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Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics Niedrigere Zinsen oder niedrigere Löhne – Was erfordert der Standortwettbewerb? 8. Wirtschaftspolitisches Symposium der Herbert Giersch Stiftung in der DekaBank Frankfurt am Main, 13. April 2005 Prof. Dr. Rüdiger Soltwedel

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Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics. Niedrigere Zinsen oder niedrigere Löhne – Was erfordert der Standortwettbewerb? 8. Wirtschaftspolitisches Symposium der Herbert Giersch Stiftung in der DekaBank Frankfurt am Main, 13. April 2005. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel

Kiel Institute for World Economics

Niedrigere Zinsen oder niedrigere Löhne – Was erfordert der

Standortwettbewerb?8. Wirtschaftspolitisches Symposium der Herbert Giersch

Stiftung in der DekaBank

Frankfurt am Main, 13. April 2005Prof. Dr. Rüdiger Soltwedel

Page 2: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Zeit für einen „two-handed approach“?

Ist Deutschland flexibler geworden?

Ja:

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Beträchtliche Reformanstrengungen seit 2002...

am Arbeitsmarkt:Mini- und Midi-Jobs, Ich-AGs, Personal-Service-Agenturen, Lockerung des Kündigungsschutzes für kl. Unternehmen, Lockerung der Handwerksordnung, Hartz IV

in der Kranken- und RentenversicherungSenkung der Einkommensteuersätze

Page 4: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       ...aber nicht genug!

Arbeitsanreize bleiben stark beeinträchtigt

Marginale Belastung der Löhneniedriger hoher Lohn verh., hoher Lohn, 2 Kinder

1990 22,7 24,8 18,0

2000 26,4 30,2 24,6

2005 24,1 28,1 24,8

hinzu kommen die Sozialabgaben

Page 5: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       ...aber nicht genug!

das gilt auch für Investitionsanreize:

Erträge aus Unternehmensinvestitionen werden – trotz der Unternehmenssteuerreform 2001 – im internationalen Vergleich hoch besteuert (SVR),

in vielen Ländern sind in jüngster Zeit stärkere Steuersatzsenkungen beschlossen worden

Page 6: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Wirkungen auf das Produktionspotential?

IfW: kein Anlass, Schätzung für das Wachstum des

Produktionspotentials nach oben zu korrigieren

(1% auf mittlere Sicht)

Page 7: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Effekt von Hartz IV

Am stärksten wohl durch Sanktionen (verschärfte Zumutbarkeitsregel)

Für die Leistungsanreize ist wenig erreicht worden: die Grenzbelastung bleibt sehr hoch!

Page 8: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       Effekt von Hartz IV

„Gering Qualifizierte können vermutlich in vielen Fällen allenfalls Löhne erwirtschaften, für die die gesamte (implizite und explizite) Grenzbelastung 80 Prozent oder mehr beträgt; dies gilt um so mehr dann, wenn die betreffenden Personen bereits längere Zeit arbeitslos sind. Dies bedeutet, dass gering Qualifizierte ihr verfügbares Einkommen durch Erwerbstätigkeit nur wenig steigern können. Ein hinzuverdienter Euro erhöht das verfügbare Einkommen nur um einige Cents. Ein finanzieller Anreiz zu arbeiten ist praktisch nicht vorhanden.“ (Boss 2004)

Zur Stärkung der Leistungsanreize müßte wohl das garantierte Mindesteinkommen gesenkt werden.

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Integration, Globalisierung – Angst und gesellschaftliche Verunsicherung?

Gewinnen alle Länder?

Zu Lasten der Entwicklungsländer?

Zu Lasten des Lebensstandards der reichen Industrieländer?

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Integration, Globalisierung – Angst und gesellschaftliche Verunsicherung?

In den Industrieländern schmerzhaft besonders für den Arbeitsmarkt

Vor allem für wenig qualifizierte Arbeitskräfte

Zunahme des weltweiten Angebots verstärkt den Effekt des skill biased technological change

Page 11: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Integration, Globalisierung – Angst und gesellschaftliche Verunsicherung?

