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Mündliche Abiturprüfungen im Fach Geographie Fortbildungsmaterial: Beispielaufgaben mit Erwartungshorizont Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichts- forschung von Sachsen-Anhalt (LISA) Autorenteam: Dr. Eckhard Appenrodt, Bitterfeld; Sonja Bernhard, Querfurt; Dr. Margit Colditz, Halle (Leitung); Gabriela Gaube, Halle; Sylvia Gemeiner, Osterwieck; Cornelia Linde, Mag- deburg; Prof. Dr. Notburga Protze, Halle (fachliche und fachdidaktische Beratung); Olaf Sedelky, Köthen Redaktion: Dr. Margit Colditz

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Mündliche Abiturprüfungen

im Fach Geographie

Fortbildungsmaterial: Beispielaufgaben mit

Erwartungshorizont Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichts- forschung von Sachsen-Anhalt (LISA) Autorenteam: Dr. Eckhard Appenrodt, Bitterfeld; Sonja Bernhard, Querfurt; Dr. Margit Colditz, Halle

(Leitung); Gabriela Gaube, Halle; Sylvia Gemeiner, Osterwieck; Cornelia Linde, Mag-deburg; Prof. Dr. Notburga Protze, Halle (fachliche und fachdidaktische Beratung); Olaf Sedelky, Köthen

Redaktion: Dr. Margit Colditz

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

1

1 Zur Abiturprüfung im Fach Geographie in Sachsen-Anhalt (aktualisiert am 13.07.2007)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Mai-Abitur 2005 kam im Bundesland Sachsen-Anhalt erstmals die neue Oberstufen-

verordnung von 20031 zum Tragen. Im Zuge der Änderungen (vor allem der Einteilung in

Kern-, Pflicht- und Wahlpflichtfächer) können nur noch in den Kernfächern Deutsch,

Mathematik, Englisch, Geschichte, einer wählbaren Naturwissenschaft und einer weiteren

wählbaren Fremdsprache schriftliche Abiturprüfungen abgelegt werden.

Damit ist im gesellschaftswissenschaftlichen Lernbereich Geschichte alleiniges Kernfach.

Die Geographie wird laut Stundentafel nur noch zweistündig auf Grundkursniveau (im Wahl-

pflichtbereicht mit Sozialkunde) angeboten und kann nicht mehr als schriftliches

Prüfungsfach gewählt werden.

Deshalb stellte im Juli 2005 nach fünf Jahren engagierter Arbeit die Kommission zur

Erarbeitung von zentralen Prüfungsaufgaben (einschl. Hinweisen zur Bewertung) ihre Tätig-

keit ein. Die Resonanz aus der Praxis zeigte uns über die Jahre, dass wir mit unseren Aufga-

ben den Ansprüchen der Bundes- und Vorläufigen Landes-EPA2 sowie der Rahmenrichtli-

nien Geographie3 gerecht wurden und sich Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schülern diesen

Forderungen stellten. In einer Übersicht auf der folgenden Seite sind alle Abituraufgaben, die

in Sachsen-Anhalt für die schriftliche Prüfung erarbeitet wurden, zusammengestellt.

Auch in der bundesweiten Kommission zur Überarbeitung der Einheitlichen Prüfungsanfor-

derung in der Abiturprüfung Geographie4, in der 2003/2004 die verantwortliche Dezernentin

des LISA, Frau Dr. Colditz, als Vertreterin von Sachsen-Anhalt mitarbeiten konnte, fanden

diese Abituraufgaben äußerst positive Resonanz, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck

kommt, dass drei der vier Beispielaufgaben für das schriftliche Abitur aus dem Fundus

unseres Bundeslandes stammen …

Unsere Abitur-Grundsätze genügen in hohem Maße den bundesweiten Vorgaben der KMK-

EPA4, finden in ihnen Bestätigung bzw. sind in ihnen dokumentiert. Die neu gefassten EPA

sollten im Fach Geographie spätestens zur Abiturprüfung im Jahre 2008 umgesetzt werden.

1 Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Verordnung über die gymnasiale Oberstufe

(Oberstufenverordnung) vom 24. März 2003 (www.mk-intern.bildung-lsa.de/Bildung/ve-gymoberstufe.pdf

2 Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Vorläufige Einheitliche Prüfungsanfor-derungen in der Abiturprüfung Geographie, Magdeburg 1995

3 Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Rahmenrichtlinien Geographie Gymnasium Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2000 und 2003 (www.rahmenrichtlinen-bildung.lsa.de)

4 Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Geographie. Beschluss der Kultus-ministerkonferenz vom 01.12.1989 i. d. F. vom 10.02.2005 (zu beziehen über: www.kmk.org. oder Luchterhand-Verlag, Best.-Nr. 52934-2 für 3,50 €)

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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Themen im schriftlichen Abitur Geographie

Sachsen-Anhalt (2000 – 2005)

Thema Kursart Typ 2000 (Beispielaufgaben) Namibia- Tourismus als Entwicklungsfaktor? Verstädterung – eine globale Herausforderung

GK + LK GK + LK

raumbezogen themenbezogen

2002 – 13k Indonesien – ein Schwellenland Aquatische Ökosysteme – Lebens- und Nutzungsräume (Ostsee)

GK GK

raumbezogen themenbezogen

2002 – 13 Stadt-Umland-Region Magdeburg – ein Raum verändert sein Gesicht Wasser – eine Existenzfrage der Menschheit (Südostanatolienprojekt) Die Region Bitterfeld-Wolfen – ein Industrieraum mit Zukunft? Wasserbauliche Großprojekte – Auswirkungen auf den Raum (Jangtsekiang)

GK GK LK LK

raumbezogen themenbezogen raumbezogen themenbezogen

2003 – 13k Gebiet Tjumen – Leben und Wirtschaften in einem sensiblen Raum Landwirtschaft im Umbruch (Deutschland) Frankreich – ein Zentrum und 21 Regionen? Landwirtschaft im Umbruch (Deutschland)

GK GK LK LK

raumbezogen themenbezogen raumbezogen themenbezogen

2003 – 13 Tokyo – Zukunft auf engem Raum? Tokyo – Wachstum ohne Grenzen? Plattentektonische Prozesse – Gunst oder Ungunst? (Island) Geodynamische Prozesse – Erde im Wandel? (Oberrheinische Tiefebene)

GK LK GK LK

raumbezogen raumbezogen themenbezogen themenbezogen

2004 – 13k Schweizer Alpen – Verkehr und Mobilität als Herausforderung im 21. Jahrh. Gefährdung von Böden – ein „man-made-disaster“ (Sahel) Bodendegradation – ein Kernproblem des globalen Wandels

GK + LK

GK LK

raumbezogen themenbezogen themenbezogen

2004 – 13 Las Vegas – Paradies oder Irrsinn? Las Vegas - eine Stadt im Dienstleistungszeitalter Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Notwendigkeit von Entwick-lungszusammenarbeit? (Nepal) Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Disparitäten und Entwicklungs-strategien (Nepal)

GK LK GK

LK

raumbezogen raumbezogen themenbezogen themenbezogen

2005 – 13k Das Toshka-Projekt – Raumerschließung in der Anökumene Das Toshka-Projekt – Entwicklung durch Raumerschließ. in der Anökumene? Nachhaltige Nutzung des Ökosystems Mittelgebirge Ökosystem Mittelgebirge und nachhaltige Nutzung

GK LK GK LK

raumbezogen raumbezogen themenbezogen themenbezogen

2005 – 13 (Nachzügler) Brasilianisch-Amazonien – Erschließung mit Folgen Globalisierung der Wirtschaft – das Beispiel BMW Global agierende Unternehmen – „Leuchttürme für die Entwicklung“?

GK + LK

GK LK

raumbezogen themenbezogen themenbezogen

abrufbar unter: www.bildung-lsa.de (> Service > Zentrale Leistungserhebung > Abiturprüfung)

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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Wie geht es weiter mit dem Abitur Geographie? Das Kultusministerium setzte zum Schuljahr 2007/2008 die Vorläufigen Landes-EPA von

1995 außer und die KMK-EPA in Kraft. Eine Überarbeitung oder Neufassung von Landes-

EPA ist nicht vorgesehen.

Diese richtungsweisende, für unser Fach sehr positive Entwicklung können wir in den

schriftlichen Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt in naher Zukunft aus eingangs genannten

Gründen nicht begleiten. Umso mehr kommt einer Diskussion zur Qualitätssicherung und

-steigerung in den mündlich Geographieprüfungen zunehmende Bedeutung zu.

