mit neuer pulverkabine kosten reduziert und qualität verbessert

3
JOT 7 | 2004 32 verursacht wurden – ein Riesenverlust bei 350 beschichteten Rasenmäher- gehäusen pro Stunde. Darüber hinaus wusste man, dass mit moderner Tech- nik gleichmäßigere und glattere Schichten erzielt werden können, als es mit den Geräten der vorletzten Generation möglich war. Ein weiteres Problem waren die steigenden Entsorgungskosten. Die Farbwechsel haben ständig zugenom- men und damit stieg auch die Abfall- menge. Die Entsorgungskosten betru- gen zuletzt ein Drittel der gesamten Kosten für den Kauf von neuem Beschichtungspulver – ein Kosten- block, der bei einem jährlichen Pulver- verbrauch von über 40 Tonnen massiv zu Buche schlug. Mit Pflichtenheft und Praxis- versuchen zur idealen Lösung Der Entschluss, in eine neue, zwei- te Pulverlinie zu investieren – die erste Linie für die Hausfarbe Gelb stand noch nicht zur Diskussion –, fiel den Verantwortlichen 2002 entsprechend leicht. Obwohl Al-Ko Kober schon lan- ge treuer Kunde der J.Wagner AG ist, waren bei der Wahl des Anlagenliefe- D ie Al-Ko Kober GmbH aus Obdach im Zirbenland, an der steirisch-kärntnerischen Grenze, ist ein Unternehmen der Al-Ko-Gruppe mit Hauptsitz in Kötz bei Ulm. Die Grup- pe beschäftigt weltweit fast 4000 Mit- arbeiter. 1931 durch Alois Kober gegründet, produziert und vertreibt das Unternehmen seit dieser Zeit unter anderem Gartengeräte. Die Pro- duktpalette reicht vom Rasenmäher bis zum Häcksler, vom Vertikutierer bis zum Rasentraktor mit 20 PS. In dem 1965 gegründeten Werk Obdach sind 230 Mitarbeiter tätig. Stark gestiegene Kosten für Rüst- und Wartungsarbeiten 1986 wurde im Werk Obdach mit der Pulverbeschichtung begonnen. Seitdem haben Kabinen und Appli- kationsgeräte eine markante Ent- wicklung durchgemacht. Was damals noch notwendiges Übel war – Farb- wechselzeiten von über einer Stunde, obwohl drei Mann eingesetzt wurden – verursachte den zuständigen Abtei- lungsleitern mehr und mehr Kopfzer- brechen. Eine Analyse der Betriebsdaten zeigte, dass jährlich alleine durch Rüst- und Wartungsarbeiten monatlich 27 Stunden Produktionsunterbrechung Mit neuer Pulverkabine Kosten reduziert und Qualität verbessert Bis zu 700 m 2 oder 350 Rasen- mähergehäuse lassen sich in der neuen Kabine bei Al-Ko problem- los und ohne Unterbrechungen beschichten Mit dem Ersatz der altgedienten Pulverbeschichtungsanlage durch eine moderne Linie verbesserte ein österreichischer Hersteller von Gartengeräten nicht nur die optische und mechanische Qualität der Produktoberflächen, sondern steigerte auch die Verfügbarkeit und Effizienz der Anlage. PULVERBESCHICHTEN Neben der Pulverbeschichtungsanlage investierte Al-Ko 2003 auch in die Umrüstung der Vorbehandlungsanlage für einen abwasserfreien Betrieb. In der Anlage werden die Teile vor der Pulverbeschichtung gereinigt und phospha- tiert. Nach dem Entfetten/Phosphatieren folgen vier Spülen, die letzte wird mit vollentsalztem Wasser gespeist. Früher mussten über 100 Tonnen Abwasser entsorgt werden. Um den Abfall zu reduzieren, investierte man in einen Ver- dampfer, eine Ultrafiltrationsanlage, zwei Phasenseparatoren und einen Schwerkraftentöler. Diese Investitionen zeigten Wirkung. Die Bäder weisen heute eine Standzeit von sieben Monaten auf. Früher wurden die Bäder etwa nach drei Wochen gewechselt. Nach sieben Monaten verwirft der Betreiber die Bäder, lässt sie über den Verdampfer aufbereiten, verwendet das Destillat für den Neuansatz und entsorgt das Konzentrat. Dadurch fallen nur noch 3,5 Tonnen Abfall im Jahr zur Entsorgung an. ABFALL AUS DER VORBEHANDLUNG ERHEBLICH REDUZIERT

Upload: robert-luescher

Post on 21-Mar-2017

215 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: Mit neuer Pulverkabine Kosten reduziert und Qualität verbessert

JOT 7|200432

verursacht wurden – ein Riesenverlustbei 350 beschichteten Rasenmäher-gehäusen pro Stunde. Darüber hinauswusste man, dass mit moderner Tech-nik gleichmäßigere und glattereSchichten erzielt werden können, alses mit den Geräten der vorletztenGeneration möglich war.

