jacky 11+ - parkaue.de · jacky2 jacky regie bühne + kostüme stepptanz-unterricht und...

18
JACKY 11+ Guy Krneta Ins Englische übersetzt von Uwe Dethier und Charles Way BEGLEITMATERIAL ZUM STÜCK

Upload: hanhan

Post on 19-Jul-2018

218 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 1 +Guy Krneta Ins Englische übersetzt von Uwe Dethier und Charles Way

B E G L E I T M A T E R I A L Z U M S T Ü C K

Page 2: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 2

Jacky

RegieBühne + KostümeStepptanz-Unterricht und ChoreografieDramaturgieTheaterpädagogikRegieassistenzInspizienzTechnischer DirektorBühnenmeisterLichtTonMaskeRequisiteSprechtrainingHerstellung der Kostüme durch die Firma Gewänder

Die Aufführungsrechte liegen beim Verlag der Autoren, Frankfurt am Main.

Es spielt:Elisabeth I. M. Heckel

Kay WuschekAngelika WeddeMarina Krauser

Amelie MallmannIrina-Simona Barca / Sarah Kramer

Monique StolzJutta Rutz

Eddi DamerRalf Ende

Theo ReisenerJörg Wartenberg

Karla SteudelSabine Bonin

Amanda TischbierMaren Fink-Wegner

Premiere: 11. September 2013Praterfoyer50 Minuten

Page 3: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 3

I n h a l t

Vorbemerkung 4

Zum Stück 5

Zur Inszenierung 6

Vor- und Nachbereitung: Anregungen für Ihren Unterricht 7Themenfeld Krise 7

Spiel: Nimm mich wahr! 8

Themenfeld Familie 8

Spiel: Ich bin da! 8

Themenfeld Rituale 8

Spiel: Jeden Tag das Gleiche! 9

Vokabelliste zum Stück 9

Auszüge aus dem Oxford English Picture Dictionary 10

Tipps zum Weiterlesen (Auswahl) 16

Hinweise für den Theaterbesuch 17

Impressum 18

Page 4: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 4

V o r b e m e r k u n gDas vorliegende Begleitmaterial zur Inszenierung JACKY richtet sich an Lehrer*, die mit ihrer Klasse eine Vorstellung von JACKY im THEATER AN DER PARKAUE besuchen und diese vor- oder nachberei-ten wollen.Das Material liefert Ihnen grundlegende Informa-tionen zum Stück. Darüber hinaus gibt es einen Einblick in die Konzeption der Inszenierung und eröffnet thematische Anknüpfungspunkte für den Unterricht.Die zentralen Themen Trauerbewältigung und Iden-titätssuche eignen sich für eine Nachbereitung in den Fächern Lebenskunde, Religion und im Sachunter-richt. Darüber hinaus können diese Themen auch im Englischunterricht mit behandelt werden. Dafür finden Sie am Ende eine Liste mit Vokabeln aus dem Stück und einen Auszug aus einem englischen Bild-wörterbuch für Kinder.Das vorliegende Material ist ein Angebot für Ihre eigene Vorbereitung, dennoch empfiehlt es sich, den Schülern vor dem Theaterbesuch noch nicht zu viel zum Stück zu verraten, damit sie möglichst offen in die Vorstellung gehen. Machen Sie die vorgeschla-genen Spiele am besten erst nach dem Vorstellungs-besuch zur Nachbereitung.

Bei Fragen zum theaterpädagogischen Begleitmate-rial oder zur Inszenierung wie auch bei Kritik und Anregungen, können Sie sich mit uns in Verbindung setzen.

Kontakt Theaterpädagogik: Irina-Simona Barca und Sarah Kramer [email protected]

Ich wünsche Ihnen und Ihren Schülern ein wunder-bares Theatererlebnis.

Eva-Maria Reimer(Dramaturgin und Theaterpädagogin)

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit schließt die männliche Form die weibliche Form im Folgenden mit ein.

