philosophy and science
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Philofophie und NaturwiffenfchaftAuthor(s): Moritz SchlickSource: Erkenntnis, 4. Bd. (1934), pp. 379-396Published by: SpringerStable URL: http://www.jstor.org/stable/20011726Accessed: 27/04/2009 04:25
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Philofophie und Naturwiffenfchaft Von
Moritz Schlick (Wien)
Die nachfolgenden Ausf?hrungen Hellen den (nachtr?glich rekon
ftruierten) Inhalt eines Vortrages dar, der im Jahre 1929 an der
Univerfit?t Wien als Einleitung in einen volkst?mlichen Zyklus
?Das Weltbild der Naturwiffenfchaft" gehalten wurde. Die Uni?
verfit?t hatte die Abficht, jenen Zyklus in Buchform zu ver?ffent?
lichen; das Manufkript wurde 1930 in Druck gegeben und fogleich
gefetzt und korrigiert. Nachdem der Vortrag nebft mehreren an?
deren einige Jahre im Satz geftanden hatte, mu?te infolge widriger Umft?nde auf die Herausgabe des Buches verzichtet werden.
Dem Zweck, den die Betrachtungen in ihrem erften Rahmen ver?
folgten, k?nnen fie vielleicht auch hier und jetzt noch dienen;
deshalb wird der Vortrag in der ?Erkenntnis" abgedruckt, obgleich feine Grundgedanken den Leiern diefer Zeitfchrift nicht neu fein
d?rften. Es erfchien dem Verfaffer geraten, die kleine Arbeit in
ihrer urfpr?nglichen Form zu laffen; er fah alfo davon ab, die
damals gew?hlten Formulierungen durch folche zu erfetzen, deren
er fich heute bedienen w?rde, wenn er das Thema neu zu be?
handeln h?tte.
Man ipricht oft von dem ?Weltbilde", das die Naturwiffenichaft
von der Wirklichkeit entwirft. Ein Bild ill zum Anfchauen da; das
Weltbild dient der Weltanfchauung. Weltanichauung aber ift, wie
man allgemein zu iagen pflegt, Sache der Philoiophie. Damit icheint
dann das Verh?ltnis der Naturwiffenichaft zur Philoiophie ange?
geben zu ?ein: die eine liefert ein Bild der Welt, die andere ben?tzt
es (vermutlich zuiammen mit den von anderen Wiffenichaften ent?
worfenen Bildern) zum Aufbau einer Weltanfchauung. Nach diefer allgemeinen Anficht w?ren alfo die Ergebniffe der
Wiffenichaft das Material, aus dem der Philofoph fein Syftem baut.
Meift f?gt man noch hinzu, da? ihm dies Material doch nicht ganz
fertig geliefert werde, fondern da? er es zuerft bearbeiten muffe, indem er das wiffenichaftliche Verfahren und feine Fundamente
felbft noch einer Kritik unterzieht. Ungef?hr fo wird in den Lehr
26 Erkenntnis IV
38o Moritz Schlick
b?chern der Philofophie ihre Aufgabe gew?hnlich dargeftellt; die Kritik der Grundlagen wird der ?Erkenntnistheorie" zugewiefen, die Errichtung des Syftems den ?brigen ?philofophifchen Difzipli
nen", welche ichlie?lich in die ?Metaphyfik" einm?nden. Dort
werde dann aus den Ergebniffen der Einzelforfchung die Welt
anfchauung gewonnen und damit das eigentliche Ziel alles Philo
fophierens erreicht.
Nach diefer Meinung fiele der Philofophie die ?u?erft dankbare
Aufgabe zu, die Einheit aller wiffenfchaftlichen Erkenntnis wieder
herzuftellen, die in der neueren Zeit durch die ftets fortichreitende
Spezialifierung der Forfchung immer mehr verloren zu gehen fcheint.
Den ungeheuren Stoff, der durch immer neue Entdeckungen unferem
Erkenntnisftreben dargeboten wird, auch nur ann?hernd zu ?ber
fchauen, ift heute keinem einzelnen mehr m?glich. Ein Literatur
forfcher wei? im allgemeinen wenig von der Chemie, ein Hiftoriker
der italieniichen Renaiffance wenig vom alten ?gypten, ein Kenner
der Ornithologie wenig von der Protozoenkunde, obwohl doch bei?
des Gebiete der Zoologie find. Der kleinere und fchulmeifterliche
Geift freut fich ?ber diefe immer weiter getriebene Teilung und
Aufrichtung von Scheidew?nden, weil fie ieinem Bed?rfnis nach Zer?
kleinerung des Stoffes entfpricht, und triumphierend erfindet er
immer ?neue Wiffenfdiaften"; der echte Forfcher und tiefere Menfch
aber leidet unter der Zerfplitterung des Wiffens und der Verengung der Horizonte. Denn Erkenntnis ift ihrem Wefen nach Verein?
heitlichung und Verbindung, nicht Spaltung und Trennung, fie mu?
daher ftets einer gefchloffenen Gefamtauffaffung zuftreben, und
vermag fie eine folche in den Einzelwiffenfchaften nicht zu finden, fo ?ucht fie fich dar?ber hinaus zur Philofophie, zur Metaphyfik zu
erheben, die mit dem Verfprechen einer Weltanfchauung lockt.
Tr?fe die gefchilderte Anficht vom Wefen der Philofophie das
Richtige, fo w?rde meine Aufgabe darin beftehen, den Anteil zu
befehreiben, den die Naturwiffenfchaften und ihre Refultate an der
Gewinnung einer Weltanfchauung haben; und in der Tat kann man
das, was ich fagen m?chte, in diefem Sinne deuten. Dennoch m?chte
ich eine andere Formulierung und Interpretation vorziehen, weil ich
die befchriebene landl?ufige Auffaffung f?r zu oberfl?chlich halte.
Sie fcheint mir weder fachlich noch hiftorifch begr?ndet zu fein und
nicht in die Tiefe der Schwierigkeiten vorzudringen, durch welche
die Philofophie in der neueren Zeit fich felbft zum Problem wurde
und immer wieder nach ihrer eigenen Berechtigung und ihrem
Philofophie und Naturwiffenfchaft 381
eigenen Wefen fragen mu?te. Der richtige Kern, den jene Auf?
faffung enth?lt, liegt in betr?chtlicher Tiefe und mu? erft blo??
gelegt werden.