Zum Kapitel „Mündliche Prüfungen“ enthalten die KMK-EPA aber nur wenige spezifische

Hinweise. Natürlich wurden in der Bundesland übergreifenden Kommission Verfahren und

Anforderungen diskutiert – aber aufgrund der großen Heterogenität konnten sich die Länder-

vertreter lediglich auf grundsätzliche Aussagen einigen. Auch enthalten die EPA nur eine

mündliche Beispielaufgabe, die noch dazu lediglich den ersten Prüfungsteil spiegelt.

Deshalb hatte sich die Abitur-Kommission des Landes Sachsen-Anhalt zum Ziel gesetzt, in

ihren letzten Arbeitsberatungen

- stichpunktartig grundlegende, gesetzeskonforme Aussagen zur mündlichen Abiturprü-

fung zusammenzutragen (Prüfungsinhalte, Aufgabenstellungen und Erwartungshorizonte

für beide Prüfungsteile, Bewertung) und

- diese durch Beispielaufgaben zu untersetzen.

Die Arbeitsergebnisse sollen mit diesem Fortbildungsmaterial landesweite Verbreitung

finden, in der Hoffnung damit eine Qualitätsdiskussion zum mündlichen Abitur anzuregen:

Grundsätze für mündliche Abiturprüfungen Zu Prüfungsinhalten/Gegenstand der Prüfung: − in der KMK-EPA geforderte Kompetenzen und fachliche Inhalte − Einheit von Natur- und Anthropogeographie − Kursthemen/Inhalte der Rahmenrichtlinien Geographie Gymnasium des Landes Sachsen-

Anhalt (unter Berücksichtigung der bis Beendigung der Einführungsphase erworbenen Kompetenzen); dabei Inhalte aus mindestens zwei Kurshalbjahresthemen

− Fallbeispiele/Räume dürfen nicht im selben Zusammenhang Gegenstand des Unterrichts gewesen sein

Zur Prüfungsgestaltung: − zwei gleichwertige Teile: Vortrag und themengebundenes Prüfungsgespräch mit an-

nähernd gleichen Zeitanteilen und allen drei Anforderungsbereichen − Aufgabenart: materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug; Berücksichtigung

der beiden Zugriffsweisen auf Geographie (Regionale und Allgemeine Geographie) durch themen- bzw. regionalbezogene Aufgabenstellungen

Zu Arbeitsmitteln: − der Atlas ist stets zugelassenes Hilfsmittel − Wandkarten und weitere Medien sind zu nutzen

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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Zum 1. Prüfungsteil: Vortrag Aufgabenformulierung: − eine mündliche Prüfungsaufgabe ist schriftlich zu verfassen − das Thema der Prüfungsaufgabe sollte einer Problemerörterung entsprechen − der Themenformulierung sollten einige Kerngedanken nachgestellt werden (im Sinne

eines Problemaufrisses) − die Aufgabenstellung ist in Form von Arbeitsaufträgen (nicht Fragen) unter Verwendung

der Operatoren/Signalwörter zu formulieren − die Aufgabenstellung ist i. d. R. mehrgliedrig (Anzahl der Teilaufgaben: ca. 2 – 3), dabei

bilden die Teilaufgaben eine thematische Einheit; es sind auch eingliedrige Aufgaben zugelassen (sie dienen stärker der PISA-Forderung nach der Entwicklung einer Problem-lösekompetenz, vgl. Beispielaufgabe „Australien – Zentrum oder Peripherie?“)

Material: − Materialmenge, -art, -anspruch, -vielfalt müssen der Aufgabenstellung und der zur Verfü-

gung stehenden Vorbereitungs- und Prüfungszeit entsprechen − das Material muss eine exakte Quellenangabe enthalten und wird nummeriert, aber nicht

in den Formulierungen der Teilaufgaben verankert Zum 2. Prüfungsteil: Themengebundenes Prüfungsgespräch Inhalte: − ausgehend vom ersten Prüfungsteil Überleitung zu einem oder mehreren anderen

Problemkreis/en (Erweiterungen, Vertiefungen, Transfer auf andere Räume bzw. allgemeingeographische Fragestellungen)

Gesprächsführung: − die prüfende Lehrkraft hat zwei bis drei schriftlich verfasste Impulse/Aufgabenstellungen

vorbereitet, die in einem größeren fachlichen Zusammenhang stehen und die Grundlage für das Gespräch bilden (kein kurzschrittiger Frage-Antwort-Wechsel zu verschiedenen Inhalten)

Bewertung der mündlichen Prüfung (beide Teile) Der Erwartungshorizont wird von der unterrichtenden Lehrkraft vor dem Hintergrund des erteilten Unterrichts erstellt. Es sind in allen drei Anforderungsbereichen Kenntnisse und Fähigkeiten nachzuweisen; dabei ist das Gewichtungsverhältnis zu beachten (der Schwerpunkt liegt auf AFB II). Spezifische Anforderungen an die mündliche Prüfung sind: − Vortrag/Prüfungsteil I: Gliederung/Strukturierung, Einhaltung des Zeitbudgets, Vortrags-

weise, Einbeziehung von Medien, Verwendung der Fachsprache, Komplexität der Dar-stellung, eigene Stellungnahme

− Gespräch/Prüfungsteil II: situationsbezogene Argumentations- und Urteilsfähigkeit, Ein-gehen auf Gesprächsimpulse, gegebenenfalls Einbringen eigener sach- und problem-gerechter Beiträge

Diese Grundsätze können auch als Kontrollkriterien für erstellte Prüfungsaufgaben bzw. durchgeführte mündliche Abiturprüfungen dienen. Nachfolgende Checkliste bietet dazu eine übersichtliche Evaluationsform:

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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Aufgabencheck

Thema: _____________________________________________________________

Bewertungsaspekte ja z. Teil nein Bemerkungen 1. Prüfungsteil

geographisch bedeutsamer Inhalt Geographie-RRL-Bezug Auswahl eines abgegrenzten Themas Einheit von Physischer und Wirt-schafts- /Sozialgeographie

Raumbezug mit Maßstabwechsel fachliche Exaktheit Anlage als Problemerörterung Lebensweltbezug anregende Überschrift zum Thema Überschrift passend zu den Aufgaben Rückbezug auf die Überschrift (bes. wenn mit „?“ versehen)

stimmiger einführender Text 2 bis 4 Teilaufgaben - Signalwörter für (höchstens 4) Arbeits-aufträge

eineindeutige Aufgabenformulierung Teilaufgaben verfolgen einen „roten Faden“ zur Problemerörterung

Überprüfen von Methodenkompetenz eine Methode steht im Zentrum Methode ist „Mittel zum Zweck“ Materialmenge bearbeitbar (i. d. R. 2) unterschiedliche Materialarten Materialinhalt klar auf Bearbeitung der Teilaufgaben ausgerichtet

Material mit Titel und Quelle 2. Prüfungsteil

Inhaltsbezug zum 1. Teil kein Wiederholen/Vertiefen des 1. Teils neuer konkreter Problemaspekt

EWH/Bewertung Erwartete Leistungen stimmen mit dem Auftrag/Signalwort überein

Signalworte passen zum AFB AFB ausgewogen (30% : 50% : 20%) in beiden Teilen alle drei AFB nachvollziehbare Gewichtung zwischen den beiden Prüfungsteilen

keine zu starke Punktestückelung (durch Einzelfakten-Auflistung)

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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2 Beispielaufgaben (in der Fassung vom 15.11.2005) Die zusammengefassten Grundsätze werden nachfolgend durch Beispielaufgaben veran-

schaulicht. Mit ihnen sollen Anregungen zur Erstellung von Aufgaben für die mündliche

Prüfung einschließlich der zu verfassenden Erwartungshorizonte gegeben werden.

Beispiel 1 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema

Vom Fluss zur Wasserstraße und was kommt danach?

