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PENDLERATLAS REGION AACHEN Analyse der Pendlerströme und deren wirtschaftliche Relevanz im Kammerbezirk Aachen

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Pendleratlasregion aachenanalyse der Pendlerströme und deren wirtschaftliche relevanz im Kammerbezirk aachen

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IMPRESSUM

herausgeber:Industrie- und Handelskammer AachenTheaterstraße 6 –1052062 AachenInternet: www.aachen.ihk.de

Verantwortlich:Jürgen Drewes, IHK AachenMonika Frohn, IHK Aachen

redaktion:Benjamin Haag, IHK AachenBoris Linden, IHK AachenChristian Drewes, AGIT mbH

gestaltung:büro G29, AachenNils Jagnow, IHK Aachen

Fotonachweis:Seite 5 von Ludwig Körfer Titelbild, Seite 7, 11, 45, 51 von Fotolia

Aachen, Januar 2011

Pendleratlasregion aachenanalyse der Pendlerströme und deren wirtschaftliche relevanz im Kammerbezirk aachen

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Vorwort

Das Mobilitätsverhalten der Menschen hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten grundlegend verändert.

Die vorliegende Untersuchung belegt auch für die Region Aachen einen enormen Anstieg bei der Zahl der täglichen Ein- und Auspendler. Wohn- und Arbeitsort liegen heute immer seltener in derselben Gemeinde.

Der Pendlerverkehr verursacht einerseits erhebliche Kosten für die Pendler und belas-tet Umwelt und Infrastruktur. Pendeln wird andererseits in einem flexiblen Arbeits-markt immer unverzichtbarer und politisch und gesellschaftlich eingefordert.

Auch die planungspolitisch gewollte Trennung von Wohnsiedlungs-, Gewerbe- und Industriegebieten führt zur Zunahme der Pendlerströme.

Hinzu kommen Suburbanisierungstendenzen, die das räumliche Auseinanderfallen von Arbeiten und Wohnen ebenfalls begünstigen.

Ein Blick in die Zahlen für den Kammerbezirk Aachen macht schnell deutlich: Diese Entwicklung ist auch an uns nicht vorbeigegangen. Rund 436.000 Pendler über Gemeindegrenzen sind täglich auf den Straßen- und Schienenwegen innerhalb des Kammerbezirkes sowie in und aus benachbarten Regionen unterwegs. Hinzu kom-men 431.000 innergemeindliche Pendler, bei denen der Arbeits- auch der Wohns-tandort ist.

Die vorliegende Untersuchung gibt wichtige Hinweise für die weitere Entwicklung der Region. Zum einen geht es um die bedarfsgerechte Entwicklung der Verkehrsin-frastruktur und -verbindungen, die idealerweise den Pendlerströmen folgen sollten. Zum anderen ermöglicht sie eine Bewertung der wirtschaftsstrukturellen Entwick-lung in den zurückliegenden drei Jahrzehnten.

Heute pendeln mehr Menschen zu ihrer Arbeit aus dem Kammerbezirk Aachen aus als in selbigen ein. Der schon im Jahre 1987 negative Pendlersaldo hat sich in knapp 20 Jahren um über 80 Prozent erhöht. Die zu Beginn der 80er Jahre begonnene Wirtschaftsförderungspolitik mit einem starken Fokus auf technologieorientier-ten Gründungen und Ansiedlungen war insgesamt wirksam, aber regional jedoch unterschiedlich. Das Oberzentrum Aachen hat deutlich an Arbeitsplätzen gewonnen. Die Ausrichtungen der Kreise Düren und Heinsberg bleiben weiterhin bipolar, bzw. tripolar.

> Vorwort

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Die Anziehungskraft Aachens als Oberzentrum auf die angrenzenden Teile dieser Kreise ist jedoch wider Erwarten nicht geschwächt worden. Für die Kreise Heinsberg und Euskirchen sind Suburbanisierungseffekte zu beobachten, die den Pendlersaldo deutlich beeinflusst haben dürften. Angesichts dessen sind die Entwicklungen in den Kreisen Euskirchen und Heinsberg zwar nicht ermutigend, aber auch nicht besorgnis-erregend. Besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung des Kreises Düren, der nicht nur bei der Entwicklung der Pendlerströme und Salden, sondern auch bei anderen wichtigen Kriterien, beispielsweise der Arbeitsplatzdeckung, im Vergleich zu den anderen Kreisen eher schwache Ergebnisse aufzeigt.

Insgesamt ist es dringend erforderlich:

> die Wirtschaftsförderungsbemühungen deutlich zu verstärken, um einer weiteren Verschlechterung des Pendlersaldos entgegenzuwirken;

> die Zusammenarbeit mit denjenigen Regionen besonders zu forcieren, mit denen intensive Pendlerverflechtungen bestehen, auch außerhalb des eigenen Bezirkes;

> die Region Aachen als maßgeblichen Teil einer Metropolregion Rheinland zu positionieren;

> den Kammerbezirk Aachen grenzüberschreitend in eine sich formierende Metropolregion Euregio-Maas-Rhein einzubringen;

> die Zukunftsinitiative Eifel mit den Eifelgemeinden unserer Region und denjenigen aus Rheinland-Pfalz zu intensivieren sowie

> die Entwicklung der „Innovationsregion Rheinisches Revier“ mit den Abbau- flächen der Braunkohle und den Kraftwerksstandorten im Zentrum und den angrenzenden Entwicklungspolen in Aachen und an der Rheinschiene, wie im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung NRW vorgesehen, zu einer Chancenregion in Europa zu entwickeln.

Vorwort <

Jürgen Drewes Hauptgeschäftsführer, IHK Aachen

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inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 7

2. Die Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11

2.1. Die Gesamtregion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13

2.2. Die StädteRegion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17

2.3. Der Kreis Düren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 27

2.4. Der Kreis Euskirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 33

2.5. Der Kreis Heinsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 39

3. Arbeitsplatzdeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 45

4. Fazit und Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 51

1. einleitung

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> einleitung

einleitung

Der Pendleratlas der Region Aachen (Stadt Aachen, ehem. Kreis Aachen, Kreis Düren, Kreis Euskirchen, Kreis Heinsberg) zeigt die Entwicklung des Pendlerverhaltens in den Jahren 1987 bis 2006 in der Region. Die Daten ermöglichen eine Beurteilung der regionalen Entwick-lung von Arbeitsmärkten und Standortbedingungen, woraus sich wichtige infrastrukturelle und wirtschafts-politische Problemstellungen ableiten lassen.

Dabei wird der Pendlerbegriff vom Landesbetrieb für Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) zu Grunde gelegt. Pendler in diesem Sinne sind Berufspendler und Ausbildungspendler. Berufspend-ler sind alle abhängig Beschäftigten, selbstständige Gewerbetreibende und Landwirte, Freiberufler, unbe-zahlte mithelfende Familienmitglieder, Auszubildende, Beamte und Beamtenanwärter sowie Soldaten. Zu den Ausbildungspendlern zählen Studenten an Hochschulen und Schüler an allen öffentlichen und privaten Schulen einschließlich der Berufskollegs. Im Folgenden werden, falls nicht explizit erwähnt, die Gesamtpendler zugrun-de gelegt, also die Berufs- und die Ausbildungspendler. Unregelmäßige Fahrten, wie Geschäftsreisen, werden in den verwendeten Statistiken nicht erfasst.

Die Zahlen von IT.NRW basieren auf der Volkszählung von 1987 und danach auf dem aktualisierten Mikro-zensus für das Jahr 2006. Der Vergleich dieser beiden Jahre ist besonders aussagekräftig. Aktuellere Zahlen wären aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise weni-ger zielführend gewesen.

Statistische Unstimmigkeiten wurden durch eigene Berechnungen bereinigt. Dies war insbesondere bei der Ermittlung der Grenzpendler erforderlich.

