politikorange "fertig!"

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FERTIG! NOVEMBER 2011 MAGAZIN ZU DEN JUGENDMEDIENTAGEN 2011 HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND

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Erste von zwei politikorange-Ausgaben zu den Jugendmedientagen 2011 in Stuttgart

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Page 1: politikorange "Fertig!"

Fertig!

November 2011 Magazin zu den JugendMedientagen 2011HeRauSgegeBen von deR JugendpReSSe deutSCHLand

Page 2: politikorange "Fertig!"

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Foto: Martin Knorr

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Bettina Benzinger24 Jahre, StuttgartEkaterina Karabasheva22 Jahre, Sofia

…sind Masterstuden-tinnen im Medienbereich und haben für euch bis

spät in die Nacht in Echtzeit gearbeitet.

H abt ihr schon einmal vor dem Te-lefon gesessen und auf den Anruf

eures letzten Dates vom Abend zuvor ge-wartet? Wenn dieses doofe Ding einen un-schuldig und stumm anschaut. Man hofft, und wartet, und hofft, und wartet. Er kann sich in einer Minute melden. Oder in fünf. Oder 50. Oder auch erst morgen. Oder gar nicht. Wie lang fühlen sich diese Minuten an? Viel zu lang. Und wenn ihr als junge Journalisten eure Artikel bis zur Deadline fertig haben müsst, eure Fakten recherchiert haben müsst, wie fühlen sich die Minuten jetzt an? Viel zu kurz.

Die Echtzeit ist realer denn je. Das Internet erzwingt Journalismus in Echt-zeit. Die Journalisten müssen flott ar-beiten können, immer den Nachrichten-verkehr im Auge behalten, verschiedene Informationsquellen berücksichtigen und Themen möglichst schnell umsetzen.

Doch lasst uns kurz weg von Jour-nalismus, weg von Zeitdruckdebatten, hin zu einer ganz anderen Thematik ge-hen. Wenn man in der Informatik von

„Echtzeit“ spricht, dann meint man nicht die Geschwindigkeit oder die Qualität eines Vorgangs. Es geht eher darum, dass man dessen Dauer im Voraus einschätzen kann. Betrachtet man eine Uhr, deren Zei-ger unermüdlich wandern, so weiß man, wann der Glockenschlag kommen wird. Pünktlich, wenn der große Zeiger auf der Zwölf steht. Stellt man sich dagegen vor ein Telefon, weiß man nicht, wie lange man warten muss, bis es klingelt. Aber wenn es klingelt, dann muss man abneh-men, also reagieren. Die Folgen sind real…

So ist es auch in unserer Gesell-schaft. Man weiß nicht, wie lange es dau-ern wird, bis die nächste berichtenswerte Neuigkeit kommt und welches Ausmaß sie haben wird – ob es ein Fukushima sein wird oder ein kleinerer Störfall, der bald in Vergessenheit gerät. Aber man weiß, dass man darauf reagieren muss. Denn die Medienwelt ist wie ein Telefon ohne Anrufbeantworter. Keine Nachricht nach dem Piepton. Keine Info darüber, ob man etwas verpasst hat. Und wenn man nicht da war, wenn es geklingelt hat, dann ist man raus aus dem Spiel.

So ist es eben auch im Journalismus – will man drin bleiben, muss man schnell sein. Das heißt aber oft für die Journa-listen: schnelle Bearbeitung unerwarteter Themen, wenig Zeit zum Recherchieren, kaum Zeit zum Redigieren. Resultiert das in einer sinkenden Qualität? Und bringt

die Schnelligkeit einen besseren Service für die Leser mit sich oder enttäuscht sie mit unzureichenden Hintergrundinforma-tionen?

Mit solchen Fragen haben sich die Diskutierenden auf der Auftaktveranstal-tung in der Carl Benz Arena auseinander-gesetzt. Vor dem mit 500 Jugendlichen ge-füllten Saal setzten Spiegel-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron und Joa-chim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Impulse für die kommenden Tage, die euch voll bepackt mit Medien-workshops und Diskussionen spannende Einblicke in aktuelle journalistische Ent-wicklungen und Debatten bieten.

Liebe Leserinnen und Leser, was bedeutet es für dich, in Echtzeit zu leben? Wie viele Stunden verbringst du täglich auf Facebook? Nur, um zu erfahren, was deine Freunde machen; nur, um up to date zu sein? Wie oft checkst du auf dei-nem iPhone deine Mails, um nichts Wich-tiges zu verpassen? Du bist gehetzt. Wir alle sind gehetzt. Journalismus ist gehetzt. Journalismus in Echtzeit ist das Thema dieser Jugendmedientage in Stuttgart. Al-les schneller, mehr Output in kürzerer Zeit. Fastfood-Journalismus in einer McJourna-lismus-Gesellschaft. Doch da gibt es nicht nur den Journalismus. Da gibt es die Men-schen in der Gesellschaft. Da gibt es uns. Da gibt es dich. Was bedeutet Echtzeit für dich? Auf den JMT 2011 begleiten wir die zahl-reichen Workshops und Diskussionen, in denen ihr herausfinden könnt, was Echt-zeit für euch bedeutet. Fast drei ganze Tage, 71 Stunden, 4260 Minuten oder ex-akt 255 600 Sekunden Echtzeit stecken in den Stuttgarter Jugendmedientagen. 255 600 Sekunden, in denen ihr die Jugendme-dientage in Echtzeit erleben könnt.