Ein Fluss ist mehr als nur eine Wasserrinne. Seit jeher nutzt der Mensch Flüsse und ihre Uferbereiche in vielfältiger Weise und verändert dadurch die Flusslandschaft. (nach: Auftaktseite „Flüsse und Auen“ der Homepage des World Wide Fund For Nature, www.wwf.de)

Aufgabenstellung 1. Stellen Sie Nutzungsansprüche an einen Fluss und seiner Uferbereiche mit Hilfe einer

Mind Map dar. 2. Erläutern Sie Ausstattungsmerkmale des Ökosystems Elbe, die für seine Nutzung als

Wasserstraße von Bedeutung sind. 3. Erörtern Sie Zukunftsaussichten der Elbe. Material M 1: Daten zur Elbe - Höhendifferenz Quelle – Mündung: 1.384 m - 1904 – 1976 auf tschechischem Gebiet durchgeführte Regulierungen, 170 km

kanalisierte Strecke - mittlerer Abfluss bei Dresden 327 m³/s; bei Cuxhaven 870 m³/s - Fließzeiten: jeweils 4 Tage von der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Magdeburg

und von Magdeburg bis Geesthacht - ab 2 m bis 5 m Wasserstand für den Gütertransport nutzbar - Wasserstände der Elbe 2000: <1,60 m 194 Tage 1,60 m – 2,20 m 61 Tage >2,00 m 110 Tage

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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M 2: Die Elbe im Spiegel der Presse

Die Elbe – ein bedeutender Strom für die Zukunft Europas Wieder Lachse in der Elbe

Elbausbau – bessere Bedingungen für die Binnenschifffahrt oder gigantische Natur-zerstörung

Internationales Konzept zum Elbe-Hochwasser Einstellung der Elbeschifffahrt wegen Niedrigwasser

Wasserstraßenkreuz feierlich eingeweiht Schiffe dem Fluss anpassen und nicht umgekehrt

Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ Wirtschaftsentwicklung durch Ausbau der Infrastruktur – Landesregierung fordert

Ausbau von Elbe und Saale Die Jahrhundertflut der Elbe 2002

Tschechien stoppt weiteren Ausbau der Elbe Quelle: Schlagzeilen aus der Zeitung „Volksstimme“ (Zeitraum: Juni 2002 – Mai 2004) M 3: Beförderungsleistung (Güter) der Verkehrsträger in Mio. t/km (2002) Legende: Eisenbahnverkehr Straßenverkehr Binnenschifffahrt Rohrleitungen Quelle: www.wsa-magdeburg.de, Zugriff: 13.06.2004 Prüfungsteil II Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - Wasserstraßenkreuz, Entwicklungsachsen – Raumplanung in Sachsen-Anhalt:

Instrumente und Leitbilder - Flüsse als Lebensadern – weltweite Betrachtung - Erschließung peripherer Räume, Beseitigung von Disparitäten, Euroregionen

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b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Der Unterricht erfolgte gemäß den Rahmenrichtlinien/Gymnasium Sachsen-Anhalt. Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe bezieht sich auf die Kursthemen 1 und 4, insbesondere auf aquatische Ökosysteme, deren Ausstattung und Nutzungsprobleme sowie auf die europä-ische Verkehrsinfrastruktur. Der Prüfling hat am Fallbeispiel des Rheins Nutzungsansprüche und Nutzungskonkurrenzen sowie ökologische Folgen anthropogener Eingriffe (Rheinbegradigung) an einem Fluss erar-beitet. Er ist befähigt, eine geoökologische Systemanalyse zu führen und Folgen anthropo-gener Einwirkungen auf ein Geoökosystem zu beschreiben und Eingriffe des Menschen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu diskutieren. Er ist in der Lage, eigene Zukunfts-szenarien zu entwickeln und zu erörtern. Diese Prüfungsaufgabe dient insbesondere der Überprüfung von Elementen dieser Methoden sowie der Sachkompetenz zu Flüssen als aquatische Ökosysteme und Teil der Verkehrsinfrastruktur. Der 2. Teil der Prüfungsaufgabe beinhaltet Schwerpunkte des Kursthemas 3. Der Prüfling besitzt Sachkenntnisse zur Raumordnung und Raumplanung. Er kennt Leitbilder und Instrumente der Raumordnung in Deutschland. Am Beispiel der Nordverlängerung der A14 hat der Prüfling eine Verkehrswegeplanung nachvollzogen und die Bedeutung von Verkehrstrassen zur Verbindung und Erschließung von Räumen herausgearbeitet. Im Kurs 4 hat der Prüfling Kenntnisse zur Raumstruktur und Raumentwicklungstendenzen Europas erworben. Er ist in der Lage, regionale Disparitäten innerhalb Europas, insbeson-dere Deutschlands aufzuzeigen und hat Beispiele von Raumordnungsmaßnahmen zur Erschließung von peripheren Räumen kennen gelernt. In diesem Aufgabenteil werden somit Fähigkeiten zur Übertragung und Anwendung von Sachkenntnissen auf andere Raumbeispiele überprüft.

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Teilaufgabe 1: (Anforderungsbereich I) Es wird erwartet, dass der Prüfling verschiedene Nutzungsmöglichkeiten aufgreift und daraus resultierend Ansprüche ableitet. Entsprechend der Mind-Map-Methode sind diese in Haupt- und Nebenaspekte gegliedert graphisch darzustellen (z. B. Hauptaspekt „Wasserstraße“, Untergliederung in: Binnenschifffahrt/Gütertransport, Hobbyschifffahrt, Tourismus/Ausflugsverkehr und Wasserwanderweg, Fährverkehr; Hauptaspekt „Auennut-zung“, Untergliederung in Überflutungsbereich, Tourismus, Naturschutzgebiet, Reservat). Die graphische Darstellung kann an der Tafel erarbeitet und kommentiert werden oder es wird die in der Vorbereitungszeit angefertigte Mind Map (z. B. auf Folie) erläutert. Teilaufgabe 2: (Anforderungsbereich II) Der Prüfling weist Methodenkompetenz zu Teilen der Geoökosystemanalyse nach. Unter Zuhilfenahme entsprechender Atlaskarten und Materialien erarbeitet er den Einfluss v. a. der Geofaktoren Relief, Bau und Klima auf den Verlauf und die Wasserführung der Elbe:

- Quelle und Oberlauf: Riesengebirge/Mittelgebirgsraum – Wasserüberschussgebiet (Jahresniederschlag ca.1.000 – 1.500 mm); starkes Gefälle – Tiefen- und Seiten-erosion/Durchbruchstal, schiffbar ab Kolín, Durchfließen des Böhmischen Beckens – Mäander; Begradigung des Verlaufes durch 170 km Kanalisierung

- Mittel- und Unterlauf: Elbtalerweiterung, geringeres Gefälle – Mäanderbildung, Ablage-rungen

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- Mündungsbereich: Trichtermündung für Hochseeschiffe geeignet, Gunstfaktor für Über-seehafen und Hafenwirtschaft, starke Sedimentation erfordert allerdings ein regelmäßiges Ausbaggern der Fahrrinne

Er zeigt potenzielle Nutzer für die Wasserstraße Elbe auf (z. B. Güterverkehrsanbindung Tschechiens, der Ballungsräume Dresden/Riesa, Dessau, Magdeburg an den Überseehafen Hamburg, über den Mittellandkanal an den Rhein und den Europort; Hobbyschifffahrt, Flusskreuzfahrt/Tourismus). Teilaufgabe 3: (Anforderungsbereich III) Der Prüfling wägt unter Einbeziehung der Eingangsfrage und seiner bisherigen Ausführun-gen begründend ab, welche Möglichkeiten (u. a. kostengünstiger, umweltfreundlicher Trans-portweg für Güter, zunehmende Freizeitschifffahrt und Flusskreuzfahrten) und welche Risiken (u. a. Konkurrenz durch Straße und Schiene; Lobby, Transportbedarf) für die Elbe als Wasserstraße zukünftig bestehen. Gewichtung der Teilaufgaben 1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20 Prüfungsteil II Der Prüfling beschreibt Konzepte, Leitbilder und Instrumente der Raumordnung in Deutsch-land und Sachsen-Anhalt. Er ordnet den Bau des Wasserstraßenkreuzes in die landes- und europaweite Entwicklung ein, dabei geht er auch auf die Bedeutung von Verkehrstrassen (Rückbezug auf Wasserstraßen) als Entwicklungsachsen ein. Er diskutiert Möglichkeiten und Grenzen von Raumordnung als Mittel zur Überwindung von Disparitäten und führt dazu selbst gewählte (weltweite) Raumbeispiele an. mögliche Beispiele: - Hauptstadtverlagerung (Brasilien, Nigeria)

- Satellitenstädte (Paris – 5 villes nouvelles) - Toshka-Projekt (Ägypten) - Transmigrasi-Projekt (Indonesien)

Er vergleicht die Bedeutung von Flüssen in verschiedenen Regionen bzw. Kulturerdteilen und problematisiert die Nutzung in Grenzregionen (z. B. Wasserentnahme, Stauanlagen). Rückbezogen auf die Elbe erörtert der Prüfling Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Euroregion Elbe/Labe bei der Elbnutzung.

