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Online bei 200 km/h Mit der T-Systems Lösung CARnected wird AUS DEM AUTOMOBIL EINE INTERNETVERBINDUNG MIT HOHER BANDBREITE UND STABILER VERBINDUNG hergestellt. Von den dadurch möglichen Diens- ten und Assistenzsystemen profitieren Automobilhersteller und Diensteanbieter – vor allem aber die Autofahrer. (GSM, GPRS, EDGE, HSDPA, UMTS, WLAN etc.), um die jeweils beste Verbin- dung bereitzustellen. Darüber hinaus las- sen sich für eine optimale Performance auch Bandbreiten gebündelter Kanäle nutzen. Aktuell kann die CARnected-Lösung im Vergleich zu einer konventionellen Verbindungstechnik durchschnittlich et- wa die doppelte Bandbreite bei bis zu 10 dB höherer Signalstärke darstellen. Be- sonders stolz ist das Entwicklerteam um Gerhard Kadel auf die „Seamless Con- nectivity“, die dafür sorgt, dass ein Download oder eine Transaktion auch bei einem Netzwechsel unterbrechungs- frei fortgeführt werden kann und sogar kurze Verbindungsabbrüche toleriert. Profitieren konnte T-Systems dabei unter anderem aus 5 Jahren Erfahrung mit „Datenkommunikation in schnell fahrenden Fahrzeugen“. So hieß das in- terne Innovationsprojekt „Broadwave“ im Untertitel, in dessen Rahmen im Tele- kom-Express das Internet im Zug erstma- lig in einem groß angelegten Feldtest er- probt wurde. Schon ein Jahr zuvor (2002) wurde im Projekt „Mobile Hot- spot“ der Grundstein für diese Entwick- lung gelegt. Im Jahr 2004 kam dann der endgültige Durchbruch mit dem Zu- schlag für „Railnet“, dem Synonym für das WWW im ICE. Zunächst im Pilotver- such und seit Ende 2006 im Rollout lie- Foto: BMW 48 AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Dezember 2007 „Wir bringen das Internet ins Auto – und zwar in einer Qualität, in der man es sinnvoll nutzen kann“, erläutert Horst Leonberger, Leiter der Industry Line Au- tomotive von T-Systems, eine der größ- ten Herausforderungen in dem Projekt. „Als Basis für internetbasierte Dienste im Auto benötigt man definitiv mehr als ei- ne konventionelle Mobilfunkverbin- dung. Da auf dem Markt keine Lösung existierte, die unseren Anforderungen genügte, haben wir eine eigene Plattform entwickelt.“ Universeller Netzzugang Mit einem bis zu 20-köpfigen Projekt- team analysierte T-Systems detailliert die Zukunftsanforderungen sowie Praxis- probleme und entwickelte die CAR- nected-Lösung. Als Herzstück der CAR- nected-Plattform stellt die „Mobility Management Solution“ eine Ver- bindung zwischen Fahrzeug und Außenwelt her. Ihre Seamless-Connectivity- Funktion (Funktionen zur nahtlosen Verbindung) er- möglicht einen dyna- mischen unterbrechungs- freien und für den Benut- zer nicht wahrnehmbaren Wechsel zwischen ver- schiedenen Funknetzen bzw. Netztechnologien A utofahrer wollen ihre Zeit im Fahrzeug so angenehm und sinn- voll wie möglich verbringen. In- novative Dienste verbessern daher stän- dig Komfort, Sicherheit sowie das Infor- mations- und Unterhaltungsangebot im Fahrzeug. Allerdings benötigen sie dafür auch immer mehr Daten sowie eine durchgängige Kommunikation. T-Systems hat daher mit CARnected ei- ne Lösung entwickelt, bei der sich ein Fahrzeug als adressierbarer IP-Knoten in das Internet einbinden lässt. Für gänzlich neue Anwendungen und Assistenzsyste- me kommuniziert das System über hohe Bandbreiten mit der Außenwelt, während die Anbindung an die Fahrzeugelektronik direkt via CAN-Bus erfolgen kann. MANAGEMENT

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Page 1: Online bei 200 km/h - all-electronics.de · Online bei 200 km/h Mit der T-Systems Lösung CARnected wird AUS DEM AUTOMOBIL EINE INTERNETVERBINDUNG MIT HOHER BANDBREITE UND STABILER

Online bei 200 km/h Mit der T-Systems Lösung CARnected wird AUS DEM AUTOMOBIL EINE INTERNETVERBINDUNG MIT HOHER BANDBREITE UND STABILER VERBINDUNG hergestellt. Von den dadurch möglichen Diens-ten und Assistenzsystemen profitieren Automobilhersteller und Diensteanbieter – vor allem aber die Autofahrer.

