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SAMET ER Handbuch zum islamischen Gottesdienst Handbuch zum islamischen Gottesdienst Handbuch zum islamischen Gottesdienst PRAX ISLAM PRAX ISLAM PRAX ISLAM Es gibt viele Bücher über die islamische Religi- onspraxis. Die meisten von ihnen sind aus anderen Sprachen übersetzt und sprechen daher muslimi- sche Jugendliche in Deutschland kaum an. Dem eologen Samet Er gelingt es in diesem Buch, die deutsche Perspektive einzubringen und somit auf wichtige praxisbezogene Fragen der Jugendlichen hierzulande verständliche Antworten zu geben. SAMET ER DEFINE DEFINE DEFINE

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SAMET ER

Handbuch zum islamischen Gottesdienst

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PRAXISLAM

Es gibt viele Bücher über die islamische Religi-onspraxis. Die meisten von ihnen sind aus anderen Sprachen übersetzt und sprechen daher muslimi-sche Jugendliche in Deutschland kaum an. Dem Th eologen Samet Er gelingt es in diesem Buch, die deutsche Perspektive einzubringen und somit auf wichtige praxisbezogene Fragen der Jugendlichen hierzulande verständliche Antworten zu geben.

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Handbuch zum islamischen GottesdienstPRAXISLAM

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Handbuch zum islamischen GottesdienstPRAXISLAM

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Copyright © Define Verlag, Berlin, 2019

1. Auflage

Es ist nicht gestattet, Teile dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder in PCs/Computern zu verändern oder einzeln oder zu-sammen mit anderen Vorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftli-cher Genehmigung des Verlags.

Erschienen im Define Verlag

Autor Samet Er

Redaktion Arhan Kardas

Lektor Lenius Hirschberger

Illustration Seval Peker

Coverdesign Yavuz Aydemir

Korrespondenz: Wilhelmstr. 26—30 Haus 24 — 13593 Berlin

Tel: +49 69 / 83-83-8000 www.deinbuchshop.de

ISBN: 978-3-946871-12-5

Druck: CPI books GmbH Ulm - Deutschland

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Inhalt

Vorwort ................................................................................................131. Kapitel ..............................................................................................16Der Gottesdienst ..................................................................................16Wieso bedarf der Mensch des Gottesdienstes? ...............................18Der Gottesdienst erinnert uns daran, dass wir Geschöpfe Gottes sind .........................................................21Die Verantwortung und die Bedingungen des Gottesdienstes ................................................23Wann gilt man im Islam als verantwortlich (ar. mukellef, tr. mükellef)? ................................................................24Was sind die Voraussetzungen? ........................................................24Die Kernaufgaben (ar. farḍ, tr. farz) im Islam .................................26Zwei Arten von Kernaufgaben: farḍ el-ʿayn und farḍ el-kifāye ...........................................................26Die Soll-Aufgaben (ar. wadjib, tr. vacip) im Islam .........................27Die Sunna .............................................................................................28Warum ist die Sunna so wichtig? ......................................................31Halal ......................................................................................................34Haram ...................................................................................................34Mekruh .................................................................................................38

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2. Kapitel ..............................................................................................40Der Islam – die Religion der Sauberkeit ..........................................41Die Sauberkeit und der Gottesdienst ................................................42Was bedeutet materielle Unreinheit? ...............................................42Was bedeutet Reinigung von immaterieller Unreinheit? ..............43Reinigung von materiellem Schmutz ...............................................43Wege, sich von materiellem Schmutz zu säubern ..........................44Die materielle Reinheit als Sunna .....................................................44Die Reinigung von immateriellem Schmutz ...................................45Die Gebetswaschung (ar. wudu´, tr. abdest) ...................................45Was ist die Sunna der Gebetswaschung? .........................................46Die ideale Waschung ..........................................................................48Einige zu beachtende und empfohlene Regeln (ar. mandub, tr. mendup) bei der Gebetswaschung .......................52Was hebt die Gültigkeit der Gebetswaschung auf? ........................53Was hebt die Gültigkeit der Gebetswaschung nicht auf? ..............54Der Ablauf der Gebetswaschung .......................................................54Was ist ohne Gebetswaschung untersagt? .......................................56Warum ist es tugendhafter, stets im rituellen Reinheitszustand zu sein (tr. abdestli olmak)? ................................56Die Ganzkörperwaschung (ar. ghusl, tr. boy abdesti/gusül) .........57Was bedeutet die Ganzkörperwaschung? ........................................57In welchen Situationen wird die Ganzkörperwaschung notwendig? .............................................57Was sind die Hauptvoraussetzungen (ar. farḍ, tr. farz) bei der Ganzkörperwaschung? ............................58Was ist die Sunna der Ganzkörperwaschung? ................................59