Wir wünschen euch eine echt spannende Echtzeit und bleiben mit der politikorange dabei! Eure ChefredaktionBettina Benzinger und Ekaterina Karabasheva

editorial

iNhalt

»haudegen« Chuck Norris würde auch vor Twitter auf dem Tahir-Platz sein. Seite 10

Fastfood Werden Nachrichten nur noch in bekömmlichen Häppchen konsumiert?Seite 11

»bitten wenden« 10 Autos, 14 Fahrer. Und jede Menge Stress. Eine Stunde mit dem Fahrdienst. Seite 05

dreamteam Ein Interview mit Anja Elser und Jessica Hefti, den Köpfen hinter den JMT. Seite 06

In eIner Gesellschaft ohne anrufbeant-worter wenn eIne neuIGkeIt rauskommt, müssen dIe JournalIsten schnell darauf reaGIeren. Genauso wIe man an das telefon ranGehen soll, wenn es klInGelt. Verpasst man dIe möGlIchkeIt, Ist es zu spät. denn In der echt-zeIt GIbt es keIne zweIte chance für dIe lanGsamen – und keIne nachrIcht auf dem anrufbeantworter. von Bettina BenzingeR und eKateRina KaRaBaSHeva

AllES FESTHAlTEN, NICHT vErPASSEN.

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Foto: Martin Knorr

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„fahr! mach mal! du machst das Gut!“ als besucher sIeht man dIe JuGendmedIentaGe (Jmt) als VeranstaltunG, doch was läuft eIGentlIch Im hInterGrund ab? transporte und chauffeurdIenste wollen erledIGt werden. tanJa diSCHingeR beGleItete für eInIGe stunden chrIs (23), der als fahrer beI den Jmt dabeI Ist.

NachrichteN

teamVorstellunG Wer sind eigentlich die Teamer und was machen sie? In der Tagungsschrift findest du auf Seite 58 & 59 die Vorstellung des Teams in Echtzeit. Verfolge die Posts am Samstag stündlich live unter www.face-book.com/jugendmedientage. Egal ob Springer, Fahrer, Teilnehmerbetreuung oder Koordination Programm. Was hin-ter den Kulissen passiert, erfährst du am Samstag live.

Jmt In echtzeIt-radIoHeute morgen wurdest du in der Turn-halle vom Morgenprogramm der JMT in Echtzeit Redaktion geweckt. Bei jedem Essen wird im Hintergrund das JMT in Echtzeit laufen, und dir Einblicke in das Programm liefern, Umfragen ausstrahlen und wichtige Hinweise für die kommen-den Tage geben. Darunter auch: Was steht in der nächsten po.

open nIGht

medIeneInblIcke

Nach einer langen Nacht am Donners-tag und einem anstrengenden Tag am Freitag, erwartet dich Abends das offene Programm der Open Night. Hier hast du die Gelegenheit, dich bei Ständen von Medienunternehmen informieren, bei der Poetry-Slam Bühne kreativen Köpfen zuzuhören oder mit deinen neu gewon-nenen Freunden WII zu spielen.

Gewinne Einblicke in die Medienmacher und das kulturelle Programm von Stutt-gart. Bei den Medieneinblicken schaust du bei Radiosendern vorbei, beim Land-tag, bei der Landesbibliothek oder beim Du-Mont-Verlag. In Teams gelangt ihr zu den Medieneinblicken und wieder zurück.

I ch durfte heute auch hinter die Ku-lissen blicken und die Logistik da-

hinter erfahren. Ich treffe mich also um 11 vormittags mit Chris. Er soll von der Carl-Benz-Arena zum Büro der Jugend-presse fahren und etwas transportieren. Wir fahren also mit einem roten Liefer-wagen dorthin und ich lerne ihn etwas näher kennen. Er erzählt mir, dass er ein freiwilliges soziales Jahr bei der Jugend-presse absolviert und bei den JTM das erste Mal dabei ist – eingeteilt als Fahrer. Da man die Fahrtzeit abhängig vom Ver-kehr vorher schlecht einschätzen kann, sagt er: „Alle maulen einen an: ‚Wo bist du?‘ oder ‚Wo bleibt die Butter?‘ Ich habe keine Ahnung, ich bin nur der Fah-rer!“ Als solcher hat er einen flexiblen Dienstplan. „Ich lebe von der Hand in den Mund: Die Aufträge, die ich be-komme, schiebe ich rein.“ Nachdem wir durch die Stadt gefahren sind, kommen wir schließlich im Jugendpressebüro an. Wir tragen nun also drei Transportwä-gen in den Lieferwagen, holen noch ein Flipchart, Presseausweise und Visiten-karten und fahren alles wieder zurück zur Carl-Benz-Arena. Dort angekommen und fertig abgeladen bekommt Chris den

Auftrag, Saskia Brauer, eine Referentin des Deutschen Journalisten-Verbandes vom Flughafen in ihr Hotel zu bringen. Dieses Mal ist unser Transportmittel ein PKW. Chris schaltet das Navi an und los geht’s in eine wiederum verquatsche Autofahrt mit einem sehr sicheren Fah-rer. Angekommen am Flughafen, betre-ten wir die Eingangshalle und warten am Terminal auf die Referentin, von der Chris sagt, dass er sie nicht kenne, nur wisse, dass er sie holen müsse. Das ko-mische Gefühl, das er beim Warten im Magen hat, liegt aber nicht an der Aufre-gung und Ungewissheit, sondern daran, dass er schlichtweg Hunger hat. Es ist schließlich mittlerweile schon nach 14 Uhr. Nachdem wir Frau Brauer empfan-gen haben, bringt Chris sie zum Auto, während ich das Parkticket löse. Die Fahrt verläuft ziemlich zügig und ist be-gleitet von Gesprächen zwischen Chris und der Referentin. Als wir das Hotel erreicht haben, checkt Frau Brauer ein und ein weiterer Referent kommt an die Rezeption. Er solle sich um 16 Uhr in der Carl-Benz-Arena einfinden. Diese Fahrt überschneidet sich allerdings mit Chris‘ nächsten. Er erledigt einige Telefonate,

muss improvisieren, damit er den Herrn zur Carl-Benz-Arena bringen kann und organisiert für seine darauffolgende, ge-plante Fahrt schließlich Ersatz. Hektisch fahren wir vom Hotel los, um rechtzeitig zur Arena zu gelangen. Natürlich stecken wir mitten in einem Stau und die Zeit wird knapp. Chris meint dazu: „Stuttgart ist schwäbisch und Schwaben sind spar-sam – auch an den Straßen.“ Obwohl Chris sich nun im Zeitdruck befindet, bleibt er relativ gelassen und schafft es sogar noch bis fünf Minuten vor 16 Uhr in die Arena. Während des Staus äußerte sich der chauffierte Referent zu Chris:

„Fahr! Mach mal! Du machst das gut!“ – und genau das hat Chris.

erzählcafésWer die Stuttgarter Medienwelt schon kennt, kann auch in einem Erzählcafé relaxen und spannenden Vorträgen lau-schen. Besonders für schon erfahren Schreiber interessant: Der Vortrag zum Thema Auslandsjournalismus von Pau-line Tillmann, die in St. Petersburg als freie Journalistin arbeitete.

facebookDiejenigen, die die Auftaktveranstaltung in der Carl Benz Arena bei Facebook schon mitverfolgt haben, wissen bereits, dass bei fast allen Programmpunkten der Jugendmedientagen unter www.facebook.com/jugendmedientage in Echtzeit be-richtet wird. Log auch du dich ein und kommentiere das Geschehen!

Tanja Dischinger 21 Jahre, Günzburg

… hat gerade ihr Fachabi in der Tasche und freut sich auf ein Praktikum bei einer Lokalzeitung.

PErSPEKTIvE dES gEFAHrENEN. Foto: Martin Knorr

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FruchtFleiSch Was bedeutet es für dich in echtzeit zu leben?

Felix groell19 Jahre, KölN

„ICH dENK dANN SoForT AN lIvETICKEr, INTErNET UNd AN ErEIgNISSE, dIE IN dEr

WElT PASSIErEN, lIvE IN MEINEN BIld-SCHIrM vErFolgEN zU KöNNEN.“

„liveticKer“

laura KöNig19 Jahre, KoNStaNz

„JEdEN MoMENT AUSzUKoSTEN UNd NICHTS zU BErEUEN, WAS ICH TU.“

„Nicht bereueN“

aNoJa PeriNPaNathaN 18 Jahre, aacheN

„AllES, WAS PASSIErT, IST ECHTzEIT. AUCH SozIAlE NETzWErKE. dAS BEdEU-

TET, glüCKlICH zU lEBEN UNd NICHT dEr vErgANgENHEIT NACHzUTrAgEN.“

„glücKlich SeiN“

Foto

s: M

artin

Kno

rr

In echtzeIt mIt dabeI obwohl dIe Grössten stars In hollywood sInd, haben dIe JuGendmedIentaGe Ihre eIGenen VIps. dIe JournalIstIsche promInenz braucht keInen roten teppIch, sIe hält sIch auch nIcht mIt starallüren auf, sIe Ist VIel lIeber mIt dabeI beI der Grössten VeranstaltunG für JunGe medIen-macher In Ganz deutschland. von anna RuppeRt

Ü ber hundert Referenten stehen bei den JMTs in den Startlöchern, um

mit euch zu diskutieren, sich euren Fra-gen zu stellen und mit euch zu arbeiten. Bekannte Referenten für die Jugendme-dientage zu finden ist jedoch ziemlich anspruchsvoll: „Es müssen mindestens doppelt so viele Referenten angefragt wer-den, wie letztendlich kommen“, erklärt Andi Weiland aus dem Bundesvorstand der Jugendpresse. Die Referenten enga-gieren sich bei den Jugendmedientagen ehrenamtlich und reisen aus den verschie-densten Ecken Deutschlands an. Ein kur-zer Einblick, was euch erwartet:

Ein besonderes Highlight ist dieses Jahr Mathias Müller von Blumencron. Der Spiegel Chefredakteur war am Donners-tagabend bei der Auftaktveranstaltung in der Carl-Benz-Arena mit dabei. Müller von Blumencron ist seit 1992 beim Spiegel beschäftigt. Bevor er Chefredakteur des Spiegels wurde, war er als Wirtschaftskor-respondent in Washington und New York der Echtzeit ausgesetzt.

So richtig in Echtzeit lebt auch Jan Böhmermann, Moderator der Auftaktver-anstaltung und Preisträger des Fernseh-preises für die „Beste Comedy“. Während der Veranstaltung war er in Echtzeit on-line und hielt seine Twitter-Follower auf dem Laufenden. Er selbst hat sich als

Jugendlicher in der Jugendpresse enga-giert und kann die JMT als das wichtigste Event für medieninteressierte Jugendliche in Deutschland nur empfehlen.

Die Präsenz bekannter Referenten endet allerdings nicht schon bei der Auf-taktveranstaltung – in Echtzeit sind sie bei fast allen Programmpunkten mit dabei.

Auf keinen Fall fehlen darf Pauline Tillmann, die früher selbst bei der Jugend-presse war und sich besonders für Nach-wuchsjournalisten engagiert. Bestimmt kennen sie einige Teilnehmer und Teil-nehmerinnen noch von den letzten JMT in München. Momentan arbeitet Tillmann als Korrespondentin in St. Peterburg und ist nun angereist, um jungen Medienma-chern einen Einblick in ihr Leben als Aus-landsjournalistin zu ermöglichen.

Als solche muss Pauline Tilmann ständig gut vernetzt sein. Wie kann man überhaupt vernetzt sein, wenn man plötz-lich offline ist? Christoph Koch, Autor von „Ich bin dann mal offline“, hat den spannenden Selbstversuch gewagt. Wie das Leben ohne Internet und Handy in der Echtzeit weiterging, könnt ihr das Mit-glied der Neon Redaktion am Samstag im Podium „Nachrichtenflut“ fragen.

Schon lange bevor der Medienalltag in Echtzeit stattfand war Gerhard Krom-schröder mit Günther Wallraff unterwegs.

Zusammen mit Wallraff recherchierte er undercover und lebte eine Zeit lang als

„türkischer Arbeiter“. In einer Sofarun-de wird der Auslandskorrespondent den Teilnehmern und Teilnehmerinnen span-nende Fragen zum Thema Krisenjourna-lismus beantworten.