Zun?chft einmal: es ill im Grunde gar nicht wahr, da? ?die Wiffenfchaft" in zahlreiche Einzeldifziplinen zerfallen ift. Die Grenzen zwifchen ihnen find nur feheinbar und verfehwinden, fo?
bald man den Unterfchied beachtet zwifchen den Wiffenfchaften
felbft und dem Betriebe der Wiffenfchaften. Die Trennungen be?
ftehen nur innerhalb des Betriebes, fie liegen in den praktifchen Methoden und Veranftaltungen des Forfehens, alfo in den Ver?
haltungsweifen des Menfchen der Wiffenfchaft gegen?ber. Diefe
felbft aber ill das Syftem der Erkenntnis, das zufammenh?ngende Ganze der wahren S?tze ?ber die Wirklichkeit. Da gibt es keine
willk?rlichen Teilungen, fondern die Wahrheiten find von Natur
miteinander verkn?pft, indem fie auseinander ableitbar find oder
fich auf diefelben Gegenft?nde beziehen. Und jeder Fortfehritt der
Erkenntnis (dies ill gerade das Wefen der Erkenntnis) f?hrt zu
einer weiteren Verbindung wahrer S?tze untereinander, zu einem
engeren Zufammenhang, alfo gerade zum Gegenteil der Zerfplitte
rung. Die echte Wiffenfchaft, das Syftem der Erkenntnis, kann alfo
durch den Fortfehritt nur immer einheitlicher werden, und ift auch
tatf?chlich immer mehr zu einer Einheit geworden; die verfchiedenen
Erkenntnisgebiete find heute viel mehr aufeinander reduziert, als es
jemals fr?her der Fall geweien ift. Und dies, obgleich, nein, weil
die Zahl der wiffenichaftliehen Inftitute immer gr??er, der For
fehungsbetrieb immer mannigfaltiger wurde. Die durch die Einzel?
difziplinen entdeckten Wahrheiten verhalten lieh zueinander nun
nicht etwa fo, da? fie, jede f?r lieh, nur relativ w?ren, nur einfeitige Anflehten b?ten und erft durch alle ?brigen Anfichten erg?nzt wer?
den m??ten, um wirklich wahr zu werden. Eine folche von man?
chen Philofophen (wie etwa Bradley) vertretene Meinung ent?
h?lt einen fchweren Verflo? gegen die Logik. (Der Fehler, den fie
begeht, ill etwa der, da? fie glaubt, an Stelle des Satzes ?es ill ziem?
lieh kalt" fagen zu d?rfen: ?es ill nicht ganz wahr, da? es kalt ift, aber ziemlich wahr.") Sondern jeder Satz, bei deffen Gewinnung keine Irrt?mer oder Fehler unterlaufen find, ill f?r fich felbft voll?
kommen wahr, er ill ein Teil der ganzen Wahrheit, nicht blo? eine
Ann?herung an fie oder ein Afpekt von ihr. (Enth?lt er aber einen
Fehler, fo ill er eben einfach falfch und wiederum kein Afpekt der
Wahrheit.) Dadurch, da? die Erkenntnis von einzelnen wahren
26*
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S?tzen zu immer allgemeineren auffteigt, fchlie?en fich die Teile von
felbft zu einem Ganzen zufammen. Es find nicht Fragmente, fon?
dern Teile eines Organismus. Daf?r, da? die Einzeldifziplinen durch das Allgemeinerwerden ihrer S?tze und die Erweiterung ihrer
Gebiete zuletzt miteinander verfchmelzen, findet man in der Natur?
wiffenfchaft allbekannte Beifpiele. So find die in phyfikalifchen Lehrb?chern oft noch nebeneinander aufgez?hlten Lehren der
Mechanik, Akuftik, W?rmelehre, Optik und des Elektromagnetis? mus im Prinzip l?ngft miteinander vereinigt: die Akuftik ift ein Teil der Mechanik geworden, die Optik ein Teil der Elektrizit?tslehre, die W?rmelehre ift teils in die Elektrodynamik, teils in die Mechanik
?bergegangen, und die Verfchmelzung diefer beiden letzten Difzipli nen ift, wenn auch gegenw?rtig nicht ganz vollzogen, gewi? eine
Sache der n?ehften Zukunft.
Aber weiterhin hat die Phyfik die Chemie bereits fall vollft?ndig in fich aufgenommen, eine Trennung dieier Wiffenfchaften von der
Biologie und Phyfiologie ift fchon ganz undurchf?hrbar, durch die
letztere wird die Verbindung mit der Pfychologie hergeftellt, und
diefe wieder fchl?gt die Br?cke zur Gefchichte und zu den Geiftes
wiffenfchaften ?berhaupt. So ill die Wiffenfchaft eine Einheit. Sie ill kein Mofaik, kein
Hain, in dem verfchiedene Baumarten nebeneinander ftehen, fon?
dern ein Baum mit vielen Zweigen und Bl?ttern. Sie gibt die Er?
kenntnis der Einen Welt, die auch nicht in verfchiedene Wirklich?
keiten auseinanderf?llt ? z. B. nicht in ein Reich der Natur und ein
Reich des Geiftes; denn der durch diefe Worte bezeichnete Unter?
fchied ill nicht ein Unterfchied im Wefen der Sache, fondern wieder
nur eine Verfchiedenheit des Foridmngsbetriebes, n?mlich der
Verfahrungsweifen der iogenannten Geiftes- und Naturwiffenichaf
ten. Je h?her der Standpunkt, von dem man die Dinge betrachtet, um io mehr erkennt man alle Scheidew?nde zwiichen den Wiffen
ichaften als zuf?llig und unweientlich, um io deutlicher offenbart
fich der Zufammenhang im Syftem der Wahrheit.
Bei diefer Sachlage (die hier nur fkizziert, nicht wirklich begr?ndet werden konnte) erhebt fich die Frage: Wenn die Wiffenfchaften
fchon von felbft durch ihre eigene Arbeit zu einer Einheit zu
fammwachfen, wie kann es da noch einer neuen Wiffenfchaft, der
Philofophie, bed?rfen, um nachtr?glich zufammenzufchmieden, was
fchon von Natur gar nicht getrennt war? Und weiter: Wollte
etwa die Philofophie das von der Wiffenfchaft entworfene einheit
Philofophie und Naturwiffenfchaft 383
liehe Weltbild nur benutzen, um darauf die Weltanfchauung als
etwas Neues zu erbauen ? woher nimmt fie das Material zu diefem
Geb?ude? Stammt es aus dem Weltbilde felbft, weshalb konnte dann
die einheitliche Wiffenfchaft es nicht fchon vollkommen auswerten?
War es aber darin noch nicht enthalten, wie vermag die Philofophie denn aus der leeren Luft jene Erkenntniffe herabzuholen, die fie f?r
die Bildung der Weltanfchauung gebraucht? Es gibt doch wohl au?er
den wahren S?tzen ?ber die Welt nicht noch andere, die au?erhalb
des Bereichs jeder m?glichen Wiffenfchaft l?gen? Die Antwort auf folche Fragen kann ich wiederum hier nicht be?
gr?nden, fondern nur kurz formulieren. Sie lautet: Die Philoiophie ill tati?chlieh ?berhaupt keine Wiffenichaft, d. h. kein Syftem von
Erkenntniffen, fondern ein Tun, und zwar diejenige (die Seele alles
Forfchens bildende) T?tigkeit, durch welche der Sinn aller zur Er?
kenntnis n?tigen Begriffe erkl?rt wird. Sie befteht in den Akten
der Sinngebung oder Sinnfindung, die allen in unferen S?tzen auf?
tretenden Worten erft Bedeutung verleihen; nur Akte n?mlich, nicht
etwa S?tze k?nnen dies leiften, da jeder Satz wieder erl?uterungs?
bed?rftig w?re und es fo ins Unendliche fortgehen w?rde.