Ein weiteres Problem waren diesteigenden Entsorgungskosten. DieFarbwechsel haben ständig zugenom-men und damit stieg auch die Abfall-menge. Die Entsorgungskosten betru-gen zuletzt ein Drittel der gesamtenKosten für den Kauf von neuemBeschichtungspulver – ein Kosten-block, der bei einem jährlichen Pulver-verbrauch von über 40 Tonnen massivzu Buche schlug.

Mit Pflichtenheft und Praxis-versuchen zur idealen Lösung

Der Entschluss, in eine neue, zwei-te Pulverlinie zu investieren – die ersteLinie für die Hausfarbe Gelb standnoch nicht zur Diskussion –, fiel denVerantwortlichen 2002 entsprechendleicht. Obwohl Al-Ko Kober schon lan-ge treuer Kunde der J.Wagner AG ist,waren bei der Wahl des Anlagenliefe-

Die Al-Ko Kober GmbH ausObdach im Zirbenland, an der

steirisch-kärntnerischen Grenze, ist einUnternehmen der Al-Ko-Gruppe mitHauptsitz in Kötz bei Ulm. Die Grup-pe beschäftigt weltweit fast 4000 Mit-arbeiter. 1931 durch Alois Kobergegründet, produziert und vertreibtdas Unternehmen seit dieser Zeit

unter anderem Gartengeräte. Die Pro-duktpalette reicht vom Rasenmäherbis zum Häcksler, vom Vertikutiererbis zum Rasentraktor mit 20 PS. Indem 1965 gegründeten Werk Obdachsind 230 Mitarbeiter tätig.

Stark gestiegene Kosten fürRüst- und Wartungsarbeiten

1986 wurde im Werk Obdach mitder Pulverbeschichtung begonnen.Seitdem haben Kabinen und Appli-kationsgeräte eine markante Ent-wicklung durchgemacht. Was damalsnoch notwendiges Übel war – Farb-

wechselzeiten von über einer Stunde,obwohl drei Mann eingesetzt wurden– verursachte den zuständigen Abtei-lungsleitern mehr und mehr Kopfzer-brechen.

Eine Analyse der Betriebsdatenzeigte, dass jährlich alleine durch Rüst-und Wartungsarbeiten monatlich 27Stunden Produktionsunterbrechung

Mit neuer Pulverkabine Kostenreduziert und Qualität verbessert

Bis zu 700 m2

oder 350 Rasen-mähergehäuse lassen sich in derneuen Kabine bei Al-Ko problem-los und ohne Unterbrechungenbeschichten

Mit dem Ersatz der altgedienten Pulverbeschichtungsanlage durch eine moderne Linie verbesserte ein österreichischer Hersteller von Gartengeräten nicht nur die optische und mechanische Qualität derProduktoberflächen, sondern steigerte auch die Verfügbarkeit und Effizienz der Anlage.

P U L V E R B E S C H I C H T E N

Neben der Pulverbeschichtungsanlage investierte Al-Ko 2003 auch in dieUmrüstung der Vorbehandlungsanlage für einen abwasserfreien Betrieb. In derAnlage werden die Teile vor der Pulverbeschichtung gereinigt und phospha-tiert. Nach dem Entfetten/Phosphatieren folgen vier Spülen, die letzte wird mitvollentsalztem Wasser gespeist. Früher mussten über 100 Tonnen Abwasserentsorgt werden. Um den Abfall zu reduzieren, investierte man in einen Ver-dampfer, eine Ultrafiltrationsanlage, zwei Phasenseparatoren und einenSchwerkraftentöler. Diese Investitionen zeigten Wirkung. Die Bäder weisenheute eine Standzeit von sieben Monaten auf. Früher wurden die Bäder etwanach drei Wochen gewechselt. Nach sieben Monaten verwirft der Betreiberdie Bäder, lässt sie über den Verdampfer aufbereiten, verwendet das Destillatfür den Neuansatz und entsorgt das Konzentrat. Dadurch fallen nur noch 3,5Tonnen Abfall im Jahr zur Entsorgung an.

A B F A L L A U S D E R V O R B E H A N D L U N GE R H E B L I C H R E D U Z I E R T

Page 2: Mit neuer Pulverkabine Kosten reduziert und Qualität verbessert

JOT 7|200434

P U L V E R B E S C H I C H T E N

ranten in erster Linie die technischenAspekte ausschlaggebend.