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Beispiel 2 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema Die Stadt – ein Lebensraum im Wandel der Zeit

„Wir müssen die Stadt als Lebensraum wiederentdecken, die gute Stadt. Und ich glaube fest daran, dass uns das gelingen kann.“ (Richard Rogers, britischer Architekt, 2001)

Aufgabenstellung 1. Beschreiben Sie Leitbilder der Stadtentwicklung in Deutschland nach 1945. 2. Erläutern Sie die Notwendigkeit des Stadtumbaus Ost am Beispiel Magdeburgs. 3. Überprüfen Sie, ob die Handlungsprämissen des Magdeburger Stadtumbaus dem

Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechen. Material M 1: Stadt Magdeburg: Bevölkerung und Siedlung

Bevölkerung Magdeburgs (Zuzüge, Wegzüge)

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

14000

1994 1997 2000 2003

Jahr

Bev

ölke

rung

Zuzüge gesamt

Zuzüge aus umliegendenLandkreisenWegzüge gesamt

Wegzüge in umliegendeLandkreisen

Quelle: nach: Bevölkerungsstand, Bevölkerungsveränderungen in Magdeburg im Jahr 2003, Landeshauptstadt Magdeburg – Amt für Statistik 2004

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M 2: Strukturdaten zu Magdeburg Einwohnerzahl

1990 279.000 2001 230.000 2010 211.000

Zahl der Erwerbstätigen

1991 166.100 1999 135.900

Altersdurchschnitt (in Jahren)

1990 38,2 2000 43,7

Arbeitslosenquote (in %)

1990 6,0 2001 18,9

Zahl der Haushalte

1994 125.500 2000 121.500 2010 117.200

Zahl der Wohnungen

1995 138.811 2000 147.242 2010 148.000

Wohnungsleerstand

2000 29.000 – 30.000 2010 40.000

Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002

M 3: Handlungsprämissen des Stadtumbaus Magdeburg 1. Die Reduzierung des Wohnungsleerstandes wird von innen nach außen vollzogen,

d. h. in den Randbereichen der Stadt wird mehr Wohnraum reduziert als im Stadtkern.

2. Die Aufwertung der Wohnungsbestände und der städtebaulichen Struktur wird von innen nach außen vollzogen, d. h. Modernisierungsobjekte im Stadtkern werden denen am Stadtrand vorgezogen.

Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002

Prüfungsteil II Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - Magdeburger Börde: Boden/Klima/Relief, landwirtschaftliche Nutzung – Dust-Bowl-

Syndrom - weiteres Syndrom des Globalen Wandels, das den Boden betrifft – Vergleich mit Dust-

Bowl-Syndrom - Deutschland – ein wirtschaftlicher Gunstraum in Europa?

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b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Die Prüflinge kennen Merkmale ländlicher und städtischer Siedlungen. Stadtentstehungs-theorien (nach Carter) und die Stadtentwicklung in Deutschland sind behandelt worden. Verschiedene Leitbilder der Stadtentwicklung einschließlich ihrer Vor- und Nachteile sind ihnen bekannt. Stadtsanierung als raumordnerische Maßnahme wurde am Beispiel Halberstadt bearbeitet. Die Stadtentwicklung Magdeburgs und spezielle Probleme der Landeshauptstadt (Stadt-Umland-Beziehungen) waren Gegenstand des Unterrichts. Die Arbeit mit theoretischen Modellen (Stadtmodelle, Modell der Landschaft), die Auswer-tung von Statistiken und Diagrammen sowie die Problemdiskussion sind aus dem Unterricht vertraute Methoden. Als Agrarökosystem wurden die Great Plains im Unterricht analysiert (Geoökosystemana-lyse). Verschiedene Syndrome des Globalen Wandels, darunter auch mehrere den Boden betreffende (Dust-Bowl-, Sahel-, Grüne-Revolution-Syndrom) wurden im Unterricht erläutert. Im Kurshalbjahr 4 wurde das Naturraumpotenzial Europas analysiert. Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Teilaufgabe 1: (Anforderungsbereich I) Der Prüfling beschreibt mindestens zwei Leitbilder der Stadtentwicklung, möglich wären z. B. ‚funktionale Stadt’ (konsequente Gliederung der Stadt in nach Funktionen gegliederte Vier-tel), autogerechte Stadt’ (Flächenexpansion – breite, mehrspurige Straßen – Parkflächen), ‚Stadt der kurzen Wege’ (Durchmischung der Funktionen Arbeit – Wohnen – Versorgen – Freizeit, Förderung des Nahverkehrs, Radwegausbau, Polyzentralität). Teilaufgabe 2: (Anforderungsbereich II) Der Prüfling erkennt Schrumpfung der Bevölkerungszahl (in 20 Jahren um ca. ¼), Änderung der Sozialstruktur (Arbeitslosigkeit, Abwanderung ins Umland oder die alten Bundesländer) und Überalterung als auslösende Faktoren für einen Stadtumbau. Er weist die Fähigkeit, Dia-gramme und statistische Materialien auszuwerten, nach. Er kann die gewonnenen Fakten mit konkreten örtlichen Beispielen (Entstehung neuer Wohnsiedlungen in den Dörfern des Speckgürtels – z. B. Irxleben, Niederndodeleben) belegen. Teilaufgabe 3: (Anforderungsbereich III) Der Prüfling begründet, dass die Handlungsprämissen des Stadtumbaus (M 3) die Innen-stadt stärken. So führen eine Bebauung von Lücken (Hundertwasserhaus) und die Sanierung ganzer Innenstadtbereiche (Nordabschnitt des Breiten Weges) zur Erhöhung der Attraktivität des Stadtzentrums. Ausgehend vom Dreieck der Nachhaltigkeit zeigt der Prüfling auf, dass die Stärkung der Innenstädte ökonomisch (z. B. kürzere Wege, geringere Kosten), ökologisch (z. B. weniger Bodenversiegelung) und sozial (Mehrfamilienhäuser/bessere Kon-takte, soziale Durchmischung) ist. Fazit: Der Prüfling erkennt, dass die Entwicklung von Städten einem zeitlichen und gesell-schaftlichen Wandel unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten unterworfen ist. Gewichtung der Teilaufgaben

1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20

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Prüfungsteil II Der Prüfling beschreibt das für die Landwirtschaft bedeutsame Naturpotenzial der Magde-burger Börde. Er erläutert die Landwirtschaft in diesem Bereich und setzt sich mit Proble-men, die hier auftreten und aus anderen Regionen der Erde bekannt sind, auseinander. Er stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu einem weiteren den Boden betreffenden Syn-drom dar (Verbreitung, Ursache, Wirkungsweise, Folgen). Es wird die Erläuterung von Natur- und Humanfaktoren, die die Bezeichnung Gunstraum begründen, erwartet. Der Prüfling nennt und zeigt Gunsträume für unterschiedliche Nut-zungsmöglichkeiten (z. B. Landwirtschaft im norddeutschen Tiefland, besonders den Börden; Tourismus an den Küsten; Industrie in München, Rhein-Main-Gebiet) in Deutschland. Die Nutzung verschiedener Karten wird erwartet.

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Beispiel 3 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema

Globale Muster der Ungleichheit

Wenn wir zwischen geographischen Räumen unterscheiden und sehen wollen, wie sich die Ungleichgewichte entwickeln und möglichst abbauen lassen, dann benötigen wir einen zuverlässigen Maßstab, mit dem wir die feineren, aber wohl auch nur quantitativen Unter-schiede messen können. (nach: Peter Haggett, Geograph) Aufgabenstellung 1. Beschreiben Sie die Vielfalt globaler Ordnungsmuster auf der Erde. 2. Kennzeichnen Sie den Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender

Indikatoren. 3. Erörtern Sie die Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter

Einbeziehung der Karikatur. Material M 1: Ausgewählte Strukturdaten von Äthiopien

Indikatoren Datenangabe 2001

BSP/Ew. Sektorialstruktur der Wirtschaft (gemessen am BSP)

Landwirtschaft Industrie Dienstleistung

Alphabetisierungsquote Erwachsener Bevölkerungswachstum HDI Lebenserwartung Import Export Auslandsverschuldung

100 US-$ 52 % 11 % 37 % m: 48 %; w: 32 % 2,7 % unter 0,5 42 Jahre 1,64 Mrd. US-$ 0,43 Mrd. US-$ 5,70 Mrd. US-$

Quelle: Fischer Weltalmanach 2004, Frankfurt/Main 2003

Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt LISA Halle

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M 2: Karikatur

Quelle: Haitzinger, Horst: Informationen zur politischen Bildung, Heft 221: Entwicklungsländer,

Bonn 1991 Prüfungsteil II

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen Kulturerdteils, die sich aus dem

Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten lassen (Beschreibung) - Modell der Raumstrukturen Europas (grafische Darstellung, Erläuterung) - Naturraumpotenzial von Sachsen-Anhalt für eine wirtschaftliche Nutzung (Bewertung) b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Kursthema: Aktionsraum Erde – Disparitäten und Verflechtungen - Die Prüflinge verfügen über Kenntnisse zu globalen Ordnungsmustern im Überblick unter

natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichtspunkten. - Die Prüflinge können Disparitäten in unterschiedlich entwickelten Ländern aufzeigen und

mithilfe von Indikatoren den Entwicklungsstand von Ländern begründend einordnen (regionale Beispiele im Unterricht: Japan, Indonesien, Nigeria, Mali).