Zur hiftorifchen Beft?tigung diefer Auffaffung will ich nur an?
f?hren, da? in fr?hefter Zeit (eigentlich fogar bis ins fiebzehnte, achtzehnte Jahrhundert hinein) das Wort Philofophie zur Bezeich?
nung der theoretifehen Wiffenfchaft ?berhaupt verwendet wurde; es war das eben die Zeit, in der die Forfchung noch fall ganz damit
befch?ftigt war, die wiffenfchaftlichen Begriffe durch immer neue
Definitionsakte und Tatfaehenhinweife erft zu fchaffen, alfo einen
wiffenfchaftlichen Sinn der Worte herauszuarbeiten. Und wenn,
hauptf?chlich im neunzehnten Jahrhundert, Philofophie oft einfach
mit Erkenntnistheorie gleichgefetzt wurde, fo ill darin gleichfalls ein
unvollkommener Ausdruck des richtigen Gedankens zu erblicken, da? man fich in der Philofophie um die Kl?rung des Sinnes der
wiffenfchaftlichen Erkenntniffe bem?ht, alfo um die L?fung der
Frage, was wir mit unferen Urteilen eigentlich meinen. Metaphyfik freilich wird durch unfere Auffaffung unm?glich gemacht, aber
hierin liegt gerade eine weitere hiftorifche Beft?tigung, denn der
Mi?erfolg und endlofe Streit der Metaphyfiker erkl?rt fich eben aus
ihrem Irrtum, da? fie die Philofophie f?r ein Syftem von Erkennt?
niffen hielten und der Meinung waren, die Weltanfchauung ent?
liehe aus dem wiffenfchaftlichen Weltbilde durch Hinzuf?gung neuer ?
metaphyfifcher ?
S?tze, durch welche alle einzelwiffen
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fehaftliehen Wahrheiten in ein ?bergeordnetes, umfallendes Syftem
eingef?gt w?rden.
In Wahrheit ill es fo, da? der ?bergang vom Weltbilde zur
Weltanfchauung einfach dadurch gefchieht, da? man lieh nur den
Sinn des Weltbildes v?llig deutlich macht, da? man fich klar ver?
gegenw?rtigt, was mit ihm eigentlich gemeint ill ? ?hnlieh wie das
?Anfehauen" eines Kunftwerkes im Gegenfatz zur blo?en Wahr?
nehmung desfelben darin befteht, da? die einzelnen Farben und
Formen eine beftimmte Bedeutung annehmen, etwas darfteilen, dem
Befehauer etwas fagen. Anders ausgedr?ckt: das Weltbild wird
zur Weltanfchauung nicht durch Hinzuf?gung neuer Gedanken, fondern dadurch, da? man es ver fteht.
Das Verftehen in diefem Sinne ill die eigentliche Leiftung der?
jenigen T?tigkeit, welche Philofophie hei?t. Und fie ift nat?rlich nicht eine befondere T?tigkeit neben der wiffeniehaftliehen For?
fchung, fondern fie geh?rt zu ihr, ja fie ill gleiehfam ihre Seele. Wo
der wiffenfchaftliche Betrieb lieh um Bedeutung und Sinn der
Grundbegriffe und Ausfagen bem?ht, da ill er philofophifeh; der
Forfcher, der den Sinn jedes feiner Sehritte und Refultate wirklieh
verlieht, ill damit zugleich Philofoph. Alle gro?en Forfcher find
auch tatf?chlich wahrhaft philofophifche K?pfe gewefen.
Jetzt find wir gen?gend vorbereitet, um die Aufgabe, die unfer
Thema uns ftellt, richtig zu formulieren. ?ber Philofophie und
Naturwiffenfchaft nachdenken hei?t nicht, das Verh?ltnis zweier
Wiffenfchaften zueinander betrachten; es bedeutet nicht eine jener
beliebten, aber langweiligen Unterfuchungen der Art und Weife, wie zwei Difziplinen einander n?tzen und anregen, lieh gegenfeitig vorausfetzen und auch begrenzen; wir haben nicht davon zu
fprechen, was der Naturforfeher f?r den Philofophen tun mu?, oder
was die Philofophie f?r die Naturforfchung tun kann; fondern es
handelt lieh f?r uns um jenen eigent?mlichen Proze?, durch den die
wahre Bedeutung der naturwiffenfchaftlichen Begriffe entdeckt, und
von ihnen ausgehend die Weltanfchauung geformt wird. Diefen
Proze? felber haben wir hier nicht zu fehildern, fondern nur feine
Leiftung mit einigen Strichen zu eharakterifieren.
Und da ftelle ich nun die allgemeine Behauptung auf, da? inner?
halb der einheitlichen Wiffenichaft die iogenannten naturwiffen
fehaftlichen Begriffe ? oder vielmehr die Grundbegriffe unter
ihnen ? diejenigen find, durch deren Kl?rung die wefentlichen Z?ge
der Weltanichauung allein entftehen. Nach dieier Theie beftimmt
Philofophie und Naturwiffenfchaft 385
eben die Naturwiffenfchaft die Grundz?ge des Weltbildes, daher
fpielen ihre Begriffe die fundamentale Rolle, ihre Analyfe f?hrt am
tiefflen ins ?Wefen der Dinge", die Naturwiffenfchaft ift unter
allen Difziplinen am meiften philofophifch, ganz im Gegenfatz zu
der jetzt ?fter geh?rten Meinung, fie betrachte die Welt im Grunde
nur ?von au?en", und man muffe die entfeheidenden letzten Auf?
kl?rungen in ganz anderen Gefilden fuchen.
Den Rechtsgrund f?r die foeben aufgeftellte Behauptung habe
ich jetzt auszuf?hren. Er liegt, kurz gefprochen, darin, da? die
naturwiffenfehaftliche Methode (wir wiffen ja, da? es fich um eine
Methode handelt) an die Bearbeitung der Begriffe bei weitem die h?chften Anforderungen Hellt und dadurch den Proze? der Ent?
deckung des letzten Sinnes unferer Ausfagen ?ber die Wirklichkeit
am meiften gef?rdert hat. Da? keine andere Methode auch nur an?
n?hernd zur gleichen Verfeinerung der Begriffe f?hrt, erkennt man
?u?erlich daran, da? es der Naturwiffenfchaft allein vorbehalten ift, das Stadium der ?Exaktheit" zu erreichen, was ja nur bedeutet, da?
die Form ihrer Begriffe durch die Mathematik beftimmt wird; und
diefe wiederum ill ja keineswegs eine eigene Wiffenfchaft von
irgendwelchen geheimnisvollen ?idealen Gegenft?nden", fondern gar nichts anderes, als die durch einen gefchickten Symbolismus vervoll?
kommnete Methode der Logik. Ich wei? wohl, da? die logifche Verfeinerung, die Exaktheit der
naturwiffenfchaftlichen Grundbegriffe, von vielen keineswegs als
ausreichendes Symptom derjenigen Eigenfchaften angefehen wird, auf die es hier ankommt; da? es dies aber wirklich ift, k?nnte erft
durch eine erkenntnistheoretifehe Analyfe dargetan werden, f?r die
hier kein Platz ift. Deshalb deute ich auf einige andere Umft?nde
hin, an denen fich die weltanfchauung-bildende Kraft der natur?
wiffenfchaftlichen Methode, d. h. die philofophifche Bedeutung des von ihr gefchaffenen Weltbildes, augenf?llig zeigt.
