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40 Ersatzneubau | Alterszentrum Mathysweg | Zürich-Albisrieden Architektur: neff neumann architekten ag Kernstrasse 37, 8004 Zürich Verantwortlich: Barbara Neff, Bettina Neumann Mitarbeit: Miriam Zehnder, Patrick Fischer, Lucie Petruskova, Ivica Kesic, Liliana Wild, Michal Switalski Landschaftsarchitektur: Schweingruber Zulauf, Zürich Gebäudetechnik: RMB Engineering AG, Zürich Die Projektverfassenden von «STRAWBERRY FIELDS FOREVER» schlagen einen markanten sechsgeschossigen Bau mit einem schön integrierten Attikageschoss vor. Der Solitär reiht sich gut in die grossmassstäblichen Bauten Zollfreilager, Wohnbauten Else Züblin und Schulanlage Untermoos ein, die sich um die Grünanlage Bachwiese gruppieren. Der polygonale Fussabdruck spannt drei konkave Aussenräume auf, die Eingangsbereich, Gartenterrasse und einen ruhigen Aussenraum definieren. Die städtebauliche Setzung überzeugt jedoch aufgrund der Nähe zu den dreigeschossigen Wohnbauten im Norden nicht ganz. Das Regelgeschoss wird aus dem aus den 1950er Jahren bekannten Y-Grundriss entwickelt. Dieser Typus ist als Alters- heimgrundriss äusserst leistungsfähig und bewährt. Dank der Dreiecksform entstehen angenehm besonnte und gut ausgerich- tete Zimmer. Die «dunkle» Mittelzone wird mit allen notwendigen Nebennutzungen besetzt und von dieser aus sehr effizient erschlossen. Es entstehen kurze Betriebswege und durch die versetzten Raumzellen schön rhythmisierte Korridore, die jedoch bezüglich Gebrauchstauglichkeit in der Jury kontrovers disku- tiert wurden. Als Abschluss der Korridore werden überraschend gut belichtete Aufenthaltszonen mit der vertikalen Erschließung verknüpft. Die aus der Grundrisstypologie entwickelte Fassadenstruktur verleiht dem Gebäude einen differenziert gegliederten Ausdruck, in dem die einzelnen Wohneinheiten ablesbar sind. Durch das geschickte Zusammenlegen der Nasszellen und der Aufreihung der Loggien werden zwei unterschiedliche Zimmertypologien entwickelt, die beide schön proportionierte Raumzonen definie- ren und ein hohes Mass an differenzierter Möblierung zulassen. Die Übereckfenster verleihen den Zimmern eine Grosszügigkeit und ermöglichen der Bewohnerschaft unterschiedliche Ausblicke in das Quartier resp. in die Weite der Stadt. Die Loggien der Appartements liegen innerhalb des Dämmperimeters und sind durch eine Einfachverglasung vom Wohnbereich abgetrennt. Somit handelt es sich bei diesen Loggien nicht um Aussenräume im konventionellen Sinne, sondern um ganzjährig nutzbare Wintergärten. Diese Maßnahme begünstigt die hohe Anforde- rung an die Gebäudehüllzahl und gewährleistet die Einhaltung des geforderten Minergie-P Standards. Jedoch erhöhen sich so die Mietkosten der Zimmer, da die Fläche der Loggia im Verhält- nis zur Hauptnutzfläche eingerechnet werden muss. Im Bereich der Cafeteria und dem Speisesaal wird das Erdge- schoss auf selbstverständliche Art um das gleiche Fassaden- thema erweitert, dabei gelingt es den Verfassenden einen gut ausgerichteten Gartensitzplatz mit Morgen-, Mittags- und Projekt Nr. 22: STRAWBERRY FIELDS FOREVER 2. RANG | 2. PREIS

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Page 1: Projekt Nr. 22: STRAWBERRY FIELDS FOREVER · Die Projektverfassenden von «Strawberry FielDS Forever» schlagen einen markanten sechsgeschossigen bau mit einem schön integrierten

40 Ersatzneubau | Alterszentrum Mathysweg | Zürich-Albisrieden

Architektur:

neff neumann architekten ag

Kernstrasse 37, 8004 Zürich

Verantwortlich:

Barbara Neff, Bettina Neumann

Mitarbeit:

Miriam Zehnder, Patrick Fischer,

Lucie Petruskova, Ivica Kesic,

Liliana Wild, Michal Switalski

Landschaftsarchitektur:

Schweingruber Zulauf, Zürich

Gebäudetechnik:

