optimierte reinigung mit weniger lösemittel

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50 JOT Industrielle Teilereinigung 2013 Chemical Leasing Optimierte Reinigung mit weniger Lösemittel Der serbische Automobilzulieferer FKL verbesserte mit Complease Reinigungsqualität und Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig wurden der Lösemittelverbrauch sowie Abfall und Emissionen erheblich reduziert und damit einhergehend auch die Kosten. V ojislavka Satric arbeitet als natio- nale Koordinatorin für Chemical Leasing beim serbischen Cleaner Pro- duction Center, das zum National Clea- ner Production Center Programm der Unido (United Nations Industrial De- velopment Organization) gehört. Zu ihren Aufgaben zählt es, Unterneh- men zu finden, die wie FKL ihre Pro- duktion durch Chemical Leasing opti- mieren können. Dabei handelt es sich um ein von der Unido gemeinsam mit einer inter- nationalen Arbeitsgruppe entwickel- tes, innovatives Geschäſtsmodell. „Der Hersteller oder Vertreiber verkauft nicht nur eine Chemikalie – beispiels- weise ein Lösemittel für die industrielle Metallreinigung/-entfettung – sondern bietet deren fach- und umweltgerech- te Nutzung inklusive der Auereitung oder Entsorgung an. Der Anbieter ver- dient also nicht mehr durch die Menge der verkauſten Chemikalien, sondern an seinem Know-how und durch Ser- vice zur Reduzierung des Chemikalien- verbrauchs“, erklärt Petra Schwager, die bei Unido die Chemical Leasing Akti- vitäten weltweit koordiniert, das Kon- zept kurz. Für die industrielle Teilereinigung mit Lösemitteln hat die Düsseldorfer Safechem Europe GmbH ein Chemical Leasing Konzept (Complease) entwi- ckelt. „Das Konzept ist im Bereich der Metallreinigung äußerst fortschritt- lich und wir freuen uns, dass ein Un- ternehmen wie Safechem Chemical Leasing unterstützt“, fügt Schwager hinzu. Enormer Lösemittelverbrauch und sehr große Abfallmengen „Ich kontaktierte FKL eigentlich nicht wegen der Reinigung, sondern hin- sichtlich der Kühlschmierstoffe. In den Gesprächen ergab sich dann, dass das Unternehmen seit der Umstellung des Reinigungsmediums von Trichlor- ethylen (Tri) auf Perchlorethylen (Per), das nicht für die Metallreinigung sta- bilisiert war, Probleme hatte“, be- schreibt Vojislavka Satric den Start des Projekts. FKL produziert im nordserbi- schen Temerin mit rund 600 Beschäf- tigten Kugellager und Kardangelenke. Etwa 95 Prozent der Produktion wer- den exportiert. Die Sauberkeit der Tei- le ist dabei ein wesentliches Qualitäts- kriterium. In Lösemittelschulungen lernen Mitarbeiter bei FKL nicht nur die sichere Handhabung des Lösemittels, sondern auch wie sie die Qualität kontrollieren und das Per bei Bedarf nachstabilisieren können PROZESSMEDIEN JOURNAL FÜR OBERFLÄCHENTECHNIK

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Page 1: Optimierte Reinigung mit weniger Lösemittel

50 JOT Industrielle Teilereinigung 2013

Chemical Leasing

Optimierte Reinigung mit weniger LösemittelDer serbische Automobilzulieferer FKL verbesserte mit Complease Reinigungsqualität und

Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig wurden der Lösemittelverbrauch sowie Abfall und Emissionen

erheblich reduziert – und damit einhergehend auch die Kosten.

Vojislavka Satric arbeitet als natio-nale Koordinatorin für Chemical

Leasing beim serbischen Cleaner Pro-duction Center, das zum National Clea-ner Production Center Programm der Unido (United Nations Industrial De-velopment Organization) gehört. Zu ihren Aufgaben zählt es, Unterneh-men zu �nden, die wie FKL ihre Pro-duktion durch Chemical Leasing opti-mieren können.