Wer denkt, dass nur bekannte Refe-renten vor Ort sind, täuscht sich. Bereits in den vergangenen Jahren hat sich der ein oder andere namenhafte Workshop etabliert: Ein Beispiel hierfür ist der Neon Workshop, der dieses Jahr von Neon Text-redakteurin Heike Kottmann und Neon Art Direktor Jonas Natterer geleitet wird. Sowie der Zeitmagazin-Workshop.“ Work-shops mit Namen sind ausschlaggebend und immer besonders schnell voll“, weiß Anne-Marie Hertzer, Programmverant-wortliche für die JMT.

Anna Ruppert 18 Jahre, Heilbronn

…freut sich schon darauf, bald ihr Abi in der Tasche zu haben. Sie schreibt für die Lokal-zeitung und ist bei der Jugendpresse BW aktiv.

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thomaS FiScher iN SeiNer Kreuzberger altbauWohNuNg. „hätte ich Früher reiSeN KöNNeN, Wäre ich Wohl WeltgeWaNdter“.

Foto: privat

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uNd biSt du SchoN auSgeSchlaFeN? Wie War die letzte Nacht vor der auFtaKtveraNStaltuNg zu deN JugeNdmedieNtageN?

Jessi: Ich bin nicht müde. Ich habe zwar die letzte Nacht gut geschlafen, aber körperlich bin ich am Limit. Heute Morgen stand ich mit einem Lächeln im Gesicht auf und habe mich gefreut, dass es nach einem Jahr Arbeit endlich losgeht. Dafür würde ich 72 Stunden wach bleiben!

Wie laNge habeN die vorbereituNgeN gedauert? uNd Welche SchWierig-KeiteN gab eS?

Anja: Im September letzten Jahres fand das erste Treffen statt. Richtig los ging es im Januar, als wir das komplette Team zusammengestellt haben. Wir standen vor einer großen Herausforderung, vor allem durch das dezentrale Arbeiten zwischen den Jugendpressebüros in Berlin und Stuttgart. Die Koordination zwischen Ber-lin und Stuttgart war die größte Herausforderung für uns. Die Kommunikation lief über etliche Mails und wöchentliche Telefonkonferenzen ab. An den Wochen-enden organisierten wir Teamtreffen vor Ort, um unter-schiedliche Bereiche der JMT zu besprechen.

Warum „iN echtzeit“? Wie Seid ihr auF daS thema geKommeN?

Anja: Hmm… wir haben sehr lange überlegt. Das ist ein großes Thema. Jeder twittert, bloggt und besitzt ein Handy. Ohne Internet geht gar nichts mehr. Es geht um Mobilität, Geschwindigkeit, Erreichbarkeit und Kommunikation. Anfangs hatten wir grobe Strukturen zum Thema „In Echtzeit“, bis sich das dann endgültig entwickelt hat.

Wie Fühlt ihr euch iN der rolle der ProJeKtleituNg Für die buNdeSWeiteN JugeNdmedieNtage?

Jessi: (seufzt) Das haben wir vorher noch nie gemacht. Wir sind ein Team bestehend aus 10 Leuten und wir haben das alles zusammen aufgebaut. Also

ich würde nie sagen, dass das allein mein Verdienst ist.

eiN PerFeKteS dreamteam á la timoN uNd Pumbaa oder zicKt ihr eher rum?

Jessi: Ja, auf jeden Fall ein perfektes Dreamteam. Man weiß ja vorher nie, wie das enden könnte, weil zwei Fremde aufeinanderstoßen. Wir kannten uns wirklich gar nicht. Am Anfang war das eher ein Be-schnuppern, dann haben wir gemerkt, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben. (Notfallhandy klingelt) Oh sorry, muss kurz ran…Zum Beispiel haben wir nach und nach herausgefunden, dass wir meistens gleichzei-tig Hunger haben, die gleiche Musik hören, Sushi lie-ben, gerne Kaffee schwarz und Bier trinken. Wir sind so aufeinander angewiesen, haben uns auch gegensei-tig hochgepusht und Kraft gegeben. Also wir halten immer zusammen und haben uns auch nie richtig an-gezickt. Da gab es vielleicht einen kurzen Moment, nur zwei Minuten, dann haben wir uns angesehen, gelacht und meinten: „Nein, das geht so nicht. Wir müssen zusammenhalten.“

Wie viel echtzeit habt ihr iN deN letzteN acht moNateN vorberei-tuNgSzeit erlebeN KöNNeN?

Man will oder muss sogar durchgehend erreich-bar sein. Mittlerweile habe ich mir auch ein Smart-phone gekauft, ich hatte vorher keins. Das liegt aber momentan in der Reparatur (lacht). Ja, wir haben sehr viel Energie und Zeit reingesteckt, aber abends haben wir uns ab und an zusammen gehockt und unabhän-gig von der JMT Vorbereitung einfach gequatscht. Wir hatten eine Menge Spaß bei der Arbeit.

Nach 148.713 mailS uNd 1001 to-doS Seid ihr da Nicht völlig am eNde?

Jessi: Noch nicht. Es hat unheimlich Spaß ge-macht und es war ziemlich spannend. Wir haben noch nie im Projektmanagement gearbeitet. Diese Zeit hat sich aber trotz alledem mehr gelohnt als ein Semester an der Uni. In Zukunft werden wir so große Projekte einschätzen können. Wir haben so viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und wahnsinnig viel gelernt

(Das Handy klingelt wieder, Jessi wirft einen langen Blick drauf)…

»beSSer alS eiN SemeSter aN der uNi «

Elisabeth Olajumoke Adeyanju Omonga19 Jahre, Aachen

…studiert Regionalstudien Asien/Afrika und Portugiesisch an der Humboldt Uni in Berlin und schreibt unter anderem für europeanyouthvoice.eu.

dIe macher stellen sIch Vor JessIca heftI und anJa elser sInd dIe dIesJährIGen proJektleIterInnen der bundesweIten JuGend-medIentaGe In stuttGart. was „hInter den kulIssen“ passIert Ist und warum dIe erfahrunG mehr wert war, als eIn seme-ster an der unI, erzählt euch das dreamteam der Jmt Im Ge-spräch mIt eLiSaBetH oMonga Vor der Grossen auftaktVeran-staltunG

JeSSica heFti uNd aNNJa elSer. gEMEINSAM MIT dEM 10-KöPFIgEN vErANSTAlTUNgSTEAM orgANISIErTEN SIE dIE JMT.

