pflanzliche arznei- und nahrungsergänzungsmittel lovastatin, einem potenten arzneistoff zur...

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Ginseng (Panax ginseng) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Anwendung zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit » Verbesserte Anpassung des Körpers an Stress (adaptogene Wirkung) » Insgesamt gibt es zu wenige qualitativ hochwertige Studien um einen klaren Nutzen zu belegen Nebenwirkungspotential (gering): Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf: » Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen » Erhöhtes Blutungsrisiko » Senkung des Blutzuckerspiegels Interaktionspotential (mäßig): » Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht- steroidale Antirheumatika) » Verminderte Wirksamkeit von Medikamenten zur Immunsuppression (z.B. Glucocorticoide, Azathioprin, Ciclosporin, Sirolimus) » Erhöhte Gefahr einer Hypoglykämie bei gleichzeitiger Einnahme von blutzuckersenkenden Arzneimitteln (z.B. Insulin, Tolbutamid, Glitazone) Sägepalmenfrüchte (Serenoa repens) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Studienergebnisse zur Linderung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung sind uneinheitlich » Qualitativ hochwertige Studien können keine Vorteile gegenüber Placebo zeigen » Kein Nachweis zur Senkung des PSA-Wertes Nebenwirkungspotential (gering): Selten treten auf: » Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden Interaktionspotential (gering): » Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht- steroidale Antirheumatika) Weitere Anmerkungen: » Es sollte auf zugelassene Arzneimittel zurückgegriffen werden! Ginkgo (Ginkgo biloba) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Studienlage zur Prävention und Therapie der Demenz ist weiterhin uneinheitlich; die meisten qualitativ hochwertigen Studien belegen keine positiven Effekte gegenüber Placebo » Möglicherweise positiver Therapienutzen bei Normaldruckglaukom und diabetischer Retinopathie; qualitativ hochwertige Studien stehen jedoch noch aus » Ein Nutzen für die Behandlung des Tinnitus ist derzeit nicht belegt Nebenwirkungspotential (gering): Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf: » Leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel » Allergische Hautreaktionen, allergischer Schock » Erhöhtes Blutungsrisiko Interaktionspotential (mäßig): » Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht- steroidale Antirheumatika) » Verminderte Wirksamkeit von Efavirenz (HIV-Medikation), Antidepressiva, Antidiabetika Weitere Anmerkungen: » Geröstete Samen und frische Pflanzenteile verursachen Atem- und Kreislaufprobleme, Krampfanfälle sowie Bewusstseinsstörungen; frische Samen sind toxisch und können bei oraler Einnahme zu schweren Krampfzuständen, in seltenen Fällen auch zum Tod führen. Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg für die Arzneimittelinformationsstellen der Bayerischen Landesapothekerkammer in Erlangen, Würzburg und Regensburg E-Mail: [email protected] Einleitung: Phytopharmaka und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel werden oft ohne fachliche Beratung oder ärztliche Empfehlung eingenommen. Dabei erfolgt die Anwendung meist unkritisch und mit einer hohen Erwartungshaltung. Die Wirksamkeit ist aber nicht immer durch valide Studien belegt und der therapeutische Stellenwert somit eher zweifelhaft. Neben ihrem therapeutischen Potential besitzen pflanzliche Mittel teilweise auch ein Schadenspotential. Hierbei ist ein kritischer Umgang mit pflanzlichen Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung mit einer fundierten fachlichen Beratung in Ihrer Apotheke oder bei Ihrem Arzt angezeigt. Pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel - Anwendungsgebiete, Nutzen und mögliche Gefahren Arzneimittelinformationsstelle der Bayerischen Landesapothekerkammer in der Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg Johanniskraut (Hypericum perfuratum) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Therapie leichter bis mittelgradiger Depressionen; vergleichbare Wirksamkeit zu den chemische Antidepressiva » Keine Therapieoption für schwere /chronische Depressionen » Insgesamt immer noch ungewisser Stellenwert der Antidepressiva in der Therapie der Depression Nebenwirkungspotential (gering): Selten treten auf: » Allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder Unruhe » Vor allem bei hellhäutigen Personen kann es zu erhöhter Empfindlichkeit der Haut gegenüber intensiver UV-Bestrahlung kommen (Photosensibilisierung) Interaktionspotential (hoch): » Starke Induktion von Stoffwechselenzymen (CYP450-Enzymen) » Wechselwirkungspotential sehr hoch (z.B. mit Antidepressiva, Kontrazeptiva, Herzmedikamenten, Antikoagulantia, Immunsupressiva, HIV-Medikation, Zytostatika) Weitere Anmerkungen: » Standardisierte Arzneimittel verwenden - keine Nahrungsergänzungsmittel! Sonnenhut (Echinacea purpurea/angustofolia/pallida) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Widersprüchliche Datenlage zur Effektivität bei Erkältungskrankheiten (Therapie und Prävention) » Nutzen ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt – jedoch auch nicht vollständig wiederlegt; allerdings fragliche klinische Relevanz » Offizielle Therapie-Empfehlungen ärztlicher Fachverbände sind gegenwärtig nicht verfügbar Nebenwirkungspotential (gering): Selten treten