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Was ist während der Ganzkörperwaschung zu beachten? ............59Wie führt man idealerweise die Ganzkörperwaschung durch? .....................................................60Kann man nach der Ganzkörperwaschung den Gottesdienst durchführen? .........................................................61Was ist im rituell unreinen Zustand (dem Zustand ohne Ganzkörperwaschung) verboten? .................61Was ist im rituell unreinen Zustand erlaubt? ..................................61Teyemmum ..........................................................................................62Was ist teyemmum? ............................................................................62Wann ist teyemmum durchzuführen? .............................................63Zu beachtende Regeln .........................................................................64Wie führt man teyemmum durch? ...................................................65Was ist die Sunna beim teyemmum? ...............................................65Was macht teyemmum ungültig? .....................................................65

3. Kapitel ..............................................................................................68Wichtige Aspekte bei Frauen .............................................................69Die Menstruation ................................................................................69Was ist die Menstruation? .................................................................69Zu beachtende Regeln während der Menstruation ........................71Wieso während der Menstruation Hygiene wichtig ist .................73Das Wochenbett ..................................................................................74Was ist während der Menstruation und dem Wochenbett verboten? .......................................................74Das Verrichten des Hauptgebets .......................................................74Das Fasten ............................................................................................75

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Die Koranrezitation ............................................................................75Das Berühren des Korans ...................................................................76Die Umrundung der Kaaba ...............................................................76Ungeregelte Blutung, Zwischenblutung und Dauerblutung .........77

4. Kapitel ..............................................................................................78Das Hauptgebet (ar. salah, tr. namaz) ..............................................79Die Säule der Religion: Das Hauptgebet ..........................................80Was ist das Hauptgebet? Wieso ist es wichtig? ...............................80Eine wichtige Botschaft des Propheten Mohammed: „Erst das Hauptgebet!“ .......................................................................81Das Hauptgebet als Schutzschild vor verwerflichen Taten ...........82Fünfmal am Tag beten – ist das nicht zu viel? ................................83Sind weltliche Angelegenheiten ein Hindernis für das Gebet? .....84Ist das Hauptgebet nur etwas für ältere Menschen? .......................85Gibt es bestimmte Gebetszeiten? .....................................................86 Wieso ist die Gebetszeit wichtig? ......................................................86Der Gebetsruf (ar. adhan, tr. ezan) ...................................................86Der Gebetsaufruf (ar. iqamah, tr. kamet) ........................................90Die Kernaufgaben des Hauptgebets .................................................90Die Hauptvoraussetzungen vor dem Gebetsbeginn .......................90Die Hauptvoraussetzungen während des Gebets ...........................93Die Fahrlässigkeitsniederwerfung ...................................................100Die Sunna des Gebets .......................................................................101Was macht das Gebet ungültig? ......................................................103Das tägliche Hauptgebet...................................................................105Das Morgengebet (ar. fedjr, tr. sabah namazı) ..............................105Das Mittagsgebet (ar. zuhr, tr. öğle namazı) .................................106

