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Presseinformation Experiment Eine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor Inhalt // Allgemeine Informaon // Daten und Fakten // Staonen der Ausstellung // Geistesblitze mit großer Wirkung // Interview mit Dr. Rolf Packroff, Wissenschaſtlicher Leiter „Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe“ in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin // Die DASA

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Page 1: Presseinformation Experiment Eine ... - dasa-dortmund.de · // Die DASA. Eine Welt ohne ... die die DASA in Kooperation mit dem Historischen Museum in Basel ... Die Suche nach Alterna

Presseinformation

ExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

Inhalt

// Allgemeine Information// Daten und Fakten// Stationen der Ausstellung// Geistesblitze mit großer Wirkung // Interview mit Dr. Rolf Packroff, Wissenschaftlicher Leiter „Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe“ in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin// Die DASA

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Eine Welt ohne Chemie, Arzneimittel und Farbstoffe gibt es nicht mehr. Doch wie entstehen solche Neuerungen? Die neue Ausstellung „Experiment“ beleuchtet ab 10. November in der DASA Arbeitswelt Ausstellung die Hintergründe einflussreicher Erfindungen wie Aspirin, Plastik oder der „Pille“.

Im Mittelpunkt stehen Geschichten über unerwartete Wendungen und folgenreiche Begegnungen, über clevere Planungen und scheinbare Zufälle. Chemie-Laien, Schulklassen ab der 7. Klasse und Spezialisten erfahren dabei spannende Hintergründe über Penicillin, Araldit oder DDT.

Das stete Ineinandergreifen gesellschaftlicher und innovativer Prozesse zieht sich wie ein roter Faden durch die Sonderausstellung, die die DASA in Kooperation mit dem Historischen Museum in Basel konzipiert hat. 17 Innovationsgeschichten aus den letzten 150 Jahren erzählen von bedeutenden Persönlichkeiten, Teamgeist, raffinierten Methoden und neuartigen Unternehmensstrategien. Ob Sonnenmilch, Klebstoff oder Tonband: Jede Erfindung ist Kind ihrer Zeit. Auch fatale Nebenwirkun-gen von Stoffen stehen in der DASA zur Debatte.

Kleine Geschichten der Geistesblitze

Wo aber kommen die genialen Ideen für neue Produkte her? Welche Rahmenbedingungen sind nötig? Und: Wie steht es um den Umgang mit Risiken? „Experiment“ widmet sich diesen Fragen in den Themenschwerpunkten „Planung oder Zufall?“, „Innovationen und Patente“, Markt und Gesellschaft“ und „Risiko und Verantwortung“.

Objekte aus internationalen Wissenschafts- und Industriesammlungen, darunter eine echte Schimmelprobe von Alexander Fleming oder ein frühes Tonband, lassen die Besucher in eine sonst verborgene Welt der Geistesblitze und Laboratorien eintauchen.

Einblicke in die aktuelle Life-Science-Industrie geben filmische Interviews mit Industrievertretern, NGO´s, Juristen oder Historikern zum Thema Patente. Über interaktive Stationen sowie eine Multimedia-Rallye besteht zudem die Möglichkeit, sich auf spielerische Weise mit ethischen und normativen Fragen auseinanderzusetzen.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm vertieft einzelne Aspekte. Dazu zählen Spezial-Führungen für Schulen, eine Fachtagung zu „Gefährlichen Substanzen“ sowie zahlreiche Aktionstage und Veranstaltungen, wie das neue DASA-Format der „Wissenschaftskneipe“ („Science Pub“).

„Experiment“ startet am 10. November 2017 und endet am 15. Juli 2018.

Alle Details dazu gibt es unter www.dasa-dortmund.de

Presse-Info / Neu ab 10. NovemberExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

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KooperationspartnerHistorisches Museum Basel

Laufzeit10.11.17-15.07.18

Darum geht´sHaarspray für die Frisur, die Kontaktlinsen für den Durchblick, die Turnschuhe fürs Training - und dannValium gegen den Stress: Produkte der chemisch-pharmazeutischen Industrie prägen unseren Alltag.Die neue DASA-Ausstellung „Experiment“ zeigt, wie unsichtbare Moleküle die Geschichte bewegt ha-ben.

