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Psychische Erkrankungen im Wandel von Arbeitswelt und Gesellschaft Professor Dr. med. habil. Andreas Weber Facharzt für Arbeitsmedizin - Sozial / Umweltmedizin Bereichsleiter Sozialmedizin - Versorgungsberatung Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) e.V. Lützowstr. 53 - 45141 ESSEN E-Mail: [email protected]

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Psychische Erkrankungen im Wandel

von Arbeitswelt und Gesellschaft

Professor Dr. med. habil. Andreas WeberFacharzt für Arbeitsmedizin - Sozial / Umweltmedizin

Bereichsleiter Sozialmedizin - Versorgungsberatung

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes

Bund der Krankenkassen (MDS) e.V.

Lützowstr. 53 - 45141 ESSEN

E-Mail: [email protected]

Gesundheit =

lieben und arbeiten

salutogen pathogen

„Macht Arbeit krank …oder gesund“ ?

Existenz / Soziale Sicherung

Lebenssinn („leben, um zu arbeiten“)

Status / Macht

Erfolg / Selbstbewusstsein

Konsum / Teilhabe

Soziale KontakteZeit- / Tagesstrukturierung

„Gero- Prophylaxe“

arbeitsbedingte

Gesundheitsgefahren /

Erkrankungen [ ~40- 100 Mrd.€ / Jahr ]

Berufskrankheiten [ ~ 15.000 neu/ Jahr ]

Arbeitsunfälle [ ~ 1,4 Mio / Jahr ]

Frühinvalidität [~ 160.000 neu / Jahr ]

(vorzeitiger) Tod

Arbeitslosigkeit [~ 3,5 Mio ]

Arbeit

Sigmund Freud

[1856 - 1939 ]

Arbeit =darf nicht

krankmachen

Helmut Valentin

[ 1919 – 2008 ]

= Tätigkeit zur Produktion von

Waren / Dienstleistungen

(ökonomisch)

Arbeit in der „24 / 7 –Stand-By“ Gesellschaft

Ungleichheit ( sozial + gesundheitlich )

G L

O B

A L

I S

I E

R U

N G

„Totalitärer“ Wettbewerb (ab Kindergarten)

Risikenälter, (chronisch) krank, immobil

defizitär (Bildung-Netzwerke)

Qualifikationsmöglichkeiten

( lebenslanges Lernen )

Arbeitsverdichtung / Leistungsdruck(Zeit / Überstunden / Präsentismus/

„Doping“, Work-Life-Balance)

Flexibilität / Interdisziplinarität(Zeit, Ort, Team- Tele-Projektarbeit)

Instabilität / Diskontinuität

( Arbeitsplatz- /Wohnortwechsel)

Eigenverantwortung / Aufstieg( Verdienst )

Arbeitsplatzunsicherheit

( Zeit- / Leiharbeit, „hire and fire“)

Innovationen /Abwechslung(globales Netzwerken)

Prekarisierung

(working poor- Multijobber)

Chancen

jung, „fit“, sexy, aktiv, mobil,

international (Bildung-Lebensstil)

„Networker“ – „Verkäufer“

... mein Akku ist leer ...

... Ich fühle mich ständig überfordert

... am liebsten alles hinschmeißen

... Ich bin total ausgebrannt

... Ich bin permanent im Stress

Alltagsfloskeln – Gesundheitsstörung

Beeinträchtigung von Leistungs-/ Beschäftigungsfähigkeit

Symptome einer psychischen Erkrankung

„Subjektive Gesundheit – Wellbeing“ - „ 24 /7 Stand-By“ Gesellschaft

68% Dienst nach Vorschrift

20% innere Kündigung

12% engagiert ![ Gallup Studie –Deutschland, n = 1.900 – 2007 ]

Arbeitsbedingungen Gute Arbeit 13% (> 80 P.)

Mittelmäßig 55% (50-80P.)

Schlecht 32% (<50 P.)

Index „Gute Arbeit“, 2008Subjektive Arbeitsbedingungen

Insitut für empirische Sozialökonomie-inifes

N = 6.800

?