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Das Nachmittagsgebet (ar. ʿasr, tr. ikindi namazı) .......................107Das Abendgebet (ar. maghrib, tr. akşam namazı) ........................108Das Nachtgebet (ar. ʿischaʿ, tr. yatsı namazı) ...............................109Die Koranrezitation als Hauptvoraussetzung des Gebets ...........110Der Koran ...........................................................................................110Was ist der Koran für die Muslime? ...............................................112Kurze Suren und Bittgebete für das Gebet .....................................113Wie verrichtet man das Gebet? .......................................................121Das Verrichten der Sunna-Einheiten des Morgengebets ............121Das Verrichten der Farḍ-Einheiten des Morgengebets ...............123Das Verrichten der anderen Gebete ...............................................124Das Witr-Gebet .................................................................................124Die Lobpreisung (ar./tr. tesbihāt) nach dem Gebet ......................125Das Gemeinschaftsgebet (arab. es-salātu bi-l-djamāʿa) ...............126Das Nachholgebet (tr. kaza namazı) ...............................................129Was sind djemʿi taqdīm und djemʿi teʾchīr? ................................131Die Will-Gebete (ar./tr. nafile) ........................................................132Das Tehedjjud-Gebet (tr. teheccüd namazı) .................................133Das Vormittagsgebet (ar./tr. duha, tr. kuşluk namazı) ................133Das Spätabendgebet (ar. awwabin, tr. evvabin namazı) ..............134Das Lobpreisgebet (Tesbīh-Gebet) .................................................134Das Freitagsgebet...............................................................................135Das Tarawih-Gebet (tr. teravih namazı) ........................................138Das Gebet des Reisenden (tr. seferi namazı) .................................140Das Festtagsgebet (ar. ʿīd-Gebet, tr. bayram namazı) ..................140Das Totengebet ..................................................................................142Heilige Tage und Nächte ..................................................................143

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5. Kapitel ............................................................................................148Das Fasten: Die Hälfte der Geduld .................................................149Wann genau wird gefastet? Was ist der Sinn dahinter?...............149Welchen Nutzen hat das Fasten? ....................................................150Für wen ist das Fasten verpflichtend? ............................................151Wann ist die Zeit des Fastens? .........................................................152Wer nicht fasten braucht ..................................................................152Was passiert, wenn man im Ramadan nicht gefastet hat?...........153Was passiert, wenn man das Fasten vor dem Abendgebet bricht? ...........................................................153Was ist der Unterschied zwischen dem Nachholfasten und dem Sühne-Fasten? ................................154Wann ist das Sühne-Fasten zu leisten? ..........................................154Wann ist das Fasten mit nur einem Tag nachzuholen? ...............155Wann muss das Fasten nicht nachgeholt werden? .......................156

6. Kapitel ............................................................................................158Die Pflichtabgabe im Islam ..............................................................159Was ist die Pflichtabgabe (ar. zakāh, tr. zekat)? ............................159Wer hat die Pflichtabgabe zu leisten? .............................................160Wem ist die Pflichtabgabe zu entrichten? ......................................160Die freiwillige Spende (ar. sadaqa, tr. sadaka) ...............................161Die Schöpfungsabgabe (tr. sadaka-i fitr) ........................................162

7. Kapitel ............................................................................................164Der Weg nach Mekka .......................................................................165Die Pilgerfahrt (ar. hajj, tr. hacc) ....................................................165

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Die Pilgerfahrt: Ein Zeichen der Gleichheit ..................................166Die Pilgerfahrt bindet den Menschen an die Religion .................167Für wen ist die Pilgerfahrt verpflichtend? ......................................167Was ist die kleine Pilgerfahrt (ar. ʿumra, tr. umre)?)? .................167Kurban (Die Annäherung im Islam) ..............................................168Wer soll opfern? ................................................................................169Wann ist die Zeit des Kurban? ........................................................169Welche Tiere sind zu opfern? ..........................................................169

Kurze Suren und Bittgebete für das Gebet ................................171

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Vorwort

Wie jeder Jugendliche in Deutschland hatte auch ich im Alter von 15 bis 17 Jahren ein Bedürfnis nach Ant-worten. Ich wollte mich daher viel intensiver mit Religi-on auseinandersetzen. Ich habe danach gefragt, was Sinn und Zweck meines Aufenthalts im Diesseits ist. Mich be-schäftigten Fragen rund um die Themen Gott, Propheten, Universum, Engel, Existenz von Geisterwesen, Gebet … Nur hatte ich keine Antworten – obwohl ich seit meinem achten Lebensjahr in einer Moschee wöchentlich religiös unterrichtet wurde.