Woher kommen die genialen Ideen? Wem nutzen sie, und was sind ihre Auswirkungen auf das Leben? „Experiment“ beleuchtet auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche insgesamt 17 Geschichten einflussreicher Erfindungen wie Penicillin oder „Pille“, Sonnenmilch oder Klebstoff. Wirkstoffe stehen im Fokus - von A wie Aspirin über C wie Coartem bis S wie Salvarsan.

Es sind Geschichten über unerwartete Wendungen und folgenreiche Begegnungen, über clevere Pla-nung und scheinbare Zufälle. Sie erzählen von bedeutenden Persönlichkeiten, raffinierten Methoden, ausgeklügelten Instrumenten und neuartigen Unternehmensstrategien.

Das gibt´s zu sehen• Objekte aus internationalen Wissenschafts- und Industriesammlungen, darunter eine echte

Schimmelprobe von Sir Alexander Fleming oder ein frühes Tonband, machen die Kulturge- schichte der Geistesblitze und und die sonst eher verschlossene Welt der Forschungslaborato- rien lebendig.

• Molekül-Modelle• Filme, in denen Pharmalobbyisten, Vertreter von NGO´s oder Chemiker gleichermaßen zu Wort

kommen• Abstimmungstationen• Ausstellungs-Quiz als App (Actionbound)

Zusatzangebote• Führungen durch die Ausstellung • Themenführungen für Schulklassen (ab 7. Klasse)• Kuratorenführungen (23.11.17, 14.12.17, 19.04.18, 14.06.18)• Lehrerinformations-Veranstaltungen• App zur Ausstellung• Vortrag „Denker-Donnerstag“ am 23.11.17 über die Wirksamkeit von Antibiotika mit Dr. Jochen Pfeifer (Pharmakotherapieberater der Kassenärztlichen Vereinigung) und Dr. Roland Paul (Bun- desanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) • Aktionstage mit Familienprogramm am 19.11.17 sowie am 27.05.18• Abend-Programm mit dem „Science Pub“ am 01.02.18 zum Thema Plastik und der „Fuck Up Night“ am 26.04.18 über Versuch und Irrtum von „Start Up Gründern“• Teil des „Dortmunder Wissenschaftstags“ (21.11.17) und der „ExtraSchicht“

Daten und Fakten

ExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

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KontaktDASA Arbeitswelt AusstellungFriedrich-Henkel-Weg 1-2544149 [email protected] (für Gruppen und Schulklassen): 0231.9071-2645Allgemeine Information: 0231.9071-2479www.dasa-dortmund.de

AnfahrtBahn: S 1 / Haltestelle Dortmund Dorstfeld-Süd // Bus 447 (Hacheney-Huckarde)Auto: A 40, Ausfahrt Dortmund Barop

Eintritt Erwachsene: 8,– € Ermäßigt: 5,– €Schulklassen pro Person: 2,– €

ÖffnungszeitenMontag bis Freitag 9 - 17 UhrSamstag, Sonn- und Feiertage 10-18 Uhr

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„Planung oder Zufall?“ Teamarbeit statt verborgene Tüfteleien: Eine Erfindung verlangt systematische Analysen, planvolles Vorgehen, klar abgestimmte Methoden und Modelle. Viele Gespräche unter Kollegen sorgen nach langen Prozessen für Wirkstoffe mit großer Wirkung. Viele Faktoren entscheiden über Erfolg und Miss-erfolg einer Erfindung. Welche Faktoren aber sind das? Was braucht es, damit eine Innovation im Sinne eines marktfähigen Produkts zustande kommen kann?