Um Entwicklungen bewerten zu können, wurden Ver-treter aller Städte und Gemeinden der Region gebeten, die sie betreffenden Ergebnisse zu kommentieren. Die Antworten haben wichtige Hinweise gegeben, die in die derzeitigen Überlegungen zur Ausgestaltung der Wirt-schaftsförderungsstruktur, zu den Rollen der Akteure und zur Verteilung der Finanzlasten einfließen können.

Im Betrachtungszeitraum ist die Bevölkerungszahl der Region um 15 Prozent – und damit deutlich stärker als im NRW-Schnitt (+8 Prozent) – auf 1,29 Millionen Ein-wohner gestiegen. Bei der Beschäftigungsquote bleibt die Region jedoch hinter dem Landesschnitt zurück.

Abbildung 1: Modal Split 2008 Berufspendler nach dem für die längste Wegstrecke benutzten Verkehrsmittel

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Die gestiegene Zahl der Erwerbstätigen geht selbst-redend mit einer gesteigerten Zahl an Pendlern einher. Dieses gestiegene Pendlervolumen erfordert ein modernes Mobilitätskonzept für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung. Die Aachener Region als innova-tiver und technologieorientierter Wirtschaftsstandort muss den Anspruch haben, als Region für pendelnde Arbeitnehmer interessant zu bleiben und entsprechen-de Verkehrsinfrastrukturen zur Verfügung zu stellen. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wan-dels und der damit verbundenen Herausforderung der Fachkräftesicherung – also dem Jahresthema 2011 der IHK-Organisation unter dem Motto „Gemeinsam für Fachkräfte“ – spielen Fragen nach der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes für die Beschäftigten, die Unterneh-men und die Kommunen eine immer größere Rolle.

Hauptverkehrsträger des Pendlerverkehrs ist die Straße. Von den über 11,3 Millionen Pendlern (6,6 Millionen innergemeindliche Pendler und 4,7 Millionen Pendler über Gemeindegrenzen)1 in NRW nutzen etwa 60 Prozent das Auto für den Weg zur Arbeit. Der Anteil derer, die den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als Transportmittel für den täglichen Weg zur Arbeit wählen, ist mit knapp 13 Prozent gegenüber der 56,1 Prozent2 des motorisierten Individualverkehrs (MIV) im-mer noch gering. Es müssen noch mehr Anstrengungen

unternommen werden, um den Modal Split zu Gunsten des ÖPNV zu verschieben.

Wie aktuelle Maßnahmen (z.B. die Bemühungen der IHK zur stärkeren Nutzung von Job-Tickets) sich in Zukunft auf die Wahl des Verkehrsmittels auswirken, bleibt abzuwarten. Der Anteil der Pendler, die das Rad als Transportmittel wählten, stieg im selben Zeitraum um 0,9 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent, wohingegen die Zahl der Fußgänger von 10,6 Prozent auf 9,5 Prozent zurückfiel.

Abbildung 2 zeigt die durchschnittlich zurückgelegte Wegstrecke zur Arbeit. Auffallend ist, dass sich die zurückgelegte Distanz zum Arbeitsort in den letzten Jahren vergrößert hat.

Ein angemessener Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen innerhalb des Kammerbezirkes ist erforderlich, sowohl was die Schiene als auch die Straße betrifft. Auch die Transitfunktion der Region zwischen den großen europäischen Wirtschaftszentren und die Nähe zu den wichtigen See- und Binnenhäfen machen diesen Aus-bau der Infrastruktur nötig. Um den Anteil des ÖPNV weiter zu erhöhen, bedarf es neben einem Ausbau der Schienenverkehrsinfrastruktur gut getakteter Verbin-dungen.

1Datenbasis IT.NRW, eigene Berechnung2Datenbasis DESTATIS

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Abbildung 2: Durchschnittliche Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsort

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> einleitung

Die vorhandenen Netze müssen auch stärker auf die Pendlerbedürfnisse ausgerichtet werden. Insbesondere die an der Rheinschiene gelegenen Arbeitsmarktzent-ren müssen besser an die Region Aachen angebunden werden.

Der Atlas zeigt die Pendlerverflechtungen des Kam-merbezirkes untereinander sowie mit den angrenzen-den Kreisen und Städten.

PendlerverflechtungenZu Beginn eines jeden Kapitels werden die beiden Karten zu den Pendlerverflechtungen der Region (bzw. Teilregion) aus den Jahren 1987 und 2006 gegenüber-gestellt. In den dargestellten Pendlerbeziehungen zu den verschiedenen Regionen oder Gebietskörperschaf-ten wird dargestellt, wie viele Pendler aus einem Gebiet in die betreffende Region einpendeln, wie viele dorthin auspendeln und wie sich der entsprechende Saldo als Differenz aus Ein- und Auspendlern bemisst3.

Pendlerströme und PendlersaldenIn Diagrammform werden die Pendlersalden und Pend-lerströme zu den wichtigsten Destinationen dargestellt. Die Entwicklung von Pendlerbeziehungen im Zeitraum von 1987 bis 2006 wird in diesen Diagrammen beson-ders anschaulich.

PendlerintensitätFür die Städte Aachen, Düren, Euskirchen und Heins-berg werden darüber hinaus Karten zur Pendlerinten-sität gezeigt. Diese Karten zeigen die Strahlkraft dieser ausgewählten Arbeitsmarktzentren in die Region.

PendlerachsenFür diese vier Städte – und zusammengefasst auch für die Gesamtregion – werden schließlich noch die wichtigsten Pendlerachsen kartographisch dargestellt. Gezeigt werden die kumulierten Pendlerströme, also die Summe der Ein- und Auspendler. Die Karten zeigen, dass die Pendlerverflechtungen nicht nur stark vom Arbeitsplatz- und Wohnortangebot, sondern auch von den wichtigen Verkehrsachsen bestimmt werden.

ArbeitsplatzdeckungIn Kapitel 7 wird die Arbeitsplatzdeckung der Ge-meinden von 1987 bis 2006 dargestellt. Darin werden Erwerbstätige, die in einer Gemeinde wohnhaft sind, zu den in derselben Gemeinde vorgehaltenen Arbeitsplät-zen in Relation gesetzt. Der Arbeitsplatzdeckungsgrad veranschaulicht somit, wie viel Prozent der in einer Kommune wohnenden und beschäftigten Personen in der Kommune selbst einen Arbeitsplatz finden könnten.

Der Pendleratlas soll dazu beitragen, die regionale Dis-kussion zu beleben und gemeinsam nach Lösungsan-sätzen für die Herausforderungen zu suchen, denen die Wirtschaftsregion Aachen gegenübersteht. Es geht vor allem um Rezepte, den Strukturwandel weiter erfolg-reich zu meistern und auf die Folgen des demographi-schen Wandels richtig reagieren zu können.

3Beispiel: Wenn 150 Personen von X nach Y pendeln – und nur 100 Personen von Y nach X, dann hat X ein positives Pendlersaldo von +50 gegenüber Y.

2. die analyse

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> einleitung

die analyse

im nachfolgenden Kapitel erfolgt neben einer darstellung der gesamtregion aachen auch eine detaillierte Betrachtung der einzelnen teilregionen des Kammerbezirks. Zusätzlich zu einer generellen Beschreibung der wirtschafts-struktur werden detailliert die Pendlerströme und deren wirtschaftliche relevanz in den einzelnen teilregionen genauer analysiert.