Page 5: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 5

Z u m S t ü c kJacky ist sechs. Ihr Bruder Jack war drei, als er aus dem Fenster fiel und dabei zu Tode kam. Jacky hat ihren Bruder nie kennen gelernt, doch er ist all-zeit präsent: Die Eltern haben ihn zum Idealsohn stilisiert, messen Jackys Verhalten an Jacks vorbild-haften Manieren (Jack hat immer aufgegessen, Jacky nicht). Sie haben den Tod des Sohnes nicht ver-kraftet und verarbeitet. Jeden Mittag wird für ihn der Tisch immer noch gedeckt, jeden Sonntag geht es mit der Familie auf den Friedhof zum Grab. Da gießt Jacky Wasser auf die Blumen, bis die Mutter schreit:

„Do you want to drown your brother?”

Jacky fühlt sich vernachlässigt, sie kommt einfach nicht gegen das strahlende Bild des toten Bruders an – selbst an ihrem Geburtstag muss eine Schwei-geminute für Jack abgehalten werden. Doch sie kann ihre Not nicht formulieren, zu dick ist die Mauer des Schweigens in der Familie. Und manchmal ist es Ja-cky auch ganz recht, die spannende Geschichte vom toten Bruder erzählen zu können und in der Kirche lauthals mit zu singen. Sie macht alle Trauerrituale mit, doch das Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden, bleibt und nagt an ihr:

„Every sunday we go to Jack upon the graveyard. Jack has the most beautiful grave of the entire graveyard. And the biggest headstone. JACK is written on it. Lived from then to then. Our beloved Jack. I am Jacky but he is Jack.“

Jacky bricht die Trauerstarre der Eltern erst dann auf, als sie eine Art Schocktherapie durchführt: Sie stellt den Unfall des Bruders nach, setzt sich aufs Fenster und scheint völlig überrascht, als ihre Mutter bei dem traumatischen Bild anfängt, schrecklich zu weinen.

„But one time I climbed on the windowsill. Mother was in the kitchen cooking and she shouted: ‘Jacky, what are you doing?’ Nothing. ‘What does nothing mean?’ Nothing means nothing I shouted from high the wind-owsill. But mother wanted to know what nothing meant. That’s why she had to look in my room. And when she saw me on the windowsill, she started to cry.”

Kurz danach geht es wieder auf den Friedhof, doch diesmal darf Jacky so viel gießen, wie sie will. Kanne für Kanne. Ob die Eltern verstanden haben, was in ihrer Tochter vorgeht?Einmal will Jacky partout nicht aufräumen. Die Mut-ter geht einkaufen, nachdem sie Jacky geschimpft hat. Weinend versteckt sie sich hinter dem Schrank, schläft ein und beginnt zu träumen: Sie fährt mit ihrem Fahrrad durch den Park und trifft auf einen Mann, der Todesanzeigen liest. Sie erfährt, dass Jacky gestorben sei. Also steigt Jacky wieder auf ihr Rad und fährt zu ihrer eigenen Beerdigung: eine Riesenshow, zu der alle kommen und endlich nur noch an SIE denken. Ponys ziehen den Sarg, Blumen türmen sich und alle sind festlich gekleidet.

„Jacky – our Jacky, again and again. Then it starts. They follow the coffin, pulled by three ponies.”

Kurz bevor Jacky aufwacht, kehrt sich der Traum jedoch in einen Alptraum: Sie kommt nach Hause, aber dort erkennt sie niemand. Die Eltern wollen sie nicht reinlassen. Endlich reißt die Mutter Jacky aus ihrem Traum. Gemeinsam räumen sie auf und decken den Tisch – das Geschirr von Jack bleibt ab jetzt im Schrank. – Ein versöhnliches, ein zugleich tröstliches und Mut machendes, aufstrebendes Ende.JACKY ist ein Stück für Kinder und Erwachsene. Es behandelt ein Tabu in unserer Gesellschaft und schafft es auf außergewöhnlich sensible und humor-volle Weise, von Tod und Trauer zu erzählen, ohne dass ein Gefühl der Bedrückung bleibt. Im Gegen-teil: Es macht Mut, gerade mit Kindern über das Thema Tod zu sprechen und deren Neugierde nicht unter den Teppich der Verschwiegenheit zu kehren.Es zeigt darüber hinaus subtile Druckmittel, die Eltern auf ihre Kinder ausüben können: Der Ver-gleich mit einem strahlenden Vorbild macht das angeklagte Kind immer kleiner und untergräbt sein Selbstwertgefühl.Der Tod eines Familienmitglieds wird für alle anderen zur Zerreißprobe: Wie soll der Schmerz verarbeitet werden? Kann man jemals das tote Kind vergessen?

