leberwachstum und mikrosomale redoxenzyme unter dem einfluß induzierender substanzen

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72 Referate der siebten Friihjahrstagung spektrophotometrisch sowie an einigen anderen Farbreaktionen (Ehr- liehs Reagens, Eisen-3-chlorid, Berlinerblau-Probe). Ferner vergleichende Dfinnschichtchromatographie. Die Referenzsubstanzen wurden syn- thetisch hergestellt. Zur quantitativen Bestimmung des ~qorphenazons wurde die Umsetzung mit 4-Amino-antipyrin zur intensiv rot gef/~rbten l~Iethylrubazons/~ure herangezogen. Mit dieser Methode haben wir bei Ratten nach Phenazongabe 10--20°/o als Norphenazon wiedergefunden. Es handelt sich demnach bei Norphenazon bei der Ratte um einen Haupt- metaboliten des Phenazons. Mit dem Nachweis des Norphenazons ist, neben dem 4-Hydroxy- phenazon, eine weitere Parallele zum Amidopyrinstoffwechsel aufgefun- den, bei dem in der Rubazon- und Methylrubazons/~ure bereits zwei Ringdemethylierte Ausscheidungsprodukte bekannt sind. Literatur [1] BI~oDI~, B., and J. AXELROD : J. Pharmaco|. exp. Ther. 98, 97 (1950). [2] TocRI~o: zit. nach I~ME~, H. : PersSnliche Mitteflung. Dr. R. SCR-~PPEL Institut fiir Toxikologie der Universit~t, 74 Tiibingen, Wilhelmstr. 56 Leberwachstum und mikrosomale Redoxenzyme unter dem Einflufl induzierender Substanzen. Von R. SCHULTE-HERMANN, I. SCHLICHT, S. MAGOUR und W. KORA~S~Y Eine Anzahl yon Substanzen verursacht bei verschiedenen Versuchs- tieren eine VergrSl~erung der Leber [3, 5, 2]. Wir bemiihten uns fest- zustellen, ob die Zunahme des Lebergewichtes 1. auf einer Einlagerung yon Wasser, Lipoiden oder anderen Stoff- wechselprodukten, 2. auf einer VergrSl~erung des Leberzellvolumens durch Vermehrung cytoplasmatischer Strukturen oder 3. auf einer Vermehrung der Zellzahl beruht. Unter der Wirkung yon a-Hexachlorcyclohexan als induzierende Substanz vermehrt sich das Lebergewicht um 60--70°/o; der prozentuale Anteil yon Wasser, Lipoid und Protein am Lebergewebe /~nderte sich nicht. Dagegen stieg die Mitose-Rate anf das 50fache des Kontrollwertes an (p < 0,002). Das Maximum der Steigerung lag am 2. Tag. Gleich- zeitige Bestimmung des Thymidin-H3-Indexes mit Hilfe yon Autoradio- graphie ergab eine analoge Steigerung. Wir schliel~en daraus, dab zu- mindest ein wesentlicher Tell des Gewichtszuwachses auf einer Zunahme der Zellzahl beruht. Auch nach Barbituratvergiftungen kommt es in der menschlichen Leber zu einer beachtlichen ErhShung der Mitose-Rate [7].

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Page 1: Leberwachstum und mikrosomale Redoxenzyme unter dem Einfluß induzierender Substanzen

72 Referate der siebten Friihjahrstagung

spektrophotometrisch sowie an einigen anderen Farbreaktionen (Ehr- liehs Reagens, Eisen-3-chlorid, Berlinerblau-Probe). Ferner vergleichende Dfinnschichtchromatographie. Die Referenzsubstanzen wurden syn- thetisch hergestellt. Zur quantitativen Bestimmung des ~qorphenazons wurde die Umsetzung mit 4-Amino-antipyrin zur intensiv rot gef/~rbten l~Iethylrubazons/~ure herangezogen. Mit dieser Methode haben wir bei Rat ten nach Phenazongabe 10--20°/o als Norphenazon wiedergefunden. Es handelt sich demnach bei Norphenazon bei der Rat te um einen Haupt- metaboliten des Phenazons.

Mit dem Nachweis des Norphenazons ist, neben dem 4-Hydroxy- phenazon, eine weitere Parallele zum Amidopyrinstoffwechsel aufgefun- den, bei dem in der Rubazon- und Methylrubazons/~ure bereits zwei Ringdemethylierte Ausscheidungsprodukte bekannt sind.

Literatur [1] BI~oDI~, B., and J. AXELROD : J. Pharmaco|. exp. Ther. 98, 97 (1950). [2] TocRI~o: zit. nach I~ME~, H. : PersSnliche Mitteflung.

