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07/06/2012 1 Knochen und Krebs Knochenbiologie

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1

Knochen und Krebs

Knochenbiologie

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2

Das menschliche Skelett

>200 Knochen

Axiales Skelett

– Schädel, Thorax und Wirbelsäule

– Schützt die Organe

Appendikuläres Skelett

– Obere und untere Gliedmaßen

– Über Schulter und Becken mit dem axialen Skelett verbunden

Trabekulärer Knochen1,2

Kortikaler Knochen1,2

Schematischer Längsschnitt durch einen menschlichen Röhrenknochen1

Wirbel >80%

Femurhals ~65%

Kalzifiziertes Volumen 15–25%

Distale Tibia >95%

Distaler Radius >95%

Kalzifiziertes Volumen 80–90%

Das Skelett setzt sich aus kortikalem und

trabekulärem Knochen zusammen

1. Baron R. General principles of bone biology. In: Favus MJ, ed. Primer on the

metabolic bone diseases and disorders of mineral metabolism, 5th ed. 2003;1–8. 2.

Riggs BL et al. J Bone Miner Res 2004;19:1945–54.

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3

Trabekulärer Knochen:

– 20% der Knochenmasse

– Alle 3–4 Jahre ersetzt

– Innere Knochenstruktur

– Festigkeit und Elastizität

– Stark vaskularisiert

– Ständiges Remodeling

– Mineralstoffwechsel

– Bevorzugter Ort der

Metastasierung

Trabekulärer Knochen mit Honigwaben-ähnlicher Struktur

Nach Dempster DW. Primer on the metabolic bone diseases and disorders of mineral

metabolism, 6th ed. 2006:7–11.

Bussard KM et al. Cancer Metastasis Rev 2008;27:41–55

Trabekulärer Knochen –

wichtig für Knochenstoffwechsel und -umsatz

Kortikaler Knochen:

– 80% der Knochenmasse

– Alle 10 Jahre ersetzt

– Äußere Oberfläche

– Definiert die Knochenform

– Ansatzstelle für Muskeln

und Sehnen

Kortikaler Knochen mit dichter, glatter, Struktur

Nach Dempster DW. Primer on the metabolic bone diseases and disorders of mineral

metabolism, 6th ed. 2006:7–11.

Kortikaler Knochen macht rund 80% der

Knochenmasse aus

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4

Knochenremodeling

Aufbau des Knochengewebes

Knochen-gewebe

Knochenmatrix

Organische Matrix

Kollagen Typ 1 (90%)

nicht-kollagene Proteine (10%)

Mineralien (v.a. Calcium-hydroxylapatit-

kristalle)

Zellen

Osteoblasten Osteoklasten Osteozyten

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5

Drei Arten von Knochenzellen

Osteoblasten: Knochenneubildung

Osteozyten: inaktive Osteoblasten

Sommerfeldt DW, Rubin CT. Eur Spine J 2001;10(Suppl 2):S86–S95. Fotos mit freundlicher Genehmigung von A Boyde.

Osteoklasten: Knochenresorption

Nahe der Knochenoberfläche

Große, mehrkernige Zellen

Setzen Abbauenzyme frei

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Osteoklast und

Knochenresorption

Osteoklasten:

Knochenresorbierende Zellen

1. Sommerfeldt DW, Rubin CT. Eur Spine J 2001;10(Suppl 2):S86–S95. 2. Marieb

EN, Hoehn K, eds. Human anatomy and physiology, 7th ed. 2006:176–98. Fotowiedergabe mit freundlicher Genehmigung von A Boyde.

Stark gefaltete Oberfläche,

an der die Knochenresorption

stattfindet

Mehrkernig

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6

Osteoklasten –

Differenzierung, Bildung und Funktion

Nach Boyle WJ, Simonet WS, Lacey DL. Nature 2003;423:337-342.