Der erfte ift die hiftorifche Tatiache, da? die gro?en Wandlungen der Weltaniehauung in der Geiftesgeichichte, die gro?en ?nderungen in der geiftigen Einftellung des Menichen zur Welt, fich immer ab
geipielt haben im Anichlu? an und bedingt durch tiefdringende oder weitreichende Naturerkenntniffe, die dem Naturbilde ihrer Zeit die
charakteriftifchen Z?ge gaben. Wir brauchen uns nur daran zu er?
innern, welchen ungeheuren Einflu? auf die Gem?ter der Menfchen
der ?bergang vom Ptolem?ifchen zum Copernikanifchen Kosmos
hatte: diefe aftronomifche Errungenfehaft, die den Menichen aus dem
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Zentrum der Welt hinauswies und im Geiftesleben auf der Erde io
gewaltige Erfch?tterungen erzeugte, da? wir fie heute eigentlich ihrer Urfache gar nicht mehr f?r angemeffen halten. Wir brauchen
nur zu erinnern an den weltanfchaulichen Aufruhr, den die bio?
logifche Entwicklungslehre im vorigen Jahrhundert im Gefolge
hatte, wo etwa der Name Darwin f?rmlich die Rolle eines Streit?
rufes fpielte ? und auch das war eine rein naturwiffenfchaftliche
Theorie.
Vielleicht betrachtet man derartige Beifpiele nicht als beweis?
kr?ftig, indem man fagt, in diefen und ?hnlichen F?llen h?tten
naturwiffenichaftliche Gedankenbildungen eben zu Unrecht einen
beherrfchenden Einflu? auf die Weltanfchauung lieh angema?t; dem
Weifen fei es klar, da? es f?r das Wiehtigfte am Wefen der Welt
gleichg?ltig fei, ob die Erde im Mittelpunkt des r?umlichen Kosmos
liehe oder nicht, ob der Menfch ein Glied in der Entwicklungsreihe der Tiere bilde oder nicht. Ohne die Triftigkeit diefes Bedenkens
zu unterfuchen, wollen wir doch um feinetwillen auf die Anf?hrung weiterer Beifpiele jener Art verzichten und ftatt deffen ft?rkeres
Gefch?tz auffahren. Dabei verlaffen wir zun?chft nicht das Gebiet
der hiftorifchen Tatfachen.
Wir richten den Blick auf die Syfteme der gro?en Denker und
fehen zu, welchen Anl?ffen und welcher geiftigen Atmofph?re ihre
fruchtbaren Ideen den Urfprung verdanken. Da finden wir, da?
die abendl?ndifche Philofophie nicht nur ?berhaupt mit der Natur?
betrachtung anhebt, fondern da? jeder enticheidende Fortichritt,
jede bedeutiame Wendung in ihr immer geichah im Zuiammenhang mit der Naturerkl?rung und in der Atmoiph?re mathematiicher
Exaktheit, und da? fie auch nur aus dieiem Zuiammenhang und
dieier Atmoiph?re zu begreifen find.
In der ?berragenden Geilalt Pia tos ift es durchaus ein wef entlicher
Zug, da? er Mathematiker war. Der Geift, in dem er philofophierte und feine Sch?ler zu philofophieren anleitete, ift deutlich genug ge?
kennzeichnet durch die ber?hmte Warnung ?ber die Pforte feiner
Akademie: f?r?delc ayeco[iSTQr?Toc s?g?tcd. Er war vielleicht kein ge?
ringerer Mathematiker als D e m o k r i t, fein Zeitgenoffe, deffen
Weltauffaffung fo ganz andere Z?ge tr?gt und an den eine ganz
andere Entwicklung fich anfchlie?t. Der Gegeniatz Plato ?
D e m o k r i t ent?pricht einem gewiffen fundamentalen Gegenf?tze, der lieh in den verfehiedenften Formen bis in die Weltanfehauungen der Gegenwart hineinzieht und durch die vieldeutigen Termini
Philofophie und Naturwiffenfchaft 387
Idealismus und Realismus nur unvollkommen gekennzeichnet wird.
Es ift h?chft bemerkenswert, da? beide, nicht etwa nur der mate
rialiftiiche Demokritismus, das Siegel desfelben Geiftes exakter For?
fchung und mathematifcher Schulung tragen. Es ift bekannt, welches Verdienft Ariftoteles um die Natur
forfchung hat, und es d?rfte allgemein zugeftanden werden, da? das
Mittelalter im gro?en ganzen auf die Anwendung der A r i ft o -
tel ifchen Prinzipien fich beichr?nkt und keine originellen Fort
fchritte aufzuweifen hat, weil es vor felbft?ndiger Naturbetrachtung und damit vor der Neubildung naturwiffenfchaftlicher Begriffe zur?ckfcheute. Das Wiedererwachen felbft?ndiger philofophifcher
T?tigkeit in der neueren Zeit und die Entftehung der modernen
Naturwiffenfchaft gehen nicht blo? Hand in Hand, fie find nicht blo? verfchiedene ?u?erungen einer und derfelben Grundeinftellung, fondern fie find letzten Endes ?berhaupt ein und derfelbe Proze?.
Die Namen der gro?en Philofophen jener geniuserf?llten Zeit find
aus der Gefchichte der Naturwiffenfchaft, die Namen der gro?en Naturforfcher aus der Gefchichte der Philofophie nicht wegzu?
denken. Es gab keine Trennung philofophifcher und naturwiffen?
fchaftlicher Probleme. Man denke an die gewaltigen Namen des 16.
und 17. Jahrhunderts! Descartes, den man nach Francis
Bacon nicht mit Unrecht den Vater der neueren Philofophie nennt, war der Erfinder der Analytifchen Geometrie; und wenn ein
Student der Philofophie fein gr??tes Buch auffchl?gt, fo ift er er
ftaunt, zu finden, da? es ebenfogut ein naturwiffenfchaftliches wie
ein philofophifches Werk ift. Von fich felbft aber fagt Descar?
tes: ?Omnia apud me mathematica fiunt". ? Bei Spinoza ift
der mathematifeh-naturwiffenfchaftliche Geift als treibende Kraft
und auch als Quelle feines Philofophierens fo offenkundig, da? man
ihn fchon aus der Form feines Stiles ablefen k?nnte, auch wenn er
nichts ?ber den Begriff der Wahricheinlichkeit und ?ber den Regen?
bogen geichrieben h?tte. Von ieinen Briefen handelt der vierte Teil
von phyfikaliichen Experimenten, zum Teil auch eigenen. ?