Gesundheit (politisch)

Arbeitsfähigkeit

Beschäftigungsfähigkeit

Wettbewerbsfähigkeit

= Wettbewerbsvorteil

EU / BMAS

2000- 2005

?

u.a. Arbeitszeit, Führungsstil, Betriebskultur,Informationen, Aufstiegschancen [ 31 Fragen zu 15 Dimensionen ]

Psychische Erkrankungen -„Epidemie des 21. Jahrhunderts“?

ca. jeder 2. im Laufe des Lebens betroffen

ca. jeder 3. : professionelle Hilfe

Weltweit: ca. 450 Mio. betroffen

2020: Depression- Rangplatz 2 („Burden of diseases“)

2006: ca. 21 Mio Europäer betroffen !

Kosten (EU) : ~ 118 Mrd. Euro / Jahr

Klassifikation : ICD 10 / DSM IV

= multifaktorielle, komplexe Erkrankungen mit u.a.neurobiologischen,

affektiven, kognitiven, motorischen, sozialen Manifestationen

Psychosomatische Erkrankungen („MPD“)

...mit initial stabiler Erwerbsbiografie !

F30-39: Affektive Störungen (F32-34:depressive Störungen)F40-48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme StörungenF50-59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen StörungenF60-69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

Public Health Perspektive – „die Abwärtsspirale“

Psychosomatische Erkrankung

(Depression- Angst- „Minor Disorders“)

Arbeitsunfähigkeit wiederholt - länger

Arbeitslosigkeit Frühberentung

Berufsausstieg

Sozialer AbstiegAlg II- Sozialhilfe

Verschuldung

Altersarmut

Sucht

Suizid

Vorzeitiger Tod

Genetik -Biologie

Lebenslagen-Konflikte

Arbeitswelt - „ Stress“

Risiken/Ressourcen Folgen

„Präsentismus“

verminderte ProduktivitätNW psychotrope Medikation

(„~ 70% Leistung“ -hidden

costs of mental health )

Lebensqualität ▼

Gesundheit ▼

Arbeitsunfälle ▲

„erfasst“ - Arzt„verborgen“-

Selbstauskunft„Burnout“7 faches

AU- Risiko

Kirsi Ahola, 2008

Krankenstand und Psychische Erkrankungen

1997 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Krankenstand -GKV -Bund - Jahresdurchschnitt in %

4,19 4,22 4,19

4,02

3,61

3,4

AU Tage infolge F-Diagnosen ( auf 100 Vers.Jahre) : + 64% (GKV) !

DAK

AOK

TK

127

137

109 113

146 153

153 162

95

105

3,3 3,3

„Stichtag“

„kumulativ“

124 115

159 159

112117

International: ~ jede 3. Fehlzeit wegen psychosozialer Beschwerden

minor mental health ~ bis zu 90% Stress assoziiert !

126

3,2

126

3,3

110

171180

151

Branchen / Berufe und Psychische Erkrankungen

Überdurchschnittlich viele AU Tage wegen F- Diagnosen

Gesundheitswesen

öffentliche Verwaltungen

Sozialwesen [ DAK/ AOK / TK / BKK - Gesundheitsberichte ]

Bildung- Kultur- Medien

Organisation / Verbände

Versicherungen / Banken

Arbeitslose

„Return-to-work“schwierig – zu spät

case –management ?

Stationäre Fälle (1994-2005):

Psyche: + 36 %andere: + 11 %

(AU-Dauer:~30Tage)AU – Dauer (~ 30 Tage)

Starke, konsistente Assoziationen zwischen

„psychosozialer Arbeitszufriedenheit“ und AU

Internationale Studien

„They`ll never come back“ ...

n = 1.465 Lehrkräfte ( Bayern)

7% ReintegrationsquoteWeber et al.,Gesundheitswesen, 2005

OECD 2009:

< 2% return to work / Jahr

bei long term disability

Frühinvalidität - GRV: Psychische Erkrankungen (F-ICD 10)

0

5

10

15

20

25

30

35

40

1995 1998 2000 2002 2004 2005 2006 2007

%

40%

29%

24%

15%

Frauen

Männer

VDR/ DRV- Statistik - Rentenzugänge

34%Gesamt

Lebensalter

48,2 J.(60,2 J.)

47,4 J.(61,3 J.)

N ~ 160.005N ~ 294.000

Jede dritte Frühberentung wegen Psyche (F-ICD-10)

Morbidität

Rang 1 !