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\\ 8 \\ oPtioNale rubriK

maNchmal muSS

eS gaNz SchNell geheN. maNchmal? immer! auch bei uNS iN der PolitiKoraNge-redaKtioN. da

Wird KurzFriStig die laNg gePlaNte idee zu guNSteN eiNer beSSereN verWorFeN.

uNd iN gaNz Kurzer zeit eiN StarKeS StücK Kreativer arbeit geleiStet.

um Solche geiSeSblitze zu FixiereN braucht eS Platz. deN WolleN Wir euch mit dieSer Seite

bieteN. zeituNgmacheN iN echtzeit SozuSageN.

In echtzeIt

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9 // oPtioNale rubruK //

Du,16–27 Jahre medienbegeistert

Du schreibst in der Schülerzeitung oder studierst Journalismus. Du magst Medien und Medienmachen.

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mitmacheN

gern veröffentlichen wir eure Beiträ-ge und Ideen auch in der nächsten Ausgabe. Schickt uns eine digitale version eurer Notizen und Ideen an: [email protected]

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W as man in der ersten Hälfte 2011 an Nachrichten erlebt hat, würde für

drei Jahresrückblicke ausreichen. Wirt-schaftskrise, Fukushima und Ägypten sind nur ein paar der Stichworte, die Suchma-schinen zum Glühen gebracht haben. Doch wie konnten Journalisten darauf re-agieren oder anders gefragt: Können Jour-nalisten nur noch reagieren? Matthias Ur-bach von der tageszeitung (taz) sagte auf einem Symposium zur Berichterstattung über die Katastrophe in Fukushima, dass Journalisten Dienstleister sind, die Infor-mationen organisieren und in Kontext stellen – am besten „in Echtzeit“. Doch: ist das alles? Muss ein Journalist nur noch ein reagierender Informationsmoderator sein, der aus 123.979.398 Suchergebnis-sen einen Text bastelt?

In alten amerikanischen Filmen waren Schauspieler wie Clint Eastwood als wadenbeißende und unabhängige Investigativjournalisten unterwegs. Clint reagierte nicht auf Nachrichten. Er schuf Nachrichten, indem er sich mit Klienten in dunklen Gassen traf, Nächte in Bibli-otheken verbrachte oder einfach vor der Mafia flüchtete. Würde Clint 2011 nur noch vor einem stylishen Notebook mit abgebissenem Apfel sitzen, einen Latte Macchiato schlurfen und warten, bis bei den Trending Topics bei Twitter irgendein

„RIP Michael Jackson“ oder „Occupy Wall Street“ reinkommt? Drei Stunden Film kann man damit wohl nicht füllen. Ob-wohl wir die Informationen in Echtzeit empfangen können, Bürger ganz einfach zu Quellen werden und die Zugfahrt zwi-schen Berlin und Stuttgart zum Schreiben und recherchieren genutzt werden kann, ist eines der Argumente von Journalisten, dass sie keine Zeit für Storys haben.

In einer Otto-Brenner-Studie von 2010 wurde besonders der Nachrichtena-gentur dpa und der Tagesschau Versagen in der Berichterstattung bei der Finanz-krise 2009 vorgeworfen – auch andere Medien gestanden Fehler ein. In schön formulierten Texten wurde das Nicht-Er-kennen von Zeichen der Zeit (überteuerte Hypotheken etc.) kleinlaut kritisiert, aber geändert hatte sich wenig. Die Staats-verschuldung von Griechenland wurde genauso wenig von Journalisten erkannt, wie arabische Revolutionen. Korrespon-denten konnten nur reagieren, indem sie um die Wette zum Tahrir-Platz rannten und „Eilmeldungen“ produzierten. Um die Unmöglichkeit auszudrücken, vor Twitter als Journalist bei einem Ereignis zu sein, könnte man den Internet-Hype

Chuck Norris instrumentalisieren, weil nur er vor Facebook, Twitter und Co. bei Ereignissen sein könnte. Aber muss der Journalist Katastrophen schon erkennen, bevor sie passieren oder ist das gar nicht mehr seine Aufgabe? War es überhaupt irgendwann mal die Aufgabe der schrei-benden Zunft?

Zurzeit diskutieren Journalisten eifrig darüber, wie das neue Web die Ge-sellschaft verändert, aber die Diskussion über die eigene Rolle wird dabei oft ver-gessen. Argumente, wie zu wenig Zeit und Geld oder die nächste Eilmeldung be-enden Diskussionen, bevor die eigentlich wichtige Frage gestellt wird: Brauchen wir noch einen Journalisten, der nur auf Ereignisse reagiert und keine mehr findet?

Oh #Papandreou ist Trending Topic bei Twitter, mal sehen, was da gerade passiert. Bis später.

Andi Weiland26 Jahre, Berlin

… studierte Politik- und Kommunikationswissen-schaft in Münster und freut sich zum 7. Mal bei den JMT zu sein.

chuck norrIs war Vor twItter auf dem tahrIr-platz wäre spIeGel onlIne eIne zeI-tunG, dann würde sIe zur zeIt nur noch sonderausGaben drucken. Gefühlt alle zehn mInuten kommt eIne neue eIlmeldunG reIn. In den meIsten fällen sInd dIe nachrIchten aber nur noch reaktIonen Von JournalIsten und keIne entdeckunGen mehr. braucht es dann den JournalIsten noch? ein KoMMentaR von andi WeiLand

AUCH IN STUTTgArTS dUNKlEN gASSEN KöNNTE ClINT EASTWood UNTErWEgS SEIN.