auf: » Allergische Reaktionen (ACHTUNG: Patienten mit einer Allergie gegenüber Korbblütler dürfen Echinacea-Präparate nicht anwenden!) » Magen-Darm-Beschwerden Interaktionspotential (gering): » Verminderte Wirksamkeit von Immunsuppressiva möglich » Interaktion mit Chemotherapeutika (Etoposid) Weitere Anmerkungen: » Eine bessere Wirksamkeit besteht möglicherweise für Echinacea-Präparaten aus oberirdischen Pflanzenbestandteilen. » Bei bestehenden Autoimmunerkrankung sollte die Einnahme von Echinacea-Präparaten vermieden werden; es besteht die Gefahr einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes Zimt (Cinnamomum zeylanicum/cassia) Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden): » Studienlage zur Therapie des Typ-2-Diabetes widersprüchlich; derzeit keine valide Nutzen-Risiko-Bewertung hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit möglich » Nationale Versorgungsleitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“ lehnt die Therapie mit Zimt ausdrücklich ab » Hinweise auf eine antimikrobielle und antiinflammatorische Wirksamkeit von Zimt lediglich in In-vitro- und Tierstudien Nebenwirkungspotential (hoch): » In hohen Dosen lebertoxisch (Cumarin) » Ungewisser Einfluss auf den Blutzucker-Stoffwechsel » Häufig allergische Reaktionen Interaktionspotential (hoch): » Keine gleichzeitige Einnahme von leberschädlichen Arzneimitteln (z.B. Paracetamol, Amiodaron, Carbamazepin, Methotrexat, Statine, Phenytoin, Methyldopa, orale Antimykotika) » Keine gleichzeitige Einnahme von Antidiabetika (Glitazone, Sulfonylharnstoffe, Metformin, Insulin) Weitere Anmerkungen: » Die Stoffwechseleinstellung von Menschen mit Typ-2-Diabetes ist mit den offiziell geprüften Antidiabetika gut möglich » Ceylon-Zimt enthält weniger Cumarin als der billigere Cassia-Zimt Curcuma (Curcuma longa) Therapeutischer Stellenwert (unklar): » Für zahlreiche Anwendungsgebiete (Arthrose, Darmkrebs, Prostatakrebs, Diabetes, rheumatoide Arthritis) bestehen erste Hinweise für einen möglichen positiven Nutzen; aussagekräftige klinische Studien sind allerdings derzeit nicht verfügbar Nebenwirkungspotential (gering): Selten treten auf: » Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Schwindel » Erhöhtes Blutungsrisiko Interaktionspotential (mäßig): » Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln » Gesteigerte Sulfasalazin-Aufnahme und dadurch vermehrt Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitosigkeit, Magenbeschwerden » Erhöhte Gefahr der Hypoglycämie bei gleichzeitiger Einnahme von Antidiabetika (Glitazone, Sulfonylharnstoffe) » Wirkungsabschwächung von Zytostatika (z.B. Cyclophosphamid, Doxorubicin) möglich Weitere Anmerkungen: » Bei Erkrankungen der Gallenblase /-gänge sollte die Einnahme vermieden werden » Keine Einnahme hoher Dosen bei Eisenmangel (> ca. 1 g am Tag) ; verminderte Eisenresorption Rot fermentierter Reis (Rotschimmelreis, „Red Rice“) (Monascus purpureus) Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden): » Monacolin K als Inhaltsstoff von rot fermentiertem Reis ist identisch mit dem HMG-CoA- Reduktase-Hemmer Lovastatin, einem potenten Arzneistoff zur Cholesterinsenkung! » Produkte aus rot fermentiertem Reis sind nur als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar; standardisierter Gehalt an Monacolin K ist hier nicht gegeben (unsicherere Qualität!) » Bei entsprechender Indikation ist die kontrollierte Anwendung von zugelassenen Statinen mit einem wirksamen Gehalt die bessere Therapie der Hypercholesterinämie! Nebenwirkungspotential (hoch): Das Nebenwirkungspotential von Monacolin K entspricht dem der Statine: » Muskel- und lebertoxische Effekte können auftreten (Myopathien, Rhabdomyolyse) » Zusätzlich können toxische Nebenprodukte wie etwa Citrinin (nephrotoxisch!) zu Gesundheitsschäden führen Interaktionspotential (hoch): » Erhöhtes Risiko für Muskel- und Leberschäden bei gleichzeitiger Einnahme mit Statinen und anderen lipidsenkenden Arzneimitteln (Fibrate, Nikotinsäure) sowie CYP3A4- Inhibitoren z.B. Makrolid-Antibiotika, Antimykotika, Antidepressiva und bestimmten HIV- Medikamenten (Protease-Inhibitoren) Ingwer (Zingiber officinale) Therapeutischer Stellenwert (teilw. unklar): » Studien zeigen einen Nutzen bei der Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit » Uneinheitliche Studienergebnisse zur Besserung von Übelkeit und Erbrechen ausgelöst durch Medikamente, Operationen oder Chemotherapie sowie zur Therapie der Reiseübelkeit Nebenwirkungspotential (gering): Selten treten auf: » Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen » Hautirritationen bei äußerlicher Anwendung » Erhöhtes Blutungsrisiko Interaktionspotential (gering): » Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit Nifedipin und blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika) Weitere Anmerkungen: » Ingwer enthaltende Lebensmittel (z.B. Ingwertee, Ingwerbonbons) oder Nahrungsergänzungsmittel sind gepulvertem Ingwer vorzuziehen Quellen: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Bundesinstitut für Risikobewertung National Center for Complementary and Integrative Health (NIH) Natural Medicines Comprehensive Database Medizinische Monographie-Datenbank UpToDate ® Medizinisch-pharmazeutische Datenbank Micromedex ® Cochrane Library Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen Memorial Sloan Kettering Cancer Center – Integrative medicine