Page 6: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 6

Das Stück JACKY zeigt, dass die Trauer Rituale braucht. Doch diese Rituale können ein Kind, das den Verstorbenen niemals kennen gelernt hat, erdrü-cken. Es muss einen Weg finden, um die Eltern wieder in die Gegenwart zu holen. Für Jacky wird dieser Weg gleichzeitig zur Suche nach ihrer eigenen Identität. Sie behauptet sich in ihrer Lebendigkeit, besteht darauf „no angel“ zu sein, sondern ein Kind aus Fleisch und Blut, das hier auf der Erde leben und

von den Eltern geliebt werden will. Da sie (noch) keine Worte für ihren Konflikt findet, verarbeitet sie ihr Bedürfnis nach Anerkennung im Traum: Dort verbinden sich die Erfahrung des Sterbens und die Vorstellung einer Beerdigung zu einer surrealen Gala, bei der alltägliches keine Rolle mehr spielt. Indem Jacky auf sich aufmerksam macht, wird den Eltern klar, dass die Trauer ein Ende haben muss.

Z u r I n s z e n i e r u n gDas Stück JACKY besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Im ersten Teil erzählt Jacky von ihrem Alltag, der geprägt ist vom Andenken an den toten Bruder. Der zweite Teil beinhaltet den Traum, der dritte die kurze Zeitspanne nach dem Aufwachen.Im ersten Teil legt sich Jacky alle Sachen zurecht, mit denen sie ihre Geschichte erzählen wird: Sie ist ihre eigene Inspizientin und achtet darauf, dass alles seinen Platz hat. Dadurch wird bereits klar, dass Jacky die Situationen zu Hause – ob am Mittagstisch oder im unordentlichen Kinderzimmer – nicht nach-spielen oder realistisch illustrieren wird. Die Gegen-stände z.B. eine Trommel werden mal als Schüssel, mal als Instrument bedient.Der Rahmen einer Aufführung wird hier bereits vor-gegeben, besonders durch die von Angelika Wedde gestaltete Ausstattung: Ein silberner Glitzervorhang „lebt“ förmlich im Hintergrund und bietet Jacky die Möglichkeit eines Sichtschutzes oder eines grandio-sen Auftritts. Bereits im ersten Teil legt Wuschek Wert darauf, dass Jacky nicht als trauernde, vernach-lässigte Figur gezeigt wird, sondern als fantasie-volles Mädchen, das die Situation in ihrer Familie genau beobachtet und zum Teil die entwickelten Rituale begeistert mit begeht (z.B. das Singen in der Kirche).Der zweite Teil ist eine Art Binnenhandlung, die sich wesentlich von dem ersten unterscheidet: Es handelt sich um Jackys Traum, indem alles möglich

ist. Präsentiert wird der Traum mit Stepptanzein-lagen. Elisabeth Heckel, die Jacky verkörpert, hat dafür Stepptanz-Unterricht genommen und innerhalb weniger Wochen die Schritte erlernt. Warum Stepptanz? Kay Wuschek hat nach einem Ausdruck von Jackys Allmachtphantasie gesucht. Stepptanz ist lässige Leichtigkeit gepaart mit mit-reißendem Rhythmus. Genau das Richtige für eine Show! Der Tanz ermöglicht der Schauspielerin eine ganz andere Bewegungs- und Spielform, die im Gegensatz zum ersten Teil steht. Jacky gestaltet diesen Traum: Sie träumt ihre eigene Beerdigung, da sie über den Tod ihres Bruders erfahren hat, dass dann alle Menschen an einen denken. Und alle sind sie da, um zu weinen und Jacky zu vermissen. End-lich! Sie erfindet absurde Begegnungen und Momen-te und gruselt sich vor ihren eigenen Einfällen. Doch plötzlich wendet sich der Traum gegen sie und wird zum Albtraum. Jacky wird von ihren eigenen Eltern nicht mehr erkannt und findet sich wieder in einem Zustand der Verlassenheit. Auf den ersten Blick mag es makaber erscheinen, dass ein Kind seine eigene Beerdigung träumt. Doch bei Jacky ist es eben kein Trauertag sondern die Party ihres Lebens, in deren Erfindung sich ihre Vitalität und ihr Humor zeigen.Die drei Teile fließen ineinander, der Übergang zum Traum ist durch einen Lichtwechsel markiert, doch nicht abrupt abgesetzt. Ausschlaggebend für das

