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Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen mittels co-adsorbierter solvatochromer Sondenmoleküle von der Fakultät für Naturwissenschaften der Technischen Universität Chemnitz genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. rer. nat. vorgelegt von Dipl.-Phys. Silvio Prause geb. am 25.07.1970 in Olbernhau eingereicht am 11.07.2003 Gutachter: Prof. Dr. Stefan Spange, Technische Universität Chemnitz Prof. Dr. Rudolf Holze, Technische Universität Chemnitz Prof. Dr. Christian Reichardt, Phillips Universität Marburg Tag der Verteidigung: 18.11.2003 Internet-Archiv: http://archiv.tu-chemnitz.de/pub/2004/0019

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Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen mittels co-adsorbierter

solvatochromer Sondenmoleküle

von der Fakultät für Naturwissenschaften der Technischen Universität Chemnitz

genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades

Dr. rer. nat.

vorgelegt von

Dipl.-Phys. Silvio Prause

geb. am 25.07.1970 in Olbernhau

eingereicht am 11.07.2003

Gutachter: Prof. Dr. Stefan Spange, Technische Universität Chemnitz

Prof. Dr. Rudolf Holze, Technische Universität Chemnitz

Prof. Dr. Christian Reichardt, Phillips Universität Marburg

Tag der Verteidigung: 18.11.2003

Internet-Archiv: http://archiv.tu-chemnitz.de/pub/2004/0019

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2

Bibliographische Beschreibung und Referat

Prause, S.

Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen mittels co-

adsorbierter solvatochromer Sondenmoleküle

Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Naturwissenschaften, Dissertation, 2003, 93 Seiten, 100 Literaturzitate, 10 Tabellen, 32 Abbildungen

Polymer-modifizierte Oberflächen von anorganischen Trägermaterialien werden

bezüglich der Polarität an der Grenzfläche Polymer/Träger untersucht. Zu diesem

Zweck werden solvatochrome Sondenmoleküle (Farbstoffe) an die Oberfläche co-

adsorbiert und mittels UV/Vis-Spektroskopie vermessen. Aus den UV/Vis-

Absorptionsmaxima der solvatochromen Sonden lassen sich die empirischen Polari-

tätsparameter Acidität α, Basizität β und Dipolarität/Polarisierbarkeit π* nach KAMLET

und TAFT ermitteln.

Ausgehend von den Polaritätsparametern oxidischer Trägeroberflächen und synthe-

tischer Polymere wird untersucht, wie sich die Polarität während und nach der

Adsorption des Polymers an die Oberfläche ändert. Dabei wird die verwendete

Konzentration als auch die molare Masse der Polymere variiert. Elementaranalysen

der gebildeten Komposite geben Aufschluß über die tatsächlich adsorbierte Menge

an Polymer. Des weiteren werden die empirischen Polaritätsparameter von mit

Polydimethylsiloxan funktionalisiertem Kieselgel bestimmt und der Einfluß des

Funktionalisierungsgrades untersucht. Erstmalig wird die Methode der Solvatochro-

mie an polymer-modifizierten Glasfasern angewendet. Die ermittelten empirischen

Polaritätsparameter werden mit denen der inversen Gaschromatographie verglichen

und ausführlich diskutiert.

Polaritätsparameter, Acidität, UV/Vis- Spektroskopie, Solvatochromie, solvatochrome

Sondenmoleküle, Adsorption, synthetische Polymere, anorganische oxidische

Träger, funktionalisiertes Kieselgel, Glasfaser

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3

Die Wirklichkeit ist es, die uns täuscht.

Seneca

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4

Inhaltsverzeichnis

A EINLEITUNG....................................................................................................... 8

B GRUNDLAGEN................................................................................................. 12

1 Polarität ............................................................................................................ 12

1.1 Lösungsmittelpolarität ................................................................................ 12

1.2 Der Mehrparameteransatz nach KAMLET und TAFT .................................... 13

1.3 Oberflächenpolarität ................................................................................... 15

2 Solvatochrome Sondenmoleküle................................................................... 17

2.1 Phänomen Solvatochromie ........................................................................ 17

2.2 Verwendete Sondenmoleküle .................................................................... 18

2.2.1 Die Komplexverbindung Fe(phen)2(CN)2 ............................................ 19

2.2.2 MICHLER´s Keton ................................................................................. 21

2.2.3 Cumarin 153........................................................................................ 23

2.2.4 Aminobenzodifuranon ......................................................................... 24

3 UV/Vis-Spektroskopie ..................................................................................... 26

3.1 Physikalisches Prinzip................................................................................ 26

3.2 Technische Umsetzung.............................................................................. 29

3.3 Verwendete Meßanordnung....................................................................... 29

C UNTERSUCHTE SYSTEME ............................................................................. 31

1.1 Anorganische Trägermaterialien / synthetische nichtvernetzte Polymere .. 31

1.2 Pyrogenes Kieselgel / Polydimethylsiloxan ................................................ 61

1.3 Polymermodifizierte Glasfasern.................................................................. 70

D ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................... 79

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5

E EXPERIMENTELLER TEIL............................................................................... 82

1 Verwendete Geräte.......................................................................................... 82

2 Materialien........................................................................................................ 83

3 Durchführung der Solvatochromiemessungen ............................................ 84

F LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................. 85

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6

Abkürzungsverzeichnis

ABF Aminobenzodifuranon; solvatochromer

Farbstoff

AN Akzeptorzahl nach Gutmann

APS γ-Aminopropyl-triethoxysilan

ATR abgeschwächte Totalreflexion

BET Verfahren zur Bestimmung der

spezifischen Oberfläche von Feststoffen

nach Brunauer, Emmett und Teller

Cu(tmen)(acac)+B(C6H5)4- Kupfer(II)-Komplex; solvatochromer

Farbstoff

tmen…Tetramethylethylendiamin acac…Acetylacetonat

C153 Cumarin 153; solvatochromer Farbstoff

DCE 1,2-Dichlorethan; unpolares

Lösungsmittel

DCM Dichlormethan; unpolares Lösungsmittel

DRIFT - Diffuse-Reflexion-Infrarot-Fourier-

Transformation -

DTBP 2,6-Di-tert-butylpyridin; stark basisches

Lösungsmittel

EA Elementaranalyse

EP Epoxidharz

EPA / EPD Elektronenpaarakzeptor / -donor

FTIR - Fourier-Transformation Infrarot -

Fe(phen)2(CN)2 Dicyano-bis(1,10-phenanthrolin)eisen(II)-

Komplex; solvatochromer Farbstoff

HBA / HBD Wasserstoffbrückenakzeptor / -donor

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7

HFI Hexafluor-2-propanol; stark acides

Lösungsmittel

HOMO höchstes besetztes Molekülorbital

highest occupied molecular orbital

IGC inverse Gaschromatographie

IR Infrarot

LFE Lineare Freie Energie

LUMO niedrigstes nicht besetztes Molekülorbital

lowest unoccupied molecular orbital

ODMS Oligodimethylsiloxan

PDMS Polydimethylsiloxan

PEO Polyethylenoxid

PMMA Polymethylmethacrylat

PP Polypropylen

PS Polystyrol

PU Polyurethan

PVAc Polyvinylacetat

PVP Polyvinylpyrrolidon

PVPy Polyvinylpyridin

UV/Vis Ultraviolett/Visuell

XPS Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie

X-ray-photoelectron-spectroscopy

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8

A Einleitung

Native Polymere besitzen eine existentielle Bedeutung für alle Lebewesen.

Lebensnotwendige Funktionen des pflanzlichen und tierischen Organismus werden

durch ständig ablaufende Abbau- und Aufbauprozesse von nativen

makromolekularen Verbindungen wie Peptiden und Polysacchariden aufrechter-

halten. Technische Polymere haben der Menschheit in ihrer Entwicklung zu weiterem

Fortschritt verholfen. Dies trifft für die moderne Gesellschaft des derzeitigen 21.

Jahrhunderts mehr denn je zu. Die technologische Bedeutung synthetischer

Polymere als Zusätze oder Ausgangsstoffe in der Waschmittel- und Kosmetik-

industrie, als Dispersionsmittel für Lacke und Farben, als Schmier- und Gleitmittel für

bewegliche Anlagenteile, als Beschichtung sowohl technischer als auch für

Bekleidungszwecke genutzter Fasern steht heute außer Frage. Die Aufzählung ließe

sich beliebig fortsetzen. Bei all den genannten Anwendungen steht die Struktur des

Polymers nicht allein im Mittelpunkt des Interesses, sondern vielmehr die im

mikroskopischen als auch makroskopischen Maßstab auftretenden Wechsel-

wirkungen mit einer Oberfläche oder Grenzfläche. Dabei können die Wechsel-

wirkungen entweder bei der Herstellung eines Produktes oder erst beim

nutzbringenden Einsatz zum Tragen kommen.

Eine Verbesserung der Herstellungsverfahren als auch der Produkteigenschaften im

wirtschaftlich-technischen Bereich sowie die Entwicklung von Behandlungsmöglich-

keiten (z.B. bei Ablagerungen an Gefäßwänden) oder bioverträglichen Materialien in

der Medizin erfordern in steigendem Maße detailliertere Kenntnisse der Abläufe

während der Anbindung eines Polymers an eine Oberfläche. In der Literatur sind

eine Vielzahl von Methoden beschrieben, die den Vorgang der Adsorption eines

Polymers an eine Feststoffoberfläche in flüssiger organischer Phase zum Inhalt

haben [1–7]. Die bewährten Verfahren zur Aufnahme kinetischer und thermodyna-

mischer Größen wie freier Adsorptionsenergie oder -enthalpie sind oftmals mit einem

hohen apparativen und zeitlichen Aufwand verbunden. Durch den Einsatz

rechnergestützter Methoden wie UV/Vis-, RAMAN- oder FTIR/DRIFT-Spektroskopie

konnte zumindest der Zeitfaktor erheblich reduziert werden.

Die Funktionalisierung einer Oberfläche mit einem synthetischen Polymer kann

grundsätzlich nach zwei Methoden, physikalisch oder chemisch, erfolgen.

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Hauptsächlich physikalisch bestimmt ist die Adsorption eines Polymers an

eineOberfläche. Das Polymer kann entweder aus der Lösung oder der Schmelze an

die Oberfläche adsorbieren [8–21]. Aus technischer Sicht stellt die Adsorption ein

sehr einfaches Verfahren dar, vorteilhaft für viele Anwendungen, weil zeitaufwendige

Syntheseschritte nicht erforderlich sind. Je nach Molekularstruktur, Molmasse und

Lösungsmittel bzw. Morphologie der Oberfläche liegt das Polymer in einer

andersgearteten Konformation an/auf der Oberfläche vor (Abbildung 1) [22]. Größen

wie die Acidität des anorganischen Trägermaterials oder die Basizität des Polymers

als auch die Polarität des Lösungsmittels sind für den Ausgang der Adsorption

ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

tail train loop

Abbildung 1: Mögliche Konformationen eines Polymers an/auf einer Oberfläche nach der Adsorption

Chemische Funktionalisierungen von Oberflächen beruhen auf einer kovalenten

Anbindung von endgruppenständigen Polymeren (grafting onto Reaktionen) oder

Pfropfreaktionen (grafting from) von Monomeren (M) an den funktionellen

Oberflächengruppen (Abbildung 2). In der Literatur sind für eine Reihe von

anorganischen Substratmaterialien Reaktionen dieser Art beschrieben [23–29].

grafting onto

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10

grafting from

Abbildung 2: Chemische Funktionalisierung (grafting onto, grafting from) von Oberflächen mit Polymeren

Der wesentliche Unterschied zwischen dem physikalischen und dem chemischen

Verfahren zeigt sich nach der Funktionalisierung in der Segmentdichteverteilung des

Polymers als Funktion des Abstandes von der Feststoffoberfläche [30] (Abbildung 3).

Bei der Adsorption ist die Segmentdichte des Polymers unmittelbar an/auf der

Oberfläche, als Folge der Anlagerung des Polymers in Form von Schleifen (loops)

und gestreckten Kettenabschnitten (trains) auf der Oberfläche, am größten. In

größerem Abstand tragen nur noch die Segmente der von der Oberfläche

wegzeigenden Ketten (tails) zur Gesamtverteilung bei. Dagegen befinden sich die

meisten Segmente bei Pfropfung eines Polymers an die Oberfläche in einem

gewissen Abstand von dieser. Der Abstand liegt aber noch unter dem sogenannten

Gyrations-Radius RG [30] eines ungestörten Polymerknäuels in Lösung.

tails

loopsρ

rRG

ρ

r

Abbildung 3: Segmentdichte ρ in Abhängigkeit vom Abstand r von der Träger- oberfläche für ein adsorbiertes (links) und gepfropftes Polymer

n M

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11

In der vorliegenden Arbeit wurde ein anderer Weg eingeschlagen, um die

Problematik der Anbindung eines Polymers an eine Oberfläche wissenschaftlich zu

untersuchen. Als Verfahren kam die Methode der Solvatochromie zum Einsatz. Im

Unterschied zu den etablierten Verfahren wurden hierbei nicht die unmittelbar mit der

Adsorption verbundenen Kenngrößen wie Bedeckungsgrad oder Adsorptionsenergie

ermittelt. Vielmehr wurde die Änderung der unter dem Begriff Polarität

zusammengefaßten Eigenschaften von den an der Adsorption beteiligten Materialien

bis hin zum gebildeten Komposit mittels solvatochromer Sonden UV/Vis-

spektroskopisch verfolgt. Dabei tritt das Polymer zu dem vorab an der Oberfläche

des Trägers adsorbierten Sondenmoleküls in Konkurrenz. Eine Beschreibung des

Adsorptionsprozesses im eigentlichen Sinne ist damit nicht möglich. Über die der

Polarität zugrunde liegenden Säure-Base- und Dipol/Dipol-Beziehungen lassen sich

jedoch qualitative Aussagen zu den auftretenden Wechselwirkungen zwischen

Polymer und anorganischer Trägeroberfläche treffen.

Kernstück der Arbeit bilden die solvatochromen Untersuchungen an ausgewählten

Kombinationen von Polymeren und anorganischen oxidischen Trägern. Dazu wurden

zeitaufgelöste UV/Vis-Spektren von verschiedenen solvatochromen Sondenmole-

külen, adsorbiert an dem jeweiligen System, aufgenommen und bezüglich des

längstwelligen UV/Vis-Absorptionsmaximums ausgewertet.

Die vordergründigen Fragestellungen lauteten:

♦ Welche Polarität zeigt das sich bildende Komposit an?

♦ Wie schnell ändert sich die Polarität nach Zugabe des Polymers?

♦ Welchen Einfluß hat die Konzentration und die Molmasse des Polymers

auf die sich einstellende Polarität an der Grenzfläche?

♦ Ergeben sich Unterschiede in der Polarität des Komposits in Abhängigkeit

von der Art der Anbindung des Polymers an die Trägeroberfläche?

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12

B Grundlagen

1 Polarität

Obwohl in dieser Arbeit die Polarität von Grenz- und Oberflächen Gegenstand der

Untersuchungen ist, sei um des besseren Verständnisses wegen ein Kapitel über die

Polarität von Lösungsmitteln vorangestellt.

1.1 Lösungsmittelpolarität

Ein Großteil der zur Synthese von organischen Verbindungen verwendeten

chemischen Reaktionen als auch die Adsorption eines gelösten Stoffes an eine

Grenzfläche findet in Lösung statt. Dabei kommt der Wahl eines geeigneten

Lösungsmittels oft eine tragende Rolle zu, denn es bestimmt unter anderem, in

welchem Maße eine gewünschte Reaktion abläuft. Die unter dem allgemeinen Begriff

Polarität zusammengefaßten Eigenschaften eines Lösungsmittels gewannen in den

40er Jahren des vorigen Jahrhunderts immer mehr an wissenschaftlicher Bedeutung.

Mit der Einführung des Begriffes der empirischen Polarität vollzog sich ein Wandel

der bis dahin stark physikalisch geprägten Anschauungen hin zu einer mehr

chemischen Sichtweise, welche sich schon in anderen Teilgebieten der Chemie wie

der Koordinationschemie bewährt hatte.

Konkret bedeutete dies, daß die oftmals unzureichende Erklärung von kinetischen

als auch thermodynamischen Abläufen während der Solvatation von Molekülen

mittels der dielektrischen Eigenschaften des Lösungsmittels durch die aus der

Koordinationschemie bekannten Säure-Base-Beziehungen von Lösungsmitteln

ersetzt wurde [31]. Dadurch war es möglich, die komplexen Vorgänge nicht wie bis

dahin üblich nur durch eine einzige physikalische Maßzahl (Dielektrizitätskonstante,

Brechungsindex) auszudrücken, sondern zwischen mehreren Parametern (Acidität,

Basizität, Akzeptor- und Donatorstärke) zu differenzieren.

Aus diesem Zusammenhang heraus hat die IUPAC 1965 eine Empfehlung zur

Beschreibung der Lösungsmittelpolarität gegeben [32]. Darin wird die Lösungsmittel-

polarität als Gesamtheit der intermolekularen Wechselwirkungen zwischen den

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gelösten Ionen oder Molekülen und den Solvensmolekülen definiert. Zu den

Wechselwirkungen zählen neben den unspezifischen Coulomb-, Induktions- und

Dispersionswechselwirkungen auch spezifische Wasserstoffbrücken- und

Elektronenpaar-Donor- / -Akzeptor - Wechselwirkungen.

Für die Beschreibung all dieser Wechselwirkungen werden empirische Maßzahlen

ermittelt, wobei es nicht erforderlich ist, den genauen mathematischen

Zusammenhang mit einer speziellen physikalisch definierten Größe zu kennen.

Grundlage für die Bestimmung von empirischen Polaritätsparametern von

Lösungsmitteln bilden geeignete, stark solvensabhängige Prozesse, die in einer

Vielzahl von Lösungsmitteln zu beobachten sind. Dabei können Geschwindigkeits-

oder Gleichgewichtskonstanten von bestimmten Reaktionen, die spektrale

Absorption im UV/Vis- oder IR-Bereich oder aber die chemische Verschiebung im

NMR-Spektrum aktiver Molekülverbindungen als Referenzprozesse herangezogen

werden. Aufgrund der Korrelation der so gewonnenen Meßdaten lassen sich

empirische Parameter der Lösungsmittelpolarität aufstellen [31,33–36].

Aus der Vielzahl an Möglichkeiten zur Ermittlung von Lösungsmittelpolaritäten hat

sich die Methode der Solvatochromie (s. Kap. B 2.1.), nicht zuletzt wegen ihrer ein-

fachen Anwendbarkeit und guten Reproduzierbarkeit als besonders geeignet

herausgestellt. Je nach verwendeten Farbstoffen und/oder angewandter

Spektroskopie wurden unterschiedliche Polaritätsskalen aufgestellt [31,34,35,37]. In

dieser Arbeit fand ausschließlich der Mehrparameteransatz von KAMLET und TAFT

[35], basierend auf dem kombinierten Einsatz verschiedener Sondenmoleküle, zur

Ermittlung von Polaritätsparametern Verwendung.

1.2 Der Mehrparameteransatz nach KAMLET und TAFT

In Erweiterung zu den ersten singulären Polaritätsskalen [34,37] stellten KAMLET und

TAFT [35] Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Beziehung auf, in die

mehrere Parameter einbezogen wurden. Grundgedanke des Ansatzes ist die

Beschreibung einer physikalisch-chemischen Prozeßgröße mittels der

Polaritätsparameter α (Acidität), β (Basizität) und π* (Dipolarität/Polarisierbarkeit),

welche in ihrer Gesamtheit die Polarität eines Systems widerspiegeln. Der in Form

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14

einer LFE-Beziehung (“Lineare Freie Energie Beziehung“) aufgestellte

Mehrparameteransatz ist in der Fachliteratur [35,38–40] anerkannt, da er sowohl

Säure-Base- als auch nichtspezifische Wechselwirkungen berücksichtigt. In

nachfolgender Gleichung ist eine vereinfachte Formulierung des Ansatzes gegeben.

XYZ = (XYZ)0 + aα + bβ + sπ* XYZ ... phys.-chem. Prozeßgröße (Gl. 1) (XYZ)0 ... phys.-chem. Standardprozeßgröße a, b, s ... lösungsmittelunabhängige Koeffizienten

Unter der Acidität α wird die Fähigkeit des umgebenden Lösungsmittels verstanden,

gegenüber dem Gelösten als Wasserstoffbrücken-Donor (HBD) oder als

Elektronenpaar-Akzeptor (EPA) zu wirken. Die Fähigkeit des Lösungsmittels als

Wasserstoffbrücken-Akzeptor (HBA) oder Elektronenpaar-Donator (EPD) unter

Ausbildung von Wasserstoffbrücken- oder koordinativen Bindungen zu fungieren,

wird durch die Basizität β repräsentiert. Der Polarisierbarkeitsterm π* steht für das

Vermögen eines Lösungsmittels, eine benachbarte Ladung oder einen Dipol

aufgrund nichtspezifischer dielektrischer Wechselwirkungen zu stabilisieren.