19 verschiedene Rubriken umfasstedas Pflichtenheft. Wichtig war derGeschäftsleitung und dem Projektver-antwortlichen Franz Grillitsch, dassElektrostatik und Kabine aus einerHand stammten und die Anlage für diespezifischen Bedürfnisse von Al-Komaßgeschneidert würde. Bei den imRennen verbliebenen Anbietern fuhrman dann Praxisversuche.

Es zeigte sich schnell, dass eine ver-tikale Anordnung der Pistolen auch beikomplexen Werkstücken ideale Resul-tate liefert. Schon beim nächsten Krite-rium, der Schichtdickenverteilung,hatte Wagner die Nase vorn. Weiterewichtige Punkte umfassten dieGewährleistung kürzester Umbauzei-ten, separate und verschiebbare Hub-ständer für stationäre Pistolen, einmaßgeschneidertes Pulverzentrum, einkontinuierlicher Pulveraustrag auseiner begehbaren Kabine, das Ein-dringvermögen der Elektrostatik sowieein hoher Abscheidegrad.

Dazu René Kühnis, Ressort- undProjektleiter bei J.Wagner für denösterreichischen und den SchweizerMarkt: „Das Anforderungsprofil unddie gesetzten Ziele zwangen uns, sämt-liche Register der Verfahrens- undApplikationstechnik zu ziehen, damitwir diese komplexe Aufgabe in vollemUmfang erfüllen konnten.“

Das Rückgewinnungssystem ein-schließlich Kabine sollte möglichstwenig Pulver im Kreislauf aufweisen,mit Vor- und Nachbeschichtungsplät-zen an verschiedenen Positionen ver-sehen sein, viel Licht in den Arbeits-raum lassen, begehbar sein und trotzder Fördergeschwindigkeit von 4,5m/min. kompakt bleiben. Dabei warenfür ein optimales Beschichtungsergeb-nis 24 Automatikpistolen notwendig,wovon die stationären Pistolen nichtständig im Einsatz sind, dafür abermeistens manuell vor- und nachbe-schichtet wird. Für hochkomplexe Tei-le ist noch eine dritte Handbeschich-ter-Position notwendig.

Die von J.Wagner angebotene Kabi-ne (Supertech 20 Plus) mit integrier-tem Austrageband bietet durch ihreBauweise viel Licht und bewältigt den

zum Teil sogar über Winkeldüsen ihreideal eingestellten Pulvermengen ein-bringen, steht jeweils ein Handbe-schichter außerhalb des eigentlichenBeschichtungsraumes.

Eine einseitige Wand aus Kabinen-material verlängert den Beschichtungs-raum auf beiden Seiten soweit wienötig, damit der Overspray der Hand-geräte direkt in die Kabine hineingesaugt wird. Dabei entsteht nicht ein-mal auf den Arbeitspodesten eine nen-nenswerte Verschmutzung – auch nichtnach mehreren Beschichtungsstunden.Die Kabinenverlängerungen sind wieTüren konstruiert, die sich einfach aufder jeweils anderen Kabinenseiteanschlagen lassen.

Wesentlichen Anteil an der perfek-ten Luftführung hat die Konstruktionmit dem Austrageband. Auf beidenSeiten des am Boden umlaufenden

im Automatikbetrieb bei komplexenTeilegeometrien erheblichen undunvermeidlichen Overspray spielend.Zusammen mit der Pulverversorgungund dem Monozyklon ermöglicht dieKabine Farbwechselzeiten zwischen10 und 20 Minuten. In jeder Schichtwerden diese Zeiten problemlos bis zusechs Mal erreicht, sollen doch proStunde durchschnittlich 700 m2

beschichtet werden.

Saubere Umgebung durch perfekten Lufthaushalt

Was bei der Besichtigung der neuenAl-Ko-Pulveranlage als erstes auffällt,ist die geradezu akribische Sauberkeit,die um die neue Anlage herum herrscht. Am Anfang und am Ende derKabine, in die 24 Automatikpistolen

Beidseitig in Förderrichtung stehen die Handbeschichter außerhalb der Kabine – dennoch bleibt das gesamte Umfeld absolut sauber

Kabine: Supertech 20 Plus Schnellfarbwechselsystem, Monozyklon-Rückgewinnung mit 22 000 m3/h, Pulverzentrum W-MPZ-27

Applikation: 24 Automatikpistolen PEA-C3XL, 3 Handpistolen PEM-C3-R

Bewegungs 2 EBA-3-19, 2 Gerätegruppen für 2 und 4 feststehendeautomaten: Pistolen, 4 Tiefenzustellwagen ZW-900

Steuerung: Steuerschrank Typ KS-200 mit separatem, schwenkbaremBedienungspanel MP 370