Page 7: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 7

Verständnis des jungen Publikums ist nicht in erster Linie die Frage wo der Traum beginnt, sondern vielmehr, zu erkennen, was Jacky unternimmt, um auf sich aufmerksam zu machen.Kay Wuschek sieht in dem Text keine psychologi-sche Studie über Trauerverarbeitung, sondern eine ganz praktische Emanzipationsgeschichte: Jacky steht als Figur für Lebenslust, sie schafft es, die Eltern aus ihrer Trauerstarre zu lösen, frei nach dem

Motto „Wie Jacky ins Leben kam und ihre Eltern mitnahm“. Natürlich gibt es traurige, erschütternde Momente, wenn Jacky über den Unfall ihres Bruders berichtet, doch der Fokus liegt auf ihrer gegen-wärtigen Existenz und ihren Bedürfnissen im hier und jetzt. Eine Inszenierung, die das Leben feiert und zum Nachdenken anregt – sowohl Kinder als auch Er-wachsene.

V o r - u n d N a c h b e r e i t u n g : A n r e g u n g e n f ü r I h r e n U n t e r r i c h tThemenfeld KriseDie Krise herrscht in Jackys Familie seit dem Tod von Jack. Dieses traumatische Erlebnis hat bei den Eltern eine derart große Schockwirkung hervorgeru-fen, dass die Geburt ihrer Tochter Jacky als freudiges Ereignis kaum eine Chance hatte. In Erinnerung an den Sohn nannten sie das Mädchen Jacky. Nun ist es bereits einige Jahre her, dass Jack gestorben ist, doch die Krise ist immer noch da – unterschwellig hat sie sich als manifestes Ritual etabliert. Jedes Mal, wenn für Jack gedeckt wird, wenn Jacky mit seinem vorbildhaften Verhalten verglichen wird, wird das Mädchen in ihrem Selbstwertgefühl geschwächt. Niemals kann sie an das strahlende Idol heran-kommen. Als kleines Kind hat Jacky diese Situation nicht so sehr wahrgenommen, sie kannte es nicht anders. Doch jetzt ist sie sechs und spürt, was ihr alles an Liebe fehlt. Die Krise ist stärker präsent als jemals zuvor.

„When I was born, Jack was already in heaven. Jack was three. I am six. Jack was an angel my parents used to say. But when he fell oft he window he couldn’t even fly.“

Für die Eltern ist die Krise erst einmal nicht bewusst vorhanden. Sie haben sich in ihrer ritualisierten Gedenkarbeit eingerichtet, sie hinterfragen nicht, was in Jacky wohl vorgeht, wenn ständig ein toter

Bruder mit am Tisch sitzt. Mutter und Vater haben den Punkt verpasst, an dem die schmerzhafte Trauer in eine lebensbejahende Haltung hätte übergehen können. Für sie heißt Familie immer noch, dass sie vier Personen sind, nicht drei. Und das würde auch so bleiben, wenn Jacky nicht mit aller Kraft eine Änderung herbeiführen würde.

„An angel, who came to earth to be with us for a short time. At lunchtime Jack is having lunch with us. When we have lunch I lay the table for us and for Jack. He doesn’t show up, so father eats his lunch too and mother keeps saying: Our Jack, our Jack is among us.”

