laudatio anläßlich der verleihung des bundesverdienstkreuzes an herrn prof. dr. konrad hammacher
Post on 25-Aug-2016
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L A U D A T I O
Herr Prof. Hammacher wurde 1928in Essen geboren. Von 1956–1960 warer in der Frauenklinik der Medizini-schen Akademie in Düsseldorf tätig.Damals begann er sich mit dem Pro-blem der apparativen Herzschlagüber-wachung des Feten zu befassen. Da ersah, daß man diesem Problem mehrgrundlagenwissenschaftlich entgegentreten mußte, ging er von 1961–1963an das Physiologische Institut der Uni-versität Münster. Dort hatte er die ei-gentlich geniale Idee, die den NamenHammacher auf immer mit der appa-rativen Herzschlagüberwachung in derganzen Welt verbinden wird, nämlichdie Idee, die elektronisch gemessenenperiodischen Zeitintervalle zwischenden einzelnen Herzaktionen miteinan-der zu vergleichen. Im Mai 1963kehrte Herr Hammacher an die Uni-versitäts-Frauenklinik nach Düssel-dorf zurück und hat hier die ersten Pro-totypen seines Geräts gebaut. Seit1965 wurde er bei der Entwicklungseiner medizinischen Geräte von derFa. Hewlett-Packard unterstützt. Indiese Zeit fällt auch die Entwicklungder Begriffe „Kardiotokographie“ und„CTG“, die von Herrn Hammacher ge-prägt wurden und in die klinische Rou-tine aufgenommen wurden. Wer heutejünger als 50 Jahre alt ist, kann sich garnicht vorstellen, daß Ausdrücke wieKardiotokographie und CTG frühernicht im Kreißsaal präsent waren unddaß die Geburtshilfe ohne diese Über-wachungsmethode betrieben wurde.Herr Hammacher hat sich mit Hilfe derKardiotokographie und seiner patho-
Ich begrüße Sie, meine sehr verehrtenDamen und Herren, sowie die Prorek-torin der Universität Düsseldorf, FrauProf. Mae, den Präsidenten der Deut-schen Gesellschaft für Gynäkologieund Geburtshilfe sowie den Präsiden-ten des Berufsverbands der Frau-enärzte zu dem nun anstehenden Er-eignis: Der Präsident der Bundesrepu-blik Deutschland hat auf Antrag desMinisterpräsidenten des Landes Nord-rhein-Westfalen Herrn Prof. Dr. med.Konrad Hammacher das Bundesver-dienstkreuz am Bande verliehen. Wirgratulieren Herrn Prof. Hammacher zudieser Auszeichnung und freuen uns,daß diese Auszeichnung während die-ses Fortbildungskongresses „Seminarder frauenärztlichen Akademie“ inDüsseldorf überreicht wird.
physiologischen Grundlagenkennt-nisse zu einem hervorragenden Ken-ner des Regelkreises des fetalen Kreis-laufs entwickelt. Seine Interpretatio-nen gehen weit über Scorepunkte hin-aus: „Die Kardiotokographie bringteine Fülle von Informationen, die beikonsequenter Ausschöpfung einefunktionelle Analyse einer Fre-quenzdynamik des fetalen Herzens er-möglichen“.
1969 wurde Herrn Hammacher dergerade geschöpfte Maternité-Preisder Deutschen Gesellschaft für Peri-natale Medizin verliehen mit der Begründung: „Die Entwicklung desersten einfachen, für Routinezweckegeeigneten Registrierprinzips zurÜberwachung der fetalen Herzaktio-nen“.
Im Mai 1969 verließ Herr Hamma-cher Düsseldorf und übernahm dieLeitung der Sektion für Biomedizini-sche Technik der Fa. Hoffmann La Ro-che in Basel. In dieser Baseler Zeit hater sich neben anderen biomedizini-schen Problemen mit der beheiztenElektrode für die transkutane Sauer-stoffdruckmessung befaßt. Im Februar1972 begann er wieder mit der klini-schen Arbeit als Oberarzt an der Ba-seler Universitäts-Frauenklinik unterProf. Otto Käser, der ihn auch 1974 ha-bilitierte. Im April 1977 nahm HerrProf. Hammacher den Ruf auf denLehrstuhl für Geburtshilfe und Frau-enheilkunde an die Universitäts-Frau-enklinik Tübingen an. Er wurde dort1985 emeritiert.
Herr Prof. Hammacher hat über dieapparative Herzschlagüberwachunghinaus viele konstruktive und techni-sche Ideen gehabt, die heute an man-chen Stellen in der Geburtshilfe gese-hen werden können, einschließlich einer speziellen Rooming-in-Bettein-heit oder einem neuartigen Beat-mungsprinzip von Neugeborenen. DieVorstellungen und die geniale Idee derKardiotokographie hat einen Sieges-zug um die Welt angetreten. KonradHammacher ist mit diesem Prinzip Teil geworden der Geschichte der Me-dizin und der Geschichte der Geburts-hilfe.
Joachim W. Dudenhausen, Berlin
PerinatalMedizin (1999) 10:104 © Springer-Verlag 1999
Laudatio anläßlich der Verleihungdes Bundesverdienstkreuzes anHerrn Prof. Dr. Konrad Hammacher