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Page 1: Pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel Lovastatin, einem potenten Arzneistoff zur Cholesterinsenkung! » Produkte aus rot fermentiertem Reis sind nur als Nahrungsergänzungsmittel

Ginseng (Panax ginseng)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Anwendung zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit » Verbesserte Anpassung des Körpers an Stress (adaptogene Wirkung) » Insgesamt gibt es zu wenige qualitativ hochwertige Studien um einen klaren Nutzen zu

belegen

Nebenwirkungspotential (gering):

Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf: » Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen » Erhöhtes Blutungsrisiko » Senkung des Blutzuckerspiegels

Interaktionspotential (mäßig):

» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika)

» Verminderte Wirksamkeit von Medikamenten zur Immunsuppression (z.B. Glucocorticoide, Azathioprin, Ciclosporin, Sirolimus)

» Erhöhte Gefahr einer Hypoglykämie bei gleichzeitiger Einnahme von blutzuckersenkenden Arzneimitteln (z.B. Insulin, Tolbutamid, Glitazone)

Sägepalmenfrüchte (Serenoa repens)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Studienergebnisse zur Linderung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung sind uneinheitlich

» Qualitativ hochwertige Studien können keine Vorteile gegenüber Placebo zeigen » Kein Nachweis zur Senkung des PSA-Wertes

Nebenwirkungspotential (gering):

Selten treten auf: » Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden

Interaktionspotential (gering):

» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika)

Weitere Anmerkungen:

» Es sollte auf zugelassene Arzneimittel zurückgegriffen werden!

Ginkgo (Ginkgo biloba)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Studienlage zur Prävention und Therapie der Demenz ist weiterhin uneinheitlich; die meisten qualitativ hochwertigen Studien belegen keine positiven Effekte gegenüber Placebo

» Möglicherweise positiver Therapienutzen bei Normaldruckglaukom und diabetischer Retinopathie; qualitativ hochwertige Studien stehen jedoch noch aus

» Ein Nutzen für die Behandlung des Tinnitus ist derzeit nicht belegt

Nebenwirkungspotential (gering):

Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf: » Leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel » Allergische Hautreaktionen, allergischer Schock » Erhöhtes Blutungsrisiko

Interaktionspotential (mäßig):

» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika)

» Verminderte Wirksamkeit von Efavirenz (HIV-Medikation), Antidepressiva, Antidiabetika

Weitere Anmerkungen:

» Geröstete Samen und frische Pflanzenteile verursachen Atem- und Kreislaufprobleme, Krampfanfälle sowie Bewusstseinsstörungen; frische Samen sind toxisch und können bei oraler Einnahme zu schweren Krampfzuständen, in seltenen Fällen auch zum Tod führen.

Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg für die Arzneimittelinformationsstellen der Bayerischen Landesapothekerkammer in Erlangen, Würzburg und Regensburg E-Mail: [email protected]

Einleitung: Phytopharmaka und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel werden oft ohne fachliche Beratung oder ärztliche Empfehlung eingenommen. Dabei erfolgt die Anwendung meist unkritisch und mit einer hohen Erwartungshaltung. Die Wirksamkeit ist aber nicht immer durch valide Studien belegt und der therapeutische Stellenwert somit eher zweifelhaft. Neben ihrem therapeutischen Potential besitzen pflanzliche Mittel teilweise auch ein Schadenspotential. Hierbei ist ein kritischer Umgang mit pflanzlichen Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung mit einer fundierten fachlichen Beratung in Ihrer Apotheke oder bei Ihrem Arzt angezeigt.

Pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel - Anwendungsgebiete, Nutzen und mögliche Gefahren –

Arzneimittelinformationsstelle der Bayerischen Landesapothekerkammer

in der Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg

Johanniskraut (Hypericum perfuratum)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Therapie leichter bis mittelgradiger Depressionen; vergleichbare Wirksamkeit zu den chemische Antidepressiva

» Keine Therapieoption für schwere /chronische Depressionen » Insgesamt immer noch ungewisser Stellenwert der Antidepressiva in der Therapie der

Depression

Nebenwirkungspotential (gering):

Selten treten auf: » Allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder Unruhe » Vor allem bei hellhäutigen Personen kann es zu erhöhter Empfindlichkeit der Haut

gegenüber intensiver UV-Bestrahlung kommen (Photosensibilisierung)

Interaktionspotential (hoch):

» Starke Induktion von Stoffwechselenzymen (CYP450-Enzymen) » Wechselwirkungspotential sehr hoch (z.B. mit Antidepressiva, Kontrazeptiva,

Herzmedikamenten, Antikoagulantia, Immunsupressiva, HIV-Medikation, Zytostatika)

Weitere Anmerkungen:

» Standardisierte Arzneimittel verwenden - keine Nahrungsergänzungsmittel!

Sonnenhut (Echinacea purpurea/angustofolia/pallida)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Widersprüchliche Datenlage zur Effektivität bei Erkältungskrankheiten (Therapie und Prävention)

» Nutzen ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt – jedoch auch nicht vollständig wiederlegt; allerdings fragliche klinische Relevanz

» Offizielle Therapie-Empfehlungen ärztlicher Fachverbände sind gegenwärtig nicht verfügbar

Nebenwirkungspotential (gering):

Selten treten auf: » Allergische Reaktionen (ACHTUNG: Patienten mit einer Allergie gegenüber Korbblütler

dürfen Echinacea-Präparate nicht anwenden!) » Magen-Darm-Beschwerden

Interaktionspotential (gering):

» Verminderte Wirksamkeit von Immunsuppressiva möglich » Interaktion mit Chemotherapeutika (Etoposid)

Weitere Anmerkungen:

» Eine bessere Wirksamkeit besteht möglicherweise für Echinacea-Präparaten aus

oberirdischen Pflanzenbestandteilen. » Bei bestehenden Autoimmunerkrankung sollte die Einnahme von Echinacea-Präparaten

vermieden werden; es besteht die Gefahr einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes

Zimt (Cinnamomum zeylanicum/cassia)

Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden):

» Studienlage zur Therapie des Typ-2-Diabetes widersprüchlich; derzeit keine valide Nutzen-Risiko-Bewertung hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit möglich

» Nationale Versorgungsleitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“ lehnt die Therapie mit Zimt ausdrücklich ab

» Hinweise auf eine antimikrobielle und antiinflammatorische Wirksamkeit von Zimt lediglich in In-vitro- und Tierstudien

Nebenwirkungspotential (hoch):

» In hohen Dosen lebertoxisch (Cumarin) » Ungewisser Einfluss auf den Blutzucker-Stoffwechsel » Häufig allergische Reaktionen

Interaktionspotential (hoch):