Als Jacky eines Tages auf das Fensterbrett steigt, rastet die Mutter aus: Das Bild des Kindes, das aus dem Fenster fallen könnte, weckt das schlimmste Trauma in ihr. Außer sich schreit sie Jacky an und gibt ihr eine Ohrfeige – Jacky hat erreicht was sie wollte: Sie hat die Mutter aus ihrer lethargischen Trauerstarre aufgeschreckt. Jacky hat eine neue Krise produziert.Ein Indiz für das Unvermögen, über Probleme in der Familie zu reden, zeigt sich in der Reaktion der Eltern: Anstatt Jacky auf ihre Gefühle anzusprechen, schenkt der Vater ihr einen Lutscher. Die Eltern erlauben ihr, beim nächsten Grabbesuch so viel zu gießen, wie sie will. Sie hoffen, dass es damit getan ist. Doch Jacky sträubt sich weiter. An ihrem Ge-

Page 8: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 8

burtstag will sie nicht aufräumen und versteckt sich hinter dem Schrank.Zeit vergeht. Die Krise steht einer Lösung bevor.Es ist ein sehr eigener Weg der Krisenbewältigung, den Jacky einschlägt: Provokation und Erinnerung an das Schlimmste statt Weinen und Rückzug. Aber es ist ein aktiver Weg, der zeigt, dass Jacky stark ist und nicht aufgeben wird. Letztendlich bahnt sich ein Ende der Krise dadurch an, dass sie den Eltern klar macht, dass sie ihre lebendige Tochter wahrnehmen und mit ihr jetzt leben müssen.

Spiel: Nimm mich wahr!Erzählen Sie Ihrer Klasse folgende Situation und lassen Sie sich überraschen, was die Kinder daraus machen: Ein Kind, das sich in die Mitte stellt, hat einen Bruder, mit dem es ständig verglichen wird. Wie grenzt sich das Kind von diesem Vorbild ab? Was kann es selbst? Das Kind in der Mitte soll seine Talente den anderen sagen und darstellen.In einem zweiten Schritt kann das Spiel erweitert werden: Ein Kind, eine Mutter und ein Vater werden bestimmt. Die Eltern üben Tätigkeiten aus (z.B. Autowaschen, bügeln …) und haben keinen Blick für das Kind. Wie schafft sich das Kind Gehör? Was muss es tun, damit die Eltern mit ihm am Ende in den Tierpark gehen? Lassen Sie die Kinder ihre Ideen entwickeln und machen Sie sie zu Aufmerk-samkeitsstrategen in diesem Spiel.

Themenfeld FamilieNicht nur die Eltern haben Schwierigkeiten, den Tod ihres Kindes zu verarbeiten. Jacky wird mit ihrer Trauer konfrontiert und entwickelt Eifersucht auf ihren Bruder. Juliet Cassuto Rothman beschreibt die Situation äußerst treffend im Kapitel „Verwaiste Kinder“ (In: „Wenn ein Kind gestorben ist“):

„Der Verlust eines Kindes kann sich stark auf die Be-ziehungen zu Ihren anderen Kindern auswirken. Häufig werden Umfang und Tiefe Ihrer Trauer um das verstor-bene Kind als ein Mangel an Liebe gewertet: „Schließ-lich bin ich hier“, sagt das Kind. „Papa scheint das nicht zu kümmern. Er ist still und zieht sich zurück und möchte nicht einmal mit mir sprechen. Mama weint die ganze Zeit. Ist sie denn nicht glücklich, dass sie mich

noch hat? Ich habe immer gedacht, dass sie ihn mehr liebte, und nun weiß ich es wirklich. Sie macht sich um mich keine Sorgen!“ Wir können uns kaum vorstellen, dass ein überlebendes Kind auf eine tote Schwester oder einen toten Bruder eifersüchtig sein könnte, aber es kommt häufig vor.“

Wie kann das Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern zurück erlangen? Jacky macht es vor: Sie inszeniert ihre eigene Show, damit endlich auch einmal alle nur an sie denken.