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2.1. gesamtregion aachen

Die Wirtschaftsregion Aachen ist eine „altindustriali-sierte Region“. Die Industrialisierung der Region begann bereits früh im 18. Jahrhundert, weit früher als im Ruhrgebiet. Das Verschieben von Standortgunstfakto-ren, ebenso wie das Entstehen immer undurchlässiger werdender Grenzen, hat dazu geführt, dass die Region den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung des Kernlandes immer wieder zu verlieren drohte. Zu Be-ginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zeichnete sich das Ende des Steinkohlenbergbaus im Aachener Revier ab, in dem 1980 noch fast 18.000 Menschen unmittelbar beschäftigt waren. Die Region entwickelte eine Wirtschaftsförderungsstrategie, die das Ziel hatte, in Zusammenarbeit mit den großen Forschungseinrich-tungen RWTH, Fachhochschule und Forschungszentrum Jülich technologieorientierte Unternehmensgründun-gen zu fördern, technologiestarke Unternehmen mit Fühlungsvorteilen zu den großen Forschungseinrich-tungen in der Region anzusiedeln und den Technolo-gietransfer zu den schon bestehenden Unternehmen zu organisieren.

Nach Kooperationsverträgen der IHK mit den drei genannten Einrichtungen erfolgte 1984 die Einrich-tung eines ersten Gründerzentrums auf westdeut-schem Boden, 1983 die Gründung der Regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft AGIT und in kurzer Folge die Errichtung von weiteren zwölf Technologie-, Gründer- und Gewerbezentren in der gesamten Region. In den 90er Jahren wurde der Steinkohlenbergbau im Aachener Revier (Emil Mayrisch – 1992, Sophia-Jacoba – 1997) komplett eingestellt. Seit 1960 kann der Ader-

lass – unter Einbeziehung von Folgeeffekten – auf über 30.000 Arbeitsplätze beziffert werden.

Demgegenüber sind in dem Untersuchungszeitraum mehr als 32.076 Arbeitsplätze durch technologieorien-tierte Gründungen in 1.410 Unternehmen entstanden4. Dies hat aber nicht ausgereicht, um den Wegfall an Arbeitsplätzen an anderer Stelle und die Versorgung von Zugezogenen mit Arbeitsplätzen in der Region zu gewährleisten. Wie den Karten auf den Folgeseiten zu entnehmen ist, hat sich der Pendlersaldo insgesamt von -29.411 (1987) auf -53.573 (2006) erhöht. Die Aus-richtung der Pendlerströme der Gesamtregion hat sich im Untersuchungszeitraum nur wenig verändert. Zwar haben die Pendlerströme insgesamt deutlich zugenom-men, die Rangfolge der wichtigsten drei Destinationen (Stadt Köln, Rhein-Erft-Kreis und Mönchengladbach) ist jedoch unverändert geblieben. Die Bedeutung der Niederlande als Pendlerquelle und -ziel hat sich unterdurchschnittlich entwickelt – ein Befund, dessen Ursachen näher untersucht werden müssten.

Die letzte Karte in diesem Kapitel zeigt die wichtigs-ten Städteachsen, entlang derer gependelt wird. Erfasst ist die Summe der Ein- und Auspendler (kumulierte Pendlerströme). Die Karte veranschaulicht sehr deutlich die gestiegene Bedeutung der Zusammenarbeit des Bezirks mit dem Rheinland unter dem Dach einer zu schaffenden Metropolregion. Sie bestätigt aber auch die bereits gut entwickelte Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz in der Zukunftsinitiative Eifel sowie die Kooperationsstrukturen mit Belgien und den Nieder-landen.

2.1. die gesamtregion aachen

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4IHK Aachen: Technologieorientier-te Unternehmensgründungen in der Region Aachen, Juni 2010

Abbildung 3: Entwicklung Hauptpendlerströme Region Aachen 1987 und 2006 im Vergleich

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Abbildung 4: Pendlerverflechtungen Region Aachen 1987

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Abbildung 5: Pendlerverflechtungen Region Aachen 2006

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Abbildung 6: Summe Ein- und Auspendlerströme der Städte Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg, 2006

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2.2. städteregion aachen

Seit Oktober 2009 gibt es den Zusammenschluss der Stadt und des Kreises Aachen zur StädteRegion Aachen. Sie ist Rechtsnachfolgerin des Kreises Aachen. Dennoch werden Stadt und Kreis Aachen in dieser Untersuchung jeweils in einem eigenen Unterkapitel behandelt.

3.a Stadt Aachen

Die Stadt Aachen mit ihren 258.000 Einwohnern stellt 30 Prozent der in der Region Aachen vorhandenen Arbeitsplätze. Das Oberzentrum der Region nimmt als Universitäts- und Forschungsstandort eine spezielle Rolle in der Region Aachen ein und besitzt vor allem überregionale Strahlkraft als Arbeitsstandort.

Das Pendlervolumen ist im Betrachtungszeitraum deutlich gestiegen. Die Anzahl der Einpendler ist von 1987 bis 2006 um fast 29.000 auf insgesamt 80.021 angewachsen. Die Stadt weist mit fast 50.000 den einzigen positiven Pendlersaldo im Kammerbezirk auf. Den größten Einpendlerzuwachs erzielt die Stadt dabei mit 60 Prozent aus dem alten Aachener Kreisgebiet. Die StädteRegion ist also in der Tat ein lebendiger Verflech-tungsraum.

Die Kreise Düren (10,5 Prozent aller Einpendler) und Heinsberg (9,5 Prozent aller Einpendler) sind ebenfalls intensiv mit der Stadt Aachen verflochten. Abbildung 11 zeigt die Pendlerintensität der Stadt Aachen in Bezug auf die Region. Sie unterstreicht die Bedeutung der Stadt als Oberzentrum, nicht nur für den alten Kreis Aachen, sondern auch für Kommunen des Kreises Düren und die südlichen Städte und Gemeinden des Kreises Heinsberg. Anders verhält es sich mit dem Kreis Euskirchen. Aufgrund der mangelnden Straßen- und Schienenverbindungen ist für Arbeitskräfte aus dem

Kreis Euskirchen (unter 1 Prozent aller Einpendler) die Stadt Aachen als Arbeitsort von untergeordneter Bedeutung. Hier gilt es künftig, vor allem durch inf-rastrukturelle Maßnahmen (Straßenbau oder Ertüch-tigung der Schienenstrecke Euskirchen und Düren für den Personenverkehr), den Kreis Euskirchen besser anzubinden. Das vorhandene Straßenverkehrsnetz lässt den Kreis Euskirchen nur bedingt an dem Entwicklungs-potenzial der StädteRegion teilhaben. Das benachbarte Belgien (4,6 Prozent aller Einpendler) trägt ebenfalls positiv zum Pendlersaldo der Stadt Aachen bei.

Nach wie vor pendeln mehr Menschen aus Aachen in die Medienstadt Köln und die Landeshauptstadt Düsseldorf als umgekehrt. Gerade für hochqualifizierte Arbeitskräfte bleibt das dortige Arbeitsplatzangebot attraktiv. Das Verhältnis von Ein- und Auspendlern hat sich innerhalb des Betrachtungszeitraumes bei einem insgesamt steigenden Pendlervolumen jedoch zuguns-ten der Stadt Aachen entwickelt. Kamen 1987 noch auf jeden Einpendler aus Düsseldorf durchschnittlich 2,7 Auspendler aus Aachen, so ist diese Quote im Jahr 2006 auf 1,7 Auspendler pro Einpendler gesunken. Gleiches gilt für die Stadt Köln, wo sich die Quote von durchschnittlich 2,1 Auspendlern auf jeden Einpendler im Jahr 1987 auf 1,5 Auspendler pro Einpendler im Jahr 2006 verbessert hat.

War der Pendlersaldo der Stadt Aachen zur ehemali-gen Bundeshauptstadt Bonn 1987 noch negativ, so hat sich dieses Verhältnis im Betrachtungszeitraum umge-kehrt. Die Pendlerverflechtung der Stadt Aachen zu den benachbarten Niederlanden ist in etwa vergleichbar mit dem zum ca. 70 km entfernt liegenden Köln. Die Hauptverkehrsachsen A 4 und A 44 sowie die Bahn-verbindungen Aachen – Köln und Aachen – Düsseldorf stellen hierbei das Rückgrat für die täglichen Pendler-ströme dar.