- Die Prüflinge kennen Dependenz- und Modernisierungstheorien und Entwicklungs-strategien (z. B. Abkopplungsstrategie, Wachstumspole) zum Abbau der Disparitäten zwischen Ländern der Erde.

- Die Prüflinge haben erfahren, dass eine zukünftige Entwicklung auf der Erde nur unter Zugrundelegen des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung möglich ist.

- Die Methode der Auswertung einer Karikatur wurde im Unterricht der gymnasialen Oberstufe gefestigt (Beispiele: Karikaturen zur globalen Süßwasserkrise und zur EU-Osterweiterung).

Kursthema: Siedlungsentwicklung und Raumordnung - Die Prüflinge kennen den Aufbau einer lateinamerikanischen Stadt und können

Regelhaftigkeiten dieses Stadttyps ableiten (Beispiel im Unterricht: Mexiko-Stadt). - Die Prüflinge können in die Beschreibung von Stadtstrukturen und -prozessen geo-

graphische Begriffe der Verstädterung und Urbanisierung integrieren.

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- Die Prüflinge kennen den Planungsraum Sachsen-Anhalt mit seinen Siedlungshierar-chien und dem Landesentwicklungsplan.

Kursthema: Europa im Wandel - Die Prüflinge können unter Nutzung der Methode der Raumanalyse eine Naturraum-

beschreibung für geographische Räume unterschiedlichen Maßstabs durchführen (regionale Beispiele im Unterricht: Mittelmeerraum, Landkreis Köthen).

- Die Prüflinge kennen das Modell der Landschaft mit den entsprechenden Subsphären. - Die Prüflinge können die Gunst und Ungunst von Regionen für das Leben und Wirt-

schaften bewerten (regionale Beispiele im Unterricht: Landkreis Köthen, Wirtschaftsraum Halle/Leipzig).

Die Prüfungsaufgabe (Prüfungsteil I) dient insbesondere der Überprüfung der Kenntnisse über globale Ordnungsmuster, der Auseinandersetzung mit Entwicklungstheorien und Ent-wicklungsstrategien und dem Nachweis des Aufzeigens von Disparitäten und Verflechtungen zwischen unterschiedlich entwickelten Räumen. Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Teilaufgabe 1: Vielfalt globaler Ordnungsmuster (Anforderungsbereich I) Der Prüfling muss unter natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichts-punkten globale Ordnungsmuster unter Zuhilfenahme von Indikatoren beschreiben können. Dabei muss er feststellen, dass man mithilfe globaler Ordnungsmuster vielfältige Disparitäten in der Raumausstattung von Regionen erkennen kann. Teilaufgabe 2: Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender Indikatoren (Anforderungsbereich II) Der Prüfling muss unter Nutzung des Materials Äthiopien als ein Entwicklungsland kenn-zeichnen, das aufgrund der Datenangabe als LIC und MSAC eingeordnet wird. Unter Berücksichtigung sozialgeographischer Indikatoren muss der Prüfling zudem Äthiopien als Land mit geringer menschlicher Entwicklung (HDI) und im Modell des demographischen Übergangs als Land mit sehr hoher Wachstumsrate kennzeichnen. Ableitend vom Modell von Fourastie muss der Prüfling erkennen, dass Äthiopien ein Land mit hohem Primärsektoranteil am BIP (Agrarland) ist und eine negative Handelsbilanz mit hoher Auslandsverschuldung aufweist. Teilaufgabe 3: Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter Einbeziehung der Karikatur (Anforderungsbereich III) Der Prüfling muss die Beziehungen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern als asym-metrische Beziehungen erkennen. Zudem legt der Prüfling die gegenseitige Abhängigkeit aller Länder der Erde voneinander dar. Aus der Karikatur muss der Prüfling die Botschaft herausfiltern, dass von EL und IL eine ge-meinsame Verantwortung ausgehen muss, in der zukünftige Entwicklungen nur über die Beachtung der Grundsätze der Nachhaltigkeit aller Beteiligten möglich sind. Gewichtung der Teilaufgaben 1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20

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Prüfungsteil II Der Prüfling weist nach, dass er Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen Kulturerdteils aus dem Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten kann.

Dabei ist zu achten auf CBD: im Inneren der Stadt mit Kolonialresidenzen der Spanier und Portugiesen, der Piazza mit Kathedrale, Rathaus und Regierungssitz Hauptverkehrsachsen: verlaufen ins Zentrum und werden flankiert von Slums, Industrie; sie verbinden die City mit dem Umland Favelas: Elendssiedlungen in lateinamerikanischen Großstädten, die heute nicht nur noch am Rand, sondern schon im Inneren dieser Städte zu finden sind an Reliefgegebenheiten angepasste Siedlungsstruktur

Der Prüfling weist nach, dass er modellhaft Raumstrukturen Europas sauber skizzieren und strukturiert erläutern kann. Dabei ist zu achten auf:

Wirtschaftskernraum der „Blauen Banane“, induzierte Entwicklungsräume und Achsen, periphere Räume, Gürtel der High-Tech-Regionen, Metropolen Kernaussagen zum Modell (Zeit, Verfasser, Ziel, Kritik)

Der Prüfling weist nach, dass er das Naturraumpotenzial Sachsen-Anhalts als Gesamtheit aller für die wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehenden Mittel, also auch möglicher Gefahren, bewerten kann.

Dabei ist zu achten auf: Relief: große Teile unter 200m → ebenes Gelände für Industrieansiedlungen Mittelge-birgslandschaften im Westen (Harz) → Tourismuspotenzial Klima: gemäßigte Klimabedingungen mit semihumiden Niederschlags-Verhältnissen (500 - 600 mm) und Temperaturen über der Frostgrenze (Durchschnitt Magdeburg: 9,2 °C) → Möglichkeiten des landwirtschaftlichen Anbaus, geringes Klimagefahrenpotenzial Boden: weite Teile Sachsen-Anhalts geprägt durch fruchtbare Schwarzerdeböden der Magdeburger Börde und Goldenen Aue mit hohen Ackerwertzahlen → Anbaugebiete der intensiven Landwirtschaft Geologie: Lage inmitten der Eurasischen Platte mit relativer tektonischer Ruhe → kaum Gefahrenpotenzial Wasser: ausgedehntes Flusssystem (Elbe mit ihrem Einzugsgebiet von Saale und Unstrut) → Infrastrukturvorteil

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Beispiel 4 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema Bevölkerungsentwicklung – ein raumprägender Prozess?

Während in weiten Teilen der Welt immer noch Überbevölkerung die Ressourcen aufzehrt, damit wirtschaftlichen Wohlstand gar nicht erst entstehen lässt, schrumpft in den wohlhaben-den Staaten Europas die Bevölkerung. Die Ursachen und Folgen von Bevölkerungsentwicklung sind komplex und raumprägend. (nach: Christine Hesse, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Wiesbaden, 2004)

Aufgabenstellung 1. Beschreiben Sie räumlich differenziert das natürliche Bevölkerungswachstum auf der

Erde. 2. Vergleichen Sie den Prozess des demographischen Übergangs in Deutschland mit

einem ausgewählten Entwicklungsland. 3. Interpretieren Sie den Eingangstext unter besonderer Einbeziehung Ihres Heimat-

raumes. Material M 1: Ausgewählte demographische Indikatoren (2002)

Land Natürliche Wachstumsrate Kinderzahl pro Frau

Niger Jemen Mali Deutschland Schweden Frankreich

3,6 % 3,5 % 3,3 %

0,2% 0,3% 0,4%

8,00 7,02 7,00

1,36 1,49 1,71

Hinweis: Für die natürliche Reproduktion der Bevölkerung ohne Berücksichtigung

der räumlichen Bevölkerungsbewegung ist bei einem „Null-Wachstum“ eine Lebendgeborenenzahl pro Frau von 2,1 notwendig.

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2004. Frankfurt/Main 2003

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M 2: Bevölkerungspyramide Sachsen-Anhalt

Quelle: Statistisches Jahrbuch 2004 des Landes Sachsen-Anhalt. Halle/Saale 2004 Prüfungsteil II Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - exponentielles Bevölkerungswachstum als wesentlicher Inputfaktor im Geoökosystem

(z. B. Sahel) - Siedlungsentwicklung in Entwicklungsländern (Push- und Pullfaktoren, Favela-Syndrom) - Zusammenhang zwischen wechselfeuchten Tropen und Passatzirkulation b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Beide Prüfungsteile beziehen sich auf Inhalte der gymnasialen Oberstufe (Qualifikations-phase). Die dem Prüfungsteil I zugrunde liegende geographische Theorie ist das in der Einführungsphase zunächst grundlegend vermittelte Modell der demographischen Transition, das dann in den Kursthemen „Aktionsraum Erde“ und „Europa im Wandel“ an konkreten geographischen Räumen angewendet wurde. Konsequenzen der natürlichen Bevölkerungsentwicklung wurden sowohl im Kursthema „Siedlungsentwicklung und Raumordnung“ als auch im Kursthema „Geoökosysteme“ unter dem Aspekt der Inputwirkungen der Bevölkerung auf das Fließgleichgewicht von sensiblen Ökosystemen aufgegriffen. Die materialgebundene Prüfungsaufgabe orientiert auf den Nachweis einer entsprechenden geographisch ausgerichteten Medien- und Methodenkompetenz. Darüber hinaus hat der Prüfling nachzuweisen, dass er mit entsprechenden theoretischen Modellen arbeiten und diese im Transfer in Problemlösungssituationen anwenden kann.