Spiel: Ich bin da!Die Kinder gehen paarweise zusammen. Jedes Paar bekommt ein etwa 1,5 m langes und ca. 80 cm brei-tes Blatt Papier, welches auf den Boden gelegt wird. Nun legt sich das eine Kind auf den Rücken auf das Papier, das andere Kind zeichnet mit einem Stift die Körperumrisse nach. Dann wird gewechselt. Lauter kleine Menschen liegen als Linien nun auf dem Boden – die müssen natürlich gefüllt werden: Jeder darf das in seinen Umriss schreiben, was ihm an sich selbst wichtig ist: Wünsche, Gefühle, Ängste, Ziele, Wut … Am Schluss entsteht ein großes Bild von Individuen – jedes Kind ist anders und darf sich in seiner Eigenart präsentieren. Die anderen dürfen ergänzen, was sie an dem Kind schätzen, wie sie es wahrnehmen. Über dieses Spiel kann das Verständ-nis für das Konfliktpotential vertieft werden, wie es in JACKY behandelt wird: Was passiert, wenn man weder seine eigenen Gefühle noch die Bedürfnisse der anderen mehr wahrnimmt sondern nur noch in der Vergangenheit lebt und um die eigene Trauer kreist.

Themenfeld RitualeEine Beerdigung ist das markanteste Ritual in unserer westlichen Gesellschaft, um den Tod eines Menschen zu „feiern“. Die Elemente sind fast immer gleich: Die Trauergemeinde geht in die Kirche, der Priester hält eine Rede auf den Toten, der Sarg wird beigesetzt, es wird gesungen und gebetet. Danach treffen sich alle zum „Leichenschmaus“. Auch Jacky übernimmt dieses Ritual in ihrem Traum und macht daraus ihr eigenes Großevent: Ponys ziehen den Sarg, der Grabstein ist überdimensional groß (viel

Page 9: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 9

größer als der vom Jack) und im Gasthaus darf sie Pommes essen. Sie modifiziert und erweitert das Ritual um ihre eigene Fantasie und macht es somit zu einem Loblied auf sich selbst.

„I am the priest. Today is the funeral. Jacky died. Our Jacky flew out of the window this morning. Now she’s dead. We are sad. Let’s now sing a song, therefore pray, therefore sing again, therefore sing again a song and go home in peace.“

Fragen Sie die Kinder in Ihrer Klasse, welche Be-stattungsrituale sie kennen. Bei der Premierenklasse von URSEL, der 3a der Grundschule am Roeder-platz, kamen dabei ganz überraschende Antworten heraus: Die Kinder erzählten von schamanistischen Ritualen der Indianer, davon, dass Türken an die Wiedergeburt glauben und dass es in Mexiko extra einen Tag für alle Toten gibt, der richtig groß gefei-ert wird. Ihnen wurde bewusst, dass Beerdigungen in vielen Ländern ganz unterschiedlich gefeiert werden und Teil deren Kultur sind. Und dass es in anderen Ländern kein Tabu ist, über den Tod zu sprechen.

Spiel: Jeden Tag das Gleiche!Kinder brauchen Rituale, das ist keine neue Erkennt-nis. Doch welche wünschen sich Kinder? Fragen sie ihre Schülerinnen und Schüler doch einmal nach den

Ritualen zu Hause: Was ist an jedem Tag gleich, was wird zelebriert, was wundert sie vielleicht auch an manchen Ritualen? Lassen Sie die Kinder Rituale spielen: Solche, die sie von zu Hause kennen und solche, die sie erfinden. Vielleicht möchten sie ja, dass die Mutter sie jeden Morgen mit einem lauten Lied weckt, oder der Vater mittags immer den Tisch deckt. Vielleicht fallen den Kindern auch verrück-te Rituale ein: Die Eltern müssen jeden Tag einen Stepptanz vorführen oder das Kind selbst zehn Runden um das Haus drehen, bevor es in die Schule geht …Wie könnte ein Bestattungsritual aussehen? Die Kin-der der Premierenklasse haben sich ausgedacht, wie eine „schöne“ Beerdigung stattfinden könnte: Die Männer sollten Lackschuhe tragen, die Frauen lange Kleider. Es sollte viele Rosen geben und schöne Lie-der. Vielleicht haben ihre Schülerinnen und Schüler noch weitere Vorschläge, wie z.B. das Treffen aller Verwandten nach der Beerdigung aussehen könnte. Wenn ohne Scheu über den Tod gesprochen werden kann, bekommen die Kinder eine Ahnung davon, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Dass er jedem passieren wird. Es kann ihnen nicht die Angst davor nehmen, aber sie werden das Thema vielleicht nicht als ein Tabu sondern als eine Tatsache des Lebens begreifen.