Der prinzipielle Vorteil dieser LFE-Beziehung ergibt sich aus der Tatsache, daß die

verschiedenen komplexen Einflüsse eines Mediums auf einen gelösten oder adsor-

bierten Stoff voneinander getrennt betrachtet werden können [41]. Dazu bedarf es

geeigneter Referenzprozesse, welche im Idealfall mit jeweils nur einer der Größen

korrelieren. Letztendlich lassen sich damit die expliziten Werte der drei Polaritäts-

parameter α, β und π* eines Mediums bestimmen. KAMLET und TAFT stützten sich bei

der Bestimmung der α-, β- und π*-Werte auf eine Vielzahl solvensabhängiger chemi-

scher Prozesse, vor allem auf die Verschiebung des UV/Vis-Absorptionsmaximums

solvatochromer Farbstoffe. In diesem Fall stellt sich Gleichung 1 wie folgt dar:

ῦmax (Sonde) = ῦmax (Sonde)0 + aα + bβ + sπ* (Gl. 2)

ῦmax (Sonde) und ῦmax (Sonde)0 stehen für die gemessenen Absorptionsmaxima des

Sondenmoleküls im/am untersuchten Medium und in einem unpolaren Lösungsmittel

oder in der Gasphase (alle drei Parameter Null).

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15

1.3 Oberflächenpolarität

Die Übertragung des Konzeptes der Polaritätsbestimmung von Lösungsmitteln auf

Feststoffe und deren Oberfläche eröffnete ein breites Anwendungsfeld. Wie schon

die Lösungsmittelpolarität stellt auch die Oberflächenpolarität eine äußerst

vielschichtige physikalisch-chemische Größe dar [42–44]. Erschwerend kommt

hinzu, daß für die Untersuchung an Oberflächen eine erfolgreiche und auch in

ausreichendem Maße erfolgte Adsorption der Sonde an der Oberfläche erforderlich

ist. In Analogie zu der von der IUPAC vorgeschlagenen Verlautbarung zur

Lösungsmittelpolarität [32] kann die Oberflächenpolarität als Gesamtheit der

intermolekularen Wechselwirkungen zwischen den Molekülen der Oberfläche und

den daran adsorbierten Sondenmolekülen betrachtet werden.

In einer Reihe von Arbeiten wurden Polaritätsparameter von verschiedenen

Feststoffen, wie reine Kieselgele [45,46], modifizierte Kieselgelpartikel [45], Titan-und

Aluminiumoxide [47] synthetische [48,49] und native Polymere [50] mit Hilfe der für

Lösungsmittel aufgestellten Gleichungen bestimmt. Die Ergebnisse zeigten, daß sich

die Untersuchung von Oberflächen komplizierter darstellt, als es bei den

Lösungsmitteln der Fall ist. Dies liegt oftmals an der stärker ausgeprägten

Inhomogenität einer Oberfläche. Ein weiterer Aspekt ist die eingeschränkte Verwend-

barkeit der Sondenmoleküle für bestimmte Oberflächen, so daß die ermittelten

Polaritäten nicht direkt miteinander verglichen werden können.

Zentrales Thema der vorliegenden Arbeit war die Ermittlung der Polarität an der

Grenzfläche Polymer – anorganischer oxidischer Träger. Damit sollte eine Antwort

auf die Frage gefunden werden, ob die Ergebnisse aus den Solvatochromie-

untersuchungen an Polymeren und anorganischen Trägermaterialien zum

Verständnis des Verhaltens von Polymeren in komplexen Systemen beitragen.

Die Polaritätsuntersuchungen an den einzelnen Feststoffoberflächen sind dadurch

gekennzeichnet, daß sich die Sondenmoleküle an den entsprechenden polaren

Zentren der Oberflächen anlagern, und/oder in der Lösung verbleiben. Durch die

Anwesenheit einer weiteren Oberfläche entsteht eine völlig andere Situation. Die

möglichen Wechselwirkungen des Sondenmoleküls sind nicht mehr auf zwei

beschränkt, sondern es ergeben sich nun vier Möglichkeiten der Lokalisierung

(Abbildung 4). Dies ist insofern von Bedeutung, als daß mit der Methode der

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16

Solvatochromie geringfügigste Änderungen der Polarität in der unmittelbaren

Umgebung der Sonde detektiert werden können. Auf das Problem der

Polymeradsorption übertragen heißt das, es macht einen Unterschied in welcher

Grenzschicht die Sonde lokalisiert ist. Ob sie sich z.B. in einer adsorbierten

Polymerschicht (Oberfläche/Polymer/Sonde/Polymer), an der Grenzfläche zwischen

Oberfläche und Polymer oder aber an der Grenzfläche zwischen Oberfläche und

Lösungsmittel/Polymer/Lösungsmittel befindet. Sonde und Polymer treten in

Konkurrenz um die aktiven funktionellen Gruppen an der Oberfläche, denn auch die

Sondenmoleküle weisen basische oder acide Zentren auf, die bevorzugt mit den

Oberflächengruppen im System wechselwirken.

Abbildung 4: Lokalisierungsmöglichkeiten eines Sondenmoleküls S an der Grenzfläche Siliziumdioxidoberfläche / adsorbiertes Polymer

In den wenigsten Fällen können diese unterschiedlichen Anbindungen im

dazugehörigen UV/Vis-Absorptionsspektrum identifiziert werden. Es stellt sich die

Frage, welche Polarität das Spektrum der Sonde letztlich repräsentiert? Mit

Sicherheit keine mittlere Polarität aller im System vorkommenden unterschiedlich

stark polaren Zentren, wie es bei den Untersuchungen an den einzelnen

Komponenten der Fall ist. Aufgrund der Konkurrenz zwischen Sondenmolekül und

Polymer um die polaren Zentren an der Oberfläche des Trägers, werden neben der

HBA- (EPD-) Fähigkeit von Sonde und Polymer auch die Zugänglichkeit und die

HO

HO

H

O

O

SiO

O

HH

SiO

Si OO

SiSi

O

OO

OO

S

S

S

Si

O

OO

O

H

OO

O

O

SiO

O

HH

SiO

Si O

O

O

Si

SS

S S S

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17

Verfügbarkeit eben jener Bindungsstellen bestimmend für die sich einstellende

Polarität sein. Diese stellt wiederum einen Mittelwert aller detektierten Polaritäts-

zentren dar. Die Verteilung und Stärke der potentiellen Bindungsstellen ist jedoch um

die mit Polymer besetzten Zentren reduziert.

2 Solvatochrome Sondenmoleküle

2.1 Phänomen Solvatochromie

Unter der Vielzahl an existierenden chemischen Verbindungen gibt es eine Gruppe

von Substanzen, die ganz außergewöhnliche Eigenschaften besitzen. Daraus

resultierende Erscheinungen, z. B. Farbänderungen (Halo-, Piezo-, Solvatochromie)

oder Schallwellen (Piezoakustik), werden aufgrund ihrer sehr guten Nachweisbarkeit

für spektroskopische Zwecke genutzt. In dieser Arbeit wurde die Solvatochromie als

Mittel zum Zweck ausgewählt.

Der Begriff Solvatochromie setzt sich aus dem lateinischen Wort solvere [(auf)lösen]

und dem griechischen Wort chroma (Farbe) zusammen. Unter Solvatochromie

versteht man im Allgemeinen die Verschiebung des Absorptionsmaximums eines

Sondenmoleküls beim Wechsel des Lösungsmittels durch differenzierende

Solvatation des Chromophors im elektronischen Grund- und Anregungszustand.

Diese Verschiebung ist gleichfalls ein Maß für die Stärke der polaren Eigenschaften

des Lösungsmittels. Als Ursachen für das Auftreten von Solvatochromie werden

Dispersions- und Dipol-Dipol-Wechselwirkungen bei der Solvatation der

lichtabsorbierenden Moleküle und die Möglichkeit zur Ausbildung von HBD/HBA- und

Charge-Transfer-Komplexen angesehen. Zum Nachweis des solvatochromen

Effektes werden die oftmals farbigen Sondenmoleküle (daher auch als Farbstoffe

bezeichnet) mittels UV/Vis-Spektroskopie (s. Kap. B 3) vermessen. Solvatochrome

Farbstoffe lassen sich in zwei prinzipiellen Gruppen unterteilen [51]:

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18

1) Farbstoffe mit negativer Solvatochromie

Mit zunehmender Polarität des Lösungsmittels erfahren diese eine hypsochrome

Verschiebung der längstwelligen Absorptionsbande, d. h. eine Blauverschiebung zu

kürzeren Wellenlängen.

Dies ist bei Molekülen der Fall, welche im elektronischen Grundzustand eine höhere

Dipolarität aufweisen als im angeregten Zustand, d. h. bei Molekülen mit großem

Dipolmoment im Grundzustand, der durch Wechselwirkung mit den Lösungsmittel-

molekülen stabilisiert wird.

2) Farbstoffe mit positiver Solvatochromie

Mit zunehmender Polarität des Lösungsmittels erfahren diese eine bathochrome

Verschiebung der längstwelligen Absorptionsbande, d. h. eine Rotverschiebung zu

längeren Wellenlängen.

Dies betrifft Moleküle mit einem größerem Dipolmoment im elektronischen

Anregungszustand als im Grundzustand.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß es auch Farbstoffe gibt (einige

Merocyanine), welche beide Effekte solvatochromen Verhaltens in sich vereinen, d.h.

eine Solvatochromie-Umkehr mit zunehmender Lösungsmittelpolarität [51].

2.2 Verwendete Sondenmoleküle

Mehrere in der Literatur etablierte Sondenmoleküle wurden in Voruntersuchungen

auf ihre Eignung bezüglich der UV/Vis-spektroskopischen Verfolgung der

Polymeradsorption an anorganischen Trägeroberflächen getestet. Dabei fanden

hauptsächlich solche Sondenmoleküle Verwendung, die bereits für die Untersuchung

der Einzelkomponenten (Polymer, oxidischer Träger) mit Erfolg eingesetzt wurden.

Jedoch wirkte sich die Anforderung scharfer Absorptionsbanden mit ausreichend

hoher Extinktion restriktiver aus.

Folgende Sondenmoleküle wurden ausgewählt: Aminobenzodifuranon (ABF),

Cumarin 153, Dicyano-bis(1,10-phenanthrolin)eisen(II) [Fe(phen)2(CN)2] und 4,4´-

Bis(dimethylamino)benzophenon (Michler´s Keton). Im Falle des ABF und des

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19

Cumarin 153 wurde festgestellt, daß die ohnehin geringe Extinktion der beiden

Farbstoffe, nach Adsorption an der Trägeroberfläche, bei Zugabe der Polymerlösung

nochmals reduziert wird. Dies führte zu einer unerwünschten Verbreiterung der

Absorptionsbande im dazugehörigen UV/Vis-Absorptionsspektrum. Eine Bestimmung

des Absorptionsmaximums innerhalb zulässiger Fehlergrenzen war nicht mehr

möglich. Die Nichteignung von ABF ist insofern von Bedeutung, weil damit kein

solvatochromer β-Indikator (HBA- bzw. EPD-Fähigkeit) zur Verfügung stand. Denn

auch ein anderer potentieller β-Indikator, das {Cu(tmen)(acac)+B(C6H5)4-}, adsorbierte

nicht im erforderlichen Maß an die Oberfläche des Trägers. ABF und Cumarin 153

konnten jedoch für die Untersuchung von gepfropften Kieselgelpartikeln eingesetzt

werden. Fe(phen)2(CN)2 und 4,4´-Bis(dimethylamino)benzophenon erfüllten die

Anforderungen weitestgehend, und fanden ebenso Verwendung in dieser Arbeit.

Nachfolgend werden nähere Erläuterungen zu den vier Indikatoren gegeben.

2.2.1 Die Komplexverbindung Fe(phen)2(CN)2

Bei Untersuchungen in verschiedenen Lösungsmitteln wurde festgestellt, daß der

neutrale Komplex Dicyano-bis(1,10-phenanthrolin)eisen(II) 1, üblicherweise mit

Fe(phen)2(CN)2 abgekürzt (Strukturformel sh. Abbildung 5), seine längstwellige

Absorptionsbande in Abhängigkeit von der Lewis-Säure-Stärke der Lösungsmittel

drastisch veränderte [52,53]. Die Lösungsfarben reichen von blau für nicht acide

Lösungsmittel (Hexamethylphosphorsäuretriamid), über rot für protische Medien

(Ethanol) bis zu gelb für stark acide Umgebungen (Ameisensäure). Mit anderen

Worten, der Solvatochromieumfang von 1 umfaßt im Sinne einer negativen

Solvatochromie einen Wellenzahlbereich von ∆ῦ = -5370 cm-1. Daraus leitete sich

schließlich die Verwendung des Eisenkomplexes als Indikator für acide Zentren ab.

Ursache für die hypsochrome Verschiebung der im sichtbaren Bereich liegenden

Eigenabsorption des Komplexes sind sogenannte Metall → Ligand Ladungsüber-

gänge (Metall-Ligand-Charge-Transfer).

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20

FeN

N

N

C

C

N

N

N

C O

NCH3

H3C

NH3CCH3

OCF3

O

N

OO

OO

CH3

NH2

Fe(phen)2(CN)2 Michler´s Keton Cumarin 153 Aminobenzodifuranon

1 2 3 4

Abbildung 5: Strukturformeln und handelsübliche Bezeichnungen der verwendeten solvatochromen Sondenmoleküle

Die Koordination der freien Elektronen der Cyanogruppen mit den Akzeptorzentren

der Lösungsmittel führt zu einer drastischen Reduzierung der Ligandenfeldstärke, in

deren Folge das gesamte 3d-Niveau des Eisens energetisch abgesenkt wird. Weil

sich im Gegensatz dazu die Lage des π*- Orbitales am Phenanthrolin weder bei

Wechsel des Lösungsmittels noch bei Austausch der Substituenten kaum ändert,

kommt es zu einer Verschiebung der Absorptionsmaxima der Charge-Transfer-

Banden mit steigender Akzeptorstärke, entsprechend der wachsenden

Energiedifferenz, zu kürzeren Wellenlängen.

Der in [54] aufgestellte lineare Zusammenhang zwischen den UV/Vis-Absorptions-

wellenzahlen von 1 und der Akzeptorzahl AN ergab bei Anwendung auf eine größere

Zahl an untersuchten Lösungsmitteln folgende Beziehung:

AN = 13.26∗ῦmax (1) [cm-1] - 200.32 (Gl. 3)

n = 37; r = 0.99; sd = 0.21

Des weiteren wurde eine gute Wechselbeziehung mit den Polaritätsparametern α

und π* gefunden [54].

ῦmax (1)∗10-3 [cm-1] = 14.92 + 2.24α + 1.63π* (Gl. 4)

n = 34; r = 0.96; sd = 0.32

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21

2.2.2 MICHLER´s Keton

Das als Michler´s Keton bekannte 4,4´-Bis(dimethylamino)benzophenon 2

(Strukturformel s. Abbildung 5) zeichnet sich durch eine positive Solvatochromie aus.

Mit steigender Polarität der Lösungsmittel wird die aus einer Überlagerung von n-π*

und π-π* Übergang (s. Kap. B 3.1) resultierende längstwellige UV/Vis-Absorptions-

bande stark bathochrom verschoben. Mit einem Solvatochromieumfang von ∆ῦ =

5090 cm-1 weist 2 ein weiteres außergewöhnliches Attribut auf. Mögliche

Wechselwirkungen von Michler´s Keton mit dem Lösungsmittel finden über das

Elektronenpaar am Carbonyl-Sauerstoff als auch über die π-Elektronen der

aromatischen Ringe statt.

Für die Wellenzahlen der UV/Vis-Absorptionsmaxima von 2, gemessen in 51

Lösungsmitteln, ließ sich eine sehr gute Beziehung mit den Parametern aus dem

Ansatz von KAMLET und TAFT aufstellen [54].

ῦmax (2)∗10-3 [cm-1] = 30.01 - 1.79α - 2.18π* (Gl. 5)

n = 51, r = 0.98, sd = 0.19

Mit den Polaritätsparametern der Lösungsmittel als Bezugssystem konnten ähnliche

Beziehungen für die UV/Vis-Absorptionsmaxima von 1 und 2, adsorbiert an den

Oberflächen von oxidischen Trägermaterialien gefunden werden [45a,47a]. Aufgrund

der Funktionalität der Polaritätsparameter α und π* mit den UV/Vis-Absorptions-

maxima von 1 und 2 können die beiden Parameter jeweils einzeln eliminiert werden.

α = -7.90 + 0.45 ῦmax (1)∗10-3 + 0.02 ῦmax (2)∗10-3 (Gl. 6)

n = 34; r = 0.95; sd = 0.17

π* = 13.89 - 0.25 ῦmax (1)∗10-3 - 0.32 ῦmax (2)∗10-3 (Gl. 7)

n = 36; r = 0.57; sd = 0.15

Eine Rekorrelation der gemessenen UV/Vis-Absorptionsmaxima von 1 und 2 bei

Adsorption an Partikeloberflächen mit den Polaritätsparametern α und π*, berechnet

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22

mit Hilfe der für Lösungsmittel geltenden Gleichungen (4) und (5), ergab veränderte

Zusammenhänge. Das längstwellige Absorptionsmaximum des Eisenkomplexes wird

nur noch allein von der Acidität α der Partikeloberfläche bestimmt.

ῦmax (1)∗10-3 [cm-1]= 16.27 + 2.20α (Gl. 8)

n = 33; r = 0.99; sd = 0.03

Schlußfolgernd läßt sich sagen: der Zusammenhang α = f (1) stellt für HBD-Medien,

Lösungsmittel und Oberflächen eine signifikante Funktion dar. Insofern scheint eine

Berechnung von α über ῦmax (1) gerechtfertigt.

Für das UV/Vis-Absorptionsmaximum von 2 blieb der Zusammenhang mit den

Polaritätsparametern α und π* prinzipiell bestehen.

ῦmax (2)∗10-3 [cm-1] = 30.80 - 1.84α - 3.11π* (Gl. 9)

n = 34; r = 0.97; sd = 0.15

Das differierende Verhalten von 1 und 2 in Lösungsmitteln und an Oberflächen wird

deutlich, wenn man die Faktoren der Polaritätsparameter α und π* in den

Gleichungen (4) und (8) sowie (5) und (9) miteinander vergleicht. Die Summe aus

beiden Faktoren ist ein Maß für die generelle Empfindlichkeit der Sonde gegenüber

der Polarität ihrer Umgebung (Solvatochromieumfang). Aus dem Verhältnis a/s läßt

sich schließen, auf welchen der beiden Terme, Acidität α oder Dipolarität/

Polarisierbarkeit π*, die Sonde empfindlicher reagiert.

Das UV/Vis-Absorptionsmaximum von 1 wird in Lösungsmitteln sowohl von deren

Acidität als auch deren Dipolarität/Polarisierbarkeit beeinflußt, obschon α stärker

beteiligt ist (a/s = 1.37). Bei der Adsorption an Oberflächen ergibt sich nur noch eine

singuläre Abhängigkeit von der Acidität der Oberfläche. Dabei ändert sich der Faktor

von α gegenüber dem für die Lösungsmittel nur geringfügig. Anders verhält es sich

für das UV/Vis-Absorptionsmaximum von 2. Dessen Lage wird in Lösungsmitteln und

an Oberflächen von beiden Polaritätsparametern beeinflußt, mit der Dipolarität/

Polarisierbarkeit als bestimmenden Größe (a/s = 0.82 bzw. 0.59). Jedoch ist zu

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23

erkennen, daß bei Adsorption an Oberflächen der Einfluß der beiden Parameter auf

das UV/Vis-Absorptionsmaximum von 2 zunimmt (a+s = 3.97 bzw. 4.95). Mehr noch,

für die Dipolarität/Polarisierbarkeit der Oberfläche gilt dies in stärkerem Maße als für

die Acidität, festzumachen an dem niedrigeren a/s Verhältnis. Trotz kleinerem Faktor

und damit geringerer Wichtung der Acidität ist der Einfluß der Acidität auf das

UV/Vis-Absorptionsmaximum von 2, adsorbiert an Oberflächen, immer noch groß.

An der Oberfläche adsorbierte Sondenmoleküle sind beweglich. Sie detektieren, in

Abhängigkeit von ihrer Struktur, die polaren Bindungsstellen, wo der Gewinn an freier

Adsorptionsenergie am höchsten ist. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß

beide Indikatoren 1 und 2 zu den mäßig starken Basen zählen. Sie weisen eine

wahrscheinliche Basizität von βI = 0.4 ... 0.7 auf [40,47,55,56]. βI repräsentiert die

HBA-Stärke des Gelösten (Sonde) im Vergleich zum reinen Lösemittel. Es handelt

sich dabei um geschätzte Werte anhand chromatographischer und IR-

spektroskopischer Daten von Substanzen mit ähnlicher Struktur [55,56,57]. Für 2

wird in [57] ein βH2 von 0.65 angegeben. Die nicht unerheblichen basischen Eigen-

schaften der beiden Sonden werden im Zusammenhang mit der Polymeradsorption

von Bedeutung sein (s. Kap. C 1.1).