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Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Teilaufgabe 1: (Anforderungsbereich I) - Der Prüfling hat mithilfe ausgewählter Atlaskarten Räume mit unterschiedlichem natür-

lichen Bevölkerungswachstum detailliert darzustellen und an der Wandkarte (Weltkarte) zu zeigen.

- Dabei hat er zu unterscheiden zwischen Entwicklungsländern (unter besonderer Berück-sichtigung Afrikas), Schwellenländern und entwickelten Industriestaaten. Aufzuzeigen ist die Differenzierung innerhalb der Staatengruppen (Ordnung: demographische Entwick-lung).

Teilaufgabe 2: (Anforderungsbereich II) - Unter Anwendung/Analyse der bereit gestellten Materialien M 1 und M 2 sowie entspre-

chender thematischer Atlaskarten hat der Prüfling nach selbst festgelegten Kriterien die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit dem Prozess in den Entwick-lungsländern zu vergleichen.

- Anzuwenden ist dabei das Modell des demographischen Übergangs mit seinen Phasen. - Der Prüfling hat in diesem Zusammenhang die Ursachen und Wirkungen des

unterschiedlich verlaufenden Prozesses der demographischen Transition auf den geographischen Raum und den in ihm verlaufenden sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen aufzuzeigen und zu erörtern.

Teilaufgabe 3: (Anforderungsbereich III) - Am Beispiel des Heimatraumes (ggf. Sachsen-Anhalt) hat der Prüfling die Grundaussage

der These zu interpretieren und einen Nachweis (an konkreten Beispielen) für die Richtigkeit der These aufzubauen.

- Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung ist dabei zu erörtern) hat der Prüfling Konsequenzen für die Naturraum-, Sozialraum- und Wirtschaftsraument-wicklung aufzuzeigen und diese in Raumplanungs- und Raumordnungsprozesse einzu-binden. Mögliche Ansätze könnten dabei sein: Bevölkerungsrückgang und Gebiets-reform, Auswirkungen auf das System der zentralen Orte, Veränderungen in der sozialen und technischen Infrastruktur wie Bildung, Gesundheit, Betreuung, Verkehrsnetze u. a.

Gewichtung der Teilaufgaben 1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20 Prüfungsteil II Der Prüfungsteil II umfasst alle Anforderungsbereiche. Sowohl anthropogeographische als auch physiogeographische Inhalte werden berücksichtigt. Die Aufgaben im Prüfungsge-spräch ermöglichen, an konkreten Raumbeispielen die Raumorientierung (topographische Sachkompetenz) zu prüfen. Eine inhaltliche Beziehung und Überleitung zum Prüfungsteil I ist gegeben, das Prüfungs-gespräch leitet dann aber auf komplexe Fragestellungen der Siedlungsraumentwicklung mit entsprechenden Syndromen (Syndromkonzept) sowie unter dem Aspekt der Natursphäre auf Geoökosysteme hin. Die einzelnen Aufgaben des Prüfungsgesprächs ermöglichen dem Prüfling, eine zusammenhängende und komplexe Erörterung durchzuführen.

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Beispiel 5 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema Mallorca – Reiseklassiker mit klassischen Problemen

„Nur zwei Flugstunden bis zum Sommer! Und der hat es auf Mallorca wirklich in sich: das sonnige Mallorca mit viel Strand und Meer genießen oder Mallorca ‚on the rocks’ in einer der zahllosen Buchten. Eine sommerlange Strandfete an einer der längsten Theken der Welt, am Ballermann 6. … Oder erleben Sie das einzigartige Ambiente der Insel bei Tänzen, Festen und Bräuchen. Und verlieben Sie sich in die schöne Landschaft. Mallorca bietet jedem sein eigenes kleines Paradies.“ (TUI-Ferienkatalog Mallorca, Sommer 2003) Aufgabenstellung 1. Beschreiben Sie das Massentourismus-Syndrom und geben Sie hierfür Beispielräume

an. 2. Entwickeln Sie ein Konzept, mit dem Sie überprüfen können, ob Mallorca die Symptome

des Massentourismus-Syndroms aufweist. 3. Diskutieren Sie Maßnahmen für eine zukünftige touristische Entwicklung der Balearen-

insel. Material: M 1: Staatlich geförderter Qualitätstourismus Die Balearenregierung setzt auf ein neues Tourismuskonzept: “Qualitätstourismus“ heißt das Zauberwort. Angebote, die auf weniger, dafür aber gut betuchte Touristen zugeschnitten sind schrecken den Pauschalurlauber und den Ballermann-Gast ab. Von wachsender Bedeutung ist dabei der Golftourismus: Fünfmal mehr als ein „Normalur-lauber“ gibt ein Golftourist durchschnittlich am Tag aus. Seine „Spielwiese“ benötigt pro Bewässerungstag die Trinkwassermenge, die etwa dem Verbrauch eines Ortes mit 10.000 Einwohnern entspricht. Trotz steigenden Bedarfs im Bereich des angesagten nautischen Tourismus werden inzwi-schen der Bau von neuen Liegeplätzen und Sporthäfen nicht mehr genehmigt. Die Förderung des Agrotourismus betrifft das Inselinnere. Um Zersiedelung und weitere Bodenverknappung zu vermeiden, sind die maximale Bettenanzahl und die Grundstücks-größe vorgeschrieben. Landhäuser werden im traditionellen Stil renoviert, Arbeitsplätze und die traditionelle Nutzung im ländlichen Raum bleiben erhalten. Der Residentaltourismus (Fincas wurden von Ausländern gekauft und als Zweitwohnsitze genutzt) wurde gefördert, um einerseits die Saisonabhängigkeit zu schwächen und andererseits die Auftragslage in der Baubranche zu verbessern. Da in manchen Gemeinden die Anzahl solcher Fincas bzw.

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Wohnungen die Zahl der Einheimischen übersteigt, wird diese Entwicklung inzwischen kritisch betrachtet. Wander- und Radtourismus sollen weiter ausgebaut werden. Gesetze zur Raumordnung weisen ökologisch wertvolle Gebiete aus, die baulichen Be-schränkungen unterworfen werden. Bei ca. 35% der Inselfläche sind Mindestgrundstücks-größen vorgeschrieben. Es erfolgt eine gemeindeübergreifende Planung mit dem Ziel des gezielten Ausbaus der Infrastruktur (neben Verkehrswegen umfasst dies auch Ver- und Entsorgungsanlagen zur Müllverbrennung). Teil eines „Wasserplanes“, der den Verbrauch regeln soll, sind Entsalzungs- sowie Kläranlagen. Alle Wohngebäude sowie touristische Anlagen, die nach 2006 gebaut werden, müssen einen Teil ihres Strom- und Warmwasser-bedarfs aus Solarenergie decken. Zur Qualitätsverbesserung des bereits bestehenden touristischen Angebots sollen Renovierung und Modernisierung der vor 1984 gebauten Touristenunterkünfte dienen. Den Betreibern wird bei Ausbleiben der Maßnahme mit Schließung gedroht. Nach dem Abriss von Anlagen der unteren Kategorie (bis 3-Sterne) erfolgt eine Umwandlung in Grün- und Aussichtsflächen. Parallel erfolgt der Ausbau der gehobenen Kategorien (4- und 5-Sterne). An Stelle der gescheiterten Ökosteuer wird die „Tarjeta Verde“ (Grüne Karte) eingeführt. Sie wird in Höhe von zehn Euro erhoben. Dem Nutzer verschafft sie Rabatte und der Regionalregierung Einnahmen für den Umweltschutz. Mittels neuer Marketingstrategien werden das Erreichen neuer Zielgruppen und die Verbes-serung des Images der Insel angestrebt. Quelle: nach: Wirtschaftsgeographie, Schroedel, Braunschweig 2004, S. 157 Prüfungsteil II Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - Merkmale städtischer Siedlungen - Besonderheiten eines urbanen Ökosystems unter besonderer Bezugnahme auf den

Wasserhaushalt und das Stadtklima - Möglichkeiten der Beeinflussung städtischer Ökosysteme unter dem Aspekt der Nachhal-

tigkeit/Handlungsempfehlungen für die Heimatstadt b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Kursthema 4: Europa im Wandel - Die Prüflinge können mithilfe von Atlaskarten unter Nutzung der Methode der Raum-

analyse eine Naturraumbeschreibung für geographische Räume unterschiedlichen Maß-stabes durchführen sowie das Naturpotenzial eines Raumes beschreiben und anschließend bewerten.

