Zur Vermeidung von Kratzern und anderen Beschädigungen am Gehäuse am Besten ein Tuch auf die Verkleidung der Lenksäule legen. Der Tacho kann so „kopfüber“ auf der Lenksäule abgelegt werden. Die Kabel sollten lang genug sein ! Ich musste nur ein einziges Kabel am rechten Schalterblock (Wischer und Lüfter) und die beiden Kabel der Tankanzeige abziehen.

6. Auf der Gehäuserückseite die beiden Schrauben der Temperaturanzeige lösen.7. Dieses Anzeigeinstrument aus dem Gehäuse nehmen. Vorsicht mit dem

Kapillarrohr !8. Der eigentliche Tacho ist mit 8 Schrauben mit dem Gehäuse verbunden. Diese Schrauben können durch Verschieben des Gehäuses „leicht“ gelöst werden.9. Das Tachoelement entfernen.

Jetzt beginnt der eigentliche „Spaß“ : Der Tacho muss zerlegt werden !

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So kennt ihr das Instrumenten- und Schaltergehäuse im Fahrzeug.

Und so sollte der ausgebaute Tacho im Prinzip aussehen.

Abbildung 1 : Instrumenten- und Schaltergehäuse

Abbildung 2 : Ausgebauter Tacho

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Um an die Walze und die zugehörige Mechanik heranzukommen, muss die Scheibe und die schwarze Blende abgenommen werden. Dazu entfernt man die 4 kleinen Schrauben und kann dann die Scheibe mit den aufgeprägten Zahlen abnehmen.Bei der Blende sollte man etwas vorsichtig sein. Sie ist mit dem Alu-Gehäuse verklebt und kann sehr leicht verbiegen !

Sind diese beiden Teile entfernt, ist die Walze und der Kilometerzähler inkl. Antrieb zu sehen (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3 : Innereien des Tachos

Der dargestellte Tacho wurde im Septemper 1964 hergestellt. Der Originaltacho meines Rekords ist etwas anders aufgebaut (er stammt aus dem Jahr 1963). So ist z.B. auf Kunststoffzahnräder beim Antrieb des Kilometerzählers umgestiegen worden. Und auch das „Getriebe“, an das die Tachowelle angeschlossen wird, wurde verändert. Aber offensichtlich kann man auch diesen Tacho ohne größere Umstände zerlegen.

Zum Ölen des Getriebes (siehe Abbildung 4), muss die komplette Walze inkl. Spiralfeder und Getriebe ausgebaut werden :

1. Blende um den Kilometerzähler und den Zähler selbst abbauen. Dazu die Bleche auf der Rückseite „gerade“ biegen. Bei dem älteren Tacho ist der Zähler mit 2 Schrauben befestigt !

2. Getriebe und Halterung der Spiralfeder lösen.3. Walze mit allen Anbauteilen aus dem Gehäuse nehmen.

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Die Walze ist auf der Getriebeseite nur „aufgesteckt“. Am Getriebe ist eine Scheibe mit Magnet befestigt der auf der Walzenseite innerhalb eines flachen „Metalltopfs“ läuft. Das ist im Prinzip die Technik, mit der die Walze bewegt wird. Die Walze wird über die magnetische Kraft „mitgeschleppt“. Die „Gegenkraft“ und damit die angezeigte Geschwindigkeit der Walze wird über die Vorspannung der Spiralfeder (siehe Abbildung 5) eingestellt !Man sollte also beim Zerlegen auf die Einstellung der Feder achten und sich diese merken !

Da ich das vorher nicht wusste habe ich bei einer Probefahrt den Tacho in den Fußraum gelegt und die angezeigte Geschwindigkeit mit meinem Navi abgeglichen. Danach habe ich die Vorspannung der Feder etwas angepasst. Der Tacho sollte lieber etwas mehr anzeigen als zu wenig !

Abbildung 4 : Getriebe und Schnecke zum Kilometerzähler

Abbildung 5 : Spiralfeder

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Als alles zerlegt war, habe ich die beweglichen Teile (Buchsen und Getriebe) soweit möglich mit Kriechöl (Caramba 70) eingesprüht (reichlich).Danach alles wieder zusammengebaut (umgekehrte Reihenfolge) und nochmal „ausserhalb“ die angezeigte Geschwindigkeit überprüft.

Ich habe den „überholten“ Tacho jetzt noch nicht so lange in Betrieb, aber bisher habe ich keinerlei Geräusche wahrnehmen können !(Über das Langzeitverhalten werde ich hier berichten !)

Also, folgende Punkte sollte man beachten :

1. Vorsicht mit dem Kapillarrohr. Dies scheint sehr empfindlich zu sein.2. Die Blende des Tachos ist extrem dünn und verbiegt „sofort“.3. Einstellung der Spiralfeder merken !

Ansonsten war das Ganze aber keine große Hexerei. Mit etwas Geschick und Ruhe ist es kein Problem einen alten Tacho wieder fit zu machen (zumindest den des A-Rekords !).

Noch ein kleiner Hinweis :

Beim Austausch des Tachos sollte auf diese Bezeichnung (hier : W = 610) geachtet werden !

Nach meinem Kenntnisstand heißt das „Wegstrecke“. Über den Wert kann ich leider nichts sagen, aber man sollte nur Tachos mit gleichem Wert tauschen !

(Wahrscheinlich stimmt ansonsten die Kilometeranzeige nicht mehr !?)

Jetzt habe ich noch einen Begriff gefunden : „Wegdrehzahl“.Das bedeutet wohl die Anzahl der Tachowellenumdrehungen für eine bestimmtezurückgelegte Strecke (1 km) !?