2.2.3 Cumarin 153

Der aminosubstituierte Cumarinfarbstoff C153 (3) (Struktur s. Abbildung 5) wird von

verschiedenen Autoren als empfindliche solvatochrome Sonde [58a] für die

Untersuchung von Kieselgelhybridmaterialien [58b] und der Solvatation in HBD-

Medien [59] empfohlen. Aufgrund der starren Konformation der Aminogruppe zeigt

C153 ein wenig kompliziertes solvatochromes Verhalten [60]. Seine positive

Solvatochromie umfaßt einen Wellenzahlbereich von ∆ῦ = 4360 cm-1, ermittelt aus

den UV/Vis-Absorptionsmaxima von 3, gelöst in unpolarem n-Hexan (α = 0) [61] und

in Hexafluor-2-propanol (HFI) als stärksten HBD-Lösungsmittel (α = 1.96) [58a].

Damit zählt C153 zu den positiv solvatochromen Farbstoffen mit den größten

positiven Verschiebungen [37]. Für die lösungsmittelabhängige UV/Vis-Absorption

von 3 konnte nachfolgende LFE Beziehung aufgestellt werden.

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24

ῦmax (3)∗10-3 [cm-1] = 25.63 - 0.91α - 1.92π* (Gl. 10)

n = 22; r = 0.94; sd = 0.30

Entsprechend den Erwartungen wird die UV/Vis-Absorption des Indikators 3 in

Lösungsmitteln neben deren Acidität auch von deren Dipolarität/Polarisierbarkeit

bestimmt. Trotz des nicht zu vernachlässigenden Einflusses der Acidität wird 3

bevorzugt als π*-Indikator eingesetzt.

2.2.4 Aminobenzodifuranon

Für die Ermittlung der Basizität von funktionalisierten Oberflächen hat sich in der

Literatur noch kein solvatochromer Farbstoff durchsetzen können [49c,50,62–65].

Obwohl der Übergangsmetall-Komplex Cu(tmen)(acac)+ eine direkte Korrelation zur

Basizität von funktionalisierten Kieselgelen aufweist [65b], ist seine Adsorption an

diversen Oberflächen oftmals nicht ausreichend für eine Auswertung bezüglich des

Absorptionsmaximums. Bei anderen möglichen β-Indikatoren, wie 4-Aminobenzo-

phenon [62] oder Aminobenzodifuranon 4 [64] (Struktur s. Abbildung 5), hängen die

UV/Vis-Absorptionsmaxima entweder von β und π* oder von α, β und π* ab. Die

Anwendung dieser beiden solvatochromen Sonden als HBA-Indikatoren setzt voraus,

daß die Wechselwirkung mit der zu untersuchenden Oberfläche einzig über die

aktiven Wasserstoffatome der Aminogruppe erfolgt, weniger über das freie

Elektronenpaar des Stickstoffes der Aminogruppe und des Carbonyl-Sauerstoffes.

Mit den von Gorman et. al [64] gemessenen UV/Vis-Absorptionsmaxima von 4 in ver-

schiedenen Lösungsmitteln konnte nachfolgende LFE Beziehung aufgestellt werden.

ῦmax (4)∗10-3 [cm-1] = 18.60 + 0.97α - 2.93β - 0.91π* (Gl. 11)

n = 25; r ≈ 1.00; sd = 0.12

Sind die beiden Parameter α und π* bekannt, läßt sich mit Gleichung (11) der β-Wert

der untersuchten Probe berechnen. Eine Möglichkeit zur direkten Berechnung der

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25

Basizität β ergibt sich aus der Korrelation von β mit den UV/Vis-Absorptionsmaxima

der Sonden 1 und 4 [74b].

β = 3.06 + 0.17 ῦmax(1)∗10-3 - 0.33 ῦmax(4)∗10-3 (Gl. 12)

n = 21; r = 0.96; sd = 0.10

Durch Vergleich der mittels Gleichung (11) und (12) berechneten Basizitäten lassen

sich Rückschlüsse ziehen, inwieweit die unabhängig ermittelten Polaritätsparameter

α und π* der untersuchten Proben die realen Werte widerspiegeln.

Für die solvatochromen Untersuchungen wurden die vier Indikatoren 1, 2, 3 und 4 als

Lösungen eingesetzt. Die Konzentrationen variierten dabei je nach Größe des

Extinktionskoeffizienten und des Adsorptionsvermögens der Farbstoffe.

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26

3 UV/Vis-Spektroskopie

Wegen der zentralen Bedeutung der UV/Vis-Spektroskopie für die Bestimmung von

Polaritätsparametern soll im folgenden Kapitel auf den theoretischen Hintergrund

dieser Methode näher eingegangen werden.

3.1 Physikalisches Prinzip

Die Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit Materie bildet die Grundlage

für alle spektroskopischen Verfahren. Dabei trifft im einfachsten Fall ein Photon auf

ein Materieteilchen und überträgt diesem seine Energie. Mit der zusätzlichen Energie

ist das Teilchen in der Lage, einen energetisch höheren, angeregten Zustand

einzunehmen. Dieser Vorgang wird als Absorption eines Strahlungsquants

bezeichnet, und setzt voraus, daß die Energie des Quants genau der

Energiedifferenz zwischen dem Ausgangszustand und dem angeregten Zustand des

Materieteilchens entspricht [66].

Die grundlegende Beziehung zwischen der Energie und der Frequenz der

elektromagnetischen Strahlung ist gegeben durch:

E = h ∗ ν (Gl. 13)

wobei h ≈ 6,63 ∗ 10-34 Js das PLANCK´sche Wirkungsquantum darstellt. In welcher

Form die Strahlungsenergie letztlich angegeben wird, hängt von der jeweiligen

Spektroskopie und deren historischen Entwicklung ab. Für die Anregung im UV/Vis-

Spektralbereich erfolgt die Angabe in Einheiten der Wellenlänge. Die Überführung

der unterschiedlichen Einheiten in die jeweils andere läßt sich mit der folgenden

Beziehung leicht realisieren:

c = λ ∗ ν (Gl. 14)

mit c ≈ 2,99 ∗ 10 8 ms-1 der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum.

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27

Aus dem Namen ersichtlich, umfaßt die Spektroskopie zwei größere

Spektralbereiche: den der Ultraviolett-Strahlung von λ = 10 – ca. 400 nm und den

sich daran anschließenden der sichtbaren Strahlung bis ca. 800 nm. Die Unterteilung

ist auch insofern von Bedeutung, da für Untersuchungen mit UV-Strahlung nur

Quarzglas als optisches Material Verwendung findet. Hingegen genügt für den

Bereich der sichtbaren Strahlung einfaches Glas. Die Anschaulichkeit der UV/Vis-

Spektroskopie begründet sich auf der Tatsache, daß Substanzen, welche sichtbares

Licht absorbieren, farbig erscheinen. Jedoch entspricht der wahrgenommene

Farbeindruck nicht der spektroskopisch ermittelten Wellenlänge der absorbierten

Strahlung. Er verkörpert vielmehr das elektromagnetische Spektrum ohne den Anteil,

welcher absorbiert wurde.

Die UV/Vis-Spektroskopie beruht auf der Strahlungsabsorption von Molekülen unter

Anregung von Elektronen. Dabei werden im Allgemeinen die bestehenden

Bindungen in den Molekülen nicht zerstört, was der Methode letztlich zum Vorteil

gereicht. Bei entsprechender Anregung der Elektronen kann ein sogenannter

Elektronensprung nach dem HOMO-LUMO (highest occupied molecular orbital;

lowest unoccupied molecular orbital) Prinzip erfolgen. Je nachdem zu welcher Art

Bindung die Elektronen beitragen, ergibt sich eine weitere Differenzierung der

Übergänge (Abbildung 6).

σ∗

nπ∗

πσ

E

Abbildung 6: Übergangsmöglichkeiten von Elektronen in Molekülen

Aufgrund der großen Energiedifferenz, gleichbedeutend mit einer maximalen

Absorptionswellenlänge von weniger als 200 nm haben sowohl σ→σ*- als auch

π→π*- Übergänge für die UV/Vis-Spektroskopie oberhalb 200 nm keine analytische

Bedeutung. Eine wichtige Anwendung dieses Umstandes findet sich in der Auswahl

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28

an geeigneten Lösungsmitteln für die UV/Vis-Spektroskopie. Es sind genau jene,

welche im besagten Spektralbereich nur unterhalb 200 nm eine optische Absorption

zeigen. Dazu zählen neben den Alkanen, die Alkohole und das Wasser.

Werden Lösungen oder Suspensionen mittels UV/Vis-Spektroskopie untersucht,

geschieht dies in der Regel durch Aufnahme eines Absorptionsspektrums. Im

Gegensatz zur Atomspektroskopie sind die Spektren nicht durch einzelne

Absorptionslinien sondern durch Absorptionsbanden als Überlagerung zahlreicher

eng beieinander liegender Linien gekennzeichnet. Als Charakteristikum einer Bande

wird in Abhängigkeit von der Wellenlänge ihr Absorptionsmaximum bestimmt. Für die

grafische Darstellung der Absorption wird üblicherweise die Extinktion E über der

Wellenlänge aufgetragen. In die Extinktion gehen mehrere stoffspezifische Größen

ein; neben der Konzentration und der Schichtdicke auch eine als

Extinktionskoeffizient ε bezeichnete Konstante.

E = ε ∗ c ∗ l (Gl. 15)

Die Grundlage für Gl. 15 bildet das BOUGUER-LAMBERT-BEER´sche Gesetz, das die

Abhängigkeit der Lichtintensität ID nach dem Durchgang einer Lösung aufzeigt, wenn

die eingestrahlte Lichtintensität I0 beträgt [67].

ID = I0 ∗ 10 -ε • c • l (Gl. 16)

Weitere Maße für die Angabe der Stärke der Absorption ergeben sich aus den

geltenden Beziehungen zwischen eingestrahlter, absorbierter und durchgehender

Strahlungsintensität I0, IA und ID, respektive. Es gilt:

I0 = IA + ID oder 1 = IA/I0 + ID/I0 (Gl. 17)

Der erste Quotient in Gleichung (17) wird als Absorption A bezeichnet, der Folgende

steht für die Durchlässigkeit D. Bei der Auftragung in einem Absorptionsspektrum

werden beide Größen gewöhnlich in Prozentwerten angegeben.

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29

3.2 Technische Umsetzung

Ganz allgemein besteht eine spektroskopische Meßanordnung aus einer

Strahlungsquelle, einer Probenvorrichtung und einem Detektor. Für die UV/Vis-

Spektroskopie sind aufgrund der Besonderheit des Spektralbereiches zur Erzeugung

der entsprechenden Strahlung zwei unterschiedliche Lichtquellen erforderlich. Die

UV-Strahlung wird fast ausschließlich mit Deuterium-Gasentladungslampen erzeugt,

den sichtbaren Bereich realisieren Halogen - oder einfache Glühlampen. Durch die

Verwendung von Diodenarray-Detektoren können moderne Spektrometer das von

der Quelle ausgesandte polychromatische Licht sofort für die Untersuchung

verwenden. Im Gegensatz zu den mit Monochromatoren ausgestatteten Geräten

erfolgt die Abtastung des Wellenlängenbereiches durch eine simultane Vermessung

mehrerer Wellenlängen. Des weiteren lassen sich Photometer in Einstrahl- und

Zweistrahlgeräte klassifizieren [68]. Einstrahlgeräte arbeiten nach dem

Substitutionsprinzip, d.h. Referenz- und Probenspektrum werden nacheinander

aufgenommen, wobei die Substitution oftmals von einer Software automatisch

durchgeführt wird. Zweistrahlgeräte besitzen ein zusätzliches Bauteil, den

Strahlteiler. Dieser spaltet die Primärstrahlung in zwei identische Strahlen auf,

welche anschließend gleichzeitig Referenz und Probe durchstrahlen. Nach

Wiedervereinigung der durchgegangenen Anteile fällt Licht wechselnder Intensität

auf den Empfänger und erzeugt ein Signal. Die Ausgabe der elektronisch

aufbereiteten Meßsignale beider Gerätetypen übernehmen entsprechende

Computerprogramme.

3.3 Verwendete Meßanordnung

Für die in dieser Arbeit mittels UV/Vis-Spektroskopie durchgeführten Messungen

stand ein Einstrahlspektrometer in Kombination mit einem Diodenarray-Detektor zur

Verfügung. Der Detektor setzt sich aus 1024 einzelnen Fotodioden zusammen, die

eine simultane Vermessung unterschiedlicher Wellenlängen (s. o.) ermöglichen. Als

äußerst praktisch erwies sich die Verwendung von Lichtleiterkabeln aus Quarzglas

zur Verbindung der einzelnen Module. Zum einen war damit eine optimale Ein- und

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30

Auskopplung der Strahlungsintensitäten gewährleistet. Zum anderen konnten ohne

größeren zeitlichen und räumlichen Aufwand die unterschiedlichen Meßsysteme

angeschlossen werden. Aufgrund der oberhalb 300 nm zu beobachtenden optischen

Absorption der verwendeten Sondenmoleküle wurde eine lichtintensive Xenon-

Hochdrucklampe als Strahlungsquelle verwendet. Zur Aufnahme der UV/Vis-

Absorptionspektren von an Feststoffen adsorbierten Sondenmolekülen wurden diese

in geeigneten Lösungsmitteln suspendiert und mit einer speziellen Tauchküvette TS

5A (Abbildung 7) vermessen. Voraussetzung ist die ausreichende Transparenz der

Suspensionen, so daß der Detektor noch auswertbare Signale liefern kann. Um eine

homogene Verteilung des Feststoffes im DCE sicherzustellen, wurde die Suspension

bei laufender Messung gerührt. Für Untersuchungen an nichttransparenten Proben

kam ein kommerziell erhältlicher Reflexionshandmeßkopf (Abbildung 7) zum Einsatz.

Das Besondere lag darin, daß, obwohl die Vermessung der Probe im

Reflexionsmode erfolgte, letztlich ein Absorptionsspektrum aufgenommen wurde.

Abbildung 7: Schematischer Aufbau der Tauchküvette TS 5A (links) und des Reflexionshandmeßkopfes

Vis-Lampe Detektor

Vis Lampe Detektor

Probe

hν hν

Rührer

Suspension

Prisma

überstehende Lösung

Quarzglasboden

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31

C Untersuchte Systeme

In mehreren, voneinander unabhängigen, Meßreihen wurden solvatochrome

Untersuchungen an mit Polymeren modifizierten Trägeroberflächen durchgeführt.

Neben diversen Kieselgelen gehörten auch erstmalig Glasfasern zu den

Untersuchungsobjekten. Im Folgenden werden die einzelnen Meßreihen und deren

Ergebnisse ausführlich dargestellt.

1.1 Anorganische Trägermaterialien / synthetische nichtvernetzte Polymere

Jensen [41] postulierte mittels eines Linearansatzes einen möglichen

Zusammenhang zwischen der Adsorptionsenergie eines Komposits und den

individuellen KAMLET-TAFT Parametern, der an der Adsorption beteiligten Materialien.

P = Po + Aαsβp + Bαpβs + Cπ*sπ*p (Gl. 18)

P – physikalisch-chemische Größe, z.B. Adsorptionsenthalpie, -energie

Po – Referenz zu einem theoretische Standardprozeß mit A = B = C = 0

αs – HBD-Fähigkeit (Acidität) der Oberfläche

βp – HBA-Fähigkeit (Basizität) des Polymers

αp – HBD-Fähigkeit (Acidität) des Polymers

βs – HBA-Fähigkeit (Basizität) der Oberfläche

π*s/π*

p – Dipolarität/Polarisierbarkeit der Oberfläche/des Polymers

A, B und C sind materialunabhängige Korrelationskoeffizienten. Sie geben die

Wichtung der drei unterschiedlichen Terme für P an; Säure-Base (A) und umgekehrt

(B) als auch nichtspezifische dipolare Wechselwirkungen (C). Je größer das Produkt

eines Terms, um so stärker sollte das Polymer an die Oberfläche adsorbieren. Zur

Bestätigung dieser Annahme wurde als Maßgabe für die Selektion der einzelnen

Komponenten das Vorhandensein extremer polarer Eigenschaften, entweder ein

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32

hoher Aciditätsparameter α gepaart mit einem niedrigen Basizitätsparameter β, oder

die genau entgegengesetzte Kombination vorausgesetzt.

Anorganische Trägermaterialien

Die verwendeten Trägermaterialien wurden auf der Grundlage einer umfangreichen

Studie über die Polarität von sowohl unmodifizierten als auch chemisch

funktionalisierten Kieselgelen [47] ausgewählt.

Jedoch waren zum einen im HBD-Verhalten der untersuchten Träger keine großen

Differenzen auszumachen, zum anderen erwiesen sich die Materialien mit den

geringsten β-Werten als spektroskopisch nicht leicht zu vermessende Substanzen

(kaum meßbare Extinktion des adsorbierten Farbstoffes). Insbesondere die Gruppe

der Alumosilikate (Bsp. Siral 40) stellte sich in Voruntersuchungen als nicht geeignet

für die spektroskopische Untersuchung der Polymeradsorption an deren Oberfläche

heraus, gleichwohl sie wegen des sehr niedrigen β-Wertes und hohen α-Wertes

(Tabelle 1) für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten solvatochromen

Untersuchungen ausgewählt worden waren. Speziell die Auswertung der UV/Vis-

Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an der Oberfläche eines Alumosilikats,

bereitete große Schwierigkeiten. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend:

Einerseits erforderte die ungenügende Transparenz der Alumosilikate, daß die

Proben mittels des Reflexionshandmeßkopfes (Abbildung 7) vermessen werden

mußten. Durch den prinzipbedingten höheren Signalverlust aufgrund der stärkeren

Streulichteffekte, einhergehend mit einem schlechteren Signal-Rausch Verhältnis,

sind die mit dieser Technik aufgenommenen UV/Vis-Absorptionsspektren im

Vergleich zu Transmissionsmessungen durch breitere und demzufolge unschärfere

Absorptionsbanden gekennzeichnet (Abbildung 8). Andererseits weist das UV/Vis-

Absorptionsspektrum von 1, bei Adsorption an die Oberfläche eines Alumosilikats

zwei sich überlagernde Absorptionsbanden auf. Deren Intensitätsverhältnis kehrt sich

zusätzlich noch während der Adsorption um (Abbildung 8). Eine korrekte Bestim-

mung der Lage des längstwelligen Absorptionsmaximums von 1 wird dadurch außer-

ordentlich erschwert, wenn nicht sogar unmöglich.

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33

Solvatochromieuntersuchungen an Alumosilikaten in schwach polaren Lösungsmit-

teln offenbarten eine weitere Besonderheit [69,70]. Aufgrund des stark aciden Cha-

rakters der Trägeroberfläche kommt es, vermittelt durch das Lösungsmittel, zu einer

Protonenwanderung in Richtung Sonde. Dies wiederum führt zu inakzeptabel hohen

α-Werten des Trägers. Ähnlich verhält sich die Adsorption von basischen Polymeren

an stark aciden Oberflächen. In diesem Fall tritt das Polymer als Vermittler auf.

400 500 600 700

465 nm

498 nm

Zugabe 60 min

Abs

orpt

ion

/ -

Wellenlänge / nm

Abbildung 8: UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an Alumosilikat Siral 40 aufgenommen unmittelbar nach Zugabe von 1 und nach 1 h Adsorption

Letztendlich erwiesen sich die beiden festen Säuren Aerosil® 300 und Aluminiumoxid

als geeignet für die Untersuchung der Polymeradsorption an ihrer Oberfläche.

Tabelle 1 enthält neben den typischen Kenngrößen der Trägermaterialien wie spezi-

fische Oberfläche (nach BET-Methode über N2 Adsorption) und mittlerem Poren-

radius, auch die ermittelten Polaritätsparameter [47].

Die Acidität der beiden Trägermaterialien wird hauptsächlich durch die an deren

Oberfläche befindlichen OH-Gruppen, als acide Brønsted-Zentren, hervorgerufen.

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34

Tabelle 1: BET-Oberfläche und mittlerer Porenradius sowie die ermittelten

Polaritätsparameter α, β und π* der verwendeten anorganischen Träger-

materialien

Träger BET-

Oberfläche

[m2 g-1]

mittlerer

Porenradius

[nm]

Acidität

α

Basizität

β

Dipolarität

π*

Siral 40 460 35 1.84 -0.43 0.43

Aerosil® 300 240 -- 1.06 0.54 0.85

Al2O3 100 11.4 1.46 0.54 0.37

Im Falle des Aerosil® 300 liegen die als Silanolgruppen bezeichneten

Hydroxygruppen isoliert oder gepaart (geminal und vicinal) vor (Abbildung 9) [71].