V o k a b e l l i s t e z u m S t ü c kgraveyard Friedhofthe most beautiful grave das schönste Grabheadstone Grabsteinwatering can Gieskanneto pour something etwas gießen, schüttento drown überschwemmen, ersaufen, absaufento yell schreien, brüllen, kreischen, aufschreienwindowsill Fensterbankiron bügelnlay the table den Tisch decken, aufdecken

memorial day Gedenktagcelebrate feiern, zelebrierenpray betento eat properly anständig essen, vernünftig essengift Geschenkwardrobe Schrankdisappear verschwindengarden bench Gartenbankdeath notice Todesanzeigehandkerchief Taschentuch, Schnupftuchcoffin Sargfuneral Beerdigung

Page 10: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 0

A u s z ü g e a u s d e m O x f o r d E n g l i s h P i c t u r e D i c t i o n a r y

Page 11: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 1

Page 12: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 2

Page 13: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 3

Page 14: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 4

Page 15: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 5

Page 16: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 6

T i p p s z u m W e i t e r l e s e n ( A u s w a h l )Ratgeber:Rothman, Juliet Cassuto: Wenn ein Kind gestorben

ist. Freiburg im Breisgau 1998Sax, Marjan; Visser, Knaar; Boer, Marjo: Begraben

und Vergessen? Berlin 1993Specht-Tomann, Monika; Tropper, Doris: Wege aus

der Trauer. Stuttgart 2001Unverzagt, Gerlinde: Erzähl mir was vom Sterben!

Mit Kindern über den Tod sprechen. Stuttgart 2004

Kinder- und Jugendbücher zum Thema Tod:Moeyaert, Bart: Wo ist Mia? Ravensburg 1994Pohl, Peter; Gieth, Kinna: Du fehlst mir, du fehlst

mir! München 1992Fried, Amelie: Hat Opa einen Anzug an? München,

Wien 1997Härtling, Peter: Alter John. Weinheim, Basel 1981Kaldhol, Marit; Wenche, Oyen: Abschied von Rune.

München 1987

Englische Kinder- und Jugendbücher zum Thema Tod:Pattison, Darcy: The Wayfinder. New York 2000Richter, Elizabeth: Losing Someone You Love:

When a Brother or Sister Dies. New York 1986Thomas, Pat; Harker, Leslie: I miss you: A first look

at death. Hauppage 2001Zolotow, Charlotte: My grandson Lew. New York

1974

Filme:Das Zimmer meines Sohnes, Italien 2001Keiner liebt mich, Deutschland 1994Tap (Thema Stepptanz), USA 1988

Links:www.ruhen-und-tun.deHier finden Sie auch Adressen von Initiativen wie dem Bundesverband Verwaiste Eltern.