» Keine gleichzeitige Einnahme von leberschädlichen Arzneimitteln (z.B. Paracetamol, Amiodaron, Carbamazepin, Methotrexat, Statine, Phenytoin, Methyldopa, orale Antimykotika)

» Keine gleichzeitige Einnahme von Antidiabetika (Glitazone, Sulfonylharnstoffe, Metformin, Insulin)

Weitere Anmerkungen:

» Die Stoffwechseleinstellung von Menschen mit Typ-2-Diabetes ist mit den offiziell geprüften Antidiabetika gut möglich

» Ceylon-Zimt enthält weniger Cumarin als der billigere Cassia-Zimt

Curcuma (Curcuma longa)

Therapeutischer Stellenwert (unklar):

» Für zahlreiche Anwendungsgebiete (Arthrose, Darmkrebs, Prostatakrebs, Diabetes, rheumatoide Arthritis) bestehen erste Hinweise für einen möglichen positiven Nutzen; aussagekräftige klinische Studien sind allerdings derzeit nicht verfügbar

Nebenwirkungspotential (gering):

Selten treten auf: » Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Schwindel » Erhöhtes Blutungsrisiko

Interaktionspotential (mäßig):

» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln

» Gesteigerte Sulfasalazin-Aufnahme und dadurch vermehrt Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitosigkeit, Magenbeschwerden

» Erhöhte Gefahr der Hypoglycämie bei gleichzeitiger Einnahme von Antidiabetika (Glitazone, Sulfonylharnstoffe)

» Wirkungsabschwächung von Zytostatika (z.B. Cyclophosphamid, Doxorubicin) möglich

Weitere Anmerkungen:

» Bei Erkrankungen der Gallenblase /-gänge sollte die Einnahme vermieden werden » Keine Einnahme hoher Dosen bei Eisenmangel (> ca. 1 g am Tag) ; verminderte

Eisenresorption

Rot fermentierter Reis (Rotschimmelreis, „Red Rice“) (Monascus purpureus)

Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden):

» Monacolin K als Inhaltsstoff von rot fermentiertem Reis ist identisch mit dem HMG-CoA-Reduktase-Hemmer Lovastatin, einem potenten Arzneistoff zur Cholesterinsenkung!

» Produkte aus rot fermentiertem Reis sind nur als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar; standardisierter Gehalt an Monacolin K ist hier nicht gegeben (unsicherere Qualität!)

» Bei entsprechender Indikation ist die kontrollierte Anwendung von zugelassenen Statinen mit einem wirksamen Gehalt die bessere Therapie der Hypercholesterinämie!

Nebenwirkungspotential (hoch):

Das Nebenwirkungspotential von Monacolin K entspricht dem der Statine: » Muskel- und lebertoxische Effekte können auftreten (Myopathien, Rhabdomyolyse) » Zusätzlich können toxische Nebenprodukte wie etwa Citrinin (nephrotoxisch!) zu

Gesundheitsschäden führen

Interaktionspotential (hoch):

» Erhöhtes Risiko für Muskel- und Leberschäden bei gleichzeitiger Einnahme mit Statinen und anderen lipidsenkenden Arzneimitteln (Fibrate, Nikotinsäure) sowie CYP3A4-Inhibitoren z.B. Makrolid-Antibiotika, Antimykotika, Antidepressiva und bestimmten HIV-Medikamenten (Protease-Inhibitoren)

Ingwer (Zingiber officinale)

Therapeutischer Stellenwert (teilw. unklar):

» Studien zeigen einen Nutzen bei der Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit » Uneinheitliche Studienergebnisse zur Besserung von Übelkeit und Erbrechen ausgelöst

durch Medikamente, Operationen oder Chemotherapie sowie zur Therapie der Reiseübelkeit

Nebenwirkungspotential (gering):

Selten treten auf: » Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen » Hautirritationen bei äußerlicher Anwendung » Erhöhtes Blutungsrisiko

Interaktionspotential (gering):

» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit Nifedipin und blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika)

Weitere Anmerkungen:

» Ingwer enthaltende Lebensmittel (z.B. Ingwertee, Ingwerbonbons) oder Nahrungsergänzungsmittel sind gepulvertem Ingwer vorzuziehen

Quellen:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Bundesinstitut für Risikobewertung

National Center for Complementary and Integrative Health (NIH)

Natural Medicines Comprehensive Database

Medizinische Monographie-Datenbank UpToDate®

Medizinisch-pharmazeutische Datenbank Micromedex®

Cochrane Library

Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen

Memorial Sloan Kettering Cancer Center – Integrative medicine