Verantwortlich dafür ist die mikrokristalline Struktur der Oberfläche im Gegensatz

zum ansonsten amorphen Charakter von Aerosil® 300. Liegt eine (100) oder (111)

Orientierung des Silizium-Sauerstoff-Netzwerkes vor, werden isolierte oder gepaarte

Silanolgruppen gebildet. Infolge des geringen Abstandes (ca. 0.25 nm) [72] zwischen

den Sauerstoffatomen von benachbarten geminalen Silanolgruppen kommt es zur

Ausbildung von Wasserstoffbrücken. Durch diese zusätzliche Verknüpfung sind die

geminalen Hydroxygruppen acider (pKs = 5 - 7) als die isolierte Spezies (pKs = 9.5).

Von daher werden sie als die chemisch und physikalisch aktiven Zentren der

Kieselgel- Oberfläche betrachtet.

O

O

O

Si OH

Si

O

O

O H

H

Si

O

OH

H

H

OO

O

Si

O

OO

O

H

OO

O

O

SiO

O

HH

SiO

Si O

O

O

Si

Abbildung 9: Schematische Strukturen von geminal gepaarten (links) und isolierten (rechts) Silanolgruppen an der Oberfläche von Aerosil® 300

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35

Eine Besonderheit stellt das wasserstoffbrückengebundene H-Atom an der

Oberfläche von Al2O3 dar. Die Stärke dieser Bindung bestimmt das acide Verhalten

der Aluminiumoxid-Oberfläche. Weiterhin werden in oberflächennahen Bereichen

durch die Desorption von chemisorbierten Wasser bei Temperaturen über 200 °C

Aluminium- und Sauerstoff-Ionen generiert (Abbildung 10). Die nicht abgesättigten

Aluminium-Atome fungieren dabei als acide Lewis-Zentren [47a]. Aluminium als

Element der dritten Hauptgruppe ist bestrebt noch ein zusätzliches Elektronenpaar

aufzunehmen, damit es hinsichtlich der Valenzelektronen die stabile

Edelgaskonfiguration einnehmen kann. Je nach elektronischer Umgebung des Al3+-

Ions erhöht oder verringert sich die Stärke der Bindung zu der OH-Gruppe und

letztlich die zu dem für die Acidität ausschlaggebenden Proton. Alles zusammen

resultiert in einen erheblich größeren α-Wert für das Al2O3. Mögliche

Wechselwirkungen mit den beiden Trägermaterialien vollziehen sich über Wasser-

stoffbrücken der erwähnten aciden Zentren, verbunden mit einer Änderung der

polaren Oberflächeneigenschaften der Träger.

δ

Al

OO

Al

OO

Al

OO

Al

OO

Al

OOH

OO

Al

OO

OOOH H

Al

OO

Al

OO

OOH

Al

OO

O

H

O

O

H

Al

O

H

O

δ

δ

Abbildung 10: Schematische Struktur der Oberfläche von Al2O3

Um den störenden Einfluß von an der Trägeroberfläche adsorbiertem Wasser auf ein

Minimum zu reduzieren, wurden die Träger im Vorfeld der Untersuchungen für

mindestens 12 h bei 400 °C ausgeheizt. Thermogravimetrische Analysen an Aerosil®

300 hatten ergeben, daß die Desorption des an der Oberfläche gebundenen

Wassers in mehreren Stufen erfolgt. In einem ersten Schritt bis etwa 130 °C wird

über Dispersionskräfte gebundenes Wasser entfernt. Bei Temperaturen bis 400 °C

werden die Bindungen der über Wasserstoffbrücken verknüpften Wassermoleküle

zerstört. Eine weitere Temperaturerhöhung hätte zur Folge, daß die von der

Oberfläche stammenden OH-Gruppen zu Siloxanbrücken kondensieren [73].

Page 36: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

36

Ein entscheidender Vorteil der selektierten Trägermaterialien lag in ihrer

ausreichenden optischen Transparenz sowie chemischen Stabilität in den mit 1,2-

Dichlorethan (DCE) oder Dichlormethan (DCM) hergestellten Suspensionen. Im

Zusammenhang mit den geringen Streulichteffekten im sichtbaren Bereich ergab sich

die Möglichkeit, UV/Vis-Transmissionsspektren von an der Trägeroberfläche

adsorbierten solvatochromen Sondenmolekülen aufzunehmen. Dies ist insofern von

Bedeutung, weil die UV/Vis-Absorptionsbanden in einem Transmissionsspektrum

oftmals von besserer Qualität sind (schärfere Bandenform) als diejenigen eines

durch Reflexion erhaltenen Spektrums. Die Verschiebung des Absorptionsmaximums

solvatochromer Farbstoffe in Abhängigkeit von Medieneffekten beträgt oft nur wenige

Nanometer, so daß der genauen Lagebestimmung der längstwelligen UV/Vis-

Absorptionsbande eine entscheidende Bedeutung zukommt.

Polymere

Die Auswahl der Polymere erfolgte nach diametral entgegengerichteten

Gesichtspunkten, gleichwohl sie sich ähnlich schwierig gestaltete wie für die

Substratoberflächen. Grundvoraussetzung für die Verwendung der Polymere war

ihre Löslichkeit in DCE oder DCM, so daß schon dadurch nur eine begrenzte Anzahl

der in [49] hinsichtlich ihrer Polarität untersuchten Polymere in Frage kam. Für die

Adsorption an den anorganischen Trägern wurden die in Abbildung 11 dargestellten

synthetischen nichtvernetzten Polymere benutzt.

n

CH2 CH

n

CH2

NO

CH

Nn

CH2 CH

Polystyrol

(PS)

Polyvinylpyrrolidon

(PVP)

Polyvinylpyridin

(PVPy)

Page 37: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

37

O CH2 CH2 OHHn nC O

OCH3

CH2 CCH3

Polyethylenoxid

(PEO)

Polymethylmethacrylat

(PMMA)

Abbildung 11: Molekulare Strukturen der für die Adsorption an anorganischen Trägern verwendeten Polymere

In Anlehnung an [49] wurden die Polymere als 5 %ige Lösungen für die Untersu-

chungen eingesetzt. Ausschlaggebendes Unterscheidungskriterium der verwendeten

Polymere ist, wie aus Tabelle 2 ersichtlich, die Basizität β bei zu vernachlässigender

Acidität α. In der Dipolarität/Polarisierbarkeit π* der Polymere treten moderate

Differenzen auf.

Tabelle 2: Mittlere Molmasse MW und empirische Polaritätsparameter α, β und

π* der verwendeten Polymere a), entnommen aus [49]

Polymer MW

[g mol-1]

Acidität

α

Basizität

β

Dipolarität

π*

PS 45 000 0 0.28 0.66

PMMA 120 000 0 0.38 0.71

PEO 100 000 0 0.65 0.86

PVPy 176 000 0.06 0.83 0.85

PVP 25 000 0.01 0.93 0.93 a) als Film gemessen

Die unterschiedlichen Basizitäten spiegeln die strukturell bedingten ungleich starken

Fähigkeiten der Polymere wider, als Wasserstoffbrücken-Akzeptor oder

Elektronenpaar-Donator in einer koordinativ chemischen Bindung zu wirken.

Entscheidend hierfür ist das Vorhandensein von lokalisierten freien

Page 38: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

38

Elektronenpaaren. So ist der geringe β-Wert vom Polystyrol eine Folge der starken

Delokalisierung der π-Elektronen im Benzolring. Sowohl beim PMMA als auch beim

PEO erfolgt eine mögliche Wechselwirkung über die freien Elektronenpaare der

Sauerstoffatome. Jedoch sind diese im Falle des PMMA durch die Doppelbindung

zum Kohlenstoff, einhergehend mit einer sp2-Hybridisierung (sp3 im PEO), stärker an

den Sauerstoff gebunden, so daß ein geringerer β-Wert für das PMMA gemessen

wird. Der ausgesprochen basische Charakter von PVPy und PVP läßt sich auf die

Anwesenheit des Stickstoffs im Molekül zurückführen, in jeweils unterschiedlichen

Hybridisierungen. Im PVPy liegt der Stickstoff sp2-hybridisiert vor. Dadurch kommt es

zu einer geringfügigen Verringerung der Elektronegativität des Stickstoffes mit der

Folge einer dementsprechend verminderten Fähigkeit der Protonenaufnahme. Im

Gegensatz dazu führt die Anwesenheit des freien Elektronenpaars vom Stickstoff im

PVP, begünstigt durch dessen sp3-Hybridisierung, zu einer mesomeren

Grenzstruktur mit partiellen Ladungen am Stickstoff und am Carbonyl-Sauerstoff

(Abbildung 12), resultierend in einen etwas höheren β-Wert.

CH CH2

N O

CH CH2

N O

Abbildung 12: Mesomere Grenzstrukturen des PVP

Das Ausmaß der solvatochromen Verschiebung infolge der Adsorption von Polymer

hängt neben der Polarität des Polymers auch von der eingesetzten Menge und der

Adsorptionszeit ab. Die dabei erhaltenen Kurvenverläufe können durch Langmuir-

Adsorptionsisothermen beschrieben werden [74].

Ergebnisse und Diskussion

Zu Beginn der systematischen Untersuchung der Adsorption von Polymeren an

oxidischen Trägern wurde in einer ersten Meßreihe die Menge an Polymer bestimmt,

bei der die zu beobachtende solvatochrome Verschiebung am größten ausfällt. Dazu

Page 39: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

39

wurde als unmittelbare Fortführung der in [74c] beschriebenen Untersuchungen am

System PEO/Aerosil® 300 die eingesetzte Menge an PEO (MW = 10 000 gmol-1) im

Bereich von 20 bis 120 mg variiert. Die Adsorption des PEO erfolgte dabei jeweils an

300 mg Aerosil® 300. In Abbildung 13 sind die UV/Vis-Absorptionsspektren von 1,

aufgenommen nach einer Stunde Adsorption des Polymers, der vier Ansätze zu

sehen. Die größte solvatochrome Verschiebung, als Differenz der UV/Vis-

Absorptionsmaxima von 1 adsorbiert an Aerosil® 300 und bei Co-Adsorption von

PEO, wurde bei Zugabe von 60 mg PEO beobachtet. Sie beträgt ∆λ = 14 nm. Eine

Erhöhung der eingesetzten Polymermenge führt zu einer etwas geringeren

Verschiebung, da es bedingt durch die höhere Zahl an Polymerketten zu sterischen

Hinderungen der Ketten selbst kommt und die Bindungsstellen an der

Trägeroberfläche schwerer zugänglich sind. Im Gegensatz dazu läßt sich die

erheblich kleiner ausfallende Verschiebung bei Adsorption von 20 mg PEO allein

durch die nicht ausreichende Zahl an adsorptionsfähigen konkurrierenden

Polymerketten erklären. Folglich wurde bei den sich anschließenden

Adsorptionsuntersuchungen jeweils 60 mg Polymer eingesetzt.

400 500 600 7000.00

0.05

0.10

0.15

0.20 1 pur 536 nm 20 mg PEO 541 nm 60 mg PEO 550 nm 90 mg PEO 546 nm 120 mg PEO 546 nm

Wellenlänge / nm

Abso

rptio

n / -

Abbildung 13: UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an Aerosil® 300 und nach 1 Stunde Co-Adsorption von 20 – 120 mg PEO (MW = 10 000 gmol-1), suspendiert in DCE bei 20°C

Page 40: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

40

Die charakteristische Absorptionsbande von 1, adsorbiert an Aerosil® 300, liegt bei

λmax = ca. 540 nm. Dem bloßen Auge des Betrachters erscheint die Trägeroberfläche

magentafarben. Durch die Adsorption von Polymer an die Oberfläche verschiebt sich

das langwellige Absorptionsmaximum von 1 zu größeren Wellenlängen (Abbildung

14), optisch an der nun tiefroten Färbung des Trägers erkennbar.

400 500 600 700 800

0.00

0.02

0.04

0.06

Fe.pur (539 nm) Fe.0s (550 nm) Fe.10s (549 nm) Fe.30s (551 nm) Fe.60s (551 nm) Fe.10min (552 nm) Fe.30min (551 nm) Fe.60min (552 nm)

Wellenlänge / nm

Abso

rptio

n / -

Abbildung 14: Zeitabhängige UV/Vis-Absorptionsspektren von 1 bei Adsorption von 60 mg PEO 10000 an 300 mg Aerosil® 300, suspendiert in DCE bei 20°C

Die Oberfläche von Al2O3 wird durch die Adsorption von 1 rotorange gefärbt, was

einer Absorptionswellenlänge von λmax = ca. 518 nm (λ1) entspricht (Abbildung 15).

Die Zugabe von Polymer bewirkt eine Verschiebung zu größeren Wellenlängen und

im Falle des PVPy zusätzlich eine Verdrängung des Farbstoffes von der Oberfläche.

Untrügliches Zeichen dafür ist die violette Farbe der überstehenden Lösung (λ2),

anzeigend, daß sich der Farbstoff in Lösung befindet.

Page 41: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

41

400 500 600 700 800

0.0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6λ2λ1

Fe.pur (516 nm) Fe.0s (530 nm) Fe.10s (529/600 nm) Fe.30s (531/600 nm) Fe.60s (533/600 nm) Fe.10min (536/607 nm) Fe.30min (537/607 nm) Fe.60min (538/607 nm)

Abs

orpt

ion

/ -

Wellenlänge / nm

Abbildung 15: Zeitabhängige UV/Vis-Absorptionsspektren von 1 bei Adsorption von 60 mg PVPy an 300 mg Al2O3, suspendiert in DCE bei 20°C

Zur Verifizierung der Polymeradsorption wurden polymermodifizierte Aerosil® 300-

und Al2O3-Proben mittels Elementaranalyse (EA) als auch Röntgen-Photoelektronen-

Spektroskopie (XPS für X-ray Photoelectron Spectroscopy) untersucht. Die mit Hilfe

der EA ermittelten Stickstoff- und Kohlenstoffgehalte sind in Tabelle 3 aufgeführt. Es

ist einerseits zu erkennen, daß für alle Polymere erwartungsgemäß geringere

Elementgehalte gemessen wurden, als die Berechnung bei vollständiger Adsorption

vorgibt (Spalte 2). Andererseits liegen die ermittelten Werte für Aerosil® 300 deutlich

über denen für Al2O3, was sich mit der mehr als doppelt so großen spezifischen

Oberfläche von Aerosil® 300 erklären läßt.

Die XPS-Analyse beschränkte sich auf die Proben, welche die beiden stickstoff-

haltigen Polymere PVPy und PVP enthielten. Aufgrund des Fehlens von Stickstoff im

Trägermaterial kann das N 1s-Signal als Unterscheidungskriterium zwischen

Trägermaterial und adsorbiertem Polymer herangezogen werden. Bei der Analyse

mittels XPS liefern demzufolge nur solche Probenbereiche ein für die Bestimmung

der Elementzusammensetzung geeignetes Signal, welche Polymer (sprich Stickstoff)

enthalten.

Page 42: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

42

Tabelle 3: Elementaranalytisch ermittelte N- und C-Gehalte in Gew. % der gebildeten Komposite nach Adsorption von jeweils 60 mg Polymer an 300 mg Trägermaterial, suspendiert in DCE bei 20°C

Polymer berechneter Wert für komplette Adsorption

N : C

Aerosil® 300

N : C

Al2O3

N : C

PS - : 15.3 - : 10.3 - : 8.5

PMMA - : 10.0 - : 8.7 - : 7.2

PEO - : 9.1 - : 8.5 - : 7.2

PVPy 2.2 : 13.3 1.8 : 13.2 1.5 : 10.9

PVP 2.1 : 10.8 1.5 : 8.5 1.2 : 6.5

Für alle mit XPS untersuchten Proben wurden Stickstoff- und Kohlenstoffgehalte

ermittelt, die deutlich über denen bei vollständiger Adsorption (s. Tabelle 3) lagen.

Zusammen mit der äußerst lokalisierten Messung (Querschnitt des

Elektronenstrahles) ist dies ein klares Indiz dafür, daß die Polymere auf der

Trägeroberfläche sehr inhomogen verteilt sind. Und zwar derart, daß auf der

Oberfläche Bereiche mit adsorbiertem Polymer und welche ohne Polymer vorhanden

sind. In rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen von modifizierten Trägerober-

flächen waren jedoch keine derartigen Unterschiede auf der Oberfläche direkt zu

erkennen. Sowohl die Partikelassoziation der anorganischen Träger als auch das

Verkleben durch adsorbiertes Polymer führen zur Bildung größerer Agglomerate.

Unter Berücksichtigung der Konkurrenz zwischen Sonde und Polymer (P) um

potentielle Bindungsstellen an der Oberfläche (S) und dem HBA-Vermögen der

verwendeten Indikatoren βI lassen sich auf der Basis von Gleichung (18) drei

Grenzfälle diskutieren.

I. Das Polymer adsorbiert vollständig an die Oberfläche, bei

gleichzeitiger Desorption des Farbstoffes. Dies tritt ein für große

αsβp-Werte, d.h. αsβp >> αsβI.

Page 43: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

43

II. Das Polymer co-adsorbiert neben der bereits adsorbierten Sonde,

ohne dabei merklich auf deren Bindungsstelle an der Oberfläche

einzuwirken. Dies tritt ein für geringe αsβp-Werte, d.h. αsβp << αsβI.

III. Das Polymer co-adsorbiert an der Oberfläche neben der bereits

adsorbierten Sonde. Diese weicht auf andere freie Bindungsstellen

aus, da das Polymer ihre ursprüngliche besetzt. Erwartet wird das

für moderate αsβp-Werte, d.h. αsβp ≥ αsβI.

Die Auswertung der gewonnenen UV/Vis-Absorptionsspektren von 1 erbrachte

deutlich unterschiedliche Ergebnisse sowohl für die einzelnen Polymere als auch für

die verwendeten Trägermaterialien. Tabelle 4 bringt dies in qualitativer Form

insbesondere in Relation zu den diskutierten αsβp-Werten zum Ausdruck.

Die gefundenen Zusammenhänge bestätigen prinzipiell, daß Säure-Base Wechsel-

wirkungen während der Adsorption von Polymer an die anorganische Träger-

oberfläche über denen infolge der Dipolarität beider Substanzen dominieren.

Letzterer Effekt kann mit den zwei solvatochromen Sonden 1 und 2 nicht beobachtet

werden. Dies läßt sich damit erklären, daß die Dipolarität/Polarisierbarkeit von DCE

(π* = 0.81) und DCM (π* = 0.82), im Gegensatz zu ihrer verschwindend geringen

Basizität (β ≤ 0.1), in der gleichen Größenordnung liegt wie jene der Polymere.

A priori niedrige αsβp-Werte sind gleichzusetzen mit schwachen solvatochromen

Effekten der co-adsorbierten Sonden. Da die Sonden mäßig starke βI-Werte von 0.5

± 0.2 aufweisen, verursachen Polymere mit kleinen βp-Werten keine bis geringe

Verschiebungen im UV/Vis-Absorptionsspektrum der adsorbierten Sonde. Die Kon-

kurrenz des Polymers mit der Sonde um die Bindungsstellen an der Oberfläche ist

demzufolge ausschlaggebend für den beobachteten solvatochromen Effekt.

Page 44: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

44

Tabelle 4: Maximale Verschiebung ∆λmax, 1 der längstwelligen Absorptions-

bande von 1 ermittelt nach einer Stunde Adsorption von Polymeren an Aerosil® 300 und Al2O3, suspendiert in DCE bzw. DCM bei 20°C

Einfluß auf Solvatochromie von Polymer / Feststoff αsβp 1 2

PS/Aerosil® 300 0.30 schwach hypsochromer Effekt gemäß I

∆λmax, 1 = - 6 nm

kein meßbarer Effekt

PMMA/Aerosil® 300 0.40 geringe bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 2 nm

allmähliche Desorption der Sonde gemäß I

PEO/Aerosil® 300 0.69 starke bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 14 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PVPy/Aerosil® 300 0.88 reversible Adsorption a) sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PVP/Aerosil® 300 0.98 starke bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 8 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PS/Al2O3 0.41 kein meßbarer Effekt kein meßbarer Effekt PMMA/Al2O3 0.55 starke bathochrome

Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 6 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PEO/Al2O3 0.95 starke bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 16 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PVPy/Al2O3 1.21 starke bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 22 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

PVP/Al2O3 1.36 starke bathochrome Verschiebung gemäß III, ∆λmax, 1 = 21 nm

sofort einsetzende Desorp-tion der Sonde gemäß I

a) oszillierende Adsorption, s. Text

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45

Adsorption an Aerosil® 300

Treibende Kraft bei der Adsorption von basischen Polymeren an Kieselgelen ist die

Bildung von Wasserstoffbrücken zwischen den verschiedenen Silanolgruppen der

Kieselgeloberfläche und den einzelnen Elektronenpaaren des Polymers,

nachgewiesen durch DRIFT-Spektroskopie und Adsorptionskalorimetrie [1,9,10]. Das

UV/Vis-Absorptionsspektrum von an Kieselgel adsorbierten solvatochromen Sonden

wie 1 und 2 repräsentiert einen Mittelwert aller aciden und dipolaren Bindungsstellen

der Oberfläche. Eine zunehmende Bedeckung der Oberfläche (Γ) durch chemische

Funktionalisierung der Si-OH Gruppen mit unpolaren Alkylgruppen führt zu einem

linearen Abfall in der Acidität α [45b].