Page 17: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

J A C K Y 1 7

H inweise für den Thea terb es uch

Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,viele Kinder und Jugendliche besuchen zum ersten Mal ein Theater. Daher empfehlen wir Ihnen, sich im Vorfeld mit Ihren Schülerinnen und Schülern die be-sondere Situation zu vergegenwärtigen: Das Theater ist ein Ort der Kunst. Hier kommen wir aus dem Alltag in einer anderen Wirklichkeit an. Die Welt und in ihr der Mensch mit seinen Fragen, Sehnsüch-ten, Ängsten, Widersprüchen wird auf dem Theater mit künstlerischen Mitteln dargestellt und bietet Raum für unzählige unterschiedliche Erfahrungen. Jede Zuschauerin, jeder Zuschauer wird das Theater mit anderen Eindrücken und Erlebnissen verlassen: mit den eigenen. Sie unterscheiden sich von den Erfahrungen, die die Nachbarn gemacht haben. Im Theater spielen meistens Schauspieler. Manch-mal sind es auch Puppenspieler mit ihren Puppen und Objekten oder auch Tänzer, Musiker und Sän-ger. Aber alle verschiedenen Theaterformen haben eins gemeinsam: Sie finden alle im Jetzt, im Augen-blick, live statt und immer in Interaktion mit dem Publikum. Ohne Publikum findet kein Theater statt. Besonders Kinder verstehen das Theater als Kom-munikationsort und nehmen an dieser Kommunika-tion teil. Sie sprechen mit, werfen Reaktionen spontan, laut und sofort ein, machen Kommentare, lachen oder erschrecken sich, sie setzen sich zu dem, was sie sehen, in Beziehung. Die meisten Re-aktionen der jungen Zuschauer sind keine bewusste Störung. Über viele dieser Reaktionen freuen wir uns, sie müssen durch Sie nicht unterbunden wer-den. Manche Reaktionen aber offenbaren, dass die Zuschauer nicht realisieren, dass die Schauspieler live für ihr Publikum spielen. Dann können sie auch beleidigend werden. Hier benötigen wir Ihre Unter-stützung, denn für die Schauspieler ist es schwer, aus ihrer Rolle herauszutreten und die Aufführung zu unterbrechen.

Wir möchten Ihnen für den Theaterbesuch mit Ihrer Klasse noch einige Hinweise mit auf den Weg geben, damit die Vorstellung für alle Beteiligten auf der Bühne und im Saal zu einem einmaligen und schönen Theatererlebnis wird:1. Wir bitten Sie, rechtzeitig im Theater einzutreffen,

so dass jeder in Ruhe Jacke und Tasche an der Garderobe abgeben kann. Unsere Garderobe wird während der Dauer der Vorstellung beaufsichtigt und ist im Eintrittspreis enthalten.

2. In unseren Programmzetteln lässt sich nachlesen, wie lange ein Stück dauert und ob es eine Pause gibt. Wenn möglich bitten wir darum, Toiletten-gänge während der Vorstellung zu vermeiden.

3. Es ist nicht gestattet, während der Vorstellung zu essen, zu trinken, Musik zu hören und das Handy zu benutzen, außer das Publikum wird explizit dazu aufgefordert. Mobilfunktelefone und mp3-Player müssen vollständig ausgeschaltet sein. Während der Vorstellung darf weder telefoniert noch gesimst oder fotografiert werden.

4. Der Applaus am Ende einer Vorstellung ist eine Anerkennung der Arbeit der Schauspieler und des gesamten Teams unabhängig vom Urteil über die Inszenierung. Wir bitten Sie, erst nach dem Ende des Applauses den Saal zu verlassen.

Unser Einlasspersonal, die ARTIS GmbH, steht den Zuschauern als organisatorischer Ansprechpartner am Tag der Vorstellung zur Verfügung.Wir sind an den Erfahrungen des Publikums mit den Inszenierungen interessiert. Für Gespräche stehen wir zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich direkt an die stückbetreuende Dramaturgin oder Theater-pädagogin. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Ihr THEATER AN DER PARKAUE

Page 18: JACKY 11+ - parkaue.de · JACKY2 Jacky Regie Bühne + Kostüme Stepptanz-Unterricht und Choreografie Dramaturgie Theaterpädagogik Regieassistenz Inspizienz Technischer Direktor

1 8

IMPRESSUMSpielzeit 2013/2014

THEATER AN DER PARKAUEJunges Staatstheater Berlin

Parkaue 2910367 Berlin

Tel. 030 – 55 77 52 -0www.parkaue.de

Intendant: Kay Wuschek

Redaktion: Amelie Mallmann, Eva-Maria Reimer

Gestaltung: pp030 – Produktionsbüro Heike Praetor

Fotos: Christian BrachwitzTitelfoto mit Elisabeth Heckel

Abschlussfoto mit Elisabeth Heckel

Kontakt Theaterpädagogik: Irina-Simona Barca / Sarah Kramer

Telefon: 030 – 55 77 52 -60 [email protected]