Knochenmark-

Vorläufer

Pro-Osteoklast

(CFU-GM)

Prä-Osteoklasten Fusionierter unreifer

Osteoklast

Reifer Osteoklast

PU.1 M-CSF

CSFR1

Fos

RANK

RANKL

NFκB

Mitff

TRAF6

Grey-lethal

Src

Carbonanhydrase II

Cathepsin K

TCIRG1

TRAP

CLCN7

TRAF6

RANKL

OPG

RANKL

OPG

MCSF

RANKL

OPG

MCSF

Osteoblasten:

Schlüsselrolle bei der Knochenneubildung

In Clustern entlang der Knochenoberfläche

An Synthese der Knochenmatrix beteiligt

1. Sommerfeldt DW, Rubin CT. Eur Spine J 2001;10(Suppl 2):S86–S95.

2. http://www.endotext.org/parathyroid/parathyroid2/index.html.

Ausgedehntes

Netzwerk des

endoplasmatischen

Retikulums Reich an

alkalischer

Phosphatase

Einzelner Kern

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Inaktive Osteoblasten innerhalb der Knochenmatrix1

Fingerförmige Ausstülpungen verbinden Osteozyten und Osteoblasten zu einem Netzwerk2

Dieses Netzwerk leitet mechanische und chemische Signale, die eine Anpassung an mechanische und umweltbedingte Belastungen ermöglichen2

1. Sommerfeldt DW, Rubin CT. Eur Spine J 2001;10(Suppl 2):S86–S95.

2. Berridge MJ. Cell signalling biology. 2009. www.biochemj.org/csb/007/csb007.pdf.

Osteozyten:

In die Knochenmatrix integrierte Osteoblasten

Courtesy of Dr GR Mundy, Vanderbilt University.

Knochenremodeling: Prozess der ständigen

Resorption und Neubildung

Osteoblast

Osteoklast

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8

Normale Knochenphysiologie: Gleichgewicht

zwischen Knochenresorption und -aufbau

Nach: Baron R. In: Favus MJ, ed. Primer on the Metabolic Bone Diseases and Disorders of

Mineral Metabolism 2003:1–8. Raisz LG. J Clin Invest 2005;115:3318–25.

Apoptotic

osteoclasts

Mineralisierung

Stromal and

bone lining cells

Knochenschwund dominiert, wenn mehr Knochen resorbiert als neu gebildet wird

Knochenresorption

Knochenaufbau

Reversal

Präosteoblasten

Wechsel Ruhe

Aktivierung

apoptotischer

Osteoklast

Stroma- und

Knochensaumzellen

Osteoklast

Osteoblasten

Bikle DD. US Muscoskeletal review 2008.

Boyle WJ et al. Nature 2003;423:337–342.

Der Knochenstoffwechsel wird durch

Hormone, Zytokine und Wachstumsfaktoren

reguliert

PDGF, platelet-derived growth factor; PTH, Parathormon; PTHrP, Parathormon-related Protein; TGF-β, Tumor-Wachstumsfaktor-β; TNF, Tumornekrosefaktor.

Verminderung der Knochenmasse Erhöhung der Knochenmasse

• PTH, PTHrP

• 1,25-(OH)2-Vitamin D3

• Corticosteroide

• TNF

• Calcitonin

• Östrogen, Androgen

• TGF-β

• PDGF

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Verstärktes

Knochen-

remodeling

Erhöhtes

Fraktur-

risiko

Bilder zur Verfügung gestellt von David W Dempster, PhD.

Beschleunigtes Knochenremodeling kann zu

erhöhtem Frakturrisiko führen

Struktur-

verschlech-

terung

Erhöhte

Brüchigkeit des

Skeletts

Wiedergabe der elektronenmikroskopischen Aufnahme mit freundlicher Genehmigung.© Tim Arnett, The Bone Research Society.

Durch Osteoklasten erodiertes trabekuläres

Knochenelement

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RANK-Ligand und der gesunde Knochen

• Im gesunden erwachsenen Knochen reguliert der Körper die RANK-Ligand-Aktivität für

ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Knochenbildung und Knochenresorption.