(GSM, GPRS, EDGE, HSDPA, UMTS, WLAN etc.), um die jeweils beste Verbin-dung bereitzustellen. Darüber hinaus las-sen sich für eine optimale Performance auch Bandbreiten gebündelter Kanäle nutzen.

Aktuell kann die CARnected-Lösung im Vergleich zu einer konventionellen Verbindungstechnik durchschnittlich et-wa die doppelte Bandbreite bei bis zu 10 dB höherer Signalstärke darstellen. Be-sonders stolz ist das Entwicklerteam um Gerhard Kadel auf die „Seamless Con-nectivity“, die dafür sorgt, dass ein Download oder eine Transaktion auch bei einem Netzwechsel unterbrechungs-frei fortgeführt werden kann und sogar kurze Verbindungsabbrüche toleriert.

Profitieren konnte T-Systems dabei unter anderem aus 5 Jahren Erfahrung mit „Datenkommunikation in schnell fahrenden Fahrzeugen“. So hieß das in-terne Innovationsprojekt „Broadwave“ im Untertitel, in dessen Rahmen im Tele-kom-Express das Internet im Zug erstma-lig in einem groß angelegten Feldtest er-probt wurde. Schon ein Jahr zuvor (2002) wurde im Projekt „Mobile Hot-spot“ der Grundstein für diese Entwick-lung gelegt. Im Jahr 2004 kam dann der endgültige Durchbruch mit dem Zu-schlag für „Railnet“, dem Synonym für das WWW im ICE. Zunächst im Pilotver-such und seit Ende 2006 im Rollout lie-

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48 AUTOMOBIL-ELEKTRONIK � Dezember 2007

„Wir bringen das Internet ins Auto – und zwar in einer Qualität, in der man es sinnvoll nutzen kann“, erläutert Horst Leonberger, Leiter der Industry Line Au-tomotive von T-Systems, eine der größ-ten Herausforderungen in dem Projekt. „Als Basis für internetbasierte Dienste im Auto benötigt man definitiv mehr als ei-ne konventionelle Mobilfunkverbin-dung. Da auf dem Markt keine Lösung existierte, die unseren Anforderungen genügte, haben wir eine eigene Plattform entwickelt.“

Universeller Netzzugang Mit einem bis zu 20-köpfigen Projekt-team analysierte T-Systems detailliert die Zukunftsanforderungen sowie Praxis-probleme und entwickelte die CAR-

nected-Lösung. Als Herzstück der CAR-nected-Plattform stellt die „Mobility

Management Solution“ eine Ver-bindung zwischen Fahrzeug

und Außenwelt her. Ihre Seam less-Connectivity -Funk tion (Funktionen zur nahtlosen Verbindung) er-möglicht einen dyna-mischen unterbrechungs-freien und für den Benut-zer nicht wahrnehmbaren Wechsel zwischen ver-schiedenen Funknetzen bzw. Netztechnologien

A utofahrer wollen ihre Zeit im Fahrzeug so angenehm und sinn-voll wie möglich verbringen. In-

novative Dienste verbessern daher stän-dig Komfort, Sicherheit sowie das Infor-mations- und Unterhaltungsangebot im Fahrzeug. Allerdings benötigen sie dafür auch immer mehr Daten sowie eine durchgängige Kommunikation.

T-Systems hat daher mit CARnected ei-ne Lösung entwickelt, bei der sich ein Fahrzeug als adressierbarer IP-Knoten in das Internet einbinden lässt. Für gänzlich neue Anwendungen und Assistenzsyste-me kommuniziert das System über hohe Bandbreiten mit der Außenwelt, während die Anbindung an die Fahrzeugelektronik direkt via CAN-Bus erfolgen kann.