Entdecker-Tipp: Originalobjekte aus den Labors von Paul Ehrlich und Alexander Flemming

„Innovationen und Patente“ Wer ein Patent besitzt, hat ein (zeitlich begrenztes) Monopol auf die Nutzung einer Erfindung – und ih-rer Einnahmen. Das Patentrecht bedingt die Offenlegung von relevantem Wissen und verhindert somit innovationshemmende Firmengeheimnisse. Dafür, dass ein Unternehmen sein internes Wissen preis-gibt, räumt ihm der Staat eine befristete Marktexklusivität ein. Was aber darf eigentlich alles patentiert werden? Wessen Errungenschaft sind Innovationen, die zum Beispiel auf traditionellem Heilwissen basieren? Welcher Preis darf für ein Medikament verlangt werden?

Entdecker-Tipp: Videostation: Eine kleine Geschichte der Patente

„Markt und Gesellschaft“ Jede Erfindung ist Kind ihrer Zeit. Die heute unüberschaubare Menge verschiedenster Warensortimenteaber wurde erst durch Innovationen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie ermöglicht. Sie sind in uns und um uns herum und stellen das Ergebnis einer ständigen Wechselwirkung zwischen Ent-wicklern und Abnehmern dar. Hier entdecken die Besucher „Klassiker“ aus dem Alltag, begegnen den Anfängen des Plastiks und treffen auf überraschende Zusammenhänge.

Entdecker-Tipp: Dem veränderten Schönheitsideal auf die Spur kommen

„Risiko und Verantwortung“Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Die Segnungen des Fortschritts und die Schattenseiten eines Stof-fes liegen oft ganz nah beieinander. Erfindungen, die anfangs als lang ersehnte Lösung eines gravieren-den Problems erschienen, können später selbst zum Problem werden.Ausgehend von den Erfahrungen der Vergangenheit versucht man heute, die Risiken von Innovationen schon in deren Frühstadium zu erkennen und abzuwenden, auch wenn sich negative Folgen niemals gänzlich vermeiden lassen. Immer wieder neu stellt sich daher die Frage, wie wir als Gesellschaft mit den möglichen Konsequenzen von Innovationen umgehen wollen.

Entdecker-Tipp: Am Ende der Ausstellung hat jeder die Möglichkeit, seine Wünsche für künftige Innovationen aufzu-schreiben und ein Selfie damit zu machen.

Stationen

ExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

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ForschungsinselBei der Entwicklung eines neuen Wirkstoffs schaffen es heute von rund 8.000 Kandidaten gerade einmal fünf in die Phase der klinischen Tests am Menschen. Von diesen fünf wiederum erhält im Schnitt eine einzige Substanz die Marktzulassung. Wie aber gelangt man zu diesem einen Wirkstoff, der letztlich den immensen Aufwand rechtfertigt?

Entdecker-TippDie typischen Verfahren im Chemie-Labor wie Destillieren oder Zentrifugieren, Analysieren und Testreihen im „Innovationslabor“ erkunden und in einem „Wentzscope“ den Malaria-Erreger oder den Hundebandwurm auf die Schliche kommen.

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Aspirin Schon Hildegard von Bingen wusste um die Wirkung der Weidenrinde. Sie enthält ein fi ebersenkendes und schmerz-linderndes Mi el, das Salicin. Die Idee am Ende des 19. Jahrhunderts: einen solchen in der Natur vorkommenden Stoff synthe sch herzustellen und so abzuwandeln, dass er wirksamer und verträglicher wurde. Dank einer den Austausch fördernder Labor-Architektur und funk onierender Kommunika on gelang es einem Team der 1863 gegründeten Wuppertaler Firma Bayer ein Medikament von Weltruf zu entwickeln. Laborleiter Felix Hoff mann hielt am 23.01.1899 den neuen Wirkstoff Aspirin in Händen. Und nicht nur das: Bayer presste daraus als erstes Unternehmen eine Table e - mit dem Bayerkreuz als Markennamen.