2.2. die städteregion aachen

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> die städteregion aachen

Abbildung 7: Pendlerverflechtung Stadt Aachen 1987

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Abbildung 8: Pendlerverflechtung Stadt Aachen 2006

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Abbildung 9: Entwicklung der Pendlerströme der Stadt Aachen

Abbildung 10: Entwicklung der Pendlersalden der Stadt Aachen

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Abbildung 11: Pendlerintensität der Stadt Aachen 2006

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Abbildung 12: Summe Ein- und Auspendlerströme Stadt Aachen, 2006

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2.2.2 Kreis Aachen

Der negative Pendlersaldo des Kreises Aachen hat sich von -31.329 (1987) auf -37.772 (2006) leicht verschlechtert. Zwar hat die Anzahl der Einpendler von 15.300 Einpendlern (1987) auf 33.800 (2006) um 120 Prozent zugenommen, die Anzahl der Auspendler ist jedoch von dem hohen Niveau von 46.200 Auspendlern (1987) auf 69.600 Auspendler (2006) um 51 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Pendler innerhalb des Kreises liegt um 80 Prozent höher als 1987 (siehe Abbildung 13 und Abbildung 14).

Extrem dominant ist die Pendlerbeziehung mit der Stadt Aachen. Insgesamt 70 Prozent aller Auspendler aus dem Kreis zieht es in das nahegelegene Oberzen-trum. Auch von der Stadt Aachen aus pendeln täglich über 14.200 Personen in den Kreis ein. Dies sind 42 Pro-zent aller Einpendler in den Kreis Aachen.

Einen positiven Pendlersaldo hat der Kreis Aachen mit den benachbarten Kreisen Düren (26,7 Prozent aller Einpendler) und Heinsberg (17,3 Prozent aller Einpend-ler). Beachtlich ist vor allem die Trendumkehr zwischen dem Kreis Düren und dem Kreis Aachen. Pendelten 1987 noch 2.275 Personen mehr aus dem Kreis Aachen in den Kreis Düren ein als umgekehrt, hat sich diese Zahl zugunsten einer positiven Bilanz von über 700 Einpendlern aus dem Kreis Düren in den Kreis Aachen entwickelt.

Jeweils etwa 1.000 Einpendler aus Belgien und den Niederlanden (3 Prozent aller Einpendler in den Kreis Aachen) unterstreichen die Bedeutung des grenzüber-schreitenden Arbeitsmarktes sowie die Notwendigkeit des Baus der B 258n zwischen Aachen – Richterich und der deutsch-niederländischen Grenze. Durch den geplanten Anschluss an den Parkstad Buitenring auf niederländischer Seite erhält das Projekt eine geson-derte infrastrukturelle Bedeutung und kann vor allem für eine Entlastung der Straßen im Nordkreis und eine bessere Anbindung des Kreises Heinsberg sorgen.

Abbildung 11 belegt die starke Ausrichtung des alten Kreisgebietes auf die Stadt Aachen. Ein besonderes Bei-spiel ist die Gemeinde Roetgen, aus der über 50 Prozent der dort lebenden Erwerbstätigen zum Arbeiten in die Stadt Aachen pendeln.

Abbildung 12 zeigt die tägliche Verkehrsbelastung durch Pendlerströme zwischen der Eifel und der Stadt Aachen über die B 258 und unterstreicht die Notwen-digkeit einer Ortsumgehung der B 258 bei Roetgen.

Der ehemalige Kreis profitiert enorm von der Entwick-lung des Oberzentrums. Diese Stadt – Umland Ausrich-tung gilt es in der Weiterentwicklung der StädteRegion Aachen gemeinsam gewinnbringend zu nutzen. Erfor-derlich sind eine gemeinsame Entwicklungsplanung unter dem Dach der StädteRegion und vor allem eine gemeinsame Wirtschaftsförderung.

Abschließend lässt sich für den Kreis Aachen festhal-ten, dass verglichen mit der Stadt Aachen, die Erwerbs-tätigen durchschnittlich über geringere Distanzen pendeln.

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Abbildung 13: Pendlerverflechtungen Kreis Aachen 1987

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Abbildung 14: Pendlerverflechtungen Kreis Aachen 2006

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Abbildung 15: Entwicklung der Pendlersalden Kreis Aachen

Abbildung 16: Entwicklung der Pendlerströme im Kreis Aachen

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2.3. der Kreis düren

Im Jahr 2006 lebten im Kreis Düren 272.232 Einwoh-ner (21 Prozent der Einwohner des Kammerbezirks). Der Anteil der im Kreis Düren vorhandenen Arbeits-plätze liegt ebenfalls bei 21 Prozent der Gesamtregion Aachen. Der Kreis Düren ist ein historisch gewachsener Wirtschaftsstandort der Papiererzeugenden und -verar-beiteten Industrie. Etwa 77 Prozent des Gesamtumsat-zes dieser Branche im Kammerbezirk werden im Kreis Düren erwirtschaftet.

Die Stadt Jülich im Kreis Düren stellt mit dem FH Cam-pus Jülich und dem Forschungszentrum Jülich vor allem für hochqualifizierte Arbeitskräfte einen attraktiven Arbeitsort dar.

Der Pendlersaldo des Kreises Düren war im Jahr 1987 mit -7.216 negativ. Dieser hat sich auf -17.547 im Jahr 2006 mehr als verdoppelt.

Die Anzahl der Pendler innerhalb des Kreises ist im Betrachtungszeitraum um 46 Prozent angestiegen (1987: 31.442 Pendler, 2006: 45.773 Pendler).

Die Anziehungskraft der Städte Köln (18,9 Prozent der Auspendler) und Aachen (19,2 Prozent der Auspendler) sind hierbei etwa gleich groß. Ein reger Pendleraus-tausch erfolgte auch mit dem Rhein-Erft-Kreis sowie den Kreisen Euskirchen und Heinsberg.

Auffällig ist, dass sich der Pendlersaldo zwischen dem Kreis Düren und dem Kreis Aachen (1987: +2.275; 2006: -729) und Viersen (1987: +26; 2006: -14) vom Positiven zum Negativen gewendet hat. Im Jahr 2006 lag somit lediglich noch mit dem Kreis Heinsberg ein positiver Pendlersaldo (+1.838 Pendler) vor (Abbildung 19).

Die Bedeutung des sich vom positiven zum negativen gewendeten Pendlersaldos mit dem Kreis Aachen wird in Abbildung 20 deutlich. In den Jahren 1987 (10.693 Ein- und Auspendler) und 2006 (17.357 Ein- und Auspendler) gab es zwischen diesen beiden Kreisen die intensivsten Pendlerverflechtungen.

Abbildung 21 zeigt die Pendlerintensität des Kam-merbezirks in die Stadt Düren. Die Arbeitsplätze in der Stadt Düren werden vornehmlich von Arbeitskräften aus Kommunen des Kreises Düren bezogen. So zieht es zum Beispiel 39 Prozent aller Erwerbstätigen der Gemeinde Merzenich in das nahegelegene Mittelzen-trum Stadt Düren. Die Strahlkraft der Stadt Düren als Arbeitsort ist größtenteils auf den Kreis Düren beschränkt. Hohe Pendlerintensitäten aus anderen Teilregionen des Kammerbezirks bestehen nicht.

Abbildung 22 zeigt die Summe der ein- und ausge-henden Pendlerströme der Stadt Düren. Die zentrale Lage der Stadt Düren in der Region ermöglicht eine Verflechtung mit allen Teilen des Bezirks und den öst-lich angrenzenden Gebieten der Rheinschiene. Der Kreis ist also mit allen Nachbarn besonders gut vernetzt. Es liegt nahe, diese Zentralität stärker für eine Brücken-kopffunktion zu nutzen. Die zunehmende Abhängig-keit von angrenzenden Arbeitsmärkten und die schon in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegenen Pendlerströme erfordern eine Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur. Auf der Straße geht es um Ver-kehrsentlastung und Beschleunigung vor allem durch Ortsumgehungen, auf der Schiene um eine bessere interne Erschließung ebenso wie um Verbesserung der Verbindungen mit Aachen und Köln.