Leibniz, vielleicht der bedeutendfte Denker, den die Welt ge iehen hat, Philoioph, Hiftoriker, Jurift, Mathematiker und Phy?
fiker, der fich mit Newton in den Ruhm der Erfindung der
Differentialrechnung teilt, legt in allen feinen Schriften, von der
Theodizee und Monadologie bis zur Mathesis universalis wie kein
anderer daf?r Zeugnis ab, da? die philofophifche T?tigkeit den Geift der Exaktheit zum Vater und die Naturbetrachtung zur Mutter
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hat. ? Und dann Kant! Der ganze Kern feiner Philofophie
liegt ? wenn dies auch manchmal (und zuweilen aus blo?er
Neuerungsiucht und Freude am Paradoxen) beilritten wurde ? in
der Kritik der reinen Vernunft, alfo in feiner Erkenntnistheorie.
Und feine Erkenntnistheorie ill durchaus nichts anderes als ein
gigantifcher Verfuch, die Begriffe der Newton fehen Natur?
wiffenfchaft zu kl?ren, der wahren Bedeutung von Raum, Zeit,
Subftanz, Kaufalit?t auf den Grund zu kommen und von da aus
den Grundri? einer Weltanfchauung zu zeichnen. Von Kants
gro?en naturwiffenfehaftlichen Schriften find die ?ber die Ent?
ftehung des Sonnenfyftems (?Naturgefchichte und Theorie des
Himmels") und jene ungl?ckliehe ?ber das Ma? der lebendigen Kraft noch allgemein bekannt; weniger bekannt ift, da? er bis zu
feinem 46. Jahre 14 naturwiffenfchaftliche Arbeiten ver?ffentlicht
hat, denen nur 11 philofophifche gegen?berftehen. Noch k?rzlich
las ich bei dem englifehen Mathematiker und Philoiophen Whitehead (Science and the Modern World) die Behauptung,
da? Kant notwendig ein gro?er Phyfiker geworden w?re, wenn nicht
das philoiophiiehe Bem?hen ieine Energie ganz in Anipruch ge? nommen h?tte. Ich k?nnte mich dieier Behauptung kaum *an
ichlie?en ? aber wie dem auch fei, es ill ficher, da? die Kant fehe
Philofophie ohne den mathematifch-naturwiffenfchaftliehen Hinter?
grund im Geifte ihres Urhebers nicht h?tte entftehen k?nnen.
Ich will nicht mehr Namen h?ufen, und vom 19. Jahrhundert
fpreche ich erft fp?ter, weil die Dinge dort feheinbar anders liegen; doch kann ich auch f?r diefe Zeit unter den Philofophen einftweilen
den Mediziner L o t z e und die Phyfiker Feehner und Mach
erw?hnen.
Es gibt gar keine Gegenbeifpiele. George Berkeley, deffen
Philofophie eine epochemachende hiftorifche Bedeutung hat, war
zwar feines Zeichens ein Bifchof, aber auch der Verfaffer einer
naturwiffenfehaftlichen Geift atmenden Schrift ?ber die Theorie des
Sehens, und diefe letzte ill fieherlieh mehr eharakteriftifch f?r feine
geiftige Geftalt als feine Theologie. ? Man k?nnte nun etwa auf
Hume hinweifen, der in den Naturwiffenfchaften nichts, als Hifto
riker aber Bedeutendes geleiftet hat. Jedoch gerade fein Beifpiel
zeigt die Richtigkeit unferer Auffaffung ?u?erft fchlagend. Denn
fein Philofophieren kn?pft nirgends, aber auch in gar keinem
Punkte, an gefchiehtliche Begriffe, an die Methode der Hiftorie an;
nicht von dort aus gelangt er zu feiner Weltanichauung. Als Kri
Philofophie und Naturwiffenfchaft 389
tiker der Begriffe der Kaufalit?t und des Ich unterfucht er nicht
etwa eine Kauialit?t des hiftoriichen Geichehens (von der damals
nicht die Rede war), nicht einen Begriff des hiftorifchen Individuums, fondern er verdankt alle feine Beifpiele und den Stoff feines Nach?
denkens der Phyfik und der Pfychologie, alfo den beiden Difzipli nen, die gleichfam die ?u?ere und die innere Natur mit fcharfen
Begriffen zu faffen fuchen. Auch er, der Hiftoriker, holte alfo alle
Impulfe feiner Philofophie aus der naturwiffenfchaftlichen Methode.
Aus dem Altertum ill Sokrates als Feind von Spekulationen ?ber die Natur ber?hmt. Aber an Sinn f?r das Mathematifche
fehlte es diefem au?erordentlichen Geilte nicht, ja feine Unzufrie?
denheit mit der Naturphilofophie erkl?rt fich gerade daraus, da? es
damals keine M?glichkeit gab, die kosmologifchen Fragen mit exak?
ten Begriffen zu behandeln. Er fetzte fich die Aufgabe, die Natur
des Menfchen mit Hilfe folcher Begriffe zu erkennen, und gab da?
durch die ungeheuren Anregungen, welche in die Jahrhunderte fort?
wirkten.
Beenden wir die hiftorifche ?berfchau. Es ift leicht, alle Ein? w?nde gegen unfere Thefe von der ganz eigenartigen dominieren?
den - Bedeutung der Naturwiffenfchaft f?r die Weltanfchauung
vorauszufehen. Ich bin bereit, ihnen zu begegnen. Man wird nicht fagen, da? es bei den angef?hrten Beifpielen
gro?er Denker fich um das halb zuf?llige Parallelgehen zweier Be?
gabungen, der philofophifchen und der exakt-naturwiffenfchaftliehen
handle, oder wenn auch um eine notwendige Union, fo doch nur um
eine Perfonalunion in der Perf?nlichkeit des Philofophen ? denn
die Analyfe der gro?en Syfteme zeigt unwiderfprechlich den innigen inneren Zufammenhang zwifchen der Bildung naturwiffenfchaft
licher Begriffe und der philofophifchen T?tigkeit ?; aber man wird
vielleicht fagen, und es ift fchon gefagt worden, da? au?er jenem inneren Zufammenhang noch andere, vielleicht noch innigere be?
ftehen, aber folche, die erft in einem fehr fp?ten Entwicklungs ftadium der Wiffenfchaften aufgedeckt werden k?nnten. Diefes
Stadium fei jetzt erreicht, und der Anichlu? der Philoiophie an die
mathematiieh-naturwiffenichaftliche Grundlage, der fr?her aller?
dings der allein m?gliche war, muffe nun erg?nzt werden durch den
Anichlu? an die Kulturwiffenfchaften oder Geifteswiffenichaften.