Foto

: Mar

tin K

norr

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wIrd nachrIchten- fastfood zum alltaG? eIn burGer Von mcdonalds auf dem weG Von der schule zum GItar-renunterrIcht? eIn coffee to Go am bahnhofskIosk? das wIchtIGste Vom taG In 20 sekunden. fastfood-lIebhaber statt Gourmets mIt zeIt. kürzer, schneller, rasanter. das GleIche GIlt auch für nachrIchten: nIemand hat mehr dIe zeIt, lanGe berIchte und reportaGen zu lesen. überschrIften, teaser und tItelbIlder zählen mehr denn Je. Gelesen wIrd, was Im 20-sekunden-QuIck-test überzeuGt. dem Verfasser bleIben knappe zehn sätze zum anlocken: nachrIchten-fastfood. von SopHia KüMMeRLe.

I nternet und Globalisierung bringen die Konkurrenzspirale immer schnel-

ler in Gang. So entsteht Druck, den die Pressevertreter schnell zu spüren be-kommen: Journalisten finden sich im-mer mehr in einem Zwiespalt zwischen ausführlichen Recherchen und Wirt-schaftlichkeit wieder. Es entsteht der Zwang, etwas trotz der Schnelligkeit des Internets konkurrenzfähig und natürlich rechtzeitig abzuliefern.

Beim Journalisten-Barometer 2010 hat sich eine klare Tendenz heraus kri-

stallisiert: über 60 Prozent der befragten Journalisten haben angegeben, bei ihrer täglichen Arbeit unter wirtschaftlichem Druck zu stehen.

Durch den Zuwachs an Medien, durch Konkurrenz nicht nur aus dem In- sondern auch dem Ausland von Medien, die mit Hilfe des WorldWideWeb in „un-serer“ Nachrichtenwelt mitmischen, er-höhen sich die Anforderungen an Journa-listen rasant. Es werden außerdem nicht mehr nur Nachrichten gelesen, die von Journalisten sind, sondern auch Blogs von Privatpersonen.

Für die Journalisten ist das Vorteil wie Nachteil, denn die Anzahl der Quel-len als auch die der Konkurrenten steigen. Letzteres ist vor allem deshalb ein Pro-blem, weil die meisten Konkurrenten ihre Nachrichten kostenlos zur Verfügung stel-len. Es entsteht für die Journalisten also das Problem, ihrer Arbeit mehr Qualität geben zu müssen, um mehr Geld zu ver-langen. Doch wie genau soll das gehen

– mit dem ständigen Druck im Nacken? Klar ist, dass es Situationen gibt, in

denen positiver Stress zu einer höheren Leistung animiert, anspornt, motiviert.

Viel wichtiger allerdings ist der Distress, der Journalisten bei der Ausübung Ihrer Arbeit nachlässiger werden lässt. Wenn ein Journalist plötzlich den Job von drei machen muss, wird zwar Geld gespart, doch es bleibt ihm auch weniger Zeit für seine Arbeit. Diese verliert dadurch an Wert, statt Bio-Nachrichten gibt es Fast-Food – nährwertlos, kurzlebig.

WaS tuN?

Die Gründe für den Stress sind vielfältig. Doch an welchen Stellen genau wirkt er sich aus? „Journalismus heißt Zeit haben für Recherche“ war der erste Satz der Ankündigung, die die Deutsche Journa-listinnen und Journalisten Union (dju) zum Journalistentag 2010 heraus gab. Das Journalisten-Barometer zeigte auch, dass fehlende Zeit für Erkundigungen meist der Grund ist, der die Profession unter Druck setzt. Es gilt deshalb für Journalisten und Redakteure, sich und anderen mehr Zeit für die Recherche zu geben, sich diese im Notfall auch zu nehmen, um ihrer Arbeit wieder einen Nährwert zu geben. Außerdem müssen Journalisten ihren Job

weiterhin ernst nehmen, auch wenn die Bedingungen sich verschlechtern. Denn wenn die Ernsthaftigkeit nicht mehr ge-geben ist, wird sich auch niemand mehr Zeit für seine Arbeit nehmen. Ursachen für gestresste Arbeit sind jedoch auch in anderen Punkten zu finden:

Ein weiteres Problem ist beispiels-weise die hohe Arbeitsbelastung, bedingt durch eine schlechte Arbeitsverteilung. Denn obwohl Druck wächst und somit die Herausforderungen an Pressever-treter steigen, sind Journalistenschulen weiterhin überrannt, Studiengänge und Workshops immer gefragter. Die Mög-lichkeiten, Journalisten durch die Förde-rung der Neulinge und Personalaufsto-ckungen zu entlasten, sind durch freie Mitarbeiter also gegeben! Doch zusätz-liche Mitarbeiter wollen bezahlt werden. Ein Kostenfaktor, durch den man nicht mehr so günstig anbieten kann wie die Konkurrenz. Doch in den Zeiten der Massenmedien sollte gelten, was bereits Verlagsmanager Bodo Hombach sagte:

„Nur Journalismus, der einen Mehrwert bietet […] darf was kosten und wird sei-nen Markt behaupten.“

Infobox

Im Journalisten-Barometer 2010 ga-ben nur 6,6 Prozent der befragten Journalisten an, sich überhaupt kei-nem wirtschaftlichen druck ausge-setzt zu fühlen, während mehr als dop-pelt so viele einen sehr starken druck verspüren (16,5 Prozent). ganz vorne bei den gründen liegt die Abnahme der recherchezeit, die Journalisten das leben schwer macht. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die hohe Arbeitslast und Personaleinsparungen.

NACHrICHTEN AlS FASTFood?

Foto: Martin Knorr

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E in typischer Mittwochabend, 21 Uhr, sechs Wochen vor den JMT, im Büro

der Jugendpresse Deutschland.