BakelitDie Schildlaus war zu langsam. Schellack, ihr harziges Sekret, konnte Ende des 19. Jahrhunderts nicht in den benö gten Mengen geliefert werden. Denn die neu entstandene Elekt-ro-Industrie benö gteStoff e wie diesen, die isolierend, hitzebeständig und kosten-güns g waren. Darau insuchte und fand der belgischen Chemiker Leo Hendrik Baeke-land, ein geborener Tü ler mit Gespürfürs Geld, den ersten voll-synthe schen Kunststoff . 1907 ließ er sich das Herstellungsverfahren für diesen ersten vollsyn-the schen Kunststoff paten eren. Er tau e den Stoff nach seinem eigenen Familiennamen. Das „Bakelit“ ist der Au akt zum Plas k-Zeitalter.

DDTDichlordiphenyltrichlorethan, kurz DDT, hil . Zum Beispiel gegen Kartoff elkäfer oder Malariamücken. Bereits 1946 entdeckte man jedoch DDT-Resistenzen bei Insekten oder Ablagerungen in der Kuhmilch. Auch „erwünschte“ Insekten starben. Die Nega v-Schlagzeilen führten ab 1970 zu einem schri weisen Verbot von DDT in den Industrieländern. In vielen Ländern des globalen Südens wird es dagegen immer noch eingesetzt. Die Suche nach Alterna ven wurde 2008 zu einem vordringlichen Ziel der Vereinten Na onen erklärt.

Geistesblitze mit großer WirkungEin paar Kultur-GeschichtenExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

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Delial-SonnenmilchEin Badeanzug aus den 1920er Jahren steht stellvertretend für ein neues Körperbild. Mehr Licht, Lu , Sonne - und Haut war gefragt. Coco Chanel zeigte sich 1923 mit neuer Sonnen-bräune und sorgte damit in der Modewelt für Furore. 1934 brachte die deutsche Firma Drugofa mit „Delial“ die erste Sonnencreme mit chemischem UV-Schutz auf den Markt. Ab den 1950er-Jahren sorgte der au ommende Massentou-rismus, vor allem in die Sonne des Südens, für einen Auf-schwung der Sonnenschutzmi el.

FCKW1930 sorgte ein Atemzug für Furore: Der amerikanische Ingenieur Thomas Midgley atmete ein von ihm hergestelltes Gas ein und blies damit eine Kerze aus. Das Gas, Fluorchlor-kohlenwasserstoff (FCKW), war weder gi ig noch brennbar und als Kühlmi el ideal. Bald stand ein Kühlschrank in den meisten Küchen. Als Treibmi el in Spraydosen und Feuerlö-schern trat es seinen Siegeszug um die Erde an. Doch genau die grei FCKW an. Es zersetzt die schützende Ozonschicht, weil die UV-Strahlen die Chlor- und Fluor-Radikale freisetzen, die mit dem Ozon reagieren. Seit 2000 ist das Mi el so gut wie verboten und diese Maßnahme zeigen erste Erfolge im Kampf um das Ozonloch. KlebstoffDas Kleben ist eine uralte Kulturtechnik. Mit dem Au om-men von Kunststoff en und Leichtmetallen begann zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Suche nach neuen Fügetechniken für diese Materialien. Die Lösung fand man in den synthe- schen Klebstoff en. Erst seit 1946 gab es mit Araldit den

ersten synthe sch hergestellten Klebstoff . Heute kleben auf diese Weise selbst Zahnprothesen im Mund, wie die Ausstel-lung zeigt.

Mauvein1856 ließ der bri sche Chemiker William Perkin den ersten künstlichen Farbstoff mit dem Namen "Mauveine" paten e-ren. Zwei Jahre später brachte Francois-Emmanuel Vorguin in Lyon einen roten Farbstoff mit dem Namen "Fuchsin" als paten ertes Produkt auf den Markt. Die Brüder Gerber erfanden wiederum in Mulhouse das "Azalein". Eine Klage-welle schwappte in die neue bunte Farbwelt. Während in Frankreich das Produkt geschützt war, sicherten die Deut-schen oder die Schweizer das Herstellungsverfahren ab.