Da der Unterricht in der Moschee auf Türkisch erfolg-te, fiel es mir schwer, das Gelernte in den hiesigen deut-schen Kontext einzubringen. Ich brauchte kurze, schnelle und leicht formulierte Antworten, die ich auch an meine nichtmuslimischen Freunde, die mich ständig über das Gebet und das Fasten befragten, weitergeben konnte.

Mit Beginn meiner Tätigkeit als muslimischer Berater in Justizvollzugsanstalten sah ich viele religiös-theologi-sche Analphabeten, die nur oberflächlich mit ihrer Reli-

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gion vertraut waren. Kaum einer kannte sich mit mekruh, mendūb etc. aus. „Es kann nur haram und halal geben!“, war die Aussage eines Gefangenen. Ich war in direkter Weise mit der klassisch-islamischen Theologie im all-täglichen religiösen Leben konfrontiert, sodass ich sehen konnte, dass die Radikalisierung mit einem Mangel an religiösem Austausch zusammenhängt. „Warum soll ich den Gefängnisimam besuchen? Er kann doch nur Tür-kisch …“, habe ich öfters zu hören bekommen.

Dies war unter anderem der Grund dafür, das vorlie-gende Buch zu verfassen und jungen Menschen, die eben-falls nach Antworten suchen, eine Art Leitfaden für ein an religiösen Werten und Vorstellungen orientiertes Leben an die Hand zu geben. Dieses Buch verdankt seine Form den Anfragen muslimischer Jugendlicher, die sich im-mer wieder an mich und mein Umfeld wenden. Das Buch nimmt das hanefitische Verständnis des Korans und der Sunna als Grundlage.

Ich habe mich an Jugendlichen zwischen dem 8. und 16. Lebensjahr orientiert und mich bemüht, mich mög-lichst in einem flüssigen, einfachen und verständlichen Sprachstil auszudrücken und keine arabischen Fachbegrif-fe zu verwenden. Hierzu habe ich den von mir geschätz-ten Autor und Islamwissenschaftler Arhan Kardaş zurate gezogen, indem wir uns für mehrere Tage von weltlichen Belangen zurückgezogen und jeden einzelnen Begriff aus-

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VorwortVorwort

diskutiert haben. Zum besseren Verständnis haben wir zu wichtigen Begrifflichkeiten sowohl die türkische als auch die arabische Übersetzung angefügt. Die Koranüberset-zungen stammen von Ali Ünal, dessen Werk Herr Kardaş und Herr Abdullah Aymaz überarbeitet haben.1 Zusätz-lich wurden kurze Suren aus der Übersetzung von Fried-rich Rückert übernommen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Buch junge Muslime über viele Jahre begleiten wird, sodass diese Be-griffe in ihr Vokabular eingehen werden. Ich hoffe, dass dieses Buch zur Sensibilisierung und Immunisierung in Bezug auf radikale Angebote, zur Verbesserung des Wort-schatzes, zur Klärung der Fragen und zum besseren Ver-ständnis des Islams beiträgt.

Samet Er

1 Ali Ünal, Der Koran, Vollständige Übersetzung mit umfangreichem Kom-mentar, Frankfurt am Main 2015.

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len. Wadjib sind zum Beispiel das Witr-Gebet, das Festge-bet (ar. ʿId-Gebete, tr. bayram namazı) und die Danksa-gung bzw. das Sprechen von elhamdulillah (Lob sei Gott).

Die SunnaDer Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) gilt als

der erste Ansprechpartner, der beste Exeget und Praktiker des Korans und als derjenige, der den koranischen Cha-rakter bestens zum Ausdruck bringt. Deshalb bildet sein gesamtes Leben bzw. sein Gottesdienst ein ideales Vorbild für alle Muslime.