  „Kanada ringt Tonga nieder! Ist das dein Ernst?“ Ungläubig schaut Anna-

Lena, Projektleiterin der JMT, zwischen einem vollgeschriebenen Blatt Papier und Anne-Marie, der Programmverantwort-lichen, hin und her.„Also, ich find das super.“ „Als Überschrift für Sportjournalismus?“ „Klar, das ist doch aus einem Bericht über ein Rugbyspiel! Und kreativ fände ich das für die Workshopbeschreibung auch.“

Ja, kreativ müssen wir sein. Wer glaubt, dass es für so etwas wie Kreativi-tät keinen Terminkalender gibt, war noch nicht dabei, wenn die Jugendmedientage vorbereitet werden. Seit Stunden sammeln wir Einfälle, diskutieren über Formulie-rungen in Texten und versuchen, auf fri-sche Ideen für die Titel der Workshops zu kommen. Die Teilnehmer warten schon ungeduldig darauf, sich endlich aus den vielen Workshops einen aussuchen zu können. Was noch für die Website und die Anmeldungen fehlt, sind Überschriften, die neugierig machen. Und die brauchen wir nun einmal jetzt, sechs Wochen vor den JMT. Also, komm her, liebe Kreativi-tät (und bring Pizza mit, denn wir wollen noch eine Weile hier bleiben)!

Kleine Baustellen wie diese räumt das Team bis zum Auftakt der JMT immer wieder auf. Zum einen wird am Programm gefeilt – wir brauchen Redaktionen, Ver-lage und Produktionen, bei denen sich die Teilnehmer umsehen können; Medienma-cher, die von ihrer Arbeit berichten; und natürlich Eröffnungs- und Abschlussveran-staltungen. Zum anderen gibt es logistische Probleme zu lösen. 600 Teilnehmer, mehr als 100 Referenten und fast genauso viele Teamer brauchen Seminarräume, Technik, Schlafplätze, Kaffee, Bahntickets und, und, und. Kaum können wir einen Punkt abha-ken, scheint die Liste wieder zu wachsen.

Zum Glück behalten die beiden Pro-jektleiterinnen den Überblick über alles, was noch zu tun ist. Monatelang widmen sich Anja und Jessica, Veranstaltungsleiterinnen den Jugendmedientagen. Unterstützung finden sie dabei in ihrem Heimatverband, der Jugendpresse Baden-Württemberg, und der Jugendpresse Deutschland.

Um die rund 600 km zu überwin-den, die zwischen dem Team in Stuttgart und dem in Berlin liegen, braucht es vor allem einen guten Internet- und Telefon-anschluss. Neben unzähligen E-Mails am Tag, die im Minutentakt von einem Büro zum anderen eilen, gibt es regelmäßig Telefonkonferenzen. War ich am Anfang noch dagegen, die Abkürzung „Telko“ zu benutzen, so kann ich bald nicht mehr auf sie verzichten. Team-Telko, Programm-

Telko, PR-Telko,… Im Telefonraum treffen wir uns mindestens einmal pro Woche, um gemeinsam zu planen. Hier wird alles besprochen: Wer kommt wann? Gibt es neue Sponsoren? Wer kümmert sich um die JMT-Pressemitteilungen? In den Ge-sprächen zwischendurch verabschieden wir uns meistens mit „Bis später“, denn der nächste Anruf lässt sicher nicht lange auf sich warten. Ständig sind die Telefone in Betrieb: Teilnehmer haben Fragen zur Anmeldung, Referenten müssen angefragt werden, hier fehlt noch eine Information, da müssen wir noch einmal nachhaken.

In den Zentralen ist also immer etwas los. Da haben auch Paul und Paula, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Jugend-presse machen, alle Hände voll zu tun. Während Paul unermüdlich die Anrufe und Nachrichten der Teilnehmer beantwortet, bäckt Paula Zucchini-Schokokuchen, der durch Endorphine im Teig das Stresslevel im Büro sinken lässt. Wieder zufrieden und glücklich teilen wir das Blech auf.

Überhaupt teilen wir in diesen Ta-gen viel – Schokolade, Statusupdates über Fortschritte und Fotos von den Teilneh-mershirts auf Facebook, und jede Men-ge Launen, Jubeleien und Flüche. Der Countdown auf der JMT-Website zeigt an, in wie vielen Tagen die Veranstaltung be-ginnt. Die Post-Its auf den Schreibtischen vermehren sich. Die Bürotür ist immer länger offen – was praktisch ist für die Nachbarn, deren Post wir annehmen.

Das Überschriften-Brainstorming an diesem Abend dauert noch eine gan-ze Weile und je näher es auf die Veran-staltung zugeht, umso weniger Schlaf bekommt das Team. Warum sich die Jugendpressler trotzdem so engagieren? Die Jugendmedientage sind einfach jede Nachtschicht wert.

Unter Zeitdruck ist nicht alles mög-lich, doch Entscheidungen müssen getrof-fen werden. Inzwischen lautet der Titel des Sportjournalismusworkshops „Tipp dich zum Weltrekord“.

und täGlIch Grüsst dIe teamzentrale wenn sIch 600 teIlnehmer dreI taGe lanG auf den JuGendmedIentaGen treffen, dann sorGt dIe Gute orGanIsatIon Im Vorfeld für den reIbunGslosen ablauf. wIe dIe VorbereItunG hInter den kulIssen der JuGendpresse VerlIef, Verrät In eIner InnenansIcht antJe LaMpe.

vErANSTAlTUNgSAUFBAU IN AKTIoN.

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Foto: Rafael Hünerfauth

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FruchtFleiSch Was bedeutet es für dich in echtzeit zu leben?