• Der Rank-Ligand ist ein Enzym aus der Familie der Tumornekrosefaktoren

Boyle WJ, et al. Nature. 2003;423:337-342.

Roodman GD. N Engl J Med. 2004;350:1655-1664.

AKTIVIERTE OSTEOKLASTEN

RESORBIEREN KNOCHEN 3

RANK-LIGAND STIMULIERT DIE

AKTIVITÄT VON OSTEOKLASTEN 2

OSTEOBLASTEN UND ANDERE

KNOCHENZELLEN EXPRIMIEREN

DAS PROTEIN RANK-LIGAND

1

OSTEOBLASTEN BILDEN

DARAUFHIN NEUEN KNOCHEN 4

DMO-DEU-AMG-2530-2011

Epidemiologie und Hintergründe zum

Management skelettbezogener

Komplikationen

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Einführung – Knochenmetastasen und SRE

• Bei Patienten mit verschiedenen Tumorerkrankungen kommt es häufig zu einer

Metastasierung in die Knochen

• Dabei wird die Knochenzerstörung über RANKL-aktivierte Osteoklasten vermittelt.

• Klinische Folgen von Knochenmetastasen umfassen skelettbezogene Komplikationen

(skeletal-related events; SRE) in Form von pathologischen Frakturen,

Rückenmarkkompression, Bestrahlung und Operation.

• Häufig wird i.v.-Zoledronsäure zur Prävention von SRE eingesetzt und als 30-minütige

Infusion alle 4 Wochen angewendet.

– Diese Therapie erfordert eine Überwachung der Nierenfunktion und Dosisanpassung

entsprechend der Nierenfunktion.

– Nach der Infusion von Zoledronsäure kann es zu einer Akute-Phase-Reaktion mit

grippeähnlichen Symptomen kommen.

Lipton A, et al. ESMO 2010; Poster 1249 P

Adapted from Mundy. Nature Reviews 2002;2:584–93.

Entstehung von Knochenmetastasen

Primärtumor Angiogenese/

Invasion des Gewebes In(tra)vasion/

Migration Transport über

das Blut

Adhäsion Adhäsive Moleküle

fördern die

Bindung der

Tumorzellen im

Stroma

Extravasion/

Migration Tumorzellen

siedeln sich im

Knochen an

Knochenmetastase Transport bis zu entferntem

Kapillarbett im Knochen

Teufelskreis der

Knochenzerstörung

Tumorzell-

proliferation

Ansprechen auf

Mikroumgebung

Tumorzellen

treten ins

sinosidale

Netzwerk des

Knochen ein

Die Mikroumgebung stimuliert

Faktoren die das

Metastasenwachstum unterstützen

Tumorzellen

stimulieren die

Osteoblasten- und

Osteoklastenaktivität

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Die Mikroumgebung des Knochens bietet fruchtbaren

Boden für die Ansiedlung von Metastasen

Nach: Roodman, GD. N Engl J Med. 2004;350:1655-1664.

2. Tumorzellen schütten

Wachstumsfaktoren

aus, die Osteoblasten

stimulieren

3. Osteoblasten

überexprimieren RANK-

Ligand

4. RANK-Ligand fördert

Bildung, Funktion und

Überleben von

Osteoklasten

5. Durch

überschießende

Osteoklasten-Aktivität

werden Faktoren aus

dem Knochen

freigesetzt, die die

Metastasenentwicklung

weiter vorantreiben

1. Tumorzellen wandern aus dem

Primärtumor an Orte mit günstigen

Bedingungen, wie den Knochen,

und bilden dort Mikrometastasen

„Wenn eine Pflanze aussamt, werden ihre Samen in alle Richtungen

verstreut … Sie können aber nur dann überleben und anwachsen,

wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen.“

Stephen Paget, 1889

Seed-and-Soil-Hypothese der Metastasierung

Paget S. Lancet 1889;1:571–3.