Zur Sunna gehören Aussagen, Handlungen, Haltungen und Gesten sowie Empfehlungen, Befehle und Zubilli-gungen des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm). Prophetengefährten (sahaba) haben durch Auswendigler-nen, Niederschreibungen und Nachahmungen die Sunna des Propheten zuerst selbst verinnerlicht und dann ihren Nachkommen vermittelt. Durch diese Art der Überliefe-rung gelang die Sunna bis in die Gegenwart. Die Sunna gilt nach dem Koran als die zweite Hauptquelle im Islam. Der Koran ist ohne die Sunna nicht zu verstehen, und die Sunna nicht ohne den Koran.

Die prophetische Tradition beinhaltet Riten, deren Praxis empfohlen und belohnt wird, deren Unterlassung jedoch keine Sanktionen im Jenseits nach sich zieht. Da-mit hat die Sunna lediglich normativen Charakter. In

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1. Kapitel

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allgemeinem Sinne jedoch ist die Sunna von großer Be-deutung, da die Kern- und Sollaufgaben ohne die Sunna, also die Praxis des Propheten, nicht zu verstehen und zu vollziehen wären. Der barmherzige Gott betont im Koran fortwährend die Bedeutung und die Vertrautheit mit der Sunna: „Wer dem Gesandten gehorcht, der hat (damit) Gott gehorcht, und wer sich von ihm (und seiner Lebenswei-se) abwendet (so sei nicht bekümmert darüber, o Gesand-ter, denn) Wir haben dich nicht als Bewahrer und Wächter über sie geschickt (um sie von ihren Missetaten abzuhalten und für sie zur Rechenschaft gezogen zu werden)“ (4:80).

Alle Angelegenheiten, die im Koran nicht ausführlich behandelt werden, wurden durch die Sunna des Prophe-ten im Detail erläutert. Beispiele hierfür sind das Haupt-gebet und die Pflichtabgabe. Im Koran steht lediglich, dass das Gebet zu verrichten und die Pflichtabgabe (zekat) zu entrichten sind:

„Und verrichtet das Gebet, und entrichtet die reinigende Pflichtabgabe“ (2:43).

Einer, der die Sunna des Propheten Muhammed nicht kennt, weiß nicht, wie das Gebet zu verrichten und die Pflichtabgabe zu entrichten sind. Hierin liegt die Bedeu-tung der Sunna des Propheten Muhammed, der uns er-gänzend sagte: „Betet so, wie ihr mich beten gesehen habt.“ Die Sunna in allgemeinem Sinne zeigt uns also, wie wir den Koran und z. Β. die Kernaufgaben zu verstehen haben.

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Es gibt zwei Arten der Sunna: die sunna muʾekkede und die sunna ghayr muʾekkede. Die sunna muʾekkede ist die beständige prophetische Praxis, bezeichnet also Handlungen, die der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) permanent vollzogen hat,4 wie zum Beispiel die Sun-na-Gebete des Morgens-, Mittags- und Abendgebets. Die sunna ghayr muʾekkede bezeichnet im Gegensatz dazu Handlungen, die der Prophet (aufgrund unerwartet aufge-tretener Ereignisse) unregelmäßig vollzogen hat, wie zum Beispiel die Vor-Sunna-Gebete des Nachmittags- und Nachtgebets.

Handlungen wie das Essen, Trinken, Anziehen etc., die zum Alltag des Propheten gehören, sind der sunna ghayr muʾekkede zuzuschreiben. Das Befolgen der Sunna bedeu-tet Verdienst und Belohnung, das Unterlassen jedoch kei-ne Sünde. Es ist hier aber wichtig zu erwähnen, dass beim Unterlassen der Sunna kein Anspruch mehr auf die Für-sprache (tr. şefaat) des Propheten besteht. Mit Fürsprache ist gemeint, dass sich der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) im Jenseits bzw. am Jüngsten Gericht aufgrund seiner von Gott gegebenen Befugnis der Fürsprache ent-sprechend der Treue des Verantwortlichen gegenüber der Sunna für das Heil des Verantwortlichen ausspricht.