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Penicillin Seine Entdeckung ist ein langer und verschlungener Weg mit vielen Akteuren. Der englische Arzt und Bakteriologe Alexander Fleming traute seinen Augen nicht, als er nach einem Urlaub 1928 herausfand, dass eine nicht gereinigte Petri-Schale verschimmelt war und dass rund um einen der Schimmelpilze die vorher gezüchteten Bakterienkulturen abgestorben waren. Doch erst 1938 gelang einem interdis-ziplinären Team in Oxford die Isola on des Wirkstoff s. Die mark augliche Massenproduk on wurde schließlich 1943 im Scha en des 2. Weltkrieges mi els eines staatlichen Forschungsprogramms in den USA ermöglicht. Heute gilt die sich ausweitende Resistenz gegenüber An bio ka als eine der größten medizinischen Herausforderungen.

PilleDer Österreicher Ludwig Haberlandt entdeckte 1923, das man Ra en mit Hormonpräparaten unfruchtbar machen konnte. Ein Kreuzfeuer moralischer, religiöser und poli -scher Anwürfe verhinderte die weitere Erforschung. Dem Amerikaner Carl Djerassi und seinem Team gelang es nach dem 2. Weltkrieg, das erste synthe sche Sexualhormon, Norethisteron, herzustellen. Entscheidende Impulse für die Entwicklung der Pille kamen aus der Frauenbewegung. Die amerikanischen Feminis nnen Margaret Sanger und Kathari-ne McCormick (1875–1967) traten in den 1950er-Jahren mit dem Konzept einer An babypille an den Chemiker Gregory Goodwin Pincus heran. McCormick inves erte 2 Millionen Dollar aus ihrem Privatvermögen in die Entwicklung der ers-ten Pille. 1957 kam mit „Enovid“ die weltweit erste An baby-pille auf den Markt. In Europa folgte 1961 die Berliner Firma Schering mit „Anovlar“.

RedoxonMit der Entdeckung der Vitamine zu Beginn des 20. Jahrhun-derts etablierte sich eine ganz neue Forschungsrichtung. Als der Chemiker Tadeus Reichstein in Zürich 1933 ein Verfahren zur Synthese von Vitamin C entdeckte, wandte er sich an die Basler Firma Hoff mann-La Roche. Noch im selben Jahr begann diese mit der Produk on von synthe schem Vitamin C, obwohl noch unklar war, welchen therapeu schen Nutzen es bringen würde. Der 2. Weltkrieg befeuerte die Nachfrage. Nicht zuletzt durch Werbung und Koopera onen mit Nestlé gelang es Roche auch danach und bis heute, einen riesigen Markt für Vitaminpräparate zu schaff en.

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Ein eindrückliches Beispiel wie „FCKW“ macht klar, wie wichtig die Überprüfung von Stoffen in ihrer Wirksamkeit ist. REACH macht das. REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Res-triction of Chemicals. Seit 2007 ist die EU-Chemikalienverordnung aktiv, die Stoffe registriert, bewertet, zulässt oder beschränkt. Das passiert unter anderem auf dem Friedrich-Henkel-Weg in Dortmund, im Nachbargebäude der DASA. Hier arbeiten die Experten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-medizin für sichere chemische Verbindungen.

Was ist REACH und wie funktioniert REACH? Was muss ein Unternehmen tun, das einen inno-vativen chemischen Stoff auf den Markt bringen will?

REACH will die Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union und die Umwelt vor chemischen Gefährdungen schützen und setzt bei den Herstellern und Importeuren chemischer Stoffe an.Deshalb haben Hersteller und Importeure die Pflicht, Risiken, die von ihren Stoffen ausgehen, für den gesamten Stofflebenslauf, also von der Herstellung bis zur Entsorgung, zu bewerten. Auf Grundlage dieser Risikobewertung müssen sie passende Maßnahmen für eine sichere Verwendung ableiten und an ihre Abnehmer weitergeben.