Rentenzahlbeträge [ 2006] :

~ West: 575,- / Ost: 624,- Euro

West > Ost

45% : Migrantinnen

Frühinvalidität und Psychische Erkrankungen (F-ICD 10)

Internationaler Vergleich

34% Frühberentungen (GRV)

wegen Psyche [ 2007]

35% Frühberentungen

wegen Psyche [ 2005]

35% Frühberentungen

wegen Psyche [ 2003]

40% aller EU- Renten-

zahlungen wegen

Psyche [ 2007]

Biologie/ Genetik ?

Soziales Umfeld ?

Rollenverhalten ?

>

„Unterdiagnostik“

Homosexuelle Männer

Sex / Gender Problematik

Prävalenz

Krankenstand (A.U.)

Frühinvalidität

Angestellte /Beamtinnen

International

„Arbeiten bis 67“ ? - Anspruch und Wirklichkeit D

e m

o g

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W

a n

d e

l

► Psychisch Kranke mit 48

Jahren in Frührente !

(„was wird aus ihnen…“ ?)

► „Erwerbstätige von morgen“:

psychosoziale Gesundheit ?

Kinder-/Jugendsurvey –RKI- 2007

n~18.000 < 18Jahre , 167 Orte

22% psychische Störungen/ Sucht

(www.kiggs.de)

► 55-64jährige:

psychosoziale Belastungen

im Beruf !

„Intergenerationen“ EffektPsychosozialer beruflicher Stress der Väter =Negativer Einfluß aufseelische Gesundheit von

Kindern /Jugendlichen [ n>19.000]

Stefania Maggi et al.Carleton Univ.-CABMC Public Health2008

?

„SHARE“ – Studie = Survey of

Health, Ageing and Retirement

Siegrist J./Dragano N.2007

Teilhabe

Beschäftigung

(Alters) Armut

Vorzeitiger Tod?

„ U 35“ – Frauen [ Begerow / Weber, BMG, 2008 ]

Psychische Erkrankungen –„Epidemie des 21.Jahrhunderts“?

Ursachenklärung - Hypothesen

1. Reale Zunahme - „epidemisch“

Arbeit und Gesellschaft machen krank !

(„soziogenetisch-politische Perspektive“)

2. „Diagnostik“ Effekte„Modediagnosen“ - „ Alibi“ für Leistungsverweigerer

verbesserte Erkennung / „Enttabuisierung“

„Psychologisierung“ / „Medikalisierung“ (sozialer Probleme)

3. „Markt“ EffekteAnzahl Psychotherapeuten (Ballungsräume)

Konkurrenzdruck - neue Pharmaka

4. (Fehl) Interpretation von StatistikSelektion - Verzerrung - Medien

prospektive Langzeitstudien ?

+++

++

++

Psyche in China !

Primat der Ökonomie („Mc Kinsey-Gesellschaft“)

Jeder Lebensbereich funktioniert nach ökonomischen Prinzipien !

Effizienz ist oberste Maxime !

Gesellschaft als Unternehmen !

Managerverhalten als Rollenideal !

„TINA“Argument (there is no alternative) Globale Ökonomie =“Gott gegeben“

„Entmachtung der Politik durch den Markt“…

Wolfgang Gerke, 2006 [ em. Prof., Lehrstuhl für Bank-/Börsenwesen, Uni Erlangen]

Psychische Erkrankungen –„Epidemie des 21.Jahrhunderts“?

Prof. Dr. Wolfgang Gaebel ,Präsident der DGPPN

Prof. Dr. Wielant Machleidt

MH Hannover

… Aufgrund der Bedeutung psychischer

Erkrankungen für Gesellschaft und

Volkswirtschaft…verstärkte Tätigkeit in

Politikberatung und Gesellschaftsdiagnostik

…keine tatsächliche Zunahme psychischer

Erkrankungen, sondern vermehrte

Inanspruchnahme aufgrund medialer

Berichterstattung…

Carola Brücher – AlbersPräsidentin des BDP

Arbeitswelt hat maßgeblichen Anteil an

psychischer Morbidität / Gesundheit

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatzin Deutschland- Grundsatzpapier, 2008

Psychische Erkrankungen – Risikofaktor Arbeitswelt

1. Arbeitswelt – Verhältnisse („Makroebene“)

1.1. Demand / Control- Modell (THEORELL / KARASEK, 1980)

1.2. „Organizational justice model“ (Fairness am Arbeitsplatz)