In Bezug auf die Vorbildlichkeit des Propheten Mu-hammed (Friede sei mit ihm) sind drei Dimensionen zu

4 In seinem gesamten Leben hat der Prophet die sunna muʾekkede höchs-tens ein bis zwei Mal unterlassen.

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1. Kapitel

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beachten: die normative, die individuelle und die kulturel-le Dimension. Die normative Dimension betrifft Aussprü-che und Anweisungen, die die Religion bzw. die Glauben-spraxis betreffen und verbindlich sind, wie beispielsweise die Handlungen im Gebet. Die individuelle Dimension bezieht sich auf persönliche Vorlieben des Propheten Mu-hammed (Friede sei mit ihm), die keine religiös verpflicht-ende Bedeutung und Bindung haben. Als Beispiel können hier seine Lieblingsfrucht die Quitte oder Halwa und Ho-nig genannt werden. Es besteht keine religiöse Verpflich-tung, diese zu essen. Auch gilt es in Bezug auf die kulturel-le Dimension zu differenzieren, da es sich hierbei ebenfalls um Gewohnheiten des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm) handelt, die keinen religiösen Charakter besitzen. Diese können als arabische Kultur der damaligen Zeit, ja sogar als Trend in islamischem Rahmen gesehen werden, wie etwa das Gewand (ar. Djalabiye, tr. cübbe) oder die Sandalen des Propheten. Es wäre falsch, den Propheten nur auf seine religiöse Vorbildlichkeit zu reduzieren, denn er war auch ein Mann seiner Zeit bzw. ein weltliches Vor-bild für die Muslime.

Warum ist die Sunna so wichtig?

Die Sunna umfasst einen großen Teil des Islams. Die Handlungen, Taten und Zubilligungen des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm) sind in jedem Gottes-dienst beinhaltet. Der barmherzige Gott beschreibt im

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„Wer im Ramadan wahrhaftig und voller Hoffnung fas-tet, dem vergibt Gott auch seine vergangenen Sünden.“

5. Kapitel

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Das Fasten: Die Hälfte der GeduldWann genau wird gefastet? Was ist der Sinn dahinter?Das Fasten ist die dritte Säule des Islams. Unter Fas-

ten versteht man im Islam, mit Anbruch der Morgen-dämmerung bis zum Sonnenuntergang Essen, Trinken, Geschlechtsverkehr, Lügen, üble Nachrede und Klatsch bewusst zu unterlassen und das Ego unter Kontrolle zu halten. Das bedeutet nicht, dass man dies nur im Rama-dan tun sollte. Während des Fastens wird jedoch beson-ders darauf geachtet. Das Fasten wurde im Koran durch Sure 2 Vers 183 verpflichtet: „O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrie-ben war, die vor euch waren, damit ihr Gottes Schutz (vor der Versuchung durch körperliche Begierden) verdient und Gottesbewusstsein [ar. taqwa, tr. takva] erlangt.“ Der Stel-lenwert des Fastens vor Gott wird in einem Hadith-Qud-si beschrieben: „Für alle guten Taten gibt es einen 70 bis 700-fachen Lohn. Der Fastende steht aber außerhalb dieses Maßstabs. Es ist für Mich. Nur Ich belohne diese Tat.“

Sinn und Zweck des Fastens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang besteht nicht nur darin, mit leerem Ma-

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gen den Tag zu verbringen, also mit dem Körper zu fas-ten; vielmehr soll auch der Geist fasten. Ein Muslim hat sich also neben dem Essen und Trinken auch von anderen materiellen Gelüsten zu enthalten. Darunter fallen unter anderem üble Nachrede, Lügen, sinnloses Gerede, un-rechtmäßiger körperlicher Kontakt oder unaufrichtiges Handeln. Al-Ghazzali spricht vom „Fasten des Herzens“. Das Herz fastet, wenn das Herz von der Liebe zu Gott er-griffen und frei von Hass, Neid, Gier und Hochmut ist. Es würde dem Geist des Fastens widersprechen, unter dem Fasten nur Enthaltsamkeit hinsichtlich des Essens und Trinkens zu verstehen. Das Fasten erzieht also nicht nur den Körper, sondern auch die Seele und die Gefühle. Da-durch lernt der Mensch Verständnis für andere Menschen, insbesondere für Arme, zu haben.