Ist der Staat gefordert?

Abschottung (Protektionismus)?

Strategische Industriepolitik?

Ursprungslandprinzip für Gütermärkte – Bestimmungslandprinzip für Arbeitsmärkte?

Page 12: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

„Lohndumping“

Entsendegesetz, Allgemeinverbindlichkeit oder Mindestlöhne? EU-Mindeststandards ?

NEIN: das wäre kontraproduktiv!

Signalfunktion der Lohnflexibilität

Arbeitslosigkeit wenig qualifizierter Arbeitskräfte würde zunehmen,

Anreize zum Lernen werden beeinträchtigt.

Behinderung des Strukturwandels.

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Verschärfter internationaler Standortwettbewerb

Unternehmen unter Druck: Zwang zur Anpassung an den permanenten Wandel

Schnelligkeit, Flexibilität, Anpassungs- und Innovationsfähigkeit sind die wichtigsten Wettbewerbsfaktoren

Page 14: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Anpassung an permanenten Wandel

Die Innenwelt — Gestaltung der flexibilitätsorientierten Unternehmens-organisation

Produktionssystem, Arbeitsorganisation, Anreizstruktur

Die Außenwelt — Neupositionierung im globalen Markt

outsourcing (national, international)Verlagerung, FDI, Allianzen

Page 15: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Unabdingbar: Mehr Vertragsfreiheit auf Unternehmensebene

Unternehmensnahe Festlegung von Arbeitsbedingungen und –entgelten

Druck auf Tarifvertragsparteien in D

Das Beispiel des „wilden Ostens“

aus schierer Not: Auflehnung gegen korporatistisch oktroyierte

Lohnstandards

(zur Erinnerung: Ziel der Lohnstandards war es u.a., kein „Lohndumping“ aus Ostdeutschland zuzulassen)

Page 16: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Das Beispiel des „wilden Ostens“...

Die M+E-Industrie in Sachsen ist nunmehr tarifvertraglich dereguliert!

  Über 95 % aller Firmen mit über 80 % aller Mitarbeiter werden vom Flächentarifvertrag der IG Metall nicht berührt.

Der Flächentarifvertrag ist weitgehend ohne Orientierungsfunktion für die tariffreien Firmen

Page 17: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Das Beispiel des „wilden Ostens“...

Firmentarifverträge treten kaum an die Stelle des Flächentarifvertrages.

Der „Häuserkampf“ der IG Metall hat nicht stattgefunden.

 

75 % der wenigen Firmentarifverträge bringen den Unternehmen deutliche Gewinne an Flexibilität und im Durchschnitt 10 % Personalkostenentlastung.

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Das Beispiel des „wilden Ostens“...

...zeigt, dass der gewonnene Flexibilitäts-spielraum die Expansion des Verarb. Gewerbes in Ostdeutschland stützt (Wachstumsmotor Ostdeutschlands)

...macht mittlerweile Schule auch im Westen

• Daimler, VW, Opel• Öffnungsklauseln

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Fazit: Angebotspolitische Hausaufgaben noch nicht erledigt!

Der verschärfte internationale Standortwett-bewerb zwingt Unternehmen, Gewerkschaften und den Staat dazu, sich mit Blick auf die weltweite Konkurrenz zu positionieren – der Verweis auf ein erhöhtes Reformtempo als vorher oder bei der Vorgängerregierung reicht nicht aus.

Und in der Angebotspolitik bleibt noch viel zu tun (Tarifvertragsrecht, Subventionsabbau und Steuerreform, Deregulierung und Re-regulierung, Föderalismusreform, Forschung- und Entwicklung ...)

Page 20: Institut für Weltwirtschaft  an der Universität Kiel Kiel Institute for World Economics

       

Lastenheft schon lange bekannt:

Herbert Giersch (Hrsg.)

Wie es zu schaffen ist!Eine Agenda für die deutsche Wirtschaftspolitik

1985