Die Pendlerverflechtung des Kreises Düren mit dem Oberzentrum Köln wird durch den 6-spurigen Ausbau der A 4 zwischen Düren und Kerpen zukünftig voraus-sichtlich enger werden.

2.3. der Kreis düren

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Abbildung 17: Pendlerverflechtungen Kreis Düren 1987

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Abbildung 18: Pendlerverflechtungen Kreis Düren 2006

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Abbildung 19: Entwicklung der Pendlersalden Kreis Düren

Abbildung 20: Entwicklung der Pendlerströme Kreis Düren

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Abbildung 21: Pendlerintensität Stadt Düren 2006

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Abbildung 22: Summe Ein- und Auspendler Stadt Düren, 2006

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2.4. der Kreis eusKirchen

Der Kreis Euskirchen war im Jahr 2006 Wohnort für 193.202 Einwohner (15 Prozent der Einwohner des Kammerbezirks). Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung liegt mit 64,5 Prozent über dem Landesdurchschnitt von NRW (62,9 Prozent). Der Anteil der im Kreis Euskirchen vorhandenen Arbeitsplätze gemessen an allen im Kammerbezirk vorhandenen Arbeitsplätzen liegt bei 13 Prozent (2006).

Der Kreis bietet eine diversifizierte Branchenstruktur. Die Tourismusbranche konnte durch den Nationalpark Eifel im Kreis Euskirchen belebt werden.

Im Jahr 1987 hatte der Kreis Euskirchen ein Pendler-defizit von -11.708 Pendlern. Trotz einer Zunahme der Einpendler in den Kreis Euskirchen von 7.032 (1987) auf 15.168 (2006) hat sich dieser defizitäre Pendlersal-do bis zum Jahr 2006 (-17.824 Pendler) um mehr als 50 Prozent erhöht. Der Anteil der Pendler innerhalb des Kreises hat im Betrachtungszeitraum von 17.383 Pendlern (1987) auf 30.874 Pendler (2006) um beinahe 80 Prozent zugenommen.

Auffällig starke Ein- und Auspendlerbeziehungen bestanden 1987 mit den Städten Köln (7.964 Ein- und Auspendler) und Bonn (3.114 Ein- und Auspendler) sowie den angrenzenden Regionen Rhein-Erft-Kreis (5.468 Ein- und Auspendler), Rhein-Sieg-Kreis (3.114 Ein- und Auspendler) und den Regierungsbezirken Koblenz und Trier (2.900 Ein- und Auspendler). Die Pendlerverbindungen in die anderen Teilregionen des Kammerbezirkes spielten für die ansässigen Arbeits-kräfte im Jahre 1987 eine eher untergeordnete Rolle. Sie haben sich bis 2006 wenig intensiviert.

Zu Rheinland-Pfalz hat der Kreis Euskirchen im Jahre 2006 eine positive, jedoch rückläufige Pendlerbilanz.

Der positive Pendlersaldo mit dem Kreis Aachen (1987: +165, 2006: +233) und dem Kreis Düren (1987: +267, 2006: 1.487) konnte im Betrachtungszeitraum ausgebaut werden.

Aufgrund der bedeutenden Pendlerrelation zwischen dem Kreis Euskirchen und dem Kreis Düren, sowie der einseitigen Ausrichtung des Kreises Euskirchen auf die Rheinschiene ist die Ertüchtigung der Bahnverbindung Düren – Zülpich – Euskirchen eine grundlegende Forde-rung der IHK Aachen.

Abbildung 27 weist die geringe Strahlkraft der Kreisstadt Euskirchen als Arbeitsort über die Kreisgren-zen hinaus auf. Lediglich die Verflechtungen zu den benachbarten Gemeinden Bad Münstereifel (18 Prozent aller Erwerbstätigen), Mechernich und Zülpich (jeweils 16 Prozent aller Erwerbstätigen) sind intensiv.

Der für 20195 geplante Lückenschluss der A 1 zwi-schen Blankenheim und Adenau wird zu einer Aufwer-tung des Standortes Kreis Euskirchen führen.

Die Ausrichtung der Ein- und Auspendler der Stadt Euskirchen in Abbildung 28 belegt die Dringlichkeit dieser Infrastrukturmaßnahme. Durch den Lücken-schluss können vor allem die zwischen 1987 und 2006 rückläufigen Pendlerbeziehungen zu den Regierungsbe-zirken Trier und Koblenz intensiviert werden.

2.4. der Kreis eusKirchen

5Straßen.NRW: http://www.strassen.nrw.de/projekte/lueckenschluesse.html, Zugriff am 03.01.2011

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Abbildung 23: Pendlerverflechtungen Kreis Euskirchen 1987

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Abbildung 24: Pendlerverflechtungen Kreis Euskirchen 2006

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> der Kreis eusKirchen

Abbildung 25: Entwicklung Pendlersalden Kreis Euskirchen

Abbildung 26: Entwicklung Pendlerströme Kreis Euskirchen

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Abbildung 27: Pendlerintensität Stadt Euskirchen 2006

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Abbildung 28: Summe Ein- und Auspendler Stadt Euskirchen, 2006

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2.5. der Kreis heinsBerg

Die Einwohnerzahl des Kreises Heinsberg betrug im Jahr 2006 257.282 Einwohner. Die zunehmende Bedeutung des Kreises als Wohnstandort wird durch die Tatsache ersichtlich, dass im Kreis Heinsberg lediglich 16,8 Prozent (1987: 16,5 Prozent) der im Kammerbe-zirk vorhandenen Arbeitsplätze für 19,9 Prozent der Einwohner des Kammerbezirks vorhanden sind. Der Strukturwandel konnte im Kreis Heinsberg, begünstigt durch die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur, durch diversifizier-te Branchenansiedlungen größtenteils kompensiert werden. Als Wohnstandort konnte der Kreis Heinsberg erhebliche Zuwanderungsgewinne verzeichnen.

Der negative Pendlersaldo im Kreis Heinsberg stieg von -17.207 (1987) auf -29.720 (2006).

Die Anzahl der Pendler innerhalb des Kreises ist um 63 Prozent (1987: 23.854 Pendler, 2006: 39.377 Pend-ler) angestiegen.

Der Pendlersaldo des Kreises Heinsberg mit dem benachbarten Belgien ist auf einem niedrigen Niveau positiv (2006: +29 Einpendler) geblieben.

Die Auspendler des Kreises orientieren sich tripolar an den naheliegenden Oberzentren. Die Städte Mönchen-gladbach (1987: 7.306 Auspendler, 2006: 10.965 Aus-pendler), Aachen (1987: 4.478, 2006: 7.595 Auspendler) und Düsseldorf (1987: 2.444 Auspendler, 2006: 4.744 Auspendler) sind hierbei dominant.

Die hohe Mobilität und vielseitige räumliche Orientie-rung der Erwerbstätigen des Kreises Heinsberg wird in den Abbildungen 29 und 30 deutlich.

Im Kreis Heinsberg sind die Verflechtungen mit dem Norden und Osten sehr viel stärker ausgeprägt als zum Kammerbezirk. Der Einzugsbereich von Arbeitnehmern in die Kreisstadt Heinsberg ist in Abbildung 33 darge-stellt. Hier wird insbesondere die geringe Verflechtung der Stadt mit der restlichen Region Aachen deutlich. Lediglich Pendler aus dem Kreis Heinsberg zieht es zur Arbeit in die Stadt Heinsberg.