α = 1.14 - 0.11Γ (µmol/m2) Gl. (19)

n = 5; r = 0.99; sd = 0.02

PS und PMMA zeigen eine geringe bis mäßige Basizität. Die Adsorption von

Polystyrol an Aerosil® 300 bewirkt keine bathochrome Verschiebung der

Absorptionsbande von 1. Vielmehr wurde bei Verwendung von 100 mg PS zur

Adsorption an 300 mg Aerosil® 300 für den Indikator 1 eine hypsochrome

Verschiebung von ∆λ = - 6 nm beobachtet. Die Lage des UV/Vis-Absorptionsmaxi-

mums von 1 änderte sich mit der Zeit: λmax (1) = 539 nm vor der Zugabe von PS; λmax

(1) = 536 nm nach 30 min und λmax (1) = 533 nm nach 20 h Adsorptionszeit. In derarti-

gen Fällen können acide Verunreinigungen oder Säurespuren (HCl) im Lösungsmittel

dafür verantwortlich sein. Dies kann aber hier ausgeschlossen werden, da etwaige

Restsäurespuren im DCE durch Filtration über basischem Aluminiumoxid endgültig

entfernt wurden. Der scheinbare Anstieg in der HBD-Fähigkeit ist dem besonderen

Umstand zu verdanken, daß die Polaritäten gemittelte Werte darstellen. PS besetzt

bei der Adsorption an der Aerosil® 300 Oberfläche hydrophobe, schwach polare

Bindungsstellen. Diese können von 1 nicht mehr detektiert werden, so daß die

mittlere Acidität der Oberfläche nunmehr aus der Summe aciderer Bindungsstellen

gebildet wird.

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46

Welche Abhängigkeiten in der Acidität als Funktion der Zeit bei Adsorption der stark

basischen Polymere an die Oberfläche von Aerosil® 300 gefunden wurden, zeigt

Abbildung 16.

Alle vier dargestellten zeitlichen Adsorptionsverläufe lassen sich in zwei Schritte

unterteilen. Innerhalb der ersten zehn Sekunden nach Zugabe des Polymers zum

Zeitpunkt t = 0s kommt es zu einer sprunghaften Absenkung der Oberflächenacidität.

Ursache dafür ist die Anbindung von Polymerketten an den noch freien aktiven

sauren Zentren der Oberfläche. Der Adsorptionsvorgang wird durch das Säure-Base-

Gleichgewicht zwischen der aciden Oberfläche auf der einen und dem basischen

Charakter des Polymers auf der anderen Seite bestimmt.

0 10 20 30 40 50 60 1200 2400 3600

0.85

0.90

0.95

1.00

1.05

PEO 1000 PEO 10000 PEO100000 PVP

Aerosil® 300

α

Zeit / s

Abbildung 16: Acidität α als Funktion der Zeit bei Adsorption von 60 mg Poly-

mer an 300 mg Aerosil® 300, suspendiert in DCE bei 20°C

Anschließend findet eine Reorganisation oder Umlagerung der adsorbierten

Polymerketten auf der Oberfläche statt. Dabei erweisen sich die Beweglichkeit der

einzelnen Ketten, die freie Zugänglichkeit von potentiellen Bindungsstellen sowohl

auf der Oberfläche als auch von der Polymerkette und das Vorhandensein von

unbesetzten acideren Zentren auf der Oberfläche als limitierende Faktoren. Das

Page 47: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

47

konkurrierende Verhalten zwischen dem bereits adsorbierten Farbstoff und dem

Polymer spielt hierbei eine große Rolle.

Das in der Literatur bereits mehrfach beschriebene System PEO/Kieselgel [1,20]

wurde in der vorliegenden Arbeit bezüglich des Einflusses der molaren Masse auf die

solvatochrome Verschiebung untersucht. Für alle eingesetzten Spezifikationen

konnte bei Adsorption an Aerosil® 300 eine signifikante bathochrome Verschiebung

der maximalen UV/Vis-Absorptionsbande von 1 unmittelbar nach der Zugabe

beobachtet werden (s. Abbildung 16). Gleichwohl wurden im zeitlichen

Adsorptionsverlauf bestimmte Unterschiede beobachtet. Oligomere des PEO (MW =

1000 g mol-1) adsorbieren etwas stärker, zu erkennen an der vergleichsweise

geringen Acidität von α = 0.83. Dagegen stellt sich bei PEO mit einer mittleren

Molmasse von 10 000 g mol-1 erst nach 6 h Adsorption durch Reorganisation ein

ähnlicher Wert für die Acidität der Oberfläche ein. Bei Verwendung noch höherer

Molekulargewichte (MW = 100 000 bzw. 1 000 000 g mol-1) fällt die Absenkung der

Acidität geringer aus (α ≅ 0.9). Dieses Ergebnis läßt sich mit der verringerten

Beweglichkeit infolge der höheren Molmasse erklären. Auch ist es denkbar, daß

adsorbierte längere Ketten auf der Oberfläche Schleifen bilden, so daß benachbarte

potentielle Bindungsstellen nicht mehr zugänglich sind.

Entgegen den Erwartungen konnten für die beiden Polymere mit den höchsten βp-

Werten nicht die größten solvatochromen Verschiebungen beobachtet werden. Die

schwächer ausfallende bathochrome Verschiebung von 1 bei Adsorption von PVP an

die Aerosil® 300 Oberfläche ist möglicherweise eine Folge von geringsten

Wasserspuren. Diese lassen sich bei PVP nie ganz verhindern, da es in organischen

Lösungsmitteln mit Wasser starke Komplexe bildet. Untersuchungen mit PVPy

erbrachten eine Besonderheit (Abbildung 17). Nach Ablauf von 10 min kehrte sich

die Verschiebung des längstwelligen Absorptionsmaximums von 1 in Richtung der

charakteristischen Wellenlänge von 1, adsorbiert an reinem Aerosil® 300, um. In

Abbildung 17 ist dies an dem Sprung in der Acidität von α = 0.98 auf α = 1.04 nach 30

min zu erkennen. Eine schlüssige Erklärung dafür findet sich in der Desorption des

PVPy von der Trägeroberfläche. Gestützt wird diese Erklärung durch die Arbeit von

Voronov et al. [75]. Die Autoren stellten fest, daß der Gehalt an PVPy, adsorbiert an

Kieselgelpartikel, mit der Zeit oszilliert. Durch eben jenes oszillierende Verhalten des

PVPy stehen ständig frei zugängliche Bindungsstellen an der Aerosil® 300-

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48

Oberfläche für die Sondenmoleküle 1 zur Verfügung. Somit wird nur die Polarität

dieser Bindungsstellen detektiert. Die letztlich gemessene Acidität hängt demzufolge

nicht nur von der Anzahl, sondern auch von der Stärke der mit PVPy besetzten

Bindungsstellen ab.

0 10 20 30 40 50 60 1200 2400 3600

0.96

0.98

1.00

1.02

1.04

1.06

α

Zeit / s

Abbildung 17: Änderung der Acidität an der Grenzfläche Aerosil® 300/PVPy während der Adsorption von 60 mg PVPy an 300 mg Aerosil® 300, suspendiert in DCE bei 20°C

Für die Akzeptorzahl AN nach Gutmann ergeben sich wegen des ebenfalls linearen

Zusammenhangs mit dem Absorptionsmaximum von 1 bei der Adsorption von

Polymeren an die Oberfläche von Aerosil® 300 gleiche Abhängigkeiten wie für die

Acidität α. Die Interpretation der gefundenen Beziehungen entspricht derjenigen für

die Acidität.

Bei den während der Polymeradsorption durchgeführten solvatochromen Unter-

suchungen mit Michler´s Keton (2) erwies sich ein für die Solvatochromie typisches

Phänomen als unüberwindbares Problem. Durch die Zugabe eines Polymers führt

die Konkurrenz zwischen 2 und dem Polymer um die aktiven Zentren an der

Oberfläche zu einer Verdrängung des Sondenmoleküls von dieser Oberfläche. Im

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49

UV/Vis-Absorptionsspektrum läßt sich dies an dem Auftreten der UV/Vis-

Absorptionsbande von 2 in DCE bei λ = 354 nm verfolgen. Erschwerend kommt noch

hinzu, daß die UV/Vis-Absorptionsbanden von 2 in DCE und adsorbiert an Aerosil®

300 sehr nah beieinander liegen. Im dazugehörigen UV/Vis-Absorptionsspektrum

überlagern sich die beiden Banden, wobei die Bande bei λ = 390 nm oft nur noch als

Schulter detektierbar ist. Für eine Lagebestimmung der UV/Vis-Absorptionsbande

von 2, adsorbiert an Aerosil® 300, ist ein Differenzspektrum mit dem UV/Vis-Absorp-

tionsspektrum der überstehenden Lösung erforderlich (Abbildung 18). Aus rein

meßtechnischen Gründen war eine Vermessung der überstehenden Lösung

während der zeitlichen Verfolgung der Polymeradsorption durch die Aufnahme von

UV/Vis-Absorptionsspektren nicht möglich. Somit konnte das langwelligste UV/Vis-

Absorptionsmaximum von 2, welches für die Berechnung des Polaritätsparameters π*

benötigt wird, nicht genau ermittelt werden. Eine qualitative Auswertung der

aufgenommenen Serien an UV/Vis-Absorptionsspektren von 2 bei Adsorption an

Aerosil® 300 kann aber gegeben werden, woraus sich wichtige Schlußfolgerungen

zur Natur der Wechselwirkung ziehen lassen.

330 360 390 420 450 480 510 540

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

387 nm

350 nm

359 nm nach 24 h Adsorption überst. Lösung Differenzspektrum

Abso

rptio

n / -

Wellenlänge / nm

Abbildung 18: UV/Vis-Absorptionsspektren von 2, adsorbiert an Aerosil® 300 – nach 24 h Adsorption von PVPy in DCE bei 20 °C

Page 50: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

50

Die drei Polymere mit den höchsten Basizitätswerten (PEO, PVPy, PVP) bewirkten

unmittelbar nach ihrer Zugabe eine Verdrängung des adsorbierten Farbstoffes 2 von

der Trägeroberfläche. Für das Auge des Beobachters war dieser Umstand an der

sofort einsetzenden Entfärbung der vormals gelben Suspension nach Zugabe der

Polymerlösung zu erkennen. Im dazugehörigen UV/Vis-Absorptionsspektrum läßt

sich das am Verschwinden der Schulter bei ca. 390 nm (λ2) und der Zunahme der

Bande bei ca. 354 nm (λ1) festmachen. Die Adsorption der beiden schwach

basischen Polymere PS und PMMA veränderte hingegen kaum etwas an der Lage

der beiden UV/Vis-Absorptionsbanden von 2. Dadurch läßt sich eine gewisse

quantitative Auswertung der Spektrenserien, und zwar bezüglich des

Intensitätsverhältnisses dieser beiden Absorptionsbanden, vornehmen.

In Abbildung 19 ist zu erkennen, daß sich für PS bei dessen Zugabe und auch im

weiteren zeitlichen Verlauf kaum etwas an dem Intensitätsverhältnis der UV/Vis-

Absorptionsbanden von 2 ändert. Dies ist ein Indiz dafür, daß 2 nicht durch PS

verdrängt worden ist.

0 10 20 30 40 50 60 1500 3000

1.5

2.0

2.5

3.0

3.5

4.0

4.5 PS PMMA

Inte

nsitä

tsve

rhäl

tnis

λ1/λ

2

Zeit / s

Abbildung 19: Zeitlicher Verlauf des Intensitätsverhältnisses der UV/Vis-Absorptionsbanden von 2 in DCE und adsorbiert an Aerosil® 300 (300 mg) während der Adsorption von 60 mg PS oder PMMA bei 20°C

Page 51: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

51

Die minimale Erhöhung wird durch die Verdünnung der Suspension, infolge der

Zugabe der Polymerlösung, verursacht. Der etwas höhere β- bzw. π*-Wert des

PMMA bewirkt hingegen eine Verdrängung des Farbstoffes 2 von der Aerosil® 300-

Oberfläche. Jedoch geschieht dies im Gegensatz zu den drei Polymeren mit den

höchsten β-Werten wesentlich langsamer. Es läßt sich daher UV/Vis-spektroskopisch

gut verfolgen. Die Adsorption von PMMA läßt sich in zwei Abschnitte einteilen. In den

ersten 60 Sekunden nach Zugabe verdrängen die Polymerketten die an schwach

aciden oder leicht zugänglichen Oberflächenzentren adsorbierten Sondenmoleküle

fast vollständig von der Oberfläche, erkennbar an dem Plateau bei t = 10–60 s.

Anschließend werden durch Reorganisation der mittlerweile adsorbierten, aber auch

durch die noch in Lösung befindlichen Polymerketten Sondenmoleküle von stärker

aciden Zentren verdrängt. Dies ist im Diagramm durch einen stetigen Anstieg des

Intensitätsverhältnisses zugunsten der UV/Vis-Absorptionsbande von 2 in DCE

ersichtlich.

Adsorption an Aluminiumoxid

Ausgehend von der Tatsache daß die Oberfläche von Al2O3 sowohl Brønsted- als

auch Lewis-saure Zentren aufweist, wird sich die Adsorption eines Polymers in

Abhängigkeit von dessen Struktur und vom Lösungsmittel auch über beide poten-

tielle Bindungsstellen vollziehen [6,11b,76,77]. Der Indikator 1 adsorbiert gut an die

Oberfläche des Aluminiumoxids, resultierend in einem deutlichen Absorptions-

maximum bei λmax, 1 = 525 nm (α = 1.26) unmittelbar nach Zugabe. 30 Sekunden

später verschiebt sich die UV/Vis-Absorptionsbande des adsorbierten Farbstoffes 1

hin zu niedrigeren Wellenlängen und bleibt nach einer Stunde Adsorption konstant

bei einem Wert von λmax (1) = 510 - 516 nm (α = 1.55 - 1.40). Als Erklärung für dieses

Verhalten wird die Wanderung der Indikatormoleküle von schwach aciden Brønsted-

hin zu stärker aciden Lewis-Zentren angesehen. Bestätigung fand diese Vermutung

in einem einfachen Experiment. Dazu wurde nach Adsorption von 1 die starke

Brønsted-Base 2,6-Di-tert-butylpyridin (DTBP) in 50fachem Überschuß zur

eingesetzten Menge an Farbstoff 1 zugegeben (Abbildung 20). Direkt mit der Zugabe

war eine bathochrome Verschiebung (∆λmax (1) = 5 nm) der UV/Vis-Absorptionsban-

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52

de von 1 verbunden. Das bedeutet, die Brønsted-Acidität der Al2O3-Oberfläche hat

sich verringert. Ursache dafür ist die Bindung der mobilen Protonen an der

Oberfläche durch DTBP. Nach ca. 60 s setzt eine schnelle hypsochrome

Verschiebung des adsorbierten Farbstoffes 1 ein, begründet durch die Wanderung

von 1 zu den stärker aciden Lewis-Zentren, so daß die UV/Vis-Absorptionsbande

dann bei λmax (1) = 510 nm erscheint.

0 10 20 30 40 50 60 1200 2400 3600

-14

-12

-10

-8

-6

-4

-2

0

2

4

6

bath

ochr

omhy

psoc

hrom

Fe(phen)2(CN)2

Fe(phen)2(CN)2 + DTBP

∆λ /

nm

Zeit / s

Abbildung 20: Verschiebung des UV/Vis-Absorptionsmaximums von 1 als Funktion der Zeit bei Adsorption an 300 mg Al2O3, suspendiert in DCE und 20°C, sowie nach Zugabe von DTBP

Die drastischere hypsochrome Verschiebung bei Anwesenheit von DTBP ist ein

klares Indiz dafür, daß die Base ausschließlich mit den schwächer aciden

Bindungsstellen (Brønsted-Zentren) reagiert. Dagegen bleiben die stärker aciden

Lewis-Zentren, infolge der sterischen Hinderung der Base, unbeeinflußt. Aufgrund

der eingeschränkten Zugänglichkeit der sich oftmals in Poren befindlichen Lewis

Zentren ist eine längere Adsorptionszeit erforderlich, bis alle großen Sondenmoleküle

an den Bindungsstellen endgültig adsorbiert sind. Die Polymere wurden daraufhin

immer nach einer Stunde Voradsorptionszeit von 1 an Al2O3 zugegeben. Das

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53

bedeutete aber auch, daß vorzugsweise die Konkurrenz um die Lewis-Zentren

zwischen dem Polymer und der Sonde detektiert wird.

Verglichen mit den für Aerosil® 300 vorgestellten Ergebnissen, erbrachten die

Untersuchungen an Al2O3 sowohl ähnliche als auch unterschiedliche Resultate beim

zeitlichen Verlauf der Acidität während der Adsorption von Polymeren (Abbildung

21). Die Adsorption von PS bewirkt an der Al2O3-Oberfläche keine Verschiebung in

der UV/Vis-Absorptionsbande von 1.

In Übereinstimmung ist weiterhin die mit der Zugabe von Polymer unmittelbar

einsetzende drastische Absenkung des α-Wertes der Oberfläche. Selbst für das

schwach basische PMMA wurde eine signifikante Änderung ermittelt.

0 10 20 30 40 50 60 1200 2400 3600

1.1

1.2

1.3

1.4

PMMA PEO1000 PEO10000 PEO100000 PVPy PVP Al2O3

αK

ompo

sit

Zeit / s

Abbildung 21: Acidität α in Abhängigkeit von der Zeit bei Adsorption von 60

mg Polymer an die Al2O3-Oberfläche (300 mg), suspendiert in DCE bei 20 °C

Bei den beiden stark basischen Polymeren PVP und PVPy war die Konkurrenz mit

dem adsorbierten Sondenmolekül am deutlichsten zu beobachten. Unmittelbar nach

Zugabe von PVPy konnte eine bathochrome Verschiebung von ∆λmax (1) = 15 nm im

UV/Vis-Absorptionsspektrum von 1, gleichbedeutend mit einer Verringerung der

Page 54: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

54

Oberflächenacidität, detektiert werden (s. Abbildung 15). Nach 10 sek setzte die

Verdrängung des Farbstoffes 1 von der Oberfläche ein. Damit verbunden ist das

Erscheinen der UV/Vis-Absorptionsbande von 1, gelöst in der überstehenden

Lösung, bei λmax = 607 nm. Mit dem bloßen Auge an der violetten Färbung der

überstehenden Lösung zu erkennen. Die Umkehrung der Adsorption von 1, in Folge

des konkurrierenden Verhaltens von PVPy, erfordert eine ähnlich lange Zeitspanne

wie die Migrationsbewegung der Sondenmoleküle zu den stärker aciden Lewis-

Zentren. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, daß keine chemischen Reaktionen von 1

mit dem Lösungsmittel oder der Oberfläche stattfinden.

Nach 60 min Adsorption von PVPy oder PVP weisen die gebildeten Komposite α-

Werte (1.05 bzw. 1.08) nahe dem von Aerosil® 300 (α = 1.06) auf. Berücksichtigend,

daß auf der Al2O3-Oberfläche sowohl Brønsted- als auch Lewis-acide Zentren

vorkommen, legt das den Schluß nahe, daß die den Unterschied in der Acidität zum

Aerosil® 300 ausmachenden Lewis-aciden Zentren an der Al2O3-Oberfläche von

Polymerketten besetzt wurden.

Beim Al2O3 war eine Auswertung der an Michler´s Keton aufgenommenen UV/Vis-

Absorptionsspektren mit dem Ziel der Berechnung des Polaritätsparameters π* nicht

möglich. Jedoch enthält das UV/Vis-Absorptionsspektrum von 2, adsorbiert an der

Oberfläche von Al2O3, eine aus der Überlagerung von zwei Banden resultierende

zusätzliche Bande. Diese beruhen auf den Wechselwirkungen von 2 mit den Lewis-

aciden Zentren an der Trägeroberfläche. Von daher ist es möglich, anhand des

UV/Vis-Absorptionsspektrums von an Al2O3 adsorbierten 2, zwischen Lewis- und

Brønsted-aciden Zentren zu unterscheiden [47a]. Der Lewis-Angriff der unbesetzten

ionenähnlichen Bindungsstelle vom Aluminium findet am freien Elektronenpaar des

Carbonyl-Sauerstoffes von 2 statt. Dabei bildet sich ein Oxycarbenium-Ion mit einer

charakteristischen UV/Vis-Absorptionsbande bei λmax (2) = 470 - 500 nm [47b,78]. Die

genaue Lage der UV/Vis-Absorptionsbande ist von der Struktur der Säure, welche

am Sauerstoffatom koordiniert, abhängig [47,76]. Brønsted-acide Bindungsstellen

werden im UV/Vis-Absorptionsspektrum von 2 durch die Bande bei λmax (2) = 380 nm

repräsentiert. Titrationsuntersuchungen an der Oberfläche mit DTBP ermöglichten

die Zuordnung der UV/Vis-Absorptionsbanden von 2. Aufgrund der sterischen

Hinderung konkurriert DTBP nicht mit 2 um Lewis-acide Zentren an der Oberfläche.