Dr. R. SCR-~PPEL Institut fiir Toxikologie der Universit~t, 74 Tiibingen, Wilhelmstr. 56

Leberwachstum und mikrosomale Redoxenzyme unter dem Einflufl induzierender Substanzen. Von R. SCHULTE-HERMANN, I. SCHLICHT, S. MAGOUR und W. KORA~S~Y

Eine Anzahl yon Substanzen verursacht bei verschiedenen Versuchs- tieren eine VergrSl~erung der Leber [3, 5, 2]. Wir bemiihten uns fest- zustellen, ob die Zunahme des Lebergewichtes

1. auf einer Einlagerung yon Wasser, Lipoiden oder anderen Stoff- wechselprodukten,

2. auf einer VergrSl~erung des Leberzellvolumens durch Vermehrung cytoplasmatischer Strukturen oder

3. auf einer Vermehrung der Zellzahl beruht.

Unter der Wirkung yon a-Hexachlorcyclohexan als induzierende Substanz vermehrt sich das Lebergewicht um 60--70°/o; der prozentuale Anteil yon Wasser, Lipoid und Protein am Lebergewebe /~nderte sich nicht. Dagegen stieg die Mitose-Rate anf das 50fache des Kontrollwertes an (p < 0,002). Das Maximum der Steigerung lag am 2. Tag. Gleich- zeitige Bestimmung des Thymidin-H3-Indexes mit Hilfe yon Autoradio- graphie ergab eine analoge Steigerung. Wir schliel~en daraus, dab zu- mindest ein wesentlicher Tell des Gewichtszuwachses auf einer Zunahme der Zellzahl beruht. Auch nach Barbituratvergiftungen kommt es in der menschlichen Leber zu einer beachtlichen ErhShung der Mitose-Rate [7].

Page 2: Leberwachstum und mikrosomale Redoxenzyme unter dem Einfluß induzierender Substanzen

l%eferate der siebten Frfihjahrstagung 73

Offenbar bewirken bes t immte Induk to ren nicht nur eine Aktivit/i ts- steigerung mikrosomaler E n z y m e und eine Vermehrung endoplasmati- scher Membranen [6, 1], sondern auch eine Vergr61~erung der Zellzahl. Wi t versuchten, die Frage, ob diese drei Phiinomene sich in ihrem Ab- lauf gegenseitig bedingen, durch Vergleich der Wirkung verschiedener Induk to ren au f mehrere induzierbare Systeme zu beantworten. Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengestel l t ; zur Erg/~nzung sind entsprechende Werte nach I tepatek~omie angeffigt. Hervorzuheben ist, dab g -HCI t den Gehalt der Mikrosomen an Cy~ochrom-Pa~ 0 erhSht; das war zu erwarten, nachdem bereits frfiher eine Beschleunigung mikro- somaler Oxydat ionen unter ~¢-HCH beobachte t worden war [4].

Tabelle

Gewicht Mitose- Amino- Acet- Cyt.- Cyt.- Aldeh.- Rate pyrin anilid P 450 b 5 Oxyd.

c¢-HCH + + + + + + + + + 0 ++ + + + + Luminal ++ + + + + 0 + + + + ++ Benzpyren 0 + + + + + + + - - CFT 1201 (+) 0 ++ + + + + 0 0

Hepatek~mie + + + + + +

Auch die Phenylessigs~ure-Derivate CFT 1201 und S K F 525-A, die als Hemms~offe mikrosomaler Reakt ionen bekann t sind, bewirken eine signifikante dosisabh~ngige Steigerung des Gehalts der Mikrosomen an P450 (naeh 6 × 75 mg/kg CFT in 3 Tagen Verdopplung des P450 bezogen auf mikrosomalen N).

Wir schlie~en aus den dargestell ten Ergebnissen, dab einzelne Sub- s tanzen versehiedene Induk t ionen ausl6sen k6nnen, die u . U . gleich- zeitig nebeneinander auftreten, in ihrem Ablauf aber nieh~ kausalver- kniipft sein mfissen.

Literatur [1] CONNEy, A. H. : Ann. N. ¥ . Acad. SeL 123, 98 (1965). [2] --, and A. G. G~MAN: J. biol. Chem. 238, 3682 (1963). [3] FITZHVG~, O. G., A. A. NELSON, and J. P. FRAWLE¥: J. Pharmaeol. exp. Ther.

100, 59 (1950). [4] G~ZAL, A., W. KGRANSKY, J. 1)oR~m, H.W. VO~LAND U. I. KL~.~PAV:

Naunyn-Sehmiedebergs Arch. exp. Path. Pharmak. 249, 1 (1964). [5] Kv~cz, W., u. H. J. KmeH~E~O: Verb. d~sch, l)h~rmakol. Ges. 29. Tag. 1965,

S. 62. -- Kv-sz, W., G. Se~vD~ u. M. SIESS: desgl., S. 63. [6] R E ~ R , H., and H. J. NI~K~R: Ann. N. ¥ . Aead. Sci. 123, 79 (1965). [7] SCHr~C~T, I. : Verh. dtsch. Ges. inn. IVied. 69, 5130 (1963).

Prof. Dr. W. KOI~ANSKY Pharmakologisehes Institut der l~reien Universit~t, Berlin 33, Thielallee 69--73

Dr. I. SC~LICI~ Nuklearmedizinisehe Abteilung, I. medizinische Klinik, Krankenhaus Westend,

Berlin 19, Spandauer Damm 130