Dabei handelt es sich um ein von der Unido gemeinsam mit einer inter-nationalen Arbeitsgruppe entwickel-tes, innovatives Geschä�smodell. „Der Hersteller oder Vertreiber verkauft nicht nur eine Chemikalie – beispiels-weise ein Lösemittel für die industrielle Metallreinigung/-entfettung – sondern bietet deren fach- und umweltgerech-

te Nutzung inklusive der Au�ereitung oder Entsorgung an. Der Anbieter ver-dient also nicht mehr durch die Menge der verkau�en Chemikalien, sondern an seinem Know-how und durch Ser-vice zur Reduzierung des Chemikalien-verbrauchs“, erklärt Petra Schwager, die bei Unido die Chemical Leasing Akti-vitäten weltweit koordiniert, das Kon-zept kurz.

Für die industrielle Teilereinigung mit Lösemitteln hat die Düsseldorfer Safechem Europe GmbH ein Chemical Leasing Konzept (Complease) entwi-ckelt. „Das Konzept ist im Bereich der Metallreinigung äußerst fortschritt-lich und wir freuen uns, dass ein Un-ternehmen wie Safechem Chemical Leasing unterstützt“, fügt Schwager hinzu.

Enormer Lösemittelverbrauch und sehr große Abfallmengen„Ich kontaktierte FKL eigentlich nicht wegen der Reinigung, sondern hin-sichtlich der Kühlschmierstoffe. In den Gesprächen ergab sich dann, dass das Unternehmen seit der Umstellung des Reinigungsmediums von Trichlor-ethylen (Tri) auf Perchlorethylen (Per), das nicht für die Metallreinigung sta-bilisiert war, Probleme hatte“, be-schreibt Vojislavka Satric den Start des Projekts.

FKL produziert im nordserbi-schen Temerin mit rund 600 Beschäf-tigten Kugellager und Kardangelenke. Etwa 95 Prozent der Produktion wer-den exportiert. Die Sauberkeit der Tei-le ist dabei ein wesentliches Qualitäts-kriterium.

In Lösemittelschulungen lernen Mitarbeiter bei FKL nicht nur die sichere Handhabung des Lösemittels, sondern auch wie sie die Qualität kontrollieren und das Per bei Bedarf nachstabilisieren können

PROZESSMEDIEN J O U R N A L F Ü R O B E R F L Ä C H E N T E C H N I K

Page 2: Optimierte Reinigung mit weniger Lösemittel

51JOT Industrielle Teilereinigung 2013

Kontakte:Safechem Europe GmbH, Düsseldorf, Tel. 0211 4389-300,[email protected], www.safechem-europe.com;FKL, Temerin (Serbien), Tel. +381 21 6841 161,[email protected], www.fkl-serbia.com

Für die Abreinigung der Bearbei-tungsöle von den Werkstücken nutzt FKL zwei geschlossene Anlagen, die für das ursprünglich eingesetzte Tri ausgelegt sind. Dies ist eine Ursache der Probleme. Der Siedepunkt von Tri liegt bei 87 °C während das später eingesetz-te Per erst bei 121 °C verdamp�. Die-ser Temperaturunterschied hat Aus-wirkungen auf die Destillation, bei der das Lösemittel vom eingetragenen Öl getrennt wird.

Durch die höhere Temperatur kön-nen sich Zusatzsto�e im Öl zersetzen und Säuren entstehen, die an der Anla-ge und den Werkstücken zu Korrosion führen. Um dies zu vermeiden, ersetzte FKL das Per einmal wöchentlich. Aus dem Per-Ölgemisch wurden nur etwa fünf Prozent Lösemittel für die Wie-derverwendung ausdestilliert und die restlichen 95 Prozent zusammen mit dem darin befindlichen Öl teuer als Sondermüll entsorgt. Neben einem Lö-semittelverbrauch von rund 30 Tonnen pro Jahr und einem Abfallau�ommen von etwa 25 Tonnen resultierte aus die-sem Vorgehen auch eine schwankende Reinigungsqualität. Gleichzeitig ent-standen beim Befüllen und Entleeren der Anlagen aus/in Fässer Emissionen.