(procedural : Prozesse – Entscheidungsfindung

interactional: interpersonaler Umgang) (ELOVAINO 2002)

2. Individuum - Erleben / Verhalten („Mikroebene“)

Effort - Reward- Imbalance (ERI) / Gratifikationskrisen

(Verausgabung / Belohnung )(SIEGRIST, 1996)

3. Individuum – Umwelt / Gruppe („Mesoebene“)

Person – Environment – Fit (Misfit)(Wechselwirkungen Anforderungen / Fähigkeiten

Bedürfnisse / Erwartungen )

( FRENCH 1974)

Pathogenese - Modelle

C h

r o n

i s c h

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S t r e

s s

Kontrollverlust

„gefühlte Werte“

Frustration

Passung

Arbeitsbedingter (chronischer) Stress und (unipolare ) depressive Störungen

► Längsschnitt – prospektiv

► Grosses N – Genderperspektive

► Mehrere Messzeitpunkte

► Erfassung von Confoundern

► Modelle: Demand- Control

(Karasek/ Theorell, 1980)

Effort- Reward – Imbalance

(Siegrist, 1996)

► Stärke : RR/ OR : 1,5 – 3,5

► Studien: Whitehall II, GAZEL, Belstress

Bedarf : Psychische Erkrankungen + spezifische berufliche Stressoren

(Fall – Kontroll – Design )

Arbeitsbedingter Stress: = 2. größtes arbeitsbedingtes Gesundheits-

problem

ca. 41 Mio. Betroffene in der EUEpidemiologie

Psychosoziale Gesundheit – Risikofaktor Arbeitswelt

Geringe soziale Unterstützung (> Männer)

Führungsverhalten / Managementfehler

„Ungerechtigkeit“ im Unternehmen

Prekäre Arbeit / Arbeitsplatzunsicherheit

Interpersonelle Konflikte (Mobbing)

Fehlende Kontrolle / Fremdbestimmung

Arbeitsüberlastung (Zeitdruck - Multitasking)

Lange Arbeitszeiten ( > Frauen) / Monotonie

Schichtarbeit (Frauen: stärker / Männer: Nachtarbeit)

konkurrierende berufliche/private Aufgaben

Länder- und Branchenübergreifend !! - Michie / Williams- 2003 / Härmä et al. - 2006

! !

Psychosoziale Belastungen – „besondere“ arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Prekäre Beschäftigung -„Arm trotz Arbeit“- working poor –„Multijobber“

►Ungünstige Arbeitsbedingungen( lange Arbeitszeiten, Schicht/ NachtarbeitGefahrstoffe,körperlich schwer, Zeitdruck,

geringe Handlungsspielräume)

► Leih-/Zeitarbeit

► schlechte Bildung /Qualifikation

► Migrationshintergrund

► schwierige Lebenslagen

(Verschuldung, Partnerschaft)

► schlechte gesundheitliche

Ausgangslage

►(arbeits) medizinische Betreuung ??

(Arbeits) Unfälle ▲Sozialleben ▼

Psychosoziale Gesundheit ▼

Verhaltensassoziierte

Gesundheitsrisiken ▲

Kohäsion – Vulnerabilität – Gesundheitsschutz - Einkommen

Jeff Johnson University of Maryland,Baltimore, SJWEH, 2008

Prekäre Beschäftigung

= Global grösster Stressor

jeder 3. Deutsche arbeitet befristet –

Generation „Casting /Praktikum“ !

Psychosoziale Belastungen – „besondere“ arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Systematische Bespitzelung:(ohne Wissen der Beschäftigten)

- Verhalten protokolliert

- Toilettengänge dokumentiert

- Liebesleben ausspioniert

-„Bewertungen“ abgegeben

Der Preis für „billig und rund um die Uhr“ ?

„Kultur des Misstrauens“

„Vertrauen durch Vertrautheit“ ?