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Tumor-

zellen

1. Nishijima Y et al. Adv Exp Med Biol 1992;324:93–100. 2. Greenspan SL et al. J Clin Endocrinol Metab 2005;90:6410–7. 3. Van der

Pluijm et al. Cancer Res 2005;65:7682–90.

Tumor und Knochen:

„Säen“ in fruchtbaren „Boden“

am Beispiel des Prostata Karzinom

Fruchtbarer Boden

Gute Durchblutung des Knochens

Androgendeprivation und

Aromatasehemmer sind mit

erhöhtem Knochenumsatz

verbunden2

Es entstehen zahlreiche aktive

Cluster von knochenbildenden und

knochenresorbierenden Zellen

Trägt dazu bei, den Metastasen

fruchtbaren Boden zum Ansiedeln zu

bereiten3

Säen

Die Anatomie begünstigt spinale

Metastasen1

– über Plexus venosus

(Batson`s Venenplexus)

Tumorzellen treten in das

Kapillarnetz der WK ein

1. Roodman GD. N Engl J Med 2004;350:1655–64;

2. Amgen, data on file.

PC

Osteolyse1 Osteoblastose2

Knochenmetastasen lassen sich radiologisch als

osteolytisch oder osteoblastisch charakterisieren

= Osteoklasten

Osteoblastose

Osteolyse

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Osteoblastisch Osteolytisch

Mammakarzinom

Prostatakarzinom

Knochenmetastasen sind häufig eine Mischung aus

osteoblastischen und osteolytischen Läsionen

Nach Halvorson K et al. Clin J Pain 2006;22:587.

Knochenmetastasen und

Krankheitslast

DMO-DEU-AMG-3270-2012

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Erste Symptome führen häufig zur Diagnose von

Knochenmetastasen

Symptomatik Bei Diagnose Nach 12 Monaten

Knochenschmerzen prägen den Alltag der

Patienten

Patienten (%)

Knochenschmerzen 81,4

Neuralgische Schmerzen 10,9

Pleuraschmerzen 23,3

Viszerale Schmerzen 7,8

Kopfschmerzen 0,8

Postoperative Schmerzen 0,8

Intensität >4 Punkte*

225 Patienten mit metastasiertem Bronchial-, Prostata-, Mammakarzinom

sowie multiplem Myelom mit moderaten bis schweren Schmerzen*

Cleeland CS et al, Ann Onc 2005, 16: 972-980.

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Schmerztherapie

By the ladder WHO-Stufenschema

By the mouth vorzugsweise orale Therapie

By the clock Dauertherapie nach festem Zeitplan

(retardierte orale Präparate, Pflaster)

+ schnell wirksame Bedarfsmedikation mit nicht-retardiertem Opioid bei

Durchbruchschmerzen

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft; AVP-Tumorschmerzen; 3.Auflage 2007

Schmerztherapie –

WHO-Stufenschema

Starkes Opioid ± Nichtopioidanalgetikum

± Adjuvanzien/Koanalgetika

Schwaches Opioid ± Nichtopioidanalgetikum

± Adjuvanzien/Koanalgetika

Nichtopioidanalgetikum ± Adjuvanzien/Koanalgetika

www.who.int; Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft; AVP-Tumorschmerzen; 3.Auflage 2007

Starke Opioide: z.B. Morphinsulfat, Fentanyl, Oxycodon, Buprenorphin…

Schwache Opioide: z.B. Dihydrocodein, Tramadol, Tilidin, Dextropropoxyphen…

Nichtopioidanalgetika: z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Coxibe…

Adjuvanzien/Koanalgetika: z.B. Bisphosphonate, Antikonvulsiva, Glucocorticoide, Antidepressiva…

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Knochenmetastasen haben gravierende Folgen

Bestrahlung Rückenmark-

kompression

Pathologische

Fraktur Operation

akute Komplikationen Therapeutische Interventionen

Mit Knochenmetastasen assoziierte skelettbezogene Komplikationen (SRE), definiert als:

Saad F, et al. J Natl Cancer Inst 2004;96:87982; Ibrahim A, et al. Clin Cancer Res 2003;9:23949.