Know-how statt LösemittelNach der Präsentation des Chemical-Leasing-Konzepts von Safechem war das Management von FKL zunächst etwas skeptisch. Verständlicherweise, denn auf den ersten Blick ist es schwer vorstellbar, dass Safechem als Anbieter von Lösemitteln das Ziel verfolgt, den Verbrauch beim Kunden zu reduzieren. Das Unternehmen erstellte dann um-fangreiche technische und chemische Analysen, einen Maßnahmenplan zur Einführung sowie Berechnungen zu den möglichen Einsparungen. Die Er-gebnisse waren so überzeugend, dass sich FKL für diese Lösung entschied.

Die Teilereinigung erfolgt nun mit einem Produkt (Dowper MC), das spe-ziell für die Metallreinigung stabilisiert ist. Geliefert wird es im Safe-Tainer-System. Dieses Sicherheitssystem be-steht aus zwei unterschiedlich ausge-statteten, geschlossenen Behältern für Frisch- und Altware. Um auch für ein kontakt- und praktisch emissionsfreies Handling beim Befüllen und Entleeren der Reinigungsanlagen zu sorgen, wur-den diese mit entsprechenden Schnell-schlusskupplungen ausgestattet.

Ein weiteres Element des Leasing-pakets von FKL ist die Integration ei-

ner separaten Vakuum-Destillations-einheit zur Behandlung des Lösemittel-Öl-Gemisches. Bei einem Unterdruck von weniger als 100 mbar siedet Per be-reits bei 55 °C. Dies minimiert die Mit-destillation der Öladditive. So können rund 95 Prozent Per zurückgewonnen und wieder in der Produktion einge-setzt werden. Der Transport des Löse-mittels von den Reinigungsanlagen zur Destillationseinheit und zurück erfolgt ebenfalls mit Safe-Tainern.

Bestandteil des Leasingkonzepts sind auch Lösemittelschulungen. Das Personal von FKL wurde dabei nicht nur im sicheren Umgang mit dem Lö-semittel trainiert, die entsprechenden Mitarbeiter lernten auch, wie sie die Qualität kontrollieren und das Per bei Bedarf nachstabilisieren können. Die Ergebnisse werden in ein Logbuch ein-getragen, sodass alles jederzeit nach-vollziehbar ist.

Überzeugende Vorteile für FKL, die Mitarbeiter und die UmweltFKL erzielt durch das Leasing-Konzept (Complease) eine bessere Reinigungs-qualität auf gleichbleibend hohem Niveau und bezahlt nur eine Leasing-gebühr für die Nutzung des Lösemit-tels. Die Reinigung ist dadurch deut-lich kostengünstiger geworden. Der Lösemittelverbrauch liegt bei nur noch etwa vier bis fünf Tonnen pro Jahr und die Abfallmenge kann auf lediglich 1,5 Tonnen reduziert werden.

Sehr zufrieden mit der neuen Lö-sung sind auch die Mitarbeiter bei FKL, denn sie arbeiten jetzt in einer prak-tisch emissions- und geruchsfreien und damit ungefährlichen Umgebung. „Innerhalb einer globalen Sektorstu-die haben wir die Einsparpotenziale durch Chemical Leasing bei verschie-denen Reinigungsprozessen untersucht und festgestellt, dass diese bei 30 Pro-zent liegen“, so Petra Schwager. ds

Ein wesentliches Element des Leasingpakets von FKL ist die Integration einer separaten Vakuum-Destillationseinheit zur Behandlung des Lösemittel-Öl-Gemisches