Die Pendlerbewegungen zwischen dem Kreis Heins-berg und dem Kreis Düren und dem ehemaligen Kreis Aachen haben sich zwischen 1987 und 2006 in etwa verdoppelt, das Verhältnis ist ungefähr gleich geblie-ben. Die Pendlerströme zwischen dem Kreis Heinsberg und dem Kreis Euskirchen spielen eine untergeordnete Rolle.

Die derzeit rückläufige Pendlerverflechtung des Krei-ses Heinsberg mit den benachbarten Niederlanden kann auf die noch fehlende Anbindung an die niederländi-sche A 2 zurückgeführt werden.

Der Kreis Heinsberg benötigt eine schnelle Schienen-verbindung auf der Hauptstrecke Aachen – Düsseldorf. Auch die Nebenstrecken des Hauptnetzes müssen künftig ertüchtigt werden und an das Hauptschie-nennetz angebunden werden. Dazu zählt die Anbin-dung von Heinsberg-Zentrum sowie der Neubau der Verbindungsstrecken Linnich – Hückelhoven - Baal und Linnich – Lindern.

2.5. der Kreis heinsBerg

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Abbildung 29: Pendlerverflechtungen Kreis Heinsberg 1987

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Abbildung 30: Pendlerverflechtungen Kreis Heinsberg 2006

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Abbildung 31: Entwicklung Pendlersalden Kreis Heinsberg

Abbildung 32: Pendlerströme Kreis Heinsberg

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Abbildung 33: Pendlerintensität Stadt Heinsberg 2006

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Abbildung 34: Summe Ein- und Auspendler Stadt Heinsberg, 2006

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3. arBeitsPlatZdecKung

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3. arBeitsPlatZdecKung

Im Rahmen des Pendleratlasses kann auf die Entwick-lung in einzelnen Städten und Gemeinden nur kurso-risch eingegangen werden. Die Karten zeigen jedoch die Arbeitsplatzdeckung der jeweiligen Kommunen der Jahre 1987 und 2006 sowie die Entwicklung inner-halb dieses Zeitraumes. Der Arbeitsplatzdeckungsgrad veranschaulicht, wie viel Prozent der in einer Kom-mune wohnenden und beschäftigten Personen in der Kommune selbst einen Arbeitsplatz finden könnten. Ein Deckungsgrad von 100 Prozent bedeutete, dass alle Be-schäftigten in der Kommune selbst einen Arbeitsplatz finden könnten (was unrealistisch ist) oder aber, dass sich die Zahl der Ein- und Auspendler die Waage hält.

Da der „breite“ Pendlerbegriff von IT.NRW zugrunde gelegt wird, sind nicht nur Freiberufler, Beamte und Soldaten, sondern auch Schüler und Studenten in diesen Karten mit erfasst. Auch wenn die absoluten Zahlen dadurch weit höher liegen als die Daten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, erlauben diese Zahlen – vor allem der dargestellte Trend – doch eine bessere Bewertung der wirtschaftsstrukturellen Entwicklung des Kammerbezirks – und zwar gemeinde-scharf dargestellt.

Zu den „starken“ Kommunen mit Arbeitsplatzüber-schuss gehören neben der weit an der Spitze liegenden Stadt Aachen erwartungsgemäß Düren und in wesent-lich geringerem Maße Euskirchen. Überraschend ist jedoch vor allem die starke Position der Stadt Jülich, die als Standort des Forschungszentrums Jülich sowie einer bedeutenden Abteilung der Fachhochschule Aa-chen aber auch als Standort vieler starker mittelstän-discher Unternehmen bereits heute über ein attraktives Arbeitskräfteangebot verfügt, das auch benachbarte Kommunen beeinflusst.

In Gemeinden, in denen es zu deutlichen Deckungs-gradverlusten gekommen ist, müssen die Ursachen genauer hinterfragt werden. So hat die Gemeinde Aldenhoven, einst Sitz der Zeche Emil Mayrisch, als einzige gegenüber 1987 nicht nur prozentual, son-dern auch absolut an Arbeitsplätzen verloren und der Deckungsgrad hat sich halbiert. Im Kreis Düren liegen im Vergleich zu den anderen Teilregionen des Kam-merbezirkes die meisten Gebietskörperschaften mit Deckungsgraden von unter 50 Prozent. Solche Werte müssen nicht uneingeschränkt negativ sein. Im Sinne der gewollten Funktionstrennung zwischen Wohnen und Arbeiten entstehen neue, mitunter sinnvolle, Funk-tionsverteilungen zwischen den Kommunen. So hat das Fehlen ausreichender und hochwertiger Baugebiete in der Stadt Aachen die Suburbanisierung in Richtung Eifel begünstigt. Steigende Mobilitätskosten gefährden aber auf Dauer solche Funktionsteilungen. Werden aus Kostengründen die akzeptierten Pendlerdistanzen kürzer, können die Defizite im Arbeitsplatzangebot mancher Kommunen nicht mehr ausgeglichen werden.

Die Befragung der 46 Städte und Gemeinden zu diesem Befund hat wichtige Hinweise geliefert. Festzuhalten bleibt, dass sich die klassische kommu-nale Wirtschaftsförderung – also Bestandspflege, Ansiedlungspolitik und Gründungsberatung – auf Dauer auszahlt. Waldfeucht, Merzenich, Würselen und Weilerswist sind Beispiele für Gemeinden mit einer verbesserten Arbeitsplatzversorgung im betrachteten Zeitraum. Andere Kommunen, wie etwa Aldenhoven oder Hückelhoven, waren als ehemalige Zechenstand-orte vom Strukturwandel besonders betroffen. Dieser wirkt bis heute nach und zeigt sich in einem starken Rückgang des Arbeitsplatzangebotes. Auch die Stadt Heinsberg hat trotz langfristiger Anstrengungen den Verlust eines bedeutenden Großunternehmens mit über 7.000 Beschäftigten noch nicht kompensieren können.

Aufgrund der Lage der Region zwischen den Oberzen-tren Aachen, Köln und Düsseldorf richten sich die Krei-se der Region – teilweise komplett unterschiedlich – an den nahegelegenen Oberzentren aus. Pendlerverflech-tungen werden vom Arbeitsplatz- und Wohnortange-bot sowie von den wichtigen Verkehrsachsen bestimmt. Für manche – meist ländlich geprägte – Gemeinden, eröffnet die zunehmende Mobilitätsbereitschaft der Erwerbstätigen Chancen zur Entwicklung von dezen-tralen Wohnstandorten. Gerade in der StädteRegion haben sich die Stadt-Umland-Beziehungen über den Untersuchungszeitraum hinweg intensiviert.

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Kreis Euskirchen

Der südliche Kreis Euskirchens weist einen negativen Entwicklungstrend auf: Bad Münstereifel (-11,9 Prozent), Nettersheim (-10 Prozent), Dahlem (-9,8 Prozent) und Blankenheim (-7,8 Prozent). Der fehlende Lückenschluss der A 1 macht sich hier bemerkbar. Dort wo eine gute Anbin-dung vorhanden ist, zeigt der Trend in eine andere Richtung. Positivbeispiel ist Weilerswist. Im nördlichen Kreis Euskirchen konnten durch günstige Baulandprei-se Berufstätige aus dem Kölner Raum als Neubürger gewonnen werden.

Kreis Heinsberg

Der Strukturwandel und Arbeitsplatzabbau in der Textil-, Montan- und Chemieindustrie hat den Kreis Heinsberg hart getroffen. In den meisten Gebiets-körperschaften wurden aber Gewerbegebiete für den Mittelstand entwickelt. Bau- oder auch Logistikbranche sowie viele kleinere und mittlere Handwerksbetriebe haben neue Arbeitsplätze geschaffen. Hinzu kommen einige namhafte größere Ansiedlungen. Die Erschlie-ßung und Vermarktung neuer Wohngebiete sowie die verkehrsmäßig günstige Anbindung an den Düssel-dorfer Raum hat darüber hinaus dazu geführt, dass der Kreis Heinsberg – ähnlich wie der Kreis Euskirchen – viele Neubürger hinzugewinnen konnte, die ihren Arbeitsplatz nach wie vor an der Rheinschiene haben.