- Die Prüflinge kennen europäische Fremdenverkehrsgebiete im Überblick und haben den Tourismus als Teil des tertiären Sektors mit seinen Problemen kennen gelernt

Kursthema 1: Geoökosysteme - Ausstattung und Nutzungsprobleme - In Unterricht wurde das Ökosystem Gebirge am Beispiel der Alpen behandelt. Am

Beispiel des Tourismus in Kärnten haben die Prüflinge die Erschließung und Schädigung des Naturraumes durch den Tourismus (Massentourismus-Syndrom) analysiert. In Ursache-Wirkungsgefügen wurden Beziehungen dargestellt.

- Die Prüflinge haben erfahren, dass den auftretenden Problemen nur durch neue Konzep-te, die dem Leitbild des sanften und damit nachhaltigen Tourismus folgen, zu begegnen ist.

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Kursthema 3: Siedlungsentwicklung und Raumordnung - Die Prüflinge kennen Tendenzen der Verstädterung und Urbanisierung und die damit

verbundenen Probleme in verschiedenen Räumen der Erde. - Die Prüflinge können urbane Ökosysteme in ihrer Ausstattung beschreiben sowie Ener-

giekreisläufe und Stoffflüsse deutlich machen. - Die Prüflinge sind in der Lage, Schädigungen im städtischen Ökosystem zu kenn-

zeichnen und über Lösungsansätze zu diskutieren. Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe dient insbesondere dazu, die Kenntnisse über den Wirt-schafszweig Tourismus, seine Entwicklung und die mit dem Massentourismus verbundenen Probleme am Beispiel Mallorcas deutlich zu machen und Maßnahmen einer zukünftigen (nachhaltigen) Tourismusentwicklung abzuleiten. Der Prüfling weist seine Methodenkompe-tenz besonders dadurch nach, dass er eine Schrittfolge bzw. ein Konzept zum Nachweis des Massentourismus-Syndroms entwickelt, an welchem das Raumbeispiel überprüft werden könnte. Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Teilaufgabe 1: (Anforderungsbereich I) Der Prüfling beschreibt das Massentourismus-Syndrom als ein Krankheitsbild in der Mensch- Umwelt-Interaktion, definiert es als „Erschließung und Schädigung von Naturräumen für Erholungszwecke“ und ordnet es der Syndromgruppe „Nutzung“ zu. Der Prüfling stellt fest, dass sich der Massentourismus im Gegensatz zum Individualtourismus meist in organisierter Form abspielt und als Ziel stark frequentierte Fremdenverkehrsgebiete hat. Als Ursachen dieses Syndroms benennt er ein gesteigertes Bedürfnis nach Erholung, das z. B. durch erhöhte Lärm- und Umweltbelastung in den Industrieländern, die Statussymbolkraft von Fernreisen sowie das vermehrte Interesse an fremden Kulturen entstanden ist . Der Prüfling stellt dar, dass eine Verstärkung des weltweit wachsenden Tourismus durch steigende Einkommen in den Industrieländern und sinkende Transportkosten, begleitet von kürzeren Arbeitszeiten und verändertem Freizeitverhalten zustande kommt. Der Prüfling benennt die Symptome, aus denen sich dieses Syndrom zusammensetzt. Neben naturwissenschaftlichen Feldern wie Biosphäre, Atmosphäre, Pedosphäre und Hydro-sphäre werden auch Bereiche wie Bevölkerung, Wirtschaft, soziale Bedingungen sowie Ge-sellschaft und Technik berücksichtigt. Zwischen den einzelnen Komponenten kommt es zu komplexen Wechselbeziehungen, die der Prüfling an konkreten Beispielen beschreiben kann. Der Prüfling betrachtet dabei Küstengebiete und Bergregionen als Brennpunkte. Er be-schreibt an selbst gewählten Raumbespielen negative Folgen touristischer Nutzung (z. B. Verlust der biologischen Vielfalt, Versiegelung bzw. Zersiedelung von Naturräumen. Luftver-schmutzung, erhöhter Energieverbrauch; erhöhter Bedarf an Süßwasser führt in gefährdeten Räumen zur Grundwasserabsenkung und Bodenaustrocknung; Abwasser- und Abfallent-sorgung). Teilaufgabe 2: (Anforderungsbereich II) Nach einer Lageeinordnung Mallorcas mithilfe des Atlasses erkennt der Prüfling, dass die Insel der Gruppe der Mittelmeerstaaten mit einem hohen touristischen Potenzial zuzuordnen ist. Ableitend aus der allgemeinen Beschreibung des Massentourismus-Syndroms unter Teil-aufgabe 1 entwickelt der Prüfling ein Konzept, mit dem er überprüfen kann, ob Mallorca die Symptome des Syndroms aufweist. Der Prüfling stellt dar, was er überprüfen würde und wel-che Materialien (Karten, Statistiken u. a.) er für seine Beweisführung benötigen würde, und begründet seine Wahl. Er stellt fest, dass die untersuchten Fakten dann in ihren Wechsel-wirkungen untersucht werden müssen, um Maßnahmen zur positiven Veränderung abzuleiten.

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Mögliche Vorgehensweise und Aspekte:

Veränderungen/ Auswirkungen Nachweis der touristischen Entwicklung benötigte Materialien

Tourismus als Wirtschaftsfaktor

Vergleich des BIP im spanischen Durch-schnitt Entwicklung von Beschäftigung in den einzel-nen Sektoren (weg von der traditionellen Landwirtschaft zur ökonomischen Abhängig-keit vom Tourismus), Einnahmen aus dem Tourismus, Zunahme des Pro-Kopf-Einkom-mens Entwicklung der Touristenzahlen, Auslastung der Hotels u. a. Unterkünfte Entwicklung der Einwohnerzahlen

entsprechende Statistiken

Hydrosphäre/ Wasserhaushalt

Wasserbilanz im Sommer (Süßwasser-verknappung), Veränderung der lokalen Wasserbilanz (Veränderung der Wasserqualität) Veränderung des Grundwasserspiegels

Klimadiagramm, Statistiken zum Was-serverbrauch, Wassergütekarte (Schadstoffeinträge, Nährstoffe, Toxine)

Pedosphäre

Zunahme der Versiegelung, Verdichtung (Veränderung des Abflusses) erhöhtes Abfallaufkommen Bodenaustrocknung und Erosion

Kartenbild der Insel vor etwa 50 Jahren und heute, Statistiken

Bevölkerung Altersstruktur, Geburtenrate, Migration, (Ausländer/Zweitwohnsitze) Ausbreitung westlicher Konsum- und Lebens-stile, Rückgang traditioneller gesellschaft-licher Strukturen

Statistiken (z. B. Altersaufbau der Bevölkerung), Wande-rungsmotive, Beschreibung des Lebens der Einhei-mischen

Bios Gen- und Artenverluste, Zunahme anthropo-gener Artenverschleppung

Statistiken

Atmosphäre Zunahme der regionalen Verschmutzung Karten zur Luftbelas-tung, Statistiken zur Entwicklung des Schadstoffausstoßes

Infrastruktur Hotelbauten/Kategorien Ver- und Entsorgungseinrichtungen Straßenbau

Kartenbilder aus unterschiedlichen Jahren

Teilaufgabe 3: (Anforderungsbereich III) Der Prüfling hat die Probleme einer Tourismusregion, die unter dem Massentourismus- Syndrom leidet, nachvollzogen und erkennt sie als typischen „Tourismus-Lebenszyklus“. Diese Abstraktion ermöglicht die Übertragung von Lösungsansätzen, zur Überwindung der Probleme, die an den Massentourismus gekoppelt sind. Unter Nutzung des Materials diskutiert der Prüfling einen möglichen tourismuspolitischen Kurs, den die Baleareninsel seiner Meinung nach in Zukunft verfolgen könnte/sollte. Er prüft die Nachhaltigkeit der neuen touristischen Konzepte. Dabei wägt er möglichst viele Aspekte ab: Ökologie, Ökonomie, Soziales. Gewichtung der Teilaufgaben 1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20