Effekt von Frakturen auf die Mortalität

Nichtadjustiert Adjustiert

Hazard Ratio

(95%-KI)

p-Wert Hazard Ratio

(95%-KI)

p-Wert

Mammakarzinom

Jede Fraktur 1,52 (1,27-1,81)

<0,01 1,32 (1,10-1,59)

<0,01

Vertebrale Fraktur 1,42 (1,13-1,78)

<0,01 1,19 (0,94-1,51)

0,15

Nichtvertebrale

Fraktur

1,35 (1,12-1,64)

<0,01 1,24 (1,02-1,51)

0,03

Pathologische Frakturen korrelieren bei Mamma-

karzinompatientinnen mit einem geringeren Überleben

Im Vergleich mit Patienten ohne Frakturen weisen

Mammakarzinompatientinnen mit pathologischen Frakturen ein erhöhtes

Mortalitätsrisiko auf. Retrospektive Analyse einer randimisierten kontrollierten Therapie mit Zoledronsäure

Saad F, Lipton A, Cook R, et al. Cancer 2007;110:1860-1867. DMO-DEU-AMG-2734-2011

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18

SRE erhöhen das Mortalitätsrisiko bei Männern mit

Prostatakarzinom

dePuy et al. Support Care Cancer 2007;15:869–76.

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1

Wah

rsch

ein

lich

keit

0 90 180 270 360

Überleben (Tage)

Keine skelettbezogenen Komplikationen Eine oder mehrere skelettbezogene Komplikationen

Ein klinischer Notfall

Rückenmarkkompression

Ursachen:

• Fraktur, Tumorwachstum

Symptome1,2:

• Schmerzen, Empfindungsstörungen, motorische Schwäche,

neurologische Defizite

Komplikationen 3,4:

• Irreversible Lähmungserscheinungen , Querschnittslähmung

• Quälende Schmerzen

• Häufige Praxis-/Klinikbesuche

• Bedarf einer Steroidtherapie

• Inkontinenz

1. Prasad D & Schiff D. Lancet Oncol 2005;6:15-24; 2. Drudge-Coates L & Rajbabu K. Int J Palliat Nurs 2008;14:110-6, 3. Maranzano, et al. Tumori

2003;89:469–75; 4. Loblaw, et al. 2005 J Clin Oncol 2005;23:2028–3;

Akute Komplikation

Bei früher Erkennung (24-48 h) kann entsprechend therapiert werden

Bei ausbleibender Behandlung drohen irreversible Lähmungen

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19

Bestrahlung –

Standard bei symptomatischen Knochenmetastasen

Therapieziele:

• Schmerzlinderung

• Lokale Tumorkontrolle

• Prävention oder Verbesserung motorischer Defizite

• Stabilisierung des Skelettapparates

• Frakturvermeidung

• Prävention neurologischer Defizite

Potentielle Komplikationen1-5:

• Wiederaufflammen des Schmerzes

• Fatigue

• Organ- und Gewebeschädigungen

• Myelosuppression

• Häufige Praxis-/Klinikbesuche zur regelmäßigen Bestrahung

1 Janjan N, et al. J Palliative Med 2009;14:417-26; 2. Paes FM & Serafini AN. Semin Nucl Med 2010;40:88-104. 3. . Loblaw, et al. Supp Care Cancer

2007;15:451–5; 4.. Hellman, Krasnow. J Palliat Med 1998;1:277–83; 5.. Maranzano, et al. Tumori 2003;89:469–75;

Therapeutische Intervention

Therapieziele:

• Vermeidung und Behandlung von Frakturen

• Interventionelle Maßnahmen wie Vertebro- und

Kyphoplastie nehmen an Bedeutung zu

Potentielle Komplikationen 1, 2:

• Krankenhausaufenthalt

• Krankenhausassoziierte Mortalität ~8%

• Operationskomplikationen

• Erfolglose OP, dauerhafte Beeinträchtigungen

1. Katzer, et al. Arch Orthopaed Trauma Surg 2002;122:251–8; 2. Loblaw, et al. 2005 J Clin Oncol 2005;23:2028–3;

Operationen –

gleichsam notwendig wie riskant

Therapeutische Intervention

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SRE Potentielle Komplikationen

Pathologische

Fraktur

Längere Heilungszeit

Vermindertes Überleben1,2

Mobilitätsverlust

Notwendigkeit der Pflege/des Aufenthalts im Pflegeheim (v.a. bei

Hüftfraktur)3

Bestrahlung

des Knochens

Potentielle Anfangsverschlimmerung der Schmerzen („pain flare“)

nach der Therapie4

Myelosuppression5

Wiederholte Behandlung wegen Rückenmarkkompression6

Operative

Eingriffe am

Knochen

Krankenhausaufenthalt

Stationäre Mortalitätsrate ~8%7

Hohe Rate chirurgischer Komplikationen7,8

Hohe Versagensrate; Unmöglichkeit der Wiederherstellung der

Funktionsfähigkeit7

Rückenmark-

kompression

Quälende Schmerzen8

Notwendigkeit der Gabe von Steroiden8

Wiederholte Strahlentherapiesitzungen6

Irreversible Paraparese oder Paraplegie8

Inkontinenz8

SRE haben spürbare Konsequenzen

1. Gainor, Buchert. Clin Orthopaed Rel Res 1983;178:297–302; 2. Saad F et al. Cancer 2007;110:1860–7; 3. Poor et al. Osteoporos Int

1995;5:419–26; 4. Loblaw et al. Supp Care Cancer 2007;15:451–5; 5. Hellman, Krasnow. J Palliat Med 1998;1:277–83; 6. Maranzano et al. Tumori

2003;89:469–75; 7. Katzer et al. Arch Orthopaed Trauma Surg 2002;122:251–8; 8. Loblaw et al. J Clin Oncol 2005;23:2028–3.

SRE sind bei Patienten mit unbehandelten Knochenmetastasen häufig

Pro

zenta

nte

il von P

atie

nte

n

Mamma-karzinom1

(24 Monate)

Bronchialkar-

zinom und

andere solide

Tumoren3

(21 Monate)

Prostata-

karzinom2

(24 Monate)

Prozentanteil von Patienten mit

Entwicklung von SRE

3,70

1,47

2,71

0

1

2

3

4

Mittlere Anzahl von SRE

pro Patient und Jahr

Mittlere

Anzahl von S

RE

/Patient/

Jahr

1. Lipton A, et al. Cancer 2000;88:108290;

2. Saad F, et al. J Natl Cancer Inst 2004;96:87982;

3. Rosen LS, et al. Cancer 2004;100:261321.

Mamma-

karzinom1

Bronchialkar-

zinom und

andere solide

Tumoren3

Prostata-

karzinom2

Daten stammen aus den Placebo-Armen von 3 großen Studien mit

Placebo vs. i.v.-Bisphosphonat bei verschiedenen Tumortypen

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21

SRE – Verteilung bei Patienten mit

Knochenmetastasen

Pathologische Fraktur Bestrahlung

Operation Rückenmarkkompression

Mammakarzinom

(24 Monate)1

Prostatakarzinom

(24 Monate)2

Bronchialkarzinom und

andere

solide Tumoren

(21 Monate)3

n=384 n=208 n=250

Lipton A, Theriault RL, Hortobagyi GN, et al. Cancer 2000;88:1082–90;

Saad F, Gleason DM, Murray R, et al. J Natl Cancer Inst 2002;94:1458–68;

Rosen LS, et al. Cancer 2004;100:261321.