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fert T-Systems die Technik dafür, dass man im Zug auch bei über 300 km/h pro-blemlos das Internet nutzen kann.

Realisierbarkeit bewiesen Parallel zu den Aktivitäten für den ICE wurde begonnen, die Technik für das Au-tofahren fit zu machen. Alle notwendi-gen technischen Module wurden dazu in einem VW Multivan installiert. Als Test-anwendung wählte man das mobile Sur-fen. Wenn dieses mit mehreren Personen innerhalb eines Autos funktioniert, dann würden auch weniger datenhungrige

mit dem automatischen Notrufsignal E-Call ausgestattet sein. Bei einem Unfall wählt das Auto automatisch eine Notruf-zentrale an und sendet die genauen Koor-dinaten des Unfallortes sowie weitere Fahrzeugdaten. Voraussetzung dafür ist, dass Daten aus diversen Elektroniksyste-men abgegriffen und schnell übermittelt werden können. Auch dafür wird CAR-nected vorbereitet: Bis Ende 2007 wird der E-Call-Dienst prototypisch implementiert.

Stauwarnungen vermeiden bereits heute viele Unfälle, aber wenn das Stau-ende in einer Kurve liegt, kommt es den-

noch immer wieder zu schweren Kolli-sionen. Je mehr Fahrzeuge eine CAR-nected-Lösung implementiert haben, umso eher können sie künftig „um die Ecke schauen“. Indem die Fahrzeuge miteinander kommunizieren, können sie sich gegenseitig vor Gefahren wie vereis-ten Streckenabschnitten oder Stauenden hinter einer Kurve warnen.

Weitere Lösungen sind digitale Tacho-graphen, die im LKW den Fahrtenschrei-ber aus Papier ersetzen, oder „Trip Sensi-tive Insurances“, bei der Versicherungs-beiträge aus Fahrgewohnheiten und

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Anwendungen sicher laufen, so das Kalkül der Entwickler.

Aktuell können bis zu vier Fahrgäste gleichzeitig das Inter-net „on the road“ nutzen. Die Notebooks der Fahrgäste kom-munizieren per WLAN mit CARnected.

Umfangreiche Tests quer durch Deutschland wurden im wahrsten Sinne des Wortes ge-fahren, um alle Komponenten intensiv zu erproben und zu verbessern. Dabei erwies sich die aus dem ICE-Umfeld abge-leitete Technik als rundum gute Basis. Trotzdem wurden noch viele Verbesserungen und De-tailanpassungen vorgenom-men, um die Anforderungen ei-nes Automobils im Straßenver-kehr optimal abzudecken.

Weitere Dienste nach Wahl Der mobile Internetzugang

ist jedoch nur eine von vielen möglichen Anwendungen, die CARnected als Plattform er-möglichen wird. „Da man heute nicht weiß, welche Dienste und Standards morgen benötigt werden, wurde CARnected von Grund auf als universelle Platt-form konzipiert, um eine Nut-zung der Hardware für mehrere Dienste sicherzustellen und die Kosten gering zu halten“, erläu-tert der Gesamtprojektleiter Joachim Klink. „Selbst nach-träglich im Feld – also wenn die Autos bereits auf den Straßen unterwegs sind – können Ände-rungen an der Funktionalität der Plattform und der Dienste vorgenommen und zusätzliche Dienste über die Luftschnittstel-le in das Fahrzeug gebracht werden.“

Ab 2011 sollen in der Euro-päischen Union alle Neuwagen

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Routen des Versicherungsnehmers er-mittelt werden.

Auf dem Weg zur Serienreife In der frühen Phase der Entwicklung spielten Größe und Gewicht keine Rolle. Zuerst mussten die Software geschrieben und die notwendige Technik umgesetzt und erprobt werden. In der ersten Version war deshalb fast der komplette Koffer-raum eines VW-Busses notwendig, um die erforderliche Technik unterzubringen.