Ersetze Stammpersonal durch

Leiharbeiter…

Psychosoziale Belastungen – Risikofaktor Arbeitszeit

lange Arbeitszeiten

soziale Isolation

Sir Michael MarmotMonitor on Psychology, 2007

„pathologische Anwesenheitskultur“Anwesenheit = Leistungsfähigkeit

„Arbeitsnomaden in der Tretmühle“ – „Psycho-Smog“

Arbeitszeit - Überstunden20% > 45 h/ Woche

13% > 51 h/ Woche

♂ 25 % > 50 h / Woche

♀ 11% > 50 h / Woche

> 60h / Woche

Unfälle

Müdigkeit

Psychosomatische

Beschwerden

Sozialleben ↓

Arbeitsinhalte, Betriebsklima, Motivation, Kontrolle, (Zeit)Autonomie, support

Mo

de

rato

ren

Psychosoziale Belastungen - Mobbing - Prävalenzraten

~ 9 % ( Arbeitnehmerschaft )

~ 3 % ( Schule: bis 20% - Gesundheits-/Sozialwesen: bis 30%

( Arbeitsleben -Arbeitnehmer : ~ 11 %)

~ 3,5 % (90er Jahre)

~ 8 % ~ 7 %

Cave : Definition - Diagnostik - kulturelle /gesellschaftliche Rahmenbedingungen

~ 12 %

~ 15% ~ 14% ~ 14%

~ 11% - m.

~ 13% - w.

Psychosoziale Belastungen – Burnout / MPD

„Minor psychiatric disorders“ – Prävalenz Lehrkräfte

65 % (bei DU ) 52% (bei DU)(90er Jahre)

~ 50% Burnout Prävalenz : bis 38% - Frauen >>> Männer

Burnout - Prävalenzraten : ca. 30 %

~ 50% Stress assoziierte Gesundheitsstörungen

Krankentage : durchschnittlich 40 Tage / Jahr

Prävalenz Psyche : 37% ( bei Frühinvalidität 1998- 2000)

~ 40 % „Minor psychiatric disorders“ ( Privatschulen)

Cave :

Definition /

Diagnostik ?

~ 63 % „Minor psychiatric disorders“ ( n = 403- Grund-/ High Schools)

Wenn der Job tötet ...arbeitsbedingter Suizid ?

Weltweit : ~ 900.000 Suizide / Jahr

In D: ~ 11.000 / Jahr

> 90% : psychisch krank

1. „suicide from overwork“

(arbeitsassoziiert – Stress)

2. „on the job suicide“

Wenn der Job tötet ... – „Karoshi“

Tod durch Überarbeitung – versicherte berufsbedingte Erkrankung

seit 1987 – n= ~ 150 Fälle / Jahr

Chronischer Stress

100 Überstunden / Monat

Lange Arbeitszeiten ohne Pause

Hohe Arbeitsmengen

Wenig Unterstützung

Häufige Dienstreisen

Unregelmäßige Arbeitszeiten

Schichtarbeit

Herzinfarkt - Apoplex

Psychosoziale Ressourcen im Beruf

Führungsverhalten Soziale Unterstützung„Soziales Kapital“

● vor allem bei Stress assoziierten

Erkrankungen

● Männer > Frauen

● je unauffälliger umso besser

● subjektive Überzeugung, dass…

● gesundheitsorientiertes Führen

Führungsverhalten – Anspruch und Wirklichkeit

„GLOBE“ – Projekt ( Global Leadership and Organizational Behavior Effectivness)

Führungskulturen in 60 Ländern untersucht :

-Schlußlicht bei Humanorientierung (d.h. Förderung und Belohnung von fairem, großzügigem und

fürsorglichem Verhalten)

-nicht als Defizit wahrgenommen !(d.h. Führungskräfte dürfen wenig empathisch

und sozial inkompetent sein )

Felix C. Brodbeck, LMU München, 2007

„Hochpathologischer Narzissmus“…“ kränken macht krank !“…

„Erstklassige Leute stellen

erstklassige Leute ein –

zweitklassige nur

drittklassige“…

Tobias Nickel

Leiter Recruiting

Handlungsoptionen - strategisch - gesundheitspolitisch

Felder der EU-Gesundheitspolitik

A. Arbeitsweltbezogen (Gesundheitsförderung / Arbeitsschutz)

B. Public Health (Schnittstelle Soziale Sicherung )

C. Krankheits- / Gesundheitsbezogene Dienstleistungen (G-System)

Hausarzt /Facharzt

Psychotherapeut

Leistungserbringer

Arbeitsmedizin( Zukunftspotential ! )

Sozialversicherung GUV- GKV- GRV-

BA - Rehaträger

SettingArbeits-

platz

B

CICF - Orientierung

A Psychosoziale Gesundheit

= interpersonelle Bez. +

individuelles Erleben /

Verhalten +

Verhältnisse/ Kontext

Deutsches „Konvergenzproblem“► Gesundheit = Beschäftigungsfähigkeit

► Gesundheitssystem =

weit weg von Arbeitswelt

PD Dr.Dr. Andreas Hillert

Nervenarzt- Psychotherapeut

Klinik Roseneck, Prien

Psyche + Arbeitswelt -/ Berufsbezug ?