Ab einer Tonne Jahresproduktion müssen chemische Stoffe bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki registriert werden. Mit steigender Produktionsmenge gelten zusätzliche Prüf- und Informationspflichten. Dabei tragen unter REACH Hersteller und Importeure die Verantwortung für die Prüfungen, mit denen die Gefährdungen von Mensch und Umwelt ermittelt werden. Die Europäische Chemikalienagentur und die zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten, wie beispiels-weise die BAuA, haben die Aufgabe, die von den Unternehmen gelieferten Informationen zu prüfen und erforderlichenfalls zusätzliche Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt einzuleiten.

Was hat unsere Gesellschaft aus Geschichten, wie denen von DDT, FCKW oder Asbest ge-lernt? Wie haben diese Fälle zu einem Umdenken im Umgang mit Gefahrstoffen beigetragen? Wie würde unsere Gesellschaft heute mit diesen Innovationen umgehen?

Allen drei Fällen ist gemeinsam, dass sie aufgrund ihrer Eigenschaften zunächst enorme gesellschaftli-che Vorteile boten: Bekämpfung der Malaria (DDT), ungiftige und nicht brennbare Kältemittel (FCKW) und leichte, beständige und unbrennbare Produkte für tausende von Anwendungen (Asbest).Erst nach Jahrzehnten wurden die Folgen für Mensch und Umwelt sichtbar: Schädigung von Ökosyste-men (DDT), der Ozonschicht (FCKW) und weltweit mehr als 100.000 Krebstote jährlich durch Asbest.

Alle drei Stoffe sind inzwischen in der EU und vielen anderen Staaten der Welt verboten. Um solche Katastrophen zukünftig zu vermeiden, sieht REACH für etliche Stoffe mit „besonderer Besorgnis“ Zulassungs- oder Beschränkungsmaßnahmen vor. Allen drei Stoffen ist aber auch gemeinsam, dass sie extrem langlebig im Körper und in der Umwelt sind und sich dort anreichern. Und die Dosis macht bekanntermaßen das Gift! Unter REACH werden seit 2008 erstmals langlebige Stoffe, die sich in der Um-welt anreichern, auch ohne bekannte Toxizität als „Stoffe mit besonderer Besorgnis“ behandelt und mit entsprechenden Auflagen versehen.

Am Arbeitsplatz gelten zum Schutz vor noch unbekannten Risiken inzwischen für alle chemischen Stoffe Mindestmaßnahmen, auch wenn sie noch nicht als gefährlich eingestuft sind.

Dr. Rolf PackroffInterview mit dem wissenschaftlichen Leiter „Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe“ der BAuA

ExperimentEine Ausstellung über Erfindungen aus dem Chemie-Labor

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Warum braucht unsere Gesellschaft so etwas wie REACH? Kann nicht eine Verordnung wie REACH auch die Innovationsfreude von Unternehmen bremsen, indem sie große Hürden für die Einführung neuer Stoffe setzt?

Allein die krankheitsbedingten Folgekosten der Asbestverwendung in Deutschland summieren sich inzwischen auf über 500 Mio. € jährlich! Eine wettbewerbsfähige Europäische Union braucht ein Che-mikalienrecht, das nicht nur Bürgerinnen, Bürger und Umwelt umfassend schützt, sondern auch Schritt hält mit chemischen Innovationen, wie sie zum Beispiel mit Hilfe der Nanotechnologie möglich sind.REACH entstand auch deshalb, weil das frühere Europäische Chemikalienrecht für die Vermarktung neu entwickelter Stoffe höhere Hürden vorsah als für Stoffe, die bereits auf dem Markt waren. Dies behin-derte systematisch Stoffinnovationen in der EU. Mit Abschluss der Nachregistrierung von zigtausend sogenannten Altstoffen ist dieses Kapitel Ende Mai 2018 endgültig abgeschlossen.