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Prüfungsteil II Ausgehend vom modernen Stadtbegriff stellt der Prüfling typische Merkmale städtischer Siedlungen dar. Der Prüfling erläutert, dass sich im Zentrum von Großstädten ein städtisches Ökosystem herausgebildet hat. Er argumentiert anhand ausgewählter Besonderheiten des Stadtklimas (Dunstglocke, Wärmeinsel mit geringerer Luftfeuchtigkeit - höhere Temperaturen, geringere Windgeschwindigkeiten - aber häufiger Düseneffekte, Nebelhäufigkeit, erhöhte Niederschlä-ge da mehr Kondensationskerne in der Luft, Veränderung des Wasserhaushaltes durch starke Oberflächenversiegelung - kaum Beitrag zur Grundwasserneubildung, erhöhter Ober-flächenabfluss - stark beschleunigt über Kanalisation, Zunahme der Abflussspitzen, der Sedi-mentbelastung, Abnahme der Wasserqualität). Als Ursachen dieser Veränderungen werden die erhöhte Schadstoffbelastung und die Ver-siegelung dargelegt. Die Vorschläge für Veränderungsmaßnahmen leitet der Prüfling aus den unterschiedlichen Problemkreisen ab und prüft sie auf ihre Realisierbarkeit mit dem Ziel der Schließung offener Kreisläufe bzw. der Ermöglichung der Selbstregulation des Systems. Der Prüfling gibt Handlungsempfehlungen für die Umsetzung geäußerter Vorschläge für seine Heimatstadt.

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Beispiel 6 a) Prüfungsaufgabe Prüfungsteil I Thema

Australien – Zentrum oder Peripherie? „Seine Naturausstattung und seine Lage fernab von den großen Märkten auf der Nord-halbkugel machten den Kontinent zu einem Rohstoff-Ergänzungsraum. Veränderte Trans-port- und Telekommunikationstechniken, verbunden mit kapitalintensiven Produktions-methoden sowie wirtschaftsräumliche Gewichtsverlagerungen in den pazifischen Raum, rückten den Kontinent näher an die Brennpunkte wirtschaftlichen Geschehens heran. Ebenso wird das Land immer stärker in globale Kapitalverflechtungen und Finanzströme eingebunden.“ (nach: Reinhold Grotz, Geograph, 1993) Aufgabenstellung: Erörtern Sie das Thema unter Beachtung unterschiedlicher Dimensionsstufen. Material:

M 1: Wirtschaftsdaten zu Australien 2002

Anteil am BIP (1999)

Anteil an der Erwerbstätigkeit

(2001) Landwirtschaft 3 % 4,7 % Industrie 26 % 21,5 % Dienstleistung 71 % 73,7 %

BSP/Ew.: 19.530 US-$ Exporte 2002 83,02 Mrd. US-$ davon: Länder:

20,6% mineralische Brennstoffe 18,9% Japan 18,6% Rohstoffe 9,0% USA 18,3% Nahrungs- u. Genussmittel 7,9% Rep. Korea 11,7% Maschinen- u. Transport-

ausrüstungen 7,6% China

10,9% Halbfabrikate 7,0% Neuseeland 6,3% Großbritannien 4,0% Singapur

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Importe 95,75 Mrd. US-$ davon: Länder:

45,5% Maschinen- und Transport-mittel

16.9% USA

14,1% Fertigerzeugnisse 12,3% Japan 12,1% Halbfabrikate 10,4% VR China 8,0% Brennstoffe und Schmiermittel 6,0% Deutschland 4,6% Nahrungsmittel 4,3% Großbritannien

3,8% Neuseeland 3,6% Rep. Korea 3,5% Indonesien

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2005, Frankfurt/Main 2004 Prüfungsteil II Inhaltliche Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch - Zentrum-Peripherie-Modell - Landschaftszonen und -verteilung, Nutzung und Umweltdegradation in der Zone der

Grasländer b) Erwartungshorizont Unterrichtliche Voraussetzungen Der erste Teil der Aufgabe bezieht sich vorwiegend auf das 2. und in geringem Maße auf das 1. Kurshalbjahr. Die Schüler kennen die räumlichen Dimensionsstufen. Räume unterschiedlichen Entwick-lungsstandes (Nigeria, China, Japan) wurden behandelt. Mithilfe von Indikatoren (z. B. BIP, HDI, Bevölkerungswachstum) können die Schülerinnen und Schüler den Entwicklungsstand von Ländern kennzeichnen. Strukturen und raumprägende Prozesse in diesen Ländern wurden unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Im Unterricht der Kursstufe wurde die Auswertung vielfältiger Materialien weiter geübt und angewendet. Die Prüfungsaufgabe dient u. a. der Überprüfung der Methode einer Raum-analyse, da sie in Teilen hier angewendet werden muss. Neben der Sachkompetenz des Prüflings wird auch seine Medienkompetenz überprüft. Denn diese muss er aufzeigen, indem er selbstständig eine Gliederung zur Bearbeitung dieser Aufgabe erstellt, Schwerpunkte setzt, planvoll die Materialien nutzt sowie seine Kenntnisse auf Australien anwendet. Australien war kein Unterrichtsgegenstand. Der zweite Teil der Aufgabe bezieht sich hauptsächlich auf das erste und teilweise auf das vierte Kurshalbjahresthema. Als Agrarökosystem wurden die Great Plains untersucht und an diesem Beispiel das Dust-Bowl-Syndrom charakterisiert.

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Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung Prüfungsteil I Beispiel für die Strukturierung der Problemerörterung Formulieren des Problems: Gehört Australien zu den wirtschaftlichen Zentren der Erde oder zu ihrer Peripherie? Gibt es innerhalb Australiens Zentren und Peripherien? Problembearbeitung: (Anforderungsbereiche I und II, überwiegend II) Der Prüfling benennt unterschiedliche Dimensionen, die hier anwendbar sind (regionale und globale Dimension). Er legt dar, dass auf regionaler Ebene die Zentren an der Küste zu finden sind, da diese naturräumlich (und historisch) begünstigt sind. Sie bilden von der Bevölkerungsverteilung und der Wirtschaft her gesehen den Kernraum Australiens. Die Peripherie dagegen liegt im Inneren Australiens. Hier im „outback“ überwiegen landwirtschaftliche Nutzung und Bergbau. Darüber hinaus zeigt der Prüfling auf, dass auf globaler Ebene Australien Peripherie für die Industrieländer zu sein scheint, was zum einen historisch bedingt ist, zum anderen wird dies an der Handelsstruktur deutlich. Der Widerspruch von Handelsstruktur und Wirtschaftsdaten ist nachzuweisen. Unter Beach-tung dieser Indikatoren, müsste Australien als Peripherie (Export von Rohstoffen und Nah-rungsmitteln, Import von hochwertigen Gütern) und gleichzeitig auch als Zentrum (BIP, Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP) gekennzeichnet werden. Als Zentrum ist hier gemeint die Industrieländer/Dienstleistungsgesellschaft, eine Peripherie ist mit Merkmalen eines Entwicklungslandes behaftet. Werten und Stellung nehmen (Anforderungsbereich III) Der Prüfling nimmt Bezug auf den Eingangstext und macht deutlich, dass es auch für ein hoch entwickeltes Land nicht zwingend notwendig ist, hochwertige Produkte zu exportieren. Erstens ist der eigene Absatzmarkt zu klein, zweitens ist Australien von Billiglohnländern umgeben, drittens sind die USA und China boomende Wirtschaftsregionen und liegt das rohstoffarme Japan in geographischer Nähe. Als Antwort auf die Eingangsfrage sollte der Prüfling Australien als Semiperipherie kennzeichnen. Fazit: Der Prüfling weist nach, dass er ein Thema selbstständig strukturieren und es unter Beachtung unterschiedlicher Dimensionsstufen untersuchen kann. Gewichtung der Anforderungsbereiche

I : II : III ≙ 25 : 55 : 20 Prüfungsteil II Wenn der Prüfling das Zentrum-Peripherie-Modell nicht in seine Ausführungen einbezogen hat, bietet es sich als Einstieg in das Prüfungsgespräch an. Anschließend beschreibt er die Verbreitung der Grasländer (z. B. Steppen in der Ukraine und Kasachstan, Great Plains, Pampa in Südamerika) auf der Erde. Er macht deutlich, dass diese sich auf fast allen Kontinenten in kontinentaler Lage befinden und er erklärt das Ent-stehen mithilfe der atmosphärischen Zirkulation. Er weist die intensive Nutzung der Grasländer vor allem in Europa und Nordamerika nach (zusätzlich vorbereitete Materialien der Lehrkraft, z. B. Hektarerträge im Vergleich, Anteil an der Welternte o. Ä.) und leitet Folgen für den Boden ab (Bodendegradation). Abschließend erläutert er Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung. Das Problem der Bodendegra-dation in der Landwirtschaft ist auf Deutschland/Sachsen-Anhalt übertragbar.