An

teil

Pa

tie

nte

n m

it

SR

E (

%)

Ein vorheriges SRE erhöht das Risiko für

nachfolgende SRE

1. Kaminski M, et al. Poster presented at: ASCO Annual Meeting. June 5-8, 2004; New Orleans, LA. Abstract 857;

2. Saad F, et al. Clin Genitourin Cancer 2007;5:3906;

3. Hirsh V, et al. Clin Lung Cancer 2004;6:1704.

% P

ati

en

ten

mit

SR

E w

äh

ren

d d

er

Stu

die

58%

32%

51% 47%

52%

40%

0

10

20

30

40

50

60

70

Prior SRE No Prior SREVorheriges SRE Kein vorheriges SRE

Mammakarzinom1

Prostatakarzinom2

Bronchialkarzinom und

andere solide Tumoren3

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22

Mit längeren Überlebenszeiten steigt das Risiko für SRE

Prostata-

karzinom3,4

Mamma-

karzinom1,2

Bronchial-

karzinom5,6 12,3

21,7

25,2

5,2

10,7

7,0

0 5 10 15 20 25 30

Monate

1. Lipton A, et al. Cancer 2000;88:108290; 2. Miller K, et al. N Engl J Med 2007;357:266676;

3. Saad F, et al. J Natl Cancer Inst 2002;94:145868; 4. Kantoff PW, et al. N Engl J Med 2010;363;41122;

5. Rosen LS, et al. Cancer 2004;100:261321; 6. Sandler A, et al. N Engl J Med 2006;355:254250.

Mediane Zeit bis zum ersten SRE

Medianes Gesamtüberleben

Mediane Zeit bis zum ersten SRE vs. medianes Gesamtüberleben

Patienten die ossäre Metastasen hatten und/oder Bisphosphonate erhielten waren nicht ausgeschlossen

Diese sind wiederum mit zahlreichen

Folgekomplikationen assoziiert

Worunter leidet ein Patient mit

Knochenmetastasen im Speziellen?

Pathologische

Frakturen*

Bestrahlung* Chirurgische

Eingriffe

am Knochen*

Rückenmark-

Kompression*

Patient

*Skelettbezogene Komplikationen (SRE)

Was kann man für den Patienten tun?

Auftreten von SRE vermeiden bzw. hinauszögern!

• Krankenhausaufenthalt

• Hohe stationäre Mortalitätsrate1

• Chirurgische Komplikationen1,2

• Versagen1

• Dauerhafte Beeinträchtigungen1

• Potentielle

Anfangsverschlimmerung

der Schmerzen3

• Myelosuppression4

• Quälende Schmerzen2

• Irreversible Paraplegie

oder Paraparese2

• Inkontinenz2

• Längere Heilungszeit

• Mobilitätsverlust

• Notwendigkeit der Pflege5

• Vermindertes

Überleben6,7

1. Katzer et al. Arch Orthopaed Trauma Surg 2002;122:251–8; 2. Loblaw et al. J Clin Oncol 2005;23:2028–3.; 3. Loblaw et al. Supp Care Cancer 2007;15:451–5;

4. Hellman, Krasnow. J Palliat Med 1998;1:277–83; 5. Poor et al. Osteoporos Int 1995;5:419–26; 6. Gainor, Buchert. Clin Orthopaed Rel Res 1983;178:297–302;

7. Saad F et al. Cancer 2007;110:1860–7

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Zusammenfassung

Einige fortgeschrittene solide Tumoren, darunter Mamma-, Prostata- und

nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom, metastasieren häufig in den Knochen.

Knochenmetastasen können schwerwiegende und klinisch bedeutsame

Konsequenzen haben, sogenannte SRE.

SRE sind bei Patienten mit unbehandelten Knochenmetastasen häufig.

Es besteht ein Bedarf an wirksamen, antiosteolytischen Wirkstoffen zur Prävention

von skelettbedingten Komplikationen.