Brandschutz: Inergen-Brandschutzanlage

D I E W I C H T I G S T E N A N L A G E N -K O M P O N E N T E N I M Ü B E R B L I C K

Page 3: Mit neuer Pulverkabine Kosten reduziert und Qualität verbessert

JOT 7|200435

überrascht. Zudem werden wir auchheute noch, fast ein Jahr nach Abnah-me der Anlage, jederzeit kompetentunterstützt. Ersatzteil-Lierferungentreffen innerhalb von 24 Stunden nachder Bestellung ein, und technischenSupport vor Ort können wir innerhalbvon acht Stunden bekommen, dasklappt hier wirklich hervorragend.“

Musterprojekt beim idealenKunden mustergültig ausgeführt

Die Integration einer neuenSystemtechnologie in eine bestehendeAnlage mit Übernahme aller überge-ordneten Parameter wie Förderge-schwindigkeit oder zur Verfügung stehender Platz ist immer eine Heraus-forderung. René Kühnis: „Es ist fürden Anbieter nur von Vorteil, wennsich ein Kunde mit seinem zuständi-gen Personal in die Mitverantwortungstellt. Herr Grillitsch übernahm Ver-antwortung und trug damit einenwesentlichen Teil zum Gelingen die-ses Projektes bei.“

Der Betreiber ist mit der neuenAnlage nicht nur hoch zufrieden, son-dern stellt sie auch als Vorzeigeobjektzur Verfügung. Dazu Gillitsch: „Wirhaben 0,0x% Ausschuss und sindglücklich über die Resultate, die wiemit der neuen Anlage erzielen. Wirsind hier offen für alle Besucher.“

Robert Lüscher

ge an Verlustpulver auf einen Dritteldes früheren Wertes reduziert werden.Ein weiterer Grund für die Reduzie-rung des Verlustpulvers ist auch diewesentlich höhere Effizienz des Zyklo-ns gegenüber dem alten Modell.

Einen wichtigen Beitrag zu schnel-len und sauberen Farbwechseln leistendie von Wagner entwickelten ansinte-rungsfreien POE-Pulverschläuche, diehier zum Einsatz kommen. ImSchlauch ist eine Karbonader einextru-diert, die lästige Reibungsladungenüber Erdpotenzial abführt. Selbst beiFarbwechseln von Schwarz auf Weißmuss das Schlauchpaket nicht mehrgewechselt werden.

Zudem sind alle Schläuche mitgroßen Radien verlegt, was zusätzlichVerschmutzungen oder gar Verstopfun-gen vorbeugt. Betreibt Al-Ko nuneinen hohen Wartungsaufwand?„Stimmt so nicht“, sagt uns der Abtei-lungsleiter. „Die Anlage macht uns dieWartung leicht. Nicht nur bezüglichArbeitsaufwand im Normalbetrieb,auch beim Verschleiß waren wir positiv

Bandes erfolgt die Absaugung durchschmale Schlitze über die ganze Kabi-nenlänge. Dadurch entsteht im gesam-ten Arbeitsbereich eine gleichmäßige,nach unten gerichtete Strömung, dieden Overspray mitnimmt oder sofortüber das kontinuierlich laufende Bandausträgt und der Rückgewinnungzuführt. Im gesamten Kreislauf sindkaum mehr als knapp drei KilogrammBeschichtungspulver vorhanden.

„Der Lufthaushalt“, so Grillitsch,„ist einfach perfekt. An jeder Öffnungder Kabine messen wir immer leichtmehr als 0,5 m/s Lufteintrittsgeschwin-digkeit. Natürlich achten wir zudemspeziell auf Sauberkeit, aber an dieserAnlage fällt es uns extrem leicht!“

Dass Al-Ko eine Vorzeigeanlagebetreibt, liegt aber auch daran, dass dasUnternehmen großen Wert auf die permanente Verfügbarkeit legt. Sowünschte man sich spezielle Inspekti-onsklappen in der Zyklonleitung. Auchbaute Wagner diese Zuleitung nacheinem neuen Prinzip mit – man höreund staune – rechteckiger Abwicklungim verlängerten Eck vor dem Abschei-der. Diese spezielle Bauart verhindertjede Ablagerung in der Zuleitung.

Anlagenwartung einfach gemacht

Je weniger Pulver sich ablagernkann und je weniger Pulver im Kreis-lauf ist, desto einfacher und schnellerwerden auch die Farbwechsel. Trotzsteigender Farbvielfalt kann Al-Koheute viel öfter auch bei Kleinchargenauf Rückgewinnung beschichten.Nicht zuletzt dadurch konnte die Men-

P U L V E R B E S C H I C H T E N

J. Wagner AG, CH-Altstätten, Tel. +41/71/7 57 22 11,

[email protected]

Abteilungsleiter Franz Grillitsch,hier an der Steuerung, ist hoch-zufrieden mit der neuen Beschich-tungslinie