Page 55: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

55

Die während der Titration mit DTBP unbeeinflußte UV/Vis-Absorptionsbande von 2

bei λmax (2) = 470 nm ist somit eine Folge der Wechselwirkung von 2 mit Lewis-

aciden Zentren.

Adsorbieren basische Polymere an die mit 2 beladene Oberfläche von Al2O3,

verursachen sie eine drastische Reduzierung der Intensität der UV/Vis-

Absorptionsbande bei λ1 = 470 nm, gleichzeitig erhöht sich die UV/Vis-Absorption in

der Suspension bei λ2 = 360 - 370 nm. Aufgrund der moderaten Basizität von PMMA

läßt sich die Verschiebung in den Intensitäten zeitlich sehr gut verfolgen und

dementsprechend auswerten (Abbildung 22).

400 500 6000.0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5λ2 λ1

Al2O3 pur (376/474 nm) mk.0s (376/473 nm) mk.10s (375/468 nm) mk.30s (369/464 nm) mk.60s (360/462 nm) mk.10min (359/458 nm) mk.30min (356/459 nm) mk.60min (356/458 nm)

Abs

orpt

ion

/ -

Wellenlänge / nm

Abbildung 22: Zeitabhängige UV/Vis-Spektrenserie von 2 während der Adsorption von 60 mg PMMA an 300 mg Al2O3, suspendiert in DCE bei 20°C

Das Intensitätsverhältnis der zwei UV/Vis-Absorptionsbanden λ1 und λ2 von 2, adsor-

biert an Al2O3, verringert sich mit fortschreitender Adsorption infolge der Desorption

eines Teils von 2 in die überstehende Lösung. Der Effekt ist um so deutlicher

ausgeprägt, je größer der β-Wert des adsorbierten Polymers ist (Abbildung 23).

Aus Abbildung 23 wird deutlich, daß die Adsorption von basischen Polymeren an die

Oberfläche von Aluminiumoxid sich bevorzugt über die Lewis-aciden Bindungsstellen

Page 56: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

56

vollzieht. Sogar PS als sehr schwach basisches Polymer bewirkt eine meßbare

Verringerung in der Intensität der UV/Vis-Absorptionsbande von 2 bei λ1 = 470 nm.

Jedoch verschwindet die Bande nicht im UV/Vis-Absorptionsspektrum, anzeigend

daß PS kaum oder nur sehr schwach mit dem bereits adsorbierten Indikator 2 um die

stark aciden Bindungsstellen an der Oberfläche konkurriert.

0 10 20 30 40 50 60 1500 3000

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

1.2

1.4

1.6

1.8 PS PMMA PEO10000 PVPy PVP

Inte

nsitä

tsve

rhäl

tnis

λ1/λ

2

Zeit / s

Abbildung 23: Zeitlicher Verlauf des Intensitätsverhältnisses der UV/Vis-Absorptionsbande von 2, suspendiert in DCE und adsorbiert an Al2O3 (300 mg), während der Adsorption von 60 mg Polymer bei 20 °C

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57

Zusammenfassende Diskussion

Aerosil® 300- und Al2O3-Proben, deren Oberfläche mit den Indikatoren 1 und 2

beladen waren, wurden als Adsorbent für verschiedene Polymere verwendet. Je

ausgeprägter das basische Verhalten des Polymers war, desto stärker konkurrierte

es mit den Sonden 1 und 2. Dies ist deutlich zu beobachten an einer Desorption der

Sonde in die Lösungsmittelphase und/oder einer charakteristischen Änderung im

UV/Vis-Absorptionsspektrum des adsorbierten und sich in der überstehenden

Lösung befindlichen Farbstoffes. So führt die Adsorption von Polymeren an Proben,

beladen mit dem Indikator 1, zu einer signifikanten bathochromen Verschiebung der

UV/Vis-Absorptionsbande, hervorgerufen durch eine Verringerung der Oberflächen-

acidität. Die Sondenmoleküle wandern zu den weniger aciden Zentren an der

Oberfläche, weil die Polymere sie von den stärker aciden verdrängen. Für das

schwach basische PS konnte kein bemerkenswerter Effekt hinsichtlich einer

Änderung der Oberflächenacidität beobachtet werden. Ursache ist die erheblich

größere Basizität der solvatochromen Sonde gegenüber der von PS.

0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9

1.0

1.2

1.4PS

PMMA

PEO 100000

PVPyPVP

Al2O3

Aerosil® 300 Linearfit Al2O3

Linearfit Aerosil® 300

α Kom

posi

t

βPolymer

Abbildung 24: Acidität α des Komposits in Abhängigkeit vom β-Wert des

Polymers bei Adsorption von 60 mg Polymer an die Oberfläche von 300 mg Al2O3 bzw. Aerosil® 300, suspendiert in DCE bei 20 °C

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58

In Abbildung 24 sind die nach 60 min Adsorption ermittelten Aciditäten der

Polymer/Aerosil® 300- und Polymer/Al2O3-Komposite als Funktion des HBA-

Vermögens der Polymere dargestellt. Das System PVPy/Aerosil® 300 wurde für die

Diskussion und Regressionsanalyse wegen des ungewöhnlichen (oszillierenden)

Adsorptionsverhaltens von PVPy nicht berücksichtigt.

Es ist deutlich zu sehen, daß sich mit zunehmender Basizität βp auf Seiten der

Polymere die Acidität des gebildeten Komposits verringert. Für die Aerosil®

300/Polymer-Komposite konnte nur ein Trend beobachtet werden, da PEO einen

größeren Effekt bewirkte als die stickstoffhaltigen Polymere PVP und PVPy (Gl. 20).

ῦmax,1 (Aerosil® 300)∗10-3 [cm-1] = 18.74 - 0.62 βp (Gl. 20)

n = 4; r = 0.77; sd = 0.18

Das Ergebnis als Ganzes betrachtet befindet sich in Übereinstimmung mit dem Ein-

fluß von HBA-Lösungsmitteln (βLM) auf die UV/Vis-Absorption von 1, adsorbiert an

Aerosil® 300 [70].

ῦmax,1 (Aerosil® 300)∗10-3 [cm-1] = 19.02 - 1.65 βLM (Gl. 21)

n = 13; r = 0.58; sd = 0.46

Verschiedene Lösungsmittel wie Nitromethan, Acetonitril oder Anisol zeigen ein

anomales Verhalten. Werden sie für eine Korrelation nicht berücksichtigt, verbessert

sich die Güte der LFE-Beziehung außerordentlich [70].

ῦmax,1 (Aerosil® 300)∗10-3 [cm-1] = 18.99 - 3.31 βLM (Gl. 22)

n = 8; r = 0.94; sd = 0.19

Der in den Gleichungen (21) und (22) wiedergegebene Einfluß von Lösungsmitteln

auf ῦmax(1) an Aerosil® 300 steht in Relation zu dem für die HBA-Polymere. Ein

Vergleich der Anstiege ∆ῦmax(1)/∆β zeigt aber unmißverständlich, daß die Acidität der

Aerosil® 300-Oberfläche viel empfindlicher auf Änderungen in der Basizität von

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59

Lösungsmitteln als von Polymeren reagiert. Zu erklären ist dies mit der höheren

Mobilität der HBA-Lösungsmittelmoleküle, welche dadurch die HBD-Oberfläche

wirkungsvoller bedecken können.

Der Anstieg ∆ῦmax(1)/∆β für Polymer/Al2O3-Komposite ist wesentlich größer als für

Polymer/Aerosil® 300-Komposite, verursacht durch die stärkeren Säure-Base-

Wechselwirkungen zwischen den Lewis-aciden Zentren der Al2O3-Oberfläche und

dem adsorbierten Polymer.

ῦmax,1 (Al2O3)∗10-3 [cm-1] = 19.82 - 1.50βp (Gl. 23)

n = 5; r = 0.98; sd = 0.09

Für den Einfluß von Lösungsmitteln auf das UV/Vis-Absorptionsmaximum von 1,

adsorbiert an Al2O3, wurde eine ähnliche Beziehung gefunden [79].

ῦmax,1 (Al2O3)∗10-3 [cm-1] = 20.41 - 2.66 βLM (Gl. 24)

n = 7 (βLM > 0.3); r = 0.97; sd = 0.11

Gleichung (24) wurde für ein anderes Al2O3-Pulver bestimmt. Es weist jedoch die

gleiche Lewis-Säure-Stärke (α ≈ 1.4) auf [77]. Von daher ist eine Diskussion der

Ergebnisse gerechtfertigt. HBA-Lösungsmittel wechselwirken vollständig mit der

Aluminiumoxidoberfläche, vor allem weil sie die Lewis-aciden Bindungsstellen

nahezu ungehindert erreichen können. Im Gegensatz dazu ist die Adsorption und

effektive Oberflächenbedeckung von PMMA an Al2O3 unter anderem auch signifikant

von dessen Taktizität abhängig [6]. Isotaktisches PMMA bedeckt die Oberfläche von

Al2O3 effektiver als ataktisches. Dies macht einmal mehr deutlich, daß bei der

Polymeradsorption sterische Effekte eine sehr große Rolle spielen.

Worauf sich letztlich der stärkere Einfluß von HBA-Lösungsmitteln bei der Adsorption

von solvatochromen Sonden an die Oberfläche einer festen Säure begründet, ist in

Abbildung 25 schematisch dargestellt.

Page 60: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

60

a)

b)

Abbildung 25: Mögliche Lokalisierungen von solvatochromen Sonden an der Grenzfläche (a) HBA-Polymer/feste Säure in schwachem HBA-Lösungsmittel

(βLM = 0,1)

(b) HBA-Lösungsmittel (βLM > 0,4)/feste Säure als Suspension

An einer Oberfläche adsorbiertes Polymer liegt gewöhnlich nicht als einheitliche

ebene Schicht vor. Vielmehr ragen die Polymerketten mit einem Ende in das

umgebende Lösungsmittel hinein (tail Konformation) oder das Polymer bildet eine

Schleife (loop) auf der Oberfläche (a). Im Gegensatz dazu bedecken die frei

beweglichen Lösungsmittelmoleküle die Oberfläche sehr homogen (b). In den

Abschnitten, wo das Polymer schleifenförmig vorliegt, wird die an den sicherlich nur

moderat aciden Bindungsstellen der Oberfläche adsorbierte solvatochrome Sonde

durch das Polymer nicht verdrängt. Aus diesem Grund messen solvatochrome

Sonden für polymermodifizierte anorganische Partikel immer eine größere mittlere

Acidität als wenn die Partikel in Lösungsmittel mit vergleichbarer HBA-Stärke

suspendiert werden.

S

S

S S

S

S

S S

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61

1.2 Pyrogenes Kieselgel / Polydimethylsiloxan

Polydimethylsiloxan (PDMS) als auch Oligodimethylsiloxan (ODMS) stellen technisch

bedeutsame Produkte für die Funktionalisierung von Kieselgeloberflächen dar. Im

Zentrum des Interesses stehen dabei die Verbesserung der Kompatibilität der

Kieselgele mit anderen Polymeren in entsprechenden Kompositen sowie die

Synthese von Hybridmaterialien [80–97]. Die Oberflächenfunktionalisierung von

Kieselgelpartikeln mit PDMS kann durch zwei unterschiedliche Verfahren erreicht

werden.

Si OH + Si ClCl

CH3

CH3

n H2O-2n HCl

CH3

CH3

Si O Si OHn

n-1

CH3

CH3

Si O

Abbildung 26: Funktionalisierung der Oberfläche von Kieselgel mit PDMS durch Pfropfung mit Dichlordimethylsilan

Bei der sehr effektiven Methode der Adsorption von Dimethylsilan (DMS) an

Kieselgel gehen reaktive Kettenenden des Polymers [~Si(CH3)2-OH oder ~Si(CH3)2-

Cl] eine Bindung mit den Silanolgruppen der Oberfläche ein. Die Funktionalisierung

von Silanolgruppen an Ober- bzw. Grenzflächen wird vorwiegend in der Schmelze

oder während eines Sol-Gel Prozesses durchgeführt (Abbildung 26) [78,81].

Die kovalente Immobilisierung von PDMS oder ODMS Ketten wird durch eine direkte

Reaktion an der Oberfläche der Kieselgelpartikel mit Dichlordimethylsilan realisiert

(Abb. 26) [87,98,99].

Die Kompatibilität zwischen synthetischen Polymeren und anorganischen Trägern

(Keramiken) in Kompositen und Hybridmaterialien ist bestimmt durch eine starke

Adhäsion zwischen den einzelnen Komponenten [8,30,41,86]. Die dabei auftreten-

den Kräfte können Säure-Base- als auch nichtspezifischen Wechselwirkungen

zugeordnet werden. Über Sol-Gel Technik hergestellte PDMS/Kieselgel-Hybrid-

partikel wurden mittels Kontaktwinkelmessungen hinsichtlich ihrer Oberflächen-

polarität untersucht [98].

Page 62: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

62

Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen an DMS-

funktionalisiertem Kieselgel waren ebenfalls auf die Oberflächenpolarität fokussiert.

Dabei stand im Mittelpunkt des Interesses, inwiefern die kovalente Modifizierung der

Kieselgeloberfläche deren Polarität verändert.

Adsorption von PDMS an Kieselgel

Mit einer Basizität von βp = 0.17 zählt PDMS zu den schwachen HBA-Polymeren.

Der Wert wurde über Gleichung 12 mit ῦmax(4) = 17.73∗103 cm-1, gemessen in einem

PDMS-Film, und ῦmax(1) = 17.42∗103 cm-1, als der von der Adsorption an PDMS

unveränderten UV/Vis-Absorptionsbande von 1, berechnet. Damit ist die Basizität

von PDMS gegenüber der beider Indikatoren 1 und 2 (βH2 = 0.65) [57] vernach-

lässigbar. Dies erklärt schlüssig, warum die Adsorption von PDMS aus DCE an die

mit 1 beladene Kieselgeloberfläche keinen Einfluß auf die UV/Vis-Absorption der

solvatochromen Sonde ausübt.

DMS-gepfropfte Kieselgelpartikel

Der Grad der Pfropfung wurde durch das Mengenverhältnis von Dichlordimethylsilan

zu Kieselgel eingestellt. Die daraus resultierende Oberflächenfunktionalisierung

führte zu einem variierenden Restsilanolgehalt an der Oberfläche von 91 bis 11 %

(Bezeichnung der Proben s. Tabelle 5).

Bei Verwendung von DCE als Lösungsmittel adsorbieren die solvatochromen

Sonden 2, 3 und 4, im Gegensatz zu 1, nur zum Teil an die Oberfläche der

Hybridpartikel. In den dazugehörigen UV/Vis-Absorptionsspektren ist dies an der

Überlagerung der Absorptionsbanden für adsorbierten und gelösten Farbstoff zu

erkennen. Aus Cyclohexan adsorbieren die drei Sonden dagegen vollständig an die

Oberfläche der untersuchten Proben.

Page 63: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

63

Zur Gewährleistung von Gleichgewichtsbedingungen wurden die Proben 24 Stunden

geschüttelt. Anschließend erfolgte die Aufnahme der UV/Vis-Absorptionsspektren

sowohl von adsorbierten als auch noch in Lösung befindlichen Sondenmolekülen.

Eine typische Serie aufgenommener UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert

an den Kieselgelproben ist in Abbildung 27 zu sehen.

400 500 600 7000.0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7 W0 (525 nm) W1 (528 nm) W2 (529 nm) W3 (534 nm) W4 (547 nm) W5 (553 nm) W6 (557 nm) W7 (562 nm) W8 (563 nm) W9 (563 nm)

Abs

orpt

ion

/ -

Wellenlänge / nm

Abbildung 27: UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an unterschied-lich stark mit DMS gepfropften Kieselgelproben, gemessen in DCE bei 20°C

Die ermittelten UV/Vis-Absorptionsmaxima der an der DMS/Kieselgel-Hybridpartikel-

oberfläche adsorbierten Indikatoren sind in Tabelle 5 zusammengestellt.

Aus den Meßwerten in Tabelle 5 ist zu erkennen, daß eine Erhöhung der Ober-

flächenfunktionalisierung mit kovalent gepfropften DMS-Ketten zu einer drastischen

Verschiebung in den UV/Vis-Absorptionsmaxima der co-adsorbierten Indikatoren

führt. Die bathochrome Verschiebung der solvatochromen UV/Vis-Absorptionsbande

von 1 sowie die hypsochrome Verschiebung entsprechender Banden von 2 und 3

sind ein deutliches Indiz für die mit zunehmender Bedeckung der Silanolgruppen

einhergehende Verringerung der Acidität als auch der Dipolarität/ Polarisierbarkeit an

der Oberfläche.

Page 64: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

64

Tabelle 5: UV/Vis-Absorptionsmaxima der Indikatoren 1, 2, 3 und 4 bei Adsorption an DMS-gepfropften Kieselgelpartikeln, suspendiert in DCE oder Cyclohexan bei 20°C

ῦmax∗10-3/ cm-1 Probe Restsilanolgehalt an der

Oberfläche Γ / % 1 a) 2 b) 3 b) 4 b)

W0 100 19.05 26.04 22.57 n.m. c)

W1 91 18.94 26.04 22.62 18.78

W2 79 18.9 26.18 22.68 n.m.

W3 59 18.73 26.25 22.73 n.m.

W4 39 18.28 26.46 22.88 n.m.

W5 26 18.08 26.74 22.99 n.m.

W6 23 17.95 26.74 22.99 n.m.

W7 17 17.79 26.81 22.99 n.m.

W8 14 17.76 26.88 22.99 n.m.

W9 11 17.76 26.88 22.99 17.76

PDMS - 17.42 28.82 24.51 17.73 a) in DCE b) in Cyclohexan c) n.m. ... nicht meßbar; das UV/Vis-Absorptionsmaximum der adsorbierten Sonde konnte nicht ausgewertet werden

Die Empfindlichkeit der solvatochromen Sonden 1, 2 und 3 in Abhängigkeit von der

Polarität des untersuchten Mediums wird durch die Summe aus den Faktoren a und

s, gemäß Gleichung (1) wiedergegeben. Aus dem Verhältnis von a und s läßt sich

ersehen, auf welche der beiden Größen – Acidität oder Dipolarität/Polarisierbarkeit –

der Farbstoff empfindlicher reagiert. Die Werte für a und s der Sonden 1, 2 und 3

sind den Gleichungen (4), (5) und (10), respektive, entnommen worden. a + s und a/s

werden mit der größten Verschiebung im UV/Vis-Absorptionsspektrum der Sonde,

adsorbiert an den Proben W0 und W9, verglichen.

1: a = 2.24 , s = 1.63; a/s = 1.37 ; a + s = 3.87 , ∆ῦ = 1260 cm-1

2: a = -1.79 , s = -2.18; a/s = 0.82 a + s = -3.97; ∆ῦ = 840 cm-1

3: a = -0.91 , s = -1.92; a/s = 0.47, a + s = -2.83; ∆ῦ = 360 cm-1

Page 65: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

65

Entgegen den theoretischen Überlegungen (höchster Wert für a+s) wurde für die

Sonde 2 nicht die größte Bandenverschiebung gemessen. Der mit Abstand

ausgeprägteste Unterschied im UV/Vis-Absorptionsmaximum für W0 und W9 war

beim HBD-sensitiven Indikator 1 zu beobachten.

Das Ausmaß der Verschiebung der UV/Vis-Absorptionsbande von 1, adsorbiert an

den DMS/Kieselgel-Proben, infolge des unterschiedlichen Funktionalisierungsgrades

kann mit dem bloßen Auge beobachtet werden. Die in Abbildung 28 zu sehende

graduelle Veränderung in der Färbung der Suspensionen ist eine anschauliche

Demonstration der Empfindlichkeit von 1 als Indikator für die Acidität einer

Oberfläche.

Abbildung 28: Fotografie von Suspensionen aus DMS-gepfropften Kieselgel-partikeln und adsorbiertem Farbstoff 1 in DCE [links reines Kieselgel; nach rechts zunehmender Grad der Funktionalisierung (9 bis 89 %) der Kieselgelpartikel]

Der nach rechts zunehmende Grad der Oberflächenfunktionalisierung bewirkt einen

Übergang in der Färbung der adsorbierten Sondenmoleküle von rot nach blau-violett.