Dann bietet REACH Unternehmen eine dem Produktionsvolumen angemessene, rechtlich und wissen-schaftlich belastbare Prüfstrategie, mit der Risiken durch chemische Stoffe für Mensch und Umwelt systematisch abgeklärt werden können. Hinzu kommt eine aufwändige Qualitätssicherung durch die staatlichen Stellen, die sich vor allem am Risikopotenzial orientiert.

Zwar greifen die Registrierungspflichten unter REACH erst ab einer Tonne Jahresproduktion, dennoch sollten bereits im frühen Stadium der Entwicklung neuer Stoffe oder Materialien einfache Überlegun-gen und Tests zu möglichen Gefahren für Gesundheit und Umwelt gemacht werden. Risikominimierung, wie beispielsweise durch Pasten statt feiner Pulver, Dosiereinrichtungen statt Abmessen von Hand, aber auch durch den Ersatz gefährlicher Stoffe durch ungefährliche, lässt in einem frühen Innovationstadium wesentlich einfacher realisieren als bei einer schon wirtschaftlich bedeutsamen Produktion.

Das Interview läuft in der Ausstellung als Film.

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Mensch – Arbeit – Technik: Unter diesen Leitmotiven wirbt die DASA Arbeitswelt Ausstellung aufüber 13.000 Quadratmetern für eine Arbeitswelt, in der der Mensch mit seinen Fähigkeiten undFertigkeiten im Vordergrund steht. Sie informiert über die Arbeit im Wandel angesichts derAnforderungen in der Zukunft. Die DASA besteht seit knapp 25 Jahren und ist eine ständige undbildungsaktive Einrichtung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin mit Sitz inDortmund. Jährlich besuchen die vielen Attraktionen in der DASA über 200.000 Gäste.

Die DASA hat den alten Namenszusatz „Deutsche Arbeitsschutzausstellung“ längst abgelegt. Sie istein Erlebnisort mit einer Fülle von Exponaten, Experimentierstationen und multimedialenElementen zu Szenarien der Arbeitswelt. Der „Lärmtunnel“ etwa ist eine tunnelartigeKlanginstallation, der alltägliche Geräusche buchstäblich „vor Ohren führt“.

Die Stahlhalle erzählt von körperlicher Schwerstarbeit und im Wirbelgang steht der eigene Rückenauf dem Prüfstand. Ob Industrieroboter, Elektronenmikroskop, Tunnelbau, Webstuhl oderDampfmaschine: Vieles kann in Funktion besichtigt und ausprobiert werden. Mutige wagen einewilde Fahrt durch ein Warenlager, das Ordnungsfans die Haare zu Berge stehen lässt. Mit dieserVermittlungsform, die alle Sinne anspricht, hat sie sich als Vorreiterin auf dem Gebiet derAusstellungs-Szenografie einen besonderen Namen gemacht.

Nachhaltig rückt die DASA in den Fokus, welchen Beanspruchungen und Belastungen sich derMensch bei seiner täglichen Arbeit aussetzt und stellt Lösungen für besseres Arbeiten vor. Dabeisteht nicht die Technik im Vordergrund, sondern immer der Mensch. In vielen Selbstexperimentenerfährt man einiges über sich selbst.

„Nach einem Besuch in der DASA werden Sie sich und die Welt der Arbeit mit anderen Augen sehen“, verspricht DASA-Leiter Gregor Isenbort. Die DASA lebt nicht zuletzt durch die persönliche Ansprache und die Mitarbeiter vor Ort. Dadurch ist die DASA im wahrsten Sinn „interaktiv“. Denn Leute vom Fach informieren über Arbeitsplätze in den Bereichen Heilen und Pflegen, Bauwesen, Stahlindustrie, Zei-tungsdruck oder im Textilwesen und animieren so zum Entdecken, Nachdenken und Nachfragen.

Hintergrund

Die DASA Arbeitswelt Ausstellung