Aktuell besteht CARnected aus einer PC/104+-Plattform in der Größe eines halben Schuhkartons und ist damit schon deutlich näher an den Anforderungen ei-ner möglichen Serieausrüstung. Da man sich bisher bei der Optimierung des Sys-tems nur auf die Funktionalität konzen-triert hat, ist T-Systems sich sicher, ge-meinsam mit einem Hardware-Partner eine absolut serientaugliche Baugröße realisieren zu können.

„Das Interesse der Industrie an CAR-nected ist groß“, freut sich Horst Leonber-ger von T-Systems. „Drei Hersteller rüs-ten wir dieses Jahr noch aus, um den nächsten Schritt in Richtung Serienreife zu gehen“.

Stauvermeidung mit TMCpro Bereits marktreif ist eine andere Lösung von T-Systems. Seit Anfang 2005 ist der

Bild 2: Steuerung des Verkehrsflusses per Fuzzy-Logik Bild 1: Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug

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infoDIRECT www.all-electronics.de Link zu T-Systems: 353AEL0607

Stauwarndienst TMCpro der T-Systems-Tochter T-Traffic erfolgreich im Einsatz. Bei TMCpro handelt es sich um eine Er-weiterung des bekannten Verkehrsinfor-mationsdienstes TMC (Traffic Message Channel), der heute praktisch von jedem Navigationsgerät genutzt wird, um Ver-kehrsstörungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu umfahren.

Aus technischer Sicht ist RDS-TMC ein digitaler Zusatzkanal des UKW-Ver-kehrsfunks, in dem Radiosender aktuelle Verkehrsinformationen in computerles-barer Form ausstrahlen. Die Software des Navigationsgerätes interpretiert die ein-kommenden Daten und gleicht diese mit bereits gemeldeten Verkehrsstörungen und dem digitalen Kartenmaterial ab. Am Ende steht die automatische Emp-fehlung einer Ausweichroute an den Fahrer.

Da TMC zum größten Teil auf mensch-lichen Datenquellen basiert, sind die Da-ten naturgemäß nicht immer komplett und aktuell. Außerdem weisen sie bis-weilen Fehler auf. Praktisch bedeutet dies, dass gemeldete Staus oft gar nicht mehr existieren oder entstehende Ver-kehrsstörungen nicht frühzeitig genug erfasst werden, um darauf reagieren zu können. Irrtümer und Übermittlungsfeh-ler der beteiligten Personen bringen wei-tere Ungenauigkeiten. T-Traffic hat sich

codierter Premium-Verkehrsinformatio-nen. Dabei werden Daten von drei ver-schiedenen Datenquellen berücksichtigt: Rund 10.000 stationäre Verkehrsdetek-toren auf deutschen Autobahnen über-wachen kontinuierlich den Verkehrsfluss und senden ihre Messergebnisse per Funk an ein Rechenzentrum von T-Sys-tems. Zusätzlich nutzt TMCpro die Infor-mationen von 16 Landesmeldestellen der Polizei- und Ordnungsbehörden sowie die von den Verkehrsinformationszentra-len gelieferten Rohdaten.

Vor allem profitiert das System aber von der FCD-Technologie (Floating Car Data), die aus jedem entsprechend aus-gerüsteten Fahrzeug eine Informations-quelle macht. Beispielsweise hat BMW bereits zahlreiche Autos mit Telematik-Endgeräten ausgestattet. Diese liefern als anonyme automatische „Staumelder“ ei-nen Blick auf die aktuelle Verkehrslage. Die Server im Rechenzentrum verdich-ten die erfassten Daten zu Verkehrsinfor-mationen und senden sie über den bun-desweiten Verkehrsfunkkanal verschlüs-selt an das Navigationsgerät im PKW.

Damit trägt der Dienst wesentlich zu ei-nem optimierten Zeitmanagement bei und macht Reisen besser planbar. Die Ent-scheidung, ob man auf der Autobahn blei-ben oder besser eine Stauumleitung wäh-len sollte, können die Fahrer somit getrost dem Navigationsgerät überlassen.

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MANAGEMENT

Michael Richter ist Pressereferent für die In-dustry Line Automotive der T-Systems Enter-prise Services GmbH

daher frühzeitig Gedanken über ei-ne Verbesserung gemacht und diese in TMCpro reali-siert.

Der neue Dienst TMCpro nutzt die beste-hende Technolo-gie zum Senden