Es ist offensichtlich, je größer der Wert für das Verhältnis a/s ist, desto empfindlicher

reagiert die Sonde auf Änderungen in der Umgebung der Oberfläche. Dies ist ein

deutliches Indiz dafür, daß die Funktionalisierung der Kieselgeloberfläche haupt-

sächlich zu einer Verringerung der HBD-Kapazität führt, wohingegen die

Dipolarität/Polarisierbarkeit kaum beeinflußt wird.

Page 66: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

66

In Tabelle 6 sind die mittels verschiedener Gleichungen berechneten Polaritäts-

parameter α und π* der DMS-gepfropften Kieselgelpartikel aufgeführt.

Tabelle 6: KAMLET-TAFT Polaritätsparameter α und π* der DMS-gepfropften

Kieselgelpartikel, berechnet mit den Daten aus Tabelle 5

Probe α a) π* b) α c) π* d)

W0 1.19 0.89 1.25 1.00

W1 1.14 0.82 1.23 0.98

W2 1.13 0.79 1.21 0.96

W3 1.05 0.81 1.13 0.97

W4 0.85 0.85 0.92 0.99

W5 0.77 0.81 0.83 0.98

W6 0.71 0.85 0.77 1.01

W7 0.64 0.86 0.69 1.05

W8 0.63 0.85 0.68 1.05

W9 0.63 0.85 0.68 1.05 a) berechnet mittels Gl. 6 b) berechnet mittels Gl. 7

c) berechnet mittels Gl. 8

d) berechnet mittels Gl. 10 und α c)

Der geringfügige Unterschied von ca. 0.06 in den mittels Gleichung (6) und (8)

berechneten Aciditäten ergibt sich unmittelbar aus dem Gleichung (8) zugrunde

liegenden direkten Zusammenhang zwischen dem UV/Vis-Absorptionsmaximum von

1 und der Acidität. Zur Veranschaulichung der gefundenen Zusammenhänge sind in

Abbildung 29 die berechneten HBD-Werte der Kieselgelproben, suspendiert in DCE

oder Cyclohexan, als Funktion des Restsilanolgehaltes an der Oberfläche dargestellt.

Aus Abbildung 29 ist ersichtlich, daß bis zu einem Restsilanolgehalt Γ von ca. 30 %

die Acidität der Oberfläche mit steigender Oberflächenfunktionalisierung linear

abfällt, unabhängig vom umgebenden Lösungsmittel. Der funktionelle Zusammen-

hang wird durch die Gleichungen 25 (DCE) und 26 (Cyclohexan) wiedergegeben.

Page 67: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

67

α = 1.29 - 0.07Γ (Gl. 25)

n = 6; r = 0.98; sd = 0.04

α = 1.51 - 0.12Γ (Gl. 26)

n = 6; r = 0.99; sd = 0.04

100 80 60 40 20

0.6

0.8

1.0

1.2

1.4

1.6 gemessen in DCE gemessen in Cyclohexan

α

Restsilanolgehalt an der Oberfläche / %

Abbildung 29: Acidität α der mit DMS modifizierten Kieselgelproben in

Abhängigkeit vom Restsilanolgehalt Γ an der Oberfläche

Für Bedeckungsgrade über 70 % verringert sich die Acidität zwar weiterhin, jedoch

durch asymptotische Näherung an einen konstanten Wert. In diesem Zusammen-

hang sei erwähnt, daß auch die Sonde 3 keine weitere Verschiebung im UV/Vis-

Absorptionsspektrum bei Adsorption an den Proben mit Bedeckungsgraden > 70 %

zeigt. 2 detektiert für diese Proben eine gleichbleibende kleine Verringerung in der

Gesamtpolarität. Ein ähnlicher Effekt wurde bei der Untersuchung von chemisch

funktionalisierten Kieselgelpartikeln gefunden [45b]. Die gleichzeitige Anwesenheit

von restlichen Silanolgruppen und gepfropften Alkylgruppen an der Oberfläche führt

zu einer stärkeren Mittelung der Dipolarität/Polarisierbarkeit.

Page 68: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

68

Die mit Hilfe Gleichung (10) aus den direkt abhängigen α-Werten und den UV/Vis-

Absorptionsmaxima von 3 berechneten π*-Werte (Tab. 6, Spalte 5) sind prinzipiell

vergleichbar mit den aus ῦmax(1, 2) (Tab. 6, Spalte 3) ermittelten. Bei beiden ist kein

Trend zu erkennen, vielmehr schwanken die π*-Werte in geringem Maße um einen

festen Wert. Aus diesem Grund kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon

ausgegangen werden, daß die Dipolarität/Polarisierbarkeit an der Kieselgelober-

fläche nur minimal von an ihr gepfropften DMS-Ketten beeinflußt wird.

Ein Umstand wurde in der bisherigen Diskussion der Ergebnisse überhaupt noch

nicht berücksichtigt. Die Adsorption und anschließende Vermessung von 1 erforderte

die Verwendung von DCE (π* = 0.81), wohingegen 2, 3 und 4, infolge ihrer unzurei-

chenden Adsorption aus DCE an die DMS/Kieselgel -Proben, in Cyclohexan (π* = 0)

verwendet worden sind. Es stellt sich die Frage, welche Rolle die Dipolarität/

Polarisierbarkeit des verwendeten Lösungsmittels bei der Messung der Acidität an

der Oberfläche spielt? Aufgrund der Nichtlöslichkeit von 1 in Cyclohexan wurden mit

1 voradsorbierte DMS/Kieselgel-Proben hergestellt. Zu diesem Zweck wurde in

einem ersten Schritt 1 aus DCE an die Proben adsorbiert, filtriert, gewaschen und

getrocknet. Anschließend erfolgte die Vermessung der mit 1 beladenen Proben,

suspendiert in Cyclohexan. Die aufgenommenen UV/Vis-Absorptionsspektren waren

durch breite Absorptionsbanden gekennzeichnet, die relevanten Absorptionsmaxima

nur als Schulter auszumachen. Unter diesen Umständen war die Lagebestimmung

der UV/Vis-Absorptionsmaxima nicht eindeutig, veranschaulicht auch durch die

entsprechend großen Fehlerbalken in Abbildung 29. Aus der selben Abbildung ist

weiterhin zu entnehmen, daß die berechneten Aciditäten der mit DMS gepfropften

Kieselgelproben, gemessen in Cyclohexan, für niedrige Funktionalisierungsgrade

beträchtlich größer und für hohe geringer ausfallen als in DCE. Sie reichen von α =

1.44 (W1) bis α = 0.53 (W9). Dieser nicht unerwartete Trend stimmt mit den

gefundenen Abhängigkeiten der katalytischen Aktivität und HBD-Fähigkeit von der

Lösungsmittelpolarität überein [79]. Im Gegensatz zu den Ergebnissen für die

Messungen in DCE ist in Cyclohexan ein sprunghafter Abfall der Acidität beim

Übergang von W5 zu W6 beobachtet worden. Die weitere Erhöhung des Umsatzes

an Silanolgruppen geht mit einer kontinuierlichen Abnahme der Acidität an der

Oberfläche einher. Möglicher Grund für das abweichende Verhalten ist die stark

Page 69: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

69

eingeschränkte Beweglichkeit von 1 bei Adsorption an den verfügbaren

Bindungsstellen der Kieselgeloberfläche, weil die Sonde an der Grenzfläche durch

Cyclohexan nicht wirklich solvatisiert wird. Bei Verwendung von DCE kann dagegen

von einer Solvatisierung der Sondenmoleküle an der Grenzfläche ausgegangen

werden. Dies hat zur Folge, daß für Funktionalisierungsgrade > 70 % der Effekt von

den Silanolgruppen bzw. den gepfropften DMS-Ketten von der Dipolarität/ Polari-

sierbarkeit des DCE übertroffen wird. Mit anderen Worten, die Gesamtpolarität der

Oberfläche von DMS-gepfropften Kieselgelpartikeln mit einem Umsatz an Silanol-

gruppen von 10-70 % wird hauptsächlich von der Dipolarität/ Polarisierbarkeit des

umgebenden DCE bestimmt. Als Konsequenz leitet sich daraus ab, daß schwache

HBD-Kapazitäten an Kieselgeloberflächen (α < 0.7) nicht in Lösungsmitteln mit π*-

Werten größer als 0.8 gemessen werden können.

Die β-sensitive Sonde 4 konnte nur an zwei DMS/Kieselgel Proben (W1 und W9)

erfolgreich aus Cyclohexan adsorbiert werden. Bei den anderen Proben war eine

Bestimmung des UV/Vis-Absorptionsmaximums aufgrund der schlechten Qualität

des Spektrums nicht möglich. Der β-Wert von DMS-gepfropften Kieselgelpartikeln

erhöht sich mit zunehmenden DMS-Gehalt an der Oberfläche von β = 0.14 (W1) auf

β = 0.27 (W9). Das Ergebnis ist begründet und läßt sich gut in die vorhandene β-

Skala für Lösungsmittel und organische Polymere einordnen.

Page 70: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

70

1.3 Polymermodifizierte Glasfasern

Im Rahmen einer Forschungsarbeit [Arbeits- und Ergebnisbericht, MBFSt-Kennziffer

2219] wurde die Methode der Solvatochromie erstmalig zur Bestimmung der

Polaritätsparameter α und π* von Glasfaseroberflächen eingesetzt. Ein Ziel des

Projektes bestand darin, die Oberflächeneigenschaften (Polaritätsparameter) von

Glasfasern mittels solvatochromer Sondenmoleküle zu ermitteln und mit den

Polaritätsparametern, berechnet aus den Meßwerten der inversen Gaschroma-

tographie (IGC), zu vergleichen.

Die Glasfasern wurden mit der Glasspinnanlage am Institut für Polymerforschung

(IPF) Dresden e.V. hergestellt und mit einem Haftvermittler – γ-Aminopropyl-

triethoxysilan (APS) – und folgenden Filmbildnern: Polyurethan (PU), Epoxidharz

(EP) und Polypropylen (PP) geschlichtet (modifiziert). Als Gegenstück zum Haftver-

mittler wurde ein Trennmittel – Polyvinylacetat (PVAc) – verwendet. Bei den Film-

bildnern handelte es sich um wäßrige nichtionische Polymerdispersionen (Tabelle 7).

Tabelle 7: Charakteristik und physikalische Eigenschaften des Haftvermittlers (Silan) und der Filmbildner

Hersteller Tg

[°C]

pH Partikelgröße

[nm]

γ-Aminopropyl-triethoxy-

silan (APS)

SIVENTO

Chemie, GmbH

- 11 -

flexibles Epoxidharz (EP) DSM Italia srl 20 7 – 9 500

aliphatisches / cycloalipha-tisches Polyurethanharz (PU)

DSM Italia srl -27 5.8 – 7.5 700

mit Maleinsäureanhydrid gepfropftes Polypropylen (PP)

SYBRON Chemie NL

- 8.5 – 10.5 45

Poly(vinylacetat-co-ethylen) (PVAc)

Air Products USA

5 4 – 5 800

Page 71: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

71

Die in Abbildung 30 dargestellten typischen UV/Vis-Absorptionsspektren von 1,

adsorbiert an den Glasfaseroberflächen, wurden mittels des Reflexionshand-

meßkopfes aufgenommen. Unabhängig von der Schlichte sind die UV/Vis-

Absorptionsbanden der adsorbierten Sonde 1 sehr breit. Die Bestimmung des

UV/Vis-Absorptionsmaximums war dadurch oftmals nicht eindeutig. Nichtsdestotrotz

ist eine unterschiedlich starke Verschiebung des UV/Vis-Absorptionsmaximums von

1, je nach verwendeter Glasfaserprobe, zu erkennen.

400 500 600 700

0.00

0.05

0.10

0.15

rein (539 nm) APS (563 nm) EP (561 nm) PP (519 nm) PU (511 nm) PVAc (520 nm)

Wellenlänge / nm

Abso

rptio

n / -

Abbildung 30: UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an mit Polymeren geschlichteten Glasfasern, gemessen in Reflexion bei 20°C

Die ebenfalls mit dem Reflexionshandmeßkopf aufgenommenen UV/Vis-Absorptions-

spektren des Indikators 2, adsorbiert an den polymermodifizierten Glasfaserober-

flächen, sind gekennzeichnet durch verhältnismäßig scharfe Absorptionsbanden.

Entsprechend einfach und genau ließen sich die UV/Vis-Absorptionsmaxima

bestimmen.

Page 72: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

72

Aufgrund der im Falle des Indikators 1 sehr breiten UV/Vis-Absorptionsbanden,

verbunden mit einer zum Teil erheblichen Streuung der gewonnenen Meßwerte,

wurden zum Vergleich Untersuchungen an einer Modelloberfläche (Kieselgel) in

analoger Vorgehensweise durchgeführt.

Trotz der oftmals erschwerten Zugänglichkeit wurden die UV/Vis-Absorptions-

spektren von 1 und 2, adsorbiert an den geschlichteten Glasfasern, bezüglich ihres

längstwelligen Absorptionsmaximums ausgewertet, um letztlich mit Hilfe der

Gleichungen (8) und (9) die Polaritätsparameter α und π* zu berechnen. Die Ergeb-

nisse sind in Tabelle 8 als Mittelwerte (kursiv) aus den Intervallen von jeweils 5

Meßwerten (in Klammern) zusammengestellt. Eine Angabe relativer Fehler erscheint

nicht sinnvoll, weil die Streuung der Meßwerte für die gleiche Glasfaserprobe zu groß

ist und nicht auf meßtechnischen Unzulänglichkeiten beruht.

Tabelle 8: Maximale UV/Vis-Absorptionswellenlängen von 1 und 2 adsorbiert an geschlichteten Glasfasern, berechnete bzw. gemittelte (kursiv) Polaritäts-

parameter α und π*

λmax [nm] Polaritätsparameter Glasfaser

1 2 α π*

unmodifiziert (520-539)

530

(354-365)

361

(1.03-1.35)

1.18

(0.06-0.50)

0.33

APS (563-567)

565

(357-361)

359

(0.60-0.66)

0.63

(0.54-0.72)

0.60

APS/EP (520-570)

548

(368-370)

369

(0.56-1.35)

0.89

(0.79-0.87)

0.68

APS/PP (519-526)

523

(355-364)

361

(1.25-1.37)

1.30

(0.08-0.36)

0.26

APS/PU (511-524)

518

(366-370)

368

(1.28-1.51)

1.39

(0.29-0.43)

0.36

PVAc (515-551)

529

(363-367)

365

(0.84-1.44)

1.20

(0.22-0.66)

0.41

Page 73: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

73

Anhand der Werte in Tabelle 8 ist zu erkennen, daß mit Hilfe der Solvatochromie

eine Änderung der Polarität in Abhängigkeit von der Modifizierung detektiert werden

konnte. Jedoch ließen sich für die einzelne Glasfaseroberfläche keine einheitlichen

Polaritätswerte bestimmen. Als Ursachen werden zum einen die starke Heterogenität

der Faseroberflächen und zum anderen die Art und Weise der Modifizierung

angesehen. Untermauert wird dies durch rasterelektronenmikroskopische

Aufnahmen von geschlichteten Fasern, die eine fleckenartige Bedeckung der

Oberfläche mit den Schlichtematerialien zeigen. Zudem sind die Flecken

unterschiedlich groß und auch nicht gleichmäßig über die Oberfläche der Glasfaser

verteilt (Abbildung 31).

Abbildung 31: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von mit APS/PP- (links) bzw. mit APS/EP-(rechts) geschlichteten Glasfasern

So nimmt beispielsweise das Verhältnis von Silizium zu Kohlenstoff für eine mit APS

modifizierte Glasfaser einen ungewöhnlich großen Wert von 0.50 an, verglichen mit

dem für die APS/PP-modifizierte Glasfaser von 0.04 (Tabelle 9). Dies deutet auf eine

unvollständige Bedeckung der Glasfaseroberfläche mit APS hin.

Ergänzend zu den energetischen Oberflächencharakteristiken wurde der Anteil der

organischen Substanz an den Glasfasern durch Bestimmung des Glühverlustes

gravimetrisch ermittelt sowie deren Dicke (Tabelle 9) abgeschätzt. Bei Betrachtung

der Ergebnisse fällt auf, daß die unmodifizierte Glasfaseroberfläche einen unerwartet

hohen Anteil an organischer Substanz, vergleichbar mit dem der APS geschlichteten

Faser, enthält. Nach Temperung der unmodifizierten Faser bei 625 °C konnten keine

Page 74: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

74

Spuren organischer Substanz mehr nachgewiesen werden. Die sehr geringe Dicke

der APS-Schicht ist sicherlich eine Folge der bereits erwähnten unvollständigen

Bedeckung der Glasfaseroberfläche mit APS.

Tabelle 9: XPS-Ergebnisse der verwendeten Glasfasern sowie die Dicke der organischen Schicht auf den Glasfaseroberflächen

Atomverhältnis Glasfaser O : C N : C Si : C

mittlere Dicke der orga-

nischen Schicht [nm]

0.949 0.019 0.253 2.0 unmodifiziert /

Temperung bei 625°C 4.137 - 1.173 -

APS 1.432 0.130 0.518 2.8

APS/EP 0.328 0.020 0.064 20.1

APS/PP 0.203 0.014 0.038 25.6

APS/PU 0.403 0.049 0.070 19.3

PVAc 0.636 0.011 0.120 20.1

Von daher ist davon auszugehen, daß die solvatochromen Sonden in Abhängigkeit

von der Polarität sowohl an der reinen als auch an der geschlichteten

Glasfaseroberfläche adsorbierten. Bedingt durch die nur im Reflexionsmodus

mögliche UV/Vis-spektroskopische Vermessung der Glasfaserproben konnte

jedesmal bloß von einem eng begrenzten Ausschnitt der Faseroberfläche ein

Absorptionsspektrum aufgenommen werden. Im Zusammenhang mit der

inhomogenen Modifizierung der Glasfaseroberfläche führte dies zur Aufnahme sehr

unterschiedlicher UV/Vis-Absorptionsspektren ein und derselben Glasfaserprobe und

damit zur Berechnung differierender Polaritätswerte.

Eine weitere Bestätigung der Annahmen lieferten die Untersuchungen an den

pulverförmigen Kieselgelproben. Durch die nicht vollständige Funktionalisierung der

Kieselgeloberfläche war es den Sondenmolekülen möglich, mit den an der

Oberfläche befindlichen OH-Gruppen in Wechselwirkung zu treten. Diese

Page 75: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

75

Wechselwirkungen werden aufgrund des höheren Energiegewinns infolge der

größeren Acidität der reinen Glasfaseroberfläche bevorzugt eingegangen. Folglich

konnten keine nennenswerten Unterschiede in den Absorptionsmaxima der, an den

Kieselgelproben adsorbierten, Sondenmoleküle detektiert werden.

Eine quantitative Diskussion der berechneten Polaritätsparameter der

Glasfaserproben ist unter diesen Umständen sehr schwierig und auch

wissenschaftlich nicht sinnvoll. Nichtsdestotrotz kann aber eine qualitative

Einordnung der Ergebnisse vorgenommen werden.

Die Werte der Polaritätsparameter α und π* für die ungeschlichtete Glasfaser sind

vergleichbar mit denen für andere untersuchte Kieselgelproben [45,46]. Wie erwartet,

führt die Schlichtung der Glasfaser mit APS zu einer drastischen Absenkung der

Acidität an der Oberfläche. Ursache ist die Reduzierung der freien aciden

Hydroxygruppen auf der Faseroberfläche infolge der Modifizierung mit APS. An

dieser Stelle sei erwähnt, daß alle berechneten π*-Werte komplexe Werte darstellen,

denn der solvatochrome Parameter π* spiegelt eine Kombination aus Polarität und

Polarisierbarkeit wieder. In unserem Fall wird der Parameter von der Acidität

mitbestimmt, denn in die Berechnung von π* geht ebenfalls die Verschiebung des

Indikators 1 ein. Demzufolge wurde für die mit APS modifizierte Glasfaser ein

höherer π*-Wert ermittelt.

Die Modifizierung der Glasfaseroberflächen mit EP, PP, PU und PVAc brachte eine

Erhöhung in der Acidität mit sich. Außer für PP ist dies auch erwartet worden, weil

die verwendeten Polymere acide Zentren wie Carbonyl-Sauerstoff und Etherbrücken

enthalten. Der Mittelwert in der Acidität für die mit EP modifizierte Glasfaser ist im

Vergleich zu dem der unbehandelten Glasfaser zu niedrig. Eine Erklärung dafür

findet sich bei Betrachtung der aufgenommenen UV/Vis-Absorptionsspektren von 1,

adsorbiert an den mit APS und APS/EP modifizierten Glasfasern (Abbildung 32).