StädteRegion (Stadt und ehemaliger Kreis Aachen)

Die Stadt Aachen hat ihren Deckungsgrad – der bereits 1987 weit über 100 Prozent lag – noch einmal leicht erhöhen können. Sie bietet Arbeitsplätze für viele Einpendler aus der ganzen Region. Gleichzeitig steht dem allerdings gegenüber, dass die Stadt bei der Beschäftigungsquote unter den Durchschnittswer-ten liegt und auch nach wie vor eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit aufweist. Zwei Entwicklungen im ehemaligen Kreis Aachen sind gesondert zu betrachten. Zum einen die erfreuliche Entwicklung von Würselen, die zu einem großen Teil auf die Entwicklung und Vermarktung des Aachener Kreuzes zurück geht. Und zum anderen, die niedrige Arbeitsplatzdeckung von Roetgen. Roetgen ist durch die gute Anbindung an Aa-chen und Stolberg vor allem Wohnortgemeinde. Neue Gewerbegebiete sind aufgrund landschaftsrechtlicher Schutzbestimmungen kaum mehr auszuweisen.

Kreis Düren

Die Mittelzentren Düren und Jülich weisen eine Arbeitsplatzdeckung von deutlich mehr als 100 Pro-zent auf. Die Gemeinde Merzenich verzeichnet hohe Steigerungsraten. Insgesamt betrachtet hat sich die wirtschaftliche Lage bzw. die Arbeitsplatzsituation im Kreis Düren jedoch verschlechtert.6 Negativbeispiele für die Entwicklung der Arbeitsplatzdeckung im Kreis sind die Gemeinden Aldenhoven (-49,3 Prozent), Titz (-12,2 Prozent) und Niederzier (-9,0 Prozent). Entwicklungs-impulse, mit denen die eigene wirtschaftliche Dynamik angeschoben werden könnten, sind u.a. die in dieser Studie genannten Infrastrukturprojekte, vom Bau des Verladeterminals bis zur Ortsumgehung Düren.

6vgl. Prognos Zukunftsatlas 2010

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Abbildung 35: Arbeitsplatzdeckung in Prozent 1987

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Abbildung 36: Arbeitsplatzdeckung in Prozent 2006

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Abbildung 37: Entwicklung Arbeitsplatzdeckung in Prozent 1987 bis 2006

4. FaZit und Forderungen

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> FaZit und Forderungen

4. FaZit und Forderungen

Die vorliegende mit Karten veranschaulichte Untersu-chung zeigt Stärken und Schwächen der Wirtschafts-region Aachen, ihre Verflechtung mit angrenzenden Gebieten, die starken und die weniger starken Standor-te, die genutzten Verkehrsrelationen, aber auch Defizite in der Verkehrsinfrastruktur im Verhältnis zu den Pend-lerwünschen oder auch Pendlernotwendigkeiten. Die Studie gibt Ansatzpunkte für eine intensive Diskussion mit den Gebietskörperschaften der Region, mit dem Ziel, im Dialog die gemeinsame Wirtschaftsförderung für die nächsten Jahrzehnte weiter zu entwickeln.

Im Folgenden werden die wichtigsten Forderungen der IHK nach Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur und zur Fortentwicklung der Wirtschaftsförderung wiedergegeben.

Aus den Ergebnissen des Pendleratlanten resultierende Forderungen der Industrie- und Handelskammer

Infrastrukturelle Forderungen:

> drittes gleis aachen – düren / güterterminal dürenDer dreigleisige Ausbau der Hauptstrecke Aachen – Düren ist aufgrund der steigen-den Verkehrsprognosen unabdingbar. Das Schienennetz kann langfristig nur durch eine Entmischung des Güter-, Personennah- und Hochgeschwindigkeitsverkehrs leistungsfähiger gestaltet werden.Der Bau eines Güterterminals in Düren kann den Logistikstandort Region Aachen aufwerten und zu einer Entlastung der Straße führen.

> ertüchtigung und ausbau der schieneninfrastruktur euskirchen – Zülpich – düren Eine Ertüchtigung der Schiene zwischen Euskirchen – Zülpich – Düren ist für eine bessere Einbindung des Kreises Euskirchen in die Region Aachen notwendig. Pendler zwischen den Kreisen Düren und Euskirchen können größtenteils nicht auf den schienengebundenen Verkehr umsteigen. Die Landesgartenschau in Zülpich im Jahr 2014 unterstreicht die Dringlichkeit dieser Verbindung.

> reaktivierung des Personenschienenverkehrs heinsberg – lindern bzw. neubau Verbindungstrecke linnich – hückelhoven-Baal / linnich – lindernDie Pendlerbeziehungen zwischen den Kreisen Heinsberg und Düren sind fast ausschließlich auf die Straße angewiesen. Eine Möglichkeit bei der täglichen Fahrt zur Arbeit auf die Bahn zurückzugreifen besteht nicht. Ein Lückenschluss zwischen Linnich und Lindern würde den Bahnverkehr für Pendler konkurrenzfähig zum mo-torisierten Individualverkehr gestalten und schienengebundene Verkehre zwischen Düren, Jülich und Heinsberg ermöglichen. Die Schienenanbindung würde auch den Forschungsstandort Jülich besser mit dem Umland verknüpfen. Darüber hinaus würde eine Reaktivierung der Schienenverbindung Heinsberg – Aachen Pendlern ermöglichen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen.

> durchgängiger ausbau a 4 und umbau aachener Kreuz zügig abschließenDurch den Neubau des Teilstücks zwischen Düren und Kerpen wird die Autobahn A 4 ab 2017 sechsspurig ausgebaut sein. Der damit abgeschlossene durchgängige Ausbau der A 4 zwischen Aachen und Köln ist somit in naher Zukunft vollendet. Für die Pendlerverflechtungen zwischen der Aachener Region und der Rheinschiene ist diese Baumaßnahme von großer Bedeutung. Eine planmäßige Fertigstellung im Jahre 2017 ist notwendig. Durch den Umbau und die Erweiterung des Aachener Kreuzes bis 2014 wird die Leistungsfähigkeit dieses Knotenpunktes für Pendlerver-kehre und West-Ost-Wirtschaftsverkehre wesentlich gesteigert.

> der lückenschluss der autobahn a 1 zwischen Blankenheim und adenau Dieser Lückenschluss würde unter anderem die Standortbedingungen für Investoren und den Fremdenverkehr verbessern. Der Bau von Ortsumgehungen würde ebenfalls für mehr Sicherheit und Umweltschutz sorgen. Gleichzeitig könnte die Pendler-problematik in der Eifelregion geschmälert und somit die Wirtschaftskraft gestärkt werden. Insbesondere für das strukturschwache Schleidener Tal hat zum Beispiel die B 266 eine besondere Raumwirksamkeit als wichtige Verbindung zwischen dem Aachener Süden und dem Kreis Euskirchen über Zülpich in den Kölner Raum.

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> Bau der B 258n Der Bau der B 258 als Ortsumgehung von Roetgen ist für die Eifel von großer Raumwirksamkeit, denn diese Straße ist die wichtigste Verbindung zwischen der Eifel und der Region Aachen sowie dem Autobahnnetz. Auch der Bau der B 258n zwischen Aachen-Richterich und der deutsch-niederländischen Grenze ist dringend erforderlich. Durch den geplanten Anschluss an den Parkstad Buitenring auf niederländischer Seite erhält das Projekt eine ganz be-sondere grenzüberschreitende Bedeutung. Darüber hinaus sollen mit dieser Maßnahme die innerörtlichen Straßen nördlich von Aachen insbesondere vom Fernverkehr entlastet werden. Die Entlastungswirkung für Herzogenrath wäre sehr groß.