Diefe, in der neueren Zeit m?chtig emporgebl?ht, feien fich nun
ihrer Eigenart v?llig bewu?t geworden und erh?ben mit Recht den
Anfpruch, in der Weltanfchauung ein Wort mitzufprechen, ja fogar
390 Moritz Schlick
das enticheidende Wort, denn dieie Diiziplinen konzentrierten fich
gerade auf denjenigen Punkt der Welt, an dem allein ihr innerftes
Weien fich offenbart, n?mlich auf den menichlichen Geift. In fich
felbft fehe er die Welt, wie fie wirklieh an fich felber ift, und die Wiffenfchaften vom Menichlichen ieien es daher, die uns den
Schl?ffel zum letzten Weltverft?ndnis reichen muffen. ? Noch ehe
dieie prinzipielle Forderung aufgeftellt war, habe etwa das Beiipiel
Hegels ichon gezeigt, wie ein philo?ophi?ches Syftem und eine
Weltaniehauung auf der Balis hiftorifcher Begriffe fich erbaue ?
mit dem 19. Jahrhundert emanzipiere lieh daher die Philofophie von der Einfeitigkeit der Naturerkenntnis. In unferer Zeit fei nun
die Theorie der geifteswiffenfchaftlichen Erkenntnis fo weit ent?
wickelt, da? fie f?r uniere Weltaniehauung eine Rolle ipielen k?nne, die etwa derjenigen der Newton ichen Naturerkenntnis f?r das
Kant iche Syftem ebenb?rtig fei.
Dieie Gedanken icheinen mir unzutreffend, und meine Gr?nde
daf?r mu? ich kurz entwickeln.
1. Zun?chft ift es irref?hrend (wie wir fchon wiffen), von geiftes wiffenfchaftlieher und naturwiffenfehaftlicher Erkenntnis als von
zwei Arten des Erkennens zu fprechen. Es gibt nur eine Erkenntnis; und man kann h?chftens fragen, ob wir ?ber dieie eine durch die
Analyie des geifteswiffenichaftlichen Verfahrens ganz neue Auf
fchl?ffe erhalten, und zwar tiefere als durch Zergliederung der
naturwiffenichaftlichen Begriffsbildung. Ich vermag kein Anzeichen
daf?r zu finden, da? dies der Fall w?re. Bei der Naturerkenntnis
gefchieht ein iolcher Fortichritt in der Zergliederung der Grund?
lagen immer durch die Entfaltung der Wiffenfchaft felber. Sie ge?
langt im Laufe der Entwicklung von felbft an gewiffe Punkte, wo
ein weiteres Fortichreiten nicht m?glich ift ohne eine tiefe Befinnung ?ber die wahre Bedeutung der Grundbegriffe, alfo nicht ohne die
philofophifche T?tigkeit; und gerade an der Phyfik unferer Zeit erleben wir, wie dadurch eine vertiefte Auffaffung uralter Beftand
ft?cke jeder Weltanfchauung ?
Subftanz, Raum, Zeit, Kaufalit?t ?
errungen wird. In den hiftorifchen Diiziplinen findet man dazu
keine Parallele. Es gibt keine erfolgreiche Erkenntniskritik, die nicht
mit einer ?nderung des Antlitzes der Wiffenichaft Hand in Hand
ginge, aber in den hiftorifchen Diiziplinen find io prinzipielle Revo?
lutionen nicht zu finden und nicht zu erwarten. Wir fehen zwar,
da? fehr viel ?ber die Grundbegriffe der Geifteswiffenfehaften dis
Philofophie und Naturwiffenfchaft 391
kutiert und auch fehr viel Richtiges geiagt wird ? aber von einer
gro?en Umw?lzung von weltaniehaulicher Tragweite kann nicht
wohl die Rede iein. Auch ein ganz moderner Geichichtsichreiber
kann, wenn er ieine Aufgabe gut l?fen will, nicht prinzipiell anders
verfahren als etwa Macaulay oder Montesquieu oder felbft
Thukydides. Wie k?nnte es auch anders fein, da es auf dieiem
Gebiete nach dem Worte Rankes letzten Endes doch einzig und
allein darauf ankommt, m?glichft getreu darzuftellen, ?wie es
eigentlich gewefen ift"? Zur Befchreibung der Schickfale der Menfch
heit und alles Menfchlichen wird man ftets nur diejenigen Begriffe verwenden k?nnen, die auch zur Befchreibung des gerade gegen?
w?rtigen ?u?erlichen und geiftigen Zuftandes zur Verf?gung ftehen; ihre Verwendung f?r hiftorifche Zwecke bringt kein prinzipiell
neues Moment hinzu. Damit kommen wir zum zweiten Punkt.
2. Die eben erw?hnten, zur Befchreibung alles Menfchlichen n?ti?
gen Begriffe find n?mlich gar keine hiftorifchen, keine fpezififch geifteswiffenfchaftlichen. Es find zum gr??ten Teil folche, die fchon
im Leben und Treiben des Alltags gebraucht werden, aber alle
laffen fich, wenn man fich auf ihre wahre Bedeutung befinnt, letz?
ten Endes auf naturwiffenfchaftliche zur?ckf?hren, und zwar die
der ?u?erlichen Befchreibung ichlie?lich auf phyfikalifche, die der
geiftigen Befchreibung zuletzt auf pfychologifche. Mit anderen Wor?
ten, die Geifteswiffenfchaften oder Kulturwiffenfchaften haben
?berhaupt keine eigenen prinzipiellen Grundbegriffe, fondern fie
entnehmen diefe anderen Erkenntnisftufen; fie felbft haben es nur
mit daraus abgeleiteten komplizierteren Gebilden zu tun (ganz ?hn?
lich wie etwa die Meteorologie keine eigenen fpezififchen Funda?
mentalbegriffe hat, fondern alle aus der Phyfik entlehnt). In der
Tat: fofern uns die geifteswiffenfchaftlichen Methoden tiefe Ein?
blicke in das Wefen des Menfchen und damit der Welt gew?hren
(und wir danken ihnen wirklich oft folche Einblicke), gefchieht das ?berall durch die Pfychologie, die in ihnen enthalten ift, und deren
fich alle gefchichtlichen Difziplinen von jeher bewu?t bedient und zu deren F?rderung fie beigetragen haben. Die Pfychologie, welche
die Gefetze des Seelenlebens aus dem Verhalten des Menfchen ?
fei es in der Gefchichte, fei es im Laboratorium ? zu erkennen
ftrebt, mu? in unferem Zufammenhang, wie fchon bemerkt, durch? aus als Naturwiffenfchaft angefprochen werden. Aus ihr (lammen
die Begriffe, welche die Kulturwiffenfchaften der Philofophie dar?
reichen m?chten.
392 Moritz Schlick
3. Wilhelm Windelband und Heinrich Rick er t, die lieh um die Abgrenzung der Ziele der naturwiffenfehaftlichen
Diiziplinen von denen der kulturwiffenichaftlichen gewiffe Ver
dienfte erworben haben, wiefen mit Recht darauf hin, da? es dem
Hiftoriker ftets um die Feftftellung einmaliger Tatfachen zu tun fei, w?hrend der Naturforfcher fich nur f?r allgemeine Gefetze inter
eifiere.
Nun werden aber die gro?en und kleinen Z?ge der Weltaniehau?
ung immer nur beftimmt durch die allgemeinen Z?ge des Weltbildes,
durch die Ge?etze des Geichehens. Denn nur bei Allgemeinbegriffen entlieht ?berhaupt die Frage nach der eigentlichen Bedeutung der
Worte und dem eigentlichen Sinn der S?tze, die dann durch die
erkl?renden, finngebenden Akte der Philofophie beantwortet wird.