Wie in Abbildung 32 zu sehen, sind die UV/Vis-Absorptionsbanden der mit 1

beladenen Glasfaseroberflächen sehr breit. Des weiteren fällt auf, daß die

Absorptionsmaxima der Spektren von der mit APS/EP modifizierten Glasfaser nahe

dem Wert für die mit APS geschlichtete Faser liegen. Beides zusammen impliziert,

daß die UV/Vis-Absorptionsspektren der an modifizierten Glasfasern adsorbierten

Page 76: Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten ... · PDF file2 Bibliographische Beschreibung und Referat Prause, S. Polaritätsuntersuchungen an polymer-modifizierten Oberflächen

76

Sonde 1 sich aus Absorptionsbanden unterschiedlicher Adsorptionszentren

zusammensetzen und die Sondenmoleküle hauptsächlich mit den funktionellen

Gruppen des APS wechselwirken.

500 600 700 800 900

0.10

0.15

0.20

0.25

0.30

0.35

0.40 APS (567 nm) APS/EP (570 nm) APS/EP (562 nm) APS/EP (552 nm) APS/EP (561 nm)

Abso

rptio

n / -

Wellenlänge / nm

Abbildung 32: UV/Vis-Absorptionsspektren von 1, adsorbiert an APS- und APS/EP-modifizierten Glasfasern

Unter Berücksichtigung der Erläuterungen zur inhomogenen Bedeckung der Glas-

faseroberflächen sowie deren spektroskopische Vermessung im Reflexionsmode (S.

72) ist davon auszugehen, daß bei der Untersuchung der mit APS/EP modifizierten

Glasfaser fast ausschließlich Oberflächenbereiche detektiert wurden, die nur oder

zumindest größtenteils mit APS bedeckt waren.

Vereinzelt wurden jedoch auch UV/Vis-Absorptionsspektren mit Absorptionsmaxima

bei ca. 520 nm aufgenommen. Der dazugehörige α-Wert von 1.35 legt nahe, daß in

diesen Fällen EP-modifizierte Bereiche auf der Glasfaseroberfläche vermessen

worden sind, zumal der Wert gut mit den α-Werten der anderen polymermodifizierten

Glasfaserproben übereinstimmt. Die unerwartet hohe Acidität für die mit PP-

modifizierte Glasfaser begründet sich aus der Verunreinigung des Polypropylens.

Das Polymer wurde bei der Herstellung mit einer geringen Menge an hochpolarem

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77

Maleinsäureanhydrid versetzt. Spuren dieser Chemikalie konnten auf der

Glasfaseroberfläche mittels ATR-Spektroskopie nachgewiesen werden [100].

Wie eingangs des Kapitels erwähnt, sollen die mittels solvatochromer

Sondenmoleküle ermittelten Polaritätswerte von Glasfaseroberflächen mit denen aus

IGC-Untersuchungen verglichen werden. Ohne im Detail auf die Methode der

inversen Gaschromatographie (IGC) einzugehen, sind die mit ihr ermittelten

Aciditätswerte KA der Glasfaseroberflächen in Tabelle 10 den α-Werten von der

Solvatochromie gegenübergestellt.

Tabelle 10: Polaritätsparameter KA (IGC) und α (Solvatochromie) von

Glasfaseroberflächen

Glasfaser KA α

unmodifiziert 0.057 1.18

APS 0.043 0.63

APS/EP 0.086 0.89 (1.35)

APS/PP 0.029 1.30

APS/PU 0.072 1.39

PVAc 0.084 1.20 (1.44)

Beim Vergleich des Verlaufs der Aciditätswerte für die untersuchten Glasfaserproben

gibt es zwischen den beiden Parametersätzen sowohl Übereinstimmungen als auch

gravierende Unterschiede. Mit beiden Methoden wurde eine drastische Verringerung

in der Acidität zwischen der unmodifizierten und mit APS geschlichteten Glasfaser-

probe nachgewiesen. Für die APS/EP-modifizierte Glasfaser scheinen die KA-Werte

der IGC Analyse realistischer zu sein. Der zu geringe α-Wert von 0.89 repräsentiert

letztlich nur ein berechnetes Mittel, da gerade bei dieser Probe die Streuung der

verwendeten UV/Vis-Absorptionsmaxima (λmax(1) = 520–570 nm) sehr groß war. Aus

bereits diskutierten Gründen wurde jedoch geschlußfolgert, daß der ermittelte

Maximalwert für die Acidität (α = 1.35) am ehesten für eine mit APS/EP geschlichtete

Glasfaseroberfläche zutrifft. Bei Berücksichtigung dieser Besonderheit ergibt sich

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auch für die APS/EP-modifizierte Glasfaser eine gute Übereinstimmung mit den IGC-

Daten. Obwohl eine Erhöhung des α-Wertes für die APS/PP-modifizierte Glasfaser

im Vergleich zu einer unmodifizierten Glasfaser unter Beachtung der Pfropfung des

PP mit sauren funktionellen Gruppen logisch scheint, spiegelt sich dieser Umstand

bei der IGC Untersuchung nicht wider. Der Grund dafür könnte in der Beeinflussung

des chromatographischen Prozesses und damit der IGC-Daten durch die Diffusion

der verwendeten Sondenmoleküle in der vergleichsweise unpolaren APS/PP-Schicht

liegen.

Für die mit PVAc modifizierte Glasfaser bedarf der α-Wert aus dem gleichen Grund

wie bei APS/EP einer Korrektur. Damit stehen die Aciditätsparameter der IGC und

Solvatochromie der mit PU und PVAc geschlichteten Glasfasern tendenziell im

Einklang.

Der Vergleich der mittels IGC und Solvatochromie ermittelten Polaritätsparameter

von ungeschlichteten und geschlichteten Glasfaseroberflächen macht deutlich, daß

die Interpretation der Ergebnisse aufgrund der chemischen Heterogenität der

Faseroberflächen nicht eindeutig ausfällt.

Bedingt durch die hohe Empfindlichkeit solvatochromer Sonden sowie die

Vermessung der Glasfasern im Reflexionsmode repräsentieren die α-Werte jeweils

nur einen lokal eng begrenzten Ausschnitt der Faseroberfläche. Wohingegen bei der

IGC zur Ermittlung des KA-Wertes die gesamte Oberfläche der untersuchten Fasern

herangezogen wurde.

Dies erklärt, warum kein direkter Zusammenhang zwischen den beiden

Aciditätsparametern α und KA gefunden wurde.

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D Zusammenfassung

Thema der vorliegenden Arbeit war die Bestimmung empirischer Polaritätsparameter

von polymermodifizierten Oberflächen anorganischer Feststoffsäuren (Kieselgel,

Alumosilikat, Aluminiumoxid) mittels co-adsorbierter solvatochromer Sonden-

moleküle. Aus den detektierten UV/Vis-Absorptionsmaxima der solvatochromen

Sonden wurden mittels empirisch gefundener LFE-Beziehungen, abgeleitet aus den

für Lösungsmittel gültigen Korrelationen, Polaritätsparameter von der Grenzfläche

Polymer/oxidischer Träger berechnet.

Die Adsorption von Polymeren an anorganischen Feststoffsäurepartikeln wie

Kieselgel, Aluminiumoxid oder Alumosilikat in organischen Lösungsmitteln (1,2-

Dichlorethan oder Dichlormethan) wurde mit Hilfe der UV/Vis-Spektroskopie der co-

adsorbierten solvatochromen Sondenmoleküle Fe(phen)2(CN)2 (1) und Michler´s

Keton (2) untersucht.

Im Falle von Alumosilikat (α = 1.84) führte die Adsorption von basischen Polymeren

zu Protonenwanderungen von der Trägeroberfläche zu den co-adsorbierten

Sondenmolekülen, so daß die protonierten Formen von Fe(phen)2(CN)2 bzw.

Michler´s Keton im UV/Vis-Absorptionsspektrum detektiert wurden. Diese UV/Vis-

Absorptionsdaten sind für die Bestimmung von Oberflächenpolaritätsparametern

nicht geeignet, weil die Methode der Solvatochromie die nicht protonierte Form der

Sonden erfordert; denn die gültigen LFE-Beziehungen wurden für die nicht

protonierte Form ermittelt.

Für Al2O3 und Aerosil® 300 kann die Acidität α nach Adsorption von Polymeren

mittels LFE-Beziehungen ermittelt werden. Bei Al2O3 werden bevorzugt Lewis-acide

Zentren detektiert, wie Oberflächentitrationsuntersuchungen mit der sterisch

gehinderten Base 2,6-Di-tert-butylpyridin belegten.

Das System Polyvinylpyridin (PVPy)/Aerosil® 300 zeigt eine Besonderheit. Nach

einer Stunde Adsorption von PVPy an die Oberfläche von Aerosil® 300 wurde die

unmittelbar mit der Zugabe des PVPy einhergehende Verringerung der

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Oberflächenacidität von αs = 1.05 auf αs = 0.98 wieder aufgehoben. Dieses Phäno-

men läßt sich mit dem bereits in der Literatur beschriebenen oszillierenden

Adsorptionsverhalten von PVPy an Kieselgelen erklären.

Bei der Adsorption der Polymere an die Oberfläche der oxidischen Träger wurden in

Abhängigkeit von der Acidität der Oberfläche (αs) und Basizität des Polymers (βp)

drei qualitativ unterschiedliche Effekte gefunden.

• Die Co-Adsorption von Polymer führt nicht zu einer Verschiebung der UV/Vis-

Absorptionsbande des Sondenmoleküls. Dies trifft zu, wenn βp kleiner ist als

die Basizität des Sondenmoleküls. Bsp.: Polystyrol (βp = 0.28).

• Durch die Co-Adsorption von Polymer kommt es zu einer Verschiebung im

UV/Vis-Absorptionsspektrum des an der Oberfläche adsorbierten Sonden-

moleküls. Dies wird beobachtet für mittlere βp-Werte von Polymeren wie

Polymethylmethacrylat (βp = 0.38) und Polyethylenoxid (βp = 0.65).

• Je basischer das Polymer um so deutlicher sind die beobachteten Effekte im

UV/Vis-Absorptionsspektrum der co-adsorbierten Sonde zu erkennen. Sehr

starke basische Polymere wie Polyvinylpyridin (βp = 0.83) und Polyvinyl-

pyrrolidon (βp = 0.93) verdrängen die Sondenmoleküle von der Oberfläche in

die überstehende Lösung.

Für die Polymer/Kieselgel- und Polymer/Aluminiumoxid-Komposite (Bedeckung: 60

mg/300 mg Träger) wird mit zunehmendem βp-Wert des reinen Polymers eine lineare

Abhängigkeit des α-Wertes des Komposits gefunden.

Dabei weist das Al2O3 eine höhere Empfindlichkeit, ausgedrückt durch den

Quotienten ∆ῦmax(1) / ∆βp, im Vergleich zu Aerosil® 300 auf.

Änderungen in den Dipol-Dipol-Wechselwirkungen und in den schwachen Säure-

Base-Wechselwirkungen (π*-Wert) während der Polymeradsorption an die

Trägeroberfläche konnten, bedingt durch die verwendete Materialkombination

Lösungsmittel – Sonde – Träger – Polymer, nicht mit den verwendeten Sonden

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beobachtet werden. Ursache hierfür ist, daß das verwendete Lösungsmittel selbst

einen hohen π*-Wert besitzt.

Mittels kovalent gebundenem Polydimethylsiloxan (PDMS) funktionalisierte

Kieselgele wurden durch Adsorption der solvatochromen Sonden Fe(phen)2(CN)2,

Michler´s Keton und Cumarin 153 in DCE und Cyclohexan hinsichtlich der Polarität

an der Oberfläche untersucht.

Bis zu einem Funktionalisierungsgrad von 30 % nimmt die Acidität der mit PDMS

gepfropften Kieselgeloberfläche linear ab. Die Dipolarität/Polarisierbarkeit der

modifizierten Kieselgelproben bleibt nahezu unbeeinflußt vom Grad der

Funktionalisierung.

Für ausgewählte mit PDMS gepfropfte Kieselgelproben konnte die Basizität durch

Co-Adsorption eines Aminobenzodifuranon-Farbstoffes gemessen werden. Ein

höherer Pfropfungsgrad mit PDMS (91 % zu 11 %) führt zu einer entsprechend

größeren Basizität der Oberfläche (β = 0.27 zu β = 0.14).

Oberflächen von polymermodifizierten (geschlichteten) Glasfasern lassen sich mit

der Methode der Solvatochromie prinzipiell untersuchen. Bedingt durch die

meßtechnische Einschränkung (Vermessung der Proben war nur in Reflexion

möglich) sowie die ausgesprochen hohe Empfindlichkeit der Solvatochromie können

oftmals nur qualitative Aussagen zu spezifischen Zentren an der Faseroberfläche

gegeben werden. Ein Vergleich der ermittelten Polaritätsparameter mit denen aus

der inversen Gaschromatographie ist aus diesem Grund nur begrenzt möglich.

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E Experimenteller Teil

1 Verwendete Geräte

UV/Vis-Spektrometer

Für die UV/Vis-Untersuchungen stand das Gerät MCS 400 der Firma Carl Zeiss Jena

GmbH zur Verfügung. Als Lichtquelle für den sichtbaren Spektralbereich diente eine

Xenon-Hochdrucklampe.

Ein Diodenarray aus 1024 Dioden und einer maximalen Aufnahmegeschwindigkeit

von 24 ms fungierte als Detektor.

Zur Messung von transparenten Suspensionen wurde die Tauchküvette TS 5A der

Firma Carl Zeiss Jena GmbH verwendet.

Nichttransparente Suspensionen oder getrocknete Feststoffe wurden mit einem

speziellen Handmeßkopf in Reflexionstechnik vermessen.

Lichtquelle, Meßzelle und Detektor wurden über flexible Quarz-Lichtleiterkabel

miteinander verbunden.

Darstellung und Auswertung der UV/Vis-Absorptionsspektren erfolgte mit dem

Programm ASPECT PLUS, Version 1.31 der Firma Carl Zeiss Jena GmbH.

Elementaranalyse

Die elementaranalytischen Untersuchungen wurden mit dem Gerät Vario SL der

Firma Elementar Analysensysteme GmbH, Hanau durchgeführt.

BET Messungen

Für die Ermittlung der BET-Oberflächen der anorganischen oxidischen Träger kam

das Meßinstrument Sorptomatik 1990 der Firma Fison, Hofheim zum Einsatz.

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2 Materialien

Lösungsmittel

Die verwendeten Suspensionsmittel 1,2-Dichlorethan, Dichlormethan und

Cyclohexan wurden vor Benutzung unter Argonatmosphäre über CaH2 frisch

destilliert. 1,2-Dichlorethan wurde anschließend zur Beseitigung von restlichen

Säurespuren über basischem Aluminiumoxid aufbewahrt.

Sondenmoleküle

Der Dicyano-bis(1,10-phenanthrolin)eisen(II)-Komplex (1) wurde nach der Vorschrift

von Schilt [55] präpariert.

Michler`s Keton (2) wurde käuflich von Merck erworben, zweifach aus Ethanol um-

kristallisiert und über CaH2 getrocknet.

Cumarin 153 (3) wurde käuflich von der Radiant Laser Dyes GmbH bezogen und

ohne weitere Behandlung eingesetzt.

Das Aminobenzodifuranon (4) wurde freundlicherweise von der BASF, Manchester

zur Verfügung gestellt.

Im Einzelnen betrugen sie für:

1 und 2 10-3 mol/l 1,2-Dichlorethan

2 und 3 5∗10-4 mol/l Cyclohexan

4 10-4 mol/l Cyclohexan

Anorganische oxidische Träger

Für die Untersuchung der Adsorption von Polymeren wurden uns von folgenden

Firmen anorganische oxidische Träger freundlicherweise zur Verfügung gestellt:

Aerosil® 300 und Al2O3 von Degussa, Hanau

mit PDMS gepfropfte Kieselgelsäure-Proben von Wacker Chemie, Burghausen

polymermodifizierte Glasfaserproben von IPF Dresden e.V.

Polymere

Alle für die Adsorptionsuntersuchungen verwendeten Polymere wurden kommerziell

erworben.

Polyethylenoxid, Polymethylmethacrylat, Polystyrol bei Aldrich-Chemie, Steinheim

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Polyvinylpyridin bei PolyScience

Polyvinylpyrrolidon bei Merck AG, Darmstadt

Polydimethylsiloxan bei ABCR, Karlsruhe

3 Durchführung der Solvatochromiemessungen

Anorganischer Träger/ Polymer

Für die UV/Vis-spektroskopischen Untersuchungen wurden jeweils 300 mg

ausgeheiztes Trägermaterial (8 h bei 400°C) in einem Kolben vorgelegt und mit 20

ml DCE versetzt. Anschließend erfolgte die Zugabe des in Lösung vorliegenden

Sondenmoleküls. Sobald das Sondenmolekül in ausreichendem Maße an der

Feststoffoberfläche adsorbierte, wurde ein zeitbestimmter Meßzyklus für die Dauer

einer Stunde gestartet. Nach Aufnahme des ersten UV/Vis-Spektrums, das somit ein

Spektrum der alleinigen Trägeroberfläche repräsentiert, wurden 60 mg Polymer aus

einer 5 %igen Lösung mittels Maßpipette zugegeben. Die unverzügliche Verteilung

des Polymers und die Verhinderung einer Phasenseparation Feststoff –

Lösungsmittel erforderte ein ständiges Rühren der Suspension.

PDMS-gepfropfte Kieselgelproben

Dazu wurden jeweils 200 mg der modifizierten Kieselgelproben mit 20 ml

Farbstofflösung versetzt und für 24 h geschüttelt. Anschließend erfolgte die UV/Vis-

spektroskopische Vermessung der Probe und der überstehenden Lösung mittels der

Tauchküvette TS 5A.

Polymermodifizierte Glasfasern

Die Präparation der Glasfasern erfolgte derart, daß jeweils 200 mg kleinge-

schnittenes Fasermaterial mit 20 ml Farbstofflösung versetzt wurden. Nach 24 h

Adsorption wurden die überstehenden Indikatorlösungen dekandiert und die

Glasfasern unter Vakuum bei 30°C getrocknet. Die so präparierten Glasfaserproben

wurden mittels eines speziellen Handmeßkopfes im Reflexionsmodus vermessen. In

analoger Weise wurden die Untersuchungen an den Kieselgelproben durchgeführt.

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91

Danksagung

Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Professor Stefan Spange. Mit der

Befürwortung meiner Tätigkeit an seinem Lehrstuhl bot er mir die Möglichkeit, daß

mir bis dahin unbekannte Wissensgebiet der Solvatochromie kennenzulernen. Er war

es auch, der mich dank seiner Offenheit zur Anfertigung der vorliegenden

Dissertation ermunterte. Dabei stand mir Prof. Spange mit seinem umfangreichen

Wissen stets beratend zur Seite.

Dr. Torsten Meyer danke ich für seine unermüdliche Hilfsbereitschaft. In zahlreichen

Diskussionen gab er mir bereitwillig Anworten auf meine Fragen zur Chemie im

Allgemeinen wie auch im Speziellen.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lehrstuhles Polymerchemie, die mich auf

vielfältige Weise bei meiner Tätigkeit im Labor unterstützt haben, möchte ich hiermit

meinen Dank aussprechen.

Frau Jana Buschmann danke ich für die Anfertigung der Elementaranylsen.

Herrn Dr. Frank Simon (IPF Dresden e.V.) danke ich für die Durchführung der XPS

Analysen.

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Max-Buchner-Forschungs-

stiftung fühle ich mich für die im Rahmen zweier unabhängiger Forschungsprojekte

gewährten finanziellen Unterstützung zu Dank verpflichtet.

In diesem Zusammenhang möchte ich es nicht versäumen, mich bei Frau Dr. Victoria

Dutschk (IPF Dresden e.V.) für die Vermittlung des Stipendiums der Max Buchner

Stiftung zu bedanken.

Meinen Eltern danke ich für die mir zuteil gewordene Unterstützung und das mir

entgegengebrachte Verständnis.

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Selbständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, daß ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur unter

Verwendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel angefertigt habe.

Chemnitz, den 11.07.03

Silvio Prause

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Lebenslauf

Name: Silvio Prause

Geburtsdatum: 25.07.1970

Geburtsort: Olbernhau

Familienstand: ledig

Schule: 1977-1987

Polytechnische Oberschule „Ottomar Laux“

Olbernhau

Berufsausbildung: 1987-1990

Facharbeiter für BMSR-Technik Bergbaubetrieb

Schmirchau der SDAG Wismut

Abitur: 1987-1990

allgemeine Hochschulreife Betriebsberufsschule der

SDAG Wismut Schlema

Wehrdienst: 1990-1991

Studium: 1991-1997

Physik an der TU Chemnitz

1993 Vordiplom

Promotion: 1998-2003

Professur Polymerchemie der TU Chemnitz unter Leitung

von Prof. S. Spange