honigbiene (apis mellifera ), bienen (apoidea) · sprichwörter 16, 24: „freundliche worte sind...

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Bibelpflanzen - vom alten Buch zur lebenden Pflanze Die griechische Mythologie, erzählt von dem römischen Dichter Vergil, beschreibt den Ursprung der Honiggewinnung durch den Menschen: Aristeus, Sohn des Gottes Apollo, besaß einen Bienenstock. Er wollte Euridike, die Gattin des Orpheus, verführen, doch diese wies ihn zurück und starb an einem Schlangenbiß. Um sich zu rächen, zerstörte Orpheus den Bienenstock von Aristeus. Die Götter waren über das Fehlverhalten von Aristeus erzürnt. Zu ihrer Besänftigung opferte er ihnen vier Stiere und vier Färsen: ihren Eingeweiden entflogen Bienenschwärme, mit denen Aristeus seinen Bienenstock wieder aufbauen und die Menschen die Imkerei lehren konnte. In der neueren Volksmedizin galt Honig als Allheilmittel und aufgrund seiner antiseptischen Wirkung half er auch tat- sächlich bei Verletzungen. Adam Lonitzer verordnet ihn gegen den Husten und gegen Halsgeschwüre: „Honig genossen / hilfft und bekompt auch dem bresthafften Hals sehr wohl / dann er miltert und erweychet die Geschwer / säubert die Wunden und fürdert sie zur heylung.“ Außerdem soll der Honig Ohrensausen vertreiben und Kopfläuse töten. Im Aberglauben wurde der Honig zur Dämonenvertreibung eingesetzt und im Bosheitszauber der Hexen half er vor allem gegen Milchraub. Schutz vor gewissen Krankheiten brachte das Essen von Honigbrot oder Honigschnitten an bestimmten Tagen. Der Traum von Honig brachte, so hieß es, Glück und Klugheit. Sprichwörter 16, 24: „Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib.“ Psalmen 119, 103: „Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, süßer als Honig für meinen Mund.“ Honig ist eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit und war, vor der Entwicklung des Rohr- und Rübenzuckers fast das einzige, in größerem Maße vorhandene, Süßungsmittel. Vor 40.000 Jahren entdeckte der Mensch den Honig. Die ältesten Belege des Honigsammelns, Zeichnungen in der Höhle von La Aranas, stammen aus der Zeit um 7000 v. Chr. Bereits im alten Ägypten wurde die Imkerei betrieben und der Honig hoch geschätzt. Die Biene galt als göttlich und der Honig war dort die Speise der Götter. Unter Ramses II. erhielten hohe Beamte einen Teil ihres Gehaltes in Honig. Für einen Topf Honig bekam man einen Esel oder ein Rind. Im alten Rom und Griechenland wurde der Honig u. a. als Heilmittel genutzt. Die Anwendungen reichten von der Behandlung bei Verletzungen, Fieber, Geschwüren bis hin zu Depressionen. Ein Leitsatz der römischen Ärzte war: „Iß Honig, und du bleibst gesund.“ Honigbiene (Apis mellifera ), Bienen (Apoidea) Abb.: Kräuterbuch von Adam Lonitzer (1630)

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Page 1: Honigbiene (Apis mellifera ), Bienen (Apoidea) · Sprichwörter 16, 24: „Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib

Bibelpflanzen - vom alten Buch zur lebenden Pflanze

Die griechische Mythologie, erzählt von dem römischen Dichter Vergil, beschreibt den Ursprung der Honiggewinnung durch den Menschen: Aristeus, Sohn des Gottes Apollo, besaß einen Bienenstock. Er wollte Euridike, die Gattin des Orpheus, verführen, doch diese wies ihn zurück und starb an einem Schlangenbiß. Um sich zu rächen, zerstörte Orpheus den Bienenstock von Aristeus. Die Götter waren über das Fehlverhalten von Aristeus erzürnt. Zu ihrer Besänftigung opferte er ihnen vier Stiere und vier Färsen: ihren Eingeweiden entflogen Bienenschwärme, mit denen Aristeus seinen Bienenstock wieder aufbauen und die Menschen die Imkerei lehren konnte.

In der neueren Volksmedizin galt Honig als Allheilmittel und aufgrund seiner antiseptischen Wirkung half er auch tat-sächlich bei Verletzungen. Adam Lonitzer verordnet ihn gegen den Husten und gegen Halsgeschwüre: „Honig genossen / hilfft und bekompt auch dem bresthafften Hals sehr wohl / dann er miltert und erweychet die Geschwer / säubert die Wunden und fürdert sie zur heylung.“ Außerdem soll der Honig Ohrensausen vertreiben und Kopfläuse töten.

Im Aberglauben wurde der Honig zur Dämonenvertreibung eingesetzt und im Bosheitszauber der Hexen half er vor allem gegen Milchraub. Schutz vor gewissen Krankheiten brachte das Essen von Honigbrot oder Honigschnitten an bestimmten Tagen. Der Traum von Honig brachte, so hieß es, Glück und Klugheit.

Sprichwörter 16, 24: „Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib.“Psalmen 119, 103: „Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, süßer als Honig für meinen Mund.“

Honig ist eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit und war, vor der Entwicklung des Rohr- und Rübenzuckers fast das einzige, in größerem Maße vorhandene, Süßungsmittel. Vor 40.000 Jahren entdeckte der Mensch den Honig. Die ältesten Belege des Honigsammelns, Zeichnungen in der Höhle von La Aranas, stammen aus der Zeit um 7000 v. Chr. Bereits im alten Ägypten wurde die Imkerei betrieben und der Honig hoch geschätzt. Die Biene galt als göttlich und der Honig war dort die Speise der Götter. Unter Ramses II. erhielten hohe Beamte einen Teil ihres Gehaltes in Honig. Für einen Topf Honig bekam man einen Esel oder ein Rind. Im alten Rom und Griechenland wurde der Honig u. a. als Heilmittel genutzt. Die Anwendungen reichten von der Behandlung bei Verletzungen, Fieber, Geschwüren bis hin zu Depressionen. Ein Leitsatz der römischen Ärzte war: „Iß Honig, und du bleibst gesund.“

Honigbiene (Apis mellifera ), Bienen (Apoidea)

Abb.: Kräuterbuch von Adam Lonitzer (1630)