Fatma Kut18 Jahre, maiNz

„… IMMEr AUF dEN AKTUEllSTEN STANd zU SEIN.“

„uP to date“

iSabel boroWSKi17 Jahre, Stuttgart

„dAS HIEr UNd JETzT zU gENIESSEN.“

„geNieSSeN“

Felix FraNz24 Jahre, augSburg

„SPANNUNg PUr!“

„SPaNNuNg“

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den rollkoffer schleppen klapp, klapp, klapp. auf dem kopf-steInpflaster bad cannstatts schläGt es den rollkoffer hIn und her. schwer lIeGt er In der hand. mIt Jedem klapp scheInt er schwe-rer zu werden. dIe hand aber Gehört eInem der 500 JuGendmedIenta-GeteIlnehmer. aus der schweIz kommt er. lanG war dIe anfahrt, und da scheInt Jeder meter den man hInter sIch brInGen muss ewIG. InmIt-ten der teIlnehmer. von SopHie ReBMann.

B eim letzten Mal wurden wir am Bahnhof empfangen und uns wurde

gesagt, wo wir hin müssen. Das ist jetzt nicht so!“, meint der Junge mit dem Kof-fer im Schlepptau. Zwischen S-Bahnen, dröhnenden Lautsprecheransagen und zuschnappenden Bustüren verschwindet die dünne Beschilderung zur Mercedes-Benz Arena, während die angespro-chenen Passanten in die verschiedensten Richtungen weisen. Auch beim Anblick der Schlange kann man mürrisch und genervt werden: Koffer, Reisetaschen und Backpacker-Rucksäcke liegen dicht an dicht und überall wartende Menschen.

Die Schlange aber ist berechtigt. Innerhalb kürzester Zeit gilt es, die Menge an Teilnehmern zu registrieren, Namensschilder herauszusuchen, ihren Stundenplan auszudrucken und das Ge-päck aufzunehmen. Ab und zu reihen sich überraschende Vorkommnisse ein, aber trotz Stress wird jeder freundlich und ruhig empfangen. So auch von Mi-riam, die im Stockwerk weiter oben auf die Ankömmlinge wartet, um ihnen den Weg zum Fahrstuhl zu weisen und wei-teren Ablauf zu erklären. Dass die zwei Handys in ihrer Hand dauerhaft um die Wette klingeln, merkt man ihr nicht

an. Denn hinter dem Checkpoint geht es für das Teilnehmerbetreuerteam erst richtig los: Koffer werden vom Empfang über ein ausgeklügeltes System direkt in Transporter verladen und in die Turnhal-len gekarrt, in der die Teilnehmer über-nachten. Charlotte sucht auf Wunsch eines Teilnehmers nach Verbindungen von der Arena in ein von ihm gebuchtes

Hotel und um 18:30 stolpert Björn nach einer Zweistundenschicht am Bahnhof in den Teamerraum. Es gab ihn doch, den Infopoint am Bahnhof, an dem er Teilnehmern geduldig den Weg wies. Wie er trotz Stress, Chaos und viel Ar-beit fünf Tage lang mit so viel Menschen um sich freundlich bleibt? „Ich mag den Trubel. Es ist zwar stressig, aber wenn

man dann wieder daheim ist, fehlt das Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Schon ein Mal hat er mitgeholfen und genoss es da, auf immer unterschiedliche Charak-tere zu treffen, die aber immer freund-lich und offen seien.

Die Teilnehmerbetreuer bleiben trotz Trubel und Schnelllebigkeit der Stunden in der Echtzeit. Lasst uns so sein wie Annika und Franzi in der Schlange vor dem Infopoint: Die einstün-dige Wartezeit sehen sie gelassen – Fran-zi vertreibt sich die Zeit mit einem der ausliegenden Magazine und Annika hat während der Anstehzeit schon weitere Leute kennen gelernt.

Sophie Rebmann21, Tübingen

…studiert Politik-und Islamwissenschaft und war schon mit Rucksack auf Recherchereise-Balkantour.

TEIlNEHMErBETrEUEr gEBEN AllES, UM dIE TEIlNEHMEr glüCKlICH zU MACHEN.

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4 TAGE VERANSTALTUNG

240 TAGE VORBEREITUNG

18.000 m2 HOCHSCHULE DER MEDIEN

1.500 m2 CARL-BENZ-ARENA

240 m2 TANZFLÄCHE JMT-PARTY

30 m2 PROJEKTBÜRO

100 HELFER 500 TEILNEHMER 120 REFERENTEN

1.500

TASSEN KAFFE 3.500

LAPTOPS110

ÄPFEL 148.713Mails

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Page 15: politikorange "Fertig!"

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A ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm

erreicht das Mediennetzwerk politikoran-ge seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Ju-gendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

PolitiKoraNge – daS multimedium

politikorange wurde 2002 als Veranstal-tungszeitung ins Leben gerufen. Seit da-mals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und ortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Ver-anstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.

Wie Komm’ ich da raN?

Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesver-bände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv ste-hen bereits über 50 politikorange-Ausga-ben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbe-stellt werden.

Warum eigeNtlich PolitiKoraNge?

In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugend-lichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Han-deln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

Wer macht PolitiKoraNge?

Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neu-gierig und engagiert in Richtung Journa-lismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisa-tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redak-tionsteams sorgen dafür, dass politikoran-ge immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugend-presse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wer heiß aufs schreiben, fotogra-fieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Ver-anstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail.. Die frischesten Mit-machmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach

[email protected]

frisch, fruchtig, selbstgepresst – [email protected]

diese ausgabe von politikorange entstand während der Jugendmedientage vom 03.11. bis 06.11.2011. in Stuttgart.

herausgeber und redaktion: politikorange – Netzwerk demokratieoffensive, c/o Jugendpresse deutschland e.v., Wöhlertstraße 18, 10115 Berlin, www.jugendpresse.de

chefredaktion (v.i.S.d.P.): Ekaterina Karabasheva ([email protected]), Bettina Benzinger ([email protected])

redaktion: Elisabeth olajumoke Adeyanju omonga, Anna ruppert, Sophie rebmann, Tanja dischinger

bildredaktion: Martin Knorr (www.martinknorr.de)

layout: Florian Hirsch ([email protected]),

Projektkoordination: Florian Hirsch

druck: Pressehaus Stuttgart druck gmbHauflage: 800 Exemplare

imPreSSum

Foto: Martin Knorr

Page 16: politikorange "Fertig!"

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