> B 56n ortsumgehung düren/sollerFür den Dürener Raum sind insbesondere die beiden Ortsumgehungen Düren und Soller im Zuge der B 56 von besonderer Bedeutung, da sie eine verbesserte verkehrliche Anbindung zwischen dem Dürener und Euskirchener Raum bewirken. Durch diese Maßnahmen wird die A 4 mit den beiden Autobahnen A 1 und A 61 besser angebunden.

> B 56n als Verlängerung der a 46 Insbesondere im Hinblick auf die günstige Lage des Kreises Heinsberg zwischen den Wirtschaftszentren von Rhein und Maas wird die grenzüberschreitende Erreichbarkeit in der Region zwischen beiden Ländern durch die B 56n als Verlängerung der A 46 und Anschluss an das niederländische Fernstraßennetz über die A 2 stark verbessert mit positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.

> diskussion über größere infrastrukturprojekte beginnenDie interne, infrastrukturelle Erschließung der Großräume Rheinland/Maas-Rhein wird in Zukunft auch größere Infrastrukturprojekte nötig machen. Der Diskussionsprozess hierüber muss jetzt beginnen.

> ringschluss euregiobahnDie intensiven Pendlerströme zwischen dem ehemaligen Kreis Aachen und der Stadt Aachen benötigen ein vervoll-ständigtes SPNV-Netz. Der Ringschluss der Euregiobahn zwischen Alsdorf und Stolberg, sowie der Einbindung der Aachener Innenstadt über Würselen sind ein wichtiger Bestandteil für die Schienenanbindung in der StädteRegion Aachen. Eine Entlastung der Straße ist durch diese Vorhaben zu erwarten.

> grenzüberschreitender ÖPnVUm den Austausch von Arbeitskräften über die Grenze zu intensivieren sind bessere grenzüberschreitende ÖPNV-Verbindungen notwendig. Vor allem die Anbindung an das belgische Streckennetz und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens über die Strecke Stolberg – Bundesgrenze. Langfristig ist zudem der Ausbau der Euregiobahn auf niederländischer Seite bis Maastricht erforderlich.

Wirtschaftspolitische Forderungen:

> regionale strukturreform nutzenDie in der Region verabredete Reform der regionalen Strukturen muss dafür genutzt werden, die Zusammenarbeit zu intensivieren, die Institutionen schlagkräftiger zu machen und Einigkeit in Bezug auf eine Gesamtstrategie und gemeinsame Ziele herzustellen, die das Profil der Region schärfen.

> wirtschaftsförderung aus einem gussJede Kommune und Teilregion muss für sich klassische Wirtschaftsförderung im Sinne von Bestandspflege, An-siedlung und Gründungen betreiben – die Region soll die gemeinsamen Ziele der Gesamtstrategie umsetzen. Die Schnittstellen zwischen der regionalen und kommunalen Wirtschaftsförderung müssen verbessert werden. In der StädteRegion wurde eine extrem dichte Verflechtungsbeziehung aufgezeigt. Eine eigenständige, voneinander un-abhängige Planung und Wirtschaftsförderung in der Stadt und der StädteRegion macht unter diesen Vorzeichen

FaZit und Forderungen <

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> FaZit und Forderungen

keinerlei Sinn. Für die Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg müssen eigenständige Wirtschaftsförderungskon-zepte entwickelt werden, die – wenn auch als Teil der Gesamtstrategie – an die besonderen Standortbedingungen anknüpfen. Für den Süden bedeutet dies z. B. den weiteren Ausbau der Zukunftsinitiative Eifel und die Stärkung des Tourismus.

> regionales marketingDie Marke der Region heißt AACHEN! Die gesamte Region profitiert von dieser Marke – also muss auch die gesamte Region diese Marke stärken. Ein gutes und schlüssiges Marketingkonzept ist teuer. Aber das muss es der Region wert sein. Eigenständiges Marketing der Teilregionen verfehlt dagegen das Ziel und vergeudet nur wichtige Ressourcen.

> Potenziale aus den hochschulen nutzenWir sind eine Wissenschafts- und Technologieregion – aber die Potenziale sind noch nicht ausgeschöpft. Die Region muss systematisch alle Projekte und Forschungsbereiche der Hochschulen und Forschungszentren auf ihr wirtschaftliches Potenzial für die Region überprüfen. Der RWTH Campus ist keine Konkurrenz, sondern Katalysator für die Region. Er muss sich ihr gegenüber öffnen.

> metropolregion euregio maas-rheinDie Grenzregion zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden wartet mit vielen Superlativen auf. So hat sie die höchste Dichte von Forschungseinrichtungen in Europa und liegt auch bei der Anmeldung von Patenten ganz vorn. Die tatsächlichen Verflechtungen bleiben jedoch noch hinter den Möglichkeiten zurück. Die Euregio muss sich effizient für die neue EU-Förderphase (post 2014) aufstellen, den Bürgern konkrete und greifbare Pro-jekte anbieten und diese dann auch umsetzen.

> metropolregion rheinlandDie intensiven Pendlerverflechtungen unterstreichen, dass das Rheinland ein eng verflochtener Funktionsraum ist. In der Vergangenheit war dieser häufig eher von Konkurrenz als von Zusammenarbeit der Akteure geprägt. Doch aktuell hat das Rheinland den Willen zur Zusammenarbeit betont. Das immense Potenzial für einen gemeinsamen Auftritt muss nun mit Leben gefüllt werden. Auf die Agenda gehören diejenigen ehrgeizigen Ziele, die man nur im Verbund erreichen kann. Eine bessere verkehrliche Erschließung gehört unbedingt dazu.

> innovationsregion rheinisches revierNach derzeitiger Planung läuft die Braunkohlengewinnung im rheinischen Revier in den Jahren 2030 bis 2045 aus. Derzeit sichert sie noch rund 34.000 Arbeitsplätze und fast die Hälfte der Stromversorgung in NRW. Die Region steht somit vor einem gewaltigen wirtschaftlichen und energiepolitischen Strukturwandel, den das Projekt „Inno-vationsregion Rheinisches Revier“ initiieren und koordinieren soll.

> tarifzonenübergreifendes ÖPnV-system Verkehrsverbundsgrenzen, die durch das Rheinland und den Kammerbezirk verlaufen, erschweren das Pendeln mit dem ÖPNV-Verkehr. Unternehmen aus dem Kreis Euskirchen können kein Job-Ticket mit Gültigkeit für den Rest der Region Aachen beziehen. Um den Pendelverkehr mittels ÖPNV attraktiver zu gestalten, müssen tarifzonen-übergreifende Job-Tickets ermöglicht werden.

> highlights für die region Die Region muss ganzheitlich weiterentwickelt werden. Die Vermarktung des Freizeit- und Erholungswertes unserer Region und des touristischen Potenzials, gelingt zwischen Köln, Düsseldorf, Ruhrgebiet, Niederlanden und Belgien nur mit eigenen, neuen Highlights, die möglicherweise gekoppelt an die Maastrichter Bewerbung um die Kulturhauptstadt, die IBA in Heerlen oder die EXPO in Lüttich, gemeinsam entwickelt werden könnten.

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Die Kammer dankt für die Erarbeitung des Pendleratlasses den Mitarbeitern Benjamin Haag, Boris Linden, Nils Jagnow, Monika Frohn sowie Christian Drewes und anderen, die sich mit Begeisterung dieser herausfordernden Aufgabe gestellt haben.

Industrie- und Handelskammer Aachen Theaterstraße 6 –10 | 52062 Aachen Telefon 0241 4460-131 | Telefax 0241 4460-149www.aachen.ihk.de