Welchen Nutzen hat das Fasten?

Für einen guten Muslim sind seine Sünden und schlech-ten Taten immer ein Grund zur Besorgnis. Das Fasten bringt dem Muslim eine frohe Botschaft und schenkt ihm Seelenfrieden (tr. huzur). In einem Hadith wird folgende frohe Botschaft verkündet: „Wer mit festem Glauben im Ramadan nur für Gott fastet, dem werden alle Sünden ver-geben.“ Das Fasten schützt uns vor Sünden und verpön-ten Taten. Da der Fastende im ständigen Gottesdienst ist, enthält er sich von jeglichen verpönten Taten. Ganz gleich

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5. Kapitel

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wohin wir uns auch bewegen, wir sind im Gottesdienst und dementsprechend auch achtsamer. Man verhält sich dann bewusster, eingedenk dessen, dass Gott uns beobach-tet. Daraus ist zu schließen, dass das Fasten einen Men-schen tugendhafter machen kann bzw. das Potential hat, das Beste aus einem Menschen herauszuholen. Der Pro-phet Muhammed (Friede sei mit ihm) sah das Fasten als ein Schutzschild gegenüber allen schlechten Taten.

Zudem verstehen wir Menschen leider den Wert einer Sache erst, wenn wir sie verlieren. Mit dem Fasten sind wir unseren täglichen Bedürfnissen, nämlich dem Essen und Trinken, fern. So lernt man den Zustand hungriger Men-schen kennen, entwickelt Empathie und geht mit Essen und Trinken nicht verschwenderisch um. Weiterhin lernt man die Großzügigkeit Gottes kennen und bedankt sich bei Ihm.

Durch diesen Gottesdienst erlangt man viel Nachsicht. In einem Hadith heißt es hierzu: „Das Fasten ist die Hälfte der Geduld und die Geduld die Hälfte des Glaubens.“

Für wen ist das Fasten verpflichtend?Das Fasten ist für jene eine Kernaufgabe (ar. fard), die

folgende Hauptvoraussetzungen erfüllen:1. Sie sind im Besitz des islamischen Glaubens2. Sie sind bei klarem Verstand

3. Sie haben die Pubertät erreicht

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Wann ist die Zeit des Fastens?Die Zeit des Fastens beginnt mit dem Anbruch der Mor-

gendämmerung und dauert bis zum Sonnenuntergang – also vom Beginn des Morgengebets bis zum Beginn des Abendgebets. Das Fastenbrechen (ar./tr. iftar) kündigt das Ende des Fastens an. Zu Beginn des Fastenbrechens bzw. vor dem Essen sprach der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) das folgende Bittgebet: „Der Durst ist vorüberge-gangen, die Adern wurden aufgefrischt und der Lohn steht fest, so Gott will.“

Die Zeit vor dem Anbruch der Morgendämmerung wird im Islam sahur (Fastenbeginn) genannt. Es ist die Zeit des Frühstücks. Der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) sagte diesbezüglich: „Esst zum sahur, denn da ist der Segen.“ Das Frühstück bekommt hier einen spirituellen Wert. Es gibt Kraft für den Tag. Neben dem Frühstück als Gottesdienst sind zu dieser Zeit auch Bittgebete empfeh-lenswert.

Für das Fasten kann schon am vorangegangenen Abend die Absicht gefasst werden. Wenn die Absicht beim Fasten-brechen vergessen wird, kann sie bis zum Vormittag nach-geholt werden.

Wer nicht fasten brauchtIm Koran heißt es an mehreren Stellen (2:185, 4:28 und

22:78), dass Gott seinen Geschöpfen keine Last auferlegt.