Ein einzelnes Datum, irgendein Individuum, und fei es die bedeu
tendfte hiftorifehe Perf?nlichkeit, kann in der Weltaniehauung nie?
mals vorkommen; nur durch die allgemeinen Ge?etze, die fich in ihm
zeigen, kann es f?r fie irgendeine Bedeutung haben. Weltanfchauung hat es eben nur mit dem ?Wefen" zu tun, und das Wefen des
einzelnen wird dadurch angegeben, da? man die allgemeinen Ge?
?etze aufzeigt, denen es gehorcht. Hieraus folgt fofort, da? allein
die Naturwiffenfchaften das Material liefern, durch deffen Deutung
Weltaniehauung entlieht. Die geifteswiffeniehaftliche Methode macht
bei der individuellen Vielgeftaltigkeit der Welt felbft halt, ihr Ziel
liegt in der dem Allgemeinen entgegengeietzten Richtung. Nun find
zwar viele im Gegenfatz zu R i ck e r t der Meinung, da? es den
hiftorifchen Diiziplinen doch um die Aufftellung allgemeiner Ge?
?etze zu tun w?re, und ich bin weit davon entfernt, dies zu leug? nen. Aber es zeigt fich fofort, da? jene Diiziplinen in dem Augen?
blick, wo fie iolehes leiften wollen, lieh der naturwiffenichaftlichen
Denkweife innerhalb ihres eigenen Bereiches bedienen muffen. Sie
muffen die gefehichtliehen Vorg?nge als Naturprozeffe anfehen und
muffen fie als ein Gewirr von Urfachen und Wirkungen zu ver?
liehen fuchen und die Schickfale der V?lker etwa aus den phyfifchen Einfl?ffen von Klima und Landichaft und den pfychifchen Ein?
wirkungen ihrer F?hrer ableiten. So n?hern fich auch umgekehrt die Naturwiffenfchaften in ihren mehr befehreibenden Teilen (z. B.
Geographie) dem hiftorifchen Verfahren, fo da? auch praktifeh eine Trennung der Methoden undurchf?hrbar wird. Hier mu? man
meines Erachtens Driefch v?llig recht geben, wenn er meint
(?Theoretifche M?glichkeiten der Gefehiehtsphilofophie und ihre Er
Philofophie und Naturwiffenfchaft 393
f?llung" in ?Geift und Gefellfehaft", Bd. I der Auffatzreihe, Kurt
B r e y f i g gewidmet, Breslau 1927), es g?be ?nicht eine der Natur?
lehre befonders eigene Methode, fondern ihre ,Methode' ift die des
fogenannten Denkens ?berhaupt: klare Begriffe, fcharfe Analyfe,
Wideripruchsfreiheit, Gewiffenhaftigkeit bei jedem Schritt."
4. Windelband und R i c k e r t haben ihre oben erw?hnten
Gedankeng?nge durch die richtige Bemerkung erg?nzt, da? die
kulturwiffenfehaftlichen Diiziplinen nat?rlich nicht irgendwelche
v?llig beliebigen Daten ermitteln und beichreiben wollen, iondern
aus der unerich?pflichen F?lle w?hlen fie nur folche Einzelheiten
aus, die, vom menfehliehen Standpunkt aus betrachtet, wertvoll find,
oder, was dasfelbe ift, eine Kulturbedeutung befitzen. Warum das?
Weil der Menfch fich f?r jene Einzeldaten felbft, f?r die blo?en Fakten an fich, ?berhaupt gar nicht intereffiert; er ich?tzt fie viel?
mehr nur, weil ihre Kenntnis ihm die M?glichkeit gibt, die Erleb?
niffe der Menichen fr?herer Epochen nachzuerleben, an ihnen inner?
lich teilzunehmen, die Vergangenheit in feiner eigenen Seele wieder
lebendig zu machen. Hinter dem feheinbar letzten Zweck des
geiileswiffenfehaftliehen Forfchers, der Befchreibung des Einzelnen, fteht in Wahrheit noch ein allerletzter Zweck: die Bereicherung der
Seele durch unmittelbares Nacherleben vergangener gro?er Gedan?
ken und Gef?hle. Mit anderen Worten: dem letzten Sinne nach
find die Geifteswiffenfehaften gar nicht rein theoretifch, d. h. auf
reine Erkenntnis eingeftellt, fondern fie dienen in letzter Linie dem
Erleben. W?hrend der wahre Zweck der Naturwiffenfchaften nur
die Befriedigung des Erkenntnistriebes ill (denn es bedarf wohl
keines Wortes dar?ber, da? fie nicht etwa um der Technik willen da
find, die vielmehr blo? eine nachtr?gliche Anwendung darfteilt), ift
die Wahrheit f?r die Kulturwiffenfehaften Mittel zum Zweck, frei?
lieh ein ganz unentbehrliches und erhabenes Mittel. Darin liegt bei?
leibe nicht irgendeine Zur?ekfetzung der geiileswiffenfehaftliehen
Diiziplinen, eher das Gegenteil. Denn es ill ja gerade ihre Sch?n?
heit und Macht und ihr unwiderftehlicher Reiz, da? fie lieh nur mit
dem Menichlichen im Dienfte des Menichlichen beieh?ftigen. Aber damit n?hern fie lieh der k?nftlerifehen und entfernen fie lieh von
der philofophifchen T?tigkeit. Die letztere kann in ihnen nur dort
anfetzen, wo fie mit der Erkenntnisgewinnung, der Aufdeckung wirklicher Zufammenh?nge befch?ftigt find, und dort verwenden
fie, wie eben hervorgehoben, diefelbe Methode wie die Naturwiffen?
fchaften, die aber in diefen zu einem ungleich feineren Infiniment
394 Moritz Schlick
entwickelt ift ? und zwar durch die philoiophiiche Kl?rung der
Begriffe fo entwickelt ift. Der Weg der Philofophie f?hrt alfo, wenn man ihn auch bei den Begriffen der geifteswiffenichaftlichen
Difziplinen beginnen l??t, doch immer erft durch die naturwiffen
fchaftlichen hindurch. Von welcher Seite man die Sache alio auch
betrachten mag: es bleibt dabei, da? es das iogenannte natur
wiffenfchaftliche Weltbild ift, durch deffen Deutung die Welt?
anfchauung entfteht.