RMB Engineering AG, Zürich

Die Projektverfassenden von «Strawberry FielDS Forever» schlagen einen markanten sechsgeschossigen bau mit einem schön integrierten attikageschoss vor. Der Solitär reiht sich gut in die grossmassstäblichen bauten Zollfreilager, wohnbauten else Züblin und Schulanlage Untermoos ein, die sich um die Grünanlage bachwiese gruppieren. Der polygonale Fussabdruck spannt drei konkave aussenräume auf, die eingangsbereich, Gartenterrasse und einen ruhigen aussenraum definieren. Die städtebauliche Setzung überzeugt jedoch aufgrund der Nähe zu den dreigeschossigen wohnbauten im Norden nicht ganz. Das regelgeschoss wird aus dem aus den 1950er Jahren bekannten y-Grundriss entwickelt. Dieser typus ist als alters-heimgrundriss äusserst leistungsfähig und bewährt. Dank der Dreiecksform entstehen angenehm besonnte und gut ausgerich-tete Zimmer. Die «dunkle» Mittelzone wird mit allen notwendigen Nebennutzungen besetzt und von dieser aus sehr effizient erschlossen. es entstehen kurze betriebswege und durch die versetzten raumzellen schön rhythmisierte Korridore, die jedoch bezüglich Gebrauchstauglichkeit in der Jury kontrovers disku-tiert wurden. als abschluss der Korridore werden überraschend gut belichtete aufenthaltszonen mit der vertikalen erschließung verknüpft. Die aus der Grundrisstypologie entwickelte Fassadenstruktur verleiht dem Gebäude einen differenziert gegliederten ausdruck, in dem die einzelnen wohneinheiten ablesbar sind. Durch das geschickte Zusammenlegen der Nasszellen und der aufreihung der loggien werden zwei unterschiedliche Zimmertypologien entwickelt, die beide schön proportionierte raumzonen definie-ren und ein hohes Mass an differenzierter Möblierung zulassen. Die Übereckfenster verleihen den Zimmern eine Grosszügigkeit und ermöglichen der bewohnerschaft unterschiedliche ausblicke in das Quartier resp. in die weite der Stadt. Die loggien der appartements liegen innerhalb des Dämmperimeters und sind durch eine einfachverglasung vom wohnbereich abgetrennt. Somit handelt es sich bei diesen loggien nicht um aussenräume im konventionellen Sinne, sondern um ganzjährig nutzbare wintergärten. Diese Maßnahme begünstigt die hohe anforde-rung an die Gebäudehüllzahl und gewährleistet die einhaltung des geforderten Minergie-P Standards. Jedoch erhöhen sich so die Mietkosten der Zimmer, da die Fläche der loggia im verhält-nis zur Hauptnutzfläche eingerechnet werden muss. im bereich der Cafeteria und dem Speisesaal wird das erdge-schoss auf selbstverständliche art um das gleiche Fassaden-thema erweitert, dabei gelingt es den verfassenden einen gut ausgerichteten Gartensitzplatz mit Morgen-, Mittags- und

Projekt Nr. 22: STRAWBERRY FIELDS FOREVER2. RANG | 2. PREIS

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Situationsmodell 1:500

abendsonne sowie aussicht auf den Üetliberg aufzuspannen. Die ganze infrastruktur mit Küche, Hotellerie und lingerie sowie der verwaltungsbereich sind im rückwärtigen teil angeordnet. Diese lage ermöglicht optimale betriebsabläufe. räumlich und strukturell weist das eingangsgeschoss jedoch nicht die Quali-täten des regelgrundrisses auf. Der Spitex-bereich besetzt das ganze Mezzaningeschoss im 1.obergeschoss mit einem separaten ein-gang am Mathysweg. Die geschickte Positionierung der Nutzungen unterstützt die gewünschten Synergien zwischen altersheim und Spitex, wobei beide Nutzungsgruppen auch unabhängig von einander gut funkti-onieren. Die tagesbetreuung liegt im 2. obergeschoss mit einem gegen Süden ausgerichteten Garten für Menschen mit Demenzerkrankung, der von den allgemeinen bereichen nicht einsehbar ist. im vergleich stehen die Ökonomie-Kennwerte eher schlecht da. Die bau- und lebenszykluskosten liegen im obersten bereich aller in der engeren auswahl vorgeprüften Projekte. bezüglich ökologischer Nachhal-tigkeit liegen die Kennwerte im mittleren bereich. Das sorgfältig ausgearbeitete Projekt besticht mit einer hohen Schlüssigkeit bezüglich Funktion, ausrich-tung, betriebsabläufe und architektonischer ausdruckskraft. insbesondere das regelgeschoss in der Grundkonzeption und die repräsentative, städtische Fassade sind ein gelungener beitrag zum thema des zeitgenössischen altersheimbaus. leider vermag das Projekt in seiner städtebaulichen Setzung in letzter Konsequenz nicht ganz zu überzeugen. Gleichzeitig verlangen baurechtliche verstösse im nördlichen bereich eine Überarbeitung.

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