Psychotherapie: symptomorientiert, nicht an

Return to work ausgerichtet

wenig Kenntnisse vom Berufsalltag

psysom Reha !

Arbeitsmedizin: Kompetenzdefizite (psysom)

Engagement Rehabilitation !

Berufsbezogene Rehamodelle

(Web, Job Reha, MBI- Center)

Handlungsoption - Kooperation Fachdisziplinen

„Bei uns in der Psychosomatik

haben diePatienten keinen Beruf,

bei Ihnen in der Arbeitsmedizin

keine Seele“…Prof. Dr. V. Köllner

Psychotherapeut

Blieskastel

20082001

„zu spät“

zu „arbeitsfern“

zu wenig vernetzt

nicht bedarfsgerecht

► Berufsbezogene

Psychotherapie

►„fast track“

► EAP Employee

Assistance Programs(Assessment –Kurzzeit-intervention – Support)

GUV + GKV = GDA + Präventionsziele BG[ 2008 / 2009 ]

Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA: (2007)

Verringerung von psychischen

Belastungen und Erkrankungen

[ 2008 -2012]

„Sektorenübergreifend“ handeln – Schnittstelle SGB V / VII

Liste „arbeitsbedingter Erkrankungen“ ?

Kooperation

SV-Träger

Handlungsoption Psychosoziale Gesundheit - Inhalte

Koordinierung – Evaluation – Transfer der Erkenntnisse

PräventionGesundheitsförderung

primär: BGF (Verhalten + Verhältnisse –

Zielgruppen- Effektivität )

Sekundär: Vorsorge U- „Stress“ (Standards)

Monitoring - Frühwarnsystem

Versorgung -

Intervention

integrierte Versorgung -„Collaborative Care-

Modelle“ ( unter Beteiligung von Arbeitsmedizin ! )

Hausarzt - / Betriebsarztkompetenz !

Rehabilitation-

Return to work

Berufsbezogene Reha / Psychotherapie (MBO,MBI,Web-Job Reha – neue Modelle)

„BEM“ (§84/2 SGB IX)- Disability Management

Begutachtung Qualität- Standardisierung – Assessment

Wissenschaft Ätiopathogenese –Salutogenese (Resilienz-Recovery)

QM/ Effizienz Reha / Psychotherapie

Psychosoziale Gesundheit = Gesundheits- + Sozialpolitik

Europäisches Jahr 2010

( Kampagne der EU Kommission)

„Bekämpfung von Armut

und sozialer Ausgrenzung“

Vladimir SpidlaEU- Kommissar- Soziales

Europäischer Pakt für Psychische

Gesundheit und Wohlbefinden[ Juni 2008 ]

Psychische Gesundheit ...

...von Jugend / in Bildung

...am Arbeitsplatz

...bei älteren Menschen

Vorbeugung von Depression /

SuizidBekämpfung von Stigma /

sozialer Ausgrenzung

Verteilungs-/Chancengerechtigkeit

soziale Kohäsion - Solidarität

Lebenserwartung < 1.500€ vs. > 4.500,- € / Monat

m: - 10 / w: - 5 Jahre !

● Recht auf ein Leben in Würde und auf

umfassende Teilhabe an der Gesellschaft

● Förderung der sozialen Eingliederung

● Förderung eines stärkeren sozialen

Zusammenhalts (die gesamte Gesellschaft

profitiert von einer Beseitigung der Armut)

● Engagement aller Akteure auf allen

Regierungsebenen

Mit Kooperation wurde Deutschland wieder aufgebaut !

Corporate Social Responsibility (CSR ) ?

„Hemmungslose Konkurrenz führt zu einer maßlosen

Verschwendung von Arbeitskraft und zu einer

Verkrüppelung der sozialen Seite in der Veranlagung

der Individuen“....

[ Aus meinen späten Jahren ]Albert Einstein – 1879 -1955