Der Grund f?r die ausgezeichnete Stellung des iogenannten naturwiffenichaftlichen Denkens gegen?ber der Philofophie liegt alfo darin, da? es diejenigen Begriffe oder Denkmittel umfa?t, zu
denen jede theoretifche, d. h. rein verftandesm??ige, auf allgemeinfte Wahrheiten losfteuernde Betrachtung f?hren und mit denen fie
arbeiten mu?. Die Geifteswiffenfchaften find dadurch ausgezeichnet, da? bei ihnen noch die wertende, nicht erkenntnism??ige Betrach?
tung hinzukommt. Die wertende Betrachtung aber liefert kein Bild
der Welt (fie kann h?chftens ein vorhandenes werten), denn der
Verftand ift eben feinem Wefen nach das abbildende Verm?gen, nur
er kann das Bild zeichnen; und um es io genau zu zeichnen wie
m?glich, mu? er fich derjenigen Formen bedienen, welche man die
naturwiffenichaftlichen nennt, auf der h?chften Stufe der Allge? meinheit alfo der mathematifchen. Es ift deshalb auch ganz unfinnig, zu fagen, was man manchmal iagen h?rt, da? das naturwiffen
fchaftliche Weltbild einfeitig fei und deshalb vor dem Aufbau der
Weltanfchauung von anderen Seiten her erg?nzt werden m??te. Das
w?re fo, als wollte man fagen, eine Mufik, die nur aus T?nen be
ft?nde, fei eine einfeitige Mufik, oder eine Dichtung, die nur aus
Worten beftehe, fei eine einieitige Dichtung. Es gibt nicht eine
naturwiffenichaftliche und eine geifteswiffenfchaftliche Weltanfchau
ung, ja es gibt nicht einmal eine wiffenichaftliche und eine nicht
wiffenfchaftliche, iondern es gibt nur die Weltanichauung, und fie
entlieht durch philoiophiiche Deutung des Weltbildes, welches der
Verftand gezeichnet hat. Das Mittel, deffen er fich dabei bedient,
ift die Naturerkenntnis.
Die Begriffe der hiftorifchen Difziplinen erfreuen fich ? das er?
fcheint nach dem Gefagten felbftverft?ndlich ? zum ?berwiegenden Teile einer fehr gro?en Lebensn?he. Im allgemeinen kann jeder Gebildete ein hiftorifches Werk lefen, denn die darin vorkommenden
Begriffe find ihm aus dem Leben vertraut. Das naturwiffenfchaft
liche Denken hat demgegen?ber den Nachteil, da? feine Sprache
Philofophie und Naturwiffenfchaft 39$
gerade dort, wo fie ihre gr??te Vollkommenheit erreicht, au?er?
ordentlich fchwer verft?ndlieh ift; um ein modernes Buch ?ber mathe?
matifche Phyfik lefen zu k?nnen, mu? man jahrelang eifrig Mathe?
matik ftudiert haben. Die dabei verwendeten Begriffe find ?beraus
lebensfern ? fo fern, da? der Laie fich unm?glich eine Vorftellung machen kann von der L?nge des Weges, die zur?ckgelegt werden
mu?te, um von den ihm vertrauten allt?glichen Begriffen etwa zu
denen der modernen Quantendynamik oder der allgemeinen Relati?
vit?tstheorie zu gelangen. Die K?hnheit diefer Begriffsbildungen l??t denn auch alles hinter fich, was die Phantafie oder die Speku? lation der Philofophen bis dahin erfonnen. Der hohe Gedankenflug
gro?er Dichtungen und Syfteme befteht, genau betrachtet, immer in
der Verwendung k?hner Gleichniffe: Poet und fpekulierender Philo
ioph dr?cken das, was fie ?agen wollen, mit Hilfe fehr entfernter
Bilder aus, bei denen dann das, was fie trotz dem gro?en Abftande
mit dem gemeinten Tatbeftand gemeinfam haben, doppelt ?ber
rafchend und erleuchtend wirkt. Aber das Bild felbft befteht immer aus Elementen, die dem anfchauliehen Erleben des Alltags entflam?
men und h?ehftens bizarre Kombinationen von folchen bilden (z. B.
Kentauren, Planeten als lebende Wefen ufw.). W?hrend hier die
Phantafie fich nur in einer Umordnung anfehaulicher Vorftellungen
bet?tigt, l?ft fich das exakt-naturwiffenfchaftliche Denken verm?ge einer vereinten Anftrengung der Phantafie und der logifchen Analyfe feheinbar vollft?ndig vom Gewohnten, Anfchauliehen los und ge?
langt zu jener m?rchenhaften Abftraktheit und Allgemeinheit der
Begriffe, welche die mathematifche Phyfik wohl f?r viele ab
fehreckend, f?r alle aber bewunderungsw?rdig macht. Wer nur den
Weg verfolgt, den etwa die Mechanik von Archimedes ?ber Galilei und Newton zu Einftein zur?ckgelegt hat, kann nicht genug ftaunen ?ber die erhabene Menge von Geift, die zur Bew?ltigung diefes
Weges n?tig war und die nun in den fertigen Begriffen der Wiffen? fchaft aufgeh?uft ift. Da demgegen?ber die hiftorifchen Diiziplinen
nur mit Vorftellungen arbeiten, die denen des t?glichen Lebens, der anichaulichen Natur ganz nahe bleiben, io kann man lagen, da? in den Grundbegriffen der Geifteswiffenfchaften viel mehr Natur, in denen der Naturwiffenfchaften viel mehr Geift Heckt.
Noch einmal erinnere ich daran, da? der Entwicklungsproze? der
naturwiffenfehaftlichen Begriffe zum nicht geringen Teile dadurch
fortfehreitet, da? eine immer tiefer dringende Kl?rung ftattfindet, eine immer klarere Befinnung auf den wahren Inhalt der Begriffe, 27 Erkenntnis IV
396 Moritz Schlick
wie er aus ihrem Gebrauche fich erichlie?t ? mit anderen Worten,
da? es die philofophifche T?tigkeit ift, welcher die naturwiffen fchaftliche Erkenntnis ichlie?lich die Sch?nheit ihrer Reiultate ver?
dankt. Die Naturforfchung fpricht nicht von der Philofophie, fon?
dern tr?gt fie in fich felbft; fie handelt nicht von Kulturerrungen
fchaften, fondern ift felbft eine der gr??ten. Wenn ich zum Schl?ffe das Fazit unierer Betrachtung des Ver
h?ltniffes der philoiophiichen zur naturforfchenden T?tigkeit noch
einmal formulieren darf, fo m?chte ich als eigentliches Ergebnis die
Einficht hinftellen, da? jene beiden T?tigkeiten nicht irgendwie ?u?er?
lich zufammenkommen, fondern da? es in ihrem Wefen liegt, un?
trennbar zufammenzuflie?en. Der Naturforfcher mu? Philofoph
fein, um die Grundbegriffe feiner Wiffenfchaft zu verftehen und
weiterzubilden; und der Philofoph kann zur Weltanfchauung nicht
anders gelangen, als vom Weltbilde der Naturwiffenfchaften aus.
Da? die Philofophie ihre Weltanfchauung nicht durch freie, felb?
ft?ndige Spekulation erzeugt, fondern ganz und gar in den Erfah
rungswiffenfchaften lebt, das gereicht der Erhabenheit der Welt?
anfchauung wahrlich nicht zum Schaden; denn das der Erfahrung
nachgezeichnete Weltbild ift viel bunter, kunftvoller und reicher, als
als irgendein menfchlicher Verftand es erfinden, irgendeine menfch?
liche Phantafie es ausmalen k?nnte.